50 Jahre Geschichte(n) 1954 - 2004 - WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT "EINHEIT" eG CHEMNITZ
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1954 – 2004 Einheit 50 JAHRE WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT »EINHEIT« eG CHEMNITZ Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ eG Chemnitz Comeniusstraße 28 3 Fünfzig Jahre sind ein halbes Menschen- einer Genossenschaft machen. Ihr Leben aber zuversichtlichen Anfang, vom Mitein- 09120 Chemnitz leben. Ja, mehr als das! In den letzten fünf- spiegelt sich wider in den vielen kleinen Ge- ander und Füreinander. Geschichten von Telefon: 0371 / 52 34 80 zig Jahren hat unsere Stadt zweimal ihren schichtchen, in den großen Geschichten und Menschen, die unserer Genossenschaft die- Telefax: 0371 / 5 58 20 Namen gewechselt. Und obwohl der neue in der ganz großen Geschichte der Stadt und ses wichtige Stück Menschlichkeit geben, http://wg-einheit.de Name der alte ist, ist es Chemnitz keines- des Landes. das uns von anderen unterscheidet. Und Ge- wegs. Denn viel ist geschehen in diesen fünf Deshalb wollen wir zum 50jährigen Jubiläum schichten von der komplizierten Umgestaltung Vorstand: Detlef Hecker Jahrzehnten. Menschen und Unternehmen nicht nur die Vergangenheit, Gegenwart und der AWG „Einheit“ zu einem modernen Woh- Roswitha Kühnel haben das Leben ihrer Stadt maßgeblich Zukunft unserer Wohnungsgenossenschaft nungsunternehmen, das auch in Zukunft geprägt. „Einheit“ eG Chemnitz beleuchten. Nein, wir seinen Mitgliedern und Mietern ein moder- Aufsichtsrat: Die Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ eG werden auch Geschichten erzählen. Ge- nes und sicheres Zuhause bieten wird. Reiner Brumme schichten von den Menschen, die diese Ge- Chemnitz ist solch ein prägendes Unter- Ingeburg Hambach nehmen. Doch was wäre das beste Woh- nossenschaft geschaffen haben und heute Stefan Heinitz Ullrich König nungsunternehmen ohne die Mieter und Mit- das genossenschaftliche Leben so facetten- Detlef Hecker Roswitha Kühnel Hans-Jörg Schneider glieder, die eine Genossenschaft erst zu reich gestalten. Geschichten vom schweren, Vorstand 2 | 3
Einheit 1852 Genossenschaftliche Tradition Zeichen wie der Wiederer- Eröffnung der Eisenbahn- 3Die Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ eG öffnung des Opernhauses 1951 strecke Chemnitz-Riesa. Chemnitz setzt die lange Reihe genossen- kehrte nur langsam wieder Nor- 1863 schaftlicher Traditionen fort. malität in den Alltag der Chem- Gründung der Maschinenbau-Arbeiter- Im Jahre 1859 gründete Hermann Schulze- nitzer Bevölkerung ein. Kompagnie in Chemnitz. Delitzsch den „Allgemeinen Verband der 1883 deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsge- Wohnungsmangel Chemnitz zählt 103.000 Einwohner und ist damit nossenschaften“. Im Jahre 1864 stand auf 3 Besonders die schlechte Versor- Großstadt. der Tagesordnung des Vereinstages des gung mit Wohnraum erschwerte die 1884 Allgemeinen Genossenschaftsverbandes Aufbauarbeit. Viele Betriebe brauchten Geburt des Mitbegründers die Frage der „Gründung von Arbeiter- Zum 1. Mai 1889 wurde das „Gesetz, be- verein zur Beschaffung preiswerter Woh- mehr Arbeitskräfte, doch wo sollten die des deutschen Expressionismus Karl wohnungen“. treffend die Erwerbs- und Wirtschaftsge- nungen in Leipzig“ und der „Dresdner Spar- wohnen? Schmidt-Rottluff. Bald nach der Verabschiedung des ersten nossenschaften“ erlassen. Dieses Ge- und Bauverein“. gegründet. Der Baugenossenschaft Beamten- Genossenschaften in und um Chemnitz. Dies wurde auch staatlicherseits erkannt. 1897 Genossenschaftsgesetzes im Jahre 1867 nossenschaftsgesetz ist mit einigen Er- siedlung eGmbH Chemnitz Altendorf folg- Der II. Weltkrieg unterbrach diese Entwick- Am 20. Dezember 1953 erließ man des- Wahl der ersten sozialdemo- kam es in mehreren deutschen Städten zu gänzungen heute auch noch gültig. Auf Selbsthilfe, Selbstverwaltung ten die Allgemeine Baugenossenschaft für lung. 1945 wurden die bestehenden Woh- halb die Verordnung „Über die weitere Ver- kratischen Stadtverordneten in Chemnitz. Genossenschaftsgründungen. seiner Grundlage erfuhr die Genossen- und Selbstverantwortung Chemnitz und Umgebung eGmbH mit ihrer nungsgenossenschaften mit dem Prüfungs- besserung der Arbeits- und Lebensbedin- In Sachsen wurden aber erst fünf Jahre schaftsbewegung zum Ende des 19. Jahr- 3Aus diesen drei Säulen ist das genossen- im Jahre 1915 gegründeten ersten Arbeiter- verband der gemeinnützigen Wohnungsun- gungen der Arbeiter und der Rechte der 1900 Chemnitz zählt über 200.000 danach, im Jahre 1873, kurz hinterein- hunderts einen enormen Aufschwung. Im schaftliche Denken aufgebaut. Damals und wohnsiedlung in Gablenz, die Siedlungsge- ternehmen für die Länder Sachsen, Bran- Gewerkschaften“. Einwohner. Eingemeindung ander zwei Genossenschaften gegründet, die Jahre 1895 wurde in Leipzig die „Gemein- auch heute. sellschaft Chemnitz Altendorf und andere denburg und Mecklenburg organisiert. von Gablenz, Kappel und Altendorf. eigene Wohnungen errichteten: der „Bau- nützige Baugenossenschaft zu Leipzig“ Im Jahre 1912 wurde der Verband der ge- verein zu Mittweida" und als zweite Ge- gegründet. Es folgten u.a. 1898 der „Bau- meinnützigen Bauvereinigungen im König- Aufbruchstimmung nach dem Krieg 1911 Eröffnung des neuen nossenschaft der „Meißner reich Sachsen e.V. gegründet, dem 1935 3 Nach dem II. Weltkrieg mit seinen für Rathauses am Markt. Bauverein“. der Verband sächsischer Wohnungsun- Chemnitz verheerenden Luftangriffen waren 1912 ternehmen (Baugenossenschaften und 80 Prozent der Innenstadt zerstört. In der Verband der gemeinnützigen -gesellschaften) e.V. folgte. von sowjetischen Truppen besetzten Stadt Bauvereinigungen im Königreich Sachsen e.V. Auch in Chemnitz nahm die Genossen- begann der Neuaufbau der Verwaltung. Ab 1914-1918 schaftsbewegung konkrete Gestalt an. In August 1945 wurden erste Arbeitseinsätze Während des I. Weltkrieges den ersten zwei Jahrzehnten des vorigen zur Trümmerberäumung durchgeführt. verlieren über 8.000 Chemnitzer ihr Leben. Jahrhunderts wurden hier eine ganze Doch trotz der ersten Wahlen zur Stadtver- Reihe von Wohnungsbaugenossenschaften ordnetenversammlung 1946 und so positiver 4 | 5
Gründung 1915 Die Gewerkschaften sollten in den Betrie- neu gegründeten Genossenschaft. Als Heimat, von dem die meisten von ihnen nie Grundsteinlegung für die erste Arbeiterwohnsiedlung der ben ihren Einfluss geltend machen, um die erster hatte sich bereits am 24. April mehr lassen konnten. Was machte es da Allgemeinen Baugenossenschaft Bildung von Arbeiterwohnungsbaugenos- 1954 der Arbeiter Horst Bluschke vom VEB schon, dass besonders schwere körperliche in Gablenz. senschaften zu initiieren. Damit wurden Modul eingeschrieben. Er war dann auch Arbeit wie das Ausschachten der Baugruben 1918 verschiedene Ziele verfolgt. Einerseits war der erste Vorsitzende der AWG. und Fundamentgräben von den Genossen- Verband der Sächsischen Bauvereinigungen e. V. die gravierende Wohnungsnot zu mildern. Ende Mai wurde die Genossenschaft beim schaftern zu erbringen war. Nach der Schicht Andererseits ging es aber auch um die Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt als Arbeiter- im Betrieb ging es damals für viele von Mon- 1930 Die Stadt erreicht mit über Steuerung des Zuzugs von Arbeitskräften Wohnungsbau-Genossenschaft „Einheit“ tag bis Samstag noch zur Baustelle bei der 360.000 ihre bislang größte und deren Bindung an die Unternehmen. zugelassen und unter Nr. 4/1954 registriert. Genossenschaft. Unter welch schwierigen Einwohnerzahl. Bedingungen diese Leistungen erbracht 1935 wurden, ist in der technisierten Welt von Verband Sächsischer Wohnungsunternehmen heute kaum noch vorstellbar. (Baugenossenschaften und -gesellschaften) e.V. Neben den Arbeitsleistungen hatten die Mit- glieder gemäß dem Statut der AWG ihren Ge- 1944 Erste Bombenangriffe auf nossenschaftsanteil einzuzahlen, der in den Chemnitz, Rabenstein und Gründungsjahren unabhängig von der Woh- Siegmar-Schönau. nungsgröße 2.500 Mark betrug. Die für da- 1945 malige Verhältnisse hohe Summe musste Prüfungsverband der gemein- nützigen Wohnungsunternehmen Bau der ersten 36 Wohnungen begonnen Aufbau des Hauses, in dem künftig auch die nicht auf einmal, sondern konnte in Raten zu werden. Bereits Ende 1955 wurden diese eigene Wohnung sein würde - dies war für je 30 Mark entrichtet werden. Zusammen 1946 Erste Wahlen zur Wohnungen an 36 Genossenschafter und viele Mitglieder eine prägende Erfahrung. mit der Miete, die rund eine Mark pro Qua- Stadtverordnetenversammlung Gründung der Genossenschaft Durch die Gründung der Genossenschaft ihre Familien übergeben. Hier schufen sie sich ihr eigenes Zuhause. dratmeter betrug, war dies eine verkraft- nach dem Krieg. 3 Auf der Basis der oben genannten Ver- wurden die Mitarbeiter stärker an ihre Be- Hier wuchs aus der Erde das Stückchen bare Belastung für die jungen Familien. 1948 ordnung trafen sich am 18. Mai 1954 triebe gebunden. Der Zusammenschluss Ohne Fleiß kein Preis Entwicklung des „Chemnitzer Rege Bautätigkeit prägte hydraulischen Binders“, einem 32 der insgesamt 53 Gründungsmitglie- der Trägerbetriebe zu einer Interessenge- 3 Doch bevor der Traum von der eigenen auch schon in den ersten Bindemittel, das in den ersten der im VEB Modul Karl-Marx-Stadt mit meinschaft gab ihnen die Möglichkeit, ihre Wohnung in Erfüllung gehen konnte, waren Neubauten Verwendung findet. Jahren nach ihrer Gründung Vertretern der Betriebe, der Gewerkschaf- Beschäftigten bei der Lösung der Woh- ihre Zahl doch stetig an. Und auch das laut Statut der AWG von den Mitgliedern Ar- die Entwicklung der AWG 1950 ten und der Verwaltung, um eine „Woh- nungsprobleme zu unterstützen. Da die beitsleistungen zu erbringen. Die Stunden- „Einheit“. Abschluss des Wiederaufbaus vorrangige Ziel, die Schaffung von Wohn- des Alten Rathauses. nungsbau-Genossenschaft“ zu gründen. Aufnahme eines Mitgliedes ohne die Zu- raum, wurde sofort in Angriff genommen. anzahl richtete sich dabei nach der Größe Einweihung einer Radrennbahn stimmung des Trägerbetriebes nicht mög- In Altchemnitz begann die Bautätigkeit der der zu beziehenden Wohnung. Waren es für am heutigen Sportforum. Eingemeindung von Adelsberg, Trägerbetriebe waren neben dem VEB lich war, konnte sich eine Stammbeleg- AWG „Einheit“. Die Stadt übergab der Ge- eine 2-Zimmer-Wohnung mit Küche und Erfenschlag, Glösa, Harthau, Rabenstein sowie der Stadt Modul, der VEB Motorenwerk Ifa, der VEB schaft herausbilden, die für den wirt- nossenschaft kostenlos das erste Grund- Bad 500 Stunden, wurden für eine 2-1/2- Siegmar-Schönau. Bau-Union, der VEB Buchungsmaschi- schaftlichen Aufbau benötigt wurde. stück mit der Flurstücksnummer 395/15. Zimmer-Wohnung schon 600 Stunden und 1950/1951 nenwerk und der VEB Gemania. 53 Ge- Handelte es sich bei den ersten Genos- In der Wilhelm-Raabe-Straße, der heutigen für eine 2-2/2-Zimmer-Wohnung gar 700 Errichtung der ersten nossenschafter stehen auf der Liste der senschaftern noch um Enthusiasten, wuchs Comeniusstraße, konnte daraufhin mit dem Stunden bis zum Einzug gefordert. Der Wohnhäuser im Gewölbebau- verfahren an der Zschopauer Straße/Ecke Moritzstraße. 6 | 7
Gründung Margot und Wolfgang Looß Gezeichnet von den harten Nachkriegsjahren, doch voller Zuversicht und Tatendrang. Lebensmut Nur seiner Anpassungsfähigkeit, seinem Alles wurde irgendwie organisiert. Hier halfen 3 Man sieht Wolfgang Looß die schwere Geschick und seinem Fleiß verdankt er wahr- die sechs Trägerbetriebe enorm mit. Um Zeit nicht an, die der 1928 in Chemnitz ge- scheinlich sein Leben. Nach jahrelangen die Wohnungen noch schöner zu machen, borene hat durchleiden müssen. Kaum zu Irrfahrten durch die sowjetischen Gefange- kamen die umtriebigen Genossenschafter glauben, dass dieser lebensfrohe, vitale zum Beispiel auf die Idee, ihr eigenes Par- ältere Herr sieben Jahre seines Lebens oh- kett herzustellen und die Zimmer damit aus- ne Schuld in Gefangenschaft verbrachte. zustatten. Gesagt getan. Vom VEB Sportge- Dabei hatte alles ganz normal begonnen. rätewerk kam das Holz, Pfiffikus Looß baute Nach der Schule erlernte der handwerklich eine Fünfblattkreissäge, und in einer Garage stellten dann die Frauen das genossen- schaftliche Parkett her. Wolfgang Looß bezog nenlager kehrte Wolfgang Looß erst am 28. Februar 1952 nach fast 7 Jahren in sein geliebtes Chemnitz zurück. Als erster hauptamtlicher Vorsitzender der damaligen geschickte Junge in den traditionsreichen Tatendrang AWG Einheit prägte der Wandererwerken den Beruf eines Werk- 3 Doch anstatt der gesellschaftlichen Ord- gelernte Werkzeugmacher zeugmachers und überstand so die Kriegs- nung, die ihm so viel Unrecht zugefügt hat- Wolfgang Looß das Gesicht jahre. 1945 dann, der Krieg war schon ein te, den Rücken zu kehren, packte er mit an, die Wohnung in der Comeniusstraße 10, in Heute genießt das Ehepaar der Wohnungsgenossen- paar Monate vorbei, brach das Unglück war aktiv und kümmerte sich darum, dass der die AWG ihre erste Musterwohnung ein- Margot und Wolfgang Looß schaft entscheidend mit. den Ruhestand in seiner über den jungen Wolfgang Looß herein. Er es vorwärts ging im Lande. Logisch, dass gerichtet hatte. Schließlich kam der 1. Juli gemütlichen Wohnung in wurde verhaftet, ohne Anklage, ohne Pro- er als Arbeiter im VEB Modul auch bei der 1958. Der bis dahin ehrenamtlich tätige Vor- der Erdmannsdorfer Straße. zess, ohne Schuld. Verbrachte anderthalb Gründung der Arbeiterwohnungsgenossen- sitzende erhielt den hauptamtlichen Status. Jahre im Gefängnis in Bautzen und wurde schaft "Einheit" mitmischte. Die Augen von Somit war die AWG „Einheit“ die erste im da- dann mit Hunderten Leidensgenossen zur Wolfgang Looß beginnen zu leuchten, maligen Karl-Marx-Stadt, die über eine solche Zwangsarbeit nach Sibirien abtransportiert. wenn er von dieser Aufbruchzeit berichtet. Position verfügte. Die neu entstandene AWG 8 | 9
Aufbau Aufbau Gebäude in der 1951 Menschen optimistisch in die Zukunft. Viele Annaberger Straße Wiedereröffnung des Opernhauses und Einweihung des Familien wurden gegründet, die alle eine Puppentheaters im Gebäude der Wohnung suchten. Klar war deshalb eines: Neue Wege im Wohnungsbau bauweise eingesetzt. Es entstanden 112 wurde ein Raum einer Wohnung in der Co- ehemaligen Aktienspinnerei. 3 Die Bautechnologen suchten damals Wohnungen des Types Q25 auf der rech- meniusstraße als Verwaltungsraum ge- Mit der herkömmlichen Ziegelbauweise 1952 und der damit möglichen Baugeschwindig- nach Möglichkeiten, die Produktivität ent- ten Seite der Scharfensteiner Straße. nutzt. Hier waren sowohl der damalige Bau- Bildung des Bezirkes Chemnitz mit der Bezirksstadt Chemnitz. keit konnte der immense Bedarf nicht ge- scheidend zu verbessern. Dies war mit der leiter Günter Körbitz als auch Frau Pohle, die deckt werden. herkömmlichen Ziegelbauweise offensicht- Parallel dazu wurden vier Blöcke auf der Buchhalterin tätig. Von hier aus steuerten sie 1953 Ministerratsbeschluss zur lich nicht möglich. Erst mit der Einführung linken Seite der Straße mit 96 Wohnungen das Geschehen auf den Baustellen, koordi- Umbenennung der Stadt in Zum Ende des Jahres 1956 zählte die der Großblock- und Großplattenbauweise gleichen Typs errichtet. nierten die Einsätze der künftigen Bewohner „Karl-Marx-Stadt“. Gründung der Hochschule für AWG „Einheit“ 213 Mitglieder. Der Genos- konnte der notwendige Zuwachs erzielt und kontrollierten die Arbeit der Handwerker. Maschinenbau, der heutigen senschaftsgedanke wurde immer populä- werden. Daher wurde ein Partner gesucht, Einrichtung fester Strukturen Technischen Universität Chemnitz-Zwickau. rer. Dank der Bautätigkeit und verschie- mit dem man diese neue Technologie in die 3 Diese rege Bautätigkeit machte die Eta- Zu dieser Zeit war der Vorstandsvorsitzen- dener Maßnahmen wie das Einrichten Praxis einführen konnte. blierung festerer Strukturen für die Genos- de ehrenamtlich tätig. Er wurde jedoch vom 1954 Überschwemmungen im einer voll ausgestatteten Musterwohnung 1958 wurde in der AWG „Einheit“ die erste senschaft notwendig. Dies betraf einerseits Trägerbetrieb, dem VEB Modul, freigestellt. Stadtgebiet; alle Brücken, Fließstrecke des Bezirkes Karl-Marx-Stadt die räumliche, andererseits auch die perso- Die Lohnkosten teilten sich die Betriebe außer der Kaßbergauffahrt, war auch die erste, die über einen eige- Genossenschaften wuchs. Entfielen auf in der Comeniusstraße stieg die Mitglie- werden überflutet. nen Bauleiter verfügte. Günter Körbitz, der sie im Jahre 1958 noch 25 Prozent aller derzahl innerhalb eines Jahres auf 373. für den Wohnungsbau nach der Großblock- nelle Situation der AWG. Von 1957 bis 1958 Modul, Barkas und Buchungsmaschinenwerk. In der 1955 später Wolfgang Looß in seinem Amt als neugebauten Wohnungen der Stadt, waren Auch immer mehr Betriebe sahen im Bei- Scharfensteiner Konstituierung der PGH Vorsitzender folgte, sorgte dafür, dass der es ein Jahr später bereits 35 Prozent. Den- tritt zur Genossenschaft die Chance, ihrer Straße wurde die Elektromaschinenbau-Handwerk „Dynamo“ als erste der Stadt. Bau zügig voran ging. Nach der Schicht noch nahm die Zahl der Wohnungssuchen- Belegschaft bei der Schaffung von Wohn- erste Fließstrecke des raum wirkungsvoll zu helfen. Bezirkes Karl-Marx- traten fast täglich 50 bis 60 Mitglieder den in Karl-Marx-Stadt ständig zu. Dies war 1956 Stadt für den Gründung des Sportclubs Motor an, um ihre Aufbaustunden zu leisten. Das zum einen auf den wachsenden Arbeits- Diese Entwicklung brachte für die AWG Wohnungsbau Karl-Marx-Stadt. Einweihung des musste alles koordiniert werden. kräftebedarf der sich entwickelnden Industrie „Einheit“ die materielle Basis, den Woh- eingesetzt. Pionierhauses, des heutigen Hauses „spektrum“. zurückzuführen. Zum anderen blickten nungsbau noch weiter zu for- Wachstum und Schaffensfreude wieder mehr cieren. Er konzentrierte sich in 1957 Wiederaufbau des Roten Turmes. 3 Anfang des Jahres 1955 waren fast dieser Zeit auf die Errichtung 11.000 Menschen in Karl-Marx-Stadt neuer Häuser in der Come- 1958 Auf der Annaberger Straße als wohnungssuchend registriert. Von niusstraße und in der Anna- beginnt die Umstellung des berger Straße. Gleichzeitig staatlicher Seite konnte dieser Bedarf Straßenbahnnetzes auf Breitspur. Einweihung des Kunsteisstadions bei weitem nicht gedeckt werden. Die begann die Bebauung in am Küchwald. Bedeutung der Arbeiterwohnungsbau- der Scharfensteiner Straße. 10 | 11
Arbeit Gudrun und Egon Grimm, Rolf Schott Arbeit, Zufriedenheit und Liebe - ein gemeinsames Leben mit der Genossenschaft. Zuhause. Engagement. 3 Das erste was auffällt, wenn man das 3 Für seine Genossenschaft konnte Egon Wohnzimmer von Gudrun und Egon Grimm Grimm schon immer einstehen. Als Walter betritt, sind die großen maritimen Gemälde Ulbricht die junge Karl-Marx-Städter Genos- an der Wand. Nein, zur See sei er nicht ge- senschaft besuchte, konnte der energische fahren, verneint der 1930 geborene Chem- Werkzeugmacher sich nicht enthalten und Für Geschichte kann nitzer. Aber er interessiere sich eben sehr machte den Regierungschef auf die man- er sich begeistern, für Geschichte und Traditionen. Das glaubt gelhafte Infrastruktur und die schlechten der passionierte Feuerwehrmann. man ihm aufs Wort. Die Grimms gehören Straßen aufmerksam. Der Hinweis kam an Und Geschichten kann und die damalige Wilhelm-Raabe-Straße zu er erzählen. Lebendig Wenn die drei zusammensitzen, kann es ihrem Belag. und greifbar. schon mal hoch her gehen. Gudrun und Bei solchen Erinnerungen lachen die drei Aufgebaut hat er sie mit Egon Grimm wohnen mit Nachbar und Kum- Genossenschafter. Die beiden Freunde seinen eigenen Händen, die Genossenschaftswohnung pel Rolf Schott seit 1957 Tür an Tür. Sie helfen Schott und Grimm haben noch eine weitere in der Comeniusstraße. einander; seit Anbeginn. Die ersten Gas- große Gemeinsamkeit: Über vier Jahrzehn- Angepackt, geholfen und te Freiwillige Feuerwehr. Das prägt. öfen haben sie geschleppt und den Aushub geschuftet. Und sein Zuhause geschaffen seit beseitigt. „Damals war Geld nicht so fast einem halben Jahr- wichtig wie heute“, erinnert sich Egon Grimm. hundert - Egon Grimm. „Gezählt haben die gemeinsame Arbeit und die gemeinsame Freude.“ zur Genossenschaft. Sie sind von Anfang an In solch einer Atmosphäre haben sie sich dabei. „Mitgliedsnummer 60!“, wie Ehefrau immer wohl gefühlt. Und wohl fühlen sich Gudrun verkündet. 1956 haben die beiden die Eheleute immer noch. Hier in ihrer Woh- geheiratet. Der Werkzeugmacher und die da- nung und hier in ihrer Genossenschaft. Die malige Mechanikerin, die später dann als Häuser sind frisch modernisiert und instand- Betriebsfotografin arbeitete, haben mit an- gesetzt. „Klar gab es etwas Dreck bei der gepackt. Das Haus in der Comeniusstraße, Sanierung. Aber im Endeffekt hat das alles in dem sie heute noch wohnen, entstand super geklappt mit den ganzen Handwer- durch ihrer Hände Arbeit. kern“, berichtet Gudrun Grimm. 12 | 13
Arbeit 1959 Helfen und für andere da sein. Das liegt sich schnell enttäuscht. Als Mitglied der Inbetriebnahme der ersten Trinkwasser-Fluoridierungsanlage. Egon Grimm im Blut. Sei es als jahrelan- Vertreterversammlung nimmt Egon Grimm Grundsteinlegung für das ger Brandschutzbeauftragter oder bei der noch regen Einfluss auf die Geschicke der Heizkraftwerk Nord. Kinderbetreuung im Betriebsferienlager, die Wohnungsgenossenschaft. Und dann ist 1961 schon zu einer Instanz geworden war. Da da der Garten, an dem die Eheleute sehr Weihe des jüdischen Gemeinde- hauses an der Stollberger Straße. kann es der begeisterte Hobbyhistoriker hängen. Sie sind oft draußen. „Natürlich Bau der Berliner Mauer überhaupt nicht verstehen, wenn heute mit dem Auto“, schwärmt Gudrun Grimm. 1962 die Schulkinder ihr Schokoladenpapier oder „Egon mit seinem schnellen Honda. Und Eröffnung des Hotels „Moskau“. ihre Coladose einfach wegwerfen. Egon ich habe so ´nen schönen bulligen Gelän- Grimm bückt sich, schafft die Sachen in dewagen. Ich liebe die großen Kisten.“ Die 1963 den Papierkorb, sorgt wieder für Ordnung. Grimms kennen keinen Ruhestand. „Wer Eröffnung der Freilichtbühne im Küchwald, des Warenhauses So einer ist er. rastet, der rostet“, meint Egon Grimm und „Centrum“ und des Heimattier- parkes an der Pelzmühle. schaut auf die Uhr. Die steht noch immer Unruhestand. auf derselben Wohnzimmer-Anrichte wie 1964 Teilfertigstellung der Straße der 3 Wer denkt, die Grimms genössen in Be- vor fast 50 Jahren, als das junge Paar seine Nationen zwischen Brücken- schaulichkeit ihren Ruhestand, der sieht Wohnung in der Comeniusstraße bezog. und Bahnhofstraße. Zentrales Pioniertreffen in Karl-Marx-Stadt. 1965 Eröffnung der Eissporthalle. Solide, praktisch und Benennung des Holzmarktes in Rosenhof und Pflanzung von gemütlich - so war und 4.000 Rosen zur Erinnerung an ist die Einrichtung vieler die Schrecken und Leiden des genossenschaftlicher II. Weltkrieges. Wohnungen, wie hier in der Comeniusstraße. Entbehrung und Luxus angeschafft. Dies war jedoch nicht immer 3 Die neuen Wohnungen waren für die Ge- ein leichtes Unterfangen. Um die gewünsch- nossenschafter einfach ein Traum, wohnten ten Schränke, Betten und Möbel beim Han- doch die meisten bisher in sehr beengten del zu ergattern, brauchte es gute Bekannte Verhältnissen, oft mit mehreren Generatio- oder langes Stehvermögen. Wie dem auch nen auf wenigen Quadratmetern. sei. Der für heutige Begriffe bescheidene Jetzt in den Wohnungen der AWG „Einheit“ Luxus der Wohnungen mit Ofenheizung konnte man sich endlich sein Leben nach und Elektroboiler war für die meisten der eigenem Geschmack aufbauen. Familien- Inbegriff des Wohlstandes. Hier fühlten sich pläne wurden geschmiedet, die Einrichtung die Genossenschafter einfach zu Hause. 14 | 15
Heimat Edelgard und Martin Fiedler Heimat ist, wo die Familie sich wohl fühlt, wo ein gemütliches Zuhause Wärme spendet. Familienglück. mit dieser Aufbauarbeit kam auch ein an- ohnehin eine neue berufliche Aufgabe 3 Der Schmetterling entstammt einer phan- deres Gefühl. Bereits auf der Baustelle spürte suchte, nahm sie das spätere Angebot, tasievollen Kinderhand. „Ja, den hat unser man den Gemeinschaftssinn der Genossen- halbtags in der AWG zu arbeiten, gern an. Christian gemalt. Der ist jetzt aber schon schafter. Das hat den Fiedlers gefallen. Und Aus diesem Angebot wurden 17 Jahre. Jahre, zwölf.“ Stolz weist Edelgard Fiedler auf das nach dem in die im August 1959 bezogene in denen Edelgard Fiedler den Bereich Mit- Foto, das die Tochter Steffi und Schwieger- Zweieinhalbzimmerwohnung in der Schar- gliederwesen betreute. Deshalb kennt sie Voll Begeisterung sohn Ralf mit dem geliebten Enkel zeigt. fensteiner Straße im Jahre 1963 mit Tochter auch heute noch so viele Genossenschaf- berichtet Edelgard Der Familie geht es gut. Alles ist wohl ein- Steffi auch noch Kinderlachen Einzug hielt, ter. Und die kennen sie. Das Zusammenge- Fiedler vom Wachsen der Familie und vom gerichtet. Und überhaupt sind Edelgard und war das Familienglück perfekt. Für Edelgard hörigkeitsgefühl mit der Genossenschaft und Zusammenhalt in der ihr Mann Martin Fiedler zufrieden mit ihrem Fiedler kam eine Zeit, in der sie sich ganz den anderen Mitgliedern ist geblieben. So, wie Genossenschaft. Leben. der Familie und ihrer Tochter widmete. Dass die Wohnungsgenossenschaft darin im- mer eine große Rolle gespielt hat, ist für die Arbeit in der Genossenschaft gebürtige Dresdnerin nichts Ungewöhn- 3 Als dann Günter Körbitz, der damalige Vor- liches. „Immerhin bin ich ja schon seit dem sitzende der AWG „Einheit“, sie für seine 13. Januar 1957 Mitglied bei der Einheit.“ berühmte „Hausfrauenbrigade“ gewinnen Zwei Jahre zuvor hatte sie den Ingenieur wollte, kam das der gelernten Modistin – Martin Fiedler geheiratet und war so nach „Also Hutmacherin“, fügt Edelgard Fiedler Chemnitz gekommen. erklärend hinzu – gerade recht. Und da sie Doch wo sollte das junge Paar wohnen? Das Zimmer bei der Großmutter war auf sie es auch die ganzen Jahre in der Hausge- Dauer keine Lösung. „Da lag für uns der meinschaft gepflegt haben. „Das gehört für Genossenschaftsgedanke nahe.“ Die Auf- mich dazu – füreinander da zu sein. In der Edelgard Fiedler ist seit baustunden wurden gemeinsam geleistet. Familie und natürlich auch in der Nachbar- 1957 Mitglied in der Nun ja: fast gemeinsam. „Da mein Mann in schaft.“ „Einheit“. Wenn sie im technischen Dingen sehr bewandert ist, hat Heute tritt Tochter Steffi in die Fußstapfen Familienalbum blättert, er Vermessungsarbeiten auf der Baustelle der Mutter; als Mitglied und als engagierte geht es immer auch um die Geschichte der durchgeführt. Mir blieb dann nur noch die Mitarbeiterin in der Wohnungsgenossen- Wohnungsgenossenschaft. Schaufel“, lächelt Edelgard Fiedler. Doch schaft „Einheit“ eG Chemnitz. 16 | 17
Heimat 1966 Die Stadt wächst Grundsteinlegung für das Wohngebiet an der Geibelstraße 3 Die Genossenschaft schaffte 1960 die Vor- (später Hans-Beimler-Straße). aussetzungen, die Fließstrecke des Woh- 1967 nungsbaukombinates zur Erdmannsdorfer Eröffnung der Hauptpost an Straße umzusetzen. In der Folge wurden dort der Straße der Nationen. Inbetriebnahme der bis 1961 acht Wohnblöcke mit insgesamt Zentralhaltestelle. 192 Wohnungen errichtet. Im gleichen Zeit- Titelgewinn des Fußballclubs Karl-Marx-Stadt in der raum entstand ein Block mit 24 Wohnun- Deutschen Meisterschaft der DDR. gen in der Comeniusstraße 32-36. In den 1968 Jahren 1962 / 1963 baute die AWG „Einheit“ Übergabe des neuen an der Stollberger Straße einen Wohnblock Omnibusbahnhofes am Schillerplatz. mit 32 Wohnungen. 1971 Ab 1963 wurde dann für alle Genossen- Übergabe des Hauses der schaften der Stadt zentral im Flemminggebiet Staatsorgane und Einweihung Staat und Genossenschaft einem zentral festgelegten Schlüssel die gebaut. Auch unsere Genossenschaft über- des Karl-Marx-Monumentes. 3 Ständiger intensiver Zuzug nach Karl- Wohnhäuser. Die Genossenschaft war ver- Fertigstellung von rund 2.000 nahm in den Jahren 1963 - 1966 insgesamt Seiten aus einem Reklameprospekt für genossen- Wohnungen im Baugebiet Marx-Stadt trieb auch den Wohnungsbau pflichtet, die zugewiesenen Objekte zu kau- Yorckstraße. 8 Blöcke mit 288 Wohnungen des Typs Q6. schaftliches Wohnen. In diesen Jahren wurde noch voran. Neue Baugebiete wurden erschlos- fen und natürlich auch zu bezahlen. Der Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt beschloss, um Mitglieder geworben. Bereits einige Zeit später sen. Der Hauptbauträger war die Stadt. Von Finanziert wurde dies zuerst bei der Spar- wäre dies unvorstellbar gewesen, da die Wartezeit diese zentrale Baustelle auch von einem zen- auf eine Mitgliedschaft mehrere Jahre betrug. ihr übernahmen die Genossenschaften nach kasse Karl-Marx-Stadt und später dann bei tralen Bauträger entwickeln zu lassen. Darauf- der Staatsbank der DDR durch langfristige hin wurde der Hauptauftraggeber Komplexer Kredite, deren Laufzeit 99 Jahre betrug. Wohnungsbau gebildet, der fortan die Ge- 15 Prozent der Kaufsumme mussten in schicke der Bautätigkeit bestimmte. Für die Eigenleistung in Form von Anteilen und Fusion AWG „Einheit“ entfiel somit die Notwendig- Stunden durch die Genossenschafter er- 3 Zum 1. Januar 1960 fusionierte die AWG keit, einen eigenen Bauleiter zu beschäfti- bracht werden. Doch neben der staatlichen „Frohe Zukunft“ mit unserer Genossenschaft. gen. Günter Körbitz wurde daraufhin mit Reglementierung bei Übernahme, Vergabe Die AWG „Einheit“ wuchs auf einen Schlag der Geschäftsführung der Genossenschaft und Finanzierung hatte dieses System um 220 Mitglieder und erweiterte ihren Be- beauftragt. durchaus auch positive Seiten. So erhielt stand um 84 Wohnungen. Diese befanden In den darauf folgenden Jahren entstanden zum Beispiel die AWG von den Trägerbe- sich in der Zschopauer Straße, der Alten- eine Vielzahl neuer Wohnungen, so zum Bei- trieben pro aufgenommenem Mitglied 500 hainer Straße und in der Andreasstraße. spiel in der Wartburgstraße und im Beim- Mark. Außerdem halfen die Betriebe mit Die administrativen Aufgaben einer solchen lergebiet. Zum 31. Dezember 1970 waren Technik, Material und Ressourcen. Die Be- Fusion waren auch damals schon keine in der AWG „Einheit“ 1.782 Mitglieder re- wirtschaftungskosten der Wohnungen er- Kleinigkeit. Die beiden Vorstände lösten die gistriert. Der Bestand an Wohnungen betrug fuhren eine staatliche Stützung, so dass Probleme unkompliziert und kollegial. 1.508. Davon waren schon 812 fernbeheizt. die Mieten niedrig gehalten wurden. 18 | 19
Liane und Claus Gemeinschaft Modernes Wohnen in einer starken Gemeinschaft ist für Genossenschafter selbstverständlich. Schubert Das Warten hatte ein Ende. „Und wenn wir heute noch regelmäßig 3 Acht Jahre haben Liane und Claus Schubert Besuch von ehemaligen Nachbarn bekom- auf ihre Wohnung nach dem Eintritt in die men, zeigt das doch, wie wohl sich die Genossenschaft gewartet. Für das seit 1970 Leute hier in dieser Gemeinschaft gefühlt verheiratete Ehepaar heute unvorstellbar. haben, oder?!“, fragt Liane Schubert. Aber damals in den 70ern war das eben so. Man ging zur Arbeit - sie als Sachbear- Neues Land - neue Wohnung. beiterin und er als Maschinenbauingenieur 3 Die Wende begrüßten die Schuberts wie in die Konstruktion beim VEB Drahtziehma- Kellergespräche. die meisten der damaligen Karl-Marx-Städter Schuberts wohnen gern schinenwerk Grüna. 1972 war der erste 3 „Wir waren von Anfang an eine starke mit großer Euphorie. Dass die neue Zeit auch hier in Markersdorf- Nord. Sohn gekommen, die Wohnung in Raben- Hausgemeinschaft. Wir haben uns alle gut stein wurde zu klein. Nach unzähligen Ge- verstanden“, berichtet Claus Schubert, der sprächen, Bitten, Protesten und Flüchen viele Jahre als Hausvertrauensmann wirkte. teilte man der Familie Schubert endlich eine Feste wurden gefeiert, jedes Jahr gab es Liane und Claus Schubert sind Wohnung in Markersdorf-Nord zu. Damals Fasching und regelmässig fanden in ge- seit 1978 in der Otto-Hofmann- Straße zu Hause. Eine gute bedauerten die Eheleute zwar, dass sie in mütlicher Runde die „Kellergespräche“ Hausgemeinschaft ist für das das Erdgeschoss ziehen sollten, aber heute statt. Inzwischen seien zwar von den Erst- Ehepaar ebenso wichtig wie sind sie froh darüber. Claus Schubert war bewohnern nur noch drei Parteien im Ein- ein gepflegtes Umfeld. in dieser Zeit ständig auf „seiner Baustelle“, gang, aber die neu Hinzukommenden werden passte auf, dass nicht alles seinen gewohn- gleich mit in die Gemeinschaft einbezogen. ten Gang ging, sondern besser wurde. Im neue Probleme mit sich brachte, spürten September 1978 bezogen sie dann die nagel- die beiden spätestens 1992 mit dem Über- neue Wohnung. Und als drei Jahre später der gang in den Vorruhestand am eigenen Leib. zweite Sohn das Licht der Welt erblickte, Doch Herr und Frau Schubert sind aktive war nicht nur die Familie komplett, sondern Zeitgenossen. An der Umwandlung der auch die schwierige Anfangszeit im Wohn- ehemaligen AWG zur heutigen Wohnungs- gebiet vergessen. Schlamm, Staub und feh- genossenschaft „Einheit“ eG Chemnitz war lende Einkaufsmöglichkeiten waren Grün- Claus Schubert als Mitgliedervertreter be- anlagen und der Kaufhalle gewichen. teiligt. Gut erinnern können sich die beiden 20 | 21
Gemeinschaft 1973 an die Modernisierung ihrer Wohnung. und das Ergebnis lässt die paar kleinen Neue Gebiete - neues Leben nungen. Einen Block mit 32 Wohnungen in Übergabe des Wildgatters Oberrabenstein. 1996 wurde ihr Gebäude einer kompletten Unannehmlichkeiten vergessen. Die mo- 3 Die Bestände der verschiedenen Arbei- der Stollberger Straße erhielt die AWG „Rudolf Eröffnung einer 400-m-Bahn Verjüngungskur unterzogen. „Das Ganze war dernisierte Wohnung kann sich sehen las- terwohnungsbau-Genossenschaften waren Marek“. Dieses Verfahren bedingte, dass zur im Eissportzentrum. generalstabsmäßig vorbereitet und wurde sen. Hell, geräumig und gemütlich. über die unterschiedlichsten Standorte in Karl- Zeit der Errichtung des Yorkgebietes die Bau- 1974 glatt durchgeführt“, resümiert Claus Schu- Neues Bad, neue Fenster, neue Elektrik - Marx-Stadt verteilt. Dies zog erhebliche Auf- tätigkeit unserer Genossenschaft stagnierte. Eröffnung der Stadthalle. Grundsteinlegung für das bert. „Ja, aber die zwei Wochen waren alles neu. Hier fühlen sich Schuberts da- wendungen in der Verwaltung und der re- Wohngebiet „Fritz Heckert“. schon der reine Wahnsinn“, ergänzt seine heim. Und auch die zwei Söhne - der eine paraturmäßigen Betreuung der Wohnungen Die AWG „Einheit“ war als Rechtsträger für Übergabe der Kaufhalle Kappel als größte Verkaufs- Frau, die noch mit Schrecken an das mit ist promovierter Chemiker, der andere folgt nach sich. Der Rat der Stadt beschloss aus das seit 1974 im Bau befindliche Wohnge- einrichtung des Bezirkes. Folie abgetrennte Wohnzimmer denkt. Das mit seinem Studium des Werkzeugma- diesem Grund eine territoriale Bereinigung biet „Fritz Heckert“ vorgesehen. Das be- 1975 Provisorium der zeitweilig auch im Wohn- schinenbaus eher dem Weg des Vaters - der bisherigen bebauten Gebiete der Genos- deutete für unsere Genossenschaft, ab 1975 Grundsteinlegung für ein zimmer installierten Kochstelle habe schon haben hier immer noch ihr Zuhause. Je- Dreisprachiger Prospekt senschaften. Der Beschluss stieß auf breite im Baugebiet 1 / Abschnitt 3 wieder zu bauen. neues Plattenwerk an der über den Wohnungsbau Blankenauer Straße. fast der Atmosphäre eines Campingplatzes denfalls immer dann, wenn sie die Eltern in Karl-Marx-Stadt Zustimmung der AWGen, da diese sich da- So wurden von 1975 bis 1977 an der Paul- 1976 geähnelt, erinnert sie sich schmunzelnd. besuchen. Die Schuberts sind zufrieden: von eine erhebliche Kosteneinsparung ver- Bertz-Straße 18 Wohnblöcke mit 1056 Woh- Erste Badesaison am Stausee Das Ganze hat aber nur 14 Tage gedauert „Hier weggehen? Warum denn?“ sprachen. nungen des Typs IW 73 und der 9-geschos- und Eröffnung der Sport- und Versorgungseinrichtungen in Künftig sollte nur noch eine Genossenschaft sige Großplattenbau vom Wohnungsbau- Oberrabenstein. als Rechtsträger alle Genossenschaftswoh- kombinat „Wilhelm Pieck“ Karl-Marx-Stadt Grundsteinlegung für das Bezirkskrankenhaus. nungen eines Baugebietes zugesprochen übernommen. Diese Gebäude wurden alle in industrieller Plattenbauweise errichtet. Nach 1977 Wolkenbruchartige 1977 liefen die Vorbereitungen für die Bau- Regenfälle verursachen gebiete III/IV des Wohngebietes „Fritz Überschwemmungen u. a. des Fritz-Heckert-Platzes. Heckert“ an. Die AWG „Einheit“ übernahm in den Jahren 1978 und 1979 1.553 Woh- 1978 Eröffnung des nungen der Bautypen IW 73 und erstmals Fußgängertunnels an 11-geschossige Häuser des Typs IW 77. der Zentralhaltestelle. Die Wohnungen an der Paul-Bertz-Straße wurden dann bei einer weiteren territoria- Die Feier zum 25jährigen len Bereinigung im Jahre 1984 an die AWG Jubiläum der AWG „Einheit“ „Fortschritt“ übergeben. im Mai 1979. bekommen. Die anderen AWGen traten dann Wohngebiet korrigiert werden mussten. Für vor der Zuteilung der Wohnungen ihre Mit- unsere Genossenschaft bedeutete dies die Ein Vierteljahrhundert Genossenschaft glieder dem genossenschaftlichen Rechts- Abgabe von 288 Wohnungen aus dem 3 1979 beging unsere Genossenschaft ihr träger ab. Die gesamte Maßnahme zog Flemminggebiet an die AWG „Solidarität“ 25-jähriges Jubiläum. Der Vorstand bedankte sich über mehrere Jahre hin und brachte zum 1. Januar 1977. Die AWG „Ernst Schnel- sich bei rund 300 verdienten Mitgliedern, Be- doch einige Probleme mit sich, da ja auch ler“ erhielt im Beimlergebiet 492 Wohnun- schäftigten und Gästen mit einer zünftigen die Mitgliedschaften entsprechend dem gen und aus Bernsdorf nochmals 130 Woh- Feier im Kulturhaus von Oelsnitz / Erzgebirge. 22 | 23
Verbundenheit Familie Schwarzbold Wie zeigt man am besten seine Verbundenheit? Ganz einfach: Man pflanzt einen Baum. „Ich wohne gern hier.“ gerade im Bau. Hier bot sich der jungen Die Zeiten ändern sich. 3 Dieser Satz stammt von Eveline Schwarz- Familie die Möglichkeit, eine größere 3 Familie Schwarzbold ist in Markersdorf- bold. Die Eheleute sind beide Architekten. Wohnung zu erhalten. Im Juli 1982 zogen Süd verwurzelt. Mittlerweile hat sich hier Das sagt schon viel. Kennengelernt haben die Schwarzbolds ein. Zwischen Staub, im Wohngebiet einiges getan. Bewohner sich Eveline und ihr Mann Pieter beim Dreck und LKW-Lärm. Heute spricht Eveline ziehen weg. Bewohner ziehen neu dazu. Studium in Weimar. Kamen dann 1973 Schwarzbold vom Hochhauskoller, den sie Viele Häuser sind saniert worden. Andere erlebte, als sie mit Tochter Margret zu Hause saß. Offensichtlich ging es nicht nur ihr so. Die Bewohner taten sich zusammen und legten die Außenanlagen vor ihrem Ein- Eveline und Pieter gang selbst an. Besorgten Mutterboden, säten Schwarzbold waren als Rasen und pflanzten Bäume. Drei Familien: Architekten seinerzeit eine Eiche, eine Buche und Schwarzbolds nicht nur in die Planung des Wohngebietes einen Ahornbaum. einbezogen, sondern haben auch ihre eigene Drei Generationen. Wohnung nachträglich individuell umgebaut 3 Heute wohnen hier drei Generationen der und ausgestattet. Drei Generationen der Familie unter einem Dach. Der vierjährige Schwarzbolds beherbergt nach Karl-Marx-Stadt, wo sie eine Stelle Sohn von Tochter Margret bringt jeden Tag stehen nicht mehr. Das schafft zwar einer- die geräumige Wohnung in der Alfred-Neubert-Straße. beim damaligen Wohnungsbaukombinat neue Aufregung ins Haus. Eveline Schwarz- seits den von Eveline Schwarzbold so viele bekam und er beim Bezirksbauamt anfing. bold liebt ihren Enkel Justin, der gleich um Jahre vermissten Freiraum. Andererseits Wie allen jungen Absolventen mangelte es die Ecke seinen Kita-Platz hat. Oft kümmert befürchtet die Architektin, dass es Ein- den Schwarzbolds vor allem an einem: an sie sich um den Blondschopf, damit die flüsse auf das Mikroklima des Gebietes einer Wohnung. Bereits da nutzten die Ehe- Tochter in Ruhe ihr Abitur nachholen kann. geben wird. Und auch an Enkel Justin leute die Chance, als Mitglieder einer Genos- Die zwei Söhne Sebastian und Stephan sind gehen die Veränderungen nicht spurlos senschaft früher an die Reihe zu kommen. schon aus dem Haus. Der eine arbeitet bei vorbei. Sein neuestes Lieblingsspiel heisst Aber als die Kinder kamen, wurde die Woh- der Citybank in Cottbus. Der andere studiert „Schwimmhalle abreißen“. nung in der Irkutsker Straße bald zu eng. als fertiger Tischlermeister wie seine Eltern Doch vor dem Eingang steht der Ahorn- Damals befand sich das Wohngebiet VII in Weimar Architektur. baum und wächst und gedeiht. 24 | 25
Verbundenheit 1980 „Komplexer Wohnungsbau“ Baufortschritt. Bedingt waren sie zumeist Einweihung des Brühl-Boulevards. Wiedereröffnung des durch einen 3 1974 wurde der Grundstein für die Groß- durch fehlende Kapazitäten. Da musste man Brand 1976 völlig zerstörten wohnanlage „Fritz Heckert“ am südlichen auf die Zulieferung aus den Plattenwerken Schauspielhauses. Stadtrand von Karl-Marx-Stadt gelegt. Mit warten, hier fehlten Komponenten für die 1981 dem Bauen selbst wurde aber erst später technische Ausrüstung und dort mangelte Beginn des Rekonstruktionsvorhabens auf begonnen. es an Splitt. Übrigens, die Farbe der ent- dem Sonnenberg. Übergabe des Die Planung des Wohngebietes oblag dem stehenden Häuser richtete sich zum großen Neubaus „Bezirkskrankenhaus“. Straßenbau. Die Arbeit der Bauleute wurde Einsatz. Mit einem angemessenen Vorlauf Büro des Stadtarchitekten. Hier erfolgte die Teil nach der Farbe des zur Verfügung ste- 1983 nach fertiggestellten Wohnungen bewertet. kümmerte sich der erste Bereich um die zweijährige städtebauliche Grobplanung. henden Splittes. Besonders heikel war der Verleihung des Namens Deshalb wurde natürlich zuerst an diesen Gründung. Dazu gehörten die Baugruben, die „Robert-Schumann-Philharmonie“ an das Städtische Orchester. gearbeitet. Das Zweitwichtigste waren Kin- Keller sowie die Versorgungs- und Entsor- derkrippen, Kindergärten und Schulen. Dann, gungsleitungen. Dann kam die Montage. 1985 Grundsteinlegung für das Institut nach Monaten des Staubes und des Schlam- Die fertigen Platten und die vorgefertigten für Mechanik der Akademie der mes, wurden Straßen und Gehwege gebaut. Elemente wie die Nasszelle kamen - Wissenschaften der DDR an der Reichenhainer Straße. Ganz zum Schluss kamen dann die Versor- heute würde man sagen „just in time“ - gungseinrichtungen an die Reihe. Bis dahin auf die Baustelle und wurden dort zu 1986 Die Technische Hochschule erhält mussten die Bewohner teilweise zwei Jahre Wohnblöcken montiert. Zum Schluss den Status einer Technischen lang in Übergangslösungen wie zweckent- erfolgte noch der technische Ausbau. Universität. fremdeten Turnhallen die Waren des tägli- Und das Haus war fertig. 1987 Fertigstellung der 50.000sten chen Bedarfes einkaufen. Und doch waren Werkzeugmaschine im Fritz- alle froh, überhaupt eine Wohnung hier im Kommunal - Genossenschaft? Heckert-Werk seit 1946. Erstmals findet das Festival Heckert-Gebiet bekommen zu haben. 3 Die Aufteilung der errichteten Nicht im ausreichenden Maße war das „Begegnungen“ statt. Wohnungen erfolgte nach einem Gesellschaftliche Problem der Baufreimachung geklärt wor- 1988 Logistische Meisterleistung einfachen Schlüssel. Die eine Veranstaltungen prägten den. Die Grundstücke, auf denen sich Einstellung des Fahrbetriebes der 3 Trotz aller Widrigkeiten war der Bau des Hälfte wurde in den Bestand der in den 80er Jahren das letzten Schmalspur-Straßenbahn künftig die Wohnbauten, Schulen, Spiel- Leben in Karl-Marx- auf der Linie 3 nach Rottluff, Wohngebietes in solch einer kurzen Zeit eine kommunalen Gebäudewirtschaft plätze und Kaufhallen befinden sollten, Stadt. Einsatz von Gelenkomnibussen. logistische Meisterleistung. Im rollenden aufgenommen. Die anderen 50 Prozent waren nicht nur städtisches Eigentum, Dokumente der 80er Jahre: das Hausbuch Schichtsystem entstand Wohnung um Woh- für jede Hausgemeinschaft und das entfielen auf die Genossenschaft, die die sondern befanden sich auch im Besitz von nung, wuchs Block um Block in die Höhe. obligatorische Brigadetagebuch für das Wohnungen dann wiederum an die Mit- landwirtschaftlichen Betrieben. Den LPG Dabei kamen typische Fließstrecken zum Kollektiv in den Betrieben. glieder verteilte, die an der Reihe waren. und Gärtnern musste erst entsprechender Ersatz für den Verlust der bewirtschafteten Familienglück und Kinderlachen. Fläche verschafft werden, bevor gebaut Für viele Karl-Marx-Städter befand werden konnte. Trotz zentraler Steuerung sich der Mittelpunkt des Lebens im durch das VE WBK „Wilhelm Pieck“ kam Wohngebiet „Fritz Heckert“. es immer wieder zu Unterbrechungen im 26 | 27
Zeitenwende Zeitenwende Die Mitglieder geben der Genossenschaft den rechtlichen Rahmen für die Zukunft. 1989 Basis für einen Neustart Wohnungs-Baugenossenschaft Düsseldorf Kommune. Den rechtlichen Rahmen dieses 31. Dezember 1994 wurde auf der Grundlage Gewaltfreie Demonstrationen Zehntausender Chemnitzer. 3 Der Bestand der AWG „Einheit“ zum und der Wiederaufbau GmbH Schweinfurt. Prozesses bildete dann das Vermögenszu- des Wohnungsgenossenschaftsvermögens- 31. Dezember 1989 umfasste insgesamt Zur Währungsunion am 1. Juli 1990 wur- ordnungsgesetz. gesetzes für die überwiegende Anzahl der Zulassung der Bürger- bewegung „Neues Forum“ 8.596 Wohnungen. Im Einzelnen waren den die Mitgliederanteile im Verhältnis 1:1 Im September 1991 wählten die Vertreter der Flurstücke die WG „Einheit“ in die Grund- und Konstituierung des dies 566 WE im Wohngebiet Altchemnitz, von DDR-Mark in DM umgewandelt. Die Mitglieder den Aufsichtsrat der Genossen- buchblätter eingetragen. Runden Tisches. 282 WE im Wohngebiet Eisenweg / Am AWG erstellte ihre DM-Eröffnungsbilanz. schaft. Nachdem alle rechtlichen Voraus- 1990 Hochfeld und 7.748 WE im Wohngebiet Aus der alten AWG sollte eine neue Woh- setzungen geschaffen waren, wurde die Woh- Beginn der ersten Sanierungen Erste demokratische Kommunalwahl seit 1946. „Fritz Heckert“. Dieser Bestand bildete die nungsgenossenschaft werden. Dies setzte nungsgenossenschaft „Einheit“ eG Chemnitz 3 Trotz dieser vielschichtigen Aufgaben Rückbenennung der Stadt in Basis für den soliden Start unserer Genos- die Neuwahl der demokratischen Genossen- am 20. Mai 1992 unter der Nummer GnR verlor die Genossenschaft nicht die Notwen- „Chemnitz“ als Ergebnis einer Bürgerbefragung. senschaft unter neuen gesellschaftlichen schaftsorgane voraus. Nachdem die De- der Genossenschaft waren zumeist auf städti- 204 beim Amtsgericht Chemnitz registriert. digkeit der grundlegenden Modernisierung Bedingungen. legiertenversammlung einen Tag vor dem schen Grundstücken errichtet worden - ein Am 1. Dezember des gleichen Jahres löste des Wohnungsbestandes aus den Augen. 1991 Montage des kupfernen offiziellen Ende der DDR - am 2. Oktober Zustand, der auf Dauer untragbar war. Zur Detlef Hecker den in den wohlverdienten Bereits 1992 begann man mit den ersten Turmes auf dem Ostteil des Finanzierung der notwendigen Grundstücks- Rechtlicher Rahmen neu gesteckt 1990 - eine Übergangssatzung angenom- Ruhestand gehenden Günter Körbitz als Modernisierungen in Altchemnitz. Die Wohn- Museums am Theaterplatz. 3 Vor der AWG „Einheit“ stand ein gan- men hatte, wurde am 13. Dezember des käufe wurde beschlossen, die Geschäftsanteile Vorstandsvorsitzenden ab. gebäude in der Scharfensteiner Straße 1-5 Demontage und Abtransport aufzustocken. Im August 1991 beauftragte des Sowjetischen Panzer- zer Komplex an Aufgaben, dem sich der gleichen Jahres die neue Satzung der Woh- Eine Voraussetzung für die weitere Tätigkeit und 7-11 wurden komplett modernisiert. Denkmals. Vorstand beherzt widmete. Unterstützung nungsgenossenschaft "Einheit" verab- die wohnungswirtschaftliche Software die Vertreterversammlung den Vorstand mit der WG war die rechtliche Klärung der Be- Später folgten Gebäude in der Comenius- erhielten wir dabei von der Beamten- schiedet. Kurz zuvor hatten die Genos- UNIWOP eingeführt. Die Notwendigkeit hier- dem Kauf von Grund und Boden von der sitzverhältnisse von Grund und Boden. Per straße. Im Jahre 1993 wurde die Revitali- 1992 Wiedereröffnung des senschafter zu entscheiden, zu ergab sich hauptsächlich aus der kom- sierung in den Stadtteilen Markersdorf und Opernhauses nach vierjähriger Rekonstruktion. welcher der beiden Ehepartner pletten Umstellung des Mietensystems so- Hutholz in Angriff genommen. die bis dahin gemeinsame Mit- wie den neuen Grundsätzen für das Rech- Inbetriebnahme der ersten gliedschaft in Zukunft juris- nungswesen und die Bilanzierung. Wohneigentum Das 40-jährige Jubiläum im kommunal betriebenen Tiefgarage in den neuen Jahre 1994 wurde im tisch fortführen wird. Im Oktober 1991 trat die 1. Grundmieten- 3 Die WG „Einheit“ war mit der Annahme Bundesländern unter dem Rahmen eines Empfanges Theaterplatz. verordnung in Kraft, die eine Mieterhöhung der Teilentlastung von den Altkrediten ver- festlich begangen. Die Eine wichtige Aufgabe für von 1,30 DM/m2 nach sich zog. Ihr folgte pflichtet, Wohneigentum zu bilden. Aus die- Wohnungsgenossenschaft Eröffnung des Industrie- „Einheit“ eG Chemnitz gab museums in der ehemaligen die Genossenschaft be- die 2. Grundmietenverordnung und die Ein- sem Grund wurden die Wohneigentumsan- eine erste Chronik heraus. Richterschen Gießerei auf der stand in der Effektivierung führung der Betriebskostenumlage. lagen Kurt-Schneider-Straße und Faleska- Annaberger Straße. der Arbeits- und Organisa- Als Bürde des alten Verteilungssystems Meinig-Straße gegründet. Die erste Eigen- tionsstrukturen. So wurde in der DDR erwiesen sich jetzt die Besitz- tumswohnung wurde dann am 21. Dezem- zum Beispiel schon 1991 verhältnisse der Grundstücke. Die Häuser ber 1994 verkauft. 28 | 29
Sicherheit Doris und Josef Janotta Neue Genossensschaft sichert Bestand für die Mitglieder. Das neue Zuhause. Munde. Der 1927 geborene Josef und seine Josef Janotta erinnert sich: „Der Vorstand 3 Ganz plötzlich mussten sich Doris und um ein Jahr jüngere Frau Doris Janotta der Genossenschaft hat uns ausführlich und Josef Janotta 1993 um eine neue Bleibe schätzen vor allem die Sicherheit des ge- ehrlich das Für und Wider der verschiedenen kümmern. Nach 45 Jahren sollte das Ehe- nossenschaftlichen Wohnens. „Wir fahren Varianten dargelegt. Die Mitglieder entschie- paar aus der großen Wohnung in Glösa viel weg. Nach Österreich, ans Mittelmeer, den sich für eine eigene Genossenschaft und ausziehen. Das Gebäude wurde reprivati- in die Berge. Aber wenn wir von einer un- somit für ein sicheres Wohnen. Ich war dann siert, die Mieter mussten raus. Hier war serer Reisen zurückkehren, freuen wir uns in dem Beirat, der die Gründung Ende 1996 aber doch das Zuhause des pensionierten immer richtig, wieder zu Hause zu sein.“ mit vorbereitete.“ Als Resultat entstand die Schuldirektors und seiner Frau, die zuletzt neue eigentumsorientierte Genossenschaft als Verkaufsstellenleiterin gearbeitet hatte. Sicheres Wohnen. „Friedrich-Viertel-Straße“ eG Chemnitz, zu de- Was sollten sie tun? Wo sollten sie hin? 3 Vor ein paar Jahren, 1996, dachten die ren Bestand heute 289 Wohnungen gehören. Josef Janotta war an Von ihrer Tochter kam die Empfehlung, sich Janottas allerdings, dass das Unglück sie der Gründung der neuen eigentumsorientierten an die Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ verfolge. Zur Erfüllung der Forderungen aus Modern und freundlich. Wohnungsgenossenschaft zu wenden. Und richtig. In der Friedrich- dem Altschuldenhilfegesetz musste die 3 Besser hätte es nicht kommen können. „Friedrich-Viertel-Straße“ Viertel-Straße fanden sie ihr neues Zuhause. „Einheit“ eine Vielzahl von Wohnungen pri- Die Eheleute Janotta sind sehr zufrieden. eG Chemnitz maßgeblich Den Schritt in die „Wir haben diesen Schritt nie bereut, obwohl vatisieren. Unter den verschiedenen Mög- 1997 wurde in ihrer Wohnung die erste Teil- beteiligt. Genossenschaft haben es für uns eine sehr große Umstellung lichkeiten wurde die Gründung einer eigen- modernisierung durchgeführt. Über das neue die Eheleute Janotta nie bereut. Für sie als Mit- war“, erzählen die beiden wie aus einem tumsorientierten Genossenschaft favorisiert. Bad und den Balkon sind sie des Lobes glieder ist ihr Wohnrecht voll. Mit der Zeit gibt es eine ständige Ver- unkündbar. besserung der Wohnqualität. Und auch sonst fühlen sie sich wohl hier in der Friedrich- Viertel-Straße. Das Umfeld ist sehr ange- nehm, ihre Tochter wohnt gleich um die Ecke. Da ist auch der Garten. Janottas haben einen großen Bekanntenkreis „...und sehr nette Nachbarn“, wie Doris Janotta ergänzt. Und wenn eine wichtige Feier an- steht, kommen neben Tochter und Sohn auch noch die fünf Enkel und fünf Urenkel. 30 | 31
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