Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse

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Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse
Analyse und Produktion von Erklärvideos im Chemieunterricht — Ein
   Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums
              Schriftliche Arbeit nach § 9 der APVO-Lehr (2017)

                Dr. Anne-Christin Kreutzmann, StRef’

        Studienseminar Stade für das Lehramt an Gymnasien,
                 Vincent-Lübeck-Gymnasium Stade
                       Bremen, 11. Januar 2019
Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse
Inhaltsverzeichnis

A. Grundlegung und Planung                                                                                          1
   A.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    1
   A.2. Grundlegung des Unterrichtsvorhabens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            1
         A.2.1. Methodische Themendarstellung: Kompetenzförderung mit Erklärvideos . . . . . . . .                1
         A.2.2. Fachliche Themendarstellung: Ordnung der Elemente in Elementfamilien . . . . . . .                  2
         A.2.3. Leitende Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        3
   A.3. Planung des Unterrichtsvorhabens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          4
         A.3.1. Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       4
         A.3.2. Formulierung und Begründung des kompetenzorientieren Unterrichtsziels . . . . . . .                5
         A.3.3. Didaktische Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        6
         A.3.4. Methodische Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        8

B. Auswertung                                                                                                      11
   B.1. Systematische Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
         B.1.1. Erreichen des kompetenzorientierten Unterrichtsziels . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
         B.1.2. Motivation zur Beschäftigung mit dem fachlichen Thema durch Erklärvideos . . . . . . 12
         B.1.3. Festigung und Vertiefung fachlicher Inhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
         B.1.4. Stärkung der Medienkompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
   B.2. Schlussfolgerungen und Optimierungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Literaturverzeichnis                                                                                               18

Anhang                                                                                                             19
   Anhang 1: Tabellarische Übersicht über die Einbettung des Unterrichtsvorhabens . . . . . . . . . . 20
   Anhang 2: Elternbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
   Anhang 3: Unterrichtsmaterialien und geplante Tafelbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
   Anhang 4: Beurteilungskriterien der SuS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
   Anhang 5: Handouts der SuS zu technischen und methodischen Aspekten . . . . . . . . . . . . . 31
   Anhang 6: Sprechtexte und Storyboards der SuS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
   Anhang 7: Evaluationsbögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
   Anhang 8: Verlaufsplan zur Videopräsentation und -evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
   Anhang 9: Schülerfragebögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
   Anhang 10: Exposé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
   Anhang 11: Digitale Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

Versicherung der selbständigen Erarbeitung                                                                        75
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Abkürzungsverzeichnis

AFB Anforderungsbereich

BK    Basiskonzept

BW    Bewertung

DS    Didaktischer Schritt

EG    Erkenntnisgewinnung

FW    Fachwissen

GA    Gruppenarbeit

KC    Kerncurriculum

KK    Kommunikation

KOUZ Kompetenzorientiertes Unterrichtsziel

LH    Lernhilfe

LK    Lehrkraft

LM    Lernmaterial

LS    Lernschwierigkeit

luM   lernunterstützendes Material

PSE Periodensystem der Elemente

SuS Schülerinnen und Schüler

UV    Unterrichtsvorhaben

UG    Unterrichtsgespräch
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A. Grundlegung und Planung
     A.1. Einleitung
                               Ich schau einfach mal bei YouTube nach, wie das geht.

     Diesen Ansatz verfolgen Jugendliche bei Themen, die so verschieden sind wie Computerspiele, Schminken
 5   und das Nachbereiten von Unterrichtsinhalten (Kalt, 2017). Vier von zehn Schülerinnen und Schüler (SuS)
     im Alter von 14 bis 19 Jahren nutzten bereits im Jahr 2014 Erklärvideos zu unterschiedlichen Themen
     in ihrer Freizeit (BITKOM e.V., 2015, S. 56). Die große Beliebtheit dieser Videos mag zum einen in der
     niedrigen Zugangsschwelle begründet sein, die mit der audiovisuellen Darstellungsform im Allgemeinen
     und dem Format des Erklärvideos im Besonderen verknüpft ist. Gute Erklärvideos stellen auch komplizierte
10   Sachverhalte fokussiert und verständlich in einer Zeitspanne von wenigen Minuten dar. Für den Nutzer
     bedeutet dies einen geringen Aufwand um eine Frage beantwortet zu bekommen oder eine Übersicht über
     ein Thema zu erhalten. Zum anderen sind Erklärvideos mittlerweile in großer Anzahl über mobil nutzba-
     re Internetportale wie YouTube leicht und nahezu ständig verfügbar. Daher kann ein Nutzer im Regelfall
     davon ausgehen, nach dem on demand-Prinzip für eine aktuelle Problemstellung ein thematisch passen-
15   des Erklärvideo mit geeignetem Niveau und Stil zu finden. Die eigenständige Nutzung von Erklärvideos
     bietet darüber hinaus Chancen für langsame Lerner, da diese ein Video an schwierigen Stellen stoppen
     und erneut abspielen können, ohne sich die Blöße des wiederholten Nachfragens zu geben. Abhängig
     vom Internetportal werden Erklärvideos mit oder, wie bei YouTube, ohne redaktionelle Qualitätsprüfung
     veröffentlicht. Entsprechend groß ist das Spektrum der Beiträge mit Bezug auf ihre inhaltlich-fachliche Rich-
20   tigkeit, die didaktische und methodische Aufbereitung, die technische Umsetzung sowie die Offenlegung
     der Intentionen des Produzenten.

     Im schulischen Kontext ergeben sich aus der Alltagspräsenz von Online-Erklärvideos gleichermaßen
     Möglichkeiten wie Anforderungen. Erklärvideos stellen ein Medium dar, mit dem die SuS vertraut sind
     und das sie gerne im Unterricht nutzen würden (BITKOM e.V., 2015, S. 45). Über 70% der befragten SuS
25   gaben an, dass digitale Medien zu einem bessern Verständnis der Unterrichtsinhalte beitragen und 45% wa-
     ren der Meinung, dass sie mit digitalen Medien schneller lernen (ebd., S. 34). Damit übereinstimmend zeigen
     Beispiele, dass die Verschränkung eines fachlichen Themas mit der Methode des Erklärvideos die Motiva-
     tion der SuS zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsinhalt steigern kann (Sprung, 2017).
     Wie bei vielen Internet-Formaten ergibt sich durch das große Qualitätsspektrum von Online-Erklärvideos für
30   die SuS aber auch die besondere Notwendigkeit einer reflektierten Auseinandersetzung mit dem Inhalt im
     Sinn der Medienkompetenz. Die Stärkung dieser Kompetenz ist eine wichtige Anforderung und gehört zum
     Bildungsauftrag der Schulen (Niedersächsische Staatskanzlei, 2016). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit
     soll daher eine Unterrichtseinheit für die 9. Jahrgangsstufe des Gymnasiums entwickelt werden, in welcher
     die Ordnung chemischer Elemente in Elementfamilien als fachlich-inhaltliches Thema mit der Methode des
35   Erklärvideos verknüpft wird. Dabei soll untersucht werden, inwieweit die gewählte Form der Verknüpfung
     geeignet ist sowohl die Fach- als auch die Medienkompetenz bei Jugendlichen dieser Altersstufe zu fördern.

     A.2. Grundlegung des Unterrichtsvorhabens
     A.2.1. Methodische Themendarstellung: Kompetenzförderung mit Erklärvideos
     Erklärvideos können im Unterricht sowohl auf der passiven Ebene (rezepziv-analysierend) als auch auf der
40   aktiven Ebene (produzierend) von den SuS verwendet werden. Diese Ebenen fördern unterschiedliche und
     zum Teil aufeinander aufbauende Kompetenzen (Hofer und Swan, 2005; Planer, 2014; Schlegel, 2016).

     Bei der passiven, rezeptiv-analysierenden Verwendung von Erklärvideos kann neben der Fachkompetenz
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Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                          2

     (die SuS befassen sich mit dem präsentierten fachlichen Inhalt) die Medienkompetenz in den Bereichen
     Medien beurteilen lernen und Medien auswählen lernen (Doelker, 2005, S. 225–237) gefördert werden.
     Das heißt, die SuS analysieren die inhaltliche, didaktische, gestalterische und technische und Umsetzung
     in einem Beitrag sowie die Intentionen des Produzenten. Dadurch sind die SuS in der Lage, die Qualität und
 5   Eignung eines Beitrags für sich zu bewerten und aus dem breiten Angebot bewusst Beiträge auszuwählen.

     Der aktive, produzierende Umgang mit Erklärvideos stellt, ähnlich wie die Erstellung von Infokarten,
     Lernplakaten und Referaten, eine Methode zum Wissen sammeln, systematisieren, dokumentieren und
     präsentieren dar. Entsprechend ähneln Erklärvideos diesen Methoden bezüglich ihres Einsatzes im Un-
     terricht und der Kompetenzen, die sie stärken. Alle sind grundsätzlich schülerzentriert und -gesteuert, da
10   sie auf der Realisierung individueller Produkte beruhen. Dabei kann das Format des Erklärvideos durch
     die große Auswahl an Gestaltungselementen und -dimensionen die Kreativität der SuS in besonderem
     Maße ansprechen. Diese Freiheitsgrade sollten von SuS der 9. Jahrgangsstufe bereits bewusst genutzt
     werden können. Durch die hohe Alltagspräsenz von Erkärvideos ist es darüber hinaus wahrscheinlich,
     dass die SuS einen stärkeren affektiven Bezug zu dieser Darstellungsform haben und die Erstellung eines
15   Erklärvideos motivierender wirkt als die anderer Produkte. Als Methode zum Wissen sammeln, aufbereiten
     und präsentieren, erfordert die Produktion eines Erklärvideos eine intensive und vertiefende Auseinander-
     setzung mit dem fachlichen Inhalt und fördert so die Fachkompetenz in besonderem Maße. Die SuS müssen
     den Inhalt so weit verstanden haben, dass sie Kernaussagen herausarbeiten können sowie inhaltlich und
     didaktisch sinnvolle Reduktionen und Strukturierungen vornehmen können. Aufgrund der vergleichsweise
20   hohen Komplexität der Erstellung eines Erklärvideos empfiehlt es sich die Produktion in Gruppenarbeit
     durchzuführen. Die SuS können die unterschiedlichen Aufgaben innerhalb der Gruppe nach individuellen
     Interessen und Fähigkeiten verteilen, sodass kooperatives Lernen und Sozialkompetenz gefördert werden.
     Weiterhin kann durch die Produktion von Erklärvideos die Medienkompetenz der SuS in den Bereichen
     Medien herstellen lernen und Medien einsetzen lernen (Doelker, 2005, S. 225–237) gefördert werden. Das
25   heißt, die SuS wenden inhaltliche, didaktische, gestalterische und technische Kriterien und Fähigkeiten an,
     um sich im Format des Erklärvideos auszudrücken und ihr Wissen mit anderen zu teilen. Dadurch kann die
     im Kerncurriculum (KC) für die Klassenstufen 9/10 geforderte Kommunikationskompetenz in besonderem
     Maße gestärkt werden, da die SuS ihre Arbeit als Team planen, strukturieren und präsentieren, Daten re-
     cherchieren sowie fachlich korrekt und aufeinander aufbauend argumentieren müssen (Niedersächsisches
30   Kultusministerium, 2015, S. 56).

     A.2.2. Fachliche Themendarstellung: Ordnung der Elemente in Elementfamilien
     Die Tatsache, dass sich chemische Elemente in unterschiedlichen Dimensionen ordnen lassen, ist eine wich-
     tige Grundlage der Chemie, die verschiedene Basiskonzepte (BK) berührt. Die heute allgemein verwendete
     Ordnung ist im Periodensystem der Elemente (PSE) dargelegt, dem der Atomhüllenbau zugrunde liegt. Da
35   dieser für Eigenschaften und Reaktionsverhalten der Elemente entscheidend ist (BK Struktur-Eigenschaft
     und BK chemische Reaktion), reflektiert das PSE auch Gruppierungen, die allein aus Beobachtungen der
     elementaren Stoffe erschlossen werden können (BK Stoff-Teilchen). Bei der historischen Entwicklung des
     PSE im 19. Jahrhundert (u.a. Döbereiner, 1829; Newlands, 1866; Mendelejeff, 1869; Meyer, 1870) spielte
     die Gruppierung von Elementen in Elementfamilien aufgrund gemeinsamer Eigenschaften und Reaktionen
40   sogar eine zentrale Rolle, da die Existenz der Atomhülle (Rutherford, 1911) zu diesem Zeitpunkt noch
     nicht bekannt war. In diesem Unterrichtsvorhaben (UV) sollen die Elementfamilien der Alkalimetalle, Erd-
     alkalimetalle, Halogene und Edelgase behandelt werden (Tabelle A.1). Während die ersten drei dieser
     Elementfamilien schon früh – wenn auch unvollständig – beschrieben wurden (Döbereiner, 1829), wurden
     die Edelgase aufgrund ihrer Reaktionsträgheit erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt (Ramsay, 1904).
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Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                                         3

     Tabelle A.1.: Kernaspekte der behandelten Elementfamilien. Viele der genannten Eigenschaften verändern sich innerhalb einer
                   Elementfamilie graduell mit der Atommasse.

        Elementfamilie        Kernaspekte

        Alkalimetalle         metallischer Glanz, gute Verformbarkeit, niedrige Schmelztemperaturen, geringe
                              Dichte, elektrische Leitfähigkeit, extreme Luftempfindlichkeit (Reaktion mit Luftsau-
                              erstoff als Korrosion oder durch Entzündung), heftige Reaktion mit Wasser (Bildung
                             von basischem Alkalimetallhydroxid und Wasserstoff), natürliches Vorkommen in
                             Verbindungen (Salze)

        Erdalkalimetalle      metallischer Glanz, höhere Härte als Alkalimetalle, geringe Dichte, gute elektrische
                              Leitfähigkeit, z.T. starke Luftempfindlichkeit (Reaktion mit Luftsauerstoff als Korrosi-
                              on oder Entzündung), Reaktion mit Wasser (Bildung von basischem Erdlkalimetall-
                              hydroxid und Wasserstoff), natürliches Vorkommen in Verbindungen (Salze)

        Halogene              zweiatomige      Moleküle, farbig      und riechend, starke           Reaktivität (gesund-
                              heitsschädlich oder giftig, Verwendung als Desinfektionsmittel), Bildung von
                              Salzen bei Reaktion mit Metallen, Bildung von Halogenwasserstoffen bei Reaktion
                              mit Wasserstoff, natürliches Vorkommen in Verbindungen (hauptsächlich Salze)

        Edelgase              einatomige Gase, sehr reaktionsträge (Verwendung als Schutzgase), farb- und ge-
                              ruchlos, charakteristische Farben in Gasentladungslampen, in geringem Anteil in
                              der Luft enthalten

     A.2.3. Leitende Fragestellungen
     Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte UV verknüpft das inhaltliche Thema der Ordnung von chemi-
     schen Elementen in Elementfamilien auf methodischer Ebene mit der passiven und aktiven Nutzung von
     Erklärvideos. Aus den oben dargelegten Aspekten zum Einsatz von Erklärvideos im Unterricht ergeben
 5   sich drei Leitfragen, auf die hin das durchgeführte UV analysiert werden soll:

            In welchem Maße motiviert die Verwendung von Erklärvideos die SuS sich lernwirksam mit dem
            fachlichen Thema zu befassen?

            Inwieweit kann die Produktion von Erklärvideos dazu beitragen das Verständnis der SuS von der
            Ordnung der chemischen Elemente in Elementfamilien zu festigen und zu vertiefen?

10          In welchem Maße kann durch die Verwendung von Erklärvideos im Unterricht die Medienkompetenz
            der SuS in den Bereichen Medien beurteilen und auswählen lernen sowie Medien herstellen lernen
            gestärkt werden?

     Diese Leitfragen sollen auf Grundlage der Auswertung von Schülerfragebögen, Beobachtungen der Lehr-
     kraft im Unterricht und der Analyse der produzierten Videos differenziert beantwortet werden. Mit Hilfe der
15   Schülerfragebögen (Anhang 9, S. 57), die zu Beginn und am Ende des UV eingesetzt werden, soll die
     subjektive Wahrnehmung der SuS in den Bereichen Motivation, Fach- und Medienkompetenz dokumentiert
     werden. Durch Beobachtungen der Lehrkraft zur Beteiligung und Leistung der SuS in den verschiedenen
     Phasen des UV sowie durch die Analyse von Inhalt und Gestaltung der produzierten Videos (Anhang 7,
     S. 49) lassen sich von der Selbsteinschätzung der SuS unabhängige Aussagen zu Motivation, lernwirksamer
20   Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsinhalt und Stärkung der Medienkompetenz treffen.
Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                           4

     A.3. Planung des Unterrichtsvorhabens
     A.3.1. Voraussetzungen
     Lerngruppe
     Die Klasse 9K1 besteht aus 17 Schülerinnen und 5 Schülern und wird von mir seit Beginn des Schuljahres
 5   eigenverantwortlich mit je zwei Wochenstunden in Chemie und Biologie unterrichtet. Die Lernatmosphäre
     unter den SuS sowie zwischen SuS und Lehrkraft ist gut, die ungleichmäßige Geschlechterverteilung wirkt
     sich aber zum Teil negativ auf die Dynamik in der Klasse aus. Aufgrund der begrenzten Interaktion zwischen
     den Geschlechtern haben die wenigen, insgesamt eher leistungsschwächeren männlichen Schüler kaum
     unterstützenden und anspornenden Austausch mit leistungsstärkeren SuS. Die SuS sind lernwillig und
10   folgen dem Unterricht zum größten Teil aufmerksam, wobei aber vier der Schüler häufiger abgelenkt sind.
     Das Leistungsniveau in der Klasse ist durchschnittlich heterogen. Eine türkischstämmige Schülerin ist
     im Laufe des Halbjahres neu in die Klasse gekommen. Sie hat noch deutliche Schwierigkeiten mit der
     deutschen Sprache (DaZ-Niveau A2), zeigt sich aber überaus engagiert bei der Vor- und Nachbereitung des
     Unterrichts und sucht oft nach dem Unterricht noch das direkte Gespräch mit der Lehrkraft. Sie begreift viele
15   Konzepte grundsätzlich, versteht aber häufig Fragen und Arbeitsaufträge im Unterricht nicht hinreichend
     und beteiligt sich mündlich nicht am Unterricht. Leider zieht sie sich auch häufig aus dem Klassenverband
     zurück und interagiert in Gruppenarbeitsphasen auch nach Aufforderung kaum mit anderen SuS.

     Einbettung des Unterrichtsvorhabens in den Unterrichtszusammenhang unter Berücksichtigung
     der vorrangig geförderten Kompetenzen
20   Das hier beschriebene UV gliedert sich in mehrere Abschnitte, die in unterschiedliche Unterrichtseinheiten
     des Halbjahres eingebettet sind (tabellarische Übersicht in Anhang 1, S. 21). Zu Beginn des Halbjahres
     setzen sich die SuS im Rahmen der Unterrichtseinheit Quantitative Betrachtungen rezeptiv-analysierend
     mit Erklärvideos auseinander. Dabei werden im Rahmen einer Konsolidierung zu den Größen Stoffmen-
     ge und molare Masse Erklärvideos aus dem Internet gezeigt und von den SuS analysiert (Didaktischer
25   Schritt (DS) 1). Neben der Konsolidierung des fachlichen Inhalts (Kompetenzberech Fachwissen) wird hier-
     bei durch die Zusammenstellung von Bewertungskriterien für Erklärvideos insbesondere die Medienkom-
     petenz in den Bereichen Medien beurteilen lernen und Medien auswählen lernen gestärkt. Im Anschluss
     an die Unterrichtseinheit Quantitative Betrachtungen erhalten die SuS den Zeitplan für die Produktions-
     phase des UV und den Arbeitsauftrag Handouts zu methodischen, technischen und rechtlichen Aspekten
30   der Produktion von Erklärvideos zu erstellen (DS 2). Hierbei wird insbesondere die Medienkompetenz in
     dem Bereich Medien herstellen lernen gefördert. Die Produktion der Erklärvideos ist thematisch in die
     nachfolgende Unterrichtseinheit Elemente lassen sich ordnen eingebettet. Nachdem der Unterricht zu den
     Themen der Erklärvideos durchgeführt und die Klassenarbeit geschrieben worden ist, stellen die SuS auf
     Grundlage des Unterrichts sowie eigener Recherchen die inhaltlichen Kernaussagen ihres Erklärvideos zu-
35   sammen (Kompetenzbereich Fachwissen; DS 3) und erstellen unter Zuhilfenahme der zuvor angefertigten
     Handouts ein detailliertes Konzept für ihr Video (Medienkompetenz im Bereich Medien herstellen lernen;
     DS 4). Im Gegensatz zu der im angelsächsischen Raum verbreiteten Methode des flipped classroom
     (Sprung, 2017) erarbeiten die SuS bei diesem UV keine vollständig neuen fachlichen Inhalte. Vielmehr
     soll die Videoproduktion hier dazu dienen, im Unterricht behandelte Themen zu festigen und zu vertie-
40   fen. Diese Schwerpunktsetzung erscheint notwendig, da die wenigsten SuS Erfahrung mit der Erstellung
     von Erklärvideos haben werden. Die Kombination einer unbekannten Methode mit einem neuen inhaltli-
     chen Thema würde mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass der zeitliche Aufwand für die SuS
     den akzeptablen Rahmen weit übersteigt. Vertiefende Inhalte sollen in Übereinstimmung mit dem KC für
     die Klassenstufen 9/10 (Niedersächsisches Kultusministerium, 2015, S. 56) von den SuS allerdings selbst
Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                            5

     recherchiert werden. Im Anschluss an die Produktion (Kompetenzorientiertes Unterrichtsziel (KOUZ))
     werden die Videos präsentiert (Kompetenzbereich Fachwissen) und von den SuS kritisch auf Basis der
     eingangs zusammengestellten Bewertungskriterien reflektiert (Medienkompetenz in den Bereichen Medien
     beurteilen lernen und Medien herstellen lernen).

 5   Die Fachgruppe Chemie des Vincent-Lübeck-Gymnasiums hat im schuleigenen Curriculum festgelegt, dass
     im epochalen Unterricht der 9. Jahrgangsstufe die Ordnung in Elementfamilien nur auf phänomenologischer
     Ebene erarbeitet wird; der Atombau als Basis von Eigenschaften und Reaktionsverhalten der Elemen-
     te wird erst in der 10. Jahrgangsstufe thematisiert (Vincent-Lübeck-Gymnasium, 2016b; Vincent-Lübeck-
     Gymnasium, 2016a). Die im Rahmen des hier dargelegten UV produzierten Erklärvideos bieten den SuS
10   somit eine gute Möglichkeit in der 10. Klasse den dann ein halbes Jahr zurückliegenden Unterrichtsinhlat
     effizient zu wiederholen und im Folgeunterricht daran anzuknüpfen.

     Relevante abrufbare Lernvoraussetzungen
     Hier werden fachlich-inhaltliche Lernvoraussetzungen aus dem KC Chemie (Niedersächsisches Kultusmi-
     nisterium, 2015) aufgeführt. Es wird nicht angenommen, dass relevante methodische Lernvoraussetzungen
15   zur Produktion von Erklärvideos abrufbar vorhanden sind.

     Inhaltliche Kompetenzen zu Beginn des Halbjahres: Die SuS unterscheiden zwischen Elementen und Ver-
     bindungen sowie Metallen und Nichtmetallen (ebd., S. 53). Sie beschreiben Stoffe anhand ihrer Dichte,
     Schmelz- und Siedetemperatur sowie anderer typischer Eigenschaften (ebd., S. 51, 53). Sie führen die
     Eigenschaften eines Stoffes auf den Aufbau aus spezifischen Teilchen zurück und unterscheiden zwischen
20   Stoff- und Teilchenebene (ebd., S. 52). Sie beschreiben chemische Reaktionen auf Stoffebene als Bildung
     neuer Stoffe aus Ausgangsstoffen und deuten sie auf Teilchenebene als Bildung neuer Teilchenverbände
     unter der Erhaltung der Atom der Ausgangsstoffe (ebd., S. 59). Die SuS stellen Reaktionsgleichungen in
     chemischer Symbolsprache und unter Beachtung der Atomzahlen auf (ebd., S. 60).
     Zusätzliche inhaltliche Kompetenzen ab DS 3: Die SuS ordnen Elemente bestimmten Elementfamilien zu.
25   Sie vergleichen Alkalimetalle, Erdalkalimetalle, Halogene und Edelgase innerhalb einer Elementfamilie in
     ausgewählten Kategorien (siehe Tabelle A.1) und stellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest (Nie-
     dersächsisches Kultusministerium, 2015, S. 56). Sie führen die Ergebnisse von Nachweisreaktionen auf
     das Vorhandensein bestimmter Teilchen zurück (ebd., S. 57).
     Prozessbezogene Kompetenzen: Die SuS beschreiben, veranschaulichen und erklären chemische Sach-
30   verhalte im BK Stoff-Teilchen fachsprachlich richtig und unter Verwendung des Dalton’schen Atommodells
     (ebd., S. 54). Sie planen einfache Experimente selbständig, führen sie unter Beachtung von Sicherheits-
     aspekten durch und protokollieren sie (ebd., S. 54). Sie recherchieren Daten zur Atommasse und nutzen
     Tabellen zur Recherche verschiedener Schmelz- und Siedetemperaturen und Dichten (ebd., S. 53, 54).
     Zusätzliche prozessbezogene Kompetenzen ab DS 3: Sie führen qualitative Nachweisreaktionen zu Alkali-
35   und Erdalkalimetallverbindungen sowie Halogeniden durch (ebd., S. 57).

     A.3.2. Formulierung und Begründung des kompetenzorientieren Unterrichtsziels
          KOUZ: Die SuS erläutern in einem Erklärvideo die Gruppierung chemischer Elemente in eine
          Elementfamilie um die schwerpunktmäßig die Fach- und Medienkompetenz zu schulen (Anfor-
          derungsbereich III; BK Stoff-Teilchen).

40   Durch die Produktion eines Erklärvideos kann die Medienkompetenz der SuS in einem zunehmend gesell-
     schaftlich relevanten Bereich gefördert werden. Die SuS lernen sowohl sich kritisch mit der Qualität und Eig-
     nung von Online-Erklärvideos auseinanderzusetzen als auch sich in Erklärvideos auszudrücken. Dadurch
Analyse und Produktion von Erkl arvideos im Chemieunterricht - Ein Unterrichtsvorhaben in einer neunten Klasse des Gymnasiums - Bildungslotse
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                           6

     können sie aktiver am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen. Das fachlich-inhaltliche Thema des KOUZ,
     die Gruppierung von Elementen in Elementfamilien, ist aus historischer Sicht für die Entwicklung des PSE
     maßgeblich und somit ein wichtiges Beispiel für den naturwissenschaftlichen Weg der Erkenntnisgewinnung.
     Entscheidend ist aber, dass die SuS hier selbst erkennen, wie sich das zunächst unübersichtliche Sammel-
 5   surium chemischer Elemente anhand verschiedener Eigenschaften der elementaren Stoffe systematisieren
     lässt. Dadurch sind die SuS in der Lage, Verallgemeinerungen durchzuführen, Konzepte zu entwicklen und
     Prognosen zu erstellen, die für sie vorher nicht möglich waren. Obwohl auf fachlich-inhaltlicher Ebene die
     wichtigsten Kernaspekte der vier Elementfamilien zum Zeitpunkt der Videoproduktion im Unterricht behan-
     delt sein werden, wird das KOUZ dem Anforderungsbereich (AFB) III zugeordnet. Der Gründe dafür sind die
10   Komplexität der Aufgabenstellung einschließlich der Auswahl und Strukturierung von Informationen sowie
     die für die meisten SuS neue, aktiv-produzierende Nutzung dieses Medientyps.

     A.3.3. Didaktische Erläuterungen
     Didaktische Analyse
     Im KOUZ wird durch den Operator erläutern definiert, dass die SuS die Gruppierung chemischer Elemente
15   in eine Elementfamilie im Medium des Erklärvideos durch zusätzliche Informationen veranschaulichen und
     verständlich machen sollen (Niedersächsisches Kultusministerium, 2015, S. 104). Damit die SuS in der
     Lage sind das KOUZ lernwirksam mit Blick auf Fach- und Medienkompetenz zu erreichen, müssen sie
     mehrere Didaktische Schritte (DS) durchlaufen:

          DS 1: Die SuS analysieren die Qualität und Eignung von Online-Erklärvideos unter inhaltlichen,
20        didaktischen, gestalterischen und technischen Gesichtspunkten (AFB II).

     Der DS 1 gilt als erreicht, wenn die SuS Kriterien für die Qualität und Eignung von Erklärvieos unter
     Berücksichtigung der genannten Aspekte herausgearbeitet und notiert haben. Bei diesem DS können sich
     Lernschwierigkeiten (LS) insbesondere bei dem Erkennen der verschiedenen Qualitäts- und Eignungsdi-
     mensionen (LS 1) sowie bei der Berücksichtigung und Abwägung individueller Bewertungsschwerpunkte
25   (LS 2) ergeben. Der DS 1 wird dem AFB II zugeordnet, da viele SuS im rezeptiven Umgang mit Erklärvideos
     geübt sein werden und bereits eine, wenn vielleicht auch nicht klar formulierte, Vorstellung davon haben, was
     ein gutes Erklärvideo für sie ausmacht. Diese Kritierien müssen sie hier erkennen, verbalisieren und kate-
     gorisieren. Die im Rahmen des DS 1 erarbeiteten Kriterien werden als Orientierungshilfe für die Produktion
     der eigenen Erklärvideos im Sinn des KOUZ als notwendig erachtet.

30        DS 2: Die SuS fassen für die Produktion von Erklärvideos relevante technische und methodi-
          sche Aspekte zusammen (AFB III).

     Der DS 2 gilt als erreicht, wenn die SuS technische (Aufnahme, Schnitt, Vertonung) und methodische
     Aspekte (Darstellungsformen, Erstellung eines Storyboards, Urheberrecht) in Handouts zusammenfassend
     beschrieben haben. Die SuS könnten bei diesem DS insbesondere Schwierigkeiten damit haben, das ge-
35   eignete Maß an Detail zu treffen, sodass die Handouts als Hilfe bei der Produktion der eigenen Videos
     dienen können, aber nicht zu überfrachtet sind (LS 3). Bei den technischen Aspekten kann die Auswahl
     geeigneter Programme eine weitere Lernschwierigkeit darstellen (LS 4). Der DS 2 wird dem AFB III zuge-
     ordnet, da die behandelten Inhalte für die SuS wahrscheinlich neu sind und diese Inhalte recherchiert sowie
     für die Verwendung im Rahmen des Unterrichtsvorhabens adäquat zusammengefasst werden müssen. Der
40   DS 2 ist für das Erreichen des KOUZ wichtig, da die SuS hier die notwendige technische und methodische
     Übersicht erlangen, um den Herausforderungen des Mediums Erklärvideo bei der Produktion erfolgreich
     begegnen zu können sowie dessen Möglichkeiten bewusst nutzen zu können.
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Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                           7

              DS 3: Die SuS entwickeln inhaltlichen Kernaussagen des zu produzierenden Videos (AFB II–III).

     Der DS 3 gilt als erreicht, wenn die SuS Kernaussagen herausgearbeitet haben, indem sie ihr Wissen
     aus dem Unterricht strukturiert, zielgerichtet mit weiteren recherchierten Informationen verknüpft und die
     Kernaussagen schriftlich formuliert haben. Der DS 3 erfordert eine, ggf. vertiefende, Auseinandersetzung
 5   mit dem fachlichen Inhalt. Dadurch können sich, abhängig vom Leistungsniveau der SuS, LSn bei dem
     Verständnis sowie bei der Beurteilung von Relevanz und Eignung der inhaltlichen Informationen ergeben
     (LS 5). Je nach Umsetzung durch die SuS ist der DS 3 dem AFB II–III zuzuordnen, da sich die SuS
     ausschließlich auf im Unterricht behandelte Inhalte beschränken können (AFB II) aber auch neue Inhalte,
     Begründungen, Folgerungen und Erkenntnisse einbinden können (AFB III). Der DS 3 stellt die Grundlage
10   für das Erreichen des fachlich-inhaltlichen Anteils des KOUZ dar.

              DS 4: Die SuS entwickeln ein detailliertes Konzept zur Darstellung der Gruppierung von Ele-
              menten in eine Elementfamilie im Medium des Erklärvideos (AFB III).

     Der DS 4 gilt als erreicht, wenn die SuS die Darstellung der in DS 3 erarbeiteten Kernaussagen in einem
     Storyboard schriftlich strukturiert und dieses um ausformulierte Sprechexte sowie den Einsatz visualisieren-
15   den Materials ergänzt haben. In diesem DS führen die SuS den fachlich-inhaltlichen und den methodischen
     Anteil des KOUZ zusammen und entsprechend sind die möglichen LSn vielfältig. Diese können sowohl im
     fachlichen Bereich (insbesondere Fachsprache, passendes Niveau; LS 6) als auch bei der Strukturierung
     und Aufbereitung des Inhalts (insbesondere adäquate Reduktion, schlüssiger Aufbau; LS 7) sowie der Ge-
     staltung (z.B. Übersichtlichkeit; LS 8) auftreten. Darüber hinaus sind LSn mit Bezug auf die zielorientierte
20   Umsetzung möglich. So könnten die SuS durch technische oder gestalterische Fragen von der lernwirksa-
     men Darstellung des Inhalts abgelenkt werden (LS 9) oder die eingangs erarbeiteten Qualitätskriterien nicht
     angemessen berücksichtigen (LS 10). Aufgrund der verschiedenen Dimensionen, welche die SuS bei ihrer
     Planung berücksichtigen, reflektieren und abwägen müssen, stellt der DS 4 den didaktischen Höhepunkt
     des Unterrichtsvorhabens dar und wird dem AFB III zugeordnet.

25            KOUZ: Die SuS erläutern in einem Erklärvideo die Gruppierung chemischer Elemente in eine
              Elementfamilie (AFB III).

     Das KOUZ wird als erreicht angesehen, wenn die SuS in Erklärvideos die Gruppierung chemischer Elemen-
     te in Elementfamilien veranschaulicht und verständlich gemacht haben. Dies wird durch die Präsentation
     und kritische Reflexion der produzierten Videos im Klassenverband überprüft. Um das KOUZ zu erreichen,
30   müssen die SuS ihre im DS 4 erstellte Planung praktisch umsetzen. Hierbei sind insbesondere technische
     Schwierigkeiten bei Aufnahme und Schnitt möglich (LS 11); je nach Sorgfältigkeit der Vorbereitung können
     aber auch die unter DS 4 genannten LSn eine Rolle spielen.

     Analyse des Lernmaterials und lernunterstützenden Materials
     Als Lernmaterial (LM) 1 werden im DS 1 drei Erklärvideos1 aus dem Internet zu den Themen Stoffmenge
35   und molare Masse gezeigt. Diese Videos wurden ausgewählt, da sie sich in Darstellungsform (Screen-
     cast, Tischvideo, Personenaufnahme), Strukturierung und Aufbereitung des Inhalts, Stil und technischer
     Umsetzung zum Teil deutlich unterscheiden. So wird eine Vielzahl von Aspekten angesprochen, welche die
     SuS bei der Formulierung ihrer eigenen Bewertungskriterien aufgreifen können. Durch die aus zeitlichen
     Gründen notwendige Begrenzung auf wenige Beispiele ergibt sich der Nachteil, dass bestimmte Aspekte

      1
          Mol / Molare Masse von Chemie - simpleclub, vollständig gezeigt (https://youtu.be/k0yXRRNJDvo);
           Das Mol, n = m/M von chemistrykicksass, 0:00-0:40 und 1:46-6:00 (https://youtu.be/EeJMik-gYYs);
           Molare Masse und molares Volumen von musstewissen Chemie, bis 4:40 (https://youtu.be/f0CcWMx1 ns)
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                           8

     gekoppelt erscheinen können (z.B. Animation und professionelle technische Umsetzung/ Tischvideo und
     laienhafte technische Umsetzung). Diese Kopplungen könnten von den SuS als implizite Zusammenhänge
     überbewertet werden. Das zentrale, fachlich-inhaltliche LM dieses Unterrichtsvorhabens stellt der Unter-
     richt zu den Elementfamilien bzw. die Mitschriften der SuS desselben dar (LM 2; siehe Tabelle A.1, und
 5   Anhang 1, S. 21). Auf eine ausführlichere Darstellung muss an dieser Stelle aufgrund des Materialumfangs
     verzichtet werden.

     Als lernunterstützendes Material (luM) 1 wird im DS 1 eine Folie mit Arbeitsauftrag verwendet (Abbil-
     dung B.2). Der Arbeitsauftrag ist so formuliert, dass verschiedene Qualitäts- und Eignungsdimensionen
     (Lernhilfe (LH) zu LS 1) sowie Abstufungen der Relevanz für Bewertungskriterien (LH zu LS 2) vorge-
10   geben werden. Obwohl die Intention des Produzenten eines Erklärvideos bei manchen Formaten (z.B.
     Werbung, politische Zusammenhänge) das entscheidende Bewertungskriterium darstellt, wurde im luM 1
     auf die explizite Erwähnung dieses Kriteriums aus zwei Gründen verzichtet. Zum einen lassen sich in den
     präsentierten Videos selbst keine offensichtlichen Ansätze zur kritischen Diskussion der Intention der Pro-
     duzenten finden. Zum anderen ist dieser Aspekt für das Erreichen des KOUZ nicht entscheidend, da die
15   generelle Intention den SuS vorgegeben wird (Produktion eines Erklärvideos für SuS der 9. Jahrgangsstufe,
     welches als Vorbereitung für die Klassenarbeit verwendet werden kann). Das Handout mit den erarbeite-
     ten Bewertungskriterien (Abbildung B.3) wird den SuS als luM 2 für die Produktion und abschließende
     Evaluation der eigenen Videos zur Verfügung gestellt. In dem Handout werden die SuS aufgefordert, von
     ihren als positiv bewertete Kriterien im Storyboard zu markieren, wenn sie diese einplanen. Dies soll die
20   SuS dabei unterstützen die von ihnen definierten Qualitätskriterien bewusst umzusetzen (LH zu LSn 7, 8,
     10). Ein Zeitplan (luM 3; Abbildung B.5) wird zu Beginn des DS 2 an die SuS ausgegeben, um sie über
     die Einbettung der Videoproduktion in den Unterricht (insbesondere Koordination mit der Klassenarbeit)
     zu informieren und sie frühzeitig über die anstehenden Aufgaben zu informieren, damit sie diese in ihrer
     Planung berücksichtigen können (LH zu LS 9). Als luM 4 wird im DS 2 eine Internetseite2 als vorgegebener
25   Startpunkt für die Recherche zu methodischen, technischen und rechtlichen Aspekten von Erklärvideos
     vorgegeben. Diese Seite ist speziell als Hilfe für die Erstellung von Erklärvideos durch SuS konzipiert und
     liefert übersichtlich strukturierte Informationen (z.B. zu Darstellungsformen, Storyboard, Urheberrecht, Auf-
     nahmetechniken, Programme für Aufnahme und Schnitt) sowie weitere Beispiele für Erklärvideos. Diese
     Internetseite bietet, zusammen mit den erstellten Handouts der SuS (luM 5; Abbildungen B.8 bis B.12),
30   LHn insbesondere zu den LSn 4, 7, 8, 11. Individuelles Feedback der Lehrkraft zu fachlich-inhaltlichen und
     fachsprachlichen Aspekten der angefertigten Storyboards und Sprechtexte wird als LH zu LSn 5 und 6 ver-
     wendet und den SuS als luM 6 auch schriftlich zur Verfügung gestellt (Abbildungen B.15, B.18, B.20, B.23).
     Die Evaluationsbögen (luM 7; Abbildung B.6) stellen eine Strukturierungshilfe für die kritische Reflexion
     der produzierten Videos dar. In den Bögen werden einige der Beurteilungskriterien aus luM 2 als mögliche
35   Aspekte aufgegriffen, um den Evaluationsgruppen ihren jeweiligen Fokus zu verdeutlichen (LH zu LS 1).

     A.3.4. Methodische Erläuterungen
     Begründung und Artikulation des ausgewählten Lehrverfahrens
     Für dieses UV wurde das aufgebend-erarbeitende Lehrverfahren gewählt. Da die meisten SuS wahrschein-
     lich noch keine Erfahrung mit der Produktion von Erklärvideos haben, werden mehrere didaktische Schritte
40   als notwendig erachtet, damit die SuS das KOUZ lernwirksam mit Blick auf Fach- und Medienkompetenz
     erreichen. Das aufgebend-erarbeitende Lehrverfahren erlaubt der Lehrkraft dabei Weg- und Zieltranspa-
     renz sicherzustellen, indem den SuS durch Strukturierungs- und Steuerungselemente ein inhaltlicher und
     zeitlicher Bezugsrahmen gegeben wird. Das Unterrichtsvorhaben gliedert sich in folgende Schritte: Ein-

      2
          Erklärvideos erstellen von Andreas Kalt, (https://herr-kalt.de/arbeitsmethoden/erklaervideos)
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                          9

     stieg – Erarbeitung 1 (Qualitätskriterien) mit Zwischensicherung – Erarbeitung 2 (methodische und
     technische Aspekte) mit Zwischensicherung – Erarbeitung 3 (Darstellung des jeweiligen Themas
     im Erklärvideo) – Präsentation und Evaluation. Der gesetzte Bezugsrahmen ermöglicht die Öffnung des
     Unterrichts insbesondere in der Erarbeitung 3, wenn die SuS über die notwendigen Lernvoraussetzun-
 5   gen verfügen. Entsprechend konzentriert die Lehrkraft ihre Rückmeldung an die SuS in dieser Phase auf
     die inhaltliche Richtigkeit sowie Sicherheitsaspekte bei geplanten Experimenten; Struktur, Gestaltung und
     technische Umsetzung des Erklärvideos sollen von den SuS hier vollständig autonom entwickelt werden.

     Methodischer Kommentar zu ausgewählten Aspekten
     Aufgrund der prozessualen Komplexität und der thematischen Breite des Unterrichtsvorhabens wurde die
10   arbeitsteilige Gruppenarbeit (GA) als vorherrschende Sozialform gewählt. Ihr kooperatives Grundprinzip
     ermöglicht es Fach- und Medienkompetenz effizient zu stärken und gleichzeitig eine wechselseitige, positive
     Abhängigkeit zu erzeugen, die die Sozialkompetenz der SuS fördert und ihre Motivation steigert das eigene
     Thema möglichst gut aufbereitet zu präsentieren. Das fachlich-inhaltliche Thema der Ordnung chemischer
     Elemente in Elementfamilien eignet sich für eine arbeitsteilige GA besonders, da eine inhaltlich sinnvolle
15   und eindeutig nachvollziehbare Abgrenzung der einzelnen Themen möglich ist. Durch die arbeitsteilige
     Produktion der Videos, die gemeinsam den Inhalt der ganzen Unterrichtseinheit zusammenfassen sollen,
     erhält jeder einzelne Beitrag eine besondere Bedeutung für das Gesamtergebnis der Klasse und kann
     entsprechend gewürdigt werden.

     Zu Beginn der Erarbeitung 2 werden in einem Gruppenpuzzle Produktions- und Recherchegruppen gebil-
20   det. Dazu wird den SuS eine Matrix an der Tafel vorgegeben (Abbildung B.4), anhand derer das Gruppen-
     puzzle erklärt wird. Die SuS werden anschließend gebeten sich selbständig in den verschiedenen Gruppen
     zusammenzufinden, wobei sie darauf hingewiesen werden, dass sie durch die Mitgliedschaft in einer Recher-
     chegruppe Verantwortung für die Umsetzung des jeweiligen Aspekts ihrer Produktionsgruppe übernehmen.
     Hierbei ist anzumerken, dass die von den Recherchegruppen abgedeckten Aspekte methodisch-technischer
25   Natur sind; die inhaltliche Umsetzung liegt in der gemeinsamen Verantwortung der Produktionsgruppe. Das
     Gruppenpuzzle soll primär sicherstellen, dass die Erkenntnisse aus der Erarbeitung 2 bei der Erarbei-
     tung 3 in jeder Produktionsgruppe vorhanden sind sowie durch Zuteilung von Verantwortungsbereichen
     unterstützen, dass die verschiedenen Aspekte bei der Produktion berücksichtigt werden. Darüber hinaus
     werden durch das Gruppenpuzzle feste soziale Strukturen aus einem für die SuS nachvollziehbaren Grund
30   temporär durchbochen, sodass nicht konstant die gleichen SuS zusammenarbeiten. Letzteres erscheint
     besonders in dieser Klasse wünschenswert für die soziale Dynamik. Die Erarbeitung 2 erfolgt aller Wahr-
     scheinlichkeit nach in Vertretungsstunden bei Abwesenheit der Lehrkraft aufgrund der Teilnahme an einer
     Kursfahrt. Da die Anwesenheit der Lehrkraft in dieser Phase nicht unbedingt erforderlich ist, kann sonst
     ausgefallene Unterrichtszeit für das UV genutzt werden.

35   Die Erarbeitung 3 konzentriert sich auf die Planung und die Produktion der Erklärvideos. Für die Aufnahme
     der Videos werden private Geräte der SuS verwendet, da sie im Umgang mit ihren Geräten geübt sind und
     diese auch in Zukunft verwenden würden. Dadurch kann die Medienkompetenz im Bereich Medien her-
     stellen lernen nachhaltiger gestärkt werden. Rechtliche Aspekte der Verwendung privater Aufnahmegeräte
     werden mit der Schulleitung und den Erziehungsberechtigten abgeklärt (Anhang 2, S. 22). Dreh und Schnitt
40   der Erklärvideos in der Erarbeitung 3 stellen den methodischen Höhepunkt des Unterrichtsvorhabens dar.
     Für die betreffende Doppelstunde werden den SuS zwei Räume zur Verfügung gestellt, sodass die Gruppen
     möglichst ungestört arbeiten können. Die Planung für diese Doppelstunde obliegt den SuS; Chemikalien
     und Versuchsmaterialien werden den SuS nur auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Um die SuS zu rechtzeiti-
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                        10

     ger Planung anzuhalten, werden sie aufgefordert, entsprechende Bestellungen bei der Lehrkraft zwei Tage
     vor dem Dreh aufzugeben.

     Die abschließende Präsentation der Videos findet im Klassenverband statt (siehe Verlaufsplan in Tabelle
     B.3). Die SuS werden vor der Präsentation in vier Evaluationsgruppen eingeteilt, wobei die Produktions-
 5   gruppen von der Lehrkraft neu gemischt werden. Den Evaluationsgruppen werden unterschiedliche Beob-
     achtungsaufträge gegeben (Abbildungen B.6 und B.7). Durch die Zuteilung von Beobachtungsaufträgen
     kann eine möglichst gleichmäßige Würdigung aller Videos sowie eine kriteriengeleitete, effiziente und ggf.
     zusammenfassende Evaluation besser erreicht werden. Würden alle Videos nacheinander ohne spezielle
     Beobachtungsaufträge gezeigt werden, würde sich ein großer Teil der Rückmeldung wahrscheinlich auf
10   das letzte Video konzentrieren; würde jedes Video direkt nach seiner Präsentation besprochen werden,
     würden die zuerst gezeigten Videos wahrscheinlich mehr Würdigung und Rückmeldungen erhalten. Von der
     Veröffentlichung der Videos im Internet soll im Rahmen dieses Unterrichtsversuches abgesehen werden.
     Stattdessen sollen die Videos der Klasse über die schulinterne Plattform VincWeb3 zugänglich gemacht
     werden.

      3
          https://vincweb.vlg-stade.de
B. Auswertung
     B.1. Systematische Auswertung
     B.1.1. Erreichen des kompetenzorientierten Unterrichtsziels
     Aufgrund der Produktorientierung des UV kann das Erreichen des KOUZ vordergründig eindeutig anhand
 5   der produzierten Videos überprüft werden. Da das Unterrichtsvorhaben aber kooperativ angelegt wurde
     und keine Überprüfung der Einzelleistungen stattfand, lässt sich das Erreichen des KOUZ auf individueller
     Ebene nur indirekt über Beobachtungen im Unterricht und die Angaben der SuS in den Fragebögen beur-
     teilen (Abschnitte B.1.3 und B.1.4). Die SuS selbst bewerten die Beteiligung der Gruppenmitglieder an der
     Produkterstellung durchaus divergent; acht SuS sehen eine ausgewogene Beteiligung in der GA-Phase,
10   sechs verneinen dies eher und fünf SuS äußern sich indifferent (Frage 271 ).

     Die Schülergruppen Erdalkalimetalle, Halogene und Edelgase haben ihr Video in der letzten Stunde des
     Unterrichtsvorhabens präsentiert und damit die Voraussetzung für das Erreichen des KOUZ erfüllt. Bei
     der Schülergruppe Alkalimetalle war die Schülerin, die das Video mitbringen wollte, zum Zeitpunkt der
     Präsentation erkrankt. Aufgrund der Vorleistungen dieser Gruppe (Sprechtext, Storyboard, Videodreh; Ab-
15   bildungen B.13, B.14) kann aber davon ausgegangen werden, dass hier keine signifikanten Defizite beste-
     hen. Über die reine Fertigstellung des Videos hinaus, erfordert der Operator erläutern im KOUZ, dass die
     SuS fachlich korrekte Informationen so auswählen, strukturieren und mit geeigneten Beispielen verknüpfen,
     dass die Vermittlung des Inhalts unterstützt wird, sein Bezug zu Grundprinzipien deutlich oder seine Einord-
     nung in Kontexte ermöglicht wird. Die präsentierten Videos zeigen, dass dies den Gruppen unterschiedlich
20   gut gelungen ist. Die Schülergruppen Erdalkalimetalle und Edelgase haben Informationen so ausgewählt
     und strukturiert, dass die Grundlage der Gruppierung von Elementen in diese Elementfamilien deutlich
     wurde. Die Schülergruppe Halogene hat in ihrem Video hingegen einige wichtige Gemeinsamkeiten der
     betreffenden Elemente nicht genant und die Elementfamilie auch nicht auf der Basis gemeinsamer, spezi-
     fischer Eigenschaften definiert (Abbildung B.28). Die gezeigten fachlichen Inhalte wurden in allen Videos
25   weitgehend korrekt dargestellt; besonders im fachsprachlichen Bereich aber auch bei der Unterscheidung
     zwischen Stoff- und Teilchenebene sowie bei der Differenzierung zwischen Reinstoffen und Verbindungen
     waren in den Videos zu Erdalkalimetallen und Halogenen jedoch Defizite zu erkennen (ebd. und Abschnitt
     B.1.3). Dabei ist anzumerken, dass einige der genannten Mängel in den Sprechtexten und Storyboards der
     betreffenden Gruppen besser dargestellt wurden (Abschnitt B.1.3). Mit Blick auf das Erreichen des KOUZ ist
30   hier insbesondere hervorzuheben, dass die Schülergruppe Halogene in ihrem Sprechtext – im Gegensatz
     zum Video – immerhin eine knappe, zusammenfassende Definition der Elementfamilie gegeben hat (Ab-
     bildung B.19). Weiterhin wurden in den Videos aller Gruppen Alltagsbeispiele angeführt (Abbildung B.29),
     welche von den SuS eingangs als wichtiges Qualitätskriterium für Erklärvideos genannt worden waren und
     somit zum Erreichen des KOUZ beitragen (Abbildung B.3). Gestaltung sowie technische Umsetzung haben,
35   mit Ausnahme typographischer Schwächen (Abschnitt B.1.3), in allen Videos die Vermittlung des Inhalts
     unterstützt (Abbildungen B.30 und B.31). Zusammenfassend lässt sich ableiten, dass das KOUZ aus Leh-
     rersicht von den Schülergruppen Erdalkalimetalle und Edelgase auf allen Ebenen im Wesentlichen erreicht
     wurde. In der Schülergruppe Halogene wurde das KOUZ letztendlich im Video auf inhaltlicher Ebene knapp
     verfehlt, der Umgang mit dem Medium des Erklärvideos ist auf gestalterischer und technischer Ebene aber
40   grundsätzlich gelungen.

     Die SuS selbst sind mit den eigenen Videos auf inhaltlicher, gestalterischer und technischer Ebene

      1
          Die hier angegebenen Nummern beziehen sich auf die fortlaufende Nummerierung der Fragen in den Schülerfragebögen (siehe
           Anhang 9, S. 57). Um die Übersichtlichkeit des Textes zu gewährleisten wird diese Referenz nur einmal angegeben.
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                           12

     größtenteils zufrieden (je 14/19 positive Nennungen; Fragen 39, 48, 49). Ebenfalls fiel die abschließen-
     de Evaluation der drei präsentierten Videos durch die SuS grundsätzlich positiv aus (Abbildungen B.24
     bis B.27), sodass davon ausgegangen werden kann, dass das KOUZ aus Schülersicht in allen Fällen
     erreicht wurde. Allerdings beantworteten nur 9/19 SuS die Frage, ob sie die Videos zur Wiederholung
 5   in der 10. Klasse nutzen würden, positiv (Frage 40). Als Gründe für die Verwendung der Videos wurden
     im Unterrichtsgespräch (UG) genannt, dass die Mappen bis dahin nicht überleben“ oder ich zu faul bin,
                                                ”                                           ”
     die Mappe zu lesen“, während SuS, die die Videos eher nicht (ausschließlich) zur Wiederholung nutzen
     würden, die Struktur ihrer eigenen Mappe bevorzugen oder angeben sich aus ihrer Mappe besser Inhalte
     herausschreiben können.

10   B.1.2. Motivation zur Beschäftigung mit dem fachlichen Thema durch Erklärvideos
     Die SuS geben vor und nach dem UV an, dass sie gerne durch das Anschauen von Erklärvideos lernen
     (14/21 bzw. 17/19 positive Nennungen; Frage 6), sie dies dazu motiviert, sich mit dem Unterrichtsinhalt
     zu befassen (14/21 bzw. 14/19, Frage 16), sie den Unterrichtsinhalt dadurch besser (20/21 bzw. 17/19;
     Frage 28) und schneller (18/21 bzw. 14/19; Frage 29) verstehen und Erklärvideos den Unterricht inter-
15   essanter machen (19/21 bzw. 15/18; Frage 11). Ihre Ansicht begründen sie hauptsächlich damit, dass in
     Erklärvideos Inhalte häufig besser und einfacher erklärt werden, Erklärvideos verfügbar sind, wenn die SuS
     Hilfe benötigen, die Nutzung von Erklärvideos Zeit und Arbeit spart und sie neue Inhalte lernen können
     (Frage 9). Daraus lässt sich ableiten, dass Erklärvideos bei passiver Verwendung durch ihre niedrige Zu-
     gangsschwelle die SuS grundsätzlich dazu motivieren, sich mit dem (fachlichen) Inhalt zu befassen. Über
20   den Verlauf des UV steigt die Häufigkeit, mit der die SuS angeben Erklärvideos in ihrer Freizeit und zum
     Lernen für die Schule zu nutzen, leicht an (sehr häufige bis gelegentliche Nutzung: von 10/21 auf 14/19
     bzw. von 14/21 auf 16/19; Fragen 1, 2).

     Da die SuS im Allgemeinen eher geringes Interesse am fachlichen Thema zeigen (3/19; Frage 18), sind
     treibende Kräfte für die Motivation sich mit dem Inhalt zu auseinanderzusetzen eher in der Art und Wei-
25   se der Beschäftigung mit dem Thema zu suchen. Insgesamt hat sich gezeigt, dass die im UV geplan-
     te Arbeit mit dem Medium des Erklärvideos die SuS insbesondere im sozial-kooperativen aber auch im
     gestalterisch-kreativen Bereich motivieren konnte. Dabei muss allerdings die Frage unbeantwortet bleiben,
     ob bei häufigerer Verwendung von Erklärvideos im Unterricht diese motivierende Wirkung erhalten bleibt,
     oder ob sich das Neue und Interessante der Methode bald abnutzt. Die Umsetzung technischer Aspekte im
30   UV sowie die zur Verfügung stehende Zeit sehen die SuS kritischer und aufgrund hoher Lernschwierigkeiten
     im technischen Bereich eher demotivierend (Fragen 55, 57). Da die SuS diese Schwierigkeiten im UV aber
     zu einem großen Teil überwunden haben (Abschnitt B.1.4), ist davon auszugehen, dass dieser negative
     Effekt bei Folgeprojekten geringer ausfallen würde.

     Am Ende des UV geben verhältnismäßig mehr SuS an, dass sie Erklärvideos nicht häufiger im Unterricht
35   produzieren möchten (von 6/21 auf 10/19; Frage 8). Von vielen SuS wurde als primärer Grund dafür der
     anfangs geringer eingeschätzte, letztlich aber hohe Zeitaufwand genannt (von 4/21 auf 8/18; Fragen 15,
     57 und UG). Davon abgesehen äußern sich die SuS nach dem UV deutlich positiver zur motivierenden
     Wirkung der Produktion von Erklärvideos im Vergleich zu Postern oder Referaten (von 5/21 auf 12/19;
     Frage 12) und geben verstärkt an, dass ihnen das Anschauen und die Produktion von Erklärvideos im
40   Unterricht Spaß machen (von 13/21 auf 17/19 bzw. von 5/21 auf 9/19; Fragen 13, 14). Den SuS hat an
     dem UV besonders die GA gefallen (Frage 56), wobei sie im UG mehrfach erwähnt haben, dass sie die
     Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit ihren Freunden sehr schätzen. Nur wenige SuS haben angemerkt,
     dass ihnen die GA schwergefallen sei oder dass sie hier Verbesserungsmöglichkeiten sehen (Fragen 55,
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                          13

     57). In dieser Hinsicht hat sich die prozessuale Komplexität der Erklärvideoproduktion und der daraus
     resultierende kooperative Ansatz des UV in Kombination mit der freien Gruppenwahl als positiv für die
     Motivation der SuS erwiesen. Die Umsetzung des kooperativen Ansatzes scheint im UV gelungen, da die
     Mehrzahl der SuS nach dem UV angibt, dass das Produzieren von Erklärvideos die Zusammenarbeit
 5   unter den SuS fördert (15/19; Frage 24), jeder seine Stärken einbringen kann (12/19; Frage 25) und
     die SuS beim Produzieren der Erklärvideos voneinander profitieren (13/19; Frage 26). Zusätzlich zu der
     Arbeit in den einzelnen Gruppen wurde auch die arbeitsteilige Produktion verschiedener Videos von den
     SuS positiv hervorgehoben (Frage 56 und UG). Da viele SuS angegeben haben, dass sie beim Erstellen
     von Lernmaterial für andere besonders auf die Qualität achten (15/21 und 14/19; Frage 23), kann sich
10   die arbeitsteilige Aufbereitung verschiedener Themen positiv auf die sorgfältige Beschäftigung mit dem
     fachlichen Inhalt auswirken. Neben der arbeitsteiligen GA wurden mehrfach Kreativität/ Gestaltungsfreiheit
     sowie Abwechslung und leichtes Lernen zum Thema als positive Aspekte des UV benannt (Frage 56). Die
     Möglichkeit gestalterisch-kreativ tätig zu werden (von 14/21 auf 13/19; Frage 22) motiviert die SuS dabei
     grundsätzlich mehr als der Einsatz ihrer technischen Fähigkeiten (von 7/21 auf 9/19; Frage 21). Gleichzeitig
15   geben nur wenige SuS an, dass die kreative Gestaltung sie bei der Produktion abgelenkt hat (2/19; Fragen
     35), während etwa die Hälfte meint, dass sie von technischen Schwierigkeiten abgelenkt worden wären
     (9/19; Frage 35).

     Zur Durchführung des UV geben die SuS mehrheitlich an, dass sie in der Gruppenarbeitsphase konzentriert
     gearbeitet und sich nicht häufig mit anderen Dingen beschäftigt haben (16/19 bzw. 10/18; Fragen 19, 20).
20   Dies deckt sich mit den Beobachtungen der Lehrkraft während des Videodrehs, bei dem die SuS sehr
     konzentriert und zielorientiert waren. Eine für die betreffenden Schülerinnen eher geringe Motivation war
     insbesondere zu Beginn der Erarbeitung 3 bei der Schülergruppe Edelgase zu beobachten, zu der zwei
     der leistungsstärksten Schülerinnen der Klasse gehören. Diese Gruppe konnte sich bei der Auswahl der
     Themen zunächst nicht entscheiden und war schließlich enttäuscht über die eingeschränkten Möglichkeiten,
25   die das übriggebliebene Thema bot. Grundsätzlich wäre es gut gewesen, dieser Gruppe ein anspruchsvolle-
     res und inhaltlich motivierenderes Thema anzubieten. Da die SuS ihr Thema aber selbst wählen sollten und
     sich im fachlichen Kontext nur die vier gestellten Themen angeboten haben, war dies nicht zu realisieren. In
     anderen Zusammenhängen wäre es sicher vorteilhaft ein Überangebot an Themen bereitzustellen, sodass
     alle SuS wählen können.

30   Auf die direkte Frage, ob das Produzieren von Erklärvideos die SuS dazu motiviert, sich mit dem Unter-
     richtsinhalt zu befassen, äußern sich die SuS divergent, nach dem UV aber entschiedener. Während sich
     zu Beginn 7/21 SuS positiv und 2/21 SuS negativ zu dieser (noch hypothetischen) Frage äußern, steigen
     beide Anteile nach dem UV auf 8/19 bzw. 6/19 SuS (Frage 17). Damit bejaht zwar die Hälfte der SuS
     die Frage, der Anstieg über das UV fällt im negativen Bereich aber deutlicher aus. An dieser Stelle ist
35   anzumerken, dass die SuS bei dem durchgeführten UV im Allgemeinen eine stärkere Progression bei der
     Medienkompetenz als bei der Fachkompetenz wahrgenommen haben (s. Abschnitte B.1.4 und B.1.3). Es
     ist möglich, dass dieser Unterschied die obige Einschätzung der SuS beeinflusst hat. Um dies zu beurteilen
     wäre ein Vergleich mit einem UV nötig, bei dem ein inhaltlich neues Thema bearbeitet wird. Aufgrund der
     in Abschnitt A.3.1 dargelegten Gründe erscheint eine derartige Konzeption allerdings im hier gegebenen
40   Rahmen weiterhin als nicht sinnvoll.

     B.1.3. Festigung und Vertiefung fachlicher Inhalte
     Aufgrund der gewählten Einbettung in den Unterricht ist die inhaltliche Progression bei diesem UV von vor-
     neherein als moderat einzuschätzen. Die wichtigen fachlichen Inhalte wurden vor der Erklärvideoproduktion
     im Unterricht erarbeitet und waren, mit Ausnahme der Edelgase, schon Gegenstand einer Klassenarbeit
Erklärvideos im Chemieunterricht                                                                            14

     (Tabelle B.1). Bei der Konzeption des UV erschien diese Reihenfolge wichtig, um durch die beabsichtig-
     te Arbeitsteilung keine ungleichmäßigen Voraussetzungen für die Klassenarbeit zu erzeugen. Trotz ihrer
     inhaltlichen Vorkenntnisse geben die SuS nach dem UV aber mehrheitlich an, dass die Produktion von
     Erklärvideos zu einem besseren Verständnis der Unterrichtsinhalte beiträgt (von 7/21 zu 9/19; Frage 30),
 5   sie beim Produzieren Neues zum Unterrichtsthema gelernt haben (15/19; Frage 32) und sie sich durch
     das Produzieren den Inhalt besser merken können (16/19; Frage 33). Insgesamt sehen die SuS im Kompe-
     tenzbereich Fachwissen – wie zu erwarten – zwar keine immense inhaltliche Progression, sie stellen aber
     durchaus einen positiven Effekt der Produktion im Sinn einer Konsolidierung und Vertiefung der Fachinhalte
     fest (ebd., Frage 41 und UG).

10   Mit Blick auf den Umfang der inhaltlichen Progression sind insbesondere die Schülergruppe Halogene und
     eine Schülerin, die in der Unterrichtseinheit zum Thema Elementfamilien häufig gefehlt hat, hervorzuheben.
     Die Schülergruppe Halogene hat ein eher oberflächliches Video produziert, das sich stark an einzelnen
     Unterrichtsinhalten orientiert; insbesondere ist die im Video zentrale Tabelle eine (zum Teil fehlerhafte) Kopie
     aus dem Unterricht. Allerdings besteht diese Gruppe aus generell schwachen Schülern, die im Unterricht
15   und in der Klassenarbeit zum Thema nur ausreichende bis mangelhafte Leistungen gezeigt haben. Bei der
     Videoproduktion haben sich die Schüler über das übliche Niveau hinaus motiviert und konzentriert gezeigt
     und den Unterrichtsinhalt zu ihrem Thema mindestens wiederholt und konsolidiert. In dem Erklärvideo
     konnten die SuS so die Silbernitrat-Fällung von Halogeniden immerhin beschreiben; dies war vielen von
     ihnen in der Klassenarbeit zuvor nicht oder nur schlecht gelungen. Obwohl die Schülergruppe Halogene
20   das KOUZ im Video inhaltlich verfehlt hat (Abschnitt B.1.1), ist bei ihnen somit eine inhaltliche Progression
     zu erkennen. Der Lernfortschritt der Schülerin, die im Unterricht zum Thema Elementfamilien häufig gefehlt
     hat, war wahrscheinlich der größte in der Klasse. Diese Schülerin hatte in der Klassenarbeit aufgrund des
     verpassten Unterrichts merkliche Schwierigkeiten. Bei dem Videodreh hat sie Reaktionsgleichungen zu
     Alkalimetallen an die Tafel geschrieben, ist dann plötzlich zurückgetreten, hat ihren Anschrieb betrachtet
25   und gesagt, dass sie das jetzt endlich verstanden“ habe und dass sie in der Klassenarbeit sicher besser
                           ”
     abgeschnitten hätte, wenn sie vorher das Video produziert hätte. In ihrem Fall konnte die Produktion
     des Videos mehr zum Verständnis des fachlichen Inhalts beitragen, als das Lernen für die Klassenarbeit.
     Ein nicht beabsichtigter, aber von zwei SuS erwähnter Effekt der Videoproduktion auf ihre inhaltlichen
     Kenntnisse war auf technische Probleme zurückzuführen. Diese SuS gaben an, dass sie ihren Text aufgrund
30   von Schwierigkeiten bei der Vertonung so oft gesprochen haben, dass sie ihn schließlich auswendig konnten.

     Im Bereich der Kommunikationskompetenz geben die SuS nach dem UV mehrheitlich an, dass sie für
     die Produktion des Erklärvideos recherchiert haben (16/19; Frage 36), sie beim Produzieren auf korrekte
     Fachsprache geachtet haben (14/19; Frage 37) und sich viele Gedanken über einen nachvollziehbaren
     Aufbau gemacht haben (14/19; Frage 38). Die Recherche fiel vielen SuS nach eigener Angabe leicht (Frage
35   54) und in den Videos zu Edelgasen und Erdalkalimetallen sind tatsächlich Informationen vorhanden, die
     nicht Teil des Unterrichts waren. Im Video zu Erdalkalimetallen wird sogar ein neuer Versuch gezeigt, der
     im Video allerdings nur oberflächlich auf Stoffebene gedeutet wird. Mit Bezug auf die Fachsprache kann
     festgestellt werden, dass das angegebene Bemühen der SuS nur bedingt erfolgreich war; die Videos zu
     Erdalkalimetallen und Halogenen enthalten einige fachsprachliche Fehler. Im Video zu Erdalkalimetallen
40   ist zudem an einigen Stellen zu erkennen, dass typographische Probleme, die wahrscheinlich auf das ver-
     wendete Screencast-Programm zurückzuführen sind, der fachlich korrekten Darstellung im Weg gestanden
     haben. Dies wurde insbesondere deutlich als die SuS die allgemeine Formel für Erdalkalimetallhydroxide
     als Me(OH)2“ dargestellt, den Index aber zur Verdeutlichung als tiefgestellte 2“ vorgelesen haben. Bei sol-
        ”                                                           ”
     chen technischen Problemen steht die Darstellung in Screencasts der korrekten Vermittlung des fachlichen
45   Inhalts eindeutig im Weg.
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