Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept

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Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
Stadt Frechen
Gewerbeflächenkonzept
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
Dipl.-Ing. Dominik Geyer
Dipl.-Kfm. Claudia Bargmann
Mathis Busch, M. Sc. Raumplanung
Köln, August 2019

                    Geschäftsführende                 Stadt- und Regionalplanung
                    Gesellschafter:                   Dr. Jansen GmbH
                    Dipl.-Geogr. Ursula Mölders       Neumarkt 49
                    Stadt- und Regionalplanerin SRL   50667 Köln
                    Dipl.-Ing. Dominik Geyer
                    Stadtplaner AK NW, Bauassessor    Fon 0221 94072-0
                    Stadt- und Regionalplaner SRL     Fax 0221 94072-18

                    Gesellschafter/Seniorpartner:     info@stadtplanung-dr-jansen.de
                    Dr. Paul G. Jansen                www.stadtplanung-dr-jansen.de
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
Inhaltsverzeichnis

1      Aufgabenstellung                                                   1
1.1    Handlungsanlass und Zielsetzung                                    1
1.2    Herangehensweise                                                   2

2      Rahmenbedingungen                                                  3
2.1    Lagefaktoren                                                       3
2.2    Infrastruktur in der Stadt Frechen                                 4
2.3    Wirtschaftsentwicklung                                             5

3      Ökonomische Kontextindikatoren                                     6
3.1    Bevölkerungsentwicklung                                            6
3.2    Arbeitsplatzentwicklung                                            7
3.3    Wirtschaftliche Zentralität                                        9

4      Quantitativer Standort- und Flächenbedarf                         11
4.1    Berechnungen zum Gewerbe- und Industrieflächenbedarf              11
4.2    Fortschreibung der Katasterflächen Gewerbe und Industrie IT.NRW   11
4.3    GIFPRO Berechnung nach der Methode der Bezirksregierung Köln      12
4.4    Aktuelle Bedarfsberechnung der Bezirksregierung Köln              13
4.5    Tatsächliche Anfragen                                             14
4.6    Zwischenfazit                                                     14

5      Flächenreserven                                                   15
5.1    Vorbemerkung                                                      15
5.2    Regionalplanerische Potenzialflächen                              15
5.3    Flächenreserven auf FNP-Ebene                                     15
5.4    Bilanzierung Bedarf und Flächenreserven                           19

6      Gewerbeflächenprofile                                             20
6.1    Vorbemerkung                                                      20
6.2    Kategorie A: Standort für technologie- und wissensbasierte
       Unternehmen sowie Dienstleistung                                  21
6.3    Kategorie B: Standort für Handwerk, kleine und mittlere
       Gewerbebetriebe sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen       21
6.4    Kategorie C: Standort für mittlere bis große Gewerbebetriebe,
       großmaßstäbliche Ansiedlungen und ausgewählte Logistikbetriebe    22

7      Strukturkonzept                                                   24
7.1    Vorbemerkung                                                      24
7.2    Positionierung der Stadt Frechen für die Standortkategorie A      24
7.3    Innovationsachse Königsdorf                                       25

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
7.4   Innovationsachse Frechen Zentrum                                        26
7.5   Standortkategorien B und C: Bestandsicherung, Transformation und
      Neuentwicklung                                                          28
7.6   Europark                                                                29
7.7   Frechen-Wachtberg                                                       30
7.8   Kurzes Resümee                                                          33

8     Vertiefungsbereich Bonnstraße/Kölner Straße                             37
8.1   Keramo-Gelände                                                          37
8.2   Städtebauliche Prämissen                                                37
8.3   Städtebauliches Konzept                                                 38

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von
Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und
Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli-
che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die
Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan-
cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des
Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle
erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist. Alle Fotografien, Pläne und Skizzen, die
nicht gesondert gekennzeichnet sind: © Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

      Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
1     Aufgabenstellung

1.1    Handlungsanlass und Zielsetzung                    In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob diese
Frechen ist eine wirtschaftlich prosperierende            Transformationsräume geeignet sind, neue Wirt-
Stadt. Ein ausgeglichenes Spektrum an mittelständi-       schaftsprofile zu erschließen und vor allem, welche
schen Betrieben in hoher Diversität sowie industriell     Wirtschaftsprofile hier marktkonform definiert
ausgerichtete Unternehmen sind Basis und zugleich         werden können.
Motor einer positiven wirtschaftlichen Dynamik.
                                                          Dabei bindet sich das vorliegende Fachgutachten
Der breit gefächerte Branchenmix und die damit            auf unterschiedlichen Ebenen in die planerischen
einhergehende gegenseitige Ergänzung und Diversi-         Perspektiven der Stadt Frechen ein:
tät hat für den Wirtschaftsstandort Frechen den
entscheidenden Vorteil, dass insbesondere in Zeiten           Aktuell wird der Regionalplan für den Regie-
wirtschaftlicher Instabilität, wie z. B. der zurücklie-        rungsbezirk Köln neu aufgestellt. Es werden
genden Finanz- und Wirtschaftskrise, eine breit                sämtliche Wirtschaftsflächen (Gewerbe- und
aufgestellte, wenig krisenanfällige und damit stabile          Industriebereiche GIB und Allgemeine Sied-
Unternehmensstruktur vorherrscht.                              lungsbereiche ASB) auf den Prüfstand gestellt.
                                                               Nicht entwickelbare Bereiche werden aus der
Für die städtische Prosperität ist es in diesem Kon-           regionalplanerischen Perspektive herausge-
text eminent wichtig, das mit diesem Branchenmix               nommen, andere kommen hinzu. Hierfür ist
einhergehende wirtschaftliche Niveau zu halten und             die wirtschaftliche und flächenspezifische Posi-
darüber hinausgehend Entwicklungsspielräume für                tionsbestimmung jeder Kommune erforder-
neue Unternehmen zu eröffnen. Hierbei spielt die               lich.
Flächendisposition eine zentrale Rolle: Unterneh-             Die aktuelle Neuaufstellung des Flächennut-
men wirtschaften auf Flächen, und wenn Flächen                 zungsplans beinhaltet auch die planerische
nicht für Unternehmensansiedlungen oder Weiter-                Festlegung von Gewerbe- und Industrieflä-
entwicklungen zur Verfügung stehen, wird auch die              chen. Das Gewerbeflächenkonzept wird paral-
wirtschaftliche Dynamik in der Konsequenz nachlas-             lel zur FNP-Neuaufstellung erarbeitet und fügt
sen. Neugründungen oder Neuansiedlungen wer-                   sich in den planerischen Prozess ein, wobei es
den nicht stattfinden; Verlagerungen oder die Aus-             im Verhältnis zum FNP eine deutlich höhere
lagerung von Betriebsteilen in andere Kommunen                 Detailschärfe zeigt.
oder Regionen erfolgen zwangsläufig.                          Im Rahmen der REload Studie „Zukunft Rhein-
                                                               Erft-Kreis 2030“ wurden Handlungsmaximen
Zentrale Frage im Rahmen des Fachgutachtens zu                 insbesondere im Kreativ-Sektor für den Rhein-
den Gewerbe- und Industrieflächen in der Stadt                 Erft-Kreis definiert.
Frechen ist zunächst, welche Flächenbedarfe für die           Parallel zum vorliegenden Fachgutachten wur-
Wirtschaft in Zukunft bestehen und ob die vorhan-              de die Fragestellung der Förderung von digital-
denen Flächenreserven geeignet sind, die Bedarfe               affinen Unternehmen in der Stadt Frechen im
zu decken. Ziel des Fachbeitrags ist demnach zu-               Hinblick auf Machbarkeit und Standortfakto-
nächst die Bestimmung des aktuellen Status quo                 ren durch IW Consult untersucht.
der Reserveflächen und die Vorbereitung des plane-            Bereits im Vorfeld des vorliegenden Fachgut-
rischen Handlungs- und Flächenmobilisierungsbe-                achtens hat das Büro ASTOC Architects and
darfs aufgrund der erforderlichen Bedarfe.                     Planners als Grundlage für die Bauleitplanung
Darüber hinausgehend unterliegt die Stadt Frechen              für den Vertiefungsbereich Bonnstraße/Kölner
einem steten strukturellen Wandel. Betriebe verla-             Straße eine städtebauliche Rahmenplanung für
gern ihre Standorte oder stellen ihre Geschäftstä-             das ehemalige Steinzeug-Gelände/Hermann-
tigkeit ein, Flächen und Grundstücke werden dispo-             Seger-Straße erarbeitet.
nibel und erfahren im Rahmen der wirtschaftlich
prosperierenden Entwicklung eine neue Nutzung.

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                        1
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
1.2   Herangehensweise                                Die zunächst rein flächenbezogene Betrachtung
Zunächst wird im vorliegenden Fachgutachten kurz      wird ergänzt um für die Stadt Frechen relevante
auf die Standortfaktoren und die sich daraus erge-    Wirtschaftsprofile.
benden wirtschaftlichen Profile der Stadt Frechen
eingegangen. Anhand ökonomischer Kontextindika-       Abschließend wird im Rahmen des Strukturkonzepts
toren wird die wirtschaftliche Situation der Stadt    belegt, welche Wirtschaftsbereiche in der Stadt
Frechen ausgewählten Referenzräumen gegenüber-        Frechen (noch) unterrepräsentiert sind und über
gestellt. Damit kann eine Positionsbestimmung         welche (Flächen-) Strategie die möglichen Potenzia-
dargestellt werden.                                   le erschlossen werden können. Handlungsleitlinien,
                                                      differenziert nach Erhalt/Sicherung, Transformation
In einem weiteren Schritt wird der zukünftige Be-     und Neuausweisung, sind bezogen auf die Einzelflä-
darf an Wirtschaftsflächen der Stadt Frechen an-      chen dokumentiert.
hand unterschiedlicher Berechnungsmethoden ein-
gegrenzt.                                             Die Erstellung des Gewerbe- und Industrieflächen-
                                                      gutachtens zielt im Ergebnis auf die Frage ab, ob die
Darauf aufbauend sind die gewerblich-industriellen    vorhandenen Flächenpotenziale für die wirtschaftli-
Reserveflächen dokumentiert und einer Bewertung       che Entwicklung der Stadt Frechen geeignet sind,
unterzogen. Die Reserven werden zusammenfüh-          welche Anpassungen erforderlich sind, um die zu
rend den errechneten Flächenbedarfen in Form          erwartende Nachfrage zu decken und welche neuen
einer Bilanzierung gegenübergestellt. Daraus ergibt   Profile für die Stadt Frechen erschlossen und wo sie
sich ein flächenspezifischer Handlungsbedarf.         verortet werden können.

2     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
2     Rahmenbedingungen

2.1    Lagefaktoren                                     der Flughafen Frankfurt in 1,5 Stunden erreichbar.
Auf europäischer Ebene liegt die Stadt Frechen im       Mit der Bundesautobahn A 61 besteht eine direkte
Verflechtungsbereich der Regionen Rhein-Ruhr,           Verbindung von den Niederlanden und Belgien zum
Aachen-Lüttich-Maastricht, Vlaamse Ruit (Belgien)       deutschen Autobahnnetz.
sowie der niederländischen Randstad. Diese Ver-
dichtungsräume bilden den Kernraum der „Euro-           Die Stadt Frechen ist dem Rhein-Erft-Kreis zugeord-
Rhein-Region“. Hier bestehen die am stärksten           net und befindet sich im Regierungsbezirk Köln.
messbaren Güter-, Passagier- und Informations-          Frechen grenzt westlich an das Kölner Stadtgebiet
ströme Zentraleuropas. Die Bevölkerungsdichte           und kann so zum Verdichtungsraum Köln-Bonn
beträgt das 3,6-fache des EU-Durchschnitts. Der         gezählt werden. Die unmittelbaren Nachbarkom-
Flughafen Köln/Bonn ist innerhalb einer halben          munen sind Bergheim, Pulheim, Kerpen und Hürth.
Stunde, der Flughafen Düsseldorf in einer Stunde,       In der landesplanerischen Ordnung wird Frechen als
                                                        Mittelzentrum eingestuft.
Abbildung 1: Europäische Einordnung der Stadt Frechen

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Frechen ist eine Stadt des Rheinischen Braunkoh-        gehört die Stadt Frechen mit ihren westlichen
lereviers im Rhein-Erft-Kreis und grenzt westlich an    Stadtteilen zum Naturpark Rheinland, zu dem auch
die Stadt Köln. Nach Auslaufen des Braunkohleab-        der nicht vom Abbau betroffene Königsdorfer Wald
baus und der Rekultivierung der Tagebauflächen          gehört. Die Stadt Frechen besteht aus neun Stadt-

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                    3
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
teilen, in denen insgesamt 52.212 Einwohner zu             ner bzw. Kölner Straße als Landesstraße 277 weiter
Hause sind (IT.NRW, Stand 31.12.2017). Das Stadt-          nördlich um die Innenstadt herumgeführt. Südlich
gebiet umfasst insgesamt 45,11 km2, die Bevölke-           der Kernstadt wird der überörtliche Verkehr über
rungsdichte beziffert sich entsprechend auf 1.157          die Bundesstraße 264 geleitet. Zur Verkehrsentlas-
Einwohner pro km2.                                         tung der B 55 im Stadtteil Königsdorf wird derzeit
                                                           eine neue Anschlussstelle zur A 4 gebaut, die west-
Mit den Universitäten und Hochschulen in Köln,             lich des Stadtteils Königsdorf über die ebenfalls neu
Düsseldorf und Bonn gibt es eine breit aufgestellte        zu errichtende L 361 erreichbar sein wird.
regionale Hochschullandschaft, die als maßgeblich
positiver Standortfaktor zu werten ist. Darüber            Die Bahnstrecke Köln-Frechen wird aktuell aus-
hinaus liegen die Messestandorte Köln und Düssel-          schließlich von Güterzügen befahren. Der ehemali-
dorf im direkten Einzugsbereich der Stadt Frechen.         ge Personenbahnhof Frechen ist aufgehoben; das
                                                           Bahnhofsgebäude wird heute als Gaststätte ge-
Es ist mehr als evident, dass die genannten Lagefak-       nutzt. Der Stadtteil Frechen-Königsdorf verfügt über
toren sich auf die Nachfrage nach Gewerbe- und             einen eigenen Haltepunkt auf der Schnellfahrstre-
Industrieflächen niederschlagen. In allen Maßgaben         cke Köln-Aachen. Hier halten die S-Bahn-Linien S 13,
zur Flächendisposition wird dringend empfohlen,            S 19 und S 12 der S-Bahn Köln und bieten somit eine
diese Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und             Direktverbindung u. a. zum Flughafen Köln-Bonn. Im
sich diese wirtschaftlich zunutze zu machen.               Hinblick auf die Einbindung in das regionale und
                                                           überregionale ÖPNV-Netz ergibt sich somit im Ver-
2.2    Infrastruktur in der Stadt Frechen                  gleich der Stadträume eine bessere Erreichbarkeit
                                                           des Stadtteils Königsdorf als der Frechener Kern-/
Die Lage im Rhein-Erft-Kreis und die Nähe zu der
                                                           Innenstadt. Zudem sind weitere regionale und über-
Stadt Köln sowie eine attraktive Kernstadt begüns-
                                                           regionale Anbindungen über den Hauptbahnhof
tigen die Standortfaktoren der Stadt Frechen.
                                                           Köln in nur rund 10 km Entfernung erreichbar (rund
                                                           16 Minuten Fahrtzeit mit der S-Bahn vom Bahnhof
Frechen verfügt auf seinem Stadtgebiet über sieben
                                                           Königsdorf, ca. 30 Fahrminuten mit dem Pkw aus
Grundschulen und drei weiterführende Schulen
                                                           der Frechener Innenstadt).
sowie eine Volkshochschule. Neben diesen Bil-
dungseinrichtungen befinden sich in Frechen zu-
                                                           Die ehemalige Hauptverkehrsachse, die Kölner
sätzlich zwei Schulen zur Förderung der emotiona-
                                                           Straße, ist in der Innenstadt Fußgängerzone, durch
len und sozialen Entwicklung sowie eine Förder-
                                                           die die Linie 7 der Kölner Verkehrsbetriebe fährt. In
schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Ent-
                                                           Frechen-Bachem endet die Buslinie 145 der Kölner
wicklung. Das Bildungsangebot wird durch eine
                                                           Verkehrsbetriebe, die Frechen mit Köln-Weiden
Musikschule und die Stadtbücherei vervollständigt.
                                                           verbindet. Ansonsten wird der Busverkehr in Fre-
Zurzeit erfolgt zudem die Errichtung einer Fach-
                                                           chen und zu den Nachbarstädten durch acht Linien
hochschule am Bahnhof Frechen.
                                                           der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft betrieben. Die-
                                                           se Linien werden durch ein nächtliches und sonn-
Über die Autobahn A 1 und das Autobahnkreuz
                                                           tägliches Anrufsammeltaxisystem ergänzt. Die
Köln-West ist Frechen an den überregionalen Ver-
                                                           Linien bedienen insbesondere die nicht an die
kehr angebunden. Eine weitere Teilanschlussstelle
                                                           Straßenbahn angeschlossenen Stadtgebiete und
(AS Frechen Nord) wurde an der Bonnstraße für die
                                                           sorgen für eine flächendeckende Mobilität der Be-
A 4 errichtet, ist jedoch lediglich einseitig, d. h. für
                                                           völkerung zwischen der Stadt und dem direkten
den Verkehr von und nach Aachen nutzbar. Derzeit
                                                           Umland.
läuft das Planfeststellungsverfahren zum Bau des
Vollanschlusses sowie zur Verbreiterung der Bonn-
straße. Über die A 1 ist eine direkte Anbindung bis
in die Eifel oder das nordwestliche Bergische Land
gegeben. Die A 4 ermöglicht zudem eine Verknüp-
fung mit Aachen sowie den Niederlanden und Bel-
gien. Der Erschließungsverkehr wird von der Düre-

4      Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
2.3    Wirtschaftsentwicklung
Die Tradition der Stadt Frechen als „Töpferstadt“
reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, als die
damaligen Töpfermeister den bis heute bekannten
„Bartmannkrug“ aus Frechener Steinzeug schufen.
Nachdem die Herstellung von Gebrauchskeramik
aus Steinzeug im 18. Jahrhundert ihre überregionale
Bedeutung verloren hatte, gewann im 19. Jahrhun-
dert mit der industriellen Fertigung von Leitungs-
rohren ein weiteres Steinzeugprodukt wirtschaftli-
che Bedeutung für die Region. 1852 gründete Hein-
rich Eduard Sticker die erste Steinzeugröhrenfabrik
in der Breite Straße. Noch heute ist die Herstellung
von Kanalrohren ein wichtiger Wirtschaftszweig in
Frechen, jedoch mit abnehmender Bedeutung.

Bereits im 17. Jahrhundert wurde mit dem Abbau
von kleineren Feldern Braunkohle begonnen, der
bis zum zweiten Weltkrieg fortgeführt wurde. Nach
diesem Zeitpunkt wurde der Abbau im großen Zent-
raltagebau bis ca. zum Jahr 2003 fortgesetzt. Nach-
dem die Auskohlung abgeschlossen war, wurde die
Tagebaufläche rekultiviert und einer neuen Nutzung
zugeführt. Das Gelände wird nun sowohl landwirt-
schaftlich als auch teilweise als Industriegebiet
genutzt. Weitere Teilflächen stehen heute als Nah-
erholungsgebiet zur Verfügung.

Nachdem Frechen bis in die 1980er Jahre von sei-
nen Bodenschätzen, wie beispielsweise Braunkohle,
Quarzsand und Ton, abhängig war, vollzog sich in
den weiteren Jahren ein Strukturwandel. Der heuti-
ge wirtschaftliche Schwerpunkt liegt einerseits beim
Handel mit einem breit gefächerten Angebot, ande-
rerseits in einem Branchenmix von Unternehmen
aus der Automobil-, Möbel- und Papierindustrie,
aus Logistik, EDV und Medien.

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                  5
Stadt Frechen Gewerbeflächenkonzept
3     Ökonomische Kontextindikatoren

3.1    Bevölkerungsentwicklung                              trachtungszeitraums im Jahr 2018 leichte Einwoh-
Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Frechen            nergewinne von 1,6 % generieren. Allen drei Räu-
verläuft in den letzten ca. zehn Jahren fast durchge-       men gemeinsam ist, dass das Wachstum ab dem
hend positiv und kann in diesem Zeitraum ein Plus           Jahr 2015 abflacht, in der Stadt Frechen jedoch auf
von ca. 5,7 % aufweisen. Der Bevölkerungsanstieg            einem hohen Niveau, da hier zwischen den Jahren
fiel in dem Zeitraum von 2011 bis 2015 besonders            2005 und 2018 ein Bevölkerungszuwachs von 7,2 %
deutlich aus, um in den Folgejahren wieder auf              verzeichnet werden kann.
einem gemäßigteren Niveau zu verlaufen. Seit dem
Jahr 2012 hat die Stadt Frechen ein Bevölkerungs-           Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im regiona-
wachstum von ca. 3,7 % zu verzeichnen. Es ist anzu-         len Vergleich
nehmen, dass diese Entwicklung weiterhin anhalten
wird. Heute leben zum letzten durch die Landesda-
tenbank veröffentlichten Einwohnerstand zum
31.12.2018 insgesamt 52.473 Menschen in der
Stadt Frechen. Der Verdichtungsraum Köln-Bonn
gilt als wachsende Bevölkerungsregion, und die
angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt be-
günstigt die Wanderung in das naheliegende Um-
land.
                                                            Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt
Frechen                                                     Die aktuelle Bevölkerungsprognose des Landesamts
                                                            Information und Technik basiert auf dem Basisjahr
                                                            2018. Bei der Prognoserechnung in der Basisvarian-
                                                            te geht das Landesamt Information und Technik von
                                                            einer Bevölkerungszahl von über 58.900 Personen
                                                            im Jahr 2040 aus, was einem Wachstum von 12,8 %
                                                            zum Ausgangsjahr 2018 entspricht.

                                                            Abbildung 4: Bevölkerungsprognose bis zum Jahr
                                                            2040 für die Stadt Frechen
Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
Hinweis: Die Statistik des Landesamts für Information und
Technik (IT.NRW) beruht auf einer Fortschreibung der
Bevölkerungszählung aus dem Jahr 1987. Mit dem Zensus
im Jahre 2011 wurde der Bevölkerungsstand korrigiert.

Wird die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt
Frechen mit den entsprechenden Zahlen für den
Rhein-Erft-Kreis und für das Land NRW verglichen,
wird deutlich, dass sich die Stadt Frechen deutlich
positiver entwickelt hat als die Referenzräume. Die
Werte des Landes NRW haben sich bei einem Ver-
gleich zum Ausgangsjahr 2005 leicht negativ verän-
dert und liegen ca. 0,7 % unter dem Ausgangswert.
Der Rhein-Erft-Kreis weist in den Jahren 2011 bis           Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
2014 leichte Einwohnerverluste aus und kann im
Zeitraum ab dem Jahr 2005 bis zum Ende des Be-

6      Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
3.2    Arbeitsplatzentwicklung                             Nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
In der Stadt Frechen gibt es aktuell 19.457 sozial-        ten zählen dagegen Beamtinnen und Beamte, Selb-
versicherungspflichtig Beschäftigte. Nach der Defi-        ständige und mithelfende Familienmitglieder.
nition der Bundesagentur für Arbeit beinhaltet die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten        In Frechen sowie im gesamten Rhein-Erft-Kreis
alle Arbeitnehmer, die kranken-, renten-, pflegever-       zeichnet sich seit Jahren eine positive wirtschaftli-
sicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach        che Dynamik ab, wie die nachfolgende Grafik an-
dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die           hand der Veränderungen der sozialversicherungs-
Beitragsanteile zur gesetzlichen Rentenversicherung        pflichtig Beschäftigten für die letzten Jahre zeigt. Im
oder nach dem Recht der Arbeitsförderung zu zah-           Vergleich zum Ausgangsjahr 2008 konnte in den
len sind. Dazu gehören u. a. auch Auszubildende,           vergangenen zehn Jahren insgesamt ein Plus von
Altersteilzeitbeschäftigte, Praktikanten, Werkstu-         5,9 % bei der Anzahl der sozialversicherungspflichtig
denten, behinderte Menschen in anerkannten                 Beschäftigten erreicht werden. Der vorübergehende
Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen und           Einbruch der Beschäftigtenzahlen um annähernd
Personen, die ein freiwilliges soziales/ökologisches       380 Personen im Jahr 2015 konnte im Folgejahr
Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst leisten.          wieder ausgeglichen werden.

Abbildung 5: Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt Frechen 2008 bis 2018 (Stichtag
30.06.)

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäf-            gen, des Verkehrswesens und der Lagerei so-
tigten werden im Weiteren nach vier Wirtschaftsbe-              wie des Gastgewerbes.
reichen betrachtet:                                            Sonstige Dienstleistungen: in dieser Kategorie
                                                                werden alle Unternehmen subsummiert, die
     Land- und Forstwirtschaft, Fischerei                      zu den folgenden Sparten zu rechnen sind: In-
     Produzierendes Gewerbe: hierzu zählen Un-                 formation und Kommunikation, Finanz- und
      ternehmen des Bergbaus und der Gewinnung                  Versicherungsdienstleister, Grundstücks- und
      von Steinen und Erden, des Verarbeitenden                 Wohnungswesen, Freiberufliche, wissenschaft-
      Gewerbes, der Energie- und Wasserversorgung               liche und technische Dienstleister, sonstige
      sowie der Entsorgung. Ferner wird das Bauge-              Unternehmensdienstleister, öffentliche Ver-
      werbe zu diesem Sektor gerechnet.                         waltung, Verteidigung und Sozialversicherung,
     Handel, Gastgewerbe, Verkehr: hierunter                   Erziehung und Unterricht, Kunst, Unterhaltung
      fallen alle Unternehmen des Handels, der In-              und Erholung, sonstige Dienstleister, private
      standhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeu-              Haushalte mit Hauspersonal und exterritoriale
                                                                Organisationen und Körperschaften.

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                           7
Abbildung 6: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2008 bis
2018 (Stichtag 30.06.)

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Bei der Betrachtung der sozialversicherungspflichtig      den letzten zehn Jahren rund 4,8 Prozentpunkte
Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen ist auffäl-       verloren. Die Verluste in diesen beiden Bereichen
lig, dass die Beschäftigtenzahlen im Bereich von          kommen dem Bereich „Sonstige Dienstleistungen“
Handel, Gastgewerbe und Verkehr, auf den im Jahr          zugute, der im Vergleichszeitraum rund 10,9 %
2008 noch über die Hälfte aller Beschäftigten ent-        Beschäftigte hinzugewinnen konnte. Der Bereich
fielen, heute mit 45,8 % vertreten sind und somit         Land- und Forstwirtschaft kommt in der Stadt Fre-
einen Rückgang von ca. 6,2 % hinnehmen mussten.           chen mit 47 Beschäftigten auf einen Anteil von
Auch im Sektor des Produzierenden Gewerbes sind           0,2 % im Jahr 2018, der grafisch nicht darstellbar ist.
die Beschäftigungszahlen rückläufig: hier wurden in

Abbildung 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen
im regionalen Vergleich 2018

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

8      Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Im Vergleich zu den Referenzräumen Rhein-Erft-            3.3    Wirtschaftliche Zentralität
Kreis, Regierungsbezirk Köln und Land NRW fällt           Allerdings sind es nicht die absoluten Beschäftigten-
auf, dass die Stadt Frechen – trotz der deutlichen        zahlen, die handlungsorientierte Schlussfolgerun-
Rückgänge in den letzten zehn Jahren – anteilmäßig        gen erlauben. Erst das Verhältnis der Einwohnerzahl
immer noch die meisten sozialversicherungspflich-         zu der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-
tig Beschäftigten in der Kategorie Handel, Gastge-        tigten lässt Rückschlüsse auf die eigentliche wirt-
werbe, Verkehr hat. Aus diesem Grund ist anzu-            schaftliche Prosperität bzw. Wirtschaftszentralität
nehmen, dass die Beschäftigtenzahlen auch zukünf-         eines Raums zu.
tig in diesem Segment weiter rückläufig sein wer-
den. Da sich die Beschäftigtenzahlen in dem Bereich       Der Stadt Frechen weist mit ca. 329 sozialversiche-
„Sonstige Dienstleistungen“ in der Stadt Frechen          rungspflichtig Beschäftigten je 1.000 Einwohner in
noch auf einem niedrigeren Niveau bewegen als in          der zusammengefassten Kategorie „Handel, Gast-
den Referenzräumen, sind hier weitere Verschie-           gewerbe, Verkehr und Sonstige Dienstleistungen“
bungen zu erwarten.                                       eine vergleichsweise hohe Arbeitsplatzzentralität
                                                          auf. In diesem Wirtschaftssegment werden selbst
                                                          die Arbeitsplatzzentralitäten vom Rhein-Erft-Kreis
                                                          insgesamt, vom Regierungsbezirk Köln und dem
                                                          Land NRW deutlich übertroffen. Für die Kategorie
                                                          des Produzierenden Gewerbes dagegen unter-
                                                          schreitet die Frechener Arbeitsplatzzentralität mit
                                                          einem Wert von 41 Beschäftigten je 1.000 Einwoh-
                                                          ner die Werte der Referenzräume deutlich.

Abbildung 8: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im regionalen Vergleich 2018

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                        9
Abbildung 9: Pendlersaldo von 2010 bis 2017 in absoluten Zahlen

Quelle: IT.NRW, Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen
Hinweis: Aufgrund einer Revision der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind die Ergebnisse der
Pendlerrechnung ab dem Jahr 2013 mit den bisherigen nur bedingt vergleichbar.

Diese hohe Arbeitsplatzzentralität schlägt sich bis
zum Jahr 2014 auch in durchgehend positiven Pend-
lersalden nieder. Da in den Folgejahren die Bevölke-
rung der Stadt Frechen durch Wanderungsgewinne
stark gewachsen ist, kann vermutet werden, dass
sich aufgrund der angespannten Lage auf dem
Wohnungsmarkt in der Stadt Köln insbesondere
junge Familien in der Stadt Frechen den Wunsch
nach einem Eigenheim erfüllt haben. Diese zugezo-
genen Personen erhöhen die Anzahl der Auspendler
entsprechend, da in der Regel der Arbeitsplatz in
der „alten“ Heimatstadt beibehalten wird.

10     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
4     Quantitativer Standort- und
      Flächenbedarf

4.1    Berechnungen zum Gewerbe- und                   tipliziert. Die im Hinblick auf den bauleitplanerisch
       Industrieflächenbedarf                          erforderlichen Umfang von Siedlungsflächen ermit-
Verschiedene Methoden werden aktuell eingesetzt,       telten Bedarfe können für die regionalplanerische
anhand derer die jeweilige Bedarfslage einer Ge-       Festlegung von Siedlungsraum um einen Planungs-
bietskörperschaft für Gewerbe- und Industrieflä-       bzw. Flexibilitätszuschlag von bis zu 20 % erhöht
chen für die Zukunft berechnet wird. Allein im Be-     werden“ (vgl. Landesentwicklungsplan Nordrhein-
reich der GIFPRO Methode (Gewerbe- und Indus-          Westfalen, S. 31). Nachdem die hierfür erforderli-
trieflächenprognose) ist eine Vielzahl an Versionen    chen Daten des Siedlungsflächenmonitorings erst
in der Anwendung. Zu nennen sind insbesondere          im Jahr 2021 umfassend vorliegen werden, wird zur
die sogenannte ILS-Version, das „Regionsmodell“,       Ermittlung des zukünftigen gewerblichen Flächen-
ein durch die Bezirksregierung Arnsberg weiterent-     bedarfs in der Stadt Frechen auf aktuell valide Be-
wickeltes Modell, sowie die Berechnungsmethode         rechnungsmethoden und Trendfortschreibungen
des ISB Aachen („Methode Vallée“). Weitere Modi-       zurückgegriffen. Damit soll die künftige Bedarfslage
fikationen der GIFPRO-Methode erfolgten durch die      in einem realistischen Korridor abgebildet werden.
Landesplanung NRW, die Regionalplanungsbehörde
Münster sowie das Deutsche Institut für Urbanistik     Angewandt werden folgende Methoden:
mit einer trendbasierten, standortspezifischen Vari-
ante „TBS-GIFPRO“. Die Varianten unterscheiden              Der erste Berechnungsansatz stützt sich auf
sich durch unterschiedliche räumliche Bezugsgrö-             Werte, die auf Grundlage der Industrie- und
ßen, unterschiedliche Eingangsgrößen (statisch ver-          Gewerbeflächen-Belegung der letzten zehn
sus dynamisch), nach Raumtyp oder Wirtschafts-               Jahre ermittelt wurden. Die jahresbezogenen
gruppen differenzierten Quoten (Neuansiedlungs-              Steigerungsraten werden fortgeschrieben
quote, Verlagerungsquote) und durch die jeweils              (extrapoliert) und bis zum Prognosehorizont
verwendeten Flächenkennziffern.                              aufaddiert. Grundlage ist die Fortschreibung
                                                             der Katasterflächen der Landesdatenbank.
Darüber hinaus gibt es jenseits der GIFPRO-Berech-          Berechnung auf Basis der durch die Regional-
nungsmethode zur Bedarfsermittlung noch trend-               planungsbehörde vorgelegte GIFPRO Methode
basierte Fortschreibungen vergangener Entwicklun-            anhand der Arbeitsmarktdaten der Landesda-
gen, z. B. auf Basis der Realnutzungskartierungen            tenbank
der jeweiligen Gebietskörperschaft, der Katasterflä-
chen des Landesamts Information und Technik            4.2    Fortschreibung der Katasterflächen
sowie der Daten aus dem durch die Bezirksregie-               Gewerbe und Industrie IT.NRW
rungen geführten Siedlungsflächenmonitoring.           Die in der Landesdatenbank dokumentierten Katas-
                                                       terflächen sind rückwärtig bis zum Jahr 1994 ver-
Alle genannten Methoden haben ihre jeweilige           fügbar. Basis für die Berechnung sind die Flächen-
Rechtfertigung und auch Begründung; gleichwohl         angaben zu Gebäude- und Freiflächen Gewerbe und
zeitigen sie jeweils sehr unterschiedliche Ergebnis-
                                                       Industrie sowie die Betriebsflächen abzüglich des
se.                                                    Abbaulandes. In der Zeitreihe ist erkennbar, dass
                                                       die Flächenzahl für diese Nutzungen in der Stadt
Künftig ist vorgesehen, entsprechend der Maßga-
                                                       Frechen tendenziell abnimmt. Dies liegt daran, dass
ben des Landesentwicklungsplans (LEP) zu berech-       in einer dichten Stadt wie Frechen mit einem hohen
nen. Der LEP führt dazu aus: „Der Bedarf an neuen      Maß an Nutzungskonkurrenz häufig Flächen aus der
Wirtschaftsflächen ergibt sich aus den Ergebnissen
                                                       gewerblich-industriellen Perspektive herausgenom-
des Siedlungsflächenmonitorings (…). Dazu wird (…)     men, d. h. planerisch umgewidmet werden. Damit
die durchschnittliche jährliche Inanspruchnahme        würden sich negative Bedarfszahlen ergeben, die in
der letzten (mindestens zwei) Monitoring-Perioden
                                                       dieser Form nicht realistisch sind. Methodisch wur-
mit der Zahl der Jahre des Planungszeitraums mul-

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                    11
den demnach diejenigen jährlichen Flächendiffe-            branchenzugeordneten Arbeitslosen – eine empiri-
renzen, die im negativen Bereich liegen, nivelliert        sche Flächenkennziffer je Verdichtungsraum ermit-
und nur die positiven Entwicklungen fortgeschrie-          telt. Diese liegt für die Stadt Frechen bei 256 m2.
ben. Damit lässt sich annäherungsweise die Flä-
chenbelegung durch Gewerbe und Industrie in der            Im Ergebnis ergibt sich für die Berechnung ein Flä-
Stadt Frechen nachhalten. Im Ergebnis ergibt sich          chenbedarf bis zum Jahr 2035 von 77 ha, einschließ-
auf dieser Grundlage ein Flächenbedarf bis zum Jahr        lich des Planungszuschlags von 20 %.
2035 von 21 ha; zuzüglich der Erschließung mit 30 %        Im Jahr 2014 hatte die Bezirksregierung Köln eine
und eines Planungszuschlags von 20 % ergibt sich           Flächenbedarfsberechnung für die Stadt Frechen
ein Gesamtbedarf von 33 ha.                                bereits vorgenommen. Hochgerechnet auf das Jahr
Abbildung 10: Flächenbedarfe                               2040 ergibt sich aus dieser Berechnung ein Bedarf
                                                           von 56 ha.
Fortschreibung der Flächenentwicklung
                                                   21 ha   Die bloße Bedarfszahl ist allerdings nur bedingt
der Vergangenheit bis 2040
                                                           aussagekräftig für die konkrete Flächenplanung in
                                                           der Stadt Frechen. Insoweit sollte eine Bedarfsab-
Zzgl. Erschließung                 30 %             6 ha
                                                           schätzung zumindest differenziert nach Gewerbe
                                                           und Industrie vorgenommen werden. Hintergrund
Summe                                              27 ha
                                                           ist, dass in der Regel Industriebetriebe einen deut-
                                                           lich höheren Flächenbedarf von Einzelflächen haben
Zzgl. Planungszuschlag             20 %             5 ha   als Gewerbebetriebe. Auch ist aufgrund des Emissi-
                                                           onsverhaltens ein bestimmtes Flächenprofil erfor-
Gesamtsumme Bedarf bis                                     derlich. Sollte sich im Ergebnis herausstellen, dass in
                                                   33 ha
2040                                                       der Summe der Flächen zwar ausreichend Potenzial
                                                           zur Verfügung steht, dieses Potenzial sich aber aus-
                                                           schließlich auf gewerblich orientierte Klein- und
4.3   GIFPRO Berechnung nach der Methode der               Kleinstflächen aufaddiert und auf der anderen Seite
      Bezirksregierung Köln                                vorwiegend großflächige Nachfrager auf dem
Aufbauend auf der Zahl der sozialversicherungs-            Grundstücksmarkt auftreten, wird erkennbar sein,
pflichtig Beschäftigten wird der zukünftige Wirt-          dass die vorhandenen Potenziale nicht den Nach-
schaftsflächenbedarf ermittelt. Hierbei gehen die          fragestrukturen entsprechen – auch wenn die nu-
Beschäftigtenzahlen im verarbeitenden Gewerbe              merische Flächengröße im Einklang mit dem Bedarf
und Baugewerbe zu 100 %, im Handel zu 50 %, in             stehen sollte.
den Bereichen Verkehr und Nachrichten zu 40 %              Konkrete Daten zu Beschäftigten, differenziert nach
und in den übrigen Dienstleistungen zu 10 % ein.           Gewerbe- und Industriearbeitsplätzen, liegen in
Auf empirische Untersuchungen und Analysen ge-             Frechen nicht vor. Auch eine Auswertung der in der
stützt werden in dem Modell zusätzlich Quoten              Stadt Frechen gemäß Bauleitplanung festgesetzten
angesetzt, die abbilden, welcher Anteil der Gewer-         bzw. dargestellten Baugebietskategorien GE und GI
beflächen pro gewerbeflächenbeanspruchendem                ist wenig hilfreich, da vielfach Betriebe, die als In-
Beschäftigten hiervon für einen Verlagerungsbedarf         dustriebetriebe zu werten sind, innerhalb von Ge-
bzw. für einen Neuansiedlungsbedarf benötigt wird.         werbegebieten liegen und umgekehrt.
Es wird von einem durchschnittlichen Neuansied-
lungsbedarf von 0,3 % und einem Verlagerungsbe-            Insoweit wird die differenzierte Bedarfsermittlung
darf von 0,7 % pro Jahr ausgegangen. Die Reaktivie-        für Gewerbe- und Industrieflächen hilfsweise abge-
rung der durch Verlagerung freigesetzten Flächen           schätzt über die Anzahl der Beschäftigten. Dabei
wird mit 0,25 % vom Verlagerungsbedarf abgezo-             werden die nach Wirtschaftszweigen typischer-
gen. Für den Regierungsbezirk Köln wurde darüber           weise der jeweiligen Betriebsart (GE oder GI) zuzu-
hinaus – basierend auf der faktischen Inanspruch-          ordnenden Beschäftigten ermittelt und mit den für
nahme von Siedlungsflächen sowie der Zahl aller            Frechen relevanten Flächenzahlen je sozialversiche-
Erwerbstätigen im Regierungsbezirk inklusive der           rungspflichtig Beschäftigten multipliziert.

12    Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Zur Ermittlung des Flächenbedarfs, differenziert              Der Wirtschaftszweig Verkehr ist durch die Ansied-
nach Gewerbe und Industrie, anhand der Beschäf-               lung einer Vielzahl von Logistikbetrieben vorwie-
tigtenzahlen wird folgender Schlüssel vorausge-               gend der industriellen Nutzung zugeordnet. Moder-
setzt:                                                        ne Logistikbetriebe sind aufgrund ihrer Flächengrö-
                                                              ße, ihres Emissionsverhaltens und ihres Dreischicht-
                    Anteil Industrie-   Anteil Gewerbe-       Betriebs im Grundsatz in Industriegebieten unter-
                     arbeitsplätze       arbeitsplätze
                                                              zubringen. Die Nachrichtenübermittlung spielt im
Verarbeitendes             50 %               50 %
Gewerbe
                                                              Hinblick auf den Flächenbedarf eine untergeordne-
                                                              te Rolle. Im Dienstleistungssektor sind 5 % der Ar-
Baugewerbe                 10 %               90 %
                                                              beitsplätze dem industriellen Profil zugeordnet.
Handel                       0%              100 %            Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass in Industrie-
Verkehr/                   60 %               40 %            gebieten ein geringer Anteil unternehmensbezoge-
Nachrichten                                                   ner Dienstleistungen liegt.
Übrige Dienst-               5%               95 %
leistungen                                                    Unter der Annahme der dargestellten Schlüssel ist
                                                              davon auszugehen, dass aktuell ca. 64 % der Be-
Aufgrund der hohen Bedeutung der industriellen                schäftigten eher gewerblichen Nutzungen zugeord-
Nutzung in Frechen ist für das verarbeitende Ge-              net werden können und ca. 36 % den industriellen.
werbe ein ausgeglichener Ansatz gewählt. Das Bau-             Unter der Annahme einer äquivalenten Flächen-
gewerbe ist wie der Handel, die Instandhaltung und            kennziffer ergibt sich damit
Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern in der
                                                                  ein Gewerbeflächenbedarf von ca. 36 bis 49 ha
Regel in Gewerbegebieten ansässig. Ein entspre-
                                                                   und
chender Schwerpunkt wird in dieser Richtung ge-
                                                                  ein Industrieflächenbedarf von ca. 20 bis
setzt.
                                                                   28 ha.
                                                              Zusammenführend ergibt sich der folgende Flä-
                                                              chenbedarf:

                                                GIFPRO-Berechnung mit Planungszuschlag
GIRPRO-Berechnung
                           Hochrechnung         Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen 23 Jahre
Bezirksregierung Köln
                           bis 2040             Insgesamt inkl.
2015 – 2035                                                              Anteil GE                 Anteil GI
                                                20 % Planungszuschlag

45 ha                      56 ha                56 – 77 ha               36 – 49 ha                20 – 28 ha

4.4      Aktuelle Bedarfsberechnung der                       in der Mischnutzung verankert. Dieser ist allerdings
         Bezirksregierung Köln                                nicht näher quantifiziert. Der gewerbliche Anteil
Im Januar 2019 hat die Bezirksregierung Köln eine             dürfte, vorsichtig geschätzt, zwischen 5 ha und
aktuelle Bedarfsberechnung auf Grundlage jüngster             10 ha liegen. Damit würde die aktuelle Bedarfslage
statistischer Daten für den endogenen Bedarf der              für Gewerbe (einschließlich des Mischgebietsan-
Stadt Frechen vorgelegt. Im Ergebnis definiert die            teils) zwischen 56 und 61 ha nach aktueller Berech-
Bezirksregierung einen Bedarf von 51 ha für Gewer-            nung der Bezirksregierung Köln liegen. Gemäß Lan-
be- und Industrieflächen. Darüber hinaus ist unter            desentwicklungsplan kann situationsabhängig noch
der Rubrik Wohnen/Mischnutzung mit der Bedarfs-               ein Planungszuschlag von 20 % addiert werden. Im
zahl 122 ha ebenfalls hälftig ein gewerblicher Anteil         Ergebnis kann insoweit auf Basis der aktuellen Be-

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                           13
rechnung der Bezirksregierung Köln von regional-         4.6   Zwischenfazit
planerisch darstellbaren Werten zwischen 67 und          Im Grundsatz ist darauf hinzuweisen, dass die Be-
73 ha ausgegangen werden.                                rechnungsmethoden zur Ermittlung des Bedarfs an
                                                         Gewerbe- und Industrieflächen mit Unsicherheiten
4.5    Tatsächliche Anfragen                             behaftet sind. Die Gründe liegen in standardisierten
Ein weiteres wichtiges Indiz zur tatsächlichen Be-       Variablen, wie z. B. Flächenkennziffern, Reaktivie-
darfslage sind die konkreten Anfragen nach Grund-        rungs-, Verlagerungs- und Neuansiedlungsquoten,
                                                         die nur annäherungsweise die tatsächlichen Ver-
stücken durch gewerblich-industrielle Unterneh-
men. Zum Stand November 2018 ist bei der Wirt-           hältnisse widerspiegeln können. Aber auch außer-
schaftsförderung der Stadt Frechen eine Flächen-         ordentliche Ereignisse, wie z. B. der Wegzug oder
                                                         die Ansiedlung eines oder mehrerer Großunter-
größe angefragt zwischen 18,6 ha (Summe der Min-
destflächenanfragen) und 21,9 ha (Summe der Ma-          nehmen, können nicht prognostiziert und in die
ximalflächenanfragen). Insgesamt verteilt sich diese     Berechnung eingebunden werden.
Flächenzahl auf 50 Anfragen. Der Schwerpunkt der
Nachfrage liegt zwischen 1.000 m2 und 5.000 m2,          Darüber hinaus ist darauf zu verweisen, dass die
die Bandbreite reicht dabei von 500 m2 (IT-Firma)        Bedarfsberechnungen immer auf Basis vergangener
                                                         Entwicklungen erfolgen und diese (in jeweils sehr
bis 6 ha (Logistik). Von den ca. 20 ha aktuell nachge-
fragter Fläche entfallen alleine 2 ha auf Unterneh-      unterschiedlicher Methodik) fortschreiben. Aktive
men, die im Bereich Digitaltechnik sowie Forschung       Stadtentwicklungsstrategien, Profilierungen für
                                                         bestimmte (z. B. flächenintensive) Nutzungen oder
und Entwicklung agieren und entsprechend syner-
getischer Strategien innerhalb eines Technologie-        nicht realisierte Nachholbedarfe werden mit den
parks ihren optimalen Standort finden würden.            Berechnungen nicht abgebildet. Insoweit kann jede
                                                         Berechnung nur eine Momentaufnahme abbilden,
Werden die im Zeitraum Januar 2017 bis November          die einen Hinweis auf künftige Flächendispositionen
2018 abgelehnten Anfragen betrachtet, ergibt sich,       gibt. Eine Überprüfung sollte in regelmäßigen Ab-
                                                         ständen erfolgen.
dass insgesamt 60 Anfragen abgelehnt wurden. Die
gesamte nachgefragte Fläche liegt zwischen 138 ha
(Summe der Mindestflächenanfragen) und 185 ha            Gleichwohl ist davon auszugehen, dass mit dem
                                                         Querschnitt unterschiedlicher Methoden ein Annä-
(Summe der Maximalflächenanfragen). Zu definie-
ren ist in diesem Kontext noch die „Ernsthaftigkeit“     herungswert an die tatsächlichen Bedarfszahlen,
der Nachfrage, denn vielfach gibt es von Vorhaben-       differenziert nach GE und GI, belegt ist.
trägern regional weitgreifende „Streuanfragen“.
Statistisch lassen sich die Streuanfragen zwar nicht     Zusammenfassend kann von einem Bedarf von ca.
isolieren; gleichwohl ist ein wichtiges Indiz für den    70 ha ausgegangen werden. Diese Zahl ist durch die
                                                         tatsächlichen Anfragen ebenfalls belegt.
Bedarf nach dem konkreten Standort Frechen,
wenn die Anfrage nicht über die Wirtschaftsförde-
rung des Kreises (WfG), sondern direkt in Frechen
gestellt wurde. Von der genannten Hektarzahl ist
ca. die Hälfte in Frechen direkt angefragt worden.

14     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
5     Flächenreserven

5.1    Vorbemerkung                                    Potenzialflächen Regionalplan
Flächenreserven sind alle Flächen, die im Flächen-     Fläche         Größe (ha)   Eignung zur Entwicklung (ha)
nutzungsplan als gewerbliche Baufläche (G) oder als    RP-Fläche 01       25                   21
Gewerbe- oder Industriegebiet (GE/GI) dargestellt      RP-Fläche 02       3                      3
und nicht genutzt sind. Flächen, die im Regionalplan
                                                       RP-Fläche 03       2                      2
dargestellt, aber (noch) nicht in den Flächennut-
zungsplan übernommen wurden, sind demnach
keine Flächenreserven in diesem Sinne. Gleichwohl      5.3      Flächenreserven auf FNP-Ebene
können sie im Rahmen einer landesplanerischen          Auf Ebene des Flächennutzungsplans gibt es eine
Anfrage nach § 34 Landesplanungsgesetz in den          Reihe von Flächen, die planerisch als gewerbliche
Flächennutzungsplan übernommen werden, soweit          Bauflächen dargestellt sind.
der entsprechende Bedarfsnachweis erbracht wer-
den kann. Insoweit sind sie zwar nicht als eigentli-   Dabei ist zu unterscheiden zwischen Flächen, die
che Flächenreserven, gleichwohl jedoch als Potenzi-    tatsächlich eine konkrete Nutzungsperspektive für
alflächen zu werten.                                   die gewerblich-industrielle Entwicklung haben, und
                                                       Flächen, die zwar im Flächennutzungsplan noch
5.2    Regionalplanerische Potenzialflächen            dargestellt, aber zwischenzeitlich anderweitig be-
Im Regionalplan sind allgemeine Siedlungsbereiche      legt sind. Letztere sind nicht mehr als Flächenreser-
(ASB) sowie Bereiche für gewerbliche und industri-     ve zu werten und aus der regionalplanerischen
elle Nutzungen (GIB) zeichnerisch in grauer Farbe      Bilanzierung zwischen Bedarf und Reserve heraus-
dargestellt.                                           zurechnen. In der Konsequenz sollten diese Flächen
                                                       im Übrigen auch über ein formales Änderungsver-
Abbildung 11: Regionalplanausschnitt Frechen
                                                       fahren aus der Flächennutzungsplandarstellung
                                                       herausgenommen werden.

                                                       Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an betriebsge-
                                                       bundenen Flächen, die zwar der Bedarfsdeckung
                                                       dienen, gleichwohl aber für bestimmte Betriebe
                                                       reserviert sind und demnach durch die Stadt Fre-
                                                       chen nicht an Nachfrager vermittelt werden kön-
                                                       nen. Vor diesem Hintergrund rechnet die Regional-
                                                       planungsbehörde betriebsgebundene Flächen ledig-
Quelle: Bezirksregierung Köln                          lich zur Hälfte der Bedarfsdeckung an, d. h. nur die
                                                       halbe Flächenzahl der betriebsgebundenen Flächen
Werden die im FNP dargestellten Gewerbe- und
                                                       findet Eingang in die regionalplanerische Bilanzie-
Industrieflächen mit den regionalplanerischen Dar-
                                                       rung.
stellungen verschnitten, verbleiben im Ergebnis drei
Potenzialflächen. Diese weisen eine Gesamtflächen-
                                                       Insgesamt sind im Flächennutzungsplan der Stadt
zahl von ca. 30 ha auf, die noch nicht durch den
                                                       Frechen acht Flächen mit einer gesamten Flächen-
Flächennutzungsplan erfasst sind und die demnach
                                                       zahl von ca. 19 ha dargestellt.
theoretisch in die Entwicklung gehen können. Keine
der dargestellten Potenzialflächen ist insgesamt
ungeeignet. Alle drei Flächen sind grundsätzlich für
eine Entwicklung geeignet. Abzüglich ungeeigneter
Teilflächen ergibt sich so ein Flächenpotenzial von
26 ha.

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                             15
16   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Abbildung 12: Reserveflächen

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept   17
18   Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Anhand der nachfolgenden tabellarischen Aufstel-
lung ist erkennbar, dass von den ca. 19 ha im Flä-
chennutzungsplan dargestellten noch „freien“ ge-
werblichen Bauflächen ca. 11 ha zu bilanzieren sind.

Flächenreserve gemäß Flächennutzungsplan der Stadt Frechen             Flächengröße (ha)      regionalplanerisch
                                                                                               anrechenbar (ha)

FNP-Reserve 01    Frechen                                                    1,34                    1,34

FNP-Reserve 02    Frechen                                                    0,63                    0,63

FNP-Reserve 03    Frechen                                                    0,87                    0,87

FNP-Reserve 04    Frechen, betriebsgebundene Reservefläche                   5,23                    2,62

FNP-Reserve 05    Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche                4,21                    2,12

FNP-Reserve 06    Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche                6,08                    3,04

FNP-Reserve 07    Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche                0,42                    0,21

FNP-Reserve 08    Habbelrath, betriebsgebundene Reservefläche                0,51                    0,26

Summe                                                                        19,29                  11,09

Im Ergebnis ergeben sich auf Basis der regionalpla-             Damit wird deutlich, dass die regionalplanerischen
nerischen Darstellung ein Flächenpotenzial von ca.              Flächenpotenziale in die planerische Perspektive
26 ha und auf Basis der Darstellungen im Flächen-               gebracht werden müssen, allein um die endogene
nutzungsplan Reserveflächen von ca. 11 ha.                      Nachfrage, d. h. die Gewerbe- und Industrieflä-
                                                                chenbedarfe, aus Frechen selbst heraus bedienen
5.4      Bilanzierung Bedarf und Flächenreserven                zu können. Darüber hinaus müssen weitere Flächen
                                                                im Umfang von 18 bis 40 ha identifiziert werden,
In der Zusammenführung der Daten stehen der
                                                                um den Bedarf bis 2040 zu decken.
Bedarfslage von 55 bis 77 ha demnach ca. 11 ha an
Flächenreserven im Flächennutzungsplan zuzüglich
weiterer für eine Entwicklung geeigneter 26 ha
Flächenpotenziale aus der regionalplanerischen
Darstellung gegenüber. Zusammenfassend ergibt
sich das folgende Bild:

Gewerbe- und Industrieflächen

Flächennutzungsplanreserven                          11 ha
Bedarf                                         55 bis 77 ha

Delta                                        -44 bis -66 ha

Einbeziehung Potenziale Regionalplan                 26 ha

Delta                                        -18 bis -40 ha

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                              19
6     Gewerbeflächenprofile

6.1    Vorbemerkung                                       Maß an Offenheit sollte möglich sein. Versuche in
                                                          der Vergangenheit, Gewerbeflächen sehr genau zu
Ein sehr maßgebliches Defizit der aufgeführten
                                                          profilieren (z. B. nur für Medienbetriebe oder für
Bedarfsberechnungen (und in der darauf aufbauen-
                                                          auch für Betriebe, die gewisse Umweltstandards
den Gegenüberstellung von Bedarf und Flächenpo-
                                                          erfüllen) haben häufig dazu geführt, dass die Flä-
tenzial) liegt in der undifferenzierten und pauscha-
                                                          chen nicht ausreichend nachgefragt wurden und als
len Betrachtung. Fläche wird gleich Fläche gesetzt,
                                                          erschlossene Flächen ungenutzt blieben. Aus der
ohne zu berücksichtigen, dass Gewerbeflächen je
                                                          Not heraus – denn die Erschließungskosten müssen
nach Standort, Lage und Ausstattung des Gewerbe-
                                                          refinanziert werden – wurden dann häufig die Vor-
gebiets für sehr unterschiedliche Zielgruppen ge-
                                                          gaben geöffnet und der hohe Anspruch vollständig
eignet und interessant sind. Zum Beispiel nutzt es
                                                          aufgegeben.
einer Kommune oder Region wenig, wenn das Ge-
samtmengengerüst an Flächen rein rechnerisch
                                                          Gleichwohl ist es evident, dass Gewerbefläche nicht
ausreichend ist, diese Flächen aber nicht nachfra-
                                                          gleich Gewerbefläche ist und ein Minimum an Profil
georientiert das richtige Profil oder die richtigen
                                                          vordefiniert sein muss.
Grundstücksgrößen aufweisen.

                                                          Zur Einstufung wird für Frechen zwischen drei
Nicht allein das Flächenangebot, sondern auch
                                                          grundsätzlichen Kategorien unterschieden. Diese
weitere Kriterien wie das bauliche Umfeld, die Prä-
                                                          Kategorien nehmen die qualitativen Standortpoten-
gung durch andere Betriebe oder die Qualität des
                                                          ziale hinsichtlich möglicher Nachfragergruppen in
öffentlichen Raums spielen eine maßgebliche Rolle
                                                          den Blick:
für die Nachfrage. Über die rein quantitative Heran-
gehensweise hinausgehend sollten die jeweils er-
                                                              Kategorie A
forderlichen Qualitäten und Typisierungen der Ge-
                                                               Standorte für wissensbasierte und technolo-
werbestandorte in Form von Aussagen zur künfti-
                                                               gieorientierte Unternehmen ggf. mit einem
gen Gewerbestruktur ermittelt und in ihrer jeweili-
                                                               Anteil an Forschung und Entwicklung, speziali-
gen Größenordnung benannt werden.
                                                               sierte Kleinproduktion und Dienstleistung
                                                              Kategorie B
Die rein quantitative und „klassische“ Ermittlung
                                                               Standorte für mittlere und kleinere Gewerbe-
des Gewerbeflächenbedarfs ist demnach aufgrund
                                                               betriebe und Handwerk, ggf. mit einem Anteil
der zunehmend diversifizierten Nachfrage nach
                                                               an (unternehmensbezogener) Dienstleistung
spezifischen Standortkriterien für eine langfristige
                                                              Kategorie C
Entwicklungsstrategie nicht ausreichend.
                                                               Standorte für die gewerblich-industrielle Nut-
Die Typisierung/Profilierung sollte darauf abzielen,           zung in Verarbeitung und Produktion sowie in
Gewerbestandorten - soweit möglich und sinn-                   Logistik und Konfektionierung
voll - ein eindeutiges Bild zu verleihen bzw. hinsicht-
lich der Ansiedlung von Unternehmen ähnlichen             Wichtige Voraussetzungen für diese Flächenprofilie-
Typs eine Schwerpunktsetzung vorzunehmen. Dies            rung ist der Konsens zwischen Akteuren sowie die
soll im Idealfall dazu führen, jeweils Gewerbeunter-      Bereitschaft der Akteure vor Ort, auch in Zeiten
nehmen mit ähnlichen Betriebseigenschaften oder           geringer Nachfrage an dem Gesamtkonzept festzu-
vergleichbarer (städtebaulicher) Ausstrahlung an          halten und dies bei den Grundstückszuschnitten
einem Standort bzw. Standortbereich zu konzent-           und der Auswahl der Unternehmen zugrunde zu
rieren.                                                   legen. Dies kann allerdings nur möglich sein, wenn
                                                          sichergestellt ist, dass für alle drei Kategorien aus-
Diese Form der Typisierung sollte allerdings auch         reichend Fläche im Stadtgebiet zur Disposition
ihre Grenzen haben. Es ist in der Regel wenig ziel-       steht.
führend, die Vergabe von Gewerbeflächen an be-
stimmte Betriebstypen zu koppeln – ein gewisses

20     Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
6.2    Kategorie A: Standort für technologie- und             derung durch vernetzte Freiraumstrukturen
       wissensbasierte Unternehmen sowie                      und ein einfaches Erschließungssystem
       Dienstleistung                                        Repräsentativer Standort, d. h. attraktiver
Dienstleistungsbetriebe im Sinne des Fachgutach-              Straßenraum (z. B. mit einheitlicher Bauflucht)
tens sind vorwiegend institutionelle Dienstleister in         für ein zusammenhängendes städtebauliches
der Finanz- und Versicherungsbranche, wissen-                 Bild mit einem hohen gestalterischen An-
schaftlich-technische Dienstleistungen, Forschung             spruch im Sinne einer Adressbildung
und Entwicklung, unternehmensbezogene Dienst-                Ökologische Qualitäten
leistungen sowie private und öffentliche Verwal-             Räumliche Nähe zum gewachsenen Ort bzw.
tung. Publikumsbezogene Dienstleister, wie z. B.              integriert in das Stadtgefüge
freie Berufe (Ärzte, Architekten, Steuerberater …),          Grundstücksgrößen ab 500 m2
sind im vorliegenden Gutachten nicht Gegenstand              Bauleitplanerische Gebietskategorie: Mischge-
der Betrachtung.                                              biet/Gewerbegebiet (MI/GE)

Übereinstimmendes Merkmal der Flächen für diese         In Frechen ist die Kategorie A nur wenig an gebün-
Nutzungen ist ein hohes Maß an Bau- und Städte-         delten Standorten repräsentiert. Allerdings wurde
bauqualität. Der Erfolg dieser Projekte wird sicher-    in der REload-Studie der Wirtschaftsförderung des
gestellt durch eine eindeutige Ausrichtung der Flä-     Rhein-Erft-Kreises sowie in der aktuellen Studie
chenentwicklung auf diejenigen Zielgruppen, die         „Frechen, digital und kreativ“ eindeutig postuliert,
genau die durch die Fachhochschule ausgelösten          dass hier ein eminentes Entwicklungspotenzial be-
Standortfaktoren nachfragen und sie aktiv nutzen.       steht.

Naheliegende oder benachbarte Mischgebiete sind
                                                        6.3    Kategorie B: Standort für Handwerk, kleine
nicht als Restriktion zu werten. Vielmehr führt die-           und mittlere Gewerbebetriebe sowie
ses Nebeneinander zur Funktionsmischung und                    unternehmensbezogene Dienstleistungen
Lebendigkeit des Standorts.
                                                        Unter Gewerbe wird im vorliegenden Fachbeitrag
                                                        zunächst das „klassische“ Gewerbe im produzieren-
Zusätzlich zur Funktionsmischung ist die Freiraum-      den, verarbeitenden Sektor, im Handwerk sowie im
gestaltung ein wichtiges Instrument zur Attraktivi-
                                                        Baugewerbe verstanden. Dazu zählen im Grundsatz
tätssteigerung des Standorts und Ausgangspunkt          alle Nutzungen, die auf die Unterbringung in Ge-
für die Entwicklung der Gewerbequalitäten.              werbegebieten angewiesen sind, also aufgrund
                                                        ihrer Verkehrserzeugung, ihres Flächenbedarfs oder
Kriterien                                               ihres Emissionsverhaltens in Gewerbegebieten nach
     Technologie- und wissensbasierte Tätigkeiten,     den §§ 8 BauNVO zulässig sind. Dies kann neben
      Dienstleistung, ggf. hochspezialisierte Produk-   dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe
      tion technologischer (Klein-) Bauteile            auch Nutzungen wie kleinere Logistik, Fuhrunter-
     Standorteignung aufgrund der örtlichen Gege-      nehmen, Verleih von Baumaschinen, größere Cate-
      benheiten, insbesondere die direkte Nachbar-      ringfirmen, (Gebäude-)Reinigungsdienste etc. bein-
      schaft zu Hochschul- bzw. Forschungs- und         halten.
      Entwicklungseinrichtungen, bzw. an einer
      schienengebundenen Verbindung zu diesen           Jede Kommune muss in der Lage sein, dem einfa-
      Institutionen, d. h. ausreichendes Potenzial an   chen gewerblichen Mittelstand, in der Regel inha-
      qualifizierten Arbeitskräften                     bergeführte Betriebe, mit einer gewerblichen bis
     Bündelung von Kompetenzen und Innovatio-          handwerklichen Ausrichtung Flächen in ausreichen-
      nen zur Förderung des Wissens- und Techno-        dem Maß vorhalten zu können. Die städtebauliche
      logietransfers, der gleichzeitig der Ausbildung   Qualität folgt hier weniger gestalterisch hohen
      eines individuellen Standortprofils dient         Ansprüchen, sondern vielmehr einer guten Funktio-
     Hochwertiges städtebauliches Konzept mit          nalität.
      attraktiv gestaltetem öffentlichen Raum, Glie-

Stadt Frechen – Gewerbeflächenkonzept                                                                      21
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