Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...

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Senioren-Info Rheinland-Pfalz
26. Jahrgang • 1 | 2019

spätlese

Spiel und Spaß
Spiel als Wurzel von Kultur?       Gewinnen und verlieren
Spielen erfüllt viele Funktionen   Spielen im Wandel der Zeit
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Inhalt                                                                                                                           Das Spiel bleibt in jedem Alter ein
                                                                                                                                     wichtiger Teil des Lebens. Dass Spiel
    Impressum ................................................... 2                                                                  nicht „unnütz“ ist, sondern im Gegen-
    Grußwort der Ministerin ......................... 2                                                                              teil, eine wichtige Funktion hat, lesen
                                                                                                                                     Sie in diesem Heft. Mit Kreativität und
    Themenschwerpunkt:                                                                                                               Freude bleiben wir nicht nur selbst
    Spiel und Spaß                                                                                                                   länger aktiv und rege, sondern laden
    Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel? 3                                                                                          auch andere zu mehr Lebensfreude
    Von Karten und Kegeln ........................... 4                                                                              ein. Dabei ist Spielen auch ein wichti-
    Familienspiele ............................................. 5                                                                   ger Faktor, wenn es beispielsweise um
                                                                                                                                     Integration und Teilhabe geht. Viele
    Spiele an der frischen Luft ..................... 6
                                                                                                                                     Projekte und Initiativen in Rheinland-
    Spiele der Wirtschaftswunderzeit ....... 7                                                                                       Pfalz stehen dafür bereit.
    Systemspielzeug:
                                                                                                                                     Vielleicht regt Sie diese Ausgabe an: zu
    von Lego bis Playmobil ........................... 8                                                                             einem neuen Hobby, wie das Boule-
    Theater und Musik als Spiel .................. 9                                 Liebe Leserinnen und Leser,                     spielen, oder zu einem Spielenachmit-
    Auf dem Mittelaltermarkt .................... 10                                                                                 tag mit der Familie oder Freundinnen
                                                                                     endlich ist es Frühling, die Tage wer-
                                                                                                                                     und Freunden.
    Wenn Spielen zur Sucht wird .............. 11                                    den länger, und die ersten wärmenden
                                                                                     Sonnenstrahlen locken uns an die fri-           Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Le-
    Europa ......................................................... 12              sche Luft.                                      sen und eine schöne Zeit,
    Aus der Arbeit der                                                               Passend zu dieser Jahreszeit des Auf-
                                                                                                                                     Ihre
    Landesseniorenvertretung ................. 13                                    bruchs widmet sich die Spätlese dem
                                                                                     Thema „Spiel und Spaß“. Was häufig
    Aus Seniorenbeiräten                                                             nebensächlich erscheint, nimmt bei
    und Projekten .................................. 14 –16                          genauerer Betrachtung einen großen
    Seniorenbeirat Kirchberg:                                                        Teil unseres Lebens ein. Denn schon
    Ältere aktiv einbinden ............................ 15                           als Kind begreifen wir die Welt im              Sabine Bätzing-Lichtenthäler
                                                                                     Spiel, lernen, wie Regeln funktionieren,        Ministerin für Soziales, Arbeit,
    Senioren auf Reisen ................................ 15                                                                          Gesundheit und Demografie
                                                                                     wie man Strategien entwickelt und
    Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ ..... 16                                        versetzen uns in andere Rollen.                 des Landes Rheinland-Pfalz
    Berühmt und Bekannt ................... 17, 18
    Aktuelles ........................................... 19–21                    Impressum
    Seniorensicherheit wird                                                        Redaktion: Marlies Becker (MB), Tanja E. Birkenstock (TEB), Gabi Frank-Mantowski (GFM),
    ausgezeichnet ........................................... 19                   Petra v. Gersdorff (PVG), Rüdiger Heins (RH), Arnold Holstein (AH), Dieter Kürschner (DK),
                                                                                   Ellen Löwer (EL), Norbert Mentz (NM), Elke Plass-Mackensen (EPM), Claudia Sabic (CS, ver-
    Gedächtnistraining ............................... 21                          antwortlich), Solveigh Schneider (SO).
                                                                                   Herausgeber: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Referat Öffent-
    Liebenswertes                                                                  lichkeitsarbeit – Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, www.msagd.rlp.de.
    Rheinland-Pfalz .............................. 22–23                           Die Spätlese erscheint dreimal im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Nachdruck unter
    Ein Ausflug an die Nahe ....................... 22                             Quellenangabe erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die
    Mario Adorf ............................................... 23                 Meinung der Redaktion und der Herausgeberin wieder. Für unaufgefordert zugesandte
                                                                                   Beiträge und Fotos entsteht kein Anspruch auf Veröffentlichung.
    Wichtiges · Interessantes ·                                                    Redaktion Spätlese, Landesleitstelle „Gut leben im Alter” im MSAGD, Bauhofstraße 9,
    Nützliches · Verbraucher-Tipps                                                 55116 Mainz, Telefon: 0 61 31/16 53 27 und 16 53 34, E-Mail: spaetlese@msagd.rlp.de
    ......................................................................... 24
                                                                                   Gestaltung: Kreativwerkstatt | Kommunikationsdesign | 61137 Schöneck
                                                                                   Druck: DHVS/Druckhaus und Verlagsservice GmbH, 54294 Trier
    Rätselauflösung:                                                               Bildernachweis: Fotolia: Titelbild (Robert Kneschke), S. 3 (Lightfield Studios), S. 4 (Kzenon,
    Mein Leben ist wie ein Spiel im Frühling.                                      didesign), S. 5 (photophonie, blueringmedia), S. 6 (gani_dteurope), S. 8 (Polat Alp, Vadim),
    Ich will so leben, wie es mir gefällt: Ich                                     S. 9 (fotofrank), S. 11 (Tomasz Zajda), S. 20 (M.Dörr & M.Frommherz, Syda Productions),
    will mit euren steifen Sitten und matten                                       S. 21 (Jürgen Fälchle, Michael Flippo); S. 3: commons.wikim (gemeinfrei); S. 6: Burckhardt;
    Bräuchen nichts zu tun haben. Blau ist                                         S. 7: Mühlbeyer; S. 9: Marlies Becker; S. 10: Sabrina Burghard; S. 12: Bund Deutscher Amateur-
                                                                                   theater e.V; S. 13: Wolfgang Thiel; S. 14: Ellen Löwer, Harald Kaspar; S. 15: Caritasverband
    der Himmel, grün die Wiese und Flur,
                                                                                   Koblenz, Rita Schmitt; S. 16: Frauennotruf Mainz; S. 17: commons.wikimedia (gemeinfrei);
    frisch die Quellen, heiter die Flüsse, und                                     S. 18: public domain (gemeinfrei), Rudi Ritter; S. 19: www.polizei.rlp.de, Seniorenbeirat VG.
    von herrlicher Gastlichkeit sind Sonne                                         Kirchberg; S. 22/23: wikipedia (gemeinfrei).
    und Sterne. Ich will mein Spiel zu Ende
    spielen.                                                                       Unser nächstes Thema 2 /2019: Verantwortung

2   spätlese 1 / 2019
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

Liegt die Wurzel von Kultur im Spiel?
                                                                                    Spielen erfüllt viele Funktionen
                                                                                    Spiele ohne Zweck und Nutzen, oft
                                                                                    in Gesellschaft, prädestinieren den
                                                                                    Spieler zum Künstler, zum Musikan-
                                                                                    ten und Maler, zum Kulturschaffen-
                                                                                    den, zum Grenzgänger in Traum- und
                                                                                    Suchtwelten. Spiele begeistern Kinder
                                                                                    und Erwachsene und bilden die ganze
                                                                                    Breite des menschlichen Lebens ab.
                                                                                    Das Spiel mit anderen und allein
                                                                                    macht Freude, schafft Gemeinschaft,
                                                                                    verbindet Menschen verschiedener
                                                                                    Völker schon in der Antike. Spiele sind
                                                                                    besonders für Kinder und Jugendli-
                                                                                    che wichtig, denn hierbei erproben sie
                                                                                    soziale Rollen und Regeln, erkennen
                                                                                    und festigen ihre Persönlichkeit, ler-
                                                                                    nen fair zu sein, auch wenn man ver-
                                                                                    liert. Deshalb ist Spielen weder unnütz
                                                                                    noch verlorene Zeit.
„Spielen“ ist eine Vokabel, die eher
                                                                                    Huizinga reichten die Erklärungen für
der Kindheit, dem Sport, der Sucht            „Der Mensch spielt nur,               den Ursprung der Kulturen, die den
und insgesamt dem Zweckfreien                wo er in voller Bedeutung              Menschen in erster Linie als Homo sa-
zugeordnet wird – im Gegensatz                des Wortes Mensch ist,                piens verstanden, nicht aus und such-
zum Machen, Schaffen, Erzeugen
                                                 und er ist nur da                  te den Ursprung der Kultur auch im
und Arbeiten.
                                            ganz Mensch, wo er spielt.“             „Homo ludens“. Spielen ist für ihn
„Spiel“ im Sinne des Kulturhistorikers                                              eine grundlegende menschliche Akti-
                                                 Friedrich von Schiller
Johan Huizinga „ist eine freiwillige                 (1759 –1805),                  vität, die Kreativität erfordert und för-
Handlung oder Beschäftigung, die in-       deutscher Dichter und Dramatiker         dert. Spielen auch als vergleichender
nerhalb gewisser festgesetzter Gren-                                                Wettkampf setzt Energie und Kraft
zen von Zeit und Raum nach freiwillig                                               frei und macht so das Spiel zu einer
                                          macht. So wurden aus der Jungstein-
angenommenen, aber unbedingt bin-                                                   der wichtigsten Ursachen zur Entste-
                                          zeit stammende Brettspiele aus dem
denden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel                                             hung der Kulturen.                    DK
                                          fünften Jahrtausend vor Christus ge-
in sich selber hat und begleitet wird
                                          funden. Auf Zypern und Kreta waren
von einem Gefühl der Spannung und
                                          Brettspiele wie unser heutiges Müh-
Freude und einem Bewusstsein des
                                          lespiel im zweiten Jahrtausend vor
‚Andersseins‘ als das gewöhnliche Le-
                                          Christus bekannt.
ben“ (Johan Huizinga: Homo Ludens,
1938). Der „Homo ludens“, den Hui-        Sportspiele gibt es spätestens seit der
zinga beschrieb, ist ein spielender und   griechischen Kultur in Form der Olym-
dadurch schöpferischer Mensch.            pischen Spiele. So ist die Spielfreude
                                          unserer Vorfahren bis heute durch
In jedem Alter, zu allen Zeiten
                                          viele Funde und Schriften bestens do-
Man kann vermuten, dass der Mensch        kumentiert. Spiele begleiten Sagen
schon vor dem Entwickeln der Spra-        und Märchen, viele Grabbeigaben
che gespielt hat. Hund und Katze          zeugen von ihrer Bedeutung. Spiel-
spielen und haben keine Sprache in        figuren und Würfel wurden aus Holz
unserem Sinne entwickelt. Der Säug-       geschnitzt, aus Lehm geformt, in Tier-
ling spielt in den ersten Wochen sei-     häute eingeritzt, aber auch aus Gold
nes Lebens zweckfrei, zum Vergnü-         und Silber gefertigt und zeugten so
gen, freiwillig und zur Entspannung.      vom Reichtum und der Macht ihrer
Das hat schon der frühe Mensch ge-        Benutzer.

                                                                                                           spätlese 1 / 2019    3
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

    Von Karten und Kegeln
    Neben unseren alltäglichen Ver-
    pflichtungen brauchen wir auch
    Orte für gesellige Stunden. Für die
    Generation meines Vaters und
    Großvaters war das auch der
    Stammtisch in der Dorf- und Eck-
    kneipe. Hier traf man sich nach Fei-
    erabend auf ein Glas Bier oder einen
    Schoppen Wein, manchmal auch ei-
    nige mehr.
    Hier wurde geraucht, was das Zeug
    hielt, vornehmlich Zigarren. Den meist
    Älteren ging es weniger um den Alko-
    hol- oder Tabakkonsum, sondern mehr
    um die zwischenmenschlichen Kon-
    takte. Der Stammtisch stand fürs Los-      schen mit schwachen Nerven, sondern       Da wurde dann zwei, drei Stunden
    lassen vom Alltag, Pflege von Bezie-       ein Spiel für Abenteurer. Eine Würdi-     lang gekegelt. Danach saß man noch
    hungen, Austausch von Klatsch und          gung der ganz besonderen Art erfuhr       weiter zusammen, um das Spiel mit
    Tratsch und natürlich: das Politisieren.   das Skatspiel im Dezember 2016: Es        Lob und Tadel zu „analysieren“. Es
    Die Kneipe war das heutige Facebook.       wurde als immaterielles Kulturerbe in     wurde gelacht, getrunken, gegessen.
                                               Deutschland anerkannt.                    Wenn man dann auseinanderging,
    Ein Kreuz hat jeder
                                                                                         freute man sich schon auf das nächste
                                               Gut Holz!
    An mindestens einem Tisch wurde                                                      Treffen. Highlights waren immer die
    „Skat gekloppt“, wie es hier bei uns an    Den meisten Kneipen waren auch Ke-        jährlichen Kegelausflüge – obligato-
    der mittleren Sieg hieß. Und das ge-       gelbahnen angegliedert, im Keller ge-     risch und überdies feuchtfröhlich und
    schah mitunter recht hitzig. Das Skat-     legen oder in einem Anbau. Ab den         ausgelassen.
    spiel, 1813 in der thüringischen Stadt     1960er-/1970er-Jahren gehörten Nach-
                                                                                         Die Zugehörigkeit zu einem Kegelklub
    Altenburg erfunden, ist das populärste     mittage oder Abende auf der Kegel-
                                                                                         stand für etwas ganz Besonderes.
    deutsche Kartenspiel. Es besteht aus       bahn zum angesagten Freizeitpro-
                                                                                         Nicht die sportliche Aktivität, sondern
    32 Karten und hat immer drei aktive        gramm. Sie waren Sinnbild für Gesel-
                                                                                         das regelmäßige Zusammenkommen,
    Spieler. Ein gut durchdachtes Regel-       ligkeit. Die Kegelbrüder und Kegel-
                                                                                         das Spaßhaben in der Gemeinschaft
    werk ermöglicht eine unglaublich gro-      schwestern trafen sich wöchentlich
                                                                                         und in gewisser Weise auch das Fürei-
    ße und jegliche Vorstellung sprengen-      oder monatlich, typisch deutsch ver-
                                                                                         nander-Eintreten waren wichtig. Wer
    de Anzahl von Spielvarianten, nämlich      einsmäßig organisiert, also ausgestat-
                                                                                         sich als Neuling für eine Mitglied-
    über 2,7 Billiarden. Skat ist ein Aben-    tet mit Statuten, Präsides, Schriftfüh-
                                                                                         schaft interessierte, brauchte einen
    teuer und Wettkampf pur. Es ist des-       rer, Kassenwart, Kegelordnung mit
                                                                                         langen Atem und „eine Empfehlung“
    halb auch kein Zeitvertreib für Men-       Strafliste, Kegelbuch …
                                                                                         eines anderen Kegelbruders oder einer
                                                                                         anderen Kegelschwester.
                                                                                         Und heute?
                                                                                         Beide Geselligkeitsarten sind ein wenig
                                                                                         aus der Mode gekommen. Immer mehr
                                                                                         Dorfkneipen und damit auch Stamm-
                                                                                         tische und Kegelbahnen verschwinden.
                                                                                         Die Freizeitgewohnheiten haben sich
                                                                                         insbesondere durch die digitale Welt
                                                                                         und die Flexibilisierung des Arbeitsle-
                                                                                         bens radikal verändert. Beiden Spielen
                                                                                         fehlt der Nachwuchs. Skat kann man
                                                                                         allerdings inzwischen ganz bequem
                                                                                         und sehr komfortabel auch am PC
                                                                                         spielen. Alles hat also seine Zeit! AH

4   spätlese 1 / 2019
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

Familienspiele:
wie wir lernen zu verlieren – und gewinnen
                                                                                     ich aber aus den wenigen Malen des
                                                                                     Mitspielens in der „großen Runde“ ler-
                                                                                     nen konnte: Ich durfte Gefühle zeigen,
                                                                                     wie etwa Stolz, Enttäuschung, Freude
                                                                                     und Wut. Es hat mir gezeigt, dass man
                                                                                     für sein Handeln, wie das Schummeln,
                                                                                     auch einstehen und Einsicht zeigen
                                                                                     muss. Das habe ich dann auch getan
                                                                                     und aufs Mitspielen verzichtet.
                                                                                     Ohnehin wurde das gemeinsame
                                                                                     Spielen bald beendet. Die älteste
                                                                                     Schwester stand vor der Hochzeit, der
                                                                                     älteste Bruder ging zum Studium. Ich
                                                                                     selbst habe mich dann für den Kla-
                                                                                     vierunterricht entschieden und war
                                                                                     völlig ausgelastet. Und den Märklin-
                                                                                     Baukasten hatte ich ja immer noch.
                                                                                     Sich den Spieltrieb erhalten
                                                                                     Im Laufe der Zeit ergab es sich, dass
Geburtsjahrgang 1940, bin ich mit
                                               „Das Spielzeug an sich                meine Mutter wieder Interesse am
vier älteren Geschwistern aufge-
                                                  ist Nebensache,                    Spielen fand. Sie liebte die klassischen
wachsen. Und das – auch während
                                          die fantasievolle Beschäftigung            Spiele Halma, Mensch ärgere dich
der Kriegsjahre – wohlbehütet. Für
                                                                                     nicht und vor allem Rommé. Wir bei-
mein leibliches Wohl war die älteste               damit ist alles.“
                                                                                     de, manchmal kam auch noch eine
Schwester zuständig. Einer der älte-        Peter Rosegger (1843 –1918),             gute Bekannte von ihr hinzu, haben
ren Brüder war sozusagen der „Ani-          österreichischer Schriftsteller          dann jeden Sonntag Rommé gespielt.
mateur“ für mich. Er konnte mich
                                                                                     Es war Ehrensache für mich, nicht zu
mit seinen selbst erfundenen Mär-
                                                                                     schummeln. So ging es dann einige
chen bei Laune halten und mir jegli-     weitert. Das kam mir auch sehr entge-
                                                                                     Jahre, bis ich zur Bundeswehr musste.
che Angst nehmen.                        gen, weil ich am liebsten allein spielte.
                                                                                     In unserer Familie wurde weder Skat
Mit Zunahme der Bombenangriffe           Gefühle zeigen                              gespielt noch gekegelt. Deshalb war
Ende 1943 wurden die Tagesabläufe                                                    ich auch an diesen beiden Spielarten
                                         Irgendwann hatte ich begriffen, dass
„strukturiert“ durch häufigere Aufent-                                               nie interessiert. Hingegen habe ich
                                         eine meiner Schwestern eine Meiste-
halte im Luftschutzkeller und Luft-                                                  das Klavierspiel bis heute beibehalten.
                                         rin im Schummeln war. Was sie aber
schutzbunker. Da ging es ums blanke                                                  Wenn ich Zeit und Lust habe, spiele
                                         immer abstritt. Das wollte ich selbst-
Überleben. Für gemeinsame Spiele in                                                  ich gelegentlich am PC auch schon
                                         verständlich nachmachen – und fiel
der Familie hatte da niemand Zeit                                                    mal zwei bis drei Partien Schach. Mein
                                         prompt auf. Da gab es dann großen
oder Interesse. Ich konnte mich mit                                                  Bedarf am Spielen ist damit ausrei-
                                         Aufstand und zwei, drei Kopfnüsse –
Teddybär und Kasperlefigur bestens                                                   chend gedeckt.
                                         und ich wurde ausgeschlossen. Was
beschäftigen.
                                                                                     Der amerikanische Mediziner und
Nach dem Krieg haben wir sonntags                                                    Schriftsteller Oliver Wendell Holmes
zusammen gespielt. Dank der Voraus-                                                  sen. (1809 –1894) sagte: „Menschen
sicht meiner Mutter hatte eine stabile                                               hören nicht auf zu spielen, weil sie alt
Holzkiste mit einer Unmenge von                                                      werden, sondern sie werden alt, weil
Brett- und Kartenspielen den Krieg                                                   sie aufhören zu spielen.“ Da kann ich
überstanden. Mein Vater spielte mit                                                  in gewisser Weise wohl zuversicht-
einem der Brüder Schach. Mein Spiel-                                                 lich sein: Denn den Spieltrieb habe ich
zeugbestand wurde um eine Eisen-                                                     mir erhalten und pflege ihn auch sorg-
bahn und einen Märklin-Baukasten er-                                                 fältig.                             AH

                                                                                                           spätlese 1 / 2019    5
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

    Spiel und Spaß an der frischen Luft
                                                                                          Motto „Bewegen und Spielen macht
                                                                                          Spaß“ spendete die Stiftung 19 genera-
                                                                                          tionsübergreifende Spiel-, Bewegungs-
                                                                                          und Begegnungsanlagen in der Metro-
                                                                                          polregion Rhein-Neckar. Sechs Anla-
                                                                                          gen befinden sich in Rheinland-Pfalz –
                                                                                          Deidesheim, Edenkoben, Grünstadt,
                                                                                          Ilbesheim, Rülzheim und Speyer. Sie
                                                                                          können sich in den frei zugänglichen
                                                                                          Anlagen kostenlos nach Lust und Lau-
                                                                                          ne fit halten, spielen und erholen.
                                                                                          Sich spielerisch sportlich zu betätigen,
                                                                                          ist eine unbedingte Notwendigkeit im
                                                                                          Alter. Dadurch bleiben Sie körperlich
                                                                                          fit und geistig aktiv. Durch regelmäßi-
                                                                                          ges Bewegungsspiel trainieren Sie das
                                                                                          Herz-Kreislauf-System und gleichzei-
                                                                                          tig beide Gehirnhälften. So verbessert
                                                                                          sich nicht nur die Gesundheit, sondern
                                                                                          auch das Denkvermögen.                EL

    Können Sie sich ein Dasein ohne das       Nachrichtensendungen wurde er beim
    Spielen vorstellen? Über alle Alters-     Boccia-Spielen im Urlaub in Italien ge-
    stufen hinweg begleitet uns das           zeigt. Boccia ist die italienische Vari-
    Spielen in den unterschiedlichsten        ante des Boule-Spiels. Die Spielregeln
    Varianten. Am gesündesten sind            sind einfach: Sie müssen möglichst vie-
    Bewegungs- und Geschicklichkeits-         le eigene Kugeln näher an die platzierte
    spiele in der freien Natur, wie zum       Zielkugel bringen, als der Gegner.
    Beispiel Boule, Boccia oder Minigolf.
                                              Minigolf-Spielen macht besonders bei
    Ursel Burckhardt aus Speyer ist lei-      schönem Wetter viel Freude. Sie kön-
    denschaftliche Boule-Spielerin. Die       nen alleine spielen oder in einer Gruppe.
    über 70-Jährige hat vor 30 Jahren         Auf 18 Bahnen mit unterschiedlichen
    während eines Urlaubs im Schwarz-         Schwierigkeitsgraden wird versucht,
    wald dieses Kugelspiel aus Frankreich     einen Ball mit Hilfe eines Schlägers in
    für sich entdeckt. „Ich bewege mich       das Loch am Ende der Bahn zu bewe-
    an der frischen Luft und trainiere mei-   gen. Sieger ist, wer die wenigsten Ver-
    ne Geschicklichkeit, Reaktionsfähig-      suche zählt.
    keit und Konzentration. Ich komme
                                              „Alla hopp!“ heißt eine Förderaktion
    mit vielen Leuten ins Gespräch, und
                                              der Dietmar-Hopp-Stiftung. Unter dem
    viel Spaß macht das Spielen noch
    dazu“, schwärmt die Rentnerin. Ein-
    mal in der Woche trifft sie sich mit                                                                             INFO
    Freunden im schattigen Domgarten             Der Pétanque-Verband Rheinland-Pfalz e.V. führt unter www.pvrlp.com ein
    zum gemeinsamen Spiel mit den                Vereinsregister mit Kontaktdaten zu den Boule-Vereinen in Rheinland-Pfalz.
    Boule-Kugeln.                                Geschäftsstelle: Jonas Hilzendegen, Haardtstraße 7, 76863 Herxheim,
                                                 Telefon 01 51/55 34 01 85.
                                                 Der Rheinhessische Turnerbund (RhTB), der Turnverband Mittelrhein (TVM)
                                                 und der Pfälzer Turnerbund (PTB) schulen ehrenamtliche Bewegungsbe-
    Boccia wurde in Deutschland beson-           gleiterinnen und -begleiter. Kommende Termine sind: 6./7. Mai 2019 in
    ders durch den ehemaligen Bundes-            Koblenz, 15./16. Juni 2019 in Annweiler, 11./12. Juli 2019 in Mainz.
    kanzler Konrad Adenauer populär. In

6   spätlese 1 / 2019
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

„Die Quelle alles Guten liegt im Spiel“
                                                                                    Alle Jahre wieder
                                                                                    Um die Weihnachtszeit begann das
                                                                                    Spielen im Haus, allerdings nicht im
                                                                                    Kinderzimmer, das es damals noch
                                                                                    selten gab, sondern in der Küche. Die
                                                                                    Mädchen spielten eher mit ihren Pup-
                                                                                    pen, während die Buben am Küchen-
                                                                                    tisch bastelten oder mit wenigen Bau-
                                                                                    klötzen experimentierten. In der guten
                                                                                    Stube wurde das Weihnachtsfest ge-
                                                                                    feiert, zu dem jedes Jahr Schätze vom
                                                                                    Dachboden geholt wurden. So der
                                                                                    Kaufladen, der mit neuen Waren auf-
                                                                                    gefüllt war, oder die Puppenstube, die
                                                                                    mit neuem Anstrich und oft auch
                                                                                    neuen Möbeln große Freude bereitete.
Das meinte der Pädagoge Friedrich                                                   Freude für Jung und Alt bereitete die
Wilhelm Fröbel (1782–1852). Spiel-                                                  Eisenbahn, die jedes Jahr an Weih-
psychologen gehen davon aus, dass                                                   nachten erweitert wurde.
Nicht-Spielen im Kindesalter den
                                                                                    Vieles hat sich bis heute im Spielzeug-
Menschen zu einem sozialen Au-
                                                                                    land geändert und eine neue Epoche
ßenseiter machen kann.
                                                                                    hat Einzug gehalten. Gespielt wird heu-
Kinder lernen durch das Spiel die Welt                                              te mit anderen Spielsachen, die aber
kennen. Sie entwickeln durch das Spie-                                              nach wie vor die Kinder zum Spielen
len die Regeln des Zusammenlebens im      einem biegsamen Weidenzweig, der          anregen. Auch ältere Menschen soll-
Erwachsenenalter, sie erfahren Strate-    mit einer Schnur gespannt wurde. Der      ten das Spielen wieder entdecken.
gien der Lezbensbewältigung und ent-      alte Regenschirm wurde zum Zirkus-        Denn Spielen im Alter ist nicht kin-
wickeln dabei Gehirn und Körper, so der   zelt und in der Zirkusmanege befanden     disch. Es fördert die geistige Beweg-
Entwicklungspsychologe Rolf Oerter.       sich Tiere aus aller Welt, die aus den    lichkeit, ist ein Ausgleich zum Alltag
Doch wie so vieles lässt sich auch das    beliebten Wundertüten stammten.           und führt zu Entspannung.           SO
Spielen in Epochen einteilen. Manfred
                                          An die frische Luft!
Mühlbeyer, ein Kind der Wirtschafts-
wunderzeit, beschreibt in seinem Buch     Zu jeder Jahreszeit wurde draußen ge-                         Buchtipp
„Einfach spielen“ eine glückliche und     spielt, denn es gab wenig oder keinen
zufriedene Kindheit, ohne stundenlan-     Verkehr. Spielen mit Murmeln oder           Manfred Mühlbeyer beschreibt
ges Fernsehen, Kisten überfüllt mit       dem Peitschenkreisel, der Gummit-           in „Einfach spielen“ die Kindheit
Spielsachen oder Computerspiele.          wist, der sich vom „Wirtschaftswun-         der Wirtschaftswunderzeit und
                                          dertwist“ der 60er-Jahre ableitete, das     erinnert an die Spiele der Kinder
Nussschalen und Weidenzweige
                                          Laufen auf Stelzen und die vielen Ab-       der 1950er- und 1960er-Jahre.
Mühlbeyer bezeichnet die Kinder der       zählreime, die Versteckspiele und an-       ISBN 978-3-95894-061-1,
Wirtschaftswundergeneration als die       dere Spiele einleiteten, waren einfa-       Omnino Verlag, 22,99 Euro.
„Improvisationsgeneration“, denn Kre-     che, aber glückliche und unbeschwerte
ativität und Improvisation standen im     Spiele. Wenn der Herbstwind über die
Vordergrund. Aus geteilten, bunt be-      Felder blies, ließ man nach der Schule
malten Nussschalen wurden Nussscha-       Drachen steigen. Gebaut aus Holzleis-
len-Schiffchen. Sieger war der, dessen    ten mit buntem Drachenpapier und mit
Schiffchen auf dem Bach als erstes die    einer langen Schnur versehen, konnte
nächste Bachbrücke erreichte. Der da-     er hoch in den Himmel steigen. Der
malige Indianer bastelte seinen Kopf-     Winter brachte oft viel Schnee, und
schmuck aus den Federn, die er im         warm eingepackt wurden Schneemän-
Hühnerstall fand, seine Pfeile machte     ner gebaut und (oft halsbrecherisch)
er aus Schilfrohr und den Bogen aus       mit dem Schlitten gerodelt.

                                                                                                          spätlese 1 / 2019   7
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

    Architekten im Kinderzimmer
    Bauen mit Lego- und Anker-Bausteinen
                                                                                     mit anderen Systembauspielen ver-
                                                                                     bracht: In den 1960er- und 1970er-
                                                                                     Jahren begann der Siegeszug der däni-
                                                                                     schen Lego-Bausteine, später erober-
                                                                                     ten die Playmobil-Figuren die Kinder-
                                                                                     zimmer. Der Chefentwickler aus dem
                                                                                     Hause Brandtstätter in Zirndorf, Hans
                                                                                     Beck, erfand die Playmobil-Figur. Rit-
                                                                                     ter, Indianer und Bauarbeiter sind ei-
                                                                                     gentlich altbekannte Spielfiguren. Sie
                                                                                     wurden nun allerdings nicht mehr aus
                                                                                     Zinn, Blech, Holz oder Porzellan herge-
                                                                                     stellt, sondern aus Kunststoff. Um die
                                                                                     Figuren herum werden Themenwelten
                                                                                     angeboten, die Lebenswelten darstel-
                                                                                     len. Die reichen vom Krankenhaus über
                                                                                     die Wildtierstation bis zum Zirkus.
                                                                                     Die kleinen Spielfiguren haben auch
                                                                                     erwachsene Fans. Sie treffen sich ganz
                                                                                     zeitgemäß in Foren im Internet, tau-
                                                                                     schen sich aus, zum Beispiel über
    Kaum zu glauben: Das erste syste-         Moderne Spielwelten
                                                                                     selbst gestaltete Bauten, Fahrzeuge
    matische Bauspiel stammt aus dem
                                              Während die jetzigen Seniorengene-     oder Landschaften. Bei Ausstellungen,
    Jahr 1838. Es war aus Holz gefer-
                                              rationen dieses Spielmittel kennen,    Börsen oder regionalen Stammtischen
    tigt und sollte Fantasie, Kreativität
                                              haben die zukünftigen ihre Kindheit    treffen sie sich auch persönlich. PVG
    und Motorik fördern.
    Die Brüder Lilienthal entwickelten da-
    raus den ersten Steinbaukasten und
    verkauften die Idee an den Unterneh-
    mer Friedrich Adolph Richter in Ru-
    dolstadt. Der ließ sie patentieren und
    produzierte sie ab 1882 als „Richters
    Anker-Steinbaukasten“ in seinem phar-
    mazeutischen Werk. Die Bauvorlagen
    wurden von Künstlern, Illustratoren                         Buchtipp
    und Architekten geschaffen.
                                                In dem Roman „Else oder Woher der Wind weht“
    Geschätzt wurden weltweit bis 1963          erzählt Marliese Reitzel von der selbstbewussten Rhein-
    fünf Millionen Anker-Bausteine in 400       hessin Else. Das Buch beschreibt in heiter-leichter
    verschiedenen Baukästen verkauft. Die       Weise ihre Talente, ihr nicht immer einfaches Leben in
    Anker-Bausteine haben zwei Welt-            den 1960er- und 1970er-Jahren und ihr wahres Lebens-
    kriege überstanden, doch 1963 ver-          glück. Es lässt schnell den Alltag vergessen und ist mit
    fügt die DDR-Führung die Einstellung        viel Lebensweisheit gespickt. Am 12. November 2019
    der Produktion. Treue Fans in Holland       wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rheinhessen
    gründeten 1979 den Internationalen          liest“ im Wilmshof in Selzen eine Lesung stattfinden.
    Club der Ankerfreunde, dem heute            Im Altenzentrum in Oppenheim liest die Seniorenbetreuerin Ingrid Wagner
    Mitglieder in Europa, Chile und USA         den Bewohnern regelmäßig Geschichten aus dem Buch vor – zum Vergnü-
    angehören. Seit 1995 gibt es die tradi-     gen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Den Roman erhält man bei Hugendubel
    tionsreichen Baukästen wieder aus           in Mainz am Brand, bei der Dombuchhandlung in Mainz oder bei PUBLICUM
    Rudolstadt, ausgezeichnet mit dem           in 55278 Selzen, Telefon 0 67 37/76 03 26 und 0 67 37/76 03 46, E-Mail:
    Siegel „Spiel gut“.                         reitzel.gruppe@me.com. Der Preis beträgt 14,90 EUR.

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Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

Musik als Spiel
Hausmusik, gemeinsames Musizie-
ren im Kreis von Familie oder Freun-
den, ist heute leider eher die Aus-
nahme.
An ihre Stelle ist das Gesellschafts-
spiel als beliebter Zeitvertreib getre-
ten, und die jüngere Generation hat
Videospiele für sich entdeckt. Viele
Spiele begleiten uns ein Leben lang
(z.B. Mühle oder Mensch ärgere dich
nicht). Die Regeln sind uns vertraut.
Man muss sich trauen
Auch bei unbekannten Brettspielen ist
die Hemmschwelle, es zu versuchen,
sehr gering. Etwas anders sieht es bei
Musik aus. Hier kommt schnell die          meinschaftliche Miteinander. Es tut     die Reaktionsgeschwindigkeit und be-
Aussage: Aber ich bin doch unmusika-       der Seele gut. Der Spruch „Wo gesun-    nötigt kein Vorwissen.
lisch. Oder: Ich kann das bestimmt         gen wird, da lass dich nieder…“ zeigt   Wer beim Brettspiel bleiben will, der
nicht. Dabei ist spielerische Musik viel   dies auch. Klassikfreunde haben die     kann mit „Concerto“ ein Spiel für Mu-
regelfreier als zum Beispiel Mühle. Es     Möglichkeit, mit Orffschen Instru-      sikbegeisterte ausprobieren. Bei „Con-
gibt kein Falsch. Vom gemeinsamen          menten zum Beispiel einen Walzer zu     certo“ schlüpf man in die Rolle eines
Singen beliebter Volksliedern oder be-     begleiten. Wer etwas Neues auspro-      Stardirigenten, engagiert ein Orches-
kannter Schlager aus der Jugend bis        bieren möchte, kann zu Trommeln         ter und führt die größten Klassiker der
zum Tanz ist alles möglich. Gemeinsa-      greifen. Spielerisches oder rhythmi-    Musikgeschichte auf. Concerto, Uwe
mes Singen fördert nicht nur das ge-       sches Trommeln in der Gruppe fördert    Bursig, Skellig Games Verlag.      TEB

  Ein Leben fürs Theater
  Fernab der großen                                            Mönchengladbach geboren, lag das Theaterspielen wohl
  Bühnenbetriebe und                                           in seinen Genen. Obwohl er nie eine Schauspielaus-
  Kunstdiskurse bedient                                        bildung genossen hatte und er auch seine Schulbil-
  der 87-jährige Inten-                                        dung kriegsbedingt als recht lückenhaft bezeichnet,
  dant und Schauspie-                                          wurde Ullrich mit 28 Jahren jüngster Intendant Deutsch-
  ler Walter Ullrich ver-                                      lands.
  lässlich ein boden-
                                                               Heute ist er 87 Jahre alt und bisher der dienstälteste
  ständiges Kulturbe-
                                                               Intendant der Republik. Sein aktuelles Erfolgsstück „Die
  dürfnis seiner großen
                                                               Brücke“, das in den vergangenen fünf Jahren 75-mal im
  Fangemeinde.
                                                               Tunnel am Brückenkopf in Erpel aufgeführt wurde, war
  Seit 1958 führte er das                                      auch im Sommer 2018 wieder an seinem Original-
  „Kleine Theater“ in Bad                                      schauplatz zu sehen. Es erzählt vom Kampf um die
  Godesberg und leitete                                        Rheinbrücke zwischen Erpel und Remagen im Zweiten
  zudem seit 1979 das Neuwieder Schlosstheater. Seit           Weltkrieg. Es basiert auf dem dokumentarischen Ro-
  2017 zieht er sich nach und nach in den Ruhestand zu-        man „Die Brücke von Remagen“ von Rolf Palm.
  rück. Als Schauspieler ist er jedoch noch aktiv.
                                                               Hat Walter Ullrich auch den Staffelstab als Intendant
  Das Theaterspiel hat ihn sein ganzes langes Leben be-        im Neuwieder Schlosstheater an einen Nachfolger
  gleitet. Schon mit vier Jahren stand er auf der Bühne. Als   übergeben, fesseln ihn das Theaterspielen und die Über-
  Sohn eines Schauspielers und einer Sängerin 1931 in          nahme verschiedener Rollen heute immer noch.        MB

                                                                                                         spätlese 1 / 2019   9
Spätlese - Spiel und Spaß - Senioren-Info Rheinland-Pfalz 26. Jahrgang 1 | 2019 - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
Spiel und Spaß

     Mit Hex’ und Henker auf den Mittelaltermarkt
                                                                                          Gespräche mit Händlern während ei-
                                                                                          nes Mittelaltermarktrundgangs vor
                                                                                          Jahren weckten Sabrina Burghards In-
                                                                                          teresse, als Darsteller mitzuwirken.
                                                                                          Die Figur der Hex’ entwickelte sich
                                                                                          langsam, Ritter und Edelfräulein gab
                                                                                          es bereits zahlreich. „Es ist nicht
                                                                                          machbar, eine Lebenssituation von
                                                                                          Hex’ und Henker realistisch darzustel-
                                                                                          len. Wir, die Unehrbaren, hätten weit
                                                                                          außerhalb des Lagers leben müssen“,
                                                                                          meinen Hex’ und Henker. Der Berufs-
                                                                                          stand des Henkers galt in den meisten
                                                                                          Städten als unehrenhaft. Unehrbare,
                                                                                          wie auch Aussätzige und Huren,
                                                                                          musste für jeden schon von Weitem
     Eintauchen in eine andere Zeitepo-        Am Wochenende auf Zeitreise                erkennbar sein, z. B. durch ein Schel-
     che, sich kleiden und leben wie                                                      lenband oder ein gelbes Tuch. Foltern,
                                               Als Hex’ und Henker verbringen Sabri-
     anno dazumal – wer hat nicht mit                                                     Hinrichten, Durchführen von Körper-
                                               na Burghard und Marc Braun viele
     diesem Gedanken gespielt?                                                            und Ehrenstrafen, Kloakenreinigung,
                                               Wochenend- und Urlaubstage auf
                                                                                          die Aufsicht über Hübschlerinnen (Hu-
     Mittelaltermärkte bieten eine gute        Mittelaltertreffen. „Wir reisen don-
                                                                                          ren) und über wilde Hunde in der
     Gelegenheit dazu. Wobei die Bezeich-      nerstags an und montags wieder zu-
                                                                                          Stadt sowie die Tierkörperverwertung
     nung „Mittelalter“ irreführend ist.       rück. Wobei wir nur in den Sommer-
                                                                                          gehörten zu seinen Aufgaben.
     „Mittelaltermärkte decken die Zeit von    monaten unterwegs sind, da wir keine
     Römerzeit bis Renaissance ab. Mithilfe    adäquate Kleidung und Ausrüstung           Der Sohn eines Henkers konnte nur
     des Zeitstrahls der Geschichte wollen     für kalte Tage und Nächte besitzen“,       den Beruf des Vaters erlernen, und der
     wir vor allem Kindern und Jugendli-       erzählen sie. Ihr Stand ist mit Natur-     Tochter eines Henkers blieb keine an-
     chen spielerisch historische Ereignisse   materialien gestaltet, Holzbänke und       dere Wahl, als den Sohn eines anderen
     und Epochen näherbringen“, erläutert      Kisten sind selbst gefertigt, ebenso die   Henkers zu ehelichen. So bildeten sich
     Mittelalter-Fan Sabrina Burghard.         Kleidung. Der Hausrat wurde bei an-        regelrecht Scharfrichterdynastien. Ein
                                               deren Markthändlern erstanden.             Scharfrichter konnte eine zum Tode
     Sie erklärt: „Im Mittelalter wurden
                                                                                          Verurteilte ehelichen und so vor der
     keine Hexen verbrannt. Deren Verfol-
                                                                                          Hinrichtung bewahren. Die realistische
     gung begann einige hundert Jahre
                                                                                          Vorlage für Hex’ und Henker als Paar.
     später und dauert in einigen Weltge-
     genden noch an.“ Tatsächlich sagen                                                   Folterwerkzeuge, Hinrichtungsmetho-
     Historiker, dass die Hexenverfolgung                                                 den und Kultglauben an Hexen, da-
     erst in der frühen Neuzeit ihren Höhe-                                               mals wie heute, wird in der begleiten-
     punkt erreichte.                                                                     den Ausstellung vor Augen geführt.
                                                                                          Ein Spendenkorb steht bereit. Die Ein-
     Im karolingischen Frühmittelalter gab
                                                                                          nahmen werden an Amnesty Interna-
     es keine Hexenverfolgung, jedoch ver-
                                                                                          tional weitergegeben, die Projekte ge-
     brannten die vorchristlichen Germa-
                                                                                          gen Folter und Verfolgung unter-
     nen bereits Schadenzauberer.
                                                                                          stützen.                          EPM
     Das Hexenbild des späten Mittelalters
     sowie das der frühen Neuzeit verband
     volkstümliche Zaubereitraditionen mit                                                                          INFO
     der Idee vom Teufelspakt. Daraus wur-                      Lagertermine 2019: Speyer 26.– 28. April Speyrer Geschich-
     de ein Verbrechen konstruiert. Mit der                     ten, Germersheim 14. –16. Juni Festungsfest mit Gruselgang,
     Verbrennung der angeblichen Hexen                          weitere Märkte unter www.dieunehr-baren.de. Kontakt: Sab-
     ist viel Heil- und Gesundheitswissen,                      rina Burghard & Marc Braun, Mandelring 242, 67344 Neu-
     das immer nur mündlich überliefert                         stadt/Weinstraße., burghard.braun@web.de.
     wurde, verloren gegangen.

10   spätlese 1 / 2019
Spiel und Spaß

Tragödien „spielen“ sich ab
                                                                                    sich in Spielotheken, machen Compu-
                                                                                    ter- und Gewinnspiele, besuchen Casi-
                                                                                    nos und zocken oft verbotenerweise
                                                                                    bei Online-Wetten.
                                                                                    Phasen der Sucht
                                                                                    und Hilfsangebote
                                                                                    Laut dem Psychologen Werner Gross
                                                                                    verläuft die Sucht idealtypisch in drei
                                                                                    Phasen: Auf Gewinn- und Verlustpha-
                                                                                    se folgt schließlich die Verzweiflung.
                                                                                    Der Spielende zieht sich immer weiter
                                                                                    zurück. Darauf angesprochen, reagiert
                                                                                    er ausweichend bis hin zur Lüge. Be-
                                                                                    troffene verbergen lange ihr Sucht.
                                                                                    Ihren Angehörigen fällt es schwer, das
                                                                                    eigentliche Problem zu erkennen. He-
                                                                                    gen sie Verdacht, können sie versu-
                                                                                    chen, mit viel Fingerspitzengefühl ver-
                                                                                    trauensvoll auf eine Verhaltensände-
                                                                                    rung einzuwirken.
Es beginnt harmlos am Spielauto-          tete Glückshormone beim Spielen und       In schweren Fällen wird das nicht aus-
maten. Spannung und Nervenkitzel          Gewinnen treiben den Spielenden immer     reichen. Selbsthilfegruppen und Bera-
machen Spaß. Die ersten Gewinne           wieder an. Der gesunde Menschenver-       tungsstellen sind erste Anlaufpunkte.
lassen nicht lange auf sich warten.       stand ist ausgeschaltet. Der Spielende    Sie beraten, ob eine Sucht vorliegt.
„Ich möchte ja nur einen kleinen          befindet sich in einer schweren Sucht,    Oftmals ist eine stationäre Behand-
Betrag investieren.“                      die behandelt werden muss.                lung in einer Suchtklinik die letzte Ret-
                                                                                    tung. Dort müssen der Umgang mit
Schnell werden die Einsätze höher.        Ein seltenes Phänomen?
                                                                                    Geld neu erlernt und die Hintergründe
Aufhören ist keine Option, auch –
                                          Weit gefehlt! Die Bundeszentrale für      der Sucht aufgearbeitet werden. Rück-
oder gerade – nicht bei hohen Gewin-
                                          gesundheitliche Aufklärung weist für      schläge kommen nach der Therapie
nen. Die Gewinne werden vollends
                                          2017 aus: „Nach den Ergebnissen der       leider vor. Auch darauf werden die Be-
verspielt. Und jetzt setzt die Abwärts-
                                          Befragung gelten aktuell in Deutsch-      troffenen vorbereitet. Es schaffen nicht
spirale ein. Der Spielende will die ho-
                                          land, hochgerechnet auf die 16- bis 70-   alle, die Sucht komplett zu besiegen.
hen Verluste wieder zurückgewinnen
                                          jährige Bevölkerung, 326.000 Men-         Der Facharzt für Psychiatrie und Psy-
und riskiert dafür immer höhere Sum-
                                          schen als problematisch und 180.000       chotherapie Reto Cina spricht von
men. So oder ähnlich verläuft die
                                          als pathologisch Spielende.“Sie finden    „etwa 40 Prozent Erfolgsrate.“       NM
„Spielerkarriere“ von überwiegend Män-
nern, darunter auch Senioren. Das ge-
samte Monatseinkommen wird einge-                                                                               INFO
setzt, Erspartes aufgebraucht. Dann
wird bei Verwandten und Freunden                                     Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
Geld geliehen, Kredite kommen hinzu.                                 Infomaterial, Präventionsmaßnahmen und Be-
Am Ende stiehlt der Spielende Geld;                                  ratungstelefon zur Glücksspielsucht: Telefon
Betrug und Unterschlagung sind keine        08 00/1 37 27 00. Kostenlose und anonyme Erstberatung und Vermittlung
Seltenheit.                                 an Beratungsstellen vor Ort. Internet: www.bzga.de/infomaterialien/, Stich-
                                            worte Suchtvorbeugung, Glücksspielsucht.
Wie konnte es dazu kommen?
                                            Kostenlose Sucht-Infoline der LZG unter Telefon 08 00/5 51 16 00 (Band-
Spielsucht ist eine anerkannte Krank-       ansage) zu Abhängigkeitserkrankungen, Ausgabe von Adressen von Bera-
heit. Aus dem Spiel als Zeitvertreib        tungs- und Selbsthilfekontaktstellen in Rheinland-Pfalz. Landeszentrale für
entwickelt sich das übersteigerte Be-       Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V., Internet: www.lzg-rlp.de/de/
dürfnis, es wieder zu tun, ohne Kont-       praevention-der-gluecksspielsucht.html.
rolle, ohne Maß und Ziel. Ausgeschüt-

                                                                                                           spätlese 1 / 2019    11
Europa

     Das Seniorentheater
     boomt – europaweit
                                                                                            Die Europawoche 2019 findet
                                                                                            vom 4. bis 12. Mai statt
                                                                                            Die Themen der Europawoche
                                                                                            für das Jahr 2019 sind: die Wahl
                                                                                            zum Europäischen Parlament
                                                                                            2019, Rheinland-Pfalz in einem
                                                                                            vereinten Europa, die Zukunft
                                                                                            Europas, mehr Europa durch Mo-
                                                                                            bilität? sowie weitere, frei ge-
                                                                                            wählte Themen. Bewerben
                                                                                            konnten sich Schulen, Klassen,
                                                                                            Bürgerinitiativen, Vereine, etc.,
                                                                                            die in dieser Woche oder in ihrer
                                                                                            zeitlichen Nähe Europa in all
                                                                                            seinen Facetten im Rahmen von
                                                                                            Projekten zu den oben genann-
                                                                                            ten Themengebieten in Rhein-
                                                                                            land-Pfalz lebendig werden
                                                                                            lassen. Alle Informationen findet
                                                                                            man auf europa.rlp.de.
                                                                                            Die Europawoche ist eine Ge-
                                                                                            meinschaftsaktion der deutschen
                                                                                            Länder mit dem Europäischen
                                                                                            Parlament, der Europäischen
                                                                                            Kommission und der Bundesre-
     Vom 16. bis 19. Mai 2019 veran-           Jedes Jahr richtet der BDAT in Zusam-        gierung.                    CS
     staltet der Bund Deutscher                menarbeit mit dem Bundesarbeits-
     Amateurtheater e.V. (BDAT) in             kreis Seniorentheater zudem ein Euro-
     Zusammenarbeit mit dem Bun-               päisches Theaterforum aus.                   INFO
     desarbeitskreis Seniorentheater
                                               2019 findet es vom 13. bis 17. Okto-
     das Gesamteuropäische Senio-
                                               ber in Vierzehnheiligen in Bayern statt.
     rentheater-Festival stAGE! in
                                               2018 kamen zu diesem Forum über 60
     Esslingen.
                                               Vertreterinnen und Vertreter der bun-
     Ziel ist es, die künstlerische und the-   desweiten Seniorentheaterszene so-
     matische Breite von Seniorentheatern      wie Teilnehmende aus Österreich, Dä-
     in Europa zu zeigen. Es gibt Raum, de-    nemark und der Schweiz. Das Forum
     ren gesellschaftliche Bedeutung zu        qualifiziert Fachkräfte aus Spielleitung   Die Broschüre „Ältere Menschen in
     diskutieren und sich europaweit zu        und Theaterpädagogik sowie Aktive in       Deutschland und der EU“ gibt einen
     vernetzen. Die Eröffnung findet am        Seniorentheatern. Vor dem Senioren-        Einblick in die Lebenswelten von Se-
     16. Mai statt. Es gibt sieben Auffüh-     theater-Forum traf sich eine europäisch    niorinnen und Senioren in Deutsch-
     rungen aus Dänemark, Deutschland,         besetzte Jury zur Auswahl der sieben       land. Erwerbsbeteiligung, finanzielle
     Estland, Georgien, Griechenland und       europäischen Seniorentheatergruppen,       Situation, Gesundheit sowie Wohnen,
     der Schweiz. Das Rahmenprogramm           die zum Gesamteuropäischen Senio-          Bildungsstand oder Freizeitaktivitäten
     besteht unter anderem aus Work-           rentheater-Festival eingeladen sind. 38    werden anschaulich dargestellt und
     shops, Aufführungsgesprächen und          Theatergruppen hatten sich um die          durch zahlreiche EU-Vergleiche er-
     einem europäischen Speed-Dating.          Teilnahme beworben. Kontakt: Bund          gänzt. Die Broschüre kann man herun-
     Das Festival findet in Kooperation mit    Deutscher Amateurtheater e.V., Ulrike      terladen unter www.bmfsfj.de unter
     der Württembergischen Landesbühne         Straube, Lützowplatz 9, 10785 Berlin,      den Stichworten „Service“, „Publika-
     Esslingen statt.                          Telefon: 0 30/2 63 98 59 17.          CS   tionen“ und „ältere Menschen“. CS

12   spätlese 1 / 2019
AUS DER ARBEIT
                                                                              DER LANDESSENIORENVERTRETUNG

Seniorenforum beschließt Leitlinien
                                          rung befürwortet werden. Die Leit-
                                          linien werden in einem Handbuch zu-
                                          sammengefasst, außerdem auf der
                                          Homepage der LSV, www.landesseni-
                                          orenvertretung-rlp.de, veröffentlicht.
                                          Die Leitlinien wurden mit drei Enthal-
                                          tungen einstimmig verabschiedet.
                                          Projektleiterin und Diplom-Pädagogin
                                          Elisabeth Portz-Schmitt verdeutlichte
                                          anhand einer Power-Point-Präsentati-
                                          on die aktuellen Ergebnisse des Pro-
                                          jekts „Seniorenbeiräte stärken“. Für
Herman-Hartmut Weyel                                                                Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm

Beim 19. Seniorenforum im No-                                                       menden Jahren umgesetzt werden. Es
vember 2018 im Mainzer Ratssaal                                                     sei wichtig, sich mit anderen Akteuren
konnte der Vorsitzende Herman-                                                      vor Ort zu vernetzten, neue Engagier-
Hartmut Weyel 117 Teilnehmende                                                      te zu gewinnen und offen für neue Ar-
aus 39 Seniorenbeiräten begrüßen.                                                   beitsweisen zu sein. Die Vielfalt der
Ein wichtiger Punkt auf der Tages-                                                  digitalen Möglichkeiten soll genutzt
ordnung war das Projekt „Senio-                                                     werden.
renbeiräte stärken“.
                                                                                    Der zweite Teil des Seniorenforums be-
Ein Grußwort sprach Staatssekretär                                                  gann mit dem Vortrag „Neue Wohn-
Randolf Stich aus dem Innenministeri-                                               formen – am liebsten zu Hause“. Refe-
um. Er betonte, dass die von der Lan-                                               rent Alfred Böhmer aus Neustadt an
desseniorenvertretung Rheinland-Pfalz     Elisabeth Portz-Schmitt
                                                                                    der Weinstraße war vor seinem Ruhe-
(LSV) ausgearbeiteten Leitlinien und                                                stand Geschäftsführer der GEWO in
Empfehlungen aus dem Projekt „Senio-      Staatssekretär Dr. Alexander Wilhelm      Speyer. Diese Power-Point-Präsenta-
renbeiräte stärken“ eine gute Grund-      aus dem Sozialministerium ist es von      tion sowie die von Elisabeth Portz-
lage für die Arbeiten der Seniorenbei-    großer Bedeutung, dass die Vorsätze       Schmitt sind auf der genannten
räte seien und von der Landesregie-       und Ideen der Leitlinien in den kom-      Homepage veröffentlicht.            EL

   Seniorenbeiräte stärken
   Seniorenbeiräte beraten und informieren in Sprech-           beitsformen aufzeigen, zu erar-
   stunden und bei Seniorentagen. Sie initiieren Aktio-         beiten und zu veröffentlichen.
   nen oder Projekte, um die Situation älterer Men-
                                                                In weiteren Schritten werden Bil-
   schen vor Ort zu verbessern.
                                                                dungsangebote für Seniorenbei-
   Für diese Arbeiten braucht es Beteiligung in den ent-        räte und engagierte Bürgerinnen
   sprechenden Fachgremien und Netzwerken sowie einen           und Bürger konzipiert. Bereits
   regelmäßigen Informationsaustausch mit der Verwal-           bestehende Empfehlungen der
   tung. Um diese Aufgaben zu strukturieren, wurde durch        Landesseniorenvertretung Rhein-
   die Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz das Pro-        land-Pfalz zur Arbeit der Senio-
   jekt „Seniorenbeiräte stärken“ entwickelt. Unterstützung     renvertretungen auf Kreis-, Stadt-, Verbandsgemeinde-
   leistet das Projektbüro durch Elisabeth Portz-Schmitt,       und Ortsebene werden überarbeitet und die Muster-
   Diplom-Pädagogin. Ziele des Projekts sind, Leitlinien zur    satzung der aktuellen Gesetzgebung angepasst. Das
   eigenverantwortlichen Arbeit von Seniorenbeiräten und        Projekt wird vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Ge-
   Handreichungen, welche moderne Beteiligungs-und Ar-          sundheit und Demografie gefördert.                  EL

                                                                                                           spätlese 1 / 2019   13
AUS SENIORENBEIRÄTEN
     UND PROJEKTEN

     Römerberg lud zur Messe für Ältere
     Dass man auch als Neuling eine                                                      „Uns ist es wichtig, dass die Seniorin-
     „Messe für alle, die auch im Alter                                                  nen und Senioren die Firmen ganz in
     mobil, aktiv und fit bleiben möch-                                                  der Nähe kennenlernen, denen sie
     ten“ auf die Beine stellen kann,                                                    vertrauen können“, so Elvira Theurer
     zeigte der Seniorenbeirat Römer-                                                    in der Eröffnungsrede. Die Aussteller
     berg.                                                                               kamen aus Römerberg und der nähe-
                                                                                         ren Umgebung und informierten die
     Vor gut einem Jahr gegründet, organi-
                                                                                         Besucherinnen und Besucher über ein
     sierten der Vorsitzende Gerhard Me-
                                                                                         breites Angebot: von Augenoptik bis
     dian und seine Stellvertreterin Elvira
                                                                                         Treppenlifte, Hörakustik und Pflege-
     Theurer eine Seniorenmesse. „Vielleicht
                                                                                         stützpunkte.
     möchten auch Sie so lange als mög-
     lich in Ihrem Zuhause bleiben. Wie                                                  Überaus froh, dass sich in Römerberg
     das möglich ist, möchten wir Ihnen                                                  nach langem Anlauf ein so rühriger
     anhand dieser Messe zeigen“, konnte                                                 Seniorenbeirat aufgestellt hat, zeigte
     man dem Flyer entnehmen, den die          Elvira Theurer, Johannes Steiniger,       sich Bürgermeister Manfred Scharfen-
     ehrenamtlichen Seniorenbeiratsmitglie-    Manfred Scharfenberger, Ellen Löwer,      berger aus der Verbandsgemeinde Rö-
     der im ganzen Ort verteilt hatten.        Heidelore Deigentasch (von li)            merberg-Dudenhofen.                 EL

     Ältere Menschen aktiv einbinden
     Seniorenbeirat Kirchberg macht’s vor
     Immer wieder lädt der Seniorenbei-                                                  in die sehr gut besuchte Stadthalle ge-
     rat Kirchberg zu Veranstaltungen.                                                   kommen, um gemeinsam bei Kaffee,
     Diese stoßen auch über die Gren-                                                    Kuchen und einem bunten Unterhal-
     zen der Verbandsgemeinde (VG)                                                       tungsprogramm vergnügliche Stun-
     hinaus auf Interesse.                                                               den zu verleben. Der Vorsitzende des
                                                                                         Seniorenbeirates Harald Kaspar be-
     Während einer Sitzung des Senioren-
                                                                                         grüßte alle Seniorinnen und Senioren.
     beirates der VG Kirchberg/Hunsrück
                                                                                         Die gute Resonanz zeige, welchen ho-
     wurde eine Videokonferenz mit dem
                                                                                         hen Stellenwert der Seniorennachmit-
     Seniorenbeirat in Altenkirchen ge-
                                                                                         tag bei den Senioren habe. 2019 wird
     schaltet. Dort war man sehr an der        Auf YouTube kann man ein Video
                                                                                         der Seniorennachmittag am 22. Sep-
     „iPad-Party“, einem Angebot der Kirch-    der Videokonferenz sehen:
                                                                                         tember stattfinden.
     berger, interessiert. Andrea Rohrbach,    https://youtu.be/f8J7OYGu86Y.
     Leiterin des Seniorenbeirates Altenkir-
                                               Ein Fest für die Älteren
     chen, regte die Videokonferenz an. Da-
     bei tauschten sich die Teilnehmerinnen    Jährlich richtet der Seniorenbeirat
     und Teilnehmer über Bild- und Tonver-     auch einen großen Seniorennachmit-
     bindungen miteinander aus, auch wenn      tag in der Stadthalle in Kirchberg aus.
     sie sich an völlig unterschiedlichen      Viele Gäste aus allen Teilen der Ver-
     Orten befanden.                           bandsgemeinde Kirchberg waren 2018

     Senioren auf Reisen mit der Caritas
     Bereits zum 17. Mal führte eine           Die Reise ist ein Angebot des Caritas-    le Voraussetzungen für einen erholsa-
     Gruppenreise Seniorinnen                  verbandes Koblenz in Kooperation mit      men Aufenthalt. „Das Interesse ist un-
     und Senioren aus Koblenz und              dem örtlichen Kurhaus. Eingebettet in     gebrochen“, sagt Caritasmitarbeiterin
     Umgebung ins malerische Bad               die reizvolle Natur am Rande der bay-     Marina Jakobs. „Mittlerweile haben
     Bocklet.                                  erischen Rhön, bot der Kurort optima-                          weiter auf Seite 15

14   spätlese 1/ 2019
AUS SENIORENBEIRÄTEN
                                                                                                          UND PROJEKTEN

wir viele Stammgäste, sodass sich
auch schon feste Freundschaften ent-
wickelt haben.“
An der letztjährigen Reise nahmen
27 Menschen im Alter von 71 bis 89
Jahren teil. Die Reiseleitung vor Ort
übernahm die ehrenamtliche Caritas-
mitarbeiterin Margret Günster. Neben
der Besichtigung von Bad Kissingen
und einem Halbtagsausflug nach Ful-
da mit Dombesichtigung stand auch
eine Schiffstour auf der Saale auf dem
Ausflugsprogramm. Margret Günster
resümierte: „Wir hatten sehr viel Spaß
und genossen die Zeit in einer schö-
nen Gemeinschaft.“ Dieser Meinung
                                             Gruppenfoto im Kurpark: Die Senioren genossen die Reise ins malerische Bad Bocklet.
schlossen sich die Senioren gerne an,
ob 71 oder 89 Jahre jung. Sie freuen
sich jetzt schon auf ein Wiedersehen
                                                Caritasverband Koblenz, Seniorenreisen, Frau Marina Jakobs,
                                                                                                                       INFO
2019 in Bad Bocklet.
                                                Telefon: 02 61/139 06-304, E-Mail: m.jakobs@caritas-koblenz.de
        Marco Wagner, Caritas Koblenz

Kurz und knapp
Der Antrag des Seniorenbeirates Koblenz, sich gegen star-                                Der Deutsche Evangelische Kirchen-
re Altersgrenzen im Ehrenamt und für ein Altersdiskriminie-                              tag findet in diesem Jahr vom 19.–23.
rungsverbot im Grundgesetz auszusprechen, wurde einstim-                                 Juni in Dortmund statt. Er steht unter
mig vom Stadtrat Koblenz angenommen. „Es ist doch völlig           der Losung „Was für ein Vertrauen“ aus dem 2. Buch der
sinnlos, dass jemand, der eben noch mit 69 Jahren ein Ehren-       Könige, Kapitel 18, Vers 19. Die Organisatoren setzen damit
amt übernehmen durfte, von seinem 70. Geburtstag an dafür          bewusst ein Signal gegen das von ihnen wahrgenommene,
als ungeeignet gelten soll“ – mit diesen Worten leitete der        wachsende Misstrauen, beispielsweise gegenüber dem Staat
Vorsitzende des Seniorenbeirates, Prof. Dr. Heinz-Günther          oder Europa. „Gemeinsam müssen wir die Vertrauenskrise
Borck, seine Erläuterungen zum Entschließungsantrag ein.           überwinden. Wir wissen aber, dass Vertrauen nicht befohlen
Nur persönliche Eignung, nicht kalendarisches Alter, solle für     oder angeordnet werden kann. Nur wer bereit ist, anderen
die Übernahme von Ehrenämtern maßgebend sein.              CS      zu vertrauen, kann auch Vertrauen bekommen. Die Losung
                                                                   ist also bestens geeignet, um darüber zu reden, in welcher
                                                                   Welt wir leben wollen und in welcher Welt nicht“, so die
                             Der Caritasverband Westeifel e.V.
                                                                   Organisatoren auf der Seite www.kirchentag.de.           CS
                             gewann mit seinem Projekt „Caritas-
                             haus der Begegnung in Irrel“ beim
Brückenpreis 2018 in der Kategorie „Bürgerschaftliches En-         Seit Sommer 2016 trifft sich jeden Montag Vormittag eine
gagement von Jung und Alt“. Das „Caritashaus der Begeg-            kleine Gruppe von sechs Tänzerinnen und Tänzern im Senio-
nung“ wurde 1997 als Einrichtung der offenen Altenhilfe            renzentrum in Katzenelnbogen zum Rollatortanz. Um allen
konzipiert. Ziel ist, für Frauen und Männer ab 55 Jahren aus der   Teilnehmenden gerecht werden zu können, hat sich der Initi-
Verbandsgemeinde Irrel ein ergänzendes Angebot zu den schon        ator, Dr. Adolf Föhren-
bestehenden Strukturen zu schaffen. Mittlerweile ist das Haus      bach, selbst Choreogra-
Treffpunkt für alle Generationen der Verbandsgemeinde Süd-         fien ausgedacht, die nie-
eifel und darüber hinaus. Neben der Freizeitgestaltung für Jung    manden überfordern Das
und Alt wird dort Beratung, Hilfestellung und Vermittlung zu       Angebot ist sehr beliebt.
den Diensten des Caritasverbandes Westeifel e.V. und der Ko-       Aufgrund der Räumlich-
operationspartner angeboten. „Mit dem Brückenpreis möchte          keiten ist die Teilnehmer-
ich den Engagierten in Rheinland-Pfalz danken und ihre Arbeit      zahl jedoch begrenzt.
öffentlich würdigen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. CS                A. Föhrenbacher

                                                                                                                  spätlese 1 / 2019   15
AUS SENIORENBEIRÄTEN
     UND PROJEKTEN

     Voneinander lernen
                                                                         „Voneinander lernen“, das Motto des Frauennotrufs
                                                                         seit 2001: „Frauensolidarität mit Ruanda – Weiter auf
                                                                         gemeinsamen Wegen“.
                                                                         Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer
                                                                         hat auf ihrer Reise auch eine Partnerorganisation des Frau-
                                                                         ennotrufs Mainz besucht. In der Family Circle Love Lab Or-
                                                                         ganisation (FCLLO) berät und unterstützt die Leiterin Dati-
                                                                         ve Nakabonye 120 Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt
                                                                         haben. Auf dem kleinen Grundstück außerhalb von Huye
                                                                         erhalten die Frauen therapeutische Einzelbehandlung und
                                                                         schließen sich in Selbsthilfegruppen zusammen.
                                                                         Dative Nakabonye erklärt: „Im Mittelpunkt stehen bei uns
                                                                         die Frauen und dass sie lernen, sich wieder selbst zu lieben.“
                                                                         Sowohl Yamara Wessling vom Frauennotruf als auch die
                                                                         Ministerpräsidentin betonten die Gemeinsamkeiten der Si-
                                                                         tuation von Frauen in Deutschland und Ruanda. „Im Kampf
                                                                         gegen sexualisierte Gewalt und für die Stärkung von Frauen
                                                                         können wir viel voneinander lernen,“ so Yamara Wessling.
     V.l.n.r: Vize-Bürgermeisterin des Huye Districts, Yamara Wessling                             Anette Diehl und Yamara Wessling
     (Frauennotruf Mainz), Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dative
     Nakanbonye (FCLLO), Finanzministerin Doris Ahnen                                                                      INFO
     Eine Vertreterin des Frauennotrufs begleitete die Dele-               Frauennotruf Mainz e.V., Kaiserstr. 59-61, 55116 Mainz;
     gation von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Herbst                  Telefon: 0 61 31/22 12 13; www.frauennotruf-mainz.de
     2018 nach Ruanda. Das Motto der Delegationsreise:

     Stiftung „Anerkennung und Hilfe“
     unterstützt Heimkinder
     Die bundesweite Stiftung unter-               ten über ihre Erlebnisse zu sprechen.       Die Anlauf- und Beratungsstellen hel-
     stützt Menschen, die als Kinder               „Aus den Erfahrungen mit dem Hilfe-         fen auch bei der Antragstellung auf
     oder Jugendliche in stationären               system für ehemalige Heimkinder             Unterstützungsleistungen aus der
     Einrichtungen der Behindertenhilfe            wissen wir, wie wichtig gerade dieses       Stiftung. Betroffene, die sich an die
     oder in stationären psychiatrischen           Gesprächsangebot für die betroffenen        Stiftung wenden, erhalten in der Regel
     Einrichtungen Leid und Unrecht er-            Menschen ist. Für nicht wenige ist es       eine einmalige Pauschale in Höhe von
     litten haben.                                 sogar das erste Mal, dass sie mit ihren     9.000 Euro. Opfer, die ohne Bezahlung
                                                   Erlebnissen und Erfahrungen ernst ge-       arbeiten mussten, erhalten zusätzlich
     Das betrifft die Jahre 1949 bis 1975 in
                                                   nommen werden“, erklärte Sozialmi-          bis zu 5.000 Euro für entgangene Ren-
     der Bundesrepublik Deutschland be-
                                                   nisterin Sabine Bätzin-Lichtenthäler.       tenansprüche.                      CS
     ziehungsweise 1949 bis 1990 in der
     Deutschen Demokratischen Republik.
     Bund, Länder und Kirchen haben die
     Stiftung 2017 eingerichtet und finan-                                                                                INFO
     zieren sie gemeinsam. Sie soll bis 2021          Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Anlauf- und Beratungsstelle
     bestehen. Betroffene können sich bis             „Stiftung Anerkennung und Hilfe“, Rheinallee 97–101, 55118 Mainz; Telefon
     Ende 2019 bei Anlaufstellen in den Län-          0 61 31/9 67-544; E-Mail: stiftungauh@lsjv.rlp.de. Bundesweites Infotelefon:
     dern anmelden. Hier haben Betroffe-              08 00/2 21-22 18; E-Mail-Adresse für Gehörlose: info.gehoerlos@bmas.bund.de;
     ne die Möglichkeit, in einer vertrau-            Gebärdentelefon: gebaerdentelefon@sip.bmas.buergerservice-bund.de.
     ensvollen Atmosphäre mit Fachkräf-

16   spätlese 1 / 2019
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