Paravirale Exantheme - Ärztekammer Niederösterreich
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DFP- FORTBILDUNG Paravirale Exantheme Punkte sammeln auf... SpringerMedizin.at Das DFP-Literaturstudium ist Teil PROF. DR. REGINA FÖLSTER-HOLST des Diplom-Fortbildungs-Programms Dermatologie, Venerologie und Allergologie, (DFP) der Österreichischen Ärzte- Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel kammer und ermöglicht qualitäts- E-Mail: rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de gesicherte Fortbildung durch das Studium von Fachartikeln nach den Richtlinien des DFPs. INHALT Gianotti-Crosti-Syndrom DFP-Punkte online, per Post, Fax oder Pityriasis rosea E-Mail Pityriasis lichenoides Der Multiple-Choice-Fragebogen des Asymmetrisches periflexurales und mediothorakales Exanthem DFP kann bis zum 5. Dezember 2018 Papular-purpuric-gloves-andsocks-Syndrom eingereicht werden: Eruptive Pseudoangiomatose • Online: Für eingeloggte User steht Eruptive Hypomelanose der Beitrag und der Fragebogen Fazit für die Praxis unter www.springermedizin.at zur Verfügung. • per Post: Prinz-Eugen-Straße 8-10, LECTURE BOARD 1040 Wien Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer • per Fax: +43 1 330 24 26 Klinische Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde • per E-Mail (eingescannter Test) an: Universitätsklinikum St. Pölten susanna.hinterberger@springer.at MR Dr. Dietmar Baumgartner Approbation Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Wiener Neustadt Diese Fortbil- dungseinheit wird mit 2 DFP-Punkten ÄRZTLICHER FORTBILDUNGSANBIETER approbiert. Die Fortbildungspunkte Ärztekammer für Niederösterreich, Wipplingerstraße 2, 1010 Wien werden rasch und unkompliziert mit Ihrer ÖÄK-Nummer elektronisch ver- bucht. REDAKTIONELLE BEARBEITUNG Mag. Ingo Schlager Kontakt und weitere Informationen Springer-Verlag GmbH Eine Literaturliste ist auf Anfrage bei der Redaktion erhältlich. Springer Medizin Der Originalartikel ist erschienen in „Der Hautarzt“, Ausgabe 3/2017 Susanna Hinterberger susanna.hinterberger@springer.at © Springer Verlags GmbH 2018 SpringerMedizin.at CONSILIUM 06/18 17
DFP- FORTBILDUNG Paravirale Exantheme E xanthemerkrankungen sind häufige Dermatosen, die durch Infektionserreger oder Medikamente verursacht werden. Zu berücksichtigen sind auch Interaktionen von Infektionserregern lovesikel im Bereich der Wangen, der Extremitäten und Glu- tealregion prägen das kutane klinische Bild. Der Stamm kann mit betroffen sein, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß hin- und Medikamenten sowie Virus-Virus-Interaktionen, die das sichtlich der Ausdehnung und auch der Anzahl der Läsionen. Krankheitsbild verschlimmern können. Das Exanthem kann von leichtem Juckreiz begleitet sein, was auch mit der Assoziation zur Atopie in Zusammenhang stehen Während die klassischen Exanthemerkrankungen (Kinder- könnte. krankheiten) die Infektion mit einem Virus bzw. die Folge eines Bakterientoxins widerspiegeln, führen Viren ganz unterschied- Als Differenzialdiagnosen sind andere paravirale Exantheme licher Gruppen zu einem distinkten paraviralen Exanthem. Als wie die Pityriasis lichenoides (akute und chronische Form) sowie Beispiele seien das Gianotti-Crosti Syndrom (GCS) und das Purpura Schönlein-Henoch und Erythema multiforme zu beden- Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom (PPGSS) genannt, ken. die mit diversen Viren wie Hepatitis-B-Viren (HBV) und Herpes- viren (v. a. Epstein-Barr-Viren [EBV]) bzw. Parvovirus B19 (B19) » Die Dermatose ist selbstlimitierend und Enteroviren (v. a. Coxsackie-Viren) assoziiert sind. und bedarf meist keiner Therapie « In den meisten Fällen nehmen die paraviralen Erkrankungen In den meisten Fällen zeigen die Kinder einen milden Verlauf einen milden Verlauf. Jedoch sind Komplikationen, besonders dieser selbstlimitierenden Dermatose und bedürfen keiner The- bei Risikogruppen, zu beachten (Beispiel: Hydrops fetalis und rapie. Symptomatisch können kurzfristig topische Kortikostero- aplastische Krisen bei Infektionen mit Parvovirus B19), ebenso ide in schwereren Fällen eingesetzt werden, ansonsten sind pfle- sind, zumindest theoretisch, Langzeitrisiken nicht auszuschlie- gende Externa wie beispielsweise Lotio alba aquosa ausreichend. ßen (Beispiel: chronische Hepatitis assoziiert mit HBV, Burkitt- Lymphom assoziiert mit EBV). Hinsichtlich des weiteren Verlaufs sollte berücksichtigt werden, Therapeutisch steht die symptomatische Behandlung im Vor- dass EBV und Hepatitisviren zu den Auslösern zählen. Mög- dergrund, in schwereren Fällen werden antivirale Medikamente liche Risiken bei Persistenz der Viren mit dem Auftreten von eingesetzt. Burkitt-Lymphom, Hodgkin-Lymphom und nasopharyngealem Karzinom sowie chronischer Hepatitis und hepatozellulären Kar- Gianotti-Crosti-Syndrom zinomen werden diskutiert. Aus diesem Grund wird auch die Serologie für EBV und HBV empfohlen. Das Gianotti-Crosti Syndrom (GCS; Synonym: infantile papu- löse Akrodermatitis) ist ein häufig auftretendes, distinktes Pityriasis rosea Exanthem mit einem Häufigkeitsgipfel im Kleinkindesalter. Es ist als Immunreaktion auf unterschiedliche Viren aufzufassen, Die Pityriasis rosea (PR) kommt häufig vor mit einem Manifesta- von denen EBV zu den häufigsten Auslösern zählen. Daneben tionsgipfel in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter. wurden HBV, Hepatitis-A-Viren, Zytomegalieviren, Coxsackie- Die Ursache der PR ist nicht endgültig geklärt. Jedoch unterstüt- viren, Adenoviren, Enteroviren, Rotaviren, Rötelnvirus, Parain- zen viele Untersuchungsergebnisse die Assoziation mit huma- fluenzavirus, HI-Virus, humanes Herpesvirus 6, Parvovirus B19, nem Herpesvirus-7 (HHV7) und -6 (HHV6)-Infektionen. Mumpsvirus, Molluscum-contagiosum-Virus und Respiratory- Dem Exanthem kann ein Prodromalstadium vorausgehen, das syncytial-Virus als Auslöser beschrieben. Ebenfalls sind Bakterien im Wesentlichen respiratorische (51 %) und gastrointestinale wie Borrelia burgdorferi, Bartonella henselae, β-hämolysierende Symptome (28,8 %) beinhaltet. Streptokokken und Mycoplasma pneumoniae sowie Vakzine mit GCS assoziiert. Das distinkte Exanthem weist klinisch typische Symptome auf. Zu diesen zählen: Bei einer Subgruppe der Patienten kann dem Exanthem ein Pro- • Auftreten einer Primärläsion (Herold-Plaque), die eine 1–2 cm dromalstadium mit Fieber, Husten sowie Hepatomegalie und lange ovaläre rot-bräunliche Läsion mit randständiger Colle- Lymphknotenschwellungen vorausgehen. Vesikel und Papu- rette-Schuppung zeigt und bei 30–50 % der Patienten auftritt; 18 CONSILIUM 06/18
DFP- FORTBILDUNG • 2 bis 4 Tage später folgt das Exanthem, dessen Läsionen ebenfalls die Charakte- ristika des Primärmedaillons aufweisen, jedoch wesentlich kleiner sind. Prädilekti- onsstellen sind der Stamm sowie die pro- ximalen Extremitäten; • die Anordnung der Läsionen entlang der Spaltlinien (Langer-Linien) verleiht dem Exanthem das Bild eines „Christbaumes“ (Abb. 1); • extreme Hautempfindlichkeit gegenüber Irritanzien erklärt den Pruritus, der von einer Subgruppe der Patienten angegeben Abb. 2: Pityriasis inversa bei einer jungen Erwachsenen. Konfluierende rundliche Plaques mit wird. Kolleretteschuppung In der Literatur werden atypische Formen Antiphlogistika, Omeprazol, Terbinafin der PR beschrieben. Die Einteilung dieser und Tyrosinkinaseinhibitoren auftreten Formen erfolgt nach Morphologie, Größe Abb. 1: Pityriasis rosea, ovaläre Läsionen in den kann. der Läsionen, Verteilung und Ätiologie Hautspaltlinien („Christbaum“) Die PR ist eine selbstlimitierende Der- (Infektionen oder Medikamente). Morpholo- matose, bei der das Meiden irritierender gisch können vesikulöse, purpuriforme, hämorrhagische und Substanzen wie Seifen, Reinigungsmittel und Wasser sowie die urtikarielle Effloreszenzen bestehen, darüber hinaus werden Applikation von Emollienzien zu den wichtigsten therapeuti- Patienten mit extrem großen Läsionen (PR gigantea) beschrie- schen Maßnahmen zählen. Eine Intervention ist normalerweise ben. Eine atypische Verteilung/Lokalisation beinhaltet das Auf- nicht erforderlich. Lediglich in refraktären Fällen ist diese zu treten in Gesicht, Axillen und Leisten (PR inversa) (Abb. 2), in erwägen. der oralen Schleimhaut und den asymmetrischen/einseitigen Befall der Haut. Diverse Studien untersuchten die Wirksamkeit von Antibio- tika, Virostatika und UV-Licht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Aufgrund der unterschiedlichen Formen sind viele Differenzi- besonders Aciclovir, weniger eindrucksvoll Erythromycin, als aldiagnosen zu bedenken. Hierzu gehören Ekzemerkrankungen effektiv erwiesen. Allerdings machen die Autoren auch auf die (seborrhoisches Ekzem, atopisches Ekzem), Psoriasis guttata, häufige Nebenwirkung gastrointestinaler Beschwerden bei Ein- Infektionen (sekundäre Lues, Tinea corporis) und Neoplasien nahme von Erythromycin aufmerksam und empfehlen zudem, wie die Parapsoriasis en plaques. die Anwendung von Aciclovir (in dieser Indikation „off-label“) in schwerwiegenden Fällen mit auf diesem Gebiet erfahrenen » Therapeutisch wichtig sind Meiden irritierender Kollegen zu diskutieren. Das gilt insbesondere in der Schwanger- Substanzen und Applikation von Emollienzien « schaft. Für die UV-Lichttherapie ist die Evidenz zu schwach, als dass sie zur Behandlung empfohlen werden kann. Die endogene Reaktivierung von HHV6 wird mit einem erhöh- ten Risiko einer Frühgeburt und einem Abort beschrieben. Die Pityriasis lichenoides Infektion innerhalb der ersten 15 Wochen der Schwangerschaft birgt für den Föten die größte Gefahr des intrauterinen Abster- Die Pityriasis lichenoides (PL), deren Prävalenz nicht bekannt bens. ist, lässt sich in eine chronische (Pityriasis lichenoides chronica Neben Viren können Medikamente zu einem „PR-ähnlichen [PLC]) und eine akute Form (Pityriasis lichenoides et variolifor- Exanthem“ führen, das im Gegensatz zur klassischen PR keinen mis acuta [PLEVA], Synonym: Morbus Mucha-Habermann) mit Primäraffekt aufweist und nach der Einnahme unterschiedlicher ihrer Komplikation der febrilen ulzeronekrotischen Form der Medikamente wie Captopril, Gold, Isotretinoin, nichtsteroidale Mucha-Habermann-Erkrankung (FUMHD) unterteilen. CONSILIUM 06/18 19
DFP- FORTBILDUNG Abb. 3: Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta, Abb. 5: Pityriasis lichenoides chronica, Papeln und Papulovesikeln, den Varizellen ähnlich postinflammatorische Hypopigmentierung Die PL kommt zwar in allen Altersgrup- auch die narbige Abheilung erklären, pen vor, es gibt jedoch eine Häufung im übergehen. Neben verbleibenden Narben Kindesalter, wobei anhand einer retros- sind nach Abheilung postinflammatori- pektiven Untersuchung an 124 Kindern sche Hyper- und Hypopigmentierungen 57,3 % einer PLEVA und 37 % einer PLC typisch, die für mehrere Monate persistie- zuzuordnen waren. Die mittlere Dauer ren. Differenzialdiagnostisch sind neben Abb. 4: Pityriasis lichenoides chronica, rot-bräunliche der Erkrankungen wird mit 18 Monate Papeln und Plaques mit diskreter Schuppung der LyP Varizellen die wichtigste Differen- für PLEVA und 20 Monate für PLC ange- zialdiagnose. In unklaren klinischen Fäl- geben. Die meisten Patienten zeigen einen rekurrierenden Ver- len ist die Histologie indiziert, die bei Patienten mit PLEVA lauf. Hauptsymptome beinhalteten das Exanthem mit papulos- typische Veränderungen einer Vaskulitis zeigt. Andere paravirale quamösen Läsionen und Pruritus, zudem litten einige Patienten Exantheme wie Gianotti-Crosti-Syndrom und Pityriasis rosea unter Fieber und Arthralgien. und auch Erkrankungen wie Erythema multiforme, Iktus, Pso- riasis guttata, sekundäre Lues und Mycosis fungoides sind diffe- Die PL wird als lymphoproliferative Dermatose aufgefasst, die renzialdiagnostisch ebenfalls zu bedenken. sowohl durch Infektionserreger (u. a. EBV, Zytomegalievirus, Varicella-zoster-Virus, humanes Herpesvirus 8, Parvovirus B19, Die febrile ulzeronekrotische Mucha-Habermann-Erkrankung Toxoplasma gondii, Staphylococcus aureus, β-hämolysierende (FUMHD) ist eine lebensbedrohliche Komplikation der PLEVA, Streptokokken) als auch Medikamente (u. a. Antibiotika, Aceta- bei der neben extrem stark ausgeprägten ulzeronekrotischen minophen, Immunglobuline, Biologika, Zytostatika, HMG- Läsionen hohes persistierendes Fieber die Klinik kennzeichnet. CoA-Reduktaseinhibitoren) getriggert werden kann. Pneumonie, kardiale Symptome bis zum Herzversagen, Sepsis und Thrombose können zusätzlich auftreten. » Die Pityriasis lichenoides wird als lymphoproliferative Dermatose aufgefasst « PLC, die sich klinisch als bräunliche Papeln und Plaques mit zentraler „Oblatenschuppung“ manifestiert (Abb. 4), zeigt im Auf der anderen Seite werden von einigen Autoren PLEVA und Vergleich zur PLEVA keine narbige Abheilung, ebenso lassen die lymphomatoide Papulose (LyP) aufgrund klinischer, histolo- sich histologisch keine Veränderungen im Sinne einer Vaskulitis gischer und immunhistochemischer Ähnlichkeiten als Varianten feststellen. Entsprechend der PLEVA können Hyper- und Hypo- einer Erkrankung angesehen. Hierfür sprechen auch Publikati- pigmentierungen (Abb. 5) nach Abheilung noch über Monate onen mit Beschreibungen von PLEVA-Patienten, bei denen die persistieren. PLEVA im weiteren Verlauf in eine LyP übergegangen ist. Die Differenzialdiagnosen entsprechen denen der PLEVA. Klinisch ist die PLEVA (Abb. 3) durch das Auftreten von roten Erfahrungsgemäß weisen Patienten nicht selten sowohl typische Makeln, Papeln und Plaques gekennzeichnet, die im weiteren Veränderungen einer PLEVA und einer PLC auf, die man als Verlauf in Vesikel, Pusteln und hämorrhagische Nekrosen, die die Enden eines Kontinuums ansehen kann. 20 CONSILIUM 06/18
DFP- FORTBILDUNG Abgesehen von den seltenen Fällen, die in ein Lymphom über- kale Exanthem, das lediglich eine andere Lokalisation zeigt und gehen (theoretisch könnte es sich bereits zu Beginn um ein Lym- sich nicht bis in die Armbeuge ausdehnt, sich jedoch ebenfalls phom gehandelt haben), gilt die PL in ihrer akuten und chroni- einseitig und morphologisch mit kleinen roten Papeln darstellt. schen Form als ein selbstlimitierendes Exanthem, das in einigen Fällen einer symptomatischen Therapie bedarf. In Abhängigkeit Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom von der Schwere des Krankheitsbildes werden unterschiedliche Arzneimittel eingesetzt, zu denen topische Kortikosteroide und Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom (PPGSS; Hand- Calcineurininhibitoren sowie systemische Antibiotika wie Eryth- schuh-Socken-Syndrom) ist ein Exanthem, das hauptsächlich bei romycin und Tetrazykline gehören, in schwereren Fällen werden älteren Kindern und jungen Erwachsenen auftritt. Haupterreger auch Ciclosporin, systemische Kortikosteroide und Methotrexat sind Parvoviren B19 (B19V), zudem wurden Assoziationen mit eingesetzt. Zytomegalieviren, Coxsackieviren, Hepatitis-B-Viren, humanem Geller et al. empfehlen systemisches Erythromycin und Nar- Immundefizienzvirus und Rötelnvirus beschrieben. Prodromal- rowband-UVB-Bestrahlung als Therapie der ersten Wahl bei symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Schnupfen spie- behandlungsbedürftigen Patienten. Bei der FUMHD sind hoch geln die Infektion wider. Das Exanthem ist charakterisiert durch dosierte Kortikosteroide und Methotrexat (als Mono- oder Kom- scharf abgegrenzte Rötungen und Schwellungen der Hände und binationstherapie) eine geeignete Therapiemaßnahme, ebenso Füße. Sie können jedoch über den „Handschuh-Socken-Bereich“ wurden Aciclovir, Dapson, intravenöse Immunglobuline (IVIC), hinaus auch die proximalen Anteile der Extremitäten betreffen. UV-Licht, Ciclosporin und Infliximab als effektiv beschrieben. Die Läsionen, die im Verlauf einen purpuriformen und petechi- alen Aspekt annehmen, können extrem brennen und jucken. Asymmetrisches periflexurales und mediothorakales Zudem können schmerzhafte orale Läsionen einschließlich Exanthem Petechien und Erosionen vorkommen. Auszuschließen sind Differenzialdiagnosen wie Kawasaki-Syndrom, Hand-Fuß-Mund- Das asymmetrische periflexurale Exanthem (APE; Synonym: Erkrankung, Fleckfieber, Serumkrankheit, Hot-Foot-Syndrom unilaterales laterothorakales Exanthem) ist ein typisches Exan- („whirlpool dermatitis“) und Hand-Foot-Syndrom unter Chemo- them, das vornehmlich bei älteren Säuglingen und Kleinkindern therapie. auftritt. Im späteren Kindes- und v. a. im Erwachsenenalter ist es sehr selten. » Das Exanthem ist charakterisiert durch scharf abgegrenzte Rötungen und Schwellungen Dem Exanthem, das mit EBV, Parvovirus B19, Parainfluenzavi- der Hände und Füße « ren und Adenoviren assoziiert beschrieben wurde, kann ein Pro- dromalstadium mit Infektionen der oberen Luftwege vorausge- Zur Therapie werden juckreizstillende Externa (z. B. eine Zink- hen. Das asymptomatische Exanthem zeigt sich morphologisch oxidschüttelmixtur) und bei Bedarf auch Paracetamol eingesetzt. Scharlach-ähnlich mit multiplen stecknadelkopfgroßen erythe- Aufgrund des Risikos eines Reye-Syndroms (Enzephalopathie, matösen Papeln, die ihren Ausgang von einem meist vergrößer- Hepatopathie) sollte die Gabe von Aspirin unterbleiben. ten axillären Lymphknoten nehmen. Auffällig ist die Verteilung der Läsionen, die Axilla und Thoraxwand der gleichen Seite Da die Erythroblasten Zielzellen der B19-Viren sind, sind Risiko- betrifft. Lediglich wenige Läsionen können auch auf der Gegen- gruppen wie Patienten mit Anämie (im Rahmen von Erkrankun- seite auftreten. Differenzialdiagnostisch sind die fehlende subjek- gen oder iatrogen) und Schwangere bzw. deren Feten (Gefahr tive Symptomatik, das nicht beeinträchtigte Allgemeinbefinden des Hydrops fetalis) bei entsprechender Infektion zu berücksich- und die Betonung einer Körperhälfte bedeutsam. Kontaktekzem tigen. Sie bedürfen intensiver Untersuchungen einschließlich und Blaschkitis können ebenfalls einseitig auftreten, sind jedoch eines großen Blutbildes bzw. wöchentlicher sonographischer von Juckreiz begleitet bzw. zeigen sich striär. Morphologisch Untersuchungen während der Schwangerschaft. Bei Nachweis gelten das atopische Ekzem, Arzneimittelexantheme, Gianotti- einer Infektion sind Bluttransfusionen indiziert. Im Gegensatz Crosti-Syndrom, papulöse Miliaria und Scharlach als weitere zum Erythema infectiosum, das bei Auftreten des Exanthems Differenzialdiagnosen, die jedoch eine symmetrische Verteilung nicht mehr kontagiös ist, ist mit einer Ansteckung auch noch im aufweisen. Eine Variante des APE ist das unilaterale mediothora- Exanthemstadium des PPGSS zu rechnen. CONSILIUM 06/18 21
DFP- FORTBILDUNG Abb. 7: Eruptive Hypomela- nosis bei einem 5-jährigen Jungen, mehrere rundliche Hypopigmentierungen im Bereich der Oberschenkel- streckseiten Abb. 6: Eruptive Pseudoangiomatose. Erythematöse Plaques, die diaskopisch wegdrückbar sind Eruptive Pseudoangiomatose im Kindesalter lassen eine virale Genese vermuten; allerdings wurde bisher kein auslösendes Virus identifiziert. Eine Therapie Die eruptive Pseudoangiomatose (EPA) kommt am häufigsten ist nicht erforderlich. im späteren Kindesalter vor, selten sind Erwachsene betroffen. Fieber, Abgeschlagenheit und Diarrhö können dem Exanthem Fazit für die Praxis vorausgehen. Bisher wurde das Exanthem mit Echovirus- und Adenovirusinfektion assoziiert beschrieben. Serologie sollte erfolgen bei: • GCS aufgrund möglicher Spätkomplikationen durch EB- und Das Exanthem tritt wenige Tage nach dem Prodromalstadium HB-Viren, auf und ist charakterisiert durch monomorphe erythematöse • PPGSS durch B19-Viren (in Schwangerschaft und bei Anä- wegdrückbare Plaques oder Papeln, die bei genauer Betrach- miepatienten), tung auch Teleangiektasien und häufig hypopigmentierte Höfe • PR in der Schwangerschaft (erhöhtes Risiko von Frühgeburt aufweisen (Abb. 6). Prädilektionsstellen sind Gesicht, Stamm, und Abort, v. a. bei HHV6-Infektionen und innerhalb der er- Arme und Beine. Es handelt sich um ein selbstlimitierendes sten 15 Tage der Schwangerschaft). Exanthem, das keiner Therapie bedarf. Mit einer Abheilung ist innerhalb der nächsten 4 Wochen nach Beginn des Exanthems FUMHD ist lebensbedrohlich und erfordert ein aggressives zu rechnen. Das unterscheidet die EPA von ihren Differenzialdi- therapeutisches Vorgehen. agnosen („spider naevi“ [Naevus teleangiectaticus], „cherry angi- omas“ [seniles Angiom]), multiple Läsionen eines Granuloma Zu den seltenen bzw. neueren paraviralen Exanthemen (alle pyogenicum und einer bazillären Angiomatose (kommt haupt- selbstlimitierend) zählen: sächlich bei Immunsuppression vor), die persistieren und nicht • mediothorakales Exanthem, Variante des APE, exanthematisch auftreten. • eruptive Pseudoangiomatose mit erythematösen wegdrück- baren Papeln/Plaques und Teleangiektasien, Eruptive Hypomelanose • eruptive Hypomelanose mit hypopigmentierten Makeln und Papeln an den Extremitätenstreckseiten und im Gesicht. Die eruptive Hypomelanose (EH) wurde 2014 erstmals beschrie- ben und tritt hauptsächlich im Vorschulalter auf. Nach einem PROF. DR. REGINA FÖLSTER-HOLST milden Prodromalstadium mit Schnupfen kommt es zum sym- Dermatologie, Venerologie und Allergologie, metrischen Auftreten hypopigmentierter Makeln oder Papeln an Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel den Extremitätenstreckseiten (Abb. 7) und im Gesicht. Infekt- rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de zeichen wie Pharyngitis und Lymphadenitis begleiten das Exan- them. Innerhalb der nächsten 2 bis 4 Wochen ist das Exanthem © Springer Verlag abgeheilt. Die Begleitsymptome, der Verlauf und das Auftreten 22 CONSILIUM 06/18
DFP- FORTBILDUNG Fragebogen zum DFP-Literaturstudium I m Rahmen des Diplom-Fortbildungsprogramms ist es möglich, durch das Literaturstudium Punkte zu erwerben. Nach der Lek- türe des DFP-Artikels beantworten Sie bitte die Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn alle möglichen richtigen Antworten angekreuzt sind. Bei positiver Bewertung (66 Prozent der Fragen) werden Ihnen 2 DFP-Fachpunkte zuerkannt. Einsendeschluss ist der 5. Dezember 2018. • Online: Sie haben die Möglichkeit, den Fragebogen unter www.springermedizin.at herunterzuladen oder unter E-Learning auf der Website der Österreichischen Akademie der Ärzte www.meindfp.at auszufüllen. • Per Post oder Fax an die Redaktion von Springer Medizin Wien (z. Hd. Susanna Hinterberger), Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien, Fax: 01/330 24 26 • Per E-Mail (eingescannter Test) an: susanna.hinterberger@springer.at 1. Welche Aussagen zum Gianotti-Crosti Syndrom treffen zu? 4. Welche Substanzen können in der Therapie des Papular- (3 richtige Antworten) purpuric-gloves-andsocks-Syndroms zum Einsatz kom- a. Das Gianotti-Crosti Syndrom tritt am häufigsten bei Ju- men? (2 richtige Antworten) gendlichen und jungen Erwachsenen auf a. ASS b. Das Gianotti-Crosti Syndrom tritt am häufigsten bei Klein- b. Paracetamol kindern auf c. Antibiotika c. Das Gianotti-Crosti Syndrom ist eine Immunreaktion auf d. Zinkoxidschüttelmixturen unterschiedliche Viren d. Das Gianotti-Crosti Syndrom ist eine Immunreaktion auf 5. Zu den seltenen bzw. neueren paraviralen Exanthemen (al- unterschiedliche Bakterien le selbstlimitierend) zählen… (3 richtige Antworten) a. Das mediothorakale Exanthem 2. Welche Medikamente können ein „Pythiasis rocea-ähnli- b. Die eruptive Pseudoangiomatose mit erythematösen ches Exanthem“ auslösen? (2 richtige Antworten) wegdrückbaren Papeln/Plaques und Teleangiektasien a. Captopril c. Paracetamol c. Das eruptive Hypomelanose mit hypopigmentierten Ma- b. Acetylsalicylsäure d. Omeprazol keln und Papeln an den Extremitätenstreckseiten und im Gesicht. 3. Wodurch ist das Exanthem beim Papular-purpuric-gloves- d. Das Gianotti-Crosti Syndrom andsocks-Syndrom charakterisiert? (2 richtige Antworten) a. Durch scharf abgegrenzte Rötungen der Hände und Füße 6. Welche Symptome können der eruptiven Pseudoangioma- b. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen der Hände und tose vorausgehen… (3 richtige Antworten) Füße a. Halsschmerzen a. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen und Rötungen b. Fieber im Gesicht c. Diarrhö b. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen und Rötungen d. Abgeschlagenheit im Genitalbereich Absender (bitte gut leserlich ausfüllen): ÖÄK-Nummer: __ __ __ __ __ __ Name: __________________________________________ Zutreffendes bitte ankreuzen: Frau Herr Adresse: __________________________________________ Ich besitze ein gültiges ÖÄK-Diplom Altersgruppe: < 30 31 – 40 41 – 50 Ort/PLZ: __________________________________________ 51 – 60 > 60 Telefon: __________________________________________ CONSILIUM 06/18 23
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