Fairplay-Workshops - LEITFADEN - Leitfaden zu Bildungsangeboten der fairplay Initiative
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LEITFADEN fairplay-Workshops Leitfaden zu Bildungsangeboten der fairplay Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung
2 Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier. Impressum Herausgeber und Medieninhaber: Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) | Möllwaldplatz 5/3 | A–1040 Wien Autor: David Hudelist; Redaktion und inhaltliche Mitarbeit: Kurt Wachter, Martin Kainz, Jerry Essandoh, Lisa Kremling, Katrin Oberhöller Mail: office@vidc.org | www.vidc.org, www.fairplay.or.at | Fotos: Cover: Lea Pelc; University of Ghana; VIDC; INEX-SDA; fairplay; UISP; Camino; Kick mit. | Grafik: typothese | Druck: Resch Druck © Februar 2020 WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 3 INHALT Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1. Der Ansatz „Sport für Entwicklung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2. fairplay-Workshops: Idee und Schwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3. Exemplarischer Ablauf eines fairplay-Workshops. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4. Die Methoden der fairplay-Workshops – eine Übersicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die Methoden der fairplay-Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.1. Aufwärmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Interaktives Kennenlernen und Einteilung von Kleingruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . 16 fairplay warm-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Ball & Adjektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.2. Spielzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1. Halbzeit: inhaltliche Methoden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Fußballfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Begriffs-Memory . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Der König des Fußballs!?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Barnga. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Schwule Sportler*innen?!?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Zwei Sportler_innen sind „anders“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2. Halbzeit: Bewegungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 „Vorurteile platzen lassen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Die Schatztruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Ballkreis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Im Abseits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Privilegien-Ball. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.3. Verlängerung und Interviews. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Wo ist der Ball? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Meterstab. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Gordischer Knoten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Feedback. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Evaluierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 5. Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 6. Literatur und Links. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 WORKSHOPS
4 VORWORT S port ist seit jeher ein Instrument für soziale und ent- wicklungspolitische Fragen. Im Jahr 2000, als die Mil- lenniums-Entwicklungsziele (MDGs) von den Vereinten Nationen initiiert wurden, erhielt der Sport besondere Anerkennung und Impulse. Zusätzlich installierten die Vereinten Nationen 2005 mit dem 6. April den „Inter- nationalen Tag des Sports für Entwicklung und Frieden“. Mit der Einführung der Agenda 2030 für nachhal- tige Entwicklung, den 17 Zielen der Vereinten Na- und Toleranz, Respekt, Inklusion, Geschlechter- und tionen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable De- Gesundheitsfragen sowie Frieden, interkulturelles und velopment Goals – SDGs), wird der Sport nachdrück- harmonisches Leben zwischen und unter globalen Ge- lich und eindeutig als wirksames, nachhaltiges und meinschaften zu fördern. kostengünstiges Instrument anerkannt, um zu der bis- Ein wesentlicher Vorteil der Strategie, Sport als In- her bei weitem umfassendsten globalen Entwicklungsa- strument für soziale und entwicklungspolitische Fragen genda beizutragen. einzusetzen, besteht darin, dass sie universell, bereichs- Im Detail besagt Paragraph 37 in der Agenda 2030, übergreifend und effektiv und daher sehr praktisch ist. dass Sport „ein wichtiger Motor für eine nachhaltige Organisationen und Vereine lernen Hintergründe und Entwicklung ist“, der wachsende „Beitrag des Sports Methoden kennen, die üblicherweise nicht im konven- zur nachhaltigen Entwicklung“ wird darin entsprechend tionellen Sportsetting angewendet werden. Strategien wertgeschätzt. Sport trägt bei zur Verwirklichung von und Methoden sind in vielen unterschiedlichen Situa- Entwicklung und Frieden, zur Förderung von Toleranz tionen anwendbar, insbesondere mit Kindern und Ju- und Respekt, zur Stärkung von Frauen und Jugendli- gendlichen. Dies ist der Hauptzweck dieses Leitfadens. chen, Einzelpersonen und Gemeinschaften sowie zu Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen und Anwenden. Zielen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und sozi- ale Inklusion. Bella Bello Bitugu In diesen Kontexten hat sich die fairplay Initiative am Director of Sports, University of Ghana (Accra) Vienna Institute for International Dialogue and Coope- ration (VIDC) positioniert, um, auch im Rahmen zahlrei- cher Partnerschaften, verschiedene theoretische und praktische Projekte und Programme zu entwickeln, die sich mit sozialen und entwicklungspolitischen Fragen im Sport befassen. Die einzigartige Position der fairplay Initiative am VIDC ist, dass sie sich im Gegensatz zur allgemeinen Konvention an Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen sowohl im Globalen Norden als auch im Globalen Süden richtet. Dieser Leitfaden ist eine weitere Manifestation die- ser Strategie. Er soll Fachleuten und Praktiker_innen auf allen Ebenen als Vorlage und Anstoß dienen, die den Sport nicht nur als solches, also als Endzweck, son- dern auch als Mittel und Werkzeug für Bildung nutzen wollen. Der Leitfaden soll das Instrument Sport hervor- heben, um Probleme in Gemeinschaften anzugehen WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 5 EDITORIAL fairplay-Workshops Der Leitfaden zu den fairplay-Workshops richtet sich an fairplay-Workshopleiter_innen und all jene Trainer_ innen, Pädagog_innen, Sozial- und Jugendarbeiter_in- nen, die das Thema Bildung und Entwicklung mit Sport verbinden möchten. fairplay-Workshops schaffen genau das – die Ver- knüpfung von Bewegungselementen mit gesellschafts- politisch relevanten Themen. Sport wird als Werkzeug zu lassen. fairplay konnte durch dieses Netzwerk auch verwendet, um auf globale Entwicklung (SDGs), Diskri- Methoden aus der Fußballpraxis von interkulturellen minierungsformen, Integration, soziale Inklusion und Programmen des irischen und deutschen Fußballver- Menschenrechte einzugehen. Der Zugang zu diesen bandes oder Bildungseinrichtungen aus Deutschland Themen ist ein spielerischer und positiver. und Österreich kennenlernen. Gemeinsam mit dem Der Erfolg der fairplay-Workshops spiegelt sich auch Interkulturellen Zentrum (IZ) und dem Institut für Kin- in der immer größer werdenden Nachfrage für so ge- derrechte und Elternbildung (IKEB) entwickelte fairplay nannte Multiplikator_innen-Workshops wider. Sport- die Seminarserie „Interkulturelle Kompetenz im Sport“, trainer_innen, Pädagog_innen und Sozialarbeiter_innen welche ab 2014 für Trainer_innen und Funktionär_in- lernen in diesen den Zugang zu unseren Methoden ken- nen unter anderem im Rahmen der „ARGE Sport und In- nen und auch, diese selbst in ihrer Arbeit anzuwenden. tegration“ des Sportministeriums angeboten wird. Zeit- Der Leitfaden zu den fairplay-Workshops dient dem- gleich wurde in Kooperation mit der HOSI (Homosexuel- nach einerseits als Begleitung und Nachschlagewerk für le Initiative) Wien und dem Verein queerconnexion das fairplay-Workshopleiter_innen und Interessierte, die mit Workshopmodul „queerplay“ ausgearbeitet, welches Kindern und Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit, sich den Themen Homophobie und Sexismus widmet. bei Projekttagen in der Schule oder in Sportvereinen ar- Eine Kooperation mit Amnesty International erlaubte beiten. Andererseits gilt er als Grundlage für die Multi es uns, Methoden und Hintergrundinfos zu Sport und plikator_innen-Workshops. Menschenrechten zu erarbeiten. All diese Erfahrungen fließen in die Schwerpunkte der fairplay-Workshops ein. Hintergrund der fairplay-Workshops Daraus entstand ein reichhaltiges Workshopangebot, Seit Gründung der fairplay Initiative im Jahr 1997 gibt welches entwicklungspolitische Themen und inkludie- es ein großes Augenmerk auf Bildungsarbeit. „fairplay rende Elemente in Theorie und Praxis behandelt. goes education“ war 2004 das erste größere Bildungs- Maßgeblich gefördert wurden unsere Workshops projekt bei fairplay. Im Rahmen des Projekts EURO- stets von der Österreichischen Entwicklungsarbeit. SCHOOLS bei der UEFA EURO 2008 wurden Worksho- Der Aufbau dieses Leitfadens stellt zunächst theo- pelemente erstmals in ganz Österreich durchgeführt. Im retische Hintergründe zu den fairplay-Workshops dar. Zuge des Projekts „Football for Development“ wurden Hauptaugenmerk wird auf die Darstellung der prakti- die Workshops von 2009 bis 2012 inhaltlich und fach- schen Vorgehensweise und die Vorstellung und Veran- lich verfeinert und durch die Inputs und Methoden der schaulichung der einzelnen Methoden gelegt. internationalen Partner_innen aus Tschechien, Ungarn, Wir hoffen, dass dieser Leitfaden einen Einblick in Italien und Kooperationspartner_innen aus dem Globa- den Bereich der praktischen Arbeit von fairplay im Bil- len Süden erweitert. Das internationale, von fairplay ko- dungsbereich geben kann und wünschen viel Spaß beim ordinierte Netzwerk SPIN (Sport Inclusion Network) bot Kennenlernen und Ausprobieren der Übungen. schließlich die Möglichkeit, kooperative Sportspiele und Bewegungselemente mit in die Workshops einfließen David Hudelist, fairplay Initiative am VIDC WORKSHOPS
6 1. DER ANSATZ „SPORT FÜR ENTWICKLUNG“ I m Globalen Süden wird Sport verstärkt als Instrument für die soziale Entwicklung eingesetzt. Die Palette reicht von HIV/AIDS-Aufklärung im südlichen Afrika über lung hat. Ein Vorreiter dabei ist die fairplay Initiative am VIDC. Konfliktprävention durch Straßenfußball in Kolumbien Sport und die nachhaltigen bis zu Empowerment von Mädchen in Indien (Coalter Entwicklungsziele 2013). Die Anzahl der NGOs und Initiativen, die Sport für Ein wichtiger Motor für die Herausbildung einer globa- soziale Transformationen nutzen, hat sich in den letzten len „Sport für Entwicklung“-Bewegung sind die Verein- 15 Jahren vervielfacht. ten Nationen. Große Bedeutung wird dem Sport im Zu- Auch in Österreich wird verstärkt darüber nachge- sammenhang mit den Sustainable Development Goals dacht, welche Kraft der Sport bei der Realisierung ele- (SDGs) zugeschrieben. Im September 2015 verpflichte- mentarer Werte und Zielsetzungen wie Gerechtigkeit, ten sich alle 193 Mitgliedsstaaten der UNO zur Umset- soziale Kohäsion, Solidarität, Förderung von Kindern zung der Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs. und Jugendlichen sowie für die Verbesserung von Ge- Im Zusammenhang mit Sport sind vor allem folgende sundheit, Bildung und der wirtschaftlichen Entwick- SDGs von besonderer Relevanz: SDG 1 (keine Armut), Die fairplay Initiative ist die österreichische Organisati- und Umsetzung innovativer Bildungs-, Informations- on zur Förderung von Vielfalt und Antidiskriminierung und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Antidiskriminie- im Sport. fairplay wurde im Europäischen Jahr gegen rung, Sport für Entwicklung und Menschenrechte Rassismus 1997 am VIDC als Reaktion auf den verbrei- sowie soziale Inklusion. Zentrales Anliegen ist die teten Rassismus in Fußballstadien gegründet. fairplay pro-aktive Bekämpfung von Diskriminierung (Rassis- verbindet entwicklungspolitische Informations- und mus, Homophobie, Sexismus) und die Förderung der Bildungsarbeit mit Fußball und Sport. fairplay ist im gleichberechtigten Teilhabe von Migrant_innen und österreichischen Sport führend bei der Entwicklung anderen Minderheiten auf allen Ebenen des Sports. WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 7 SDG 3 (Gesundheit), SDG 4 (Bildung), SDG 5 (Geschlech- fußt auf der „Theorie des Wandels“, wonach Bildungs- tergleichstellung), SDG 8 (Würdevolle Arbeit), SDG 10 maßnahmen die konkreten, persönlichen Erfahrungen (verminderte Ungleichheit), SDG 11 (nachhaltige Städ- und Interessen der Jugendlichen sowie die emotionale te), SDG 12 (verantwortungsvoller Konsum), SDG 16 Seite integrieren müssen. Nur so sind bei jungen Men- (Frieden und Gerechtigkeit) sowie SDG 17 (Partnerschaft schen eine Teilhabe und ein Interesse an globalen Fra- für die Ziele). gen überhaupt möglich. Gerade im Hinblick auf das Thema Geschlechter Beispielsweise ermöglichen nicht-kompetitive Fuß- gleichstellung (SDG 5) bietet der Sport ein sehr pas- ball-Events die Schaffung einer entspannten, flexiblen sendes Aktionsfeld, da Geschlechterverhältnisse im und weniger strukturierten Umgebung, die sich von der Sport besonders sichtbar, und damit gut kommunizier- formalen Unterrichtssituation unterscheidet. In so ei- bar sind. Frauen im Sport, nicht zuletzt im Fußball, sind nem Setting haben Jugendliche die Möglichkeit, neue global unterrepräsentiert, Geschlechterklischees spiel- Erfahrungen zu machen und die eigenen Positionen und en eine zentrale Rolle. Allerdings bedürfen die SDGs in Werte zu reflektieren. Themen wie die Gleichstellung Österreich allgemein noch mehr Bekanntheit. Der Sport der Geschlechter, globale Ungleichheit oder Diskriminie- bietet hier eine hervorragende Bühne, und ist dabei Ak- rung lassen sich dadurch leichter bearbeiten. tionsfeld und Medium zugleich. Sport eignet sich hervorragend, um eine große Band- breite an Jugendlichen – und Erwachsenen – zu errei- Sport als Heilsbringer? chen und diese für die Notwendigkeit eines globalen Vielen Programmen im Bereich „Sport für Entwicklung“ Denkansatzes zu sensibilisieren. Hier kann eine produk- liegt allerdings ein instrumentalistischer und normativer tive Auseinandersetzung mit SDG 4.7 „Global Citizen Begriff von Sport zu Grunde. Dabei gilt Sport als univer- ship Education“ (GCED) erfolgen. GCED vermittelt den selle Wunderwaffe gegen (fast) alle gesellschaftlichen Jugendlichen Kenntnisse, um komplexe soziale, politi- Probleme. Der positive Beitrag des Sports zum Entwick- sche, kulturelle und globale Themen zu verstehen und lungsprozess wird oft selbstredend angenommen, da um gegenwärtige Konflikte zu lösen. Das Bewusstma- der Sport auf geradezu wundersame Weise „gesunde, chen von globalen Zusammenhängen unterstützt die produktive Menschen hervorbringe“ (Coakley 2011). Jugendlichen in ihrer Rolle als Weltbürger_innen. Die Idee, über Sport das Verhalten bei Jugendlichen zu beeinflussen, gehörte bereits zum Repertoire der Conclusio Pädagogik in den afrikanischen Kolonien. Aufbauend Damit sich der Ansatz „Sport und Entwicklung“ weiter auf der Vorstellung eines „muskulären Christentums“ etabliert und Sport tatsächlich einen Beitrag zur Errei- sollten jungen, afrikanischen Männern vor allem über chung der SDGs leisten kann, bedarf es einer kritischen Fußball westliche moralische Werte und Disziplin aner- Haltung gegenüber Verheißungen, die den Sport als so- zogen werden (Wachter 2006). ziale Allzweckwaffe propagieren. Daher setzten sich neuere Studien durchwegs skep- Akteur_innen im Bereich Sport und Entwicklung tisch mit dem Ansatz „Sport und Entwicklung“ ausein- müssen sich kritisch mit ihren Interventionen und der ander. Eine Kritik zielt auf die normative und verding- Wirksamkeit der Projekte auseinandersetzen. Dabei lichte Vorstellung von Sport ab. So genannte „Sporte- geht es darum zu verstehen, warum eine Maßnahme vangelisten“ würden eine immanent positive Wirkung geklappt hat oder warum sie gescheitert ist und wenn des Sports behaupten (Gulianotti 2004). das gewünschte Ergebnis erreicht wurde, herauszufin- Sport-für-Entwicklung-Projekte basieren auf be- den was den Erfolg tatsächlich verursacht hat. Über stimmten methodischen und konzeptionellen Annah- Projektinterventionen das Verhalten der jugendlichen men. In den meisten Projekten würden aber diese zu- Zielgruppen nachhaltig zu verändern ist ehrgeizig und grunde liegenden Annahmen oder „Theorien des Wan- auch schwierig zu messen. Daher sollten die Ziele von dels“ (Theories of Change) kaum explizit gemacht (Kay entwicklungspolitischer Bildung spezifisch und realis- 2011). tisch formuliert werden; dazu gehören etwa die Ver- besserung der Fähigkeit von Pädagog_innen, Projekte Sport und Globales Lernen eigenständig durchzuführen oder ihnen Werkzeuge und Welche Rolle kann nun Sport in der Bildungsarbeit mit Ressourcen in die Hand zu geben, um sich mit globalen Jugendlichen spielen? Die Methode „Globales Lernen“ Fragen zu beschäftigen. WORKSHOPS
8 2. FAIRPLAY-WORKSHOPS: IDEE UND SCHWERPUNKTE Vorstellung Workshopidee 1. Antidiskriminierung Die fairplay-Workshops verbinden Bildung mit Bewe- Kennenlernen und Erarbeiten von wichtigen Begrifflich- gung. Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus, keiten (Rassismus, Diskriminierung, Vorurteile, Stereo- Homophobie, die Themen Menschenrechte, globale type, Flucht & Migration, Homophobie etc.). Aufzeigen Zusammenhänge sowie Fair Play, Respekt und Teamfä- von Beispielen und spielerisches Erlernen von Diskrimi- higkeit werden auf spielerische Art und Weise näher- nierungsformen anhand von Bewegungsmethoden, Rol- gebracht. Die Workshops werden interaktiv gestaltet lenspielen und Diskussionen. – Arbeiten in Kleingruppen, Diskussionen und Vorträge wechseln sich mit Bewegungselementen und Spielen ab. Wichtig bei den Workshops ist eine offene Diskussi- onskultur, in der die Teilnehmer_innen die Möglichkeit haben, Begrifflichkeiten und die unten angeführten Themen besser kennenzulernen. Bewegungsspiele und der Zugang über den Sport schaffen eine lockere Atmo- 2. Soziale Inklusion sphäre und einen abwechslungsreichen Ablauf. Im Bereich Sport und soziale Inklusion geht es fairplay Ziel der fairplay-Workshops ist, neben entwicklungs- zum einen darum, den Ausschluss von Minderheiten auf politischer Bildung, das Fördern von Vielfalt und Diver- verschiedenen Ebenen des Sports aufzuzeigen. Zum an- sität sowie eine Thematisierung von Intersektionalität, deren ist es ein Ziel, auf die Notwendigkeit der Sensibi- also der Verbindung und Überschneidung von verschie- lisierung hinsichtlich unterschiedlicher sozialer, kulturel- denen Formen der Diskriminierung. ler, sprachlicher und ethnischer Hintergründe im Sport und der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Relevan- Workshopleiter_innen te Begrifflichkeiten werden durchgenommen, die Rolle Die Workshops werden von ausgebildeten Workshoplei- des Sports im Integrationsprozess wird betont. Dieser ter_innen in ganz Österreich durchgeführt. Vor jedem Schwerpunkt wurde gemeinsam mit dem IZ (Interkultu- Workshop nehmen diese Kontakt mit den Gruppenlei- relles Zentrum) und dem IKEB (Institut für Kinderrechte ter_innen auf und versuchen individuell und gezielt auf und Elternbildung) ausgearbeitet. Themen und gewünschte Schwerpunkte einzugehen. Schwerpunkte der fairplay-Workshops für Kinder und Jugendliche Die inhaltlichen Schwerpunkte sind flexibel einsetzbar und können nach Bedarf angewendet werden. Das The- ma der SDGs ist dabei eine Querschnittsmaterie, da diese für all unsere Schwerpunkte von großer Relevanz sind. WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 9 3. Homophobie und LGBTIQ+ Hinweis zur Verknüpfung der Unsichtbarkeit von LGBTIQ+s ist ein bis heute kaum Schwerpunkte thematisiertes Problem im Sport und das obwohl Ho- Ein fairplay-Workshop muss sich nicht explizit nur einem mophobie eine prominente Rolle spielt: schwulenfeind- Schwerpunkt widmen. In Rollenspielen, Diskussionen liche Gesänge, Sprüche über „schwule Pässe“, Eltern, und Bewegungsmethoden können diese auch verbunden die Mädchen nicht zum Fußball lassen aus Angst, diese werden. Die Themen können sich nach Gesprächsverlauf, könnten „lesbisch werden“ sowie extrem stereotype Bil- Fragen und Input der Teilnehmer_innen gestalten. der von Männlichkeit und Weiblichkeit begegnen uns im Sport regelmäßig. Mit dem Schwerpunkt „queerplay“ Bewegungsmethoden wollen wir diese Hintergründe diskutieren und für ver- Jeder Workshop beinhaltet Bewegungsspiele. Ziel schiedene sexuelle Orientierungen und geschlechtliche der Bewegungsmethoden ist es, Übungen aus dem Identitäten sensibilisieren. Das Modul wurde gemein- Trainingsalltag mit Inhalten zu verknüpfen. Anhand der sam mit der queerconnexion der HOSI (Homosexuelle Selbsterfahrung in den Übungen werden Diskriminie- Initiative) Wien entwickelt. rungsformen, soziale Inklusion, Menschenrechte, Fair Play, Teamgeist und Respekt behandelt. Diese Methoden basieren auf dem Konzept der Sozio- motorik. Soziomotorik ist ein auf Bewegung und Interak- tion ausgelegtes Handlungsprinzip zur Förderung der Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern und Jugend- lichen, des Teamgedankens und der Kommunikation. So- ziomotorik beruht größtenteils auf unbewusstem Verhal- 4. Menschenrechte ten. Das bedeutet, dass die menschliche Motorik sozial In diesem Modul werden Menschenrechte mit Sport geprägt ist und im Kontext gesellschaftlicher Verhältnisse verbunden. Sport kann als Recht auf Teilnahme am öf- steht. Im Rahmen der Sozialisation werden gesellschaft- fentlichen und kulturellen Leben angesehen werden. liche Werte und Normen verinnerlicht, auf deren Basis Sport kann unter anderem aber auch eine wesentliche das menschliche Grundbedürfnis nach sozialer Anerken- Rolle einnehmen, um Menschenrechte zu propagieren. nung bzw. Identitätsbestätigung gestillt wird. Identität Nicht-Diskriminierung, Inklusion von möglichst vielen wird unter anderem über körperbezogenes Handeln, Menschen sowie Grundprinzipien des Fair Play werden das gesellschaftlich determiniert ist, erfahren. Das heißt, hier als Konzepte für Menschenrechtsbildung verstan- Identitätsbestätigung läuft auch und insbesondere über den. Thematisiert werden auch Menschenrechtsverlet- die Soziomotorik. Darin liegt im Wesentlichen die soziale zungen, die bei Sportgroßereignissen zu beobachten Bedeutung der Bewegung bzw. die Funktion der Sozio- sind. (z. B.: Meinungs-, Versammlungs- und Demons- motorik als Kommunikationsmedium. (vgl. Weiß 2003). trationsfreiheit, Stadionbau & Arbeiter_innenrechte, Zwangsumsiedlungen). Dieses Modul wurde mit Unter- Eckdaten fairplay-Workshops für Kinder und stützung von Amnesty International entwickelt. Jugendliche Zielgruppe: Kinder und Jugendliche in Sportvereinen, Jugend- zentren, Schulen, (Sport-)Projekten, Camps Methoden: Bewegungsmethoden, Rollenspiele, gruppendynamische Übungen, Kleingruppen- übungen, Diskussionen, Präsentationen Alter: ca. 10–16 Jahre Ort: in einem größeren Raum, Sporthalle oder im Freien (Sportplatz, Park) Dauer: 2–3 Stunden Anzahl der Teilnehmer_innen: 15–20 Kinder und/ oder Jugendliche Materialien: Bälle, Überziehleibchen und Markie- rungshütchen, Musik, Papier, Stifte und Flipchart WORKSHOPS
10 Workshops für Multiplikator_innen Eckdaten Multiplikator_innen-Workshops von (Erwachsene) fairplay Die Methoden und Inhalte der fairplay-Workshops wer- Zielgruppe: Trainer_innen, Sozialarbeiter_innen, den auch für potentielle Multiplikator_innen angeboten. Jugendarbeiter_innen, Pädagog_innen, Funktio- Im Multiplikator_innen-Workshop erhalten die Teilneh- näre im Sport mer_innen praxisnahe Anregungen für ihre Tätigkeit mit Ort: in einem größeren Raum, Sporthalle oder im Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer_innen lernen Freien (Sportplatz, Park) unsere Methoden kennen und diese selbstständig anzu- Dauer: Ganztagesworkshop (7–8 Stunden inkl. leiten. In der Gruppe werden theoretische Grundlagen, Pause), Halbtagesworkshop (3–4 Stunden) Fallbeispiele und Erfahrungsberichte erarbeitet und re- Anzahl der Teilnehmer_innen: 15 bis max. 20 flektiert. In Bewegungsmethoden können Übungen aus Personen dem Trainingsalltag mit Inhalten verknüpft werden. Materialien: Bälle, Überziehleibchen und Markie- rungshütchen, Musik, Papier, Stifte und Flipchart WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 11 3. EXEMPLARISCHER ABLAUF EINES FAIRPLAY-WORKSHOPS J eder fairplay-Workshop soll bestmöglich an Teilneh- mer_innen und Rahmenbedingungen angepasst wer- den. Dabei dient ein exemplarischer Ablauf zur Orientie- Zum Verständnis unserer Beschreibungen: Abkürzungen und geschlechterneutrale rung. Der Workshop gliedert sich dabei wie ein Spiel im Schreibweise professionellen Sport. TN = Teilnehmer_innen WSL = Workshopleitung ■■Aufwärmphase | 15 bis 30 Minuten | Vorstellung „_“ = Geschlechterneutrale Schreibweise: Mit fairplay-Workshops, Ice-Breaker-Spiele, Kennenler- dem Unterstrich („Gender-Gap“) werden alle nen und Festsetzen von gemeinsamen Regeln Menschen angesprochen. Auch jene, die sich ■■Spielzeit | 90 bis 120 Minuten | Methoden mit vor weder dem weiblichen noch dem männlichen allem inhaltlichem Fokus und Kleingruppenübungen Geschlecht zuordnen. genauso wie Bewegungsmethoden aufgeteilt auf LGBTIQ+ = das englische Akronym für L esben, „zwei Halbzeiten“ zum Vertiefen der ausgewählten Schwule, Bisexuelle, Trans-, Intersex- und Schwerpunkte Queer-Personen und mehr ■■Verlängerung und Interviews | 15 bis 30 Minuten | gruppendynamisches Spiel zum Abschluss, mündli- che und schriftliche Feedbackrunden WORKSHOPS
12 4. DIE METHODEN DER FAIRPLAY- WORKSHOPS – EINE ÜBERSICHT Name Ziel Inhalt Key Learnings Schwerpunkte AUFWÄRMPHASE Die TN haben durch diese Interaktives Kennenlernen der TN lernen sich kennen, jede/r TN hat Übung die Möglichkeit, TN, Teambuilding, einen Ball geworfen und gefangen, Bewegung, Kennenlernen Blickkontakt zueinander Fangfähigkeit trainieren Motivation für den weiteren Kommunikation aufzunehmen und die Workshopablauf ist vorhanden Gruppe kennenzulernen fairplay Distanzen unter TN Sportliches Aufwärmen Kennenlernen, TN haben Kontakt und Bewegung, warm-up abbauen, Gruppen bilden für den Workshop, Basisvertrauen zueinander aufgebaut, Kommunikation, ohne Auswahlverfahren Kennenlernen TN sind vorbereitet für den Workshop Teambuilding Kennenlernen, Die Übung sorgt für eine Zusammenspiel, Ball & erste Auflockerung in Zusammenspiel in der Gruppe Kooperation, Bewegung, der Gruppe und bezieht funktioniert, die TN lernen neue Adjektiv Geschicklichkeit, Kommunikation alle TN inklusiv mit ein, Wörter in einer anderen Sprache Gruppendynamik, Kennenlernen Kommunikation 1. HALBZEIT Möglich mit allen Die TN üben in Die TN sehen ihre Position in der Schwerpunkten spielerischer Art zu Fußballfeld Teamfähigkeit, Potentiale Gruppe, (Antidiskriminierung, kooperieren und lernen und Herausforderungen die TN setzen sich mit soziale Inklusion, ihre Teamfähigkeit und des Sports erkennen Schwerpunktthemen intensiv Homophobie unterschiedliche Rollen in auseinander und LGBTIQ+, einer Gruppe kennen Menschenrechte) Das Begriffs-Memory bietet eine Möglichkeit, Sensibilisierung für Begriffs- sich auf spielerische unterschiedliche Formen Die TN können relevante Weise mit relevanten Memory der Diskriminierung, Begrifflichkeiten für den Workshop Antidiskriminierung Begrifflichkeiten Auseinandersetzung mit definieren und Beispiele nennen um das Thema Intersektionalität Diskriminierung auseinanderzusetzen Anhand der Geschichte Aufgreifen der Thematik König des von Arthur Friedenreich Rassismus und Die TN kennen praktische Beispiele zu Fußballs!? wird das Thema Rassismus Antidiskriminierung Diskriminierung Rassismus und Fußball und Diskriminierung diskutiert Barnga simuliert den Effekt von kulturellen Die TN erkennen die Wichtigkeit von Simulation von kulturellen Unterschieden in Barnga interkultureller Kommunikation Soziale Inklusion Unterschieden menschlichem Handeln, TN erfahren einen „Mini- Kultur-Schock“ Diskussion über Die TN lernen Beispiele queerer Einführung und Schwule vorherrschende Bilder von Sportler_innen kennen, Homophobie und Wissensvermittlung zu Sportler_innen homosexuellen, queeren klischeehafte und vorurteilsbehaftete LGBTIQ+, LGBTIQ+ im Sport Sportler_innen Meinungen werden aufgebrochen Die TN erfahren einen Zwei Vertiefung in das Thema In Kleingruppen wird zu Perspektivenwechsel, die TN haben Sportler_innen LGBTIQ+ und Sport, Biographien von LGBTIQ+- Homophobie und ein vertieftes Wissen zu LGBTIQ+ im sind „anders“ Sichtbarmachen von Personen im Sport LGBTIQ+, Diversität im Sport gearbeitet Sport, Stereotype und Vorurteile werden aufgebrochen WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 13 Name Ziel Inhalt Key Learnings Schwerpunkte 2. HALBZEIT Möglich mit allen Die TN haben sich erste Gedanken Motivation für den Anhand von zufälligen Schwerpunkten über inhaltliche Themen gemacht, Vorurteile Workshop, inhaltliches Pärchenkonstellationen im (Antidiskriminierung, die TN haben Positionen mit einem platzen lassen Herantasten an Bewegungsspiel werden soziale Inklusion, Gegenüber ausgetauscht und Schwerpunktthemen Inhalte diskutiert Gender Equality, diskutiert Menschenrechte) Bewegungsspiel mit Die TN erkennen bzw. haben Themen Fair Play Schatztruhe Schwerpunkt Koordination, Bevorzugung und Benachteiligung Antidiskriminierung, und Diskriminierung Sensibilisierung für Fair erfahren, die TN reflektieren ihr soziale Inklusion spielerisch kennenlernen Play und Diskriminierung eigenes Verhalten In einem Bewegungsspiel Teamfähigkeit, wird Teamfähigkeit und Es wird erkannt, dass jede/r TN gleich Ballkreis Kommunikation, soziale Kommunikation gelernt wichtig für das Spiel ist Soziale Inklusion Inklusion durch Sport und die Wichtigkeit aller Bausteine einer Gruppe erfahren Bewegungsspiel, welches die Position von Gewinner_ Behandeln der innen und Verlierer_innen Thematik Vertreibung/ Die TN erkennen sowohl positive Antidiskriminierung, Im Abseits verdeutlicht und eine Zwangsumsiedlung durch als auch negative Aspekte eines Menschenrechte Diskussionsgrundlage zu Sportgroßveranstaltungen Sportgroßereignisses Menschenrechten bei Sportgroßereignissen bildet In einem Rollenspiel (Fußball, Basketball) sehen die TN, welche Die TN sammeln Knowhow über Fair Play & Formen Gender Equality, Privilegien- Auswirkungen Diskriminierung im Sport und in von Diskriminierung soziale Inklusion, Ball verschiedene der Gesellschafft, die TN kennen spielerisch erleben, Menschenrechte Diskriminierungen und Privilegien und soziale Ausgrenzung Privilegien verstehen Ausschluss von Individuen verschiedener Rollen und kulturellen Gruppen haben können VERLÄNGERUNG & INTERVIEWS Wo ist In einem Bewegungsspiel gemeinsam an einem Ziel Teamfähigkeit, Kooperation und Bewegung, der Ball? wird gemeinsam ein Ball arbeiten, Teamfähigkeit Kommunikation sind gestärkt Kommunikation über eine Linie gebracht Durch das gemeinsame Lösen einer Aufgabe Die TN haben ihre Rolle in der Gruppe positiver Abschluss des werden Kommunikation, Meterstab erprobt, ein gemeinsames Ziel wurde Workshops Kommunikationsformen Teamfähigkeit erreicht geübt und Rollen im Team offenbaren sich Gordischer Die TN stellen sich im Kreis Selbstorganisation und Führung Kommunikation, Kommunikation, Knoten auf und versuchen sich zu wurden erfahren, ein positiver Kooperation, Vertrauen Teamfähigkeit „entknoten“ Abschluss ist gelungen WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 15 DIE METHODEN DER FAIRPLAY-WORKSHOPS 4.1. AUFWÄRMEN I n der Aufwärmphase soll den Teilnehmer_innen (TN) die Möglichkeit geboten werden, sich an die Thema- tiken heranzutasten und sich gegenseitig kennenzuler- Was macht die fairplay Initiative? Wer sind die WS-Lei- ter_innen? Warum sind wir hier? Was erwartet die TN? Nach einer kurzen Vorstellung der fairplay-Worksho- nen. Ziel dieser Phase ist auch, eine angenehme und si- pleiter_innen, der fairplay Initiative und des Ablaufs chere Atmosphäre für den weiteren Trainingsverlauf zu werden mit der Gruppe gemeinsame Regeln vereinbart schaffen. Dies geschieht unter anderem mit Warm-up- und Agreements für den Workshop geschlossen – dies Spielen, Ice-Breakern und dem Festlegen von gemeinsa- kann auf einem Flipchart-Papier für alle sichtbar aufge- men Agreements (Regeln) für den Workshop. schrieben werden. Agreements Die erste Phase des fairplay-Workshops widmet sich Grundsätzliches dem spielerischen Kennenlernen und der Schaffung ei- Der fairplay-Workshop basiert auf Freiwilligkeit ner angenehmen und sicheren Atmosphäre für Teilneh- – jede/r Teilnehmer_in darf ein Spiel zu jeder Zeit mer_innen und Workshopleitung (WSL). abbrechen oder eine Übung auslassen! WORKSHOPS
16 Interaktives Kennenlernen hinweisen, dass man den Ball erst werfen sollte, wenn und Einteilung von Blickkontakt zum Gegenüber besteht. Wenn man den Kleingruppen Namen der Person, zu der man wirft, nicht weiß, soll die werfende Person einfach nochmal nachfragen. Schwerpunkt: Kennenlernen, Gruppendynamik, Teambuilding METHODENABLAUF ZIEL ■■ Die TN bilden einen Kreis. Kennenlernen der TN, Teambuilding, Fangfähigkeit trai- ■■ Die WSL wirft den Ball (oder anderes Spielgerät) nieren zu einem/r beliebigen TN und nennt den eigenen Namen. INHALT ■■ Der Ball muss bei jedem/r TN gewesen sein und Die TN haben durch diese Übung die Möglichkeit, Blick- jede Person muss den Ball fangen und ihren Na- kontakt zueinander aufzunehmen und die Gruppe ken- men sagen. nenzulernen. ■■ Erweiterung 1: Sind einige Runden gespielt, nennt man nicht mehr den eigenen Namen, son- DAUER dern jenen der Person, zu der man wirft. 5–10 Minuten ■■ Erweiterung 2: Der Ball darf nicht auf den Boden fallen. MATERIAL ■■ Erweiterung 3: Mehrere Bälle werden eingesetzt. Ein Ball oder mehrere Bälle. Auch mit Frisbee möglich. Der Ball wird mit der Hand oder dem Fuß (hier dann mit Bodenkontakt) gespielt. Jede Person TIPPS ZUM ANLEITEN läuft dem Ball nach und nimmt somit eine neue Genügend Zeit zum Werfen geben; es soll kein Frust ent- Position im Kreis ein. stehen, wenn der Ball mal auf den Boden fällt; darauf WORKSHOPS
AUFWÄRMEN 17 fairplay warm-up METHODENABLAUF Schwerpunkt: Kennenlernen, Gruppendynamik, ■■ Die WSL steckt ein Feld mit vier Hütchen ab. In Teambuilding diesem Feld werden diverse Aufwärmübungen angeleitet (anfersen, seitlich laufen, Knie heben, ZIEL rückwärts laufen, Arme schwingen etc.). Auch Distanzen unter TN abbauen, Gruppen bilden ohne Aus- Bälle können verwendet werden. wahlverfahren ■■ Jede/r TN stoppt beim Aufeinandertreffen mit ei- nem/r anderen TN. Beide reichen sich die Hände INHALT und nennen den eigenen Namen. Sportliches Aufwärmen für den Workshop. Die TN ha- ■■ In der nächsten Runde nennen die TN jeweils den ben die Möglichkeit, durch unterschiedliche Übungen Namen des Gegenübers. Körper- und Blickkontakt zueinander aufzunehmen und ■■ Die TN laufen wieder im Feld. Bei der Begegnung die Namen der TN kennenzulernen. mit einer anderen Person wird mit der rech- ten Hand abgeklatscht – jede/r nur 1x! Danach DAUER folgt ein Wechsel und Abklatschen mit der linken 10–15 Minuten Hand, darauf ein Abklatschen mit beiden Hän- den, danach ein Abklatschen mit beiden Händen MATERIAL bei gleichzeitigem Springen, als nächstes folgt ein 4 Hütchen oder ein anderweitig abgegrenztes Feld, bei Abklatschen mit beiden Händen, gleichzeitiges Bedarf Bälle Springen und Nennung des Namens des/r ande- ren und so weiter. TIPPS ZUM ANLEITEN ■■ Die TN laufen wieder. Die WSL nennt eine be- Klare Anweisungen geben; die TN sollen bei den Übun- liebige niedrige Zahl. Die Gruppe kann zunächst gen Blickkontakt zueinander aufnehmen und nicht zu versuchen, die genannte Zahl darzustellen. In den fest in die Hände klatschen. darauffolgenden Runden formieren sich die TN zu einer Gruppengröße, die genau dieser Zahl ent- spricht (Bsp.: WSL ruft 3! Eine Gruppe zu 3 Perso- Wichtig! nen soll so schnell wie möglich zusammenfinden Mit dieser Übung können Gruppen gebildet wer- und die Namen der anderen TN innerhalb dieser den, ohne auf klassische Wahlverfahren zurück- Gruppe nennen). Anhand dieser Methode können greifen zu müssen, die für TN oftmals unange- Gruppen in der gewünschten Größe gebildet wer- nehm sein können. Ein Vorteil ist auch, dass die den. Mit diesen Gruppen kann bei der nächste Me- Gruppenkonstellation zufällig entsteht. thode weitergearbeitet werden. WORKSHOPS
18 Ball & Adjektiv Schwerpunkt: Bewegungsspiel, Kennenlernen, ■■Man kann als Variation auch ein Adjektiv in einer an- Gruppendynamik deren Sprache wählen. Dies fördert zusätzlich die in- terkulturellen Kompetenzen der TN. ZIEL Kennenlernen, Zusammenspiel, Kooperation, Geschick- Variante: Duck dich lichkeit, Gruppendynamik, Kommunikation, Förderung ■■Nach einigen Runden Ball, Namen und Adjektiv nen- von Spaß nen sowie laufen kann nun ein Reaktionsspiel für die TN folgen. Dieses nennt sich „Duck dich“. INHALT ■■Die WSL beginnt in der Mitte des Kreises, sucht sich Die TN lernen einander durch die Übung besser kennen. eine/n TN aus und wirft den Ball mit dem Aufruf Auflockerung der Gruppe und Einbeziehung aller TN. „Duck dich“ zu der Person. Diese/r TN fängt den Ball und duckt sich. MATERIAL ■■Nun spielen die zwei links und rechts vom / von der/ Ball dem sich duckenden TN stehenden Personen gegen- einander ein Reaktionsspiel. Sie schauen sich an und DAUER versuchen so schnell wie möglich den Namen (wahl- 10–15 Minuten weise auch das dazugehörige Adjektiv) des/der je- weils anderen TN zu sagen. TIPPS ZUM ANLEITEN ■■Wer dieses Spiel verliert, also zu langsam ist oder den ■■Die Größe des Balls kann variieren und an die Fähig- falschen Namen (und Adjektiv) sagt, geht als nächstes keiten der TN angepasst werden. Eine zusätzliche Auf- in die Mitte. lage könnte sein, den Ball nicht auf den Boden fallen zu lassen. ■■Die TN werfen den Ball zu einem/r anderen TN, sa- gen deren Namen und Adjektiv. Diese/r fängt den Ball und wechselt die Position mit dem/der nächsten TN zu dem/r der Ball geworfen wird, sodass der Ball und die jeweiligen TN immer in Bewegung sind (TN laufen dem Ball immer hinterher). METHODENABLAUF ■■ Die WSL bildet zusammen mit den TN einen Kreis ■■ Nun muss diese/r TN den eigenen Namen und ein und startet mit dem eigenen Vornamen und einem dazu passendes Adjektiv (mit demselben Anfangs- passenden/dazugehörigen Adjektiv mit demselben buchstaben) nennen und danach den Ball weiter Anfangsbuchstaben wie der Vorname (zum Bei- zum/r nächsten TN werfen. spiel: mutige Maria, lustiger Luka). Dabei hält er/ ■■ Zum Schluss hat jede/r TN einmal den Ball gehabt sie einen Ball in der Hand. und den eigenen Namen plus Adjektiv gesagt. Dies ■■ Die WSL wirft den Ball an die/den nächste/n aus- kann man mehrere Male wiederholen, um den Ler- gewählten TN. neffekt zu erhöhen. WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 19 WORKSHOPS
20 4.2 SPIELZEIT 1. HALBZEIT: INHALTLICHE METHODEN In dieser Phase des Workshops kann in sportlicher und inhaltlicher Sicht intensiv gearbeitet werden. Es werden sowohl Methoden angeführt, die mehr Bewegung beinhalten, als auch Methoden, deren Fokus auf Kleingruppenarbeit und Diskussion liegt. Fußballfeld Schwerpunkt: Antidiskriminierung, soziale Inklusion, Gender Equality, Menschenrechte ZIEL TIPPS ZUM ANLEITEN Teamfähigkeit, Potentiale und Herausforderungen des ■■Das Einhalten der Zeit beim Zeichnen des Fußballfelds Sports erkennen, Kleingruppenarbeit & Diskussion, oder beim Sammeln einzelner Aspekte ist nicht die Gruppendynamik und Kommunikation, das „sich auf An- Priorität der Übung – Fingerspitzengefühl einsetzen. dere einlassen“ fördern. ■■Bitte als WSL darauf achten, auf welchem Untergrund die Übung durchgeführt wird. Die (Flipchart-)Stifte INHALT gehen oft durch das Papier durch und hinterlassen Die TN üben in spielerischer Art zu kooperieren und ler- Spuren. nen ihre Teamfähigkeit und unterschiedliche Rollen in ■■Beim Sammeln der unterschiedlichen Aspekte kön- einer Gruppe kennen. Negative und positive Aspekte nen der Gruppe mehrere Stifte zur Verfügung gestellt des Sports bzw. Chancen und Herausforderungen eines werden. bestimmten Themas werden benannt und diskutiert. Es ■■Auf die Diskussionskultur achten (TN ausreden lassen, ergibt sich die Möglichkeit zum Austausch individueller Einhaltung der ausgemachten Regeln etc.) Erfahrungen. ■■Die Inhalte sollten an die Zielgruppe und das Alter der TN angepasst werden. DAUER ■■Einfach Zeit lassen, bei dieser Übung sind die Mög- 30 Minuten lichkeit und der Raum für die Diskussion besonders gegeben. Der Erfahrungsaustausch unter den TN ist MATERIAL wichtig! ■■Flipchart-Papier (eines pro Gruppe) ■■Stifte (einen pro Gruppe) ■■Uhr WORKSHOPS
METHODENABLAUF ■■ Jede Gruppe überlegt im ersten Schritt negative As- Teil I: Fußballfeld zeichnen pekte des Themas und schreibt Stichworte auf den ■■ Die TN sind bereits in Kleingruppen zu je 4–5 Perso- Flipchart-Bogen. Nach ca. 5 Minuten wird dieselbe nen aufgeteilt. Die Gruppen können direkt von der Übung mit den positiven Aspekten durchgeführt. Aufwärmübung übernommen werden. Die WSL er- ■■ Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse. klärt den Ablauf der Übung. ■■ Die WSL fasst die wichtigsten Punkte zusammen, ■■ Jede Gruppe bekommt einen Flipchart-Bogen und markiert diese oder schreibt sie erneut auf. einen Stift. ■■ Abschließend findet in einem Sitzkreis eine Diskus- ■■ Auf Kommando der WSL zeichnet jede Gruppe ein sionsrunde und Reflexion mit den TN statt, bei der Fußballfeld mit folgenden Regeln: Themen und Schlagwörter der Übung aufgegriffen ■■ Jede/r TN muss den Stift durchgehend berühren! werden, die für den Workshop relevant sind. ■■ Der Stift darf nie vom Papier abgesetzt werden! ■■ Die TN dürfen nicht miteinander sprechen! Mögliche Themen/Inhalte ■■ Die WSL gibt ein Startzeichen. Als zusätzlicher Reiz ■■ Positive und negative Aspekte des Sports in der Ge- kann die Zeit gestoppt werden (1 oder 2 Minuten, sellschaft je nach Altersgruppe). ■■ Was funktioniert in meinem Team gut, was weni- ■■ Jede Gruppe präsentiert ihr Fußballfeld und gibt ger gut? Rückmeldung über die Durchführung der Übung. ■■ Was gefällt mir an meinem Sport, was weniger? ■■ Abschließend folgt eine Reflexion: Wer gab die ■■ Welche Chancen und welche Herausforderungen Richtung vor? Haben alle den Stift berührt? Wie beinhaltet das Spielen in bzw. die Arbeit mit inter- wurde miteinander kommuniziert? Wie wurde ein kulturellen Teams? „Regelwerk“ gefunden? ■■ Was sind positive und negative Seiten von Sport (oder z. B. einer Sportart wie Fußball)? Teil II: Inhalt und Thema bestimmen und ■■ Was sind positive und negative Seiten von Sport- Einteilung in negative und positive Hälfte großereignissen (Fußball-WM, Olympische Spiele ■■ Das Fußballfeld wird in eine negative (-) und eine etc.)? positive (+) Hälfte geteilt. WORKSHOPS
22 Begriffs-Memory DAUER Ca. 90 Minuten Schwerpunkt: Antidiskriminierung MATERIAL ZIEL ■■Briefumschläge mit Begriffskärtchen und Definiti- Relevante Begriffe und Konzepte definieren, gemein- onskärtchen für jede Gruppe sames Verständnis für Begriffe und dahinterstehen- ■■Glossar mit Begriffen und Definitionen de Konzepte entwickeln, Kennenlernen von Beispielen, ■■Ggf. Flipchart, Klebstoff und Stifte Sensibilisierung für unterschiedliche Formen der Diskri- minierung, Auseinandersetzung mit Intersektionalität, Vorlagen für Begriffskärtchen und Definitionskärtchen Reflexion der eigenen Position finden sich zum Download auf https://www.fairplay. or.at/service/workshops/. INHALT Das Begriffs-Memory bietet eine Möglichkeit, sich auf TIPPS ZUM ANLEITEN spielerische Weise mit relevanten Begrifflichkeiten und ■■Überprüfen, ob Begriffe und Definitionen in den Brief- Konzepten rund um das Thema Diskriminierung ausei- umschlägen vollständig und korrekt sind hier gilt: we- nanderzusetzen, um so ein gemeinsames Verständnis niger ist mehr – vor allem je jünger die TN sind! in der Gruppe zu entwickeln und damit eine Basis für ■■Genügend (bestenfalls lebensnahe) Beispiele einbau- anschließende Diskussionen zu schaffen. Durch die ge- en und aufzeigen. meinsame Suche nach lebensnahen Beispielen und Si- ■■Ausreichend Zeit für die Gruppendiskussionen einpla- tuationen (aus dem Alltag, der Schule, dem Sportverein nen. etc.) werden abstrakte Begriffe greifbar. Dadurch wer- ■■Diskussion und Auseinandersetzung vieler verschie- den die TN für die vielen unterschiedlichen Formen von dener Perspektiven und Meinungen zulassen. Diskriminierung sensibilisiert und bekommen gleichzei- ■■Gut geleitete Moderation der Diskussionen (Reihen- tig die Chance, ihre eigene(n) Position(en) in Bezug auf folge im Rahmen der Gruppendiskussion berücksich- die genannten Beispiele und Situationen zu reflektieren. tigen, ausreden lassen, wertschätzender Umgang mit persönlichen Erfahrungen der TN etc.). ■■Darauf hinweisen, dass es sich um schwierige Begriffe handelt und dass es okay ist, Begriffe nicht zu kennen. WORKSHOPS
SPIELZEIT 23 METHODENABLAUF XXAuch kann es hilfreich sein, wenn sich die WSL Teil I: Kleingruppenarbeit (15 Minuten) bereits im Vorfeld zu jedem Begriff ein Beispiel ■■ Die TN teilen sich in Kleingruppen zu 3–5 Personen überlegt, falls die Gruppe kein Beispiel findet. auf. ■■ Die Kleingruppen präsentieren nun der Reihe nach ■■ Jede Gruppe bekommt einen Briefumschlag mit jeweils eine Definition und den für sie dazugehö- Definitionskärtchen und den dazugehörigen Be- rigen Begriff und diskutieren die Beispiele in der griffskärtchen (max. 8 Begriffe). Großgruppe, bis alle Begriffe und Definitionen be- ■■ In einem ersten Schritt sollen die Teilnehmer_innen sprochen wurden. die Definitionen den richtigen Begriffen zuordnen. ■■ Folgende Fragen können anschließend gemeinsam ■■ Anschließend sollen sie Beispiele/Situationen/Er- reflektiert werden: fahrungen zu mind. 3 der Begriffe suchen. XXWie ist es euch bei der Zuordnung ergangen? ■■ Wichtig: Die WSL steht bei Fragen zur Verfügung, War es schwierig oder einfach? Welche Begriffe löst aber bestenfalls noch nicht auf, welche Zuord- sind noch unklar? nung richtig ist, sondern verweist auf die anschlie- XXFindet ihr die Begriffe wichtig/relevant? ßende Diskussion im Plenum. XXWarum könnte es wichtig sein, ein gemeinsames Verständnis für bestimmte Begrifflichkeiten zu Teil II: Auflösung und Diskussion in der haben? Großgruppe (75 Minuten) XXWelche Begriffe würdet ihr anders definieren? ■■ Eine Kleingruppe beginnt und liest eine erste Defi- XXWas ist euch sonst noch aufgefallen? nition und den für sie dazugehörigen Begriff in der ■■ Die TN bekommen das Glossar mit allen Begriffen Großgruppe vor. Die anderen Gruppen überprüfen, und Definitionen. Alternativ können die Begriffe ob sie die gleiche Zuordnung gewählt haben und und dazugehörigen Definitionen auf ein Flipchart diskutieren ggf., warum sie unterschiedliche Zuord- geklebt und aufgehängt werden. nungen gewählt haben. XXBei unterschiedlicher Zuordnung löst die WSL auf, welche Zuordnung richtig ist Darstellung und Erklärung von Unterschieden/ Überschneidungen der teilweise ähnlich klingenden Definitionen ist hier sehr wichtig (z. B. Stereotyp vs. Vorurteil oder Diskriminierung vs. Rassismus)! ■■ Anschließend können alle Kleingruppen ihre Bei- spiele vorstellen, die sie zu dem jeweiligen Begriff gefunden haben. XXAuch hier sollte die WSL achtsam sein, ob die Beispiele/Situationen tatsächlich zu dem genannten Begriff passen und ggf. diskutieren Intersektionalität berücksichtigen (viele Beispiele lassen sich mehreren Begriffen zuordnen)!1 1 Beispiel: Die weit verbreitete Annahme „Frauen können nicht einparken“ ist ein Vorurteil, kann aber gleichzeitig auch als Beispiel für Diskriminierung herangezogen werden, da hier Menschen aufgrund ihres Geschlechts herabgesetzt werden. WORKSHOPS
24 Der König des Fußballs!? Schwerpunkt: Antidiskriminierung ZIEL: Aufgreifen der Thematik Rassismus und Diskriminierung INHALT Anhand der Geschichte von Arthur Friedenreich (bra- silianischer Fußballer, aktiv von 1909–1935) wird das Thema Rassismus und Diskriminierung aufgegriffen und METHODENABLAUF diskutiert. ■■ Die WSL stellt eine Auswahl der folgenden Fragen und schreibt sie ggf. auf: DAUER XXWoher kommt der Spieler, der die meisten 20–25 Minuten Tore aller Zeiten geschossen hat? XXWie viele Tore hat laut FIFA der Spieler mit den MATERIAL meisten Toren weltweit geschossen? ■■Bildervon und Infosheet zu Arthur Friedenreich XXWas bedeutet Effet im Fußball? ■■Hard Facts über Arthur Friedenreich XXWie heißt der bislang beste Torschütze aller Zeiten? Materialien werden von fairplay bereitgestellt, zum XX„Wer ist der König des Fußballs?“ Frage nach Download auf https://www.fairplay.or.at/service/work- dem erfolgreichsten Torschützen der Welt. Die shops/. WSL lässt die TN raten & antworten. ■■ Die WSL zeigt Bilder von Arthur Friedenreich und TIPPS ZUM ANLEITEN lässt TN raten, wer die Person auf dem Bild sein ■■Hintergrundwissen über Rassismus und Diskriminie- könnte. rungsformen (v. a. in Bezug auf Fußball) aneignen ■■ Die WSL erzählt die Geschichte von Arthur Frie- ■■Auf die Diskussionskultur achten (TN ausreden lassen, denreich. Einhaltung der ausgemachten Regeln etc.) ■■ Diskussion und Reflexion über Rassismus und ■■Es sollte mit der Geschichte von Arthur Friedenreich Diskriminierung. Mögliche Fragestellungen: kein Mitleid bei den TN entstehen; Betonung der po- XXWelche Rolle spielen die Medien im modernen sitiven Eigenschaften (meiste Tore, Erfindung des Ef- Fußball? fets etc.). XXWarum kennen die meisten Menschen den ■■Ggf. weitere positive Beispiele von Spieler_innen nen- laut FIFA erfolgreichsten Torschützen aller nen, die sich gegen Diskriminierung einsetzen (z. B. Zeiten nicht? Didier Drogba, Vincent Kompany, Romelu Lukaku XXExistiert Rassismus im Fußball auch heute etc.). noch? Wenn ja, kennt ihr Beispiele? XXWas können wir tun, um die Situation zu ändern bzw. zu verbessern? WORKSHOPS
FAIRPLAY-WORKSHOPS 25 WORKSHOPS
26 Barnga Schwerpunkt: soziale Inklusion ZIEL DAUER Simulation von kulturellen Unterschieden und Umgang 60–80 Minuten mit diesen. Erkennen der Wichtigkeit von interkulturel- ler Kommunikation. MATERIAL ■■Materialien (für max. 12 Personen): 2 x 24 Canas- INHALT ta-Spielkarten (Ass, 2, 3, 4, 5, 6) Barnga simuliert den Effekt von kulturellen Unterschie- ■■Als Variante Materialien für max. 48 Personen: 8 x 24 den im menschlichen Handeln. Die TN spielen ein ein- Canasta-Spielkarten (Ass, 2, 3, 4, 5, 6) faches Kartenspiel in kleinen Gruppen. Es treten Kon- flikte auf, sobald die TN sich von Gruppe zu Gruppe Anleitung für die Spieltische und Karten werden von bewegen. Diese Situation simuliert interkulturelle Tref- fairplay bereitgestellt und sind unter https://www.fair- fen, bei denen Menschen glauben, dass sie das Ver- play.or.at/service/workshops zu finden. ständnis von Grundregeln teilen. Beim Bemerken der Unterschiede durchlaufen die Spieler_innen einen „Mi- Quelle: www.welthaus.at, www.iz.or.at ni-Kultur-Schock“, ähnlich den Erfahrungen beim „Betre- ten“ einer anderen, neuen „Kultur“. Sie müssen danach trachten, einander zu verstehen und mit diesen Unter- schieden klarzukommen, damit die interkulturelle Kom- munikation effektiv funktionieren kann. WORKSHOPS
SPIELZEIT 27 METHODENABLAUF ■■ Die Spieler_innen bilden ca. 5 Teams zu 4–5 Perso- Diskussion und Reflexion (20–30 Minuten) nen (können aus den Aufwärmübungen übernom- ■■ In der Diskussions- und Reflexionsphase werden die men werden). Erfahrungen und Erkenntnisse im Spiel mit realen ■■ Dazu sind entsprechend Spielflächen (Matten, Ti- Gegebenheiten in der Gesellschaft verbunden. Die sche etc.) für Teams bereitzustellen. Die Teams WSL fragt daher Emotionen und Erkenntnisse der sollen sich in der Lese- und Testphase (siehe un- Spielenden ab und verbindet diese anschließend mit ten) „nicht hören können“; die unterschiedlichen realen Gegebenheiten oder lädt die Spielenden ein, Regeln an den Tischen sollten möglichst „geheim“ eigene Erfahrungen aus der Realität zu erzählen. bleiben. ■■ Beispiel: Auf einer Reise half mir mein Regelwerk ■■ Die Spielflächen können unterschiedlich gestaltet „deutsche Sprache“ nicht mehr, weil die „Bereis- sein und einen Sportbezug aufweisen (1. bis 4. Liga, ten“ diese nicht verstanden. Im Spiel ist dies mit Champions League bis 1. Klasse etc.) und auch ent- dem Sprechverbot simuliert und den damit auftre- sprechend ausgestattet sein (Polster, dicke Matten tenden Schwierigkeiten, die eigenen Regeln erklä- in den höheren Ligen, karge Ausstattung in den un- ren zu können. teren Ligen). ■■ Beispiel: an einem Spieltisch kommen 2 Personen ■■ Auf die Spielflächen kommt je ein Kartenspiel mit zusammen, die ursprünglich vom gleichen „Her- 24 Karten. kunftstisch“ starteten und diese setzen am neuen ■■ Auf ein Flipchart werden die wichtigsten Spielre- Tisch ihre Regeln durch. In der Realität könnte als geln geschrieben (mit dem Hinweis, dass bei der Beispiel ein Wiener Bezirk genannt werden, wo die Turnierphase nichts gesprochen oder „mit den Fin- türkische Sprache etc. zur Mehrheits-Alltagskultur gern geschrieben“ werden darf). geworden ist; es wird „in der Fremde“ leichter, ■■ Vorbereitung (5 Minuten) Grundsatzinfos geben: wenn „man“ sich zusammentut! Lese- und Testphase > dann Turnierphase > Refle- ■■ Die Gruppen werden gefragt, was zu den unter- xionsphase. schiedlichen, auch unerwarteten Handlungen ge- ■■ Spielregeln werden ausgeteilt. Lese- und Testphase führt haben kann. Einige sind davon überzeugt, (10–15 Minuten) dass manche die Regeln nicht gelernt haben. Man- ■■ Die Kleingruppen lesen an ihren Tischen ihre Spielbe- che geben zu, nie gut im Kartenspiel gewesen zu schreibungen und spielen einige Testrunden durch. sein. Manche beschuldigen andere, geschummelt zu haben. Und manche nehmen an, dass jeder Die WSL beantwortet auftretende Fragen direkt an Tisch andere Spielregeln bekommen hat. Manche den Tischen, da die „Geheimhaltung“ der unterschied- bezweifeln es, manche verneinen dies, einige ha- lichen Spielregeln somit gewährleistet werden kann! ben daran überhaupt nicht gedacht. Am Ende der Lese- und Testphase werden die Spielbe- ■■ Tatsache ist, dass jede Gruppe ein wenig unter- schreibungen eingesammelt. schiedliche Regeln bekommen hat. Einmal ist das „AS“ die höchste Karte, ein anderes Mal die nied- Turnierphase (20–30 Minuten) rigste Karte. Für manche ist „PICK“ Trumpf, für man- ■■ Alle 5 Minuten (Spielrundenende) wechseln die che „KARO“. Das heißt, eigentlich ist das Spiel für Gewinner_innen und Verlierer_innen die Spielflä- alle gleich, außer ein paar kleinen Unterschieden. chen. Gewinner_innen steigen auf, Verlierer_innen ■■ Das ist das Spannende an Barnga, alles schaut steigen ab. gleich aus und weist doch feine Unterschiede auf. ■■ Zeiten sind durch die WSL vorzugeben. Es gilt ab- Selbst jene, die verstanden haben, dass die Regeln solutes Sprech- und Schreibeverbot! Dies ist durch unterschiedlich sind, verstehen nicht, wie sie sich die WSL sicherzustellen. genau unterscheiden. Andere finden trotz des Wis- ■■ „Ab jetzt darf nicht mehr gesprochen werden!“ sens keine Lösung, damit umzugehen. Unsicherheit Zeichnen oder gestikulieren ist erlaubt, aber spre- und Beschuldigung sind oft die Folge. chen oder schreiben nicht. ■■ Spielen von ca. 5 Runden. WORKSHOPS
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