Spätlese - Verletzlichkeit im Alter - Ministerium für Arbeit, Soziales ...
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Senioren-Info Rheinland-Pfalz 25. Jahrgang • 2 | 2018 spätlese Verletzlichkeit im Alter Verletzlichkeit mit Stärke begegnen Der Einsamkeit entgehen Digitalbotschafter Das Alter birgt besondere Potenziale Raus aus dem Schneckenhaus! Digitale Teilhabe ermöglichen
Inhalt Die Beiträge zeigen, auf welche Weise Impressum ................................................... 2 ältere Menschen verletzlich sind: Zu Grußwort der Ministerin ......................... 2 altersbedingten Einschränkungen kom- men Kränkungen oder Geringschätzung Themenschwerpunkt: aufgrund von wahrgenommener Ge- Verletzlichkeit im Alter ............................ 3 brechlichkeit. Opa, – Mensch, ärgere Dich nicht! ...... 4 Den unterschiedlichen Beiträgen ist Mehrgenerationenhaus dennoch eins gemeinsam: Sie alle zei- in Kirchen ausgezeichnet ....................... 4 gen, dass Menschen im Alter nicht nur Zieh‘ Dich nicht in Deine eine besondere Verletzlichkeit haben, vier Wände zurück .................................... 5 die wir alle beachten und mit der wir Ene, meine, muh – wie alt bist Du?..... 6 sorgsam umgehen sollten. Sie haben Wege aus der Einsamkeit ........................ 7 auch besonders große Potenziale. So Leben mit Demenz ................................... 8 wird deutlich, wie wichtig den Men- Aktiv im Alter .............................................. 9 schen im Alter nicht nur die Sorge für Sich der Vergangenheit stellen ........... 10 sich selbst, sondern auch für andere Umgang mit deutscher ist. Auch, dass sie sich mit ihrem Le- Vergangenheit ................................... 10–11 bensweg auseinandersetzen und aus Europa ........................................................ 12 diesen Erfahrungen heraus Verantwor- tung übernehmen. Aus der Arbeit der Landes- Liebe Leserinnen und Leser, seniorenvertretung ............................... 13 Ich wünsche Ihnen viel Freude beim in dieser Ausgabe der Spätlese geht es Lesen dieser Ausgabe der Spätlese. Aus Seniorenbeiräten um ein ganz besonderes, oft auch sehr und Projekten ............................ 14, 15, 16 persönliches Thema: Verletzlichkeit im SeniorTrainerinnen und -Trainer Alter. fördern Inklusion .............................. 15–16 Mit viel Herzblut haben die Redakteu- rinnen und Redakteure sich des The- Sabine Bätzing-Lichtenthäler Berühmt und Bekannt ................... 17, 18 mas angenommen, seine verschiedenen Ministerin für Soziales, Arbeit, Tragischer Held oder Facetten beleuchtet und auch eigene Gesundheit und Demografie unorganisierter Traumtänzer? ............. 17 Erfahrungen einfließen lassen. des Landes Rheinland-Pfalz Vom Weinberg an der Mosel zum Weltkonzern an der Donau ........ 18 Aktuelles ...................................... 19, 20, 21 Impressum Digital-Botschafterinnen und -Botschafter öffnen den Weg in Redaktion: Marlies Becker (MB), Tanja E. Birkenstock (TEB), Gabi Frank-Mantowski (GFM), Ursula Franz-Schneider (FS), Petra v. Gersdorff (PVG), Rüdiger Heins (RH), Arnold Holstein (AH), die digitale Welt ....................................... 19 Dieter Kürschner (DK), Ellen Löwer (EL), Norbert Mentz (NM), Elke Plass-Mackensen (EPM), Gesundheitsministerin Claudia Sabic (CS, verantwortlich), Solveigh Schneider (SO), Wulf Werbelow (WW). Sabine Bätzing-Lichtenthäler betont Herausgeber: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Referat Öffentlich- Bedeutung von „Welt MS Tag“ ........... 20 keitsarbeit – Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, www.msagd.rlp.de. Zehn Jahre Pflegestützpunkte ............. 20 Die Spätlese erscheint dreimal im Jahr und wird kostenlos abgegeben. Nachdruck unter Quellen- Früher war alles besser? ........................ 21 angabe erlaubt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Gedächtnistraining ................................. 21 Redaktion und der Herausgeberin wieder. Für unaufgefordert zugesandte Beiträge und Fotos entsteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Liebenswertes Rheinland-Pfalz Töpferei Struthof in Münchwald ........ 22 Redaktion Spätlese, Landesleitstelle „Gut leben im Alter” im MSAGD, Bauhofstraße 9, 55116 Mainz, Telefon: 0 61 31/16 57 88 und 16 26 85, E-Mail: spaetlese@msagd.rlp.de Rudern wie die Römer ........................... 22 Wallfahrtsort Klausen ............................ 23 Gestaltung: Kreativwerkstatt | Kommunikationsdesign | 61137 Schöneck Druck: DHVS/Druckhaus und Verlagsservice GmbH, 54294 Trier Wichtiges · Interessantes · Nützliches · Verbraucher-Tipps Bildernachweis: Titelbild, S. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10,11, 19, 20, 24: Fotolia; S. 4 MGH; S. 6: Senioren- ........................................................................ 24 büro Speyer; S. 12: Farys-BBE; S. 13: SB „Die Brücke“, Peter Riegel; S. 14 Peter Schulze, Astrid Frisch- Balonier; S. 15: Peter Schulze; S. 16: Caritasverband Koblenz e.V.; S. 17: wikipedia/wikimedia commons; S. 18: Rolf Mantowski; S. 19: Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest; S. 20: DMSG, S. 22: RH, Wiegand Schneider-Heinze, Franz Gschwind; S. 23: Ortsgemeinde Klausen. Rätselauflösung: Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. Unser nächstes Thema 3 /2018: Armut 2 spätlese 2 /2018
Verletzlichkeit im Alter Verletzlichkeit im Alter „Am Wochenende ist meine Mutter umfassendere Ordnung, sei es ein be- gestürzt“, erzählt Ingrid, „wir waren stimmtes Weltbild oder eine Genera- wieder im Krankenhaus. Zum Glück tionenfolge. kam sie mit Prellungen glimpflich Entscheidend ist also, wie man mit der davon.“ Ingrid, selbst 63 Jahre alt besonderen Verletzlichkeit im Alter und noch berufstätig, kümmert umgeht. Ingrids Mutter hat das Glück, sich um ihre über 80-jährige Mutter dass ihre Tochter für sie da ist – und Sieglinde. dazu gehört auch mal ein Ausflug zu „Kümmern“, das heißt den Haushalt einem Gartenfest oder in ein Café. und den Garten in Ordnung zu halten, Elisabeth hingegen hat angefangen zu Einkäufe zu erledigen, der Mutter Ge- schreiben. Außerdem tauscht sie klei- sellschaft zu leisten. Und dabei darauf ne Hilfeleistungen mit ihren Nachba- zu achten, ihr nicht das Gefühl zu geben, rinnen und Nachbarn aus. CS sie zu bevormunden. „Am schlimms- ten stelle ich mir das Gefühl vor, keine Zukunft mehr zu haben“, versetzt sich Buchtipps Ingrid in die Lage ihrer Mutter. Szenenwechsel: Elisabeth ist 92 Jahre „Momentan trainiere ich für den alt. Sie ist fit und sieht 20 Jahre jünger Triathlon. …Erst mal für den aus. „Ich komme nur noch selten aus „Altwerden ist wie auf Hamburger Triathlon, danach dem Haus“, berichtet sie, „ ich muss mich einen Berg steigen. kommt der Ironman auf Hawaii.“ um meinen Mann kümmern.“ Der ist Je höher man kommt, Antwort eines Hochleistungs- sportlers? Nein, eines Schlagan- nur wenig älter als sie und seit einigen desto mehr Kräfte sind fallpatienten im Rollstuhl. Es Jahren an Demenz erkrankt. „Wir hat- verbraucht, aber um so ten immer eine sehr enge Beziehung. handelt sich um Henrik Wentzel, Er war der Dreh- und Angelpunkt in weiter sieht man.“ der mit knapp 56 Jahren einen meinem Leben. Jetzt fehlen mir unsere Schlaganfall mit erheblichen Ingmar Bergman Folgen erlitt, körperlicher sowie Gespräche und Diskussionen, die ge- meinsamen Reisen oder zumindest das (14. Juli 1918 – 30. Juli 2007) persönlichkeitsverändernder Art. Teilen der Erinnerungen an sie.“ Kinder schwedischer Drehbuchautor, Was das alles für die bisher vom hat das Paar nicht, Freunde und Be- Film- und Theaterregisseur Schicksal verwöhnte Bilderbuch- kannte sind verstorben. familie bedeutet, schildert Barba- ra Wentzel zusammen mit der Verletzlichkeit im Alter – dass auch die psychologischen Anfor- Autorin Miriam Collée. Entstan- wie ist das gemeint? derungen wachsen. Denn mit der zu- den ist ein Buch, das alles auf nehmenden körperlichen, kognitiven einmal ist: informativ, kritisch, Wieso unterscheidet sie sich von der und sozialen Verletzlichkeit muss man tragikomisch, ermutigend. Gleich- Verletzlichkeit der Menschen im Allge- umgehen lernen. Daraus entsteht eine zeitig ist es Startschuss für das meinen? Wenn Professor Dr. Andreas besondere emotionale Verletzlichkeit. Wohnprojekt „Haus für Morgen Kruse, Alternsforscher und Direktor des Hinzukommt, dass Älteren die eigene e.V.“ in Hamburg, eine Wohnge- Instituts für Gerontologie an der Rup- Endlichkeit mehr und mehr bewusst meinschaft zum Wohlfühlen für recht-Karls-Universität Heidelberg, von wird, was auch zu Existenzängsten aufgeschlossene Menschen mit Verletzlichkeit im hohen Alter spricht, führen kann. Beeinträchtigung. Käsekuchen dann meint er eine Vielzahl von Symp- tomen. Besondere Stärken im Alter mit Sauerkraut von Barabara Wentzel und Miriam Collée, Zum einen eine erhöhte Empfänglich- Kruse malt dennoch kein düsteres Bild ISBN: 3492058647, 20 Euro. FS keit für Erkrankungen und Funktions- vom Alter. Er stellt der Verletzlichkeit einbußen. Dazu kommt zum anderen im Alter besondere Stärken gegenüber. Andreas Kruse: der Verlust nahestehender Menschen. Dazu gehören zum Beispiel, sich selbst Lebensphase hohes Alter: Das bedeutet dann zusätzlich, dass alte differenziert wahrnehmen zu können, Verletzlichkeit und Reife, Menschen häufig ohne diejenigen aus- der Überblick über einzelne Lebensbe- ISBN 978-3-662-50415-4, kommen müssen, die ihnen im Leben reiche, die Annahme des eigenen Le- 25 Euro. eine Stütze waren. Er meint zudem, bens und seine Einordnung in eine spätlese 2 /2018 3
Verletzlichkeit im Alter siert. Nähe, Zugewandtheit, Interesse für Kinder und Enkel sind gerade in der dritten Lebensphase wichtig. Und hier hat man in aller Regel mehr freie Zeit für das, was wichtig ist. Das „Ge- brauchtwerden“ bietet älteren Men- schen die Chance, voll integriert in der Familie zu bleiben, Sorgen, Nöte und Freuden, aber auch die Lebenserfah- Opa, – Mensch, rung mit den Lieben zu teilen. ärgere dich nicht! Win-win-Situation Auch die jüngere Generation hat dar- Die achtjährige Laura sitzt zusam- Zeit verbringen und gut zuhören. Da aus Vorteile. Die oft berufstätigen Kin- men mit ihrem Opa Klaus am Kü- hört er schon mal, dass ein Mitschü- der wissen ihre Kleinen bei den Groß- chentisch. Egal ob „Fang den Hut“, ler seine Laura in der Pause schubst eltern wohl behütet. Lange Ferienzei- „Malefiz“ oder „Mensch, ärgere dich und ärgert. Opa stärkt seine Enkelin ten in der Schule können überbrückt nicht!“, Opa Klaus hat keine Chance und sagt ihr, sie sei etwas ganz Be- werden. Und Oma und Opa unterstüt- im Spiel. sonderes: „Das darfst du nie verges- zen mit Nachhilfe in Mathematik oder sen!“ Opa möchte etwas trinken. „Ich Fremdsprachen. Schließlich lernen die Die Kleine ist fix und entscheidungs- Enkel die eigenen Wurzeln kennen, hole dir ein Glas Wasser“, sagt Lau- freudig. Sie würfelt und bewegt blitz- wenn sie mit den Großeltern über de- ra. „Du kannst ja nicht mehr so gut schnell die Spielsteine. „Opa, du musst ren frühere Berufswünsche, Träume laufen. Mama hat gesagt, ich soll gut besser aufpassen“, sagt sie freudestrah- und das Leben sprechen. auf dich aufpassen. Hier Opa, und lend, „du hättest mich gerade raus- trinke langsam.“ Im Gegenzug haben Kinder nicht sel- werfen können.“ Integriert in der Familie ten durch ihre Spontaneität ein Ge- Für Opa ist das Ergebnis zweitrangig, spür dafür, helfen zu wollen, insbeson- das sagt er natürlich nicht seiner Laura. Die Szene ließe sich endlos fortsetzen. dere wenn die Großeltern körperliche Er liebt und genießt diese Momente Kinder haben ein Gespür dafür, wenn oder kognitive Einschränkungen offen mit seiner Enkelin – einfach gemeinsam sich jemand wirklich für sie interes- eingestehen können. NM Mehrgenerationenhaus in Kirchen ausgezeichnet 540 Mehrgenerationenhäuser brin- statt verbindet Menschen mit und ohne gen Alt und Jung in ganz Deutschland Fluchtgeschichte über Sprachgrenzen zusammen, bieten Beratung in allen hinweg in der gemeinsamen Arbeit und Lebenslagen und nachbarschaftliche beim Sicherheitstraining, so die Jury, Hilfe. und ganz nebenbei tausche man sich über Regeln und Gepflogenheiten des Fünf dieser Mehrgenerationenhäuser Zusammenlebens in Deutschland aus. hat Bundesfamilienministerin Dr. Fran- ziska Giffey als „DemografieGestalter „DemografieGestalter – Der Mehr- 2018“ ausgezeichnet. Der mit jeweils generationenhauspreis“ wird auch im 2.000 Euro dotierte „Mehrgeneratio- nächsten Jahr verliehen. Ab Herbst nenhauspreis“ wurde in diesem Jahr sind die rund 540 Mehrgenerationen- zum ersten Mal verliehen. häuser wieder aufgerufen, sich mit ih- ren besten Projekten zur Bewältigung In der Kategorie Integrationsarbeit der demografischen Herausforderun- wurde das Mehrgenerationenhaus gen vor Ort zu bewerben. „Gelbe Villa“ Kirchen mit dem Projekt „Fahrradwerkstatt mit Verkehrssicher- Weitere Informationen finden Sie unter heitstraining“ gekürt. Die Fahrradwerk- www.mehrgenerationenhaeuser.de. 4 spätlese 2 /2018
Verletzlichkeit im Alter Zieh Dich nicht in Deine vier Wände zurück Ich wollte der Gesellschaft, der ich so viel verdanke, etwas zurückgeben und auch deshalb mehr ehrenamtlich ar- beiten. Neue Aufgaben halten jung und helfen unserer Gesellschaft So habe ich, zusätzlich zu meinen an- deren Engagements in Vereinen und Institutionen, mit neuem Verständnis für die Not von Flüchtlingen die Be- treuung einer Roma-Familie übernom- men. Und in der Städtepartnerschaft Polch-Vineuil (Frankreich) erlebe ich immer neue Aspekte, die sich beim Kennenlernen fremder Traditionen und Brauchtümer ergeben. Ich habe dabei echte Freunde gefunden, mit denen ich seit Jahren verbunden bin. Uns ist es auch gelungen, viele Jugendliche für die deutsch-französische Freund- schaft zu begeistern und zu gewinnen. Dies ist bei einer zunehmenden Frem- denfeindlichkeit und der nicht mehr so Nachdem ich als angestellter Inge- ders in fremden Ländern, in fremden weltoffenen Haltung vieler Menschen nieur, eingezwängt in einem eng- Kulturen zu arbeiten. Die physischen in Europa wichtiger denn je. maschigen Netz von Hierarchie und und emotionalen Beschränkungen wur- Besonders bereichernd ist meine Mit- Verantwortlichkeiten, mit 68 Jah- den mit den Jahren immer stärker. Da- arbeit in der Redaktion der Spätlese. ren zum Rentner wurde, mochte ich mals war ich dann doch schon fast Diese Mitarbeit führt dazu, übrigens nicht ganz auf meine Arbeit ver- Mitte 70, und jünger bin ich auch nicht wie auch andere Tätigkeiten im ehren- zichten. geworden. Kreuz- und Gelenkschmer- amtlichen Bereich, sich mit Menschen, zen, eine gewisse Kurzatmigkeit und Außerdem wollte ich mich stärker eh- Ansichten, Kulturen und Lebensweisen eine koronare Herzkrankheit zeigten renamtlich engagieren. Ich machte auseinanderzusetzen und diese neu zu mir, dass meiner Belastbarkeit Gren- mich also selbstständig: So konnte ich bewerten. Oft gelangt man zu einer zen gesetzt waren. beruflich entscheiden, welche Projekte neuen Sicht auf das eigene Leben und ich übernehme und mir damit gleich- Aufgewachsen in den 30er- und 40er- zu mehr Verständnis für andere und zeitig den Freiraum für die ehrenamtli- Jahren, ging und geht es unserer Ge- Fremde. Für mich, der mittlerweile che Tätigkeit sichern. Nach wenigen neration, aber auch mir persönlich, mehr hinter sich als vor sich hat, ist die Jahren spürte ich, dass es mehr Zeit er- gesundheitlich im Alter dennoch bes- Tätigkeit mitten in der Gesellschaft forderte, auf dem Stand der Technik zu ser als früheren Generationen. Die eine Bereicherung, die ich nicht mehr bleiben, es anstrengender war, beson- Zukunft war also nach wie vor offen. missen möchte. DK INFO Anlässlich des Internationalen Tages der älteren Menschen schenrechtskonforme Gestaltung der Altenpflege. In seinem am 1. Oktober hat das Deutsche Institut für Menschenrechte Positionspapier „Menschenrechte in Pflegeheimen“ plä- zwei Publikationen zu Menschenrechten in der Pflege heraus- diert das Institut dafür, dass die Rechte der zu Pflegenden gegeben. „Die Menschenrechte in der Pflegepraxis. Her- und die der Pflegekräfte gleichermaßen gestärkt werden ausforderungen und Lösungsansätze in Pflegeheimen“: sollten. Internet: www.institut-fuer-menschenrechte.de, Stich- Diese Analyse enthält Empfehlungen an die Politik und Ak- wort Publikationen. Die Publikationen sind ausschließlich als teure in der Pflege sowie gute Praxisbeispiele für die men- Download erhältlich. spätlese 2 /2018 5
Verletzlichkeit im Alter Ene, mene, muh – wie alt bist Du? Ganz egal, wie alt Du bist, raus bist Du noch lange nicht! gerade für die ältere Generation ge- schaffen werden muss. Heutzutage ist ein Strickkreis für Frauen über 60 Jah- ren nett, aber nicht mehr zeitgemäß: Frauen über 60 Jahre fühlen sich nicht alt. Das Gleiche gilt für die Generation Ü80. Diese Generation ist agiler und er- wartet mehr als Volksliedabende und Stammtische. Aber was interessiert Menschen, die schon lange nicht mehr im Arbeitsleben stehen? Sie wollen auf keinen Fall im Abseits stehen. Einsam- keit ist gerade bei Hochaltrigen ein wichtiges Thema. Altersangaben finden sich überall: Treppensteigen, an dessen Ende eine Hier ist die Generation selbst gefragt. Schulpflicht ab sechs Jahren, Alko- Toilette in ungeahnter Tiefe steht. Raus Keiner weiß so gut wie sie, was ge- hol ab 16 Jahren, Kinofilme und Au- aus dem Café wartet an der Ampel die wünscht wird und was möglich ist. tofahren ab 18 Jahren. In den letz- nächste Herausforderung. In unserer Ein Ansprechpartner kann der Senio- ten Jahren modern geworden sind schnelllebigen Zeit ist auch die Am- renbeirat oder das Seniorenbüro vor Ü30-Partys. pelschaltung auf Sprintläufer einge- Ort sein. Neben Veranstaltungen und stellt und nicht auf ältere Fußgänger. Kursen bietet das Büro auch Unter- Die Ü30-Generation ist demnach schon stützung bei Alltagsfragen und kann Das sind veränderbare Kleinigkeiten die Generation der älteren Menschen? an soziale Einrichtungen vermitteln. Es des Alltags, die aber vielleicht manch Und was machen die 80-Jährigen? unterstützt auch den Wunsch, so lan- Älteren ängstigen und einschränken. Natürlich kann jeder in ein Café um ge wie möglich in seiner eigenen Woh- die Ecke gehen. Spätestens beim Weg Viele Städte und Kommunen haben nung und seinem gewohnten Umfeld zu den Sanitäranlagen beginnt das mittlerweile erkannt, dass ein Angebot zu bleiben. TEB INFO Drei „bewegende“ Angebote des Seniorenbüros Speyer zeigen, wie auch Hochaltrige teilhaben können. Die Zeit- schrift „aktiv dabei“ des Seniorenbüros interviewt in jeder Ausgabe eine Person über 90 Jahre. Dabei erfahren die Leser überraschende persönliche Erlebnisse mitten aus dem Le- ben. Diese Aussagen machen sensibel für Menschen, die mit Beeinträchtigungen zu leben haben, und für deren Möglich- keiten, damit umzugehen. Mehr als 100 ältere Menschen kommen alljährlich zu der Veranstaltung „Wir sind dabei – 90 plus“, die das Senio- renbüro zusammen mit Schulklassen durchführt. Die Schü- ler kümmern sich um Organisation, Bewirtung und bereiten statt. Patientinnen und Patienten, Angehörige und Pflegen- Tischgespräche vor. Auch die Seniorinnen und Senioren be- de schätzen diese liebevoll gestaltete Initiative. teiligen sich mit vorgetragenen, mehrstrophigen Gedichten oder Gesang. Hochwertige Konzerte am Nachmittag – das Weitere Infos unter www.speyer.de, Stichworte „Leben sind Kulturangebote mit jungen Künstlern, die älteren Mit- in Speyer“, „Senioren“ und „Demografische Entwicklung“. bürgern tagsüber eine bessere Teilhabe ermöglicht. Zu- Seniorenbüro, Maulbronner Hof 1a, 67346 Speyer, sätzlich finden die Konzerte auch auf der Palliativstation Telefon 0 62 32 /14 26 61. NM 6 spätlese 2 /2018
Verletzlichkeit im Alter Wege aus der Einsamkeit Der Postbote klingelt bei mir, da die Frau aus dem Nachbarhaus nicht öffnet. Er bittet mich, das an sie adressierte Päckchen entgegen- zunehmen. Frau Marthaler ? – kenne ich nicht. Ich will aber so schnell wie möglich versuchen, ihr das Päck- chen vorbeizubringen. Nach Läuten, Klopfen und langem Warten öffnet sie mir die Tür. Sie will nicht, dass ich gleich wieder gehe, sondern bittet mich, einzutreten und am Wohnzimmertisch Platz zu nehmen. Lächelnd dreht sie das Päck- ne, Frau Marthaler aber nie bewusst Senioren, die gar keinen Kontakt mehr chen in ihren Händen: „Von meiner wahrgenommen habe. zur Umwelt haben. Wohlfahrtsvebän- Enkeltochter aus München. Sie hat de und Kirchengemeinden, kommuna- meinen 85. Geburtstag nicht verges- Besuch? Einmal im Monat le Seniorenbüros und Mehrgeneratio- sen.“ Sie setzt sich mir gegenüber und „Einsamkeit“ ist schon seit längerer nenhäuser sehen eine ihrer Aufgaben beginnt zu erzählen. Dabei werden ihre Zeit Thema vieler wissenschaftlicher darin, den Menschen in der Stadt wie Augen feucht und dann laufen ihr un- Studien. Sie zeigen, dass in ihr die Ur- auf dem Land durch ein vielfältiges entwegt die Tränen über die Wangen. sache für viele schwerwiegende Er- Angebot aus ihrer Einsamkeit zu hel- Sie lebt seit ihrer Eheschließung in die- krankungen liegen kann. In Großbri- fen, zum Beispiel durch die ehrenamt- ser Kleinstadt in der Pfalz, also seit tannien wurde zu Beginn des Jahres lichen Besuchsdienste. über 60 Jahren. Eine langfristige Bezie- 2018 sogar ein Ministerium geschaf- hung war gelungen und gemeinsame Frau Marthaler trocknet ihre Tränen und fen, das „gegen Einsamkeit als traurige Höhen und Tiefen wurden durchge- entschuldigt sich für ihren Gefühlsaus- Realität des modernen Lebens“ Abhilfe standen, der Krieg und die Nachkriegs- bruch. Ich bleibe noch eine Weile bei schaffen soll. zeit, die gemeinsame Verantwortung ihr sitzen. Bei der Verabschiedung frage für die Kinder. Jede gemeisterte Krise Circa zwei Millionen Menschen über ich, ob sie mich zu einem „Konzert am hat das Zusammenwachsen gestärkt, 80 Jahre leben in Deutschland allein. Nachmittag“, welches vom Senioren- den Respekt voreinander reifen lassen Laut des Deutschen Zentrums für Al- büro unserer Stadt angeboten wird, und die Liebe vertieft. tersfragen (DZA) hat jeder vierte alte begleiten möchte. Sie wirkt zögerlich, Mensch nur noch einmal im Monat nickt jedoch. „Kein Weg aus der Ein- Wenn der Partner stirbt Besuch von Freunden und Bekannten. samkeit“, denke ich „sondern zunächst Und heute? Der geliebte und vertraute Dazu kommt eine nicht zu unterschät- ein kleiner Pfad.“ Und freue mich, das Partner ist nicht mehr da. Es gibt zende Dunkelziffer von Seniorinnen und Konzert mit ihr genießen zu dürfen. SO niemanden mehr, der einen gut kennt, der einen versteht, der tröstet, verzeiht und diskutiert über die vielen Fragen, INFO die sich in dieser schnelllebigen Welt Sehr alte Menschen, die noch keiner Pflege bedürfen, erfahren auftun. Die Kinder sind mit ihrem ei- durch die seit Juli 2015 bis Dezember 2018 zunächst als Mo- genen Leben beschäftigt. Man hat sie dellprojekt laufende „Gemeindeschwester plus “ vorbeu- ja auch zur Selbstständigkeit und Un- gende und gesundheitserhaltende Unterstützung. Die durch- abhängigkeit erzogen. Aber es tut doch weg positiven Rückmeldungen aus den neun ausgewählten sehr weh, wenn die Besuche weniger Regionen in RLP und das Ergebnis einer wissenschaftlichen werden und die Telefonanrufe in immer Untersuchung zeigen, dass dieses Projekt auch als Hilfe ge- größeren Zeitabständen immer kürzer gen Vereinsamung erlebt wird. Durch die Vernetzung der in der Gemeinde vor- und unter Zeitdruck erfolgen. Sie be- handenen Angebote, wie beispielsweise Seniorennachmittage, gut erreichbare endet ihre Erzählung mit dem Satz: Mittagstische und Hausnotruf, werden hochbetagte Menschen unterstützt, „Diese Einsamkeit. Sie ist unerträglich.“ Kontakte aufzunehmen und zu pflegen. Sozialministerin Bätzing-Lichtenthäler Beschämt stelle ich fest, dass ich nun sicherte zu, dass das Land sein Engagement in diesem Bereich fortsetzen wird. SO seit fünf Jahren im Nachbarhaus woh- spätlese 2 /2018 7
Verletzlichkeit im Alter „Da war doch noch was?“– Leben mit Demenz „Wo habe ich denn meine Brille ausforderung für die Beteiligten dar. Beispiel Hirnverletzungen. Aktuell le- hingelegt?“ Das ist eine Frage, die Demenziell erkrankte Menschen möch- ben in Deutschland etwa 1,5 Millionen wir uns schon alle einmal gestellt ten in ihrer Wahrnehmung ernst ge- Menschen mit Demenz. haben. Diese „Alltagsvergesslich- nommen werden. Ihre Verletzlichkeit Was tun? keit“ ist nicht ungewöhnlich, da resultiert aus dem Vergessen der eige- unser Gehirn ständig mit Informa- nen Biografie. Damit einhergehend ist Das soziale Umfeld muss lernen, die tionen überflutet wird. der zunehmend schwindende Kontakt neue Lebenswelt der Betroffenen zu zum sozialen Umfeld. akzeptieren und sie in den Alltag zu Kritisch wird es, wenn die Vergesslich- integrieren. Auch wenn Ereignisse, die keit Auswirkungen auf das „normale“ Was ist Demenz? erzählt werden, noch so verwirrend Leben hat. Jemand findet den Nach- Demenz ist eine der häufigsten Ge- sind, für Menschen mit Demenz ist das hauseweg nicht mehr oder die eigenen sundheitsrisiken, die sich mit zuneh- Realität. Emotionale Nähe erzeugt Kinder und die Partnerin oder der Part- mendem Alter einstellen. Der größte Vertrauen, Berührungen sind wichtig. ner werden nicht erkannt. „Seitdem Auslöser von Demenz ist die Alzheimer- Wichtig sind auch immer wiederkeh- mein Arzt bei mir Demenz diagnosti- Krankheit. Man unterscheidet zwischen rende Rituale, die in die Tagesstruktur ziert hat, ist mein Leben aus den Fu- primärer und sekundärer Demenz. Bei Sicherheit bringen. Gemeinsames Sin- gen geraten, ich fühle mich so verlas- der primären Demenz degenerieren die gen von bekannten Liedern oder das sen“, sagt Anna L.. Ihre Demenzerkran- Nervenzellen des Gehirns. Die sekun- Zubereiten von Mahlzeiten sind abruf- kung ist erst im Anfangsstadium, sie dären Demenzen finden ihre Ursachen bare Rituale, die an der Gemeinschaft versucht, ihr Leben neu zu organisie- bei organischen Erkrankungen wie zum teilhaben lassen. RH ren: „Ich möchte so lange wie möglich die Kontrolle über mein Leben behal- ten!“ So wie bei Anna L. stellen die Auswirkungen von Demenz eine Her- Buchtipp Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. „Weil man als Kind seine Eltern für stark hält […], sieht Rheinland-Pfalz setzt sich bereits man ihnen die allmählich sichtbar werdenden seit 2003 für die Anliegen von Schwächen sehr viel schwerer nach als anderen Menschen mit Demenz ein und Menschen.“ So der Sohn im autobiografischen Ro- trägt mit vielen Maßnahmen und man von Arno Geiger. Aber allmählich tritt er ein in Projekten zur Weiterentwicklung das „Exil“ des an Alzheimer erkrankten Vaters und einer flächendeckenden guten erkennt staunend, dass „der alte König“ trotz seiner Demenzversorgung bei. Alle Infos Unzulänglichkeiten Phasen großer Zufriedenheit unter www.demenzstrategie.rlp.de durchlebt. Trost für den Sohn und für uns, die wir und www.menschen-pflegen.de. das Buch lesen. ISBN: 978-3446236349, 20 Euro. FS 8 spätlese 2 /2018
Verletzlichkeit im Alter Aktiv im Alter – neue Herausforderungen bieten neue Chancen „Das Menschenleben ist eine stän- zeitstag – hält ihr Figurentheater jung. ist ein Studium möglich. Wer gern stu- dige Schule“, meinte der Schrift- Infiziert damit als Jugendliche, wei- dieren möchte, kann sich auch als steller Gottfried Keller. Genau wie tergepflegt im pädagogischen Beruf Gasthörer an vielen Universitäten ein- in der Schule kann man sich zu- und jetzt in der Rente bleibt die Faszi- schreiben. Dieser Status erlaubt es, in rücklehnen und nichts tun oder nation. die verschiedenen wissenschaftlichen Ideen entwickeln und versuchen, Fachgebiete hineinzuschnuppern und Knobeln ist das Hobby von Walter sie umzusetzen. auszuloten, was einem persönlich liegt Rupp aus Flomersheim. Er entwirft und interessiert – ganz ohne Druck Nach neuesten Studien kann der Kreuzworträtsel auf Pfälzisch. Elfriede und Leistungszwang. Um einen akade- Mensch bis zu 140 Jahren alt werden. Brücker aus Freinsheim ist Jungauto- mischen Titel zu erwerben, ist ein re- Hundertjährige gibt es mehr als je rin mit 79 Jahren. Ihr erstes Buch be- guläres Studium notwendig. Die ent- zuvor, Senioren sind fitter als in frühe- steht aus Mundartgedichten. „Dialekt“, sprechenden schulischen Vorausset- ren Generationen. Der technische und meint sie, „stiftet Identität, schafft zungen muss man nachweisen. wissenschaftliche Fortschritt bietet Ent- Vertrauen und bietet Gestaltungsfrei- wicklungsmöglichkeiten für Körper und heit.“ Bei bildenden Künstlern spricht In Rheinland-Pfalz werden in Kaisers- Geist auch im hohen Alter ab 80 oder man vom Alterswerk. Schauspieler rei- lautern, Koblenz-Landau, Mainz und Trier 90 Jahren. fen vom jugendlichen Liebhaber zum Gasthörerstudien angeboten. In Trier Charakterdarsteller, zum Beispiel Ma- sind Ägyptologie/Altorientalistik/Kop- Rente und Schluss war gestern tologie, die Erforschung der Hochkul- rio Adorf, ein Rheinland-Pfälzer. Mit 70 Jahren noch Marathon laufen, turen des Alten Ägyptens in sprachli- Studium im Alter cher, kultureller und archäologischer noch im Beruf arbeiten oder ehrenamt- lich tätig werden im Sport-, Sozial- Hirn braucht Arbeit, sagen sich immer Hinsicht, sowie Japanologie, die Erfor- oder Kulturbereich, das alles ist keine mehr ältere Menschen, die neugierig schung und Lehre der Sprache, Ge- Seltenheit mehr. Das Ehepaar Kliewer – und wissenshungrig geblieben sind. schichte und Kultur Japans, sehr be- kürzlich feierten sie ihren 60. Hoch- Selbst in sehr fortgeschrittenem Alter liebte Vorlesungen. EPM INFO Kaiserslautern, Studierenden-Service-Center, Gottlieb-Daimler-Straße, Gebäude 47, Erdgeschoss 67, Telefon 06 31/2 05 52 52, www.uni-kl.de/studium/studienangebot/gasthoererschaft/; Koblenz-Landau, Studierendensekretariat Koblenz, Telefon 0 61 31/37 46 00, E-Mail: studko@uni-koblenzlandau.de, www.uni-koblenz-landau.de/ unter den Stichpunkten Studienangebot, Bewerbungsverfahren und Gasthörer; Mainz, Studieren 50plus Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW), Telefon 0 61 31/39-2 21 33, www. zww.uni-mainz.de/; Trier, Seniorenstudium der Uni Trier, Servicebüro Seniorenstudium, Universitätsring 15, 54286 Trier, Frau Sabine Krein, Telefon 06 51/2 01-32 49, www.uni-trier.de/index.php?id=32056. Die Seite www.senioren-studium.de/ bietet zusätz- liche und weiterführende Informationen und Artikel. EPM spätlese 2 /2018 9
Verletzlichkeit im Alter Sich der Die Generation der Kriegskinder, die in den 30er- Vergangenheit stellen und 40er-Jahren geboren wurden, wurde immer wieder konfrontiert mit dem Erbe der Nazizeit. Da- mit umzugehen, in der Familie, der Gesellschaft und auch bei Begegnungen über nationale Grenzen hinaus, ist eine Herausforderung. Die Frage nach Schuld und Verantwortung macht ver- letzlich – und fordert gleichzeitig Stärke. Sich diesem Erbe zu stellen, dafür haben die Menschen verschie- dene Wege gefunden. So setzen sich die einen durch eigene Forschungen und Recherchen mit der Ge- schichte auseinander. Andere wählen den literari- schen Weg. Als Beispiel seien hier zwei Bücher vorge- stellt, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Verstrickungen der eigenen Familie in der Nazizeit beschäftigen. Wieder andere übernehmen Verant- wortung, indem sie durch ihr Engagement versuchen, etwas wiedergutzumachen. Ein Beispiel dafür lesen Sie unten. CS Umgang mit deutscher Vergangenheit Deutschlands besondere Verantwortung für die Roma Ich war etwa vier bis fünf Jahre Diskriminierung in Deutschland 2016, zur Zeit als im Bundestag die alt und sah, als ich die ersten und Europa Armenienresolution beschlossen wur- Ausflüge in die nähere Umgebung de, begann ich, Freundinnen und Achtzig Jahre später lernte ich wieder meines Elternhauses machte, am Freunde, Bekannte, Politikerinnen und eine Roma-Familie kennen, die in ihrer Waldrand einen grün gestrichenen Politiker in Kreis, Bund und Land auf Heimat im Kosovo verfolgt, diskrimi- Wagen. Sein Dach bestand aus das Schicksal der Roma und „mei- niert, von der Polizei schikaniert und einer grünen Plane. Aus dem ner“ Roma-Familie hinzuweisen. Die geschlagen wurde, bevor sie nach hinteren Teil des Wagens ragte von mir betreute Familie hat nur ein Deutschland geflohen ist. Die Familie ein rostbraunes Rohr in die Höhe, Bleiberecht, das alle vier Wochen von ist seit Jahren in Deutschland. Alle fünf aus dem weißer Rauch empor- der Ausländerbehörde genehmigt wer- Kinder und die Eltern sprechen gut stieg. Hinter dem Wagen weidete den muss. Die drohende Abschiebung deutsch. Drei von fünf Kindern sind in ein struppiges, kleines Pferd. lähmt alle Pläne für die Zukunft. Jeden Deutschland geboren, und alle sind Monat zittert die Familie vor Angst, Beim langsamen, vorsichtigen Näher- hier in die Schule gegangen oder ge- abgeschoben zu werden. kommen sah ich ein kleines Mädchen hen noch. Seit 2015 betreue ich diese mit schwarzen Haaren auf einer schma- Familie. Ich wusste, dass auch in len Leiter sitzen, die ins Innere des Deutschland die „Zigeuner“ diskrimi- Wagens führte. Das Mädchen schaute niert wurden. In meinem Gymnasium mich an, ich schaute sie an, stumm, wurde über die Lage der Roma und minutenlang. Dann ging das Mädchen Sinti nicht gesprochen. Erst später er- hinter den grünen Wagen, kam mit ei- fuhr ich, dass die Sinti und Roma in nem kleinen Igel wieder zurück und leg- Deutschland von den Nazischergen ver- te den winzigen, warmen, stacheligen folgt, gefoltert, vergast und vernichtet Igel in meine Hände. Plötzlich nahm sie wurden, ebenso wie die Juden. Die den kleinen Igel wieder an sich und Eine von vielen Tragödien Roma unterlagen den mörderischen hüpfte die Leiter hinauf und ver- Nürnberger Gesetzen, sie sollten als Bei meinen Recherchen stieß ich auf schwand im Inneren des Wagens. Seit- Volk aus rassehygienischen Gründen das Schicksal des Rom Anton Rein- her habe ich oft an sie gedacht. ausgemerzt werden wie die Juden. hardt, der 1943 sterilisiert werden 10 spätlese 2 /2018
Verletzlichkeit im Alter sollte. Nachdem ihm zunächst die Flucht in die Schweiz gelungen war, wurde er an die Nazis ausgeliefert. Nochmals gelang ihm eine Flucht, er wurde aber am Karfreitag gefangen genommen und von einem SS-Stand- gericht zum Tode verurteilt. Der noch nicht 18-Jährige musste sein Grab selbst schaufeln und wurde dann er- schossen. Seine beiden Mörder wur- den 1959 zu Haftstrafen auf Bewäh- rung verurteilt, beide saßen keinen Tag im Gefängnis. Wir Kinder und Enkel des Naziverbre- cherstaates sind nicht schuldig, aber für die Sicherheit der Roma und Sinti verantwortlich. Deshalb sollten wir die Sinti und Roma in unserer Mitte auf- nehmen und schützen und sie nicht abschieben. DK Buchtipps Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders. sich ein und provozieren Fragen: „Wie sah „Erhoben werden – Lachen, Jubel, eine un- der Bruder sich selbst? Welche Empfindun- bändige Freude“, mit dieser Erinnerung be- gen hatte er? Erkannte er etwas wie Täter- ginnt die autobiografische Erzählung von schaft, Schuldigwerden, Unrecht?“ Es sieht Uwe Timm. Es ist das Kriegsjahr 1943, Timm so aus, als leiste Uwe Timm stellvertretend ist drei Jahre alt und sein 16 Jahre älterer Trauerarbeit. Seine Familie, besonders sein Bruder auf Heimaturlaub. Wenige Monate Vater, typisch für die durch die Niederlage später ist er tot. Nach 60 Jahren nähert gedemütigte Generation, verdrängte die sich Uwe Timm diesem Bruder, der sich, Schuldfrage, sprach von „Befehlsnotstand“. kränkelnd, aber „tapfer“, wie sein Vater ur- Uwe Timm reflektiert, analysiert, aber ver- teilte, freiwillig zur SS-Totenkopfdivision urteilt nicht. Es ist – so der Titel eines Ro- meldete. Er war gerade mal 19 Jahre alt. Auf mans von Peter Härtling – eher „nachge- der Grundlage von Briefen und Tagebuch- tragene Liebe“ zu seiner Familie und der einträgen versucht der kleine Bruder den unerfüllbare Wunsch, sein Bruder hätte die Möglichkeit der Selbst- großen zu verstehen. „Brückenkopf über den konfrontation gehabt, der Aussöhnung mit der Vergangenheit. Im Donez. 75 m raucht Iwan Zigaretten, ein Jahre 2003 veröffentlicht, ist dieses Buch immer noch absolut lesens- Fressen für mein MG.“ Diese Worte brennen wert. ISBN: 978-3462033205, 16,90 Euro FS „Die Menschheit kommt mir vor wie ein nen, die sich mal streiten und dann wieder Kind, das einen Turm baut, immer höher, zusammenraufen nach dem Motto „Wir sind immer größer, aber zwischendurch verspürt doch Schwestern“: starke Frauen, berufstä- es unbändige Lust, alles zu zerstören.“ So tig, selbstbewusst, dabei sehr katholisch und Adeles Kommentar zu ihrem wechselvollen politisch konservativ. Der Autorin merkt Leben von der Kaiserzeit bis zur Jahrtau- man die Bewunderung für ihre Großtanten sendwende. Die Fernsehmoderatorin Anne an, die an den seelischen Verletzungen und Gesthuysen porträtiert im Gewand eines Zumutungen des Lebens nicht zerbrochen Familienromans ihre drei Großtanten und sind. Anna Gesthuysen ist ein interessan- lädt die Leserschaft an die Festtafel von ter und humorvoller Roman gelungen mit Adele, die ihren 100. Geburtstag feiert. In hohem Identifikationspotenzial für die weib- zahlreichen Rückblenden lernen wir Adele liche Leserschaft. Anne Gesthuysen: Wir und ihre beiden jüngeren Schwestern ken- sind doch Schwestern. ISBN: 978-3-462-04465-2, 19,99 Euro. FS spätlese 2 /2018 11
Europa Ein europäischer Moment Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey, und Brigitta Wortmann, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), haben die Engagement-Bot- schafterin und die Engagement- Botschafter 2018 ernannt. Katja Sinko von „The European Mo- ment“ und weitere Ernannte stehen stellvertretend für die Millionen von Ehrenamtlichen und Freiwilligen, die mit ihrem Einsatz in Initiativen, Pro- jekten und Vereinen unsere Gesell- schaft lebenswerter machen. Katja Sinko ist Europa-Aktivistin und Initiatorin der Kampagne „The Euro- pean Moment“. Schockiert vom Er- starken anti-europäischer Bewegun- gen und den rechtspopulistischen und Von links nach rechts: Jan Duensing, Brigitta Wortmann, Dr. Franziska Giffey, Katja Sinko, fremdenfeindlichen Entwicklungen der Klaus Hirrich und Johannes Müller letzten Jahre rief sie gemeinsam mit anderen jungen Engagierten die pro- sche Werte und gegen rechtspopulis- sen dem destruktiven Zorn populisti- europäische Kampagne ins Leben. Mit tische Hetze einzusetzen. Mit ihrem scher Gruppierungen entgegenzustel- dem „March for Europe“ im Frühjahr politischen Engagement möchte Katja len. „Sorry, wir sind spät dran, aber 2017 und der Unterschriftenkampag- Sinko auch andere Menschen öffent- jetzt wird Europa gerettet“, sagt die ne „Mach es europäisch“ mobilisierte lichkeits- und medienwirksam dazu mo- Engagement-Botschafterin. Mehr zu „The European Moment“ Tausende Men- tivieren, gemeinsam ihre Stimmen für „The European Moment“ unter http:// schen, sich gemeinsam für europäi- Europa zu erheben und sich entschlos- theeuropeanmoment.eu. CS INFO „Ein gutes Leben im Alter – weltweit!“ – so den. Ferner über Selbstbestimmung per Ge- heißt ein neues Themenheft der Bundesar- setz in Irland und Bürgerteams für Ältere im beitsgemeinschaft der Senioren-Organisa- Projekt Monalisa in Frankreich. tionen e.V. (BAGSO). Es stellt innovative Projekte der Seniorenarbeit rund um den Printexemplare (Einzelexemplare und größe- Globus vor und gibt Impulse für die interna- re Mengen) können bei der BAGSO bestellt tionale Seniorenpolitik. Beispielsweise er- werden unter bestellungen@bagso.de, Tele- fährt man mehr über seniorenfreundliche fon 02 28/2 49 99 30. Herunterladen kann Gemeinden in der Euro-Region Maas-Rhein man das Heft auf der Seite www.bagso.de, in Belgien, Deutschland und den Niederlan- Stichwort Publikationen. CS Ein Zusammenschluss meh- Luxemburg studieren und in Saarbrücken Veranstaltun- rerer Universitäten ist die gen besuchen, in Lüttich forschen und in Kaiserslautern Universität der Großre- an einem Projekt arbeiten. Die Universität der Großregion gion. Bestehend aus den wurde 2008 durch ein Projekt der EU gefördert, das bis Universitäten in Trier, Kai- 2013 lief. Seitdem besteht sie in Form eines grenzüber- serslautern, Saarbrücken, Lothringen, Luxemburg und schreitenden Universitätsverbunds mit eigener Rechts- Lüttich bietet der einzigartige Verbund vielfältige Mög- form. Die zentrale Geschäftsstelle befindet sich in Saar- lichkeiten für Studierende. Sie können beispielsweise in brücken, Villa Europa, Kohlweg 7, www.uni-gr.eu. CS 12 spätlese 2 /2018
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN Eindrücke vom Deutschen Seniorentag Die Idee zur gemeinsamen Fahrt ging von der Seniorenhilfe Altenkirchen aus und wurde gerne aufgenommen. Schlussendlich machte sich eine Grup- pe von 34 Teilnehmerinnen und Teil- nehmern auf den Weg ins Ruhrgebiet. Neben Mitgliedern der Seniorenbeiräte und Nachbarschaftshilfen, der Land- frauen, des Mehrgenerationenhauses „Mittendrin“ in Altenkirchen sowie der Kirchengemeinden waren auch mit- fahrende Seniorensicherheitsberaterin- nen und -berater mit dem Angebot Der zwölfte Deutsche Seniorentag Fahrt, 30 Seniorinnen und Senioren des Seniorentages mehr als zufrieden. fand im Mai 2018 in Dortmund waren der Einladung gefolgt. Sie infor- Zufrieden war auch das Team der Re- statt. Viele Menschen aus Rhein- mierten sich auf der Messe mit über daktion Spätlese. Denn fünf Redakteu- land-Pfalz besuchten die Metro- 200 Ausstellerinnen und Ausstellern rinnen und Redakteure nutzten den pole im Ruhrgebiet, um sich zu und den angebotenen Veranstaltungen Seniorentag, um sich über Neuigkeiten informieren und zu vernetzen. zu den Themen Gesundheit und Pfle- im Bereich der Seniorenarbeit zu infor- ge, Bildung und soziales Engagement. „Ältere bilden das Rückgrat der Ehren- mieren. Die Eindrücke waren positiv Höhepunkt der Veranstaltung war für amtlichen“, so Bundespräsident Frank- und werden sicherlich in vielen Berich- sie die festliche Eröffnung mit dem Bun- Walter Steinmeier in seiner Rede, mit ten aufgegriffen werden. Der Deut- despräsidenten. der er den Deutschen Seniorentag er- sche Seniorentag wird von der Bun- öffnete. Dabei war auch das Senioren- Auch der Kreisseniorenbeirat des Land- desarbeitsgemeinschaft der Senioren- büro „Die Brücke“ des Rhein-Lahn-Krei- kreises Altenkirchen organisierte einen Organisationen (BAGSO) ausgerichtet. ses. Das Seniorenbüro organisierte die Besuch des Deutschen Seniorentags. CS Seniorenbeirat Stadt Pirmasens wählte komplett weiblichen Vorstand Der für drei Jahre gewählte gschäfts- Wertvolle Arbeit für die Stadt Die Delegierten für die Landesvertre- führende Vorstand des Seniorenbei- tung sind Dietmar Brose und Heini Zwick lobte die gute soziale Vernet- rates der Stadt Pirmasens gab be- Ehrlich, stellvertretend Elfriede Baas zung des Beirates und führte anhand reits im Vorfeld der Wahlen bekannt, und Lothar Sandoz. M.-L. Hehner einer Zusammenstellung noch einmal dass alle bisher handelnden Perso- detailliert die Aktivitäten des „Senio- nen für eine erneute Kandidatur nicht renbeirat der Stadt Pirmasens“ vor Au- mehr zur Verfügung stehen. gen. Insgesamt sprach Zwick von gro- Als zuständiger Dezernent bedankte ßen Bewegungen und Ideenreichtum. sich Bürgermeister Markus Zwick bei Unter der Leitung von Bürgermeister dem scheidenden Vorsitzenden Horst Zwick, dem Leiter des Seniorenbüros Resch, seinem Stellvertreter Dietmar Peter Riegel sowie dem dortigen Mit- Brose, der zweiten stellvertretenden arbeiter Walter Schwarz brachte die Vorsitzenden Roswitha Schmenger so- Vorstandswahl des neuen Seniorenbei- Neben Bürgermeister Markus Zwick (links) wie der Schriftführerin Renate Raidt rats folgendes Ergebnis: Geschäftsfüh- werden sich die nächsten drei Jahre (wei- und deren Stellvertreterin Elfriede Baas render Vorstand, Vorsitzende: Renate ter von links) Renate Vogl, Elfriede Baas, für die geleistete wertvolle Arbeit. Vogl, erste Stellvertreterin: Elvira Sche- Elvira Scherer, Inge Kratz, Lothar Sandoz, Aufgabe des Seniorenbeirates ist die rer, zweite Stellvertreterin: Elfriede Baas, Maria-Luise Hehner, Heini Ehrlich und Vertretung der älteren Menschen in Schriftführerin: Maria-Luise Hehner, stell- Dietmar Brose für die Rechte der Senio- allen für sie relevanten Anliegen. vertretende Schriftführerin: Inge Kratz. rinnen und Senioren einsetzen. spätlese 2 /2018 13
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN SeniorTrainerinnen und -Trainer fördern Inklusion Das Mehrgenerationenhaus (MGH) „Mittendrin“ in Alten- kirchen signalisiert schon durch seinen Namen: Mitten- drin für alle Menschen, und das heißt vor allem auch mitten- drin für Menschen mit Behin- derungen. „Jeder Mensch gehört dazu“, sagt Silke Seyler, die Koordinatorin des MGH. Ganz besonders wichtig ist ihr die Ar- beit der inklusiven Freiwilligenagentur Im Reperaturcafé in Altenkirchen des Diakonischen Werkes in Altenkir- Kurz und knapp Die Bundesarbeitsgemeinschaft Fa- milienerholung hat im Programm „In jedem Alter: Häusliches Wohnen stär- ken, pflegende Angehörige entlasten“ eine vom Bundesministerium für Fa- milie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Broschüre „Urlaub mit der Familie – Familienerholung für Menschen mit Handicap, Pflegebe- dürftige und Angehörige mit Pflegeverantwortung“ ver- öffentlicht. In Familienferienstätten gibt es seit Jahren An- Als „Ü80-Kurier“ ist Walter Kopf mit seinem Fahrrad in gebote, in denen die Bedürfnisse von Menschen mit Be- Westhofen unterwegs. Er erledigt Einkäufe für alte, hilfsbe- hinderungen mitbedacht wurden. Ebenso gibt es seit einiger dürftige Menschen. Die Einkäufe seiner Kundinnen und Kun- Zeit spezielle Angebote für Menschen, die Pflegeverantwor- den transportiert er in Kisten am Lenkrad seines umge- tung tragen, die eine gemeinsame Urlaubszeit mit der pfle- bauten Fahrrads. Wer über 80 Jahre alt ist, aus Westhofen gebedürftigen Person ermöglichen und zeitgleich Entlas- ist und Hilfe benötigt, kann sich unter Telefon 0 62 44/7310 tung von der Pflege sicherstellen. Die Broschüre stellt melden. CS erstmals das Angebot von über 30 Familienferienstätten vor. www.bag-familienerholung.de/links-familien/, Stichwort Veröffentlichungen. Bundesarbeitsgemeinschaft Familien- Die Bundesarbeitsgemeinschaft der erholung, c/o Verband der Kolpinghäuser, Breite Straße 110, Senioren-Organisationen (BAGSO) ruft 50667 Köln, Telefon 02 21/29 24 13-16. CS uns alle dazu auf, die Endlichkeit ihres Lebens nicht zu verdrängen und durch das Aufsetzen einer Patienten- „Zeit der Reiher“ heißt ein verfügung und einer Vorsorgevollmacht Ein-Personen-Theaterstück, die Angehörigen nicht mit schwieri- dass eine Gruppe der Ano- gen Entscheidungen alleine zu lassen. In dem Grundsatzpa- nymen Alkoholiker seit 2015 pier „Würde bis zuletzt!“ erinnert sie auch an die Be- immer wieder in Rheinland-Pfalz aufführt, zuletzt im Au- deutung von Ritualen wie Trauerfeier und Bestattung für die gust 2018 in Kusel. Thema ist Sucht im Alter. Das Stück han- Hinterbliebenen. Vereine und Verbände sollten das Thema delt von einem Schauspieler, der süchtig und am Ende ist. Die „Sterben und Tod“ als Teil ihres verbandlichen Bildungsauf- Anonymen Alkoholiker sind eine Selbsthilfeorganisation für trags ansehen. Das Positionspapier finden Sie unter www. Menschen, die alkoholkrank sind. Anonyme Alkoholiker, Te- bagso.de, Stichworte Publikationen und Positionen. CS lefon 0 87 31/3 25 73 12, www.anonyme-alkoholiker.de CS 14 spätlese 3 / 2017
AUS SENIORENBEIRÄTEN UND PROJEKTEN chen, die Menschen mit Beeinträchti- Dorothea Mai als ausgebildete Senior- gungen Möglichkeiten des eigenen Trainerin in Sachen Inklusion unter- ehrenamtlichen Engagements eröff- wegs. Sie initiierte und fördert ge- nen will. Hier arbeiten SeniorTraine- meinsam mit weiteren Ehrenamtlichen rinnen und -Trainer und Menschen aus die Gruppe „Regenbogen“. Unterhal- der Freiwilligenagentur zusammen. tungsspiele, Trommeln und Singen oder Gute Beispiele dafür sind die Repara- Boulespielen sind nur einige der viel- turwerkstatt oder das Sonntagscafé fältigen Aktivitäten, die die Regenbo- im Mehrgenerationenhaus. „Für viele gen-Gruppe unternimmt. Menschen, die gewohnt sind, Hilfen Beiden engagierten Frauen gemein- zu erhalten, ist dies eine besonders sam ist der Wunsch nach Verbesse- wichtige Erfahrungen“, meint Silke rungen der ländlichen Infrastruktur, Seyler. die einer Teilhabe gerade von Men- Am ganz anderen Ende des Landes, in schen mit Beeinträchtigungen im We- Germersheim und Umgebung, ist ge steht. Winfried Frank Klappt: Alt und Jung reparieren gemeinsam. Sozialministerin Sabine Veranstaltungen zu Seniorensicherheit, Sicherheitstage, Bätzing-Lichtenthäler hat Einsatz für Barrierefreiheit oder Gewaltprävention, Akti- die überarbeitete Home- vitäten zum Bereich Notfall, Verbraucherschutzaktivitäten, page „Menschen pfle- Sicherheit im Umgang mit PC, Smartphone und In- gen“ vorgestellt. Sie ist ternet und vieles andere mehr. Es winkt ein Preisgeld von nun auch auf dem Handy und dem Tablet komfortabel 2.500 Euro, außerdem ist öffentliche Anerkennung garan- abrufbar. Die umfangreiche Plattform informiert rund um tiert. Für die Bewerbung ist das abrufbare Bewerbungsfor- das Thema Pflege. Über die Homepage können Interessierte mular auf der Homepage www.kriminalpraevention.rlp.de/ erfahren, wo sie wohnortnah Beratung und Unterstützung Landespräventionspreis zu nutzen. Einsendeschluss ist der bekommen, wie sie Vorsorge treffen können, welche Mög- 31. Oktober 2018. GFM lichkeiten es bei einer Demenzerkrankung gibt und auch, wo man sich hinwenden kann, um in der letzten Lebensphase begleitet zu werden. Das Sozialministerium fördert mit dem Projekt Eine wichtige Neuerung der Homepage ist die Funktion WohnPunkt RLP den „Hilfe finden“. Hier können die Leserinnen und Leser unter Aufbau von Wohn-Pfle- Angabe ihres Landkreises nach Pflegestützpunkten und ge-Gemeinschaften in kleinen ländlichen Gemeinden. Im Einrichtungen sowie Hospizen suchen und erhalten dazu Donnersbergkreis sowie in den Landkreisen Kaiserslautern, alle erforderlichen Kontaktdaten. Internet: www.menschen- Bad Dürkheim, Bad Kreuznach und Mayen-Koblenz kommen pflegen.de. CS weitere Modellkommunen hinzu. Damit wurden nun insge- samt 33 Projekte in das Projekt aufgenommen. WohnPunkt RLP unterstützt in einem mehrjährigen Prozess ländliche Bei der diesjährigen Aus- Gemeinden in all den Fragen, die es von der Idee bis zur schreibung des Landes- Realisierung zu klären gilt. Dabei geht es zum Beispiel um die präventionspreises wird Bedarfsermittlung, den Standort, barrierefreien Umbau, so- ein Sonderpreis für Pro- zialrechtliche Fragen und darum, wie die Einbindung in das jekte zur Förderung der Dorfleben organisiert werden kann. Dr. Matthias Krell, Ge- Seniorensicherheit verliehen. Ein guter Grund mehr, sich schäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung zu bewerben und aktuelle Projekte oder die Arbeit im in Rheinland-Pfalz e.V., zieht eine positive Bilanz: „Drei Wohn- Bereich Prävention aus den vergangenen zwei Jahren dar- Pflege-Gemeinschaften sind inzwischen eröffnet, in einer wei- zustellen. Beispiele sind Präventionstage, Vorsorgeveran- teren hat der Spatenstich stattgefunden und in fünf Gemein- staltungen, Sicherheitstrainings für Seniorinnen und Senio- den wird voraussichtlich noch in diesem Jahr mit dem Bau be- ren, Veranstaltungen zu Mobilität und Verkehrssicherheit, gonnen.“ Informationen unter www.WohnPunkt-RLP.de, Kon- Projekte der Seniorensicherheitsberaterinnen und -berater, takt: Astrid Grunewald-Feskorn, Telefon 0 6131/20 69-63. CS spätlese 2 /2018 15
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