Big Data automotive - automotiveIT

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Big Data automotive - automotiveIT
01 2013

                         Big Data automotive
www.automotiveIT.eu

                         Eine Sonderedition von automotiveIT

Herausfordernd: Technik-Evolution und Business-Revolution

Der Hightech-Rohstoff
•                     Big Intelligence: Informationen gewinnbringend nutzen und verwerten
•                     Vorsprung durch Wissen: Interview mit Audi-CIO Mattias Ulbrich
•                     Entwicklung, Produktion, Aftersales: viele Daten – große Chancen

                      Exklusiv: Fachbeitrag des Fraunhofer-Instituts IAIS zum Thema Big Data
Big Data automotive - automotiveIT
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    BIG DATA
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Big Data automotive - automotiveIT
Inhalt · Big Data automotive            3

                                                             Inhalt
                                                              Big Data automotive                                           Eine Sonderedition von automotiveIT
Titel: Audi, iStockphoto/olly Illustrationen: Sabina Vogel

                                                             Basiskonzept. 80 Prozent der Daten,                                             Interview. Audi-CIO Mattias Ulbrich
                                                             die bis 2015 neu erzeugt werden,                                                über die intelligente Auswertung und
                                                             landen in Hadoop-Umgebungen 14                                                  Interpretation von Daten 10

                                                             _Game Changer. Big Data verändert      _Statements. Viele Hersteller und        _SOA-Plattformen. Die digitale Welt
                                                             den Blickwinkel der Automobilher-      Zulieferer arbeiten bereits an Big-      produziert Daten im Überfluss. Um da-
                                                             steller: weg von den Produkten und     Data-Projekten oder befinden sich in     raus Mehrwert zu generieren, müssen
                                                             hin zu den Kunden. Neue Methoden,      der Evaluations- und Planungsphase.      die IT-Entscheider in der Automobil-
                                                             Werkzeuge und IT-Infrastrukturen       automotiveIT hat bei Vorständen, CIOs    industrie die Technik in ihren Rechen-
                                                             unterstützen den Schwenk. 4            und Managern nachgefragt. 10             zentren und Netzwerken ändern. 14
Fotos: Audi, Claus Dick Illustration: Sabina Vogel

                                                             _Interview. Audi betrachtet das        _Value Chain. Erfolgreiche Big-Data-     _Expertise. „Big Data findet auf der
                                                             Thema Big Data über die gesamte        Lösungen starten im Fachbereich. Um      Straße statt“ – so lautet das Fazit eines
                                                             automobile Wertschöpfungskette         in Entwicklung, Produktion und After-    Fachbeitrags, den Hendrik Stange
                                                             hinweg. CIO Mattias Ulbrich erklärt,   sales den maximalen ROI zu erzielen,     vom Fraunhofer-Institut IAIS in Sankt
                                                             welche konkreten Vorteile die Fach-    muss die IT fest mit den Geschäfts-      Augustin für diese Sonderedition
                                                             bereiche erwarten können. 6            prozessen verbunden sein. 12             verfasst hat. 16

                                                                                                                                                             Sonderedition   01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
4       Big Data automotive · Game Changer

    Big Intelligence
    Wer aus dem Produktionsfaktor Daten neue Produkte und
    Dienstleistungen formen möchte, braucht dazu die richtigen
    Werkzeuge – und eine Vorstellung, wohin die Reise gehen soll.

                                                                    Illutration: Sabina Vogel

Sonderedition   01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
Game Changer · Big Data automotive                   5

B    ei Google kommt der Suchbegriff „Big Data“ derzeit auf
     knapp 1,8 Milliarden Hits. „Cloud Computing“ mit 148
Millionen Ergebnissen wirkt dagegen fast übersichtlich. Dabei
                                                                   lich verarbeiten. Wer mit Big Data punkten möchte, braucht
                                                                   neue Methoden, Werkzeuge und IT-Infrastrukturen. Vor allem
                                                                   auf die Bereiche Datenmanagement und -integration warten
sieht die Realität ganz anders aus: Viele Unternehmen testen       noch jede Menge Hausaufgaben. Die Vielfalt der Infokanäle
bereits eifrig, ob und wie ihnen die Verlagerung von Servern       und Dateiformate erfordert neue Systemtechnologien, neue
und Anwendungen in virtualisierte Umgebungen nützlich sein         Verarbeitungskonzepte, unter Umständen sogar eine Umorga-
kann. Big Data dagegen besitzt auf der Management-Agenda           nisation des Informationsflusses im Unternehmen. Raus aus
noch keine Toppriorität. Verkehrte Welt? Nein, sagen viele         der transaktionalen Betrachtung und rein in eine demokra-
Marktbeobachter und Analystenhäuser. Es sei richtig, auf der       tische Datenauswertung, an der alle Ebenen partizipieren kön-
Infrastrukturseite die strategischen Weichen für das große Da-     nen, nicht nur das Topmanagement.
tenwachstum der Zukunft zu stellen und nach und nach alt­
gediente Analyse- und Reportingprozesse unter die Lupe zu          Kann die Macht der Algorithmen dem Herrschaftswis-
nehmen. Wer den zweiten Schritt vor dem ersten mache, drohe        sen ein Ende setzen? „Ja, ein Stück weit“, sagt Reimund Wil-
zu stolpern. Ohne Zweifel birgt Big Data auch für Unternehmen      lig vom Technologieunternehmen EMC. „Big Data vermisst die
in der Automobilindustrie erhebliches Businesspotenzial, aber      Welt des 21. Jahrhunderts neu. Daten können unser physisches
kein IT-Entscheider muss fürchten, den Anschluss zu verpassen.     Ich digital verlängern, ähnlich wie Kleidung unseren Körper.“
Die Zahl der Projekte und Anwendungen wird in den nächs­ten        Heißt übersetzt: Unternehmen erhalten völlig neue Informa-
zwei Jahren kontinuierlich zulegen und aus dem Hype-Begriff        tionen über ihre Kunden, Rückmeldungen zu ihren Produkten
Geschäftsalltag machen. Potenzielle Einsatzbereiche: Verhal-       und über Wettbewerber. Wer wie Amazon oder Google die
tensanalysen von Kunden, Produktoptimierungen, besserer            Technik beherrscht und clever nutzt, kann sein Geschäftsmo-
Service, mehr Unterstützung in den operativen Abläufen, viel-      dell gewinnbringend erweitern. Statt allein mit Büchern oder
leicht sogar beim Aufbau neuer Geschäftsfelder. Erste Best-        Suchergebnissen wird das große Geld mit Kundenprofilen ver-
Practice-Beispiele gibt es bereits.                                dient. Persönliche Befindlichkeiten, Vorlieben, Bedürfnisse und
                                                                   Verhalten – die richtigen Informationen zur richtigen Zeit sind
Streng genommen ist Big Data kein neues Thema. Der Ein-            die neue Währung in der Welt von Big Data.
zelhandel nutzt auffällige Korrelationen im Kaufverhalten sei-
ner Kunden bereits seit Anfang der 1990er Jahre, um die räum-      Autor: Ralf Bretting
liche Präsentation einzelner Produktgruppen zu optimieren
– Stichwort Gattungskauf. Weil es bei vielen industriellen Wett-
bewerbsartikeln keine markanten Unterschiede gibt, beeinflus-
sen nur noch Geschmacksnuancen die Kaufentscheidung. Auch          Daten-Tsunami: Speichern, was das Zeug hält
in der Automobilbranche fällt eine Differenzierung über die
Technik, die unter dem Blechkleid steckt, schwer. Deshalb ist
es wichtig, den Blickwinkel weg von den Produkten und ver-         Egal ob stationär vom PC, mobil über Smartphone und Ta-
stärkt auf die Kunden zu richten. Genau an dieser Stelle kommt     blet oder per Machine-to-Machine: Die Datenmenge, die
Big Data ins Spiel. Zu den Daten, die unternehmensinterne          monatlich durch die globalen Netze strömt, wächst unauf-
Applikationen erzeugen, verwalten und auswerten, treten ex-        haltsam. In den letzten zehn Jahren hat das Volumen um
terne Quellen, die Hersteller und Zulieferer bisher nicht auf      den Faktor 750 zugenommen. Und ein Ende dieses Trends
dem Schirm hatten: Sensoren im Fahrzeug, mobile Endgeräte          ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Bis zum Jahr 2016 wird sich
im Besitz von Kunden, Postings und Tweets in sozialen Medien       die Zahl der digitalen Pakete noch einmal mehr als vervier-
– alles kann dabei helfen, Stimmungen aufzuschnappen, aktu-        fachen. Das stärkste Wachstum sehen Experten in Ländern,
elle Markttrends zu erkennen, Entwicklungen zu simulieren          die heute noch kaum ans Netz angebunden sind. Auch auf
und konsolidierte Informationen in weitreichende und strate-       die IT-Abteilungen der Unternehmen kommt einiges zu:
gische Unternehmensentscheidungen einfließen zu lassen.            Bis 2020 wird die Zahl der Server um den Faktor zehn und
                                                                   die Informationsmenge um das Fünfzigfache ansteigen. Es
Voraussetzung dafür: Struktur und Organisation. Gängige            braucht dann eineinhalb Mal mehr IT-Experten als heute, um
Warenwirtschaftssysteme und klassische Business-Intelli-           dieses Datenbergs Herr zu werden.
gence-Lösungen können unstrukturierte Daten nicht ordent-

                                                                                                         Sonderedition    01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
6        Big Data automotive · Interview

„Wir betrachten Big Data
 über die komplette
 Wertschöpfungskette hinweg “
„Vorsprung durch Technik“ verspricht der Werbeclaim der Audi AG.
Im Interview erklärt CIO Mattias Ulbrich, welchen Beitrag die IT
speziell mit Big Data zum Erfolg des Unternehmens beisteuert – und
in welchen Bereichen die intelligente Auswertung und Interpretation
von Daten das Business künftig befeuern kann.

Herr Ulbrich, viele Herausforderungen in der Automobil­            ligence-Infrastruktur und -Kompetenz ist schon heute ausge-
industrie haben im Kern mit der Erfassung und der in­              prägt, beispielsweise was Datenbewirtschaftung und Daten-
telligenten Auswertung von Daten zu tun. Welche Rolle              haltung, aber auch Auswertung und Darstellung von Daten
spielt dabei für Sie Big Data?                                     angeht. Und wir ergänzen diese Bereiche zielgerichtet für neue
Wir haben die Bedeutung von Daten erkannt und die damit            Datenquellen. Wir stellen den Fachbereichen damit eine um-
verbundenen Möglichkeiten identifiziert. Unsere IT-Strategie       fangreiche Auswahl an Werkzeugen zur Verfügung, aus der sie
ist fest in der Audi-Strategie 2020 verankert. Ziel ist es, Audi   sich bedienen können. Fahrzeugsensordaten können wir zum
auf dem Weg zur führenden Premiummarke auf die Herausfor-          Beispiel schon heute verknüpfen und wollen dem Kunden da-
derungen der Zukunft auszurichten und Kunden weltweit zu-          mit in Zukunft einen konkreten Mehrwert bieten.
friedenzustellen. Dabei spielen Daten und deren Nutzung für
neue Geschäftsmodelle eine zentrale Rolle. Wer die Zahlen und      Verfolgen Sie eine spezielle Big-Data-Strategie?
Fakten intelligent interpretiert und damit einen Mehrwert für      Unsere IT-Strategie berücksichtigt natürlich auch Big-Data-
den Kunden schafft, kann sich einen entscheidenden Wettbe-         Elemente. Das Ziel ist die Stärkung des bestehenden Kernge-
werbsvorteil erarbeiten. Für uns ist Big Data kein Modewort.       schäfts und die Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Der ge-
Wir unterstützen die Geschäftsbereiche beim Aufbau neuer           samte Vorstand unterstützt dieses Thema, insbesondere unser
Big-Data- und Analytikprojekte durch die richtigen Tools und       Vertriebsvorstand Luca de Meo.
das Knowhow im Bereich Datenverarbeitung, -visualisierung
und -interpretation. Zudem können wir mit unserem Wissen           Hat Big Data Auswirkungen im Bereich IT-Sicherheit?
zum Thema Big Data auch unsere Kollegen in den Vertriebs­          Datensicherheit und Datenschutz stehen für uns an erster Stel-
regionen beraten.                                                  le. Wir haben höchste Sicherheitsstandards im Umgang mit
                                                                   Kunden- und Fahrzeugdaten. Unser neues, hochmodernes Re-
Heißt konkret: Big Data ist für Audi kein technisches              chenzentrum bietet technologisch gesehen die allerbesten Vo-
„Buzzword“ mehr, sondern liefert schon konkreten                   raussetzungen. Unsere Datensicherheitsexperten sind bereits
Mehrwert?                                                          in die Konzeption der Dienste eingebunden und begleiten die
Ja. Wir arbeiten an Pilotprojekten, die auf Big Data basieren.     gesamte Entwicklungsphase mit Sicherheitsanalysen. Ebenso
Dass dieser Fachbegriff nun immer prominenter wird, gibt           prüfen wir den laufenden Betrieb durch kontinuierliche Sicher-
diesen Projekten sicher Rückenwind. Unsere Business-Intel-         heitschecks.

Sonderedition 01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
Interview · Big Data automotive        7
Fotos: Claus Dick

                                      Sonderedition 01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
8        Big Data automotive · Interview

                                                                  »Wir möchten durch den Einsatz
                                                                   von Big-Data-Technologien
                                                                   vor allem einen Mehrwert für
                                                                   Kunden schaffen«

An welcher Stelle der automobilen Wertschöpfungsket­              schon heute einen engen Kontakt zu ihnen. Gerade bauen wir
te stellen Sie den Fachbereichen heute bereits Big-Data-          beispielsweise einen Online-Shop für zahlreiche Aftersales-
Anwendungen zur Verfügung?                                        Services auf. So werden Kunden etwa die Möglichkeit haben,
Wir betrachten Big Data über die komplette Wertschöpfungs-        Wartungstermine mit ihrer Werkstatt mit nur einem Klick di-
kette hinweg. Die ersten Anwendungen testen wir heute schon.      rekt im Fahrzeug zu vereinbaren.
In diesen Pilotprojekten sammeln wir wichtige Erfahrungen,
um bis zum Rollout Lösungen zu erarbeiten, die dem Premium-       Vernetzte Systeme wie Audi connect eröffnen neue Ge­
anspruch unserer Kunden gerecht werden.                           schäftsmöglichkeiten, sind aber auch ein Treiber für das
                                                                  Datenwachstum im Unternehmen. Auf welche Größen­
Können Sie das bitte konkretisieren? Worauf genau kon­            ordnung müssen Sie sich bei den übermittelten Daten
zentriert sich Audi?                                              pro Fahrzeug und Monat einstellen? Und wie wird Ihr
Wir wollen Big-Data-Technologien vor allem im Marketing-          Backend ressourcentechnisch damit klarkommen?
und Vertriebsumfeld sowie in der Qualitätssicherung einsetzen     Unsere Backend-Systeme sind für die zu erwartende Daten-
– und selbstverständlich durch Big Data auch Funktionen im        menge vorbereitet und können flexibel an die Anforderungen
Fahrzeug verbessern. Neben internen Datenquellen werden wir       angepasst werden. Wir rechnen pro Tag mit Datenvolumina im
mittelfristig auch auf externe Datenquellen zurückgreifen, um     mehrstelligen Gigabyte-Bereich. Die Datenmenge in diesem
die Qualität der Auswertungen zu steigern und eine korrekte       Umfeld ist allerdings abhängig von vielen Faktoren und kann
Interpretation der Daten zu garantieren. Hier werden beispiels-   stark schwanken. Das Nutzungsverhalten der Kunden sowie
weise Wettervorhersagen und andere Umweltdaten eine große         das Dienste-Portfolio im Fahrzeug – abhängig von Markt und
Rolle spielen.                                                    Modell – haben darauf entscheidenden Einfluss. Daher ist in
                                                                  diesem Umfeld eine entsprechende Skalierbarkeit besonders
Analysten sagen, dass Big Data den OEMs vor allem                 wichtig. Das erreichen wir durch Private-Cloud-Technologien
dabei helfen kann, direkte Beziehungen zu Fahrzeugkäu­            in unserem Audi-internen Connect-Center. Wir können sowohl
fern aufzubauen und im Aftersales intensiv zu nutzen.             Rechenleistung als auch Speichervolumen kurzfristig an den
Sehen Sie das auch so und welche Schritte unternimmt              Bedarf anpassen.
Audi in dieser Richtung?
Ja, wir sehen das ähnlich und möchten durch den Einsatz           Auf welche Software- und Hardwareprodukte verlassen
von Big-Data-Technologien vor allem einen Mehrwert für die        Sie sich im Umfeld von Big Data? Müssen Sie Ihre IT-
Kunden schaffen. Dank moderner Online-Lösungen haben wir          Architektur modifizieren, vielleicht sogar neu planen?

Sonderedition 01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
Interview · Big Data automotive                 9

Mattias Ulbrich          ist seit Februar 2012 CIO der Audi AG in     Daten und Fakten: Audi AG
Ingolstadt. Zuvor war der studierte Elektrotechniker sechs Jahre
                                                                      Auf Erfolgskurs: 2012 ist als Jahr großen Wachstums in die
Leiter IT Integration & Services bei Volkswagen sowie Leiter ITP
                                                                      Unternehmensgeschichte der Ingolstädter eingegangen.
Kundenauftragsprozess. Von 2003 bis 2006 arbeitete der 46-Jäh-
rige als Leiter Informationssysteme und Organisation bei Seat
S. A. 1998 bis 2003 war Ulbrich bereits als Leiter Informationssys­
teme Produktherstellung bei Audi in Neckarsulm tätig. Mattias          Umsatz
Ulbrich ist verheiratet und hat zwei Kinder.
                                                                           50 000

                                                                           40 000

                                                                           30 000

                                                                           20 000

                                                                           10 000

                                                                                0
                                                                                      2009       2010         2011      2012
                                                                      in Mio. Euro   29 840     35 441        44 096    48 771

                                                                       Produktionsvolumen

                                                                               1,5
Wir haben im vergangenen Jahr mit unserem neuen Rechen-
zentrum das Rückgrat der Audi-IT noch stärker gemacht und                      1,2
damit auch eine entscheidende Weiche für unseren Wachs-
tumspfad gestellt. Unsere Systemlandschaft überprüfen wir                     0,9

aber weiterhin kontinuierlich, denn wer nicht ständig nach Ver-
                                                                               0,6
besserungsmöglichkeiten sucht und Innovationen aktiv nutzt,
kann seinen Vorsprung nicht verteidigen. Heute verfügen wir
                                                                              0,3
über eine belastbare und konsolidierte IT-Architektur, die wir
gezielt erweitern können.                                                       0
                                                                                      2009       2010         2011      2012
                                                                           in Mio.    0,93        1,15         1,30     1,46
Haben Sie in Ihrem Team genügend Experten, die sich
mit komplexen Datenanalysen auskennen?
Wir verfügen bereits heute über eine hohe Analytikkompetenz
bei uns im Haus, die wir aber noch weiter ausbauen wollen. Wir         Mitarbeiter
orientieren uns dabei auch an den Anforderungen der Fachbe-
                                                                           70 000
reiche. Audi will dieses Jahr 1500 neue Mitarbeiter in Deutsch-
                                                                           60 000
land einstellen. Neben Experten für Leichtbau und E-Mobilität
suchen wir auch ganz gezielt IT-Spezialisten mit Schwerpunkt               50 000

Datenanalyse, die mit uns gemeinsam die Zukunft gestalten                  40 000
wollen.
                                                                           30 000

                                                                           20 000
Lassen Sie uns zum Schluss einen Blick in die Glaskugel
werfen: Wie groß werden die Datenmengen sein, die wir                      10 000

in fünf Jahren „big“ nennen?                                                    0
Die Zahl wird sich mindestens im zweistelligen Petabyte-Be-                           2009       2010         2011      2012
                                                                                     58 011      59 513       62 806    67 231
reich bewegen.

Das Gespräch führten: Ralf Bretting und Hilmar Dunker

                                                                                                          Sonderedition 01 · 2013
Big Data automotive - automotiveIT
10       Big Data automotive · Statements

Startaufstellung
 Big Data @ Work  Aus dem Hypebegriff werden Businessprojekte.
Hersteller und Zulieferer prüfen diverse Möglichkeiten.

                »ZF hat das Thema Big Data seit letztem Jahr auf dem Radar. Nach dem ersten
                Wirbel am Markt werden wir in der zweiten Jahreshälfte 2013 in unserem IT-Innova-
                tionsmanagement ernsthafte Anwendungsfälle in der ZF untersuchen und
                anschauen. Vorstellbar sind zum Beispiel Auswertungen von Massendaten aus dem
                Produktionsprozess und den Produkten im Feld im Sinne der kontinuierlichen
                Qualitätssicherung und -verbesserung«
                Peter Kraus, Leiter des Bereichs Informatik ZF-Konzern, Friedrichshafen

                »Big Data ist ein Schlagwort mit wortwörtlich durchschlagender Wirkung.
                Gleichzeitig passt es zum Kern unserer Entwicklung: Informationsmanagement ist es,
                was zum Beispiel die Continental-Division Interior ausmacht. So, wie wir heute im
                Fahrzeug neue Funktionen nur durch die Vernetzung bislang getrennter Systeme
                realisieren können, so wird die Nutzung von vielfältigen Datenquellen aus der
                Verkehrsinfrastruktur zu ganz neuen Funktionen und am Ende zu einer ganz neuen
                Qualität des Autofahrens führen«
                Helmut Matschi, Mitglied des Vorstands der Continental AG, Division Interior, Hannover

                »In den neuen Fahrzeuggenerationen von BMW stecken heute rund zwei Gigabyte
                Softwarecode und Anwenderdaten – in wenigen Jahren wird es zehnmal so viel sein.
                Benötigen Modelle dann ein Update, müssen unsere Servicepartner weltweit dazu in
                der Lage sein, sehr große fahrzeugspezifische und betriebskritische Datenmengen
                schnell abzurufen und in die Autos einzuspielen. Das ist eine datenlogistische
                Herausforderung, der wir uns stellen müssen«
                Karl-Erich Probst, Leiter Zentrale Informationstechnologie, BMW Group, München

                »Acht Währungen, große Produktfamilien mit zahlreichen Unterkategorien, sehr
                unterschiedliche Kunden mit lokalen Anforderungen – die Randbedingungen, die un-
                sere Teilepreise in der Region APAC beeinflussen, sind komplex. Deshalb wollen wir
                künftig eine Big-Data-Lösung nutzen, die unsere Analysten bei der Preisbildung mit
                automatisch generierten Kennzahlen aus unterschiedlichen Datenquellen unterstützt.
                Wir haben uns die Serviceangebote zum Vorbild genommen, mit denen die
                Automobilindustrie erfolgreich Kunden bindet«
                Raymond L. Osgood, Leiter des Teilegeschäfts von Fiat Industrial in der Region Asien-Pazifik

Sonderedition   01 · 2013
LEADING EDGE IN

         TRUST
EMC Deutschland GmbH
http://germany.emc.com
0800 – 10 16 944

EMC2, EMC, the EMC logo, RSA, and the RSA logo are registered trademarks or trademarks of EMC Corporation
in the United States and other countries. © Copyright 2013 EMC Corporation. All rights reserved.
12       Big Data automotive · Value Chain

  CRTL-S
     Passen Methoden, Softwaretools und IT-Infrastrukturen
     zusammen, kann Big Data Antworten auf die spannende
     Frage „Was wäre, wenn …?“ liefern – entlang der gesamten
     automobilen Wertschöpfungskette.

                                                                Illutration: Sabina Vogel
                                                                Fotos: Land Rover

Sonderedition   01 · 2013
Value Chain · Big Data automotive               13

J    ahrelang trimmten die IT-Abteilungen Anwender darauf,
     die Datensätze in zentralen Reportingtools so schlank wie
möglich zu halten. Speicherplatz war teuer, Auswertungen
                                                                   men neue Welt. Das Beratungsunternehmen Experton geht da-
                                                                   von aus, dass sich künftig die Material- und Produktionsflüsse
                                                                   weiter optimieren lassen, da nahezu alle Eingangsressourcen
dauerten Tage. Big Data Analytics stellt dieses Paradigma auf      einzeln lokalisiert und getrackt werden können. „Das Feedback
den Kopf. Jetzt speichern Unternehmen alle Details, derer sie      aus den Nachfragemärkten wandert nahezu in Echtzeit durch
habhaft werden können. Die Frage, was damit passieren soll,        die verschiedenen Stufen der Lieferanten- und Produktions-
steht an zweiter Stelle. Automobilhersteller zum Beispiel er-      kette und sorgt für eine optimale Steuerung der Outputmenge
fassen Maschinenparameter in ihren Fabriken, blicken ihrer         sowie der verbrauchten Materialien und Energieträger“, schrei-
Händlerorganisation über die Schulter, wollen wissen, was die      ben die Analysten Carlo Velten und Steve Janata in ihrem Stra-
Käufer ihrer Fahrzeuge tun, werten die Sensoren aus der Bord­      tegiepapier „Big Data Business Models 2013“. „Betrachtet man
elektronik aus. Wenn es gelingt, diesen vielfältigen Input rich-   die Produktivitätsentwicklung in der Industrie innerhalb der
tig zu kanalisieren und als nützliche Information an den Anfang    letzten fünfzig Jahre, so ist zu erwarten, dass sich durch den
der Wertschöpfungskette zurückzuspielen, wäre viel gewon-          Einsatz von Internettechnologien in Kombination mit Big-Data-
nen. Design und Entwicklung könnten Knowhow und Bauch-             Verfahren ein neuer Produktivitätsschub entfachen wird.“ Die
gefühl mit validen Rückmeldungen aus der Praxis abrunden,          Anzahl der industriell eingesetzten Sensoren soll sich bis zum
das Topmanagement noch bessere Entscheidungen treffen. Die         Jahr 2015 verdreifachen.
perfekte Feedbackschleife über den kompletten Produktlebens-
zyklus hinweg gibt es zwar noch nicht. Wohl aber erste Leucht-     Produkt
turmprojekte, die zeigen, was mit Big Data machbar ist.            BMW arbeitet daran, die Prognostik in seinem Navigations-
                                                                   dienst auf eine neue Detailstufe zu heben. In die Berechnungen
Entwicklung                                                        fließen Informationen über das persönliche Fahrverhalten,
In der Entwicklungsphase des SUV-Modells Evoque schrie-            Ampelphasen, das aktuelle Unfallgeschehen und andere Ein-
ben die Designingenieure von Jaguar Land Rover mit ihren           flussfaktoren auf der gewählten Route ein. Möglich machen
Fahrzeugsimulationen Tag für Tag Plattenspeicher im Tera-          das Korrelationen aus unterschiedlichen Datentöpfen, die
byte-Bereich voll. Extensives virtuelles Prototyping und Big-      praktisch in Echtzeit ermittelt werden und dem Fahrer via Con-
Data-Vergleiche haben am Ende nicht nur das äußere Erschei-        nectedDrive zur Verfügung stehen.
nungsbild des Evoque geprägt, sondern auch die Arbeitsweise
der Entwicklungsteams bei Jaguar Land Rover verändert. Weil        Sales und Aftersales
heute jedes neue Fahrzeug in all seinen Eigenschaften digital      Detaillierte Analysen des Nutzungsverhaltens können helfen,
beschrieben ist, bevor die ersten Hardware-Aktivitäten starten,    Wartungsintervalle gezielter zu bestimmen, Werkstattbesuche
können die Ingenieure das Zeitfenster für Änderungen länger        bedarfsgerechter festzulegen und eine wirklich proaktive und
offenhalten. Neue Lifestyletrends, Beobachtungen des Wettbe-       individuelle Kundenbetreuung umzusetzen. Um Produktfehler
werbs, Rückmeldungen vom Markt – alles wird die Produktent-        schneller orten zu können, gibt es schon heute einen Abgleich
wicklung in Zukunft noch länger beeinflussen. Auch Daimler         der täglich in Vertragswerkstätten auf der ganzen Welt anfal-
will die Phase vor dem so genannten Design Freeze verlängern.      lenden Millionen von Diagnosedaten. Die Ergebnisse können
Laut Entwicklungsvorstand Thomas Weber sind sechs Monate           bares Geld wert sein: Welche Werkstätten haben mit welchem
und mehr möglich, je mehr Absicherung digital erfolgt. „Das ist    Modell ähnliche Erfahrungen gemacht? Zu welcher Lösung
die große Chance, um mit einem weltweit verteilten Entwick-        sind sie gekommen? Mit diesen Informationen lassen sich die
lungsverbund zu punkten. Das macht uns schneller, effizienter      Ursachen eines Defekts schneller eingrenzen und betroffenen
und spart Geld“, sagte er gegenüber automotiveIT bei der Eröff-    Kunden kann sofort geholfen werden. In der Vergangenheit
nung des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums von            hat der Erfahrungs- und Datenabgleich zwischen Werkstätten,
Mercedes-Benz in Indien.                                           OEMs, Zulieferern und Bauteileproduzenten schon mal mehre-
                                                                   re Tage, unter Umständen sogar Wochen in Anspruch genom-
Fertigung                                                          men. So lange muss im Zeitalter von Big Data kein Autofahrer
In der Produktion schafft die Kombination aus kostengünstigen      mehr auf sein Fahrzeug verzichten.
Sensortechnologien, leistungsfähigen IT-Infrastrukturen und
hochflexiblen Analyse- und Planungssystemen eine vollkom-          Autor: Tino Fromme

                                                                                                         Sonderedition   01 · 2013
14        Big Data automotive · SOA-Plattformen

  Auffangbecken
     Big Data, Fast Data, Analytics, Intelligence, In-Memory – auf
     der Fahrt in das neue IT-Zeitalter tauchen viele neue Begriffe am
     Straßenrand auf. Doch keiner ist so wichtig wie Hadoop.

                                                                                                                                Foto: Audi Illustration: Sabina Vogel

Landezonen: Software-definierten Rechenzentren gehört die Zukunft

Schon heute denken CIOs darüber nach, Daten, die im Unternehmen über verschiedene Instanzen verstreut sind, an einem
zentralen Ort zu sammeln und dort mit den zu erwartenden neuen externen Big-Data-Strömen zu verschmelzen. Diese „“
müssen groß, günstig und sehr zuverlässig sein – eine Chance für IT-Dienstleister, sollten sie es schaffen, mit ihren Angebo-
ten fünf erfolgskritische Faktoren unter einen Hut zu bringen:
● das Speichern großer Datenmengen ● Auswertungen in Echtzeit ● eine schnelle App-Entwicklung ● die Koexistenz mit der

Legacy-Welt ● sowie eine freiwählbare Kombination unterschiedlicher Cloud-Anbieter.

Sonderedition   01 · 2013
SOA-Plattformen · Big Data automotive                   15

H    adoop ist ein Software-Framework, das auf Java basiert.
     Mit ihm lassen sich lastintensive Prozesse auf tausende
von Rechnerknoten verteilen und parallel abarbeiten. Was sehr
                                                                   schoben werden. Wollen klassische Industrieunternehmen mit-
                                                                   halten, müssen sie daran arbeiten, die gleiche Agilität Schritt
                                                                   für Schritt aufzubauen. Heißt konkret: veraltete Architekturen
technisch klingt, bringt handfeste Vorteile mit sich. Selbst Da-   raus, neue Konzepte rein. Die Unternehmens-IT muss dazu in
tenvolumina im Petabyte-Bereich stellen kein Hindernis dar,        der Lage sein, den durch Virtualisierung und multiple Trans-
und im Vergleich zu klassischen Data Warehouses (DWH) sind         aktionsebenen rasant wachsenden horizontalen Traffic schnell
Ha­doop-Lösungen extrem günstig, weil sie auf frei zugäng-         und mit geringer Latenz zielgerichtet zu steuern. Paul Maritz,
lichem Quellcode basieren. Damit nicht genug: Hadoop kann          CEO der EMC-Tochter Pivotal und Spezialist für Big Data und
mit sämtlichen Formaten umgehen, egal ob sie strukturierte         Cloud-basierende Apps, sagt: „Die Fähigkeit, im Unternehmen
Daten enthalten oder nicht. Deshalb sagen Experten dem Fra-        bereits gespeicherte Daten schnell auszuwerten, ist wichtig.
mework eine große Zukunft voraus: 80 Prozent der Daten, die        Noch entscheidender aber ist das richtige Konzept, wie man
bis 2015 neu ins weltweite Big-Data-Universum strömen, wer-        mit dem großen Datenstrom umgehen möchte, der schon heu-
den in Hadoop-Umgebungen landen.                                   te Tag für Tag neu in die Systeme strömt.“ Stichwort Internet
                                                                   der Dinge: In Zukunft wird – bildlich gesprochen – praktisch
Angesichts dieser Entwicklung mögen sich viele Geschäfts-          jedes von Menschen hergestellte technische Produkt seinen
führer die Frage stellen, ob sie mit DWH, Business Intelligence    Zustand in Echtzeit an eine übergeordnete Steuerungseinheit
und Enterprise Content Management nicht jahrelang auf lahme        melden. Auf einem einzigen Transatlantikflug einer Boeing
Gäule gesetzt haben. Die Antwort, die der Hightech-Verband         777 beispielsweise fallen rund 30 Terabyte Daten an. Sie kön-
Bitkom gibt, beruhigt: Unternehmen werden konventionelle           nen genauer unter die Lupe genommen werden und neue, auf-
und neue Technologien kombinieren, um Zugang zu Big Data           schlussreiche Erkenntnisse liefern, die das Produkt Flugzeug
zu bekommen. BI zum Beispiel ist nicht tot, sondern bleibt eine    verbessern, den Service der Airline und das Reiseerlebnis für
wichtige Stütze des operativen Geschäfts. Stark beworbene          die Passagiere. Ähnliches ist in der Automobilindustrie denk-
Ansätze wie die In-Memory-Datenbank SAP Hana können Aus-           bar, wenn sich der Trend zum vernetzten Fahrzeug und zur Car-
wertungen und Reports um ein Vielfaches beschleunigen, blei-       to-X-Kommunikation weiter verstärkt.
ben in ihrer Logik aber in der transaktionalen und analytischen
Systemwelt verwurzelt. Eine Koexistenz mit der dynamischen         Natürlich ist klar, dass nicht alle OEMs in eine eigene
Big-Data-Welt außerhalb der Firmengrenzen erscheint derzeit        Cloud-Infrastruktur von der Größe und Leistungsfähigkeit von
als vielversprechender Ansatz.                                     Google oder Amazon investieren werden. Viele wollen sich
                                                                   erweiterte Computingkapazitäten individuell und ganz nach
Trotzdem: Wollen Unternehmen mit dem prognostizierten              Bedarf zusammenstellen und aus den am Markt erhältlichen
Datenwachstum Schritt halten, muss sich die Technik in den         Cloud Services frei auswählen. In den meisten Rechenzentren
Rechenzentren und Netzwerken ändern. Eine Blaupause liefern        wird es deshalb für viele Jahre eine Koexistenz geben zwischen
Internetpioniere wie Google, Facebook oder Amazon. Um ihren        erprobten und sehr effizienten Mainframe-Applikationen so-
Anwendern im Zeitalter sozialer Netzwerke und mobiler End-         wie neuen, agilen Apps in der Cloud. Allerdings ist es ratsam,
geräte ständig neue Funktionen und Angebote zur Verfügung          nicht eine Big-Data-Lösung nach der anderen zu implementie-
zu stellen, haben sie die Speicherung und Auswertung gro­ßer       ren und in Bezug auf Inhalte, Prozesse oder Geschäftsbereiche
Datenmengen revolutioniert. In die meisten Anwendungs-             zu unterscheiden. Ziel muss vielmehr eine zentrale Plattform
transaktionen sind gleich mehrere Softwareebenen involviert.       sein, die unterschiedliche Anwendungsfälle unterstützt und als
Tendenz: stark steigend. In Form virtueller Maschinen können       „shared service“ unternehmensweit zur Verfügung steht.
individuelle Applikationsebenen an jeder beliebigen Stelle im
Rechenzentrum zu finden sein und von Host zu Host frei ver-        Autor: Ralf Bretting

                                                                                                         Sonderedition    01 · 2013
16         Big Data automotive · Expertise

Big Data in Motion
 Roadmap   Mit zielgerichteten Datenauswertungen können OEMs
und Zulieferer an der Spitze des Wettbewerbs fahren. Hendrik Stange
vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informations-
systeme IAIS zeigt die Chancen für Prozesse und Produkte auf.

W        eltweit entstehen durch digitalisierte Prozesse und
         vernetzte Wertschöpfungsketten immer größere und
vielfältige Datenmengen. Wenn Unternehmen die massiven
                                                                     verschiedene Märkte. Kombiniert man diese Informationen mit
                                                                     Daten aus der laufenden Produktion, der Onboard-Diagnose
                                                                     oder Kunden- und Werkstattberichten, sind die gewonnenen
Ströme technischer Daten vorausschauend analysieren, au-             Einblicke für die Marktforschung ebenso nutzbar wie für die
tomatisiert zu nutzbarem Wissen verdichten und in ihre Pro-          Produktentwicklung oder das Qualitätsmanagement von Au-
zessentscheidungen integrieren, verschaffen sie sich einen           tomobilherstellern und Zulieferern. Auch Kundenbedürfnisse
entscheidenden Vorteil im internationalen Wettbewerb. Die            können so individueller angesprochen werden („Social Context
Herausforderungen sind dabei ähnlich vielfältig wie die ver-         Aware Advertising“). Richtig eingesetzt, hat Big Data das Po-
fügbaren Datenvolumen, die in immer schnellerem Tempo                tenzial, unseren Alltag im und mit dem Auto in ähnlicher Weise
entstehen. Statt vereinzelte Datensilos zu untersuchen, strebt       zu verändern, wie es aktuell beim Smartphone der Fall ist. Zen-
Big Data nach dem ganzheitlichen, semantischen Bild in den           trale Zukunftsthemen für die Automobilindustrie, erarbeitet in
Daten, um Entscheidungen dynamisch zu unterstützen. Hier-            einem Workshop des Fraunhofer IAIS mit Branchenvertretern,
zu bedarf es Methoden zur Fusion strukturierter wie auch             zeigen das Innovationspotenzial, das in Big Data für den Auto-
unstrukturierter Daten, einer adaptiven, übergreifenden IT-          motive-Bereich steckt – darunter zunehmend individualisierte
Infrastruktur sowie Verfahren zur verteilten Datenanalyse auf        Dienstleistungen, aber auch intermodale Nutzungsmodelle.
den Datenströmen. Dies sind nur einige Themen, mit denen             Weitere Potenziale liegen zum Beispiel im Supply Chain Ma-
sich gegenwärtig die Forschung beschäftigt. Doch eines kristal-      nagement, in der Produktion und in der Fahrzeugentwicklung:
lisiert sich dabei besonders heraus: Erfolgreiche Lösungen ver-      • Ressourcenschonende Produktion
netzen nicht nur Daten und Geräte, sondern auch Abteilungen          • Industrial-Private-Partnerships für eine Produktentwicklung
und Geschäftsprozesse – Big Data ist kein reines Technologie-,         mit den Kunden
sondern auch ein Strategiethema.                                     • Individuelle Produkt-Service-Pakete
                                                                     • Effizienteres Management und intelligente Prozesssteuerung
Der Kunde „am Steuer“                                                  (teilautomatisierte Entscheidungen in Prozessen)
Das Produkt im Kontext seiner Nutzung verstehen, die Produk-         • Früherkennung und Qualitätssicherung im operativen Betrieb
tion vorausschauend verbessern und sichern oder innovative             (von der Herstellung bis zur Nutzung und zum Recycling)
neue Produkte entwickeln – dies sind bekannte Ziele, die durch       Big-Data-Lösungen setzen auf eine breite Technologiegrund-
Big Data neu gedacht werden können. Wo Big Data unterstüt-           lage und fachliches Knowhow bei der Umsetzung. Den Kern
zen kann, zeigt ein Beispiel des Fraunhofer-Instituts für Intelli-   bildet eine flexible und skalierbare IT-Architektur, die die ver-
                                                                                                                                         Foto: Fraunhofer IAIS

gente Analyse- und Informationssysteme IAIS: Intelligente Ver-       schiedenen Big-Data-Tools und Frameworks aufgabenspezi-
fahren aus der semantischen Textanalyse identifizieren in über       fisch miteinander kombiniert. Unternehmen können dabei aus
30 Millionen Postings eines Automobilforums Emotionen zu             einer Reihe von kommerziellen und Open-Source-Tools wäh-
Fahrzeugen, Autoteilen und Herstellern, die in den Nutzerbei-        len. Die richtige Auswahl stellt jedoch häufig eine Herausforde-
trägen enthalten sind. Global gedacht ergeben sich individuelle      rung dar. Die Forschung unterstützt mit Best Practices, Living
Wahrnehmungen, wichtige Themen und Stimmungsbilder für               Labs Big Data und der Entwicklung spezieller Analyseverfahren:

Sonderedition    01 · 2013
Expertise · Big Data automotive                  17

• Text Analytics ist ein Technologiebündel, um unstrukturierte    Erzeugung und Wertschöpfung in neuer Form flexibler, krea-
  Textdaten auszuwerten (Log- und Berichtsdatenauswertung,        tiver und vernetzter zu machen, ohne durch die Datenentste-
  Kundendialoganalysen, Protokollauswertung, Kampagnen-           hung ausgebremst zu werden. Vor diesem Hintergrund ist Big
  monitoring).                                                    Data ein Leitbegriff der Industrie 4.0. Insbesondere intelligente
• Process Analytics liefert wichtige Einblicke in Prozesse und    und adaptive Systeme legen einen Grundstein für die automo-
  optimiert Infrastrukturen (Condition Monitoring, Predictive     bile „Big Data Factory“. Dabei wird die Vernetzung der Daten
  Maintenance, Analytical SCM, Operational Excellence).           aus Unternehmens- und Produktionsprozessen ergänzt um die
• Big Data Analytics liefert skalierbare Analyseverfahren und     Sensorik und Diagnosefähigkeit in den Fahrzeugen. Für den
  ermöglicht das sichere und verteilte Monitoring komplexer       Automobilsektor bedeutet das: „Big Data findet auch auf der
  Infrastrukturen sowie die direkte Analyse auf dem Daten-        Straße statt.“
  strom (In-stream und Embedded Analytics, Data Mining mit
  integriertem Datenschutz, Fahrzeugsensoranalyse).
• Bildverarbeitung stellt Verfahren zur automatischen Extrak-
  tion von Informationen aus großen Bilddaten bereit
  (Verkehrszeichenerkennung, Toter-Winkel-Überwachung,
  Fahrerassistenzsysteme).
• Visual Analytics setzt den Experten ans Steuer einer interak-
  tiven Visualisierungsumgebung, eines Echtzeit-Dashboards
  und erlaubt Ad-hoc-Analysen (zur Mustersuche, raum-zeit-
  lichen Analyse, Prognose et cetera).

Für den Einsatz von Big Data ist ein umfassendes Verständ-                   Hendrik Stange
nis von Big-Data-Konzepten, Technologien und Verfahren mit                   Hendrik Stange studierte Wirtschaftsinformatik mit
einem Höchstmaß an Qualität unabdingbar. Genauso wichtig                     den Schwerpunkten Data Mining und Corporate Go-
ist es, den Schutz sensibler Daten im Rahmen von Compliance-                 vernance an der Otto-von-Guericke-Universität Mag-
Regeln zu beachten. Sobald personenbezogene Daten inte-                      deburg. Seit 2007 ist er Analyst in der Abteilung Know-
griert werden, sind Datenschutz und Datensicherheit oberstes                 ledge Discovery am Fraunhofer-Institut für Intelligente
Gebot. Mit „Privacy by Design“ werden Datenschutz und Da-                    Informations- und Analysesysteme IAIS und dort seit
tensicherheit zum fundamentalen Bestandteil jeder Lösung.                    2009 als Projektleiter tätig. Sein aktueller Forschungs-
                                                                             schwerpunkt liegt im Bereich Big Data Analytics und
Fazit                                                                        im Spezialgebiet Reality Monitoring. Er unterstützt
Immer rasanter verschmelzen Informationstechnologie, Ana-                    Unternehmen auf ihrem Weg zu „Data-driven Enter-
lytik und Industriesteuerung. Der damit einhergehende Para-                  prises“ im strategischen Umgang mit dem wettbe-
digmenwechsel zielt darauf ab, Unternehmensmanagement,                       werbsentscheidenden Rohstoff „Daten“.

                                                                                                          Sonderedition     01 · 2013
18           Big Data automotive · Impressum

                     „Aus dem iPad wird nichts,
                                              Netbooks gehört die Zukunft.“

                                                      Fehlprognose von Bill Gates, 2007 *

                      * Wirtschaftlich war diese Prognose für Microsoft ein Desaster. O.K., damals gab es auch noch kein
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Impressum

Verlag                            Redaktionsassistenz              Art Direction                 Anzeigenassistenz                 Die Redaktion freut sich über eingesandte
                                                                                                                                   Manuskripte, Beiträge, Datenträger und
Media-Manufaktur GmbH             Birgit Niemann                   Sabina Vogel / xelements.de   Andrea Pacoli
                                                                                                                                   Fotos. Für unverlangt eingesandte Unter-
Mauerstraße 4                     Telefon 05 101 / 99 0 39-91                                    Telefon 05 101 / 99 0 39-97       lagen wird keine Haftung übernommen.
                                                                   Grafik
30982 Pattensen                   Fax 05 101 / 99 0 39-61                                        pacoli@automotiveIT.eu            Die Zustimmung zum Abdruck und zur
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verlag@automotiveIT.eu                                                                           Verantwortlich                    vorausgesetzt. Gleichzeitig versichert der
                                                                   Druck
                                  Leitender Redakteur der                                        Dominik Ortlepp                   Verfasser, dass die Einsendungen frei
                                                                   BWH GmbH
Herausgeber                       Sonderbeilage                                                                                    von Rechten Dritter sind. Eine Haftung
                                                                   Die Publishing Company        Mitglied im VDZ – Verband         für die Richtigkeit der Veröffentlichungen
Dominik Ortlepp                   Ralf Bretting
                                                                   www.bw-h.de                   Deutscher Zeitschriftenverleger   kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die
                                  bretting@automotiveIT.eu                                                                         Redaktion weder vom Verlag noch von
Verlagsassistenz                                                   Anzeigenberatung & Verkauf    automotiveIT/Jahrgang             der Redaktion übernommen werden. Das
Tanja Burmeister                  Online-Redaktion national        PLZ 0, 1, 3, 8, 9             5. Jahrgang 2013, Erschei-        Urheberrecht für angenommene und
Telefon 05 101 / 99 0 39-98       Gert Reiling                                                   nungsweise 8 x jährlich, plus     veröffentlichte Beiträge und Artikel liegt
                                                                   Director Sales & Marketing
                                                                                                                                   ausschließlich beim Verlag. Namentlich
Fax 05 101 / 99 0 39-61           reiling@automotiveIT.eu          Stephan Argendorf             4 x jährlich carIT                gekennzeichnete Beiträge und Artikel
burmeister@automotiveIT.eu        Telefon 05 101 / 99 0 39-75      Telefon 05 101 / 99 0 39-96                                     geben nicht unbedingt die Meinung der
                                                                   argendorf@automotiveIT.eu     Diese Sonderbeilage erscheint     Redaktion wieder. Ohne Genehmigung
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                                  Arjen Bongard
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                                  Textredaktion                    Telefon 05 101 / 99 0 39-97
Chefredakteur                                                      krumbach@automotiveIT.eu
                                  Rainer Fingerl
Hilmar Dunker
dunker@automotiveIT.eu

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