Paravirale Exantheme - Ärztekammer Niederösterreich

 
WEITER LESEN
Paravirale Exantheme - Ärztekammer Niederösterreich
DFP-
                                                                                                                 FORTBILDUNG

Paravirale Exantheme                                                   Punkte sammeln auf...
                                                                       SpringerMedizin.at

                                                                       Das DFP-Literaturstudium ist Teil
PROF. DR. REGINA FÖLSTER-HOLST
                                                                       des Diplom-Fortbildungs-Programms
Dermatologie, Venerologie und Allergologie,
                                                                       (DFP) der Österreichischen Ärzte-
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
                                                                       kammer und ermöglicht qualitäts-
E-Mail: rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de
                                                                       gesicherte Fortbildung durch das
                                                                       Studium von Fachartikeln nach den
                                                                       Richtlinien des DFPs.
INHALT
Gianotti-Crosti-Syndrom
                                                                       DFP-Punkte online, per Post, Fax oder
Pityriasis rosea
                                                                       E-Mail
Pityriasis lichenoides
                                                                       Der Multiple-Choice-Fragebogen des
Asymmetrisches periflexurales und mediothorakales Exanthem
                                                                       DFP kann bis zum 5. Dezember 2018
Papular-purpuric-gloves-andsocks-Syndrom
                                                                       eingereicht werden:
Eruptive Pseudoangiomatose
                                                                       • Online: Für eingeloggte User steht
Eruptive Hypomelanose
                                                                         der Beitrag und der Fragebogen
Fazit für die Praxis
                                                                         unter www.springermedizin.at zur
                                                                         Verfügung.
                                                                       • per Post: Prinz-Eugen-Straße 8-10,
LECTURE BOARD
                                                                         1040 Wien
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer
                                                                       • per Fax: +43 1 330 24 26
Klinische Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde
                                                                       • per E-Mail (eingescannter Test) an:
Universitätsklinikum St. Pölten
                                                                         susanna.hinterberger@springer.at

MR Dr. Dietmar Baumgartner
                                                                       Approbation
Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Wiener Neustadt
                                                                       Diese     Fortbil-
                                                                       dungseinheit wird
                                                                       mit 2 DFP-Punkten
ÄRZTLICHER FORTBILDUNGSANBIETER
                                                                       approbiert. Die Fortbildungspunkte
Ärztekammer für Niederösterreich, Wipplingerstraße 2, 1010 Wien
                                                                       werden rasch und unkompliziert mit
                                                                       Ihrer ÖÄK-Nummer elektronisch ver-
                                                                       bucht.
REDAKTIONELLE BEARBEITUNG
Mag. Ingo Schlager
                                                                       Kontakt und weitere Informationen
                                                                       Springer-Verlag GmbH
Eine Literaturliste ist auf Anfrage bei der Redaktion erhältlich.
                                                                       Springer Medizin
Der Originalartikel ist erschienen in „Der Hautarzt“, Ausgabe 3/2017
                                                                       Susanna Hinterberger
                                                                       susanna.hinterberger@springer.at
© Springer Verlags GmbH 2018
                                                                       SpringerMedizin.at

                                                                                               CONSILIUM 06/18      17
Paravirale Exantheme - Ärztekammer Niederösterreich
DFP-
FORTBILDUNG

                                                               Paravirale Exantheme
               E   xanthemerkrankungen sind häufige Dermatosen, die durch
                   Infektionserreger oder Medikamente verursacht werden. Zu
               berücksichtigen sind auch Interaktionen von Infektionserregern
                                                                                    lovesikel im Bereich der Wangen, der Extremitäten und Glu-
                                                                                    tealregion prägen das kutane klinische Bild. Der Stamm kann
                                                                                    mit betroffen sein, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß hin-
               und Medikamenten sowie Virus-Virus-Interaktionen, die das            sichtlich der Ausdehnung und auch der Anzahl der Läsionen.
               Krankheitsbild verschlimmern können.                                 Das Exanthem kann von leichtem Juckreiz begleitet sein, was
                                                                                    auch mit der Assoziation zur Atopie in Zusammenhang stehen
               Während die klassischen Exanthemerkrankungen (Kinder-                könnte.
               krankheiten) die Infektion mit einem Virus bzw. die Folge eines
               Bakterientoxins widerspiegeln, führen Viren ganz unterschied-        Als Differenzialdiagnosen sind andere paravirale Exantheme
               licher Gruppen zu einem distinkten paraviralen Exanthem. Als         wie die Pityriasis lichenoides (akute und chronische Form) sowie
               Beispiele seien das Gianotti-Crosti Syndrom (GCS) und das            Purpura Schönlein-Henoch und Erythema multiforme zu beden-
               Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom (PPGSS) genannt,           ken.
               die mit diversen Viren wie Hepatitis-B-Viren (HBV) und Herpes-
               viren (v. a. Epstein-Barr-Viren [EBV]) bzw. Parvovirus B19 (B19)                  » Die Dermatose ist selbstlimitierend
               und Enteroviren (v. a. Coxsackie-Viren) assoziiert sind.                           und bedarf meist keiner Therapie «

               In den meisten Fällen nehmen die paraviralen Erkrankungen            In den meisten Fällen zeigen die Kinder einen milden Verlauf
               einen milden Verlauf. Jedoch sind Komplikationen, besonders          dieser selbstlimitierenden Dermatose und bedürfen keiner The-
               bei Risikogruppen, zu beachten (Beispiel: Hydrops fetalis und        rapie. Symptomatisch können kurzfristig topische Kortikostero-
               aplastische Krisen bei Infektionen mit Parvovirus B19), ebenso       ide in schwereren Fällen eingesetzt werden, ansonsten sind pfle-
               sind, zumindest theoretisch, Langzeitrisiken nicht auszuschlie-      gende Externa wie beispielsweise Lotio alba aquosa ausreichend.
               ßen (Beispiel: chronische Hepatitis assoziiert mit HBV, Burkitt-
               Lymphom assoziiert mit EBV).                                         Hinsichtlich des weiteren Verlaufs sollte berücksichtigt werden,
               Therapeutisch steht die symptomatische Behandlung im Vor-            dass EBV und Hepatitisviren zu den Auslösern zählen. Mög-
               dergrund, in schwereren Fällen werden antivirale Medikamente         liche Risiken bei Persistenz der Viren mit dem Auftreten von
               eingesetzt.                                                          Burkitt-Lymphom, Hodgkin-Lymphom und nasopharyngealem
                                                                                    Karzinom sowie chronischer Hepatitis und hepatozellulären Kar-
               Gianotti-Crosti-Syndrom                                              zinomen werden diskutiert. Aus diesem Grund wird auch die
                                                                                    Serologie für EBV und HBV empfohlen.
               Das Gianotti-Crosti Syndrom (GCS; Synonym: infantile papu-
               löse Akrodermatitis) ist ein häufig auftretendes, distinktes         Pityriasis rosea
               Exanthem mit einem Häufigkeitsgipfel im Kleinkindesalter. Es
               ist als Immunreaktion auf unterschiedliche Viren aufzufassen,        Die Pityriasis rosea (PR) kommt häufig vor mit einem Manifesta-
               von denen EBV zu den häufigsten Auslösern zählen. Daneben            tionsgipfel in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter.
               wurden HBV, Hepatitis-A-Viren, Zytomegalieviren, Coxsackie-          Die Ursache der PR ist nicht endgültig geklärt. Jedoch unterstüt-
               viren, Adenoviren, Enteroviren, Rotaviren, Rötelnvirus, Parain-      zen viele Untersuchungsergebnisse die Assoziation mit huma-
               fluenzavirus, HI-Virus, humanes Herpesvirus 6, Parvovirus B19,       nem Herpesvirus-7 (HHV7) und -6 (HHV6)-Infektionen.
               Mumpsvirus, Molluscum-contagiosum-Virus und Respiratory-             Dem Exanthem kann ein Prodromalstadium vorausgehen, das
               syncytial-Virus als Auslöser beschrieben. Ebenfalls sind Bakterien   im Wesentlichen respiratorische (51 %) und gastrointestinale
               wie Borrelia burgdorferi, Bartonella henselae, β-hämolysierende      Symptome (28,8 %) beinhaltet.
               Streptokokken und Mycoplasma pneumoniae sowie Vakzine mit
               GCS assoziiert.                                                      Das distinkte Exanthem weist klinisch typische Symptome auf.
                                                                                    Zu diesen zählen:
               Bei einer Subgruppe der Patienten kann dem Exanthem ein Pro-         • Auftreten einer Primärläsion (Herold-Plaque), die eine 1–2 cm
               dromalstadium mit Fieber, Husten sowie Hepatomegalie und               lange ovaläre rot-bräunliche Läsion mit randständiger Colle-
               Lymphknotenschwellungen vorausgehen. Vesikel und Papu-                 rette-Schuppung zeigt und bei 30–50 % der Patienten auftritt;

      18       CONSILIUM 06/18
DFP-
                                                                                                                                                              FORTBILDUNG

• 2 bis 4 Tage später folgt das Exanthem,
  dessen Läsionen ebenfalls die Charakte-
  ristika des Primärmedaillons aufweisen,
  jedoch wesentlich kleiner sind. Prädilekti-
  onsstellen sind der Stamm sowie die pro-
  ximalen Extremitäten;
• die Anordnung der Läsionen entlang der
  Spaltlinien (Langer-Linien) verleiht dem
  Exanthem das Bild eines „Christbaumes“
  (Abb. 1);
• extreme Hautempfindlichkeit gegenüber
  Irritanzien erklärt den Pruritus, der von
  einer Subgruppe der Patienten angegeben                                                         Abb. 2: Pityriasis inversa bei einer jungen Erwachsenen.
                                                                                                                        Konfluierende rundliche Plaques mit
  wird.                                                                                                                                 Kolleretteschuppung

In der Literatur werden atypische Formen                                                               Antiphlogistika, Omeprazol, Terbinafin
der PR beschrieben. Die Einteilung dieser                                                              und Tyrosinkinaseinhibitoren auftreten
Formen erfolgt nach Morphologie, Größe               Abb. 1: Pityriasis rosea, ovaläre Läsionen in den kann.
der Läsionen, Verteilung und Ätiologie                                  Hautspaltlinien („Christbaum“) Die PR ist eine selbstlimitierende Der-

(Infektionen oder Medikamente). Morpholo-                                                              matose, bei der das Meiden irritierender
gisch können vesikulöse, purpuriforme, hämorrhagische und Substanzen wie Seifen, Reinigungsmittel und Wasser sowie die
urtikarielle Effloreszenzen bestehen, darüber hinaus werden Applikation von Emollienzien zu den wichtigsten therapeuti-
Patienten mit extrem großen Läsionen (PR gigantea) beschrie- schen Maßnahmen zählen. Eine Intervention ist normalerweise
ben. Eine atypische Verteilung/Lokalisation beinhaltet das Auf- nicht erforderlich. Lediglich in refraktären Fällen ist diese zu
treten in Gesicht, Axillen und Leisten (PR inversa) (Abb. 2), in erwägen.
der oralen Schleimhaut und den asymmetrischen/einseitigen
Befall der Haut.                                                          Diverse Studien untersuchten die Wirksamkeit von Antibio-
                                                                          tika, Virostatika und UV-Licht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich
Aufgrund der unterschiedlichen Formen sind viele Differenzi- besonders Aciclovir, weniger eindrucksvoll Erythromycin, als
aldiagnosen zu bedenken. Hierzu gehören Ekzemerkrankungen effektiv erwiesen. Allerdings machen die Autoren auch auf die
(seborrhoisches Ekzem, atopisches Ekzem), Psoriasis guttata, häufige Nebenwirkung gastrointestinaler Beschwerden bei Ein-
Infektionen (sekundäre Lues, Tinea corporis) und Neoplasien nahme von Erythromycin aufmerksam und empfehlen zudem,
wie die Parapsoriasis en plaques.                                         die Anwendung von Aciclovir (in dieser Indikation „off-label“)
                                                                          in schwerwiegenden Fällen mit auf diesem Gebiet erfahrenen
       » Therapeutisch wichtig sind Meiden irritierender                  Kollegen zu diskutieren. Das gilt insbesondere in der Schwanger-
         Substanzen und Applikation von Emollienzien «                    schaft. Für die UV-Lichttherapie ist die Evidenz zu schwach, als
                                                                          dass sie zur Behandlung empfohlen werden kann.
Die endogene Reaktivierung von HHV6 wird mit einem erhöh-
ten Risiko einer Frühgeburt und einem Abort beschrieben. Die Pityriasis lichenoides
Infektion innerhalb der ersten 15 Wochen der Schwangerschaft
birgt für den Föten die größte Gefahr des intrauterinen Abster- Die Pityriasis lichenoides (PL), deren Prävalenz nicht bekannt
bens.                                                                     ist, lässt sich in eine chronische (Pityriasis lichenoides chronica
Neben Viren können Medikamente zu einem „PR-ähnlichen [PLC]) und eine akute Form (Pityriasis lichenoides et variolifor-
Exanthem“ führen, das im Gegensatz zur klassischen PR keinen mis acuta [PLEVA], Synonym: Morbus Mucha-Habermann) mit
Primäraffekt aufweist und nach der Einnahme unterschiedlicher ihrer Komplikation der febrilen ulzeronekrotischen Form der
Medikamente wie Captopril, Gold, Isotretinoin, nichtsteroidale Mucha-Habermann-Erkrankung (FUMHD) unterteilen.

                                                                                                                                       CONSILIUM 06/18           19
DFP-
FORTBILDUNG

                   Abb. 3: Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta,                                                       Abb. 5: Pityriasis lichenoides chronica,
                   Papeln und Papulovesikeln, den Varizellen ähnlich                                                         postinflammatorische Hypopigmentierung

               Die PL kommt zwar in allen Altersgrup-                                                                 auch die narbige Abheilung erklären,
               pen vor, es gibt jedoch eine Häufung im                                                                übergehen. Neben verbleibenden Narben
               Kindesalter, wobei anhand einer retros-                                                                sind nach Abheilung postinflammatori-
               pektiven Untersuchung an 124 Kindern                                                                   sche Hyper- und Hypopigmentierungen
               57,3 % einer PLEVA und 37 % einer PLC                                                                  typisch, die für mehrere Monate persistie-
               zuzuordnen waren. Die mittlere Dauer                                                                   ren. Differenzialdiagnostisch sind neben
                                                              Abb. 4: Pityriasis lichenoides chronica, rot-bräunliche
               der Erkrankungen wird mit 18 Monate                     Papeln und Plaques mit diskreter Schuppung der LyP Varizellen die wichtigste Differen-
               für PLEVA und 20 Monate für PLC ange-                                                                  zialdiagnose. In unklaren klinischen Fäl-
               geben. Die meisten Patienten zeigen einen rekurrierenden Ver- len ist die Histologie indiziert, die bei Patienten mit PLEVA
               lauf. Hauptsymptome beinhalteten das Exanthem mit papulos- typische Veränderungen einer Vaskulitis zeigt. Andere paravirale
               quamösen Läsionen und Pruritus, zudem litten einige Patienten Exantheme wie Gianotti-Crosti-Syndrom und Pityriasis rosea
               unter Fieber und Arthralgien.                                               und auch Erkrankungen wie Erythema multiforme, Iktus, Pso-
                                                                                           riasis guttata, sekundäre Lues und Mycosis fungoides sind diffe-
               Die PL wird als lymphoproliferative Dermatose aufgefasst, die renzialdiagnostisch ebenfalls zu bedenken.
               sowohl durch Infektionserreger (u. a. EBV, Zytomegalievirus,
               Varicella-zoster-Virus, humanes Herpesvirus 8, Parvovirus B19, Die febrile ulzeronekrotische Mucha-Habermann-Erkrankung
               Toxoplasma gondii, Staphylococcus aureus, β-hämolysierende (FUMHD) ist eine lebensbedrohliche Komplikation der PLEVA,
               Streptokokken) als auch Medikamente (u. a. Antibiotika, Aceta- bei der neben extrem stark ausgeprägten ulzeronekrotischen
               minophen, Immunglobuline, Biologika, Zytostatika, HMG- Läsionen hohes persistierendes Fieber die Klinik kennzeichnet.
               CoA-Reduktaseinhibitoren) getriggert werden kann.                           Pneumonie, kardiale Symptome bis zum Herzversagen, Sepsis
                                                                                           und Thrombose können zusätzlich auftreten.
                   » Die Pityriasis lichenoides wird als lymphoproliferative
                                     Dermatose aufgefasst «                                PLC, die sich klinisch als bräunliche Papeln und Plaques mit
                                                                                           zentraler „Oblatenschuppung“ manifestiert (Abb. 4), zeigt im
               Auf der anderen Seite werden von einigen Autoren PLEVA und Vergleich zur PLEVA keine narbige Abheilung, ebenso lassen
               die lymphomatoide Papulose (LyP) aufgrund klinischer, histolo- sich histologisch keine Veränderungen im Sinne einer Vaskulitis
               gischer und immunhistochemischer Ähnlichkeiten als Varianten feststellen. Entsprechend der PLEVA können Hyper- und Hypo-
               einer Erkrankung angesehen. Hierfür sprechen auch Publikati- pigmentierungen (Abb. 5) nach Abheilung noch über Monate
               onen mit Beschreibungen von PLEVA-Patienten, bei denen die persistieren.
               PLEVA im weiteren Verlauf in eine LyP übergegangen ist.
                                                                                           Die Differenzialdiagnosen entsprechen denen der PLEVA.
               Klinisch ist die PLEVA (Abb. 3) durch das Auftreten von roten Erfahrungsgemäß weisen Patienten nicht selten sowohl typische
               Makeln, Papeln und Plaques gekennzeichnet, die im weiteren Veränderungen einer PLEVA und einer PLC auf, die man als
               Verlauf in Vesikel, Pusteln und hämorrhagische Nekrosen, die die Enden eines Kontinuums ansehen kann.

      20       CONSILIUM 06/18
DFP-
                                                                                                                                          FORTBILDUNG

Abgesehen von den seltenen Fällen, die in ein Lymphom über-           kale Exanthem, das lediglich eine andere Lokalisation zeigt und
gehen (theoretisch könnte es sich bereits zu Beginn um ein Lym-       sich nicht bis in die Armbeuge ausdehnt, sich jedoch ebenfalls
phom gehandelt haben), gilt die PL in ihrer akuten und chroni-        einseitig und morphologisch mit kleinen roten Papeln darstellt.
schen Form als ein selbstlimitierendes Exanthem, das in einigen
Fällen einer symptomatischen Therapie bedarf. In Abhängigkeit         Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom
von der Schwere des Krankheitsbildes werden unterschiedliche
Arzneimittel eingesetzt, zu denen topische Kortikosteroide und        Papular-purpuric-gloves-and-socks-Syndrom (PPGSS; Hand-
Calcineurininhibitoren sowie systemische Antibiotika wie Eryth-       schuh-Socken-Syndrom) ist ein Exanthem, das hauptsächlich bei
romycin und Tetrazykline gehören, in schwereren Fällen werden         älteren Kindern und jungen Erwachsenen auftritt. Haupterreger
auch Ciclosporin, systemische Kortikosteroide und Methotrexat         sind Parvoviren B19 (B19V), zudem wurden Assoziationen mit
eingesetzt.                                                           Zytomegalieviren, Coxsackieviren, Hepatitis-B-Viren, humanem
Geller et al. empfehlen systemisches Erythromycin und Nar-            Immundefizienzvirus und Rötelnvirus beschrieben. Prodromal-
rowband-UVB-Bestrahlung als Therapie der ersten Wahl bei              symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Schnupfen spie-
behandlungsbedürftigen Patienten. Bei der FUMHD sind hoch             geln die Infektion wider. Das Exanthem ist charakterisiert durch
dosierte Kortikosteroide und Methotrexat (als Mono- oder Kom-         scharf abgegrenzte Rötungen und Schwellungen der Hände und
binationstherapie) eine geeignete Therapiemaßnahme, ebenso            Füße. Sie können jedoch über den „Handschuh-Socken-Bereich“
wurden Aciclovir, Dapson, intravenöse Immunglobuline (IVIC),          hinaus auch die proximalen Anteile der Extremitäten betreffen.
UV-Licht, Ciclosporin und Infliximab als effektiv beschrieben.        Die Läsionen, die im Verlauf einen purpuriformen und petechi-
                                                                      alen Aspekt annehmen, können extrem brennen und jucken.
Asymmetrisches periflexurales und mediothorakales                     Zudem können schmerzhafte orale Läsionen einschließlich
Exanthem                                                              Petechien und Erosionen vorkommen. Auszuschließen sind
                                                                      Differenzialdiagnosen wie Kawasaki-Syndrom, Hand-Fuß-Mund-
Das asymmetrische periflexurale Exanthem (APE; Synonym:               Erkrankung, Fleckfieber, Serumkrankheit, Hot-Foot-Syndrom
unilaterales laterothorakales Exanthem) ist ein typisches Exan-       („whirlpool dermatitis“) und Hand-Foot-Syndrom unter Chemo-
them, das vornehmlich bei älteren Säuglingen und Kleinkindern         therapie.
auftritt. Im späteren Kindes- und v. a. im Erwachsenenalter ist es
sehr selten.                                                                 » Das Exanthem ist charakterisiert durch scharf
                                                                                abgegrenzte Rötungen und Schwellungen
Dem Exanthem, das mit EBV, Parvovirus B19, Parainfluenzavi-                              der Hände und Füße «
ren und Adenoviren assoziiert beschrieben wurde, kann ein Pro-
dromalstadium mit Infektionen der oberen Luftwege vorausge-           Zur Therapie werden juckreizstillende Externa (z. B. eine Zink-
hen. Das asymptomatische Exanthem zeigt sich morphologisch            oxidschüttelmixtur) und bei Bedarf auch Paracetamol eingesetzt.
Scharlach-ähnlich mit multiplen stecknadelkopfgroßen erythe-          Aufgrund des Risikos eines Reye-Syndroms (Enzephalopathie,
matösen Papeln, die ihren Ausgang von einem meist vergrößer-          Hepatopathie) sollte die Gabe von Aspirin unterbleiben.
ten axillären Lymphknoten nehmen. Auffällig ist die Verteilung
der Läsionen, die Axilla und Thoraxwand der gleichen Seite            Da die Erythroblasten Zielzellen der B19-Viren sind, sind Risiko-
betrifft. Lediglich wenige Läsionen können auch auf der Gegen-        gruppen wie Patienten mit Anämie (im Rahmen von Erkrankun-
seite auftreten. Differenzialdiagnostisch sind die fehlende subjek-   gen oder iatrogen) und Schwangere bzw. deren Feten (Gefahr
tive Symptomatik, das nicht beeinträchtigte Allgemeinbefinden         des Hydrops fetalis) bei entsprechender Infektion zu berücksich-
und die Betonung einer Körperhälfte bedeutsam. Kontaktekzem           tigen. Sie bedürfen intensiver Untersuchungen einschließlich
und Blaschkitis können ebenfalls einseitig auftreten, sind jedoch     eines großen Blutbildes bzw. wöchentlicher sonographischer
von Juckreiz begleitet bzw. zeigen sich striär. Morphologisch         Untersuchungen während der Schwangerschaft. Bei Nachweis
gelten das atopische Ekzem, Arzneimittelexantheme, Gianotti-          einer Infektion sind Bluttransfusionen indiziert. Im Gegensatz
Crosti-Syndrom, papulöse Miliaria und Scharlach als weitere           zum Erythema infectiosum, das bei Auftreten des Exanthems
Differenzialdiagnosen, die jedoch eine symmetrische Verteilung        nicht mehr kontagiös ist, ist mit einer Ansteckung auch noch im
aufweisen. Eine Variante des APE ist das unilaterale mediothora-      Exanthemstadium des PPGSS zu rechnen.

                                                                                                                        CONSILIUM 06/18      21
DFP-
FORTBILDUNG

                                                                                                     Abb. 7: Eruptive Hypomela-
                                                                                                      nosis bei einem 5-jährigen
                                                                                                     Jungen, mehrere rundliche
                                                                                                       Hypopigmentierungen im
                                                                                                     Bereich der Oberschenkel-
                                                                                                                    streckseiten

                        Abb. 6: Eruptive Pseudoangiomatose. Erythematöse Plaques, die diaskopisch
                                                                               wegdrückbar sind

               Eruptive Pseudoangiomatose                                                           im Kindesalter lassen eine virale Genese vermuten; allerdings
                                                                                                    wurde bisher kein auslösendes Virus identifiziert. Eine Therapie
               Die eruptive Pseudoangiomatose (EPA) kommt am häufigsten                             ist nicht erforderlich.
               im späteren Kindesalter vor, selten sind Erwachsene betroffen.
               Fieber, Abgeschlagenheit und Diarrhö können dem Exanthem                             Fazit für die Praxis
               vorausgehen. Bisher wurde das Exanthem mit Echovirus- und
               Adenovirusinfektion assoziiert beschrieben.                                          Serologie sollte erfolgen bei:
                                                                                                    • GCS aufgrund möglicher Spätkomplikationen durch EB- und
               Das Exanthem tritt wenige Tage nach dem Prodromalstadium                               HB-Viren,
               auf und ist charakterisiert durch monomorphe erythematöse                            • PPGSS durch B19-Viren (in Schwangerschaft und bei Anä-
               wegdrückbare Plaques oder Papeln, die bei genauer Betrach-                             miepatienten),
               tung auch Teleangiektasien und häufig hypopigmentierte Höfe                          • PR in der Schwangerschaft (erhöhtes Risiko von Frühgeburt
               aufweisen (Abb. 6). Prädilektionsstellen sind Gesicht, Stamm,                          und Abort, v. a. bei HHV6-Infektionen und innerhalb der er-
               Arme und Beine. Es handelt sich um ein selbstlimitierendes                             sten 15 Tage der Schwangerschaft).
               Exanthem, das keiner Therapie bedarf. Mit einer Abheilung ist
               innerhalb der nächsten 4 Wochen nach Beginn des Exanthems                            FUMHD ist lebensbedrohlich und erfordert ein aggressives
               zu rechnen. Das unterscheidet die EPA von ihren Differenzialdi-                      therapeutisches Vorgehen.
               agnosen („spider naevi“ [Naevus teleangiectaticus], „cherry angi-
               omas“ [seniles Angiom]), multiple Läsionen eines Granuloma                           Zu den seltenen bzw. neueren paraviralen Exanthemen (alle
               pyogenicum und einer bazillären Angiomatose (kommt haupt-                            selbstlimitierend) zählen:
               sächlich bei Immunsuppression vor), die persistieren und nicht                       • mediothorakales Exanthem, Variante des APE,
               exanthematisch auftreten.                                                            • eruptive Pseudoangiomatose mit erythematösen wegdrück-
                                                                                                      baren Papeln/Plaques und Teleangiektasien,
               Eruptive Hypomelanose                                                                • eruptive Hypomelanose mit hypopigmentierten Makeln und
                                                                                                      Papeln an den Extremitätenstreckseiten und im Gesicht.
               Die eruptive Hypomelanose (EH) wurde 2014 erstmals beschrie-
               ben und tritt hauptsächlich im Vorschulalter auf. Nach einem                                                    PROF. DR. REGINA FÖLSTER-HOLST
               milden Prodromalstadium mit Schnupfen kommt es zum sym-                                               Dermatologie, Venerologie und Allergologie,
               metrischen Auftreten hypopigmentierter Makeln oder Papeln an                                 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
               den Extremitätenstreckseiten (Abb. 7) und im Gesicht. Infekt-                                                rfoelsterholst@dermatology.uni-kiel.de
               zeichen wie Pharyngitis und Lymphadenitis begleiten das Exan-
               them. Innerhalb der nächsten 2 bis 4 Wochen ist das Exanthem                         © Springer Verlag
               abgeheilt. Die Begleitsymptome, der Verlauf und das Auftreten

      22       CONSILIUM 06/18
DFP-
                                                                                                                                     FORTBILDUNG

Fragebogen
zum DFP-Literaturstudium

I m Rahmen des Diplom-Fortbildungsprogramms ist es möglich, durch das Literaturstudium Punkte zu erwerben. Nach der Lek-
  türe des DFP-Artikels beantworten Sie bitte die Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn alle
möglichen richtigen Antworten angekreuzt sind. Bei positiver Bewertung (66 Prozent der Fragen) werden Ihnen 2 DFP-Fachpunkte
zuerkannt. Einsendeschluss ist der 5. Dezember 2018.
• Online: Sie haben die Möglichkeit, den Fragebogen unter www.springermedizin.at herunterzuladen oder unter E-Learning auf der
  Website der Österreichischen Akademie der Ärzte www.meindfp.at auszufüllen.
• Per Post oder Fax an die Redaktion von Springer Medizin Wien (z. Hd. Susanna Hinterberger), Prinz-Eugen-Straße 8-10,
  1040 Wien, Fax: 01/330 24 26
• Per E-Mail (eingescannter Test) an: susanna.hinterberger@springer.at

1. Welche Aussagen zum Gianotti-Crosti Syndrom treffen zu?        4. Welche Substanzen können in der Therapie des Papular-
   (3 richtige Antworten)                                            purpuric-gloves-andsocks-Syndroms zum Einsatz kom-
 a. Das Gianotti-Crosti Syndrom tritt am häufigsten bei Ju-         men? (2 richtige Antworten)
   gendlichen und jungen Erwachsenen auf                           a. ASS
 b. Das Gianotti-Crosti Syndrom tritt am häufigsten bei Klein-    b. Paracetamol
   kindern auf                                                     c. Antibiotika
 c. Das Gianotti-Crosti Syndrom ist eine Immunreaktion auf        d. Zinkoxidschüttelmixturen
   unterschiedliche Viren
 d. Das Gianotti-Crosti Syndrom ist eine Immunreaktion auf       5. Zu den seltenen bzw. neueren paraviralen Exanthemen (al-
   unterschiedliche Bakterien                                        le selbstlimitierend) zählen… (3 richtige Antworten)
                                                                   a. Das mediothorakale Exanthem
2. Welche Medikamente können ein „Pythiasis rocea-ähnli-           b. Die eruptive Pseudoangiomatose mit erythematösen
   ches Exanthem“ auslösen? (2 richtige Antworten)                   wegdrückbaren Papeln/Plaques und Teleangiektasien
 a. Captopril             c. Paracetamol                         c. Das eruptive Hypomelanose mit hypopigmentierten Ma-
 b. Acetylsalicylsäure    d. Omeprazol                             keln und Papeln an den Extremitätenstreckseiten und im
                                                                     Gesicht.
3. Wodurch ist das Exanthem beim Papular-purpuric-gloves-          d. Das Gianotti-Crosti Syndrom
   andsocks-Syndrom charakterisiert? (2 richtige Antworten)
 a. Durch scharf abgegrenzte Rötungen der Hände und Füße         6. Welche Symptome können der eruptiven Pseudoangioma-
 b. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen der Hände und             tose vorausgehen… (3 richtige Antworten)
   Füße                                                            a. Halsschmerzen
 a. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen und Rötungen            b. Fieber
   im Gesicht                                                      c. Diarrhö
 b. Durch scharf abgegrenzte Schwellungen und Rötungen            d. Abgeschlagenheit
   im Genitalbereich

Absender (bitte gut leserlich ausfüllen):                         ÖÄK-Nummer: __ __ __ __ __ __

Name:    __________________________________________               Zutreffendes bitte ankreuzen:
                                                                   Frau        Herr
Adresse: __________________________________________                Ich besitze ein gültiges ÖÄK-Diplom
                                                                  Altersgruppe:  < 30           31 – 40         41 – 50
Ort/PLZ: __________________________________________                                51 – 60      > 60

Telefon: __________________________________________

                                                                                                                   CONSILIUM 06/18      23
Sie können auch lesen