Treffen junger Autor*innen- 15. 11. 21
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
36. Treffen junger Autor*innen Vorwort -- 2 Campus -- 50 Susanne Chrudina, Praxis -- 53 Leiterin der Bundeswettbewerbe Dialog -- 59 der Berliner Festspiele Fokus -- 61 Bühne -- 4 Forum -- 62 Nora Antonic -- 6 Praxis -- 65 Mira Elisabeth Bastrop -- 8 Anna Bauer -- 10 Jury -- 66 Sven Beck -- 12 Anthologie -- 68 Ruta Dreyer -- 14 Kuratorium -- 69 Rosa Engelhardt -- 16 Statistik -- 70 Julian Sebastian Fröhling -- 18 Bundeswettbewerbe -- 71 Helen Gierhake -- 20 Impressum -- 72 Katharina Heinrichs -- 22 Kalendarium der Ada Charlotte Kilfitt -- 24 Berliner Festspiele -- 74 Lilli Nawar -- 26 Anna Pilar von Pilchau -- 28 Miriam Radlinger -- 30 Diana Röthlinger -- 32 Anne Luise Rupp -- 34 Sophie Schollek -- 36 Berfin Sönmez -- 38 Kathrin Thenhausen -- 40 Finn Tubbe -- 42 Fanny Walger -- 44 Bühne Spezial -- 46 Buchscheck-Preis -- 47 Social Media -- 48
Vorwort Härte und Verletzlichkeit Herzlich willkommen den Preisträger*innen des Jahrgangs 2021! Herzlich willkommen allen Leser*innen, die sich analog oder digital, mit uns auf die Reise durch die Texte, Gedanken und Welten der jungen Autor*innen begeben! Zwanzig Preisträger*innen im Alter von 11 bis 22 Jahren können wir in diesem Jahr analog in Berlin willkommen heißen. Nach den langen Monaten der Distanz ist die Freude darüber, als Gastgeber*innen wieder reale Menschen zu erwarten, kaum zu beschreiben. Wir haben eindrücklich erfahren, dass wirkliche Begegnungen durch nichts zu ersetzen sind. Aber auch das Festival selbst ist zu Gast: Das Treffen wird in diesem Jahr aufgrund der Bauarbeiten am Haus der Berliner Festspiele im Jugendkulturzentrum DIE WEISSE ROSE stattfinden. Vielen Dank an das Haus, dass wir vorüberge- hend dort „einziehen“ und den jungen Autor*innen die Bühne öffnen und Raum geben dürfen. Dann ist der Mensch nur eine Idee. Diana Röthlinger, „Anthropozän“ Ich breche meine Stimme in Stücke, die ihr schlucken könnt. Anna Pilar von Pilchau, „stimmbruch“ 2
Alles ist schon vorgelebt, voll gelegt. Berfin Sönmez, „Wohin mit dem Kram“ In Gedichten, Erzählungen, Prosa und fragmentarischen Texten fassen die jungen Autor*innen die Welt(en) um sich herum, und sich selbst in ihnen. Sie bewegen sich durch urbane und ursprüngliche Landschaften, vielfach mit einem besonderen Blick für Details, über die sie große Themen konkret greifbar erzählen: Kleinste Erlebnis- welten werden unter das Brennglas gelegt, mit genauem Blick se- ziert und zu Metaphern von Seelen-Räumen. Sie verhandeln in ihren Texten den eigenen Körper und das Recht auf Selbstbestimmung, Familiengeschichten und ihre Konstellationen, Freundschaften, Einsamkeit, Gefühle von Verloren-Sein in der Welt, Ausbruchsphan- tasien aus dem beschränkten Lebensrahmen, oder ersinnen mit ungewöhnlichen Perspektiven parallele (Flucht)-Welten. Vielfach scheinen die Protagonist*innen Signale auszusenden und auf ein Echo zu warten. Es gibt Arbeiten mit einer sehr modernen urbanen Qualität, die mit einer Mischung aus Härte und Verletzlichkeit da- herkommen, vielfach mit fragmentarischem Charakter, die so auch formal das Gebrochene ausdrücken. Durch ungewöhnliche Pers- pektiven beginnen reale Welten zu schweben und in das Absurde abzudriften. Auch traditionelle Erzählformen, wie z. B. das Märchen, werden durch die jungen Autor*innen als Unterlage zur Schilderung gegenwärtiger Begebenheiten neu genutzt. Ich freue mich auf die echte und analoge Begegnung mit den jungen Autor*innen und den von ihnen kreierten Welten, und auf das Pu- blikum, ob es uns nun vor Ort besucht oder digital. Aber vor allem wünsche ich allen Beteiligten eine intensive, reiche und anregende Zeit. Willkommen beim Treffen junger Autor*innen 2021! Susanne Chrudina Leiterin Treffen junger Autor*innen Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele In dem Moment war das hier alles auf der Welt, auf der Erde. Die bewegte sich ohne uns sowieso nicht. Katharina Heinrichs, „Ein Sommertagsausflug“ 3
Über mich Nora Antonic 14 Jahre aus Mannheim Ich mag Worte. Ich glaube, das ist mit eine der wichtigsten Informationen, die es über mich zu wissen gibt. Ohne Worte wären wir alle tote Menschen, aber trotzdem schätzen die meisten sie viel zu wenig. Ich liebe es, mit ihnen zu spielen, sie zu necken, ihnen zu schmeicheln, sie wütend zu machen und sie niederzuschreiben. Am liebsten in Kurzgeschichten, Lyrik und Romanen, wobei ich sicherlich auch mehr Songtexte schreiben würde, wenn es annä- hernd schön wäre, mir beim Singen zu lauschen. Ansonsten mag ich schau- spielern, Kuchen essen und Ironie. Sport und große Menschenmengen dafür umso weniger, weshalb ich beides mit einer Notizbuch-Obsession, viel Musik und meiner Familie kompensiere. Und natürlich mit guten Gerüchen wie die nach frischem Brot, Lavendel, Orangen und Olivenöl.
Ausgewählt mit dem Text Verrückt, der Boden Der Boden war grün. Mein Haar wehte im Wind, obgleich es windstill ist. Der Boden war blau. Mein Herz schlug schneller, obgleich das nicht stimmt. Der Boden war gelb. Meine Hand zitterte, obgleich sie sich nicht bewegt. Der Boden ist unwichtig. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Meine Familie, meine wichtigsten Notizbücher und ein Stift. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Julia Willmann, ich habe sie dieses Jahr kennengelernt und sie hat mich sehr beeindruckt. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Das 1,5-Grad-Ziel ist erreicht. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Ich denke, das wären die 50er, wo ich für Frauenrechte kämpfen und Petticoatkleider tragen würde. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Ein Graffiti sprayen und über die Adria segeln. 7
Über mich Mira Elisabeth Bastrop 11 Jahre aus Wittenförden OT Neu Wandrum Wurde am 1. Oktober 2009 an einem wunderschönen Herbsttag in Leipzig geboren. Seit sie denken kann, schreibt sie Gedichte und Geschichten und liest, seit sie die Buchstaben versteht, Bücher. Mit ihrer Familie wohnt sie in einem kleinen Dorf in der Nähe von Schwerin. Mira nimmt an der virtuellen Schreibwerkstatt POEDU teil und war Preisträgerin des THEO – Berlin- Brandenburgischer Preis für Junge Literatur 2020. Sie ist Schülerin der 6. Klasse der Freien Waldorfschule Schwerin.
Ausgewählt mit den Texten Als ich ein Tier war… Als ich ein Tier war, gab es kein Wollen, gab es kein Lauschen. Es gab kein Bedrängen, kein Flehen. Unter Sternen wurde getanzt. Es gab keine Städte, kein Bleiben. Und: 9 Gedichte STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Lesen, schreiben, meine Freund*innen, meine Familie und Pferde. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Jana Hoch, Nele Neuhaus und Ragheidur Harpa Leifsdòttir. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Am Morgen des 13.03.2031 wurde an einem kleinen Fluss ein Einhorn gesehen. „Seine blauen Augen haben mich angestarrt”, so die 31-jährige J. Schmidt. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Die griechische Antike. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Fallschirmspringen. 9
Über mich Anna Bauer 19 Jahre aus Sieggraben 2001 in Wien geboren. Lebt im Burgenland und manchmal auch in Wien. Studiert dort Vergleichende Literaturwissenschaft und Lehramt. Erledigt Dinge erst immer kurz vor der jeweiligen Deadline. Hat deshalb meistens viel zu viel Stress und schon sieben weiße Haare (mindestens). Prokras- tiniert gerne. Hasst Entscheidungen. Fotografiert. Liest viel, aber nicht genügend. Präferiert Kinder-, und Jugendliteratur. Zupft Unkraut zur Ent- spannung aus. Redet Mundart, manchmal zumindest. Zieht gerne Pflanzen aus Obst-, und Gemüsesamen heran. Besitzt deswegen mittlerweile rund zwanzig Zitronenbäumchen, viel zu viele Avocadobäume und einen Granat- apfelbaum. (Population stetig steigend.) In ihrer Freundesgruppe ist sie Privatfotografin und Studienberaterin. Ansonsten verwirrt, durchaus toll- patschig und manchmal ein bisschen zu ängstlich. Spaziert gerne durch die Welt. Am liebsten mit Hund. Streichelt jede Katze, die ihr begegnet. Debat- tiert (eher erfolglos.) Schreibt (manchmal erfolgreich).
Ausgewählt mit dem Text Es war einmal Wolf Es war einmal eine Familie, die einen Welpen vor ihrer Haustür fand. Er hat grauschwarzes Fell und spitze Zähne und wilde Augen. Das ist ein Wolf, sagte Mama. Das ist kein Wolf, sagte Joshua. Bei uns gibt es keine Wölfe, sagte ich. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Natur, Paradeiser, ein Pfund Geschichten, eine Prise Abenteuer, ganz viele Erinnerungen, eine schnurrende Katze auf dem Schoß, meine Freunde und (wenn sie mir nicht gerade meinen letzten Nerv raubt) auch meine Familie. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Wenn ich in der überaus realistischen Situation wäre, dass ich von Pirat*innen gekidnappt werde und (warum auch immer) von der Planke gehen muss, mich aber retten kann, wenn ich der Piratencrew innerhalb der nächsten zwei Sekunden eine*n Autor*in nenne, die*den ich bewundere, dann würde ich vermutlich: „Erich Kästner“ rufen. Gibt man mir aber ein bisschen mehr Zeit nachzudenken: Mir würden sehr viele Namen einfallen. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Irgendetwas, das einen überrascht. Aber positiv überrascht. So positiv überrascht, dass man deswegen eine ganze Woche lang lächeln muss. Mindestens. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Finde es jetzt gerade eigentlich ganz nett hier in dieser Zeit. Google Review: 4 / 5. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Derzeit: Ob sich aus Drachenfruchtsamen wirklich Kakteen ziehen lassen. Und ob die alte Filmkamera meiner Großtante noch funktioniert. Und ziemlich sicher noch zehntausend andere Dinge auch. Nur von denen weiß ich jetzt noch nichts. 11
Über mich Sven Beck 19 Jahre aus Frankfurt am Main Geboren 31.03.2002 in Frankfurt am Main, schrieb für die Frankfurter Rund- schau, den Kurier und das Biber, trat auf bei Poetry Slams in Deutschland und Österreich und veröffentlichte einige Kurzgeschichten. Nach der Schul- zeit ein Jahr in Wien gelebt und dann nach Berlin übergesiedelt, wird er im Oktober 2022 ein Studium am Literaturinstitut in Leipzig aufnehmen.
Ausgewählt mit dem Text Großeltern Meine Oma entschuldigt sich, noch bevor ich meine Schuhe ausziehe, für meinen Opa. Sie sagt, er sei neben der Spur. Beide riechen nach Rauch. Sie mehr als er. Ob ich schon geimpft sei. Sie auf jeden Fall, also dann, eine Umarmung. Ihre Locken, blond vom Nikotin, ihr Gesicht in tausend Falten, Zähne lächeln noch weiß. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Kaffee. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Max Frisch. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: DER GRÖSSTE IRRTUM DER GESCHICHTE??? Forscher haben Klimawandel wohl jahrelang als zu gefährlich eingeschätzt. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: 19. bis 20. Jahrhundert. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Ein Public-Transport-Boot von Kolumbien nach Brasilien nehmen, das drei Tage lang durch den Regenwald fährt und in Hängematten schlafen. 13
Über mich Ruta Dreyer 19 Jahre aus Hannover I don’t know what to do about the depression and the inflation And the Russians and the crime in the street All I know is that first you’ve got to get mad You’ve got to say: “I’m a human being, goddamnit, my life has value!” I’m a human being, my life has value! (KAS:ST – Hell On Earth)
Ausgewählt mit den Texten Freier Fall I like being a ghost and I never liked myself as much as this. Es ist drei Uhr oder so und Farben hängen schief zwischen Fensterbrett und Schreibtischkante. Als wären es reine Gegenstände, die wir aus- und wieder einpacken könnten. So halb übereinander geklappt sind die Körper alter und neuer Menschen hier: So voller Ehrfurcht und halber Zweifel. Und: Miami spieglein spieglein an der wand STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Intensität. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Ronja Lobner und Rosa Engelhardt. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Girl Gang, die Lindner Schellen gibt. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Belanglos. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Vorwärts mit dem Rücken gegen einen Zaun laufen. 15
Über mich Rosa Engelhardt 20 Jahre aus Berlin mein balkon: von einem organismus verschluckt meine tischdecke: rot, mit srirachaflecken meine tomatenpflanzen: vergeilt meine mundschleimhaut: sich schälend mein essen: versalzen meine haare: nicht mehr rosa (sie waren es auch nie richtig) meine fußnägel: unter lackresten des letzten frühlings meine socken: gelocht darüber: ein gerüst aus koffein, hautschuppen, haiwitzen, leinwand, erinnerungen, efeu, berlin
Ausgewählt mit den Texten stalagmiten meine zähne sind verklebt von getrockneter mango. der zähe brei, in den sich die runzligen stücke in meinem mund verwandelt haben, hängt noch in irgendwelchen ritzen. ich frage mich, wie jemand auf die sündhafte idee gekommen ist, so eine sexy frucht wie die mango zu trocknen. getrocknet schmeckt alles wie seine umgebung. es wäre eklig, wenn ich jetzt jemanden küssen würde. Und: sättigung STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Meine Eltern. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Ronja Lobner und Ruta Dreyer. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Sensation: Der Klimawandel, die AfD, Gender, McDonalds & Lakritz haben urplötzlich gleichzeitig aufgehört zu existieren!!!!!! 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: In der kambrischen Explosion. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Tauchen, wo man Fische sieht. 17
Über mich Julian Sebastian Fröhling 17 Jahre aus Au Mein Name ist Julian Sebastian Fröhling, ich bin 17, Gymnasiast und lebe in Freiburg, hier schreibe und fotografiere ich. Nach diesen schlichten, bio- grafischen Angaben hört das Schreiben auf, einfach zu sein: Wer einmal damit begonnen hat, über sich nachzudenken, ist bereits in einem Teufels- kreis. Der merkt, dass es schwerer und schwerer fällt, etwas aus sich zu bergen und auf das Papier zu bringen. Es gibt viele Möglichkeiten, dennoch Handfestes hervorzuholen, und eine davon ist das Schreiben. Obwohl das Überlesen und Korrigieren der Texte einen in dieselbe Falle der Selbstreflek- tion treiben, ist etwas Geschriebenes, wie etwas Fotografiertes, ein siche- res Bild. Zwar kann man nicht alles fotografieren, aber jederzeit – beim Schreiben jedoch ist das anders. Das Schreiben, mein Schreiben zumindest, kommt mit der Schreibzeit. In dieser Schreibzeit setzte ich mich in einen möglichst leeren Raum. In so einem Raum schreibt es sich am besten, denn was er ist, kann ich beim Schreiben werden.
Ausgewählt mit den Texten Die Intellektuellen Verklungen stellt er den Satz, Nackt in den Raum hinein, Unbedeckte Füße, Wollen sich am Tischtuch halten. Stolz ist Chitin in dem Fenster des, A. Der Unterschied, sie leben mit der Kunst, Ich davon. Ich rede, Als würde ich schweigen wollen denn, Mehr kommt nicht durch dichte, Kotletten. Und: Verschiedene Gedichte STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Das Atmen, mit all seinen Vor- und Nachteilen. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Else Lasker-Schüler. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Neuer Wirkstoff entwickelt, der vergessene Erinnerungen wachruft. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Trotzdem unsere Zeit – aber wenn ich müsste: die 50er. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Einmal etwas laut herauszuschreien. 19
Über mich Helen Gierhake 19 Jahre aus Heidelberg (*2002) sehnte sich nach etwas mehr Ästhetik im Leben und fand sich in Heidelberg wieder, wo sie nun Anglistik und Germanistik studiert. Nebenbei zeichnet und malt sie stundenlang Menschen, die sie nicht persönlich kennt, oder Landschaften, die sie nie sehen wird. Oder sie schreibt und läuft ziel- los im Wald herum. An manchen Abenden steht sie mit ihrer Theatergruppe auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Zurzeit spielt sie das weiße Kanin- chen, fühlt sich aber abseits der Bühne eher wie Alice: mal zu klein, mal zu groß, aber immer von seltsamen Gestalten umgeben.
Ausgewählt mit den Texten Exhibition Von Gesteinsschichten gepresst, in Gesellschaft einer Bernsteinfliege, liegen meine Lady bones am Rand ihrer Existenz und Du stolpertest nur über den kleinen Finger. Und: Look, Mom, I’m a poet now! Wilde Blumen Rätsel des Tages Mittsommertagskodex Chamäleonmädel STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: - Die Bewohner und Gäste von Backsteinhaus No.14 - Die Farbe Grün in jeglicher Form - Ein Pinsel in der Hand und eine Leinwand davor - Theater & Musik (gerne quer durchs Beet) 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Einen Moment, bitte. Dafür habe ich bestimmt auch irgendwo eine Liste. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Theater weltweit verzeichnen neuen Rekordumsatz! 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Während der Epoche des Impressionismus (vorzugsweise als reiche Erbin in Paris), damit ich den großen Impressionisten beim Malen zusehen kann. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Mehr mit fremden Menschen reden und sie nach ihrem Lieblingsbuch fragen. 21
Über mich Katharina Heinrichs 15 Jahre aus Freiburg Katharina Heinrichs Selbstdarstellung: she/her. Ich bin eigentlich immer unsicher, nur nicht beim Schreiben, da leide ich an Gottkomplexen, die mich dann wieder unter Druck setzten. Mein Schatz ist mein Romanprojekt. Darin ist alles, was mich beschäftigt: Anxiety attacks, Queerness, Zukunfts(alb)träume, Bella Hadid in den Savage x Fenty Shows, ich werde IMMER einen Weg finden, die Figuren in meine Gespräche einzu- bringen. Ich versuche Dinge zu tun, die mir etwas Angst machen, wie Halb- freunde zu Filmabenden einladen oder beim CSD den Stand meiner Gruppe zu betreuen. Ich bin in Deutschland geboren, in Prag aufgewachsen, dann wieder zurück. Ich habe sieben Schreibwettbewerbe gewonnen, bin seit einem Jahr aber eigentlich nur noch am Romanprojekt (ups, da ist es schon wieder). Ich liebe RomComs, „Notting Hill“ ist ein Meisterwerk. „Guardians of the Galaxy“ ist aber auch echt nicht übel. Auf meinem Schreibtisch steht ein Baby-Groot-Wackelkopf. Ach ja, Religion? Casey McQuiston. Und mein supporting lead character. Kleiner Scherz. Vielleicht.
Ausgewählt mit dem Text Sommertagsausflug Keiner bremste mehr. Die Sonne blitzte nur noch zwischen den Blättern, wir waren schneller als Licht. „Ach du Scheiße“, Lee lachte auf. Ich musste auch lachen. In dem Moment war das hier alles auf der Welt, auf der Erde. Die bewegte sich ohne uns sowieso nicht. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Ich habe hunderte Angewohnheiten und Rituale, in allen Lebensbereichen, aber ganz klischeehaft: mein Notizblock. Und mein Handy. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Casey McQuiston, eine queere RomCom-Autorin. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Ich kann an keine genaue Überschrift denken, aber ich würde hoffen, dass es dann kein Land mehr auf der Welt geben wird, in dem Queerness strafbar ist. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Wenn ich in den 70ern geboren werde, sind die 80er und 90er noch inklusive, oder? 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Mac’n’Cheese in Amerika? Ich würde gern für ein paar Monate oder Jahre in den USA leben, auswandern eher nicht. 23
Über mich Ada Charlotte Kilfitt 21 Jahre aus Bochum (geb. 1999) schreibt Prosa, Lyrik, szenische Texte und versucht sich zurzeit an Kinderliteratur. Aktuelle Bettlektüre: Harry Potter, der Räuber Hotzen plotz, die Brüder Löwenherz, Heidis Lehr- und Wanderjahre. Sie studiert Musikjournalismus mit Schwerpunkt Klassik in Dortmund; Hauptfach: Klavier, Nebenfach: Gesang. Weitere Lieblingsbeschäftigungen sind Geige spielen und Katzen kraulen. 2017 bekam sie den Jury- und Publikumspreis beim Postpoetry NRW (Nachwuchs). 2018 gewann sie den 1. Preis beim Bri- tish Council Poetry Competition, 2019 war sie Stipendiatin beim Literatur Labor Wolfenbüttel. 2020 bekam sie ein Stipendium der Jugend-Literatur- Werkstatt Graz und 2021 durfte sie sich über eine der Putlitzer Gänse freuen.
Ausgewählt mit dem Text Paul Kaiser Die Nacht war unruhig, unterbrochen vom Husten eines Igels, der erkältet unter dem Fenster schlief. Paul Kaiser erwachte am Morgen mit schwerem Kopf. Er fand ein Bein in seinem Waschbecken und einen Käfer auf seinem Arm. Der hatte ihm den Rücken zugewandt und humpelte davon. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Meine Familie. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Joanne, Otfried, Astrid, Johanna und ganz viele andere Kinderbuchautor*innen. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Die neue Generation im Lesewahn! 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: 7. Mai 1824, Uraufführung 9. Sinfonie „An die Freude“. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Die Matthäuspassion singen. 25
Über mich Lilli Nawar 19 Jahre aus Köln Vorhang auf, Bühne frei, es wird Zeit für meine Selbstdarstellung. Darauf haben wir alle gewartet. Haha. In einer stürmischen Herbstnacht im Jahre 2001 wurde ein Mädchen geboren. Sie hatte zwei Beinchen, zwei Ärmchen und zwei entzückende Grübchen, die sie Gott sei Dank immer noch hat. Meistens recht heiter verbrachte ich meine Schulzeit in Köln und habe dann im letzten Jahr mein Abitur gemacht. Ich habe neben der Schule vieles ausprobiert und herausgefunden, dass mir das Erzählen von Geschichten wahnsinnig viel Freude bereitet. Ich beschäftige mich gerne mit Schreiben, Lesen, Sprechen, Diskutieren und vielem, was das kombiniert. Ich habe vor allem, jetzt nach Corona, riesige Lust zu leben und zu entdecken und möchte im kommenden Jahr gerne eine längere Reise machen. Kenia oder Tansania machen mich sehr neugierig, vielleicht wird das ja mein nächstes Abenteuer. Irgendwas mit Komfortzonen oder so. Jetzt ist aber genug ge- schwurbelt, Vorhang zu, Licht aus.
Ausgewählt mit dem Text Taubenlaichen „Ach, und du meinst du hättest mehr Ahnung von Tiefkühlpizza als ich?“ „Ja sicher. Ich bin seit drei Jahren im Game, das kannste ja nicht vergleichen.“ „Ach nee, ist klar.“ „Ist auch klar.“ „Mmmh ja. Ist voll klar. Dann sag mir doch mal drei Sorten. Aber nicht Margharita oder Salami.“ „Tomate-Mozzarella, Tonno und Verdura.“ „Punkt für dich.“ „Sag ich doch.“ STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Frische Luft und Bewegung, um den Kopf durchzupusten. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Erich Fried. Mir gefallen seine Gedichte sehr gut, sie sind kurz und bündig und bringen viele Themen und Gedanken in wenigen Worten sehr schön auf den Punkt! 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Der Klimawandel wurde bekämpft, die Tierheime sind leer und Menschen mit moralischer Integrität raten dringendst vom Verzehr von Vanille-Cola ab. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Die Zwanzigerjahre stelle ich mir sehr spannend und vielfältig vor, aber eine einwöchige Zeitreise würde mir reichen! 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Nachts spontan einen Zug buchen und einfach losfahren. 27
Über mich Anna Pilar von Pilchau 20 Jahre aus Berlin … ist an einem Maiabend 2001 um 19:32 Uhr in Berlin geboren und erstmal in Berlin geblieben. Studiert jetzt schon im dritten Jahr Jura und will immer noch damit weltverbessern. Schreibt vor allem Musik, aber ab und zu auch Gedichte und Geschichten und in letzter Zeit sehr häufig Essays über Rechtsfragen. Wenn gerade nicht als Studentin oder Künstlerin unterwegs, dann als politische Aktivistin. Herzensthemen vor allem Klimawandel und Bildungsgerechtigkeit. Ist queer und schreibt darüber. Hundert Prozent Hundemensch, läuft gerne barfuß durch den Tiergarten, braucht eigent- lich mindestens 28 Stunden in einem Tag und fühlt sich nicht wirklich er- wachsen, mit zwanzig. Hat mehr als 200 Fotos vom Mond und auf keinem sieht er so aus wie in echt. Aktuell in Dublin für den Schwerpunkt im inter- nationalen Recht und in der Finalrunde vom Eine-Welt-Song-Wettbewerb.
Ausgewählt mit dem Text stimmbruch Ich breche meine Stimme in Stücke, die ihr schlucken könnt. Ich ich ich ich ich ich leide. Stimmbruch und ich muss verzweifelt sein. Guter Anfang, das ist nicht so schwer, also gut ich fühle mich leer und … mehr, ich zweifle STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Zwischenmenschliches. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Magdalena Samozwaniec / Virginia Woolf / Hank Green / Astrid Lindgren 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Der Equal Pay Day fällt dieses Jahr wieder auf den 1. Januar! Der Earth Overshoot Day fällt dieses Jahr wieder aus. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Die Antike, aber nur wenn die Zeitmaschine mich direkt in Athen absetzt, ich als Mann wahrgenommen werde und Penicillin mitnehmen darf. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Einen Computer bauen. 29
Über mich Miriam Radlinger 14 Jahre aus Augsburg Seit sie 2007 in Augsburg geboren wurde, ist Miriam ein sehr großer Fan von Büchern und Geschichten fast jeder Art. Bis zur vierten Klasse verlief ihr Leben ohne weitere hier wichtige Eckdaten. Aber in dieser schon ge- nannten vierten Klassenstufe begann sie selbst, Gedichte und Geschich- ten zu verfassen, weil ihr die „Erzählmaus“ schnell zu langweilig wurde. Bald darauf wurde sie Mitgründerin des Schreibquartiers, einer Schreib- werkstätte in München, in der sich junge Schreibende regelmäßig treffen. Bis heute entstehen dort immer wieder neue Texte von ihr. Neben dem Schreiben besucht sie die neunte Klasse des Gymnasiums, trifft sich mit Freundinnen, spielt Klarinette und versucht sich im Basketball. Außerdem wünscht sie sich, dass alle Leute es schaffen, bis 2030 klimaneutral zu sein, damit die Folgen des Klimawandels nicht den ganzen Planeten in eine Wüste verwandeln. Sie ist meist Optimistin und glaubt an Gott. 2019 gewann sie einen Bücherscheck bei den Bundeswettbewerben und 2020 den Wettbe- werb ROSA des Brechtfestivals in Augsburg.
Ausgewählt mit den Texten Das Apothekenkreuz Rot, umgeben von grauen Betonwänden, an denen sie aus dieser Position nicht vorbeisehen vermochte. Doch das Tageslicht kam herein, und es war so weiß wie die Wände, wie alles in diesem Raum. Sie konzentrierte sich auf das Rot, es war ein Rot wie frisches Blut. Wie das Blut einer Wunde. Und: Der Waagen-Skandal STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Spaß im Leben und mein Notizbuch. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Jostein Gaarder. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Klimaneutralität endlich weltweit erreicht – Weitere Schäden können erfolgreich verhindert werden! 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Im frühen Mittelalter als Indigene in Amerika. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Gleitschirmfliegen, Kitesurfen. 31
Über mich Diana Röthlinger 22 Jahre aus Hüllhorst Born in August, ninety-nine, Dorfpunker, Oscar Wilde, rainbow patches, road less traveled, and The Magic Flute, drawing people, Hello Kitty, Guns N’ Roses, Lego® City drumming lessons, ballet classes, memorizing pi Leaves of Grass, meerkat, Toph Beifong, black and red Studies: philosophy; eminently history Leather jacket, Band: Queen, Klaviersonate Fourteen Alter-Ego: Henry Wotton, Twilight Princess, goodbye WE DIDN’T START THE FIRE
Ausgewählt mit den Texten Anthropozän Zementfluten strömen, umhüllen die Städte, ausgebrannt. Milchsand stillt das Adern-Netz. Ein Klopfen, ein Schleudern, sie spielen zwischen Atomreaktoren und Katakomben, wie ein Gewitterkind im Delirium des synthetischen Heilands. Ausgebombte Körper wärmen wie Decken, wenn Morpheus sie trägt. Dann ist der Mensch nur eine Idee aus Erde und Staub. Und: Gedichte in D-Moll STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Mama. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Oscar Wilde. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: SOZIALE MEDIEN OFFIZIELL ABGESCHALTET. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Oh nein! Bitte lasst mir doch mein Recht zu wählen! 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Aufsitzrasenmäher fahren. 33
Über mich Anne Luise Rupp 21 Jahre aus Wien Ich bin am 19.07.2000 in Berlin geboren, als ich 7 Jahre alt war, zogen wir nach Hamburg. Nach meinem Abitur ging ich 2019 nach Nyìregyhàza, Ungarn, um einen Europäischen Freiwilligendienst bei einem kleinen Radio- sender zu machen. Danach wollte ich nicht zurück nach Hamburg und ent- schied mich, nach Wien zu ziehen. Im Wintersemester 2020 begann ich dort mein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Seitdem lebe ich irgendwie in beiden Städten, in Hamburg und Wien, und versuche, mehr zu schreiben und mehr zu lesen, als es mir bisher gelungen ist.
Ausgewählt mit dem Text Unter dem Walnussbaum In den Händen meines Vaters zerknacken die Erdnüsse. Aus den Händen meines Vaters kommt Musik. Von den dicken Seiten des Kontrabasses hat mein Vater Hände voller Hornhaut. Wenn es Herbst wird und die Sonne heute früher untergeht als gestern, rühren sie dicke Kürbissuppen um. Meine Mutter hält in den Händen ein Buch eine Geige eine Kuchenform, es riecht nach warmen Kirschen. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Mein Tagebuch. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Richard Brautigan. 3. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: 1960er-Jahre. 35
Über mich Sophie Schollek 20 Jahre aus Lotte 2001 bin ich in die Welt gestolpert. 2021 bin ich noch dabei, sie mir zu formen. Die größte Beständigkeit in mir ist die Sehnsucht, im Theater sein zu wollen. Dort bin ich bei mir. Als Kind habe ich mir oft vorgestellt, in den Kostümfun- dus einzuziehen und ewig zu bleiben. Heimlich träume ich auch heute davon. Es gibt kurze Momente, da sind mir die eigenen Haare befremdlich wie totes Holz, das aus dem Kopf herauswächst. Dann muss es schnell gehen, dann schneide ich sie ab, dann bereue ich. Das ewige Hin und Her am Kopf und in- nen: Das ist mein Jung-Sein. Ich frage mich, wie lange das halten wird. Einige Tage sind tiefer als andere. Dann schreibe ich viel. Später wünsche ich mir eine Katze. Dann säße ich abends da und würde das Schnurren als Frequenz durch meinen Körper ziehen spüren und ich würde langsam alt und älter und schließlich zufrieden mit mir und der Welt. Mit 20 übe ich mich im Warten. Es ist schwierig, mich zu fassen, aber vielleicht reicht auch das: Hallo, ich heiße Sophie, ich bin in Texten nicht besonders lustig, ich summe gerne leise vor mich hin, ich trinke viel Tee. Irgendwann werde ich mich gut kennen.
Ausgewählt mit dem Text LYRIK UND DIE SANFTE WUT ich steck in den petechien, salbe die haut und schlafe bis die wäsche höher stapelt als ich messe ich bin geplagt von eitelkeit mutter sagt dass ich nie esse STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Theater & Zimt. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Marlen Haushofer, Mascha Kaléko, Wolfgang Herrndorf, Jule Weber. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Das große Schneetreiben kommt wieder nach Deutschland zurück. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Die 20er-Jahre. Meistens bin ich aber dankbar, in meiner Generation geboren zu sein, wir sind schon so viel freier. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: In eine fremde Stadt ziehen / von allem weit weg zu sein und trotzdem noch zu wissen, wer ich bin / die Haare meterlang haben und raspelkurz. 37
Über mich Berfin Sönmez 19 Jahre aus Berlin Geboren und aufgewachsen in Berlin. Nie fortgegangen – wohin auch? Studiert Drehbuch und Dramaturgie, spielt, schreibt und und und hält sich über Wasser.
Ausgewählt mit den Texten Yande träumt Mein Junge nennt mich Vater. Steht im Türrahmen mit seinem karierten Top, was eng anliegt. Schaut aus wie ein schwules Schachbrett mit einem Haarschnitt, der noch schlimmer nicht sein könnte (…). Papa, nennt er mich. Diese Augen, das sind nicht meine. Nichts an ihm, aber Papa nennt er mich. Und: Wohin mit dem Kram Der Weberknecht STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Wandel. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Alice Munro. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Ein Hund hat Alice Weidel heute auf den Kopf gekackt. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Vor 6 Min. Der nächste Bus ist erst in 30 da. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: ’ne Kuh melken, breakdancen und den Mund halten. 39
Über mich Kathrin Thenhausen 20 Jahre aus Potsdam Bleistifte sind grau, haben die anderen gesagt, und Bleistifte sind bunt, hat sie gemerkt, als sie ihre Weltanschauungen auf Papier pflanzte. Wenn sie mit Farbe schreibt, ist ihr Daumen fast grün und der verwelkte Lavendel auf dem Fensterbrett ein ästhetisches Stillleben. Sie erblickte 2000 in München das erste Sonnenlicht und ist seitdem durch den Bodensee nach Potsdam gewachsen. Ihr Dasein hat sie ganzjährig mit Büchern und Stilblü- ten geschmückt, mit Wörtern ihre Gedanken zu Blätterwerk verbaut. Ein Zweig ihres Ichs floriert durch das Informatikstudium, ein anderer schau- kelt auf dem Spielplatz und malt mit Kreide Seifenblasen. Verschiedene Ableger sammeln Wörter und Zahlen in Notizbüchern, ziehen Sätze, um Zusammenhänge zu identifizieren. Sie guckt oft in den Himmel, am liebsten tagsüber, Nachtschattengewächssein ist ihr fremd. Von außen betrachtet bleibt spannend, wohin sie wuchert, innen drängt das Chlorophyll nach Ver- einigung der Triebe, Harmonie und einer Pausentaste fürs Leben.
Ausgewählt mit den Texten Bahnhof, 18 Uhr zu früh ein Kind erwartet zu früh ein Kind ermordet zu früh daran gestorben. auf der Parkbank spielt sie mit Lina im Himmel verstecken. Und: berlin, berghain. 4 Uhr nur durchreisende in der dürre abends ertrinkt meine zunge in schweigen zeitlosigkeit STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Familie und Liebe (zu Menschen oder Lebewesen, Wörtern und Zahlen, dem Ich und dem Wir). 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Astrid Lindgren für ihre Stärke, ihren Lebensweg, und ihr Kindsein im Erwachsendasein (und Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter). 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Abbildung eines blauen Kreises mit einem der folgenden Untertitel: „Kreisdiagramm – 100% Frieden“ oder „Erde wieder in natürlichem Gleichgewicht“ oder „Patentierte Seifenblasen zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen gratis verfügbar“. 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: Der Augenblick (ohne Davor und Danach und Hätte, Wäre, Weißt-du-als und Muss-ich-nochs und Konjunktiven). 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Ankommen und immer wieder ankommen (bei Menschen, fremden Ländern, Berggipfeln, Schweigeklostern, mir selber, dem Schlusspunkt eines Buches, …). 41
Über mich Finn Tubbe 19 Jahre aus Leipzig 2002 in Hannover geboren, am Bodensee aufgewachsen. Momentan in Leipzig studierend. Ich mag Salzkaramellschokolade, Spezi und Jim Jarmusch.
Ausgewählt mit dem Text Tapetenriss Drehe ich mich nach links, sehe ich den Esstisch, an dem die Kieferpartien aller Familienmitglieder sitzen, ausgeleuchtet vom Kegelschein einer gelben Pendellampe. Niemand muss mehr lachen, denn es herrscht eine Vertraut- heit, in der man ehrlich unglücklich sein kann, und das sei auch ein Geschenk, sagt der Vater, während er Wurstsorten in die Käsebox sortiert. STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Mate, Bücher und Freund*innen. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Judith Herrmann, Benedikt Wells, Sally Rooney, Bov Bjerg, Ingeborg Bachmann, Eduard Levé, Annie Ernaux, Karen Köhler und noch ganz viele andere. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Fünf Jahre nach der antikapitalistischen Revolution: Was macht eigentlich Christian Lindner? 4. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: Zimmerpflanzen, das Delirium, ausgewogene Ernährung. 43
Über mich Fanny Walger 17 Jahre aus Bebra Geboren 2004, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, hat 2021 Abi tur gemacht. Studiert Psychologie in Marburg. Mag Gedichte nur in Times New Roman. Bekommt jedes Frühjahr eine neue Band-Obsession, alle zwei Jahre auch gegen September. Sammelt Notizbücher, CDs, Zitate, Katzen- haare, Hemden und Gitarrenplektren. Spielt auch Gitarre mit den Plektren. Findet, „Pu der Bär“ ist das beste Buch der Welt. Meint das nicht ironisch.
Ausgewählt mit den Texten Sonett in Nataschas Handschrift Und mit dir auf dem Highway Verschwimmt die Person, die den Spitznamen trägt den nur du mir gegeben hast Und: Eddingstriche Schummerlicht Letzte Male und Restnikotin Herbst Bushaltestelle in spe Lukas’ Gedicht STECKBRIEF 1. Unverzichtbar für mich: Kopfhörer, die Katze und Pfefferminztee. 2. Ein*e Autor*in, die*den ich bewundere: Alex Turner und Conor Oberst, und, für den Fall, dass die nicht zählen, Nadja Küchenmeister. 3. Eine Nachricht, die ich in 10 Jahren gerne in der Zeitung lesen würde: Hurra! Klimawandel abgewendet und rückgängig gemacht! 4. Wenn ich in einer anderen Zeit leben könnte, wäre das: 1990er in Seattle oder frühe 2000er irgendwo in England. 5. Etwas, das ich im Leben unbedingt einmal ausprobieren möchte: In England leben und jeden Tag Sandwiches im Supermarkt kaufen, dem Busfahrer „Thank you“ sagen und sich entschuldigen, wenn man umgerempelt wird. 45
Samstag, 13. November, 21:00 – 22:00 Uhr Bühne Spezial Texte treffen Töne Ein Konzert mit ehemaligen Teilnehmer*innen des Treffens junge Musik- Szene. J u l i G i l d e , (*2002). Geboren und aufgewachsen am Berliner Stadtrand beginnt die junge Künstlerin schon früh damit, ihre Gefühle und Gedanken in Songs zu verpacken. Ihre deutsch- sprachigen Songs treffen zielsicher etwas Unbestimmbares in den Köpfen der Hörer*innen: Juli erzählt von aufgeschlagenen Knien, gepackten Koffern, Rabenkindern, der verwilderten Stadtrandnatur. Und das alles mit einem scharfen Blick, der Situationen so einfängt, dass Gesichter und Räume sichtbar werden, Silhouetten des Moments. Seit 2018 tritt Juli auf Songslams, Wohnzimmerkonzerten und bei verschiedenen Songwritingwettbewerben auf. 2019 war sie Preisträgerin beim Treffen junge Musik-Szene. Seit September 2021 studiert Juli Popmusikdesign an der Popakademie Mannheim. Ihre erste EP „French Bookwood“ erscheint im Herbst. L e a M e l l e r u n d B a n d Ihre Musik bewegt sich zwischen Soul und Pop, zwischen groovig und nachdenklich. Die gebürtige Hamburgerin verarbeitet in ihren Songs Gedanken ihrer Ge- neration und Situationen aus ihrem Leben – egal, ob innere Zerrissenheit, Sommermelancho- lie oder Wohnungsnot. Von Hamburg quer durch Südostasien mit Gitarre und Notizblock im Gepäck und jetzt angekommen in der Berliner Musikszene spielt Lea Meller nun in Bandbeset- zung mit ihrer Schlagzeugerin Leela Faude und ihrem Bassisten Enno Lesch. Doch die eigent- liche Reise hat erst jetzt begonnen, denn Lea Meller hat noch so einiges zu sagen … 46
Buchscheck-Preis Die Jury bedachte 20 weitere junge Autor*innen mit einem Buchscheck, weil ihre Arbeiten vielversprechende Ansätze zeigen: Jiwoon Ahn Mia Golawski 16 Jahre, Dresden 11 Jahre, Kronshagen (Sachsen) (Schleswig-Holstein) Anastasia Averkova Anna Franziska Nahrwold 17 Jahre, Dresden 13 Jahre, Münster (Sachsen) (Nordrhein-Westfalen) Marie Bahr Mia Pilscheur 17 Jahre, Neustadt 15 Jahre, Peißenberg (Schleswig-Holstein) (Bayern) Anna Sophie Born Hanna Robbers 17 Jahre, Weinheim 17 Jahre, Ronnenberg (Baden-Württemberg) (Niedersachsen) Mirjam Borzymski Dasha Schramm 15 Jahre, Bochum, 17 Jahre, Reichenbach (Nordrhein-Westfalen) (Baden-Württemberg) Kira Brendel Meret Schwarz 18 Jahre, Reichenbach 11 Jahre, Loxstedt (Sachsen) (Niedersachsen) Hoang Viet Dang Ava Felicitas Thöne 17 Jahre, Berlin 12 Jahre, Hamburg Anna-Lena Eißler Emil Trunk Ekanayaka 15 Jahre, Niedernhall 17 Jahre, Mudau (Baden-Württemberg) (Baden-Württemberg) Caroline Fenn Alma Unseld 14 Jahre, Bielefeld 16 Jahre, Karslruhe (Nordrhein-Westfalen) (Baden-Württemberg) Olivia Franco Alicia Voigt 13 Jahre, Neustadt 17 Jahre, Berlin (Rheinland-Pfalz) 47
Social-Media-Redaktion Ehemalige Preisträger*innen bilden während des Treffens junger Autor*in- nen die Social-Media-Redaktion. Insbesondere auf dem Instagram-Kanal @bundeswettbewerbe.berlin gibt sie direkte Einblicke in das Festivalgesche- hen, zum Beispiel durch kurze Videos, Interviews und Portraits. In diesem Jahr übernimmt Rania Daoudi die Redaktion für das Treffen junger Au- tor*innen 2021. R a n i a D a o u d i , 23 Jahre alt, studiert Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main. Verliert sich allzu gerne in Worten und guter Musik. War 2015 und 2020 Preisträgerin des Treffens junger Autor*innen und darf auch dieses Jahr dabei sein, um Eindrücke einzufangen und Er- innerungen festzuhalten, worüber sie sich sehr freut, weil sie die Berliner Festspiele liebt und Berlin und ja, auch das Leben. 48
Campus
Campus Das Campus-Programm richtet sich an die Teilnehmer*innen des Treffens junger Autor*innen. Es untergliedert sich in die Bereiche Praxis mit Work- shops zu unterschiedlichen literarischen Genres und Themen, Dialog mit Einzel- und Werkstattgesprächen und Fokus mit einem Gespräch über neue literarische Formate. 52
Freitag, 12. November 2021, 14:00 – 16:30 Uhr Praxis Das unbekannte Publikum – wo und wann begegne ich (m)einem Publikum? Hallo? Sind wir noch allein am Schreibtisch, oder sind wir schon öffentlich? Während das Publikum oft noch das Bild von einsamen Autor*innen am Schreibtisch hat, finden viele junge Autor*innen neue Wege in die Öffent- lichkeit. Durch Instagram, TikTok und Blogs werden Texte und Schreibende schnell einem größeren Publikum zugänglich. Doch wer ist überhaupt das Publikum, was eine Öffentlichkeit? Wer ist die unbekannte Konstante, die das passende Gegenstück zu Schreibenden bildet und dadurch auch immer die Frage „Welche Texte werden öffentlich?“ mitentscheidet? Der Workshop zeigt unterschiedliche Wege hin zu einem Publikum – der klassische Weg über Verlage, das Verbinden mit anderen Künsten in Literaturinstitutio- nen und die Möglichkeiten des digitalen Raums. Wir diskutieren, an welchen Orten wir unseren Leser*innen begegnen – ob in Gesprächen bei Festivals, im anonymen Digitalen, auf dem Podium, in Buchhandlungen oder in vira- len TikTok-Videos. Im zweiten Abschnitt schauen wir von der anderen Seite drauf und untersuchen, wann das Publikum zu euren Texten hinzutritt und welche neuen Zugänge das Bewusstsein über eine permanente Öffentlich- keit schafft – schreiben wir einen Text anders, wenn wir das Publikum direkt mitdenken, oder mithilfe des Algorithmus von Instagram die Reihenfolge unserer Erzählung verändern können? Am Ende steht die Frage: Wie soll ich von hier aus weitergehen, um meine Texte zu einem Publikum zu bringen? D o m i n i k R e n n e k e , geboren 1993, ist Dramaturg und Kurator. Er studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Geschichte in Münster und Bochum. Nach Regieassistenzen bei Ersan Mondtag und Thorleifur Örn Arnasson arbeitet er seit 2018 auf Burg Hülshoff – Center for Literature an den Schnittstellen von Literatur und neuen Formen künstlerischer partizipativer Vermittlung. 2020 gründete er die Initiative Call it Classism – Klassismus im Kulturbetrieb. In einem Promotionsprojekt arbeitet er ab 2022 zum Einfluss der Neuen Rechten auf Kunst und Kultur. 53
Samstag, 13. November 2021, 10:00 – 12:30 & 13:30 – 16:00 Uhr Der politische Essay In diesem Workshop suchen wir gemeinsam nach einer Sprache für das Poli- tische, die das Argument nicht scheut, aber poetisch darüber hinausgehen darf. Ein literarisches Vorgehen bedeutet immer auch ein Suchen nach den Konflikten in uns selbst. Was hat der Erfolg der AfD, die Radikalisierung von manchen Jugendlichen, was haben Identitätsdebatten mit uns und unserer Lebensweise zu tun? Um uns auf diese Suche zu begeben, schauen wir uns ältere und neuere, essayistische und fiktionale Texte an, die sich mit Gewalt und Empathielosigkeit beschäftigen. Neben der Diskussion im Workshop, die sich stark von der Erfahrung und dem Wissen der Teilnehmenden nähren wird, werden wir auch selbst in den Schreibprozess gehen. D e n i z U t l u , Romanautor („Die Ungehaltenen“, Graf Verlag 2014, „Gegen Morgen“, Suhr- kamp Verlag 2019), studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Paris und lebt in Berlin. Er arbeitet als Kurator für Festivals und thematische Reihen und gründete das Literatur- und Gesellschaftsmagazin freitext in Hannover. Sein erster Roman „Die Ungehaltenen“ kam im Studio des Maxim Gorki Theaters in Berlin auf die Bühne. Er unterrichtet am Deutschen Literaturinstitut Leipzig ein Prosa-Vertiefungsseminar. 54
Samstag, 13. November 2021, 10:00 – 12:30 & 13:30 – 16:00 Uhr WUT UND KLAGE Wie verhält es sich mit Gefühlen in Gedichten – welche lasse ich zu, welche verschweige ich lieber, und warum? Welche Gefühle in Gedichten werden, wenn diese vor allem als Orte ästhetischer Schönheit gelten, weniger wert- geschätzt und von wem? In unserem Workshop wollen wir uns besonders der Wut und der Klage – was Wehklage wie auch Anklage bedeuten kann – nähern, die in diesen Monaten notwendiger denn je scheinen. Anhand von Textbeispielen schauen wir verschiedene lyrische Formen von Wutreden und Klagen an. In Schreibübungen vertiefen wir das Besprochene und tauschen uns über unsere Erfahrungen aus. Gerne dürft ihr auch Textbeispiele selbst mitbringen, eigene oder von anderen geschriebene. Ich freue mich auf euch! D a n i e l a S e e l Vita siehe Seite 67 55
Samstag, 13. November 2021, 16:30 – 18:30 Uhr Sonntag, 14. November 2021, 16:30 – 18:30 Uhr IMPROV / E YOUR POETRY In diesem Workshop soll im spannungsreichen Austausch mit Künstler*in- nen anderer Sparten der improvisierten, womöglich auch „gescheiterten“ Kunst Raum gegeben werden. Gemeinsam wollen wir der illusorischen Fixie- rung auf das „Gelingen“ und das „fertige Produkt“ etwas entgegensetzen und den Fokus auf den Prozess richten. Wir wollen mit Unsicherheit, Risiko und Unvorhersehbarem experimentieren und der Frage nachgehen, wie eine Disposition zur lyrischen Improvisation geschaffen wird, die uns immer wieder neugierig macht, uns hören lässt, unsere Antennen ausrichtet. Es dürfen Texte in progress, Fragmente, Skizzen, Ideen mitgebracht werden. L y d i a D a h e r , geboren 1980 in Berlin, lebt als Dichterin und Musikerin ebendort. Sie arbeitet u. a. auch als Kuratorin und Moderatorin für Kulturveranstaltungen, als Dozentin für kreatives Schreiben, als Kultur- und Sprachvermittlerin fürs Goethe-Institut und für diverse Hörspiel- produktionen (u. a. für BR Hörspiel, „Alexander Kluge: Chronik der Gefühle“, „Wassily Kandinsky: Klänge“). Sie konzipierte und realisierte zahlreiche (inter-)nationale Kollaborationen und Produk- tionen, z. B. „Kleine Satelliten“, ein Buch- und Ausstellungsprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Zeichner Warren Craghead III entstand, und dessen Originale mehrfach, zuletzt 2019 im Literaturhaus Stuttgart, ausgestellt wurden. Das dazugehörige Buch ist im Maro Verlag erschienen und wurde 2017 ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst und als eine Lyrikempfehlung 2017 ausgewählt. Lydia Daher hat insgesamt drei Lyrikbände im Verlag Voland & Quist und vier CDs bei Trikont veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie u. a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis und dem Märkischen Stipendium für Literatur ausgezeichnet. Im Dezember 2020 erschien ihre EP „Penetrante Realität“ in limitierter Auflage beim Label Kleine Untergrund Schallplatten. Derzeit arbeitet sie an neuen Gedichtzyklen. 56
Sonntag, 14. November 2021, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr Musen Musen Ein ehrgeiziger Versuch: die Telefonnummer der eigenen Muse herausfin- den. Damit sie nicht zufällig anruft und man gerade keine Zeit hat. So wie es bisher immer war. Erstmal müssen wir das Thema „Musen“ untersuchen. Was ist das? Wer? Wieso waren Musen früher ganz anders drauf? Dann erstellen wir einen Steckbrief unserer persönlichen Muse. Oder sind es sogar mehrere? Wenn wir die Telefonnummer haben, rufen wir natürlich an und schreiben los. K i r s t e n F u c h s Vita siehe Seite 66 57
Sonntag, 14. November 2021, 10:00 – 12:30 Uhr & 13:30 – 16:00 Uhr Code & Poetry – Dichtung im Digitalen Eine der Stärken von Dichtung liegt darin, dass sie die Oberfläche durch- dringt und den Fokus auf das Verborgene legt. In einer digitalisierten Gesellschaft dominiert Software unseren Alltag. Wir schreiben unsere Steuererklärung, jagen Pokémon und posten Fotos von Katzen in soziale Medien. Aber hinter den bunten Benutzeroberflächen liegt eine Sprache, die wir als User*innen selten zu Gesicht bekommen: hunderte Zeilen aus eckigen Klammern, Zeilenumbrüchen und englischen Wortfetzen sorgen dafür, dass unsere WhatsApp-Nachrichten ankommen und unser Online- Banking funktioniert. Zwar wirken diese Zeilen auf den ersten Blick ver- wirrend, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es sich dabei um einen Text handelt. Code ist Sprache und Sprache lädt dazu ein, sich in ihr auszudrücken und mit ihr zu experimentieren. Wie genau das geht, wird in diesem Kurs vermittelt. In „Code & Poetry“ lernen die Teilnehmenden die einfachsten Grundlagen einer Programmiersprache und neue Denkansätze für das Schreiben im digitalen Zeitalter. Anhand von Beispielprojekten und Übungen entwickeln sie eigene Ideen für literarische Code-Projekte. Von HTML-Lyrik, über generierte Zufallsgedichte bis zu interaktiven Texten ist alles möglich. Anforderungen an den Kurs sind Interesse und Neugierde. Vorkenntnisse im Programmieren sind nicht erforderlich! F a b i a n N a v a r r o , geboren 1990 in Warstein, ist Autor, Slam Poet und Kulturveranstalter. Nach seinem Studium der deutschen Sprache und Literatur und Philosophie in Hamburg zog er nach Wien. Er tritt seit 2008 bei Lesebühnen und Poetry Slams auf, gewann mehrere Landes- meisterschaften und wurde bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften 2017 Vize-Meister. Er ist Teil des Wiener Kulturvereins FOMP, veröffentlichte Texte in Anthologien, der Titanic und der ZEIT. Er gibt Workshops in kreativem Schreiben, digitaler Literatur und Poetry Slam und war im Rahmen dieser Tätigkeit bereits in Projekten in Kapstadt, Yokohama und Tokio unterwegs. Sein letztes Buch „Die Chroniken von Naja“ (2017) erschien bei Lektora. Sein aktuelles Projekt „Eloquentron3000 – ein Bot, der Gedichte schreibt“ lässt sich auf Insta gram verfolgen. Im Herbst 2020 gab er die Anthologie „poesie.exe“ im SATYR-Verlag in Berlin heraus. Sein neuer Roman erscheint im April 2022 im Goldmann Verlag. 58
Samstag, 14. November 2021, 16:30 – 18:30 Uhr Dialog Sonntag, 15. November 2021, 16:30 – 18:30 Uhr Werkstattgespräche Unsere Texte – die kleinen, die kurzen, die guten, die unfertigen – sie lagern. In Schubladen, in digitalen oder analogen Notizheften, in Clouds oder im Kopf. Lasst sie uns dort rausholen, lasst sie uns anschauen und mit anderen überlegen, wie die eigenen Texte gemacht sind, was sie interessant macht und was sie brauchen könnten. In einem konstruktiven und vor allen Dingen persönlichen Gespräch. Wir wollen gemeinsam eure mitgebrachten oder während des Treffens entstandenen Texte lesen und Antworten auf die Fragen suchen, die der jeweilige Text stellt. Wir werden das offene, spontane Vorgehen der Textkritik in der Gruppe üben und einen Umgang mit dem Ge- schriebenen anderer finden. Lasst uns zusammen üben, Feedback zu geben, Tendenzen zwischen den Zeilen zu erkennen, den Text im Kontext seiner Autorin*seines Autors zu betrachten. Individuell, spontan, ohne Angst, mit der Lust am Hinterfragen. Für die Arbeit bitte Texte aller Gattungen mit- bringen – egal, ob fertig, unfertig, alt oder neu! K a t h r i n B a c h , 1988 in Wiesbaden geboren, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und ist ausgebildete Buchhändlerin. 2017 erschien ihr Lyrikdebüt „Schwämme“ in der Parasiten- presse, Köln. 2020 organisierte sie zusammen mit Donat Blum & Melanie Katz Viral – Das On- line-Literaturfestival in Zeiten der Quarantäne. Lebt nach einigen Jahren im Buchhandel, einer Literaturagentur und am Literarischen Colloquium inzwischen als freie Autorin in Berlin. S h i d a B a z y a r Vita siehe Seite 66 59
Sie können auch lesen