Entwicklungskonzept City West - Kurzfassung/Entwurf Stand 03/2021
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Entwicklungskonzept City West 2009 wurden anhand der Leitlinien für die City West übergeordnete Planungsgrundsätze für innerstädtische Teilbereiche der Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg formuliert. Hintergrund war die damals stagnierende Entwicklung im Westteil Berlins, sodass der Fokus auf den vielfältigen Qualitäten und Chancen dieses Quartiers lag. In den letzten Jahren hat die dynamische Entwicklung der Großstädte auch die City West erfasst. Die damals herausgearbeiteten Qualitäten sind unverändert gültig und bilden in ihrer Gesamtheit das einzigartige Flair und den hohen Identifikationswert der City West. Der positive dynamische Entwicklungsprozess verlangt aber auch strukturelle und methodische Anpassungen, um die funktionale und soziale Mischung langfristig zu sichern und einen Entwicklungsrahmen aufzuzeigen. Auch zu den immer drängenderen Aufgaben Klimaanpassung und Pandemie-Resilienz müssen Lösungen entwi- ckelt werden, um die City West auf allen Ebenen zukunftsfähig aufzustellen. Das Entwicklungskonzept City West eruiert hierzu Ansätze und Beispielprojekte auf städtebaulicher Ebene. Die vorliegende Broschüre stellt den Entwurf des Entwicklungskonzeptes vor und dient als Grundlage für den öffentlichen Beteiligungsprozess. Sie gliedert sich in folgende Bestandteile: Aktualisierte und Hochhauskonzept Räumliche 1. 2. 3. City West 4. 5. 6. fortgeschriebene Leitlinien Leitprojekte 7. 8. Das Hochhauskonzept City West ist die erste bezirkliche Vertiefung des vom Senat am 25.02.2020 beschlossenen gesamtstädtischen Hochhausleitbildes und ergänzt die Leitlinien. Die Leitprojekte zeigen auf, wie die Leitlinien und das Hochhauskonzept bei konkreten städtebaulichen Planungen angewandt werden. Parallel zur Erstellung des aktuellen Entwicklungskonzeptes wurde durch das WerkStadtForum auf private Ini- tiative die sog. „Charta City West 2040“ erarbeitet, die einen größeren räumlichen Betrachtungsbereich als das Entwicklungskonzept hat, sich aber gleichzeitig auf den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf beschränkt. In der Charta finden sich vielfältige Ansätze, die zum Teil auch in das Entwicklungskonzept übernommen werden. Insbesondere die Themenfelder Mobilität und Stadtökologie beinhalten Aussagen, die den Zielsetzungen des Entwicklungskonzeptes entgegenkommen. Im 1. Quartal 2021 wird ein breites Beteiligungsverfahren sowohl für die Fachöffentlichkeit als auch für die Ge- samtöffentlichkeit durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Stadtdiskurses fließen dann in das finale Entwicklungs- konzept City West ein. 2
Entwicklungskonzept City West Erarbeitungsprozess 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Leitlinien für die City West 1. Werkstatt Prozessbegleitende Grundlagenermittlung verwaltungsintern Aktualisierung der Leitlinien 2. Werkstatt halböffentlich mit Akteuren der City West 2019 28.01.2019 Behandlung im Baukollegium Hochhauskonzept City West Räumliche Leitprojekte Bestandserfassung & Hertzallee Nord Analyse Gutachterverfahren Definition Entwicklungs- Hertzallee Süd 2020 kategorien & Planungs- Vorbereitung Wettbewerb grundsätze Hardenbergplatz Verkehrsuntersuchung Kernbereich der City West 24.08.2020 Behandlung im Baukollegium 2021 rf wu Ent Beteiligung der Öffentlichkeit und der Fachöffentlichkeit Videokonferenz Online-Dialog Anpassung/Überarbeitung 1. Finalisierung Entwicklungskonzept 2. 3. 4. Befassung im Senat Kenntnisnahme im Abgeordnetenhaus Entwicklungskonzept City West 3
Leitlinien für die City West [Entwurf] 1 // Lebendige Erdgeschosse als Qualität der City West etablieren 2 // Die vertikale Nachverdichtung in der City West verträglich steuern 3 // Die City West als bezahlbaren Wohn- ort für alle Generationen qualifizieren 4 // Mobilität stadtverträglich und für alle zugänglich gestalten 5 // Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzen und ein gesundes Stadtklima sichern 4
Entwicklungskonzept City West 6 // Den öffentlichen Raum in der City West weiter stärken und qualifizieren 7 // Kulturstätten in breiter Vielfalt stärken 8 // Die Baukultur als Geschichtsträger präsentieren 9 // Mit nachhaltig entwickelten Gebäuden einen Mehrwert erzielen 10 // Netzwerke in der City West ausbauen 5
Leitlinien für die City West [Entwurf] Auf den in 2018 durchgeführten Werkstätten mit Verwaltungen und Akteuren der City West zeigte sich, dass trotz der deutlich geänderten Rahmenbedingungen weiterhin ein grundsätzlicher Bedarf an den Leitlinien zur Orientie- rung bei zukünftigen Planungen besteht. Sie sind zeitgemäß anzupassen, teilweise zu konkretisieren und um die Themen Mobilität und Stadtökologie zu ergänzen. Im Folgenden ist der aktuelle Diskussionsstand der Leitlinien als Zwischenergebnis dargestellt. Sie wurden um wei- tere Standards der Berliner Baukultur wie z. B. die Qualitätssicherung von Hochhaus-Planungen ergänzt. Des Wei- teren wurden Überlegungen zur urbanen Pandemie-Resilienz aufgenommen. 1 // Lebendige Erdgeschosse als Qualität der City West etablieren Die Erdgeschosszonen bilden die zentrale Schnittstelle zwischen dem Stadtraum und den privaten Ge- bäuden. Lebendig und nutzungsorientiert gestaltet, erweitern sie den öffentlichen Raum, erhöhen seine Aufenthaltsqualität und tragen maßgeblich zu seiner Attraktivität bei. Um diese Qualitäten nachhaltig zu sichern, gilt es Anforderungen wie Mindestbauhöhen, gemischte und öffentlichkeitswirksame Nut- zungen sowie barrierefreie Zugänglichkeit zu definieren. Die Etablierung von kuratierten Erdgeschos- sen in der City West kann hierbei einen entscheidenden Beitrag leisten und Nutzungen berücksichtigen, die über reine Einzelhandelseinrichtungen hinausgehen (z.B. Tauschbörsen im Kiez, Beratungsstellen, Ateliers und Probenräume). Dies ist umso wichtiger, als während der Pandemie die Verschiebung vom Einzelhandel zum Online-Handel deutlich beschleunigt wurde und gleichzeitig der Wert von attraktiven Erdgeschossen wie nie zuvor erlebbar war. 2 // Die vertikale Nachverdichtung in der City West verträglich steuern Durch eine vertikale Nachverdichtung kann perspektivisch ein schonenderer Umgang mit Grund und Boden erfolgen. Um dabei die prägende städtebauliche Struktur und die Identität der City West zu si- chern und Hochhäuser verträglich in das Stadtgefüge einzubinden, ist eine vertiefende Betrachtung der Hochhausentwicklung in der City West zwingend notwendig. Das Hochhauskonzept City West ist Teil des Entwicklungskonzeptes und liefert qualitative Anforderungen an Hochhausvorhaben und deren Planungsprozesse (siehe weiter ab Seite 8). 3 // Die City West als bezahlbaren Wohnort für alle Generationen qualifizieren Angesichts der deutlichen Mietsteigerungen gilt es, bezahlbaren Wohnraum für vielfältige Bevölke- rungsgruppen zu sichern und neu zu entwickeln. Aktuell werden Mietshäuser oft von privaten Ein- zeleigentümerInnen an finanzstarke Investmentfonds veräußert, sodass Steuerungsinstrumente der öffentlichen Hand zu überprüfen und zu entwickeln sind. Um lebendige Kiezstrukturen zu erhalten, sind Gemeinschaftseinrichtungen wie Nachbarschaftscafés, Kitas und Seniorentreffs zu fördern und zu etablieren. 4 // Mobilität stadtverträglich und für alle zugänglich gestalten Die Erlebbarkeit der City West soll über eine niedrigschwellige, flächeneffiziente und klimaneutrale Mo- bilität gefördert werden. Dies erfordert den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur zugunsten des Umweltverbundes - durch Anlegen sicherer Radwege und Realisierung eines leistungsfähigen Straßen- bahnnetzes. Durch Umstrukturierungen von überdimensionierten Verkehrsflächen können Flächen für andere Nutzungen (z. B. Aufenthalt oder Regenwassermanagement) zurückgewonnen und Orte als attraktive Stadträume aufgewertet werden. Die City West bekennt sich zur Vision Zero und setzt ent- sprechende bauliche Maßnahmen um. 6
Entwicklungskonzept City West 5 // Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzen und ein gesundes Stadtklima sichern Starkregenereignisse und intensive Hitzeperioden stellen die City West bereits heute vor enorme He- rausforderungen und werden in Zukunft weiter zunehmen. Daher sind Anpassungsstrategien auf Stadtteil-, Quartiers- sowie Grundstücksebene zu entwickeln und daraus resultierende Maßnahmen umzusetzen (z. B. Ausweitung der Gebäudebegrünung, Entsiegelung von Freiflächen, Schaffung von Retentionsflächen). Ziel ist eine klimaresiliente City West, in der die Auswirkungen des voranschreiten- den Klimawandels – insbesondere auch auf die Gesundheit – möglichst gering gehalten werden. 6 // Den öffentlichen Raum in der City West weiter stärken und qualifizieren Die Freiflächen der City West sind zu schützen, an die Anforderungen des Klimawandels anzupassen und in ihrer Qualität weiterzuentwickeln, um den nötigen Freiraum in der dichten Stadtstruktur zu erhalten. In Zukunft gilt es, die bestehenden Freiräume stärker miteinander zu verknüpfen, Durchwe- gungen zu ermöglichen und somit auch neue Freiräume zu erschließen. 7 // Kulturstätten in breiter Vielfalt stärken Das über Jahrzehnte gewachsene vielfältige Kulturangebot trägt maßgeblich zur Identitätsstiftung in der City West bei. Bestehende Kulturstätten sind daher zu schützen und weiterzuentwickeln. Zusätzlich ist das Angebot gezielt um niederschwellige Möglichkeiten zu ergänzen. Sowohl der Bevölkerung als auch den zahlreichen Studierenden des Campus sollen Räume für künstlerische und musische Entfal- tung angeboten werden, um die Innenstadt auch unabhängig vom Einzelhandel zu vitalisieren. Auch Erdgeschossbereiche sollen für diese Nutzungen mitgedacht werden. 8 // Die Baukultur als Geschichtsträger präsentieren Auch wenn in den letzten Jahren herausragende Projekte wie das Bikini-Haus und der Zoo-Palast ent- wickelt werden konnten, erfordern die aktuellen Entwicklungsdynamiken einen verstärkten Fokus auf Bestandssicherung und -qualifizierung nicht nur der denkmalgeschützten Bauten. Neben Aspekten der lesbaren Stadt und der Identität der City West trägt die Bestandssanierung zudem zur Reduktion von CO2- Emissionen bei. Der Erhalt des kleinteiligen Städtebaus ist zu prüfen. Des Weiteren sind denkmalrechtliche Belange mit der erforderlichen energetischen Sanierung, z. B. der TU-Gebäude, in Einklang zu bringen. 9 // Mit nachhaltig entwickelten Gebäuden einen Mehrwert erzielen Bestandssanierungen sowie Neubauten in der City West haben zukünftig einen ökologischen Mehrwert zu bieten, bspw. durch die Implementierung von Stromerzeugung mittels Photovoltaik oder Luftbe- feuchtung und Kühlung mittels Fassadenbegrünung. Bereits im Bauprozess sind Anforderungen an ge- sunde und nachhaltige Baustoffe zu berücksichtigen. Dem massiven Einsatz von Beton sind Alternativen wie z. B. Holzbauweisen vorzuziehen. Gefordert werden innovative Bauweisen sowie ökologische Maß- nahmen am und im Gebäude, insbesondere bei städtebaulichen und architektonischen Wettbewerben. 10 // Netzwerke in der City West ausbauen Die Netzwerke der City West haben sich als erfolgreich erwiesen und werden weiterhin als relevant für die Verstetigung der erreichten Entwicklung angesehen. Eine Nachfolge des Forums City West für einen moderierten Austausch wird als sinnvoll erachtet, ebenso wie die Errichtung einer Plattform speziell für die Wohnbevölkerung in der City West. Das Regionalmanagement City West lief 2019 aus und eine vergleichbare, leistungsfähige und unabhängige Struktur ist bislang nicht vorgesehen. 7
Hochhauskonzept City West [Entwurf] Für eine verträgliche Integration von Hochhäusern in das Stadtgefüge wurden mit dem Hochhausleitbild für Berlin (https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/hochhausleitbild/) qualitative Anforderungen an Hochhausvor- haben sowie deren Planungsprozess beschlossen. Aufbauend auf dem Leitbild der Gesamtstadt wurden mit dem Hochhauskonzept City West die grundlegenden, übergeordneten Anforderungen an Hochhäuser in einen konkreten räumlichen Bezug gestellt und standortbezogene Qualitäten formuliert. Die qualitativen und prozessualen Vorga- ben des Leitbildes auf gesamtstädtischer Ebene haben weiter Bestand. Anhand umfangreicher städtebaulicher Untersuchungen im Kernbereich der City West wurden hochhausbezogene Entwicklungskategorien definiert und damit sowohl Eignungsbereiche für ergänzende Hochpunkte wie auch Teilräu- me, die einer Hochhausentwicklung nicht zugänglich sind, aufgezeigt. Die standortbezogenen Planungsgrundsätze gelten als Richtschnur für eine qualitative und im städtebaulichen Kontext verträgliche Entwicklung von Hochhäusern. Anwendung 50% Voraussetzung: Wie im Hochhausleitbild auf gesamtstädtischer Ebene definiert, findet auch das Hochhaus- konzept City West Anwendung, sofern das geplante Hochhausvorhaben die gebietsprägenden Bestandshö- hen um mehr als 50 % überschreitet und damit erhebliche Auswirkungen auf das Ortsbild und die Stadt- struktur zu erwarten sind. 35m In Eignungsbereichen für ergänzende Hochpunkte, die durch die typische „Berliner Traufe“ (21 – 22 m) geprägt sind, ist die Anwendung – wie beim gesamtstädtischen Hochhausleitbild – im Regelfall ab einer Höhe von 35 m gegeben. Zeichnet sich die überwiegende Umgebungsbebauung deutlich durch eine andere prägende Traufe aus, ist dieser Höhenmaßstab unter Anwendung der Überschreitung um mehr als 50% heranzuziehen. Keine Anwendung: Sofern bereits verbindliches Baurecht oder eine rechtskräftige Baugenehmigung für ein Hochhausvorhaben vorliegen, findet das Hochhauskonzept City West keine Anwendung. Wurde ein Bebau- ungsplanverfahren für das Hochhausprojekt bereits eingeleitet und die Beteiligungsschritte nach §§ 3 (2) und 4 (2) BauGB (öffentliche Auslegung, Behördenbeteiligung) durchgeführt, ist auch in diesem Falle die Anwendung nicht erforderlich. Beispiele für Hochhaustypologien Große Teilbereiche der City West sind durch konsistente, überwiegend gründerzeitliche Strukturen mit weit- gehend einheitlicher Berliner Traufe bestimmt. Darüber hinaus existieren an einigen Orten prägende Hoch- haussolitäre und -ensembles aus unterschiedlichen Entstehungsphasen. Insbesondere der Raum um die Kurfürstenstraße ist geprägt durch eine Vielfalt städtebaulicher Muster mit diversen Hochhaustypologien. Hochhaus im Hochhaus im Hochhaus als Hochhaus als Hochhäuser als Blockrand Blockinneren raumkante- innenbereich- raumbildenes bildender Solitär prägender Solitär Ensemble Typologie Beispiel aus der City West Olof-Palme-Platz/ Kurfürstendamm/ Ernst-Reuter-Platz Kurfürstenstraße/ An der Urania/Kur- Budapester Straße Lietzenburger Straße Keithstraße fürstenstr./Keithstraße 8
Entwicklungskonzept City West Planungsgrundsätze In Ergänzung zum gesamtstädtischen Hochhausleitbild formuliert das Hochhauskonzept City West folgende standortbezogene Planungsgrundsätze, die in den Eignungsbereichen für ergänzende Hochpunkte in der City West eine verträgliche und nachhaltige Integration in die Nachbarschaft sicherstellen sollen. Baurechtsschaffung mittels entsprechender verbindlicher Bauleitplanung § Grundsätzlich soll, wie bereits im Hochhausleitbild für Berlin formuliert, die Baurechtschaffung für Hochhausvorhaben durch die Aufstellung eines vorzugsweise vorhabenbezogenen Bebau- ungsplanes vorausgesetzt werden. Die Schaffung von Wohnraum ist an das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung gebunden. Zudem sollen nachbarlich relevante Anforderun- gen (v. a. grüne Infrastruktur, ruhender Verkehr) an die städtebauliche Qualifizierung des priva- ten Umfeldes eines Hochhauses in die Entwicklungs- und Prozesssteuerung einbezogen werden. Erhaltung und Schaffung von Wohnraum in der City West Für eine urbane sozialräumliche Mischung soll Wohnraum auch in bürogewerblich nachge- fragten Bereichen gesichert und bestenfalls neu geschaffen werden. Bei Hochhaus-Ersatzneu- bauten ist die Errichtung von Wohnraum mindestens im Umfang des bisherigen Bestandes gefordert. Mögliche Instrumente zur Sicherung von Wohnraum sind Textbebauungspläne, das Zweckentfremdungsverbot von Wohnraum sowie Milieuschutzverordnungen. Verdichtungsausgleich durch grüne und klimaresiliente Infrastruktur Zum Ausgleich der städtebaulichen Verdichtungen sind Maßnahmen für grüne und klimare- siliente Infrastruktur am und im Hochhaus selbst sowie im engeren Umfeld des Hochhauses vorzunehmen. Hierbei ist auch der angrenzende öffentliche Raum mitzudenken. Als geeig- netes Instrument zur Sicherung „grüner Qualitäten“ und zur Umsetzung klimawirksamer Maßnahmen dient die Anwendung des Biotopflächenfaktors. Weitere klimawirksame Maß- nahmen sind u. a. Regenwassermanagement und Flächenentsiegelung. Schaffung öffentlich zugänglicher Erdgeschossbereiche Die Erdgeschossbereiche sollen insbesondere durch öffentliche Einrichtungen mit Publikums- verkehr, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistung genutzt werden. Gebäudezugänge sind barrierefrei auszubilden. Zusätzlich ist in der City West aufgrund der hohen Dichte und des Nutzungsdrucks im öffentlichen Raum ein besonderes Augenmerk auf die Aufenthaltsqualität vor einem Hochhaus zu legen: Sie darf nicht durch negative kleinklimatische Effekte, wie z. B. Fallwinde, beeinträchtigt werden. Dafür ist vor allem die Fassade entsprechend zu gestalten. Verzicht auf oberirdischen Kfz-Parkraum Ebenerdige oder oberirdisch gestapelte Kfz-Stellplätze sind zu vermeiden, Tiefgaragen un- ter Freiflächen sind unzulässig. Blockinterne, bislang als Stellplatzfläche genutzte Freiflächen sind im Sinne der Verbesserung der grünen Infrastruktur und der Klimaresilienz umzugestal- ten. Alternative Mobilitätsangebote sind auch über das eigene Grundstück hinaus zu schaffen. Einfügung in die Charakteristik des öffentlichen Raumes Durch die gezielte Setzung von Hochpunkten kann der Stadtraum entlang von bedeutenden Achsen gestärkt werden. Dabei müssen sich die Hochhäuser in die jeweilige Charakteristik des öffentlichen Raumes einfügen. 9
Entwicklungskonzept City West 11
Hochhauskonzept City West [Entwurf] Zu ausgewählten Blöcken des Eignungsbereichs für ergänzende Hochpunkte wurden Blocksteckbriefe angefertigt. So sollen konkrete Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden, wie die Planungsgrundsätze standortbezogen um- gesetzt werden können. Beispielhaft ist hier der Block begrenzt durch die Straßenzüge An der Urania / Kleiststr. / Keithstr. / Kurfürstenstr. dargestellt. Digitale farbige Orthophotos 2019 (DOP20RGB) Blocksteckbrief An der Urania / Kleiststr. / Keithstr. / Kurfürstenstr. Bezirk Tempelhof-Schöneberg GFZ 3.0 bis < 5.0 Bauphasen 1900 bis 1936 / 1961 bis 1989 / 1989 bis 2009 Erreichbarkeit ÖPNV U-Bahnhof Wittenbergplatz (400 m Radius) Nutzungen gewerbliche Nutzungen entlang Hauptstraßen, Wohnnutzung in Nebenstraßen Defizite keine klaren Raumkanten entlang Hauptachsen, Vielzahl an oberirdischer PKW-Stellplätze Planungsgrundsätze Handlungsempfehlung (nach Priorität) Geoportal Berlin, PDF erstellt am 19.11.2020 Baurechtsschaffung mittels verbindlicher Bauleitplanung Erhaltung und Schaffung von Wohnraum in der City West Klare Ausbildung von Raumkanten Verdichtungsausgleich durch Kein oberirdisches Parken im Blockinneren grüne und klimaresiliente Infrastruktur Freiraum im Block- inneren qualifizieren Schaffung öffentlich zugängli- Stärkung Adressbildung im Blockinneren cherErdgeschossbereiche Öffentlichkeitswirksame Nutzungen im EG fördern Einfügung in die Charakteristik des öffentlichen Raumes Wohnen in ruhigen Aufenthaltsqualität Seitenstraßen „An der Urania“ stärken Verzicht auf oberirdischen projektiert Kfz-Parkraum Baudenkmal < 27 m 27-35 m 35-60 m > 60 m 12
Entwicklungskonzept City West Räumliche Leitprojekte Das Entwicklungskonzept City West wird ergänzt um räumliche Leitprojekte. Sie dienen dazu, die übergeordneten Grundsätze des Entwicklungskonzepts anhand konkreter Planungen zu veranschaulichen. Hier werden die Leitlinien für die City West sowie die Planungsgrundsätze des Hochhauskonzepts konkret angewendet. Es handelt sich dabei um Gebiete von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung, für die nach § 9 Gesetz zur Ausführung des Bauge- setzbuchs (AGBauGB) die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zuständig ist. © SenSW, Fotograf Dirk Laubner Drei der Leitprojekte sind die Teilbereiche Ernst- Straße des 17. Juni Reuter- Gr. Tiergarten des Bebauungsplans 4-69 „Hertzallee/Har- Platz denbergplatz“. Grundsätzliche Ziele sind die Durchwegung der Blöcke an der Hertzallee TU-Campus und attraktive, vernetzte Freiräume und Plät- Hertzallee ze sowie vielfältig genutzte Erdgeschosse. Nord Dachgeschosse von Hochhäusern sind öffent- Stein- lich zugänglich zu gestalten. Die drei Teilbe- platz Hertzallee reiche werden gemeinsam mit den jeweiligen Süd Harden- Zoologischer berg- Garten Akteur*innen und unter hohen Anforderun- B- Pla platz gen an stadtökologische Maßnahmen weiter- n4 -6 9 entwickelt. Savigny- platz Str. Kantstraße pe ster Ein weiteres Leitprojekt stellt der Kernbe- Buda Breitscheid- reich der City West dar: der Breitscheidplatz platz mit seinen Anrainerblöcken. Auch hier ver- antwortet in Zukunft die Senatsverwaltung amm ürstend für Stadtentwicklung und Wohnen die wei- Kurf K de ern teren Planungen und erarbeitet diese in en- r C be ity rei Witten- ger Abstimmung mit dem Bezirk Charlotten- We ch berg- st platz burg-Wilmersdorf. 13
Hertzallee Nord Hohe Nutzungsintensität und vertikale Mischung Der Bereich Hertzallee Nord ist eine der letzten großen innerstädtischen Brachflächen in zentraler Lage in der City West. Direkt zwischen Bahnhof Zoo und TU-Campus gelegen, bietet das Gebiet enormes Potential für ein urbanes und dichtes Stadtquartier und soll zu einem Arbeits,- Forschungs- und Wohnstandort ausgebaut werden. Ziel der Planungen ist die stadträumliche Verzahnung des TU-Campus mit dem Kernbereich der City West. Neben Büros und Erweiterungen der Universität werden Wohnungen, Studierenden-Appartments, zwei Kitas und ein innovatives Ladedepot für die E-Bus-Flotte der BVG errichtet. Das ca. 6.000 qm große Dach des Lade-Depots soll begrünt und öffentlich zugänglich gestaltet werden z. B. für Urban Garde- ning Projekte. ni traße des 17. Ju Ein Gutachterverfahren zur Untersuchung eines möglichen Hochhaus-Clusters in die- Mül sem Block führte zu einem Entwurf mit vier ler- Bres lau- Stra Hochhäusern, die sich in ihrer städtebau- ße lichen Wirkung dem Breitscheidplatz mit TU-Campus TU Berlin seinen dominierenden Hochhäusern Zo- Forschung und Lehre ofenster und UpperWest unterordnen. Den Entwurf von yellow z und bgmr kennzeich- e raß Biblio- Betriebshof net eine zentrale Grünverbindung in Nord- nst thek Zoo Süd-Richtung, die sich an der Hertzallee zu ane einem Quartiersplatz aufweitet. Das Gebäu- Fas Büro/ Wohnen/ BVG Kita Zoologischer de des BVG-Busdepots bildet den Abschluss He Garten rtz des Gebiets in Richtung Stadtbahn-Trasse. alle e 9 Die kleinteilige Struktur bietet zahlreiche 4-6 Teilbereich Durchwegungen und Anknüpfungspunkte lan Hertzallee Süd B-P an den TU-Campus. e aß str ens Jeb © SenSW / yellow z / bgmr 14
Entwicklungskonzept City West Hertzallee Süd Urbane Nachverdichtung im Denkmalensemble Der Bereich Hertzallee Süd ist derzeit verhältnismäßig locker bebaut und wird besonders durch das Denkmalen- semble auf dem Grundstück der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sowie das Gebäude der ehemaligen Berliner Bank geprägt. Genutzt wird das Areal vorwiegend monofunktional als Bürostandort. Ziel der Entwicklung ist es, eine Durchwegung und freiräumliche Verknüpfung mit den umliegenden Quartieren herzustellen und öffentlich zugängliche Nutzungen in den Erdgeschosszonen zu etablieren. Das Quartier soll zukünftig stärker mit dem umgebenden Stadtraum vernetzt und zusammen mit dem Gebiet Hertzallee Nord zu einem vitalen, erlebbaren Stadtbaustein entwickelt werden, um somit der prominenten Lage in der City West gerecht zu werden. Am 24. August 2020 haben die BImA und aße Kahlfeld Architekten bereits eine erste Ide- str enstudie zur Entwicklung des BImA-Grund- nen Teilbereich Hertzallee Nord a stückes inkl. eines Hochpunktes im Blockin- Fas He nenbereich im Baukollegium präsentiert. Die rtz alle Hertzallee Süd wurde hierbei als potenzieller e 9 6 4-6 BImA Hochhausstandort bestätigt. Im Rahmen lan Ensemble eines städtebaulichen Qualifizierungsver- B-P fahrens werden nun die genannten Entwick- Büros/ Bürodienstquartier der Bundesanstalt für Co-Working Museum für lungsziele konkretisiert sowie die Hoch- Fotografie Teilbereich hausthematik weiter vertieft. Das Verfahren Ha Caritas Hardenberg- e platz aß findet gemeinsam mit den Eigentümern, der rd en be OVG str Denkmalpflege, dem Bezirk und unter der rg ens str aß Jeb Begleitung des Baukollegiums statt. Eine e Beteiligung der Öffentlichkeit ist im Wettbe- Zoologischer werbsverfahren geplant. Garten ße rat ns ne sa Fa Hard enbe rgstra ße © SenSW / Kahlfeld Architekten Baumassenstudie Kahlfeld Architekten im Auftrag der BImA, Präsentation im Baukollegium am 24.08.2020 Blick von Süden Blick von N Variante 1 © SenSW Petra und Paul Kahlfeldt Architekten Modell 15
1.5 Nutzungs- und Freiraumstruktur Die Nutzungsstruktur des Platzes ist in seinen zur Hardenbergstraße gelegenen Randbereichen am Bahnhofseingang und in der Erdgeschoss- zone des Huthmacher-Hochhauses geprägt von geringwertigen Einzel- handels- und Gastronomieangeboten. Im angrenzenden südlichen Platz- Hardenbergplatz bereich dominieren Aus-, Ein- und Umsteigevorgänge an Bushaltestellen, Taxiständen und U-Bahneingängen. Der nördliche Platzbereich wird durch Parkplatzflächen für Pkws und Reisebusse genutzt. Insgesamt Entree in die Cityergibt West sich damit für den Hardenbergplatz kein ausgeprägtes urbanes Nutzungsprofil und keine signifikante Aufenthaltsqualität. Zu Zeiten des geteilten Berlins übernahm der Hardenbergplatz im Westteil der Stadt die Funktion der zentralen Drehscheibe für den ÖPNV. Der Bahnhof Zoo galt als Hauptbahnhof und auf dem Hardenbergplatz entstand ein wichtiges Bus-Drehkreuz in Berlin. Der motorisierte Verkehr dominierte den weitläufigen Platz. Auch durch die Um- gestaltungen zur 750-Jahrfeier Berlins gelang es noch nicht, den Platz als räumliche Einheit erlebbar zu machen und ihn dauerhaft aufzuwerten. Infolge des Bedeutungsverlustes des Bahnhofs Zoo verlor er zusätzlich an Attraktivität. © SenSW Abb. 11 : Luftbild Hardenbergplatz Die derzeitige freiräumliche Struktur des Platzes ist indifferent. Seiner Das von Topotek 1, IVAS und ursprünglichen stadtentwicklungsgeschichtlichen Bedeutung wie auch Urban+ entwickelte Kon- seiner Proportion und seiner räumlichen Ausrichtung entsprechend ist er zept sieht eine gelungene als Bindeglied zwischen städtischem Landschaftspark und City West Trennung der neustruktu- prädestiniert. Diese 'Brückenfunktion' erfüllt der Platz indessen derzeit rierten Verkehrszonen von stadträumlich so gut wie gar nicht. Aber auch als städtischer Raum ist er den begrünten Flanier- und undifferenziert. Er verfügt weder über eine klare städtebauliche Kontur, Aufenthaltsbereichen entlang noch über eine, seinen Platzcharakter akzentuierende Gestaltung. Dies des Zoos vor, konnte 2014 betrifft auch Defizite seiner Möblierung, seiner Beleuchtung, der aber noch nicht die geänder- einheitlichen Gestaltung seiner Oberfläche wie auchEntwurfsstand 2014 von das Fehlen ten Mobilitätsbedingungen Informationsangeboten für Reisende und Touristen. berücksichtigen. © SenSW / Topotek 1 / IVAS / Urban+ Bereits im Jahr 2014 wurde ein diskursives Verfah- vorgesehen. Kleinere Bauten wie Mobilitätshubs ren durchgeführt, um ein zeitgemäßes funktiona- oder ein Fahrradparkhaus werden zulässig sein. les und gestalterisches Konzept für den Platz zu Der später erfolgende Freiraumwettbewerb dient erarbeiten. Aufgrund der geänderten Rahmenbe- dazu, die vielfältigen Nutzungen auf hohem ge- dingungen gilt die damals von den Büros Topotek stalterischen Niveau in Einklang zu bringen und 1, IVAS und Urban+ entwickelte Vorzugsvariante den Platz entsprechend seiner herausragenden jedoch nicht mehr als realisierbar - insbesondere Entreefunktion aufzuwerten. Aktuell lassen die was den Bedarf an Raum für Radverkehr und die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und geplante Anbindung an das Straßenbahnnetz be- Wohnen sowie für Umwelt, Verkehr und Klima- trifft. schutz die verkehrlichen Effekte der benachbar- Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wird ten Nachverdichtungen und die räumlichen Aus- der Platz als Verkehrs- und Stadtplatz gesichert, wirkungen von bis zu vier Straßenbahnlinien rund eine markante Über- oder Unterbauung ist nicht um den Hardenbergplatz untersuchen. 16
Entwicklungskonzept City West Kernbereich der City West Bereich mit außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung Die City West ist neben der Berliner Mitte das wichtigste und größte urbane Zentrum der Stadt. Aufgrund dieser he- rausragenden Bedeutung ist der engere Kernbereich der City West gem. § 9 AGBauGB als Gebiet von außergewöhn- licher stadtpolitischer Bedeutung festgestellt worden. Damit wird künftig die Zuständigkeit für die Aufstellung und Festsetzung von Bebauungsplänen für diesen Bereich bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen liegen, unter sehr enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Bezirksverwaltung Charlottenburg-Wilmersdorf. Ha rd B-Plan 4-69 en be rg Zoologischer str aß Zoo Garten e Palast aße Huthmacher- ste r Str Haus Budape Kantstraße Zoofenster Bikini-Haus Upper West Kur fürs ten Breitscheidplatz Europa-Center stra ße m Signa tendam Kurfürs ed lich et ße tu r r B hn ebi eu e ng tra he ö G rS s Ta e tis rge de ge ue aler Straß ntz oli ße llen ur Au w gs ien rb e dtp au te bu str aß Ma rg s Los- aß Wittenberg- sta mi tzu c er Str Str e platz Angeles- s er Joachimsth aß Fe t Platz rg e be e aß rn str Nü e nk Ra Im Kernbereich der City West werden Schwer- sind daher ebenso mit außergewöhnlicher stadt- punktprojekte umgesetzt, deren Impulse über die politischer Bedeutung zu betrachten. Jede dieser Grenzen der City West hinausreichen. Dabei sind städtebaulichen Entwicklungen in der City West vor allem drei Projektbereiche hervorzuheben, für weist ein hohes Maß an Komplexität und Steue- welche Planungs- und Investitionsabsichten ab- rungsaufwand sowie intensiven Abstimmungs- sehbar sind: bedarf mit verschiedenen Fachbehörden und der • die Entwicklung des Karstadt-Warenhauses/ Zivilgesellschaft auf. Signa-Grundstück, Bei den Planungen handelt es sich nicht allein um • die Entwicklung des Europacenters und des die Aktivierung und Stärkung eines Zentrums, des- angeschlossenen Blocks, sowie sen Auswirkungen auf den Bezirk Charlottenburg- Wilmersdorf beschränkt sind. Vielmehr werden in • die zukünftige Entwicklung des Huthmacher- der City West vielfältige Bezüge und Impulse zur Hauses. Entwicklung der Gesamtstadt gesetzt, sodass die Auch die angrenzenden bedeutenden Freiflächen, städtebaulichen Entwicklungen in diesem Kernbe- wie bspw. der Breitscheidplatz, werden von den reich der City West eine außergewöhnliche stadt- städtebaulichen Entwicklungen beeinflusst und politische Bedeutung für Berlin besitzen. 17
IMPRESSUM Herausgeberin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Fehrbelliner Platz 4 10707 Berlin Inhaltliches Konzept und Bearbeitung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Abteilung II - Städtebau und Projekte Referat II A - Innere Stadt und Hauptstadtangelegenheiten Stand: März 2021
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