Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz - Vol. 9, No 1, 2014 www.akademien-schweiz.ch

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Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz - Vol. 9, No 1, 2014 www.akademien-schweiz.ch
Vol. 9, No 1, 2014

                           www.akademien-schweiz.ch

         Stärkung der
Versorgungsforschung
       in der Schweiz
     Konzept erstellt durch die Schweizerische Akademie
                   der Medizinischen Wissenschaften im
               Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014

         Stärkung der
Versorgungsforschung
       in der Schweiz
     Konzept erstellt durch die Schweizerische Akademie
                   der Medizinischen Wissenschaften im
               Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit
Herausgeber
Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften
Petersplatz 13, CH - 4051 Basel
T + 41 61 269 90 30, mail@samw.ch, www.samw.ch

Gestaltung
Howald Fosco, Basel

Umschlagkonzept
Gregorio Caruso, Basel

Foto Umschlag
GrafikZentrum Unispital Bern

Druck
Kreis Druck, Basel

1. Auflage, 2014
Die Broschüre kann kostenlos bezogen werden bei der SAMW.
© SAMW 2014

Zitiervorschlag:
Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2014)
Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz. Swiss Academies Reports 9 (1).
Zusammenfassung                                                                   5
Résumé                                                                            9
Summary                                                                          13

Einleitung                                                                       17

A Ansätze der Versorgungsforschung                                               19
A 1. Was ist Versorgungsforschung?                                               19
     A 1.1.	Einordnung der Versorgungsforschung in die Forschungslandschaft
             des Gesundheits­wesens                                              19
     A 1.2. Definition, Kernbereiche und Zielsetzung von Versorgungsforschung    20
     A 1.3. Forschungsbereiche, Systematik und Forschungsgegenstände             21
     A 1.4. Methodik                                                             23
A 2. Warum braucht es Versorgungsforschung?                                      24
     A 2.1. Der Ruf nach Versorgungsforschung in der Schweiz                     24
     A 2.2. Der Nutzen von Versorgungsforschung                                  24
     A 2.3. Ergebnisse der Versorgungsforschung: Beispiele aus dem Ausland       26
A 3. Versorgungsforschung in der Schweiz                                         26
     A 3.1. Datenlage zur Gesundheitsversorgung                                  26
     A 3.2. Derzeitige Situation der Versorgungs­forschung in der Schweiz        27

B Versorgungsforschung in verschiedenen Settings                                 29
B 1. Versorgungsforschung in der Grundversorgung                                 30
     Thomas Rosemann
B 2. Versorgungsforschung in der Sekundärversorgung                              34
     Philipp Schütz & Beat Müller
B 3. recherche sur les services de santé dans les hôpitaux universitaires        35
     Guy Haller
B 4. Recherche sur les services de santé: prévention et promotion de la santé    37
     Bernard Burnand
B 5. Versorgungsforschung in der Pflege                                          39
     Dietmar Ausserhofer, René Schwendimann & Sabina De Geest
B 6. Patienten- und Nutzerorientierung in der Versorgungsforschung               41
     David Schwappach
B 7. Gesundheitssystemebene                                                      43
     André Busato*
B 8. Gesundheitsökonomie als Querschnittsdisziplin in der Versorgungsforschung   45
     Urs Brügger & Klaus Eichler
B 9. Versorgungsforschung aus der Perspektive der biomedizinischen Ethik         46
     Nikola Biller-Andorno

                                                                                  →
C Schlussfolgerungen und Empfehlungen                                                 49
C 1. Die vorhandenen und weitere, zukünftig generierte Daten sind in einer
     validen Datenbasis zusammenzufassen                                              49
C 2. Die Aus- und Weiterbildung im Bereich Versorgungsforschung ist zu fördern        50
C 3. Die vorhandenen Infrastrukturen sind stärker zu koordinieren und zu vernetzen    50
C 4. Ein Nationales Forschungsprogramm trägt dazu bei, den Nachholbedarf
     der Schweiz im Bereich Versorgungsforschung zu verkleinern                       51
C 5. Bestimmte Teilgebiete der Versorgungsforschung bzw. fachliche Schwerpunkte
     sind zu priorisieren                                                             53
C 6. Ausblick                                                                         54

Anhang                                                                                55
Literatur                                                                             55
Autoren                                                                               59
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014   5

Zusammenfassung

Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften

Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz

Versorgungsforschung untersucht, wie Menschen einen optimalen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung erhalten, wie
man diese Versorgung möglichst effizient gestaltet und welchen Effekt sie letztlich auf den Patienten hat. Versorgungsforschung
schlägt so die Brücke zwischen den Ergebnissen klinischer Forschung und täglicher Praxis und zielt darauf ab, unter Berück­-
sichtigung ökonomischer Aspekte «evidence performance gaps» zu minimieren. International ist die Versorgungsforschung ein
prosperierendes Forschungsbiet, das sich neben der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung in vielen Ländern als
dritte Säule der medizinischen Forschung etabliert hat – dies nicht zuletzt deshalb, weil ihre Ergebnisse für gesundheitspolitische
Weichenstellungen unabdingbar sind. In der Schweiz entwickelt sich erst in der jüngsten Zeit – namentlich unter zunehmendem
ökonomischem Druck und der Implementierung fundamentaler Systemänderungen wie etwa der DRGs – ein Bewusstsein für
den Forschungsbedarf. Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Gesundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master-
plans Hausarztmedizin ein Konzept «Versorgungsforschung in der Schweiz» auszuarbeiten.

Die Versorgungsforschung (engl. Health Services Research,                  Definition, Kernbereiche und Zielsetzung
HSR) beantwortet Fragen, die weder die biomedizinische                     von Versorgungsforschung
Grundlagenforschung, noch die klinische Forschung be-
antworten können: Sie untersucht die Wirksamkeit von                       Aufgrund ihrer multidisziplinären Natur und der ver-
Versorgung unter Alltagsbedingungen und sucht neue                         schiedenen Bereiche, in denen Versorgungsforschung
Lösungsansätze für ein qualitativ hochstehendes Gesund-                    stattfindet, existiert eine Vielzahl unterschiedlicher De-
heitssystem, das den heutigen gesellschaftlichen Anforde-                  finitionen und Strukturkonzepte. Je nach wissenschaftli-
rungen an die Kranken- und Gesundheitsversorgung ge-                       cher Disziplin werden dabei die verschiedenen Schwer-
recht wird. Der englische Begriff «Health Services» richtet                punkte der Versorgungsforschung bzw. ihre Kernbereiche
sich, im Gegensatz zum Begriff «Health Care», nicht nur                    mit unterschiedlicher Gewichtung herausgestellt.
an Patientinnen und Patienten, sondern auch an die ge-
sunde, zu versorgende Bevölkerung (z.B. im Bereich Prä-                    Die amerikanische «Agency for Healthcare Research and
vention). In der Folge ist mit dem deutschen Wort «Ver-                    Quality» (AHRQ) definiert Versorgungsforschung wie
sorgung» deshalb immer sowohl die Kranken- als auch die                    folgt: «Health services research examines how people get
Gesundheitsversorgung gemeint.                                             access to health care, how much care costs, and what hap-
                                                                           pens to patients as a result of this care.» Die AHRQ fasst

                                         Innovationstransfer

                        Translationale                                 Implementierungs-
                          Forschung                                       forschung /
                                                                                                 Versorgungs­forschung
  Grundlagenforschung

                                                 Klinische Forschung

                                                                       Knowledgetransfer

                                                                        Public-Health-                                           Grafik 1:
                                                                                                                                 3-Säulen-Modell der Forschungs-
                                                                         Forschung /
                                                                                                                                 landschaft von Medizin und Gesundheits-
                                                                        Epidemiologie                                            wesen (in Anlehnung an M. Schrappe und
                                                                                                                                 H. Pfaff 2011).
6     Stärkung der Verorgungsforschung in der Schweiz

damit die wichtigsten Kernbereiche der Versorgungsfor-       Patienten und den Health Professionals (als Beziehung
schung zusammen, nämlich den Zugang zu sowie Ange-           zwischen Leistungserbringer und Leistungsempfänger so-
messenheit und Kosten von Versorgung, und macht deut-        wie im Sinne eines «shared decisionmaking»).
lich, dass Versorgungsforschung patientenorientiert ist
und auf die Ergebnisqualität (outcome) fokussiert.           Versorgungsforschung findet nicht nur auf verschiedenen
                                                             Ebenen sondern auch in diversen unterschiedlichen Set-
Die im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreite-        tings statt (z.B. im ambulanten oder stationären Bereich
te Definition von Versorgungsforschung stammt von Pfaff      von Grundversorgung oder Sekundär- und Tertiärversor-
et al. und sieht die «letzte Meile» des Gesundheitssys-      gung, in der Rehabilitation, in Prävention und Gesund-
tems, also die Betrachtung der Patientenversorgung unter     heitsförderung, in der Gesundheitspolitik usw.). Je nach
den tatsächlichen Bedingungen der täglichen Routine der      Perspektive (z.B. medizinischer, ökonomischer, ethischer,
medizinischen Versorgung der Bevölkerung, als zentrales      organisatorischer usw.) stehen unterschiedliche Aspekte
Objekt dieses Forschungsfelds. Pfaff beschreibt die Ver-     der Versorgung sowie verschiedene Zielgruppen im Fo-
sorgungsforschung im Sinne einer methodisch-funktiona-       kus, und je nach Fragestellung werden unterschiedliche
len Definition als «fachübergreifendes Forschungsgebiet,     Datengrundlagen und Methoden verwendet.
das die Kranken- und Gesundheitsversorgung und ihre
Rahmenbedingungen beschreibt und kausal erklärt, zur         Versorgungsforschung ist ein multi- und transdisziplinä-
Entwicklung wissenschaftlich fundierter Versorgungs-         res Forschungsgebiet. Sie findet in jedem patientenori-
konzepte beiträgt, die Umsetzung neuer Versorgungs-          entierten Fachgebiet statt und wird meist unter Beteili-
konzepte begleitend erforscht und die Wirksamkeit von        gung verschiedener Berufsgruppen durchgeführt (z.B. der
Versorgungsstrukturen und -prozessen unter Alltagsbe-        universitären Medizinalberufe, der Gesundheitsberufe
dingungen evaluiert».                                        der Tertiärstufe [d.h. höhere Berufsbildung, Fachhoch-
                                                             schulen] sowie der Psychologieberufe). Meist wird sie in
Für den Zugang zu Versorgung spielen neben dem Ein-          Zusammenarbeit mit weiteren Wissenschaftsdisziplinen
fluss sozialer Faktoren Finanzierungssysteme, Organisa-      durchgeführt, wie z.B. der Soziologie, der Gesundheits-
tionsstrukturen und -prozesse, Gesundheitstechnologien,      ökonomie, Public Health, der Ethik oder der Informatik.
personenbezogene Verhaltensweisen sowie die Angebots-        Wie in allen Forschungsgebieten, determiniert auch in der
struktur eine wichtige Rolle. Hinsichtlich der Angemes-      Versorgungsforschung die Fragestellung die Methodik,
senheit stellen sich die Fragen nach Bedarf, Nachfrage       es gibt keine spezifische Methodik der Versorgungsfor-
und Inanspruchnahme von Versorgung, aber auch nach           schung. Es gibt aber oftmals eine Art «Methodenabfolge»,
Faktoren wie Versorgungsqualität, Sicherheit, Effizienz      insbesondere in der nichtdeskriptiven Versorgungsfor-
und Wirksamkeit. Zudem müssen gesundheitsökonomi-            schung (in der Regel Mikroebene, s.o.), die darauf abzielt
sche Aspekte berücksichtigt werden, um die Wirtschaft-       Veränderungen zu implementieren. So stehen zu Beginn
lichkeit bzw. das Kosten-Nutzen-Verhältnis der jeweili-      oftmals Fragestellungen im Zentrum, die das grundsätz-
gen Versorgung beurteilen zu können.                         liche «Warum» adressieren, also warum beispielswei-
                                                             se bestimmte Prozeduren nicht in den klinischen Alltag
                                                             übersetzt werden, obwohl es eine klare Evidenz gibt. Hier
Forschungsbereiche und -methodik                             kommen dann initial qualitative, also hypothesengenerie-
                                                             rende Methoden zum Einsatz. Dem folgt dann meist eine
Versorgungsforschung findet auf drei verschiedenen Ebe-      quantitative Beschreibung des Ausmasses, etwa durch die
nen statt (Makro-, Meso- und Mikroebene). Forschung          Analyse epidemiologischer oder cross-sectional erhobe-
auf der Makroebene wird auch als Gesundheitssystem-          ner Daten. Zuletzt werden dann Interventionen in klas-
forschung bezeichnet. Sie fokussiert auf die Analyse des     sischen, randomisierten Trials gegeneinander oder gegen
Gesundheitssystems (auf regionaler, nationaler oder inter-   «usual care» getestet. Wie in der Forschungsmethodik an
nationaler Ebene) und dessen gesundheitspolitischer, ge-     sich, so gibt es auch in der Statistik keine spezifischen
sellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Vorgaben. Meist   Statistiken der Versorgungsforschung, allerdings bedarf
werden dazu bereits bestehende, oft hoch aggregierte Da-     es oftmals Adaptionen im Studiendesign, wie etwa einem
ten verwendet. Forschung auf der Mesoebene umfasst die       Clusterdesign in RCTs oder komplexer statistischer Mo-
Analyse von Organisation und Erbringung von gesund-          delle in der Auswertung.
heitsrelevanten Dienstleistungen und Produkten unter
Alltagsbedingungen (z.B. in Spitälern, Arztpraxen oder
anderen Gesundheitseinrichtungen) sowie die Einschät-
zung und Bewertung solcher Versorgungsleistungen (z.B.
Indikatoren, Qualität, Effektivität, Angemessenheit). Die
Mikroebene umfasst individuelle Versorgungsinteraktio-
nen und fokussiert auf die konkrete Beziehung zwischen
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014   7

Der Nutzen von Versorgungsforschung                         ser Versorgungsangebote zu fördern, fordert der Bericht
                                                            «Gesundheit2020» u.a. explizit die Einführung bzw. Stär-
Versorgungsforschung nimmt für sich in Anspruch, einen      kung der Versorgungsforschung in der Schweiz, nicht
wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Lösungskon-        zuletzt, da aufgrund der unterschiedlichen Struktur von
zepten für die notwendigen Umstrukturierungen und die       Gesundheitssystemen die Übertragbarkeit ausländischer
Weiterentwicklung des Gesundheitssystems zu leisten         bzw. internationaler Studien auf das Schweizer System
und den gesundheitspolitischen Akteuren, insbesondere       begrenzt ist. Auch der Bericht «Neue Versorgungsmodel-
den Leistungserbringern, Versicherer, Politikern und Wis-   le für die medizinische Grundversorgung» von GDK und
senschaftlern, eine Hilfestellung bei der Lösung struktu-   BAG fordert den Ausbau und die Stärkung von Versor-
reller Probleme im Gesundheitssystem zu geben.              gungsforschung in der Schweiz, um die Entstehung, Wei-
                                                            terentwicklung und Verbreitung neuer Versorgungsmo-
Die Stärken der Versorgungsforschung sind das breite        delle zu ermöglichen.
Spektrum der beteiligten Disziplinen und Berufsgruppen
sowie die Vielzahl unterschiedlicher Faktoren und An-       Erste Ergebnisse einer im Herbst 2013 von der SAMW
satzpunkte, welche die Versorgungsforschung ins Visier      durchgeführten Umfrage bei Akteuren im Bereich Versor-
nimmt. Die durch sie generierte datengestützte Informa-     gungsforschung zeigen, dass die Versorgungsforschung in
tion bezüglich Nutzen und Schaden von Versorgungsleis-      der Schweiz hauptsächlich an Universitäten, Fachhoch-
tungen dient nicht nur den Patienten und den Leistungs-     schulen sowie Universitätsspitälern durchgeführt wird,
erbringern, sondern auch den Entscheidungsträgern in        zu kleineren Teilen auch im privaten Sektor (z.B. bei
gesundheitspolitischen Bereichen. Die sich wandelnden       den Krankenkassen und privaten Forschungsinstituten)
demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingun-         sowie in der öffentlichen Verwaltung (z.B. Obsan). Die
gen, aber auch neue Entwicklungen und Behandlungs-          fachlichen Hauptdisziplinen der Akteure sind breit ge-
strategien unterwerfen das Gesundheitssystem einem          streut – von Pflege- und Gesundheitswissenschaften, So-
dauernden Reformprozess. Durch die Ergebnisse der           zialwissenschaften, Public Health/Epidemiologie, Ethik,
Versorgungsforschung erhalten Entscheidungsträger die       Pharmazie, Informatik bis hin zur Ökonomie, wobei über
Möglichkeit, die Probleme, mit denen sie konfrontiert       ein Drittel der Forschenden Mediziner sind.
sind, auf evidenzbasierten Grundlagen und im Sinne ei-
nes nachhaltigen und zukunftsorientierten Gesundheits-      Insgesamt ist die Versorgungsforschung im internationa-
systems zu lösen.                                           len Vergleich – gerade in Relation zur Grundlagen- und
                                                            klinischen Forschung – in der Schweiz nur gering aus-
                                                            geprägt.
Der Ruf nach Versorgungsforschung
in der Schweiz
                                                            Das Konzept «Stärkung der Versorgungs­
Das Schweizer Gesundheitssystem verfügt derzeit über        forschung in der Schweiz»
eine sehr hohe Qualität, was sich in der Lebenserwar-
tung und im Gesundheitszustand der Bevölkerung wider-       Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Ge-
spiegelt. Die OECD stellte der Schweiz zuletzt 2011 ein     sundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master-
insgesamt sehr gutes Zeugnis für ihr Gesundheitssystem      plans Hausarztmedizin ein Konzept «Stärkung der Ver-
aus: Praktisch alle Schweizer sind krankenversichert, Pa-   sorgungsforschung in der Schweiz» auszuarbeiten. Dieses
tienten haben einen guten Zugang zu den Leistungen und      Konzept hat nicht nur forschungspolitische, sondern auch
sind im Allgemeinen mit diesen zufrieden. Gleichzeitig      gesundheitspolitische Bedeutung: Es trägt nicht nur der
stellte der OECD-Bericht auch Schwächen fest, beispiels-    «Gesundheit Agenda 2020» Rechnung, sondern auch wei-
weise die hohen Kosten, die in den letzten Jahren durch-    teren politischen Anliegen wie beispielsweise den Moti-
schnittlich um 2,1 Mia. Franken pro Jahr gestiegen sind     onen Cassis «Less is more. Wie steht es in der Schweiz
und 2009 bei 11,4% des Bruttoinlandproduktes lagen.         mit dem Überkonsum von medizinischen Leistungen?»
                                                            sowie Schmid-Federer «Nationales Forschungsprogramm
Laut dem erwähnten OECD-Bericht sowie dem Bericht           Langzeitversorgung», bei denen das Thema Versorgungs-
«Gesundheit2020», der die gesundheitspolitischen Pri-       forschung zentral ist.
oritäten des Bundesrates für die kommenden acht Jahre
zusammenfasst, sind die Schwächen des schweizerischen
Systems vor allem seine beschränkte Transparenz, die lü-
ckenhaften statistischen und analytischen Grundlagen,
Ineffizienzen sowie das Nichterkennen von ungenügen-
der Qualität bestimmter Leistungen. Um diesen Schwä-
chen entgegenzuwirken und die Entwicklung zeitgemäs-
8     Was ist Versorgungsforschung?
      Stärkung der Verorgungsforschung in der Schweiz

Der erste, allgemeine Teil A des Konzeptes erläutert, wie   Die Empfehlungen zielen auf eine Stärkung der Versor-
sich Versorgungsforschung in die Forschungslandschaft       gungsforschung in der Schweiz auf den Ebenen Praxis,
des Gesundheitswesens einordnet, welche Bereiche sie        Aus- und Weiterbildung, Vernetzung sowie auf Anzahl
umfasst und was der Nutzen von Versorgungsforschung         und Qualität der Forschungsprojekte. Um die Umsetzung
ist. Zudem stellt er die derzeitige Lage der Versorgungs-   der vorgeschlagenen Massnahmen zu begleiten und ge-
forschung in der Schweiz dar. Im Teil B beleuchten Exper-   gebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, wäre die Ein-
tinnen und Experten die Versorgungsforschung und ihre       setzung einer nationalen Expertenkommission sinnvoll.
Fragestellungen in verschiedenen Settings des Gesund-       Diese würde in Bezug auf ihre Zusammensetzung einer
heitswesens. Der abschliesende Teil C formuliert Empfeh-    Begleitgruppe des unter Punkt 4 beschriebenen Nationa­
lungen für den mittel- bis langfristigen Ausbau von For-    len Forschungsprogramms entsprechen und müsste die
schungskompetenzen, Infrastrukturen, Datenlage sowie        wichtigsten an der Versorgungsforschung beteiligten In-
Nachwuchsförderung und Finanzierungsmöglichkeiten           stitutionen und Fachrichtungen berücksichtigen. Die
im Bereich Versorgungsforschung:                            Umsetzung oben genannter und daraus folgender Mass-
                                                            nahmen wird die Gesundheitsversorgung in der Schweiz
1. Die vorhandenen und weitere, zukünftig generierte        optimieren und den Rückstand der Schweizer Versor-
   Daten sind in einer validen Datenbasis zusammen­         gungsforschung im internationalen Vergleich verringern.
   zufassen.
2. Die Aus- und Weiterbildung im Bereich Versorgungs-
   forschung ist zu fördern.
3. Die vorhandenen Infrastrukturen sind stärker
   zu koordinieren und zu vernetzen.
4. Ein Nationales Forschungsprogramm trägt dazu bei,
   den Nachholbedarf der Schweiz im Bereich
   Versorgungsforschung zu verkleinern.
5. Bestimmte Teilgebiete der Versorgungsforschung
   bzw. fachliche Schwerpunkte sind zu priorisieren.
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014      9

Résumé

Académie Suisse des Sciences Médicales

Renforcement de la recherche sur les services
de santé en Suisse

La recherche sur les services de santé étudie comment les individus peuvent bénéficier d’un accès optimal à une prise en charge
médicale adéquate, comment cette prise en charge peut être structurée le plus efficacement possible et quels sont finalement
ses effets sur le patient. La recherche sur les services de santé jette ainsi des ponts entre les résultats de la recherche clinique
et la pratique quotidienne et vise à minimiser les «evidence performance gaps» tout en tenant compte des aspects économiques.
Au niveau international, la recherche sur les services de santé est un domaine de recherche prospère, qui s’est d’ores et déjà
imposé dans de nombreux pays comme troisième pilier de la recherche médicale – à côté de la recherche fondamentale et de la
recherche clinique –, d’autant plus que les décisions en matière de politique de la santé reposent sur ses résultats. Ce n’est
que récemment – notamment sous l’effet de la pression économique croissante et depuis l’introduction de modifications profondes
dans les systèmes comme par exemple les DRGs – que la Suisse a pris conscience de la nécessité de développer la recherche dans
ce domaine. En janvier 2013, l’Office fédéral de la santé publique a chargé l’ASSM d’élaborer, dans le cadre du Masterplan «Médecine
de famille», un concept de «Recherche sur les services de santé en Suisse».

La recherche sur les services de santé (Health Services                                 Définition, domaines clés et objectifs de
Research, HSR, en anglais) traite les questions auxquelles                              la recherche sur les services de santé
ni la recherche fondamentale biomédicale, ni la recherche
clinique ne peut répondre: elle examine l’efficacité de la                              Du fait de sa nature multidisciplinaire et des différents
prise en charge dans la réalité quotidienne et cherche de                               domaines d’application de la recherche sur les services
nouvelles approches pour garantir une qualité élevée du                                 de santé, il existe diverses définitions et concepts struc-
système de santé qui réponde aux exigences actuelles de                                 turels. Selon la discipline scientifique, la recherche sur
la société en matière de prise en charge médicale. Le terme                             les services de santé – respectivement ses domaines clés
anglais de «Health Services» s’adresse, contrairement à la                              – privilégiera des aspects différents.
notion de «Health Care», non seulement aux patientes et
patients, mais également aux individus en bonne santé                                   L’«Agency for Healthcare Research and Quality» (AHRQ)
susceptibles d’être pris en charge (p. ex. dans le domaine                              définit la recherche sur les services de santé comme suit:
de la prévention). Ainsi, dans cet article, le terme fran-                              «Health services research examines how people get access
çais de «prise en charge» comprend aussi bien la prise                                  to health care, how much care costs, and what happens to
en charge des malades que la prise en charge de la santé.                               patients as a result of this care.» L’AHRQ récapitule ainsi

                                                    Transfert d’innovations

                           Recherche translationnelle                                  Recherche
  Recherche fondamentale

                                                                                   d’implémentation/
                                                                                                             les services de santé
                                                              Recherche clinique

                                                                                   Transfert de savoir
                                                                                                                 Recherche sur

                                                                                    Recherche en
                                                                                    santé public/                                     Modèle du 3e pilier du paysage
                                                                                    épidémiologie                                     de la recherche en médecine
                                                                                                                                      et dans le système de santé
                                                                                                                                      (selon M. Schrappe und H. Pfaff 2011)
10    Renforcement de la recherche sur les services de santé en Suisse

les principaux aspects de la recherche sur les services de               concrète entre les patients et les professionnels de la santé
santé, à savoir l’accès aux soins, l’adéquation des soins et             (en tant que relation entre le fournisseur de prestations et
leurs coûts, et souligne que la recherche sur les services               le destinataire, mais également dans le sens d’une prise de
de santé est orientée vers le patient et la qualité des résul-           décision partagée).
tats («outcome»).
                                                                         La recherche sur les services de santé ne se déroule pas
La définition de la recherche sur les services de santé se-              seulement à différents niveaux, elle concerne également
lon Pfaff et al. est la plus répandue dans les zones germa-              différents contextes (p. ex. le domaine ambulatoire ou sta-
nophones; elle considère la «dernière étape» du système                  tionnaire la médecine de premier recours ou la prise en
de santé, c’est-à-dire l’analyse de la prise en charge des               charge secondaire ou tertiaire, le domaine de la réhabili-
patients dans les conditions effectives de la routine quo-               tation, de la prévention et de la promotion de la santé, de
tidienne, comme l’élément central de ce domaine de la                    la politique de la santé, etc.). Selon la perspective (p. ex.
recherche. Pfaff décrit la recherche sur les services de san-            médicale, économique, éthique, organisationnelle, etc.),
té, dans le sens d’une définition méthodologique et fonc-                l’accent est mis sur des aspects et des groupes cibles diffé-
tionnelle, comme «un domaine de recherche interdisci-                    rents et, selon la thématique, des bases de données et des
plinaire qui décrit et explique de façon causale la prise                méthodes différentes sont employées.
en charge des malades et de la santé et leurs conditions
cadres, qui contribue au développement de concepts de                    La recherche sur les services de santé est un domaine de re-
soins scientifiquement fondés, qui soutient l’implémenta-                cherche multi- et transdisciplinaire. Elle est réalisée dans
tion de nouveaux concepts de soins et qui évalue l’effica-               tous les secteurs centrés sur le patient avec, la plupart du
cité des structures et des procédures des services de santé              temps, la participation de divers groupes professionnels
dans les conditions quotidiennes».                                       (p. ex. des professions médicales universitaires, des pro-
                                                                         fessions de soins du niveau tertiaire [c’est-à-dire formation
Au-delà de l’influence des facteurs sociaux, les systèmes                professionnelle supérieure, hautes écoles spécialisées] et
de financement, les structures et les processus d’organi-                des professionnels en psychologie). Elle implique souvent
sation, les technologies de la santé, les attitudes indivi-              la participation d’autres disciplines scientifiques, comme
duelles et la structure de l’offre jouent un rôle prépon-                par exemple la sociologie, l’économie de la santé, la santé
dérant dans l’accès aux soins. La notion d’adéquation                    publique, l’éthique ou l’informatique. Comme dans tous
renvoie à des questions relatives au besoin, à la demande                les domaines de la recherche, c’est la thématique qui dé-
et au recours aux soins, mais également à des facteurs                   termine la méthodologie dans la recherche sur les services
tels que la qualité des soins, la sécurité, l’efficacité et la           de santé; la recherche sur les services de santé ne repose
rentabilité. Pour être en mesure d’évaluer la rentabilité                pas sur une méthodologie spécifique. Toutefois, il existe
respectivement le rapport coûts-efficacité des soins en                  souvent une sorte de «déroulement méthodologique», en
question, il importe également de tenir compte d’aspects                 particulier dans la recherche sur les services de santé non
économiques.                                                             descriptive (habituellement niveau micro, voir ci-dessus)
                                                                         qui vise à introduire des modifications. Ainsi, il arrive
                                                                         souvent que la question fondamentale du «pourquoi» soit
Domaines de recherche et méthodologie                                    soulevée dès le début; par exemple, pourquoi certaines
                                                                         procédures ne peuvent être transposées dans le quotidien
La recherche sur les services de santé se déroule à trois                clinique, même en présence d’une évidence claire. C’est là
niveaux (macro, méso et micro). La recherche au niveau                   qu’interviennent initialement des méthodes qualitatives,
macro est aussi qualifiée de recherche sur le système de                 c’est-à-dire génératrices d’hypothèses, suivies la plupart
santé. Elle se concentre sur l’analyse du système de santé               du temps d’une description quantitative de l’ampleur,
(au niveau régional, national ou international) et de son                par exemple au moyen d’une analyse épidémiologique
contexte politique, sociétal et économique, la plupart                   ou de données transversales. Finalement des interven-
du temps, au moyen de données existantes, bien agré-                     tions dans des essais randomisés classiques sont mises
gées. La recherche au niveau méso comprend l’analyse                     en parallèle, soit entre elles, soit avec la prise en charge
de l’organisation et de la prise en charge médicale dans                 habituelle («usual care»). Comme dans la méthodologie
les conditions quotidiennes (p. ex. dans les hôpitaux, les               de la recherche proprement dite, les statistiques ne com-
cabinets médicaux ou d’autres institutions de la santé)                  prennent pas de statistiques spécifiques à la recherche sur
ainsi que l’appréciation et l’évaluation de ces prestations
de soins (p. ex. indicateurs, qualité, efficacité, adéqua-
tion). Le niveau micro englobe les interactions indivi-
duelles de la prise en charge et se concentre sur la relation
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014   11

les services de santé; toutefois il est souvent nécessaire de   insuffisante de certaines prestations. Pour remédier à ces
procéder à des adaptations au niveau de la conception de        faiblesses et encourager le développement d’offres de
l’étude – comme par exemple un concept de grappes en            soins modernes, le rapport «Santé2020» exige entre autres
RCTs ou des modèles statistiques complexes dans l’éva-          de mettre en place ou de renforcer la recherche sur les
luation.                                                        services de santé en Suisse, d’autant plus que la diversité
                                                                des structures des systèmes de santé limite les possibili-
                                                                tés de transposer des études étrangères ou internationales
L’utilité de la recherche sur les services de santé             au système suisse. Dans leur rapport «Nouveaux modèles
                                                                de soins pour la médecine de premier recours», la CDS et
La recherche sur les services de santé entend fournir une       l’OFSP exigent, eux aussi, le développement et le renfor-
contribution majeure au développement de concepts en            cement de la recherche sur les services de santé en Suisse
vue des restructurations nécessaires et du développement        pour que de nouveaux modèles de soins puissent être in-
du système de santé et apporter, par ailleurs, une aide à       troduits, développés et diffusés.
la résolution de problèmes structurels au sein du système
de santé, tout particulièrement aux fournisseurs de pres-       Les premiers résultats d’une enquête réalisées par l’ASSM
tations, aux assureurs, aux politiciens et aux scientifiques.   en automne 2013 auprès des acteurs du domaine de la re-
                                                                cherche sur les services de santé montrent qu’en Suisse,
Le large éventail des disciplines et des groupes profession-    la recherche sur les services de santé se déroule principa-
nels concernés ainsi que la diversité des facteurs et des       lement dans les universités, les hautes écoles spécialisées
approches ciblés par la recherche sur les services de santé     et les hôpitaux universitaires et, plus rarement, dans le
constituent ses points forts. L’information sécurisée qu’elle   secteur privé (p. ex. les caisses de maladie et les instituts
génère, concernant l’utilité et les risques des prestations     de recherche privés) et l’administration (p. ex. Obsan).
de santé ne sert pas uniquement les patients et les four-       Les disciplines des différents acteurs couvrent un large
nisseurs de prestations, mais également les décisionnaires      éventail qui englobe les sciences infirmières et médicales,
des domaines de la politique de la santé. Les conditions        les sciences sociales, la santé publique / l’épidémiologie,
cadres démographiques et économiques, en constante              l’éthique, la pharmacie, l’informatique, mais également
évolution, de même que les nouveaux développements et           l’économie, sachant que plus d’un tiers des chercheurs
stratégies de traitement, soumettent le système de santé        sont des médecins.
à des réformes continuelles. Les résultats de la recherche
sur les services de santé permettent aux décisionnaires de      Comparé à l’étranger, la recherche sur les services de san-
solutionner les problèmes sur la base de preuves et dans le     té – notamment par rapport à la recherche fondamentale
sens d’un système de santé durable et tourné vers l’avenir.     et à la recherche clinique – est globalement plutôt faible
                                                                en Suisse.

L’appel en faveur de la recherche sur
les services de santé en Suisse                                 Le concept «Renforcement de la recherche
                                                                sur les services de santé en Suisse»
La Suisse bénéficie actuellement d’un système de santé
de grande qualité, ce qui se reflète dans l’espérance de vie    En janvier 2013, l’ASSM a été chargée par l’Office fédé-
et dans l’état de santé de la population. En 2012, l’OCDE       ral de la santé publique d’élaborer un concept «Renforce-
a globalement très bien noté le système de santé suisse.        ment de la recherche sur les services de santé en Suisse»
Pratiquement tous les Suisses ont une assurance mala-           dans le cadre du Masterplan «Médecine de famille». Ce
die, les patients bénéficient d’un bon accès aux presta-        concept est significatif non seulement pour la politique de
tions et se déclarent satisfaits de ces prestations. Le rap-    la recherche, mais également pour la politique de la santé:
port de l’OCDE a également attiré l’attention sur quelques      il tient compte, d’une part, de l’agenda «Santé2020» et,
points faibles, comme par exemple les coûts élevés qui          d’autre part, d’attentes politiques comme, par exemple,
ont augmenté en moyenne de 2,1 Mia. francs par an pour          les motions Cassis «Faire mieux avec moins. Surconsom-
atteindre en 2011 11,4% du produit national brut.               mation de prestations médicales en Suisse» et Schmid-Fe-
                                                                derer «Programme national de recherche Soins de longue
Selon le rapport OCDE mentionné ainsi que le rapport            durée» dont le thème central est la recherche sur les ser-
«Santé2020» qui récapitule les priorités du Conseil fé-         vices de santé.
déral en matière de politique de la santé pour les huit
prochaines années, les points faibles du système suisse
résident principalement dans sa transparence limitée,
les lacunes dans les bases statistiques et analytiques, cer-
taines inefficacités ainsi que dans le déni de la qualité
12    Was ist Versorgungsforschung?
      Renforcement  de la recherche sur les services de santé en Suisse

La première partie (A) du concept décrit la manière dont la               Les recommandations visent à renforcer la recherche
recherche sur les services de santé s’inscrit dans le paysage             sur les services de santé en Suisse, au niveau de la pra-
de la recherche du système de santé, les domaines qu’elle                 tique, de la formation pré- et postgraduée, du travail en
englobe et son utilité. Elle présente en outre la situation ac-           réseau ainsi que du nombre et de la qualité des projets
tuelle de la recherche sur les services de santé. Dans la par-            de recherche. L’instauration d’une commission nationale
tie B, des experts expliquent la recherche sur les services de            d’experts pourrait s’avérer pertinente dans le sens d’un
santé et les questionnements qu’elle implique dans les dif-               suivi de l’application des mesures proposées et d’adap-
férents secteurs du système de santé. En conclusion, dans                 tations éventuelles. Les membres d’une telle commis-
la partie C, des recommandations sont formulées pour le                   sion devraient correspondre à la description sous point
développement à moyen et à long terme des compétences                     4 du programme national de recherche et tenir compte
de recherche, des infrastructures, de la qualité des données              des principales institutions et disciplines concernées par
ainsi que de la relève et des possibilités de financement de              la recherche sur les services de santé. L’application des
la recherche sur les services de santé:                                   mesures susmentionnées et consécutives permettra d’op-
                                                                          timiser la recherche sur les services de santé en Suisse et
1. Les données actuelles et futures doivent être                          de réduire son retard par rapport à l’étranger.
   regroupées dans une banque de données valide.
2. La formation pré- et postgraduée dans le domaine
   de la recherche sur les services de santé doit
   être encouragée.
3. Les infrastructures existantes doivent être mieux
   coordonnées et organisées en réseau.
4. Un programme national de recherche contribue à
   réduire le retard de la Suisse en matière de recherche
   sur les services de santé.
5. Certains domaines ou points forts de la recherche
   sur les services de santé doivent être priorisés.
Swiss Academies Report, Vol. 9, No 1, 2014       13

Summary

Swiss Academy of Medical Sciences

Strengthening health services research in Switzerland

Health services research investigates how access to appropriate health services can be optimized, how such services can be delivered
as efficiently as possible, and what effects they ultimately have on patients. Health services research thus bridges the gap between
the findings of clinical research and day-to-day practice and, taking economic aspects into consideration, seeks to minimize gaps
between evidence and practice. Internationally, health services research is a flourishing field which, alongside basic and clinical
research, has become established as a third pillar of medical research in many countries – not least because the results of such
research are indispensable in setting the direction of health policy. In Switzerland, awareness of the need for health services research
has developed only recently – particularly in response to growing economic pressures and the implementation of fundamental
systemic changes such as diagnosis-related groups (DRGs). In January 2013, the Swiss Academy of Medical Sciences (SAMS) was
requested by the Federal Office of Public Health (FOPH) to prepare a paper on “Health services research in Switzerland” as part of the
Primary Care Master Plan.

Health services research provides answers to questions                       Definition, core areas and goals
that cannot be answered either by basic biomedical re-                       of health services research
search or by clinical research: it investigates the effective-
ness of health services in day-to-day practice and seeks to                  Given its multidisciplinary nature and the variety of sec-
identify ways in which a high-quality health system can                      tors in which health services research is conducted, nu-
meet the demands of today’s society for health care and,                     merous different definitions and structural conceptions
more broadly, health services (the latter being designed                     exist. Depending on the particular scientific discipline,
not only for patients, but also for the healthy general pop-                 priority is given to different elements of health services
ulation, e.g. in the area of prevention).                                    research and its core areas are differently weighted.

                                            Innovation transfer

                   Translational research                                 Implementation
                                                                                                   Health services research

                                                                            research/
                                                                        knowledge transfer
                                                    Clinical research
  Basic research

                                                                         Public health
                                                                           research/
                                                                         epidemiology                                                 Fig. 1:
                                                                                                                                      The three pillars of research in
                                                                                                                                      medicine and health care system
                                                                                                                                      (according to M. Schrappe and H. Pfaff
                                                                                                                                      2011).
14    Strengthening health services research in Switzerland

The US Agency for Healthcare Research and Quality                provision (e.g. indicators, quality, effectiveness, appro-
(AHRQ) offers the following definition: “Health services         priateness). The micro level is concerned with individual
research examines how people get access to health care,          service interactions and focuses on actual relationships
how much care costs, and what happens to patients as a           between health professionals and patients (as service pro-
result of this care.” The AHRQ thus summarizes the most          viders and recipients, but also in terms of shared deci-
important concerns of health services research, namely           sion-making).
access to services and the appropriateness and costs there-
of, and highlights the fact that health services research is     Health services research is conducted not only at different
patient-oriented and outcome-focused.                            levels but also in a variety of settings (e.g. in- or outpa-
                                                                 tient primary, secondary or tertiary care, rehabilitation,
The definition of health services research most wide-            prevention and health promotion, health policy, etc.). De-
ly disseminated in German-speaking countries derives             pending on the perspective (medical, economic, ethical,
from Pfaff et al.; on this view, the main focus of this field    organizational, etc.), research will focus on different as-
of research is the “last mile” of the health system – i.e.       pects of services and different target groups; likewise, the
study­ing patient care under the real-life conditions of rou-    types of data and methods used will vary according to the
tine provision of medical services to the public. Offering       particular topic.
a methodological/functional definition, Pfaff describes
health services research as an “interdisciplinary field of       Health services research is a multi- and transdiscipli-
research which gives an account, and causal explana-             nary field. It may be conducted in any patient-oriented
tions, of health services and the framework within which         discipline and usually involves the participation of dif-
they are delivered; promotes the development of scientif-        ferent professional groups (e.g. university-level medical
ically based health service concepts; monitors the imple-        professions, tertiary-level [i.e. higher vocational training,
mentation of new health service concepts; and evaluates          university of applied sciences] healthcare professions
the effectiveness of health service structures and process-      and psychology professions). It is generally conducted
es under everyday conditions”.                                   in collaboration with other academic disciplines, such
                                                                 as sociology, health economics, public health, ethics or
Apart from the influence of social factors, access to health     computer science. In health services research – as in any
services is largely determined by financing systems, or-         other field – the methods applied are determined by the
ganizational structures and processes, health technolo-          research topic; there is no specific health services re-
gies, personal behaviours and the structure of available         search methodology. Often, however, there is a “sequence
services. With regard to appropriateness, questions arise        of methods”, especially in non-descriptive health services
concerning not only need, demand and the utilization of          research (usually micro level, see above), which is con-
services, but also factors such as service quality, safety,      cerned with the implementation of changes. The initial
efficiency and effectiveness. In addition, health economic       focus will frequently be on fundamental questions – in-
aspects need to be taken into consideration so that the cost­-   vestigating why, for example, certain procedures are not
­­­effectiveness or cost-benefit ratio of a particular service   applied in clinical practice, even though they are support-
can be evaluated.                                                ed by a clear evidence base. Here, qualitative (hypothe-
                                                                 sis-generating) methods will first be applied. This will
                                                                 generally be followed by a quantitative account, possibly
Research areas and methods                                       involving analysis of epidemiological or cross-sectional
                                                                 data. Finally, interventions will be tested in classical ran-
Health services research is pursued at three different le-       domized controlled trials (head-to-head or versus usual
vels (the macro, meso and micro level). Research at the          care). What has been said about methodology also applies
macro level, also known as health system research, in-           to statistics: there is no specific statistics of health servic-
volves analysis of the (regional, national or international)     es research, although adaptations will often be required
health system and of the relevant health policy, social and      in the study design – e.g. use of cluster randomized con-
economic framework. For this purpose, existing – often           trolled trials or complex statistical models for purposes
highly aggregated – data is used. Research at the meso           of evaluation.
level involves analysis of the organization and provision
of health-related services and products under everyday
conditions (e.g. in hospital, practice or other institutio-
nal settings) and the assessment and evaluation of such
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014   15

The benefits of health services research                        studies are of limited applicability to the Swiss system.
                                                                The report issued in 2012 by the Conference of Cantonal
The aims of health services research are to help to develop     Directors of Public Health (GDK) and the FOPH on new
ways of facilitating the necessary structural adjustments       models for the delivery of primary care calls for the ex-
and further development of the health system, and to as-        pansion and strengthening of health services research in
sist health policy actors – in particular, service providers,   Switzerland, in order to facilitate the establishment, de-
insurers, policymakers and scientists – in resolving struc-     velopment and dissemination of new models for service
tural problems within the health system.                        provision.

The strengths of health services research lie in the wide       The initial findings of a survey of health services research
range of disciplines and professional groups involved,          actors conducted by the SAMS in autumn 2013 indicate
and also in the variety of points of departure and factors      that health services research in Switzerland is mainly car-
addressed. The evidence-based information which it gen-         ried out at universities, universities of applied sciences
erates concerning the benefits and harms associated with        and university hospitals, and to a lesser extent also in the
health services is useful not only for patients and service     private sector (e.g. health insurers and private research
providers, but also for health policy decision-makers. In       institutes) and in the public sector (e.g. Obsan). The main
the face of changing demographic and economic condi-            disciplines of the actors involved cover a wide range –
tions, as well as new developments and treatment strat-         from nursing and health sciences, social sciences, public
egies, the health system is subject to a process of ongo-       health/epidemiology, ethics and pharmaceutics to com-
ing reform. The results of health services research enable      puter science and economics – although over a third of the
policy-makers to take an evidence-based approach to re-         researchers are medically trained.
solving the problems with which they are confronted, in
the interests of a sustainable and forward-looking health       Overall, by international standards, health services re-
system.                                                         search activities are very limited in Switzerland – par-
                                                                ticularly in comparison with basic and clinical research.

Calls for health services research in Switzerland
                                                                The paper on “Strengthening health services
Switzerland currently has a health system of very high          research in Switzerland”
quality, which is reflected in the life expectancy and
health status of the population. Most recently in 2011 the      In January 2013, the SAMS was requested by the FOPH
OECD gave Switzerland an excellent overall rating for the       to prepare a paper on “Health services research in Swit-
performance of its health system: virtually all residents       zerland” as part of the Primary Care Master Plan. This
have health insurance, patients enjoy easy access to ser-       paper is of relevance not only for research policy, but also
vices and are generally satisfied with them. At the same        for health policy: as well as reflecting the “Health2020”
time, the OECD review also identifies certain weaknesses,       agenda, it addresses other political concerns, such as
such as the high costs, which in recent years have risen by     those underlying the motions of National Councillors Cas-
an average of 2.1 billion francs per year, with total health    sis (“Less is more. What is the situation in Switzerland
spending amounting to 11.4% of GDP in 2009.                     regarding overconsumption of medical services?”) and
                                                                Schmid-Federer (“National Research Programme on long-
According to the OECD review and the “Health2020” re-           term care”), where the topic of health services research is
port, which sets out the Federal Council’s health policy        central.
priorities for the coming eight years, the main weakness-
es of the Swiss health system lie in its limited transpar-
ency, the incomplete statistical and analytical basis, in-
efficiencies and the fact that the poor quality of certain
services goes unrecognized. To address these weaknesses
and to promote modern forms of healthcare delivery, the
“Health2020” report calls explicitly, inter alia, for the es-
tablishment and strengthening of health services research
in Switzerland, not least because – given the structural
differences in health systems – foreign or international
16    Was ist Versorgungsforschung?
      Strengthening health services research in Switzerland

The first, more general, part of the paper (Part A) explains     These recommendations are designed to strengthen health
how health services research fits into the broader research      services research in Switzerland in the areas of practice,
landscape of the health system, the areas it encompasses         education and training, integration, and the number and
and the benefits it offers. In addition, it describes the cur-   quality of research projects. In order to monitor imple-
rent state of health services research in Switzerland. In        mentation of the proposed measures, and to make adjust-
Part B, experts examine the questions addressed by health        ments where necessary, it would be helpful to establish a
services research in various settings within the health          national expert committee. In terms of composition, this
system. In the final part (Part C), recommendations are          body would correspond to an advisory group for the Na-
formulated for the medium- to long-term development of           tional Research Programme referred to in point 4, and it
research expertise, infrastructure, the data basis, training     would have to include representatives of the key institu-
and financing options in the field of health services re-        tions and disciplines participating in health services re-
search:                                                          search. Implementation of the above and other resultant
                                                                 measures will help to optimize health services in Swit-
1. Existing data and additional data generated in                zerland, and to close the gap which exists between this
   the future should be combined to produce a valid              country and others in health services research.
   data basis.
2. Education and training in the field of health
   services research should be promoted.
3. There should be greater coordination and integration
   of existing infrastructure.
4. A National Research Programme would help
   Switzerland to catch up in the area of health
   services research.
5. Certain sub-fields or specific topics within health
   services research should be prioritized.
Swiss Academies Reports, Vol. 9, No 1, 2014   17

Einleitung

«Eine kontinuierliche Verbesserung der Patientenversorgung auf Grundlage wissenschaftlicher
Erkenntnisse – darauf richtet sich die Versorgungsforschung aus. Sie trägt dazu bei, dass eine evidenzbasierte
Gesundheitspolitik immer weiter in den Fokus rückt.» Edmund Neugebauer (2010)

Hintergrund                                                    Universitäten, Fachhochschulen und anderen Einrich-
                                                               tungen versorgungsforschungsrelevante Fragestellungen
Neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Forschungsbe-          bearbeitet, aber eine Institutionalisierung sowie die Be-
reichen rund um die Gesundheit haben im letzten Jahr-          reitstellung expliziter öffentlicher Fördergelder für diesen
hundert massgeblich dazu beigetragen, dass immer mehr          Forschungsbereich haben noch kaum stattgefunden.
Menschen ein immer höheres Lebensalter erreichen;
selbstverständlich haben aber auch weitere Faktoren wie        Auf Initiative der Schweizerischen Akademie der Medi-
bessere Umwelt- oder Sozialsysteme sowie Fortschrit-           zinischen Wissenschaften (SAMW) und mit finanzieller
te in der Bildung oder im Verhalten der Bevölkerung zu         Unterstützung der Gottfried und Julia Bangerter-Rhy-
dieser Entwicklung beigetragen. Die steigende Anzahl           ner-Stiftung wurde 2012 das Förderprogramm «Versor-
älterer Menschen geht mit einer Zunahme an chroni-             gungsforschung im Gesundheitswesen» lanciert – das
schen Erkrankungen und Multimorbidität einher. Durch           erste Programm, das explizit und ausschliesslich Gelder
die erfolgreiche Entwicklung neuer Techniken und die           für Versorgungsforschung in der Schweiz zur Verfügung
Fortschritte in Prävention, Diagnostik und Therapie von        stellt. Für die Jahre 2012 – 2015 stehen durch dieses För-
Krankheiten sind auch die Erwartungen der Menschen an          derprogramm insgesamt 5 Millionen Franken für Pro-
die moderne Medizin und an eine uneingeschränkte Ver-          jektunterstützung, Anschubfinanzierungen sowie Nach-
sorgung gestiegen. Alle diese Faktoren tragen zu einem         wuchsförderung im Bereich der Versorgungsforschung
steigenden Bedarf an ökonomischen, aber auch an perso-         zur Verfügung.
nellen Ressourcen bei und unterwerfen das Gesundheits-
wesen einem dauernden Reformprozess.
                                                               Auftrag
Die Herausforderung eines qualitativ hochstehenden Ge-
sundheitssystems ist nicht nur die optimale Integration        Im Januar 2013 hat die SAMW vom Bundesamt für Ge-
adäquater medizinischer Massnahmen unter Berücksich-           sundheit den Auftrag erhalten, im Rahmen des Master-
tigung gesundheitsökonomischer Aspekte, sondern auch           plans Hausarztmedizin / Medizinische Grundversorgung
die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die              ein Konzept «Stärkung der Versorgungsforschung in der
Gesundheitsversorgung. Um Unter-, Über- sowie Fehl-            Schweiz» auszuarbeiten. Mit diesem Konzept wird zu-
versorgung zu vermeiden und eine gute Versorgung auch          dem zwei weiteren politischen Anliegen Rechnung ge-
langfristig gewährleisten zu können, müssen aktuelle           tragen: den Motionen Cassis, «Less is more. Wie steht
Versorgungsprozesse analysiert und gegebenenfalls neue,        es in der Schweiz mit dem Überkonsum von medizini-
innovative Versorgungskonzepte entwickelt, umgesetzt           schen Leistungen?» (Cassis 2013), sowie Schmid-Federer,
und auf ihren Nutzen hin überprüft werden. Sowohl die          «Nationales Forschungsprogramm Langzeitversorgung»
Analyse bestehender Strukturen als auch die Entwick-           (Schmid-Federer 2013), bei denen das Thema Versor-
lung neuer Konzepte sind Gegenstand der Versorgungs-           gungsforschung zentral ist. Des Weiteren spricht das Kon-
forschung.                                                     zept die Motionen Rossini, «Konsum von Medikamenten.
                                                               Welche Perspektiven?» (Rossini 2012), Heim, «Pflegebe-
Während die Versorgungsforschung vor allem im angel-           dürftige Betagte. Case Management» (Heim 2009), und
sächsischen Raum bereits seit mehreren Jahrzehnten in          Heim, «Begleit- und Versorgungsforschung in der Ge-
Form von wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie           sundheitsversorgung» (Heim 2008), an.
staatlich geförderten Einrichtungen institutionalisiert ist,
ist der Forschungszweig in der Schweiz aktuell wenig
entwickelt. Zwar werden hierzulande an verschiedenen
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