Stadt blick 22 - Metropolitanraum Zürich - Stadt Zürich
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Stadt blick 22 September 2010 Metropolitanraum Zürich Vom statistischen zum politischen Raum ≥ Zahnloser Tiger oder Zukunftsversprechen? ≥ Visionen für den Metropolitanraum ≥ Metropolitan handeln, lokal denken ≥
METROPOLITANRAUM ZÜRICH 3 Editorial 4 Vom statistischen zum politischen Raum 5 Standpunkt der Stadtpräsidentin 8 Zahnloser Tiger oder Zukunftsversprechen? 12 Metropolitanraum, beforscht 14 Aargau: Nordschweizer Brückenbauer für zwei Metropolitanräume 16 Visionen für den Metropolitanraum 18 Metropolitan handeln, lokal denken AKTUELL 21 Welcome Desk – willkommen in Zürich 22 World Expo 2010: zwischen Tradition und Moderne 26 Gewerbefreundliche Stadt: ein Blick nach München 28 Kreativwirtschaft: Trendwende geschafft 30 Kurz und bündig Impressum Kontakt: Stadt- und Quartierentwicklung, Telefon 044 412 36 63; Integrationsförderung, Telefon 044 412 37 37; Wirtschaftsförderung, Telefon 044 412 36 33; Aussenbeziehungen, Telefon 044 412 36 63 Redaktion: Orlando Eberle, Erika Sommer Lektorat/Produktion: Martin Grether, Techkomm, Zürich Korrektorat: Heike Burkard, Rorbas Druck: Lenggenhager Druck, Zürich Auflage: 2100 Exemplare Fotos: Umschlag vorne, S. 29: Christine Bärlocher; Umschlag hinten, links, S. 18: Amt für Städtebau; Umschlag hinten, rechts: Rapperswil Tourism; S. 9: Thurgau Tourismus, swiss-image.ch/Christian Perret; S. 10: Max Häberli; S. 12: ETH-Studio Basel/Zürcher Handelskammer; S. 13: Ursina Meyer, Digicom/S5-Stadt-Projekt; S. 14: Jiri Vurma; S. 17, oben ganz rechts: Werner Schelbert; S. 22: Sandra Christeller; S. 23 u. 25: Peter Erni; S. 24: Iwan Baan, Swiss Pavilion 2010; S. 26: MGH – Münchner Gewerbehof- und Technologie- zentrumsgesellschaft mbH; S. 30, oben: Dominique Meienberg; S. 30, Mitte: Gigon/Guyer Architekten; S. 31, oben: Standing Ovation GmbH; S. 31, unten: Markus Graf; übrige Fotos: Stadtentwicklung oder zur Verfügung gestellt. Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt.
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Weshalb befasst sich der «Stadtblick» mit dem Metropolitan- raum Zürich und dessen oberstem Gremium, der Metropoli- tankonferenz? Nun, Zürich gibt diesem Raum nicht nur den Namen, sondern ist auch sein Nukleus, eben die Kernstadt. Nicht mehr nur einer Agglomeration, sondern eines Raums, der in acht Kantone hineinreicht. Mehr Fakten zum Metropoli- tanraum und zur Metropolitankonferenz erfahren Sie im Artikel des Geschäftsführers. Brigit Wehrli-Schindler, Allen Unkenrufen zum Trotz lässt sich in der Schweiz doch Direktorin Stadtentwicklung Zürich einiges bewegen. Noch ist es keine fünf Jahre her, dass wir zusammen mit dem Gemeindeamt des Kantons Zürich eine Studie zur Verbesserung der horizontalen und vertikalen Zu- sammenarbeit im Grossraum Zürich in Auftrag gaben. Damit war ein erster kleiner Grundstein zur Metropolitankonferenz gelegt. Kantonale und kommunale Exekutiven diskutierten in der Folge die Resultate dieser Studie in breiten Foren. Und schneller, als wir dachten, hatten alle Feuer gefangen, und nur vier Jahre später, im Juli 2009, wurde der Verein Metropolitan- raum in Frauenfeld aus der Taufe gehoben. Wie Sie dem Inter- view entnehmen können, glauben zwar noch nicht alle Städte im Wirtschaftsraum Zürich im selben Mass an dessen Nutzen. Die Mitglieder des Metrorats hingegen formulieren dazu visio- näre Bilder. Die neue Institution muss sich nun einmal bewäh- ren und macht sicher noch einige Kinderkrankheiten durch, bis sie dann ganz erwachsen ist. Es bewegt sich auch etwas in der Zusammenarbeit zwischen den Städten. Zürich positioniert sich an der Weltausstellung in Shanghai in einem Städtepavillon zusammen mit Basel und Genf. Eine sehr angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit über den Jura und über den «Röstigraben» hinweg! Mehr über das gemeinsame Produkt und den Betrieb in Shanghai im Be- richt unseres Städtedelegierten vor Ort. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen und hoffe, unser Heft trägt dazu bei, dass Sie die neuen Formen der Zusammen- arbeit in unserem Land wahrnehmen und sich ein Bild des Metropolitanraums Zürich machen können. Dieser reicht, wie Sie lesen können, sogar bis ins Muotatal. 3
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Vom statistischen zum politischen Raum HSSchaffhausen SH use Neuhausen nfa am Rheinfall Flurlingen Herdern Hüttwilen Pfyn Müllheim Neunforn Felben-Wellhausen Henggart Gachnang Frauenfeld Hüttlingen gen TG Thundorf Würenlingen Bülach Winterthur Bertschikon Matzingen n Stettfurt furt Brugg AG Ennetbaden Aadorff Wettingen Nürensdorf Baden Würenlos Kloten Rümlang Bassersdorf Neuenhof Dällikon Regensdorf St. Gallen Aarau Spreitenbach Dietikon Dietlikon Lindau Opfikon Wallisellen Dübendorf Wangen- ZH Bellikon Schlieren Brüttisellen Uitikon ZÜRICH Fehraltorf Zollikon Zumikon Uster Stallikon Bäretswil Adliswil Küsnacht (ZH) Bonstetten Erlenbach (ZH) Mönchaltorf Hinwil Affoltern Langnau Thalwil Herrliberg Oetwil Goldingen en am Albis am Albis am See Oberrieden Männedorf Eschenbach Horgen Stäfa Rapperswil-Jona Wädenswil Freienbach Uznach Kaltbrunn Cham Baar Hirzel Richterswil SG Steinhausen Neuheim Lachen Zug Schönenberg Wollerau Schänis Hünenberg Altendorf Hütten en Galgenen Menzingen Root Risch ZG Walchwil Oberägeri EEmmen Buchrain Unterägeri Einsiedeln Ebikon LU Sattel Steinen Unteriberg Luzern uze Arth Schwyz Ingenbohl-Brunnen SZ Kriens Illgau Morschach Muotathal Vollmitglieder des Vereins Metropolitanraum Zürich Gemeinde Kanton Heutige «Grenze» des Vereins Assoziierte Mitglieder sind nicht dargestellt Quelle: Stadt Zürich, Stadtentwicklung, Juli 2010 © BFS, ThemaKart – Neuchâtel 2009 Im Verein Metropolitanraum Agglomerationen und rund 220 Städten und Ge- Zürich arbeiten acht Kantone meinden in sieben Kantonen. Zum anderen handelt es sich um ein funktional stark verflochtenes Gebiet, und über hundert Städte und das über den statistischen Perimeter hinausgeht. Gemeinden auf politischer Bereits heute umfasst das Gebiet rund 1,9 Mio. Ein- Ebene über die Grenzen hinweg wohnerinnen und Einwohner (26 Prozent der Schweiz) sowie 900 000 Arbeitsplätze (29 Prozent der Schweiz). eng zusammen. Sie tragen Entsprechend gross ist sein demografisches und gemeinsam dazu bei, die wirtschaftliches Potenzial. Lebensqualität in diesem Raum Verein Metropolitanraum Zürich langfristig zu sichern und die Seit einigen Jahren steht der Metropolitanraum Wettbewerbsfähigkeit zu ver- Zürich nun auch auf der politischen Agenda. Im bessern. Rahmen von bisher sieben Metropolitankonferenzen sind Schritte für eine bessere Zusammenarbeit über Der Metropolitanraum Zürich ist zum einen ein vom die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg gemacht Bundesamt für Statistik definierter Raum mit zwölf worden (siehe Kasten). Seit Juli 2009 koordiniert der 4 Stadtblick 22/2010
STANDPUNKT Verein Metropolitanraum Zürich diese Aktivitäten. Auslöser für den Aufbau des Vereins war die Er- Living apart, kenntnis, dass sich die urbanen Gebiete der Schweiz working together räumlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich stark verändert haben, ohne dass die föderalen Politik- strukturen damit Schritt gehalten hätten. Hinzu kommt, Fast zwei Millionen Menschen wohnen dass urbane Gebiete trotz ihrer Bedeutung für die im Grossraum Zürich, 40 Prozent des Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz strukturell be- BIP werden hier erwirtschaftet. Gerade nachteiligt sind (Stichwort Ständemehr). Deshalb weil die Schweiz (immer noch) kleinteilig sollen die Zusammenarbeits- und Entscheidungs- strukturiert ist, ist Zusammenarbeit über strukturen zwischen Kantonen, Städten und Gemein- die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hin- den im Metropolitanraum Zürich optimiert werden. weg eine Notwendigkeit. Wie anders Mit dieser Absicht steht der Metropolitanraum Zürich könnte der Grossraum Zürich im Wettbe- im Übrigen nicht alleine da. Auch in Basel, Bern und werb mit mehrfach grösseren Regionen anderen Regionen sind ähnliche Bestrebungen im wie der Lombardei oder dem Grossraum Gange. Beim Metropolitanraum Zürich ist indes München bestehen? Nicht Städte stehen seine Position in Europa hervorzuheben: Er zählt zu in einer globalisierten Wirtschaft im den 16 wichtigsten europäischen Wachstumsmoto- Wettbewerb zueinander, sondern ganze ren und steht in direkter Konkurrenz mit Amsterdam, Stadtregionen. Der Erfolg der gesamten Brüssel, Berlin, München, Wien, Mailand und ande- Region Zürich kann auf Dauer nur mit ren Grossagglomerationen. einer sinnvollen strategischen Zusammen- arbeit zwischen ihren einzelnen Teilräu- Mehr als ein statistischer Raum men aufrechterhalten werden. Ein zentrales Anliegen des Vereins ist es, den Im Grossraum Zürich gibt es bereits eine Metropolitanraum grundlegender zu denken und zu Vielfalt von unterschiedlichen Plattformen lenken. Aus dieser Sicht ist der Metropolitanraum der regionalen und überregionalen Zu- Zürich nicht einfach eine statistische Grösse, son- sammenarbeit. Einen wichtigen neuen dern ein vielfältiger und funkional-räumlich zusam- Meilenstein setzte die Gründung des menhängender Raum. Vereins Metropolitanraum Zürich im – Gemeinsamer Identitäts- und Interessenraum: Das Sommer 2009. Die ersten gemeinsamen wohl wichtigste Kriterium ist die politische Bereit- Projekte sind lanciert und werden nun schaft, die am 3. Juli 2009 an der Gründungsver- umgesetzt. Ich bin zuversichtlich, dass sammlung verabschiedete «Vision für den Metro- ihnen Erfolg beschieden sein wird. Was politanraum Zürich» mitzutragen und einen Bei- ich in den letzten Monaten als Mitglied trag zur Umsetzung zu leisten. Gemäss dieser des Metropolitanrats miterleben konnte, Vision setzt sich der Verein für eine exzellente hat mich beeindruckt. Es ist ein fester Wettbewerbsfähigkeit, eine ausgezeichnete Le- Wille spürbar, Herausforderungen und bensqualität und eine bereichernde Vielfalt im Probleme gemeinsam anzugehen und gemeinsamen Metropolitanraum ein. dies in einer sehr effizienten und erstaun- – Gemeinsamer Mobilitätsraum: Regionen, Städte lich unbürokratischen Weise. Dies ist und Gemeinden verfügen über direkte Verkehrsver- angesichts der Tatsache, dass im Verein bindungen mit den Zentren des Metropolitanraums Metropolitanraum Zürich gleichberech- Zürich. Sie möchten diese optimieren, weil das tigt auf zwei verschiedenen Staatsebenen Pendleraufkommen in Richtung Metropolitanraum zusammengearbeitet wird, nicht selbst- Zürich höher ist als in andere Regionen. Haupt- verständlich. bahnhöfe und Flughafen im Metropolitanraum Zürich sind die wichtigsten Verkehrsdrehscheiben für nationale und internationale Fernreisen. – Gemeinsamer Bildungs- und Wirtschaftsraum: Die Bildungs- und Dienstleistungsangebote wei- sen grosse Synergien auf. Sie werden von Be- völkerung und Wirtschaft über die Kantons- grenzen hinweg genutzt. Auch gibt es erkennba- re wirtschaftliche Standortverflechtungen. – Gemeinsamer Siedlungs- und Lebensraum: Kan- tone, Städte und Gemeinden arbeiten bereits Corine Mauch, Stadtpräsidentin 5
METROPOLITANRAUM ZÜRICH KANTONE STÄDTE/GEMEINDEN ZH SH ZG SG TG SZ LU AG entsenden je 1 VertreterIn entsenden je 1 VertreterIn METROPOLITANKONFERENZ REVISIONS- wählt Kantonskammer Städte-/ STELLE Gemeindekammer ARBEITSGRUPPEN wählt Präsidium AG Wirtscha besmmt Vertreter wählt Vertreter AG Verkehr OPERATIVER wählt setzt AUSSCHUSS METROPOLITANRAT ein AG Gesellscha setzt ein AG Lebensraum GESCHÄFTSSTELLE Organigramm des Vereins Metropolitanraum Zürich. heute auf regionaler Stufe eng zusammen und Handlungsfelder und konkrete Projekte wollen diese Zusammenarbeit mit Blick auf die Die Metropolitankonferenz hat beschlossen, in den metropolitanen Herausforderungen stärken (zum vier Handlungsfeldern Verkehr, Lebensraum, Wirt- Beispiel Abstimmung Siedlung/Verkehr, Lebens- schaft und Gesellschaft konkrete Projekte umzuset- qualität). zen, die von den Kantonen, Städten und grösseren – Gemeinsamer Kulturraum: Kantone, Städte und Gemeinden gemeinsam finanziert werden. Für jedes Gemeinden verfügen über gemeinsame gesell- Projekt ist eine verantwortliche Projektleitung und schaftliche und kulturelle Identitäten und wollen ein breit zusammengesetzter Echoraum eingesetzt diese weiter stärken. Dazu arbeiten sie u. a. bei worden. Im Vordergrund steht der Nutzen für den kulturellen Einrichtungen zusammen. Metropolitanraum als Ganzes. – Gemeinsamer politischer Raum: Seit Juli 2009 ist Im Handlungsfeld Verkehr ist das Projekt zur Identi- der Metropolitanraum Zürich ein Verein, beste- fizierung und Förderung von Schlüsselvorhaben zwi- hend aus acht Kantonen und rund 110 Städten schen den Zentren im Metropolitanraum und für die und Gemeinden. Die Metropolitankonferenz ist bessere Anbindung an andere Metropolitanräume das oberste Organ. Darin üben die Vertreterinnen weit fortgeschritten. Fünf gemäss sachlichen Krite- und Vertreter der kantonalen und kommunalen rien priorisierte Bahnprojekte sind verabschiedet, die Exekutivbehörden ihre gewichtete Stimmkraft aus Ergänzung durch Strassenprojekte folgt. Der Metro- (1 Stimme pro 4000 Einwohner plus eine Basis- politanrat wird auf Bundesebene für diese Projekte stimme). Das politische Steuerungsgremium ist lobbyieren. Ein zweites Projekt betrifft die Identifika- der Metropolitanrat, der sich aus den acht Mit- tion und Förderung von Schlüsselvorhaben in urba- gliedern der Kantonskammer und acht Vertrete- nen Kerngebieten. rinnen und Vertretern der Städte-/Gemeindekam- Im Handlungsfeld Lebensraum stehen zwei Projekte mer zusammensetzt. Total verfügen die Kantons- im Vordergrund: Beim einen Projekt geht es um die und die Städte-/Gemeindekammer derzeit über je Schaffung von Vorstellungen zu den räumlichen Ent- 456 Stimmen. Die noch jungen Erfahrungen zei- wicklungsmöglichkeiten. Im Vordergrund stehen die gen, dass die Partner eine erstaunlich grosse Koordination von Siedlungsentwicklung und Ver- Handlungsbereitschaft aufweisen: Erstens wurde kehrsplanung sowie Massnahmen für eine flächen- der Verein innert kurzer Zeit aufgebaut. Zweitens sparende Siedlungsentwicklung. In einem ersten wird konstruktiv und im Interesse des gesamten Schritt werden in einer Testplanung Bilder und Ideen Raums zusammengearbeitet und entschieden. generiert, um daraus die Eckpunkte eines gemeinsa- 6 Stadtblick 22/2010
men Raumentwicklungskonzepts ableiten zu können. 2005 Das zweite Projekt widmet sich der Identifikation Grundlagenstudie «Strukturen für eine bessere Zusam- und Förderung von Naherholungsräumen im ganzen menarbeit im Wirtschaftsraum Zürich» mit den Hand- Metropolitanraum. lungsempfehlungen Interkommunal- und Metropolitan- konferenzen. Im Handlungsfeld Wirtschaft steht die Stärkung des Arbeitsmarkts, des Bildungsstandorts und des Wis- 2006 senstransfers im Vordergrund. Um sich national wie «Geist von Winterthur» – Strategieworkshop und international profilieren zu können, hat sich die Metro- Ergebniskonferenz in Winterthur mit Entscheid zu politankonferenz darauf geeinigt, dass der Metropo- Pilotprojekten. litanraum künftig eine «Green Region» werden soll. Dazu gehört die Steigerung der Standortattraktivität 2007 für Cleantech-Unternehmen, eine Stärkung der ent- 22. Mai: 1. Metropolitankonferenz in Rapperswil-Jona sprechenden Forschungs- und Bildungsaktivitäten mit Diskussion und Abstimmung über künftige Schwer- sowie die Sicherstellung der im internationalen Ver- punktthemen. gleich als hoch eingestuften Lebensqualität. Die so 6. November: 2. Metropolitankonferenz in Zug mit verstandene Standortqualität soll sich u. a. durch eine Diskussion und Abstimmung über Porträt, Charta und erste konkrete Projekte. hohe Zahl an Minergiebauten, gemeinsame Förder- standards im Gebäudebereich und möglichst viele 2008 Energiestädte auszeichnen. Es werden auch konkrete Charta für die Verbesserung der Zusammenarbeit im Dienstleistungen für die Vereinsmitglieder entwickelt, Metropolitanraum Zürich von sieben Kantonen und so z. B. die Beratung von Gemeinden und KMU in rund 70 Städten und Gemeinden unterzeichnet. Fragen der Ökologie und Energieeffizienz. 6. Mai: 3. Metropolitankonferenz in Zürich mit Die Projekte im Handlungsfeld Gesellschaft haben Verabschiedung des Porträts und Lancierung einer eine Querschnittsfunktion. Zu Beginn geht es dabei gemeinsamen Vision, der Organisationsform und der um die bessere Einbindung und Vernetzung der klei- Arbeitsgruppe Verkehr. neren Städte und Gemeinden auf politischer und ge- 28. November: 4. Metropolitankonferenz in Schaff- sellschaftlicher Ebene. Weiter sollen mit gezielten hausen mit Diskussion und Abstimmung über die Aktionen, wie Workshops, Ausstellungen oder einem Vision und die Organisationsform. Metrofest, die Wahrnehmung und die Identifikation 2009 mit dem Metropolitanraum Zürich gestärkt werden, 3. Juli: 5. Metropolitankonferenz und Gründungsver- ohne dabei die als positiv wahrgenommene ge- sammlung in Frauenfeld (8 Kantone, 65 Städte und sellschaftliche und kulturelle Vielfalt preisgeben zu Gemeinden) mit Verabschiedung der «Vision für den müssen. Metropolitanraum Zürich», der Vereinsstatuten bzw. Organisationsform und zweier konkreter Verkehrs- Vom Experiment zum Modell der Zukunft projekte. Noch ist der Verein Metropolitanraum Zürich ein Ex- 4. Dezember: 6. Metropolitankonferenz in Pfäffikon SZ periment. Seine Resultate müssen evaluiert, seine mit Verabschiedung des ersten Aktionsprogramms Tätigkeiten entsprechend angepasst werden. Auch sowie der Vereins- und Projektbudgets. gilt es mögliche Spannungsfelder zu beachten, so beispielsweise das Dilemma zwischen funktional 2010 7. Mai: 7. Metropolitankonferenz in Luzern mit Verab- ausgerichteter Handlungsfähigkeit und den staats- schiedung von fünf prioritären Bahnprojekten. politischen Autonomie- und Demokratieansprüchen. Mitgliederstand bei 8 Kantonen und 107 Städten und Der Verein muss deshalb seine «Flughöhe» einhalten Gemeinden sowie 11 assoziierten Institutionen (siehe und darf weder regionale Egoismen noch politische Karte). Bevormundungen zulassen. Auch braucht es ein 5. November: 8. Metropolitankonferenz in Baden mit Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen, ökologi- Schwerpunkt Verkehr und Wirtschaft. schen und sozialen Zielsetzungen. Können diese An- sprüche erfüllt werden, ist der Verein auch ein Modell 2011/12 für andere Regionen der Schweiz. Nächste Metropolitankonferenzen in Zürich, Cham und Winterthur. Walter Schenkel, Dr. phil. I, synergo, Geschäftsführer Verein Metropolitanraum Zürich Weitere Informationen auf www.metropolitanraum-zuerich.ch 7
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Zahnloser Tiger oder Zukunftsversprechen? Ein kontroverses Ge- und Visionen des Vereins nicht teilten – spräch mit Otto Müller, die Stadt Dietikon hat in ihrem Leitbild grundsätzlich dieselben Ziele formuliert. Stadtpräsident von Dieti- Was uns hingegen weniger überzeugt, kon, und Carlo Parolari, ist die fehlende Verbindlichkeit bezie- Stadtammann von hungsweise die fehlende politische Durchsetzungskraft des Vereins. Wir zie- Frauenfeld, über Sinn, hen es vor, unsere Kräfte dort einzuset- Nutzen und ideale Art zen, wo wir auf dem politischen Weg Carlo Parolari der Zusammenarbeit wirklich etwas realisieren können. Ob Stadtammann von Frauenfeld (seit eine Organisation wie der Verein Metropo- 2005), Vorsteher der Abteilung im Metropolitanraum Zentralverwaltung und Finanzen litanraum Zürich dies kann, ist fraglich. sowie der Abteilung Werkbetriebe. Zürich. Mitglied des Thurgauer Kantonsrats Es ist interessant, dass ausgerechnet (seit 2003), Vertreter der FDP. Herr Parolari, vor genau einem Jahr im Kanton Zürich einige Gemeinden war die Gründungsversammlung des so argumentieren und deshalb noch Vereins Metropolitanraum Zürich bei nicht Mitglied sind. Gleichzeitig sind Ihnen in Frauenfeld. Was haben Sie die Gemeinden am Rande des Metro- sich davon versprochen und was, politanraums in den anderen Kantonen würden Sie sagen, hat der Verein bis- fast vollständig mit dabei. Hängt das her für Sie gebracht? damit zusammen, dass eine Stadt wie Parolari: Versprochen habe ich mir eine Dietikon, die mitten im Metropolitan- gewisse Öffnung über unsere Gemeinde- raum liegt, davon ausgeht, dass sie und Kantonsgrenzen hinaus, damit wir in auch ohne Mitgliedschaft profitieren diesem Lebensraum, der grösser ist als kann? Städte wie Frauenfeld, Schaff- eine Gemeinde oder ein Kanton, zusam- hausen oder Zug sehen es anders, da Otto Müller men in den Dialog treten können. Seit sie neu von aussen dazukommen. Vollamtlicher Stadtpräsident von der Vereinsgründung hat sich das aus Müller: Gut, vielleicht sind wir ja «Tritt- Dietikon (seit 2006), betreut in dieser Funktion als Ressortvorstand die meiner Sicht schon zu einem erheblichen brettfahrer». Ich habe natürlich Verständ- Präsidial- und Tiefbauabteilung. Teil verwirklicht. Die Tatsache, dass jetzt nis für die Situation von Frauenfeld, das Mitglied des Stadtrats seit 1998. Gespräche auch auf einer neuen Ebene, nicht im Kanton Zürich liegt und daher Präsident Standortförderung Limmattal und der MRI Zentrum nämlich zwischen Städten und Kantonen, vielleicht einen engeren Austausch mit Schlieren AG sowie der Planungs- möglich sind, stellt für mich einen gros- dem Wirtschaftsraum Zürich sucht. Wir gruppe Limmattal. Mitglied der FDP. sen Schritt dar, um Probleme ausserhalb sind der Ansicht, dass es bereits zahl- der bisherigen Strukturen anzugehen. reiche andere Organisationen gibt, die im Prinzip dieselben Ziele verfolgen wie Herr Müller, heute hat sich der Metro- der Verein Metropolitanraum Zürich: zum politanrat getroffen, die «Exekutive» Beispiel die Greater Zürich Area (GZA), des Vereins Metropolitanraum Zürich. die Planungsgruppe Limmattal oder Eine Gelegenheit also für Gespräche, unsere Standortförderung Limmattal. Wir Vernetzungen. Reut es Sie nicht, dass sind der Meinung, dass wir in solchen Sie da nicht dabei sind? Strukturen besser an handfesten Proble- Müller: Nein. Es ist richtig, die Stadt men arbeiten können. Dietikon ist nicht Mitglied des Vereins Parolari: Ich sehe in der Beteiligung am Metropolitanraum Zürich, und wir wer- Metropolitanraum Zürich eine grosse den vorerst auch nicht beitreten. Das Chance, die man ergreifen muss. Wenn liegt aber nicht daran, dass wir die Ziele man nicht mitmacht, dann entscheiden 8 Stadtblick 22/2010
Bis an die Thur: Feuer und Flamme für den Metroraum. andere über einen. In einem Punkt bin Müller: Aber schauen Sie, das sind doch dieser Standortförderung Limmattal ich anderer Meinung als Sie: Der Kanton Gremien, die keine politische Legitima- nicht mitmachen will, weil ihr das zu Thurgau ist beispielsweise nicht Mitglied tion haben. Sie können zusammensitzen lokal ausgerichtet sei. Sie sind inter- der GZA, und ich selber habe mich und Probleme miteinander diskutieren, essiert an der Achse Zürich–Baden, immer vehement dafür eingesetzt, dass das ist gut, aber sie haben keinen politi- an der Beziehung zur Kernstadt. In mindestens wir als der westliche Kantons- schen Hintergrund. der internationalen Wahrnehmung teil, der ganz klar nach Zürich orientiert gibt es einfach den Wirtschaftsraum ist, beitreten könnten. Aber jetzt, mit dem Kann denn nicht auch ein Know-how- Zürich. Mit dem Projekt «Zürich – Aufkommen des Metropolitanraums, Austausch wichtig sein? Green Region» will man Qualitäten des musste ich mir sagen, dass dieser einen Müller: Ja, das stimmt, und das machen Raums erarbeiten, die wahrscheinlich viel breiteren Ansatz verfolgt als die GZA, wir ja bereits. Im Limmattal und im Kan- auch jeder einzelnen Gemeinde im die – grob gesagt – eine reine Ansied- ton Zürich bestehen Zusammenschlüsse Raum nützen. Wenn Sie hingegen lungsmaschine ist. Der Metropolitanraum der Gemeinden, zum Beispiel auf regio- eine regionale Standortförderung ist nicht nur auf internationale Ansied- naler Ebene. Man kann natürlich einfach haben, interessiert das ausserhalb lungen ausgerichtet, sondern ist viel- zusammensitzen und sich austauschen des Raumes – provokativ gesagt – schichtiger. Das scheint mir die richtige – das ist wertvoll, aber um dann auch wahrscheinlich niemanden. Stossrichtung zu sein. Sehr wichtig er- etwas verwirklichen zu können, benötigt Müller: Ja, aber wenn wir eine von hun- scheint mir vor allem, dass wir ein Lobby- man politische Legitimation, Einfluss- dert Gemeinden sind in diesem Verein inginstrument gegenüber Bern aufbauen möglichkeiten. Wenn es in diese Rich- Metropolitanraum, sind wir eine von können. Gerade wir als Städte haben tung gehen würde, fände ich das sehr ganz vielen. Da wird doch eher auf den eigentlich viel zu wenig Resonanz in interessant. Unter diesen Voraussetzun- Raum aufmerksam gemacht, aber nicht Bern, und da ist es wichtig, ein Gefäss gen könnten wir uns sicher auch vorstel- auf die einzelnen Gemeinden. Und irgend- zu schaffen, in dem wir als Städte zu- len mitzumachen. wo müssen ja die Gemeinden auch für sammen mit den Kantonen in Bern vor- sich schauen. Wenn sich jemand ansie- stellig werden können. Das ist einer der Sie haben vorher die Standortförde- delt, zum Beispiel aus Amerika, dann wesentlichen Gründe, warum ich für die- rung Limmattal angesprochen. Inter- kommt zuerst der Entscheid Irland oder ses Projekt «Feuer und Flamme» bin. essant ist, dass die Stadt Baden in Schweiz und dann die Frage Grossraum 9
Zürich oder Genf, zum Beispiel. Und da tend im ganzen Metropolitanraum von überzeugen, dass wir den Mut haben spielt die Stadt Zürich vielleicht eine statt. Der Kanton Thurgau wirbt mit müssen, ganz klar zu sagen, dass wir Rolle. Bei den Gemeinden ist entschei- dem Slogan «in Zürich arbeiten, im nach Zürich orientiert sind. Damit haben dend, was gerade für ein Angebot an Thurgau wohnen», und auch im wir uns im Kanton nicht nur Freunde wichtigen Liegenschaften vorhanden ist. Limmattal wohnen viele Leute, die in gemacht. Jene, die nach St. Gallen ori- Parolari: Ich denke, es geht hier auch Zürich arbeiten. Herr Parolari, wie entiert sind, sehen das völlig anders. nicht in erster Linie um die Ansiedlungs- stark identifizieren sich Ihre Bürgerin- Aber wirtschaftlich, wenn man die Pend- frage. Sie haben vorhin Agglomerationen nen und Bürger mit dem Metropolitan- lerströme und die Wirtschaftsströme angesprochen. Heute können Sie Ver- raum Zürich? Es gibt im Kanton Thur- anschaut, dann liegt es einfach auf der kehrsprobleme ohne Agglomerations- gau ja auch die Orientierung Richtung Hand. programm gar nicht mehr lösen, und ich Bodensee. bin felsenfest überzeugt, dass auf Stufe Parolari: Der Thurgau ist vielleicht ein Nicht nur der Kanton Thurgau, auch Metropole oder Metropolitanraum etwas Spezialfall: Wir haben kein eigentliches der Kanton Aargau hat dieses Prob- Ähnliches kommen wird. Der Bund wird Zentrum, die Kantonshauptstadt ist im lem, er ist zerrissen zwischen Zürich irgendwann verlangen, dass die Metropo- Westen, und unser Kanton wird eigent- und Basel und wollte deshalb den litanräume zur Problemlösung gemein- lich durch eine Zentrifugalkraft etwas Metropolitanraum Nordschweiz pro- same Programme entwickeln müssen, auseinandergerissen. Der eine Teil ist pagieren. Vielleicht müsste man die um Bundessubventionen zu erhalten. Richtung St. Gallen orientiert, ein Teil politischen Strukturen den Siedlungs- Und das ist für mich auch ein Grund Richtung Norden, Kreuzlingen Richtung und Pendlergegebenheiten anpassen? dafür, dass man nicht einfach bei den Konstanz und wir ganz klar Richtung Vielleicht ist es langfristig denkbar, Gemeindegrenzen aufhören darf. Zürich. Dies reisst unseren Kanton aus- dass sich die kantonalen Strukturen einander. Man hatte daher lange ver- auflösen, weil sie funktional nicht Sprechen wir einmal vom gewöhnli- sucht, die Euregio Bodensee aus der mehr sinnvoll sind, und sich stattdes- chen Alltag. Dieser findet immer mehr Taufe zu heben, was aber gescheitert sen die Metropolitanräume etablieren. gemeinde- und kantonsüberschrei- ist. Ich konnte unseren Stadtrat dann da- Wie sehen Sie das? Skepsis gegen den Metropolitanraum im Stadthaus von Dietikon. 10 Stadtblick 22/2010
Parolari: Das ist schon sehr visionär, Müller: Bezüglich der kantonsübergrei- hat und ob konkrete Resultate erreicht und ich glaube in absehbarer Zeit nicht fenden Zusammenarbeit gebe ich Ihnen wurden. Für die Stadt Frauenfeld, muss daran. Bei uns hat Alt-Regierungsrat recht. Der Kanton Zürich überarbeitet ich sagen, ist es nur schon ein Gewinn, Hans-Peter Ruprecht einmal die Vision gerade den Richtplan bis ins Jahr 2013, in einem Gremium wie dem Metropolitan- vom Kanton Ostschweiz in die Welt das ist ganz entscheidend, und da sind rat mitzumachen und auf dieser Ebene gesetzt – diese Idee wurde in der Luft die Planungsgruppen stark involviert. mitdiskutieren zu können. Damit können zerrissen. Das ist im Moment eine Und das ist ein politischer Prozess, in wir auch aus unserer Randsicht, als Utopie, die man nicht wird realisieren dem letztlich 180 Kantonsräte zu einem Stadt am Rand dieser Agglomeration, können. Ich bin ganz klar der Meinung, Richtplan Ja oder Nein sagen müssen. einen Input in die Exekutive des Vereins dass wir zu kleine Organisationseinhei- Das passiert jetzt, in drei Jahren sind die einbringen, was vorher schlicht nicht ten haben und dass gewisse Zusam- Weichen gestellt. Da müssen Sie mir auf- möglich war. Ich kann also dem Thurgau menschlüsse unumgänglich sind. Den zeigen, wie ein Verein Metropolitanraum – in Abstimmung mit der Regierung – Metropolitanraum als Organisations- auf so einen entscheidenden Prozess hier eine Stimme geben. Und das ist für einheit zu sehen, ist jedoch etwas gar einwirken kann. mich schon mal relativ viel. Jetzt geht es hoch gegriffen. Parolari: Im Thurgau haben wir diese vor allem darum, konkrete Projekte und Übung vor etwa drei Monaten gemacht erste Resultate zu erreichen. Herr Müller, Sie haben die mangelnde und den ganzen Richtplan verabschiedet. Müller: Klar, Sie sind ja eines von 16 Mit- Verbindlichkeit im Verein Metropolitan- Ich bin ja auch Kantonsrat im Kanton gliedern des Metropolitanrates. Die Ge- raum kritisiert. Nun sind da verschie- Thurgau. Es hat aber niemand mit dem meinden, die nicht dabei sind, treffen dene konkrete Projekte gestartet Kanton Zürich oder mit Nachbarkantonen sich ja nur zweimal pro Jahr an der Kon- worden. So ist man daran, Entwick- Kontakt aufgenommen und sich überlegt, ferenz. Wie kann sich denn dort eine lungsbilder des Lebensraums zu erar- wie das über die Kantonsgrenze hinaus Gemeinde einbringen? beiten. Daraus entsteht dann mögli- aussehen könnte. Stattdessen gibt es Parolari: Es gibt zum Beispiel gemäss cherweise ein Raumkonzept für den hier immer noch das «Gärtlidenken» jedes Statuten die Möglichkeit, Unterverbände Metropolitanraum. Im besten Fall ist Kantons. Verkehrs- und Siedlungsprob- zu gründen. Unsere Regionalplanungs- das Raumkonzept so gut, dass es die lematiken können Sie aber heute einfach gruppen, das sind 16 Gemeinden mit Richtplanung der Kantone beeinflusst nicht mehr lösen, wenn Sie nur bis an 53 000 Einwohnern, haben sich zusam- und zu einer sinnvollen Koordination die Gemeinde- oder Kantonsgrenze mengeschlossen, und ich darf diese im beiträgt. Ein solches Projekt kann denken. Metropolitanrat vertreten. Ich vertrete also schliesslich doch zu einer gewis- also nicht nur meine Stadt, sondern sen Verbindlichkeit führen. Ist Ihnen Herr Müller, was braucht es, damit die eigentlich die ganze Region, die mir je- das immer noch zu wenig? Stadt Dietikon im Verein Metropolitan- weils an den Delegiertenversammlungen Müller: Die RZU, bei der alle Planungs- raum Zürich mitmacht? Aufträge erteilt und der ich aus dem verbände dabei sind, macht ja genau das Müller: Wir haben diese Entscheidung Metropolitanrat berichte. auf regionaler Ebene. Die Raumentwick- vorerst einmal zurückgestellt. Es war ja, lungskonzepte und all das, die Verdich- wie schon gesagt, kein Entscheid gegen Meine Herren, vielen Dank für das tungsräume, das gibt es alles schon. Alle diesen Verein im eigentlichen Sinne. Aus Gespräch. haben identische Visionen. Wir wollen alle unserer Sicht müsste ein Nutzen ersicht- mehr Lebensqualität, wir wollen den Wirt- lich und die Abgrenzung zu den beste- schaftsraum fördern, wir wollen gesell- henden Organisationen klarer sein, das Interview: Brigit Wehrli-Schindler, Direktorin Stadtent- schaftliche Fragen lösen, wollen den fehlt noch etwas. Ein Nutzen könnte auch wicklung Zürich Verkehr in den Griff bekommen. Dafür auf der konkreten Projektebene liegen. Christina Wandeler, Projektleiterin Aussen- beziehungen braucht es politische Verbindlichkeit, eine Durchsetzungsmöglichkeit, und das ist Herr Parolari, worin liegt der Nutzen das, was ich vorderhand nicht richtig aus Ihrer Sicht? sehe. Parolari: Ich bin mit Ihnen einverstanden: Parolari: Ich bin anderer Meinung. Auch Man muss einen Nutzen sehen. Aber, ohne rechtliche Durchsetzbarkeit kann wenn von Anfang an immer jeder nur an man Planung aufeinander abstimmen, den Eigennutzen denkt, dann passiert und das macht man im Moment nicht. nie etwas. Darum sollte man vielleicht Natürlich haben wir das auch innerhalb auch ein gewisses Experiment, ein Wag- einer Regionalplanungsgruppe, sogar nis eingehen. Es ist klar, dass man nach gemeindeübergreifende Siedlungs- und einer Legislatur eine Zwischenbilanz zie- Verkehrsrichtpläne, das kommt immer hen und beurteilen muss, ob dieses Ge- mehr. Aber kantonsübergreifend passiert bilde mit Inhalt gefüllt werden konnte, ob das nicht oder praktisch nicht. dieser Raum eine Identität bekommen 11
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Metropolitanraum, beforscht Der Metropolitanraum für die wirtschaftliche und gesellschaftli- tanraums vor, entwirft das ETH-Studio Zürich ist auch For- che Entwicklung der Schweiz zu stärken. Basel ein städtebauliches Konzept, um Zwei aktuelle Forschungen rücken nun die Kluft zwischen dem gelebten Funk- schungsraum: Das Pro- den Metropolitanraum Zürich und sein tional- und Wirtschaftsraum Zürich und jekt S5-Stadt nimmt die Innenleben ins Zentrum. den überbrachten politischen Strukturen Agglomeration an und zu überwinden. Zürichsee als Projekt Ausgangspunkt der Überlegungen ist für sich unter die Lupe, Wie gross darf Zürich sein, und wie kann die Frage, wie der Zürichsee als «natürli- während das ETH-Studio das immer noch vorherrschende klein- che» Mitte des Ballungsraums Zürich Basel den Zürichsee als räumliche Denken und Planen im Metro- zum räumlichen und symbolischen politanraum Zürich überwunden werden? Zentrum der Metropolitanregion werden städtebauliches Projekt Diesen Fragen ging das ETH-Studio könnte. Die Forschenden haben dabei für die Metropolitan- Basel im Auftrag der Zürcher Handels- die Gemeinden des linken Seeufers für region propagiert. kammer nach und veröffentlichte diesen ihre Betrachtung ausgewählt. Entlang Frühling unter dem Titel «Metropolitanre- der Seestrasse – von Zürich bis Pfäffi- gion Zürich – Der Zürichsee als Projekt» kon SZ – postulieren die Autoren die Zum urbanen und metropolitanen Raum die Untersuchungsergebnisse. Das Schaffung eines kontinuierlichen, metro- sind hierzulande in den letzten rund zehn Projektteam unter der Leitung von Roger politanen Stadtraums. Mit der Platzierung Jahren verschiedene Forschungsarbei- Diener und Marcel Meili versucht einen von fünf Institutionen von metropolitaner ten publiziert worden. Damit gelang es, Perspektivenwechsel vorzunehmen. Ausstrahlung (u. a. Kongresszentrum auf im öffentlichen Bewusstsein die Bedeu- Herrschte bislang eine politische und der Halbinsel Au und Sportstadion im tung der Städte und Metropolitanregionen funktionale Betrachtung des Metropoli- See) setzen sie städtebauliche Akzente. 12 Stadtblick 22/2010
Agglomeration im Zentrum Entwicklung sind gefragt. Immerhin lebt Das vom ETH Wohnforum – ETH CASE und arbeitet etwa die Hälfte der Men- initiierte Forschungsprojekt «S5-Stadt. schen in der Schweiz in Agglomeratio- Agglomeration im Zentrum» befasst sich nen. Das Projekt S5-Stadt will diese mit einem anderen Teilgebiet des Metro- Forschungslücke füllen. politanraums Zürich: Rund 30 Forschen- Der Titel des Forschungsprojekts sugge- de aus fünf Hochschulen, zwei privaten riert einen zusammenhängenden Stadt- Planungs- und Forschungsbüros sowie raum entlang der S5, die Forschungs- einem in der Region verankerten Verein ergebnisse relativieren dieses Bild aber. haben den Raum entlang der Schnell- Zwar ist entlang der S5 in den letzten bahnlinie S5 vom Stadelhofen bis Pfäffi- Jahrzehnten ein beinahe zusammenhän- kon SZ beforscht. Agglomerationen sind gender Siedlungsteppich entstanden, der in der Schweiz noch wenig erforschte auch funktional teilweise eng verflochten Räume. Strategien für deren zukünftige ist. Politisch und administrativ herrschen jedoch kommunal ausgerichtetes Denken und Handeln vor. Genauso wenig sehen sich die Menschen, die in diesem Raum werden sie für ein wissenschaftlich inter- leben, einem S5-Stadtraum zugehörig. essiertes Publikum als E-Book und etwas Die Forschenden sehen denn auch hier später für die Bevölkerung als Buch mit den grössten Handlungsbedarf und plä- dem Titel «AgglOasen» veröffentlicht. dieren für vermehrte Kooperation zwi- schen den Kommunen, insbesondere in Umgang mit Teilräumen Fragen der Raumentwicklung. Sie emp- Beide Forschungsarbeiten betrachten fehlen die Einrichtung von administrativ nicht institutionalisierte Teilgebiete des übergeordneten Gremien und fordern Metropolitanraums. Für den Verein nicht zuletzt eine aktive Kulturarbeit, die Metropolitanraum könnten sich daraus dazu beitragen soll, gemeinsame Vor- die Fragen ergeben, welche Bedeutung stellungen und Interessen zu entwickeln. und Rolle in Zukunft Teilräume des Spannend ist dabei der Gedanke, die Metropolitanraums haben und wie diese zukünftige räumliche Entwicklung einer im laufenden Projekt «Entwicklungs- Agglomeration wie der S5-Stadt weniger räume» (vgl. Artikel S. 4 ff.) berücksich- von der Siedlungsentwicklung her, son- tigt werden können. dern von der Entwicklung (und dem Schutz) der Landschaft und der Natur- Christina Wandeler, Projektleiterin Aussen- beziehungen räume her zu denken. Orlando Eberle, Projektleiter Stadt- und Seit April 2010 werden die Forschungs- Quartierentwicklung ergebnisse mit Veranstaltungen, Führun- gen und Aktionen einem breiteren Publi- Weitere Informationen: www.studio-basel.com kum zugänglich gemacht. Im Herbst 2010 und www.s5-stadt.ch 13
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Aargau: Nordschweizer Brückenbauer für zwei Metropolitanräume Im globalen Wettbewerb treten aber auch die beiden Metropolitanregionen Zürich und Basel politisch enger zusammenarbeiten – im vorab wirtschaftliche Schlüssel- bereits bestehenden Wirtschaftsraum Nordschweiz. räume gegeneinander an. Um Der Kanton Aargau als wirtschaftsstarkes Glied beider in diesem Wettbewerb zu be- Metropolitanregionen setzt sich für eine enge Zu- stehen, müssen auch die beiden sammenarbeit innerhalb dieses Wirtschaftsraums ein. Metropolitanregionen Zürich Enge ökonomische Verflechtungen und Basel enger zusammenar- Aufgrund seiner geografischen Lage ist der Aargau beiten. Ein Diskussionsbeitrag. Partner der beiden vom Bundesamt für Statistik defi- nierten Metropolräume Zürich und Basel. Diese Verbindung zu den beiden städtisch geprägten Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volks- Räumen gilt es zu nutzen – und zu stärken. Bereits wirtschaft hängt von der Wettbewerbsfähigkeit seiner heute bestehen enge ökonomische Verflechtungen Wirtschaftsräume ab. Mit der Gründung der Metro- auf der Achse Zürich–Aargau–Basel. Die Finanz- und politankonferenz Zürich im Juli 2009, dem Entscheid Dienstleistungsunternehmen in Zürich sind eng ver- zur Gründung einer Metropolitankonferenz Basel im bunden mit den führenden Schweizer Industrieunter- Juni 2010 sowie den Bestrebungen der Hauptstadt- nehmen im Aargau und in Basel, zahlreiche an der region Schweiz und des Arc Lémanique sind erste ETH Zürich ausgebildete Ingenieure arbeiten heute Weichenstellungen erfolgt. Um nachhaltig im inter- in den Forschungsstätten bei der ABB und Alstom in nationalen Standortwettbewerb zu bestehen, müssen Baden und Birrfeld und vor den Toren Basels. Die Pulsierendes Baden. 14 Stadtblick 22/2010
grossen Schweizer Pharma- und Chemiefirmen, wie Novartis oder Syngenta, haben ihre administrativen Sitze in der Stadt Basel und entwickeln neue Pro- dukte in grossen Forschungsstätten im aargauischen Teil des Fricktals. Und nicht zu vergessen ist: In Zürich wird nicht nur Sprüngli-Schokolade konsumiert, in den Migros-Filialen, wie etwa am Zürcher Kreuz- platz oder am Hauptbahnhof, werden eifrig Frey-Schokoladen gekauft, die in der Nähe der Kantonshauptstadt Aarau produziert wer- den. Die enge Verflechtung zeigt sich auch bei den Werktätigen: Zehntausende von Arbeitnehmen- den pendeln täglich auf dieser Wirtschaftsachse von Ost nach West und umgekehrt. Diese Achse bildet denn auch den eigentlichen Kern eines ökonomi- schen Faktums, des Wirtschaftsraums Nordschweiz. Der Raum bildet eine zusammenhängende Wert- Brückenbauer zur Nordschweiz schöpfungskette. Das vermehrte Denken und Handeln in Wirtschafts- räumen zeigt sich auch im internationalen Umfeld: Interessen des Wirtschaftsraums Nordschweiz Im europäischen bzw. globalen Wettbewerb wird sich gemeinsam vertreten der Konkurrenzkampf in Zukunft zwischen Wirt- Der Nordschweizer Wirtschaftsraum ist das ökono- schaftsräumen wie etwa Greater London, Greater mische Kraftwerk der Schweiz. Gegen 40% des New York oder Rhein-Ruhr abspielen. Die Metropol- Schweizer Volkseinkommens werden in der Nord- räume Basel und Zürich erreichen je für sich allein schweiz erwirtschaftet, fast die Hälfte der Schweizer diese kritische Grösse für einen im internationalen Exporte stammt aus diesem Raum. Als ökonomi- Vergleich konkurrenzfähigen Denk- und Werkplatz sches Gebilde besteht die Nordschweiz bereits, nun nicht. Nur der Wirtschaftsraum Nordschweiz kann, findet im politischen Diskurs auch sukzessive eine insbesondere langfristig, in dieser Liga des globalen Entwicklung statt, die nicht an den herkömmlichen Wettlaufs mitspielen. Für die grossen Unternehmen regionalen Abgrenzungen haltmacht. Dazu trägt ist bereits heute der Wirtschaftsraum Nordschweiz auch die Heranbildung von Metropolitankonferenzen eine Realität und die verstärkte Zusammenarbeit in bei. Definierte man vor zehn Jahren den politischen dieser Region eine Notwendigkeit. Der Kanton Aar- Aktionsraum noch vorwiegend innerhalb der eigenen gau nimmt im Wirtschaftsraum Nordschweiz eine Stadt- bzw. Kantonsgrenzen, agiert man heute inter- starke interkantonale Stellung ein. Mit seiner konse- kantonal vermehrt auch in Metropolitanräumen. Um quenten Standortstrategie ist der Aargau beim jähr- aber eine nachhaltige Wirkung gerade gegenüber lich publizierten Standortqualitätsindikator der den bundespolitischen Weichenstellungen erzielen Credit Suisse 2010 neu auf Platz drei vorgerückt und zu können, ist innerschweizerisch neben dem kanto- befindet sich damit erstmals unter den drei attrak- nalen und metropolitanen Lobbying auch eine Ab- tivsten Wirtschaftsstandorten der Schweiz. Mit sei- stimmung der kantonalen Positionen in Wirtschafts- ner verkehrstechnischen Erreichbarkeit, der Verfüg- räumen – in unserer Region dem Wirtschaftsraum barkeit von hoch qualifizierten Fachkräften, der Nordschweiz – notwendig. So reicht es kaum, wenn moderaten Steuerbelastung und seinen dynami- etwa die Metropolitanregion Zürich alleine für die schen Hightech-Unternehmen bildet der Aargau die Verkehrsinfrastrukturen in «Bundesbern» lobbyiert, Brücke zur Region Nordschweiz für seine Partner in da die Infrastrukturausbauten in «Zürich» den gleich- den Metropolitanräumen Zürich und Basel. zeitigen Ausbau in der Metropolitanregion Basel be- Die Vision der Metropolitankonferenz Zürich nennt dingen, um die Kapazitätszunahme bewältigen zu die Zusammenarbeit mit anderen Metropolitanräu- können. Und bei der Forschungspolitik, die vom men (wie etwa dem Metropolitanraum Basel) sowie Bund reguliert wird und die direkte Auswirkungen auf die Stärkung der gemeinsamen Interessen in Gross- zahlreiche Unternehmen im Raum Basel und Aargau räumen (wie etwa im Raum Nordschweiz) als wichti- hat, ist die Wirkung beschränkt, wenn nur die «For- ge Herausforderung für die Zukunft. Der Aargau wird schungskantone» Basel und Aargau ihre Anliegen einen tatkräftigen Beitrag dazu leisten. gegenüber «Bundesbern» darlegen. Erst vereinigt mit «Zürich» verschaffen sie sich im parlamentari- Peter Grünenfelder, Dr. oec., Staatsschreiber Kanton Aargau schen Prozess die notwendige Aufmerksamkeit. 15
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Visionen für den Metropolitanraum Dr. Markus Notter, Regierungsrat Dr. Urs Hofmann, Regierungsrat Yvonne Schärli-Gerig, Dr. Josef Keller, Regierungsrat Kanton Zürich, Präsident des Kanton Aargau Regierungsrätin Kanton Luzern Kanton St. Gallen Metropolitanrats «Wir werden einer der wirt- «Um mit dem globalen Wett- «Der anfänglich eher techno- «Es wird ein Raum sein, in schaftsstärksten und kulturell bewerb Schritt zu halten, kratischen Metropolitankon- dem (noch) bessere Verkehrs- attraktivsten Metropolitan- wird der Metropolitanraum ferenz ist es gelungen, durch verbindungen nach innen räume Mitteleuropas sein. Zürich in zehn Jahren als dy- gute Kommunikation und und nach aussen bestehen, Noch immer ‹klein, aber fein›, namischer Akteur die Zusam- partizipative Projekte eine Verbindungen, die dazu füh- doch mit weit mehr politi- menarbeit im grösseren Wirt- gemeinsame Identität und ren, dass mentale Grenzen schem Gewicht in Bern und schaftsraum Nordschweiz übergreifendes Denken und und ‹Gartenhäge› abgebaut in Brüssel.» pflegen.» Handeln zu bewirken.» werden und gemeinsame Interessen in den Vorder- grund rücken.» Benedikt Würth, Stadtpräsident Hans-Peter Hulliger, Präsident Walter Bosshard, Stadtpräsident Carlo Parolari, Stadtammann Rapperswil-Jona, Vizepräsident Gemeindepräsidentenverband Bülach Frauenfeld des Metropolitanrats Kanton Zürich, Bäretswil «Der Metropolitanraum «Der Metropolitanraum soll «Der Metroraum entwickelt «Ich habe die Vision, dass Zürich wird in zehn Jahren die wirtschaftliche Zukunft sich stetig. Über Gebiets- die Kantone und Städte im klarere Konturen haben. Er und damit die hohe Lebens- grenzen weg spielt er eine Metropolitanraum Zürich im wird nicht nur auf die klassi- qualität in einem globalisier- wichtige Rolle. Eine Symbio- Jahr 2020 als Einheit auftre- schen Themen der Siedlungs- ten Umfeld sicherstellen. Der se zwischen Verkehrser- ten und ihre wichtigen Ver- und Verkehrsentwicklung fo- Raum besteht aus Städten schliessung, Raumplanung, kehrs-, Infrastruktur- und So- kussieren, sondern sich auch und Gemeinden. Die Gemein- Naherholungsraum entsteht – zialvorhaben koordinieren.» in andern Schlüsselthemen den sollten sich beteiligen, koordiniert, gemeinsam.» profilieren (Gesundheit, Bil- um ihre Interessen einbringen dung, Wirtschaft, Kultur). In und davon auch Nutzen ziehen der öffentlichen Wahrneh- zu können. Gelingt diese ge- mung wird er ein Player sein, meinsame Interessensvertre- dessen Stimme Beachtung tung, wird der Metropolitan- findet.» raum eine immer wichtigere Rolle spielen.» 16 Stadtblick 22/2010
Wo steht der Metropolitanraum Zürich in zehn Jahren? Welche Rolle und Bedeutung wird er 2020 haben? Antworten der Mitglieder des Metropolitanrats Dr. Reto Dubach, Regierungsrat Kurt Zibung, Regierungsrat Dr. Jakob Stark, Regierungsrat Dr. Matthias Michel, Kanton Schaffhausen Kanton Schwyz Kanton Thurgau Regierungsrat Kanton Zug «Der Metropolitanraum Zürich «Den Metropolitanraum stär- «Im Jahre 2020 ist die Metro- «Der Metropolitanraum ist für hat sich als starker Wirt- ken heisst gemeinsam an der politankonferenz Zürich der unsere Einwohnerinnen und schafts- und Bildungsstand- Zukunft bauen – bis 2020 Ansprechpartner für Fragen Einwohner ein bereichernder ort mit attraktivem Wohn-, werden wir über ein solides der Metropolitanregion Lebensraum, für unsere Freizeit- und Arbeitsumfeld Fundament verfügen.» Zürich. Sie ist Eigentümerin Unternehmen ein vernetzter national und international des Flughafens Zürich. Die Standort und für unser Land positioniert und etabliert. Der süddeutschen Landkreise eine essenzielle Grösse in Kanton Schaffhausen trägt zu sind Mitglieder der Metropo- der Entwicklung.» diesem Erfolg des Gesamt- litankonferenz und stehen raums mit seinen spezifischen voll und ganz hinter dem Stärken bei.» Flughafen Zürich.» Urs W. Studer, Stadtpräsident Josef Bütler, Gemeindeammann Ernst Wohlwend, Stadtpräsident Corine Mauch, Stadtpräsidentin Luzern Spreitenbach Winterthur Zürich «Der Konkurrenzkampf inner- «Unsere Bevölkerung hat den «In unseren kleinräumigen «In zehn Jahren wird die halb des Metroraums ist dem Metroraum so verinnerlicht, Strukturen wird für eine erfolg- Zusammenarbeit im Rahmen Verständnis für geteilten dass wir in den Ferien bei der reiche gesellschaftliche und der Metropolitankonferenz Raum und gemeinsame Frage nach unserer Herkunft wirtschaftliche Entwicklung Zürich eine Selbstverständ- Lösungen gewichen. Unsere neben der Schweiz und die übergeordnete Sichtweise lichkeit sein. Erste konkrete Konkurrenten sollten nicht unserem Wohnort auch zum gefragt sein. Deshalb ist der Projektergebnisse, zum Bei- die Nachbarstädte und Ausdruck bringen: ‹ Ich lebe Metropolitanraum mit seinen spiel ein gemeinsames Raum- -kantone sein.» im Metroraum Zürich!›» Entscheidungsträgern unver- konzept, werden überzeu- zichtbares Steuerungsinstru- gende Argumente für die ment.» Notwendigkeit der Zusam- menarbeit, den Nutzen und den Erfolg des Metropolitan- raums sein.» 17
METROPOLITANRAUM ZÜRICH Metropolitan handeln, lokal denken In unserem täglichen Verhalten fonischen Abstecher in den Kanton Aargau sind wir ist der Metropolitanraum Reali- dieser Frage nachgegangen. tät. Aber gibt es auch ein metro- Funktional: selbstverständlich politanes Selbstverständnis? Eine Spontanumfrage auf unserer Reise zeigt, dass Eine Spurensuche. der Metropolitanraum Zürich den wenigsten Men- schen ein Begriff ist. Zumeist ernten wir einen ratlosen Blick. Der Einzige, der schon davon gehört hat, ent- Der Grossraum Zürich hat sich in den letzten Jahr- gegnet: «Der Metropolitanraum Zürich ist eine Kopf- zehnten von einer Kernstadt mit Agglomeration zu geburt, ein Kunstgebilde.» Fragt man die Menschen einer Metropolitanregion entwickelt. Diese erstreckt nach ihrem Alltagsverhalten, sieht die Sache schon sich von Luzern bis tief in den Thurgau und von etwas anders aus. Ein Mann auf dem Schwyzer Schaffhausen bis ins Muotatal und reicht damit weit Hauptplatz meint dazu: «Die S-Bahn und die Auto- in den ländlichen Raum hinein. Der Metropolitanraum bahn haben eine wichtige Funktion übernommen. ist mehr als eine Ausdehnung der Stadt. Er stellt viel- Man ist heute einfach schneller in Luzern oder mehr das funktionale Zusammenwachsen von städ- Zürich. Entsprechend ist man auch in der Freizeit tischen, periurbanen und ländlichen Räumen dar. Wie grossräumiger orientiert. Als ich noch jünger war, wirkt sich dieses Zusammenwachsen auf unseren gingen wir von Schwyz aus oft nach Hinwil, Winter- Alltag und unser Selbstverständnis aus? thur und auch nach Zürich in den Ausgang. Gleich- Auf einer Reise von Zürich ins Muotatal, mit Zwi- zeitig gibt es auch die Städter, die jedes Wochen- schenhalten in Schwyz und in Zug, sowie einem tele- ende in ihrem Ferienhaus auf dem Stoos verbringen.» 18 Stadtblick 22/2010
Gemeinde- und Kantonsgrenzen spielen im Alltag je Status her dem Umland angeglichen haben, scheint länger, je weniger eine Rolle: Menschen wohnen bei- der viel bemühte Stadt-Land-Gegensatz weiterhin spielsweise in Zürich-Höngg, kaufen im Volkiland in zu bestehen. Volketswil ein und arbeiten in der Zürcher Innen- Auch im direkten Gespräch mit Menschen aus dem stadt. Sie treffen sich zu einem Konzert im «Rössli» Metropolitanraum Zürich werden eher die Unter- in Stäfa und wandern am Samstag im Muotatal. schiede als die Gemeinsamkeiten betont. Nicht sel- Die Mobilitätsentwicklung ist der wesentliche Grund ten werden dabei Klischees bemüht. Exemplarisch dafür, dass neue geografische Bezugsräume ent- dafür steht ein Gespräch mit drei jungen Schwyzern. standen sind. Noch 1980 pendelte eine Minderheit Auf die Frage, was ihnen zum Stichwort Zürich in den der Erwerbstätigen über grössere Distanzen. «Heute Sinn komme, lautet die Antwort «Finger weg von de- ist Pendeln schon fast der Normalfall», meint ein jun- nen da unten! Wir sind eben Landeier und wollen mit ger Mann im Interregio von Zürich nach Zug. «Und der Stadt nichts zu tun haben.» Wobei sie gleich wie- letztlich ist es ein Stück weit Zufall, ob ich täglich der relativieren: «Das ist natürlich auch ein Klischee.» von Zürich nach Zug, Winterthur oder Schlieren Unterschiede zwischen Stadt und Land sind ein fahre. Ich gehe dahin, wo ich einen Job finde, möch- schlechter Indikator für ein fehlendes metropolitanes te aber weiterhin in Zürich leben.» Bewusstsein. Die Betonung der Unterschiede setzt Zugleich hat der Freizeitverkehr enorm zugenom- zudem am falschen Punkt an: Verschiedenheit ist men: Im Schnitt legt die Schweizer Bevölkerung für nicht ein Problem, sondern vielmehr eine wesentli- den Freizeitverkehr fast doppelt so viele Kilometer che Eigenschaft des Metropolitanraums. Gefragt ist zurück wie für den Arbeitsweg. Wer hätte sich 1980 nicht die Überwindung von Differenzen, sondern ein vorstellen können, dass Ausgehen in Zürich zum all- neuer Blick darauf. Liegt darin die Möglichkeit für ein wöchentlichen Ritual für Tausende junger Menschen metropolitanes Bewusstsein? aus dem Aargau oder dem Thurgau würde? Ohne Nachtbusse oder -züge wäre dies undenkbar. Auch Vielfalt als Chance das Einkaufen im Shoppinggürtel des Glatttals oder Die zunehmende Mobilität bedeutet für den Einzelnen ein spontaner Ausflug auf den Bachtel oder den eine räumliche Entflechtung von Wohnen, Arbeiten Zugerberg sind heute eine Selbstverständlichkeit. und Freizeit. Mit der Folge, dass Räume zu unglei- chen Zeiten von unterschiedlichen Menschen ver- Auch im Kopf angekommen? schieden genutzt werden. So ist etwa der Haupt- Im Mobilitätsalltag der Menschen ist der Metropoli- bahnhof Zürich eine zentrale Mobilitätsdrehscheibe, tanraum Zürich offensichtlich Realität. Ist er auch in zugleich aber auch der grösste überdachte Jugend- ihrem Denken angekommen? Lässt sich gar ein me- treff des Metropolitanraums. Umgekehrt sind Alpwei- tropolitanes Selbstverständnis feststellen? den zugleich Teil der Lebensgrundlage von Bauern Zieht man das Abstimmungs- und Wahlverhalten wie Wochenend-Freizeitpark der Stadtbevölkerung. oder die Lebensstile der Bewohnerinnen und Be- Menschen machen von denselben Räumen ver- wohner im Metropolitanraum Zürich in Betracht, fal- schieden Gebrauch. Das ist eine Realität, die sich als len primär die Unterschiede zwischen den grösseren Nutzungskonflikt oder als Vielfalt deuten lässt. Erste- Städten und den suburbanen bis ländlichen Gemein- res betont die Probleme, Letzteres eröffnet neue den auf. Obschon sich die Städte vom sozialen Perspektiven. Vielfalt – lange primär ein städtisches Am südlichen Rand des Metropolitanraums Zürich. 19
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