SOS Hunger handelt für die Veränderung - Tätigkeitsbericht 2016 - SOS Faim ...
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Tätigkeitsbericht 2016 SOS Hunger handelt für die Veränderung FR - D E - E N SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 17
Tätigkeits- bericht 2016 DE Tätigkeitsbericht Vorwort 19 Strategie 2022 SOS Hunger 20 Unterstützung der Partner 23 Mobilisierung der Bürger und Advocacy 26 Finanzen 30
Vorwort So, let’s change? Nach Verabschiedung der Strategie 2022 auf der Hauptversammlung 2016, die eine Positionierung als „Akteur für Veränderung“ vorsieht, hat SOS Hunger (SOS Faim) mit deren Umsetzung begonnen. Sich als „Akteur für Veränderung“ zu bezeichnen, ist im Vereins- und Verbandswesen gerade sehr modern. Aber was genau bedeutet dieser Ausdruck? Wer Akteur sagt, meint Aktion. SOS Hunger möchte konkret und wirkungsvoll handeln. Aber nicht irgendwie. Bei den Hilfen für Organisationen der Zivilgesellschaft in Afrika misst SOS Hunger der Veränderungsdynamik eine große Bedeutung bei. Es handelt sich dabei um Organisationen, die angesichts der immer größer und unerträglicher werdenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ungleichheiten tagtäglich für eine systemische Veränderung kämpfen. Bei der Unterstützung eines neuen Partners wie Alternative Espaces Citoyens im Niger, verschiedener Bauernbewegungen und auch von Finanzierungsinstituten in ländlichen Räumen (meist Genossenschaftsbanken) in allen unseren Aktionsländern spiegelt sich dies wider. Handeln, um etwas zu verändern, setzt auch hier bei uns Maßnahmen voraus. Wenn wir hier etwas verändern, hat das erhebliche Auswirkungen auf die Länder im globalen Süden. Das ist auch Kern und Zweck unserer Kampagne Changeons de menu! (Wechseln wir die Speisekarte !): die Bürger werden aufgefordert, ihre Essgewohnheiten zu verändern und mehr Bio- und regionale Produkte zu kaufen. In diesem Rahmen hat SOS Hunger auch beschlossen, Mitglied von Bürgergenossenschaften wie Terra, Ouni und das Haus der Wende (la Maison de la Transition - Mesa) in Esch-sur-Alzette zu werden. Da die Hauptursachen für Hunger und Armut vor allem politischer Natur sind, hat SOS Hunger im Jahr 2016 seine Advocacy-Arbeit für mehr Kohärenz bei der nachhaltigen Entwicklung fortgeführt, sei es über den Dachverband der Nichtregierungsorganisationen (Cercle de Coopération des ONG) oder die Plattform Meng Landwirtschaft. Ein Akteur für Veränderung zu sein, bedeutet also mehr als nur lokale Entwicklungsdynamiken im globalen Süden zu unterstützen. Es sind hier wie dort aufeinander abgestimmte Aktivitäten nötig. Es geht um eine starke und eng verzahnte Membership, die dem Auftrag und den Aktionen von SOS Hunger in die Hände arbeitet (17 neue Mitglieder sind der Nichtregierungsorganisation – NRO - in den letzten beiden Jahren beigetreten). Es geht um Allianzen mit Akteuren, die unsere Vision der Welt und unsere Werte teilen. Und es geht um die kohärente und ethische Beschaffung öffentlicher oder privater Mittel. Diese Entwicklung setzt sich fort und wird sich in den kommenden Jahren intensivieren. Dass SOS Hunger auf seinem Gebiet ein echter Akteur für Veränderung wird – mehr wirtschaftliche und soziale Thierry Defense Gerechtigkeit und Ernährungssouveränität überall und für alle –, Direktor das ist unser Ziel und unser Bestreben. SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 21
Die Strategie 2022 von SOS Hunger Vision Übergeordnetes Ziel 1 Akteure für soziale Entwicklung in Afrika, SOS Hunger strebt eine Welt vorwiegend in ländlichen Gebieten, unter- stützen und begleiten ohne Hunger an, die gerechter • Maßnahmenziel 1: Beitrag zur und solidarischer ist, mehr auf sozio-ökonomischen Entwicklung von die Umwelt achtet, in der jedes Akteuren des ländlichen Raums leisten • Maßnahmenziel 2: Basisdemokratische Volk in Würde und in Frieden Kultur stärken, um soziale Veränderung zu ermöglichen leben kann und in der seine • Maßnahmenziel 3: Nachhaltige Grundbedürfnisse gedeckt sind. Ansätze in der Landwirtschaft fördern Auftrag Übergeordnetes Ziel 2 SOS Hunger leistet einen Beitrag zur Engagement für systemische Veränderung Ernährungssouveränität im globalen Süden im globalen Norden in Zusammenarbeit und Norden, indem eine nachhaltige, auf mit anderen Akteuren Familienbetriebe gestützte Landwirtschaft unterstützt wird, die Bürger sensibilisiert und • Maßnahmenziel 1: Die Bürger mobilisiert werden und Advocacy-Arbeit für sensibilisieren und mobilisieren die Kohärenz der politischen Ansätze für die • Maßnahmenziel 2: Advocacy-Arbeit für nachhaltige Entwicklung geleistet wird. die Kohärenz der politischen Ansätze • Maßnahmenziel 3: Konkrete Bürgerinitiativen unterstützen Werte Achsen der Veränderung Würde, Respekt, Gleichbehandlung, Solidarität, Autonomie und Nachhaltigkeit. • S tärkung unserer Membership und Dynamisierung des Vereins- und Verbandslebens • Anpassung unseres Organisationsmodells Positionierung • Stärkung unserer Allianzen • Steigerung unserer Bekanntheit Ein Akteur für soziale Veränderung sein. • Einbringen und Austausch unserer Erfahrungen • Überarbeitung unseres Wirtschaftsmodells SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 22
SOS Hunger in Zahlen 1 832 476,16 € bereitgestellte Geldmittel 491 257,48 € und für die Betreuung der beschaffte Partner Geldmittel dank 3 888 Spendern 39 mitglieder darunter 9 Verwaltungs ratsmitglieder und 10 Beschäftigte 1 000 Mehr als follower in den sozialen netzen 1 300 über personen, die Sich direkt an unseren Sensibilisierungs- und 20 Partner in 6 afrikanischen obilisierungsaktivitäten Ländern, die direkt mindestens beteiligt haben 496 000 landwirt 4 verträge schaftliche mit öffentlichen Geldgebern Erzeuger (3 mit dem luxemburgischen Ministerium für auswärtige und deren Familien betreuen und europäische Angelegenheiten (MAEE) und 1 mit der DEZA (Schweiz) 16 Aufträge für Betreuung und Begleitung SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 23
Unterstützung der Partner „Akteure für soziale Entwicklung in Afrika, vorwiegend in ländlichen Gebieten, unterstützen und begleiten“ Ein Kontext, der durch der Grenze zu Mali (Dschihadisten) zunehmende Unsicherheit kommt. In Äthiopien findet eine neue Welle von Massenprotesten in der Region und kriselnde politische Oromo statt: Die Bewohner des Landes Systeme geprägt ist: gehen gegen die autoritäre und sehr zentralistische Politik des Regimes auf die Auch wenn die Zahl der afrikanischen Straße und fordern mehr Autonomie. Dieser Länder, in denen Krieg herrscht, in den Kontext großer Unsicherheit prägt die letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen Arbeit von SOS Hunger und in erster Linie ist, steht Gewalt in einigen Gebieten seiner Partner. Deren Arbeitsbedingungen des Kontinents nach wie vor auf der werden dadurch erheblich erschwert, umso Tagesordnung. Die Form der Gewalt hat bemerkenswerter sind die erzielten Erfolge. sich jedoch verändert: Anstelle der sonst üblichen zwischenstaatlichen bewaffneten Im Fokus 2016: Konflikte kommt es zu atomatisierten Startschuss für Agri+ gewalttätigen Mobilmachungen, häufig in Verbindung mit der Entstehung von 2016 trat das neue Mandat in Kraft, Bewegungen, die Warenschmuggel jeglicher das SOS Hunger vom luxemburgischen Art mit der Forderung nach territorialer Ministerium für auswärtige und Autonomie in Zusammenhang bringen. europäische Angelegenheiten MAEE erhalten hat. Unter dem Motto „Dispositif Dieses wenig erfreuliche Bild bietet sich – innovant de financement de l’agriculture mit länderspezifischen Besonderheiten – in familiale au Mali et au Burkina Faso der großen Mehrheit der Länder, in denen (Innovatives Instrumentarium für SOS Hunger aktiv ist: Westafrika (Benin, die Finanzierung landwirtschaftlicher Burkina Faso, Mali, Niger), Zentralafrika Familienbetriebe in Mali und Burkina (Kamerun und Demokratische Republik Faso) – Agri+“ ist das Mandat am 3. März Kongo) und Ostafrika (Äthiopien). 2016 mit der Unterzeichnung des Vertrags 2016 hat sich die Sicherheitslage in der zwischen Romain Schneider, Minister Sahelzone dahingehend verändert, dass für Entwicklungszusammenarbeit und die Gewalt auch auf Mali und Niger humanitäre Angelegenheiten, und Félix übergegriffen hat und es seit Neuestem Buchler, Präsident von SOS Hunger, zu Angriffen in Burkina Faso in der Nähe offiziell in Kraft getreten. SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 25
Agri+ ist eine Initiative, die dem schwierigen Zugang Unterstützung neuer Partner zu Finanzierung für landwirtschaftliche Familien- betriebe entgegenwirken soll, die nach wie vor die SOS Hunger hat 2016 zwei neue Partnerschaften große Mehrheit der Akteure in der Landwirtschaft geschlossen: in Westafrika ausmachen. Dieses Instrumentarium, das sich an das 2009 bis 2013 in Mali umgesetzte • In Äthiopien mit dem Mikrofinanzinstitut Pilotprogramm FAIR (Fonds d’Appui aux Initiatives BUUSAA GONOFAA (BG), das vor einigen Rurales - Unterstützungsgelder für Initiativen im Jahren bereits Partner von SOS Hunger ländlichen Raum) anschließt, ist auf sieben Jahre war: BG wurde 1999 gegründet und ist ein ausgelegt (2016 bis 2022). Das Budget beträgt 7,96 Mikrofinanzinstitut, das – im Gegensatz zu den Mio. EUR (davon werden 7 Mio. zu 100 % vom meisten Mikrofinanzinstituten in Äthiopien – MAEE im Rahmen des Mandats finanziert). ausschließlich den ländlichen Raum bedient. Es ermöglicht somit hilfebedürftigen und Das Instrumentarium sieht zwei Finanzierungsinst- isoliert lebenden Familien den Zugang zu rumente (einen Garantiefonds und eine Kreditlinie) grundlegenden Finanzdienstleistungen. SOS und ein Ausbildungs- und Begleitungsprogramm Hunger unterstützt BG bei seinen Bemühungen zum Aufbau und Ausbau der Kompetenzen und zur um eine professionelle und nachhaltige Stärkung der strategischen Positionierung der an Erweiterung seines Serviceangebots. Mit der Finanzierung im landwirtschaftlichen Bereich dieser Hilfe kann das Institut seine Aktivitäten beteiligten Akteure vor. im ländlichen Raum vorantreiben, neue Dienstleistungen anbieten und seine eigenen Das Konzept von Agri+ wurde in enger Zusammen Bearbeitungskapazitäten ausbauen. arbeit mit der Direktion für Entwicklungszusammen- arbeit des MAEE entwickelt und stützt sich auf das • In Niger wurde eine Partnerschaft mit der Wissen, das SOS Hunger und seine Partner in Westaf- Vereinigung ALTERNATIVE ESPACES rika im Landwirtschaftssektor erworben haben. CITOYENS (AEC) ins Leben gerufen, die im September 1994 gegründet wurde. AEC ist eine gemeinnützige unparteiische Vereinigung, Beginn eines Pilotprojekts in Niger deren Auftrag darin besteht, „den Aufbau einer Gesellschaft zu fördern, die auf gleichen Die Ausbildungskomponente von Agri+ wird in Niger Menschenrechten und Gleichstellung der Ge- im Rahmen einer Partnerschaft zwischen SOS Hun- schlechter beruht, sich um den Schutz der Um- ger und der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit welt und die Förderung der Jugend kümmert DEZA (zweijährige Pilotphase) umgesetzt. Dieses und der Solidarität zwischen den Völkern Gel- Projekt steht in Zusammenhang mit der Politik der tung verschafft“. Die Vereinigung ist im Bereich Regierung in Niger, die über ihren Investitionsfonds der Erziehung zu verantwortungsbewussten für Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit (Fonds Mitgliedern der Gesellschaft tätig, insbeson- d’Investissement pour la Sécurité alimentaire et dere über ihren Radiosender in Niamey. AEC nutritionnelle - FISAN) bestrebt ist, in Partnerschaft befasst sich mit folgenden Themen: Förderung mit den Finanzinstituten des Landes ein Kredit der Ethik und Kontrolle durch die Bürger, angebot für Landwirte zu entwickeln. Verwirklichung des Rechts auf Nahrung, Beteiligung der Bürger an den nationalen und örtlichen Haushaltsprozessen, Engagement für bessere Finanzierungsmöglichkeiten in den sozialen Bereichen. Die Partnerschaft mit AEC betrifft insbesondere das von AEC betreute Observatoire sur le droit à l’alimentation et la souveraineté alimentaire (Observatorium für das Recht auf Nahrung und die Ernährungs souveränität). SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 26
2016 hat AEC zudem eine Studie über ein Land ist. Daher kommt es in Benin, einem Land, in Grabbing-Projekt im äußersten Osten von dem Viehwirtschaft betrieben wird, das aber auch Niger (Convoitises foncières dans le bassin du zeitweilig Viehhalter aus den Nachbarländern lac Tchad au Niger, Bericht des Observatoire du aufnimmt, die auf der Suche nach Weideflächen droit à l’alimentation au Niger, Dezember 2016) sind, häufig zu Konflikten zwischen Viehhaltern und durchgeführt. Landwirten, die manchmal aus dem Ruder laufen und den Tod von Vieh oder sogar Menschen zur Folge haben. Um dieses Risiko zu begrenzen und Erfahrungsaustausch festzulegen, innerhalb welchen Rahmens diese Praxis ausgeübt werden darf, hat ANOPER einen Prozess zur 2016 haben mehrere Partner von SOS Hunger Entwicklung eines Weidegesetzes angestoßen, mit Workshops, Konferenzen oder Seminare organisiert dem Vorschriften für die Wanderviehhalter und die oder daran teilgenommen und und somit die „sesshaften“ Landwirte festgelegt werden sollen. Abstimmung, den Austausch und die Weiterbildung Geltung gefördert. Solche Veranstaltungen sind In der Demokratischen Republik Kongo wichtig, weil sie zum einen dazu beitragen, haben die Partner von SOS Hunger in der Region wesentliche Problematiken in Verbindung mit Südkivu unter anderem einen Dachverband für der Verbesserung der Lebensbedingungen der landwirtschaftliche Erzeuger (FOPAC) und eine Bevölkerungen ins Blickfeld zu rücken und Lösungen NGO zur Unterstützung von landwirtschaftlichen zu entwickeln, und zum anderen die Basisdemokratie Erzeugerzusammenschlüssen (Amis du Kivu) stärken. Es fanden unter anderem die folgenden gegründet. Diese beiden Partner sind repräsentativ für beiden Veranstaltungen statt: eine Typologie von Akteuren in der Demokratischen Republik Kongo, die „Erzeugerorganisationen“ In Benin hat die Association Nationale des und „Unterstützungsorganisationen“ heißen. Organisations Professionnelles d’Eleveurs de Die erstgenannten Organisationen sind direkte Ruminants (ANOPER), seit 2011 Partner von Zusammenschlüsse von Erzeugern, während der SOS Hunger, einen Abstimmungsworkshop zur zweitgenannte Typus technische und finanzielle Entwicklung eines Weidegesetzes in Benin organisiert. Unterstützung für mehr oder weniger strukturierte Die Wanderviehwirtschaft, die in Westafrika kleine Erzeuger bereitstellt. Ziel des Workshops, noch praktiziert wird, wirft Konkurrenzprobleme der im Oktober stattfand und an dem SOS Hunger hinsichtlich des Zugangs zu den natürlichen teilnahm, war es, mit diesen beiden Kategorien von Ressourcen (Wasser und Weideflächen) auf, was Akteuren in Dialog zu treten, die sich kaum kennen, vor dem Hintergrund des starken demografischen wenig zusammenarbeiten und um den Zugang zu Wachstums in der Subregion besonders gravierend externen Geldmitteln konkurrieren. Geografische Verteilung der Partnerschaften éthiopie Harbu MFI FC niger Buusaa Gonofaa MFI MOORIBEN AEC FUCOPRI burkina faso UBTEC GTPA APESS bénin RENACA ANOPER REPAB cameroun SAILD République NOWEFOR démocratique du Congo PAIDEK FOPAC SK GAMF Bauernorganisation TGD Verein oder Nichtregierungsorganisation Amis KIVU SOS Faim Finanzierung Luxembourg – Tätigkeitsbericht für landwirtschaftliche 2016 Familienbetriebe 27
Mobilisierung der Bürger und Advocacy „Engagement für systemische Veränderung im globalen Norden in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren“ SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 28
Sensibilisierung und Mobilisierung der Bürger: Gemäß seiner Strategie hat sich SOS Hunger einem Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung seiner Aktivitäten verschrieben. In diesem Zusammenhang erfolgt die Aufklärung über die Bekämpfung von Hunger von nun an konstruktiver und nicht durch einfache Schuldzuweisung. Vielmehr geht es darum, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass jedem eine Rolle zukommt, wenn ein Wandel im Verhältnis zwischen dem globalen Norden und Süden erfolgen soll und die zugrunde liegenden Ungleichheiten ausgeräumt werden sollen. Unsere Ernährung bleibt nicht ohne Folgen für die Bevölkerungen im globalen Süden und für die Umwelt. Es wird geschätzt, dass ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks eines luxemburgischen Bürgers auf seine Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen ist. SOS Hunger hat daher beschlossen, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf dieses Thema zu lenken, und eine Bürgerkampagne mit dem Motto Changeons de menu! (Wechseln wir die Speisekarte!) entwickelt. Die Kampagne wurde 2015 ins Leben gerufen und verfolgt zwei Hauptziele: • S ensibilisierung der Bürger und der Entscheidungsträger in Bezug auf die Ursachen für Ernährungsunsicherheit und die Lösungen für deren Beseitigung • M obilisierung für eine Verhaltensänderung: verantwortungs bewusster Konsum und Kohärenz der politischen Ansätze Die Kernbotschaft von SOS Hunger lautet daher von jetzt an: „Unsere individuellen Verhaltensweisen haben globale Konsequenzen.“ Durch einfach zu bewerkstelligende Veränderungen kann der luxemburgische Verbraucher etwas gegen Ungleichheiten tun. Bestimmte Aktivitäten, die bereits fest verankert sind, wurden fortgeführt: monatliche Artikel in der Tageszeitung Le Quotidien, Animationen beim AfrikaFest in Esch-sur-Alzette, Filmvorführungen mit anschließender Diskussion beim Filmfestival Cinéma du Sud, Stände auf den Dritte-Welt-Märkten in Düdelingen und Beckerich, Sonderreportage über Afrika in Partnerschaft mit ASTM (Action Solidarité Tiers Monde) in dessen Monatszeitschrift Brennpunkt Drëtt Welt. SOS Hunger war 2016 auch innovativ: SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 29
• „ Geste des Monats“: Hier wird eine der ersten Ausgabe an den Ständen Ernährungsgewohnheit herausge- der rund fünfzehn verantwortungs- stellt und in sozialen Netzen geteilt, bewussten regionalen Erzeuger auf die jeder von uns Einfluss neh- Produkte probieren, einkaufen und men kann, um den eigenen ökologi- diskutieren. schen Fußabdruck zu verringern. • E ntwicklung eines Lernkoffers • P raxisorientierte Workshops zum unter dem Motto „die Lösung auf Thema Verpackungen und Verständ- unserem Teller“ für die Lehrkräfte nis der Etiketten sowie zu in Zusammenarbeit mit dem Infor- verschwendungsarmem Kochen. mationszentrum Dritte Welt (Centre Information Tiers Monde - CITIM) • E rstellung einer interaktiven von ASTM. Karte, auf der die Akteure für ver- antwortungsbewusste Ernährung im • K onzeption und Verleih einer mobi- Großherzogtum Luxemburg einge- len Ausstellung, um der Öffentlich- tragen sind: Diese Karte ist das Er- keit „10 Gesten zur Verringerung des gebnis monatelanger Recherche und ökologischen Fußabdrucks“ vorzu- gibt den Verbraucher ein praktisches stellen, einschließlich eines pädago- Hilfsmittel an die Hand, das ihnen gischen Begleithefts. hilft, ihre Kauf- und Ernährungsge- wohnheiten zu ändern. Es wurden • O rganisation eines Schlemmer- bislang bereits 80 Initiativen erfasst. markts, bei dem verantwortungs bewusste Ernährung im Vordergrund • E rstmalige Organisation eines alter- stand, in Zusammenarbeit mit einer nativen Markts, Den alternativen anderen NRO. Liewensmettelmaart, am 16. Juni 2016: 200 Besucher konnten bei SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 30
Von der Sensibilisierung zur Advocacy Das Erkennen, dass die Arbeit und Weise, wie wir Mit Unterstützung der Plattform Meng Landwirt- konsumieren, sowohl lokal als auch global einen schaft hat SOS Hunger vor der Hauptversammlung Einfluss hat, muss zu einem Wandel der Verhaltens- des Unternehmens SOCFIN eine Bürgerversammlung weisen führen. Werden diese Erkenntnisse geteilt organisiert, um die Aktionäre zu bitten, Druck auf und verbreitet, können die Bürger ihre Forderungen die Geschäftsleitung auszuüben, damit sie kein Land gegenüber den politischen Entscheidungsträgern Grabbing mehr betreibt und die Menschenrechte in äußern. Die Aufklärung in Entwicklungssachen den Entwicklungsländern beachtet. unterstützt somit die Lobbyarbeit durch die Zivilge- sellschaft. Zudem hat SOS Hunger zusammen mit ASTM einen Round Table zum Thema „Mit weniger mehr Die Advocacy-Arbeit von SOS Hunger erfolgt im erreichen – Agrarökologie, warum klemmt es, Wesentlichen im Netz, im Rahmen der Gruppe Forum obwohl es funktioniert?“ organisiert. politique des Dachverbands der Nichtregierungs organisationen (Cercle de Coopération des ONGD), die insbesondere die Publikation Fair Politics koor- diniert. SOS Hunger hat bei zwei Themenstellungen, die 2016 bearbeitet wurden, auch an einigen intermi- nisteriellen Ausschüssen für Entwicklung mitgewirkt (an denen hohe Staatsbeamte teilnehmen und die Stellungnahmen für die Regierung zur Kohärenz der politischen Ansätze erarbeiten): Investitionsfonds und gemeinsame Agrarpolitik. SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 31
FinanZeN Fundraising: 2016 konnten wir private Mittel in Höhe von 491 257,48 € beschaffen, im Vergleich zu 548 854,64 € im Jahr 2015, worin allerdings die großzügige Unterstützung durch Charity Cross des Maacher Lycée von 32 782,15 € berücksichtigt ist. Dieser Betrag stammt aus 8 928 Spenden von 3 888 Spendern, die fast alle aus Luxemburg kommen (99 %). Im Hinblick auf unsere institutionellen Spender danken wir in erster Linie dem luxemburgischen Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten MAEE (Direktion Entwicklungs zusammenarbeit und humanitäre Angelegenheiten) für seine umfangreiche Unterstützung für die zugelassenen NGO, zu denen auch SOS Hunger gehört. Zudem hat SOS Hunger 2016 einen Kofinanzierungsvertrag mit der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit DEZA für ein Programm in Niger geschlossen. Wir danken außerdem den Gemeinden, Unternehmen und Vereinen, die uns 2016 unterstützt haben: die Gemeinden Beckerich, Berdorf, Boevange-sur-Attert, Colmar-Berg, Esch-sur-Alzette, Lintgen, Mersch, Remich, Schuttringen, Steinfort, Steinsel und Wiltz, der Raiffeisenbank und der Banque de Luxembourg, dem Lycée Michel Rodange, der Congrégation des Sœurs du Pauvre Enfant Jésus und der Congrégation des Sœurs de Sainte-Elisabeth, Les Amis Dos Loriguenses, Annapurna, Diddeléng Hëlleft, Les Anciens Ateliers Haagen Hary Radiateurs, Ata Pharma, L’Atelier Architecture Beng Associés, Au Fil du Temps, Auto-Ecole Nicolas, Basic Garten, Burton, Praxis Dr. Assassi, Café Beim Zita, Carlita, Casa Nova Contemporain, Chauffage-Sanitaire Claude Schreiber, Confédération Générale de la Fonction Publique, Constellation Brands Europe Trading, C-Time, De Buedemleer, Digicash Payment, E.P.D. Marc Bertholet & Fils, Electricité Georges, Wintersdorff, Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Der Jahresabschluss von SOS Hunger, der nach den für Luxemburg, Fiduciaire J. Dostert, Fleurs Arthur et Gesellschaften ohne Erwerbszweck geltenden gesetzlichen André Wust, Roche Bobois, Galerie Saint-Michel, Bestimmungen aufgestellt worden ist, wurde: Garage Intini, Hokay, Il Piccolo Mondo, ILRES, • von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft GSL Révision Immobilière Macedo, Jardins de Portugal II, Jecolux, Sàrl geprüft und bestätigt, La Source, Lazzara Constructions, LD Coiffure, Lux • von der Hauptversammlung am 17. Juni 2017 genehmigt, Glamour, Luxconnect, May Iris, Meditec, Mobilier • betreffend die öffentlichen Finanzierungen vom Minis- Bonn, Les Pharmacies du Lion, Henri Masy et Sinner terium für auswärtige und europäische Angelegenheiten Léa, les Producteurs Luxembourgeois de Semences, MAEE (Direktion Entwicklungszusammenarbeit) geprüft, Project Management, Rullem, Salon Isabel Coiffure, • beim luxemburgischen Handels- und Gesellschaftsregister Salon Julie By Amela, Schroeder & Associés, Yang eingereicht (Nr. F 554). Ming. SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 32
Gewinn- und Verlustrechnung 7% Einnahmen Verwaltung 204 269,61 € 18% Fundraising 491 257,48 € 5% Information-Sensibilisierung 140 094,88 € Insgesamt 70% Partnerunterstützung 1 971 812,45 € 2 807 434,42 € 80% AUSGABEN Partnerunterstützung 2 226 959,27 € 11% Verwaltung 314 671,65 € 3% Fundraising 84 193,36 € Insgesamt 6% Information-Sensibilisierung 167 419,07 € 2 793 243,35 € Ergebnis: 14 191,07 € Bilanz 9% AKtivseite Forderungen 227 672,45 € 25% Sach- und Finanzanlagen 658 873,62 € 1% Rechnungsabgrenzung 14 267,03 € Insgesamt 66% Bankguthaben 1 716 413,33 € 2 617 226,43 € 77% PASSIvseite Eigenkapital 2 014 570,23 € 15% Zweckgebundene Mittel 390 985,10 € 7% Verbindlichkeiten 193 574,23 € Insgesamt 1% Rückstellungen 18 096,87 € 2 617 226,43 € SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 33
Vereinsdynamik Ehrenpräsidentin: KIEFFER-KINSCH Monique Mitglieder in 2017 (in Fettdruck: Mitglieder des Verwaltungsrats): ADAMS Frank, BINSFELD Marc, BOVY Léonard, BRAAS Diane, BUCHLER Félix (Präsident), CECCHETTI Myriam, CLAUDY Grégory, CONTRERAS Anne, DEPIESSE Céline, DIAW N’DOYE OOSTERHAVEN Bineta (Schriftführerin), DIDERICH Gary, DE MUYSER Guy, DE SCHUTTER Olivier, FEYDER Jean, EVENEPOEL Dirk, FABER Véronique, FISCHBACH Marie-Paule, FOX Katy, GREGOIRE Marie-Christine (stellvertretende Präsidentin), HIEZ David, KAYSER Christiane, KOLB Chloé, KUGENER Erik, LAVILLUNIERE Eric, LECUIT Gérard, MAMOUDOU Hassane, MARGUE Nicolas, MEES Marc, MORISSET Benoît (Schatzmeister), NJONGA Bernard, NIYONKURU Deogratias, OBERWEIS-TSHINZA Nathalie, REILAND Roland, SCHNEIDER Norry, SOS HUNGER – SOS HUNGER (Belgien), SOULE Bio Goura, WAHLMAN Joakim, WEBER Raymond. Team In Luxemburg: In Niger: BENNEGOUCH Nedjma (Leitung Partner Berater: MAHAMADOU Nouhou, Leitung Ausbil- unterstützung), DEFENSE Thierry (Direktion), dung im Bereich Agrarfinanzierung im Rahmen des EHLINGER-SEDEJ Aude (Partnerunterstützung, bis DEZA-Programms (Schweiz) September 2016), EL KHADER Leila (Information und Fundraising)*, HAVARD Cécile (Information Institutionelle und finanzielle Beteiligungen: und Fundraising)**, LEFEBVRE Marine (Leitung Information), LEGAC François (Partnerunterstüt- SOS Hunger ist Mitglied des Dachverbands der zung), MEYER Fanélie (Partnerunterstützung), Nichtregierungsorganisationen (Cercle de Coopéra- RAJCHEL Stéphanie (Personal und Verwaltung), tion des ONGD) und Verwaltungsratsmitglied, von THILL Laurence (Aufklärung in Entwicklungssachen Fairtrade Lëtzebuerg, Don en Confiance, InFiNe. und Kommunikation), VAUTIER-CORREDERA lu, e-MFP, SOS Faim – SOS Hunger (Belgien) und PEREZ Laetitia (Finanzen). Am 31. Dezember 2016 Inter-Réseaux (Frankreich). Zudem ist SOS Hunger bestand das Team aus 8,1 Vollzeitäquivalenten. Genossenschaftsmitglied von Terra, Ouni, Mesa, Alterfin (Belgien) sowie Aktionär des Luxembourg In Burkina Faso: Microfinance Development Fund (LMDF) und von SIDI (Frankreich). SAWADOGO Alimata (Vertreterin von SOS Hunger), SOMDA Yves (Buchhaltung), TEGUERRA Boubakar Kontaktdaten: (Finanzierungsinstrumente im Rahmen von Agri+), 17-19, avenue de la Libération GUENGUERE Victor (Ausbildungskomponente von L-3850 Schifflingen Agri+), BASSANE Lacina und ISSAKA (Fahrer) T (+352) 49 09 96 info-luxembourg@sosfaim.org In Mali: Zweigstelle in Burkina Faso: MALET-COULIBALY Safiatou (Vertreterin von SOS 01 BP 1346 Ouagadougou 01 Hunger), TOUNKARA Silamakan (Finanzierungsin- T (+226) 25 43 28 28 strumente im Rahmen von Agri+), KONARE N’Tji (Ausbildungskomponente von Agri+), SOW Hawa Zweigstelle Mali: (Buchhaltung), DIARRA Amadou und BATHILY BP E 29 96 Bamako Fodiè (Fahrer) T (+223) 20 28 16 04 www.sosfaim.lu www.changeonsdemenu.lu www.agriplus.lu sosfaim.wordpress.com SOS-Faim-Luxembourg * a ls Vertretung für REHAMNIA Dalila (zunächst in Mutterschaftsurlaub, anschließend in Elternurlaub) ** a ls Teilvertretung für LEFEBVRE Marine (in Teilzeit- Elternurlaub) SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 34
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Photos : JLBrocart pour SOS Faim et équipes de SOS Faim – Graphic design : Bakform – Print : Reka 17-19, avenue de la Libération L-3850 Schifflange T : +352 49 09 96 info-luxembourg@sosfaim.org www.sosfaim.lu www.changeonsdemenu.lu SOS Faim Luxembourg – Tätigkeitsbericht 2016 36
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