Gesundheitsökonomie, Gesundheitssysteme, Öffentliche Gesundheitspflege - Vorlesungsreihe - Klinikum Fulda
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie, Gesundheitssysteme, Öffentliche Gesundheitspflege Dozenten: Böhm - Kranke – Mehlhase - Vogel, U. - Vogel, H. - Menzel
Klinische Behandlungspfade: Richtschnur für Behandlungsabläufe im Krankenhaus? Medizin-Controlling: Eine Standortbestimmung Priv.-Doz. Dr. med Thomas P. Menzel Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 5
Klinische Behandlungspfade • Szenario • Rahmenbedingungen • Klinische Behandlungspfade Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 6
Szenario: Ein Australisches Krankenhaus – Vor DRG-Einführung (1990) – 500 Betten – 26 000 stationäre Patienten/Jahr – mittlere Verweildauer: 6 Tage – 52 behandelte Patienten pro Bett pro Jahr – Nach DRG-Einführung (2000) – 380 Betten – 49 800 stationäre Patienten/Jahr – Mittlere Verweildauer: 3,23 Tage – 113 Patienten pro Bett pro Jahr Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 7
Fragen? • Mit dem gleichen oder mit weniger Personal muss mehr als früher geleistet werden geht das überhaupt? – „Wir befinden uns heute schon an der Grenze zur Überlastung mancherorts ist diese schon überschritten.“ – „Das ist ein klares Signal der Ärzte die nicht länger bereit sind in Kliniken unter teilweise unzumutbaren Arbeitsbedingungen zu arbeiten" • Wie ist unter diesen Bedingungen die Qualität der Behandlung zu gewährleisten? • Wie kann unter solchen Bedingungen wirtschaftlich gearbeitet werden? Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 8
Antworten • Zurück zu den alten Zeiten ! • Mehr Geld für alle ! • Oder • Neue Ansätze – Bessere Organisation – Definierte Qualität – Schonender Umgang mit personellen und finanziellen Ressourcen Herausforderungen der Krankenhäuser im DRG- Zeitalter Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 9
Klinische Behandlungspfade: Die Lösung? • Klinische Behandlungspfade können Teil der Lösung sein • Umsetzung im Rahmen eines schlüssigen Gesamtkonzeptes – Nicht nur Pfade „machen“, weil das gerade angesagt ist – Diskutieren, überzeugen, entwickeln, implementieren, nachhalten • Erfahrungen aus anderen Branchen nutzen – „Lean-Management“ (z. B. Automobilindustrie) – Arbeitsproduktivität durch die Standardisierung von Prozessen sowie die Eliminierung von Verschwendung verbessern – Steigerung der Qualität ! (ZDF) Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 10
Klinische Behandlungspfade sind Teil des Gesamtprozesses Prästationär Stationär Poststationär Prä-Stationärer Besuch Stationäre Aufnahme Entlassung Poststationäre Versorgung Aufnahmemanagement: Behandlungspfad: Überleitungs/ Wahl der Versorgungsform Standardisierte Entlassungsmanagement: Betten /OP-Kapazitätsplanung Behandlungsabläufe Planung der Entlassung am Aufnahmezeitpunkt Aufnahmetag: Voruntersuchungen AHB/Reha Pflege Schulungen Hilfsmittel Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 11
Casemanagement Jörg Noetzel, KU Gesundheitsmanagement 6/2011 Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 12
Behandlungspfade • Synonyme für standardisierte Abläufe im Gesundheitswesen – klinische Behandlungspfade – integrierte Behandlungspfade – Patientenpfade – krankenhausindividuelle Leitlinien – Clinical Pathways – Critical Pathways – klinisches Prozessmanagement – Disease Management – Standard Operating Procedures (SOP) – Behandlungsstandards – Behandlungsabläufe – Versorgungspfade Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 13
Leitlinie / Klinischer Behandlungspfad • Leitlinie: – Konsenspapier einer medizinischen (Fach-) Gesellschaft zum Vorgehen bei einer bestimmten Erkrankung. Beinhaltet im Idealfall den aktuellen Stand des medizinischen Wissens. • Klinischer Behandlungspfad – Interdisziplinäre Prozessmodulation unter Integration und Anpassung von Leitlinien/EBM auf lokale Gegebenheiten. – Klinische Behandlungspfade sind Instrumente mit denen sich Behandlungsprozesse steuern und Ablaufstrukturen in Einrichtungen des Gesundheitswesens optimieren lassen. – In Pfaden werden wiederkehrende Prozessabläufe der Diagnostik und Therapie identifiziert und beschrieben. – Eine Arbeitsgruppe erstellt die Darstellung eines Behandlungsprozesses im fach- und berufsgruppenübergreifenden Konsens. Der Pfad bildet die Grundlage für ein einheitliches Vorgehen bei künftigen Behandlungen von Krankheitsfällen. Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 14
Ziele • Verbindliches, arbeitsteiliges, berufsgruppenübergreifendes Vorgehen in der Patientenbehandlung implementieren und dabei 1. Optimierung der (Behandlungs-)Ergebnisse 2. Verbesserung der Arbeitsbedingungen 3. Prospektive Kalkulation der Kosten 4. Senkung der Kosten • Perspektive: Patientenzentrierte Festlegung des Behandlungsprozesses Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 15
Ziele • Medizinische Versorgungsqualität – Verbesserung der Struktur- Prozess- und Ergebnisqualität durch definierte Qualitäts- und Behandlungsziele – eine qualitative Verbesserung der Behandlung nicht zuletzt durch die verbesserte fachübergreifende Zusammenarbeit – Implementierung von Elementen eines Risikomanagements • Patientenorientierung – Patientenzentrierte Organisation der Abläufe – Berücksichtigung von Patientenerwartungen durch umfassende Information und Aufklärung – Steigerung der Patientenzufriedenheit • Mitarbeiterorientierung – Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit – Berücksichtigung von Weiterbildungsaspekten • Ökonomische Aspekte – Transparenz über Abläufe und Kosten des Gesamtprozesses – Verkürzung der Verweildauer – Abbau unnötiger Leistungen – Schonender Umgang mit Personal- und Sachressourcen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 16
Schnittstellen/Risikomanagement • Verbesserte fachübergreifende Zusammenarbeit – Schnittstellen zwischen den Fachabteilungen optimieren – Definition fachabteilungsübergreifender Pfade • Implementierung von Elementen eines Risikomanagements – Risikomanagement: systematische Erfassung Bewertung und Steuerung der unterschiedlichsten Risiken – Die wesentlichen Schritte eines Risikomanagementprozesses • Risikoanalyse • Risikobewertung • Risikominimierung • Risikokontrolle • Risikoverfolgung (CIRS) Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 17
Zwischenfälle im Krankenhaus: Erwartungswert Klinikum Überall 5-10% unerwünschte Ereignisse 2-4% vermeidbare Schäden 1% Behandlungsfehler 0,1 Fehler mit Todesfolge Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, „Kooperation und Verantwortung“, BMG 2007 Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 18
Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 19
Hypothetische Hochrechnung Klinikum Anderswo (30.000 P/a) 1.500 – 3.000 unerwünschte Ereignisse 600 – 1.200 vermeidbare Schäden 300 Behandlungsfehler 30 Fehler mit Todesfolge Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, „Kooperation und Verantwortung“, BMG 2007 Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 20
Passagierluftfahrt • Bei Übertragung der Quote für Fehler mit Todesfolge (0.1%) Lufthansa (26.000 Flüge/2008) 26 Erwartete Abstürze 0 Tatsächliche Abstürze • seit Beginn des Flugbetriebs 1955 insgesamt 9 Abstürze Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 21
Ökonomische Aspekte • Transparenz über Abläufe und Kosten des Gesamtprozesses – Pfadeinführung bedeutet erhebliche Anfangsinvestitionen • Verkürzung der Verweildauer • Verringerung der fallbezogenen Kosten – Abbau unnötiger Leistungen • Schonender Umgang mit Personal- und Sachressourcen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 22
Klinische Behandlungspfade: Standards setzen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 23
Klinische Behandlungspfade: Effizienz steigern Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 24
Steigt die Qualität der Versorgung durch KBP? • Umfangreiche Literatur zu klinische Behandlungspfaden – Entwicklung – Implementierung – Anwendung – Kosten/Nutzen-Evaluationen • Die meisten Publikationen unterstreichen den Nutzen der Pfade der die Kosten der Entwicklung und Pflege übersteigt • Ergebnisse müssen gemessen werden (ZDF!) • Ergebnisse müssen analysiert werden • Aus der Analyse muss Verbesserungspotential realisiert werden (PDCA) Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 25
Diskussion • „Pfade sind Einsparinstrumente“ • Das primäre Ziel ist die Steigerung der medizinische Behandlungs- und Ergebnisqualität – Minimierung von Abweichungen – Mit der strikten Einhaltung identischer Vorgehensweisen wird nachweislich gleichbleibend gute Behandlungsqualität erreicht – Messen, auswerten, dokumentieren • Definition geeigneter Prozess- und Ergebnis-Indikatoren zur Sicherung der Konformität mit vorgegebenen Behandlungsregeln, z.B. Behandlungsqualität, Kosten, Patientenzufriedenheit – statistische Prozesslenkung mit dem Ziel der Ergebnisoptimierung • Optimierung der Prozesse – Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Ergebnisverbesserung Damit kann – Um- und Irrwege, vermeidbare Wartezeiten und Verschwendung vermeiden eine Senkung – Dokumentation vereinfachen der Kosten – Bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte, Pflegekräfte und andere Beschäftigte einher- gehen mit unmittelbarem und mittelbarem Patientenkontakt – Abweichungen vom vorgegebenen Pfad Fehlerquelle verhindern – Freiraum für eine individuellere Behandlung schaffen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 26
Diskussion • „Pfade schränken die Therapiefreiheit ein“ • Behandlungspfade sind eine -freiwillig- getroffene Festlegung aller Beteiligten • Krankheits/Prozedurenbezogene klinische Behandlungspfade beschreiben bei eindeutiger Indikation und wissenschaftlich abgesicherter Vorgehensweise das beste und aussichtsreiche Vorgehen • Behandlungspfade sind eine „schriftliche ärztliche Behandlungsanweisung‘, die allen Beteiligten mit der Festlegung des Pfades bekannt ist • Behandlungspfade ermöglichen, dass patientenbezogene und arbeitsteilige Schritte ohne ausdrückliche vorherige ärztliche Freigabe vorbereitet und ausgeführt werden können (Ausnahmen werden Einzelfall dokumentiert und begründet) Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 27
Organisationsaspekte: Einführung klinischer Behandlungspfade Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 28
Klinische Behandlungspfade: Die Lösung? • Schwierigkeiten bei der Implementierung von klinischen Behandlungspfaden: – Umgang mit den Vorbehalten der an der Behandlung beteiligten Mitarbeiter • Erfolgreiche Veränderungen setzen voraus, dass die Notwendigkeit zur Veränderung erkannt wird. – Häufiges Problem: fehlende realistische Selbsteinschätzung der eigenen Situation • Prozessabläufe in einer Abteilung oder Klinik schon optimal organisiert • keine weiteren Verbesserungen möglich • Vorhandene Defizite und die Option etwas zu verbessern werden nicht erkannt insbesondere nicht im eigenen Umfeld. • Widerstand: Einige Zitate – „ Andere Abteilungen im Hause laufen sehr schlecht bei mir ist alles gut organisiert“ – „Wenn es bei mir nicht läuft liegt es an den anderen zum Beispiel an der Radiologie oder der Intensivmedizin. Dort sind unsere eigentlichen Engpässe“ – „Meine klinische Erfahrung ist besser als jede Vorschrift jede Leitlinie und jeder Behandlungspfad". – „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben wie ich meine Patienten zu behandeln habe“ Klinischen Behandlungspfaden (KBP) werden als ein Instrument der Bevormundung gesehen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 29
Organisationsaspekte: Erstellung von klinischen Pfaden • Zwei Varianten: 1. Erstellung von vielen anfangs wenig differenzierten Pfaden. Graduelle Niveau-Anhebung Vorteil: • Breite und rasche Einführung • Mitwachsen der Organisationsstruktur Nachteil: • Schnittstellen zumeist nicht integriert 2. Erstellung von kompletten fachübergreifenden Pfaden Vorteil: • Effiziente Bearbeitung von Schnittstellen • Differenzierte Darstellung von komplexen Abläufen Nachteil: • Hohe Anforderung an Mitarbeiter & Projektmanagement Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 30
Klinische Pfade: kontinuierliche Entwicklung • Klinische Pfade sind nie „endgültig“. Sie brauchen ein „Verfallsdatum“ – kontinuierliche Verbesserung unter Federführung des Prozesseigners/Pfadverantwortlichen unter Berücksichtigung • der Gegebenheiten vor Ort • des medizinischen Fortschritts – Die fortlaufende sorgfältige Beobachtung aller erreichbaren hinreichend soliden Veröffentlichungen und Leitlinien zum Gegenstand des Pfades unumgänglich Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 31
Pfandcontrolling • Die transparente Beschreibung der Abläufe auf Basis von evidenzbasierten Erkenntnissen reflektiert den aktuellen Stand der Wissenschaft • Die kontinuierliche Überprüfung der Pfadanwendung das Pfandcontrolling ermöglicht Rückschlüsse auf die Compliance und liefert mögliche Ansatzpunkte für Revisionen die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 32
Medizin-Controlling: Eine Standortbestimmung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 33
Herausforderungen der Krankenhäuser • Zunehmender Wettbewerb um Patienten • Zunehmender Wettbewerb um qualifiziertes Personals • Sicherung/Erneuerung der Infrastruktur • Bedarf an Unternehmerischer Planung – Langfristig-strategisch • Klare Definition des Leistungspotentials – Kapazitäts- und Strukturanpassungen: Nutzung bzw. Ausbau von Qualitäts- und Effizienzvorteilen • Erhöhung der betrieblichen Effizienz – Ausgliederungen: Identifikation von Bereichen, die keinen Wertbeitrag liefern • Identifikation neuer Erlösquellen – Großgeräte, PPP • Steigerung des Profils – „Markenbildung“, Patientenorientierung, Zuweisermanagement, Personal- Akquisition- und Entwicklung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 34
Herausforderungen der Krankenhäuser • Bedarf an Unternehmerischer Planung – Mittelfristig-operativ • Effektivität der Steuerungsinstrumente steigern – FIS, BSC: Aktive Steuerung strategischer, qualitativer und personeller Aspekte über die traditionellen „Drei-Säulen“ hinweg • Erhöhung der Effizienz der medizinischen Kernprozesse – OP-Management, ZNA, flexible Personaleinsatzmodelle, Leistungskonzentration • Realisierung von Kostensenkungspotential – Beschaffung, Personaleinsatz • Konsequente Einführung Klinische von Standards in medizinischen und administrativen Behandlungspfade Bereichen – Klinische Behandlungspfade administrative Prozesse – Jahresplanung • Budget- und Wirtschaftsplanung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 35
Herausforderungen der Krankenhäuser • Operativ: • Dokumentation und Kodierung – Korrekt und vollständig kodieren – Kodierqualität weiter verbessern – Durchgängige Dokumentation sicherstellen • Kosten beeinflussen – Kosten kennen (z.B. Kostenträgerrechnung) – Patientenmanagement qualitätsgesichert und kostenbewusst modifizieren fallorientiertes Prozessmanagement Ablauforganisation optimieren Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 36
Verbünde und Vernetzung • Marktanteilszuwächse der privaten Krankenhausträger • Verbünde öffentlicher und freigemeinnütziger Träger • Ziele: – Synergien im administrativen Bereich – Mengenvorteile im Einkauf – bessere Nutzung von Großgeräten – Bündelung von medizinischen Leistungen • Vernetzung mit dem niedergelassenen Bereich – Sicherung von Zuweisungen – eigene MVZ Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 37
Umsetzung durch das Krankenhaus-Management • Voraussetzungen für die Umsetzung – professionelles und interdisziplinäres Management – Unternehmerische und medizinische Expertise Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 38 VKG-Fachtagung 2010
Status Quo im Krankenhaus-Management • Keine regelhafte hauptamtliche Einbindung von Vertretern des Kerngeschäfts (Ärzte) im Management der Krankenhäuser • Geschäftsführer mit kaufmännischem oder juristischem Hintergrund unterstützt von einem Chefarzt als nebenamtlicher Ärztlicher Direktor • Nebenamtlicher Ärztlicher Direktor durch Chefarztkollegium gewählt Doppelbelastung des Ärztlichen Direktors im Nebenamt – Leitung einer Fachabteilung Klinik – Wahrnehmung der Managementaufgaben für das Krankenhaus zeitliche und inhaltliche Belastung kann (in der Regel) Komplexität der Aufgaben Anspruch an die Professionalität nicht gerecht werden Spannungsfeld zwischen Chefarzt-Kollegialität und Notwendigkeit unabhängiger Entscheidungen über die Ressourcenverteilung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 39 VKG-Fachtagung 2010
Erfolgsfaktor Medizinische Leitung • Div. Stabstellen in vielen Kliniken etabliert – Medizincontrolling – Qualitätsmanagement Einsatzmöglichkeiten für – Risikomanagement Ärzte im Krankenhaus- – Unternehmensentwicklung Management unterhalb – Projektmanagement der Top-Ebene • Aber: • Die Planung, Gestaltung und Steuerung der Patientenbehandlung ist eine zentrale Managementaufgabe – Nicht „nebenbei“ zu bewältigen – Medizincontrolling liefert Daten und Konzepte Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 40
Auswirkungen der DRG-Einführung ...“Ganzheitliche Betrachtung aller Aspekte“ .... Klinik Ökonomie (Diagnosen, Prozeduren, Kodierung etc.) DRG (Kosten, Aufwand etc.) Ambulanter Sektor Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 41
Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 43
Grundlagen: Budgetermittlung unter DRG-Bedingungen Erlös = Fallzahl x CMI x Basisfallwert +Zusatzentgelte + NUB Festgelegt: Kodierunabhängig Variabel: Abhängig von der Kodierung gemäß DKR Variabel: Abhängig von Einweisungen und Nachweis der Notwendigkeit der Stationären Behandlung (§17c, §115b) Medizinische Dokumentation und Kodierung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 44 44
Medizin-Controlling… Was ist das ? Wer braucht das? Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 45
„Mitten im Spannungsfeld“ Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 46
Controlling: eine Definition • Controlling (englisch): to control für „steuern“, „regeln“ d.h. Koordination • Controlling ist „Kontrolle im Voraus“ – Ergebnisorientierte Planung und Umsetzung unternehmerischer Aktivitäten – Umfassendes Steuerungs- und Koordinationskonzept zur Unterstützung der Geschäftsleitung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 47
Verantwortung des Controllings • Das Controlling ist verantwortlich für – den Management-Prozess der Zielfindung • Unterstützung der Entscheidungsprozesse des Managements – die Planung und Steuerung der Unternehmensprozesse • Koordination der Informationsflüsse • Moderation der Analyse und Interpretation der Messergebnisse Konzeption und dem Betrieb von qualitativen und quantitativen Steuerungsinstrumenten • Ausrichtung der Steuergrößen auf die strategischen Zielgrößen • Das Controlling trägt Mitverantwortung für die Zielerreichung • FALSCH: Controlling wird mit Kontrolle übersetzt und daher als Kontrollinstrument statt als Steuerungsinstrument verstanden Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 48
Planungsaufgaben • Zusammenführung der Teilziele der einzelnen Unternehmensbereiche zu einem ganzheitlichen und abgestimmten Zielsystem • Festlegung der Maßnahmen und Ressourcen zur Zielerreichung im Rahmen des Zielsystems • Ausgestaltung des Planungssystems und Plankoordination (Die inhaltliche Planung erfolgt durch die Führungskräfte der Bereiche) • Erstellung der erforderlichen Planungsunterlagen (Formulare) und die zeitliche Koordination der Teilpläne (Planungsschritte) in Form eines Planungskalenders, der Bereichen vorgegeben wird • Aggregation der Teilpläne der Bereiche zu einem abgestimmten Gesamtplan. • Fixierung und Dokumentation der Planwerte in Form von „Budgets“ Budgets sind wertmäßige Sollvorgaben der Bereiche, die zur Erreichung der Planziele im darauffolgenden Geschäftsjahr einzuhalten sind. Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 49
Informations- und Dienstleistungsaufgaben • Organisation des bereichsübergreifenden Berichtswesens und darauf aufbauend Erstellung eines umfassenden Management- Informationssystem • Ein Management- (Führungs-) Informationssystem (MIS oder FIS) – regelmäßige Übermittlung von Steuerungsinformationen in strukturierter und komprimierter Form an die Führungskräfte – Grundlage für die Überwachung der Wirtschaftlichkeit – Grundlage für die Beurteilung der Geschäftsentwicklung anhand von Zielgrößen wie Gewinn, Rentabilität und Deckungsbeitrag • Gestaltung und Weiterentwicklung der IT-gestützten Controllingsysteme • Beratung der Führungskräfte – Entscheidungen betriebswirtschaftlich fundieren und ihre Ergebnisauswirkungen abschätzen. – Identifikation und Ursachenforschung von Unwirtschaftlichkeiten Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 50
Steuerungsaufgaben • Systematische Überwachung des Geschäftsverlaufs (Soll-Ist-Vergleich • Präsentation von Zahlen, Daten und Fakten • Erstellung von Abweichungsberichten • Abweichungsanalysen zur Ermittlung eventueller Abweichungen, deren Ursachen und Auswirkungen • Aufzeigen von Handlungsbedarf und Auslösen von Gegensteuerungsmaßnahmen zur Zielerreichung beim Management • Erstellung von Prognosen (Hochrechungen/Vorschaurechnungen) über den erwarteten Geschäftsverlauf zur Abschätzung potentieller Abweichungen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 19.18.07.2017 Juni 2008 51 51
Koordinationsaufgaben • Basisaufgaben Controlling: Planung, Berichtswesen und Abweichungsanalyse • Zunehmend koordinationsorientierter Ansatz • Koordination der betriebswirtschaftlichen Führungsteilsysteme • Koordination des Planungs- und Kontrollsystems mit dem Informationssystem systembildende und systemkoppelnde Koordinationsaufgaben – Systembildende Koordination: • Bereitstellung eines funktionsfähigen Planungs- und Kontrollsystemen bzw. Informationssystemen • Durchführung laufender Gestaltungs-, Anpassungs- und Abstimmungsaufgaben innerhalb der Teilbereiche – Systemkoppelnder Koordination • Abstimmung zwischen den Teilsystemen • Deckung des Informationsbedarfs von Planungs- und Steuerungsprozessen Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 52
Controlling-Regelkreis Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 53 53
Medizin-Controlling • Schnittstelle zwischen Medizin und Ökonomie • Koordination der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit • Überwachung und Weiterentwicklung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der medizinischen Leistungsprozesse • Ziele: – Schaffung von Transparenz – Beschleunigung von Schnittstellenprozesse • Operative Dimension – Tagesgeschäft • Strategische Dimension – Planung und Steuerung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 54
Medizin-Controlling: operative Aufgaben • Patientenmanagement • Steuerung und Überwachung der patientenbezogenen Verwaltungsprozesse – Administrative Aufnahme • Umsetzung der (gesetzlichen) Vorgaben – Dokumentation und Kodierung • Validierung der Daten – Abrechnungsmanagement (DRG, ZE, ambulante Abrechnung) – Datenübermittlung (§301 SGB V; §21 KHEntgG) – Kommunikation mit Kassen und MDK • Optimierung der medizinischen Dokumentation – Qualität der Kodierung mit der ICD-10- und OPS-301-Klassifikationen – Verlaufsdokumentation – Implementierung neuer Klassifikationen und Kataloge (ICD-10, OPS) – Beratung/ Schulung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 55 55
Medizin-Controlling: operative Aufgaben • Einsatz der Informationstechnologie im medizinischen Bereich – Anpassung und Implementierung der medizinischen Software – Elektronische Datenerfassung und Bereitstellung – Verschlüsselungssoftware (ICD, OPS, DRG) – Gestaltung und Anpassung Medizinischer Informations-Systeme • Optimierung der internen Kommunikation zwischen dem medizinischen und administrativen Bereich • Funktion als interner Berater im ärztlichen Bereich – Interne Budgetierung - Interpretation der Daten – Medizinische Dokumentation - Optimierungsstrategien, Arbeitstechniken – Optimierung der Prozessorganisation – Auswahl der zutreffenden Form der Krankenhausbehandlung – Leistungsplanung und –erfassung im medizinischen Bereich Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 56
Medizin-Controlling: operative Aufgaben • Analyse der Leistungsdaten und Bereitstellung der Auswertungen • Analyse der Leistungserstellungsprozesse im medizinischen Bereich • Abweichungsanalysen • Standardisierung im medizinischen Bereich – Diagnostische und therapeutische Leitlinien – Klinische Behandlungspfade – Evidence Based Medicine • Enge Zusammenarbeit mit betriebswirtschaftlichem Controlling, Qualitäts- und Prozessmanagement Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 57
Medizin-Controlling: Strategische Aufgaben • Internes Consulting • Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit • Weiterentwicklung der Informationstechnologie im Krankenhaus • Management im Rahmen der integrierten Versorgung • Mitwirkung bei der Implementierung eines Prozessmanagement-Systems • Mitwirkung bei der Implementierung des Qualitätsmanagement-Systems und der Umsetzung der gesetzlich geförderten Maßnahmen zur Qualitätssicherung • Unterstützung der Krankenhausleitung bei der Umsetzung gesetzlichen Normen und (Neu-)Regelungen • Durchführung komplexer Analysen – Analyse und Optimierung des Leistungsspektrums – Analyse der Wettbewerbsituation – Analyse der medizinischen Entwicklung unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt – Mitwirkung bei der Vorbereitung auf das Krankenhausvergleich • Ausbau der Kommunikation mit den externen Partnern – Krankenkassen und Medizinischer Dienst der Krankenversicherung – Niedergelassene Ärzte und andere Krankenhäuser Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 58
Medizin-Controlling… Wer macht das? Welche Kompetenzen sind erforderlich? Welche Werkzeuge werden eingesetzt? Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 59 59
„Medizincontroller“? • Was macht eigentlich ein „Medizincontroller“? • „Modell Datendepp“ • „Modell CSO“ Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 60
Medizincontroller... • Medizincontroller bezeichnet ein junges Berufsbild, das eng mit der Einführung des DRG-Systems in Deutschland verbunden ist. • Qualifikationen – Medizinische Hochschulausbildung – (Krankenhaus-) Betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung – Gute Kenntnisse des Krankenhausrechts – Mehrjährige berufliche Praxis im Krankenhaus – Qualifizierte Fort- und Weiterbildung in Fach- und Methodenkompetenz – Umfassende Kenntnisse der Humanmedizin – gute Orientierung in allen medizinischen Fachgebieten – NEU: STUDIUM: Kassenwart für Kliniken: Neuer Bachelor „Medizincontrolling“ an der Potsdamer Business School Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 61
Wer wird Medizincontroller? • Fachärzte mit Weiterbildung in BWL • Pflegekräfte mit Weiterbildung in BWL • Ökonomen mit medizinischen Fachkenntnissen • Informatiker mit medizinischen Fachkenntnissen • Voraussetzungen: – langjährige Berufserfahrung in einem medizinischen Umfeld – Sozialkompetenz – Kommunikationsfähigkeit (mit Medizinern und Ökonomen in ihrer jeweiligen Sprache reden) – Erfahrung im Projektmanagement – Mitarbeiterführung – Verhandlungsgeschick – Durchsetzungsvermögen – Gute Rhetorik Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 62
Berufsbild Medizin-Controlling* Anforderungsprofil • Krankenhausrecht und Sozialgesetzgebung – z.B. SGB V, GSG 1993, BPflV 1995, GKV-Gesundheitsreform 2000, GMG 2003, FPG 2002, FPÄndG, KHG, KHEntgG, FPV • Wissenschaftliche Methoden inklusive Statistik • Informatik und der Informations-Technologie (IT/EDV) – Z.B. Datenbanken, DRG-Tools, Prozessmanagement-Tools, KIS, MIS, Netzwerke, Intranet und Internet, Knowledge Management Tools • Prozessmanagement – Prozess- und Organisationsanalyse – Prozessvisualisierung, -modellierung und -simulation – Implementierungstechniken – Qualitätsmanagement – Qualitätskonzepte (TQM, EFQM, KTQ, etc.) – Implementierungstechniken *Berufsbild des Deutschen Vereins für Krankenhaus Controlling e.V. Controller-Leitbild des Controller Verein e.V. Modifiziert nach Kazmierczak Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 63
Berufsbild Medizin-Controlling: Anforderungsprofil • Betriebswirtschaftslehre – Finanzbuchhaltung, Bilanz, Liquidität, Rentabilität • Kostenrechnungsverfahren – Kosten- und Leistungsrechnung, Kostenträgerrechnung und Prozesskostenrechnung • Wirtschaftlichkeitsrechnung und Investitionsplanung – Budgetierung, Deckungsbeitragsrechnung, Target Costing – Profitcenter-Methode • Betriebswirtschaftliches Controlling – Kosten- und Leistungsplanung – Erfassung und Aufbereitung der Informationen – Soll-Ist-Vergleich und Abweichungsanalysen – Kontrolle und Koordination, Kostenmanagement, Interne Budgetierung • Management-Techniken • Moderations- und Präsentationstechniken • Arbeitsrecht im Krankenhaus • ….. Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 64
Medizin-Controller als „Dolmetscher“ Verwaltungsleitung Geschäftsführung Kostencontrolling Ärztlicher Dienst Chefärzte Moderieren, Vermitteln, Übersetzen IT-Abteilung Pflegedienst KIS Medizinische Dokumentation Fachabteilungen Patientenverwaltung Rechtsabteilung Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 65
Der ideale Medizincontroller: Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 66
„Those who fail to plan, plan to fail“ Katz/Green Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 67
Vorlesungsreihe Gesundheitsökonomie ™ 18.07.2017 68
Sie können auch lesen