Stau im Auge Der retinale Venenverschluss - Diagnose und Therapiemöglichkeiten - VisusVital
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Sehen ist die wichtigste Sinneswahrnehmung Ihr Auge ist kaum 20 Gramm schwer und dennoch ein hochkomplexes Organ. Kommt es hier zu Ver änderungen, werden diese meist schnell erkannt. So auch bei einem Venenverschluss. Venenverschlüsse stellen das zweithäufigste Gefäßleiden im Auge dar. Je nach Lage des Verschlusses wird zwischen zwei Arten unterschieden: Ist nur ein Teil der Netzhaut minderdurchblutet, so liegt ein Venen astverschluss (VAV) vor. Ist hingegen die ganze Netzhaut betroffen, so wird dieser als Zentraler Venenverschluss (ZVV) bezeichnet. Die vorliegende Broschüre macht Sie mit dem Krankheitsbild des retinalen Venenverschlusses (RVV) vertraut. Darüber hinaus informiert sie über Diagnosemöglichkeiten, Risikofaktoren und Therapien des RVV. Herausgeber: Bayer Vital GmbH, Leverkusen Tel.: 0800 / 55 66 33 7 E-Mail: service@VisusVital.de Web: www.VisusVital.de 2
Inhaltsverzeichnis 04 Die Makula: Stelle des schärfsten Sehens 06 Zentrale Netzhautvene oder Venenast: Wie sich ein „Augenvenenverschluss“ bemerkbar macht 10 Zentralvenenverschluss: Was im Auge passiert 13 Venenastverschluss: Was im Auge passiert 14 Das Makulaödem: eine Nebenerkrankung des RVV 16 Häufigkeit und Risiken: Besonders ältere Menschen sind gefährdet 18 Diagnostik: Die Untersuchung der Netzhaut 22 Innovative Therapie: Die Spritze, die das Sehen wieder verbessern kann 26 Therapien mit anderen Medikamenten 28 Vorbeugung – besser als Heilen 30 Glossar Die wichtigsten Fachausdrücke zum retinalen Venenverschluss 3
Die Makula: Stelle des schärfsten Sehens Die Netzhaut (Retina) ist jener Teil des menschlichen Auges, auf der das Licht – sprich: das Bild, das wir wahrnehmen – ankommt und weitergeleitet wird. Sie besteht aus mehreren Schichten unterschiedlicher Zellen. Jede dieser Schichten hat beim Sehen eine wichtige Aufgabe. Die rund 130 Millionen Photo rezeptoren, die Sinneszellen der Netzhaut, wandeln das Licht in Impulse um, die Ihr Gehirn weiter zu einem Bild verarbeitet. Der Anteil an Photorezeptoren, die in Stäbchen und Zapfen unterteilt werden, ist nirgendwo anders größer als in der Netzhautmitte. Dieser relativ kleine Bereich wird auch als Makula oder „Stelle des schärfsten Sehens“ bezeichnet. Es sind genau diese wichtigen Quadratmillimeter des menschlichen Sehorgans, auf die sich ein retinaler Venenverschluss besonders auswirkt. Als Folge des Venenverschlusses kann es hier zur Bildung von Flüssigkeit unter der sensiblen Zellschicht kommen. Dieses Phänomen wird auch als Makulaödem bezeichnet und ist durch eine Verschlechterung der Sehleistung gekennzeichnet. 4
Makula Papille Zentrale Netzhautvene Zentralarterie Gefäßast Gesunder Augenhintergrund – Längsschnitt durch das Auge Wie jedes Gewebe braucht auch die Netzhaut eine geregelte Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Diese werden ihr durch das Blut zugeführt. Mehr als jedes andere Organ in Ihrem Körper ist das Auge auf die Sicherstellung der Durchblutung angewiesen. Die Netzhaut hat den höchsten Sauerstoffumsatz im Körper – noch mehr als das Herz oder das Gehirn. Um deutliches Sehen sicherzustellen, müssen die Blutgefäße (Venen und Arterien) in der Netzhaut geradezu Schwerstarbeit verrichten. 5
Zentrale Netzhautvene oder Venenast: Wie sich ein „Augenvenenverschluss“ bemerkbar macht Der Verschluss einer Vene im Auge wird auch als Thrombose oder präziser als Augenvenenthrombose bezeichnet. Bei einer Thrombose kommt es durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) zum Verschluss eines Blutgefäßes. Venenast Arterie Venenastverschluss im Auge – Längsschnitt durch das Auge 6
Viele Augenärzte benutzen den Begriff Thrombose im Zusammenhang mit einem Augenvenenverschluss jedoch zurückhaltend. Neben der großen Vene, die das verbrauchte Blut aus der Netzhaut abtransportiert, gibt es auch kleinere Äste dieser zentralen Netzhautvene. Auch hier kann ein Verschluss entstehen; man spricht dann von einem Venenastverschluss, abgekürzt VAV. Retinaler Venenverschluss Venenastverschluss (RVV) Zentraler Venenverschluss (VAV) (ZVV) Ein Venenastverschluss verläuft, je nach Lokalisation in der Netzhaut, meist günstiger. Der Sehverlust ist milder und oft auf einen bestimmten Teil des Gesichtsfeldes begrenzt, zum Beispiel auf die obere Hälfte unserer gesamten Wahrnehmung. 7
Oftmals macht sich ein VAV durch einen kleinen dunk len Fleck innerhalb des Gesichtsfeldes bemerkbar. Die Sehschärfe (Visus) leidet nur dann, wenn der Bereich der Makula ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Der retinale Zentralvenenverschluss (ZVV) ist für den Patienten bedeutender als der VAV. Die Symptome des ZVVs können sich im Laufe der Zeit weiter ausprägen. Zentralvenen- verschluss Zentralarterie Zentrale Netzhautvene Verschluss der Zentralvene im Auge – Längsschnitt durch das Auge 8
Ein ZVV deutet sich durch wiederholtes Verschwommen sehen an. Die Symptome des ZVVs entwickeln sich über Stunden und Tage. Manche Patienten bemerken einen dunklen Schleier, andere ein verzerrtes Sehen. Das wichtigste Symptom ist die Herabsetzung der Sehschärfe (Visus). Besonders ausgeprägt ist dieser Sehverlust, wenn sich als Folge des retinalen ZVVs ein Makulaödem gebildet hat. Metamorphopsie und Mikropsie bei fortgeschrittenem Zentralvenenverschluss 9
Zentralvenenverschluss: Was im Auge passiert Retinaler Venenverschluss Venenastverschluss (RVV) Zentraler Venenverschluss (VAV) (ZVV) Egal, ob die zentrale Netzhautvene komplett „zu“ ist oder in ihrem Durchmesser so eingeengt, dass nur noch wenig Blut durch sie hindurch fließen kann: das Kennzeichen des retinalen ZVVs ist ein Rückstau. Das Blut kann aus dem Auge nicht mehr abtransportiert werden. Als Folge tritt Blut aus der gestauten Vene aus und verteilt sich über der Netzhaut in Form sogenannter flammenförmiger oder streifiger Blutungen. Diese Blut ungen kann der Augenarzt bei der Untersuchung des Augenhintergrundes erkennen. Sie sind für ihn das diagnostische Zeichen des retinalen Zentralvenenver schlusses. Die klassische Ursache des Zentralvenen schlusses ist hingegen ein kleines Gerinnsel, ein Thrombus, der sich in der zentralen Netzhautvene festsetzt und zum Stau des Gefäßes führt. 10
Austritt von Blut aus der gestauten Vene Einblutung in der Netzhaut – Längsschnitt durch das Auge: Flammenförmige oder streifige Blutungen sind für den Arzt auf der Netzhaut erkennbar. Ein solcher „Pfropf“ kann unterschiedlicher Herkunft sein. Sehr häufig ist er die Folge einer Gefäßkrankheit; vor allem eines Bluthochdrucks oder eines Diabetes mellitus. Besonders Bluthochdruck führt zu einer Arteriosklerose, bei der die Wand eines Gefäßes immer dicker wird. Teile dieser verdickten oder auch entzünd lich veränderten Gefäßinnenwand können sich loslösen, werden mit dem Blutstrom fortgeschwemmt und ver schließen die Vene an einer engen Stelle. 11
Die Arterie kann auf die Vene drücken und diese verengte Stelle zum idealen Ort machen, an dem ein Gerinnsel zum Verschluss führt. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn eine Verhärtung durch Arteriosklerose vorliegt. Neben diesen lokalen Ursachen können auch in der Allgemeingesundheit Gründe für einen retinalen ZVV liegen. Dies sind zum Beispiel Blutbildungs- und Gerinnungsstörungen. Für das scharfe Sehen ist die Unversehrtheit der Netzhaut entscheidend. 12
Venenastverschluss: Was im Auge passiert Retinaler Venenverschluss Venenastverschluss (RVV) Zentraler Venenverschluss (VAV) (ZVV) Der Venenastverschluss ist, wie auch der zentrale Venenverschluss, von einem Rückstau in den Blut gefäßen der Netzhaut gekennzeichnet. Dieser entsteht durch Engpässe, die in Form von Verdickungen und Ablagerungen in den Gefäßwänden der Venen vorliegen können. Während bei einem ZVV die gesamte Netzhaut mangeldurchblutet ist, ist ein Venenastverschluss nur auf einen bestimmten Netzhautbereich begrenzt und ereignet sich meist dort, wo sich Arterien und Venen kreuzen. Häufig ist die Ursache eines VAV, wie auch beim ZVV, ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich an einer Stelle der Vene festsetzt. Dieser Thrombus kann verschiedene Auslöser haben. Meist sind ein erhöhter Blutdruck und eine damit einhergehende Arteriosklerose (Arterienver kalkung) dafür verantwortlich. 13
Das Makulaödem: Eine Nebenerkrankung des RVV Eine mögliche Folgeerkrankung bei einem retinalen Venenverschluss ist das Makulaödem. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Gewebeflüssigkeit in der Makula, welche nicht mehr abtransportiert werden kann. Wie es zu einem Makulaödem kommt, ist in den letzten Jahren immer besser erforscht worden. Dabei haben Wissenschaftler einen Faktor entdeckt, der bei diesem Prozess, wie auch bei der Ausbildung neuer, krankhafter Blutgefäße im Auge, eine wichtige Rolle spielt. Er heißt „Vaskulärer Endothelialer Wachstumsfaktor“ und wird nach seiner englischen Bezeichnung VEGF abgekürzt. VEGF-Hemmer sind Medikamente, die gegen den Faktor vorgehen und diesen versuchen zu bekämpfen. Eine Behandlung des von einem RVV ausgelösten Makulaödems wird so möglich. Doch auch der Plazenta- Wachstumsfaktor (PlGF) spielt nach aktuellen Erkennt nissen eine Rolle bei Gefäßerkrankungen der Netzhaut. Eine weitere Komplikation eines retinalen Venenver schlusses ist eine besondere Form des Glaukoms. Weil die Netzhaut weniger durchblutet ist, kommt es in den vorderen Augenabschnitten zur Neubildung von krankhaften Blutgefäßen. 14
OCT-Aufnahmen Makulaödem Normaler Befund Es ist wichtig, dieses Sekundärglaukom zu behandeln. So wird der Augenarzt häufig eine vorsorgliche Laser behandlung der Netzhaut empfehlen, um die Ausbil dung der neuen Blutgefäße zu verhindern. Liegt dann doch ein zu hoher Augeninnendruck vor, so wird dieser unter anderem mit drucksenkenden Medikamenten (Augentropfen), einer Laserbehandlung der Regenbogen haut oder einer drucksenkenden Operation behandelt. 15
Häufigkeit und Risiken: Besonders ältere Menschen sind gefährdet Weltweit sind nach Schätzungen ca. 16,4 Millionen Menschen an einem retinalen Venenverschluss (RVV) erkrankt. Dabei steigt die Häufigkeit eines RVVs mit zunehmendem Alter deutlich an. In ca. 15 % der RVV-Fälle handelt es sich um den Verschluss der Zentralvene (ZVV) und in ca. 85 % der Fälle um den Verschluss eines Venenastes (VAV). Der Venenastverschluss kommt damit deutlich häufiger vor als der Zentralvenenverschluss. Der Verschluss einer Netzhautvene ist meist einseitig, in 5 – 12 % der Fälle kann aber auch das zweite Auge betroffen sein. Das Risiko für einen weiteren Verschluss am gleichen Auge beträgt hingegen nur 2 %. Das rechte und das linke Auge sind insgesamt etwa gleich häufig betroffen, ebenso ist die Verteilung bei Männern und Frauen vergleichbar. Der wichtigste Risikofaktor ist, wie schon beschrieben, ein zu hoher Blutdruck. Aber auch das Rauchen stellt einen Risikofaktor dar – nicht nur für die Augen. Das Risiko eines RVVs bei Menschen mit Diabetes ist überdurchschnittlich hoch. 16
Andere Risikofaktoren sind ein zu hoher Cholesterin- und ein zu hoher Harnsäuregehalt des Blutes. Auch im Auge selbst kann es Risikofaktoren für einen retinalen Venenverschluss (RVV) geben: Patienten mit einem Glaukom („Grüner Star“ / erhöhter Augeninnendruck) weisen ein erhöhtes Risiko auf. Daher kann das Glau kom nicht nur die Folge eines RVVs sein, sondern auch dessen Ursache. 17
Diagnostik: Die Untersuchung der Netzhaut Die augenärztliche Untersuchung findet mit Hilfe eines Ophthalmoskops statt. Wie beschrieben, entsteht ein retinaler Venenverschluss meist aufgrund von anderen Erkrankungen. Da die Betroffenen oft generell a ufgrund eines deutlich erhöh ten Blutdrucks ein Problem mit ihren Blutgefäßen haben, sollte sowohl bei der Diagnose als auch bei der Behandlung der Internist oder Hausarzt mit dem Augenarzt eng zusammenarbeiten. Beim Augenarzt kann in einer schmerzfreien U nter suchung festgestellt werden, ob bei Patienten mit einer 18
Sehverschlechterung ein RVV oder eine andere Augen erkrankung vorliegt. Wie ausgeprägt diese Einschränkung ist, wird bei der Bestimmung der Sehschärfe (Visus) festgestellt. An der Spaltlampe werden die vorderen Augenabschnitte untersucht. Dann erweitert der Augenarzt mit Augentropfen die Pupillen, so dass er den Augenhintergrund mit dem Ophthalmoskop (einer modernen Variante des Augenspiegels) untersuchen kann. Bei dieser Untersuchung kann auch ein Foto der Netzhaut und des Sehnervs zur Dokumentation erstellt werden. Bei einem Venenverschluss lassen sich, je nach Aus prägung, der ischämische RVV (schlecht oder gar nicht durchblutet) und der nicht-ischämische RVV (nur leicht verminderte Durchblutung) voneinander unterscheiden. Ein ischämischer retinaler Venenverschluss ist in der Regel ein weitaus gravierenderes Ereignis, einhergehend mit einem ausgeprägten Verlust der Sehschärfe. Während der Ophthalmoskopie kann der Augenarzt Hinweise auf einen ischämischen RVV erhalten. Diesen Befund kann er dann gegebenenfalls mit Hilfe einer sogenannten Fluoreszenzangiografie bestätigen. 19
Mit Hilfe einer Fluoreszenzangiografie lässt sich der Augenhintergrund darstellen. Untersucht werden können dabei unter anderem der Austritt von Flüssigkeit aus der Vene oder schlecht durchblutete Bereiche. Dem Patienten wird ein Kontrastmittel in eine Armvene injiziert. Nach kurzer Zeit kommt dieses Kontrastmittel in den Blutkreislauf des Auges und wird von einer Kamera mit einem grünen Filter fotografiert. Eine weitere moderne Methode der Bildgebung ist vor allem für die Verlaufskontrolle bei Patienten mit einem RVV von großer Bedeutung: die Optische Kohärenz tomographie (OCT). Mit dieser Methode kann vor allem die Makula, also die Stelle des schärfsten Sehens, eingehend untersucht werden. Dabei tastet – sehr vereinfacht ausgedrückt – ein Lichtstrahl die unter schiedlichen Gewebeschichten im Zentrum der Netzhaut ab. Auf dem Bildschirm wird eine farbige Darstellung der verschiedenen Zellebenen entworfen und Flüssigkeit, die sich in der Makula befinden kann, aufgezeigt. Mit der OCT gelingt eine genaue Darstellung der Netz haut im Bereich der Makula. Diese Methode ermöglicht dem Augenarzt das Makulaödem und andere Veränder ungen im Bereich der Makula sehr genau zu beurteilen. Besonders wichtig wird die OCT für Patienten, bei 20
Fluoreszenzangiografische Fluoreszenzangiografische Aufnahme eines Aufnahme eines Auges gesunden Auges mit ZVV denen das Makulaödem mit modernen Therapie verfahren behandelt wird. Durch wiederholte Unter suchungen mit dem Gerät lässt sich nachweisen, ob die Therapie erfolgreich war, das Ödem also kleiner geworden ist und die Netzhautdicke abgenommen hat. Mit dieser Untersuchung kann der Augenarzt also den Verlauf der Erkrankung und das Ansprechen auf die Injektionen eines VEGF-Hemmers überwachen. 21
Innovative Therapie: Die Spritze, die das Sehen wieder verbessern kann Das bereits erwähnte VEGF ist als wesentliche Ursache des Makulaödems identifiziert worden. Glücklicherweise kann man heute den Prozess, der zur Bildung des Makulaödems und auch zur Neubildung krankhafter Blutgefäße führt, behandeln. Bei dieser Therapie gelangt das Medikament, ein sogenannter VEGF-Hemmer, sehr nah an den Ort des Geschehens. Der Wirkstoff wird mit Hilfe einer Injektion in das Auge eingebracht, genauer gesagt in den Glaskörper des Auges, jene durchsichtige, an ein Gel erinnernde Füllung des Augapfels. Die Gabe des Medikaments erfolgt in der augenärztlichen Praxis oder Klinik unter sterilen Bedingungen. Der Patient bekommt lokal betäubende Augentropfen, so dass die Injektion, die mit einer sehr kleinen Kanüle vorgenommen wird, selten schmerzt. Durch den VEGF-Hemmer soll einer weiteren Flüssig keitsansammlung in der Makula vorgebeugt und der Abbau des vorhandenen Ödems beschleunigt werden. Anhand von Verlaufskontrollen und dem dabei doku mentierten Ansprechen der Therapie lässt sich erken nen, ob die Behandlung erfolgreich war. 22
Die Erholung der Sehschärfe wie auch der objektive Befund in Gestalt der OCT-Bildgebung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Durch sie kann letztlich gezeigt werden, ob sich ein vorliegendes Ödem verkleinert hat. Aderhaut Kanüle Netzhaut Hornhaut Glaskörper Makula Linse Sehnerv Mit modernen Medikamenten kann das Sehvermögen deutlich verbessert werden. Die Injektion erfolgt in den Augapfel. 23
Wird das Makulaödem als Folge eines RVVs nicht behandelt, kann es zu dauerhaften Schädigungen bis hin zur Erblindung führen. Mit VEGF-Hemmern sind in den letzten Jahren bei der feuchten Form der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), einem der häufigsten Augenleiden des höheren Lebensalters, erstaunliche Erfolge erzielt worden. Bei dieser Krankheit gab es bis dahin keine auch nur annähernd so wirk same Therapie. Bisherige Studien mit VEGF-Hemmern bei Makulaödemen als Folge eines retinalen Venen verschlusses deuten ebenfalls auf sehr günstige Effekte hin und belegen eine Erholung der Sehschärfe bei den meisten Patienten – eine Wirksamkeit, die von verschie denen Faktoren wie der Dauer der Erkrankung und dem Sehvermögen bei Beginn dieser Therapie abhängt. 24
Bei zahlreichen Patienten ist bereits wenige Tage nach der ersten Injektion eines VEGF-Hemmers ein Anstieg der Sehschärfe festzustellen. Ergebnis einer erfolgreichen anti-VEGF-Behandlung Sehvermögen vor der Sehvermögen nach der anti-VEGF-Behandlung anti-VEGF-Behandlung 25
Therapien mit anderen Medikamenten Eine andere Klasse von Medikamenten, die zur Behand lung eines von einem retinalen Venenverschluss verur sachten Makulaödems im Auge eingebracht werden, sind Steroide, also mit dem Kortison vergleichbare Präparate. Das beim RVV eingesetzte Kortison wird in Form eines kleinen Implantats verabreicht, wobei ein kleiner Medikamententräger im Augeninneren verbleibt und über mehrere Monate kontinuierlich geringe Men gen des Wirkstoffs abgibt. Bei Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck wird man mit dem Einsatz von Steroiden zurückhaltend sein, da diese ein Glaukom ungünstig beeinflussen können. Außerdem beeinflussen Steroide im Gegensatz zu VEGF-Hemmer die Linse negativ und können zu einem grauen Star führen. Neben jeder Behandlung eines RVVs ist auch wichtig, dass die bestehende Grunderkrankung weiter behandelt wird. Das heißt für viele ZVV- und VAV-Patienten vor allem: den Bluthochdruck in den Griff zu bekommen und möglichst normale Blutzuckerwerte anzustreben. 26
Körperliche Bewegung im Alter kann den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern. 27
Vorbeugung – besser als Heilen Für jede Krankheit, auch für einen retinalen Venen verschluss, gilt: Es ist besser, sie zu vermeiden als sie zu behandeln. Natürlich sind die Möglichkeiten des Menschen, sich gegen alle denkbaren Leiden zu wappnen, begrenzt, vor allem wenn man ein reiferes Lebensalter erreicht hat. Doch ein Blick auf die wichtigsten Risikofaktoren des retinalen ZVV und des VAV macht deutlich: Mit e iner guten Allgemein gesundheit kann man einem G efäßverschluss im Auge vorbeugen. Und zu einer g uten Gesundheit kann man mit einer bewussten Lebensführung entscheidend beitragen. Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung ist ein gut einge stellter Blutzucker, ein normalisierter Blutdruck und gesunde Blutfettwerte. Rauchfrei zu leben ist ebenfalls sehr von Vorteil. Aber auch viel körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind ein Schlüssel zu einer guten Gesundheit. Heute ist bekannt, dass viele Krankheitsprozesse im Körper und ganz besonders auch im Auge, dadurch stattfinden oder beschleunigt werden, dass sich in den Zellen sogenannte freie Sauerstoffradikale ansammeln, die praktisch Gift für alle Körperzellen sind. 28
Diesen Sauerstoffradikalen können Sie mit einer ausgewogenen Ernährung entgegenwirken, indem Sie möglichst viele sogenannte Radikalfänger (Antioxi dantien) zu sich nehmen. Als Radikalfänger geeignet sind vor allem Gemüse (Brokkoli, Spinat, Grünkohl) und Obst, aber auch bestimmte Öle wie Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl. Auch die in Meeresfischen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren haben einen schützenden Effekt. Sie sollen unter anderem vor der Makuladegeneration schützen. Körperlich fit und gesund ernährt – das sind die besten Voraussetzungen für gutes Sehen, auch im Seniorenalter. 29
Glossar Die wichtigsten Fachausdrücke zum retinalen Venenverschluss AMD Die sogenannte altersabhängige Makuladegeneration ist eine degenerative Erkrankung des gelben Flecks der Netzhaut, die meist nach dem 65. Lebensjahr auftritt. Dies führt (meist beidäugig und mit zunehmenden Alter) zu fortschreitendem Sehverlust bei Erhalt des peripheren Gesichtsfelds und ist in der Altersgruppe eine der häufigsten Erblindungsursachen. anti-VEGF beschreibt die Wirkweise einer Substanz, eines Moleküls, eines Medikaments auf VEGF (siehe VEGF). Es bindet sich an den Endothelwachstumsfaktor (VEGF) und hemmt diesen. Arterie Blutgefäß, das (sauerstoffreiches) Blut zum Zielorgan führt. Arteriosklerose Darunter versteht man die Ablagerung von Fett, Blut gerinseln, Bindegewebe und Kalk in den Blutgefäßen. Endothel Innere Schicht eines Blutgefäßes. 30
Fluoreszenzangiografie Darstellung der Blutgefäße des Augenhintergrundes mit einem in die Armvene injizierten Kontrastmittel. Glaukom auch Grüner Star genannt, ist eine Erkrankung vor allem des Sehnervs, meist durch zu hohen Augeninnendruck verursacht; kann als Sekundärglaukom die Folge eines retinalen Venenverschlusses sein. intravitreal In den Glaskörper – in diese Struktur des Augeninneren werden Medikamente (VEGF-Hemmer) zur Behandlung des Makulaödems injiziert. Ischämie ist die verminderte oder aufgehobene Durchblutung von Gewebe. Makula Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut. Makuladegeneration Siehe AMD Neovaskularisation Neubildung von Blutgefäßen. Netzhaut Siehe Retina. Dient der Wahrnehmung von Lichtreizen. OCT Optische Kohärenztomographie: eine moderne Untersuchungsmethode des Augenhintergrundes. 31
Ödem Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe. Ophthalmoskopie Untersuchung des Augenhintergrundes. Photorezeptoren Lichtempfindliche Zellen (Zapfen und Stäbchen) in der Netzhaut. PlGF Placental Growth Factor: ein dem VEGF chemisch verwandtes Molekül, das Gefäßwachstum anregt. Regenbogenhaut auch Iris genannt, ist die durch Pigmente gefärbte Blende des Auges, in deren Mitte die Pupille (Sehloch) ausgespart ist. Sie reguliert die Pupillenweite und damit die Intensität des Lichteinfalls in das Auge. Retina Siehe Netzhaut. Dient der Wahrnehmung von Lichtreizen. RVV Verschluss einer Vene der Retina (Netzhaut), Retinaler Venenverschluss, wird unterschieden in Zentralvenen verschluss (ZVV) und Venenastverschluss (VAV). Der Verschluss kann sowohl ein zentrales Gefäß (Zentralvene: ZVV) oder ein venöses Nebengefäß dieser Zentralvene (Venenastverschluss: VAV) betreffen. VAV Siehe RVV 32
VEGF Vascular Endothelial Growth Factor, zu deutsch: vaskulärer (die Blutgefäße betreffend) endothelialer (die spezialisierten, flachen Zellen an den Innenseiten der Blutgefäße betreffend) Wachstumsfaktor, für die Neubildung der Blutgefäße verantwortlicher Botenstoff. Vene Blutgefäß, das (sauerstoffarmes) Blut aus einem Organ abtransportiert. Visus Sehschärfe: wird vom Augenarzt in Größen wie z. B. 1,0 (100 % Sehvermögen) oder 0,2 (20 % Sehvermögen) angegeben. Zentralarterie Sie tritt mit dem Sehnerv ins Auge ein und versorgt die Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Zentralvene Siehe Vene ZVV Ein Zentralvenenverschluss (ZVV), der die gesamte Netzhaut schädigt, beeinträchtigt die Sehkraft in der Regel stärker als ein Venenastverschluss, unter dem nur ein Teilbereich der Netzhaut leidet. Sein Symptom ist ein plötzlicher, schmerzloser Sehverlust. 33
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