Sicherheitsaspekte bei Nahrungs ergänzungsmitteln im Sport

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Peer Review | Positionspapier                                                                             Medienformen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Umschau
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               Sicherheitsaspekte bei Nahrungs­
               ergänzungsmitteln im Sport
               Position der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft
               für Ernährung e. V. (DGE)

               Rainer Ziegenhagen, Hans Braun, Anja Carlsohn, Mareike Großhauser, Helmut Heseker, Daniel König,
               Stephanie Mosler, Andreas Nieß, Helmut Oberritter, Klaus Schäbethal, Alexandra Schek, Peter Stehle,
               Kiran Virmani, Alfonso Lampen

                                                                                          Einleitung
     Abstract
     Dieses Positionspapier befasst sich mit Sicherheitsaspekten bei der An-              Die Verwendung von Nahrungsergänzungs-
     wendung von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) im Sport. NEM zählen                     mitteln (NEM) im Sport ist weitverbreitet.
     rechtlich zu den Lebensmitteln und können Vitamine, Mineralstoffe und                Die Werbeaussagen für diese Produkte sind
     sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung              vielfältig und sie werden von SportlerInnen
     enthalten. Bei sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physio-             u. a. mit der Absicht zur Verbesserung des
     logischer Wirkung ist gegenwärtig bis auf wenige Ausnahmen nicht spe-                allgemeinen Gesundheitszustands und der
     ziell geregelt, welche Stoffe im Einzelnen zugesetzt werden dürfen, sofern           Immunfunktion, zur Krankheitsvorbeugung,
     die Produkte noch als Lebensmittel einzuordnen sind. NEM werden in
                                                                                          zur verbesserten Regeneration, zur Erhöhung
     großer Vielfalt angeboten und können via Internethandel weltweit bezo-
                                                                                          der Leistungsfähigkeit oder zur Verbesserung
     gen werden. Sie unterliegen hierzulande vor dem Inverkehrbringen nur
     einer Anzeigepflicht; eine staatliche Prüfung der Sicherheit erfolgt dabei           einer als nicht ausgewogen angesehenen Er-
     nicht. Die Verantwortung für ihre Sicherheit und dass VerbraucherInnen               nährung angewandt [1, 2].
     durch Aufmachung und Bewerbung nicht getäuscht werden, liegt bei den                 Hinsichtlich des Gebrauchs von Supplementen
     Herstellern/Inverkehrbringern der NEM.                                               im Leichtathletikbereich liegen relativ verläss-
     Für SportlerInnen ist eine ausgewogene und den Bedürfnissen angepasste               liche Informationen u. a. aus der Auswertung
     Ernährung ein grundlegendes Erfordernis und eine Voraussetzungen für                 von Dopingkontrollbögen vor, die in den Jah-
     gute sportliche Leistungen. NEM stellen keinen Ersatz für eine ausgewo-              ren 2003–2008 während Weltmeisterschaften
     gene Ernährung dar.                                                                  und anderen Gelegenheiten bei jugendlichen
     Die Verwendung von NEM bzw. Produkten, die Mikronährstoffe und                       und erwachsenen AthletInnen erhoben wur-
     sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung
                                                                                          den. Dort wurde in 66 % der Fälle die Ein-
     enthalten, sollte im Sportbereich nicht unkritisch erfolgen. Mögliche Risi-
                                                                                          nahme eines NEM während der letzten 7 Tage
     ken wie eine unabsichtliche Verletzung von Anti-Dopingregularien oder
     mögliche gesundheitliche Risiken sollten berücksichtigt werden.                      angegeben. Erwachsene AthletInnen hatten
                                                                                          während dieses Zeitraums im Durchschnitt
     Schlüsselwörter: Nahrungsergänzungsmittel, Sicherheit, Dopingrisiko,
     gesundheitliche Risiken, Sporternährung, Supplemente                                 Supplemente aus 1,7 unterschiedlichen Sup-
                                                                                          plement-Substanzkategorien1 eingenommen.
                                                                                          Bei 30 % der Kontrollbögen (alle Altersklassen)
                                                                                          wurde die Einnahme von mehr als 2 Supple-
               Zitierweise                                                                mentkategorien angegeben und im Einzelfall
               Ziegenhagen R, Braun H, Carlsohn A, Großhauser M, Heseker H,               bis zu 24 Supplemente aus 11 Supplementka-
               König D, Mosler S, Nieß A, Oberritter H, Schäbethal K, Schek A,            tegorien [3].
               Stehle P, Virmani K, Lampen A: Safety aspects of dietary supple-           Bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 wurde
               ments in sports. Position of the working group sports nutrition of         von den zuständigen TeamärztInnen eine
               the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau 2020;               durchschnittliche Einnahme von 1,3 Supple-
               67(2): 42–50.e1–e2.                                                        menten pro Spieler und Spiel berichtet, wobei
               The English version of this article is available online:                   einige Spieler bis zu 10 Supplemente vor einem
               DOI: 10.4455/eu.2020.012
                                                                                          Spiel einnahmen [4]. In Deutschland gaben bei
                                                                                          einer Befragung jugendlicher Spitzensport-
               Peer-Review-Verfahren
               Begutachtet im Zuge der Erstellung                                         lerInnen verschiedener olympischer Diszipli-

               Korrespondierender Autor
               Klaus Schäbethal                                                           1
                                                                                                minosäuren, Vitamine, Mineralstoffe, Kreatin, Koffein,
                                                                                               A
               schaebethal@dge.de                                                              pflanzliche Supplemente (Botanicals), andere Substanzen

               M90                          42    Ernaehrungs Umschau international | 2/2020
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                                                                                        Nutzung, Verbreitung und Weitergabe (auch auszugsweise) in allen
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nen 91 % der Befragten an, ein Supplement während des letzten              damit verbundenen Zufuhr an Nährstoffen
Monats konsumiert zu haben und mehr als ein Viertel (26,8 %)               oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer
der SupplementnutzerInnen konsumierten täglich mindestens ein              oder physiologischer Wirkung.
Supplement [5].                                                            Nährstoffe im Sinne der Verordnung sind
In einer Literaturstudie, die verschiedene Sportarten und Länder           Vitamine und Mineralstoffe, einschließlich
umfasste, waren Vitamine/Mineralstoffe, Multivitamine/Multi­               Spurenelemente. Für sie ist festgelegt, welche
mineralstoffe, Vitamin C, Proteinprodukte, Sportgetränke und               Vitamine bzw. Mineralstoffe und weiterhin
Sportriegel unter den am häufigsten genutzten Supplementen                 welche Vitamin-/Mineralstoffverbindungen
[6]. Bei der o. g. Befragung jugendlicher SpitzensportlerInnen in          bei der Herstellung von NEM verwendet wer-
Deutschland waren die fünf häufigsten „Supplemente“, die min-              den dürfen. Bei den sonstigen Stoffen mit ernäh-
destens einmal pro Monat konsumiert wurden, Magnesium (69 %                rungsspezifischer oder physiologischer Wirkung
der SupplementnutzerInnen), Dextrose (64 %), Energydrinks                  (z. B. Aminosäuren, Ballaststoffe, Fettsäuren,
(64 %), Vitamin C (56 %) und Calcium (46 %) [5].                           Substanzen tierischer Herkunft [Glucosamin
Bei den vorliegenden Untersuchungen waren die dort gebrauch-               usw.], getrocknete pulverisierte Pflanzen/
ten Definitionen von Supplementen zum Teil nicht deckungsgleich            Pflanzenteile, Pflanzenextrakte, isolierte Pflan-
mit der EU-weiten rechtlichen Definition für NEM und reichten              zenwirkstoffe) ist gegenwärtig bis auf wenige
von unterschiedlichen NEM mit verschiedensten Inhaltsstoffen bis           Einzelfälle2 nicht speziell geregelt, welche
hin zu eher konventionellen Produkten, z. B. Sportgetränken oder           Stoffe im Einzelnen NEM zugesetzt werden
Sportriegeln.                                                              dürfen. Dies ist gegebenenfalls im Einzelfall
Im Folgenden werden sicherheitsrelevante Aspekte von NEM und               zu prüfen.
deren Inhaltsstoffen besprochen. Die dargestellten Aspekte sind            Verbindliche Höchstmengen für den Zusatz
jedoch prinzipiell auch auf andere Lebensmittelkategorien wie              von Vitaminen, Mineralstoffen oder sonstigen
Riegel, Getränke oder sonstige Produkte übertragbar, die Zusätze           Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physio-
solcher Inhaltsstoffe enthalten.                                           logischer Wirkung zu NEM existieren derzeit
Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass bei der Anwendung von NEM             weder auf nationaler deutscher noch auf der
im Sport nicht nur Sicherheitsfragen, sondern auch Fragen der              Ebene der Europäischen Union3. Es gelten je-
„Wirksamkeit“, d. h. eines nachgewiesenen sportlichen Nutzens              doch die allgemeinen Bestimmungen des Le-
von Bedeutung sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein             bensmittelrechts, nach denen es verboten ist,
solcher Nutzen – abgesehen vom Ausgleich nachgewiesener Defi-              Lebensmittel, die nicht sicher sind, in Verkehr
zite oder der Sicherstellung ausreichender Zufuhren an essenziel-          zu bringen (Artikel 14, Verordnung (EG)
len Nährstoffen, z. B. bei bestimmten Vitaminen und Mineralstof-           178/2002).
fen, oder abgesehen von bestimmten Produkten zur Deckung des               Für NEM besteht vor dem Inverkehrbringen
Energie-, Kohlenhydrat- oder Flüssigkeits-/Elektrolytbedarfs bei           lediglich eine Anzeigepflicht. Eine staatliche
Ausdauerbelastungen – bisher nur für sehr wenige Substanzen,               Prüfung der Sicherheit vor dem Inverkehr-
die als ergogen angepriesen werden, tatsächlich wissenschaftlich           bringen erfolgt nicht. Die Verantwortung
ausreichend belegt wurde [7–11].                                           für die Sicherheit von NEM und dafür, dass
                                                                           VerbraucherInnen durch die Aufmachung
                                                                           und Bewerbung nicht getäuscht werden,
                                                                           liegt bei den Herstellern/Inverkehrbringern
Rechtlicher Hintergrund                                                    der Produkte. Die auf dem Markt befindli-
                                                                           chen NEM werden von den Lebensmittel-
Rechtlich zählen NEM zu den Lebensmitteln und unterliegen dem              überwachungsbehörden der Bundesländer
Lebensmittelrecht. Neben den allgemeinen lebensmittelrechtlichen           überwacht.
Bestimmungen sind NEM in der Nahrungsergänzungsmittel-Ver-
ordnung (NemV) geregelt, mit der die EU-Richtlinie 2002/46/EG
in deutsches Recht umgesetzt wurde [12].
Nach dieser Verordnung ist ein NEM als ein Lebensmittel definiert, das     2
                                                                              etrifft zurzeit:
                                                                             B
i) dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen und               - Ephedrakraut und Zubereitungen daraus, die aus Ephe-
                                                                                dra-Arten gewonnen werden: Verwendung in Lebens-
ii)	ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit er-
                                                                                mitteln verboten (Anhang III, Teil A der Verordnung
      nährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung alleine oder in         1925/2006)
      Zusammensetzung darstellt und                                          -Yohimberinde und Zubereitungen daraus, die aus
iii)	in dosierter Form (Kapseln, Tabletten, Pillen, Pulverbeuteln,            Yohimbe (Pausinystalia yohimbe [K. Schum] Pierre ex
      Pulver, Flüssigampullen, Flaschen mit Tropfeinsätzen usw.)               Beille) gewonnen werden: Verwendung in Lebensmitteln
                                                                               verboten (Anhang III, Teil A der Verordnung 1925/2006)
      zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen in Verkehr               3
                                                                             Wobei in einzelnen Ländern der EU nationale Höchstmen-
      gebracht wird.                                                          genregelungen für Vitamine und Mineralstoffe bzw. für
NEM müssen mit bestimmten Hinweisen versehen werden, u. a.                    verschiedene sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder
mit der Angabe der täglichen Verzehrmenge des Produkts und der                physiologischer Wirkung bestehen.

                                                Ernaehrungs Umschau international | 2/2020    43                                                     M91
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Peer Review | Positionspapier                                                                                 Medienformen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Umschau
                                                                                                              Zeitschriftenverlag GmbH, Wiesbaden.

            Gesundheitsbezogene Werbeaussagen zu Inhaltsstoffen von NEM,                           sind [16]. Hierbei kann es sich zum einen um
            d. h., ob mit ihrer Einnahme gesundheitliche Nutzen, einschließ-                       Produkte handeln, bei denen diese Substanzen als
            lich positiver Effekte im Sportbereich, verbunden sind, wurden                         solche oder in Form von Synonymen offen als
            und werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittel­                              Inhaltsstoffe deklariert und beworben werden.
            sicherheit (EFSA) im Rahmen der Evaluierung gesundheitsbezo-                           Zum anderen kann es sich um Produkte handeln,
            gener Angaben für Lebensmittel und Lebensmittelinhaltsstoffe                           bei denen diese Substanzen als Inhaltsstoffe nicht
            (Health Claims) bewertet [13].4                                                        deklariert werden. In diesen Fällen gelangten die
            Im Zuge des weltweiten Handels und der Verfügbarkeit von Pro-                          nach WADA-Liste verbotenen Substanzen zum
            dukten über das Internet ist auch zu berücksichtigen, dass zwar                        Teil unbeabsichtigt als Verunreinigung (Konta-
            bestimmte nationale und EU-weite Regelungen zu Lebensmitteln                           mination) im Rahmen der Herstellung in die Pro-
            und NEM bestehen, dass jedoch bei Bezug aus dem Ausland die                            dukte oder aber sie wurden diesen z. T. absicht-
            Frage besteht, welchen nationalen Regelungen die betreffenden Pro-                     lich zugesetzt (Verfälschung), um bestimmte
            dukte unterliegen, insbesondere in Bezug auf die Produktsicherheit                     Produktwirkungen zu erzielen. Teilweise sind
            und den Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen/Wirkversprechen,                             die dopingrelevanten Substanzen auch wegen der
            und ob diese auch eingehalten werden. Darüber hinaus besteht die                       Verwendung synonymer Bezeichnungen oder
            Frage, ob geltende deutsche lebensmittelrechtliche Bestimmungen                        der Verwendung von Fantasienamen bzw. nicht
            eingehalten werden. Zum Beispiel können NEM aus dem Ausland                            regelgerechten Bezeichnungen für SportlerInnen
            ggf. in Deutschland als Arzneimittel angesehen werden. Ein Import                      nicht oder nur schwer als in der WADA-Liste
            wäre demnach verboten. In solchen Fällen kann Bestellern sogar                         aufgeführte Substanzen erkennbar (z. B. die
            eine Anzeige drohen [14].                                                              in der WADA-Liste aufgeführte Substanz
            Weitere Informationen zum Kauf von NEM im Internet und beste-                          4-Methyl­hexan-2-amin [Methylhexanamin];
            henden Gütesiegeln bei Internetkäufen sind u. a. beim Bundesamt                        verwendete Synonyme: Dimethylamylamin =
            für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verfügbar [14,                        DMAA = Dimethylpentylamin = Pentylamin
            15].                                                                                   = Geranamine; z. T. wurden Geranium root ex-
                                                                                                   tract oder Geranium oil als angebliche natürliche
                                                                                                   Methylhexanaminquelle aufgeführt) [17].
                                                                                                   Die in vergangenen Jahren nachgewiesenen
            Potenzielle Risiken bei Verwendung                                                     dopingrelevanten Substanzen sind vielfältig
            von NEM im Sport                                                                       (z. B. Stimulanzien, Prohormone, „klassische“
                                                                                                   anabole Steroide, „Designer“-Steroide, Clenbu-
            NEM müssen sicher sein und die Bewerbung, Kennzeichnung                                terol, verbotene Peptidhormone usw.). Ebenso
            und Produktangaben dürfen VerbraucherInnen nicht täuschen.                             waren die involvierten Produkte vielfältig
            Trotzdem kann bei der weiten Palette von Produkten, die als NEM                        [17–21]. Insbesondere bei absichtlich ver-
            angeboten werden oder über den weltweiten Internethandel als                           fälschten Produkten sollen „Schlankheitsmit-
            dietary supplements erhältlich sind, in einigen Fällen die Einnahme,                   tel“ mit Zusätzen von Stimulanzien, als NEM
            auch bei Einhaltung der angegebenen Verzehrempfehlung, mit                             zum Muskelaufbau vermarktete Produkte mit
            potenziellen Risiken verbunden sein. Bei SportlerInnen, die dem                        Anabolika, fettabbauende und muskelaufbau-
            Dopingkontrollsystem unterliegen, betrifft dies in erster Linie die                    ende Produkte mit Zusätzen von β2-Agonisten
            potenzielle unbeabsichtigte Einnahme von Substanzen, die nach                          oder motivationsfördernde Produkte und sog.
            der World Anti Doping Agency(WADA)-Liste verboten sind und ge-                         Neuroenhancer mit Zusätzen von Stimulanzien
            sundheitliche Risiken durch verwendete Inhaltsstoffe.                                  Hauptkandidaten für solche Verfälschungen
                                                                                                   darstellen [22]. Bei positiven Dopingfällen
            Substanzen, die nach der WADA-Liste verboten sind                                      wurden ebenfalls NEM mit Diuretika detek-
            Produkte, die als NEM/dietary supplement bezeichnet werden, können                     tiert [22]. Aber auch andere Erzeugnisse, die
            u. U. Substanzen enthalten, die nach der Liste der WADA verboten                       als Hauptinhaltsstoffe z. B. Vitamine, Mine-
                                                                                                   ralstoffe, Aminosäuren/Proteinhydrolysate
                                                                                                   oder eine weite Palette von im Sport ange-
                                                                                                   wandten Substanzen auswiesen, waren in der
            4
                Mittlerweile wurden mehr als 2 300 gesundheitsbezogene Angaben zu ver-
                
                                                                                                   Vergangenheit in einzelnen Fällen, z. B. durch
                schiedensten Inhaltsstoffen und Lebensmittelprodukten mit Ausnahme von
                Angaben zu Pflanzen, -teilen, -extrakten oder isolierten Pflanzeninhaltsstof-
                                                                                                   Verunreinigungen, betroffen [18, 19].
                fen (Botanicals), für die noch Übergangsregelungen gelten, bewertet (EU Re-        Die detektierten Mengen reichten von hohen,
                gister of nutrition and health claims made on foods         http://ec.europa.eu/   z. T. supratherapeutischen Dosierungen, bis hin
                food/safety/labelling_nutrition/claims/register/public/?event=register.home;       zu niedrigen Dosierungen, die keine positiven
                siehe auch Verordnung [EU] Nr. 432/2012 der Kommission zur Festlegung einer
                                                                                                   Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit mehr
                Liste zulässiger anderer gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel als An-
                gaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung und
                                                                                                   erwarten lassen, jedoch teilweise noch ausrei-
                die Gesundheit von Kindern      https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/    chend sein können, um positive Dopingtests
                HTML/?uri=CELEX:02012R0432-20170822&from=EN)                                       hervorzurufen [17–19]. Bspw. reichten geringe

            M92                                  44    Ernaehrungs Umschau international | 2/2020
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Zufuhren von 2,5 µg eines Nandrolon-Prohor-        land die „Kölner Liste“ (   www.koelnerliste.com) oder in den
mons (19-Norandrostendion), die vermischt mit      USA die National Sanitation Foundation (NFS) International mit
5 g Kreatin verabreicht wurden (entsprechend       dem Programm Certified for Sport® (      www.nsfsport.com/),
einer Verunreinigung von 0,00005 %), noch          das Programm Informed Choice (         http://informed-choice.
aus, um bei einigen der Testpersonen in den ers-   org/) sowie das Programm der Banned Substances Control Group
ten beiden Urinproben nach der Einnahme Urin­      (    www.bscg.org) [25].
spiegel des diagnostisch verwendeten Nandro-       Nach einer groben, mit deutlichen Unsicherheiten behafteten
lon-Hauptabbauprodukts (19-Norandrosteron)         Schätzung, waren vermutlich ca. 6–9 % der in den Jahren 2006
hervorzurufen, die einen positiven Dopingtest      bis 2013 in Australien, Großbritannien und den USA sanktionier-
zur Folge gehabt hätten [23].                      ten Dopingfälle mit dem Gebrauch von Produkten assoziiert, die
Sofern ein Arzt/eine Ärztin Kenntnis darüber       als NEM vermarktet wurden [26].
hat, dass ein/e von ihm beratene(r) SportlerIn
dem Dopingkontrollsystem unterliegt, sollte        Potenzielle gesundheitliche Risiken verwendeter
er/sie bei der Beratung zur Einnahme von NEM       Inhaltsstoffe
daher auf die Gefahr eines möglichen positiven     Nicht bei allen Produkten, die als NEM bzw. dietary supplements
Dopingbefunds infolge einer Verunreinigung         angeboten oder weltweit über das Internet vertrieben werden,
hinweisen. Geschieht dies nicht und es kommt       kann davon ausgegangen werden, dass sie – auch bei Einhaltung
zum positiven Befund, ist ein Haftungsan-          von angegebenen Verzehrempfehlungen – gesundheitlich unbe-
spruch des/der AthletIn gegenüber dem Arzt/        denklich sind.
der Ärztin anzunehmen. Inwieweit dieser
Grundsatz auf weitere beratende Personen wie          Ein Extrembeispiel für gesundheitliche Risiken von Inhaltsstof-
ErnährungsberaterInnen ausgedehnt werden              fen stellte die unerlaubte Verwendung von 2,4-Dinitrophenol
kann, ist derzeit juristisch nicht geklärt.           (DNP) in Produkten dar, die als NEM und „Schlankheitsmit-
Die genannten dopingrelevanten Substanzen             tel“, sogenannte Fatburner, vertrieben wurden und als Ziel-
können, je nach Dosierung, auch gesundheit-           gruppe insbesondere Personen aus der „Bodybuilderszene“
liche Risiken bergen.                                 ansprachen. In verschiedenen Ländern wurden mehrere
                                                      Todesfälle auf den Konsum DNP-haltiger Produkte zurück-
Möglicherweise unterliegen die hauptsächlich          geführt. Teilweise war hierbei der Zusatz von DNP nicht de-
nachgewiesenen dopingrelevanten Substanzen            klariert und somit für den Verbraucher nicht erkennbar. DNP
einem zeitlichen Wandel, z. B. infolge regula-        ist eine Chemikalie, die in den Mitochondrien als Entkoppler
torischer Maßnahmen in bestimmten Län-                der oxidativen Phosphorylierung wirkt, dadurch die physiolo-
dern, die ihre Verfügbarkeit beeinflussen.            gische Atmungskette und den Energiestoffwechsel der Zelle
Zu erwähnen sind u. a. auch Nachweise von             behindert und so einen erhöhten zellulären Stoffwechselum-
nicht deklariertem Sibutramin in verschiede-          satz bewirkt (tödliche orale Dosis: 1–3 g, schwerwiegende
nen, als NEM zur Gewichtsreduktion bezeich-           und lebensbedrohliche Wirkungen auch nach wiederholter
neten Produkten („Schlankheitsmittel“), die           Einnahme geringerer Dosierungen aufgrund von Anreiche-
unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an-              rung im Körper möglich) [27].
sprechen. Sibutramin ist in der WADA-Liste
(Rubrik Stimulanzien) aufgeführt und eine             Ein weiteres Beispiel für die Verwendung risikobehafteter
Substanz aus der Gruppe der Appetitzügler,            Substanzen in NEM stellt die mittlerweile in der EU (und
die früher als Arzneistoff verwendet wurde.           auch in einigen anderen Ländern) verbotene Verwendung
Aufgrund von erheblichen Nebenwirkungen,              von Ephedrakraut und Zubereitungen daraus, die aus Ephe-
insbesondere bei übergewichtigen Personen             dra-Arten gewonnen werden in Lebensmitteln dar (Ver-
mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hatte die            ordnung (EU) 2015/403). Extrakte aus Ephedrakraut, als
Europäische Arzneimittelagentur 2010 emp-             Ephedra oder Ma huang bezeichnet, waren in der Vergan-
fohlen, die Zulassung von sibutraminhaltigen          genheit NEM zur Gewichtsreduktion (Fatburner) oder zur
Arzneimitteln zu widerrufen [14, 24].                 Verbesserung der sportlichen Leistung, oft in Kombination
Zwischenzeitlich wurden in verschiedenen              mit Koffein/Guarana-Extrakt und/oder anderen Substan-
Ländern Qualitätssicherungsprogramme                  zen, zugesetzt worden. Solche Produkte waren über das
etabliert, in deren Rahmen NEM auf die An-            Internet erhältlich. Von der EFSA wurde festgestellt, dass
wesenheit verschiedener dopingrelevanter              bei Ephedrakraut und Ephedraalkaloide-enthaltenden Zu-
Substanzen untersucht und auch weitere                bereitungen, die in NEM verwendet werden, bei den ge-
qualitätsrelevante Informationen zur Her-             schätzten Zufuhrmengen signifikante Sicherheitsbedenken
stellung der Produkte erhoben werden, um              (z. B. potenzielle unerwünschte kardiovaskuläre und/oder
AthletInnen den Zugang zu NEM mit einem               zentralnervöse Wirkungen bei hohen Ephedraalkaloid-Zu-
minimierten jedoch nicht eliminierten Dopingri-       fuhren) bestehen [28].
siko zu ermöglichen. So gibt es in Deutsch-

                                              Ernaehrungs Umschau international | 2/2020    45                                                    M93
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                                                                                                       Nutzung, Verbreitung und Weitergabe (auch auszugsweise) in allen
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            Gesundheitliche Risiken von NEM können nicht nur bei den hier              Vitamine und Mineralstoffe5
            aufgeführten und teilweise extremen Beispielsubstanzen auftreten           Vitamine und Mineralstoffe, in Form von
            ( Kasten), sondern auch bei verschiedenen weiteren Substanzen aus         Multivitamin-/Multimineralstoffprodukten
            der weiten Palette von Inhaltsstoffen, die NEM zugesetzt werden.           oder Produkten, die einzelne Vitamine oder
            Wie bei den meisten Substanzen sind hierbei gesundheitliche Risiken        Mineralstoffe enthalten, zählen zu den am
            von der Dosis, d. h. der täglichen Zufuhrmenge, abhängig. Inso-            häufigsten im Sportbereich angewandten Sup-
            fern ist die häufig anzutreffende Verbrauchererwartung mit einem           plementen.
            Produkt, das pro Tagesverzehrmenge eine höhere Menge eines be-             Der menschliche Körper ist auf die Zufuhr von
            stimmten Inhaltsstoffs enthält, auch ein höherwertigeres Produkt           Vitaminen und Mineralstoffen angewiesen.
            zu erwerben, nicht immer zutreffend. NEM und deren Inhaltsstoffe           Gesundheitliche Risiken bestehen einerseits bei
            sind in dieser Hinsicht mit Gewürzen vergleichbar; es gilt nicht „je       einer Unterversorgung und andererseits bei
            mehr umso besser”, sondern auf die richtige Menge kommt es an.             überhöhten Zufuhren und damit assoziierten
            So können unerwünschte Wirkungen vermieden werden.                         adversen Effekten. Der für den Menschen als
            Unter Umständen können in einigen Fällen auch Substanzen als               gesundheitlich unbedenklich erachtete Zu-
            Inhaltsstoffe von NEM verwendet werden, für die nur wenige                 fuhrbereich wird nach oben durch die tolerier-
            Daten zur Sicherheit verfügbar sind und deren Sicherheitsprofil            bare maximale Tageszufuhr (Tol­erable Upper
            nur lückenhaft oder ungenügend untersucht wurde. Auch bei                  Intake Level) begrenzt. Das Tol­erable Upper In-
            der Kombination mehrerer Inhaltsstoffe in einem Produkt, insbe-            take Level (UL) ist als die maximale chronische
            sondere wenn für einige der Inhaltsstoffe gleichgerichtete uner-           tägliche Zufuhrmenge eines Nährstoffs aus
            wünschte Effekte in Betracht zu ziehen sind (z. B. bei Substanzen          allen Zufuhrquellen definiert, bei der das Auf-
            mit Herz-Kreislauf stimulierender Wirkung), können sich Fragen             treten unerwünschter gesundheitlicher Wir-
            im Hinblick auf potenzielle gesundheitliche Risiken des Gesamt-            kungen beim Menschen als unwahrscheinlich
            produkts ergeben.                                                          angesehen wird [29]. Die von der EFSA und
            Bei der Anwendung mehrerer NEM pro Tag ist zu berücksichti-                deren Vorgängerinstitution, dem Scientific
            gen, dass ein Inhaltsstoff u. U. in mehr als einem dieser Produkte         Committee on Food (SCF), für Vitamine und Mi-
            enthalten sein kann (z. B. bei Anwendung von Kombinationspro-              neralstoffe5 auf der Basis verfügbarer Human-
            dukten) und in solchen Fällen auf dessen tägliche Gesamtzufuhr-            und Tierstudien und unter Berücksichtigung
            menge zu achten ist, um gesundheilich unbedenkliche Zufuhr-                von Unsicherheitsfaktoren abgeleiteten ULs
            mengen nicht zu überschreiten.                                             für erwachsene Personen sind in  Tabelle 1
            Bei Inhaltsstoffen, die aus Pflanzen gewonnen werden, wie ge-              aufgeführt [29–31]. Die ULs gelten für die er-
            trocknete und pulverisierte Pflanzen/-teile, Extrakte oder isolierte       wachsene Allgemeinbevölkerung, jedoch nicht
            Pflanzeninhaltsstoffe (Botanicals), ist zu berücksichtigen, dass für       für Personen, die Vitamine/Mineralstoffe
            solche pflanzlichen Präparationen im Lebensmittelbereich keine             unter medizinischer Überwachung bzw. zu
            verbindlichen Spezifikationen bestehen und sie – auch wenn sie aus         therapeutischen Zwecken erhalten.
            der gleichen Pflanze bzw. den gleichen verwandten Pflanzenspe-             Für verschiedene Vitamine und Mineralstoffe
            zies gewonnen werden – je nach verwendetem Ausgangsmate-                   konnten aufgrund unzureichender Daten keine
            rial (z. B. Herkunft), Verarbeitungs- und Herstellungsverfahren            ULs abgeleitet werden. Dies betrifft zum einen
            (z. B. Extraktions-, Reinigungsverfahren) unterschiedliche Gehalte         Substanzen, bei denen auch bei Zufuhren, die
            bzw. Zusammensetzungen gesundheitlich relevanter Substanzen,               weit oberhalb der Zufuhrreferenzwerte lagen,
            Reinheitsgrade und Gehalte an Begleitsubstanzen/unerwünschten              keine nachteiligen Effekte beobachtet wurden
            Substanzen aufweisen können. Unter Umständen können daher                  (Vitamin B1, Vitamin B2, Biotin, Pantothen-
            gesundheitliche Effekte und Sicherheitsprofile, die mit einer Prä-         säure) wie auch Substanzen, bei denen auf-
            paration beobachtet wurden, nicht ohne weiteres auf andere Prä-            grund nur spärlich vorliegender Daten, fehlen-
            parationen übertragen werden.                                              den Kenntnissen zu Dosis-Wirkungs-Beziehun-
                                                                                       gen, offenen Fragen bezüglich unerwünschter
            Sicherheitsrelevante Aspekte einzelner im Sport­                           Wirkungen oder anderen Gründen kein UL ab-
            bereich häufig angewandter Inhaltsstoffe                                   geleitet werden konnte (Vitamin C, Vitamin K,
            Im Folgenden werden sicherheitsrelevante Aspekte einzelner                 Vitamin B12, Eisen, Mangan, Chrom, Natrium,
            im Sportbereich häufig angewandter Inhaltsstoffe von NEM                   Kalium, Chlorid, Phosphor). Einzelne Bewer-
            dargestellt. Im Hinblick auf die weite Palette von Substan-                tungen zu diesen Substanzen enthalten z. T.
            zen, die im Sportbereich häufig als Inhaltsstoffe von NEM ver-             Angaben, die hilfsweise als Orientierungswerte
            wendet werden, wird z. B. auch auf die Broschüre des Deut-                 für eine Risikobewertung herangezogen wer-
            schen Olympischen Sportbunds „Nahrungsergänzungsmit-                       den können (z. B. für Vitamin C).
            tel“ [22] und dem dortigen Kapitel „Faktencheck“ hingewiesen
            (    https://cdn.dosb.de/alter_Datenbestand/fm-dosb/arbeitsfel             5
                                                                                             emeint sind hier die Mineralstoffe, für die von der DGE,
                                                                                            G
            der/leistungssport/Konzepte/NEM_Broschuere-web_14-7-2014_                       EFSA und anderen wissenschaftlichen Fachgesellschaften
            Doppelseitig.pdf).                                                              Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr abgeleitet wurden.

            M94                          46    Ernaehrungs Umschau international | 2/2020
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                                                                                                  Nutzung, Verbreitung und Weitergabe (auch auszugsweise) in allen
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 Nährstoff                         UL                     D-A-CH-Referenzwert              Höchstmengenempfehlungen des
                                   (EFSA/SCF)             für die Nährstoffzufuhr          BfR für NEM
                                   (Erwachsene,           (Erwachsene,                     (Jugendliche u. Erwachsene,
                                   ≥ 18 Jahre)            ≥ 19 Jahre)                      ≥ 15 Jahre)
 Vitamin A (mg/Tag)                3,0                    0,8–1,0                          0,2a
 β-Carotin (mg/Tag)                15b                    2–4                              Zusatz zu NEM nur unter der Bedin-
                                                                                           gung, dass auf eine Anreicherung
                                                                                           alkoholfreier Getränke mit β-Carotin
                                                                                           verzichtet oder diese beschränkt wird
 Vitamin D (µg/Tag)                100c                   20d                              20
 Vitamin E (mg/Tag)                300                    11–15                            30
 Vitamin B6 (mg/Tag)               25                     1,4–1,6                          3,5
 Folsäure                          1 000   e
                                                          300   f
                                                                                           200
 (µg Folatäquivalente/Tag)
 Nicotinsäure (mg/Tag)             10                                                      4
                                                          11–16g
 Nicotinamid (mg/Tag               900                                                     160
 Calcium (mg/Tag)                  2 500h                 1 000                            500
 Magnesium (mg/Tag)                250                    300–400                          250
                                   (nur für zusätz-
                                   liche Zufuhr)
 Zink (mg/Tag)                     25                     8,0–14,0i                        6,5
 Kupfer (mg/Tag)                   5                      1,0–1,5                          0 (für Personen 15–17 Jahre)
                                                                                           1 (für Personen ≥ 18 Jahre)
 Jod (µg/Tag)                      600j                   150–200                          100
 Molybdän (µg/Tag)                 600                    50–100                           80
 Selen (µg/Tag)                    300                    60–70                            45

Tab. 1: Vitamine und Mineralstoffe5, für die von SCF/EFSA Tolerable Upper Intake Level (UL) abgeleitet wurden.
        Von EFSA/SCF abgeleitete Tolerable Upper Intake Level (Erwachsene, ≥ 18 Jahre) [29–31, 34], sowie für diese Vitamine und
        ­Mineralstoffe vorliegende D-A-CH-Referenzwerte (Erwachsene, ≥ 19 Jahre) [35] und für diese Vitamine und Mineralstoffe vorlie-
         gende Empfehlungen für Höchstmengen für Nahrungsergänzungsmittel (NEM) (Jugendliche und Erwachsene, ≥ 15 Jahre) [32]
       BfR = Bundesinstitut für Risikobewertung; EFSA = European Food Safety Authority; SCF = Scientific Committee on Food
       a
         Hinweis, der besagt, dass Vitamin A in der Schwangerschaft nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden soll; b gesund-
       heitlicher Orientierungswert; die zusätzliche Zufuhr von 15 mg β-Carotin/Tag z. B. über NEM und Farbstoffe ist laut EFSA [34] sicher;
       c
         gemäß EFSA [30]; d bei fehlender endogener Synthese; e UL gilt nur für synthetische Folsäure; f empfohlene Zufuhr für Folat; g empfoh-
       lene Zufuhr für Niacin; h gemäß EFSA [31]; i Die Absorption von Zink wird bei Erwachsenen durch den Phytatgehalt der Nahrung beein-
       flusst. Die hier angegebenen Werte beziehen sich auf eine mittlere Phytatzufuhr (entspricht 660 mg/Tag [1,0 mmol/Tag]); j In Deutschland
       ist für Erwachsene, insbesondere zum Schutz älterer Personen, die lange einem Jodmangel ausgesetzt waren, und dadurch möglicher-
       weise ein erhöhtes Risiko für funktionelle Autonomien aufweisen, ein UL von 500 µg/Tag anzuwenden [35].

ULs wurden in der Regel für die Zufuhr eines                ralstoffe5, für die seitens der EFSA/SCF ULs abgeleitet wurden, in
Nährstoffs aus allen Quellen, d. h. der Zufuhr               Tabelle 1 aufgeführt.7
aus der allgemeinen Ernährung, NEM und                      Im Folgenden werden sicherheitsrelevante Aspekte bei einzelnen
angereicherten Lebensmitteln, abgeleitet. Sie               Mineralstoffen und Vitaminen, die im Sportbereich häufig ange-
sind nicht zu verwechseln mit Höchstmen-                    wandt werden, detaillierter dargestellt:
gen für einzelne NEM. Bei Überlegungen zu
gesundheitlich akzeptablen Höchstmengen                     Magnesium
für einzelne NEM-Produkte ist die tägliche                  Der vom SCF für Magnesium seinerzeit abgeleitete UL für Erwach-
Vitamin- bzw. Mineralstoffzufuhr aus allen                  sene und Kinder ab 4 Jahren von 250 mg/Tag [29] gilt nur für die
o. g. Quellen angemessen zu berücksichtigen.                zusätzliche (supplemental) Zufuhr von leicht dissoziierbaren Mag-
Vorschläge für Höchstmengen für Vitamine
und Mineralstoffe in NEM, die unter dieser
Maßgabe abgeleitet wurden und für Personen                  6
                                                               us der Altersangabe lässt sich jedoch keine Empfehlung für die Anwendung solcher
                                                              A
ab 15 Jahren6 gelten, wurden vom Bundesin-                    NEM bei Jugendlichen ableiten.
stitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlicht             7
                                                              In der Publikation von Weißenborn et al. [32] sind für weitere Vitamine und Mine-
[32, 33]. Sie sind für die Vitamine und Mine-                  ralstoffe Höchstmengenempfehlungen für NEM aufgeführt.

                                                       Ernaehrungs Umschau international | 2/2020    47                                                        M95
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            nesiumsalzen8 und Verbindungen wie Magnesiumoxid über NEM                              Weiterhin hielt die Behörde fest, dass menstru-
            oder angereicherte Lebensmittel, da bei der Magnesiumzufuhr, die                       ierende Frauen sowie Kinder, die Risikogruppen
            aus der üblichen Ernährung bzw. aus den natürlichen Magnesi-                           für einen verminderten Eisenstatus darstellen,
            umgehalten von Lebensmitteln resultiert, bei gesunden Verbrau-                         von einer zusätzlichen Eisenzufuhr oder einer
            cherInnen bisher keine nachteiligen Effekte beobachtet wurden.                         verbesserten Bioverfügbarkeit des Nahrungsei-
            Dies ist beim Vergleich des ULs mit Referenzwerten für die Magne-                      sens profitieren könnten (zu spezifischen Fragen
            siumzufuhr Erwachsener (300–400 mg/Tag) zu berücksichtigen.                            des Eisenstatus und der Eisenversorgung von
            Die UL-Ableitung des SCF basiert auf der Beobachtung von gas­                          Sportlern siehe       Position der AG Sporter-
            trointestinalen Wirkungen (leichte Durchfälle), die bei einem ge-                      nährung der DGE: Mineralstoffe und Vitamine
            ringen Prozentsatz erwachsener Personen bei zusätzlicher Zufuhr                        im Sport [38]).
            von ungefähr 360–365 mg Magnesium/Tag auftreten können.                                Homozygote Träger der hereditären Hä-
            Bei einer Zufuhr bis zu 250 mg/Tag wurden bei Erwachsenen                              mochromatose (bis zu 0,5 % der Bevölkerung)
            keine laxierenden Effekte mehr beobachtet. Darauf fußend und da                        stellen eine besonders empfindliche Risiko-
            die unerwünschten Wirkungen mit keinen pathologischen Fol-                             gruppe für Eisenüberladungen dar, sogar bei
            gen verbunden sind und beträchtliche Anpassungs- bzw. Gewöh-                           üblicher Eisenzufuhr über die normale Ernäh-
            nungseffekte innerhalb von Tagen erfolgen können, wurde vom                            rung [29].
            SCF ein UL von 250 mg/Tag abgeleitet. Da in den meisten Studien,                       Das BfR hat bei seinen Höchstmengenemp-
            die der Ableitung des ULs dienten, die Magnesiumzufuhr in zwei                         fehlungen für NEM speziell im Hinblick auf
            oder mehr Portionen pro Tag erfolgte, wies das Gremium darauf                          menstruierende Frauen eine Höchstmengen­
            hin, dass der UL für zusätzliche Zufuhrmengen gilt, die in zwei                        empfehlung für Eisen in NEM von 6 mg/Tag
            oder mehr Portionen verteilt pro Tag aufgenommen werden [29].                          abgeleitet mit dem Hinweis, dass Männer,
            Zwischenzeitlich liegen erste Hinweise vor, dass leichte Durchfälle                    postmenopausale Frauen und Schwangere
            bei einem geringen Prozentsatz Erwachsener auch schon bei einer                        eisenhaltige NEM nur nach Rücksprache mit
            zusätzlichen Zufuhr von 300 mg/Tag auftreten können, die als                           einem Arzt einnehmen sollten [32].
            Bestätigung für den vom SCF abgeleiteten UL (250 mg/Tag für                            Insgesamt ist SportlerInnnen aufgrund der
            zusätzliche Zufuhr) interpretiert werden können [36].                                  gesundheitlichen Risiken einer Eisensupple-
                                                                                                   mentierung und auch zur Sicherstellung einer
            Eisen                                                                                  optimalen Supplementierung – falls diese not-
            Die EFSA konnte aufgrund mangelnder Daten keinen UL für Eisen                          wendig sein sollte – von einer eigenständigen,
            ableiten [29]. Unerwünschte Auswirkungen einer kurzzeitigen                            nicht ärztlich begleiteten Eisensupplementie-
            überhöhten Eisenzufuhr sind relativ gut beschrieben. Die EFSA                          rung abzuraten.
            stellte fest, dass adverse gastrointestinale Wirkungen (Übelkeit,
            Oberbauchbeschwerden, Konstipation) bei kurzzeitigen, zusätz-                          Vitamin C
            lichen Gaben von 50–60 mg Eisen/Tag in Form von Nicht-Häm­                             Von der EFSA konnte aufgrund mangelnder
            eisen-Präparaten beobachtet wurden, insbesondere wenn diese                            Daten kein UL für Vitamin C abgeleitet wer-
            ohne weitere Nahrung eingenommen wurden. Das amerikanische                             den [29].
            Institute of Medicine hat seine UL-Ableitung für Eisen aus dem                         Bei der gesundheitlichen Bewertung hoher
            Jahr 2001 auf akute gastrointestinale Effekte gegründet und einen                      Vitamin-C-Zufuhren stehen gastrointesti-
            UL von 45 mg Eisen/Tag abgeleitet [37].                                                nale Unverträglichkeiten und offene Fragen
            Zu möglichen unerwünschten Wirkungen langfristiger Gaben                               hinsichtlich erhöhter renaler Oxalatauschei-
            stellte die EFSA fest, dass nach beschränkten wissenschaftlichen                       dungen im Vordergrund. Die EFSA stellte fest,
            Daten zusätzliche Zufuhren von 30 mg Eisen/Tag in Form von                             dass akute gastrointestinale Unverträglich-
            Nicht-Hämeisen-Präparaten bei älteren Personen mit Indikatoren                         keiten (Blähungen, Flatulenz, Durchfall, vor-
            für hohe Eisenspeicher (erhöhte Serumferritinkonzentration) as-                        übergehende Kolik) die am klarsten definierten
            soziert sein können, dass jedoch gegenwärtig nicht geklärt ist,                        adversen Wirkungen hoher Vitamin-C-Zu-
            ab welchem Punkt erhöhte Serumferritinkonzentrationen mit er-                          fuhren darstellen, dass diesbezüglich jedoch
            höhten gesundheitlichen Risiken, wie Leberfibrose assoziiert sind.                     nur begrenzte Daten zur Dosis-Wirkungs-Be-
            Nach Einschätzung der EFSA ist in der Allgemeinbevölkerung das                         ziehung vorliegen, die die Ableitung eines ULs
            Risiko für das Auftreten adverser Effekte infolge hoher Eisenzufuhr                    nicht erlauben. Jedoch legen Humanstudien
            aus der üblichen Ernähung gering, allerdings kann eine zusätzliche                     nahe, dass zusätzliche Zufuhren von bis zu
            Eisenzufuhr über NEM möglicherweise bei Männern und postme-                            ungefähr 1 g/Tag keine adversen Effekte her-
            nopausalen Frauen den Anteil an Personen erhöhen, die wahrschein-                      vorrufen, während solche Effekte bei höheren
            lich biochemische Anzeichen für erhöhte Eisenspeicher entwickeln.                      Zufuhren (3–4 g/Tag) auftreten können [29].
                                                                                                   Weiter bestehen wissenschaftliche Unsicherhei-
                                                                                                   ten, ob hohe Vitamin-C-Zufuhren mit einer er-
            8
                 iesbezüglich genannt wurden im Jahr 2001 Magnesiumchlorid, -sulfat, -aspartat,
                D                                                                                  höhten renalen Oxalatausscheidung verbunden
                -laktat.                                                                           sind, wodurch das Nierensteinrisiko ansteigen

            M96                                  48    Ernaehrungs Umschau international | 2/2020
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könnte. Jedoch wurde nach Angaben der EFSA                                           Portions-                          Koffeingehalt/
ein erhöhtes Nierensteinrisiko bei gewohnheits-                                       einheit                              Portion
mäßigen Zufuhren von 1,5 g/Tag nicht beob-
                                                     Filterkaffee                 Tasse (200 mL)                                 90 mg
achtet. Die EFSA stellte weiterhin fest, dass die
Vitamin-C-Resorption bei hohen Dosen gesät-          Energy Drink                 Dose (250 mL)                                  80 mg
tigt ist und somit Zufuhren oberhalb von 1 g/        Espresso                      Tasse (60 mL)                                 80 mg
Tag nur mit vernachlässigbaren Steigerungen          Schwarzer Tee                Tasse (200 mL)                                 45 mg
der Resorption und Gewebekonzentrationen,
                                                     Cola-Getränk                 Dose (330 mL)                                  35 mg
jedoch mit erhöhten Risiken adverser gastroin-
                                                     Kakao-Getränk                Tasse (200 mL)                               8–35 mg
testinaler Effekte, verbunden sind [29].
Es ist anzumerken, dass gegenwärtig auch             Grüner Tee                   Tasse (200 mL)                                 30 mg
in der Diskussion steht, ob hohe trainingsbe-        Zartbitterschokolade          ½ Tafel (50 g)                                25 mg
gleitende Zufuhren an Antioxidantien (z. B.          Vollmilchschokolade           ½ Tafel (50 g)                                10 mg
Vitamin C, Vitamin E; häufig kombiniert
verabreicht) potenziell nachteilige Effekte auf     Tab. 2: Koffeingehalte verschiedener, ausgewählter Lebensmittel
                                                             ([39], modifiziert nach [40])
leistungs- und gesundheitsfördernde Adapta-                Die Koffeingehalte sind Näherungswerte, da die Koffeingehalte schwanken
tionsprozesse des sportlichen Trainings haben              können.
(      Position der AG Sporternährung der DGE:
Mineralstoffe und Vitamine im Sport [38]).          auftreten. Das Auftreten unerwünschter Wirkungen ist jedoch
Unter Berücksichtigung möglicher Vita-              stark von der individuellen Empfindlichkeit, dem sonst üblichen
min-C-Zufuhren aus weiteren Lebensmittel-           Koffeinkonsum und dem damit verbundenen Gewöhnungseffekt
quellen wurde für NEM eine Höchstmenge (für         sowie der Höhe der jeweiligen Koffeinzufuhr abhängig. Übermäßi-
Personen ≥ 15 Jahre) von 250 mg Vitamin C/          ger Koffeinkonsum über längere Zeiträume wird mit Herz-Kreis-
Tag vorgeschlagen [32].                             lauf-Problemen in Verbindung gebracht. Bei Schwangeren besteht
                                                    bei überhöhtem Koffeinkonsum über längere Dauer das Risiko
Koffein                                             eines verminderten Wachstums des Fötus [39, 40].
Koffein (1,3,7-Trimethylxanthin), ein natür-        Nach der Sicherheitsbewertung der EFSA [41] von Koffein bestehen
liches Alkaloid, wird seit Jahrhunderten v. a.      bei gesunden Erwachsenen bei Einzelzufuhren (bzw. Koffeinzufuh-
aufgrund seiner anregenden Wirkung als In-          ren, die innerhalb eines kurzen Zeitraums erfolgen) bis zu 200 mg
haltsstoff verschiedener Genussmittel verzehrt      Koffein keine Sicherheitsbedenken (etwa 3 mg/kg Körpergewicht
und auch im Sportbereich ist die Anwendung          [KG] für Erwachsene mit 70 kg KG). Das gilt auch für Zufuhren von
weitverbreitet.                                     bis zu 200 mg Koffein, die innerhalb von 2 Stunden vor intensiver
Natürliche Quellen stellen Kaffeebohnen,            körperlicher (sportlicher) Betätigung bei normaler Umgebungstem-
Teeblätter, Kakaobohnen, Guaranabeeren, Ko-         peratur eingenommen werden. In Bezug auf den über den gesamten
lanuss und Blätter des Matestrauchs dar. Wei-       Tag verteilten Tagesgesamtkonsum sind bei gewohnheitsmäßigem
terhin wird Koffein als Reinsubstanz oder in        Verzehr bei gesunden Erwachsenen Zufuhren von bis zu 400 mg
Form von Extrakten zahlreichen Lebensmitteln        Koffein (ca. 5,7 mg/kg KG und Tag) unbedenklich.
zugesetzt, z. B. Energy Drinks, Mate-Geträn-        Bei der von der EFSA für Einzeldosen oder für Koffeinzufuhren, die
ken, Cola-Getränken, Süßigkeiten, Backwaren         innerhalb eines kurzen Zeitraums erfolgen, als gesundheitlich un-
und in Kombination mit Synephrin verschie-          bedenklich abgeleiteten Zufuhrmenge von 200 mg Koffein ist für
denen NEM, die zur Gewichtsabnahme oder             SportlerInnen von Bedeutung, dass damit laut EFSA positive Wir-
Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit       kungen in Bezug auf Aufmerksamkeit/Wachheit9 erzielt werden
(z. T. in Kombination mit weiteren Substan-         können und auch weitgehend Zufuhren erreicht werden, bei denen
zen) angeboten werden ( Tabelle 2).                positive Wirkungen im sportlichen Ausdauerbereich10 erzielt werden
Koffein wirkt stimulierend auf das Herz-Kreis-      können [42, 43].
lauf- und das zentrale Nervensystem. Dies           Im Hinblick auf Zufuhren von bis zu 6 mg Koffein/kg KG oder
wird vornehmlich über antagonistische Wir-          mehr, die teilweise im Sport zur Steigerung der Ausdauerleistung
kungen auf Adenosinrezeptoren vermittelt.           empfohlen werden, ist darauf hinzuweisen, dass die von der EFSA
In moderaten Zufuhrmengen sind damit er-            abgeleitete Zufuhrmenge für Einzeldosen bzw. für Koffeinzufuhren,
höhte Konzentrationsfähigkeit, Wachsamkeit,         die innerhalb eines kurzen Zeitraums erfolgen, von 200 mg Koffein
verringertes Müdigkeitsgefühl oder erhöhte          nicht überschritten werden sollte.
körperliche Leistungsfähigkeit (im Ausdauer-
bereich) verbunden.
                                                     9
                                                         teigerung der Aufmerksamkeit und Wachheit; hierfür als notwendig erachtete
                                                        S
Bei überhöhten Koffeinzufuhren können un-
                                                        Zufuhr: mindestens 75 mg Koffein pro Portion [43]
erwünschte Wirkungen, z. B. erhöhte Ner-            10
                                                       Steigerung der Ausdauerleistung/Ausdauerkapazität; hierfür als notwendig er-
vosität, Erregbarkeit, Ängstlichkeit, Schlaflo-        achtete Zufuhr: 3 mg Koffein/kg KG, eingenommen eine Stunde vor Beginn der
sigkeit, Schweißausbrüche oder Herzrasen               sportlichen Aktivität [42]

                                               Ernaehrungs Umschau international | 2/2020    49                                                      M97
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Peer Review | Positionspapier                                                                        Medienformen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Umschau
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            Kreatin                                                                    Die Literatur zu diesem Beitrag finden Sie
            Die Sicherheit von Kreatin (N-(Aminoiminomethyl)-N-methlygly-              unter     www.ernaehrungs-umschau.de
            cin) wurde im Jahr 2000 vom SCF bewertet. Auf Basis der damals
            vorliegenden Daten schlussfolgerte das wissenschaftliche Gremium,
                                                                                       Interessenkonflikt
            dass zwar keine bedeutenden unerwünschten Wirkungen in Stu-
                                                                                       Die AutorInnen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
            dien zur Wirksamkeit von Kreatin berichtet wurden, dass diese Be-
            lege jedoch keine ausreichende Bestätigung für die Sicherheit von
            Kreatin darstellen und verschiedene offene Fragen bestanden. Das
            Gremium empfahl hohe Anfangsdosen (loading dose) zu vermei-                Danksagung
                                                                                       Für die kritische Durchsicht des Manuskripts bedanken sich
            den. Bei geringeren Zufuhren von bis zu 3 g Kreatin/Tag, die der
                                                                                       die AutorInnen bei Dr. Angela Bechthold und Birte Peter-
            täglichen Turnoverrate von Kreatin (etwa 2 g/Tag) ähnlich sind,            son-Sperlich vom Referat Wissenschaft der DGE.
            wurden gesundheitliche Risken als unwahrscheinlich erachtet [44].
            In einer Bewertung von Kreatinmonohydrat aus dem Jahr 2004
            wurde von der EFSA auf eine Studie hingewiesen, in der Sportler­
            Innen 15,75 g Kreatinmonohydrat/Tag über 5 Tage und nachfol-               Korrespondierender Autor
                                                                                       Klaus Schäbethal
            gend durchschnittlich 5 g/Tag für bis zu 21 Monate erhielten [45].
                                                                                       schaebethal@dge.de
            Nach Ansicht des Gremiums deutet diese Studie darauf hin, dass
            die Zufuhr von etwa 5 g Kreatinmonohydrat/Tag (entspricht etwa
            4,4 g Kreatin/Tag) bei SportlerInnen, die ein intensives Trainings-
            und Wettkampfprogramm absolvieren, sicher zu sein scheint, dass            Dr. Rainer Ziegenhagen1
                                                                                       Hans Braun2
            damit jedoch keine Bestätigung im Hinblick auf mögliche Langzeit-
                                                                                       Prof. Dr. Anja Carlsohn3
            wirkungen hoher Kreatinmonohydratdosen bei nicht hochtrainier-             Dr. Mareike Großhauser4
            ten Personen oder anderen Bevölkerungsgruppen verbunden ist.               Prof. Dr. Helmut Heseker5
            Insgesamt bestätigte das Gremium die frühere SCF-Empfehlung,               Prof. Dr. Daniel König6
            wonach hohe Anfangsdosen vermieden werden sollten und, dass,               Dr. Stephanie Mosler7
                                                                                       Prof. Dr. Andreas Nieß8
            unter der Voraussetzung, dass Kreatin von hohem Reinheitsgrad
                                                                                       Dr. Helmut Oberritter9
            verwendet wird, gesundheitliche Risiken bei einer Zufuhr von bis zu        Klaus Schäbethal9
            3 g Kreatin/Tag unwahrscheinlich sind [46].                                Dr. Alexandra Schek10
            Für SportlerInnen von Bedeutung: Diese Zufuhrmenge (3 g Kreatin/           Prof. Dr. Peter Stehle11
            Tag) ist nach EFSA-Bewertungen auch ausreichend, um eine Erhö-             Dr. Kiran Virmani9
                                                                                       Prof. Dr. Dr. Alfonso Lampen1
            hung der körperlichen Leistungsfähigkeit beim Schnellkrafttraining
            im Rahmen kurzzeitiger intensiver körperlicher Betätigung zu er-           1
                                                                                           bteilung Lebensmittelsicherheit (Abt. 5)
                                                                                          A
            zielen oder bei Personen über 55 Jahren die Wirkung von spezifisch            Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
            definiertem regelmäßigen Krafttraining auf die Muskelkraft steigern        2
                                                                                          Institut für Biochemie
            zu können (Verordnung (EU) 432/2012) [47, 48].                                 Deutsches Forschungszentrum für Leistungssport –
                                                                                           momentum; Deutsche Sporthochschule Köln
                                                                                       3
                                                                                           Fakultät Life Sciences/Department Ökotrophologie
                                                                                            Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
                                                                                       4
                                                                                            Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland
            Zusammenfassung                                                            5
                                                                                            Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit
                                                                                             Fakultät für Naturwissenschaften
                                                                                             Universität Paderborn
            Eine ausgewogene und den Bedürfnissen angepasste Ernährung ist             6
                                                                                             Institut für Sport und Sportwissenschaft
            ein grundlegendes Erfordernis für SportlerInnen und eine der Vor-                 Arbeitsbereich Ernährung
            aussetzungen für gute sportliche Leistungen. NEM stellen keinen                   Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
            Ersatz für eine ausgewogene Ernährung dar. Sofern ein Einsatz er-          7
                                                                                         Institut für Gesundheitswissenschaften
            wogen wird, obwohl bis heute nur für wenige Substanzen, die als               Abteilung Ernährung, Konsum und Mode
                                                                                          Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
            ergogen angepriesen werden, ein sportlicher Nutzen wissenschaft-
                                                                                          Olympiastützpunkt Stuttgart
            lich ausreichend belegt wurde, erfolgt eine zielführende Anwendung         8
                                                                                              Abteilung Sportmedizin
            von NEM am besten als Ergänzung im Rahmen eines gut zusam-                         Medizinische Klinik
            mengestellten Ernährungsplans.                                                     Universitätsklinikum Tübingen
            Die Verwendung von NEM bzw. Produkten, die Mikronährstoffe                 9
                                                                                               Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
                                                                                       10
                                                                                                Redaktion Leistungssport (DOSB)
            und sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer        11
                                                                                                 Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften
            Wirkung enthalten, im Sportbereich sollte nicht unkritisch erfolgen.                  Ernährungsphysiologie
            Mögliche Risiken wie eine unabsichtliche Verletzung von Anti-Do-                      Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
            pingregularien oder gesundheitliche Risiken sollten berücksichtigt
            werden.
                                                                                                   DOI: 10.4455/eu.2020.012

            M98                          50    Ernaehrungs Umschau international | 2/2020
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