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SPECIAL
BRIEFING

 Luxemburg
  Juni 2019
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2 AIM Special Briefing Juni 2019

Sehr geehrte Mitglieder,

wir können, wie ich denke, auf eine aufschlussreiche und fruchtbare
Zusammenkunft zurückblicken.
Zunächst möchte ich nochmals der CMCM und besonders Fabio
Secci und seinem Team für den herzlichen Empfang in Luxemburg
danken. Mein Dank gilt auch Romain Schneider und Nicolas Schmit für
ihre Teilnahme und natürlich zuvorderst für die Unterstützung, die sie
Gegenseitigkeitsgesellschaften und der Sozialwirtschaft zuteilwerden
lassen. Die Unterstützung vor allem auch von ministerieller Seite,
erfüllt mich mit Freude und lässt mich für die Zukunft unserer
Bewegung hoffen.
In Luxemburg stand mit der Lomé-Plattform ein für unsere
internationalen Aktivitäten zentrales Dokument im Mittelpunkt.
Ich bin persönlich von dem Mehrwert überzeugt, den die Plattform
für das Wachstum der afrikanischen Gegenseitigkeitsbewegung
darstellt. Die Debatte rund um die EU-Wahlen zeigte, dass Europa
sich zweifelsohne an einem Wendepunkt befindet. Die AIM wird die
Gelegenheiten wahrnehmen, die sich hinter den vielen vorausliegenden
Herausforderungen verbergen, und ihren Beitrag zu einem sozialeren
Europa leisten, in dem die Gesundheit im Mittelpunkt steht.
Einmal mehr bewies unser Treffen, wie bedeutsam Zusammenarbeit
für unsere Organisationen ist. Ich betrachte uns alle als die Grundmauer
unserer Gesundheitssysteme, verantwortlich für ein solides
Fundament: nachhaltige Finanzierung, qualifizierte Arbeitskräfte,
Forschung & Entwicklung, die wissensbasierte und wirksame
Behandlungen und Arzneimittel hervorbringen. Dann schichten wir
sorgfältig Stein auf Stein: Prävention, Patientenbefähigung, Innovation,
Primärpflege, spezialisierte Leistungen, Qualitätsbewertung und
-sicherung usw. Natürlich brauchen wir Fenster, die die Luft zwischen
unserem Haus und den anderen wichtigen Gebäuden zirkulieren
lassen: Soziales, Finanzen, Beschäftigung, Bildung… Ein Haus
ohne Fenster ist kein Platz zum Leben. Der Austausch mit unseren
Nachbarn hilft uns, über den Tellerrand herauszuschauen.
Über das Tor zu unserem Gebäude lassen wir Personen von außen
herein und wir treten heraus. Wir alle wissen, dass grenzüberschreitende
Gesundheitsversorgung einen großen Fortschritt im Bereich
Patientenrechte darstellt. Gleichzeitig sind wir uns allerdings auch der
Herausforderungen bewusst, die sich dadurch unseren Systemen und
im Besonderen uns Kostenträgern stellen. Und was wäre ein Haus
ohne ein widerstandsfähiges Dach, das vor Sturm und unerwarteten
Umständen schützt? Dieses Dach, liebe Freundinnen und Freunde,
ist unsere Resilienz gegenüber Veränderungen und aufkommenden
Herausforderungen, genauso wie die Fähigkeit voneinander zu lernen.
In der AIM helfen wir einander, den wechselnden Wetterbedingungen
zu begegnen. Ich bin davon überzeugt, dass wir das europäische
und noch mehr das globale Dorf, bestehend aus unseren einzelnen
Häusern der Gesundheitsversorgung, fit für Zukunft machen können.
Ich freue mich darauf, Sie alle im November in Brüssel wiederzusehen.

                                                 Christian Zahn
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3 AIM Special Briefing Juni 2019

                                   Sehr geehrte Mitglieder, liebe Kolleginnen
                                   und Kollegen,

                                   der Vorstand und die Generalversammlung waren ein
                                   ganz besonderes Ereignis für mich. Zum ersten Mal traf
                                   ich die gesamte AIM-Familie. Beeindruckt haben mich der
                                   Einsatz des Brüsseler AIM-Teams in der Vorbereitungszeit,
                                   die Qualität der verschiedenen Beiträge und Reden
                                   sowie die Vielzahl an Themen, mit denen sich die AIM
                                   auseinandersetzt. Ich möchte es unserem Präsidenten
                                   gleichtun und allen, die zum Gelingen dieser Veranstaltung
                                   beigetragen haben, ganz herzlich danken.
                                   Die AIM ist eine hervorragende Plattform zum Austausch
                                   bewährter Verfahren. Sie gleicht einem Weltcafé,
                                   wo Menschen die Verbesserung und Förderung von
                                   Werten erörtern, die uns allen am Herzen liegen:
                                   Demokratie und Solidarität. Als Krankenkassen und
                                   Gesundheitsdienstleister spielen wir eine bedeutende
                                   Rolle in der heutigen Welt, indem wir gleichberechtigten
                                   Zugang zu kostenwirksamen und erschwinglichen
                                   Gesundheitssystemen schaffen, Versicherungsvereine
                                   auf Gegenseitigkeit stärken und für einen hohes Maß an
                                   Gesundheitsschutz für alle eintreten.
                                   Ich bin dankbar, Teil der AIM-Familie zu sein. Gemeinsam
                                   mit meinen Kolleginnen und Kollegen werde ich die
                                   Entwicklung der AIM im Dienste ihrer Mitglieder
                                   vorantreiben.

                                                                       Sibylle Reichert

      AIM in der Presse
      Lëtzebuerger Journal
         Freitag, 28 Juni 2019
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4 AIM Special Briefing Juni 2019

   Gemeinsame Ausschusssitzung
   Modernisiertes Management von Gegenseitigkeitsgesellschaften

   26. Juni – Die Generalversammlung der AIM begann mit dem Thema „Digitale
   Informations- und Managementsysteme für Gegenseitigkeitsgesellschaften“.
   Informations- und Managementsysteme könnten insbesondere die Erstellung von
   Versicherungsverträgen, Kosteneinforderung und Beitragserhebung, die Verwaltung
   von Kostenerstattung sowie eine Übersicht über das Risikoportfolio enthalten. Für
   Krankenkassen sind die genannten Elemente wesentlich.
   Auf diesem Hintergrund präsentierte Siddharth Srivastava, Experte
   für Gesundheitsfinanzierung am Schweizerischen Tropen- und Public
   Health-Institut,   Möglichkeiten,      wie     digitale   Informationssysteme
   Gegenseitigkeitsgesellschaften bei deren Entwicklung bis hin zu komplizierteren
   geschäftlichen Abläufen (z.B. Ratenzahlung) unterstützen können. Die
   Gestaltung des Versicherungssystems komme dabei an erster Stelle, digitale
   Systeme hätten unterstützend zu wirken. Die Auswirkungen digitaler Lösungen
   auf die Nettokosten hingen, so Srivastava, vom Implementierungskontext ab.
   Abschließend stellte er OpenIMIS vor, ein Open-Source-Informationssystem
   für Versicherungs-management, das in Tansania, Nepal, dem Tschad und der
   Demokratischen Republik Kongo entwickelt wurde und auf den jeweiligen
   Bedarf einer Krankenkasse zugeschnitten wird.
   José María Garriga stellte die Schwierigkeiten bei Management und
   Finanzierung der Gesundheits-versorgung heraus, insbesondere unter
   Berücksichtigung der Unsicherheiten, die hinsichtlich der von Krankenkassen
   gedeckten Risiken und technischer Entwicklungen bestehen. Als staatliche
   Agentur zur Unterstützung und Kontrolle von Gegenseitigkeitsgesellschaften
   und Genossenschaften habe das INAES ein digitales System zum Austausch
   zwischen Agentur und Kassen auf den Weg gebracht und ermutige letztere,
   dieses auch für das interne Management zu nutzen. Er stellte eine digitale
   Plattform vor, über die die CAM Dienste rund um Tourismus, Prepaid-
   Kreditkarten und Arzneimittel anbietet. Daneben kündigte er die Schaffung
   der ersten Universität für Sozialwirtschaft an.
   Für Afrika & den Mittleren Osten präsentierte Thierry Rosay von CEGEDIM
   die Reform der CMIM (Marokko), die mit der vollständigen Digitalisierung
   ihrer Prozesse einherging. Eine Schrifterkennung ermögliche das Erfassen
   eingehender Rückerstattungsdokumente, die so direkt in den Arbeitsablauf
   der CMIM integriert werden. Versicherte können über ein Portal den Status
   ihrer Dossiers überprüfen. Die Digitalisierung der Akten gewähre ebenfalls
   Gesundheitsfachkräften Zugang zu den Rückerstattungsvorgängen. Thierry
   Rosay betonte, dass Digitalisierung nicht nur die Verwaltung einzelner
   Dossiers verbessere, sondern auch erlaube, den dafür nötigen Zeitaufwand
   zu erfassen.
   Mesmin Komoe von der MUGEF-CI stellte die Smart Card vor. Diese
   unterstützt die Digitalisierung der dortigen Organisationsprozesse. Darüber
   hinaus können die dem Netzwerk angeschlossenen 739 Apotheken,
   1500 Gesundheitsdienstleister und 3900 Mediziner Verschreibungen
   einsehen. Die MUGEF-CI erstattet die Kosten für entsprechend gelistete
   Medikamente, mittels der Smart Card lässt sich überprüfen, ob ein
   Medikament erstattungsfähig ist. Daneben erhalten Versicherte über die
   Karte Preisnachlässe in verschiedenen Geschäften.
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5 AIM Special Briefing Juni 2019

   Ausschuss für Lateinamerika
   Die zügige und zugleich beschwerliche Entwicklung elektronischer Patientenakten

   26. Juni – Der AIM-Ausschuss für Lateinamerika tauschte sich mit luxemburgischen Experten über seine Erfahrungen zu E-Health
   aus. Unterstrichen wurden die Mindestanforderungen an E-Health und insbesondere das Erweitern elektronischer Patientenakten
   (EPA), um deren Potenzial zu erschließen.
   Hervé Barge, Generaldirektor von eLuxembourg, eröffnete die Sitzung mit dem Digitalisierungsplan seines Landes. Seit
   2012 erlaubt die nationale Plattform zum Austausch pseudonymisierter Gesundheitsdaten Patienten den Zugang zu ihren
   Gesundheitsinformationen sowie Gesundheits- fachkräften den Zugang zu elektronischen Patientenakten. Dies erleichtere
   den Datenaustausch und ermögliche frühzeitige Interventionen im Behandlungsverlauf, was sich insbesondere positiv im
   Falle einer Notfallversorgung auswirke. Barge betonte die Notwendigkeit einer rechtlichen Grundlage für die Entwicklung
   derartiger Plattformen und stellte dabei Sicherheitsfragen sowie die Bedeutung patientenkontrollierter Daten heraus. Er
   unterstrich, dass E-Lösungen stets gemeinsam mit den Nutzern, in diesem Falle den Ärzten und Patienten, zu entwickeln
   seien.
   Dr. Julio Martínez, UMU, bestätigte einige der zuvor genannten Herausforderungen. Wesentlich bei der Umsetzung der
   uruguayischen EPA seien technische und semantische Interoperabilitätsregeln und die Erstellung eines Rechtsrahmens
   gewesen. Besonders schwierig habe sich die Vermeidung isolierter Akten gestaltet, um eine horizontale Zusammenarbeit
   zu erreichen. José María Garriga, CAM, erachtet eine chronologische Erfassung von Patientendaten als notwendig,
   Schwierigkeiten bereiteten dabei Daten aus der Vergangenheit. Wichtig seien standardisierte Krankenhausakten und
   gemeinsame Dateiformate. Miguel Antonio Uprimny aus Kolumbien zeigte auf, welche besondere Aufmerksamkeit
   Gestarsalud auf die Schulung der Akteure legt, die mit E-Health-Plattformen arbeiten. Dies sei unabdingbare Voraussetzung
   für die einwandfreie Funktion einer jeden Plattform.
   Die Diskussionen zeigten, dass die Herausforderungen weltweit ähnlich gelagert sind, einige Länder wie Kolumbien stehen
   noch ungelösten Struktur- und Deckungsfragen gegenüber. Bereitschaft, Verpflichtung und Einbindung des Staates seien
   weitere Schlüssel. Zukünftig werden viele AIM-Mitglieder den Fokus auf künstliche Intelligenz und die damit verbundenen
   ethischen Fragen legen.
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6 AIM Special Briefing Juni 2019

   Sitzung des Ausschusses Afrika & Mittlerer Osten
   Die Lomé Plattform, was kommt als nächstes?

   26. Juni – Der Ausschuss sprach über die Entwicklungen seit der Verabschiedung der Lomé-Plattform auf der gleichnamigen Konferenz vom 22. bis
   23. Januar 2019. Die interessanten Diskussionen rundete eine Präsentation der zu erwartenden internationalen und nationalen Maßnahmen ab.
   AIM-Projektmanager Thomas Kanga-Tona präsentierte die Ergebnisse der Konferenz. An den zwei Tagen kamen rund 224 Teilnehmer
   aus 18 afrikanischen und europäischen Staaten zusammen. Am ersten Tag konstatierten verschiedene hochrangig besetzte
   Diskussionsrunden, dass durch Gegenseitigkeitsgesellschaften geschaffene Solidarbindungen wesentlich zu einer ausgeglichenen
   Gesellschaft beitrügen und die Ausweitung von Gesundheitsschutz und Gegenseitigkeit selbige gegenseitig stärke. Allerdings
   könne nur eine Pflichtversicherung Problemfelder wie geringe Versichertenquoten, Beitragserhebung und hohen Mitgliederverlust
   angehen. Durch die Delegierung von Organisation und Management der Krankenversicherung an die Gegenseitigkeit kämen den
   Gesundheitssystemen die Wesensmerkmale des Gegenseitigkeitsmodells zugute. Der zweite Tag war der Lomé-Plattform gewidmet,
   die von der globalen Gegenseitigkeitsbewegung unterstützt wird.
   Martini Hagiefstratiou, Solidaris-Referent für Europäische und Internationale Angelegenheiten, und Pieter van Wolvelaer, Projektleiter
   der Christlichen Krankenkasse, stellten die Lomé-Plattform vor. Die Plattform zeigt eine Nachhaltigkeitsstrategie auf, mit der die
   Gegenseitigkeitsbewegung ihr Ziel einer stärkeren Einheit und sozialen Zusammenhalts erfüllen kann. Sie fordert die Schaffung
   und Implementierung eines gesetzlichen Rahmens für Gegenseitigkeitsgesellschaften, um die Konsistenz der Leistungserbringung,
   Synergien zwischen Interessengruppen vor Ort und Versicherungspflicht zu gewährleisten. Das Dokument soll Fürsprache für
   den Beitrag der Gegenseitigkeit bei der Ausführung internationaler wie regionaler Programme leisten. Die Jahrhundertfeier der
   Internationalen Arbeitsorganisation gibt noch dieses Jahr Gelegenheit, an die Rolle der Gegenseitigkeit beim Sozialschutz zu erinnern.
   Die Teilnehmer benannten auch die nächsten Schritte, die sie zur Förderung der Plattform auf Länderebene ergreifen: Übergabe
   des Abschlussdokuments an die Regierung und Aufstellung eines Maßnahmenplans (Burkina Faso) bzw. das Zusammenführen der
   Gegenseitigkeitsvertreter, um die Bewegung strukturell zu stärken (Elfenbeinküste).
   Zum Abschluss der Sitzung präsentierte Hausny Hachimi Idrissi, Vorstandsvorsitzender der MAS, die Digitalisierung seiner
   Mutuelle d’Action Sociale (MAS). Herzstück ist das Softwareprogramm CIMAS, das Beitritte, Beitragserhebung, Auszahlungen und
   Behandlungsnomenklatur verwaltet. Die Software ermöglicht es der MAS, Rechnungs- sowie internes Berichtswesen zu verwalten
   und Einsicht in die Organisationabläufe zu erhalten. Unterstützend erfolgt die Schulung der Beschäftigten, Dokumente und
   Kommunikationen werden digitalisiert. Die MAS richtete ein Webportal und eine App ein, die den Versicherten die Verwaltung ihrer
   Dokumente erlaubt. Ein weiteres Webportal steht Gesundheitsfachkräften zur Verfügung.
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7 AIM Special Briefing Juni 2019

                                                      Generalversammlung
                                                      Austausch über die Lomé Plattform

                                                      27. Juni – Die Generalversammlung der AIM erhielt durch eine Debatte über die
                                                      am 22. und 23. Januar in Togo verabschiedete Lomé-Plattform die Gelegenheit, die
                                                      Ansichten von Gegenseitigkeitsvertretern und anderen Teilnehmern zum Dokument
                                                      zu erfahren.
                                                      Denis Porignon, WHO-Berater für Gesundheitssysteme, begrüßte den Beschluss
                                                      der Lomé-Plattform, sich den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten
                                                      Nationen anzuschließen und stellte die Universal Healthcare Partnership
                                                      (UHC Partnership) vor, die den politischen Dialog zwischen nationalen und
                                                      internationalen Partnern fördert. Er lud die Gegenseitigkeitsversicherer ein, mit
                                                      den UHC-Länderteams in Kontakt zu treten, um ihre Einbindung in das Projekt
                                                      zu erörtern, das künftig von 75 auf 115 Staaten ausgeweitet wird. Porignon
                                                      zufolge müssten die Kassen auf nationaler Ebene den Austausch mit Patienten,
                                                      Parlamentsvertretern und weiteren Stakeholdern suchen.
                                                      Jürgen Hohmann, Sozialschutzexperte an der Generaldirektion der EU-
                                                      Kommission für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (GD DEVKO),
                                                      sagte, dass Gesundheit einen wichtigen Aspekt des Sozialschutzes darstelle.
                                                      Die Lomé-Plattform schlage die Brücke zwischen universellem Sozialschutz
                                                      und flächendeckender Gesundheitsversorgung. Versicherungsvereine
                                                      auf Gegenseitigkeit spielten eine komplementäre Rolle beim Schutz der
                                                      Bevölkerung sowie bei Anwerbung und Rückerstattung. Die Mitwirkung der
                                                      Gegenseitigkeit sei bedeutend, da der Staat eine optimale Ressourcenverteilung
                                                      nicht immer gewährleisten könne. Er riet der AIM, die globale Koalition des
                                                      Sozialschutzsockels, die einen Fonds in Höhe von einer Million Euro verwaltet,
                                                      zu kontaktieren.
                                                      Damien Revault, Projektleiter am Schweizerischen Tropen- und Public Health-
     Geert Messiaen, Generalsekretär der belgischen   Institut, erachtet die Forderungen der Lomé-Plattform als relevant und notwendig
     UNML, wurde von der Generalversammlung zum       für den Ausbau von Gegenseitigkeits- gesellschaften und Gesundheitssystemen.
                Ehrenmitglied ernannt.                Die politische Bereitschaft sei nicht immer ausreichend, es mangele zuweilen
                                                      an Mitteln. Im Tschad existiere trotz eines Gesundheitsschutzprogramms
                                                      kein Rechtsrahmen für die Schaffung von Gesundheitszentren, notwendige
                                                      Strukturen zur Verwaltung der flächendeckenden Gesundheitsversorgung und
                                                      rechtliche Vorgaben für Krankenkassen fehlten.
                                                      Christian Horemans, Experte für Internationale Angelegenheiten bei den
                                                      Mutualités Libres, referierte als Vertreter des MASMUT-Programms die
                                                      Ergebnisse der Lomé-Plattform seit ihrer Verabschiedung. Einen Tag nach
                                                      ihrer Verabschiedung formulierte ein Seminar die zentralen Meilensteine,
                                                      die eine Strategie zur Entwicklung von Gegenseitigkeitsgesellschaften,
                                                      Informationsveranstaltungen, die Verbreitung der Plattform sowie die
                                                      Organisation von Fürsprache auf nationaler Ebene umfassen. Um die
                                                      Fortschritte bei der Erfüllung der Lomé-Forderungen zu verfolgen, seien
                                                      verschiedene Veranstaltungen vorgesehen. Der Fürsprache in Europa komme
                                                      besondere Bedeutung zu.
                                                      Matthias Savignac von der Fédération Nationale de la Mutualité Française
                                                      und Vizepräsident der AIM für Internationale Zusammenarbeit sprach über
                                                      das PASS-Programm, das die Plattform und deren Inhalt über eigene digitale
                                                      Kommunikationskanäle verbreitet. Bis Ende 2019 wird PASS Tagungen mit den
                                                      nationalen Verwaltungsbehörden an der Elfenbeinküste sowie den dortigen
                                                      Länderbüros der Internationalen Arbeitsorganisation und der Europäischen
                                                      Kommission organisieren.
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8 AIM Special Briefing Juni 2019

   Ausschuss für Europäische Angelegenheiten
   Die EU-Wahlen und deren Auswirkungen auf Gesundheit

   27. Juni 2019, Luxemburg – Romain Schneider, luxemburgischer Minister
   für Soziale Sicherheit, stellte das neue luxemburgische Gesetz für
   Gegenseitigkeitsgesellschaften vor. MdEP Nicolas Schmit bekräftigte,
   wie wichtig die Nennung von Gegenseitigkeitsgesellschaften in den
   Europäischen Verträgen und die Schaffung eines EU-Rechtsrahmens sei.
   Daneben betonte Schmit die Notwendigkeit sozialer Investitionen, um
   gesellschaftliche Ungleichheiten in Europa abzubauen. Dabei könne die
   Sozialwirtschaft helfend mitwirken. Als ebenso wichtig bezeichnete er
   Gesundheits- und Klimaschutz. Im Laufe der Podiumsdiskussion tauschten
   sich die AIM-Mitglieder mit Marc Angel, Vorsitzender des luxemburgischen
   Parlamentsausschusses für Europäische Angelegenheiten und Patrick Klein
   von der EU-Kommission über den Ausgang der EU-Wahlen und dessen
   Auswirkungen auf Gesundheit aus.
   Die luxemburgischen Krankenkassen, so Romain Schneider, seien
   in guter Weise an das Gesundheitssystem angepasst: finanzielle
   Stabilität, ein verbindliches System für alle Berufsgruppen und die
   Grundprinzipien Demokratie und Solidarität. Das neue Gesetz, im
   vergangenen Jahr verabschiedet und ab 1. Januar 2020 gültig, erhöhe
   Flexibilität wie Rechtssicherheit und bewahre das Solidaritätsprinzip.
   Es erleichtere die Verwaltung, die Finanzkontrolle werde ausgelagert.
   Kleinere Kassen unterlägen weniger Kontrolle als die zwei großen
   luxemburgischen Krankenkassen.
   Der Europaabgeordnete Schmit betonte die Bedeutung von
   Gegenseitigkeitsgesellschaften und Solidaritätsprinzip. Die nächsten
   Wochen werde die EU-Kommission ein neues Fünfjahresprogramm
   arbeiten, wichtig seien Fragen der Vergütung, Investitionen
   zur Vermeidung sozialer Ungleichheiten, die Unterstützung
   der Sozialwirtschaft sowie Klima- und Gesundheitsschutz.
   Gegenseitigkeits-gesellschaften hätten Teil der Wirtschaft zu sein
   und bedürften eines EU-Rahmens, so Schmit. Laut Stéphanie
   Soares, Vorstandsmitglied der Mutualité Française (FNMF), erwarte
   der EU-Bürger ein soziales Europa, auch in den Bereichen Klima
   und Impfschutz. Patrick Klein erläuterte nächste Schritte für die
   Sozialwirtschaft wie Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle. Er
   fordert engere Kooperation, um auch ohne Einstimmigkeit im EU-Rat
   die Anerkennung von Gegenseitigkeitsgesellschaften zu erreichen.
   Marc Angel sieht die Möglichkeit eines sozialen Europas, dazu
   benötige die EU allerdings ein dediziertes Budget. Bedeutsam seien
   Klimathemen und Soziales.
   Zum Abschluss präsentierte Arne Björnberg, Health Consumer
   Powerhouse,       ein    Benchmarking      des    Zugangs      zu    den
   Gesundheitssystemen in der EU und zukünftige Aussichten. EU-
   weit seien wesentliche positive Entwicklungen zu konstatieren,
   im Arzneimittelbereich verzeichneten reichere Länder allerdings
   bessere Ergebnisse. Geld sei natürlich auch ein Grund für bessere
   Behandlungsergebnisse.
SPECIAL BRIEFING L - AIM International association of ...
9 AIM Special Briefing Juni 2019

                                    Das AIM-Präsidium hatte die Ehre, mit seiner königlichen Hoheit Henri, Großherzog von
                                   Luxemburg, zusammenzukommen, um die Stellung von Gegenseitigkeitsgesellschaften und
                                       deren Bedeutung für den europäischen und weltweiten Sozialschutz zu erörtern.
SPECIAL BRIEFING L - AIM International association of ...
10 AIM Special Briefing Juni 2019

   Seminar
   Erkundung des luxemburgischen Gesundheitssystems

   28. Juni – Die AIM-Mitglieder erfuhren Wissenswertes über die Finanzierung und Organisation des luxemburgischen Systems sowie die
   Rolle der CMCM. Daneben erhielten sie einen Einblick in Präventionsmaßnahmen in den Bereichen körperlicher Aktivität und Burnout.
   Zukünftige medizinische Entwicklungen und daraus entstehende Fragen waren ein weiteres Thema.
   Das luxemburgische Sozialversicherungssystem gilt als eines der besten und auch teuersten in der EU. Christian Oberlé, Präsident
   der nationalen Gesundheitskasse (CNS), gab zu, dass seine Organisation in einer bevorzugten Position ist, da die Rücklagen
   ein Vierfaches des jährlichen Budgets betragen. Dennoch leidet das System aufgrund neuartiger Therapieformen und der
   Deckung neuer paramedizinischer Behandlungen genauso unter der Kostenentwicklung. Oberlé, der auch der luxemburgischen
   E-Health-Agentur vorsteht, erläuterte die Entwicklung im Bereich elektronischer Patientenaktien in Luxemburg. Diese böten
   einen Mehrwert für Prävention, umfassendere und verlässlichere Statistiken, verbesserte Pflege durch bessere Koordination der
   Gesundheitsfachkräfte und integrierte Pflege. Diese Aspekte, so Oberlé, seien die Prioritäten des Systems im Ganzen. Deren
   Verfolgung sei nur in Zusammenarbeit mit der CMCM zu realisieren.
   Fabio Secci, CEO der CMCM, beschrieb die gesetzliche Versicherung seines Landes als effizient, wies allerdings auf einige
   Unzulänglichkeiten hin. Er begrüßte die Vereinbarungen zwischen Ärzteschaft, Minister Schneider und der CNS zur Modernisierung

   der so genannten ‚Nomenklatur‘ und würdigte die staatliche Unterstützung für Gegenseitigkeitsgesellschaften, die bei ihren
   ergänzenden Aufgaben gegenüber privaten Versicherern sonst nicht wettbewerbsfähig wären. Dank ihrer Modernisierung sei die
   CMCM nun in der Lage, als vollwertiger Wettbewerber aufzutreten.
   Dr. Charles Delagardelle, Kardiologe und Gründer der Fédération Luxembourgeoise des Associations de Sport-Santé (FLASS),
   sprach über die Bedeutung von Prävention, ganz besonders im Hinblick auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Der
   Risikofaktor Bewegungsarmut bedinge zwischen 3,2 und 5 Mio. Todesfälle pro Jahr. Er unterstrich den Nutzen körperlicher
   Aktivität in Primär- wie auch Sekundärprävention, dem Aktivitätsbereich der FLASS.
   Dr. Gilles Michaux, Psychotherapeut, referierte über Burnout-Prävention. Alarmierenden Zahlen zufolge liege die Verbreitung
   von Burnout unter jüngeren Menschen bei 50%, so dass Prävention von großer Bedeutung sei. Dr. Michaux erläuterte die
   individualisierte Therapie Protea, deren Bezeichnung auf eine afrikanische Pflanze zurückgeht, die Buschfeuer überstehen kann.
   Zum Abschluss des Seminars beschrieb Dr. Alain Schmit die rasante Entwicklung neuer Arzneimittel und medizinischer Revolutionen
   wie Digitalisierung und Biotechnologie. Künstliche Intelligenz, Big Data, Nanopartikel, Zellregeneration, … diese Entwicklungen, so
   Schmit, werden die uns bekannte Medizin revolutionieren und erhebliche Auswirkungen auf die Versorgung haben. Diese werde
   individueller und effizienter sein, aber insgesamt auch kostensteigernd wirken und die Nachhaltigkeit unserer Systeme belasten.
11 AIM Special Briefing Juni 2019

   Special thanks
   Die AIM dankt unserem luxemburgischen Mitglied CMCM und seinem Präsidenten Albert GLOD. Unverzichtbar bei der
   Organisation unserer Tagungen war ebenso die Unterstützung von Generaldirektor Fabio SECCI und Vorstandsassistentin
   Lara MARX. Herzlichen Dank.
   Die AIM dankt auch den Ministern Schmitt und Schneider für ihre Teilnahme und Unterstützung der mutualistischen
   Bewegung.

   Kommende satzungsgemäße Versammlungen 2019

                             13 11 19                         15 11 19
       Die AIM wird ihre Vorstandssitzungen in Brüssel vom 13. bis 15. November 2019
       in Zusammenarbeit mit ihrem belgischen Mitglied UNMS/Solidaris abhalten.

                                        Präsentationen, Video und Bilder.
                                                                 www.aim-mutual.org
                                                                  @AIM_Healthcare

   “AIM Special Briefing” © 2019 Veröffentlichung des AIM-Sekretariats.
   Editor: AIM Secretariat - Layout: Jessica Carreño Louro (InDesign) - Bilder @Alexandre Louvet
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   Telefon : [+ 32 2] 234 57 00; Fax : [+ 32 2] 234 57 08; e-mail : aim.secretariat@aim-mutual.org
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