Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen

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Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
report
                         Bildung, Wissenschaft und Forschung

Corona verändert
Alltag und Arbeit
Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und
Forschung nicht unter die Räder kommen

                                                               0 2 / 2 02 0
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Editorial                                                                 biwifo report 2/ 2020

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,                                           Inhalt
                                                                              Schwerpunkt: Virus dominiert
        Corona-Leugner*innen, Eltern mit kleinen
                                                                              den Arbeitsalltag
    Kindern, die neben Leuten mit Reichskriegs-
    flaggen laufen und offensichtlich kein Problem                            Wumms ohne Bildung                                            3
    damit haben, sich mit Rechtsradikalen gemein-
                                                                              Geflüchtete im toten Winkel                                   3
    zumachen. Dicht an dicht liefen die Demon-
    strierenden am 1. August durch Berlin, so gut                             Weiterbildung in Gefahr                                       4
    wie niemand trug eine Maske. Es waren für                                 Akademie dicht, Prüfung verschoben                            5
    mich verstörende Bilder, die da an unserer
    Gegendemo vorbeizogen. Und am 29. August:                                 VHS-Beschäftigte befragt                                      5
    Schwarz-weiß-rote Reichsfahnen auf den Stufen                             Düstere Lage für Studierende                                  6
    des Parlamentsgebäudes. Das muss alle Demo-
                                                                              Kalte Küche                                                   7
    kratinnen und Demokraten alarmieren. Diese
    krude Mischung von Verschwörungstheoreti-                                 Viel Geld für eine verpasste Chance                           7
    ker*innen, Ignorant*innen und Faschist*innen                              Bildschirm statt Seminarraum                                  8
    gilt es ernst zu nehmen.

                                                                                                                                                report
                                                       Sylvia Bühler          „Ich sehe große Chancen“ –
                                                                              Interview mit Ada Pellert                                     9
        Umso so mehr bin ich beeindruckt, wie          Mitglied des ver.di-
    der weit überwiegende Teil der Menschen in         Bundesvorstandes       Bücher in Quarantäne                                         10
    unserem Land, die Corona-Regeln einhält. Auch      und Leiterin
                                                                              Forschung ist mehr als Wissenschaft                          11
    wenn sie lästig sind und uns so sehr einschrän-    des Fachbereichs
    ken: im menschlichen Miteinander, im Privaten      Bildung, Wissen-
    und im Beruf. Wir tun es, weil wir wissenschaft-   schaft und Forschung   Gewerkschaftsarbeit in Zeiten der
    liche Erkenntnisse ernst nehmen und unsere                                Pandemie                                                     12
    Mitmenschen und uns selbst schützen wollen.                               Das wird ein kämpferischer Herbst                            12
                                                                              Protest im Ausnahmesemester                                  13
       Wir Gewerkschafter*innen werden in dieser
    schwierigen Zeit ganz besonders gebraucht.                                Schirm für Bildung und Wissenschaft                          14
    Vor Ort im Betrieb, in den Verwaltungen und                               Ignoranz gegenüber Eltern                                    15
    auf politischer Ebene, damit die Belange von
                                                                              Porträt Magnus Wuggazer                                      15
    Arbeitnehmer*innen, Solo-Selbständigen und
    Studierenden in dieser Krise berücksichtigt wer-                          Zu guter Letzt                                               16
    den. Zu relevanten Themen rund um Corona
    haben wir jede Menge Informationen zusam-
    mengestellt, die ihr auf biwifo.verdi.de und
    verdi.de/themen/corona findet.

        Unser ver.di-Positionspapier „Erste Lehren                            Impressum
    aus Corona“ macht deutlich, dass es nun darum                             Der ver.di Report biwifo Nr. 02/2020 · September 2020
    gehen muss, gesellschaftliche Mehrheiten für                              Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
    einen sozial-ökologischen Umbau zu organisie-                             Fachbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung
                                                                              Paula-Thiede-Ufer 10 · 10179 Berlin
                                                                                                                                                   Fotos v.o.n.u.: Annette Jensen (2), Carl Pfeil-Herz, privat

    ren. Die Krise verdeutlicht einmal mehr, wo es
                                                                              V.i.S.d.P.: Sylvia Bühler
    dringenden politischen Handlungsbedarf gibt:                              Redaktion: Klaus Böhme, Kei Common, Birthe Haak, Alexandra
    In der Daseinsvorsorge, beim Schutz unserer                               Heiter, Frank Hennig, Michael Niedworok, Mirjam Sorge
    natürlichen Ressourcen und bei der sozialen                               Verantwortliche Redakteurin: Annette Jensen
                                                                              Internet: www.verdi.de
    Sicherung.                                                                Layout: einsatz, Wolfgang Wohlers
                                                                              Druck: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG, Geldern
       Gemeinsam und solidarisch kommen wir am                                Titelbild: Christian v. Polentz
                                                                              W-1728-65-0920
    besten durch diese Krise. Bleibt gesund! b
                                                                              Die Artikel stellen die Meinungsvielfalt unseres
                                                                              Fachbereiches dar und spiegeln nicht in jedem Fall die
       Herzliche Grüße                                                        Meinung des Bundesfachbereichsvorstandes wider.
2
                                                                              Service
                                                                              Fachbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung
                                                                              Internet: www.biwifo.verdi.de
                                                                              Ansprechpartnerin: Alexandra.Heiter@verdi.de
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                                                                                                       K O M M E N T A R

                                                                                                                       W Geflüchtete im

         Wumms
                                                                                                                       toten Winkel
                                                                                                                           Seit Mitte März beherrscht
                                                                                                                       die Corona-Pandemie die Nach-
                                                                                                                       richten. Die Politik versucht, die

         ohne Bildung                                                                                                  Krise zu beherrschen. Für andere
                                                                                                                       Themen fehlt die Aufmerksam-
                                                                                                                       keit – und dabei hat sich die
                                                                                                                       Lage von Geflüchteten weltweit
                                                                                                                       und auch in Deutschland drama-
         Das Corona-Virus hat unsere Gesellschaft,               alltag durch Home-Office kann ein Feld für neue       tisch verschärft. Im April gab es
         ja die der gesamten Welt vor große                      Angebote sein. Doch die Branche hat hier selbst       87 Prozent weniger Asylanträge
         Herausforderungen gestellt – und tut dies               hohen Nachholbedarf. So stecken insbesondere          in Europa als im Vorjahr, die
         noch. Um die wirtschaftlichen Folgen der                nichtöffentliche Träger in der Klemme: Sie sehen      Zahl ist die niedrigste seit 2008.
         Pandemie abzufedern, hat die öffentliche                sich einerseits mit der Notwendigkeit einer           Grenzschließungen und Be-
biwifo

         Hand das größte Hilfspaket in der deut-                 raschen Neuausrichtung konfrontiert, verfügen         schränkungen des Reiseverkehrs
         schen Geschichte geschnürt. Allein der                  aber oft weder über das technische Equipment          verhinderten, dass Geflüchtete
         Bund hat haushaltswirksame Maßnahmen                    noch über entsprechende Kompetenzen – und             sichere Aufnahmeländer errei-
         von mehr als 353 Miliarden Euro beschlos-               bekommen dafür auch keine Hilfen.                     chen. Unter lebensbedrohenden
         sen und zusätzlich Garantien in Höhe von                                                                      Umständen hängen sie irgendwo
         819 Milliarden Euro übernommen. Hinzu                       Die Hochschulen waren im März von einem           fest. Die Aufnahmelager an den
         kommen Hilfsprogramme der Länder.                       auf den anderen Tag gezwungen, Veranstaltun-          EU-Rändern sind hoffnungslos
         Explizite Unterstützung für die Bildung                 gen in den digitalen Raum zu verlegen. Auch hier      überfüllt, die EU hat die See-
         aber muss man lange suchen. Angesichts                  war E-Learning für die meisten Beteiligten Neu-       notrettung im Mittelmeer ein-
         der chronischen Unterfinanzierung des                   land. Im beginnenden Wintersemester ist immer         gestellt.
         deutschen Bildungswesens mit einem                      noch vorwiegend von hybriden Angeboten aus-               Weltweit trifft die Corona-
         evaluierten Mehrbedarf von jährlich 50                  zugehen. Zudem sitzen große Teile der Verwal-         Pandemie die Armen am härtes-
         Milliarden Euro sind die jetzt vorgesehe-               tungsbeschäftigten seit Monaten im Home-              ten und wirkt wie ein Brand-
         nen Summen marginal.                                    Office. Das Fehlen von direkten Kontakten macht       beschleuniger der Ungerechtig-
                                                                 vieles mühsam und belastend. Wann diese Be-           keiten. Ausgangssperren und
         VON KLAUS BÖHME                                         reiche wieder zur Normalarbeit zurückkehren,          die Unterbringung von vielen
                                                                 war bei Redaktionsschluss unklar.                     Menschen auf engstem Raum

         N    RW will die Schulen flächendeckend mit
              Laptops und Computern ausstatten. Auf-
         grund von Lieferengpässen lässt sich das aber nicht
                                                                     In vielerlei Hinsicht betroffen sind die Stu-
                                                                 dierenden. Ihnen fehlt nicht nur der direkte
                                                                                                                       machen alle Versuche von Infek-
                                                                                                                       tionsschutz zunichte. Das gilt
                                                                                                                       auch für viele Sammelunter-
         rasch umsetzen. Hinzu kommt, dass es vielen Leh-        Austausch mit Dozent*innen und Kommiliton*in-         künfte in Deutschland, wo auch
         renden und selbst Jugendlichen abseits von Face-        nen, was für viele Lernprozesse wichtig wäre. Die     Kinder leben. In Bayern sind
         book und Instagram am nötigen Verständnis für           Absage von Praktika und Übungen wird in vielen        nach Angaben des Innenministe-
         die digitale Welt mangelt. Das Verschicken von          Fällen ihr Studium verlängern. Hinzu kommt, dass      riums drei Asylbewerber an
         Aufgaben per Mail oder Telefon- und Video-              für über 40 Prozent der Studierenden dringend         Covid-19 gestorben. Anwälte
         konferenzen sind noch kein Digitalunterricht.           benötigte Arbeitseinkommen weggebrochen sind.         werfen den Behörden schwere
         Worauf es ankommt ist eine den Medien ange-             Staatliche Hilfsmöglichkeiten kamen zu spät, sind     Verfehlungen bei Unterbringung,
         passte Didaktik – und die will gelernt sein. Dass mit   außerdem völlig unzureichend und durch die            Infektionsschutz und ärztlicher
         Beginn des Schuljahrs der Unterricht wieder in          Kontrolle von Kontoständen auch noch diskrimi-        Betreuung vor.
         Präsenz stattfindet ist erfreulich, weil unmittelbare   nierend.                                                  Auch die Integration in die
         Kontakte für Kinder und Jugendliche besonders                                                                 Arbeitswelt ist ins Stocken ge-
         wichtig sind. Zugleich mussten aber einzelne                Weitere Blitzlichter: Für Azubis fiel nicht nur   raten. Quarantäne, geschlossene
         Klassen und sogar Schulen bereits wieder schlie-        die Berufsschule aus. Auch viele Betriebe konnten     Bildungseinrichtungen und
         ßen. Das macht deutlich, was dringend gebraucht         ihrer Ausbildungsverpflichtung nicht nachkom-         Kontaktverbote machen vieles
         wird: Lernsoftware, Lernmanagementsysteme               men und setzten teilweise den Nachwuchs auf           zunichte. Mangels technischer
         sowie didaktische Konzepte.                             Kurzarbeit. Angesichts der Fortdauer der Pan-         Möglichkeiten ist E-Learning
                                                                 demie ist mit deutlich sinkenden Ausbildungs-         oft keine Option; ein Notfall-
            Für den Weiterbildungssektor erweist sich            zahlen zu rechnen. Für die Forschung ist die Lage     programm gibt es dafür nicht.
         Corona als existenzielle Krise: Viele Kurse fielen      ambivalent. Einerseits behindern Grenzschließun-      Geflüchtete dürfen nicht sich      3
         aus, Dozent*innen verloren ihr Einkommen,               gen internationale Kooperationen – andererseits       selbst überlassen werden. Auch
         Lernende wurden zurückgeworfen. Zugleich er-            wurden die Mittel für die Gesundheitsforschung        wenn nicht über sie berichtet
         öffnen sich Chancen: Der gesellschaftliche Bedarf       deutlich erhöht. Der aktuelle biwifo-Report will      wird – sie sind immer noch da. b
         an digitalen Kompetenzen ist gestiegen. Auch der        die vielfältigen Auswirkungen der Corona-Maß-         Wiebke Koerlin
         Umgang mit sozialer Distanzierung im Arbeits-           nahmen auf unseren Fachbereich beleuchten. b
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                     Weiterbildung
                                     in Gefahr
    Schon vor der Corona-Krise       VON ARNFRIED GLÄSER                                   nen wurden in Kurzarbeit geschickt. Mit Unter-
           herrschte ein ruinöser                                                          stützung von ver.di konnten übereilte Betriebs-
    Preiswettbewerb unter den
          etwa 3000 Trägern der
            beruflichen Aus- und
                                     D    ie Pandemie hat die Lage in der öffentlich
                                          geförderten Weiterbildung weiter verschärft.
                                     Wird nicht nachgesteuert, droht dieses Bildungs-
                                                                                           vereinbarungen auf der Grundlage der Mindest-
                                                                                           sätze von 60 und 67 Prozent des Nettolohns vie-
                                                                                           lerorts verhindert und eine Aufstockung auf bis zu
      Weiterbildung. Hinzu kam       system vollends zu kollabieren. Dabei braucht es      90 Prozent des Nettolohns erreicht werden. Auch
         eine oft unzureichende      zur Bewältigung der Corona-Krise qualitativ           halfen fachkundige Beratung auf Bundes- und
    Finanzierung. Niedriglöhne,      hochwertige und auskömmlich finanzierte An-           Landesebene sowie die ver.di-Hotline, dass Kurz-
    ungesicherte Beschäftigung       gebote: Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Zahl      arbeit nur für wirklich Betroffene gilt. Alle ande-
           und Qualitätsverluste     ausbildungswilliger Betriebe sinkt. In dieser Lage    ren bekommen ihr Gehalt in voller Höhe weiter.
        waren die Folge. Ähnlich     kann Weiterbildung viele sozialpolitische Prob-       Parallel agiert ver.di politisch auf Bundes-, Landes-
             düster sah es in der    leme lösen – wenn die Politik das erkennt und         und Kommunalebene, um die aus ihrer Sicht
        allgemeinen beruflichen      entsprechend handelt. Immerhin hatte die Große        „systemrelevante“ Weiterbildungsbranche finan-
                sowie kulturellen    Koalition schon vor der Pandemie erkannt, dass        ziell abzusichern.
       Erwachsenenbildung aus.       die digitale Transformation in vielen Bereichen nur
      Nur in einem Bruchteil der     mit Hilfe von guten Weiterbildungs-, Beratungs-           Die Einrichtungen setzten mit hohem Auf-
            Einrichtungen gelten     sowie Umschulungsmaßnahmen gelingen kann.             wand alles daran, ihre Angebote in alternativen
                Tarifverträge. Ein   Um Erwerbslosigkeit zu vermeiden, hatte sie die       Lehr- und Lernformen aufrechtzuerhalten. So
       überdimensionaler Anteil      Weiterbildung mit dem Qualifizierungschancen-         konnten sie die Finanzierung durch Länder,
             der Arbeit wird von     gesetz und dem Arbeit-von-morgen-Gesetz ge-           Kommunen und die Bundesagentur für Arbeit
       Honorarkräften geleistet.     stärkt.                                               sichern. Um die Gesundheit von Beschäftigten
    Sie bleiben beim allgemein-                                                            und Teilnehmenden zu garantieren, mussten sie
     verbindlichen Mindestlohn          Die ersten Opfer des Lockdowns waren die           Hygienekonzepte entwickeln. Weil jetzt weniger
      in der Weiterbildung nach      Honorarkräfte, deren Einkünfte schon vorher           Menschen in einem Raum zusammenkommen
      Sozialgesetzbuch II und III    unterhalb des allgemeinen Mindestlohns lagen.         dürfen, sinkt zwangsläufig die Zahl der Teilneh-
     außen vor – genau wie das       Weniger als 20 Euro pro Unterrichtseinheit sind       mer*innen pro Kurs. Dem müssen die Finanz-
              nicht-pädagogische     keine Seltenheit für hauptberufliche Dozent*in-       geber Rechnung tragen.
                         Personal.   nen. Als die Präsenzveranstaltungen Mitte März
                                     untersagt wurden, mussten sie als Erste gehen,            Die sukzessive Umstellung auf Präsenzveran-
                                     ohne dass für sie ein Schutzschirm in der Fläche      staltungen darf nicht dazu führen, Beschäftigte
                                     aufgespannt wurde. Viele angestellte Kolleg*in-       aus Risikogruppen auszuschließen. Befristete
                                                                                           Verträge besonders gefährdeter Lehrkräfte nicht
                                                                                           zu verlängern, ist völlig inakzeptabel: Ihnen müs-
                                                                                           sen alternative Einsatzmöglichkeiten angeboten
                                                                                           werden. Ohnehin werden die Träger neben Prä-
     Forderungen für die Behindertenhilfe                                                  senzveranstaltungen weiter digitale Phasen ein-
     Viele Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung sind durch die         planen müssen.
     Coronamaßnahmen hochgradig verunsichert. Sie verstehen oft den Sinn von
     Hygienemaßnahmen und Besuchsverboten in Wohneinrichtungen nicht.                          Entscheidend ist auch, dass Jobcenter und
     Abstandsregeln einzuhalten ist fast unmöglich. Hinzu kommt, dass in vielen            Bundesagentur für Arbeit wieder stärker Weiter-
     Behinderteneinrichtungen die Personalsituation bereits vor Corona angespannt          bildungsangebote vermitteln. Aktuell liegen die
     war. Durch Quarantänemaßnahmen und zusätzliche Aufgaben hat der Stress                Zahlen niedriger als vor der Pandemie. Ohne die
     bei den verbliebenen Kolleg*innen weiter zugenommen. Die ver.di-Bundes-               üblichen Zuweisungsraten ist die Existenz vieler
     fachkommission Behindertenhilfe hat gemeinsam mit dem Arbeitskreis                    Weiterbildungsträger gefährdet. Alternativ könn-
     Berufliche Reha ein Positionspapier erarbeitet, das die Auswirkungen von              te auch eine finanzielle Absicherungsgarantie hel-
4    Corona auf die Arbeitswelt der Behindertenhilfe beschreibt und daraus Forde-          fen, die aber nicht in Sicht ist. Das Sozialdienst-
     rungen ableitet. Ohne zusätzliches Personal und finanzielle Absicherung ist das       leister-Einsatzgesetz (SodEG), das Träger in der
     Menschenrecht auf Inklusion nicht einzuhalten.                                        aktuellen Krise schützen soll, übernimmt nur 75
                                                                                           Prozent der bisherigen Kosten. Weil die meisten
     https://t1p.de/verdi-behindertenhilfe                                                 Einrichtungen keine Rücklagen haben, ist das
                                                                                           unzureichend. b
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

Akademie dicht,
Prüfung verschoben
W      ie alle Bildungsträger musste auch die
       Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) in
Iserlohn im März ihre Türen schließen. Die zeit-
                                                      Lernfortschritte erzielen, hat die DAA Siegen/
                                                      Iserlohn ihnen mehrere digitale Lernangebote
                                                      gemacht. Alle Berufssprachkurse wurden in virtu-
                                                                                                            Lehren aus der
weise Unterbrechung aller Berufssprachkurse war       elle Klassenzimmer verlegt. Für Agnieszka K. war
                                                                                                            Corona-Krise
für die Kursteilnehmenden ein großer Einschnitt –     das nicht leicht zu organisieren – schließlich hat    In der Krise hat sich der Sozial-
zum Beispiel für Agnieszka K.. Sie hat in Polen       sie Kinder, deren Betreuung pandemiebedingt           staat prinzipiell bewährt, durch
Soziale Arbeit studiert und möchte in Deutsch-        ebenfalls ausfiel. Trotzdem hat sie genau wie ihre    aktive Arbeitsmarktpolitik konnte
land eine Stelle als Sozialarbeiterin antreten. Da-   Kurskolleg*innen das Angebot angenommen               Massenarbeitslosigkeit bisher ver-
für benötigt sie die Anerkennung ihrer Qualifi-       und war viermal wöchentlich beim Online-Unter-        hindert werden. Zugleich wurden
kationen und gute Deutschkenntnisse.                  richt dabei.                                          Versorgungslücken in den sozia-
                                                                                                            len Sicherungssystemen deutlich.
     Seit Oktober 2019 nimmt Agnieszka K. an              In vielen Bundesländern wurden die Verbote        ver.di setzt sich mit aller Kraft
einer berufsbezogenen Deutschsprachförderung          von Präsenzunterricht inzwischen gelockert. Auch      dafür ein, dass die geschlossen
teil, so wie es § 45 Aufenthaltsgesetz vorschreibt.   in den Räumen der DAA in Iserlohn können sich         werden und kämpft um jeden
Im April wollte sie die Prüfung B2 ablegen. Die       Lernende und Lehrende seit Ende Juni wieder           Arbeitsplatz. Und klar ist auch:
spielt für Agnieszka eine große Rolle, weil davon     treffen. Agnieszka K. hat es geschafft, für ihre      Für die Daseinsvorsorge muss es
abhängt, ob sie an der Universität Münster eine       Kinder eine Betreuung zu organisieren. In weni-       deutlich mehr geben als Applaus.
Qualifizierung absolvieren kann. Doch alle            gen Tagen steht die Prüfung an. Sie selbst nimmt      In einem Grundsatzpapier sind
Sprachprüfungen wurden wegen der Pandemie             es vergleichsweise locker: Zwar hat die Corona-       die ersten Lehren aus der Corona-
auf August verschoben – und dann sind die Ein-        Pandemie ihre ursprünglichen Pläne durchkreuzt        Krise zusammengetragen:
schreibungsfristen für das Wintersemester 2020/       – aber „Hauptsache, es geht weiter“. b
21 vorbei. Agnieszka K. wird deshalb ein Semes-                                                             https://t1p.de/verdi-Corona
ter warten müssen. Damit die Teilnehmenden            Emilia Wis’niewska
ihren Sprachstand erhalten und möglichst weitere

VHS-Beschäftigte befragt
D     ie COVID-19-Pandemie ist nicht nur ein Risiko für die Gesund-
      heit von Dozent*innen auch an Volkshochschulen (VHS). Die
notwendigen Maßnahmen haben auch Folgen für ihre Arbeit. Un-
                                                                       der Zeitaufwand fürs Installieren, Lernen und Ausprobieren für eini-
                                                                       ge erheblich war. Die direkte Unterstützung durch die Volks-
                                                                       hochschulen selbst bewerteten die Befragten eher negativ: Nur 23
ser Berliner Bezirks-Fachbereich hat zusammen mit der sehr schlag-     Prozent der Dozent*innen waren zufrieden oder sehr zufrieden, die
kräftigen Berliner Dozent*innen-Vertretung die Beschäftigten der       Hälfte dagegen unzufrieden oder sehr unzufrieden. Wohl auch des-
örtlichen VHS online nach ihrer Situation während des Lockdowns        halb kam die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts mit Schutz-
befragt. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild. An einigen       maßnahmen für 83 Prozent in Betracht.
Stellen zeigten sich klare Defizite im Umgang mit den Beschäf-
tigten, die zu fast 60 Prozent ausschließlich von ihren VHS-Stunden       Die Forderungen der Beschäftigten zielten vor allem auf die not-
leben.                                                                 wendige materielle Absicherung während der Pandemie ab. Am
                                                                       häufigsten verlangten sie Kurzarbeitergeld auch für freie Mitarbei-
   Bereits am 27. März bestätigte die Senatsverwaltung für             ter*innen etwa in Höhe von 80 Prozent des letzten Nettoeinkom-
Finanzen, dass vertraglich vereinbarte Honorare fortgezahlt wer-       mens sowie 87 Prozent für Menschen mit Unterhaltsverpflichtun-
den. 89 Prozent der Betroffenen bot das Land auch Ersatzleistun-       gen. Auch die Wiedereinführung der Soforthilfen des Landes stand
gen für ausgefallene Kurse an. Bedenklich war allerdings, dass die     auf den Wunschzetteln: Der Topf dafür war aufgrund der hohen
Ersatzleistungen für 44 Prozent der Dozent*innen nur eine Zwi-         Nachfrage nach wenigen Tagen leer gewesen. Schließlich ging es 5
schenlösung waren, sich daraus aber keine längerfristige Über-         auch um eine höhere Vergütung der Online-Stunden, die für viele
brückung ableitet und auch kein neues Kursangebot.                     Beschäftigte neu und mit zusätzlichem Aufwand verbunden sind. b

   Eine Teilnahmequote von 97 Prozent bei der Teilnahme an             Michael Niedworok
Online-Fortbildungen ist ein eher geglückter Aspekt – auch wenn
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                      Düstere Lage
                                      für Studierende
        40 Prozent der befragten      VON MIRJAM SORGE

                                                                                            Foto: Annette Jensen
              Studierenden haben
      aufgrund der Corona-Krise
                ihren Job verloren,
       meldete Zenjob. Von Juni
                                      D    er Lockdown im März fiel mit dem Ende des
                                           Wintersemesters zusammen. Die Master-
                                      studentin Miriam (27) an der Uni Halle berichtet,
               bis August konnten     dass sie im Sommersemester fünf Prüfungen
       Betroffene für pandemie-       nachholen musste. „Die zusätzliche Arbeitsbelas-
      bedingte Notlagen 100 bis       tung war enorm. Aber die Klausuren aufzuschie-
        500 Euro Überbrückungs-       ben hätte bedeutet, länger studieren zu müssen.“
         hilfe beantragen. Dieser     Der freie Zusammenschluss von Student*innen-
     Notfallfonds kam nicht nur       schaften (fzs) setzt sich für ein „Solidarsemester“
       viel zu spät, sondern war      ein, das nicht auf die Regelstudienzeit angerech-
       auch nur auf drei Monate       net wird und ohne Immatrikulationsbeiträge ab-
    angelegt. Etwa jeder zweite       läuft.
      Antrag wurde abgelehnt –
     häufig mit der Begründung            Davon würde auch Maimuna (28) profitieren.                               kommt zwei Monate lang Corona-Überbrückungs-
            fehlender Daten oder      Sie finanzierte ihr Masterstudium in Bremen erst                             hilfe.
        unlesbarer Angaben. Die       durch BAföG, nun durch Studienabschlusshilfe so-
         Verzweiflung bei vielen      wie als Teilzeitkraft im Friseursalon. Dort wurde                                Johanna (35) ist studentische Hilfskraft und
     Studierenden ist groß. Eine      ihr in Folge des Lockdowns gekündigt. Aufgrund                               Mitglied des studentischen Personalrats in Berlin.
       parlamentarische Anfrage       des „Studierendenprivilegs“ hat sie weder An-                                Sie verdeutlicht die Lage von Studierenden, die in
             in Berlin ergab, dass    spruch auf Kurzarbeit- noch Arbeitslosengeld.                                der Lehre arbeiten: „Es war anfangs ein absoluter
          20 Prozent mehr als im      Weil die Bibliotheken geschlossen waren, konnte                              Albtraum, weil unklar war, wie Lehre stattfinden
              Vorjahr ihr Studium     Maimuna nicht wie geplant mit der Masterarbeit                               soll und ständig Entscheidungen verschoben wur-
             abgebrochen haben.       beginnen.                                                                    den.“ Manche Vorgesetzte hingen im Ausland
                                                                                                                   fest oder waren kaum erreichbar, niemand wuss-
              ver.di fordert eine         Die Chance, einen anderen Job zu finden,                                 te Bescheid über digitale Lehre und die notwen-
        Ausweitung des BAföG,         schätzt Maimuna sehr schlecht ein. Kneipen stel-                             dige Ausstattung – und dann plagt auch noch das
           das schon vor Corona       len niemanden ein, ebenso wenig die Automobil-                               schlechte Gewissen gegenüber Studierenden,
       reformbedürftig war. Die       branche, wo viele Bremer Studierende ihr Geld                                denen man unter diesen Umständen nicht ge-
     Zahl der Empfänger*innen         verdienen. Ein finanzielles Polster hat sie nicht                            recht werden kann. Bis heute gibt es keine Ant-
          sank stetig auf zuletzt     angelegt, weil sich Mehrarbeit für BAföG-                                    wort auf die Frage, welche Leistungen äquivalent
    11 Prozent der 2,8 Millionen      Empfänger*innen jenseits bestimmter Freibeträge                              sind zu den vorherigen Prüfungen.
                  Studierenden.       nicht lohnt und sich ihr Studium außerdem da-
                                      durch hingezogen hätte. Anders als BAföG wird                                    Johanna fordert, Studierendenvertretungen
                                      die Studienabschlusshilfe aufgrund von Corona                                und Personalräte in die Krisenstäbe der Hoch-
                                      nicht verlängert. Zwei Lichtblicke zählt Maimuna                             schulen einzubinden – sonst werde der Diskurs
                                      auf: Ihre Universität hat zum Wintersemester die                             überwiegend von älteren Männern bestimmt und
                                      Langzeitstudiengebühren abgeschafft und sie be-                              viele Perspektiven fehlten. Sie und ihr Partner
                                                                                                                   standen als Eltern einer kleinen Tochter plötzlich
                                                                                                                   ohne externe Kinderbetreuung da, Home-Office
                                                                                                                   war da kaum möglich. Weil ihr Partner gerade an
     Hochschulen im Covid-19-Modus                                                                                 seiner Abschlussarbeit schrieb, rückte Johanna ihr
     Einige Hochschulen haben ihre Pforten Mitte März ganz geschlossen, andere                                     eigenes Studium erst mal in den Hintergrund.
     unter strengen Auflagen reduziert weiter geforscht. In Sachsen und Hamburg                                    Jetzt hat die Kita zwar wieder geöffnet, doch
6    gab es im Mai wieder erste Präsenzveranstaltungen, anderswo dauerte es                                        Johanna erwartet gesellschaftliche Folgen. Home-
     etwas länger. Das Wintersemester 2020/21 soll als Hybridsemester durchgeführt                                 Office werde mit Sicherheit zunehmen. Vor allem
     werden mit dem Schwerpunkt auf digitalen Angeboten und am 1. November                                         aber habe die Krise die Emanzipation weit zurück-
     starten. Die aktuellen Vorgaben der Länder stehen im Internet unter                                           geworfen. Die ausgefallene Kinderbetreuung sei
     https://t1p.de/hochschulen-corona                                                                             zum Großteil von Frauen aufgefangen worden –
                                                                                                                   zu Lasten von Studium, Karriere und Freizeit. b
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                Kalte Küche
                         Die Krise stellt die Studierendenwerke                 Phase 3: Mit Beginn des Sommersemesters
                         und ihre Personalräte vor nie gekannte              gingen die ersten Arbeitsplätze verloren. Zuerst       Viel Geld und
                         Herausforderungen.                                  mussten die Saisonkräfte gehen. Im ver.di-Lan-         eine verpasste
                                                                             desbezirk Rheinland-Pfalz Saarland waren 250
                         VON PETER SCHMITT                                   Menschen betroffen, ähnlich die Lage in Baden-         Chance
                                                                             Württemberg. Die Sorge wuchs aber auch, wo es          Ende Juni verabschiedet die
                         Phase 1: Nach dem Lockdown der Hochschulen          keine oder nur wenige Saisonkräfte gibt wie in         Gemeinsame Wissenschafts-
                         wurde in den Studierendenwerken fast flächen-       Hamburg, Berlin oder im ver.di-Landesbezirk            konferenz (GWK) von Bund und
                         deckend Kurzarbeit eingeführt. Vielerorts betraf    Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen. Mehrere Ge-          Ländern den Zukunftsvertrag
                         das zunächst nur Mensen und Cafeterien, in          schäftsführungen brachten öffentlich betriebsbe-       „Studium und Lehre stärken“.
                         Saarbrücken wurde gleich der komplette Betrieb      dingte Kündigungen ins Gespräch.                       Ab 2021 werden damit circa vier
                         eingestellt. Die Personalräte mussten sich rasch                                                           Milliarden Euro jährlich an die
                         einarbeiten in Verhandlungen über entsprechen-          Phase 4: Nun geht es um die Zukunft. ver.di        Hochschulen fließen – auf Dauer.
                         de Dienstvereinbarungen. Mit Hilfe von ver.di ge-   fordert, dass jeder Personalabbau unterbleibt und
                         lang häufig eine Aufstockung des Kurzarbeiter-      auch die Arbeitsverträge von Saisonkräften und         Das Bündnis „Frist ist Frust“,
                         gelds auf 100 Prozent. Allerdings gibt es auch      befristet Beschäftigten weiterlaufen – und liefert     mitinitiiert von ver.di, hatte sich
                         Fälle, wo lediglich der Mindestsatz von 60/67       den Personalräten dafür Argumentationshilfen.          dafür eingesetzt, dass mit dem
                         Prozent oder eine Erhöhung auf 80 Prozent ver-      Baden-Württemberg stabilisiert die Studierenden-       Zukunftsvertrag mehr Dauer-
                         einbart wurde; mit Hilfe der ver.di-Landesfach-     werke mit 30 Millionen Euro. Dagegen drohten           stellen geschaffen werden. Das
                         bereichsleitungen konnte dies im Sinne der          Geschäftsführungen in Rheinland-Pfalz mit be-          Ergebnis ist nur ein Teilerfolg:
                         Beschäftigten korrigiert werden.                    triebsbedingten Kündigungen. ver.dis Kritik daran      Zwar mussten alle Länder Kon-
                                                                             erfuhr bundesweit Aufmerksamkeit. Die Landes-          zepte für die Schaffung von mehr
                            Phase 2: Nun ging es um die Laufzeiten. Ein-     regierung bremste die Geschäftsführungen erst          Dauerstellen vorlegen. Aber in
                         heitliche Regelungen zu erreichen hat nicht ge-     einmal aus. Daraufhin initiierte ver.di ein erstes     den meisten Fällen bleiben die
                         klappt. Die Laufzeiten variierten zwischen fast     Treffen zur Zukunftssicherung der Studierenden-        vage: Die Politik hat die Chance
                         zwei Jahren am Studierendenwerk Trier und zwei      werke, an dem Geschäftsführungen, Verwaltungs-         für eine Trendwende verpasst.
                         Wochen in Kaiserslautern. So wurden bundesweit      ratsvorsitzende und Personalräte teilnahmen.           Nun kommt es darauf an, dass
                         Nachverhandlungen notwendig. Zunächst konn-         ver.di fordert Geschäftsmodelle, bei denen alle bis-   die Hochschulen die neue finan-
                         ten die 100-Prozent-Aufstockung gehalten wer-       her Beschäftigten an Bord bleiben. Kreativität ist     zielle Sicherheit auch in Sicher-
                         den, inzwischen gelten beispielsweise im Landes-    gefragt. Warum sollen die Studierendenwerke als        heit für die Beschäftigten umset-
                         bezirk Rheinland-Pfalz/Saarland 95 Prozent. In      Partner der Hochschulen nicht beispielsweise die       zen. Täglich laufen Verträge von
                         Nordrhein-Westfalen greift ein Zusatz zum Tarif-    Umsetzung der Hygienekonzepte im langsam               Personen aus, auf die sich die
                         vertrag Covid 19, der eine 95/100-Prozent-Auf-      anlaufenden Präsenzunterricht übernehmen? Der          Hochschulen blind verlassen hat-
                         stockung sichert.                                   Ausgang dieser Beratungen ist völlig offen. b          ten, als ein Online-Semester aus
                                                                                                                                    dem Boden gestampft werden
                                                                                                                                    musste.
Foto: Werner Bachmeier

                                                                                                                                                                          7

                          Seit Monaten ungenutzt
Corona verändert Alltag und Arbeit - Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bildung und Forschung nicht unter die Räder kommen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                                           Bildschirm
                                                           statt Seminarraum
                              Die meisten Hochschulen      VON BIRTHE HAAK UND NICLAS STIEHL                     so gut es ging im Selbststudium oder über kolle-
                                wurden vom Anspruch                                                              giales Coaching aneignen.
                                      einer kompletten
                            Online-Lehre überrumpelt.
                                   Dabei ist der Einsatz
                                                           A    ls zentrales Problem für Studierende und
                                                                Lehrende erwies sich die technische Aus-
                                                           stattung, insbesondere die Internet-Anbindung.
                                                                                                                     Insbesondere der Semesterbeginn war somit
                                                                                                                 geprägt von Mehrbelastung, Unsicherheit bis hin
                             digitaler Mittel nicht neu.   Vor allem auf dem Land reicht die Bandbreite oft      zu Chaos. Nicht alle Studierenden fanden die für
                                  Lernplattformen wie      nicht für Online-Seminare. Aber auch eine halb-       sie relevanten Informationen, manche erlebten
                             Moodle begleiteten in der     wegs gute Leitung ist schnell am Ende, wenn           Ratlosigkeit und Zukunftsängste. Wie mit Praktika
                                     Vergangenheit die     mehrere WG-Bewohner*innen gleichzeitig strea-         und praktischen Übungen verfahren werden sollte,
                               Präsenzlehre. Sie bieten    men. Vor allem zu Semesterbeginn waren die            blieb lange unklar – und ist es zum Teil bis heute.
                                vielfältige Funktionen,    Server mancher Hochschulen überlastet. Manche         Eine Lehramtsstudentin aus Rostock berichtet: „Im
                            wurden aber vor allem zur      Rechenzentren waren auch personell nicht für die      Sommersemester 2020 stand bei mir ein Orientie-
                                     Bereitstellung von    neuen Anforderungen ausgestattet und arbeite-         rungspraktikum in einer Schule an. Bis zum Win-
                               Lernmaterialien und zur     ten am Limit.                                         tersemester 20/21 muss ich es absolviert haben.
                              Kommunikation genutzt:                                                             Für mich ist bisher nicht ersichtlich, ob ich dieses
                           Ein digitaler Seminarordner         Ähnliche Probleme gab es bei der Hardware:        Praktikum auf Grund des aktuellen Infektionsge-
                               mit PDFs und Links statt    Auch die Generation der vermeintlichen „Digital       schehens durchführen kann. Welche Konsequen-
                                        Kopiervorlagen.    Natives“ verfügt privat nicht immer über die          zen bei Nichterfüllung auf mich zukommen, konn-
                                      Digitale Lehre im    erforderliche Technik. Das Fehlen einer Webcam        te man mir bisher nicht beantworten.“
                                Sommersemester 2020        ist da noch ein kleineres Problem. Manche Studie-
                             bedeutete dagegen meist       rende sind auf die PC-Pools der Hochschulen              Unsicherheit auch auf Seiten der Dozent*in-
                               Videokonferenzen oder       angewiesen, die nun wegen Corona unzugäng-            nen: Zwar konnten einige Lehrverpflichtungen für
                           Streaming – Fernlehre statt     lich waren. Seminarteilnahme übers Smartphone         Veranstaltungen, die nicht online möglich sind,
                                    Seminarraum. Zwar      ist aber allenfalls eine Notlösung. So konnten sich   auf spätere Semester verschoben werden. Doch
                                 wurde der Beginn der      manche Studierende nur unter erschwerten              auf wann – und welche Arbeitsverdichtung wird
                            Vorlesungszeit nach hinten     Bedingungen oder gar nicht beteiligen.                das bedeuten?
                           verschoben. Doch vor allem
                                     am Anfang waren           Hinzu kommt: Lernen bedeutet auch Recher-             Manche Lehrende hatten offenbar Schwierig-
                                  Belastungen, Anlauf-     che und Lesen. Ist der Zugang zu Bibliotheken nur     keiten, die Aufgaben gut zu dosieren. Eine Stu-
                                   schwierigkeiten und     eingeschränkt oder gar nicht möglich, wird vor        dentin aus Rostock berichtet von einem deut-
                                       Technikprobleme     allem rezipiert, was online verfügbar ist – und       lichen Mehraufwand als bei Präsenzveranstal-
                                                   groß.   nicht was relevant ist. Außerdem erfordert On-        tungen – mindestens zwei Stunden pro Modul.
                                                           line-Lehre ein spezifisches technisches und didak-    Im Gegensatz dazu registrierte ein Potsdamer
                                                           tisches Know-how. Wo es dazu keine Angebote           Student eine gesunkene Arbeitsbelastung. Beide
                                                           der Hochschulen gab, mussten sich Lehrende dies       erlebten deutliche Qualitätseinbußen, was Grup-
                                                                                                                 penarbeit in den Seminaren und den Kontakt zu
                                                                                                                 den Dozent*innen angeht. Auch die Lehrenden
    Foto: Annette Jensen

                                                                                                                 bedauern die eingeschränkten Kommunikations-
                                                                                                                 möglichkeiten. Viele an den Hochschulen wün-
                                                                                                                 schen sich eine Rückkehr zur Präsenz, sobald das
                                                                                                                 vertretbar ist. Maura-Dell O’Mahony, die an der
                                                                                                                 Universität Hamburg lehrt, fasst zusammen: „Weil
                                                                                                                 alle – Studis, Lehrende, IT-Abteilung, Studienbüros
                                                                                                                 – ihr Bestes gegeben haben, hat es besser funktio-
                                                                                                                 niert als ich befürchtet hatte – aber nicht so gut,
8                                                                                                                wie es mit Präsenz möglich gewesen wäre.“

                                                                                                                    Das Sommersemester ist vorbei – nun müssen
                                                                                                                 für das Wintersemester Vorkehrungen getroffen
                                                                                                                 und Lehren aus den Fehlern gezogen werden.
                                                                                                                 Vieles ist weiter unklar. b
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                                                   Foto: FernUniversität in Hagen, Volker
       Ada Pellert ist Rektorin der
            Fernuniversität Hagen,
    Vorsitzende der Kooperations-
                                                                                                             „Ich sehe
                                                                                                             große Chancen“
    plattform Digitale Hochschule
   NRW und Mitglied im Digitalrat
             der Bundesregierung.

   biwifo: Die Präsenzhochschulen sind in die digitale Lehre                                                    Wir haben sehr schnell eine offene Website als Selbstlernkurs
hineingeworfen worden – wie ist Ihre erste Bilanz?                                                           zusammengestellt (fernuni-hagen.de/zielgruppen/lehrende.shtml),
                                                                                                             wo man sich alles anschauen kann und auch Tipps bekommt.
   Ada Pellert: Auf der einen Seite muss ich sagen: Hut ab. Die                                              Dann haben wir auch Menschen von Präsenz-Unis beraten und
Umstellung wurde ja über Nacht erzwungen, und dafür hat das                                                  fachliche Tandems gebildet. Unsere E-Learning Experten haben
schon sehr gut geklappt. Natürlich sind häufig die Konzepte der                                              dieses Jahr wirklich viel gearbeitet, aber wir haben uns auch über
Präsenz einfach eins zu eins auf eine Videoplattform umgestellt                                              das Interesse gefreut, weil es vorher nur eine holzschnittartige
worden. Meine Hoffnung ist, dass dem jetzt weitere Schritte folgen.                                          Vorstellung vom Fernstudium gab.

   Für welche Inhalte und welche Lernenden eignet sich digitale                                                 Sie sind auch Vorsitzende der Kooperationsplattform digitale
Lehre – und für welche nicht?                                                                                Hochschule in Nordrhein-Westfalen. Welches Ziel hat die?

    Digital ist ja nur das Medium und kein Inhalt. Es ermöglicht ein                                            Alle NRW-Hochschulen haben sich zusammengeschlossen,
orts- und zeitunabhängiges Studium etwa für berufstätige Men-                                                weil sie gemerkt haben, dass sie die große Herausforderung
schen oder Menschen mit Betreuungspflichten. Ein 19-Jähriger                                                 Digitalisierung besser im Verbund lösen können.
braucht aus vielerlei Gründen mehr Präsenz.
                                                                                                                 Wir haben drei Themen gebündelt: Infrastruktur und Verwal-
   Was ist zentral, damit Menschen gut lernen können?                                                        tung – also Rechenzentren und Campusmanagementsysteme zum
                                                                                                             Beispiel zur Abwicklung der Immatrikulation. Dann geht es um
    Beim Selbstlernen kann ein gutes Buch, ein Studienbrief oder                                             den Lehrbereich und die gemeinsame Content-Entwicklung. Und
ein Video geeignet sein. Aber Wissen entsteht ja nicht allein in mei-                                        als drittes braucht die moderne Forschung Hochleistungsrechner
nem Kopf, sondern durch Austausch – und dafür sind die meisten                                               für Daten- und Bibliotheksmanagementsysteme.
Menschen die Präsenz gewohnt. Über Lernplattformen kann man
aber auch gut ins Gespräch kommen. Das muss dann jemand                                                         Wie kam es zu dem Zusammenschluss?
moderieren und didaktisch gut vorbereiten.
                                                                                                                 Es gab eine Vorgängerorganisation, die sich aber nur mit der
   Welche Kompetenzen brauchen Dozent*innen dafür?                                                           Infrastruktur beschäftigt hat. 2016 haben wir das dann breiter
                                                                                                             aufgestellt und auch das Ministerium in den Vorstand reingeholt.
   In unserer Hochschule müssen zum Beispiel Studienbriefe                                                   Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern wir brauchen auch
geschrieben werden, das ist so etwas wie ein schriftliches Seminar.                                          die Politik für die Rahmenbedingungen. Lehrverpflichtungen sind
Das kann nicht jeder sofort – wie ja auch niemandem in die Wiege                                             heute auf die Präsenz zugeschnitten mit z.B. acht Semester-
gelegt ist, ein gutes Lehrbuch zu schreiben. Wenn ich mit Adobe                                              wochenstunden. Das muss weiterentwickelt werden, indem man
Connect eine Veranstaltung mit 100 Leuten mache, muss ich                                                    beispielsweise einen Teil seiner Lehrverpflichtung auch durch
wissen, wie das funktioniert und brauche außerdem jemanden                                                   das Erstellen von multimedialen Lehrmaterialien abdeckt.
zur Seite, der mir bei der Moderation hilft. Wir haben weitere
Stützfunktionen wie Online-Tutoren, Leute die im Studio helfen                                                  Wird sich die Hochschullehre verändern?
und Mentorinnen und Mentoren in unseren Regionalzentren. Auf
so etwas müssen sich die Lehrenden einlassen.                                                                    Ich sehe da große Chancen. Eine lexikalische Stoffvermittlung
                                                                                                             – also einer steht im Hörsaal vor 600 Leuten und macht eine
   Vermittelt Ihre Hochschule Didaktik der Online-Lehre?                                                     Einführung in die Wirtschaftswissenschaften – das kann man
                                                                                                             heute online interessanter und lustvoller machen. Auf dem
    Professoren bekommen am Anfang Begleitung. Für wissen-                                                   Campus sollte dann der Austausch darüber stattfinden. Der
schaftliche Mitarbeiter haben wir eine E-Teaching Zertifikat und                                             Diskurs, das Arbeiten an Problemen oder ein gemeinsames
auch eine E-Learning Stelle, die sehr viel Beratung und Weiter-                                              Brainstorming, dafür müssen wir die Präsenz freischaufeln. Das       9
bildungsangebote macht.                                                                                      könnte die Qualität der Lehre verbessern. Es wäre schade, die
                                                                                                             Erfahrungen nicht auszuwerten. b
   Wie haben Sie andere Hochschulen nach dem Lockdown
unterstützt?                                                                                                 Interview: Annette Jensen
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

                                                       Bücher in Quarantäne
                   Bibliotheken sind                          ARBEITSGRUPPE ARCHIVE/BIBLIOTHEKEN/                   mit Infrastruktur ausgerüstet und unter Beach-
               unverzichtbar für die                          DOKUMENTATIONSEINRICHTUNGEN                           tung des Arbeitsschutzes gestaltet werden. Dabei
       Gesellschaft. Immer. Doch                                                                                    muss im Blick behalten werden, dass erneute
         in Krisenzeiten wird ihre
     Bedeutung besonders deut-
          lich: Bibliotheken bieten
                                                              D    as Coronavirus zwang auch alle Bibliotheken,
                                                                   zunächst ihre Pforten zu schließen. ver.di
                                                              unterstützt ausdrücklich alle Bemühungen, dass
                                                                                                                    Phasen verstärkter Kontaktbeschränkungen mög-
                                                                                                                    lich sind. Besonders gefährdete Beschäftigte müs-
                                                                                                                    sen von Präsenzaufgaben freigestellt werden,
              allen Menschen einen                            Bibliotheken der Bevölkerung den Zugang zu In-        Vorsichtsmaßnahmen für diejenigen gelten, die
         kommerz- und möglichst                               formationen auch in Pandemiezeiten ermöglichen.       mit Risikopersonen zusammenleben. Außerdem
               kostenfreien Zugang                            Allerdings muss dabei der Gesundheitsschutz von       muss es für Beschäftigte mit kleinen Kindern oder
                 zu Informationen –                           Beschäftigten wie Nutzer*innen sichergestellt sein.   pflegebedürftigen Angehörigen erweiterte Mög-
             unabhängig von Alter,                            Der Besuch von Bibliotheken als Lern- und Auf-        lichkeiten für bezahlte Freistellungen geben,
            Herkunft und sozialem                             enthaltsorte kann erhebliche Infektionsgefahren       wenn Schulen, Kitas und Betreuungsangebote
     Status. Dazu gehören nicht                               bergen. Bis die Pandemie überwunden ist, wird der     nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.
          nur Bücher, Zeitschriften                           normale Bibliotheksbetrieb anders aussehen als in
               und Tageszeitungen,                            Vor-Corona-Zeiten. Dafür gilt es, Mindeststandards       Alle Bibliotheken haben sogenannte Pande-
             sondern auch E-Books,                            zu formulieren – und einzuhalten!                     mie-Ausschüsse oder Krisenstäbe gegründet, lei-
           Datenbanken und freier                                                                                   der häufig ohne Beteiligung der Personalvertre-
                    Internetzugang.                               Gerade die Krise macht deutlich, wie sehr es      tung. Damit muss Schluss sein. Das Gesetz gibt
              Die Corona-Pandemie                             von der finanziellen Ausstattung abhängt, wie         Personalräten das Recht auf Information, Mit-
        führt deutlich vor Augen,                             gut eine Bibliothek ihren Bildungsauftrag erfüllen    wirkung und Mitbestimmung in allen personel-
        wie wichtig der Bildungs-                             kann. Gut ausgerüstete Häuser stellen weiterhin       len, sozialen, innerdienstlichen und organisatori-
         auftrag von Bibliotheken                             Informationsmittel für ihre Nutzer*innen bereit,      schen Fragen.
       ist: Von der Bereitstellung                            hauptsächlich in digitaler Form. Kleinere Biblio-
                 von Materialien für                          theken hingegen verfügen oft über weniger tech-           Sobald Bibliotheken wieder für Besucher*in-
        Eltern, die ihre Kinder im                            nische und finanzielle Mittel, um Zugänge und         nen öffnen, müssen Zugangskontrollen eingerich-
              Homeschooling unter-                            Lizenzen für Datenbanken zu erwerben. Unsere          tet und dafür zuständiges Personal – gegebenen-
        richten, über Studierende                             zentrale Forderung lautet deshalb mehr denn je:       falls auch Wachpersonal – zur Verfügung gestellt
      und Wissenschaftler*innen                               Es braucht eine flächendeckende, aufgabenge-          werden. Abstandsregeln müssen organisiert,
          bis hin zu allen anderen                            rechte Ausstattung mit Geld und Personal. Das         Schutzwände, Desinfektionsmittel, Handschuhe
          Informationssuchenden.                              Auseinanderdriften in Bibliotheken erster und         und Mund-Nasen-Masken in ausreichendem
                                                              zweiter Klasse wird gerade jetzt zu einem gesell-     Maße bereitgestellt werden. Zudem kann Arbeit
                                                              schaftlichen Problem.                                 in kleinen, festen Teams mit festgelegten Schich-
                                                                                                                    ten die Infektionsketten kurzhalten. Für Desinfek-
                                                                  Die Pandemie macht neue Arbeitsformen             tionsarbeiten muss gegebenenfalls zusätzliches
                                                              nötig. Deshalb sollten Arbeitgeber und Personal-      Reinigungspersonal eingestellt werden. Abge-
                                                              räte zügig, konstruktiv und im Sinne des Gesund-      gebene Medien gehören mindestens drei Tage in
                                                              heitsschutzes die Möglichkeiten für Wohnraum-         „Quarantäne“, da Studien nachgewiesen haben,
                                                              arbeit und Home-Office über Dienstvereinbarun-        dass das Coronavirus so lange auf Leinenum-
                                                              gen absichern. Heimische Arbeitsplätze müssen         schlägen überleben kann. b
                                       Foto: Annette Jensen

10
Schwerpunkt: Virus dominiert den Arbeitsalltag

     „Forschung ist

                                                                                               Foto: HZI Braunschweig
                                                                                                                        Thomas Twardoch ist gelernter
                                                                                                                        Maschinenbaumechaniker,
                                                                                                                        Betriebsratsvorsitzender am

           mehr als
                                                                                                                        Helmholtz-Zentrum für Infektions-
                                                                                                                        forschung (HZI) in Braunschweig
                                                                                                                        und Mitglied in der Arbeits-
                                                                                                                        gemeinschaft der Betriebs- und

     Wissenschaft“                                                                                                      Personalräte der außeruniversi-
                                                                                                                        tären Forschungseinrichtungen.

    biwifo: Welche besonderen Herausforderungen ergeben                technischen Assistent*innen, Doktorand*innen, Post-Docs,
sich für die Infektionsforschung in Zeiten von Corona?                 Stipendiat*innen und die Professor*innen. Daneben gibt es die
                                                                       Administration mit Rechenzentrum und IT. In der Haustechnik
    Thomas Twardoch: Das Helmholtz-Zentrum für Infektions-             arbeiten Schlosser*innen, Elektriker*innen und Ingenieur*innen.
forschung (HZI) in Braunschweig hat eine hohe Expertise, wenn          Und da wir medizinische Grundlagenforschung betreiben, sind
es um Infektionskrankheiten geht. Deswegen haben wir in der            am Forschungszentrum auch Tierpfleger*innen beschäftigt. Dazu
Covid19-Pandemie ein enormes Aufkommen an Presse-Anfragen.             kommen die Beschäftigten in der Verwaltung, zu der z. B. die
Innerhalb von wenigen Wochen haben wir auch neue Corona-               Personalabteilung, die Beratungsstelle für Drittmittel-Akquise und
Forschungsprojekte am Zentrum etabliert. Das war ein großer            der Einkauf gehören. Und jetzt habe ich lange noch nicht alle
administrativer Aufwand, hat aber auch dazu geführt, dass              Berufe aufgezählt. Kurz gesagt: Würde man eine Berufsgruppe
zusätzliches Personal für die neuen Projekte eingestellt werden        aus der Kette herausnehmen, würde hier alles zusammenfallen.
konnte.
                                                                          Hat sich deine Arbeit als Betriebsrat in Zeiten von Corona
   Wie sehen eure eigenen Sicherheitsmaßnahmen aus?                    verändert?

    Die oberste Maxime ist es, persönliche Kontakte weitestge-             Ich habe in den letzten Monaten Erfahrungen im Home-Office
hend auszuschließen. Sofern möglich, gibt es keine Büros mit           sammeln können und bin positiv überrascht, wie gut die üblichen
Doppelbelegung mehr. Die Kolleg*innen arbeiten wechselweise            Prozesse weiterlaufen können. Wir gewinnen zahlreiche neue
im Home-Office und im Büro. Im wissenschaftlichen Bereich gibt         Erkenntnisse. Daraus müssen wir als Betriebsrat tragfähige Grund-
es ein Wechsel- bzw. Schichtsystem. Die Labore unterliegen ja          lagen-Konzepte für die Zukunft formulieren. Das bedeutet zum
ohnehin besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Die Corona-                Beispiel, dass wir über die aktive Gestaltung von Digitalisierungs-
Forschung am Virus findet in Laboren der Sicherheitsstufe S3           prozessen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorantreiben
statt. Die bieten eine in der heutigen Infektionsforschung             müssen. Was die Arbeit im Home-Office angeht hat uns die
unverzichtbare Technologie-Plattform – nur so können unsere            Pandemie um mindestens fünf Jahre nach vorne katapultiert.
Wissenschaftler*innen neue Diagnoseverfahren, Präventions-             Damit dieser Fortschritt nicht in Vergessenheit gerät, müssen wir
maßnahmen oder Therapien gegen diese Krankheitserreger ent-            jetzt am Ball bleiben.
wickeln. Die Luft in allen Laboren wird standardmäßig siebenmal
pro Stunde komplett ausgetauscht. Das entspricht quasi dem                Wer profitiert eigentlich von der Arbeit des HZI?
Arbeiten an der frischen Luft. Wenn es nicht zu vermeiden ist,
dass mehrere Menschen gleichzeitig in einem Labor tätig sind,              Wir arbeiten daran, Infektionskrankheiten zu besiegen. Um
lautet die Schutzregel, dass zehn Quadratmeter Platz pro Person        Krankheitserreger bekämpfen zu können, müssen wir das
zur Verfügung stehen müssen.                                           Infektionsgeschehen verstehen. Dafür betreiben wir Grundlagen-
                                                                       forschung. Die am Zentrum erzielten Ergebnisse finden ihren
    Darüber hinaus müssen alle Beschäftigten, die 15 Minuten im        Weg in die klinische Anwendung. Und so profitiert die gesamte
direkten Kontakt mit anderen Kolleg*innen standen, diesen              Gesellschaft von unserer Arbeit.
Kontakt einer zentralen Erfassungsstelle melden. Im Infektions-Fall
könnten wir dann die Infektionskette per Knopfdruck nachvoll-             Die deutschen Gesundheitsämter nutzen die Seuchen-
ziehen und an das Gesundheitsamt übermitteln.                          management-App SORMAS, die schon zu Zeiten der Ebola-
                                                                       Epidemie entwickelt wurde und dazu dient, Kontaktwege nach-
                                                                       zuvollziehen. Diese App, und auch die spezielle Version für die
   Du hast Sicherheitsmaßnahmen für unterschiedliche Bereiche          COVID19- Pandemie, wurde gemeinsam mit internationalen
des Forschungszentrums beschrieben. Welche Berufsgruppen               Partnern am Helmholtz-Zentrum entwickelt. Ihre Funktionen                            11
sind für eine erfolgreiche Forschung nötig?                            gehen deutlich über die nun von der Bundesregierung zur
                                                                       Verfügung gestellte Corona-Warn-App hinaus. b
    Den meisten Menschen fallen beim Thema Forschung natür-
lich die Beschäftigten aus dem Bereich Wissenschaft ein, also die      Interview: Maren Skambraks
C o r o n a v e r ä n d e r t a u c h v e r. d i s A r b e i t

     M E L D U N G E N

     W ver.di klagt gegen
     Sonntagsöffnung von
     Bibliotheken
          ver.di hat im Mai vor dem
                                         Gewerkschaftsarbeit
     Oberverwaltungsgericht Münster
     eine Normenkontrollklage gegen
     das Bibliotheksstärkungsgesetz
                                         in Zeiten der Pandemie
     von NRW eingereicht. Der Land-
     tag in Düsseldorf hatte im No-
     vember 2019 beschlossen, dass
     Sonntagsarbeit in öffentlichen
                                         N    eue Mitglieder zu gewinnen ist nie einfach. In
                                              normalen Zeiten sprechen wir vom Landes-
                                         bezirk Niedersachsen Kolleg*innen vor Ort an
                                                                                                         Der Aufwand für Veranstaltungen ist plötzlich
                                                                                                     für alle gleich. Ein weiterer nicht zu unterschät-
                                                                                                     zender Aspekt dürfte sein, dass sich künftig alle
     Bibliotheken künftig möglich        und versuchen sie von einer Mitgliedschaft zu               mega freuen, wenn sie sich wieder in echt begeg-
     sein soll. Das Gesetz umgeht        überzeugen. Online ist das nicht einfacher. In bei-         nen. Präsenzveranstaltungen werden eine signifi-
     nicht nur den im Grundgesetz        den Fällen braucht es Engagement und Aktivität.             kante Aufwertung erfahren.
     verankerten Schutz der Sonn-        Was in Coronazeiten fehlt sind die „Übermittler“                Offen bleibt: Wie üben wir Druck auf Arbeit-
     tagsruhe von Beschäftigten, son-    am Arbeitsplatz.                                            geber*innen aus, die Tarifverhandlungen abbre-
     dern verletzt auch das Arbeits-                                                                 chen oder sich hinter der Pandemie verstecken,
     zeitgesetz §10, Abs. 7. Das sieht       Sich in virtuellen Räumen zu Vorstandssitzun-           um Verhandlungsterminen auszuweichen? Wird
     Ausnahmemöglichkeiten beim          gen oder Workshops zu treffen, hat sich seit Mitte          es uns gelingen auch mit Kolleg*innen im Home-
     Thema Sonntagsruhe nur für          März schnell etabliert – und die Themen dadurch             Office, in Kurzarbeit und mit Abstandsregeln er-
     wissenschaftliche Präsenzbiblio-    nicht verändert. Gezeigt hat sich: Solche Veranstal-        folgreiche Streiks und Kampagnen durchzufüh-
     theken vor.                         tungen sind einfacher in die Tagesabläufe zu inte-          ren? Wir sind optimistisch, weil unsere Netzwerke
          ver.di ist überzeugt: Ange-    grieren und reduzieren die Schwelle zur Teilnahme.          funktionieren. Die Betroffenheit der Kolleg*innen
     sichts des herrschenden Personal-   Beim Zoom-Meeting mit dem niedersächsischen                 beispielsweise im Weiterbildungsbereich ist durch
     mangels und der Unterfinanzie-      Wissenschaftsministerium zu Hochschulthemen,                die Corona-Beschränkungen sehr groß. In solchen
     rung der öffentlichen Bibliothe-    das Kathrin Horne vom ver.di Bildungswerk Olden-            Situationen haben wir bisher oft stark mobilisie-
     ken ist es ein Luxusproblem,        burg organisiert hatte, konnten mehr Menschen               ren können. Entscheidend wird sein, dass die Be-
     Bibliotheken sieben Tage die        teilnehmen als sonst üblich. Den mitlaufenden               schäftigten selbst aktiv werden und die Auswir-
     Woche öffnen zu wollen. Biblio-     Chat nutzten die Kolleg*innen ausgiebig, um sich            kungen auf ihre Arbeitsplätze in die Diskussionen
     theken können sich eine zeitliche   während der Redebeiträge untereinander auszu-               für Hilfspakete und Folgeabschätzungen einbrin-
     Ausweitung des Angebots aus         tauschen und das Gehörte zu kommentieren. Im                gen. Nur dann können wir auch darüber verhan-
     Qualitätsgründen einfach nicht      Ergebnis waren das zwei sehr konzentriert genutz-           deln. Bei der Vorbereitung des Bremen-Fonds ist
     leisten. Beim Thema Sonntags-       te Stunden und die Teilnehmer*innen konnten                 das im Hochschulbereich sehr gut gelungen. Dies
     arbeit kommen ver.di und der        konkrete Antworten auf ihre Fragen mitnehmen.               spornt an, Vergleichbares für und mit den ande-
     Deutsche Bibliotheksverband         Auch die Kontaktaufnahme zu den neugewählten                ren Arbeitsbereichen im Fachbereich zu erreichen.
     eher nicht zusammen. Aber zu        Personalräten und deren Vernetzung gelang un-               b
     anderen wichtigen Themen rund       problematisch durch ein Videokonferenz.                                                Hans-Jürgen Immerthal
     um die Entwicklung der Biblio-
     theken sind wir gut im Gespräch.
     K.T.

     W Ergonomie und
                                           Das wird ein kämpferischer Herbst
     Artbeitsschutz
         Im Internet gibt es eine
     Seite, die Beschäftigte und Inte-
                                           „A       pplaus war gestern – heute herrscht
                                                    Respektlosigkeit!“ So hat der ver.di-Vor-
                                           sitzende Frank Werneke die Gespräche mit der
                                                                                                     erreichen – das macht das Verhalten der Arbeit-
                                                                                                     geberseite mehr als deutlich.
                                                                                                         Im Juli und August wurden die Forderungen
     ressenvertretungen umfassend          Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberver-                diskutiert. In jedem ver.di-Bezirk und für die
     und vielseitig über das Thema         bände (VKA) zusammengefasst. ver.di war be-               Branchen des öffentlichen Dienstes fanden vir-
     Arbeitsschutz informiert. Wie         reit, in der aktuellen Pandemie-Situation eine            tuelle Auftaktkonferenzen statt. Am 25. August
     sich Rückenschmerzen vermei-          Auseinandersetzung zu vermeiden. Doch die                 hat die Bundestarifkommission die Forderung
     den lassen erfährt man dort           VKA setzt auf Konfrontation. Also steht im                beschlossen: 4,8 Prozent mehr Gehalt, mindes-
     ebenso wie die Anforderungen          Herbst eine normale und doch gänzlich außerge-            tens aber 150 Euro monatlich für ein Jahr sollen
     an eine Überlastungsanzeige.          wöhnliche Tarifrunde für die 2,3 Millionen Be-            es werden. Die erste Verhandlungsrunde am
         Das Portal bietet auch            schäftigten von Bund und Kommunen an.                     1. September zeigte, dass ein faires Angebot
12   Beratungen an. ver.di ist an dem                                                                der Arbeitgeber noch in weiter Ferne liegt. Jetzt
     Projekt beteiligt durch das              Unter Corona-Bedingungen müssen wir neue               kommt es darauf an, in den Betrieben und
     hessische BTQ-Bildungswerk.           Wege gehen, um die Kolleg*innen zu informie-              Dienststellen in den kommenden Wochen das
                                           ren und zu mobilisieren für eine kämpferische             Motto der Tarifauseinandersetzung mit Leben
     https://www.ergo-online.de/           Runde. Und die wird nötig sein, um etwas zu               zu füllen: Jetzt seid Ihr dran! b Matthias Neis
Das gute Beispiel

                                                                                                                                     M E L D U N G E N

                                                                                                                                     W Warnstreik bei

                   Protest im                                                                                                        uni-assist
                                                                                                                                         Ende Juni gab es einen Warn-
                                                                                                                                     streik bei uni-assist in Berlin. Der

                   Ausnahmesemester                                                                                                  Dienstleister für deutsche Hoch-
                                                                                                                                     schulen kümmert sich um die
                                                                                                                                     Unterlagen internationaler
                                                                                                                                     Studienbewerber*innen. Löhne
                                                                             mann. „Es kann nicht sein, dass die prekär Be-          und Arbeitszeiten der Beschäf-
Foto: Carl Pfeil-Herz

                                                                             schäftigten als Bittsteller*innen auftreten müssen,     tigten sind schlechter als bei den
                                                                             um eine Verlängerung zu erhalten.“                      Mitgliedshochschulen, obwohl
                                                                                                                                     in der Satzung des Vereins ver-
                                                                                 Der Bundestag hat am 7. Mai 2020 auf die            gleichbare Bedingungen ange-
                                                                             Situation reagiert und beschlossen, die Höchst-         strebt werden. Anlass des Warn-
                                                                             grenze zur Befristung Wissenschaftlicher Mit-           streiks war die fehlende Bereit-
                                                                             arbeiter*innen um sechs Monate zu verlängern.           schaft der Arbeitgeberseite, mit
                                                                             Das bedeutet allerdings nicht, dass die Hoch-           neuen Vorschlägen an den Ver-
                                                                             schulen die Verträge auch tatsächlich fortschrei-       handlungstisch zurückzukehren.
                                                                             ben. Die TU Darmstadt erklärt, dies geschehe,           Ein zwischenzeitlich vorgelegtes
                                                                             „wenn dies aufgrund der pandemiebedingten               Angebot enthielt keine wesentli-
                         Wenn alle Buchstaben zu sehen
                                                                             Einschränkungen im Einzelfall erforderlich ist.“        chen Verbesserungen. Außerdem
                         sind, steht da: Ausnahmesemester –
                                                                             Die meisten anderen Universitäten haben sich            gibt es keinerlei Vorschläge für
                         Verträge verlängern
                                                                             ähnlich geäußert.                                       die Gestaltung der Be- und
                                                                                                                                     Entfristungsregelungen.
                        VON HERBERT WULFF                                        Die Aktivist*innen der von den Gewerkschaf-
                                                                             ten unterstützten Initiative halten das für unzu-       W Aktionswoche

                        C    orona-gerecht – also mit Mindestabstand,
                             Mundschutz und begrenzter Teilnehmerzahl
                        – so demonstrierten Beschäftigte der Technischen
                                                                             reichend. „Dass sich jede und jeder Betroffene
                                                                             einzeln gegenüber Vorgesetzten und Personal-
                                                                             abteilung erklären soll, ist untragbar“, kritisiert
                                                                                                                                     gegen Rechts
                                                                                                                                          Mitte August hat ver.di eine
                                                                                                                                     Aktionswoche gegen Rechts in
                        Universität Darmstadt Ende Mai vor deren Ver-        Ricarda Kramer, die als Wissenschaftliche Mit-          Nordrhein-Westfalen veranstal-
                        waltungsgebäude. Corona-gerecht – so sollen          arbeiterin im Fach Soziologie promoviert. „Statt-       tet. Landesweit fanden Aktionen
                        auch die TU und alle anderen Hochschulen mit         dessen sollte allen befristet Beschäftigten eine        in Betrieben, Dienststellen und
                        ihren befristet Beschäftigten umgehen. Die           Verlängerung um zunächst sechs Monate ange-             Innenstädten statt, um ein klares
                        Aktivist*innen der Initiative „darmstadtunbefris-    boten werden. Eine solche Lösung wäre unbüro-           Zeichen gegen rechte Ideologien
                        tet“ fordern, dass die Verträge wegen des pande-     kratisch und im Interesse aller. Oder sollen sich die   und Parteien zu setzen. Kurz vor
                        miebedingten „Ausnahmesemesters“ um min-             aktuell ohnehin sehr belasteten Kolleg*innen in         den Landtagswahlen im Septem-
                        destens sechs Monate verlängert werden.              der Personalabteilung auch noch mit den indivi-         ber sollte klargemacht werden,
                                                                             duellen Begründungen jedes und jeder Einzelnen          dass Nazis nicht in Parlamente
                            Dafür hatten in kurzer Zeit 130 TU-Beschäftig-   befassen?“                                              oder Betriebe und nirgendwo
                        te einen Offenen Brief an das Präsidium der Uni-                                                             sonst hin gehören.
                        versität unterzeichnet. Um die Forderung öffent-         Die Soziologin weist noch auf einen anderen
                        lichkeitswirksam zu unterstreichen, hielten die      Aspekt hin: die Geschlechtergerechtigkeit. „Frauen      W Gut aufbereitete
                        Demonstrant*innen an einem Aktionstag Buch-          haben ohnehin vielfach eine Doppelbelastung             Informationen für
                        staben in die Höhe, so dass auf der einen Seite      von Familie und Arbeit zu schultern. Und sie sind       Gewerkschafter*innen
                        „AUSNAHMESEMESTER“ und auf der anderen               überdurchschnittlich von prekären Arbeitsverhält-           Die Hans-Böckler-Stiftung
                        „VERTRÄGE VERLÄNGERN“ zu lesen war. „Wir             nissen betroffen. Sie dürfen nicht zu den Verlierer-    beauftragt Forschungsvorhaben
                        wollen deutlich machen, dass dies kein normales      innen in dieser Pandemie werden.“ Grundsätzlich         und bündelt auf ihrer Website
                        Semester ist“, erklärte Johannes Reinhard, der als   gelte es, den Anteil unbefristeter Arbeitsverträge      gut aufbereitete Informationen
                        Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Physik        an den Hochschulen massiv auszuweiten – nicht           zu gewerkschaftlich relevanten
                        arbeitet. „Die Lehre musste Hals über Kopf auf       nur im wissenschaftlichen Mittelbau, sondern auch       Themen wie Arbeit der Zukunft,
                        digital umgestellt werden. Die Forschung ist in      in Verwaltung und Technik.                              Mitbestimmung und Europa.
                        vielen Bereichen nur eingeschränkt möglich. Und                                                              Auch die Veränderungen der
                        die Kolleginnen und Kollegen mit kleinen Kindern        An der TU Darmstadt sind knapp 17 Prozent            Arbeitswelt in der Globalisierung
                        müssen irgendwie nebenher die Betreuung orga-        der administrativ-technischen und über 92 Pro-          wird beleuchtet. Zu Schwer-            13
                        nisieren – all diese Belastungen führen dazu, dass   zent der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen           punktthemen gibt es Newsletter-
                        sich Qualifikationsarbeiten verzögern.“ Die Ver-     auf Zeit angestellt. „Das ist viel zu viel“, stellt     angebote.
                        antwortlichen in Politik und Hochschulen müssten     Kramer fest. „Dagegen werden wir weiter aufbe-              Einfach mal vorbeischauen:
                        darauf reagieren und die befristeten Verträge        gehren – nach der Corona-Pandemie sicher auch           https://www.boeckler.de
                        pauschal verlängern, so der ver.di-Vertrauens-       wieder mit größeren Aktionen.“ b
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