SPOTLIGHT Wie Bundesministerien und Minister Social Media in der politischen Kommunikation nutzen - Detecon International GmbH
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Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT Inhalt Die „Top 3 Ministerien“ 3 Außenpolitik begeistert – Maas mit seinem Ministerium an der Spitze Bundesministerium für Umwelt: Aufklärung mit Blümchen-Bildern Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen & Jugend Die „Top 3 Minister“ Heiko Maas, Peter Altmaier & Jens Spahn 5 Die „Most improved“ Ministerien 6 Verkehrsministerium mit Schützenhilfe von Andreas Scheuer Der starke Auftritt des BMU hat sich weiterhin verbessert Gesundheitsministerium auf dem Vormarsch 7 Die „Most Improved“ Minister 8/9 Franziska Giffey, Svenja Schulze & Katarina Barley Fazit & Handlungsempfehlungen 10/11 Der Autor & Das Unternehmen 12/13 06/2019 1
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public Wie Bundesministerien und Minister Social Media in der politischen Kommunikation nutzen Die Nutzung von Social Media in der politischen Kommu- nikation kann je nach Politiker, Ministerium und Minister stark variieren: Während Gesundheitsminister Jens Spahn auf Direkt-Dialog-Formate wie Facebook-Live setzt, hat sich Grünen-Vorsitzender Robert Habeck Anfang des Jah- res komplett aus der Social Media-Welt verabschiedet. Dorothee Bär hingegen setzt den Fokus vermehrt auf Instag- ram, während Wirtschaftsminister Altmaier schwerpunkt- mäßig mit den Bürgern auf Twitter kommuniziert. Ganz un- abhängig, welche Kanäle die Politiker auch nutzen, wichtig ist dabei, dass sie eine konkrete Strategie verfolgen und das Ziel ihrer Social Media-Aktivitäten vor Augen haben. 2 06/2019
Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT Die Top 3 Ministerien Die Fragen, die sich gestellt werden müssen, sind: Wer soll erreicht werden? Möchte man polarisieren, oder will man ironisch sein, oder doch faktenorientiert? Für viele Politiker ist das eine große Herausforderung. Richtig genutzt könnten diese sozialen Kanäle eben gute Instrumente in der Kommunikation mit Bürgern und Wählern sein. Die Themen, die heute und in naher Zukunft kommuniziert werden müssen, haben es in sich: Von der Digitalisierung der Gesellschaft und ganzen Industrien über die Automatisierung von Arbeitsplätzen bis hin zur Künstlichen Intelligenz und Klimawandel. Wir haben uns angeschaut, wie die einzelnen Ministerien und Minister im Bereich der Social Media-Kommunikation dastehen und wie sie die Soziale Medien derzeit nutzen. Außenpolitik begeistert – Maas mit seinem Ministerium an der Spitze Betrachten wir die absoluten Follower-Zahlen der aktuellen Regierung nach etwas mehr als einem Jahr GroKo, so gibt es besonders ein Themenfeld, das besonderes Interesse weckt: Die Außenpolitik unter Heiko Maas. Das Auswärtige Amt hat im März 2019 die 1 Millionen Follower-Marke geknackt und steht in Sachen Follower bei den Bundesministerien auf Platz 1. Das Außenministerium vertritt nicht nur Deutschlands Interessen in der Welt und fördert den internationalen Austausch. Es ist auch wichtigster Ansprechpartner für deutsche Reisende und informiert zusätzlich über viele zentrale Punkte, wie beispielsweise die Flüchtlingspolitik. Dies sind alles Punkte, über die die Bürgerinnen und Bürger gerne besonders schnell und aktuell, über die verschiedenen Social Media-Kanäle informiert werden möchten. Sowohl Minister als auch Ministerium sind auf sämtlichen Social Media-Plattformen aktiv. Bundesministerium für Umwelt: Aufklärung mit Blümchen-Bildern Mit einem großen Abstand zum Auswärtigen Amt folgt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Das BMU hat zwar nur knapp ein Viertel der Follower des Auswärtigen Amts, steht damit dennoch auf Platz 2 des Rankings in Sachen Gesamtfollower-Zahl. Dabei glänzt es in Sachen Aufklärung und Aktualität. Das BMU hat innerhalb der Social Media-Plattformen eine klare Struktur, welcher Kanal für welchen Zweck eingesetzt wird. Twitter wird, ganz im Sinne des sogenannten Mikroblogging-Dienstes, hauptsächlich für die Verbreitung kurzer Informationen genutzt. Hier liegt der Fokus auf aktuellen Ent- scheidungen und der Vorstellung von Neuheiten, wie dem Whatsapp-Broadcast, welcher Hintergrundinfos zu aktuellen Themen und Debatten der Umweltpolitik direkt auf das Smartphone senden soll. Instagram hingegen wird eher genutzt, um visuell zu informieren und aufzuklären. Alle zwei Tage postet das BMU hoch- qualitative Bilder zur deutschen und teilweise internationalen Flora und Fauna und klärt in der Bildbeschreibung darüber auf – hierbei geht es hauptsächlich um Artenschutz. Zudem werden regelmäßig attraktive Reiseorte in Deutschland gezeigt, um Werbung für Urlaub im eigenen Land zu machen und um zugleich umweltschädliche Fernreisen zu reduzieren. Facebook rundet den Auftritt als eine Art Verbindungsstelle zwischen Twitter und Instagram ab und bietet den Followern eine Mischung aus aktuellen Infos und Aufklärung zum Umweltschutz. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) steht ebenfalls mit klarem Abstand zum BMU, auf Platz 3 des Gesamtfollower -Rankings. In den Bereichen Facebook und YouTube steht es den Ministerien auf den ersten beiden Plätzen in nichts nach. Differenzen lassen sich hier eher bei Twitter und Instagram feststellen. Jedoch ist festzuhalten, dass das Ministerium 06/2019 3
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public zu den 5 der 14 Bundesministerien zählt, dass alle vier betrachteten Social-Me- dia-Kanäle (Facebook, Twitter, Instagram und YouTube) bedient. Mit Strategien angelehnt an die der Ministerin dieses Ministeriums, Franziska Giffey, folgt das BMFSFJ auf seinen Social Media-Seiten klaren Strukturen. Besonders die Face- book-Seite überzeugt – durch regelmäßige, inhaltlich wertvolle Posts, Grafiken als Erklärung von neuen Gesetzesentwürfen und Videos, die den Alltag der Ministerin und die Umsetzung neuer Gesetze zeigen, gibt die Seite einen guten Überblick über die Arbeit des Ministeriums. Der Kanal schafft eine gute Balance zwischen Information und Unterhaltung. Auch auf Instagram wird eine ähnliche Strategie verfolgt. Abbildung 1: Die erste Top 3 Bundesministerien Social Media Kanäle: Facebook, Twitter, Instagram & YouTube 1100000 1000000 1002425 900000 912482 800000 700000 600000 60 500000 50 400000 40 215215 176619 151633 130813 300000 30 200000 20 100000 10 0 absolute Follower Zahlen März 2018 absolute Follower Zahlen März 2019 Auswärtiges Amt BMU BMFSFJ Source: Detecon Abbildung 2: Die erste Top 3 Bundesminister/innen Social Media Kanäle: Facebook, Twitter, Instagram & YouTube 450000 45000 400000 40000 384205 350000 35000 300000 30000 303029 250000 25000 261405 240985 200000 20000 223929 183939 150000 15000 100000 10000 50000 50 0 absolute Follower Zahlen März 2018 absolute Follower Zahlen März 2019 Heiko Maas Peter Altmaier Jens Spahn Source: Detecon 4 06/2019
Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT Die Top 3 Minister Heiko Maas obenauf! Im Ranking der Top 3-Minister steht Außenminister Heiko Maas, wie auch sein Ministerium im Top-3-Ranking, auf Platz 1. Heiko Maas gilt als Politiker einer neuen Ära und gibt auf allen Social-Media-Kanälen ein gutes Bild von sich und seiner Funktion als Außenminister ab. Shit- storms aufgrund politischer Diskussionen sind auf seinen Profilen selten zu finden, wenn geht es eher um seinen modernen Kleidungsstil oder vergangene Entscheidungen, die er in seiner Zeit als Justizminister traf. (Weiterer Input?) Peter Altmaier dicht dahinter Platz 2 im Ranking der Top-Minister belegt Wirtschaftsminister Peter Altmaier, auch wenn er derzeit lediglich auf Facebook und Twitter aktiv ist. Gerade Twitter nutzt er täglich sehr aktiv, seine Follower schätzen hier besonders seine Authentizität. Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Bild am Sonntag bewerten knapp die Hälfte der Befragten die Arbeit von Heiko Maas und Peter Altmaier als „eher gut“, die damit nach Bundeskanzlerin Angela Merkel die beste Benotung erhielten. Auch diese Zufriedenheit der Bürger ist Teil der erfolgreichen Social Media-Auf- tritte der beiden. Altmaier schafft in seinen Posts eine gute Balance aus Information und Entertainment. Er formuliert seine Posts je nach Ziel- gruppe in Englisch oder Deutsch, geht auf aktuelle Trends ein, nennt seine klare Meinung zu aktuellen Geschehnissen und ist sehr aktiv, indem er neben vielen eigenen Posts auch mehrmals täglich Beiträge repostet. Hinzu kommen regelmäßig Posts, die den Privatmenschen Peter Altmaier zeigen, was ihn für die Follower nahbar erscheinen lässt. Jens Spahn polarisiert – und ist vorne mit dabei Gesundheitsminister Jens Spahn belegt Platz drei der absoluten Followerzahlen. Besonders auf Facebook gilt er aktuell als einer der reichweitestärksten Bundesminister. Jens Spahn achtet bei seiner Social Media-Präsenz enorm auf einen engen Kontakt zu seinen Followern. Er ist aktuell einer der wenigen Minister, der das Feature „Facebook-Live“ nutzt und sich auf diese Weise mit seinen Followern austauscht. Zudem garantiert das Thema Gesundheit eine stetige Präsenz und Dringlichkeit, über das die Bürgerinnen und Bürger stets informiert sein möchten. Somit steht Jens Spahn allein schon durch das Amt des Gesundheits- ministers stark im Fokus. Denn auch hier lauern hitzige Debatten und strittige Themen, zu denen sich die Follower gerne in Form von Kom- mentaren und Likes beteiligen. Zusätzlich ist Spahn gern gesehener Gast in Politik-Talkshows, auf Bürgerdebatten und erst kürzlich auch in Radio-Interviews. Auch diese Auftritte führen dazu, dass der Name Spahn in aller Munde ist und stärken das Interesse an seiner Person und den entsprechenden Themen. Das führt letztendlich auch zu höheren Follower-zahlen. Denn gerade provokante Themen und Personen sorgen für viele Follower. 06/2019 5
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public Die „Most improved“ Ministerien Gesundheitsministerium auf dem Vormarsch Der knappe Gewinner ist das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit Minister Jens Spahn. Die Followerzahl des Twitter-Kanals stieg um 18 Prozent, der YouTube-Account sogar um fast 50 Prozent. Es ist zu beobachten, dass eben- so wie bei Gesundheitsminister Spahn auch, der Facebook-Account den größten Anstieg (+64 Prozent) zu verbuchen hatte. Das Gesundheitsministerium überzeugt durch einen professionellen Social-Media-Auftritt. Spannend sind besonders Con- tent-Formate, wie etwa das „Mittwochswissen“, an dem Informationen zu einem spezifischen Thema gepostet werden. Zudem wird mit der Nutzung des Features „Facebook Live“ auf einen engen Austausch mit den Bürgern geachtet – hier können diese direkt Fragen stellen, die Spahn dann live beantwortet. Die Posts des Bundesministeriums für Gesundheit sind kurz und knapp und dennoch sehr aussagekräftig. Kleine Animationen fassen neue Ideen oder Gesetze zusammen und machen diese für die Bürger verständlich. Zusätzlich sind viele Posts mit kurzen Erklärtexten und einem zusätzlichen Link versehen, für diejenigen, die sich weiter informieren möchten. Verkehrsministerium mit Schützenhilfe von Andreas Scheuer Nur um eine Haareslänge liegt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dahinter. Das Ministerium unter Andreas Scheuer hat knapp 18 Prozent auf Twitter und 22 Prozent an Followern hinzugewonnen. Die größte Steigerung gab es jedoch auf Instagram, wo sich der Wert mehr als vervierfacht hat. Höhere Bekanntheit hat das Ministerium besonders durch den aktuellen, medienwirksamen Verkehrsminister Andreas Scheuer erhalten, der auch immer wieder Teil der Posts des BMVIs ist. In der Vergangenheit ist Scheuer nicht nur durch seine Politik in den Medien vertreten gewesen, sondern hat auch mit Auf- nahmen als DJ einige Satiresendungen bereichert. Doch die steigenden Follower- zahlen liegen natürlich nicht an Scheuers DJ-Künsten, sondern daran, wie er mit aktuellen T hemen wie Dieselskandal, Tempolimit oder Mobilitätsthemen umgeht Abbildung 3: „Most improved“ Bundesministerium Social Media Auftritt Social Media Kanäle: Facebook, Twitter, Instagram & YouTube / die ersten 3 Top Ministerien 250000 200000 215215 + 22% 176619 150000 100000 108469 + 38% 78303 50000 46125 33591 + 37% 0 Follower Zahlen März 2018 Follower Zahlen März 2019 * BMVI BMU BMG Source: Detecon * Follower Zuwachs in Prozent im Vergleich zum Vorjahr 6 06/2019
Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT – im positiven aber auch im negativen Sinne. Das BMVI hingegen klärt fakten- orientiert mit Kampagnen im Bereich Straßenverkehr auf und informiert gleichzei- tig zu Neuerungen in Sachen Verkehrsgesetze, sowie smarte Alternativen, wie das Flugtaxi, welches bald in Großstädten getestet werden soll. Der starke Auftritt des BMU hat sich weiterhin verbessert Der starke Social Media-Auftritt des Bundesumweltministeriums hat dieses nicht nur auf Platz 3 des Rankings in Sachen Gesamtfollower gebracht, sondern ebenso in die Kategorie „Most Improved Ministerien“. Unter allen Ministerien hat sich das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) prozentual am drittmeisten im Verlauf des ver- gangenen Jahres gesteigert. Die zuvor oben beschriebene Strategie scheint also nicht nur bestehende BMU Follower zu begeistern, sondern generiert zudem stetig weitere Follower. Die stärkste Entwicklung des BMU ist im Bereich Facebook wahrzunehmen. Dort hat eine Steigerung der Follower Zahl von über 86% über das erste GroKo-Jahr stattgefunden. Doch auch Twitter und Instagram zeigen eine positive Tendenz. des Bundesministeriums für Gesundheit sind kurz und knapp und dennoch sehr aussagekräftig. Kleine Animationen fassen neue Ideen oder Gesetze zusammen und machen diese für die Bürger verständlich. Zusätzlich sind viele Posts mit kurzen Erklärtexten und einem zusätzlichen Link versehen, für diejenigen, die sich weiter informieren möchten. 06/2019 7
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public Die „Most Improved“ Minister Svenja Schulze– die knappe Gewinnerin! Mit BMU-Ministerin Svenja Schulze stach noch eine Frau im Laufe des vergangenen Jahres mit einer steigenden Social Media-Präsenz hervor. Auf Facebook gab es eine Follower-Steigerung von 38 Prozent zum vergangenen Jahr und bei Twitter hat sich die Zahl sogar mehr als vervierfacht. Schulze informiert ihre Follower mehrmals täglich über die einzelnen Plattformen und gibt Updates zu aktuellen Debatten im Bundesumweltministerium. Gerade auch aktuell sehr medienpräsente Themen, wie der Klima- und Umweltschutz – Stichpunkt Greta Thun- berg und „Fridays for future“ – werden natürlich auch von Schulze behandelt. Zusätzlich überzeugt Schulze mit starker und klarer Meinung sowie einem informativen Social Media-Auftritt, welcher durch Bilder und Videos von ihren Besuchen und aufklärenden Darstellungen rund um den Umweltschutz geprägt ist. Ihre Beiträge informieren und regen auch gleichzeitig weitere Debatten an. Franziska Giffey – ganz stark auf Facebook Trotz des knappen zweiten Platzes, hat die Familienministerin Franziska Giffey im vergangenen Jahr den stärksten Fortschritt bei Facebook er- reicht. Die Followerzahl ihres Facebook-Profils ist seit ihrem Amtsantritt um über 140 Prozent gestiegen. Sie gibt sich in ihren Posts stets bürger- nah. Sie zeigt sich als eine Ministerin, die nicht nur von ihrem Schreib- tisch aus arbeitet, sondern gibt auch Einblicke in Besuche von Schulen und Unternehmen. Mit täglichen Posts und vielen Fotos aus ihrem Arbeitsumfeld, gewährt sie den Bürgern einen guten Einblick in ihre täg- liche Arbeit. Beiträge der Ministerin erhalten fast ausschließlich positives Feedback. Die Follower loben ihre Arbeit als Familienministerin und sind mit ihren Social Media-Auftritt sehr zufrieden. Giffey ist tatsächlich die einzige Ministerin, die ausschließlich auf Facebook zu finden ist. Sie kon- zentriert sich aktuell auf eine Plattform, damit sie diese so professionell wie möglich nutzen kann. Unter dem Gesichtspunkt, dass das Wachstum von Facebook, gerade bei jüngeren Zielgruppen, nachlässt, sollte sie sich auch anderen Plattformen gegenüber öffnen. Es bedarf hoher Flexibilität, wenn man in der großen Social Media-Welt mithalten möchte und unter- schiedliche Zielgruppen bzw. Bürgergruppen erreichen möchte. 8 06/2019
Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT Katarina Barley: Europawahl- SPD Spitzenkandidatin steigert sich auch im Social Web Aktuell ist Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz und Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl, Dr. Katarina Barley, ins- besondere im Zusammenhang mit der anstehenden Europawahl in den Medien vertreten. Schon vor der GroKo hat die gebürtige Kölnerin fast alle Social-Media-Kanäle bespielt, doch im Verlauf des vergangenen Jahres hat sich in Sachen Followern einiges getan. Besonders erwäh- nenswert sind die enormen Followerzahl-Steigerungen auf ihrem Twitter- und Instagram-Account. Barleys Twitter-Account hat sich fast vervier- facht, der Instagram-Account stieg um beachtliche 420 Prozent. Sie setzt den Fokus auf Instagram und Twitter und verfolgt dabei eine klare Linie. Sie zeigt ihr eigene, klare Meinung, insbesondere zu den Themenfeldern Europa und Frauenrechte. Zusätzlich nutzt sie beliebte Prominente als Multiplikatoren und erweitert ihre Reichweite. So posiert sie in Europa- Pullis mit Designer Guido Maria Kretschmer oder tritt in der Talk-Show Neo Magazin Royale des Satirikers Jan Böhmermann auf. Abbildung 3: „Most improved“ Bundesminister Social Media Auftritt Social Media Kanäle: Facebook, Twitter, Instagram & YouTube / die ersten 3 Top Minister 90000 80000 81171 70000 + 105% 60000 50000 40000 39592 30000 20000 21354 10000 + 143% 15889 8778 6500 + 144% 0 Follower Zahlen März 2018 Follower Zahlen März 2019 * Giffey Schulze Barley * Follower Zuwachs in Prozent im Vergleich zum Vorjahr Source: Detecon 06/2019 9
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public Fazit und Handlungsempfehlungen: Präsenz ja, aber nicht ohne Strategie! Social Media hat die politische Kommunikation in den letzten Jahren stark ver- ändert und wird sie auch weiter verändern. Zum einen verfügen Politiker nun über verschiedene Kanäle, mit denen direkt mit verschiedenen Bürgergruppen kommunizieren können. Dies war vorher in der begrenzten Zeit, die Politiker nun mal haben, nicht immer möglich – direkten Bürgerdialog gab es häufig nur zu Zeiten des Wahlkampfs. Heutzutage ist es den Politikern aber möglich, Fahrt- und Flugzeiten bspw. zu nutzen, um schnell mit den Bürgern zu kommunizieren oder Inhalte zu teilen. Zudem sind die Politiker durch die Nutzung von Social Media unabhängiger von klassischen Medien. Journalisten kritisieren nicht zu Unrecht, dass sie durch die neuen Kommunikationswege teilweise umgangen werden und in manchen Fällen als Vermittler zwischen Politik und Bürger ersetzt würden. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Social Media-Auftritte der Bun- desminister und Bundesministerinnen deutlich fortschrittlicher geworden sind. Dennoch ist noch vieles ausbaufähig. Am überzeugendsten sind die Accounts, die authentisch sind, sich mit bürgerrelevanten Themen befassen, die eine ganz klare eigene Meinung vertreten und zu Diskussionen anregen sowie einer Struktur und der Gesamtstrategie der jeweiligen Ministerien folgen. Ein kompletter Verzicht auf Social Media-Kanäle wie im Fall von Robert Habeck ist im Jahre 2019 nicht zu empfehlen, da sich Politiker so wichtige direkte Kommuni- kationsmöglichkeiten mit den Wählerinnen und Wählern beschneiden. Jedoch ist eine authentische, auf die Person bzw. Institution ausgerichtete Strategie unab- dingbar. Politiker müssen im Vorfeld festlegen, was sie mit dem Einsatz von Social Media bewirken möchten. Sie müssen sich bewusst sein, dass die Postings viele Menschen erreichen – sowohl Wähler als auch Journalisten. Soziale Medien sollen nicht nur als Abschussrampe für Pressemitteilungen genutzt werden, sondern sind dafür da, um in den Dialog mit den Wählern zu treten und als Feedback-Instru- ment genutzt zu werden. 10 06/2019
Wie Bundesministerien Social Media in der Kommunikation nutzen I Detecon SPOTLIGHT Fünf Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Social Media-Strategie Zu Beginn der Social Media-Kommunikation müssen sich sowohl Ministe- 1 rien als auch Minister grundlegende Fragen stellen: Welche Ziele werden mit welcher Plattform verfolgt? Welche Bürgergruppe ist auf welchem Kanal unterwegs? Wie muss vorgegangen werden, um diese zu erreichen? Wie möchte man wahrgenommen werden? Die Antworten darauf, sind gleichzeitig der Leitfaden für Kanäle und Strategie. Auch wenn es zunächst schwerfällt, ist es wichtig, realistische und messbare Ziele zu definieren. Die Social Media-Landschaft ist sehr vielfältig. Plattformen müssen durch 2 ein detailliertes Monitoring identifiziert und nach der Zielsetzung aus- gewählt werden. Nachhaltigkeit und Geduld sind hierbei gefragt, denn der Aufbau einer zielgerichteten Community ist die größte Herausforderung. Insbesondere die neuen Kommunikationsformen zu erlernen, gestaltet sich zu Beginn etwas schwierig. Es muss darauf geachtet werden, dass die Ziele, die am Anfang festgelegt wurden durch geplante Aktionen erreicht werden können. Ein Kommunikationsplan ist dabei von essenzieller Bedeutung Authentizität vorleben und offen und transparent kommunizieren. Erfolg- 3 reiche politische Kommunikation – nicht nur in sozialen Netzwerken – hängt wesentlich davon ab, dass die Interessen als legitim angesehen werden. Dafür müssen die Minister glaubwürdig und vertrauensvoll wahr- genommen werden. Es muss sichergestellt werden, dass alle Informationen und Sachverhalte, die kommuniziert werden, verständlich und wahr sind und das Vorgehen transparent ist. Über den Tellerrand schauen! Wenn Themen und Informationen geteilt 4 werden, muss daran gedacht werden, dass die Personen, die sie erreichen eigene Interessen verfolgen. Empathie ist hier das große Stichwort. Gibt es Überschneidungen mit eigenen Interessen, oder besteht sogar die Möglich- keit zu Kooperationen? Im politischen Dialog sollten gemeinsame Interes- sen betont werden und das Anliegen so dargestellt werden, dass es auch für Akteure und Follower mit anderen Ansichten, Zielen oder Meinungen nach- vollziehbar ist und so im besten Fall Kompromisse erzielt werden können. Nur auf Polarisierung zu setzen kann langfristig nach hinten losgehen. Konsistenten und authentischen Dialog vorleben und einen Mehrwert 5 bieten! Besonders wichtig in der politischen Kommunikation auf Social Media-Kanälen ist, dass diese keine Einbahnstraße ist. Es geht hierbei nicht um einen weiteren Sendekanal, in dem lediglich Informationen gestreut werden, es geht um einen offenen, direkten Dialog mit Bürgern, aktuellen oder zukünftigen Wählern. Um den Followern einen Mehrwert zu bieten, müssen die Politiker ihre Zielgruppen genau kennen und die Bot- schaften dem entsprechend anpassen – denn auch im Social Media- Bereich heißt es: Content is King. 06/2019 11
Detecon SPOTLIGHT I Industry Practice Public Der Autor Jürgen Richter, Managing Consultant, berät im Public Sektor der Detecon International GmbH sowohl öffentliche Auf- traggeber auf internationaler und nationaler Ebene als auch solche als Smart City Experte im kommunalen Bereich. Sein Aufgabenspektrum reicht von der co-innovativen Ideen- findung, über die Generierung digitaler Geschäftsmodelle und -strategien bis hin zur Umsetzung konkreter Digitalisirungs- projekte. Alina Ohrem arbeitet seit April 2018 als Werkstudentin in der Industry Practice Public/IT Service Provider. Alina studiert aktuell Intermedia an der Universität in Köln, somit liegt der Fokus ihrer Arbeit besonders im Bereich der Social Media. Wir bedanken uns bei Alina Ohrem für Ihre Unterstützung bei diesem Spotlight. Das Unternehmen Management-Beratung mit ausgeprägter Technologie-Kompetenz Detecon ist eine führende, weltweit agierende Management- und Technologie- beratung mit Hauptsitz in Deutschland, die seit über 40 Jahren klassisches Manage- ment Consulting mit hoher Technologiekompetenz vereint. Ihr Leistungsschwer- punkt liegt im Bereich der digitalen Transformation: Detecon hilft Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen, ihre Geschäftsmodelle und operativen Prozesse mit modernster Kommunikations- und Informationstechnologie an die Wettbewerbs- bedingungen und Kundenanforderungen der digitalisierten, globalisierten Ökono- mie anzupassen. Das Know-how der Detecon bündelt das Wissen aus erfolgreich abgeschlossenen Beratungsprojekten in über 160 Ländern. Digital Solutions – Vom Konzept bis zur Implementierung Detecon ist ein Tochterunternehmen der T-Systems International, dem hersteller- übergreifenden Digitaldienstleister der Deutschen Telekom. Gemeinsam mit der T-Systems Multimedia Solutions GmbH (MMS) und den digital ausgerichteten Bereichen der T-Systems Global Systems Integration (SI) bildet die Detecon Inter- national GmbH als Portfolio-Einheit „Digital Solutions“ einen der größten integrierten Digitalanbieter in Deutschland. Mit dem neuen Bündnis forciert Detecon seinen Beratungsansatz „Beyond Consulting“, der klassische Beratungsmethoden deutlich weiterentwickelt und an heutige und künftige Digitalisierungsanforderungen anpasst. Dies beinhaltet etwa, dass eine Top-Beratung das Spektrum von Innovation zur Implementierung abdeckt. Zukunftsweisende Digitalberatung erfordert mehr und mehr Technologie- Expertise und ein hohes Maß an Agilität, das die flexible, aber passgenaue Ver- netzung von Experten gerade für komplexe, digitale Ökosysteme miteinschließt. Gleichzeitig wird es in der digitalen Beratung zunehmend wichtiger, die Kunden von der Innovation über Prototyping bis hin zur Implementierung zu begleiten. 12 06/2019
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