#SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 - EIN REPORT DER
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
# S O C I A L M E D I A R EP ORT S O CIAL M EDIA REPORT INSTAGRAM & CO. F ÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 ISBN 978-3-7486-0315-3 9 783748603153 EIN REPORT DER
Impressum: Ein Marktreport der „möbel kultur“, Hamburg Ferdinand Holzmann Verlag im Vincentz Network GmbH & Co. KG Weidestraße 120a 22083 Hamburg www.moebelkultur.de Konzeption: Julia Mauer Redaktion: Julia Mauer, Sarah Schädler Gestaltung: Bettina Koether Grafiken & Illustrationen: Jill Märtens DTP: Kerstin Kühl © 2020 Ferdinand Holzmann Verlag Vervielfältigungen jeder Art sind nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Redaktionsschluss: 10. Januar 2020 Alle Inhalte ohne Gewähr.
SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 EIN REPORT AUS DEM FERDINAND HOLZMANN VERLAG
SOCIAL MEDIA REPORT INSTAGRAM & CO. FÜR DEN MÖBELHANDEL 2020 Social Media verändert die Medienland- Und was kommt nach dem großen Influ- schaft. Während die Nutzungsraten klas- encer Boom? Welche Entwicklungen sischer Kanäle stetig sinken, erleben die sind für die Akteure der Möbelbranche sozialen Netzwerke einen anhaltenden interessant? Von Shoppable Content über Boom. Instagram, Facebook, Pinterest & Messenger Marketing bis hin zum App- Co. stehen besonders bei der jungen Ge- Aufsteiger TikTok stellen wir Ihnen ab neration hoch im Kurs. Fernsehen, Radio Seite 32 kurz und kompakt die wichtigsten und Zeitschriften hingegen verlieren an Social-Media-Trends für 2020 vor. Relevanz. Das „möbel kultur“-Team wünscht Ihnen Werbetreibende aller Branchen versuchen, bei der Lektüre dieses Reports lohnende sich auf die Popularität der neuen digitalen Einblicke und spannende Erkenntnisse! Kanäle einzustellen. So auch der Möbel- handel. Für die großen Online Player ist Plattform-Platzhirsch Facebook eine Selbstverständlichkeit. Doch auch die lokalen Händler, Filialisten, Multichannel- Vermarkter und Franchise-Spezialisten haben das Potenzial des (derzeit noch) größten sozialen Netzwerkes längst er- kannt. Unser Top 50 Ranking ab Seite 112 liefert einen Überblick der reichweiten- stärksten Facebook Pages im deutschen Möbelhandel. Interessant dabei: Bereits 82 % der gelisteten Händler sind bei Pin- terest aktiv, 84 % bespielen einen eigenen Youtube Account und 86 % sind auf Insta- gram vertreten – dem Kanal, der nach Experteneinschätzung derzeit am wich- tigsten für den Möbelhandel ist. Wer hier aktuell die Nase vorn hat, lesen Sie in unserer ausführlichen Analyse der Top 20 Instagram-Profile ab Seite 81. Belege dafür, dass die Branche das Poten- zial der sozialen Netzwerke erkannt hat, liefern wir Ihnen anhand konkreter Bei- spiele aus dem Handel. Ab Seite 41 zeigen wir eine spannende Auswahl an Best Prac- tice Cases und Social-Media-Kampagnen, über die die Branche spricht. Das sind vor allem jene, bei denen erfolgreiche Blogger, Youtuber und Instagram-Stars die Haupt- rolle spielen.
REPORT | SOCIAL MEDIA INHALT 1 E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA 07 1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick 08 1.2 Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen immer beliebter 12 1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer 14 1.4 Social-Media-Management: Basics für den Einstieg 15 2 SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 17 2.1 Was ist dran am Influencer Boom? 18 2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview 24 2.3 Bloggerin Antonia Schmitz im Interview 30 2.4 Die Social-Media-Trends für 2020 32 3 BEST PRACTICE: ÜBER DIESE KAMPAGNEN SPRICHT DIE BRANCHE 41 3.1 Ikea: Der wahre Cross-Channel-Meister 42 3.2 Otto will in die Köpfe der Generation Z 44 3.3 Testimonial vs. Influencer: Wie Filialisten und Franchiser auf Persönlichkeiten setzen 48 3.4 Made.com verbindet digitale und physische Markenerlebnisse 52 3.5 Home24 testet In-App-Shopping auf Pinterest 54 3.6 Ebay feiert crossmediale Weihnachten 55 3.7 Der Küchenhandel begeistert mit appetitlichen Marketingideen 56 3.8 Deutschland tapeziert: Wie Handel und Industrie gemeinsam Awareness schaffen 60 3.9 Baumärkte holen Hobbyhandwerker bei Youtube ab 62 4 IM INTERVIEW: VIER EXPERTEN FÜR DIGITALE THEMEN IM MÖBELHANDEL 65 Josephine Seidel-Leuteritz (Wohnklamotte), Jan Bechler (Finc3), Stefan Evertz (Cortex Digital) und Florian Goos (Goos Communication) 5 INSTAGRAM FÜR DEN MÖBELHANDEL 79 5.1 Instagram – Ein Überblick 80 5.2 Die Top 20 im Möbelhandel 81 5.3 Ranking nach Interaktionen & Co. 82 5.4 Das läuft auf Instagram 90 6 FACEBOOK FÜR DEN MÖBELHANDEL 107 6.1 Wieso sich Facebook immer noch lohnt 109 6.2 Ranking und Kurzanalyse: Die Top 50 Facebook Pages im deutschen Möbelhandel 110 7 FAZIT 119 REPORT | SOCIAL MEDIA 5 REPORT | SOCIAL MEDIA 1 E-Commerce Potenzial von Social Media -Potenzials 1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick 1.2 Soziale Netzwerke: Als Verkaufsplattformen immer beliebter 1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer 1.4 Social Media Management: Basics für den Einstieg
1.1 Instagram, Facebook & Co.: Wichtige Kanäle im Überblick In Deutschland ist Youtube der mit Abstand beliebteste Social Media Kanal. Das geht aus dem Digital Report hervor, den die Social- Media-Verwaltungsplattform Hootsuite Anfang 2019 veröffentlichte. Demnach liegt der Anteil der Internetnutzer, die eigenen Angaben zufolge regelmäßig auf dem Videoportal aktiv sind, bei 76 %. Facebook folgt mit 63 %, Insta- gram nutzen rund 33 %. Auf den Plätzen vier und fünf rangieren Pinterest (21%) und Twit- Beschreibung: soziales Netzwerk, ter (19 %). ursprünglich in Anlehnung an Jahrbücher amerikanischer Highschools entstanden Gegründet: 2004 Mitarbeiter weltweit: 37.700 Unternehmenssitz: Menlo Park, USA Zweck: das Teilen von Fotos und Videos im eigenen Netzwerk Kernzielgruppe: 25 bis 34 Jahre (Quelle: Statista) INS Nutzer Deutschland: 32 Millionen monatlich, 23 Millionen täglich, 91% mobile Nutzer (Quelle: allfacebook.de, März 2019) FACEBOOK 8
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1 Beschreibung: werbefinanzierter Onlinedienst zum Teilen von Fotos und Videos Gegründet: 2010 Mitarbeiter weltweit: ca. 500 Unternehmenssitz: San Francisco, USA Zweck: das Teilen von Produkten und Inspirationen Zielgruppe: 60,4% aller Nutzer sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. 90% der Instagram-Nutzer sind jünger als 35 Jahre. (Quelle: Brandwatch, Mai 2019) Nutzer Deutschland: 25 Millionen (Quelle: Kontor, Oktober 2019) Beschreibung: soziales Netzwerk zum Sammeln von Bildern mit Beschreibungen Gegründet: 2010 Mitarbeiter weltweit: ca. 1.600 Unternehmenssitz: San Francisco, USA Zweck: das Sammeln und Teilen von Produkten und Inspirationen Zielgruppe: Knapp 36% sind zwischen 20 und 29 Jahren alt, 20% zwischen 30 und 39 (Quelle: innsidersmedia) Nutzer Deutschland: 7 Millionen (Quelle: Futurebiz Q3 2019) INSTAGRAM Beschreibung: Videoplattform Gegründet: 2005 Mitarbeiter weltweit: k. A. Unternehmenssitz: San Bruno, USA Zweck: Videoclips ansehen, bewerten, kommen- tieren und eigene Videos hochladen Zielgruppe: 90% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nutzen Youtube mehrmals pro Woche (Quelle: JIM Studie 2018) Nutzer Deutschland: 6 Millionen PINTEREST (Quelle: Hootsuite März 2019) Youtube Illustration: La1n / shutterstock.com REPORT | SOCIAL MEDIA 9
Beschreibung: Instant-Messaging-Dienst Gegründet: 2009 Mitarbeiter weltweit: k. A. Unternehmenssitz: Menlo Park, USA Zweck: Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton- Dateien sowie Standortinformationen, Dokumente und Kontaktdaten zwischen zwei Personen oder in Gruppen austauschen; internetbasiertes Telefonieren möglich Verbreitung: 97% der 18-29 Jährigen nutzen WhatsApp (Quelle: Tyntec 2019) Nutzer Deutschland: 58 Millionen (Quelle: Kontor4, Oktober 2019) Beschreibung: global ausgerichtetes Netzwerk zur Verwaltung beruflicher Kontakte Gegründet: 2002 Mitarbeiter weltweit: ca. 15.000 Unternehmenssitz: Sunnyvale, USA Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte WHATSAPP und Knüpfung neuer geschäftlicher Verbindungen Zielgruppe: 25-54 Jahre, überwiegend männlich Nutzer Deutschland: 7 Millionen (Quelle: linkedinsiders 2018) LINKEDIN 10
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1 Beschreibung: national ausgerichtetes soziales Netzwerk zur Verwaltung beruflicher Kontakte Gegründet: 2003 Mitarbeiter weltweit: über 1.500 Unternehmenssitz: Hamburg, Deutschland Zweck: Pflege bestehender Geschäftskontakte und Knüpfung neuer geschäftlicher Verbindungen Zielgruppe: überwiegend männlich, Alter: k. A. Nutzer in Deutschland: 17 Millionen, 2 Millionen wöchentlich aktiv (Quelle: Kontor4, Oktober 2019) Beschreibung: Messaging-Service (ehemals Snap- chat), hauptsächlich für Fotos und kurze Videos; Inhalte sind nur eine bestimmte Anzahl von Sekunden sichtbar, bevor sie automatisch entfernt werden Gegründet: 2011 Mitarbeiter weltweit: 3.069 Unternehmenssitz: Los Angeles, USA Zweck: Das Teilen von Fotos und Videos mit Freunden Zielgruppe: 71% der deutschen Snapchat Nutzer sind max. 24 Jahre alt, 13% sind älter als 35 Jahre Nutzer Deutschland: 6 Millionen (Quellen: Wikipedia, Futurebiz, Oktober 2019) XING Beschreibung: Videoportal mit Funktionen eines sozialen Netzwerks Gegründet: 2016 Mitarbeiter weltweit: k. A. Unternehmenssitz: Los Angeles, USA Zweck: Musikclips ansehen, kurze Clips aufneh- men und bearbeiten, u. a. durch das Hinzufügen von Spezialeffekten und Filtern Zielgruppe: 69% der aktiven Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahren alt (Quelle: futurebiz, Oktober 2019) Nutzer Deutschland: 4 Millionen (Quelle: Futurbiz, Oktober 2019) SNAP INC. (EHEMALS SNAPCHAT) TIKTOK REPORT | SOCIAL MEDIA 11
1.2 Als Verkaufsplattformen immer beliebter: Instagram, Facebook & Co. Social-Media-Kanäle haben das Potenzial, Media-Einfluss bei gleichzeitig hoher Affinität sich langfristig als Verkaufsplattformen zu der Social-Media-Nutzer für den Onlinehan- etablieren. Das zeigt die 2018 veröffentlichte del ist ein Ausbau der Aktivitäten attraktiv“, Studie „Social Media im Handel – Bedeutung erklärt Fabian Mayntz, Junior Consultant am und Performancevergleich von Branchen“ IFH Köln. der IFH Köln. Die Untersuchung veranschau- licht, wie stark Händler und Hersteller bzw. Möbelhandel: Social Media Marken einzelner Konsumgüterbranchen auf beeinflusst Onlinekäufe den Social-Media-Plattformen in Deutschland Und wo steht die Einrichtungsbranche in der performen und mit potenziellen Kunden in Vergleichsbetrachtung? Die IFH-Analyse Interaktion treten. zeigt, dass im Interior Bereich das Engage- ment besonders hoch ist: Fast jeder dritte Präsenz allein ist nicht alles online umgesetzte Euro mit Möbeln und Social-Media-Kanäle sind wertvolle Touch- Einrichtungsgegenständen ist durch Social points zum Kunden. Das hat mittlerweile der Media beeinflusst. Zum Vergleich: In der Großteil aller Werbetreibenden verstanden. Fashionbranche ist es „nur“ jeder vierte Euro. 83 % der betrachteten Top 133 Händler sowie Aus der Detailbetrachtung lassen sich aber der Top 160 Hersteller/Marken aus neun noch deutliche Differenzen zwischen Möbel- Branchen haben mindestens einen deutsch- händlern und Herstellern / Marken ablesen. sprachigen Kanal auf Facebook, Instagram Letztere sind im Vergleich zu anderen Kon- und Youtube (insgesamt mehr als 500). Über sumgüterbranchen zwar überdurchschnitt- diese veröffentlichen sie über 6.500 Beiträge lich präsent, allerdings bespielen sie ihre im Monat und generieren damit über 4,4 Mio. Social-Media-Kanäle kaum aktiv. Die Anzahl Interaktionen der User, beispielsweise in der Beiträge ist unterdurchschnittlich und Form von Likes, Kommentaren und Shares. die niedrigen Interaktionsraten sind ein Indiz Die Betrachtung zeigt allerdings auch: Im dafür, dass der Content zu wenig Relevanz Hinblick auf das Aktivitätslevel der Unterneh- für die User besitzt. Im Vergleich dazu posten men gibt es noch Luft nach oben. Viele schöp- die untersuchten Möbelhändler überdurch- fen das Potenzial der virtuellen Dialogebenen schnittlich häufig und liefern zielgruppenspe- bislang unzureichend aus. „Gerade vor dem zifischere Inhalte. Hintergrund hoher Onlineumsätze mit Social Umsätze im Bereich „Wohnen & Einrichten“ Umsatzangaben zu Endverbraucherpreisen in Mrd. Euro Bücher & Medien Consumer Electronics Fashion Sport & Freizeit Wohnen & Einrichten 39,7 3,4 1,9 Onlineumsätze mit Social Media-Einfluss Umsätze stationär Onlineumsätze ohne Social Media-Einfluss Quelle: IFH Köln, 2018 12
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1 Illustration: Evgeniy Yatskov / shutterstock.com Mit Shopping Funktionen zum Social Commerce Wenn es nach den Machern der großen Platt- beinträchtigen die Kundenerfahrung erwie- formen geht, soll alles möglichst „shoppable“ senermaßen, nicht umsonst führte Amazon werden. Einfach in den Content klicken und schon vor längerer Zeit das One-Click-Pay- dabei direkt einkaufen, ohne die App zu ver- ment ein. Das sogenannte In-App-Shopping lassen. Ein Szenario, bei dem alle profitieren: hat Instagram bereits 2018 nach Deutschland Plattform, Händler und Kunde. Neue Bezahl- geholt. Auch Pinterest will – derzeit noch im funktionen sollen das Shopping noch intuitiver Testlauf mit großen Handelspartnern wie Otto und die Customer Journey bequemer gestal- oder Home24 – die Lücke zwischen „Sehen“ ten. Denn zu viele Klicks und Weiterleitungen und „Kaufen“schließen. REPORT | SOCIAL MEDIA 13
1.3 Digitalisierung und Customer Journey: So tickt der Möbelkäufer Wenn Social-Media-Plattformen immer wich- Studie von PWC Global* untermauert diese tiger werden, stellt sich für handelstreibende Theorie: Soziale Medien beeinflussen die Unternehmen die Frage: Wie tickt eigentlich Kaufentscheidung stark. Fast zwei Drittel der Käufer und was ist ihm wichtig? Welche (61 %) der Befragten geben an, beim Einkau- Kanäle nutzt er? Und wie lässt sich die Cus- fen von Social Media beeinflusst zu werden, tomer Journey den neuen Anforderungen entweder als Inspirationsquelle oder durch anpassen? positive Bewertungen von anderen Usern. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Beliebt unter den Millennials Die Customer Journey ist sehr viel komplexer Social Media ermöglicht es den Konsumen- geworden mit der Digitalisierung. Jana-Lena ten, direkt und unkompliziert mit Marken und Wendt, Senior Consultant bei der Agentur Unternehmen in Interaktion zu treten. Die Segmenta Communications und Expertin für Werbeindustrie stuft die sozialen Medien heute Social-Media-Marketing, sieht die größte bereits als die drittwirksamste Werbeform ein. Herausforderung für Unternehmen darin, Unter den Millennials, der Generation, die im die Zielgruppe zur richtigen Zeit im richtigen Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten Kanal abzuholen. „Die Medienlandschaft hat 1990er Jahren geboren wurde, sind die Platt- sich in den letzten Jahren so stark fragmen- formen sogar die beliebteste Werbeform. tiert, dass eine gezielte Ansprache der Ziel- Sie sorgen mit ihren Inhalten für ständig neue gruppen zunehmend kompliziert geworden Reize und Inspirationen. ist. Es gilt, relevante Botschaften und Inhalte zur richtigen Zeit im richtigen Medium an den Sehen und gesehen werden potenziellen Käufer zu distribuieren.“ Wer hat den schönsten Style in den eige- nen vier Wänden? Wer kennt die neuesten 2 / 3 der Konsumenten lassen sich Trends? Der Wunsch nach Anerkennung von Social Media beeinflussen in den sozialen Netzwerken ist groß, jeder Händler und Hersteller müssen ihre Kunden möchte sich möglichst perfekt inszenieren. verstehen und genau dort sein, wo diese sind. Das führt mitunter zu einem gewissen Wett- Und das bedeutet vor allem bei den Jüngeren, bewerb unter den Usern – zum Vorteil der in den sozialen Medien wie Facebook und Unternehmen, die das Potenzial von Social Instagram vertreten zu sein. Eine aktuelle Media nutzen. *Global Consumer Insights Survey von PwC, März 2019, Panel: 21.000 Online-Verbraucher in 27 Ländern 14
E-COMMERCE-POTENZIAL VON SOCIAL MEDIA | 1 1.4 Social-Media-Management: Basics für den Einstieg Twitter, Facebook, Instagram, Pinterest usw. – rungs-Meeting einzuladen, bei dem die Ziele die Zahl der sozialen Medien steigt und auch sowie die Strategie für jeden einzelnen Kanal ihre Bedeutung im Alltag nimmt stetig zu. festgelegt werden. Um als Player in der Einrichtungsbranche den Anschluss nicht zu verlieren, lohnt sich Der Weg zum Ziel ein Blick auf den Youtube-Kanal der „möbel Die drei großen Aufgaben für jeden Social- kultur“. Dort gibt es ein informatives Webinar Media-Manager lauten: die Reputation der zum Thema „Social-Media-Management für Marke stärken, Leads generieren sowie neue den Möbelhandel“, moderiert von „möbel Mitarbeiter rekrutieren. Ob und wie stark kultur“-Chefredakteur Sascha Tapken und diese Ziele schlussendlich erreicht werden, Michael Fritz, Social Media Berater und Inha- prüfen die Experten mithilfe einer Nullmes- ber der Fritz Media Consulting Group. sung bzw. eines Monitorings, das Aufschluss über die Reichweite der Beiträge, Klickzah- Orientierung mithilfe von len u. ä. gibt. Der Weg zum Ziel bleibt aber Experten der richtige Content für den richtigen Kanal. In knapp einer Stunde liefert das Webinar die „Wenn Ihre Inhalte bei den Endverbrauchern wichtigsten Basics, was der stationäre Möbel- gut ankommen, können Sie Ihre Kunden zu handel rund um Facebook, Twitter, Instagram Influencern machen“, erklärt Fritz. „Bauen & Co. wissen muss. Bei der Frage nach der Sie Ihren Content auf und schreiben Sie einen Ausgangslage vieler mittelständischer Möbel- Redaktionsplan“, empfiehlt er. „Gehen Sie in händler erklärt Fritz: „Häufig ist zwar ein die Unternehmensbereiche, sprechen sie mit Facebook-Account vorhanden, aber das volle den Mitarbeitern und sammeln Sie genügend Potenzial aller Social-Media-Plattformen wird Themen, sodass Ihr Plan immer vier bis sechs noch lange nicht ausgeschöpft.“ Das liege Wochen Vorlaufzeit hat.“ Konkret sei es rat- meistens daran, dass folgende Fragen für Mit- sam, die Beiträge in Kategorien zu splitten. telständler schwer zu beantworten seien: „Auf Möbel ließen sich beispielsweise in Outdoor welchen Kanälen wird über mich gesprochen? und Indoor aufteilen. Unterkategorien zu Wo ist meine Zielgruppe aktiv? Wie ist die Indoor wären Schlafzimmermöbel, Wohn- Stimmung zu meinen Produkten im Netz und zimmermöbel, etc. „Es bietet sich an, thema- wie werden ich vom Endverbraucher wahr- tisch zwischen den Kategorien zu wechseln“, genommen?“ Hier kommt der Social-Media- sagt der Experte. Wie viel eine Beratung Experte mit seinem Netzwerk unabhängiger kostet, wie viele personelle Ressourcen Berater ins Spiel. „Wir konzentrieren uns bei für gelungenes Social-Media-Marketing der Konzeption eines Social-Media-Auftritts gebraucht werden und wie oft ein Monitoring auf folgende Unternehmensbereiche: Kunden- bzw. Reporting der Posts stattfinden sollte, service, Kommunikation, Human Ressources sind weitere Themen, über die Michael Fritz und Vertrieb“, erklärt Fritz im Webinar. Diesen mit Sascha Tapken – stellvertretend für die Abteilungen empfiehlt er, zu einem Orientie- „möbel kultur“-Community – gesprochen hat. Das vollständige Webinar zum Thema „Social-Media- Marketing für den Möbel- handel steht kostenlos als Livestream auf dem Youtube-Kanal der „möbel kultur“ zur Verfügung. REPORT | SOCIAL MEDIA 15
REPORT | SOCIAL MEDIA 2 Social-Media- Trends 2020 . 2.1 Was ist dran am Influencer-Boom? 2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview 2.3 Bloggerin Antonia Schmitz im Interview 2.4 Die Social Media Trends für 2020
2.1 Was ist dran am Influencer-Boom? Jeder spricht von Bloggern und Influen- Die Rolle des Influencers bei der cern. Heute kann ein Influencer mit Kaufentscheidung einem 90-sekündigen Youtube-Spot so Verbraucher lassen sich definitiv von Kauf- viel erreichen, wie die größten Werbe- empfehlungen beeinflussen – wenn diese agenturen in mühseliger, monatelanger glaubhaft sind. Aktuellen Studien zufolge Kampagnen-Arbeit. Die Social-Media- ist die überwiegende Mehrheit der Deut- Stars sind in der Interior-Branche längst schen mit dem Konzept des Influencer- Illustration: lemono / shutterstock.com zu wichtigen Multiplikatoren geworden. Marketings vertraut. Gut ein Fünftel der Möbel und Einrichtungsgegenstände, die Bundesbürger hat bereits ein Produkt auf bekannte Blogger wie Holly Becker, Jules Empfehlung eines Influencers gekauft. Villbrandt oder Ricarda Nieswand empfeh- Das Hamburger Marktforschungsinstitut len, landen nicht selten im Zuhause ihrer Splendid Research hat im Rahmen einer Follower und Fans. repräsentativen Umfrage 1.221 Deutsche 18
SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2 zwischen 15 und 69 Jahren online zum Thema Influencer befragt. Die Studie INFLUENCER-MARKETING untersucht, wie Influencer wahrgenom- Die Wikipedia-Definition ist schlüssig: men werden, welche Faktoren die Offen- „Influencer-Marketing (von engl. to influ- heit gegenüber Empfehlungen positiv ence: beeinflussen), auch Multiplikato- beeinflussen sowie deren Einfluss auf ren-Marketing genannt, ist eine Disziplin Kaufentscheidungen. Die Ergebnisse zei- des Online-Marketings, bei der Unterneh- gen: Nahezu drei Viertel aller Deutschen men gezielt Meinungsmacher und damit können nach eigener Einschätzung dem Personen mit Ansehen, Einfluss und Begriff „Influencer“ spontan eine inhalt- Reichweite in ihre Markenkommunikation liche Bedeutung beimessen. Eine Erhe- einbinden.“ Das ist einfacher gesagt als bung von Bitkom Research, bei der aus- getan, denn der Erfolg stellt sich nur ein, schließlich aktive Social-Media-Nutzer wenn die Botschaften authentisch, glaub- befragt wurden, beziffert den Anteil derer, haft und vertrauenswürdig beim Publi- die mit dem Influencer-Konzept vertraut kum ankommen. sind, sogar auf 92%. Und: Bereits jeder Zweite unter ihnen nimmt Influencer in der heutigen digitalen Welt als ganz normales Berufsbild wahr. Beauty und Körperpflege (66%) sowie Im Zentrum der Splendid Studie stand die Kleidung (32%) im Warenkorb, während Frage, ob Influencer-Empfehlungen Kauf- sich die Männer am ehesten zum Kauf absichten auslösen. Die Antwort heißt: ja. von Technik-Produkten (45%) oder Com- Bei knapp einem Fünftel der befragten puterspielen (29%) verführen lassen. Personen führte die Empfehlung eines Einrichtungsgegenstände kommen auf Influencers bereits zum Kauf der angeprie- einen Anteil von 10% (Frauen) bzw. 11% senen Produkte. Besonders empfänglich (Männer). Ebenfalls auffällig: Personen für diese Form der Werbung zeigen sich zwischen 20 und 29 lassen sich überdurch- die jüngeren Verbraucher und Frauen – schnittlich häufig in ihrer Beurteilung gut zwei Drittel aller mit Influencern in beeinflussen. Nahezu ein Drittel kaufte Verbindung gebrachten Anschaffungen schon einmal ein Produkt auf Empfehlung entfallen derzeit auf weibliche Personen. eines Influencers. Im Gegensatz dazu wur- Bei der weiblichen Käuferschaft landen den lediglich fünf Prozent aller Personen am häufigsten Artikel aus dem Bereich über 60 auf diese Weise zum Kauf verleitet. Social-Media-Nutzer, denen der Begriff bekannt ist, ... 92% ist bewusst, dass Influencer Geld damit verdienen, für Produkte zu werben 56% finden, dass Influencer in der heutigen digitalen Welt ein ganz normaler Beruf ist 43% sind manchmal neidisch, weil Influencer so viel geschenkt bekommen 35% wären gerne selbst ein erfolgreicher Influencer Quelle: Bitkom Research, März 2018 REPORT | SOCIAL MEDIA 19
Neben Geschlecht und Alter bestimmt ein „Wo informieren Sie sich über Produkte?“ weiterer Faktor die Offenheit gegenüber Influencern: Das Vertrauen einer Person, Freunde 65% welches sie diversen Informationsquellen und öffentlichen Institutionen entgegen- Vergleichstests im Internet 64% bringt. Je stärker dieses Vertrauen ausge- prägt ist, umso wahrscheinlicher wird eine Bewertungsportale 61% Kaufempfehlung umgesetzt. 51% der Deut- schen mit hohen Vertrauenswerten haben Familie 60% bereits einen Kauf auf Empfehlung eines Vor Ort im Geschäft 59% Influencers getätigt. Ebenso viele empfinden deren Empfehlung sogar der eines Freundes Bekannte 47% gleichwertig. „Damit ist die Kaufwahrschein- lichkeit von Personen mit starkem Vertrauen Testvideos, z. B. auf Youtube 39% um bis zu zehn Mal höher, als bei Personen mit geringem Vertrauen. Das sind erstaun- Zeitungen & Zeitschriften 23% liche Ergebnisse, denn circa zehn Prozent Influencer-Empfehlungen 9% der Bevölkerung besitzen ein erhöhtes Ver- trauenspotenzial“, schlussfolgert Patrick Sonstiges* 2% Teubenbacher, Studienleiter bei Splendid Research. Die wichtigste Informationsquelle Ich informiere mich nicht 2% für Produktempfehlungen bleibt vorerst jedoch der eigene Freundeskreis. 77% der Quelle: Splendid Research 2019 Deutschen haben bereits auf Anraten eines *Stiftung Warentest, Online-Suchmaschine, Herstellerseiten Freundes oder einer Freundin eine Kaufent- scheidung getroffen. Aufteilung von Produktarten und Geschlecht „Haben Sie schon einmal ein Produkt auf Empfehlung eines Influencers gekauft?“ Frauen Männer 66% Beauty/Körperpflege 22% 32% Kleidung 24% 19% Technik 45% 19% Kochen 16% 16% Ernährung 23% 19% 81% Ja Nein 13% Fitness 18% 12% Computerspiele 29% 10% Einrichtung 11% 7% Heimwerken 10% 3% Automobil 13% Quelle: Splendid Research 2019 20
SOCIAL-MEDIA-TRENDS 2020 | 2 „Zu welchem dieser Inhalte „Zu welchem dieser Inhalte haben haben Sie sich schon mal Sie sich schon mal ein Produkt auf ein Produkt auf Empfehlung Empfehlung eines Freundes/einer eines Influencers gekauft?“ Freundin gekauft?“ 9% Beauty/Körperpflege 32% 6% Technik 37% 6% Kleidung 24% 4% Ernährung 20% 4% Computerspiele 14% 4% Kochen 21% 3% Fitness 9% 2% Einrichtung 9% 2% Heimwerken 10% 1% Automobil 5% Quelle: Splendid Reseacrh 2019 Influencer-Kampagnen liefern messbare Erfolge Kunden ansprechen, die wirklich zu dem Angesichts der vorliegenden Ergebnisse Produkt oder dem Unternehmen passen, ist das Influencer-Marketing für den viel erreicht werden. Das Expertenwissen Möbelhandel ein attraktiver Ansatzpunkt, dieser Influencer macht sie besonders um das Interesse und die Kaufbereit- authentisch und glaubwürdig. Vor allem schaft bei den (potenziellen) Kunden in Nischenthemen sind Influencer daher zu erhöhen. So kann eine Influencer- ein unverzichtbarer Multiplikator. Kooperation eine sinnvolle Ergänzung im Das häufige Vorurteil, dass das alles nicht Marketingmix darstellen und sichtbare messbar sei, ist längst überholt. „Die Erfolge bringen. Erstens Awareness, also Effekte, die Klicks oder Visits sind mess- eine erhöhte Sichtbarkeit verbunden mit bar, aber eben nicht nach Schema F“, einer Stärkung der Marke. Zweitens geht erklärt Interior-Consultant Verena Mar- es immer auch um messbare Zusatzum- mann, die den Blog „Hamburg von innen“ sätze. Im Optimalfall sollten Unterneh- betreibt und die sich u. a. für die britische men mit Influencern langfristig koope- Manufaktur Farrow & Ball starkmacht. rieren und der Kampagne ausreichend Kenngrößen wie Cost per Engagement, Zeit geben, um die gewünschte Wirkung kurz CPE, setzen das Budget für das zu erzielen. Dabei macht es keinen Sinn, Influencer-Marketing ins Verhältnis zu nur auf die großen Social-Media-Stars den resultierenden Likes und Kommen- mit ihrenMillionen Followern zu setzen. taren. Auf diese Weise lassen sich die Wichtiger ist es, seine Zielgruppe klar zu Kosten pro Social Engagement mit den definieren, dann kann sogar mit soge- Kosten anderer Marketingmaßnahmen nannten Microinfluencern, die genau die vergleichen. REPORT | SOCIAL MEDIA 21
Holly Becker ist eine der bekanntesten Influencerinnen in der Einrichtungs- szene und Gesicht des Persönlichkeits- magazins Holly, mit dem sich Gruner + Jahr am umkämpften Zeitschriftenmarkt behaupten will. Influencer erobern Print In der Regel ist es eher die jüngere haben. Auch Gruner + Jahr setzt auf den Generation, die auf Influencer anspringt. Influencer-Trend im Print-Geschäft. Mit Doch wer ist in den Augen der nicht „Living at Home + Holly“ startete der Ver- digital Aufgewachsenen ein glaubhafter lag 2019 mit Bloggerin Holly Becker (Blog: Beeinflusser? Interessant ist, dass jüngst Decor8 und rund 400.000 Follower) als einige Personality-Magazine auf den Markt Testimonial durch, um die jüngere Gene- gekommen sind – mit bekannten Köpfen, ration fürs Gedruckte zu begeistern. Die die auch auf ihre Weise Influencer sind. Startauflage lag bei 100.000 Exemplaren. Print wirkt also noch, wenn „Barbara“, Für 2020 sind vier Ausgaben geplant. Dr. Eckhard von Hirschhausen, Joko Win- Das Schöne daran: Es sind doch nicht nur terscheidt und zuletzt „Boa“ und „Guido“ die Algorithmen, die über unsere Vorlie- ihr Gesicht – mit den passenden, persön- ben, ja, unser Leben bestimmen. Es sind lichen und glaubhaften Geschichten – hin- oft auch noch Menschen, die uns – nicht halten. Das erste Heft des Modedesigners nur bei unseren Kaufentscheidungen – und „Shopping Queen“-Moderators Guido beeinflussen. Die Authentizität wird in Maria Kretschmer verkaufte sich über Zukunft darüber entscheiden, wie sich das 200.000 Mal. Beeindruckend! Der Fuß- Influencer-Marketing weiterentwickelt. baller Jerome Boateng nutzt seine enorme „Der Erfolg der Influencer, die ein enges Popularität und hat im Herbst 2018 sein Verhältnis zu ihren Followern haben, eigenes Lifestyle-Magazin herausgebracht, wird weiter ansteigen“, prophezeit Mona zusätzlich zu seinem Instagram-Account, Hellenkemper von der Analyse-Plattform den über sechs Millionen User abonniert „InfluencerDB“ auf Spiegel Online. 22
SOCIAL MEDIA TRENDS | 2 Alles Köpfe, die für etwas stehen – eine Haltung, einen Lifestyle, Werte. Das kommt bei den Lesern an. Das neue Magazin „Soul Sister“ geht noch einen anderen Weg. Hier sind vier bekannte Influencerinnen aus dem Netz die Protagonisten. Diese sollen jetzt auch via Print als „alltagstaug- liche Role Models“ dienen. REPORT | SOCIAL MEDIA 23
2.2 Bloggerin Anne Dirfard im Interview: „Bloggen ist ein Vollzeitjob“ Über 100.000 Internet-User lesen ihren Interior-Blog „170QM“, mehr als 100.000 folgen ihr bei Instagram und fast 150.000 pinnen ihre Pins bei Pinterest – Anne Dirfard ist gut im Geschäft. Mittelpunkt ihrer bis- herigen Arbeit war die 170 qm große Altbau- Wohnung in Hamburg, inzwischen lebt Anne mit ihrer Familie im Taunus. Die „möbel kultur“ besuchte die Interior-Bloggerin noch in Hamburg und sprach mit ihr über ihre Karriere, den Umzug, Kooperationen mit Big Playern aus dem Möbel-Business und wie sie den Handel wahrnimmt. möbel kultur: Frau Dirfard, eigentlich sind Sie Online-Grafikerin. Wie kommt es, dass Sie jetzt als Interior-Bloggerin arbeiten? Anne Dirfard: Ursprünglich wollte ich nach der Schule Innenarchitektur studieren, doch die Studiengänge waren damals komplett überlaufen. Deshalb habe mich in Köln für Medienproduktion eingeschrie- ben und dann ein Praxissemester in einer Hamburger Werbeagentur absolviert. Dort war ich auch nach dem Abschluss etwa zehn Jahre beschäftigt, bis ich nach meinem zweiten Kind gemerkt habe, dass die Motivation nachlässt. Die Werbung ist heute einfach nicht mehr das, was Sie früher mal war. Also habe ich darüber nachgedacht, wie ich den Sprung in das Interior-Business doch noch schaffen kann. Dazu brauchte ich definitiv eine Als Blogger muss man erst mal in den sauren Apfel beißen und viel Zeit Anne Dirfard ist mit ihrem Blog „170QM“ innerhalb kürzester Zeit investieren. Anne Dirfard zur Marke für das Einrichtungsbusi- ness geworden. 24
SOCIAL MEDIA TRENDS | 2 Mappe mit Arbeitsproben! Als digitale ich mein Nebengewerbe schon im Novem- Grafikerin fand ich ein pdf mit Bildern ber als Hauptgewerbe anmelden konnte. aber blöd. Stattdessen hatte ich eine bes- sere Idee: Drei Monate vorher waren wir möbel kultur: Das hört sich nach viel hier eingezogen und ich beschloss, den Arbeit an. Prozess, wie ich diese Altbau-Wohnung Anne Dirfard: Ja, man muss erst mal in renoviere und einrichte, peu à peu mit den sauren Apfel beißen, das Bloggen Fotos auf Instagram zu dokumentieren. auch als Selbstständigkeit begreifen und Das Profil wollte ich als digitale Mappe für viel Zeit und Aufwand investieren. Mein zukünftige Bewerbungsgespräche nutzen, Beruf kam mir gerade bei der Gestaltung aber dann kam alles anders... des Blogs natürlich wieder zugute und ich wusste, sollte sich doch alles anders ent- möbel kultur: Ihre Bilder haben den wickeln, kann ich immer wieder in die Wer- Instagram-Usern gefallen? bung zurück. Anne Dirfard: Ja, ich merkte, dass sich die Leute dafür interessieren, was ich mache. möbel kultur: Was waren denn Ihre ersten Aus meiner Berufserfahrung heraus wuss- Einnahmequellen? te ich auch worauf es bei den sozialen Anne Dirfard: Einerseits waren das Koope- Medien ankommt und habe dafür gesorgt, rationen mit Unternehmen aus dem Inte- dass ich täglich präsent bin. Mit der Zeit rior-Business und, andererseits, war das bekam ich immer mehr Nachrichten von die Einrichtungsberatung. Die läuft dieses Leuten, die mir auf Instagram gefolgt sind Jahr auch wieder sehr gut. Vergangenes und gefragt haben, ob ich sie beim Einrich- Jahr hatte das etwas nachgelassen. ten ihrer eigenen Wohnung unterstützen kann. möbel kultur: Und was war Ihre erste Kooperation? möbel kultur: Also genau das, was Sie Anne Dirfard: Oh, das war ein klassischer immer machen wollten. Barter Deal mit der Online-Plattform Etsy. Anne Dirfard: Genau. So kam ich auf den Mir wurde ein 50-Euro-Gutschein zuge- Einrichtungszweig, ohne dass ich eine schickt. Dafür sollte ich mir ein Produkt zweite Ausbildung machen musste. aussuchen und darüber schreiben. Naja, ich glaube, jeder Blogger tritt erstmal in so möbel kultur: Und wann kam der Blog ins ein Fettnäpfchen. Spiel? Anne Dirfard: Kurze Zeit später melde- möbel kultur: Wie meinen Sie das? ten sich die Eimsbüttler Nachrichten, die Anne Dirfard: Ganz einfach. Wenn man sich Bezirkszeitung hier in unserer Nachbar- mit dem Blogger-Dasein genauer beschäf- schaft, und wollte einen Bericht über mich tigt und einen Businessplan schreibt usw., veröffentlichen. Dann rief jemand von RTL dann wird schnell klar: Oh, ich muss das an. Es ging um einen Beitrag für Punkt 12 ja alles versteuern! Das heißt, dieser zu dem Thema, wie man seinen Wohnraum 50-Euro-Gutschein war kein 50-Euro-Gut- mit kleinem Budget verändern kann. Es schein, sondern ich durfte 30 Prozent aus ergaben sich also so viele Möglichkeiten eigener Tasche bezahlen. aus meinem Erfolg bei Instagram, dass ich gemerkt habe, dass das für mich ein wahn- möbel kultur: Ärgerlich ... sinnig gutes Sprungbrett ist. Den Blog Anne Dirfard: Total! Und woher soll man brauchte ich als Verlängerung. Also habe das als Anfänger wissen? Ich habe dann ich mich den Sommer über hingesetzt, das beim Finanzamt angerufen und die wuss- Layout und das Logo entworfen, Beiträge ten das selber nicht. Dann habe ich meinen vorproduziert und bin damit im Herbst Steuerberater angerufen und der konnte 2017 online gegangen. Das lief so gut, dass mir auch nicht helfen! Dann habe ich einen REPORT | SOCIAL MEDIA 25
anderen Steuerberater kontaktiert und Kommentare reagieren, Fragen beantwor- der kannte jemanden, der es wusste. Die ten, mit den Followern in Kontakt bleiben Gesetzgebung steckt da einfach noch in und meine Community stärken. Der Job den Kinderschuhen. hat einfach so viele Facetten. möbel kultur: Das hat Sie aber nicht abge- möbel kultur: Wie sieht das mit den schreckt! Kooperationen aus? Das muss ja auch Anne Dirfard: Nein, natürlich nicht. Aber organisiert werden. seitdem ich das Hauptgewerbe im Novem- Anne Dirfard: Das stimmt. Vor jedem Post ber 2017 angemeldet habe, war für mich bin ich erst mal Projektmanagerin, weil ich klar, es gibt keine unbezahlten Koopera- mich mit Kunden und Agenturen abstim- tionen mehr. Zunächst tat ich mich damit men und verhandeln muss. Da geht es schwer und bis heute habe ich ein Problem auch um meine Zielgruppe. Ich denke, dass damit, meinen Job wirklich als Job anzu- meine Follower in einer ähnlichen Lebens- sehen und nach außen zu verteidigen, was situation sind wie ich – im Job angekom- ich mache. men, die eigene Familie ist schon da oder wird gerade geplant. Die Studentenzeit möbel kultur: Da steckt ja auch mehr ist vorbei und man geht weg von den typi- Arbeit drin, als es auf den ersten Blick den schen Ikea-Möbeln. Stattdessen darf es Anschein hat. ruhig etwas individueller aussehen. Anne Dirfard: Richtig. Ich arbeite sogar mehr, als wenn ich jetzt als Online-Grafi- möbel kultur: Wie würden Sie Ihren Ein- kerin in die Werbung zurückgehen würde richtungsstil beschreiben? – und das ist schon ein heißes Pflaster! Als Anne Dirfard: Ein gesunder Mix aus modern Bloggerin bin ich gleichzeitig Fotografin, und alt, skandinavisch angehaucht. Interior Stylistin, Grafikerin und Texterin. Dann kommt die ganze Nacharbeit dazu, möbel kultur: Da müssen die Produkte aus wenn ich gepostet habe. Ich muss auf den Kooperationen dann auch reinpassen. Anne Dirfard (l.) im Gespräch mit „möbel kultur“- Redakteurin Sarah Schädler und Chefredak- teur Sascha Tapken. 26
SOCIAL MEDIA TRENDS | 2 Anne Dirfard: Genau. Es macht für mich jetzt im Januar auf der „imm cologne“, keinen Sinn, Kooperationen mit Herstel- dann schaue ich lieber, wo der Trend hin- lern einzugehen, wenn meine Zielgruppe geht und informiere mich, welche Farben die Produkte entweder nicht braucht oder und Materialien demnächst angesagt sich gar nicht leisten kann. Das wirkt ein- sind. Dieses Wissen nutze ich bei meinen fach nicht echt. Und Authentizität spielt Kooperationen. im Blogger-Business eine ganz wichtige Rolle. Deshalb sind wir für Unternehmen möbel kultur: Wie stehen Sie zu traditio- so wertvoll, weil wir echte Menschen sind. nellen Einrichtungshäusern? Verbringen Sie dort viel Zeit oder finden sogar Inspi- möbel kultur: Wie eng lassen Sie Ihre Fol- ration? lower denn an ihrem Leben teilhaben? Anne Dirfard: Meiner Meinung nach hat Anne Dirfard: Also ich teile schon viel. Mein Ikea mit dem City Store hier in Ham- Mann arbeitet seit einiger Zeit in Frankfurt burg-Altona den richtigen Schritt gemacht. und ist unter der Woche nicht zuhause. Das Wenn ich zu Höffner, Kibek oder Schulen- ist für uns nicht leicht, weil ich alles alleine burg fahre, ist das ein ganzer Tagesausflug regeln muss. Deshalb kann es auch sein, und ich habe momentan kein Auto. So was dass meine Follower einige Tage nichts kommt für mich also selten in Frage. von mir hören und ich möchte, dass sie wissen warum das so ist. möbel kultur: Dann haben Sie zum Möbel- handel gar keine Beziehung? möbel kultur: Aber das wird sich ändern... Anne Dirfard: Doch! Ich spüre häufig den Anne Dirfard: Richtig. Wir ziehen in den Reiz, gerade bei diesen Unternehmen mal Taunus und haben dort ein 170 qm großes zu gucken und ihnen den Staub von den Haus aus den 60er Jahren angemietet. Schultern zu klopfen, denn Höffner, Kibek & Co. können meistens mehr als man möbel kultur: Zufall oder Absicht? denkt. Ich glaube, das hat Otto bei mir aus- Anne Dirfard: Zufall! (lacht) gelöst. Meine Mutter hat früher immer den möbel kultur: Wie wirkt sich der Umzug denn auf Ihre Arbeit aus? Anne Dirfard: Einige Kooperationen habe ich nach hinten geschoben. Dazu gehört beispielsweise ein Farbhersteller, denn es hätte jetzt keinen Sinn mehr gemacht, hier in der Wohnung zu streichen. Und ich hoffe, dass ich – wenn wir so nah an der FACTS Messe Frankfurt wohnen – wieder mehr Messen besuchen kann. Wegen der Kinder ❯ Blog: www.170QM.com und ohne Mann zuhause war das in den ❯ Instagram: www.instagram. vergangenen Monaten nur eingeschränkt com/170QM/ möglich. ❯ Pinterest: www.pinterest. de/170QM/ möbel kultur: Nutzen Sie Messen zur Ins- ❯ Influencerin: Anne Dirfard piration? ❯ Email: hallo@170QM.com Anne Dirfard: Da ich ohnehin gefühlt den ❯ Status: offen für Koopera- ganzen Tag auf Instagram unterwegs bin, tionen schaue ich dort (oder auf Pinterest) nach ❯ Einrichtungsberatung: auf Einrichtungsideen, die mir gefallen und Anfrage mache einen Screenshot. Wenn ich auf www.170QM.com Messen unterwegs bin, wie beispielsweise REPORT | SOCIAL MEDIA 27
Katalog gelesen, aber einrichtungstech- möchte mit Ihnen zusammenarbeiten. Wie nisch hatte ich Otto nie auf dem Schirm... läuft das ab und wie hoch sind die Kosten, bis zu unserer ersten Kooperation! Da war die auf den Hersteller zukommen? ich sehr positiv überrascht und denke, Anne Dirfard: Es gibt Eckdaten, mit denen dass das Unternehmen in der zielgruppen- auch Influencer-Agenturen arbeiten. Pro gerechten Ansprache – auch mithilfe von 10.000 Follower kann man 100 Euro für Influencer Marketing – auf dem richtigen ein Instagram-Bild rechnen. Ich bin davon Weg ist. allerdings weggerückt, denn bei einer Kooperation kommen viele Komponenten möbel kultur: Da hinkt der traditionelle zusammen. Was ist es für ein Produkt? Möbelhandel noch etwas hinterher, oder? Bekomme ich eine Vase, die ich schnell in Anne Dirfard: Das stimmt, aber die kön- Szene gesetzt habe oder ist es eine Wand- nen ihr Sortiment auch nicht von heute auf farbe, sodass ich extra renovieren muss? morgen umkrämpeln und nur noch auf die Und was ist das Produkt wert? Wenn ich Generation 18 bis 35 Jahre ausrichten. einen Massivholztisch bekomme, der zwi- Das wäre auch falsch, denn die Zielgruppe schen 1.000 und 2.000 Euro kostet, wird es 40+ bleibt kaufstark. schwierig, weil ich das Produkt sowie mein Honorar mit jeweils 30 Prozent versteuern möbel kultur: Sie arbeiten also eher mit muss. Wenn ich ein Produkt im Wert von Online-Anbietern zusammen? 1.000 Euro bekomme und die Vergütung Anne Dirfard: Das kommt darauf an. ebenfalls bei 1.000 Euro liegt, dann muss Westwing ist, was Blogger- und Influen- ich 660 Euro an Steuern einkalkulieren und cer-Kooperationen betrifft, beispielsweise es bleiben nur noch 340 Euro übrig. Dann sehr aktiv. Bei anderen Firmen scheitert ist die Frage, was wünscht sich der Kunde? es häufig am Budget, das für diesen Wer- Wie viele Bilder, Texte? Wie viele Tage bin bekanal eingeplant ist. Da fehlt auch das ich damit beschäftigt? Das ist eine Kosten- Bewusstsein für den Mehrwert, der für Nutzen-Rechnung. Wenn ich gerade keinen das Unternehmen daraus entsteht. Die Tisch brauche und deswegen den kom- Onliner bekommen dadurch Bilder, die sie pletten Tagessatz berechne, die Steuer im Zweifel nutzen können. Ich finde solche ausgeglichen und den Tisch haben möchte, Fotos, die aus Kooperationen entstehen könnte ich mir vorstellen, dass so eine immer tausend Mal schöner als gewöhn- Kooperation für einen Mittelständler wenig liche Stockbilder. Schlau wäre es, wenn die Sinn ergibt. Für kleinere Unternehmen Online-Shops die Bildrechte der Fotos aus lohnt es sich, die Augen offen zu halten, Kooperationen einkaufen würden, denn wenn jemand – wie ich jetzt – umzieht oder diese sind häufig authentischer. Ikea ist ein ein Haus baut und ohnehin in sein Zuhau- gutes Beispiel, deshalb ist auch der Kata- se investiert, denn dann kann man sich log so erfolgreich. Dort werden Möbel mit vielleicht auf einen Deal einigen, mit dem Vintage-Accessoires kombiniert, die Ikea beide Seiten zufrieden sind. gar nicht im Sortiment führt. Das machen andere Anbieter kaum und die ganzen möbel kultur: Trotzdem müssen die Pro- gestellten Fotos aus dem Studio will doch dukte ja zum Blogger und zur jeweiligen keiner mehr sehen. Zielgruppe passen. Anne Dirfard: Auf jeden Fall! Jede Firma, möbel kultur: Unsere Leser sind über- egal, wie groß oder klein, sollte sich, bevor wiegend Mittelständler – sowohl aus dem eine Kooperation angefragt wird, die Zeit Handel als auch aus der Industrie. Stellen nehmen, um zu schauen, welche Blogger Sie sich vor, ein ostwestfälisches Unter- gibt es in meinem Bereich und wer passt nehmen wie z.B. Thielemeyer, das schöne zu mir. So lassen sich auch Streuverluste Massivholzmöbel produziert, aber mit der minimieren und beide Seiten sind am Ende Blogosphere kaum Berührungspunkte hat, mit der Kooperation zufrieden. 28
SOCIAL MEDIA TRENDS | 2 Dort können ihre rund 100.000 Follower sämtliche Einrich- tungsgegenstände, die auf den Fotos zu sehen sind, direkt online bestellen. Als Verlängerung zu ihrem Instagram-Profil hat Anne Dirfard im Herbst 2017 den Blog „170QM“ ins Leben gerufen. Für Otto darf sie sogar eine eigene Interior- Kollektion entwerfen. Die Haupteinnahmequelle für jeden Blogger sind Kooperationen mit Unternehmen. 2018 hat Anne Dirfard das erste Mal für Ikea Bilder produziert und das „Delaktig“-Sofa in Szene gesetzt. möbel kultur: Gibt es weitere Punkte, die bei so einer Kooperation beachtet werden müssen? Anne Dirfard: Das Ganze muss auch bis zum Endverbraucher gedacht sein. Wenn es ein mittelständisches Unternehmen aus Hamburg ist und jemand aus München bestellt einen Tisch aus Marmor, müssen sowohl die Lieferfähigkeit als auch die Logistik sichergestellt sein und das Pro- dukt muss online erhältlich sein. In so einem Fall lohnt vielleicht auch der Blick in die nähere Umgebung, denn einige Influen- Auch das dänische Unternehmen cer haben sich auf einen regionalen Raum BoConcept gehört festgelegt. zu ihren Kunden. REPORT | SOCIAL MEDIA 29
Sie können auch lesen