Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz - Vol. 9, No 1, 2014 www.akademien-schweiz.ch
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Vol. 9, No 1, 2014 www.akademien-schweiz.ch Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz Konzept erstellt durch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014 Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz Konzept erstellt durch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit
Herausgeber Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften Petersplatz 13, CH - 4051 Basel T + 41 61 269 90 30, mail@samw.ch, www.samw.ch Gestaltung Howald Fosco, Basel Umschlagkonzept Gregorio Caruso, Basel Foto Umschlag GrafikZentrum Unispital Bern Druck Kreis Druck, Basel 1. Auflage, 2014 Die Broschüre kann kostenlos bezogen werden bei der SAMW. © SAMW 2014 Zitiervorschlag: Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2014) Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz. Swiss Academies Reports 9 (1).
Zusammenfassung 5 Résumé 9 Summary 13 Einleitung 17 A Ansätze der Versorgungsforschung 19 A 1. Was ist Versorgungsforschung? 19 A 1.1. Einordnung der Versorgungsforschung in die Forschungslandschaft des Gesundheitswesens 19 A 1.2. Definition, Kernbereiche und Zielsetzung von Versorgungsforschung 20 A 1.3. Forschungsbereiche, Systematik und Forschungsgegenstände 21 A 1.4. Methodik 23 A 2. Warum braucht es Versorgungsforschung? 24 A 2.1. Der Ruf nach Versorgungsforschung in der Schweiz 24 A 2.2. Der Nutzen von Versorgungsforschung 24 A 2.3. Ergebnisse der Versorgungsforschung: Beispiele aus dem Ausland 26 A 3. Versorgungsforschung in der Schweiz 26 A 3.1. Datenlage zur Gesundheitsversorgung 26 A 3.2. Derzeitige Situation der Versorgungsforschung in der Schweiz 27 B Versorgungsforschung in verschiedenen Settings 29 B 1. Versorgungsforschung in der Grundversorgung 30 Thomas Rosemann B 2. Versorgungsforschung in der Sekundärversorgung 34 Philipp Schütz & Beat Müller B 3. recherche sur les services de santé dans les hôpitaux universitaires 35 Guy Haller B 4. Recherche sur les services de santé: prévention et promotion de la santé 37 Bernard Burnand B 5. Versorgungsforschung in der Pflege 39 Dietmar Ausserhofer, René Schwendimann & Sabina De Geest B 6. Patienten- und Nutzerorientierung in der Versorgungsforschung 41 David Schwappach B 7. Gesundheitssystemebene 43 André Busato* B 8. Gesundheitsökonomie als Querschnittsdisziplin in der Versorgungsforschung 45 Urs Brügger & Klaus Eichler B 9. Versorgungsforschung aus der Perspektive der biomedizinischen Ethik 46 Nikola Biller-Andorno →
C Schlussfolgerungen und Empfehlungen 49 C 1. Die vorhandenen und weitere, zukünftig generierte Daten sind in einer validen Datenbasis zusammenzufassen 49 C 2. Die Aus- und Weiterbildung im Bereich Versorgungsforschung ist zu fördern 50 C 3. Die vorhandenen Infrastrukturen sind stärker zu koordinieren und zu vernetzen 50 C 4. Ein Nationales Forschungsprogramm trägt dazu bei, den Nachholbedarf der Schweiz im Bereich Versorgungsforschung zu verkleinern 51 C 5. Bestimmte Teilgebiete der Versorgungsforschung bzw. fachliche Schwerpunkte sind zu priorisieren 53 C 6. Ausblick 54 Anhang 55 Literatur 55 Autoren 59
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014 5 Zusammenfassung Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz Versorgungsforschung untersucht, wie Menschen einen optimalen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung erhalten, wie man diese Versorgung möglichst effizient gestaltet und welchen Effekt sie letztlich auf den Patienten hat. Versorgungsforschung schlägt so die Brücke zwischen den Ergebnissen klinischer Forschung und täglicher Praxis und zielt darauf ab, unter Berück- sichtigung ökonomischer Aspekte «evidence performance gaps» zu minimieren. International ist die Versorgungsforschung ein prosperierendes Forschungsbiet, das sich neben der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung in vielen Ländern als dritte Säule der medizinischen Forschung etabliert hat – dies nicht zuletzt deshalb, weil ihre Ergebnisse für gesundheitspolitische Weichenstellungen unabdingbar sind. In der Schweiz entwickelt sich erst in der jüngsten Zeit – namentlich unter zunehmendem ökonomischem Druck und der Implementierung fundamentaler Systemänderungen wie etwa der DRGs – ein Bewusstsein für den Forschungsbedarf. Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Gesundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master- plans Hausarztmedizin ein Konzept «Versorgungsforschung in der Schweiz» auszuarbeiten. Die Versorgungsforschung (engl. Health Services Research, Definition, Kernbereiche und Zielsetzung HSR) beantwortet Fragen, die weder die biomedizinische von Versorgungsforschung Grundlagenforschung, noch die klinische Forschung be- antworten können: Sie untersucht die Wirksamkeit von Aufgrund ihrer multidisziplinären Natur und der ver- Versorgung unter Alltagsbedingungen und sucht neue schiedenen Bereiche, in denen Versorgungsforschung Lösungsansätze für ein qualitativ hochstehendes Gesund- stattfindet, existiert eine Vielzahl unterschiedlicher De- heitssystem, das den heutigen gesellschaftlichen Anforde- finitionen und Strukturkonzepte. Je nach wissenschaftli- rungen an die Kranken- und Gesundheitsversorgung ge- cher Disziplin werden dabei die verschiedenen Schwer- recht wird. Der englische Begriff «Health Services» richtet punkte der Versorgungsforschung bzw. ihre Kernbereiche sich, im Gegensatz zum Begriff «Health Care», nicht nur mit unterschiedlicher Gewichtung herausgestellt. an Patientinnen und Patienten, sondern auch an die ge- sunde, zu versorgende Bevölkerung (z.B. im Bereich Prä- Die amerikanische «Agency for Healthcare Research and vention). In der Folge ist mit dem deutschen Wort «Ver- Quality» (AHRQ) definiert Versorgungsforschung wie sorgung» deshalb immer sowohl die Kranken- als auch die folgt: «Health services research examines how people get Gesundheitsversorgung gemeint. access to health care, how much care costs, and what hap- pens to patients as a result of this care.» Die AHRQ fasst Innovationstransfer Translationale Implementierungs- Forschung forschung / Versorgungsforschung Grundlagenforschung Klinische Forschung Knowledgetransfer Public-Health- Grafik 1: 3-Säulen-Modell der Forschungs- Forschung / landschaft von Medizin und Gesundheits- Epidemiologie wesen (in Anlehnung an M. Schrappe und H. Pfaff 2011).
6 Stärkung der Verorgungsforschung in der Schweiz damit die wichtigsten Kernbereiche der Versorgungsfor- Patienten und den Health Professionals (als Beziehung schung zusammen, nämlich den Zugang zu sowie Ange- zwischen Leistungserbringer und Leistungsempfänger so- messenheit und Kosten von Versorgung, und macht deut- wie im Sinne eines «shared decisionmaking»). lich, dass Versorgungsforschung patientenorientiert ist und auf die Ergebnisqualität (outcome) fokussiert. Versorgungsforschung findet nicht nur auf verschiedenen Ebenen sondern auch in diversen unterschiedlichen Set- Die im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreite- tings statt (z.B. im ambulanten oder stationären Bereich te Definition von Versorgungsforschung stammt von Pfaff von Grundversorgung oder Sekundär- und Tertiärversor- et al. und sieht die «letzte Meile» des Gesundheitssys- gung, in der Rehabilitation, in Prävention und Gesund- tems, also die Betrachtung der Patientenversorgung unter heitsförderung, in der Gesundheitspolitik usw.). Je nach den tatsächlichen Bedingungen der täglichen Routine der Perspektive (z.B. medizinischer, ökonomischer, ethischer, medizinischen Versorgung der Bevölkerung, als zentrales organisatorischer usw.) stehen unterschiedliche Aspekte Objekt dieses Forschungsfelds. Pfaff beschreibt die Ver- der Versorgung sowie verschiedene Zielgruppen im Fo- sorgungsforschung im Sinne einer methodisch-funktiona- kus, und je nach Fragestellung werden unterschiedliche len Definition als «fachübergreifendes Forschungsgebiet, Datengrundlagen und Methoden verwendet. das die Kranken- und Gesundheitsversorgung und ihre Rahmenbedingungen beschreibt und kausal erklärt, zur Versorgungsforschung ist ein multi- und transdisziplinä- Entwicklung wissenschaftlich fundierter Versorgungs- res Forschungsgebiet. Sie findet in jedem patientenori- konzepte beiträgt, die Umsetzung neuer Versorgungs- entierten Fachgebiet statt und wird meist unter Beteili- konzepte begleitend erforscht und die Wirksamkeit von gung verschiedener Berufsgruppen durchgeführt (z.B. der Versorgungsstrukturen und -prozessen unter Alltagsbe- universitären Medizinalberufe, der Gesundheitsberufe dingungen evaluiert». der Tertiärstufe [d.h. höhere Berufsbildung, Fachhoch- schulen] sowie der Psychologieberufe). Meist wird sie in Für den Zugang zu Versorgung spielen neben dem Ein- Zusammenarbeit mit weiteren Wissenschaftsdisziplinen fluss sozialer Faktoren Finanzierungssysteme, Organisa- durchgeführt, wie z.B. der Soziologie, der Gesundheits- tionsstrukturen und -prozesse, Gesundheitstechnologien, ökonomie, Public Health, der Ethik oder der Informatik. personenbezogene Verhaltensweisen sowie die Angebots- Wie in allen Forschungsgebieten, determiniert auch in der struktur eine wichtige Rolle. Hinsichtlich der Angemes- Versorgungsforschung die Fragestellung die Methodik, senheit stellen sich die Fragen nach Bedarf, Nachfrage es gibt keine spezifische Methodik der Versorgungsfor- und Inanspruchnahme von Versorgung, aber auch nach schung. Es gibt aber oftmals eine Art «Methodenabfolge», Faktoren wie Versorgungsqualität, Sicherheit, Effizienz insbesondere in der nichtdeskriptiven Versorgungsfor- und Wirksamkeit. Zudem müssen gesundheitsökonomi- schung (in der Regel Mikroebene, s.o.), die darauf abzielt sche Aspekte berücksichtigt werden, um die Wirtschaft- Veränderungen zu implementieren. So stehen zu Beginn lichkeit bzw. das Kosten-Nutzen-Verhältnis der jeweili- oftmals Fragestellungen im Zentrum, die das grundsätz- gen Versorgung beurteilen zu können. liche «Warum» adressieren, also warum beispielswei- se bestimmte Prozeduren nicht in den klinischen Alltag übersetzt werden, obwohl es eine klare Evidenz gibt. Hier Forschungsbereiche und -methodik kommen dann initial qualitative, also hypothesengenerie- rende Methoden zum Einsatz. Dem folgt dann meist eine Versorgungsforschung findet auf drei verschiedenen Ebe- quantitative Beschreibung des Ausmasses, etwa durch die nen statt (Makro-, Meso- und Mikroebene). Forschung Analyse epidemiologischer oder cross-sectional erhobe- auf der Makroebene wird auch als Gesundheitssystem- ner Daten. Zuletzt werden dann Interventionen in klas- forschung bezeichnet. Sie fokussiert auf die Analyse des sischen, randomisierten Trials gegeneinander oder gegen Gesundheitssystems (auf regionaler, nationaler oder inter- «usual care» getestet. Wie in der Forschungsmethodik an nationaler Ebene) und dessen gesundheitspolitischer, ge- sich, so gibt es auch in der Statistik keine spezifischen sellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Vorgaben. Meist Statistiken der Versorgungsforschung, allerdings bedarf werden dazu bereits bestehende, oft hoch aggregierte Da- es oftmals Adaptionen im Studiendesign, wie etwa einem ten verwendet. Forschung auf der Mesoebene umfasst die Clusterdesign in RCTs oder komplexer statistischer Mo- Analyse von Organisation und Erbringung von gesund- delle in der Auswertung. heitsrelevanten Dienstleistungen und Produkten unter Alltagsbedingungen (z.B. in Spitälern, Arztpraxen oder anderen Gesundheitseinrichtungen) sowie die Einschät- zung und Bewertung solcher Versorgungsleistungen (z.B. Indikatoren, Qualität, Effektivität, Angemessenheit). Die Mikroebene umfasst individuelle Versorgungsinteraktio- nen und fokussiert auf die konkrete Beziehung zwischen
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014 7 Der Nutzen von Versorgungsforschung ser Versorgungsangebote zu fördern, fordert der Bericht «Gesundheit2020» u.a. explizit die Einführung bzw. Stär- Versorgungsforschung nimmt für sich in Anspruch, einen kung der Versorgungsforschung in der Schweiz, nicht wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Lösungskon- zuletzt, da aufgrund der unterschiedlichen Struktur von zepten für die notwendigen Umstrukturierungen und die Gesundheitssystemen die Übertragbarkeit ausländischer Weiterentwicklung des Gesundheitssystems zu leisten bzw. internationaler Studien auf das Schweizer System und den gesundheitspolitischen Akteuren, insbesondere begrenzt ist. Auch der Bericht «Neue Versorgungsmodel- den Leistungserbringern, Versicherer, Politikern und Wis- le für die medizinische Grundversorgung» von GDK und senschaftlern, eine Hilfestellung bei der Lösung struktu- BAG fordert den Ausbau und die Stärkung von Versor- reller Probleme im Gesundheitssystem zu geben. gungsforschung in der Schweiz, um die Entstehung, Wei- terentwicklung und Verbreitung neuer Versorgungsmo- Die Stärken der Versorgungsforschung sind das breite delle zu ermöglichen. Spektrum der beteiligten Disziplinen und Berufsgruppen sowie die Vielzahl unterschiedlicher Faktoren und An- Erste Ergebnisse einer im Herbst 2013 von der SAMW satzpunkte, welche die Versorgungsforschung ins Visier durchgeführten Umfrage bei Akteuren im Bereich Versor- nimmt. Die durch sie generierte datengestützte Informa- gungsforschung zeigen, dass die Versorgungsforschung in tion bezüglich Nutzen und Schaden von Versorgungsleis- der Schweiz hauptsächlich an Universitäten, Fachhoch- tungen dient nicht nur den Patienten und den Leistungs- schulen sowie Universitätsspitälern durchgeführt wird, erbringern, sondern auch den Entscheidungsträgern in zu kleineren Teilen auch im privaten Sektor (z.B. bei gesundheitspolitischen Bereichen. Die sich wandelnden den Krankenkassen und privaten Forschungsinstituten) demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingun- sowie in der öffentlichen Verwaltung (z.B. Obsan). Die gen, aber auch neue Entwicklungen und Behandlungs- fachlichen Hauptdisziplinen der Akteure sind breit ge- strategien unterwerfen das Gesundheitssystem einem streut – von Pflege- und Gesundheitswissenschaften, So- dauernden Reformprozess. Durch die Ergebnisse der zialwissenschaften, Public Health/Epidemiologie, Ethik, Versorgungsforschung erhalten Entscheidungsträger die Pharmazie, Informatik bis hin zur Ökonomie, wobei über Möglichkeit, die Probleme, mit denen sie konfrontiert ein Drittel der Forschenden Mediziner sind. sind, auf evidenzbasierten Grundlagen und im Sinne ei- nes nachhaltigen und zukunftsorientierten Gesundheits- Insgesamt ist die Versorgungsforschung im internationa- systems zu lösen. len Vergleich – gerade in Relation zur Grundlagen- und klinischen Forschung – in der Schweiz nur gering aus- geprägt. Der Ruf nach Versorgungsforschung in der Schweiz Das Konzept «Stärkung der Versorgungs Das Schweizer Gesundheitssystem verfügt derzeit über forschung in der Schweiz» eine sehr hohe Qualität, was sich in der Lebenserwar- tung und im Gesundheitszustand der Bevölkerung wider- Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Ge- spiegelt. Die OECD stellte der Schweiz zuletzt 2011 ein sundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master- insgesamt sehr gutes Zeugnis für ihr Gesundheitssystem plans Hausarztmedizin ein Konzept «Stärkung der Ver- aus: Praktisch alle Schweizer sind krankenversichert, Pa- sorgungsforschung in der Schweiz» auszuarbeiten. Dieses tienten haben einen guten Zugang zu den Leistungen und Konzept hat nicht nur forschungspolitische, sondern auch sind im Allgemeinen mit diesen zufrieden. Gleichzeitig gesundheitspolitische Bedeutung: Es trägt nicht nur der stellte der OECD-Bericht auch Schwächen fest, beispiels- «Gesundheit Agenda 2020» Rechnung, sondern auch wei- weise die hohen Kosten, die in den letzten Jahren durch- teren politischen Anliegen wie beispielsweise den Moti- schnittlich um 2,1 Mia. Franken pro Jahr gestiegen sind onen Cassis «Less is more. Wie steht es in der Schweiz und 2009 bei 11,4% des Bruttoinlandproduktes lagen. mit dem Überkonsum von medizinischen Leistungen?» sowie Schmid-Federer «Nationales Forschungsprogramm Laut dem erwähnten OECD-Bericht sowie dem Bericht Langzeitversorgung», bei denen das Thema Versorgungs- «Gesundheit2020», der die gesundheitspolitischen Pri- forschung zentral ist. oritäten des Bundesrates für die kommenden acht Jahre zusammenfasst, sind die Schwächen des schweizerischen Systems vor allem seine beschränkte Transparenz, die lü- ckenhaften statistischen und analytischen Grundlagen, Ineffizienzen sowie das Nichterkennen von ungenügen- der Qualität bestimmter Leistungen. Um diesen Schwä- chen entgegenzuwirken und die Entwicklung zeitgemäs-
8 Was ist Versorgungsforschung? Stärkung der Verorgungsforschung in der Schweiz Der erste, allgemeine Teil A des Konzeptes erläutert, wie Die Empfehlungen zielen auf eine Stärkung der Versor- sich Versorgungsforschung in die Forschungslandschaft gungsforschung in der Schweiz auf den Ebenen Praxis, des Gesundheitswesens einordnet, welche Bereiche sie Aus- und Weiterbildung, Vernetzung sowie auf Anzahl umfasst und was der Nutzen von Versorgungsforschung und Qualität der Forschungsprojekte. Um die Umsetzung ist. Zudem stellt er die derzeitige Lage der Versorgungs- der vorgeschlagenen Massnahmen zu begleiten und ge- forschung in der Schweiz dar. Im Teil B beleuchten Exper- gebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, wäre die Ein- tinnen und Experten die Versorgungsforschung und ihre setzung einer nationalen Expertenkommission sinnvoll. Fragestellungen in verschiedenen Settings des Gesund- Diese würde in Bezug auf ihre Zusammensetzung einer heitswesens. Der abschliesende Teil C formuliert Empfeh- Begleitgruppe des unter Punkt 4 beschriebenen Nationa lungen für den mittel- bis langfristigen Ausbau von For- len Forschungsprogramms entsprechen und müsste die schungskompetenzen, Infrastrukturen, Datenlage sowie wichtigsten an der Versorgungsforschung beteiligten In- Nachwuchsförderung und Finanzierungsmöglichkeiten stitutionen und Fachrichtungen berücksichtigen. Die im Bereich Versorgungsforschung: Umsetzung oben genannter und daraus folgender Mass- nahmen wird die Gesundheitsversorgung in der Schweiz 1. Die vorhandenen und weitere, zukünftig generierte optimieren und den Rückstand der Schweizer Versor- Daten sind in einer validen Datenbasis zusammen gungsforschung im internationalen Vergleich verringern. zufassen. 2. Die Aus- und Weiterbildung im Bereich Versorgungs- forschung ist zu fördern. 3. Die vorhandenen Infrastrukturen sind stärker zu koordinieren und zu vernetzen. 4. Ein Nationales Forschungsprogramm trägt dazu bei, den Nachholbedarf der Schweiz im Bereich Versorgungsforschung zu verkleinern. 5. Bestimmte Teilgebiete der Versorgungsforschung bzw. fachliche Schwerpunkte sind zu priorisieren.
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014 9 Résumé Académie Suisse des Sciences Médicales Renforcement de la recherche sur les services de santé en Suisse La recherche sur les services de santé étudie comment les individus peuvent bénéficier d’un accès optimal à une prise en charge médicale adéquate, comment cette prise en charge peut être structurée le plus efficacement possible et quels sont finalement ses effets sur le patient. La recherche sur les services de santé jette ainsi des ponts entre les résultats de la recherche clinique et la pratique quotidienne et vise à minimiser les «evidence performance gaps» tout en tenant compte des aspects économiques. Au niveau international, la recherche sur les services de santé est un domaine de recherche prospère, qui s’est d’ores et déjà imposé dans de nombreux pays comme troisième pilier de la recherche médicale – à côté de la recherche fondamentale et de la recherche clinique –, d’autant plus que les décisions en matière de politique de la santé reposent sur ses résultats. Ce n’est que récemment – notamment sous l’effet de la pression économique croissante et depuis l’introduction de modifications profondes dans les systèmes comme par exemple les DRGs – que la Suisse a pris conscience de la nécessité de développer la recherche dans ce domaine. En janvier 2013, l’Office fédéral de la santé publique a chargé l’ASSM d’élaborer, dans le cadre du Masterplan «Médecine de famille», un concept de «Recherche sur les services de santé en Suisse». La recherche sur les services de santé (Health Services Définition, domaines clés et objectifs de Research, HSR, en anglais) traite les questions auxquelles la recherche sur les services de santé ni la recherche fondamentale biomédicale, ni la recherche clinique ne peut répondre: elle examine l’efficacité de la Du fait de sa nature multidisciplinaire et des différents prise en charge dans la réalité quotidienne et cherche de domaines d’application de la recherche sur les services nouvelles approches pour garantir une qualité élevée du de santé, il existe diverses définitions et concepts struc- système de santé qui réponde aux exigences actuelles de turels. Selon la discipline scientifique, la recherche sur la société en matière de prise en charge médicale. Le terme les services de santé – respectivement ses domaines clés anglais de «Health Services» s’adresse, contrairement à la – privilégiera des aspects différents. notion de «Health Care», non seulement aux patientes et patients, mais également aux individus en bonne santé L’«Agency for Healthcare Research and Quality» (AHRQ) susceptibles d’être pris en charge (p. ex. dans le domaine définit la recherche sur les services de santé comme suit: de la prévention). Ainsi, dans cet article, le terme fran- «Health services research examines how people get access çais de «prise en charge» comprend aussi bien la prise to health care, how much care costs, and what happens to en charge des malades que la prise en charge de la santé. patients as a result of this care.» L’AHRQ récapitule ainsi Transfert d’innovations Recherche translationnelle Recherche Recherche fondamentale d’implémentation/ les services de santé Recherche clinique Transfert de savoir Recherche sur Recherche en santé public/ Modèle du 3e pilier du paysage épidémiologie de la recherche en médecine et dans le système de santé (selon M. Schrappe und H. Pfaff 2011)
10 Renforcement de la recherche sur les services de santé en Suisse les principaux aspects de la recherche sur les services de concrète entre les patients et les professionnels de la santé santé, à savoir l’accès aux soins, l’adéquation des soins et (en tant que relation entre le fournisseur de prestations et leurs coûts, et souligne que la recherche sur les services le destinataire, mais également dans le sens d’une prise de de santé est orientée vers le patient et la qualité des résul- décision partagée). tats («outcome»). La recherche sur les services de santé ne se déroule pas La définition de la recherche sur les services de santé se- seulement à différents niveaux, elle concerne également lon Pfaff et al. est la plus répandue dans les zones germa- différents contextes (p. ex. le domaine ambulatoire ou sta- nophones; elle considère la «dernière étape» du système tionnaire la médecine de premier recours ou la prise en de santé, c’est-à-dire l’analyse de la prise en charge des charge secondaire ou tertiaire, le domaine de la réhabili- patients dans les conditions effectives de la routine quo- tation, de la prévention et de la promotion de la santé, de tidienne, comme l’élément central de ce domaine de la la politique de la santé, etc.). Selon la perspective (p. ex. recherche. Pfaff décrit la recherche sur les services de san- médicale, économique, éthique, organisationnelle, etc.), té, dans le sens d’une définition méthodologique et fonc- l’accent est mis sur des aspects et des groupes cibles diffé- tionnelle, comme «un domaine de recherche interdisci- rents et, selon la thématique, des bases de données et des plinaire qui décrit et explique de façon causale la prise méthodes différentes sont employées. en charge des malades et de la santé et leurs conditions cadres, qui contribue au développement de concepts de La recherche sur les services de santé est un domaine de re- soins scientifiquement fondés, qui soutient l’implémenta- cherche multi- et transdisciplinaire. Elle est réalisée dans tion de nouveaux concepts de soins et qui évalue l’effica- tous les secteurs centrés sur le patient avec, la plupart du cité des structures et des procédures des services de santé temps, la participation de divers groupes professionnels dans les conditions quotidiennes». (p. ex. des professions médicales universitaires, des pro- fessions de soins du niveau tertiaire [c’est-à-dire formation Au-delà de l’influence des facteurs sociaux, les systèmes professionnelle supérieure, hautes écoles spécialisées] et de financement, les structures et les processus d’organi- des professionnels en psychologie). Elle implique souvent sation, les technologies de la santé, les attitudes indivi- la participation d’autres disciplines scientifiques, comme duelles et la structure de l’offre jouent un rôle prépon- par exemple la sociologie, l’économie de la santé, la santé dérant dans l’accès aux soins. La notion d’adéquation publique, l’éthique ou l’informatique. Comme dans tous renvoie à des questions relatives au besoin, à la demande les domaines de la recherche, c’est la thématique qui dé- et au recours aux soins, mais également à des facteurs termine la méthodologie dans la recherche sur les services tels que la qualité des soins, la sécurité, l’efficacité et la de santé; la recherche sur les services de santé ne repose rentabilité. Pour être en mesure d’évaluer la rentabilité pas sur une méthodologie spécifique. Toutefois, il existe respectivement le rapport coûts-efficacité des soins en souvent une sorte de «déroulement méthodologique», en question, il importe également de tenir compte d’aspects particulier dans la recherche sur les services de santé non économiques. descriptive (habituellement niveau micro, voir ci-dessus) qui vise à introduire des modifications. Ainsi, il arrive souvent que la question fondamentale du «pourquoi» soit Domaines de recherche et méthodologie soulevée dès le début; par exemple, pourquoi certaines procédures ne peuvent être transposées dans le quotidien La recherche sur les services de santé se déroule à trois clinique, même en présence d’une évidence claire. C’est là niveaux (macro, méso et micro). La recherche au niveau qu’interviennent initialement des méthodes qualitatives, macro est aussi qualifiée de recherche sur le système de c’est-à-dire génératrices d’hypothèses, suivies la plupart santé. Elle se concentre sur l’analyse du système de santé du temps d’une description quantitative de l’ampleur, (au niveau régional, national ou international) et de son par exemple au moyen d’une analyse épidémiologique contexte politique, sociétal et économique, la plupart ou de données transversales. Finalement des interven- du temps, au moyen de données existantes, bien agré- tions dans des essais randomisés classiques sont mises gées. La recherche au niveau méso comprend l’analyse en parallèle, soit entre elles, soit avec la prise en charge de l’organisation et de la prise en charge médicale dans habituelle («usual care»). Comme dans la méthodologie les conditions quotidiennes (p. ex. dans les hôpitaux, les de la recherche proprement dite, les statistiques ne com- cabinets médicaux ou d’autres institutions de la santé) prennent pas de statistiques spécifiques à la recherche sur ainsi que l’appréciation et l’évaluation de ces prestations de soins (p. ex. indicateurs, qualité, efficacité, adéqua- tion). Le niveau micro englobe les interactions indivi- duelles de la prise en charge et se concentre sur la relation
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014 11 les services de santé; toutefois il est souvent nécessaire de insuffisante de certaines prestations. Pour remédier à ces procéder à des adaptations au niveau de la conception de faiblesses et encourager le développement d’offres de l’étude – comme par exemple un concept de grappes en soins modernes, le rapport «Santé2020» exige entre autres RCTs ou des modèles statistiques complexes dans l’éva- de mettre en place ou de renforcer la recherche sur les luation. services de santé en Suisse, d’autant plus que la diversité des structures des systèmes de santé limite les possibili- tés de transposer des études étrangères ou internationales L’utilité de la recherche sur les services de santé au système suisse. Dans leur rapport «Nouveaux modèles de soins pour la médecine de premier recours», la CDS et La recherche sur les services de santé entend fournir une l’OFSP exigent, eux aussi, le développement et le renfor- contribution majeure au développement de concepts en cement de la recherche sur les services de santé en Suisse vue des restructurations nécessaires et du développement pour que de nouveaux modèles de soins puissent être in- du système de santé et apporter, par ailleurs, une aide à troduits, développés et diffusés. la résolution de problèmes structurels au sein du système de santé, tout particulièrement aux fournisseurs de pres- Les premiers résultats d’une enquête réalisées par l’ASSM tations, aux assureurs, aux politiciens et aux scientifiques. en automne 2013 auprès des acteurs du domaine de la re- cherche sur les services de santé montrent qu’en Suisse, Le large éventail des disciplines et des groupes profession- la recherche sur les services de santé se déroule principa- nels concernés ainsi que la diversité des facteurs et des lement dans les universités, les hautes écoles spécialisées approches ciblés par la recherche sur les services de santé et les hôpitaux universitaires et, plus rarement, dans le constituent ses points forts. L’information sécurisée qu’elle secteur privé (p. ex. les caisses de maladie et les instituts génère, concernant l’utilité et les risques des prestations de recherche privés) et l’administration (p. ex. Obsan). de santé ne sert pas uniquement les patients et les four- Les disciplines des différents acteurs couvrent un large nisseurs de prestations, mais également les décisionnaires éventail qui englobe les sciences infirmières et médicales, des domaines de la politique de la santé. Les conditions les sciences sociales, la santé publique / l’épidémiologie, cadres démographiques et économiques, en constante l’éthique, la pharmacie, l’informatique, mais également évolution, de même que les nouveaux développements et l’économie, sachant que plus d’un tiers des chercheurs stratégies de traitement, soumettent le système de santé sont des médecins. à des réformes continuelles. Les résultats de la recherche sur les services de santé permettent aux décisionnaires de Comparé à l’étranger, la recherche sur les services de san- solutionner les problèmes sur la base de preuves et dans le té – notamment par rapport à la recherche fondamentale sens d’un système de santé durable et tourné vers l’avenir. et à la recherche clinique – est globalement plutôt faible en Suisse. L’appel en faveur de la recherche sur les services de santé en Suisse Le concept «Renforcement de la recherche sur les services de santé en Suisse» La Suisse bénéficie actuellement d’un système de santé de grande qualité, ce qui se reflète dans l’espérance de vie En janvier 2013, l’ASSM a été chargée par l’Office fédé- et dans l’état de santé de la population. En 2012, l’OCDE ral de la santé publique d’élaborer un concept «Renforce- a globalement très bien noté le système de santé suisse. ment de la recherche sur les services de santé en Suisse» Pratiquement tous les Suisses ont une assurance mala- dans le cadre du Masterplan «Médecine de famille». Ce die, les patients bénéficient d’un bon accès aux presta- concept est significatif non seulement pour la politique de tions et se déclarent satisfaits de ces prestations. Le rap- la recherche, mais également pour la politique de la santé: port de l’OCDE a également attiré l’attention sur quelques il tient compte, d’une part, de l’agenda «Santé2020» et, points faibles, comme par exemple les coûts élevés qui d’autre part, d’attentes politiques comme, par exemple, ont augmenté en moyenne de 2,1 Mia. francs par an pour les motions Cassis «Faire mieux avec moins. Surconsom- atteindre en 2011 11,4% du produit national brut. mation de prestations médicales en Suisse» et Schmid-Fe- derer «Programme national de recherche Soins de longue Selon le rapport OCDE mentionné ainsi que le rapport durée» dont le thème central est la recherche sur les ser- «Santé2020» qui récapitule les priorités du Conseil fé- vices de santé. déral en matière de politique de la santé pour les huit prochaines années, les points faibles du système suisse résident principalement dans sa transparence limitée, les lacunes dans les bases statistiques et analytiques, cer- taines inefficacités ainsi que dans le déni de la qualité
12 Was ist Versorgungsforschung? Renforcement de la recherche sur les services de santé en Suisse La première partie (A) du concept décrit la manière dont la Les recommandations visent à renforcer la recherche recherche sur les services de santé s’inscrit dans le paysage sur les services de santé en Suisse, au niveau de la pra- de la recherche du système de santé, les domaines qu’elle tique, de la formation pré- et postgraduée, du travail en englobe et son utilité. Elle présente en outre la situation ac- réseau ainsi que du nombre et de la qualité des projets tuelle de la recherche sur les services de santé. Dans la par- de recherche. L’instauration d’une commission nationale tie B, des experts expliquent la recherche sur les services de d’experts pourrait s’avérer pertinente dans le sens d’un santé et les questionnements qu’elle implique dans les dif- suivi de l’application des mesures proposées et d’adap- férents secteurs du système de santé. En conclusion, dans tations éventuelles. Les membres d’une telle commis- la partie C, des recommandations sont formulées pour le sion devraient correspondre à la description sous point développement à moyen et à long terme des compétences 4 du programme national de recherche et tenir compte de recherche, des infrastructures, de la qualité des données des principales institutions et disciplines concernées par ainsi que de la relève et des possibilités de financement de la recherche sur les services de santé. L’application des la recherche sur les services de santé: mesures susmentionnées et consécutives permettra d’op- timiser la recherche sur les services de santé en Suisse et 1. Les données actuelles et futures doivent être de réduire son retard par rapport à l’étranger. regroupées dans une banque de données valide. 2. La formation pré- et postgraduée dans le domaine de la recherche sur les services de santé doit être encouragée. 3. Les infrastructures existantes doivent être mieux coordonnées et organisées en réseau. 4. Un programme national de recherche contribue à réduire le retard de la Suisse en matière de recherche sur les services de santé. 5. Certains domaines ou points forts de la recherche sur les services de santé doivent être priorisés.
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014 13 Summary Swiss Academy of Medical Sciences Strengthening health services research in Switzerland Health services research investigates how access to appropriate health services can be optimized, how such services can be delivered as efficiently as possible, and what effects they ultimately have on patients. Health services research thus bridges the gap between the findings of clinical research and day-to-day practice and, taking economic aspects into consideration, seeks to minimize gaps between evidence and practice. Internationally, health services research is a flourishing field which, alongside basic and clinical research, has become established as a third pillar of medical research in many countries – not least because the results of such research are indispensable in setting the direction of health policy. In Switzerland, awareness of the need for health services research has developed only recently – particularly in response to growing economic pressures and the implementation of fundamental systemic changes such as diagnosis-related groups (DRGs). In January 2013, the Swiss Academy of Medical Sciences (SAMS) was requested by the Federal Office of Public Health (FOPH) to prepare a paper on “Health services research in Switzerland” as part of the Primary Care Master Plan. Health services research provides answers to questions Definition, core areas and goals that cannot be answered either by basic biomedical re- of health services research search or by clinical research: it investigates the effective- ness of health services in day-to-day practice and seeks to Given its multidisciplinary nature and the variety of sec- identify ways in which a high-quality health system can tors in which health services research is conducted, nu- meet the demands of today’s society for health care and, merous different definitions and structural conceptions more broadly, health services (the latter being designed exist. Depending on the particular scientific discipline, not only for patients, but also for the healthy general pop- priority is given to different elements of health services ulation, e.g. in the area of prevention). research and its core areas are differently weighted. Innovation transfer Translational research Implementation Health services research research/ knowledge transfer Clinical research Basic research Public health research/ epidemiology Fig. 1: The three pillars of research in medicine and health care system (according to M. Schrappe and H. Pfaff 2011).
14 Strengthening health services research in Switzerland The US Agency for Healthcare Research and Quality provision (e.g. indicators, quality, effectiveness, appro- (AHRQ) offers the following definition: “Health services priateness). The micro level is concerned with individual research examines how people get access to health care, service interactions and focuses on actual relationships how much care costs, and what happens to patients as a between health professionals and patients (as service pro- result of this care.” The AHRQ thus summarizes the most viders and recipients, but also in terms of shared deci- important concerns of health services research, namely sion-making). access to services and the appropriateness and costs there- of, and highlights the fact that health services research is Health services research is conducted not only at different patient-oriented and outcome-focused. levels but also in a variety of settings (e.g. in- or outpa- tient primary, secondary or tertiary care, rehabilitation, The definition of health services research most wide- prevention and health promotion, health policy, etc.). De- ly disseminated in German-speaking countries derives pending on the perspective (medical, economic, ethical, from Pfaff et al.; on this view, the main focus of this field organizational, etc.), research will focus on different as- of research is the “last mile” of the health system – i.e. pects of services and different target groups; likewise, the studying patient care under the real-life conditions of rou- types of data and methods used will vary according to the tine provision of medical services to the public. Offering particular topic. a methodological/functional definition, Pfaff describes health services research as an “interdisciplinary field of Health services research is a multi- and transdiscipli- research which gives an account, and causal explana- nary field. It may be conducted in any patient-oriented tions, of health services and the framework within which discipline and usually involves the participation of dif- they are delivered; promotes the development of scientif- ferent professional groups (e.g. university-level medical ically based health service concepts; monitors the imple- professions, tertiary-level [i.e. higher vocational training, mentation of new health service concepts; and evaluates university of applied sciences] healthcare professions the effectiveness of health service structures and process- and psychology professions). It is generally conducted es under everyday conditions”. in collaboration with other academic disciplines, such as sociology, health economics, public health, ethics or Apart from the influence of social factors, access to health computer science. In health services research – as in any services is largely determined by financing systems, or- other field – the methods applied are determined by the ganizational structures and processes, health technolo- research topic; there is no specific health services re- gies, personal behaviours and the structure of available search methodology. Often, however, there is a “sequence services. With regard to appropriateness, questions arise of methods”, especially in non-descriptive health services concerning not only need, demand and the utilization of research (usually micro level, see above), which is con- services, but also factors such as service quality, safety, cerned with the implementation of changes. The initial efficiency and effectiveness. In addition, health economic focus will frequently be on fundamental questions – in- aspects need to be taken into consideration so that the cost- vestigating why, for example, certain procedures are not effectiveness or cost-benefit ratio of a particular service applied in clinical practice, even though they are support- can be evaluated. ed by a clear evidence base. Here, qualitative (hypothe- sis-generating) methods will first be applied. This will generally be followed by a quantitative account, possibly Research areas and methods involving analysis of epidemiological or cross-sectional data. Finally, interventions will be tested in classical ran- Health services research is pursued at three different le- domized controlled trials (head-to-head or versus usual vels (the macro, meso and micro level). Research at the care). What has been said about methodology also applies macro level, also known as health system research, in- to statistics: there is no specific statistics of health servic- volves analysis of the (regional, national or international) es research, although adaptations will often be required health system and of the relevant health policy, social and in the study design – e.g. use of cluster randomized con- economic framework. For this purpose, existing – often trolled trials or complex statistical models for purposes highly aggregated – data is used. Research at the meso of evaluation. level involves analysis of the organization and provision of health-related services and products under everyday conditions (e.g. in hospital, practice or other institutio- nal settings) and the assessment and evaluation of such
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014 15 The benefits of health services research studies are of limited applicability to the Swiss system. The report issued in 2012 by the Conference of Cantonal The aims of health services research are to help to develop Directors of Public Health (GDK) and the FOPH on new ways of facilitating the necessary structural adjustments models for the delivery of primary care calls for the ex- and further development of the health system, and to as- pansion and strengthening of health services research in sist health policy actors – in particular, service providers, Switzerland, in order to facilitate the establishment, de- insurers, policymakers and scientists – in resolving struc- velopment and dissemination of new models for service tural problems within the health system. provision. The strengths of health services research lie in the wide The initial findings of a survey of health services research range of disciplines and professional groups involved, actors conducted by the SAMS in autumn 2013 indicate and also in the variety of points of departure and factors that health services research in Switzerland is mainly car- addressed. The evidence-based information which it gen- ried out at universities, universities of applied sciences erates concerning the benefits and harms associated with and university hospitals, and to a lesser extent also in the health services is useful not only for patients and service private sector (e.g. health insurers and private research providers, but also for health policy decision-makers. In institutes) and in the public sector (e.g. Obsan). The main the face of changing demographic and economic condi- disciplines of the actors involved cover a wide range – tions, as well as new developments and treatment strat- from nursing and health sciences, social sciences, public egies, the health system is subject to a process of ongo- health/epidemiology, ethics and pharmaceutics to com- ing reform. The results of health services research enable puter science and economics – although over a third of the policy-makers to take an evidence-based approach to re- researchers are medically trained. solving the problems with which they are confronted, in the interests of a sustainable and forward-looking health Overall, by international standards, health services re- system. search activities are very limited in Switzerland – par- ticularly in comparison with basic and clinical research. Calls for health services research in Switzerland The paper on “Strengthening health services Switzerland currently has a health system of very high research in Switzerland” quality, which is reflected in the life expectancy and health status of the population. Most recently in 2011 the In January 2013, the SAMS was requested by the FOPH OECD gave Switzerland an excellent overall rating for the to prepare a paper on “Health services research in Swit- performance of its health system: virtually all residents zerland” as part of the Primary Care Master Plan. This have health insurance, patients enjoy easy access to ser- paper is of relevance not only for research policy, but also vices and are generally satisfied with them. At the same for health policy: as well as reflecting the “Health2020” time, the OECD review also identifies certain weaknesses, agenda, it addresses other political concerns, such as such as the high costs, which in recent years have risen by those underlying the motions of National Councillors Cas- an average of 2.1 billion francs per year, with total health sis (“Less is more. What is the situation in Switzerland spending amounting to 11.4% of GDP in 2009. regarding overconsumption of medical services?”) and Schmid-Federer (“National Research Programme on long- According to the OECD review and the “Health2020” re- term care”), where the topic of health services research is port, which sets out the Federal Council’s health policy central. priorities for the coming eight years, the main weakness- es of the Swiss health system lie in its limited transpar- ency, the incomplete statistical and analytical basis, in- efficiencies and the fact that the poor quality of certain services goes unrecognized. To address these weaknesses and to promote modern forms of healthcare delivery, the “Health2020” report calls explicitly, inter alia, for the es- tablishment and strengthening of health services research in Switzerland, not least because – given the structural differences in health systems – foreign or international
16 Was ist Versorgungsforschung? Strengthening health services research in Switzerland The first, more general, part of the paper (Part A) explains These recommendations are designed to strengthen health how health services research fits into the broader research services research in Switzerland in the areas of practice, landscape of the health system, the areas it encompasses education and training, integration, and the number and and the benefits it offers. In addition, it describes the cur- quality of research projects. In order to monitor imple- rent state of health services research in Switzerland. In mentation of the proposed measures, and to make adjust- Part B, experts examine the questions addressed by health ments where necessary, it would be helpful to establish a services research in various settings within the health national expert committee. In terms of composition, this system. In the final part (Part C), recommendations are body would correspond to an advisory group for the Na- formulated for the medium- to long-term development of tional Research Programme referred to in point 4, and it research expertise, infrastructure, the data basis, training would have to include representatives of the key institu- and financing options in the field of health services re- tions and disciplines participating in health services re- search: search. Implementation of the above and other resultant measures will help to optimize health services in Swit- 1. Existing data and additional data generated in zerland, and to close the gap which exists between this the future should be combined to produce a valid country and others in health services research. data basis. 2. Education and training in the field of health services research should be promoted. 3. There should be greater coordination and integration of existing infrastructure. 4. A National Research Programme would help Switzerland to catch up in the area of health services research. 5. Certain sub-fields or specific topics within health services research should be prioritized.
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014 17 Einleitung «Eine kontinuierliche Verbesserung der Patientenversorgung auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse – darauf richtet sich die Versorgungsforschung aus. Sie trägt dazu bei, dass eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik immer weiter in den Fokus rückt.» Edmund Neugebauer (2010) Hintergrund Universitäten, Fachhochschulen und anderen Einrich- tungen versorgungsforschungsrelevante Fragestellungen Neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Forschungsbe- bearbeitet, aber eine Institutionalisierung sowie die Be- reichen rund um die Gesundheit haben im letzten Jahr- reitstellung expliziter öffentlicher Fördergelder für diesen hundert massgeblich dazu beigetragen, dass immer mehr Forschungsbereich haben noch kaum stattgefunden. Menschen ein immer höheres Lebensalter erreichen; selbstverständlich haben aber auch weitere Faktoren wie Auf Initiative der Schweizerischen Akademie der Medi- bessere Umwelt- oder Sozialsysteme sowie Fortschrit- zinischen Wissenschaften (SAMW) und mit finanzieller te in der Bildung oder im Verhalten der Bevölkerung zu Unterstützung der Gottfried und Julia Bangerter-Rhy- dieser Entwicklung beigetragen. Die steigende Anzahl ner-Stiftung wurde 2012 das Förderprogramm «Versor- älterer Menschen geht mit einer Zunahme an chroni- gungsforschung im Gesundheitswesen» lanciert – das schen Erkrankungen und Multimorbidität einher. Durch erste Programm, das explizit und ausschliesslich Gelder die erfolgreiche Entwicklung neuer Techniken und die für Versorgungsforschung in der Schweiz zur Verfügung Fortschritte in Prävention, Diagnostik und Therapie von stellt. Für die Jahre 2012 – 2015 stehen durch dieses För- Krankheiten sind auch die Erwartungen der Menschen an derprogramm insgesamt 5 Millionen Franken für Pro- die moderne Medizin und an eine uneingeschränkte Ver- jektunterstützung, Anschubfinanzierungen sowie Nach- sorgung gestiegen. Alle diese Faktoren tragen zu einem wuchsförderung im Bereich der Versorgungsforschung steigenden Bedarf an ökonomischen, aber auch an perso- zur Verfügung. nellen Ressourcen bei und unterwerfen das Gesundheits- wesen einem dauernden Reformprozess. Auftrag Die Herausforderung eines qualitativ hochstehenden Ge- sundheitssystems ist nicht nur die optimale Integration Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Ge- adäquater medizinischer Massnahmen unter Berücksich- sundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master- tigung gesundheitsökonomischer Aspekte, sondern auch plans Hausarztmedizin / Medizinische Grundversorgung die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die ein Konzept «Stärkung der Versorgungsforschung in der Gesundheitsversorgung. Um Unter-, Über- sowie Fehl- Schweiz» auszuarbeiten. Mit diesem Konzept wird zu- versorgung zu vermeiden und eine gute Versorgung auch dem zwei weiteren politischen Anliegen Rechnung ge- langfristig gewährleisten zu können, müssen aktuelle tragen: den Motionen Cassis, «Less is more. Wie steht Versorgungsprozesse analysiert und gegebenenfalls neue, es in der Schweiz mit dem Überkonsum von medizini- innovative Versorgungskonzepte entwickelt, umgesetzt schen Leistungen?» (Cassis 2013), sowie Schmid-Federer, und auf ihren Nutzen hin überprüft werden. Sowohl die «Nationales Forschungsprogramm Langzeitversorgung» Analyse bestehender Strukturen als auch die Entwick- (Schmid-Federer 2013), bei denen das Thema Versor- lung neuer Konzepte sind Gegenstand der Versorgungs- gungsforschung zentral ist. Des Weiteren spricht das Kon- forschung. zept die Motionen Rossini, «Konsum von Medikamenten. Welche Perspektiven?» (Rossini 2012), Heim, «Pflegebe- Während die Versorgungsforschung vor allem im angel- dürftige Betagte. Case Management» (Heim 2009), und sächsischen Raum bereits seit mehreren Jahrzehnten in Heim, «Begleit- und Versorgungsforschung in der Ge- Form von wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie sundheitsversorgung» (Heim 2008), an. staatlich geförderten Einrichtungen institutionalisiert ist, ist der Forschungszweig in der Schweiz aktuell wenig entwickelt. Zwar werden hierzulande an verschiedenen
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