Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV

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Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
REPORT
                                                        JAHRES-
                                                 2020
Gemeinsam

Stark für
Gerechtigkeit
weltweit

04 – Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt

19 – Ausblick der Projektarbeit

25 – Engagement in Deutschland
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
Inhalt

Vorwort                                        02     Projektschwerpunkt Umwelt                     14    Engagement in Deutschland                   25

Höhepunkte des Jahres 2020                     03     Projektschwerpunkt Soziales                   16    Organigramm des Vereins                     27

Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt      04     Ausblick der Projektarbeit                    19    Finanzbericht, Bilanz                       28

Solidarität weltweit – Übersicht               08     Projektübersicht 2020                         20    Gewinn- und Verlustrechnung                 29

Projektschwerpunkt Wirtschaft                  10     Qualitätssicherung in der Projektarbeit       22    Erweiterte Darstellung der Ausgaben         31

Projektschwerpunkt Bildung                     12     Verantwortung und Transparenz                 24

Liebe Leserin, lieber Leser,
ich freue mich, Ihnen den SODI-Jahresreport 2020      aktualisiert und auf digitale Formate umgestellt.   Welt erreichten, einschließlich die des Bundes-
präsentieren zu dürfen! Denn trotz erheblicher        Eine Auswahl der 23 Projekte wird Ihnen auf den     ministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Einschränkungen durch die Pandemie, blickt SODI       folgenden Seiten vorgestellt.                       und Entwicklung Dr. Gerd Müller.
e.V. auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr
zurück. Lassen Sie mich Ihnen die wichtigsten         Mit einem – trotz der räumlichen Distanz – gut      Für Ihre Solidarität im Ringen um eine
Entwicklungen und Meilensteine des Jahres kurz        zusammengewachsenen, neu aufgestellten              global chancengerechtere Welt sowie für Ihre
vorstellen:                                           Team, konnten wir die Qualitätssicherung un-        ­Spenden, die es uns ermöglichen, Fördermittel
                                                      serer Arbeit weiterentwickeln, einen Überblick       von öffentlichen Gebern zu erhalten und
Die Pandemie wirkte sich unmittelbar auf unse-        zu unserem Ansatz bietet S. 22. Auch finanziell      somit ein Mehrfaches der Spendenmittel in die
re und die Arbeit unserer Partnerorganisationen       ziehen wir ein positives Resümee und berich-         Projektarbeit einzubringen, danke ich Ihnen
aus. Auf die veränderten Umstände konnten wir         ten im Finanzteil wie gewohnt transparent über       im Namen des Teams und unserer Partner­
aber rasch und flexibel reagieren und gemein-         unseren geprüften Jahressabschluss.                  organisationen von Herzen!
sam Anpassungen und zusätzliche Maßnah-
men zur Covid-19-Prävention, Aufklärung und           Im vierten Quartal wurde bei der ersten             Ich wünsche eine anregende Reise durch das
Nothilfe umsetzen.                                    hybriden Mitgliederversammlung ein neuer            Jahr 2020 bei SODI!
                                                      Vorstand g­ ewählt, der unsere Arbeit seither
Zugleich haben wir unsere nachhaltige Verän-          bereichernd begleitet – umso härter trifft uns
derungen anstrebende Arbeit fortgesetzt und           der Tod des im März 2021 verstorbenen Vor-
neue Projekte auf den Weg gebracht, z.B. in der       standsmitglieds Wolfgang Schunke.
DR Kongo (Ernährungssicherung bei Vertriebe-
nen, G
     ­ eflüchteten und lokaler Bevölkerung),          Dankbar sind wir, dass er noch dabei sein           Ihre Anna Goos
in Kamerun (Friedensjournalismus) und in              konnte, als wir im vergangenen Jahr SODIs           Geschäftsführerin SODI
Indien (nachhaltige Einkommensschaffung               30-jähriges Jubiläum sowie das 10-jährige
und Ernährungssicherung). Dabei haben wir             ­Bestehen des Filmkollektivs Draufsicht im
den Brückenschlag zwischen internationaler             Rahmen verschiedener Formate – Diskus-
Projektarbeit, einschließlich der entwicklungs-        sionen, Publikationen, Filmvorführungen –
politischen Städtepartnerschaftsarbeit, und dem        feierten. Besonders bewegt haben uns die
Globalen Lernen s­ owie unserer Kampagnen-             zahlreichen Grußbotschaften, die uns von
arbeit (beispielsweise zum Lieferkettengesetz)         engagierten Mitgliedern, Spender*innen,
weiter gestärkt. Bildungsangebote wie die              ­Kooperationspartnern und zivilgesellschaft-
Wanderausstellung Hi[story] of Food haben wir           lichen sowie öffentlichen Akteuren aus aller

02
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
SODI Jahresreport 2020

Höhepunkte des Jahres 2020
Was haben wir zusammen mit unseren Partnern erreicht?

Das Jubiläumsjahr 2020 war für SODI ein           Stelle nicht aus. Deshalb sollen nur wenige       zu tun ist, um SODI weiter nachhaltig zu kon-
schwieriges, aber erfolgreiches Jahr (siehe       Stichworte genannt werden. Im vorigen Jahr        solidieren. 2019/2020 gab es in der Geschäfts-
Finanzbericht auf Seite 28). Mit 23 Projekten     gab es mehrere relativ kleine Projekte, die       stelle mehrere personelle Veränderungen,
in 13 Ländern, einschließlich Deutschland,        kurzfristig realisiert wurden, um einen Teil zu   die Herausforderungen mit sich brachten,
wurde erneut eine Gesamtleistung von              Eindämmung der Covid-19-Pandemie beizu-           aber auch Chancen für das Team. Das neue
1,8 Mio. Euro erbracht. Möglich war dies durch    tragen. Das ehrenamtliche Team von Drauf-         Team unter der Leitung von Anna Goos hat
die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen       sicht Bamenda (Kamerun) hat mit Unterstüt-        nach Auffassung des Vorstandes die widrigen
Vorstand und Geschäftsstelle sowie mit den        zung durch SODI mobile Handwaschstationen         äußeren, aber auch inneren Bedingungen
Mitgliedern und Förderern von SODI und vor        gebaut und an wichtigen Knotenpunkten der         erfolgreich gemeistert und ist zu einem guten
allem auch mit unseren Partnerorganisationen      Stadt aufgestellt. Im August wurde in Koopera-    Kollektiv zusammengewachsen.
in den Projektländern. Die Arbeitsbedingungen     tion mit der deutschen Botschaft medizinische
waren sowohl bei unseren Partnern als auch        Schutzausrüstung zur Behandlung von Co-           Die über 200 Mitglieder des Vereins sowie die
in der Geschäftstelle durch Covid-19 geprägt.     vid-19 Erkranktenan an das Deutsche Hospital      Fördermitglieder und Spender*innen stehen
Die direkten Kontakte mussten durch digitale      Nicaraguas (HAN) in Managua übergeben. Die        SODI treu zur Seite. Sie sind das Fundament
Arbeit, meist von zuhause ersetzt werden.         Hilfsgüter wurden von der Bundes­regierung        des Vereins, auf das wir besonders stolz
Umso höher bewertet der Vorstand die im ab-       als Teil der weltweiten Unterstützung Deutsch-    sind. Für Ihre Unterstützung im Jahr 2020
gelaufenen Jahr erreichten Ergebnisse. Unsere     lands für die Covid-19-Pandemie zusammen          bedanken wir uns sehr. Das vorige Jahr stand
Arbeitsschwerpunkte entsprechen den Prinzi-       mit SODI und der bei SODI aktiven „Freunde        ganz im Zeichen des 30. Gründungsjubiläums
pien einer ökologisch, ökonomisch und sozial      des HAN“ finanziert und vom Nicaraguani-          unseres Vereins. Zahlreiche Glückwünsche
nachhaltigen Entwicklung, wie sie in den 17       schen Roten Kreuz vor Ort beschafft. Das sind     erreichten uns, besonders freuten wir uns
Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen      nur zwei kleine Projekte, die aber typisch für    über die Grüße unserer Partnerorganisationen
im Rahmen der AGENDA 2030 formuliert sind         diese „Corona-Jahr“ waren.                        sowie die Grußadresse von Minister Dr. Gerd
und die bis 2030 erreicht werden sollen.                                                            Müller. In einer Chronik haben wir die Höhe-
                                                  Die entwicklungspolitischen Bildungsprojekte      punkte aus den bisher über tausend Projekten
Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen       Draufsicht Global und Hi[story] of Food wurden    zusammengefasst. Da unsere Festveranstal-
setzten wir 2020 in 13 Ländern Europas, Asiens,   infolge der Kontaktbeschränkungen abgewan-        tung als Jahreshöhepunkt nicht stattfinden
Afrikas und Lateinamerikas Projekte mit dem       delt und teilweise eingeschränkt umgesetzt.       konnte, feierten wir online – zum Nachlesen
Ziel um, die Lebenssituation benachteiligter      In einer Lockdown-Lücke konnte Draufsicht im      und Anschauen im Netz auf
und entrechteter Menschen nachhaltig zu           Oktober seinen 10. Geburtstag feiern: Über 100    www.30Jahre.sodi.de.
verbessern und bei der Überwindung der Folgen     Filme sind seit 2010 entstanden.
der Pandemie zu helfen. SODI verband seine in-
ternationale Arbeit mit politischem Engagement    SODI engagiert sich für faire Wirtschafts- und
in Deutschland beispielsweise zur Reform des      Handelsbeziehungen und trat im Jubilä-
Gemeinnützigkeitsrechts und der Forderung         umsjahr der Initiative Lieferkettengesetz bei     Dr. Rolf Sukowski
nach einem Lieferkettengesetz. Durch entwick-     (lieferkettengesetz.de). Die Arbeit am Konzept    Vorstandsvorsitzender SODI
lungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland     „SODI-Entrepreneur – Eine Wirtschaft. Für
diskutierte SODI globale Themen mit Schü-         Alle“ wurde fortgesetzt. Im Rahmen der Allianz
ler*innen, Lehrer*innen und jungen Erwachse-      „Rechtssicherheit für politische Willensbil-
nen, 2020 vor allem mit digitalen Formaten und    dung“ unterstützte SODI die Forderungen nach
entsprechenden Bildungsmaterialien.               einer Reform des Gemeinnützigkeitsrechts.

Projektarbeit im Zeichen von Covid-19             Starkes Team mit neuen Ideen
Um die Höhepunkte aus den Projekten (ab           Die Erfolge verstellen Vorstand und Geschäfts-
S. 8) darzustellen, reicht der Platz an dieser    führung nicht den Blick darauf, dass noch viel

                                                                                                       Höhepunkte des                        03
                                                                                                       Jahres 2020
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
© Draufsicht Bamenda
Solidarität verbindet,
wo Pandemie trennt                                                               Draufsicht Bamenda baute 15 Handwaschstationen
                                                                               für 1.200 Menschen zur Eindämmung von Covid-19 in der
                                                                               Großstadt Bamenda (Kamerun)

Wie fragil die globale Solidarität ist, sieht man wie durch ein Brennglas an der Corona-Pandemie und
der Covax-Initiative. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, wie wir alle gemeinsam gegen die Pandemie
vorgehen. Anfang Mai, ein Jahr nach Gründung der Impfplattform Covax durch die Weltgesundheits­
organisation WHO, wird deutlich, dass die Idee einer gerechten Verteilung des Impfstoffes durch
­bilaterale Abkommen der EU-Staaten oder den USA, aber auch durch die Diskussion um die temporäre
Aufhebung der Impfpatente geschwächt wird. Reichere Länder haben sich bis zu 80 Prozent der verfüg­baren
Impf­dosen gesichert. Doch globale Probleme löst man nicht mit nationalstaatlichem Egozentrismus.

04
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
SODI Jahresreport 2020

Weltweit hat die Corona-Pandemie den             erzählt, dass die Einschränkung der Bewe-
Alltag vieler Menschen verändert. Gleich         gungsfreiheit und die Abhängigkeit ihrer Insel
geblieben, ja noch verschärft, haben sich        Idjwi von den Märkten im nahegelegenen
negative gesellschaftliche Tendenzen: Laut       Ruanda die Situation vieler Menschen im
Oxfam und Amnesty International verstärken       letzten Jahr verschlechtert hat. „Wir sind
sich derzeit die soziale Ungleichheit sowie      schon immer nach Bukavu und zum Kiram-
diskriminierende Strukturen weltweit. Selbst     ba-Markt in Ruanda gefahren. Leider ist der
der Internationale Währungsfonds warnt vor       Handel seit der Schließung der Grenzen auf
den wirtschaftlichen Folgen der wachsenden       ein unterdurchschnittliches Niveau gesunken",
Ungleichheit. Ein Kurswechsel ist überfällig,    sagt Agner Nsimire. Der Fischfang ist zudem
das kapitalistische Wirtschaftssystem kann       auf die Nachtstunden begrenzt und bringt
diese Krise nicht ohne strukturelle Verände-     weniger Ertrag. Das Fehlen von Einkommen
rungen aussitzen.                                und Importen anderer Lebensmittel und Güter
                                                 wirkt sich negativ auf die Ernährungssituation
Wie haben unsere Projektpartner in Asien,        und medizinische Grundversorgung, z.B. mit
Afrika und Europa die Pandemie bisher er-        Medikamente, aus. In diesen Zeiten werden die
lebt? Welche neuen Herausforderungen gab         Projekte von SODI und UGEAFI* noch wichti-
es für sie? Was muss sich für eine gerechtere    ger. Wir schaffen einen sicheren Zugang zu sau-
Zukunft ändern?                                  berem Trinkwasser, der auch zu einem starken

                                                                                                                                                            © CTRD
                                                 Rückgang von Infektionskrankheiten geführt
In unserer Projektarbeit haben wir dank          hat. Und wir verbessern mit Saatgut und der
einer guten und engen Zusammenarbeit             Vermittlung von Anbauwissen das Leben auf           CTRD-Mitarbeiter*innen beachten in ihren Trainings
mit unseren lokalen Partnerorganisationen        der Insel im Kivu-See nachhaltig.                 zur sicheren und gesunden Ernährung stets die Abstand-
unmittelbar und dynamisch auf die neuen                                                            und Hygieneregeln zur Eindämmung der Pandemie
Herausforderungen reagieren können (S. 22).      Auch im südlichen Afrika verschärften sich
Durch kleine neue Projekte und zum Teil          Probleme vor allem innerhalb der ärmsten          Organisationen wie SPP* mit Lebensmittel-
Umwidmungen der Mittel oder Anpassun-            Bevölkerungsgruppen. In KaMubukwana,              paketen Familien, die durch die Ausgangsbe-
gen der Maßnahmen in den bestehenden             einem der ärmsten und bevölkerungsreichs-         schränkungen besonders stark von Hunger
Projekten konnten wir sicherstellen, dass        ten Stadtbezirke der mosambikanischen             und Not betroffen waren.
Projektziele trotz erschwerter Bedingungen       Hauptstadt Maputo, verteilte ASDA* mit Hilfe
erreicht werden konnten. Unser wichtigstes       von SODI an rund 900 Familien Lebensmittel-       Zur rechten Zeit begannen auch unsere
Ziel war es dabei weiterhin, die Situation von   pakete mit Grundnahrungsmitteln wie Reis,         neuen Aktivitäten zur Ernährungssicherung
benachteiligten Menschen zu verbessern und       Bohnen, Öl und Erdnüssen sowie Hygiene-Kits       für die Adivasi-Minderheit im Bergdistrikt
einer zusätzlichen Verschlechterung ihrer        (Masken, Seife). 325 Familien haben zusätz-       Nilgiri (Süd-Indien). „Das Projekt zur sicheren
Lage entgegenzuwirken.                           lich von Saatgut und landwirtschaftlichen         Ernährung starteten wir im Mai 2020, auf dem
                                                 Schulungen profitiert. „Ich habe als Witwe        damaligen Höhepunkt der Pandemie. Es trägt
Sicherung von Ernährung und Einkom-              zuvor als Kindermädchen gearbeitet, um            dazu bei, Adivasi-Familien widerstandsfähiger
men während des Lockdowns                        meine Familie zu versorgen. Mit der Pandemie      zu machen, für schwere Zeiten wie diese“,
In Vietnam führten geschlossene Märkte           brauchte man mich nicht mehr, und nun hilft       sagt Ramaswamy Ranganathen, Direktor von
und gestiegene Lebenshaltungskosten zu           mir der Gemüseanbau bei meinem Lebensun-          CTRD*. Gleichzeitig werden die Projektteilneh-
ökonomischen Schwierigkeiten der Famili-         terhalt“, sagt Rosta Djeque (68), Bewohnerin      mer*innen durch Hygieneregeln auch für das
en. Der Distrikt Tran Yen im Bezirk Yen Bai      aus KaMubukwana. Auch in Südafrika halfen         Thema Corona sensibilisiert.
verzeichnete bis März kaum Infektionen mit
Covid-19, erzählt Bui Thi Kim, Direktorin von
SODIs Projektpartner DWC*. Dennoch ist das
Einkommen der Bäuer*innen vor Ort sowie
der Wanderarbeiter*innen, die in anderen
Landesteilen Geld für ihre Familien verdie-
nen, wegen der Mobilitätsbeschränkungen                                                       Die Pandemie ist ein globales
zwischen den Distrikten stark gesunken.                                                       Problem, nicht nur das eines einzel-
                                                                                         nen Landes. Alle Länder sind gemeinsam
                                                                              © DWC

Umso wichtiger ist eine funktionierende
Dorfgemeinschaft, die durch das SODI-­                                                   für die Lösung verantwortlich. Vernetzung
Projekt gestärkt wird.                                                                   und gegenseitiges Lernen sind auch für
                                                                                         die Zukunft notwendig. (Bui Thi Kim, Direkto-
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der                                                    rin von DWC)
Corona-Pandemie sind auf dem afrikanischen
Kontinent groß, berichten auch Projektpartner
aus Süd-Kivu (DR Kongo) und dem südlichen
Afrika. Verkäuferin Agner Nsimire aus Süd-Kivu

                                                                                                        Schwerpunkt                                05
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
die Gesundheits- und Hygieneauflagen erfüllen
                                                                                                                    und weiter bestehen können.

                                                                                                                    Wissen zur Eindämmung der Pandemie
                                                                                                                    Das Wissen über das richtige Verhalten zur Ein-
                                                                                                                    dämmung der Covid-19-Pandemie ist weltweit
                                                                                                                    ungleich verteilt und der Zugang oft begrenzt.
                                                                                                                    Um die Verwirklichung des Rechts auf Gesund-
                                                                                                                    heit zu unterstützen, haben SODI und seine
                                                                                                                    lokalen Partner diverse Informationsaktionen
                                                                                                                    und Hygienemaßnahmen umgesetzt.

                                                                                                                    In der DR Kongo wurde in der Projektregion
                                                                                                                    eine Kampagne zur Sensibilisierung über
                                                                                                                    die gesundheitlichen Gefahren von Covid-19
                                                                                                                    durchgeführt. „Im letzten Jahr haben wir
                                                                                                                    deutliche Unterschiede im Informationsstand
                                                                                                                    zu Corona zwischen ärmeren und reicheren
                                                                                                                    Menschen festgestellt. Diejenigen mit einem
                                                                                                                    gewissen Einkommen und Bildungsniveau
                                                                                                                    konnten leichter an Information zur Prävention

                                                                                                            © FRS
                                                                                                                    von Covid-19 gelangen, da sie öfter in große
                                                                                                                    Städte wie Goma nahe der Insel Idjwi reisten.
  Beratungen und Gemeindetage zur Stärkung des Wissens der Rom*nja in Serbien über ihre Rechte und Ansprüche,       Im Gegensatz dazu verbreiteten sich in den
z.B. Personaldokumente oder Sozialleistungen, wurden u.a. als Treffen unter freiem Himmel in den Nachbarschaften    ärmeren Schichten eher Gerüchte, etwa dass
organisiert.                                                                                                        Masken das Virus noch stärker verbreiten wür-
                                                                                                                    den. Diesem Trend wollten wir entgegenwir-
                                                                                                                    ken“, sagt Naum Butoto, Direktor von UGEAFI.
In Serbien sehen sich Rom*nja in der                             trizität - bieten kaum Möglichkeiten, sich vor     Um die Ausbreitung von Covid-19 und anderen
Corona-Pandemie einer nochmals höheren                           einer Infektion zu schützen. Mitarbeiter*innen     Infektionskrankheiten einzudämmen, integriert
Diskriminierung ausgesetzt. Die Anfeindungen                     von FRS* und URBO* verteilten Lebensmittel         UGEAFI in das bestehende Trinkwasserprojekt
gegen Angehörige der Minderheit nahmen zu.                       und Hygieneartikel an jene Roma-Familien. Die      mit SODI weitere Hygienemaßnahmen und
Das gipfelte in der Behauptung, die Rom*nja                      Beratungen und Gemeindetage zur Stärkung           eine Informationskampagne in den Dörfern
seien schuld an der Pandemie. Ausgangssper-                      des Wissens der Rom*nja über ihre Rechte und       sowie über das Radio, um möglichst alle 40.000
ren zur Eindämmung der Pandemie führen zu                        Ansprüche, z.B. Personaldokumente und ande-        Menschen in der Region zu erreichen.
Einschränkungen oder gar zum Wegfall von                         re amtliche Papiere, Sozialleistungen oder psy-
Einkommensquellen der Familien wie Schrott-                      chologische Beratungen, mussten leider ausge-      In der Großstadt Bamenda (Kamerun) haben
sammlungen oder Straßenverkäufe. Dies                            setzt werden. Über Telefon, Internet und durch     90 Prozent der Menschen keinen Zugang
wirkt besonders negativ bei einem ohnehin                        Treffen unter freiem Himmel versuchen die          zu fließendem Wasser. „Uns war es wichtig,
sehr schweren Zugang zum Arbeitsmarkt für                        Mitarbeiter*innen jedoch, den Kontakt zu hal-      etwas gegen Corona zu machen. Also haben
Rom*nja. Die zumeist beengten Wohnverhält-                       ten. URBO hat begonnen, den neu gegründeten        wir Aufklärungsvideos gedreht und 15 Hand-
nisse - über 40 Prozent von ihnen leben in                       Unternehmen von Rom*nja nötige Materialien,        waschstationen nach dem Tippy-Tap Prinzip
informellen Siedlungen ohne Wasser und Elek-                     wie Masken, zur Verfügung zu stellen, damit sie    gebaut“, erzählt Godlove Dzebam. Mit diesem

                                                                                                                     Die Pandemie hat viele Adivasi-
                                                                                                                     Familien wirtschaftlich hart getroffen.
                                                                                                   © CTRD

                                                                                                                Für uns ist es sehr wichtig, Ernährungs-
                                                                                                                sicherheit zu gewährleisten. (Ramaswamy
                                                 © EduVentures

                                                                                                                Ranganathen, Direktor von CTRD, Indien)

  In sechs Videos verbinden EduVentures die Aufklä-
rung über Covid-19 mit Umweltforderungen

06
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
SODI Jahresreport 2020

Mechanismus kann der Wasserfluss durch                 Recht auf Gesundheit unterstützen
ein Fußpedal geregelt werden. So muss kein             Seit 2005 unterstützen SODI und die „Freunde
Wasserhahn berührt werden und der Wasser-              des HAN“ das Hospital Alemán Nicaragüense
verbrauch ist sehr effizient. Draufsicht Bamenda       (Deutsch-Nicaraguanisches Krankenhaus, HAN)
und der ISTP Cameroon* haben so rund 1.200             in Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. 2020
Menschen mit den Stationen erreicht und ihren          wurde das HAN zentrale Behandlungsstelle von
Teil zur Eindämmung des Virus beigetragen.             Covid-19-Erkrankten im Land. Der Schutz des
                                                       medizinischen Personals ist Grundvoraussetzung
„Wasser ist Leben. Sei schlau und schütze              für den gemeinsamen und solidarischen Einsatz
dich und die Umwelt“, fordern EduVentures in           gegen die Pandemie. Deshalb wurde in Koopera-

                                                                                                                                                                       © ASDA
­Namibia in ihren Videos zu Hygienemaßnah-             tion von SODI, dem Roten Kreuz Nicaragua und
 men gegen Covid-19 und machen gleichzeitig            der Deutschen Botschaft in Anwesenheit des
 auf die Umweltrisiken aufmerksam, die mit             deutschen Botschafters medizinische Schutz-               Rosta Djeque (68), Bewohnerin aus KaMubukwana-
 möglicher Wasserverschwendung und Mas-                kleidung und Materialien an das HAN übergeben.          Maputo in Mosambik. Mit Gemüseanbau versucht sie
 ken-Müll einhergehen. So verbinden sie ihren          Die Spende beinhaltete wasserdichte Kittel und          sich und ihre Familie nach ihrem Jobverlust durch die
 Kampf für Umweltschutz mit Aktivitäten zur            Anzüge, Gesichtsmasken, Schutzbrillen und               Pandemie zu versorgen.
 Eindämmung von Covid-19.                              Handschuhe.

Auch in Serbien, wo Rom*nja oft von Infor-             Was muss sich ändern?                                   Gesundheit, Mitbestimmung und Bildung. Dafür
mationen ausgeschlossen sind, vermittelten             Die Erfahrungen unserer Partnerorganisationen           wollen wir von SODI mit Ihnen an unserer Seite
SODIs Partnerorganisationen über Aushänge              während der Covid-19-Pandemie haben die                 auch weiterhin eintreten.
und durch Gespräche Informationen über                 Dringlichkeit unserer Projektarbeit erneut
Gesundheit und Sicherheit während der                  bestätigt. „Wenn eine Pandemie ausbricht, ist           UGEAFI Union des Groupes d’Etudes et d’Actions
Covid-19-Pandemie. In beengten Wohnungen,              die Freundschaft und Solidarität aller Menschen         pour le développement de Fizi-Itombwe (DR
oft ohne Computer oder Strom, fallen viele             aus allen Ländern der Welt gefragt“, sagt Bui           Kongo) / CTRD Centre for Tribal Rural Development
Rom*nja-Kinder während des Homeschooling               Thi Kim vom DWC. Mit Blick auf zukünftige               Trust (Indien) / ISTP Pedagogic In-Service Training
noch weiter zurück. In dieser Zeit war das             globale Herausforderungen, ob Pandemien,                Programme (Kamerun) / ASDA Verein für Solidari-
Engagement des FRS besonders wichtig, um               Naturkatastrophen oder wirtschaftliche Krisen,          tät und Entwicklung durch Selbsthilfe (Mosambik) /
die Kommunikation zwischen den Schulen und             müssen vor allem die schwächsten Gruppen der            DWC The Center for Promoting Development for
Familien aufrechtzuerhalten oder auch um bei           Gesellschaft befähigt werden, mit gleichen Chan-        Women and Children (Vietnam) / SPP Surplus
Besuchen der Mitarbeiter*innen die Hausauf-            cen ein menschenwürdiges Leben zu führen. Dies          People Project (Südafrika) / URBO Vereinigung der
gaben mit dem Computer an die Lehrer*innen             beinhaltet sowohl eine sichere Ernährungs- und          Rom*nja der Region Braničevo (Serbien) /
zu versenden.                                          Einkommensgrundlage, als auch das Recht auf             FRS Roma Forum of Serbia (Serbien)

                                                                                                                                                                       © HAN/Deutsche Botschaft

  In Kooperation von SODI und der Deutschen Botschaft in Nicaragua wurden medizinische Schutzkleidung und Materialien an das HAN übergeben, um Covid-19-­
Patient*innen sicher behandeln zu können.

                                                                                                                   Schwerpunkt                                  07
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
Solidarität weltweit
     Seit über 30 Jahren arbeiten wir mit lokalen Organi­
     sationen des Globalen Südens partnerschaftlich und auf
     Augenhöhe zusammen. Und gehen globale Fragen mit
     lokalen Projekten an. Weltweit und in Deutschland agiert
     SODI so in einem starken Netzwerk mit dem Ziel, die
     Eigeninitiative, Selbstorganisation, eine aktive Teilhabe
     und die Rechte benachteiligter Menschen zu fördern.
     Dabei heben unsere Projekte jeweils Komponenten der
     sozialen, der ökologischen oder der ökonomischen Nach-                06
     haltigkeit hervor.

                                                                                 07

                                                                 05

                                                                           08

                                                                                      09

              01          02
                                          03

                                     04

                                                                            10

                                                                      11              12

08
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
SODI Jahresreport 2020

     2020
        PROJEKTLÄNDER:

        01 Vietnam                08 DR Kongo

        02 Laos                   09 Kamerun

        03 Indien                 10 Serbien

        04 Nepal                  11 Belarus

        05 Mosambik               12 Deutschland

        06 Südafrika              13 Nicaragua

        07 Namibia

                          23                           13
                                                        IN

                          PROJEKTE                      LÄNDERN

                          REGIONALE AUFTEILUNG
                          PROJEKTAUSGABEN
13     296.550 €
      PROJEKTE                                          686.592 €
      EUROPA                                           PROJEKTE
                                                       AFRIKA
       111.575 €
      KAMPAGNEN UND                                     6.392 €
      BILDUNGSARBEIT                                   PROJEKTE
      IN DEUTSCHLAND                                   MITTEL-
                                                       AMERIKA
       359.605 €
      PROJEKTE ASIEN

                          SAMMLUNGSEINNAHMEN

                          919.480€
                                 SAMMLUNGS-
                                 EINNAHMEN
                                 (EIGENE)
                                                        66%
                                 AKTION
                                 DEUTSCHLAND
                                 HILFT
                                                        34%

                          PROJEKTREICHWEITE AKTUELLE PROJEKTE
                          1.207.000 MENSCHEN
                          152.000 DIREKT erreichte Menschen
                          1.055.000 Menschen, die INDIREKT durch
                          die aktuellen Projekte erreicht werden.
Stark für Gerechtigkeit - Gemeinsam weltweit 04 - Solidarität verbindet, wo Pandemie trennt - SODI eV
Einkommenssiche-
rung und Ausbildung
(Aus-) Bildung schafft Wege. Ganz nach diesem Motto setzt sich SODI
mit lokalen Partnerorganisationen für sichere Einkommensmöglich-
keiten und mehr Selbstbestimmung von benachteiligten Menschen
ein. Bildung, ökonomisches Wissen und die Kenntnis der eigenen
Rechte bilden die Grundlage für die Verbesserung von Lebensverhält-
nissen ganzer Familien und Gemeinden.
                                                                      © GLAD
SODI Jahresreport 2020

                                                                      Maßnahmen und Wirkungen
                                                                      Berufliche Beschäftigung ist eine wichtige         IST-SITUATION: In der Region Braničevo ist

                                              © Nemanja Pancic/SODI
                                                                      Voraussetzung, um aktiv am gesellschaftlichen      der Zugang zum Arbeitsmarkt für Rom*nja
                                                                      Leben teilnehmen zu können und ein Motor für       stark eingeschränkt. Es fehlen Unterstüt-
                                                                      soziale Inklusion. Der berufliche Erfolg wirkt     zungsangebote, die auf Bedarfe der Rom*nja
                                                                      gleichzeitig den weitverbreiteten Vorurteilen      ausgerichtet sind und Unternehmensgründun-
                                                                      gegenüber Rom*nja entgegen. Der Projektpart-       gen fördern.
  Serbien
                                                                      ner URBO förderte mit innovativen Methoden         ⸺
                                                                      Beschäftigung und Unternehmergeist in der          SOLL-SITUATION: Rom*nja erhalten Unter-
Verbesserung der Beschäf-                                             Region Braničevo. Das Projekt endete 2020 mit      stützung zur nachhaltigen wirtschaftlichen
                                                                      einer Erfolgsbilanz: Alle 60 Praktika wurden       Selbstbestimmung, u.a. werden zehn Gewer-
tigungsmöglichkeiten für                                              durchgeführt. Rom*nja gründeten insgesamt          begründungen durch professionelle Beratung
Rom*nja in Braničevo                                                  zehn Kleingewerbe, z.B. einen Friseursalon,        und Zuschüsse gefördert und 60 Rom*nja in
                                                                      Imbiss oder ein Heizungsbauunternehmen.            Praktika vermittelt.
In Serbien lebt die nationale Minderheit der                          Die Gewerbe schufen weitere elf neue Arbeits-      ⸺
Rom*nja unter schwierigen Bedingungen:                                plätze.                                            PROJEKTPARTNER: Vereinigung der Roma
gesellschaftlich ausgegrenzt und häufig in Sied-                                                                         der Region Braničevo (URBO)
lungen ohne Wasser und Strom. Die Mehrheit ist                              Ich kann wieder nach vorn blicken:           PROJEKTSTART: 2018
arbeitslos und findet als Wertstoffsammler*innen                      Ich habe Ideen für neue Backkreationen und         LAUFZEIT: 30 Monate
und Tagelöhner*innen ein karges Auskommen.                            Pläne für die Zukunft. (Tanja Sreckovic, selbst-
Rom*nja sind in fast allen Lebensbereichen                            ständige Konditorin)
Diskriminierung ausgesetzt, die zu wachsender
Perspektivlosigkeit und Resignation führt. Die
­Covid-19-Pandemie und ihre wirtschaftlichen
 Folgen hat ihre Benachteiligung weiter verstärkt.

                                                                      Maßnahmen und Wirkungen
                                                                      Mit dem im Juli 2020 erfolgreich beendeten         IST-SITUATION: Bei der staatlichen Berufsaus-
                                                                      Projekt haben GLAD und SODI insgesamt 182          bildung spielt der Entwicklungsbedarf in den
                                                                      dieser jungen Menschen aus 30 Dörfern eine         Dörfern der ethnischen Minderheiten in den
                                                                      alternative Perspektive eröffnen können: Sie       armen Provinzen Sekong und Salavan keine
                                                                      erhielten auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene      Rolle. Ausgebildete Männer und Frauen wan-
                                              © GLAD

                                                                      Berufsausbildungskurse in den Bereichen            dern in die Städte ab, während gleichzeitig die
  Laos
                                                                      Schneiderei, Friseurhandwerk, Schreinerei          Dörfer veröden.
                                                                      u.v.m., die auch die Bedarfe in den Dörfern        ⸺
Landleben mit Zukunft:                                                berücksichtigen. 92 Junghandwerker*innen ha-       SOLL-SITUATION: Nach der Ausbildung grün-
                                                                      ben anschließend eine Starthilfe in Form eines     den mindestens 90 Männer und Frauen ein
Einen Beruf erlernen, als                                             Darlehens für die Erstausstattung ihrer Gewerbe    eigenes Handwerk in ihrem Heimatdorf und
­Chance für ein besseres Leben                                        erhalten. Die Junghandwerker*innen beleben         tragen somit zur wirtschaftlichen Entwicklung
                                                                      nun durch ihre Gewerbegründungen die lokalen       des ländlichen Raums bei.
Junge Angehörige ethnischer Minderheiten in                           Wirtschaftskreisläufe und zeigen beispielhaft      ⸺
den abgelegenen Dörfern der südlaotischen                             Wege in die ökonomische Selbstbestimmung im        PROJEKTPARTNER: German Lao Association
Provinzen Salavan und Sekong stehen bei ihrem                         ländlichen Raum. Die begleitende Beratung der      for Development (GLAD)
Streben nach einem unabhängigen, selbst-                              Gewerbegründer*innen trägt zum Erfolg bei.         PROJEKTSTART: 2016
bestimmten Leben vor zahlreichen Hürden:                                                                                 LAUFZEIT: 51 Monate
Sprachbarrieren und geographische Abgeschie-                                 Junge Dorfbewohner*innen in die
denheit bedingen kurze Schulbiografien, weiter-                       Berufsschulen zu schicken, um eine hand-
führende Ausbildungen sind ihnen dadurch oft                          werkliche Ausbildung zu erhalten, ist nur eine
verbaut. So bleibt meist nur die Wahl zwischen                        organisatorische Aufgabe, aber die eigent-
ertragsarmer Subsistenzwirtschaft oder Abwan-                         liche Herausforderung ist es, die Betriebe
derung in die Städte und damit oftmals in neue                        zum Laufen zu bringen. (Maykham Lovanhkeo,
Abhängigkeits- bzw. Ausbeutungsverhältnisse.                          Projektkoordinator von GLAD)

                                                                                                                         Wirtschaft                            11
Bildungsarbeit
in Deutschland
Mit unserer Bildungsarbeit in Deutschland zeigen wir u.a. historisch
gewachsene Machtstrukturen und daraus erwachsene globale Un-
gerechtigkeiten auf. Um Zusammenhänge heutiger Probleme von
Ungleichheit, Diskriminierung und Rassismus vor allem für Jugendliche
und junge Erwachsene verständlich zu machen, stellen wir durch das
Globale Lernen verschiedene Perspektiven dar. Wir regen eine kritische
Reflektion unseres Verhaltens oder Konsums in Europa an und diskutie-
ren so mögliche Handlungsoption für eine gerechtere Welt.
                                                                         © Draufsicht/SODI
SODI Jahresreport 2020

                                                                 Projekt den globalen Wurzeln unserer Nahrungs-
                                                                 mittel auf den Grund und erfahren mehr über         IST-SITUATION: Der heutige Zusammenhang
                                                                 die lange Reise der Pflanzen. Die Schüler*innen     zwischen eigenem Konsum und globaler
                                                                 diskutieren in den Workshops über die Auswir-       Ungerechtigkeit ist vielen nicht ausreichend
                                                                 kungen der Kolonialgeschichte auf die heutigen      bewusst. Länder des Globalen Südens werden
                                                                 Bedingungen von Produktion, Vermarktung             durch Landraub und ungerechte Handelsbe-

                                             © SODI
                                                                 oder Konsum sowie die Konsequenzen für              ziehungen ausgebeutet.
  Deutschland
                                                                 Umwelt und Menschen im Globalen Süden. 2020          ⸺
                                                                 wurde das Bildungsangebot um Geschichten            SOLL-SITUATION: Schüler*innen diskutieren
HI[STORY] OF FOOD –                                              von Aktivist*innen erweitert, die sich aktuell      in Workshops über die Auswirkungen der his-
                                                                 für eine gerechte Landwirtschaft einsetzen. 21      torisch gewachsenen Machtstrukturen in der
Globale Wurzeln unserer                                          Workshops mit über 450 Schüler*innen sowie          Lebensmittelproduktion und ihre gegenwär-
Nahrung                                                          fünf Weiterbildungen für Multiplikator*innen,       tigen Konsequenzen im Globalen Süden, z.B.
                                                                 z.B. Bibliothekar*innen, wurden durchgeführt.       Landraub und die Verdrängung von regiona-
Pflanzen haben eine lange Migrationsgeschichte.                  Die Ausstellung war an fünf Orten vertreten und     lem Saatgut. Sie reflektieren kritisch, welche
Aus wirtschaftlichem Interesse wurden viele Nutz-                dabei teilweise auch öffentlich zugänglich.         Rolle sie selbst in globalen Zusammenhängen
pflanzen in neue Regionen gebracht und dort                                                                          einnehmen.
verbreitet. Damit einher gingen schwerwiegende                   Projektseite: www.historyoffood.sodi.de              ⸺
soziale Auswirkungen, etwa durch Versklavung,                                                                        PROJEKTPARTNER: –
um Nahrungsmittel unter katastrophalen Bedin-                           Für die Schüler und Schülerinnen der         PROJEKTSTART: 2019
gungen für den Export anzubauen. Diese schein-                          8. Klasse war es sehr wichtig und            LAUFZEIT: 36 Monate
bar vergangenen kolonialen und ausbeuterischen                   interessant zu erfahren, woher unsere Haupt-
Strukturen sowie ihre Konsequenzen wirken noch                   lebensmittel ursprünglich kommen. Die Reise
heute fort, werden aber selten thematisiert.                     der Pflanzen wurde durch die Wanderausstel-
                                                                 lung und den Workshop gut und abwechs-
Maßnahmen und Wirkungen                                          lungsreich vermittelt. (Feedback einer Schülerin)
Mithilfe von Videos, einer Wanderausstellung
und Workshops gehen Schüler*innen in dem

                                                                 Maßnahmen und Wirkungen
                                                                 In den Filmen geht es um kritische Perspektiven     IST-SITUATION: In der Medienlandschaft
                                                                 auf etablierte Normen, Rassismus und weiße          Deutschlands und Kameruns fehlt es an
                                             © Draufsicht/SODI

                                                                 Privilegien. Die Filme bieten lokale Perspektiven   vielseitigen und kritischen Darstellungen über
                                                                 auf globale Themen. Die Geschichten und Bilder      globale Entwicklungen.
                                                                 ermöglichen den Zuschauer*innen einen nach-         ⸺
                                                                 vollziehbaren Einstieg in komplexe Themen und       SOLL-SITUATION: Junge Menschen werden
  Deutschland
                                                                 können das Publikum zur Diskussion anregen.         durch die Filme von Draufsicht Global für globale
                                                                 Bei der öffentlichen Feier zum 10-jährigen Beste-   Ungerechtigkeit sensibilisiert und zum eigenen
Draufsicht GLOBAL:                                               hen im Oktober 2020 in Berlin tauschten sich die    Handeln motiviert.
                                                                 Filmemacher*innen mit ihrem Publikum zu ihrer       ⸺
Zehn Jahre Filmgeschichte                                        Arbeit und den darin entstandenen Filmen aus.       PROJEKTPARTNER: filmArche Berlin
globaler Fragen                                                  Beide Filmteams haben sich auch 2020 regelmä-       PROJEKTSTART: 2019
                                                                 ßig online und offline zu Redaktionssitzungen       LAUFZEIT: 24 Monate
Was im Jahr 2010 mit jungen Filmemacher*in-                      getroffen und es entstanden vier Filme.
nen in Berlin begann, wurde bei dem Draufsicht
Filmfest 2020 gezeigt. Das ehrenamtliche                         Alle Videos finden Sie unter: www.draufsicht.org
Filmteam Draufsicht Berlin beleuchtet seit zehn
Jahre in seiner filmischen Arbeit Themen wie                             Für mich stellt Draufsicht Global eine
Nachhaltigkeit, Rassismus und Ungleichheit.                              Zusammenarbeit von Mensch zu Mensch
Von Jahr zu Jahr ist das Team von Draufsicht                     dar und nicht nur von Nation zu Nation. Drauf-
gewachsen, hat sich verändert und ist durch die                  sicht ist für mich immer ein Stück Zuhause
Zusammenarbeit mit Draufsicht Bamenda in                         gewesen. (Godlove Dzebam, Filmemacher Draufsicht
Kamerun zum internationalen Team Draufsicht                      Global )
Global geworden.

                                                                                                                     Bildung                                 13
Umweltbildung
und ökologische
Landwirtschaft
Die natürlichen Ressourcen der Erde sind unser aller ­Lebensgrundlage.
Deshalb gilt es, sie zu erhalten und in Verantwortung für zukünftige
Generationen zu treten. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen
sensibilisiert SODI für ökologische Themen, schonende Ressourcen-
nutzung und nachhaltige Lösungen als Antwort auf die Folgen des
Klimawandels und der menschengemachten Zerstörung.
                                                                         © EduVentures
SODI Jahresreport 2020

                                                              Maßnahmen und Wirkungen
                                                              Das erfolgreich abgeschlossene EduLink-Projekt      IST-SITUATION: Die Klassenzimmer sind der
                                                              konnte in drei Jahren Laufzeit 284 Lehrkräfte       Ort, um den fast eine Million Schulkindern in
                                                              aus 12 Regionen Namibias zur Integration von        Namibia etwas über den Naturschutz beizu-

                                              © EduVentures
                                                              Umweltbildung in den Schulunterricht aus-           bringen - doch namibische Lehrer erhalten
                                                              bilden. Schlüssel dazu war die Förderung und        bisher nur wenig Ausbildung in Sachen Um-
                                                              Vernetzung von neun Umweltbildungszentren           welterziehung.
  Namibia
                                                              verschiedener lokaler Institutionen und die Qua-    ⸺
                                                              lifizierung der Umweltpädagogen*innen, welche       SOLL-SITUATION: Lehrkräfte haben als
Umweltbildung in ganz                                         erstmals Bildung für Nachhaltige Entwicklung        Multiplikator*innen große Wirkung in Schulen
                                                              für die regionalen Lehrkräfte anbieten konnten.     und Gemeinden. Das Projekt unterstützt die
­Namibia (EduLink)                                            Das dort erworbene Wissen für den Schulalltag       Integration von Bildung für nachhaltige Ent-
                                                              stieß bei den teilnehmenden Lehrkräften auf         wicklung in das namibische Bildungssystem
Namibia ist südlich der Sahara das trockenste                 große Resonanz. Es wurden 22 Umweltklubs            als gestaltender Hintergrund für alle Bildungs-
Land Afrikas. Viel Fläche, wenig Wasser, kaum                 an Schulen etabliert, in denen Schüler*innen        prozesse. EduVentures treibt die Vernetzung
Industrie. Natürliche Ressourcen wie Nahrung,                 zukunftsfähige Schulprojekte selbst durchführen     von Umweltakteuren in Namibia voran und
Weideland aber auch Tourismus bilden die                      konnten. Ein besonders dauerhafter Erfolg ist       ermöglicht die Lehrerfortbildung, um die
wichtigste Lebensgrundlage der stetig wach-                   die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und        heranwachsende Generation auf die Zukunft
senden Bevölkerung. Grundlegende Kenntnisse                   dem namibischen Bildungsministerium sowie           vorzubereiten.
über gesunde Ökosysteme, nachhaltige Land-                    dem Umweltministerium.                              ⸺
nutzung und Klimaanpassungsmaßnahmen                                                                              PROJEKTPARTNER: EduVentures Trust
sind hier systemrelevant. Um Lösungen für die                        Die Umwelt muss von uns geschützt            PROJEKTSTART: 2017
Zukunft zu etablieren, ist Bildung für Nachhaltige                   werden, damit sie im Gegenzug auch           LAUFZEIT: 37 Monate
Entwicklung in Namibia unverzichtbar.                         uns schützen kann. Wenn wir die Umwelt
                                                              zerstören, dann zerstören wir in der Tat uns
                                                              selbst. (Shifeta Penomwenyo Pohamba, Minister für
                                                              Umwelt, Tourismus und Forst)

                                                              Maßnahmen und Wirkungen
                                                              In der ohnehin stark von Ernährungsunsicher-        IST-SITUATION: Die Bedarfsanalyse in der
                                                              heit und vom Klimawandel betroffenen Region         Projektvorbereitung hat ergeben, dass die
                                                              arbeiten SAHAS und SODI an einer ökologisch         Ernteerträge für 40-76 Prozent der 1.200 Haus-
                                                              nachhaltigeren Landwirtschaft, die kleinbäu-        halte in den Zielgemeinden nur für 3-6 Monate
                                                              erlichen Familien eine bessere Versorgung mit       im Jahr ausreichen. Für 7-25 Prozent reicht
                                              © SAHAS

                                                              ­Lebensmitteln und zusätzlich kleine Einkommen      der Ertrag sogar nur für 1-3 Monate.
  Nepal
                                                               ermöglichen soll. Diese Arbeit wurde auch 2020     ⸺
                                                               fortgesetzt – so bewirtschaften mittlerweile 117   SOLL-SITUATION: Die landwirtschaftliche
Mit verbesserter Landwirt-                                     Haushalte (63 hinzugekommene Haushalte in          Produktion mit ökologisch nachhaltigen und
                                                               2020) kleine Gemüsegärten. 44 Familien wurden      klimaresilienten Methoden sowie Agrobiodi-
schaft durch die Pandemie                                      2020 dazu befähigt, in kleinen Treibhäusern        versität führt zu einer Verbesserung der Er-
(Ökologische Landwirtschaft II)                                Tomaten zum Verzehr und Verkauf anzubauen.         nährungslage. Die Verfügbarkeit von Nahrung
                                                               Zusätzlich wurden kurzfristig weitere Mittel für   (Mais, Hirse, Buchweizen, verschiedene lokale
Die Folgen des Klimawandels wie Dürren,                        die Unterstützung der lokalen Gesundheitspos-      Gemüsesorten) hat sich bis zum Ende der
aber auch geringes Anbauwissen und nicht                       ten sowie für die Verpflegung von Menschen in      Projektlaufzeit für mindestens 600 der 1.200
ausreichende Agrarflächen verschlechtern die                   behördlich angeordneter Quarantäne mobili-         Haushalte in der Projektregion verbessert.
Ernährungssituation der Menschen im westne-                    siert.                                             ⸺
palesischen Distrikt Dailekh. Auch dort ist die                                                                   PROJEKTPARTNER: Group of helping hands
Corona-Pandemie angekommen: im wahrsten                             Um allen den bestmöglichen Zugang zu          (SAHAS Nepal)
Sinne des Wortes ist die Pandemie hier vor allem                    Wasser, Wissen und Nahrung zu ermög-          PROJEKTSTART: 2018
durch die aus Indien und einigen Golfstaaten                  lichen, müssen wir nicht nur Wissen über öko-       LAUFZEIT: 36 Monate
zurückkehrenden Wanderarbeiter*innen                          logische Anbaumethoden verbreiten.(Surendra
angekommen, die durch „Lockdowns“ plötzlich                   Shrestha, Direktor von SAHAS Nepal)
ihre Beschäftigung als Tagelöhner*innen oder
Aushilfskräfte verloren und in der Heimat Sicher-
heit suchten.

                                                                                                                  Umwelt                                15
Aktive Teilhabe und
soziale Gerechtigkeit
In unserer Arbeit wollen wir gemeinsam mit lokalen Partnerorgani-
sationen benachteiligte Menschen auf ihrem Weg in ein selbstbe-
stimmtes Leben unterstützen. Hierzu braucht es Chancengleichheit,
Gleichberechtigung und eine starke Gemeinschaft mit der Möglichkeit
aller, für ihre Rechte und Bedürfnisse einzustehen.
                                                                      © DWC
SODI Jahresreport 2020

                                                            wesentlich umfangreicher aus, um mehr Wasse-
                                                            rentnahmestellen anzulegen. Insgesamt wurden           IST-SITUATION: Auf der Insel Idjwi haben
                                                            in der Region fünf Wasserquellen identifiziert.        nur wenige Menschen Zugang zu sauberem
                                                            Rohrsysteme leiten das Wasser inzwischen zu zwei       Trinkwasser. Deshalb bedienen sie sich des
                                                            in 2020 errichteten Tanks weiter, die wiederum         verunreiningten Wassers aus dem See vor

                                                 © UGEAFI
                                                            insgesamt zehn neue Wasserentnahmestellen              ihrer Haustür. Die Folge sind Durchfaller-
                                                            speisen. Um ihre Wartung sicherzustellen und den       krankungen oder Cholera. Gleichzeitig ist die
  DR Kongo
                                                            Zugang zum Trinkwasser gerecht zu regeln, wurden       Ernährungssituation prekär.
                                                            zusätzlich zehn Komitees gegründet und von             ⸺
Sauberes Trinkwasser und                                    Mitarbeiter*innen UGEAFIs geschult. Dabei wurden       SOLL-SITUATION: Insgesamt werden 76.000
                                                            den Mitgliedern auch Hygienepraktiken vermittelt,      Menschen auf Idjwi mit sauberem Trinkwasser
Ernährungssicherung                                         sodass sie diese an ihre Nachbarn weitergeben          versorgt. Für jede der insgesamt 25 Wasser­
                                                            können, um das Auftreten von wasserbedingten           entnahmestellen werden Komitees g   ­ egründet,
Die Insel Idjwi liegt im Osten der DR Kongo inmit-          Krankheiten zu reduzieren. Durch die Projektmaß-       die dazu beitragen, die Bevölkerung über
ten des Kivu-Sees, an der Grenze zu Ruanda. Doch            nahmen bis 2020 haben nun 55.250 Menschen              Hygiene und über die Vermeidung von wasser­
trotz ihrer Größe scheint die Insel fast vergessen.         Zugang zu sauberem Trinkwasser.                        bedingten Krankheiten aufzuklären.
Selten wird sie von größeren Schiffen angesteuert                                                                  5.000 Bäuerinnen erhalten Saatgut und
und nur wenige Bewohner*innen haben Zugang                        Ich bin sehr froh, dass wir nun eine             Trainings zu landwirtschaftlichem Anbau,
zu sauberem Trinkwasser, sodass sich Krankheiten                  Wasserstelle nur 200 Meter von unserem           um die Ernährungssituation ihrer Familien zu
immer wieder ausbreiten.                                    Haus entfernt haben. Dadurch müssen meine              verbessern und zusätzliche Einkommens­
                                                            beiden Töchter nicht mehr jeden Morgen vor der         möglichkeiten zu schaffen.
Maßnahmen und Wirkungen                                     Schule 4 km zum Kivu-See laufen, um von dort           ⸺
2020 war ein erfolgreiches Jahr für das Projekt, wel-       Wasser zu holen, damit wir unser Essen zuberei-        PROJEKTPARTNER: Union des Groupes
ches von der lokalen Partnerorganisation U­ GEAFI           ten können. (Faida Likabale, 32, Bewohnerin von Boza   d‘Etudes et d‘Actions pour le Développement
und SODI auf Idjwi umgesetzt wird. Eine große               und Mutter von vier Kindern)                           de Fizi et Itombwe (UGEAFI)
Herausforderung war vor allem der höhere Bedarf                                                                    PROJEKTSTART: 2018
an sauberem Trinkwasser in der Region Boza auf                                                                     LAUFZEIT: 41,5 Monate
der Insel. Dadurch fielen auch die Bauarbeiten

                                                            Maßnahmen und Wirkungen
                                                            Nachdem 49 Bewohner*innen (55 Prozent                  IST-SITUATION: Entwicklungsmaßnahmen
                                                            Frauen) durch die Mitarbeiter*innen von                werden meistens nach dem „top-down
                                                            DWC mit den Methoden und Prinzipien des                ­Prinzip“ von der Gemeinde- oder Distriktre-
                                                            partizipativen Gemeindemanagements                      gierung ohne Beteiligung der lokalen Bevölke-
                                                            vertraut gemacht wurden und Fortbildungen               rung geplant und umgesetzt; Genderaspekte
                                                 © DWC

                                                            im Projekt- und Finanzmanagement erhielten,             oder lokale Vorstellungen werden nicht be-
  Vietnam
                                                            sind sie nun Wissensvermittler*innen und                rücksichtigt, und Entwicklungsmaßnahmen
                                                            treibende Kräfte der gemeindebasierten                  entsprechen oft nicht den Bedürfnissen der
Nachhaltige Entwicklung                                     Arbeitsgruppen. Diese Gruppen finden sich               Bevölkerung.
                                                            für zuvor kollektiv in der Gemeinde beschlos-           ⸺
bedarf der Teilhabe aller                                   sene Maßnahmen zusammen, planen diese,                  SOLL-SITUATION: 75 Prozent der Zielgruppe
(Gemeindemanagement II)                                     mobilisieren Finanzierungsmittel und bauen              ( 1.268 Personen) und besonders Frauen
                                                            dann auch gemeinsam. So konnten 2020 in                 sind nach dem Prinzip des Community
Die Bewohner*innen von vier Dörfern (1.691                  allen vier Dörfern Gemeindehäuser zwischen              Management an Planung und Umsetzung
Personen, davon 811 Frauen) im Distrikt Tran                123 und 154 m² Grundfläche errichtet werden,            bedarfsgerechter Infrastrukturmaßnahmen,
Yen, Yen Bai Provinz, 200 km nordwestlich von               die den wachsenden Dorfbevölkerungen als                wie z.B. dem Bau von Gemeindehäusern oder
Hanoi, entscheiden, planen und implemen-                    Versammlungsort und zur kulturellen sowie               Bewässerungskanälen, welche die Lebensbe-
tieren fortan gemeinsam Entwicklungsmaß-                    sozialen Nutzung Platz bieten.                          dingungen verbessern, beteiligt.
nahmen. Insbesondere kleinere Bauvorhaben                                                                           ⸺
für ihre jeweiligen Dörfer werden besprochen.                     Das Gemeinschaftshaus bringt viele                PROJEKTPARTNER: The Centre for Promoting
Das Empowerment von Angehörigen ethni-                            Vorteile mit sich. Es ist der Ort, an             Development for Woman and Children (DWC)
scher Minderheiten trägt dazu bei, die 2007 in              dem wir über Probleme im Dorf diskutieren               PROJEKTSTART: 2019
Vietnam in Kraft getretene Rechtsverordnung                 und die Beteiligung der Menschen am Ent-                LAUFZEIT: 37 Monate
zur Basisdemokratie („grass-root democracy                  scheidungsprozess in der Gemeinde fördern
act“) mit Leben zu erfüllen.                                können. (Hoang Kim Do, Aktivist aus Ban Van)

                                                                                                                   Soziales                              17
war und die Ernährungssituation sich dadurch
                                                       weiter verschlechterte.                          IST-SITUATION: Die Adivasi leben unterhalb
                                                                                                        der Armutsgrenze von 1,20 EUR/Tag, und 60
                                                       Maßnahmen und Wirkungen                          Prozent leiden an Mangel- und Unterernäh-
                                                       Vor allem die weiblichen Teilnehmenden           rung. Ihr Einkommen als Tagelöhner*innen ist
                                                       des Projekts begrüßen den Fokus auf die          unregelmäßig und nicht ausreichend.

                                              © CTRD
                                                       Ernährungssicherung und sind mit großem          ⸺
  Indien
                                                       Engagement und Eifer dabei, Hausgärten anzu-     SOLL-SITUATION: Mindestens 70 Prozent der
                                                       legen und ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse   indirekten Zielgruppe (1.644 Adivasi-Familien)
Ernährungssicherheit                                   zu erweitern. So hat CTRD seit Projektstart im   ernähren sich ausgewogen mit einer Vielfalt
                                                       Mai 2020 mit 190 Adivasi Trainings zur Anlage    an Gemüse und Obst sowie gelegentlich
für Adivasi                                            von Hausgärten durchgeführt, davon haben         tierischen Proteinen. Das Einkommen von
                                                       93 Personen eigene Hausgärten angelegt. Wo       zehn landlosen Familien hat sich durch die
14 Prozent der Bevölkerung im südindischen             zuvor der Anbau und Verzehr von nur zwei         Produktion von Bananenseide verbessert.
Bergdistrikt Nilgiri gehören zu indigenen Grup-        Gemüsesorten zu Mangelernährung führte,          ⸺
pen wie Paniya oder Kurumba und bezeichnen             werden nun bis zu 14 Sorten und vier verschie-   PROJEKTPARTNER: Centre for Tribal and
sich selbst als Adivasi (Sanskrit für „erste Sied-     dene Heilpflanzen für eine ausgewogenen          Rural Development Trust (CTRD)
ler“). Sie stehen außerhalb des Kastensystems          Ernährung angebaut. Außerdem wurden 53           PROJEKTSTART: 2020
und gehören mit zu den ärmsten Bevölke-                Haushalte in der Viehzucht fortgebildet und      LAUFZEIT: 56 Monate
rungsgruppen Indiens. Schon vor Ausbruch der           halten nun jeweils mindestens ein Nutztier
Corona-Pandemie war ihr Leben von Armut und            (Ziege, Huhn, etc.).
Ernährungsunsicherheit geprägt. Durch die im
Zuge der Pandemiebekämpfung getroffenen                      Während des Lockdowns war es schwer,
Einschränkungen hat das Thema Ernährungs-                    Gemüse zu kaufen. Die aktuelle Situati-
sicherung und -souveränität bei der Zielgruppe         on hat die Teilnehmenden dazu gebracht, zu
an zusätzlicher Bedeutung gewonnen, da der             verstehen, dass die Nahrungsmittelsicherheit
Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln während             von größter Bedeutung ist. ((Ramasmawy Ranga-
des Lockdowns in Indien massiv erschwert               nathen, Direktor CTRD)

                                                       Maßnahmen und Wirkungen
                                                       Das unabhängige Institut für Strahlenfor-        IST-SITUATION: Radioaktive Belastung in
                                                       schung BELRAD klärte auch 2020 an Schulen        Belarus führt bei Kindern zu strahlenbeding-
                                                       über die unsichtbaren Gefahren auf, die in       ten Krankheiten. Die daraus resultierende
                                                       selbstangebautem Gemüse, gesammelten             Abwanderung aus den betroffenen Gebieten
                                                       Pilzen und Waldfrüchten lauern. Gemeinsam        schwächt die wirtschaftliche Situation der
                                              © SODI

                                                       mit 30 Kindern wurden Lebensmittelproben         verbliebenen Familien.
  Belarus
                                                       gemessen und ausgewertet. Die Kinder der         ⸺
                                                       Grundschule im Dorf Otwertschitschi im           SOLL-SITUATION: Durch Aufklärung, ge-
Der lange Schatten                                     südwestlichen Kreis Stolin, deren Gesund-        sundes Essen und Kuraufenthalte wird die
                                                       heitszustand im Rahmen des Projektes fort-       Gesundheit der strahlenbelasteten Kinder
von Tschernobyl                                        laufend beobachtet wird, erhielten zusätzlich    gestärkt. Familien mit behinderten Kindern
                                                       Pektinkuren. Diese beschleunigen die             erhalten Unterstützung.
Vor 35 Jahren ereignete sich die Reaktor­              Ausscheidung des radioaktiven Cäsiums aus        ⸺
katastrophe von Tschernobyl. Ein Großteil des          dem Körper und senken die Strahlenbelas-         PROJEKTPARTNER: BELRAD (unabhängiges
radioaktiven Niederschlags ging in Belarus             tung um ca. 30 Prozent. 2020 konnten zudem       Institut für Strahlensicherheit)
nieder und birgt bis heute eine Gefahr für             Renovierungen an der Schule in Otwertschit-      PROJEKTSTART: 2009
die in den betroffenen Gebieten lebenden               schi durchgeführt werden.                        LAUFZEIT: laufend
Menschen: Böden und Lebensmittel sind mit
Cäsium 137 belastet, das für den Menschen                    Wir machen uns große Sorgen um
schädliche Strahlung abgibt und zum Beispiel                 die Gesundheit unserer Liebsten. Durch
über die Nahrung in den Körper gelangt.                die Messungen haben wir die Möglichkeit, die
Folge dieser unsichtbaren Bedrohung sind               Menschen auf die Gefahren aufmerksam zu
Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, aber                machen. (Nadezhda Greben, Schülerin der Grund-
auch Erbkrankheiten und Missbildungen.                 schule Otwertschitschi)
Besonders Kinder leiden unter den Folgen der
Reaktorkatastrophe.

18
SODI Jahresreport 2020

Solidarität geht
weiter – ein
­Ausblick
Es steht uns ein spannendes, intensives
und durchaus auch arbeitsreiches Jahr
­bevor! Unsere hier und in aller Welt beste-
 henden Partnerschaften werden wir aus-

                                                                                                                                                    © Hannah Busing/Unsplash.com
 bauen. Gleichzeitig wollen wir uns Anstöße
 zu Neuem geben. Hierfür nehmen wir uns,
 Team und Vorstand, in 2021 die Zeit, uns
 zusammenzusetzen und zu prüfen, ob und
 wie wir unseren Auftrag in einer sich immer
 schneller verändernden Welt noch wir-
 kungsvoller erfüllen können. Denn: SODI
 versteht sich als lernende Organisation!

Das haben wir auch im vergangenen Jahr            zusätzliche Fördergelder von institutionellen    Reaktorkatastrophe von 1986. Diese Arbeit
unter Beweis gestellt: mittlerweile sind wir –    Gebern zu akquirieren. Dies gelingt uns          hat, gerade auch mit Blick auf aktuelle Pläne
u.a. dank der routiniert angewendeten digita-     immer besser; bereits im Jahr 2020 haben         Japans, radioaktive Abfälle des havarierten
len Kommunikationsformen – gut geübt und          wir die Weichen für neue Projekte gestellt,      AKW Fukushima in den Ozean zu leiten, nach
erfolgreich dabei, trotz räumlicher Distanz als   die in 2021 an Fahrt aufnehmen. Einige seien     wie vor eine alarmierende Aktualität und
Team zusammenzuarbeiten und gemeinsam             an dieser Stelle in aller Kürze erwähnt: das     bleibt auch weiterhin fester Bestandteil unse-
mit unseren Partnern im Globalen Süden            Projekt zur Unterstützung der Ernährungs-        res Engagements.
unsere Ziele zu erreichen. Das ist gut so,        souveränität ländlicher Bevölkerung in
denn an der Covid-19-Pandemie und damit           Mosambik, die Projekte zur Qualifizierung        Eine weitere wichtige Veränderung 2021 ist
zusammenhängenden Herausforderungen für           für Erwerbstätigkeit und Existenzgründung        der Umzug von SODI in das Berlin Global
unsere und die Arbeit unserer Partnerorga-        bei den Rom*nja in Serbien und Albanien,         Village (BGV). Das BGV ist auf dem ehemali-
nisationen kommen wir leider auch im Jahr         letzteres für uns ein neues Projektland, sowie   gen Gelände der Kindl-Brauerei im Herzen
2021 nicht vorbei.                                die Vorhaben zur Bildung für nachhaltige Ent-    Neuköllns in einem modernen Neubau und
                                                  wicklung und Klimawandelfolgenanpassung          einem grundsanierten Brauereigebäude
Stärken wollen wir den Brückenschlag zwi-         in Namibia und Vietnam. In drei weiteren         untergebracht. Es wird künftig über 40
schen unserer internationalen Projektarbeit       neuen Projekten werden wir 2021 mit lokalen      entwicklungspolitische und migrantisch-­
und der Bildungs- und Kampagnenarbeit im          Partnerorganisationen insbesondere die           diasporische Nichtregierungsorganisationen
Inland. Wäre es nicht ein echter Mehrwert,        Friedensbildung unterstützen: in der Demo-       und Initiativen beherbergen, die in den
wenn beispielsweise die Ergebnisse und            kratischen Republik Kongo werden Geflüch-        Bereichen Entwicklungszusammenarbeit,
Lehren unserer Projekte zur Umweltbildung         tete und in Burundi, einem weiteren neuen        Globales Lernen, Dekolonisierung, Klima- und
in Namibia direkt in eine Kampagne oder in        Projektland, Rückkehrer*innen sowie jeweils      Ressourcengerechtigkeit u.v.m. arbeiten. Wir
die Bildungsarbeit zu Umwelt- und Klima-          die ansässige Bevölkerung bei der eigenstän-     bei SODI freuen uns darauf, uns an diesem
schutz in Deutschland einfließen könnten?         digen Ernährungssicherung unterstützt, um        Ort der Vielfalt, der Begegnung und des
Aber auch bei Themen wie der Aufarbeitung         so aufkeimende Konflikte um begrenzte Res-       Engagements einzubringen und selbst neue
von Kolonialverbrechen, Erinnerungskultur         sourcen abzuwenden. Im konfliktgezeichne-        Impulse zu bekommen. Gemeinsam mit unse-
oder Fairtrade und gerechten Lieferketten         ten Kamerun liegt der Fokus auf dem Aufbau       ren Partnerorganisationen im Globalen Süden
möchten wir unsere Partner im Globalen            eines Medienkollektivs zur Förderung von         wie in Deutschland werden wir unsere Arbeit
Süden dabei unterstützen, ihre Perspektiven       Friedensjournalismus. Friedensbildung ist ein    2021 vom neuen Standort aus fortsetzen und
in bundesdeutsche und Berliner Diskurse           unumgängliches Thema in der Entwicklungs-        uns weiter für Veränderung und die Idee der
einzuspeisen, damit Diskussionen nicht abge-      zusammenarbeit, denn ohne Frieden kann           globalen Gerechtigkeit stark machen.
koppelt vom Globalen Süden stattfinden. Mit       Entwicklung nicht stattfinden. Das wird auch
diesem Anspruch wollen wir ebenfalls unser        in der Frühjahrsausgabe unseres Magazins         Für eine chancengerechtere Welt, durch Soli-
Engagement für kommunale Entwicklungs-            WEITWINKEL deutlich.                             darität über Grenzen hinweg: unser Name ist
partnerschaften (Städtepartnerschaften)                                                            auch 2021 Programm!
bereichern.                                       In 2021 jährte sich die Katastrophe von
                                                  Tschernobyl zum 35sten Mal. Gemeinsam            Anna Goos
Um die Wirkung eines jeden gespendeten            mit unseren Ehrenamtsgruppen erinnerten          Geschäftsführerin SODI
Euros weiter zu erhöhen, bemühen wir uns          wir im Rahmen einer Tschernobyl-Woche
seit Mitte 2020 noch pro-aktiver darum,           mit verschiedenen Veranstaltungen an die

                                                                                                      Ausblick                              19
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