Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
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Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang • 1 | 2019 spätlese Spiel und Spaß Spiel als Wurzel von Kultur? Gewinnen und verlieren Spielen erfüllt viele Funktionen Spielen im Wandel der Zeit
Inhalt Das Spiel bleibt in jedem Alter ein wichtiger Teil des Lebens. Dass Spiel Impressum ................................................... 2 nicht „unnütz“ ist, sondern im Gegen- Grußwort der Ministerin ......................... 2 teil, eine wichtige Funktion hat, lesen Sie in diesem Heft. Mit Kreativität und Themenschwerpunkt: Freude bleiben wir nicht nur selbst Spiel und Spaß länger aktiv und rege, sondern laden Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel? 3 auch andere zu mehr Lebensfreude Von Karten und Kegeln ........................... 4 ein. Dabei ist Spielen auch ein wichti- Familienspiele ............................................. 5 ger Faktor, wenn es beispielsweise um Integration und Teilhabe geht. Viele Spiele an der frischen Luft ..................... 6 Projekte und Initiativen in Rheinland- Spiele der Wirtschaftswunderzeit ....... 7 Pfalz stehen dafür bereit. Systemspielzeug: Vielleicht regt Sie diese Ausgabe an: zu von Lego bis Playmobil ........................... 8 einem neuen Hobby, wie das Boule- Theater und Musik als Spiel .................. 9 Liebe Leserinnen und Leser, spielen, oder zu einem Spielenachmit- Auf dem Mittelaltermarkt .................... 10 tag mit der Familie oder Freundinnen endlich ist es Frühling, die Tage wer- und Freunden. Wenn Spielen zur Sucht wird .............. 11 den länger, und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen locken uns an die fri- Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Le- Europa ......................................................... 12 sche Luft. sen und eine schöne Zeit, Aus der Arbeit der Passend zu dieser Jahreszeit des Auf- Ihre Landesseniorenvertretung ................. 13 bruchs widmet sich die Spätlese dem Thema „Spiel und Spaß“. Was häufig Aus Seniorenbeiräten nebensächlich erscheint, nimmt bei und Projekten .................................. 14 –16 genauerer Betrachtung einen großen Seniorenbeirat Kirchberg: Teil unseres Lebens ein. Denn schon Ältere aktiv einbinden ............................ 15 als Kind begreifen wir die Welt im Sabine Bätzing-Lichtenthäler Spiel, lernen, wie Regeln funktionieren, Ministerin für Soziales, Arbeit, Senioren auf Reisen ................................ 15 Gesundheit und Demografie wie man Strategien entwickelt und Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ ..... 16 versetzen uns in andere Rollen. des Landes Rheinland-Pfalz Berühmt und Bekannt ................... 17, 18 Aktuelles ........................................... 19–21 Impressum Seniorensicherheit wird Redaktion: Marlies Becker (MB), Tanja E. Birkenstock (TEB), Gabi Frank-Mantowski (GFM), ausgezeichnet ........................................... 19 Petra v. Gersdorff (PVG), Rüdiger Heins (RH), Arnold Holstein (AH), Dieter Kürschner (DK), Ellen Löwer (EL), Norbert Mentz (NM), Elke Plass-Mackensen (EPM), Claudia Sabic (CS, ver- Gedächtnistraining ............................... 21 antwortlich), Solveigh Schneider (SO). Herausgeber: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Referat Öffent- Liebenswertes lichkeitsarbeit – Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, www.msagd.rlp.de. Rheinland-Pfalz .............................. 22–23 Die Spätlese erscheint dreimal im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Nachdruck unter Ein Ausflug an die Nahe ....................... 22 Quellenangabe erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Mario Adorf ............................................... 23 Meinung der Redaktion und der Herausgeberin wieder. Für unaufgefordert zugesandte Beiträge und Fotos entsteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Wichtiges · Interessantes · Redaktion Spätlese, Landesleitstelle „Gut leben im Alter” im MSAGD, Bauhofstraße 9, Nützliches · Verbraucher-Tipps 55116 Mainz, Telefon: 0 61 31/16 53 27 und 16 53 34, E-Mail: spaetlese@msagd.rlp.de ......................................................................... 24 Gestaltung: Kreativwerkstatt | Kommunikationsdesign | 61137 Schöneck Druck: DHVS/Druckhaus und Verlagsservice GmbH, 54294 Trier Rätselauflösung: Bildernachweis: Fotolia: Titelbild (Robert Kneschke), S. 3 (Lightfield Studios), S. 4 (Kzenon, Mein Leben ist wie ein Spiel im Frühling. didesign), S. 5 (photophonie, blueringmedia), S. 6 (gani_dteurope), S. 8 (Polat Alp, Vadim), Ich will so leben, wie es mir gefällt: Ich S. 9 (fotofrank), S. 11 (Tomasz Zajda), S. 20 (M.Dörr & M.Frommherz, Syda Productions), will mit euren steifen Sitten und matten S. 21 (Jürgen Fälchle, Michael Flippo); S. 3: commons.wikim (gemeinfrei); S. 6: Burckhardt; Bräuchen nichts zu tun haben. Blau ist S. 7: Mühlbeyer; S. 9: Marlies Becker; S. 10: Sabrina Burghard; S. 12: Bund Deutscher Amateur- theater e.V; S. 13: Wolfgang Thiel; S. 14: Ellen Löwer, Harald Kaspar; S. 15: Caritasverband der Himmel, grün die Wiese und Flur, Koblenz, Rita Schmitt; S. 16: Frauennotruf Mainz; S. 17: commons.wikimedia (gemeinfrei); frisch die Quellen, heiter die Flüsse, und S. 18: public domain (gemeinfrei), Rudi Ritter; S. 19: www.polizei.rlp.de, Seniorenbeirat VG. von herrlicher Gastlichkeit sind Sonne Kirchberg; S. 22/23: wikipedia (gemeinfrei). und Sterne. Ich will mein Spiel zu Ende spielen. Unser nächstes Thema 2 /2019: Verantwortung 2 spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel? Spielen erfüllt viele Funktionen Spiele ohne Zweck und Nutzen, oft in Gesellschaft, prädestinieren den Spieler zum Künstler, zum Musikan- ten und Maler, zum Kulturschaffen- den, zum Grenzgänger in Traum- und Suchtwelten. Spiele begeistern Kinder und Erwachsene und bilden die ganze Breite des menschlichen Lebens ab. Das Spiel mit anderen und allein macht Freude, schafft Gemeinschaft, verbindet Menschen verschiedener Völker schon in der Antike. Spiele sind besonders für Kinder und Jugendli- che wichtig, denn hierbei erproben sie soziale Rollen und Regeln, erkennen und festigen ihre Persönlichkeit, ler- nen fair zu sein, auch wenn man ver- liert. Deshalb ist Spielen weder unnütz noch verlorene Zeit. „Spielen“ ist eine Vokabel, die eher Huizinga reichten die Erklärungen für der Kindheit, dem Sport, der Sucht „Der Mensch spielt nur, den Ursprung der Kulturen, die den und insgesamt dem Zweckfreien wo er in voller Bedeutung Menschen in erster Linie als Homo sa- zugeordnet wird – im Gegensatz des Wortes Mensch ist, piens verstanden, nicht aus und such- zum Machen, Schaffen, Erzeugen und er ist nur da te den Ursprung der Kultur auch im und Arbeiten. ganz Mensch, wo er spielt.“ „Homo ludens“. Spielen ist für ihn „Spiel“ im Sinne des Kulturhistorikers eine grundlegende menschliche Akti- Friedrich von Schiller Johan Huizinga „ist eine freiwillige (1759 –1805), vität, die Kreativität erfordert und för- Handlung oder Beschäftigung, die in- deutscher Dichter und Dramatiker dert. Spielen auch als vergleichender nerhalb gewisser festgesetzter Gren- Wettkampf setzt Energie und Kraft zen von Zeit und Raum nach freiwillig frei und macht so das Spiel zu einer macht. So wurden aus der Jungstein- angenommenen, aber unbedingt bin- der wichtigsten Ursachen zur Entste- zeit stammende Brettspiele aus dem denden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel hung der Kulturen. DK fünften Jahrtausend vor Christus ge- in sich selber hat und begleitet wird funden. Auf Zypern und Kreta waren von einem Gefühl der Spannung und Brettspiele wie unser heutiges Müh- Freude und einem Bewusstsein des lespiel im zweiten Jahrtausend vor ‚Andersseins‘ als das gewöhnliche Le- Christus bekannt. ben“ (Johan Huizinga: Homo Ludens, 1938). Der „Homo ludens“, den Hui- Sportspiele gibt es spätestens seit der zinga beschrieb, ist ein spielender und griechischen Kultur in Form der Olym- dadurch schöpferischer Mensch. pischen Spiele. So ist die Spielfreude unserer Vorfahren bis heute durch In jedem Alter, zu allen Zeiten viele Funde und Schriften bestens do- Man kann vermuten, dass der Mensch kumentiert. Spiele begleiten Sagen schon vor dem Entwickeln der Spra- und Märchen, viele Grabbeigaben che gespielt hat. Hund und Katze zeugen von ihrer Bedeutung. Spiel- spielen und haben keine Sprache in figuren und Würfel wurden aus Holz unserem Sinne entwickelt. Der Säug- geschnitzt, aus Lehm geformt, in Tier- ling spielt in den ersten Wochen sei- häute eingeritzt, aber auch aus Gold nes Lebens zweckfrei, zum Vergnü- und Silber gefertigt und zeugten so gen, freiwillig und zur Entspannung. vom Reichtum und der Macht ihrer Das hat schon der frühe Mensch ge- Benutzer. spätlese 1 / 2019 3
Spiel und Spaß Von Karten und Kegeln Neben unseren alltäglichen Ver- pflichtungen brauchen wir auch Orte für gesellige Stunden. Für die Generation meines Vaters und Großvaters war das auch der Stammtisch in der Dorf- und Eck- kneipe. Hier traf man sich nach Fei- erabend auf ein Glas Bier oder einen Schoppen Wein, manchmal auch ei- nige mehr. Hier wurde geraucht, was das Zeug hielt, vornehmlich Zigarren. Den meist Älteren ging es weniger um den Alko- hol- oder Tabakkonsum, sondern mehr um die zwischenmenschlichen Kon- takte. Der Stammtisch stand fürs Los- schen mit schwachen Nerven, sondern Da wurde dann zwei, drei Stunden lassen vom Alltag, Pflege von Bezie- ein Spiel für Abenteurer. Eine Würdi- lang gekegelt. Danach saß man noch hungen, Austausch von Klatsch und gung der ganz besonderen Art erfuhr weiter zusammen, um das Spiel mit Tratsch und natürlich: das Politisieren. das Skatspiel im Dezember 2016: Es Lob und Tadel zu „analysieren“. Es Die Kneipe war das heutige Facebook. wurde als immaterielles Kulturerbe in wurde gelacht, getrunken, gegessen. Deutschland anerkannt. Wenn man dann auseinanderging, Ein Kreuz hat jeder freute man sich schon auf das nächste Gut Holz! An mindestens einem Tisch wurde Treffen. Highlights waren immer die „Skat gekloppt“, wie es hier bei uns an Den meisten Kneipen waren auch Ke- jährlichen Kegelausflüge – obligato- der mittleren Sieg hieß. Und das ge- gelbahnen angegliedert, im Keller ge- risch und überdies feuchtfröhlich und schah mitunter recht hitzig. Das Skat- legen oder in einem Anbau. Ab den ausgelassen. spiel, 1813 in der thüringischen Stadt 1960er-/1970er-Jahren gehörten Nach- Die Zugehörigkeit zu einem Kegelklub Altenburg erfunden, ist das populärste mittage oder Abende auf der Kegel- stand für etwas ganz Besonderes. deutsche Kartenspiel. Es besteht aus bahn zum angesagten Freizeitpro- Nicht die sportliche Aktivität, sondern 32 Karten und hat immer drei aktive gramm. Sie waren Sinnbild für Gesel- das regelmäßige Zusammenkommen, Spieler. Ein gut durchdachtes Regel- ligkeit. Die Kegelbrüder und Kegel- das Spaßhaben in der Gemeinschaft werk ermöglicht eine unglaublich gro- schwestern trafen sich wöchentlich und in gewisser Weise auch das Fürei- ße und jegliche Vorstellung sprengen- oder monatlich, typisch deutsch ver- nander-Eintreten waren wichtig. Wer de Anzahl von Spielvarianten, nämlich einsmäßig organisiert, also ausgestat- sich als Neuling für eine Mitglied- über 2,7 Billiarden. Skat ist ein Aben- tet mit Statuten, Präsides, Schriftfüh- schaft interessierte, brauchte einen teuer und Wettkampf pur. Es ist des- rer, Kassenwart, Kegelordnung mit langen Atem und „eine Empfehlung“ halb auch kein Zeitvertreib für Men- Strafliste, Kegelbuch … eines anderen Kegelbruders oder einer anderen Kegelschwester. Und heute? Beide Geselligkeitsarten sind ein wenig aus der Mode gekommen. Immer mehr Dorfkneipen und damit auch Stamm- tische und Kegelbahnen verschwinden. Die Freizeitgewohnheiten haben sich insbesondere durch die digitale Welt und die Flexibilisierung des Arbeitsle- bens radikal verändert. Beiden Spielen fehlt der Nachwuchs. Skat kann man allerdings inzwischen ganz bequem und sehr komfortabel auch am PC spielen. Alles hat also seine Zeit! AH 4 spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß Familienspiele: wie wir lernen zu verlieren – und gewinnen ich aber aus den wenigen Malen des Mitspielens in der „großen Runde“ ler- nen konnte: Ich durfte Gefühle zeigen, wie etwa Stolz, Enttäuschung, Freude und Wut. Es hat mir gezeigt, dass man für sein Handeln, wie das Schummeln, auch einstehen und Einsicht zeigen muss. Das habe ich dann auch getan und aufs Mitspielen verzichtet. Ohnehin wurde das gemeinsame Spielen bald beendet. Die älteste Schwester stand vor der Hochzeit, der älteste Bruder ging zum Studium. Ich selbst habe mich dann für den Kla- vierunterricht entschieden und war völlig ausgelastet. Und den Märklin- Baukasten hatte ich ja immer noch. Sich den Spieltrieb erhalten Im Laufe der Zeit ergab es sich, dass Geburtsjahrgang 1940, bin ich mit „Das Spielzeug an sich meine Mutter wieder Interesse am vier älteren Geschwistern aufge- ist Nebensache, Spielen fand. Sie liebte die klassischen wachsen. Und das – auch während die fantasievolle Beschäftigung Spiele Halma, Mensch ärgere dich der Kriegsjahre – wohlbehütet. Für nicht und vor allem Rommé. Wir bei- mein leibliches Wohl war die älteste damit ist alles.“ de, manchmal kam auch noch eine Schwester zuständig. Einer der älte- Peter Rosegger (1843 –1918), gute Bekannte von ihr hinzu, haben ren Brüder war sozusagen der „Ani- österreichischer Schriftsteller dann jeden Sonntag Rommé gespielt. mateur“ für mich. Er konnte mich Es war Ehrensache für mich, nicht zu mit seinen selbst erfundenen Mär- schummeln. So ging es dann einige chen bei Laune halten und mir jegli- weitert. Das kam mir auch sehr entge- Jahre, bis ich zur Bundeswehr musste. che Angst nehmen. gen, weil ich am liebsten allein spielte. In unserer Familie wurde weder Skat Mit Zunahme der Bombenangriffe Gefühle zeigen gespielt noch gekegelt. Deshalb war Ende 1943 wurden die Tagesabläufe ich auch an diesen beiden Spielarten Irgendwann hatte ich begriffen, dass „strukturiert“ durch häufigere Aufent- nie interessiert. Hingegen habe ich eine meiner Schwestern eine Meiste- halte im Luftschutzkeller und Luft- das Klavierspiel bis heute beibehalten. rin im Schummeln war. Was sie aber schutzbunker. Da ging es ums blanke Wenn ich Zeit und Lust habe, spiele immer abstritt. Das wollte ich selbst- Überleben. Für gemeinsame Spiele in ich gelegentlich am PC auch schon verständlich nachmachen – und fiel der Familie hatte da niemand Zeit mal zwei bis drei Partien Schach. Mein prompt auf. Da gab es dann großen oder Interesse. Ich konnte mich mit Bedarf am Spielen ist damit ausrei- Aufstand und zwei, drei Kopfnüsse – Teddybär und Kasperlefigur bestens chend gedeckt. und ich wurde ausgeschlossen. Was beschäftigen. Der amerikanische Mediziner und Nach dem Krieg haben wir sonntags Schriftsteller Oliver Wendell Holmes zusammen gespielt. Dank der Voraus- sen. (1809 –1894) sagte: „Menschen sicht meiner Mutter hatte eine stabile hören nicht auf zu spielen, weil sie alt Holzkiste mit einer Unmenge von werden, sondern sie werden alt, weil Brett- und Kartenspielen den Krieg sie aufhören zu spielen.“ Da kann ich überstanden. Mein Vater spielte mit in gewisser Weise wohl zuversicht- einem der Brüder Schach. Mein Spiel- lich sein: Denn den Spieltrieb habe ich zeugbestand wurde um eine Eisen- mir erhalten und pflege ihn auch sorg- bahn und einen Märklin-Baukasten er- fältig. AH spätlese 1 / 2019 5
Spiel und Spaß Spiel und Spaß an der frischen Luft Motto „Bewegen und Spielen macht Spaß“ spendete die Stiftung 19 genera- tionsübergreifende Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsanlagen in der Metro- polregion Rhein-Neckar. Sechs Anla- gen befinden sich in Rheinland-Pfalz – Deidesheim, Edenkoben, Grünstadt, Ilbesheim, Rülzheim und Speyer. Sie können sich in den frei zugänglichen Anlagen kostenlos nach Lust und Lau- ne fit halten, spielen und erholen. Sich spielerisch sportlich zu betätigen, ist eine unbedingte Notwendigkeit im Alter. Dadurch bleiben Sie körperlich fit und geistig aktiv. Durch regelmäßi- ges Bewegungsspiel trainieren Sie das Herz-Kreislauf-System und gleichzei- tig beide Gehirnhälften. So verbessert sich nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Denkvermögen. EL Können Sie sich ein Dasein ohne das Nachrichtensendungen wurde er beim Spielen vorstellen? Über alle Alters- Boccia-Spielen im Urlaub in Italien ge- stufen hinweg begleitet uns das zeigt. Boccia ist die italienische Vari- Spielen in den unterschiedlichsten ante des Boule-Spiels. Die Spielregeln Varianten. Am gesündesten sind sind einfach: Sie müssen möglichst vie- Bewegungs- und Geschicklichkeits- le eigene Kugeln näher an die platzierte spiele in der freien Natur, wie zum Zielkugel bringen, als der Gegner. Beispiel Boule, Boccia oder Minigolf. Minigolf-Spielen macht besonders bei Ursel Burckhardt aus Speyer ist lei- schönem Wetter viel Freude. Sie kön- denschaftliche Boule-Spielerin. Die nen alleine spielen oder in einer Gruppe. über 70-Jährige hat vor 30 Jahren Auf 18 Bahnen mit unterschiedlichen während eines Urlaubs im Schwarz- Schwierigkeitsgraden wird versucht, wald dieses Kugelspiel aus Frankreich einen Ball mit Hilfe eines Schlägers in für sich entdeckt. „Ich bewege mich das Loch am Ende der Bahn zu bewe- an der frischen Luft und trainiere mei- gen. Sieger ist, wer die wenigsten Ver- ne Geschicklichkeit, Reaktionsfähig- suche zählt. keit und Konzentration. Ich komme „Alla hopp!“ heißt eine Förderaktion mit vielen Leuten ins Gespräch, und der Dietmar-Hopp-Stiftung. Unter dem viel Spaß macht das Spielen noch dazu“, schwärmt die Rentnerin. Ein- mal in der Woche trifft sie sich mit INFO Freunden im schattigen Domgarten Der Pétanque-Verband Rheinland-Pfalz e.V. führt unter www.pvrlp.com ein zum gemeinsamen Spiel mit den Vereinsregister mit Kontaktdaten zu den Boule-Vereinen in Rheinland-Pfalz. Boule-Kugeln. Geschäftsstelle: Jonas Hilzendegen, Haardtstraße 7, 76863 Herxheim, Telefon 01 51/55 34 01 85. Der Rheinhessische Turnerbund (RhTB), der Turnverband Mittelrhein (TVM) und der Pfälzer Turnerbund (PTB) schulen ehrenamtliche Bewegungsbe- Boccia wurde in Deutschland beson- gleiterinnen und -begleiter. Kommende Termine sind: 6./7. Mai 2019 in ders durch den ehemaligen Bundes- Koblenz, 15./16. Juni 2019 in Annweiler, 11./12. Juli 2019 in Mainz. kanzler Konrad Adenauer populär. In 6 spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß „Die Quelle alles Guten liegt im Spiel“ Alle Jahre wieder Um die Weihnachtszeit begann das Spielen im Haus, allerdings nicht im Kinderzimmer, das es damals noch selten gab, sondern in der Küche. Die Mädchen spielten eher mit ihren Pup- pen, während die Buben am Küchen- tisch bastelten oder mit wenigen Bau- klötzen experimentierten. In der guten Stube wurde das Weihnachtsfest ge- feiert, zu dem jedes Jahr Schätze vom Dachboden geholt wurden. So der Kaufladen, der mit neuen Waren auf- gefüllt war, oder die Puppenstube, die mit neuem Anstrich und oft auch neuen Möbeln große Freude bereitete. Das meinte der Pädagoge Friedrich Freude für Jung und Alt bereitete die Wilhelm Fröbel (1782–1852). Spiel- Eisenbahn, die jedes Jahr an Weih- psychologen gehen davon aus, dass nachten erweitert wurde. Nicht-Spielen im Kindesalter den Vieles hat sich bis heute im Spielzeug- Menschen zu einem sozialen Au- land geändert und eine neue Epoche ßenseiter machen kann. hat Einzug gehalten. Gespielt wird heu- Kinder lernen durch das Spiel die Welt te mit anderen Spielsachen, die aber kennen. Sie entwickeln durch das Spie- nach wie vor die Kinder zum Spielen len die Regeln des Zusammenlebens im einem biegsamen Weidenzweig, der anregen. Auch ältere Menschen soll- Erwachsenenalter, sie erfahren Strate- mit einer Schnur gespannt wurde. Der ten das Spielen wieder entdecken. gien der Lezbensbewältigung und ent- alte Regenschirm wurde zum Zirkus- Denn Spielen im Alter ist nicht kin- wickeln dabei Gehirn und Körper, so der zelt und in der Zirkusmanege befanden disch. Es fördert die geistige Beweg- Entwicklungspsychologe Rolf Oerter. sich Tiere aus aller Welt, die aus den lichkeit, ist ein Ausgleich zum Alltag Doch wie so vieles lässt sich auch das beliebten Wundertüten stammten. und führt zu Entspannung. SO Spielen in Epochen einteilen. Manfred An die frische Luft! Mühlbeyer, ein Kind der Wirtschafts- wunderzeit, beschreibt in seinem Buch Zu jeder Jahreszeit wurde draußen ge- Buchtipp „Einfach spielen“ eine glückliche und spielt, denn es gab wenig oder keinen zufriedene Kindheit, ohne stundenlan- Verkehr. Spielen mit Murmeln oder Manfred Mühlbeyer beschreibt ges Fernsehen, Kisten überfüllt mit dem Peitschenkreisel, der Gummit- in „Einfach spielen“ die Kindheit Spielsachen oder Computerspiele. wist, der sich vom „Wirtschaftswun- der Wirtschaftswunderzeit und dertwist“ der 60er-Jahre ableitete, das erinnert an die Spiele der Kinder Nussschalen und Weidenzweige Laufen auf Stelzen und die vielen Ab- der 1950er- und 1960er-Jahre. Mühlbeyer bezeichnet die Kinder der zählreime, die Versteckspiele und an- ISBN 978-3-95894-061-1, Wirtschaftswundergeneration als die dere Spiele einleiteten, waren einfa- Omnino Verlag, 22,99 Euro. „Improvisationsgeneration“, denn Kre- che, aber glückliche und unbeschwerte ativität und Improvisation standen im Spiele. Wenn der Herbstwind über die Vordergrund. Aus geteilten, bunt be- Felder blies, ließ man nach der Schule malten Nussschalen wurden Nussscha- Drachen steigen. Gebaut aus Holzleis- len-Schiffchen. Sieger war der, dessen ten mit buntem Drachenpapier und mit Schiffchen auf dem Bach als erstes die einer langen Schnur versehen, konnte nächste Bachbrücke erreichte. Der da- er hoch in den Himmel steigen. Der malige Indianer bastelte seinen Kopf- Winter brachte oft viel Schnee, und schmuck aus den Federn, die er im warm eingepackt wurden Schneemän- Hühnerstall fand, seine Pfeile machte ner gebaut und (oft halsbrecherisch) er aus Schilfrohr und den Bogen aus mit dem Schlitten gerodelt. spätlese 1 / 2019 7
Spiel und Spaß Architekten im Kinderzimmer Bauen mit Lego- und Anker-Bausteinen mit anderen Systembauspielen ver- bracht: In den 1960er- und 1970er- Jahren begann der Siegeszug der däni- schen Lego-Bausteine, später erober- ten die Playmobil-Figuren die Kinder- zimmer. Der Chefentwickler aus dem Hause Brandtstätter in Zirndorf, Hans Beck, erfand die Playmobil-Figur. Rit- ter, Indianer und Bauarbeiter sind ei- gentlich altbekannte Spielfiguren. Sie wurden nun allerdings nicht mehr aus Zinn, Blech, Holz oder Porzellan herge- stellt, sondern aus Kunststoff. Um die Figuren herum werden Themenwelten angeboten, die Lebenswelten darstel- len. Die reichen vom Krankenhaus über die Wildtierstation bis zum Zirkus. Die kleinen Spielfiguren haben auch erwachsene Fans. Sie treffen sich ganz zeitgemäß in Foren im Internet, tau- schen sich aus, zum Beispiel über Kaum zu glauben: Das erste syste- Moderne Spielwelten selbst gestaltete Bauten, Fahrzeuge matische Bauspiel stammt aus dem Während die jetzigen Seniorengene- oder Landschaften. Bei Ausstellungen, Jahr 1838. Es war aus Holz gefer- rationen dieses Spielmittel kennen, Börsen oder regionalen Stammtischen tigt und sollte Fantasie, Kreativität haben die zukünftigen ihre Kindheit treffen sie sich auch persönlich. PVG und Motorik fördern. Die Brüder Lilienthal entwickelten da- raus den ersten Steinbaukasten und verkauften die Idee an den Unterneh- mer Friedrich Adolph Richter in Ru- dolstadt. Der ließ sie patentieren und produzierte sie ab 1882 als „Richters Anker-Steinbaukasten“ in seinem phar- mazeutischen Werk. Die Bauvorlagen wurden von Künstlern, Illustratoren Buchtipp und Architekten geschaffen. In dem Roman „Else oder Woher der Wind weht“ Geschätzt wurden weltweit bis 1963 erzählt Marliese Reitzel von der selbstbewussten Rhein- fünf Millionen Anker-Bausteine in 400 hessin Else. Das Buch beschreibt in heiter-leichter verschiedenen Baukästen verkauft. Die Weise ihre Talente, ihr nicht immer einfaches Leben in Anker-Bausteine haben zwei Welt- den 1960er- und 1970er-Jahren und ihr wahres Lebens- kriege überstanden, doch 1963 ver- glück. Es lässt schnell den Alltag vergessen und ist mit fügt die DDR-Führung die Einstellung viel Lebensweisheit gespickt. Am 12. November 2019 der Produktion. Treue Fans in Holland wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rheinhessen gründeten 1979 den Internationalen liest“ im Wilmshof in Selzen eine Lesung stattfinden. Club der Ankerfreunde, dem heute Im Altenzentrum in Oppenheim liest die Seniorenbetreuerin Ingrid Wagner Mitglieder in Europa, Chile und USA den Bewohnern regelmäßig Geschichten aus dem Buch vor – zum Vergnü- angehören. Seit 1995 gibt es die tradi- gen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Den Roman erhält man bei Hugendubel tionsreichen Baukästen wieder aus in Mainz am Brand, bei der Dombuchhandlung in Mainz oder bei PUBLICUM Rudolstadt, ausgezeichnet mit dem in 55278 Selzen, Telefon 0 67 37/76 03 26 und 0 67 37/76 03 46, E-Mail: Siegel „Spiel gut“. reitzel.gruppe@me.com. Der Preis beträgt 14,90 EUR. 8 spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß Musik als Spiel Hausmusik, gemeinsames Musizie- ren im Kreis von Familie oder Freun- den, ist heute leider eher die Aus- nahme. An ihre Stelle ist das Gesellschafts- spiel als beliebter Zeitvertreib getre- ten, und die jüngere Generation hat Videospiele für sich entdeckt. Viele Spiele begleiten uns ein Leben lang (z.B. Mühle oder Mensch ärgere dich nicht). Die Regeln sind uns vertraut. Man muss sich trauen Auch bei unbekannten Brettspielen ist die Hemmschwelle, es zu versuchen, sehr gering. Etwas anders sieht es bei Musik aus. Hier kommt schnell die meinschaftliche Miteinander. Es tut die Reaktionsgeschwindigkeit und be- Aussage: Aber ich bin doch unmusika- der Seele gut. Der Spruch „Wo gesun- nötigt kein Vorwissen. lisch. Oder: Ich kann das bestimmt gen wird, da lass dich nieder…“ zeigt Wer beim Brettspiel bleiben will, der nicht. Dabei ist spielerische Musik viel dies auch. Klassikfreunde haben die kann mit „Concerto“ ein Spiel für Mu- regelfreier als zum Beispiel Mühle. Es Möglichkeit, mit Orffschen Instru- sikbegeisterte ausprobieren. Bei „Con- gibt kein Falsch. Vom gemeinsamen menten zum Beispiel einen Walzer zu certo“ schlüpf man in die Rolle eines Singen beliebter Volksliedern oder be- begleiten. Wer etwas Neues auspro- Stardirigenten, engagiert ein Orches- kannter Schlager aus der Jugend bis bieren möchte, kann zu Trommeln ter und führt die größten Klassiker der zum Tanz ist alles möglich. Gemeinsa- greifen. Spielerisches oder rhythmi- Musikgeschichte auf. Concerto, Uwe mes Singen fördert nicht nur das ge- sches Trommeln in der Gruppe fördert Bursig, Skellig Games Verlag. TEB Ein Leben fürs Theater Fernab der großen Mönchengladbach geboren, lag das Theaterspielen wohl Bühnenbetriebe und in seinen Genen. Obwohl er nie eine Schauspielaus- Kunstdiskurse bedient bildung genossen hatte und er auch seine Schulbil- der 87-jährige Inten- dung kriegsbedingt als recht lückenhaft bezeichnet, dant und Schauspie- wurde Ullrich mit 28 Jahren jüngster Intendant Deutsch- ler Walter Ullrich ver- lands. lässlich ein boden- Heute ist er 87 Jahre alt und bisher der dienstälteste ständiges Kulturbe- Intendant der Republik. Sein aktuelles Erfolgsstück „Die dürfnis seiner großen Brücke“, das in den vergangenen fünf Jahren 75-mal im Fangemeinde. Tunnel am Brückenkopf in Erpel aufgeführt wurde, war Seit 1958 führte er das auch im Sommer 2018 wieder an seinem Original- „Kleine Theater“ in Bad schauplatz zu sehen. Es erzählt vom Kampf um die Godesberg und leitete Rheinbrücke zwischen Erpel und Remagen im Zweiten zudem seit 1979 das Neuwieder Schlosstheater. Seit Weltkrieg. Es basiert auf dem dokumentarischen Ro- 2017 zieht er sich nach und nach in den Ruhestand zu- man „Die Brücke von Remagen“ von Rolf Palm. rück. Als Schauspieler ist er jedoch noch aktiv. Hat Walter Ullrich auch den Staffelstab als Intendant Das Theaterspiel hat ihn sein ganzes langes Leben be- im Neuwieder Schlosstheater an einen Nachfolger gleitet. Schon mit vier Jahren stand er auf der Bühne. Als übergeben, fesseln ihn das Theaterspielen und die Über- Sohn eines Schauspielers und einer Sängerin 1931 in nahme verschiedener Rollen heute immer noch. MB spätlese 1 / 2019 9
Spiel und Spaß Mit Hex’ und Henker auf den Mittelaltermarkt Gespräche mit Händlern während ei- nes Mittelaltermarktrundgangs vor Jahren weckten Sabrina Burghards In- teresse, als Darsteller mitzuwirken. Die Figur der Hex’ entwickelte sich langsam, Ritter und Edelfräulein gab es bereits zahlreich. „Es ist nicht machbar, eine Lebenssituation von Hex’ und Henker realistisch darzustel- len. Wir, die Unehrbaren, hätten weit außerhalb des Lagers leben müssen“, meinen Hex’ und Henker. Der Berufs- stand des Henkers galt in den meisten Städten als unehrenhaft. Unehrbare, wie auch Aussätzige und Huren, musste für jeden schon von Weitem Eintauchen in eine andere Zeitepo- Am Wochenende auf Zeitreise erkennbar sein, z. B. durch ein Schel- che, sich kleiden und leben wie lenband oder ein gelbes Tuch. Foltern, Als Hex’ und Henker verbringen Sabri- anno dazumal – wer hat nicht mit Hinrichten, Durchführen von Körper- na Burghard und Marc Braun viele diesem Gedanken gespielt? und Ehrenstrafen, Kloakenreinigung, Wochenend- und Urlaubstage auf die Aufsicht über Hübschlerinnen (Hu- Mittelaltermärkte bieten eine gute Mittelaltertreffen. „Wir reisen don- ren) und über wilde Hunde in der Gelegenheit dazu. Wobei die Bezeich- nerstags an und montags wieder zu- Stadt sowie die Tierkörperverwertung nung „Mittelalter“ irreführend ist. rück. Wobei wir nur in den Sommer- gehörten zu seinen Aufgaben. „Mittelaltermärkte decken die Zeit von monaten unterwegs sind, da wir keine Römerzeit bis Renaissance ab. Mithilfe adäquate Kleidung und Ausrüstung Der Sohn eines Henkers konnte nur des Zeitstrahls der Geschichte wollen für kalte Tage und Nächte besitzen“, den Beruf des Vaters erlernen, und der wir vor allem Kindern und Jugendli- erzählen sie. Ihr Stand ist mit Natur- Tochter eines Henkers blieb keine an- chen spielerisch historische Ereignisse materialien gestaltet, Holzbänke und dere Wahl, als den Sohn eines anderen und Epochen näherbringen“, erläutert Kisten sind selbst gefertigt, ebenso die Henkers zu ehelichen. So bildeten sich Mittelalter-Fan Sabrina Burghard. Kleidung. Der Hausrat wurde bei an- regelrecht Scharfrichterdynastien. Ein deren Markthändlern erstanden. Scharfrichter konnte eine zum Tode Sie erklärt: „Im Mittelalter wurden Verurteilte ehelichen und so vor der keine Hexen verbrannt. Deren Verfol- Hinrichtung bewahren. Die realistische gung begann einige hundert Jahre Vorlage für Hex’ und Henker als Paar. später und dauert in einigen Weltge- genden noch an.“ Tatsächlich sagen Folterwerkzeuge, Hinrichtungsmetho- Historiker, dass die Hexenverfolgung den und Kultglauben an Hexen, da- erst in der frühen Neuzeit ihren Höhe- mals wie heute, wird in der begleiten- punkt erreichte. den Ausstellung vor Augen geführt. Ein Spendenkorb steht bereit. Die Ein- Im karolingischen Frühmittelalter gab nahmen werden an Amnesty Interna- es keine Hexenverfolgung, jedoch ver- tional weitergegeben, die Projekte ge- brannten die vorchristlichen Germa- gen Folter und Verfolgung unter- nen bereits Schadenzauberer. stützen. EPM Das Hexenbild des späten Mittelalters sowie das der frühen Neuzeit verband volkstümliche Zaubereitraditionen mit INFO der Idee vom Teufelspakt. Daraus wur- Lagertermine 2019: Speyer 26.– 28. April Speyrer Geschich- de ein Verbrechen konstruiert. Mit der ten, Germersheim 14. –16. Juni Festungsfest mit Gruselgang, Verbrennung der angeblichen Hexen weitere Märkte unter www.dieunehr-baren.de. Kontakt: Sab- ist viel Heil- und Gesundheitswissen, rina Burghard & Marc Braun, Mandelring 242, 67344 Neu- das immer nur mündlich überliefert stadt/Weinstraße., burghard.braun@web.de. wurde, verloren gegangen. 10 spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß Tragödien „spielen“ sich ab sich in Spielotheken, machen Compu- ter- und Gewinnspiele, besuchen Casi- nos und zocken oft verbotenerweise bei Online-Wetten. Phasen der Sucht und Hilfsangebote Laut dem Psychologen Werner Gross verläuft die Sucht idealtypisch in drei Phasen: Auf Gewinn- und Verlustpha- se folgt schließlich die Verzweiflung. Der Spielende zieht sich immer weiter zurück. Darauf angesprochen, reagiert er ausweichend bis hin zur Lüge. Be- troffene verbergen lange ihr Sucht. Ihren Angehörigen fällt es schwer, das eigentliche Problem zu erkennen. He- gen sie Verdacht, können sie versu- chen, mit viel Fingerspitzengefühl ver- trauensvoll auf eine Verhaltensände- rung einzuwirken. Es beginnt harmlos am Spielauto- tete Glückshormone beim Spielen und In schweren Fällen wird das nicht aus- maten. Spannung und Nervenkitzel Gewinnen treiben den Spielenden immer reichen. Selbsthilfegruppen und Bera- machen Spaß. Die ersten Gewinne wieder an. Der gesunde Menschenver- tungsstellen sind erste Anlaufpunkte. lassen nicht lange auf sich warten. stand ist ausgeschaltet. Der Spielende Sie beraten, ob eine Sucht vorliegt. „Ich möchte ja nur einen kleinen befindet sich in einer schweren Sucht, Oftmals ist eine stationäre Behand- Betrag investieren.“ die behandelt werden muss. lung in einer Suchtklinik die letzte Ret- tung. Dort müssen der Umgang mit Schnell werden die Einsätze höher. Ein seltenes Phänomen? Geld neu erlernt und die Hintergründe Aufhören ist keine Option, auch – Weit gefehlt! Die Bundeszentrale für der Sucht aufgearbeitet werden. Rück- oder gerade – nicht bei hohen Gewin- gesundheitliche Aufklärung weist für schläge kommen nach der Therapie nen. Die Gewinne werden vollends 2017 aus: „Nach den Ergebnissen der leider vor. Auch darauf werden die Be- verspielt. Und jetzt setzt die Abwärts- Befragung gelten aktuell in Deutsch- troffenen vorbereitet. Es schaffen nicht spirale ein. Der Spielende will die ho- land, hochgerechnet auf die 16- bis 70- alle, die Sucht komplett zu besiegen. hen Verluste wieder zurückgewinnen jährige Bevölkerung, 326.000 Men- Der Facharzt für Psychiatrie und Psy- und riskiert dafür immer höhere Sum- schen als problematisch und 180.000 chotherapie Reto Cina spricht von men. So oder ähnlich verläuft die als pathologisch Spielende.“Sie finden „etwa 40 Prozent Erfolgsrate.“ NM „Spielerkarriere“ von überwiegend Män- nern, darunter auch Senioren. Das ge- samte Monatseinkommen wird einge- INFO setzt, Erspartes aufgebraucht. Dann wird bei Verwandten und Freunden Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Geld geliehen, Kredite kommen hinzu. Infomaterial, Präventionsmaßnahmen und Be- Am Ende stiehlt der Spielende Geld; ratungstelefon zur Glücksspielsucht: Telefon Betrug und Unterschlagung sind keine 08 00/1 37 27 00. Kostenlose und anonyme Erstberatung und Vermittlung Seltenheit. an Beratungsstellen vor Ort. Internet: www.bzga.de/infomaterialien/, Stich- worte Suchtvorbeugung, Glücksspielsucht. Wie konnte es dazu kommen? Kostenlose Sucht-Infoline der LZG unter Telefon 08 00/5 51 16 00 (Band- Spielsucht ist eine anerkannte Krank- ansage) zu Abhängigkeitserkrankungen, Ausgabe von Adressen von Bera- heit. Aus dem Spiel als Zeitvertreib tungs- und Selbsthilfekontaktstellen in Rheinland-Pfalz. Landeszentrale für entwickelt sich das übersteigerte Be- Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V., Internet: www.lzg-rlp.de/de/ dürfnis, es wieder zu tun, ohne Kont- praevention-der-gluecksspielsucht.html. rolle, ohne Maß und Ziel. Ausgeschüt- spätlese 1 / 2019 11
Europa Das Seniorentheater boomt – europaweit Die Europawoche 2019 findet vom 4. bis 12. Mai statt Die Themen der Europawoche für das Jahr 2019 sind: die Wahl zum Europäischen Parlament 2019, Rheinland-Pfalz in einem vereinten Europa, die Zukunft Europas, mehr Europa durch Mo- bilität? sowie weitere, frei ge- wählte Themen. Bewerben konnten sich Schulen, Klassen, Bürgerinitiativen, Vereine, etc., die in dieser Woche oder in ihrer zeitlichen Nähe Europa in all seinen Facetten im Rahmen von Projekten zu den oben genann- ten Themengebieten in Rhein- land-Pfalz lebendig werden lassen. Alle Informationen findet man auf europa.rlp.de. Die Europawoche ist eine Ge- meinschaftsaktion der deutschen Länder mit dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und der Bundesre- Vom 16. bis 19. Mai 2019 veran- Jedes Jahr richtet der BDAT in Zusam- gierung. CS staltet der Bund Deutscher menarbeit mit dem Bundesarbeits- Amateurtheater e.V. (BDAT) in kreis Seniorentheater zudem ein Euro- Zusammenarbeit mit dem Bun- päisches Theaterforum aus. INFO desarbeitskreis Seniorentheater 2019 findet es vom 13. bis 17. Okto- das Gesamteuropäische Senio- ber in Vierzehnheiligen in Bayern statt. rentheater-Festival stAGE! in 2018 kamen zu diesem Forum über 60 Esslingen. Vertreterinnen und Vertreter der bun- Ziel ist es, die künstlerische und the- desweiten Seniorentheaterszene so- matische Breite von Seniorentheatern wie Teilnehmende aus Österreich, Dä- in Europa zu zeigen. Es gibt Raum, de- nemark und der Schweiz. Das Forum ren gesellschaftliche Bedeutung zu qualifiziert Fachkräfte aus Spielleitung Die Broschüre „Ältere Menschen in diskutieren und sich europaweit zu und Theaterpädagogik sowie Aktive in Deutschland und der EU“ gibt einen vernetzen. Die Eröffnung findet am Seniorentheatern. Vor dem Senioren- Einblick in die Lebenswelten von Se- 16. Mai statt. Es gibt sieben Auffüh- theater-Forum traf sich eine europäisch niorinnen und Senioren in Deutsch- rungen aus Dänemark, Deutschland, besetzte Jury zur Auswahl der sieben land. Erwerbsbeteiligung, finanzielle Estland, Georgien, Griechenland und europäischen Seniorentheatergruppen, Situation, Gesundheit sowie Wohnen, der Schweiz. Das Rahmenprogramm die zum Gesamteuropäischen Senio- Bildungsstand oder Freizeitaktivitäten besteht unter anderem aus Work- rentheater-Festival eingeladen sind. 38 werden anschaulich dargestellt und shops, Aufführungsgesprächen und Theatergruppen hatten sich um die durch zahlreiche EU-Vergleiche er- einem europäischen Speed-Dating. Teilnahme beworben. Kontakt: Bund gänzt. Die Broschüre kann man herun- Das Festival findet in Kooperation mit Deutscher Amateurtheater e.V., Ulrike terladen unter www.bmfsfj.de unter der Württembergischen Landesbühne Straube, Lützowplatz 9, 10785 Berlin, den Stichworten „Service“, „Publika- Esslingen statt. Telefon: 0 30/2 63 98 59 17. CS tionen“ und „ältere Menschen“. CS 12 spätlese 1 / 2019
AUS DER ARBEIT DER LANDESSENIORENVERTRETUNG Seniorenforum beschließt Leitlinien rung befürwortet werden. Die Leit- linien werden in einem Handbuch zu- sammengefasst, außerdem auf der Homepage der LSV, www.landesseni- orenvertretung-rlp.de, veröffentlicht. Die Leitlinien wurden mit drei Enthal- tungen einstimmig verabschiedet. Projektleiterin und Diplom-Pädagogin Elisabeth Portz-Schmitt verdeutlichte anhand einer Power-Point-Präsentati- on die aktuellen Ergebnisse des Pro- jekts „Seniorenbeiräte stärken“. Für Herman-Hartmut Weyel Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm Beim 19. Seniorenforum im No- menden Jahren umgesetzt werden. Es vember 2018 im Mainzer Ratssaal sei wichtig, sich mit anderen Akteuren konnte der Vorsitzende Herman- vor Ort zu vernetzten, neue Engagier- Hartmut Weyel 117 Teilnehmende te zu gewinnen und offen für neue Ar- aus 39 Seniorenbeiräten begrüßen. beitsweisen zu sein. Die Vielfalt der Ein wichtiger Punkt auf der Tages- digitalen Möglichkeiten soll genutzt ordnung war das Projekt „Senio- werden. renbeiräte stärken“. Der zweite Teil des Seniorenforums be- Ein Grußwort sprach Staatssekretär gann mit dem Vortrag „Neue Wohn- Randolf Stich aus dem Innenministeri- formen – am liebsten zu Hause“. Refe- um. Er betonte, dass die von der Lan- rent Alfred Böhmer aus Neustadt an desseniorenvertretung Rheinland-Pfalz Elisabeth Portz-Schmitt der Weinstraße war vor seinem Ruhe- (LSV) ausgearbeiteten Leitlinien und stand Geschäftsführer der GEWO in Empfehlungen aus dem Projekt „Senio- Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm Speyer. Diese Power-Point-Präsenta- renbeiräte stärken“ eine gute Grund- aus dem Sozialministerium ist es von tion sowie die von Elisabeth Portz- lage für die Arbeiten der Seniorenbei- großer Bedeutung, dass die Vorsätze Schmitt sind auf der genannten räte seien und von der Landesregie- und Ideen der Leitlinien in den kom- Homepage veröffentlicht. EL Seniorenbeiräte stärken Seniorenbeiräte beraten und informieren in Sprech- beitsformen aufzeigen, zu erar- stunden und bei Seniorentagen. Sie initiieren Aktio- beiten und zu veröffentlichen. nen oder Projekte, um die Situation älterer Men- In weiteren Schritten werden Bil- schen vor Ort zu verbessern. dungsangebote für Seniorenbei- Für diese Arbeiten braucht es Beteiligung in den ent- räte und engagierte Bürgerinnen sprechenden Fachgremien und Netzwerken sowie einen und Bürger konzipiert. Bereits regelmäßigen Informationsaustausch mit der Verwal- bestehende Empfehlungen der tung. Um diese Aufgaben zu strukturieren, wurde durch Landesseniorenvertretung Rhein- die Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz das Pro- land-Pfalz zur Arbeit der Senio- jekt „Seniorenbeiräte stärken“ entwickelt. Unterstützung renvertretungen auf Kreis-, Stadt-, Verbandsgemeinde- leistet das Projektbüro durch Elisabeth Portz-Schmitt, und Ortsebene werden überarbeitet und die Muster- Diplom-Pädagogin. Ziele des Projekts sind, Leitlinien zur satzung der aktuellen Gesetzgebung angepasst. Das eigenverantwortlichen Arbeit von Seniorenbeiräten und Projekt wird vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Ge- Handreichungen, welche moderne Beteiligungs-und Ar- sundheit und Demografie gefördert. EL spätlese 1 / 2019 13
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN Römerberg lud zur Messe für Ältere Dass man auch als Neuling eine „Uns ist es wichtig, dass die Seniorin- „Messe für alle, die auch im Alter nen und Senioren die Firmen ganz in mobil, aktiv und fit bleiben möch- der Nähe kennenlernen, denen sie ten“ auf die Beine stellen kann, vertrauen können“, so Elvira Theurer zeigte der Seniorenbeirat Römer- in der Eröffnungsrede. Die Aussteller berg. kamen aus Römerberg und der nähe- ren Umgebung und informierten die Vor gut einem Jahr gegründet, organi- Besucherinnen und Besucher über ein sierten der Vorsitzende Gerhard Me- breites Angebot: von Augenoptik bis dian und seine Stellvertreterin Elvira Treppenlifte, Hörakustik und Pflege- Theurer eine Seniorenmesse. „Vielleicht stützpunkte. möchten auch Sie so lange als mög- lich in Ihrem Zuhause bleiben. Wie Überaus froh, dass sich in Römerberg das möglich ist, möchten wir Ihnen nach langem Anlauf ein so rühriger anhand dieser Messe zeigen“, konnte Seniorenbeirat aufgestellt hat, zeigte man dem Flyer entnehmen, den die Elvira Theurer, Johannes Steiniger, sich Bürgermeister Manfred Scharfen- ehrenamtlichen Seniorenbeiratsmitglie- Manfred Scharfenberger, Ellen Löwer, berger aus der Verbandsgemeinde Rö- der im ganzen Ort verteilt hatten. Heidelore Deigentasch (von li) merberg-Dudenhofen. EL Ältere Menschen aktiv einbinden Seniorenbeirat Kirchberg macht’s vor Immer wieder lädt der Seniorenbei- in die sehr gut besuchte Stadthalle ge- rat Kirchberg zu Veranstaltungen. kommen, um gemeinsam bei Kaffee, Diese stoßen auch über die Gren- Kuchen und einem bunten Unterhal- zen der Verbandsgemeinde (VG) tungsprogramm vergnügliche Stun- hinaus auf Interesse. den zu verleben. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates Harald Kaspar be- Während einer Sitzung des Senioren- grüßte alle Seniorinnen und Senioren. beirates der VG Kirchberg/Hunsrück Die gute Resonanz zeige, welchen ho- wurde eine Videokonferenz mit dem hen Stellenwert der Seniorennachmit- Seniorenbeirat in Altenkirchen ge- tag bei den Senioren habe. 2019 wird schaltet. Dort war man sehr an der Auf YouTube kann man ein Video der Seniorennachmittag am 22. Sep- „iPad-Party“, einem Angebot der Kirch- der Videokonferenz sehen: tember stattfinden. berger, interessiert. Andrea Rohrbach, https://youtu.be/f8J7OYGu86Y. Leiterin des Seniorenbeirates Altenkir- Ein Fest für die Älteren chen, regte die Videokonferenz an. Da- bei tauschten sich die Teilnehmerinnen Jährlich richtet der Seniorenbeirat und Teilnehmer über Bild- und Tonver- auch einen großen Seniorennachmit- bindungen miteinander aus, auch wenn tag in der Stadthalle in Kirchberg aus. sie sich an völlig unterschiedlichen Viele Gäste aus allen Teilen der Ver- Orten befanden. bandsgemeinde Kirchberg waren 2018 Senioren auf Reisen mit der Caritas Bereits zum 17. Mal führte eine Die Reise ist ein Angebot des Caritas- le Voraussetzungen für einen erholsa- Gruppenreise Seniorinnen verbandes Koblenz in Kooperation mit men Aufenthalt. „Das Interesse ist un- und Senioren aus Koblenz und dem örtlichen Kurhaus. Eingebettet in gebrochen“, sagt Caritasmitarbeiterin Umgebung ins malerische Bad die reizvolle Natur am Rande der bay- Marina Jakobs. „Mittlerweile haben Bocklet. erischen Rhön, bot der Kurort optima- weiter auf Seite 15 14 spätlese 1/ 2019
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN wir viele Stammgäste, sodass sich auch schon feste Freundschaften ent- wickelt haben.“ An der letztjährigen Reise nahmen 27 Menschen im Alter von 71 bis 89 Jahren teil. Die Reiseleitung vor Ort übernahm die ehrenamtliche Caritas- mitarbeiterin Margret Günster. Neben der Besichtigung von Bad Kissingen und einem Halbtagsausflug nach Ful- da mit Dombesichtigung stand auch eine Schiffstour auf der Saale auf dem Ausflugsprogramm. Margret Günster resümierte: „Wir hatten sehr viel Spaß und genossen die Zeit in einer schö- nen Gemeinschaft.“ Dieser Meinung Gruppenfoto im Kurpark: Die Senioren genossen die Reise ins malerische Bad Bocklet. schlossen sich die Senioren gerne an, ob 71 oder 89 Jahre jung. Sie freuen sich jetzt schon auf ein Wiedersehen Caritasverband Koblenz, Seniorenreisen, Frau Marina Jakobs, INFO 2019 in Bad Bocklet. Telefon: 02 61/139 06-304, E-Mail: m.jakobs@caritas-koblenz.de Marco Wagner, Caritas Koblenz Kurz und knapp Der Antrag des Seniorenbeirates Koblenz, sich gegen star- Der Deutsche Evangelische Kirchen- re Altersgrenzen im Ehrenamt und für ein Altersdiskriminie- tag findet in diesem Jahr vom 19.–23. rungsverbot im Grundgesetz auszusprechen, wurde einstim- Juni in Dortmund statt. Er steht unter mig vom Stadtrat Koblenz angenommen. „Es ist doch völlig der Losung „Was für ein Vertrauen“ aus dem 2. Buch der sinnlos, dass jemand, der eben noch mit 69 Jahren ein Ehren- Könige, Kapitel 18, Vers 19. Die Organisatoren setzen damit amt übernehmen durfte, von seinem 70. Geburtstag an dafür bewusst ein Signal gegen das von ihnen wahrgenommene, als ungeeignet gelten soll“ – mit diesen Worten leitete der wachsende Misstrauen, beispielsweise gegenüber dem Staat Vorsitzende des Seniorenbeirates, Prof. Dr. Heinz-Günther oder Europa. „Gemeinsam müssen wir die Vertrauenskrise Borck, seine Erläuterungen zum Entschließungsantrag ein. überwinden. Wir wissen aber, dass Vertrauen nicht befohlen Nur persönliche Eignung, nicht kalendarisches Alter, solle für oder angeordnet werden kann. Nur wer bereit ist, anderen die Übernahme von Ehrenämtern maßgebend sein. CS zu vertrauen, kann auch Vertrauen bekommen. Die Losung ist also bestens geeignet, um darüber zu reden, in welcher Welt wir leben wollen und in welcher Welt nicht“, so die Der Caritasverband Westeifel e.V. Organisatoren auf der Seite www.kirchentag.de. CS gewann mit seinem Projekt „Caritas- haus der Begegnung in Irrel“ beim Brückenpreis 2018 in der Kategorie „Bürgerschaftliches En- Seit Sommer 2016 trifft sich jeden Montag Vormittag eine gagement von Jung und Alt“. Das „Caritashaus der Begeg- kleine Gruppe von sechs Tänzerinnen und Tänzern im Senio- nung“ wurde 1997 als Einrichtung der offenen Altenhilfe renzentrum in Katzenelnbogen zum Rollatortanz. Um allen konzipiert. Ziel ist, für Frauen und Männer ab 55 Jahren aus der Teilnehmenden gerecht werden zu können, hat sich der Initi- Verbandsgemeinde Irrel ein ergänzendes Angebot zu den schon ator, Dr. Adolf Föhren- bestehenden Strukturen zu schaffen. Mittlerweile ist das Haus bach, selbst Choreogra- Treffpunkt für alle Generationen der Verbandsgemeinde Süd- fien ausgedacht, die nie- eifel und darüber hinaus. Neben der Freizeitgestaltung für Jung manden überfordern Das und Alt wird dort Beratung, Hilfestellung und Vermittlung zu Angebot ist sehr beliebt. den Diensten des Caritasverbandes Westeifel e.V. und der Ko- Aufgrund der Räumlich- operationspartner angeboten. „Mit dem Brückenpreis möchte keiten ist die Teilnehmer- ich den Engagierten in Rheinland-Pfalz danken und ihre Arbeit zahl jedoch begrenzt. öffentlich würdigen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. CS A. Föhrenbacher spätlese 1 / 2019 15
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN Voneinander lernen „Voneinander lernen“, das Motto des Frauennotrufs seit 2001: „Frauensolidarität mit Ruanda – Weiter auf gemeinsamen Wegen“. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat auf ihrer Reise auch eine Partnerorganisation des Frau- ennotrufs Mainz besucht. In der Family Circle Love Lab Or- ganisation (FCLLO) berät und unterstützt die Leiterin Dati- ve Nakabonye 120 Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Auf dem kleinen Grundstück außerhalb von Huye erhalten die Frauen therapeutische Einzelbehandlung und schließen sich in Selbsthilfegruppen zusammen. Dative Nakabonye erklärt: „Im Mittelpunkt stehen bei uns die Frauen und dass sie lernen, sich wieder selbst zu lieben.“ Sowohl Yamara Wessling vom Frauennotruf als auch die Ministerpräsidentin betonten die Gemeinsamkeiten der Si- tuation von Frauen in Deutschland und Ruanda. „Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und für die Stärkung von Frauen können wir viel voneinander lernen,“ so Yamara Wessling. V.l.n.r: Vize-Bürgermeisterin des Huye Districts, Yamara Wessling Anette Diehl und Yamara Wessling (Frauennotruf Mainz), Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dative Nakanbonye (FCLLO), Finanzministerin Doris Ahnen INFO Eine Vertreterin des Frauennotrufs begleitete die Dele- Frauennotruf Mainz e.V., Kaiserstr. 59-61, 55116 Mainz; gation von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Herbst Telefon: 0 61 31/22 12 13; www.frauennotruf-mainz.de 2018 nach Ruanda. Das Motto der Delegationsreise: Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ unterstützt Heimkinder Die bundesweite Stiftung unter- ten über ihre Erlebnisse zu sprechen. Die Anlauf- und Beratungsstellen hel- stützt Menschen, die als Kinder „Aus den Erfahrungen mit dem Hilfe- fen auch bei der Antragstellung auf oder Jugendliche in stationären system für ehemalige Heimkinder Unterstützungsleistungen aus der Einrichtungen der Behindertenhilfe wissen wir, wie wichtig gerade dieses Stiftung. Betroffene, die sich an die oder in stationären psychiatrischen Gesprächsangebot für die betroffenen Stiftung wenden, erhalten in der Regel Einrichtungen Leid und Unrecht er- Menschen ist. Für nicht wenige ist es eine einmalige Pauschale in Höhe von litten haben. sogar das erste Mal, dass sie mit ihren 9.000 Euro. Opfer, die ohne Bezahlung Erlebnissen und Erfahrungen ernst ge- arbeiten mussten, erhalten zusätzlich Das betrifft die Jahre 1949 bis 1975 in nommen werden“, erklärte Sozialmi- bis zu 5.000 Euro für entgangene Ren- der Bundesrepublik Deutschland be- nisterin Sabine Bätzin-Lichtenthäler. tenansprüche. CS ziehungsweise 1949 bis 1990 in der Deutschen Demokratischen Republik. Bund, Länder und Kirchen haben die Stiftung 2017 eingerichtet und finan- INFO zieren sie gemeinsam. Sie soll bis 2021 Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Anlauf- und Beratungsstelle bestehen. Betroffene können sich bis „Stiftung Anerkennung und Hilfe“, Rheinallee 97–101, 55118 Mainz; Telefon Ende 2019 bei Anlaufstellen in den Län- 0 61 31/9 67-544; E-Mail: stiftungauh@lsjv.rlp.de. Bundesweites Infotelefon: dern anmelden. Hier haben Betroffe- 08 00/2 21-22 18; E-Mail-Adresse für Gehörlose: info.gehoerlos@bmas.bund.de; ne die Möglichkeit, in einer vertrau- Gebärdentelefon: gebaerdentelefon@sip.bmas.buergerservice-bund.de. ensvollen Atmosphäre mit Fachkräf- 16 spätlese 1 / 2019
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