Staatsbudget 2011 Wie finden wir den Weg aus der Krise? - Dezember 2010 Sam Tanson - Parteipräsidentin François Bausch - Fraktionspräsident - RTL
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6. Dezember 2010 Sam Tanson – Parteipräsidentin François Bausch – Fraktionspräsident Pressekonferenz Staatsbudget 2011 Wie finden wir den Weg aus der Krise? 1
Staatsbudget 2011 Wie finden wir den Weg aus der Krise? 1. Ein Sparpaket wird geschlachtet Als der Premier im Frühjahr die Sparmaßnahmen der Regierung an- und die Tripartite aufkündigte, ging ein Aufschrei durch das Land. Einerseits sah das Sparpaket viele Einschnitte bei den Ausgaben vor, die den Bürgern direkt aufgeladen wurden und gleichzeitig gingen die Steuererhöhungen zum größten Teil auf Kosten der niedrigeren Einkommen. Jetzt, 6 Monate später, hat sich die ungleiche Lastenverteilung verschärft und das Sparpotential verringert. An einer wirklichen Ursachenanalyse aber mogelt sich die Regierung vorbei und die großen Herausforderungen der Regulierung der Finanzmärkte, des Klimawandels und einer besseren Verteilung der Reichtümer werden einfach ignoriert. Indexfrage nicht gelöst, sondern für ein Jahr ausgesetzt Der Umgang mit dem Index steht stellvertretend für die Konzeptlosigkeit der Regierung. Die Tripartite sollte ein Instrument sein, um in Krisenmomenten den sozialen Frieden zu erhalten. Aber dieses Jahr wurden von der Regierung Fakten geschaffen, bevor die Tripartite- Diskussionen alle Optionen hätten ausdiskutieren können. Die Gewerkschaften fühlten sich vor den Kopf gestoßen und der Premier musste letzten Endes die Gespräche abbrechen. In den Bipartite-Gesprächen wurde dann ein fauler Kompromiss gefunden, der die Indexdiskussion um ein Jahr verschiebt. Spätestens im Herbst 2011 muss weiter diskutiert werden; wenn nächstes Jahr jedoch zwei Indextranchen fällig würden, müsste schon vorher neu verhandelt werden. Hohe Ölpreise werden jedoch nicht auf sich warten lassen. Wird die Regierung dann den Indexmechanismus aufrechterhalten können? déi gréng haben eine gangbare Lösung für die Indexfrage aufgezeigt: Der Ölpreis kann aus dem Indexwarenkorb ausklammern werden, wenn wir dies mit einer ökologischen Steuerreform verbinden, die den aktiven Ausstieg aus der Ölfalle mit einer verbesserten sozialen Gerechtigkeit verbindet. Die kurz- bis mittelfristigen Steuereinnahmen durch die Ökosteuer auf Energieprodukten muss zu 50% in Form eines Ökobonus an Haushalte und Betriebe zurückfließen. Da Kleinverdiener durch diesen Mechanismus mehr zurück bezahlt bekommen, als sie über Steuern einbezahlen, dient dieser Bonus als sozialer Ausgleich. Die zweite Hälfte an Steuereinnahmen muss ausschließlich für die Finanzierung des Strukturwandels weg von der Abhängigkeit der fossilen Energieträger genutzt werden (öffentlicher Transport, Energieeffizienztechniken, alternative Energien...). 2
« Bëllegen Akt »: Harakiri in der Wohnungsbaupolitik Die heroische Kurzgeschichte um die Reform des „bëllegen Akt“ zeugt davon, dass das Sparpaket schlecht vorbereitet Die Regierung renkt war. Die formale Opposition des Staatsrates nutzte die systematisch vor Partikularinteressen ein. Regierung, um die Idee zu begraben. Gleichzeitig knickte So wird die Politik sie auch vor der angedrohten Opposition der orientierungslos. Gewerkschaften ein und wirkte dabei orientierungslos. Wir fragen uns, wie diese Regierung Steuerpolitik betreibt. Erny Gillen (Caritas) in Welchen Sinn macht es, bei indirekten Steuern (die also einem Gespräch mit dem nicht auf dem Einkommen erhoben werden) eine Telecran „Einkommenskomponente“ einzuführen? Dies ist mit einem erhöhten administrativen Aufwand verbunden und wäre einfacher über eine progressivere Einkommenssteuer zu haben. Die Diskussion um die sogenannte Abschaffung des „bëllegen Akt“ zeigt jedoch auch, wie schwer es ist, unbefristete Steuergeschenke wieder rückgängig zu machen, selbst dann, wenn sie ihr eigentliches Ziel Ein weiteres Beispiel verfehlt haben. Der „bëllegen Akt“ führte nämlich orientierungsloser nicht zu einer Entspannung der Preise auf dem Regierungspolitik ist die Wohnungsmarkt, im Gegenteil. Um Wohnungen zurückgezogene Halbierung der erschwinglich zu machen, müssten Grund- und Kilometerpauschale. Damit gab Spekulationssteuern auf Bauland eingeführt werden. die Regierung das Signal, dass auch weiterhin lange Bisher funktioniert die gesamte Wohnungsbaupolitik Anfahrtswege zur Arbeit steuerlich gefördert werden. Das kurzsichtig! Zwar hat der Premier bereits vor fünf ist keine sinnvolle Wohnungs- Jahre das Scheitern der Regierung im Bereich oder Mobilitätspolitik. Wohnungsbau festgestellt. Trotzdem hat die Regierung nicht gehandelt. déi gréng fordern eine aktivere Rolle und mehr Verantwortung der Gemeinden bei der Raumplanung und Nutzung. Der Bodenspekulation muss durch die Möglichkeit der Enteignung im öffentlichen Interesse und einer Spekulationssteuer Einhalt geboten werden. Auch die Grundsteuer sollte reformiert werden, damit sie einen sparsameren Umgang mit der Ressource Land fördert. Bauland sollte nur dann in den PAG aufgenommen werden, wenn es vorher der Gemeinde zu einem niedrig festgelegten Preis verkauft wurde. Die Gemeinde verwirklicht die Infrastrukturen, schafft selber Wohnraum (gemäß nachhaltigen Kriterien) und verkauft diesen zum Selbstkostenpreis (sozial verträglich). 3
Steuerpaket sozial ungerecht und krisenfördernd Die Solidaritätsteuer steigt um 60% auf 4% für Privatpersonen und um 25% auf 5% für Unternehmen. Ist das die soziale Selektivität der Regierung? Eine Krisensteuer auf allen Einkommen wurde eingeführt, zum Einheitstarif von 0.8%. Ihr fehlt (im Gegensatz zur Solidaritätssteuer) jegliche Progressivität. Damit werden das Solidaritätsprinzip und der Umverteilungsmechanismus in der Steuerpolitik weiter ausgehöhlt. Durch die Steuererhöhungen des Sparpaketes werden die Einkommen belastet. Rechnerisch stimmt es, dass hohe Einkommen mehr belastet werden als niedrigere. So zahlt beispielsweise ein Junggeselle mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro etwa 1% seines Lohnes zusätzlich an Steuern. Würde er dreimal mehr verdienen, würde er zwar 2% seines Lohnes zusätzlich zahlen, aber diese Verdoppelung der Steuerlast entspricht nicht der tatsächlichen Kapazität seines Einkommens zur Umverteilung beizutragen. Immerhin hat jemand mit einem derart hohen Einkommen relativ viel Geld zur freien Verfügung, welches er nicht für die elementaren Bedürfnisse benötigt. Hier könnte ein solidarischer Beitrag höher ausfallen. Jährliche Mehrbelastung in Euro gemäß den Zahlen des Finanzministeriums Versteuerbares Jahreseinkommen Steuerklasse 1 1a 2 50.000 548 611 202 60.000 1319 1382 621 100.000 1833 1896 1097 125.000 2475 2538 1740 145.000 2989 3052 2254 déi gréng wollen die Diskussion um die ökologische Steuerreform voranbringen und mit einer grundsätzlichen Auseinandersetzung um gerechte Steuersysteme verbinden. Seit Ende der 80er Jahre erleben wir einen stetigen Abbau der Spitzensteuersätze für Betriebe und Privatpersonen auf Finanzminister, die auf Kosten eines Anstiegs der indirekten Besteuerung und der Steuerwettbewerb setzen, Umverteilung. Letztlich führte dies zu dem internationalen agieren wie die Kutscher Steuerdumping an dem sich Luxemburg bis heute beteiligt, die glauben, dass sich die der jedoch die Schere zwischen arm und reich aus einander Spatzen von den Körnern klaffen lässt und die Staatsverschuldung antreibt. der Pferdeäpfel ernähren Die europäische Finanz- und Währungskrise ist also auch könnten, wenn sie dem Gaul nur genügend Hafer eine Folge der verfehlten Steuerpolitik. Wir brauchen geben. deshalb eine verstärkte europäische Koordination der Fiskalpolitik und müssen in Luxemburg mit dem Abbau der Steuernischen rechnen. 4
Auch die Aufteilung zwischen Betriebsbesteuerung und Privatbesteuerung ist ungerecht Bei den zusätzlichen Steuereinnahmen (die nur etwa ein Drittel des Sparpaketes finanzieren sollten) überragen bei weitem die Steuereinnahmen der Privatpersonen: 52 Millionen für die Solidaritätssteuer und 73 Millionen für die Krisensteuer gegenüber 14 Millionen für die Solidaritätssteuer bei den Betrieben. Die Steuerexpertinnen von Deloitte haben berechnet, dass 94% der zusätzlichen Einnahmen auf diese Weise bei den Privatpersonen abkassiert werden und nur 6% bei den Betrieben. Dies ist nicht akzeptabel . In der Bipartite wird die Tripartite begraben Im gleichen Atemzug hat die Regierung dann auch die Tripartite abgeschafft. Sicher muss über die demokratischen Defizite einer Tripartite diskutiert werden. In Krisenzeiten ist diese Form der Schlichtung jedoch ein sinnvoller Weg, um den sozialen Frieden im Land zu erhalten. Nur in der Diskussion können die Sozialpartner sich auf einander zu bewegen. Zwei Bipartite-Runden ergeben jedoch keine Tripartite, und das Resultat liegt auf dem Tisch: die Gewerkschaften wettern gegen die Steuergeschenke an die Unternehmen und diese ärgern sich über den faulen Indexkompromiss, der eigentlich keiner ist. In der Bipartite hat die Regierung die Tripartite begraben. Das Sparpotential ist nicht ausgeschöpft Wir sollten uns noch mal die Zahlen vor Augen führen: Das größte Sparpotential sieht die Regierung in der Verlagerung der Investitionen für die Zukunft. Das ist keine Option! Drei Viertel der Einsparungen sind im Investitionsbudget vorgesehen. Dabei ist gewusst, dass diese Ausgaben nur um wenige Jahre nach hinten verlegt werden. Wir müssen in die Schulen investieren, wir müssen den ÖPNV ausbauen…, Dagegen waren ursprünglich nur 7% der Einsparungen bei den „Funktionskosten“ vorgesehen. Hier ist viel mehr möglich. Die Stadt Luxemburg hat gezeigt, wie durch ein gezieltes Screening der einzelnen Verwaltungsbereiche und ihrer Haushalte sich viele Einsparpotentiale auftun, ohne negativ auf die Qualität und die Quantität der Dienstleistungen zuwirken. Ferner trägt ein solches Screening auch dazu bei, Verwaltungsabläufe zu entschlacken. Die Verwaltung dort stärken wo es nötig ist déi gréng sind der Meinung, dass einzelne Verwaltungen gezielt gestärkt werden müssen. Dies gilt insbesondere für die Steuerverwaltungen. Diese werden den hohen Ansprüchen zurzeit nicht gerecht. Bei 70.000 Steuererklärungen von Gesellschaften und ca. 170.000 von Privatpersonen müssen einzelne Beamte bis zu 7.000 Steuerakten im Jahr erledigen – das sind für jede Akte 2-3 Minuten. Ein solches Arbeitsvolumen lässt keine ausreichende Kontrolle zu. Lediglich isolierte Stichproben der einen oder anderen Akte sind möglich. Folglich gibt es für Personen und Betriebe Möglichkeiten, ihre Einkünfte auf legalem Wege oder durch Steuerhinterziehung an der Steuerverwaltung vorbei zu schleusen. In seinem ‚Rapport sur la fraude fiscale‘ von 1997 hatte der damalige Abgeordnete und heutige 5
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké bereits auf diesen Umstand hingewiesen und mehrere Verbesserungsvorschläge unterbreitet. déi gréng fordern ein externes Audit der Steuerverwaltung und des Enregistrement, bei dem unter anderem folgende Fragen erörtert werden sollen: - Struktur, Funktionsweise und Ausstattung der Verwaltungen - Komplexität der Gesetzgebung und Reglementierungen - Personalstruktur, Personalmangel, Aus- und Weiterbildung - Bürgerfreundlichkeit und Beratung - Interadministrative Kooperation - Anwendung und Praxis des ‚Ruling‘ Diese systematische Unterbesetzung der Steuerverwaltung führt auch zu einen schlechten Wissensstand und einer insgesamt miserablen Planbarkeit der Steuereinnahmen. Die Cours des comptes hat in ihrem diesjährigen Bericht zur Qualität der Planbarkeit der Steuereinnahmen festgehalten: « …L’élaboration du budget des recettes basée sur une modélisation macro-économique fondée n’est pas possible au stade actuel. Dès lors, la planification des impôts ne reflète que de manière lacunaire les données macro-économiques présentées au projet de budget, tels que l’évolution du PIB, la masse salariale, le chômage ou encore l’inflation. A fortiori, il est difficile d’inscrire la programmation budgétaire des recettes dans une perspective pluriannuelle. Par ailleurs, la détermination du bien fondé économique de mesures fiscales nouvelles est rendue hasardeuse. Pour mettre en place une modélisation économique, la Cour est d’avis qu’une condition préalable doit être remplie, à savoir la maîtrise des soldes d’impôts par les administrations fiscales. Pour ce faire, la Cour recommande aux administrations concernées de réduire les délais de traitement des dossiers et de garantir une gestion transparente des postes ouverts. » 6
2. Der Aufschwung lässt Böses erahnen Vielerorts wir jetzt Entwarnung gegeben: die Konjunktur in Deutschland zieht an und würde Das Luxemburger Modell mit allen Positionen des Staatsbudgets und mit sich positiv auf Luxemburg auswirken. Die den Umlagesystemen der sozialen Einlagen der Fondsgesellschaften steigen auf Sicherung kann schon heute die Rekordhöhe. Wie die Möwen um die Fischreste Nachhaltigkeitsprüfung nicht bestehen. Es umkreisen jetzt die Gierigen die erwarteten ist in seiner gegenwärtigen Konstruktion Einnahmen und möchten sie möglichst schnell in nicht dauerhaft finanziert. Seine unveränderte Aufrechterhaltung Steuererleichterungen und Gehaltserhöhungen vergrößert die Struktur- bzw. verplanen. Nachhaltigkeitsdefizite im staatlichen Gesamthaushalt von Jahr zu Jahr und déi gréng sind der Ansicht, dass die führt insoweit zu expliziter Erhöhung der Wachstumsfallen des Luxemburger Modells Staatsschuld oder zur impliziten Lastverschiebung in die Zukunft. nicht gelöst sind. Das Rentensystem, die Gesundheitskasse, aber auch der Staatshaushalt […]Auch die Wiedererlangung eines 4 %- insgesamt hängen viel zu stark von einer igen Wachstumspfades macht das Modell ständigen Wachstumslogik ab. Beschäftigungs- aufgrund der eingebauten und Wirtschaftswachstum von 4% sind auf die Ausgabendynamik nicht nachhaltig. Dann könnte der Staat zwar länger exponentiell Dauer nicht aufrecht zu halten und nicht steigende Ausgaben „riskieren“, das wünschenswert. Die Entwicklung und die Problem würde aber lediglich über die Einnahmen aus dem Finanzsektor hängen stark Zeitachse weiter in die Zukunft und damit von europäischer Steuerharmonisierung ab. Wir auf spätere Generationen verlagert – müssen also unser bisheriges Modell umbauen, sowohl finanziell als auch und erst recht ökologisch. damit wir auch mit einer Wirtschaftsleistung zurecht kommen, die sich in einem dynamischen Aus Ewringmann, Jung e.a.: Sichert ein Gleichgewicht entwickelt. Wirtschaftswachstum von 4% eine nachhaltige Entwicklung in Luxemburg? Mai 2010, Mai 2010 Wir müssen jetzt die zu erwartenden Einnahmen aus dem Wirtschaftsaufschwung für einen nachhaltigen Umbau nutzen. déi gréng fordern die konsequente Umsetzung eines intelligenten Sparprogrammes, das vor allem bei den Konsumausgaben spart und die Steuern bei den oberen Einkommensschichten moderat erhöht. Mit den damit erhobenen Mehreinnahmen und den jetzt zu erwartenden Einkommen des kurzfristigen Booms sollten wir dann die Herausforderungen der Zukunft anpacken. Wir müssen mit den Einnahmen aus dem Aufschwung die Herausforderungen des Klimawandels und den Ausstieg aus dem Ölzeitalter bewerkstelligen. Die bereits angehäuften Schulden müssen mit einem intelligenten Sparprogramm zurück gezahlt werden. 7
Für eine moderne Reform der Beamtenlaufbahnen Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat deutlich gezeigt, dass der Staat als Regulator in der Wirtschaft und als Wächter von sozialer Gerechtigkeit unabdingbar ist. déi gréng sind seit jeher Verfechter eines starken und effizienten Staates. Wir brauchen jedoch mehr Effizienz und mehr Dienst am Kunden beim Staat und wir brauchen schnellere und effizientere Verwaltungswege. Wir brauchen auch mehr Flexibilität in den Arbeitsformen der staatlichen Verwaltungen. Und wir brauchen ein Statut für öffentliche Bedienstete, welches zwar vor politischer Willkür schützt, ohne jedoch Schutzwall für unmotivierte Bedienstete zu sein. In den vergangen zwei Jahrzehnten wurde im öffentlichen Dienst eine sehr dynamische Lohnpolitik betrieben. Öffentliche Beamte sollen gut bezahlt werden. Die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst haben hierzulande ein sehr hohes Niveau erreicht. Es gibt auch in verschiedenen Laufbahnen eine starke Diskrepanz bei den Anfangsgehältern zu vergleichbaren Laufbahnen im Privatsektor. déi gréng sind der Ansicht, dass das aktuelle Lohnniveau im öffentlichen Dienst nicht weiter gesteigert werden kann und daher treten wir für eine moderate Lohnpolitik im öffentlichen Dienst für die kommenden 5 Jahre ein. Wir befürchten jedoch, dass der kurzfristige Aufschwung eine andere Klientelpolitik ermöglicht. déi gréng fordern • Keine prozentualen Lohnerhöhungen für die nächsten Jahre. Im Gegenzug sollen qualitative Angebote die Lohnverhandlungen im öffentlichen Dienst bestimmen (z.B. im Bereich Weiterbildung, Jobtickets für den ÖPNV…). • Das Statut der öffentlichen Beamten soll reformiert werden, um eine flexiblere Personalpolitik zu ermöglichen. • Top-Priorität für die administrative Reform und die Verbesserung und Vereinfachung der staatlichen Prozeduren. Nicht ein Mehr an Regulierung, sondern bessere Regulierung ist verlangt. Peak Oil war einmal! Raus aus der Ölfalle. Die Internationale Energieagentur versucht zwar weiterhin die Wirklichkeit zu verklären, aber in ihrem diesjährigen Bericht kommt sie um die Fakten nicht herum: innerhalb der nächsten 10 Jahre werden 30% der derzeitigen Ölproduktion erschöpft sein. Statt der derzeitigen 68 Millionen Barrel Öl pro Tag stehen uns dann nur noch 48 Millionen zur Verfügung. Peak Oil, also der Moment der größten Rohölförderung, war 2006. Die 8
Herausforderung, die sich daraus ergeben sind nicht zu unterschätzen. So folgert das Zentrum für Transformation der deutschen Bundeswehr in einem geheimen Bericht: „Die Desintegration komplexer Wirtschaftssysteme inklusive ihrer interdependenten Infrastrukturen hat direkte, teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, auch und insbesondere in Industrieländern.“ In derselben Studie fordern die Autoren: „Die wahrscheinlich wirkungsvollsten Lösungsstrategien – neben einer nicht nur auf hochindustrialisierte Länder abzielenden frühzeitigen Umstellung von Wirtschaft und Energieversorgung – befassen sich deshalb mit [...] systemischen Grundtugenden wie Unabhängigkeit, Flexibilität und Redundanz. [...] Der damit verbundene Paradigmenwechsel – weniger Effizienz, mehr Robustheit – widerspricht ökonomischer Logik und kann deswegen nur in begrenztem Umfang Marktkräften überlassen werden.“ déi gréng fordern neben einem intelligenten Umgang mit den Ölpreisen im Index (zu dessen Absicherung wie oben beschrieben) zukunftsweisende Staatsausgaben, die es der Wirtschaft und den BürgerInnen erlauben, sich langsam vom Erdölzeitalter zu verabschieden. Dazu gehören: - Ausbau des Öffentlichen Transports; - Reduzierung der Nachfrage nach privater Mobilität; - Forcierter Ausbau der energetischen Sanierung bei älterer Bausubstanz Klimawandel und Kyotofonds Der Klimawandel ist natürlich auch ein finanzpolitischer Dauerbrenner. Und dies nicht nur, weil wir durch den Tanktourismus einen sehr lukrativen nationalen Wirtschaftszweig betreiben und dieser außerordentlich stark zum Klimawandel beiträgt. Im Haushalt des Jahres 2011 sind 142 Millionen Euro Ausgaben im Kyotofonds vorgesehen. Davon fließen jedoch fast 70% in den Zukauf von Emissionsrechten im Ausland. Diese fehlen weiterhin, um in Luxemburg die nötigen Maßnahmen zu finanzieren, die uns aus der Ölfalle heraushalten. Dies ist keine verantwortungsbewusste Finanzpolitik. Hinzu kommt, dass die Regierung im Ausland Emissionsrechte in Mengen aufgekauft hat, die unsere Reduktionsziele bis weit über das Jahr 2012 abdecken. Es sollen also auch weiterhin ein großer Anteil der Reduktionsversprechen über Freikauf eingelöst werden. Dadurch wird jedoch kein Gramm CO2 weniger in die Erdatmosphäre gepustet. Das ist verantwortungslose Klimapolitik. 9
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