SOA: Industrialisierung durch und durch
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SOA: Industrialisierung durch und durch SOA: Industrialisierung durch und durch Die Industrialisierung von IT und die Einführung einer SOA wurden jahrelang völlig separat von unterschiedli- chen Personen eines Unternehmens behandelt. Dabei besteht zwischen beiden Disziplinen eine existentielle Relation: Wenn im Rahmen der Industrialisierung Prozesse verändert werden, müssen Entscheidungen zum Umgang mit Modularisierung, Standardisierung, Automatisierung und Wiederverwendung getroffen werden sowie eine Fokussierung auf Kernkompetenzen erfolgen. Diese Begriffe haben aber auch für die Umsetzung einer SOA eine fundamentale Bedeutung. Mit diesem Artikel soll gezeigt werden, wie im Rahmen der Industrialisierung eine erfolgreiche SOA entstehen kann und bekannte Stolpersteine umgangen werden können. Totgesagte leben länger – und wenn nicht (Scoping) verwendet, um dann konkrete gung auf die IT-Leistungserstellung“ definie- als Begriff, dann in jedem Fall als Denkwei- Hinweise dafür zu erhalten, warum SOA- ren. Demnach lässt sich Industrialisierung se. Denn das ist SOA: „Serviceorientierung Initiativen sich in der Praxis häufig so ex- durch die im Folgenden beschriebenen vier ist ein Paradigma, das den Rahmen für un- trem schwer gestalten lassen. Erreicht wird sequenziellen Schritte klassifizieren, an de- ser Handeln vorgibt“ (erster Satz des SOA- dies durch die Anwendung eines aus dem ren Ende eine vollständig industrialisierte IT Manifests, vgl. [Ars09]) und ein Paradigma Industrialisierungskontext bekannten Or- steht. Diese Schritte erläutern wir kurz aus ist nicht weniger als „eine grundlegende ganisationsmodells für SOA: dem EFQM- dem Blickwinkel der Geschäftsprozesse und Denkweise“. Modell (European Foundation for Quality IT, sodass das Ergebnis einer solchen Indus- Diese Denkweise fokussiert Dienste und Management, vgl. z. B. [Mal11], siehe den trialisierung eine SOA sein kann. Geschäftsprozesse, die in der Regel keines- „Kontext“-Bereich in Abbildung 1). wegs allesamt unter den meist sehr tech- 1. Modularisierung nisch belegten Begriff Serviceorientierte Industrialisierung Idee dieses Schrittes (siehe Abbildung 2) ist Architektur (SOA) subsumiert werden kön- Mit Brenner et al. (vgl. [Bre13]) lässt sich es, den Geschäftsprozess nicht mehr mo- nen. Auch eine Cloud hat eine serviceorien- die Industrialisierung der IT als die „Über- nolithisch atomar, sondern als Verkettung tierte Sicht, denn technische Details der Lie- tragung erfolgreicher Managementkonzepte bestimmter Teilschritte zu verstehen. Ein fererbringung spielen für den Nutzer hier und -methoden aus der industriellen Ferti- wesentlicher Vorteil ist die Egoless Produc- keine oder wenigstens eine untergeordnete Rolle. Auch andere Facetten des Everything as a Service (XaaS) besitzen eine serviceo- rientierte Sicht und reihen sich damit her- vorragend in dieses Paradigma ein. Ob dieses Phänomen nun als SOA bezeichnet wird, spielt im täglichen Einsatz kaum eine Rolle – interessant ist das dahinter liegende Denkschema, heute und sicher auch noch weiter in der Zukunft. In diesem Artikel wollen wir versuchen, die Essenzen des Paradigmas „Serviceori- entierung“ herauszuarbeiten. Es wird sich zeigen, dass diese Essenzen eine große Nähe zum Konzept der Industrialisierung haben. Wir wollen darstellen, dass eine SOA als ein mögliches Ergebnis der Industrialisie- rung aufgefasst werden kann und sich aus dieser Sichtweise wertvolle Zusammenhän- ge für den Erfolg einer SOA ergeben. Wich- tig ist aber hier schon einmal der Hinweis, dass es auch eine Industrialisierung ohne SOA als Ergebnis gibt. Die SOA ist folglich eine konkrete Zielsetzung von Industriali- sierung – angewendet auf Geschäftspro- zesse und die sie unterstützende IT. Dieser aufgezeigte Zusammenhang wird anschlie- ßend für eine Reichweiten-Beurteilung Abb. 1: SOA durch Industrialisierung und ihre Einordnung in das EFQM-Modell. 20
www.objektspektrum.de noch in den Standard passt und was einen eigenen Prozessschritt motiviert, kann nur mit hervorragender Kenntnis der Materie erfolgen. Eine weitere wichtige Kompetenz kommt hier allerdings hinzu: die betriebs- wirtschaftliche Kompetenz. Ein wichtiger Vorteil von Standards sind betriebswirt- schaftlich relevante Effizienzsteigerungen aufgrund von Synergien zwischen vorher disjunkt betrachteten Arbeitsschritten. Die Standardisierung reduziert den mögli- chen Katalog der während der Modulari- sierung identifizierten rohen Service-Kan- didaten: Die standardisierten Services sind abteilungsübergreifend einsetzbar, unter- nehmensweit abgestimmt (wenn auch die Abb. 2: Modularisierung. Standardisierung unternehmensweit er- folgte) und haben die nötige Abstraktion. Service-Redundanzen (eine der SOA-Tod- tion (ähnlich zu Egoless Programming, vgl. Kontext einordnen. Die entlang der Modu- sünden) müssen über die Standardisierung [Ada01]). Dadurch werden Prozesse, die larisierung entstehenden Module kommu- beseitigt werden. vorher nur implizit in den Köpfen einzelner nizieren über Schnittstellen miteinander. Personen vorhanden waren, explizit. Ein- Diese sind erste, noch sehr rohe Kandida- 3. Automatisierung und zelne Mitarbeiter können leichter ersetzt ten für eine serviceorientierte Sicht. Wie Wiederverwendung bzw. entlastet werden, was aus Unterneh- die einzelnen Module funktionieren, ist se- Das Bearbeiten von Geschäftsprozessen ist menssicht als durchaus positiv zu bewer- kundär. Ohne eine solche Modularisierung nicht zwangsläufig mit dem Anspruch ei- ten ist. Die Unternehmensprozesse werden kann es keine SOA geben, da noch keine ner Automatisierung (siehe Abbildung 4) „schulbar“ und sind daher vom Grunde her Services identifiziert sind. verbunden. Vielmehr können die vorheri- übertragbar. gen Schritte auch völlig ohne elektronische Für diese saubere Modellierung und ge- 2. Standardisierung Unterstützung „papiergestützt“ erfolgen. genseitige Abgrenzung der Arbeitsprozesse Sobald einzelne Module explizit definiert Für eine IT-SOA ist dieser Schritt allerdings ist zunächst detailliertes Wissen über die vorliegen, wird in diesem Schritt offen- existenziell, da hier die IT-Teile der Indus- Abläufe selbst erforderlich. Die Erfahrung kundig, dass viele Prozessschritte etwas trialisierung identifiziert werden. Innerhalb zeigt, dass sogar viele Personen, die opera- Gemeinsames haben und daher in ein stan- einer modularisierten und standardisierten tiv maximal tief in bestimmte, noch nicht dardisiertes Modul überführt werden kön- Prozesslandkarte steht hier also die Frage modularisierte Arbeitsschritten involviert nen (siehe Abbildung 3). Die Vielfalt der nach Automatisierung bzw. Wiederver- sind, häufig nicht das große Ganze über- einzelnen Variationen wird dann entweder wendung an. Wenn bereits die prozesso- blicken. Der Begriff des „Fachidioten“, der zugunsten des Standards aufgegeben oder rale Standardisierung viel Effizienzgewinn rein vertikal spezialisiert arbeitet, lässt sich als Entscheidungsalternative im Standard- ermöglicht, kann unter Zuhilfenahme von hier einordnen. Der Modularisierer dage- prozess abgebildet. IT noch einmal eine deutliche Effizienzstei- gen kennt die operative Ebene ebenso gut, Dieser Schritt benötigt noch mehr Fachkom- gerung bewerkstelligt werden. Dafür ist al- kann sie aber darüber hinaus auch in einen petenz, denn genau diese Abwägung, was lerdings zwischen Fach- und IT-Abteilung im Unternehmen zwingend zu klären, wie durch die IT entweder einzelne Prozess- schritte völlig ersetzt oder zumindest maß- geblich unterstützt werden können. Als weitere Kompetenz kommt in diesem Industrialisierungsschritt einiges an Grund- kenntnissen der IT hinzu: Was ist grund- sätzlich mit IT überhaupt möglich? Was gibt es als fertiges IT-Produkt? Wie gut können fertige Produkte entlang des eige- nen Kontextes angepasst werden? Welche nachgelagerten technischen Abhängigkei- ten werden damit eingegangen oder müssen zusätzlich berücksichtigt werden? Allerdings ist auch hier das Domänen- wissen noch fundamental, da es letztlich um die grundsätzliche Frage geht: IT oder Abb. 3: Standardisierung. nicht IT? Diese Entscheidung wird als die 03/2015 21
SOA: Industrialisierung durch und durch de aus einer organisatorischen Betrachtung heraus stellt sich damit häufig die Frage, was zuerst industrialisiert werden muss: die IT oder das Business. Prinzipiell sind drei Wege denkbar: n Zuerst Industrialisierung der IT und dann der Geschäftsprozesse. n Zuerst Industrialisierung der Geschäfts- prozesse und dann der IT. n Kombination beider Ansätze, um früh Nutzen aus den Ergebnissen ziehen zu können und früh Feedback über die Wirksamkeit der Industrialisierung so- wohl für die IT als auch für die Fach- lichkeit zu erhalten. Auch wenn die ersten beiden Ansätze eine Abb. 4: Automatisierung. einfachere Umsetzung versprechen, haben sie signifikante Nachteile: Schnittmenge von Gewünschtem (aus der Firma erbracht werden muss oder besser Domänensicht) und Machbarem (aus der „as a service“ von externen Leistungser- n Wird mit der IT begonnen, entsteht eine IT-Sicht) verstanden. Auch die Transition bringern eingekauft werden sollte. Diese Industrialisierungsinsel, die bisher nicht selbst hin zum IT-gestützten Vorgehen ge- Frage liegt nicht mehr im Fokus einer In- durch IT abgedeckte Prozesse ignoriert schieht mit maximalem Domänenwissen. dustrialisierung mit SOA-Hintergrund. und unter Umständen sogar an Bedar- Da die IT während dieses Schritts meist Hier könnte allerdings der Bereich der un- fen und Trends des Business vorbei mo- noch inhouse angesiedelt ist und sehr kurze ternehmensübergreifenden SOA beginnen, delliert wird. Dienstwege zwischen Fachseite und IT-Seite da für unternehmensübergreifende Service- n Der Beginn mit den Geschäftsprozes- existieren, ist auch die Fachkompetenz in Standards durchaus die Frage relevant ist, sen spiegelt ein altes Werteverständnis der IT in diesen Unternehmen extrem gut ob die Service-Erbringung nicht von exter- der IT wider, die nur als Unterstützung ausgeprägt. nen Partnern hinzugekauft werden sollte, da des Business aufgefasst wird. Allerdings Auch dieser Schritt reduziert den möglichen der Service-Betrieb nicht zur eigenen Kern- ist heute die IT immer häufiger das Katalog der während der Standardisierung kompetenz gehört (siehe Abbildung 5). Die Business selbst (z. B. mobile Payment). geschärften IT-Service-Kandidaten weiter: zunehmende Öffnung von Wertschöpfungs- Außerdem bleiben IT-interne Industria- Diejenigen Module, die als IT-basiert einge- ketten großer Infrastrukturen wie Amazon lisierungsmöglichkeiten ohne direkten stuft werden, sind eine solide Ausgangslage oder Dropbox mittels expliziter Schnittstel- Business-Bezug (z. B. Backup) initial für eine IT-SOA. len zu Teilschritten motiviert dies weiter unberücksichtigt. (vgl. z. B. [Cloe14], [Kal14]). n Spätestens neue organisatorische An- 4. Kernkompetenz-Fokussierung sätze, in denen die Trennung zwischen Der letzte Schritt der Industrialisierung Industrialisierungsreihenfolge Fachseite und IT (agile Softwareent- ist eigentlich die Frage, ob ein bestimmter Die beschriebene Industrialisierung bezieht wicklung) und auch die Trennung Arbeitsschritt überhaupt durch die eigene sich auf ein gesamtes Unternehmen. Gera- zwischen Entwicklung und Betrieb (DevOps) sukzessive beseitigt werden, können die Fragestellung nach einer klaren Reihenfolge nicht beantworten. Die Frage nach der Reihenfolge „IT vs. Fachseite“ ist für die Industrialisierung also heute nicht mehr angemessen. Industriali- sierung sollte viel agiler und allumfassen- der durchgeführt werden. Die Reihenfolge „Industrialisierung vor SOA“ dagegen ist immer noch fundamental. Industrialisierungskontext Die reine Industrialisierung bezieht die ge- samte Organisation inklusive ihrer Schnitt- stellen nach außen ein und wird seit jeher ganzheitlich verstanden. Die bekannte „ra- Abb. 5: Kernkompetenz-Fokussierung. dikale“ Industrialisierung der Automobil- 22
www.objektspektrum.de schwerpunkt Tipp 4: Abnahmetests sollten immer fert bereits das SOA-Manifest selbst (vgl. grün sein – Zero Bug Policy. Iteration knapp wird. Das führt zu einem beziehen. Testwerkzeuge sind hierzu nicht [Ars09]): Auch wenn das Release noch ein paar Wochen gefährlichen Trugschluss: Wenn es akzep- in der Lage. Aus unserer Sicht ist ein voll- entfernt sein mag, ist es sehr wichtig, Testfälle tabel ist, manuelle Tests im Notfall wegzu- ständig automatisierter UAT auch in der Prinzip 1: „Respektiere die Sozial- und nicht länger als notwendig fehlschlagen zu lassen lassen, sind sie scheinbar nicht wichtig. agilen Welt nicht seriös durchführbar – aus- Machtstruktur der Organisa- – auch wenn man die vermutliche Ursache kennt. Auch in der agilen Welt ist es der Zweck genommen automatisierte Smoke-Tests, die tion.“ Ein fehlschlagender Testfall kann durchaus von Tests, Fehler in der Software zu finden. die Vollständigkeit der Funktionalität ober- Prinzip 2: „Erkenne an, dass SOA letzt- Probleme verdecken, die erst nach Behebung der Wenn automatisierte Tests dazu nur flächlich prüfen. Gelegentlich werden auto- offensichtlichen Ursache zu Tage treten. Ziel des lich Veränderung auf vielen bedingt in der Lage sind, gibt es lediglich matisierte GUI-Tests (Graphical-User- Teams muss es sein, die Testfälle auch während Ebenen bedeutet.“ eine Alternative: manuelles beziehungs- Interface) als UAT bezeichnet. Diese Tests der Entwicklung grün zu halten. Grün bezieht sich Prinzip 11: „Services und deren Ausgestal- weise exploratives Testen, bei dem die sind funktionale Tests unter Einbeziehung hier auf die Signalfarben, die traditionell in Build- tung sollten sich anhand der Tester ihre Kreativität und Spontanität ein- einer Oberfläche und können zum Beispiel Umgebungen eingesetzt werden. Art und Weise, wie sie wirklich setzen, um Fehler zu finden. Ein wesent- im Regressionstest einen wertvollen Beitrag genutzt werden, entwickeln.“ licher Nutzen manueller Tests – besonders leisten. Sie sind aber kein Ersatz für die bei neuen Features – ist die kontextbezoge- Einbeziehung des Menschen als Tester. Hier sind nur die Prinzipien des SOA- ne Perspektive auf die zu prüfende Manifests genannt, die bereits in ihrer For- gehensweise, wenn die Erweiterung durch Funktionalität. Denn im Gegensatz zu mulierung auf die komplexe Struktur von Umpriorisierung doch nicht stattfindet und automatisierte Tests kennt der manuelle Tipp 6: Zeitnaher Organisationen eingehen. UAT. Doch bereits die Tests weiterhin manuell durchgeführt Tester deren aktuellen Kontext. Während derlassen UAT in eine der klassischen diese Fragmente hohe Nähe werden müssen. Wenn es Kunde und Budget zulassen, Projektwelt eine aufkommen, abgeschlossene da Phase zum EFQM-Modell neben Aus unserer Erfahrung lohnt sich eine planen wir am Ende einer Iteration für alle darstellt, bietet es sich in agilen Projekten Abb. 6: Prinzipien des SOA-Manifests (stark vereinfacht). dem mit SOA zu erbringenden Geschäfts- sprechende, nachvollziehbare Zuordnung Entwickler einen Tag ein, dessen Fokus auf an, unmittelbar nach dem Abschluss einer wert auch die Prozesse und die Organisa- von Anforderungen (User-Storys) und manueller Testdurchführung liegt. Ziel die- Funktionalität Nutzer-Feedback einzuho- tionsstruktur selbst angesprochen werden. Akzeptanztests. Wird eine Anforderung ses Tages ist es, die Software zerbrechen zu len. Will der Entwickler in Folge des Grundsätzlich lassen sich alle Prinzipien des verändert oder erweitert, fließt der Auf- lassen. Gelingt es, den Code durch Benut- Feedbacks Änderungen vornehmen, ist SOA-Manifests auf die Aspekte des EFQM- wand für eine notwendige Anpassung zereingaben oder Datenkonstellationen zu seine Arbeit effektiver als nach einem herstellung durch Henry Ford hatte daher diese Operationalisierung der der Industri- Modells beziehen. Um dies zu verdeutlichen, bestehender Akzeptanztests mit in die zerbrechen, wird für die Situation, die dazu UAT-Feedback mehreren Wochen. nicht nur Auswirkungen auf die Prozesse in alisierung impliziten Ganzheitlichkeit pro- haben wir in Tabelle 1 eine Zuordnung zwi- Schätzung ein. Gibt es außerhalb des geführt hat, ein automatisierter Test Form eines radikalen Taylorismus, sondern fitieren kann. schen den Prinzipien des SOA-Manifests und Entwicklungsteams Interessenten für die geschrieben. Anschließend wird der Man- – durch einen hohen Standardisierungsgrad den Aspekten des EFQM-Frameworks vor- Akzeptanztest-Kriterien, erhalten diese gel nachvollziehbar behoben und mit dem Ein Fokus des UAT liegt auf der Instal- bis hin zur Arbeitsmonotonie – auch auf die genommen. Abbildung 6 zeigt die Prinzipien wertvolles Feedback zu den Auswirkungen automatisierten Test dafür gesorgt, dass die lierbarkeit der Software. Diese lässt sich einzelnen Mitarbeiter und die Arbeitsergeb- SOA-Kontext des SOA-Manifests in vereinfachter Form. der Änderung. Können Anforderungen und so gewonnene höhere Robustheit erhalten leicht in Kombination mit der oben nisse (Ford: „Sie können jede Farbe haben, Es wurde immer wieder darauf hingewie- Die einfache Zuordnung in Tabelle 1 soll Akzeptanztests einander nicht zugeordnet bleibt. beschriebenen automatisierten Prüfung auf solange es schwarz ist“). sen, dass die Einführung einer SOA in ei- aufzeigen, wie naheliegend es ist, für die werden, kommt das böse Erwachen bei der Vollständigkeit anwenden: Wenn dieser Um diese Ganzheitlichkeit systematisch zu nem Unternehmen nur in den seltensten der Industrialisierung innewohnende For- Entwicklung: Die Änderungen dauern fünf Plädoyer für Nicht- Smoke-Test erfolgreich war, ließ sich die erreichen, können Unternehmensmodelle Fällen eine technische Herausforderung derung nach Ganzheitlichkeit dasselbe Mo- Minuten, das Anpassen der fehlgeschlage- Automatisierung Software offenbar erfolgreich installieren. verwendet werden, wie sie z. B. aus dem ist (vgl. [Lem13]). Das würde nämlich dell auch für eine SOA zu verwenden. Da nen alten Akzeptanztests zwei Tage. Wenn die geforderte Funktionalität imple- Ziel des UAT ist es, die Benutzbarkeit einer Bereich des Total-Quality-Management ebenfalls dem Paradigma-Gedanken (siehe die SOA selbst nur den servicerelevanten mentiert wurde, also sämtliche automati- Software zu prüfen. Aus eigener Erfahrung (TQM) gebräuchlich sind (vgl. [Mal11]). oben) widersprechen, der als grundsätzli- Teilausschnitt und insbesondere auch die Manuelle Tests sierte Tests durchgeführt und um eventuell wissen wir, dass für einen erfolgreichen UAT Ein gerade in Europa weit verbreitetes Mo- ches Denkmuster alles in einer Organisa- technische Umsetzung betrachtet, kann die Manuelle Tests sind auch in agilen Pro- notwendige manuelle Tests der neuen in allen Teststufen gewissenhaft gearbeitet dell ist das der EFQM. Auf der obersten tion in Betracht zieht. So ist es nur folge- ganzheitliche Industrialisierung als Ergeb- jekten wichtig. Sie schließen die Lücke zwi- Features ergänzt wurden, schließt sich eine werden muss. Für Entwickler gibt nichts Ebene kennt es die drei wesentlichen Säu- richtig, dass die SOA wie ein Paradigma nis eine SOA sein (wenn SOA ohne techni- schen automatisierten Tests und aufwändig weitere manuelle Stufe an. Schlimmeres als einen UAT, der von den len: ebenfalls alle relevanten Strukturen in ei- sche Umsetzung verstanden wird) oder als oder gar nicht automatisiert prüfbaren Der User-Acceptance-Test (UAT) dient Testern oder vom Kunden nach wenigen nem Unternehmen beleuchten muss. Diese ideale Vorarbeit (wenn SOA inklusive der Anforderungen. Dabei können manuelle dazu, eine Software unter realen Bedingun- Minuten abgebrochen wird, weil viele offen- n Organisationen sind deutlich komplexer als die Einteilung technischen Umsetzung verstanden wird) Tests zeitaufwändig und fehleranfällig sein. gen zu testen und zu prüfen, ob eine sichtliche Fehler in den vorherigen Teststufen n Prozesse in IT und Fachseite. Einige Hinweise für genutzt werden. Die sich daraus ergebende Auch in der agilen Welt neigen Projekt- Software effizient und effektiv genutzt wer- nicht entdeckt wurden und der Software n Ergebnisse diese Forderung nach Ganzheitlichkeit lie- Kernhypothese lautet: teams dazu, manuelle Tests zu vernachläs- den kann. Software, die für Endanwender mangelnde Qualität bescheinigt wird. sigen, wenn die Zeit am Ende einer gedacht ist, muss bei dieser Testart vom Die Industrialisierung berührt allerdings Benutzer selbst geprüft werden. Dazu ist es Last und Performance-Tests nicht nur diese Hauptsäulen, sondern auch notwendig, den fachlichen Kontext der zu Die Teststufe Last- und Performance-Tests Tipp 5: die sechs Pair-Testing weiteren Kontexteim UAT. (siehe Abbil- prüfenden Software zu kennen und einzu- dient im Wesentlichen dazu, drei nicht- dung User-Acceptance-Tests 1). Der Punkt „Politik sollten unddabei nie Strategie“ umfasstdurch diebeispielsweise hier Softwareentwickler durchge- As- so wichtige pekte führt wiewerden. UAT mittels Pair-Testing Arbeitsschutz, Betriebsrat hat und sich dagegen Datenschutz. Einebewährt. Hier führt ein die Industrialisierung, OBJEKTspektrum ist eine Fachpublikation des Verlags: Benutzer ignoriert, diese Punkte den UAT durch, hat der guteEntwickler Chancen zu SIGS DATACOM GmbH · Lindlaustraße 2c · 53842 Troisdorf sitzt daneben und bekommt direkt wert- scheitern. Tel.: 0 22 41 / 23 41-100 · Fax: 0 22 41 / 23 41-199 volles Feedback zurliefert Das EFQM-Modell Benutzbarkeit damitseiner eine gute E-mail: info@sigs-datacom.de Arbeit. Im Idealfall ist dieser Tester der Kontextliste, die bei einer Industrialisie- www.objektspektrum.de Kunde selbst oder ein Mitarbeiter mit tie- rung berücksichtigt werden muss. Im Fol- www.sigs.de/publications/aboservice.htm fem fachlichen Wissen, aber keinen weite- genden wird aufgezeigt, wie die SOA durch ren Kenntnissen über den Quellcode. 403/2015 / 2 01 3 23
SOA: Industrialisierung durch und durch Prinzipien des SOA-‐Manifests Aspekte des EFQM-‐Frameworks schneidende oder zueinander inkompatible Daten anboten. Respektiere die Sozial-‐ und Machtstruktur der Mitarbeiter, mitarbeiterbezogene Wenn ein Unternehmen zwei Systeme be- Organisation. Ergebnisse, Politik und Strategie, Partnerschaft und Ressourcen. sitzt, die Master von Kunden- und Per- sonendaten sind, und beide Systeme diese Erkenne an, dass SOA letztlich Veränderung auf vielen Führung, Politik und Strategie, Daten über Services anbieten, sind diese Ebenen bedeutet. Mitarbeiter, Prozesse, alle Dienste für potenzielle Service-Nutzer ohne Ergebnisaspekte. klare Regelungen schwer einsetzbar. Es Der Bereich, in dem SOA eingeführt wird, kann muss geklärt sein, welches System die ak- Politik und Strategie, Partnerschaft und unterschiedlich ausfallen. Halte die Aufwände in einem Ressourcen, alle Ergebnisaspekte. tuellen Daten hält und in welchem System überschaubaren und sinnvollen Rahmen. Änderungen an Kundendaten durchgeführt Produkte und Standards allein werden weder SOA liefern, Politik und Strategie, Prozesse, alle werden müssen. Es gibt eine Reihe weiterer noch das serviceorientierte Paradigma umsetzen. Ergebnisaspekte. typischer Beispiele für die fehlende Har- SOA kann mit unterschiedlichen Technologien und Politik und Strategie, Partnerschaft und monisierung, beispielsweise Adressdaten, Standards umgesetzt werden. Ressourcen Kontoverbindungen, Kommunikationsver- Etabliere einheitliche Unternehmensstandards und bindungen, Termine und Dokumente. -‐richtlinien auf der Basis von Industrie-‐ und De-‐facto-‐ Führung, Politik und Strategie, Prozesse. Organisationen, die trotz Überschneidun- Standards sowie Standards der SOA-‐Gemeinde. gen von Informationsobjekten in verschie- denen Systemen eine SOA einführen, haben Strebe nach außen Einheitlichkeit an, aber lasse nach Führung, Politik und Strategie, Prozesse, innen Vielfalt zu. Mitarbeiter. in der Regel noch mehrere Jahre damit zu kämpfen, diese Harmonisierung nachzuzie- Identifiziere Services durch Zusammenarbeit zwischen hen. Der Aufwand für die Reduzierung von fachlichen und technischen Interessenvertretern. Redundanzen kann dabei durchaus um den Maximiere die Anwendbarkeit von Services durch Führung, Politik und Strategie, Faktor zwei oder drei höher sein als bei einer Berücksichtigung der derzeitigen und zukünftigen Partnerschaft und Ressourcen, Harmonisierung der Daten von Anfang an. Anwendungsgebiete. Prozesse, Mitarbeiter, alle Ergebnisse. Entlang des EFQM sind die Schwachstellen Stelle sicher, dass Services fachlichen Anforderungen und offenkundig, da es um mitarbeiterbezoge- Zielen dienen. ne (z. B. interne Arbeitsergebnisse wie Be- Services und deren Ausgestaltung sollten sich anhand der Führung, Politik und Strategie, arbeitungsvermerke) und kundenbezogene Art und Weise, wie sie wirklich genutzt werden, Partnerschaft und Ressourcen, Ergebnisse (z. B. Adressdaten) geht: Eine entwickeln. Prozesse, alle Ergebnisse. saubere Modularisierung hat klare Verant- Trenne die verschiedenen Aspekte eines Systems, die sich wortungsbereiche zur Folge. Überschnei- unterschiedlich häufig ändern. dungen gibt es nicht mehr, sondern die Ab- grenzung wird durch Schnittstellen explizit. Reduziere implizite Abhängigkeiten und publiziere alle externen Abhängigkeiten, um Robustheit zu fördern und Politik und Strategie, Partnerschaft und Die folgende Standardisierung ermöglicht die Auswirkungen von Veränderungen zu reduzieren. Ressourcen, Prozesse, alle Ergebnisse. dann eine einheitliche Nomenklatur einer SOA-Kommunikation zwischen allen betei- Organisiere jeden Service auf jeder Abstraktionsebene in oder anhand einer zusammenhängenden und ligten Kommunikationspartnern. überschaubaren Funktionseinheit. Stabile Architektur, die SOA unterstützt Eine Organisation muss über eine stabile Tabelle 1: Assoziation zwischen SOA-Manifest und EFQM-Modell. IT-Architektur verfügen, die SOA unter- stützen kann. Es reicht nach unserer Erfah- rung nicht aus, dass jede Anwendung so Jeder fehlende Industriali- geeignet ist, die Fehler bei der Etablie- erweitert wird, dass die Nutzung oder das sierungsschritt in einem der rung von SOA zu analysieren, um darauf Angebot von SOA-Services grundsätzlich aufbauend Gegenmaßnahmen abzuleiten. möglich ist. Dass Services genutzt werden von EFQM aufgezeigten Konstruktiv formuliert bedeutet dies: Wenn können, bedeutet noch nicht, dass sie leicht Dimensionen muss zwangs- einer SOA-Einführung eine ganzheitliche benutzbar sind, mit ausreichender Perfor- läufig zum Scheitern einer SOA- Industrialisierung vorangestellt wird, sind mance angebunden werden können oder Initiative führen, ebenso wie das viele Risiken ausgeschaltet. dass die zu Grunde liegende IT-Architektur vollständige Vergessen eines EFQM- gar stabil genug ist. Aspektes bezüglich der Industriali- Fehlende Harmonisierung der Daten Betrachten wir einmal das folgende Beispiel: sierung. Einer der häufigsten Gründe, warum SOA Wie leicht kann es einer Organisation fal- in der Vergangenheit gescheitert ist, war len, eine SOA einzuführen, die in ihrer IT- Als Beleg dieser Hypothese werden im Fol- die fehlende Harmonisierung der Informa- Landschaft folgende Komponenten vereint? genden einige typische Stolpersteine der tionsobjekte bzw. die Harmonisierung der Einführung von SOA erläutert und inner- Daten des Unternehmens. Dabei wurden n Ereignisgesteuerte Architektur halb dieses Modells verortet. Es wird sich von unterschiedlichen Quellen Services n Messaging-Systeme zeigen, wie gut dieses Modell tatsächlich entwickelt und bereitgestellt, die sich über- n Client-Server-Anwendungen 24
www.objektspektrum.de n Application-Server-Cluster Fall der Prozess einer anderen Abteilung stützen. Die Reihenfolge ist also ein wichti- n Multi-Layer-Systeme verwendet werden kann. Warum, weiß nie- ger Erfolgsfaktor. n Host-Systeme mand mehr so genau. n Kakophone Insellösungen mit Kompo- Auch hier sind die fehlenden Vorbedin- SOA-Testen in der Praxis nentenframeworks, proprietären Spra- gungen der Industrialisierung für die im Komplexe Services einer SOA lassen sich chen und Kommunikationsstilen wie EFQM-Modell aufgeführten Entitäten – häufig schwer testen und die Aussagekraft CORBA, .NET, VBA, JEE und RPC und hier natürlich allen voran der explizite von Testergebnissen ist stark eingeschränkt. Bereich der Prozesse – offenkundig. Neben einigen praktischen Gründen liegt Das wird nur mit großer Mühe und unter Interessanterweise wird die Einführung die Ursache dafür häufig in der Konzepti- Tränen gelingen. einer SOA heute immer noch gern als Ve- on und dem Entwurf der Services und der Mit Bezug auf EFQM sind auch hier die hikel verwendet, um die Harmonisierung Tests selbst. Probleme offensichtlich, da die wichtige von Prozessen voranzutreiben. Ein Busi- Dimension „Partnerschaft und Ressour- ness-Prozess wird mit Hilfe von auf dem n SOA-Tests werden üblicherweise syn- cen“ explizit angesprochen wird. Die oben Reißbrett entworfenen Services umgesetzt. chron durchgeführt. In der Realität ist aufgeführten Problembereiche zeigen deut- Dann wird erwartet, dass die von diesem eine SOA asynchron ausgelegt. Als Fol- liches Potenzial für Standardisierung. Selbst Prozess betroffenen Abteilungen die ent- ge sind Laufzeitverhalten, Ergebnisse wenn die Modularisierung noch erfolgreich sprechenden Services verwenden. Die Er- oder Antwortzeiten aus den Tests nur durchgeführt wurde, so weist die Verschie- folgswahrscheinlichkeit dieses Ansatzes bedingt mit der Realität vergleichbar. denartigkeit der Systeme und Technologien ist unserer Erfahrung nach eher gering, n Durch klassische, funktionale Tests (alias Ressourcen, eventuell auch von Part- sodass er nicht empfohlen werden kann. kann nur schwer ermittelt werden, ob nern) auf den unvollständigen Standardisie- Die SOA-Umsetzung sollte nach der Indus- nicht-funktionale Anforderungen – wie rungsschritt, was dann hin zu signifikanten trialisierung erfolgen, sie sollte diese nicht kurze Antwortzeiten oder Durchsatz Mehrkosten bei der SOA-Einführung führt, antreiben. im Echtbetrieb – tatsächlich geleistet ohne dass die SOA-Umsetzung selbst dafür Das „Gesetz von Conway“ (vgl. [Con]) werden können. Eine Ursache dafür ist, schuldig gemacht werden kann. beschreibt, dass sich die Kommunikati- dass das tatsächliche Nutzungsverhal- Auch wenn eine SOA sicherlich technisch onsbeziehungen innerhalb einer Organisa- ten im Test nur ansatzweise simuliert heterogene Systeme bis zu einem bestimm- tion (vgl. Entität „Führung“ im EFQM in werden kann. Werden mit der SOA vie- ten Grad integrieren kann, so sollte der Abbildung 1) in der Architektur ihrer IT- le kleinteilige, miteinander kombinier- Grundtypus der IT sehr wohl bereits stan- Landschaft widerspiegeln. Werden diese bare Services betrieben, fällt die Vor- dardisiert sein. Aber auch auf der nächsten Kommunikationsbeziehungen – die unter hersagbarkeit des Nutzungsverhaltens Ebene – der Technologieplattform (z. B. anderem durch Prozesse und Organisatio- noch schwerer. .NET vs. JEE) – ist eine unternehmensweite nen beschrieben werden – vor der Einfüh- n Die Anzahl der an der SOA beteilig- Standardisierung sehr hilfreich bei der Eta- rung einer SOA nicht harmonisiert, werden ten IT-Systeme und ihre Netztopologie blierung einer SOA. diese in der Architektur zementiert und be- spielen ebenso eine Rolle wie die An- hindern die Flexibilität von Prozessen und zahl und die Nutzungshäufigkeit der Harmonisierung von Prozessen Organisation eher, als dass sie diese unter- einzelnen Service-Operationen bezogen und Organisationen Ähnlich wie die Daten müssen auch Prozes- se harmonisiert werden, die mit der SOA verbessert werden sollen. Prozesse dienen in der Regel dazu, eine Abteilung bei der Durchführung ihrer Aufgaben zu unter- Literatur & Links stützen – also müssen genau genommen Aufbau und Aufgaben der betroffenen Or- [Ada01] L. Adams, Egoless programming: The path to better code“, TechRepublic, März 2001, ganisation harmonisiert werden. Geschieht siehe: das nicht, wird eine SOA keine Vorteile http://www.techrepublic.com/article/egoless-programming-the-path-to-better-code/ bringen. [Ars09] Ali Arsanjani et al., SOA-Manifest, 2009, siehe: http://soa-manifest.de/ In großen Organisationen mit vielen Ab- [BIT] BITKOM, Plattform Industrie 4.0, siehe: http://www.plattform-i40.de/ teilungen werden gleiche Aufgaben gern [Bre13] W. Brenner et al., Die Zukunft der IT in Unternehmen, in: F. Abolhassan (Hrsg.), Der auf völlig unterschiedliche Art und Weise Weg zur modernen IT-Fabrik: Industrialisierung – Automatisierung – Optimierung, Springer bedient. Wo die eine Abteilung für eine be- Gabler Verlag, 2013 stimmte Aufgabe einen medienbruchfreien, [Cloe14] T. Cloer, Leitender, Dropbox bringt for-business-API, in: Computerwoche 2.12.2014 elektronischen Prozess lebt, verwendet eine [Con] M. Conway, Conway’s Law, siehe: http://www.melconway.com/Home/Conways_Law.html andere Abteilung einen ähnlichen Prozess [Kal14] F. Kalenda, Amazon führt API für Cloud Drive ein, in: ZDNet 12.11.2014 mit vielen manuellen Schritten und in einer [Lem13] P. Lemberger, M. Morel, Managing Complexity of Information Systems, Wiley Online dritten Abteilung gibt es gar keinen defi- Library, Januar 2013 (dort „Why has SOA failed so often“, Appendix 3), siehe auch: nierten Prozess. Hier wird bei jeder Durch- http://onlinelibrary.wiley.com führung des Prozesses ad hoc entschieden, [Mal11] C. Malorny, T. Hummel, Total Quality Management: Tipps für die Einführung, Hanser- wie zu verfahren ist. Es besteht Konsens Verlag (4. Aufl.), 2011 in den drei Abteilungen, dass auf keinen 03/2015 25
SOA: Industrialisierung durch und durch auf die beteiligten Komponenten. Die größten IT-Wachstumsfelder verwendete EFQM-Modell hilft, diese Vielschichtigkeit Verfügbarkeit dieser Systeme ist unter Begriff der „Industrie 4.0“ zeigt die Annah- und Interdependenzen zu verstehen. Umständen Schwankungen unterwor- me, dass die oben formulierten Industriali- Für eine so aufgesetzte SOA muss die In- fen, innerhalb derer die SOA weiterhin sierungsschritte für die IT schon umgesetzt dustrialisierung demnach ganzheitlich auf funktionieren muss. Dieses Verhalten sind, um dann neue Bereiche – hier eben alle relevanten Aspekte einer Organisation im Test zu simulieren, ist erfahrungsge- insbesondere Cyber-Physical-Systems in einwirken. Dies sind entlang des EFQM- mäß sehr aufwändig. Form von Smart Factories (vgl. z. B.[BIT]) Modells wenigstens die Organisation, die n Die Qualität des Serviceschnitts der – zu befruchten. Prozesse und alle Ergebnisse. beteiligten Services zeigt sich häufig Ob das Ziel einer solchen Industrialisierung Wenn diese Industrialisierung ganzheitlich erst in der Praxis. Benutzer verwenden nun SOA heißt oder Industrie 4.0, ist belang- und zielorientiert für alle diese Dimensi- Services nicht nur, wenn sie es müssen, los – das hinter einer SOA stehende Konzept onen solide durchgeführt wird, kann eine sondern auch, wenn sie es können. Eine muss nicht revitalisiert werden: Es war im- SOA erfolgreich werden. Die Industrialisie- Service-Operation, die viele Daten lie- mer und wird immer relevant bleiben. rung ist demnach eine hinreichende Vorbe- fert, wird unter Umständen hundertmal Die Schwierigkeit der Umsetzung von SOA dingung für eine SOA. Erfolgt dies nicht, häufiger verwendet, als bei der Kon- ist dabei ihre Interdisziplinarität: Es ist kei- ist der Misserfolg häufig vorprogrammiert, zeption erwartet. Das System, das die- ne rein technische Herausforderung, die auf kann aber keineswegs der SOA-Umsetzung sen Service anbietet, wird schnell zum die IT beschränkt ist – die Umsetzung ist zugesprochen werden, sondern der unvoll- Engpass. Auch dies kann nur schwer im vielmehr ein die gesamte Organisation ver- ständigen Berücksichtigung von SOA als Test herausgefunden werden. änderndes Paradigma. Das der Anwendung „grundlegende, serviceorientierte Denkwei- im Kontext der Industrialisierung entlehnte se“ in einem Unternehmen. || Die beschriebenen Probleme adressieren Bereiche, die erst durch das Industrialisie- rungskonzept, das dann für die IT mittels einer SOA realisiert wird, entstehen. Dies fällt nicht direkt bei der Modularisierung auf, da diese ja noch primär die Geschäfts- prozesse adressiert. Aber im Zuge der Stan- Die Autoren dardisierung und Etablierung einer zentra- len SOA über die folgende Automatisierung taucht ein neues Arbeitspaket für dieses neue IT-Artefakt auf: das Testen. Dieses muss dann ebenso modularisiert und stan- dardisiert werden. Entlang des EFQM wird dann nämlich deutlich, dass dieser neue Ar- tefakt ebenfalls einer Führung bedarf, dass dort auch wohl-definierte Prozesse (z. B. für das Deployment und das Staging) not- wendig sind und dass auch dort bestimm- || Ramon Anger || Dr. Frank Simon te Schlüsselergebnisse (z. B. die Einhaltung (ramon.anger@capgemini.com) (frank.simon@bluecarat.de) arbeitet als Managing Solution Architect im leitet bei der BLUECARAT AG den Bereich von Service Level Agreements (SLAs)) ab- Bereich Service Industries bei Capgemini. Er Business Development und entwickelt neue lesbar sein sollten. beschäftigt sich insbesondere mit neuen Techno- Technologie und Beratungsansätze. Im BITKOM logien, Softwarearchitektur und agilen Methoden. leitet er den Lenkungsausschuss Software und Fazit Außerdem arbeitet er aktiv im BITKOM-Arbeits- ist Leiter der Arbeitskreise Software-Engineering Die Industrialisierung der IT ist heute ein kreis Software-Architekturen mit und promoviert und Software-Architekturen. Außerdem ist er im berufsbegleitend an der TU Ilmenau. Vorstand des German Testing-Boards. unumkehrbarer Trend. Der für eines der 26
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