#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER

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#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
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                                                                                            S O C I A L M E D I A R EP ORT

                         S O CIAL M EDIA REPORT INSTAGRAM & CO. F ÜR DEN MÖBELHANDEL 2020
                                                                                                          INSTAGRAM & CO.
                                                                                                FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020

ISBN 978-3-7486-0315-3

 9 783748603153                                                                                         EIN REPORT DER
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
Impressum:
Ein Marktreport der „möbel kultur“, Hamburg
Ferdinand Holzmann Verlag
im Vincentz Network GmbH & Co. KG
Weidestraße 120a
22083 Hamburg
www.moebelkultur.de
Konzeption: Julia Mauer
Redaktion: Julia Mauer, Sarah Schädler
Gestaltung: Bettina Koether
Grafiken & Illustrationen:
Jill Märtens
DTP: Kerstin Kühl
© 2020 Ferdinand Holzmann Verlag
Vervielfältigungen jeder Art sind nur mit
Zustimmung des Verlags zulässig.
Redaktionsschluss: 10. Januar 2020
Alle Inhalte ohne Gewähr.
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
SOCIAL MEDIA REPORT
INSTAGRAM & CO. FÜR DEN
MÖBELHANDEL 2020
EIN REPORT AUS DEM
FERDINAND HOLZMANN VERLAG
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
SOCIAL MEDIA REPORT
INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020
Social Media verändert die Medienland-         Und was kommt nach dem großen Influ-
schaft. Während die Nutzungsraten klas-        encer Boom? Welche Entwicklungen
sischer Kanäle stetig sinken, erleben die      sind für die Akteure der Möbelbranche
sozialen Netzwerke einen anhaltenden           interessant? Von Shoppable Content über
Boom. Instagram, Facebook, Pinterest &         Messenger Marketing bis hin zum App-
Co. stehen besonders bei der jungen Ge-        Aufsteiger TikTok stellen wir Ihnen ab
neration hoch im Kurs. Fernsehen, Radio        Seite 32 kurz und kompakt die wichtigsten
und Zeitschriften hingegen verlieren an        Social-Media-Trends für 2020 vor.
Relevanz.
                                               Das „möbel kultur“-Team wünscht Ihnen
Werbetreibende aller Branchen versuchen,       bei der Lektüre dieses Reports lohnende
sich auf die Popularität der neuen digitalen   Einblicke und spannende Erkenntnisse!
Kanäle einzustellen. So auch der Möbel-
handel. Für die großen Online Player ist
Plattform-Platzhirsch Facebook eine
Selbstverständlichkeit. Doch auch die
lokalen Händler, Filialisten, Multichannel-
Vermarkter und Franchise-Spezialisten
haben das Potenzial des (derzeit noch)
größten sozialen Netzwerkes längst er-
kannt. Unser Top 50 Ranking ab Seite 112
liefert einen Überblick der reichweiten-
stärksten Facebook Pages im deutschen
Möbelhandel. Interessant dabei: Bereits
82 % der gelisteten Händler sind bei Pin-
terest aktiv, 84 % bespielen einen eigenen
Youtube Account und 86 % sind auf Insta-
gram vertreten – dem Kanal, der nach
Experteneinschätzung derzeit am wich-
tigsten für den Möbelhandel ist. Wer hier
aktuell die Nase vorn hat, lesen Sie in
unserer ausführlichen Analyse der Top 20
Instagram-Profile ab Seite 81.

Belege dafür, dass die Branche das Poten-
zial der sozialen Netzwerke erkannt hat,
liefern wir Ihnen anhand konkreter Bei-
spiele aus dem Handel. Ab Seite 41 zeigen
wir eine spannende Auswahl an Best Prac-
tice Cases und Social-Media-Kampagnen,
über die die Branche spricht. Das sind vor
allem jene, bei denen erfolgreiche Blogger,
Youtuber und Instagram-Stars die Haupt-
rolle spielen.
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
REPORT | SOCIAL MEDIA

INHALT
1 E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA                                        07
  1.1   Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick                 08
  1.2   Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen immer beliebter              12
  1.3   Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer          14
  1.4   Social-Media-Management: Basics für den Einstieg                        15

2 SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020                                                     17
  2.1   Was ist dran am Influencer Boom?                                        18
  2.2   Bloggerin Anne Dirfard im Interview                                     24
  2.3   Bloggerin Antonia Schmitz im Interview                                  30
  2.4   Die Social-Media-Trends für 2020                                        32

3 BEST PRACTICE: ÜBER DIESE KAMPAGNEN SPRICHT
  DIE BRANCHE                                                                  41
  3.1   Ikea: Der wahre Cross-Channel-Meister                                   42
  3.2   Otto will in die Köpfe der Generation Z                                 44
  3.3   Testimonial vs. Influencer: Wie Filialisten und Franchiser auf
        Persönlichkeiten setzen                                                 48
  3.4   Made.com verbindet digitale und physische Markenerlebnisse              52
  3.5   Home24 testet In-App-Shopping auf Pinterest                             54
  3.6   Ebay feiert crossmediale Weihnachten                                    55
  3.7   Der Küchenhandel begeistert mit appetitlichen Marketingideen            56
  3.8   Deutschland tapeziert: Wie Handel und Industrie gemeinsam
        Awareness schaffen                                                      60
  3.9   Baumärkte holen Hobbyhandwerker bei Youtube ab                          62

4 IM INTERVIEW: VIER EXPERTEN FÜR DIGITALE THEMEN
  IM MÖBELHANDEL                                                               65
  Josephine Seidel-Leuteritz (Wohnklamotte), Jan Bechler (Finc3),
  Stefan Evertz (Cortex Digital) und Florian Goos (Goos Communication)

5 INSTAGRAM FÜR DEN MÖBELHANDEL                                                79
  5.1   Instagram – Ein Überblick                                               80
  5.2   Die Top 20 im Möbelhandel                                               81
  5.3   Ranking nach Interaktionen & Co.                                        82
  5.4   Das läuft auf Instagram                                                 90

6 FACEBOOK FÜR DEN MÖBELHANDEL                                               107
  6.1   Wieso sich Facebook immer noch lohnt                                  109
  6.2   Ranking und Kurzanalyse: Die Top 50 Facebook Pages
        im deutschen Möbelhandel                                              110

7 FAZIT                                                                      119

                                                                         REPORT | SOCIAL MEDIA   5

                                      REPORT | SOCIAL MEDIA

     1 E-Commerce
         Potenzial von
        ­Social Media                          -Potenzials

       1.1 Instagram, Facebook & Co.:
            Wichtige Kanäle im Überblick

       1.2 Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen
           immer beliebter
       1.3 Digitalisierung und Customer Journey:
            So tickt der Möbelkäufer
       1.4 Social Media Management:
            Basics für den Einstieg
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
1.1 Instagram, Facebook & Co.:
Wichtige Kanäle im Überblick
In Deutschland ist Youtube der mit Abstand
beliebteste Social Media Kanal. Das geht aus
dem Digital Report hervor, den die Social-
Media-Verwaltungsplattform Hootsuite Anfang
2019 veröffentlichte. Demnach liegt der Anteil
der Internetnutzer, die eigenen Angaben
zufolge regelmäßig auf dem Videoportal aktiv
sind, bei 76 %. Facebook folgt mit 63 %, Insta-
gram nutzen rund 33 %. Auf den Plätzen vier
und fünf rangieren Pinterest (21%) und Twit-
                                                  Beschreibung: soziales Netzwerk,
ter (19 %).                                       ursprünglich in Anlehnung an Jahrbücher
                                                  amerikanischer Highschools entstanden
                                                  Gegründet: 2004
                                                  Mitarbeiter weltweit: 37.700
                                                  Unternehmenssitz: Menlo Park, USA
                                                  Zweck: das Teilen von Fotos und Videos
                                                  im eigenen Netzwerk
                                                  Kernzielgruppe: 25 bis 34 Jahre (Quelle: Statista)
                                                                                                       INS
                                                  Nutzer Deutschland: 32 Millionen monatlich,
                                                  23 Millionen täglich, 91% mobile Nutzer
                                                  (Quelle: allfacebook.de, März 2019)

                                                                      FACEBOOK

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#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1

Beschreibung: werbefinanzierter Onlinedienst zum
Teilen von Fotos und Videos
Gegründet: 2010
Mitarbeiter weltweit: ca. 500
Unternehmenssitz: San Francisco, USA
Zweck: das Teilen von Produkten und Inspirationen
Zielgruppe: 60,4% aller Nutzer sind zwischen 18 und
24 Jahre alt. 90% der Instagram-Nutzer sind jünger
als 35 Jahre. (Quelle: Brandwatch, Mai 2019)
Nutzer Deutschland: 25 Millionen
(Quelle: Kontor, Oktober 2019)                                                                      Beschreibung: soziales Netzwerk zum Sammeln
                                                                                                    von Bildern mit Beschreibungen
                                                                                                    Gegründet: 2010
                                                                                                    Mitarbeiter weltweit: ca. 1.600
                                                                                                    Unternehmenssitz: San Francisco, USA
                                                                                                    Zweck: das Sammeln und Teilen von Produkten
                                                                                                    und Inspirationen
                                                                                                    Zielgruppe: Knapp 36% sind zwischen 20 und 29
                                                                                                    Jahren alt, 20% zwischen 30 und 39
                                                                                                    (Quelle: innsidersmedia)
                                                                                                    Nutzer Deutschland: 7 Millionen
                                                                                                    (Quelle: Futurebiz Q3 2019)

INSTAGRAM
                                        Beschreibung: Videoplattform
                                        Gegründet: 2005
                                        Mitarbeiter weltweit: k. A.
                                        Unternehmenssitz: San Bruno, USA
                                        Zweck: Videoclips ansehen, bewerten, kommen-
                                        tieren und eigene Videos hochladen
                                        Zielgruppe: 90% der Jugendlichen zwischen
                                        12 und 19 Jahren nutzen Youtube mehrmals pro
                                        Woche (Quelle: JIM Studie 2018)
                                        Nutzer Deutschland: 6 Millionen                                                    PINTEREST
                                        (Quelle: Hootsuite März 2019)

                                                              Youtube
                                                                                                                                                        Illustration: La1n / shutterstock.com

                                                                                                                           REPORT | SOCIAL MEDIA    9
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
Beschreibung: Instant-Messaging-Dienst
     Gegründet: 2009
     Mitarbeiter weltweit: k. A.
     Unternehmenssitz: Menlo Park, USA
     Zweck: Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-
     Dateien sowie Standortinformationen, Dokumente und
     Kontaktdaten zwischen zwei Personen oder in Gruppen
     austauschen; internetbasiertes Telefonieren möglich
     Verbreitung: 97% der 18-29 Jährigen nutzen
     WhatsApp (Quelle: Tyntec 2019)
     Nutzer Deutschland: 58 Millionen
     (Quelle: Kontor4, Oktober 2019)

                                                           Beschreibung: global ausgerichtetes Netzwerk
                                                           zur Verwaltung beruflicher Kontakte
                                                           Gegründet: 2002
                                                           Mitarbeiter weltweit: ca. 15.000
                                                           Unternehmenssitz: Sunnyvale, USA
                                                           Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte
                          WHATSAPP                         und Knüpfung neuer geschäftlicher Verbindungen
                                                           Zielgruppe: 25-54 Jahre, überwiegend männlich
                                                           Nutzer Deutschland: 7 Millionen
                                                           (Quelle: linkedinsiders 2018)

                                                                                    LINKEDIN

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#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1

Beschreibung: national ausgerichtetes soziales
Netzwerk zur Verwaltung beruflicher Kontakte
Gegründet: 2003
Mitarbeiter weltweit: über 1.500
Unternehmenssitz: Hamburg, Deutschland
Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte
und Knüpfung neuer geschäftlicher Verbindungen
Zielgruppe: überwiegend männlich, Alter: k. A.
Nutzer in Deutschland: 17 Millionen,
2 Millionen wöchentlich aktiv
(Quelle: Kontor4, Oktober 2019)
                                                                                                           Beschreibung: Messaging-Service (ehemals Snap-
                                                                                                           chat), hauptsächlich für Fotos und kurze Videos;
                                                                                                           Inhalte sind nur eine bestimmte Anzahl von Sekunden
                                                                                                           sichtbar, bevor sie automatisch entfernt werden
                                                                                                           Gegründet: 2011
                                                                                                           Mitarbeiter weltweit: 3.069
                                                                                                           Unternehmenssitz: Los Angeles, USA
                                                                                                           Zweck: Das Teilen von Fotos und Videos mit Freunden
                                                                                                           Zielgruppe: 71% der deutschen Snapchat Nutzer sind
                                                                                                           max. 24 Jahre alt, 13% sind älter als 35 Jahre
                                                                                                           Nutzer Deutschland: 6 Millionen
                                                                                                           (Quellen: Wikipedia, Futurebiz, Oktober 2019)

                         XING                    Beschreibung: Videoportal mit Funktionen
                                                 eines sozialen Netzwerks
                                                 Gegründet: 2016
                                                 Mitarbeiter weltweit: k. A.
                                                 Unternehmenssitz: Los Angeles, USA
                                                 Zweck: Musikclips ansehen, kurze Clips aufneh-
                                                 men und bearbeiten, u. a. durch das Hinzufügen
                                                 von Spezialeffekten und Filtern
                                                 Zielgruppe: 69% der aktiven Nutzer sind zwischen
                                                 16 und 24 Jahren alt (Quelle: futurebiz, Oktober 2019)
                                                 Nutzer Deutschland: 4 Millionen
                                                 (Quelle: Futurbiz, Oktober 2019)                                                 SNAP INC.
                                                                                                                                  (EHEMALS
                                                                                                                                 SNAPCHAT)

                                                                            TIKTOK

                                                                                                          REPORT | SOCIAL MEDIA                            11
#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
1.2 Als Verkaufsplattformen immer beliebter:
Instagram, Facebook & Co.
Social-Media-Kanäle haben das Potenzial,                                            Media-Einfluss bei gleichzeitig hoher Affinität
sich langfristig als Verkaufsplattformen zu                                         der Social-Media-Nutzer für den Onlinehan-
etablieren. Das zeigt die 2018 veröffentlichte                                      del ist ein Ausbau der Aktivitäten attraktiv“,
Studie „Social Media im Handel – Bedeutung                                          erklärt Fabian Mayntz, Junior Consultant am
und Performancevergleich von Branchen“                                              IFH Köln.
der IFH Köln. Die Untersuchung veranschau-
licht, wie stark Händler und Hersteller bzw.                                        Möbelhandel: Social Media
Marken einzelner Konsumgüterbranchen auf                                            beeinflusst Onlinekäufe
den Social-Media-Plattformen in Deutschland                                         Und wo steht die Einrichtungsbranche in der
performen und mit potenziellen Kunden in                                            Vergleichsbetrachtung? Die IFH-Analyse
Interaktion treten.                                                                 zeigt, dass im Interior Bereich das Engage-
                                                                                    ment besonders hoch ist: Fast jeder dritte
Präsenz allein ist nicht alles                                                      online umgesetzte Euro mit Möbeln und
Social-Media-Kanäle sind wertvolle Touch-                                           Einrichtungsgegenständen ist durch Social
points zum Kunden. Das hat mittlerweile der                                         Media beeinflusst. Zum Vergleich: In der
Großteil aller Werbetreibenden verstanden.                                          Fashionbranche ist es „nur“ jeder vierte Euro.
83 % der betrachteten Top 133 Händler sowie                                         Aus der Detailbetrachtung lassen sich aber
der Top 160 Hersteller/Marken aus neun                                              noch deutliche Differenzen zwischen Möbel-
Branchen haben mindestens einen deutsch-                                            händlern und Herstellern / Marken ablesen.
sprachigen Kanal auf Facebook, Instagram                                            Letztere sind im Vergleich zu anderen Kon-
und Youtube (insgesamt mehr als 500). Über                                          sumgüterbranchen zwar überdurchschnitt-
diese veröffentlichen sie über 6.500 Beiträge                                       lich präsent, allerdings bespielen sie ihre
im Monat und generieren damit über 4,4 Mio.                                         Social-Media-Kanäle kaum aktiv. Die Anzahl
Interaktionen der User, beispielsweise in                                           der Beiträge ist unterdurchschnittlich und
Form von Likes, Kommentaren und Shares.                                             die niedrigen Interaktionsraten sind ein Indiz
Die Betrachtung zeigt allerdings auch: Im                                           dafür, dass der Content zu wenig Relevanz
Hinblick auf das Aktivitätslevel der Unterneh-                                      für die User besitzt. Im Vergleich dazu posten
men gibt es noch Luft nach oben. Viele schöp-                                       die untersuchten Möbelhändler überdurch-
fen das Potenzial der virtuellen Dialogebenen                                       schnittlich häufig und liefern zielgruppenspe-
bislang unzureichend aus. „Gerade vor dem                                           zifischere Inhalte.
Hintergrund hoher Onlineumsätze mit Social

          Umsätze im Bereich „Wohnen & Einrichten“
          Umsatzangaben zu Endverbraucherpreisen in Mrd. Euro

                 Bücher & Medien

          Consumer Electronics

                               Fashion

                   Sport & Freizeit

           Wohnen & Einrichten                                        39,7                      3,4     1,9
                                                                                                       Onlineumsätze mit Social Media-Einfluss
                                                                Umsätze stationär
                                                                                                 Onlineumsätze ohne Social Media-Einfluss
          Quelle: IFH Köln, 2018

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E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1

                                                                                                   Illustration: Evgeniy Yatskov / shutterstock.com

Mit Shopping Funktionen zum
Social Commerce
Wenn es nach den Machern der großen Platt-        beinträchtigen die Kundenerfahrung erwie-
formen geht, soll alles möglichst „shoppable“     senermaßen, nicht umsonst führte Amazon
werden. Einfach in den Content klicken und        schon vor längerer Zeit das One-Click-Pay-
dabei direkt einkaufen, ohne die App zu ver-      ment ein. Das sogenannte In-App-Shopping
lassen. Ein Szenario, bei dem alle profitieren:   hat Instagram bereits 2018 nach Deutschland
Plattform, Händler und Kunde. Neue Bezahl-        geholt. Auch Pinterest will – derzeit noch im
funktionen sollen das Shopping noch intuitiver    Testlauf mit großen Handelspartnern wie Otto
und die Customer Journey bequemer gestal-         oder Home24 – die Lücke zwischen „Sehen“
ten. Denn zu viele Klicks und Weiterleitungen     und „Kaufen“schließen.

                                                                      REPORT | SOCIAL MEDIA   13
1.3 Digitalisierung und Customer Journey:
So tickt der Möbelkäufer
Wenn Social-Media-Plattformen immer wich-              Studie von PWC Global* untermauert diese
tiger werden, stellt sich für handelstreibende         Theorie: Soziale Medien beeinflussen die
Unternehmen die Frage: Wie tickt eigentlich            Kaufentscheidung stark. Fast zwei Drittel
der Käufer und was ist ihm wichtig? Welche             (61 %) der Befragten geben an, beim Einkau-
Kanäle nutzt er? Und wie lässt sich die Cus-           fen von Social Media beeinflusst zu werden,
tomer Journey den neuen Anforderungen                  entweder als Inspirationsquelle oder durch
anpassen?                                              positive Bewertungen von anderen Usern.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort                    Beliebt unter den Millennials
Die Customer Journey ist sehr viel komplexer           Social Media ermöglicht es den Konsumen-
geworden mit der Digitalisierung. Jana-Lena            ten, direkt und unkompliziert mit Marken und
Wendt, Senior Consultant bei der Agentur               Unternehmen in Interaktion zu treten. Die
Segmenta Communications und Expertin für               Werbeindustrie stuft die sozialen Medien heute
Social-Media-Marketing, sieht die größte               bereits als die drittwirksamste Werbeform ein.
Herausforderung für Unternehmen darin,                 Unter den Millennials, der Generation, die im
die Zielgruppe zur richtigen Zeit im richtigen         Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten
Kanal abzuholen. „Die Medienlandschaft hat             1990er Jahren geboren wurde, sind die Platt-
sich in den letzten Jahren so stark fragmen-           formen sogar die beliebteste Werbeform.
tiert, dass eine gezielte Ansprache der Ziel-          Sie sorgen mit ihren Inhalten für ständig neue
gruppen zunehmend kompliziert geworden                 Reize und Inspirationen.
ist. Es gilt, relevante Botschaften und Inhalte
zur richtigen Zeit im richtigen Medium an den          Sehen und gesehen werden
potenziellen Käufer zu distribuieren.“                 Wer hat den schönsten Style in den eige-
                                                       nen vier Wänden? Wer kennt die neuesten
2 / 3 der Konsumenten lassen sich                      Trends? Der Wunsch nach Anerkennung
von Social Media beeinflussen                          in den sozialen Netzwerken ist groß, jeder
Händler und Hersteller müssen ihre Kunden              möchte sich möglichst perfekt inszenieren.
verstehen und genau dort sein, wo diese sind.          Das führt mitunter zu einem gewissen Wett-
Und das bedeutet vor allem bei den Jüngeren,           bewerb unter den Usern – zum Vorteil der
in den sozialen Medien wie Facebook und                Unternehmen, die das Potenzial von Social
Instagram vertreten zu sein. Eine aktuelle             Media nutzen.
*Global Consumer Insights Survey von PwC, März 2019,
Panel: 21.000 Online-Verbraucher in 27 Ländern

14
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1

1.4 Social-Media-Management:
Basics für den Einstieg
Twitter, Facebook, Instagram, Pinterest usw. –    rungs-Meeting einzuladen, bei dem die Ziele
die Zahl der sozialen Medien steigt und auch      sowie die Strategie für jeden einzelnen Kanal
ihre Bedeutung im Alltag nimmt stetig zu.         festgelegt werden.
Um als Player in der Einrichtungsbranche
den Anschluss nicht zu verlieren, lohnt sich      Der Weg zum Ziel
ein Blick auf den Youtube-Kanal der „möbel        Die drei großen Aufgaben für jeden Social-
kultur“. Dort gibt es ein informatives Webinar    Media-Manager lauten: die Reputation der
zum Thema „Social-Media-Management für            Marke stärken, Leads generieren sowie neue
den Möbelhandel“, moderiert von „möbel            Mitarbeiter rekrutieren. Ob und wie stark
kultur“-Chefredakteur Sascha Tapken und           diese Ziele schlussendlich erreicht werden,
Michael Fritz, Social Media Berater und Inha-     prüfen die Experten mithilfe einer Nullmes-
ber der Fritz Media Consulting Group.             sung bzw. eines Monitorings, das Aufschluss
                                                  über die Reichweite der Beiträge, Klickzah-
Orientierung mithilfe von                         len u. ä. gibt. Der Weg zum Ziel bleibt aber
Experten                                          der richtige Content für den richtigen Kanal.
In knapp einer Stunde liefert das Webinar die     „Wenn Ihre Inhalte bei den Endverbrauchern
wichtigsten Basics, was der stationäre Möbel-     gut ankommen, können Sie Ihre Kunden zu
handel rund um Facebook, Twitter, Instagram       Influencern machen“, erklärt Fritz. „Bauen
& Co. wissen muss. Bei der Frage nach der         Sie Ihren Content auf und schreiben Sie einen
Ausgangslage vieler mittelständischer Möbel-      Redaktionsplan“, empfiehlt er. „Gehen Sie in
händler erklärt Fritz: „Häufig ist zwar ein       die Unternehmensbereiche, sprechen sie mit
Facebook-Account vorhanden, aber das volle        den Mitarbeitern und sammeln Sie genügend
Potenzial aller Social-Media-Plattformen wird     Themen, sodass Ihr Plan immer vier bis sechs
noch lange nicht ausgeschöpft.“ Das liege         Wochen Vorlaufzeit hat.“ Konkret sei es rat-
meistens daran, dass folgende Fragen für Mit-     sam, die Beiträge in Kategorien zu splitten.
telständler schwer zu beantworten seien: „Auf     Möbel ließen sich beispielsweise in Outdoor
welchen Kanälen wird über mich gesprochen?        und Indoor aufteilen. Unterkategorien zu
Wo ist meine Zielgruppe aktiv? Wie ist die        Indoor wären Schlafzimmermöbel, Wohn-
Stimmung zu meinen Produkten im Netz und          zimmermöbel, etc. „Es bietet sich an, thema-
wie werden ich vom Endverbraucher wahr-           tisch zwischen den Kategorien zu wechseln“,
genommen?“ Hier kommt der Social-Media-           sagt der Experte. Wie viel eine Beratung
Experte mit seinem Netzwerk unabhängiger          kostet, wie viele personelle Ressourcen
Berater ins Spiel. „Wir konzentrieren uns bei     für gelungenes Social-Media-Marketing
der Konzeption eines Social-Media-Auftritts       gebraucht werden und wie oft ein Monitoring
auf folgende Unternehmensbereiche: Kunden-        bzw. Reporting der Posts stattfinden sollte,
service, Kommunikation, Human Ressources          sind weitere Themen, über die Michael Fritz
und Vertrieb“, erklärt Fritz im Webinar. Diesen   mit Sascha Tapken – stellvertretend für die
Abteilungen empfiehlt er, zu einem Orientie-      „möbel kultur“-Community – gesprochen hat.

                                                                   Das vollständige Webinar
                                                                   zum Thema „Social-Media-
                                                                   Marketing für den Möbel-
                                                                   handel steht kostenlos als
                                                                   Livestream auf dem
                                                                   Youtube-Kanal der „möbel
                                                                   kultur“ zur Verfügung.

                                                                       REPORT | SOCIAL MEDIA    15
REPORT | SOCIAL MEDIA

2 Social-Media-
  Trends 2020                           .

 2.1 Was ist dran am Influencer-Boom?
 2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview
 2.3 Bloggerin Antonia Schmitz im Interview
 2.4 Die Social Media Trends für 2020
2.1 Was ist dran am Influencer-Boom?

Jeder spricht von Bloggern und Influen-     Die Rolle des Influencers bei der
cern. Heute kann ein Influencer mit         Kaufentscheidung
einem 90-sekündigen Youtube-Spot so         Verbraucher lassen sich definitiv von Kauf-
viel erreichen, wie die größten Werbe-      empfehlungen beeinflussen – wenn diese
agenturen in mühseliger, monatelanger       glaubhaft sind. Aktuellen Studien zufolge
Kampagnen-Arbeit. Die Social-Media-         ist die überwiegende Mehrheit der Deut-
Stars sind in der Interior-Branche längst   schen mit dem Konzept des Influencer-
                                                                                          Illustration: lemono / shutterstock.com

zu wichtigen Multiplikatoren geworden.      Marketings vertraut. Gut ein Fünftel der
Möbel und Einrichtungsgegenstände, die      Bundesbürger hat bereits ein Produkt auf
bekannte Blogger wie Holly Becker, Jules    Empfehlung eines Influencers gekauft.
Villbrandt oder Ricarda Nieswand empfeh-    Das Hamburger Marktforschungsinstitut
len, landen nicht selten im Zuhause ihrer   Splendid Research hat im Rahmen einer
Follower und Fans.                          repräsentativen Umfrage 1.221 Deutsche

18
SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2

zwischen 15 und 69 Jahren online zum
Thema Influencer befragt. Die Studie                                 INFLUENCER-MARKETING
untersucht, wie Influencer wahrgenom-                                Die Wikipedia-Definition ist schlüssig:
men werden, welche Faktoren die Offen-                               „Influencer-Marketing (von engl. to influ-
heit gegenüber Empfehlungen positiv                                  ence: beeinflussen), auch Multiplikato-
beeinflussen sowie deren Einfluss auf                                ren-Marketing genannt, ist eine Disziplin
Kaufentscheidungen. Die Ergebnisse zei-                              des Online-Marketings, bei der Unterneh-
gen: Nahezu drei Viertel aller Deutschen                             men gezielt Meinungsmacher und damit
können nach eigener Einschätzung dem                                 Personen mit Ansehen, Einfluss und
Begriff „Influencer“ spontan eine inhalt-                            Reichweite in ihre Markenkommunikation
liche Bedeutung beimessen. Eine Erhe-                                einbinden.“ Das ist einfacher gesagt als
bung von Bitkom Research, bei der aus-                               getan, denn der Erfolg stellt sich nur ein,
schließlich aktive Social-Media-Nutzer                               wenn die Botschaften authentisch, glaub-
befragt wurden, beziffert den Anteil derer,                          haft und vertrauenswürdig beim Publi-
die mit dem Influencer-Konzept vertraut                              kum ankommen.
sind, sogar auf 92%. Und: Bereits jeder
Zweite unter ihnen nimmt Influencer in der
heutigen digitalen Welt als ganz normales
Berufsbild wahr.                                                   Beauty und Körperpflege (66%) sowie
Im Zentrum der Splendid Studie stand die                           Kleidung (32%) im Warenkorb, während
Frage, ob Influencer-Empfehlungen Kauf-                            sich die Männer am ehesten zum Kauf
absichten auslösen. Die Antwort heißt: ja.                         von Technik-Produkten (45%) oder Com-
Bei knapp einem Fünftel der befragten                              puterspielen (29%) verführen lassen.
Personen führte die Empfehlung eines                               Einrichtungsgegenstände kommen auf
Influencers bereits zum Kauf der angeprie-                         einen Anteil von 10% (Frauen) bzw. 11%
senen Produkte. Besonders empfänglich                              (Männer). Ebenfalls auffällig: Personen
für diese Form der Werbung zeigen sich                             zwischen 20 und 29 lassen sich überdurch-
die jüngeren Verbraucher und Frauen –                              schnittlich häufig in ihrer Beurteilung
gut zwei Drittel aller mit Influencern in                          beeinflussen. Nahezu ein Drittel kaufte
Verbindung gebrachten Anschaffungen                                schon einmal ein Produkt auf Empfehlung
entfallen derzeit auf weibliche Personen.                          eines Influencers. Im Gegensatz dazu wur-
Bei der weiblichen Käuferschaft landen                             den lediglich fünf Prozent aller Personen
am häufigsten Artikel aus dem Bereich                              über 60 auf diese Weise zum Kauf verleitet.

Social-Media-Nutzer, denen der Begriff bekannt ist, ...

                                                                                                             92%
ist bewusst, dass Influencer Geld damit verdienen, für Produkte zu werben

                                                                          56%
finden, dass Influencer in der heutigen digitalen Welt ein ganz normaler Beruf ist

                                                       43%
sind manchmal neidisch, weil Influencer so viel geschenkt bekommen

                                           35%
wären gerne selbst ein erfolgreicher Influencer

Quelle: Bitkom Research, März 2018

                                                                                        REPORT | SOCIAL MEDIA   19
Neben Geschlecht und Alter bestimmt ein                           „Wo informieren Sie sich über Produkte?“
  weiterer Faktor die Offenheit gegenüber
  Influencern: Das Vertrauen einer Person,                                                      Freunde                                          65%
  welches sie diversen Informationsquellen
  und öffentlichen Institutionen entgegen-                            Vergleichstests im Internet                                                64%
  bringt. Je stärker dieses Vertrauen ausge-
  prägt ist, umso wahrscheinlicher wird eine                                    Bewertungsportale                                              61%
  Kaufempfehlung umgesetzt. 51% der Deut-
  schen mit hohen Vertrauenswerten haben                                                         Familie                                       60%
  bereits einen Kauf auf Empfehlung eines
                                                                                Vor Ort im Geschäft                                            59%
  Influencers getätigt. Ebenso viele empfinden
  deren Empfehlung sogar der eines Freundes                                                   Bekannte                                   47%
  gleichwertig. „Damit ist die Kaufwahrschein-
  lichkeit von Personen mit starkem Vertrauen                       Testvideos, z. B. auf Youtube                                  39%
  um bis zu zehn Mal höher, als bei Personen
  mit geringem Vertrauen. Das sind erstaun-                             Zeitungen & Zeitschriften                        23%
  liche Ergebnisse, denn circa zehn Prozent
                                                                       Influencer-Empfehlungen 9%
  der Bevölkerung besitzen ein erhöhtes Ver-
  trauenspotenzial“, schlussfolgert Patrick
                                                                                            Sonstiges*            2%
  Teubenbacher, Studienleiter bei Splendid
  Research. Die wichtigste Informationsquelle                           Ich informiere mich nicht                 2%
  für Produktempfehlungen bleibt vorerst
  jedoch der eigene Freundeskreis. 77% der                            Quelle: Splendid Research 2019
  Deutschen haben bereits auf Anraten eines                           *Stiftung Warentest, Online-Suchmaschine, Herstellerseiten

  Freundes oder einer Freundin eine Kaufent-
  scheidung getroffen.

            Aufteilung von Produktarten und Geschlecht                                        „Haben Sie schon einmal ein Produkt auf
                                                                                              Empfehlung eines Influencers gekauft?“
                  Frauen                         Männer

66%                        Beauty/Körperpflege            22%

      32%                       Kleidung                      24%

            19%                 Technik                         45%

            19%                  Kochen              16%

             16%               Ernährung                   23%                                          19%                                     81%
                                                                                                         Ja                                     Nein
               13%               Fitness                18%

               12%           Computerspiele                     29%

                  10%          Einrichtung        11%

                    7%        Heimwerken          10%

                  3%           Automobil           13%
                                                                           Quelle: Splendid Research 2019

  20
SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2

                      „Zu welchem dieser Inhalte    „Zu welchem dieser Inhalte haben
                        haben Sie sich schon mal    Sie sich schon mal ein Produkt auf
                     ein Produkt auf Empfehlung     Empfehlung eines Freundes/einer
                     eines Influencers gekauft?“    Freundin gekauft?“

                                 9%     Beauty/Körperpflege                             32%

                                   6%        Technik                                           37%

                                   6%        Kleidung                          24%

                                4%          Ernährung                      20%

                                4%        Computerspiele             14%

                                4%            Kochen                        21%

                                3%            Fitness            9%

                                 2%         Einrichtung          9%

                                 2%        Heimwerken           10%

                                  1%        Automobil         5%

                                                              Quelle: Splendid Reseacrh 2019

Influencer-Kampagnen liefern
messbare Erfolge                                    Kunden ansprechen, die wirklich zu dem
Angesichts der vorliegenden Ergebnisse              Produkt oder dem Unternehmen passen,
ist das Influencer-Marketing für den                viel erreicht werden. Das Expertenwissen
Möbelhandel ein attraktiver Ansatzpunkt,            dieser Influencer macht sie besonders
um das Interesse und die Kaufbereit-                authentisch und glaubwürdig. Vor allem
schaft bei den (potenziellen) Kunden                in Nischenthemen sind Influencer daher
zu erhöhen. So kann eine Influencer-                ein unverzichtbarer Multiplikator.
Kooperation eine sinnvolle Ergänzung im             Das häufige Vorurteil, dass das alles nicht
Marketingmix darstellen und sichtbare               messbar sei, ist längst überholt. „Die
Erfolge bringen. Erstens Awareness, also            Effekte, die Klicks oder Visits sind mess-
eine erhöhte Sichtbarkeit verbunden mit             bar, aber eben nicht nach Schema F“,
einer Stärkung der Marke. Zweitens geht             erklärt Interior-Consultant Verena Mar-
es immer auch um messbare Zusatzum-                 mann, die den Blog „Hamburg von innen“
sätze. Im Optimalfall sollten Unterneh-             betreibt und die sich u. a. für die britische
men mit Influencern langfristig koope-              Manufaktur Farrow & Ball starkmacht.
rieren und der Kampagne ausreichend                 Kenngrößen wie Cost per Engagement,
Zeit geben, um die gewünschte Wirkung               kurz CPE, setzen das Budget für das
zu erzielen. Dabei macht es keinen Sinn,            Influencer-Marketing ins Verhältnis zu
nur auf die großen Social-Media-Stars               den resultierenden Likes und Kommen-
mit ihrenMillionen Followern zu setzen.             taren. Auf diese Weise lassen sich die
Wichtiger ist es, seine Zielgruppe klar zu          Kosten pro Social Engagement mit den
definieren, dann kann sogar mit soge-               Kosten anderer Marketingmaßnahmen
nannten Microinfluencern, die genau die             vergleichen.

                                                                                        REPORT | SOCIAL MEDIA   21
Holly Becker ist eine
                                                                        der bekanntesten
                                                                        Influencerinnen in
                                                                        der Einrichtungs-
                                                                        szene und Gesicht
                                                                        des Persönlichkeits-
                                                                        magazins Holly, mit
                                                                        dem sich Gruner +
                                                                        Jahr am umkämpften
                                                                        Zeitschriftenmarkt
                                                                        behaupten will.

Influencer erobern Print
In der Regel ist es eher die jüngere         haben. Auch Gruner + Jahr setzt auf den
Generation, die auf Influencer anspringt.    Influencer-Trend im Print-Geschäft. Mit
Doch wer ist in den Augen der nicht          „Living at Home + Holly“ startete der Ver-
digital Aufgewachsenen ein glaubhafter       lag 2019 mit Bloggerin Holly Becker (Blog:
Beeinflusser? Interessant ist, dass jüngst   Decor8 und rund 400.000 Follower) als
einige Personality-Magazine auf den Markt    Testimonial durch, um die jüngere Gene-
gekommen sind – mit bekannten Köpfen,        ration fürs Gedruckte zu begeistern. Die
die auch auf ihre Weise Influencer sind.     Startauflage lag bei 100.000 Exemplaren.
Print wirkt also noch, wenn „Barbara“,       Für 2020 sind vier Ausgaben geplant.
Dr. Eckhard von Hirschhausen, Joko Win-      Das Schöne daran: Es sind doch nicht nur
terscheidt und zuletzt „Boa“ und „Guido“     die Algorithmen, die über unsere Vorlie-
ihr Gesicht – mit den passenden, persön-     ben, ja, unser Leben bestimmen. Es sind
lichen und glaubhaften Geschichten – hin-    oft auch noch Menschen, die uns – nicht
halten. Das erste Heft des Modedesigners     nur bei unseren Kaufentscheidungen –
und „Shopping Queen“-Moderators Guido        beeinflussen. Die Authentizität wird in
Maria Kretschmer verkaufte sich über         Zukunft darüber entscheiden, wie sich das
200.000 Mal. Beeindruckend! Der Fuß-         Influencer-Marketing weiterentwickelt.
baller Jerome Boateng nutzt seine enorme     „Der Erfolg der Influencer, die ein enges
Popularität und hat im Herbst 2018 sein      Verhältnis zu ihren Followern haben,
eigenes Lifestyle-Magazin herausgebracht,    wird weiter ansteigen“, prophezeit Mona
zusätzlich zu seinem Instagram-Account,      Hellenkemper von der Analyse-Plattform
den über sechs Millionen User abonniert      „InfluencerDB“ auf Spiegel Online.

22
SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

Alles Köpfe, die für etwas stehen –
eine Haltung, einen Lifestyle, Werte.
Das kommt bei den Lesern an. Das
neue Magazin „Soul Sister“ geht noch
einen anderen Weg. Hier sind vier
bekannte Influencerinnen aus dem
Netz die Protagonisten. Diese sollen
jetzt auch via Print als „alltagstaug-
liche Role Models“ dienen.

                     REPORT | SOCIAL MEDIA   23
2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview:
„Bloggen ist ein Vollzeitjob“

                                            Über 100.000 Internet-User lesen ihren
                                            Interior-Blog „170QM“, mehr als 100.000
                                            folgen ihr bei Instagram und fast 150.000
                                            pinnen ihre Pins bei Pinterest – Anne Dirfard
                                            ist gut im Geschäft. Mittelpunkt ihrer bis-
                                            herigen Arbeit war die 170 qm große Altbau-
                                            Wohnung in Hamburg, inzwischen lebt Anne
                                            mit ihrer Familie im Taunus. Die „möbel
                                            kultur“ besuchte die Interior-Bloggerin noch
                                            in Hamburg und sprach mit ihr über ihre
                                            Karriere, den Umzug, Kooperationen mit Big
                                            Playern aus dem Möbel-Business und wie
                                            sie den Handel wahrnimmt.

                                            möbel kultur: Frau Dirfard, eigentlich sind
                                            Sie Online-Grafikerin. Wie kommt es, dass
                                            Sie jetzt als Interior-Bloggerin arbeiten?
                                            Anne Dirfard: Ursprünglich wollte ich nach
                                            der Schule Innenarchitektur studieren,
                                            doch die Studiengänge waren damals
                                            komplett überlaufen. Deshalb habe mich
                                            in Köln für Medienproduktion eingeschrie-
                                            ben und dann ein Praxissemester in einer
                                            Hamburger Werbeagentur absolviert.
                                            Dort war ich auch nach dem Abschluss
                                            etwa zehn Jahre beschäftigt, bis ich nach
                                            meinem zweiten Kind gemerkt habe, dass
                                            die Motivation nachlässt. Die Werbung
                                            ist heute einfach nicht mehr das, was Sie
                                            früher mal war. Also habe ich darüber
                                            nachgedacht, wie ich den Sprung in das
                                            Interior-Business doch noch schaffen
                                            kann. Dazu brauchte ich definitiv eine

                                                Als Blogger
                                            muss man erst mal
                                            in den sauren Apfel
                                            beißen und viel Zeit
      Anne Dirfard ist mit ihrem Blog
      „170QM“ innerhalb kürzester Zeit
                                            investieren.                       Anne Dirfard

      zur Marke für das Einrichtungsbusi-
      ness geworden.

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SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

Mappe mit Arbeitsproben! Als digitale          ich mein Nebengewerbe schon im Novem-
Grafikerin fand ich ein pdf mit Bildern        ber als Hauptgewerbe anmelden konnte.
aber blöd. Stattdessen hatte ich eine bes-
sere Idee: Drei Monate vorher waren wir        möbel kultur: Das hört sich nach viel
hier eingezogen und ich beschloss, den         Arbeit an.
Prozess, wie ich diese Altbau-Wohnung          Anne Dirfard: Ja, man muss erst mal in
renoviere und einrichte, peu à peu mit         den sauren Apfel beißen, das Bloggen
Fotos auf Instagram zu dokumentieren.          auch als Selbstständigkeit begreifen und
Das Profil wollte ich als digitale Mappe für   viel Zeit und Aufwand investieren. Mein
zukünftige Bewerbungsgespräche nutzen,         Beruf kam mir gerade bei der Gestaltung
aber dann kam alles anders...                  des Blogs natürlich wieder zugute und ich
                                               wusste, sollte sich doch alles anders ent-
möbel kultur: Ihre Bilder haben den            wickeln, kann ich immer wieder in die Wer-
Instagram-Usern gefallen?                      bung zurück.
Anne Dirfard: Ja, ich merkte, dass sich die
Leute dafür interessieren, was ich mache.      möbel kultur: Was waren denn Ihre ersten
Aus meiner Berufserfahrung heraus wuss-        Einnahmequellen?
te ich auch worauf es bei den sozialen         Anne Dirfard: Einerseits waren das Koope-
Medien ankommt und habe dafür gesorgt,         rationen mit Unternehmen aus dem Inte-
dass ich täglich präsent bin. Mit der Zeit     rior-Business und, andererseits, war das
bekam ich immer mehr Nachrichten von           die Einrichtungsberatung. Die läuft dieses
Leuten, die mir auf Instagram gefolgt sind     Jahr auch wieder sehr gut. Vergangenes
und gefragt haben, ob ich sie beim Einrich-    Jahr hatte das etwas nachgelassen.
ten ihrer eigenen Wohnung unterstützen
kann.                                          möbel kultur: Und was war Ihre erste
                                               Kooperation?
möbel kultur: Also genau das, was Sie          Anne Dirfard: Oh, das war ein klassischer
immer machen wollten.                          Barter Deal mit der Online-Plattform Etsy.
Anne Dirfard: Genau. So kam ich auf den        Mir wurde ein 50-Euro-Gutschein zuge-
Einrichtungszweig, ohne dass ich eine          schickt. Dafür sollte ich mir ein Produkt
zweite Ausbildung machen musste.               aussuchen und darüber schreiben. Naja,
                                               ich glaube, jeder Blogger tritt erstmal in so
möbel kultur: Und wann kam der Blog ins        ein Fettnäpfchen.
Spiel?
Anne Dirfard: Kurze Zeit später melde-         möbel kultur: Wie meinen Sie das?
ten sich die Eimsbüttler Nachrichten, die      Anne Dirfard: Ganz einfach. Wenn man sich
Bezirkszeitung hier in unserer Nachbar-        mit dem Blogger-Dasein genauer beschäf-
schaft, und wollte einen Bericht über mich     tigt und einen Businessplan schreibt usw.,
veröffentlichen. Dann rief jemand von RTL      dann wird schnell klar: Oh, ich muss das
an. Es ging um einen Beitrag für Punkt 12      ja alles versteuern! Das heißt, dieser
zu dem Thema, wie man seinen Wohnraum          50-Euro-Gutschein war kein 50-Euro-Gut-
mit kleinem Budget verändern kann. Es          schein, sondern ich durfte 30 Prozent aus
ergaben sich also so viele Möglichkeiten       eigener Tasche bezahlen.
aus meinem Erfolg bei Instagram, dass ich
gemerkt habe, dass das für mich ein wahn-      möbel kultur: Ärgerlich ...
sinnig gutes Sprungbrett ist. Den Blog         Anne Dirfard: Total! Und woher soll man
brauchte ich als Verlängerung. Also habe       das als Anfänger wissen? Ich habe dann
ich mich den Sommer über hingesetzt, das       beim Finanzamt angerufen und die wuss-
Layout und das Logo entworfen, Beiträge        ten das selber nicht. Dann habe ich meinen
vorproduziert und bin damit im Herbst          Steuerberater angerufen und der konnte
2017 online gegangen. Das lief so gut, dass    mir auch nicht helfen! Dann habe ich einen

                                                                   REPORT | SOCIAL MEDIA   25
anderen Steuerberater kontaktiert und          Kommentare reagieren, Fragen beantwor-
der kannte jemanden, der es wusste. Die        ten, mit den Followern in Kontakt bleiben
Gesetzgebung steckt da einfach noch in         und meine Community stärken. Der Job
den Kinderschuhen.                             hat einfach so viele Facetten.

möbel kultur: Das hat Sie aber nicht abge-     möbel kultur: Wie sieht das mit den
schreckt!                                      Kooperationen aus? Das muss ja auch
Anne Dirfard: Nein, natürlich nicht. Aber      organisiert werden.
seitdem ich das Hauptgewerbe im Novem-         Anne Dirfard: Das stimmt. Vor jedem Post
ber 2017 angemeldet habe, war für mich         bin ich erst mal Projektmanagerin, weil ich
klar, es gibt keine unbezahlten Koopera-       mich mit Kunden und Agenturen abstim-
tionen mehr. Zunächst tat ich mich damit       men und verhandeln muss. Da geht es
schwer und bis heute habe ich ein Problem      auch um meine Zielgruppe. Ich denke, dass
damit, meinen Job wirklich als Job anzu-       meine Follower in einer ähnlichen Lebens-
sehen und nach außen zu verteidigen, was       situation sind wie ich – im Job angekom-
ich mache.                                     men, die eigene Familie ist schon da oder
                                               wird gerade geplant. Die Studentenzeit
möbel kultur: Da steckt ja auch mehr           ist vorbei und man geht weg von den typi-
Arbeit drin, als es auf den ersten Blick den   schen Ikea-Möbeln. Stattdessen darf es
Anschein hat.                                  ruhig etwas individueller aussehen.
Anne Dirfard: Richtig. Ich arbeite sogar
mehr, als wenn ich jetzt als Online-Grafi-     möbel kultur: Wie würden Sie Ihren Ein-
kerin in die Werbung zurückgehen würde         richtungsstil beschreiben?
– und das ist schon ein heißes Pflaster! Als   Anne Dirfard: Ein gesunder Mix aus modern
Bloggerin bin ich gleichzeitig Fotografin,     und alt, skandinavisch angehaucht.
Interior Stylistin, Grafikerin und Texterin.
Dann kommt die ganze Nacharbeit dazu,          möbel kultur: Da müssen die Produkte aus
wenn ich gepostet habe. Ich muss auf           den Kooperationen dann auch reinpassen.

                                                                         Anne Dirfard (l.)
                                                                         im Gespräch mit
                                                                         „möbel kultur“-
                                                                         Redakteurin
                                                                         Sarah Schädler
                                                                         und Chefredak-
                                                                         teur Sascha
                                                                         Tapken.

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Anne Dirfard: Genau. Es macht für mich             jetzt im Januar auf der „imm cologne“,
keinen Sinn, Kooperationen mit Herstel-            dann schaue ich lieber, wo der Trend hin-
lern einzugehen, wenn meine Zielgruppe             geht und informiere mich, welche Farben
die Produkte entweder nicht braucht oder           und Materialien demnächst angesagt
sich gar nicht leisten kann. Das wirkt ein-        sind. Dieses Wissen nutze ich bei meinen
fach nicht echt. Und Authentizität spielt          Kooperationen.
im Blogger-Business eine ganz wichtige
Rolle. Deshalb sind wir für Unternehmen            möbel kultur: Wie stehen Sie zu traditio-
so wertvoll, weil wir echte Menschen sind.         nellen Einrichtungshäusern? Verbringen
                                                   Sie dort viel Zeit oder finden sogar Inspi-
möbel kultur: Wie eng lassen Sie Ihre Fol-         ration?
lower denn an ihrem Leben teilhaben?               Anne Dirfard: Meiner Meinung nach hat
Anne Dirfard: Also ich teile schon viel. Mein      Ikea mit dem City Store hier in Ham-
Mann arbeitet seit einiger Zeit in Frankfurt       burg-Altona den richtigen Schritt gemacht.
und ist unter der Woche nicht zuhause. Das         Wenn ich zu Höffner, Kibek oder Schulen-
ist für uns nicht leicht, weil ich alles alleine   burg fahre, ist das ein ganzer Tagesausflug
regeln muss. Deshalb kann es auch sein,            und ich habe momentan kein Auto. So was
dass meine Follower einige Tage nichts             kommt für mich also selten in Frage.
von mir hören und ich möchte, dass sie
wissen warum das so ist.                           möbel kultur: Dann haben Sie zum Möbel-
                                                   handel gar keine Beziehung?
möbel kultur: Aber das wird sich ändern...         Anne Dirfard: Doch! Ich spüre häufig den
Anne Dirfard: Richtig. Wir ziehen in den           Reiz, gerade bei diesen Unternehmen mal
Taunus und haben dort ein 170 qm großes            zu gucken und ihnen den Staub von den
Haus aus den 60er Jahren angemietet.               Schultern zu klopfen, denn Höffner, Kibek
                                                   & Co. können meistens mehr als man
möbel kultur: Zufall oder Absicht?                 denkt. Ich glaube, das hat Otto bei mir aus-
Anne Dirfard: Zufall! (lacht)                      gelöst. Meine Mutter hat früher immer den

möbel kultur: Wie wirkt sich der Umzug
denn auf Ihre Arbeit aus?
Anne Dirfard: Einige Kooperationen habe
ich nach hinten geschoben. Dazu gehört
beispielsweise ein Farbhersteller, denn
es hätte jetzt keinen Sinn mehr gemacht,
hier in der Wohnung zu streichen. Und ich
hoffe, dass ich – wenn wir so nah an der                          FACTS
Messe Frankfurt wohnen – wieder mehr
Messen besuchen kann. Wegen der Kinder                            ❯ Blog: www.170QM.com
und ohne Mann zuhause war das in den                              ❯ Instagram: www.instagram.
vergangenen Monaten nur eingeschränkt                               com/170QM/
möglich.                                                          ❯ Pinterest: www.pinterest.
                                                                    de/170QM/
möbel kultur: Nutzen Sie Messen zur Ins-                          ❯ Influencerin: Anne Dirfard
piration?                                                         ❯ Email: hallo@170QM.com
Anne Dirfard: Da ich ohnehin gefühlt den                          ❯ Status: offen für Koopera-
ganzen Tag auf Instagram unterwegs bin,                             tionen
schaue ich dort (oder auf Pinterest) nach                         ❯ Einrichtungsberatung: auf
Einrichtungsideen, die mir gefallen und                             Anfrage
mache einen Screenshot. Wenn ich auf                                www.170QM.com
Messen unterwegs bin, wie beispielsweise

                                                                       REPORT | SOCIAL MEDIA     27
Katalog gelesen, aber einrichtungstech-         möchte mit Ihnen zusammenarbeiten. Wie
nisch hatte ich Otto nie auf dem Schirm...      läuft das ab und wie hoch sind die Kosten,
bis zu unserer ersten Kooperation! Da war       die auf den Hersteller zukommen?
ich sehr positiv überrascht und denke,          Anne Dirfard: Es gibt Eckdaten, mit denen
dass das Unternehmen in der zielgruppen-        auch Influencer-Agenturen arbeiten. Pro
gerechten Ansprache – auch mithilfe von         10.000 Follower kann man 100 Euro für
Influencer Marketing – auf dem richtigen        ein Instagram-Bild rechnen. Ich bin davon
Weg ist.                                        allerdings weggerückt, denn bei einer
                                                Kooperation kommen viele Komponenten
möbel kultur: Da hinkt der traditionelle        zusammen. Was ist es für ein Produkt?
Möbelhandel noch etwas hinterher, oder?         Bekomme ich eine Vase, die ich schnell in
Anne Dirfard: Das stimmt, aber die kön-         Szene gesetzt habe oder ist es eine Wand-
nen ihr Sortiment auch nicht von heute auf      farbe, sodass ich extra renovieren muss?
morgen umkrämpeln und nur noch auf die          Und was ist das Produkt wert? Wenn ich
Generation 18 bis 35 Jahre ausrichten.          einen Massivholztisch bekomme, der zwi-
Das wäre auch falsch, denn die Zielgruppe       schen 1.000 und 2.000 Euro kostet, wird es
40+ bleibt kaufstark.                           schwierig, weil ich das Produkt sowie mein
                                                Honorar mit jeweils 30 Prozent versteuern
möbel kultur: Sie arbeiten also eher mit        muss. Wenn ich ein Produkt im Wert von
Online-Anbietern zusammen?                      1.000 Euro bekomme und die Vergütung
Anne Dirfard: Das kommt darauf an.              ebenfalls bei 1.000 Euro liegt, dann muss
Westwing ist, was Blogger- und Influen-         ich 660 Euro an Steuern einkalkulieren und
cer-Kooperationen betrifft, beispielsweise      es bleiben nur noch 340 Euro übrig. Dann
sehr aktiv. Bei anderen Firmen scheitert        ist die Frage, was wünscht sich der Kunde?
es häufig am Budget, das für diesen Wer-        Wie viele Bilder, Texte? Wie viele Tage bin
bekanal eingeplant ist. Da fehlt auch das       ich damit beschäftigt? Das ist eine Kosten-
Bewusstsein für den Mehrwert, der für           Nutzen-Rechnung. Wenn ich gerade keinen
das Unternehmen daraus entsteht. Die            Tisch brauche und deswegen den kom-
Onliner bekommen dadurch Bilder, die sie        pletten Tagessatz berechne, die Steuer
im Zweifel nutzen können. Ich finde solche      ausgeglichen und den Tisch haben möchte,
Fotos, die aus Kooperationen entstehen          könnte ich mir vorstellen, dass so eine
immer tausend Mal schöner als gewöhn-           Kooperation für einen Mittelständler wenig
liche Stockbilder. Schlau wäre es, wenn die     Sinn ergibt. Für kleinere Unternehmen
Online-Shops die Bildrechte der Fotos aus       lohnt es sich, die Augen offen zu halten,
Kooperationen einkaufen würden, denn            wenn jemand – wie ich jetzt – umzieht oder
diese sind häufig authentischer. Ikea ist ein   ein Haus baut und ohnehin in sein Zuhau-
gutes Beispiel, deshalb ist auch der Kata-      se investiert, denn dann kann man sich
log so erfolgreich. Dort werden Möbel mit       vielleicht auf einen Deal einigen, mit dem
Vintage-Accessoires kombiniert, die Ikea        beide Seiten zufrieden sind.
gar nicht im Sortiment führt. Das machen
andere Anbieter kaum und die ganzen             möbel kultur: Trotzdem müssen die Pro-
gestellten Fotos aus dem Studio will doch       dukte ja zum Blogger und zur jeweiligen
keiner mehr sehen.                              Zielgruppe passen.
                                                Anne Dirfard: Auf jeden Fall! Jede Firma,
möbel kultur: Unsere Leser sind über-           egal, wie groß oder klein, sollte sich, bevor
wiegend Mittelständler – sowohl aus dem         eine Kooperation angefragt wird, die Zeit
Handel als auch aus der Industrie. Stellen      nehmen, um zu schauen, welche Blogger
Sie sich vor, ein ostwestfälisches Unter-       gibt es in meinem Bereich und wer passt
nehmen wie z.B. Thielemeyer, das schöne         zu mir. So lassen sich auch Streuverluste
Massivholzmöbel produziert, aber mit der        minimieren und beide Seiten sind am Ende
Blogosphere kaum Berührungspunkte hat,          mit der Kooperation zufrieden.

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SOCIAL MEDIA TRENDS | 2

Dort können ihre rund 100.000
Follower sämtliche Einrich-
tungsgegenstände, die auf den
Fotos zu sehen sind, direkt
online bestellen.

                                                                         Als Verlängerung zu ihrem
                                                                          Instagram-Profil hat Anne
                                                                    Dirfard im Herbst 2017 den Blog
                                                                        „170QM“ ins Leben gerufen.

                                                                    Für Otto darf sie sogar
                                                                    eine eigene Interior-
                                                                    Kollektion entwerfen.

          Die Haupteinnahmequelle für
      jeden Blogger sind Kooperationen
       mit Unternehmen. 2018 hat Anne
          Dirfard das erste Mal für Ikea
              Bilder produziert und das
       „Delaktig“-Sofa in Szene gesetzt.

möbel kultur: Gibt es weitere Punkte, die
bei so einer Kooperation beachtet werden
müssen?
Anne Dirfard: Das Ganze muss auch bis
zum Endverbraucher gedacht sein. Wenn
es ein mittelständisches Unternehmen
aus Hamburg ist und jemand aus München
bestellt einen Tisch aus Marmor, müssen
sowohl die Lieferfähigkeit als auch die
Logistik sichergestellt sein und das Pro-
dukt muss online erhältlich sein. In so
einem Fall lohnt vielleicht auch der Blick in
die nähere Umgebung, denn einige Influen-       Auch das dänische
                                                    Unternehmen
cer haben sich auf einen regionalen Raum        BoConcept gehört
festgelegt.                                      zu ihren Kunden.

                                                                      REPORT | SOCIAL MEDIA    29
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