Interprofessionelle Zusammenarbeit: Apothekerinnen und Apotheker im Einsatz
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→ Politik und Wirtschaft Best Practice Interprofessionelle Zusammenarbeit: Apothekerinnen und Apotheker im Einsatz Mit dem Award «Interprofessionali- tät» zeichnet die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissen- schaften (SAMW) Beispiele für Best Practice in der interprofessionellen Zusammenarbeit aus. Es handelt sich um einen Bereich, in dem Apotheker besonders aktiv sind. A uf die zweite Ausschreibung des SAMW-Awards «Interprofes sionalität» sind 31 Gesuche eingegangen. An den folgenden vier, im Jahr 2017 prämierten Projekten waren Apotheker/-innen beteiligt. Nationales Verzeichnis zur Dosierung von Arzneimitteln in der Pädiatrie Apothekerinnen und Apotheker sind bei vier Projekten involviert, die mit dem SAMW-Award «Interprofessionalität» ausgezeichnet wurden. © Shutterstock Medizinalfachpersonen steht neu ein Ver- zeichnis mit harmonisierten Dosierungs- empfehlungen für die Pädiatrie mittels komplex und daher selten oder fehlen desamt für Gesundheit (BAG) 2013 be- einer Webapplikation kostenlos zur Verfü- überhaupt. Daher sind auch die Daten auftragt, ein Pilotprojekt zu lancieren, um gung. Damit geht eine von den Kinder- zum Arzneimittelgebrauch in der Pädia Anforderungen und Machbarkeit einer ärzten seit Jahren gestellte Forderung trie lückenhaft. Gleichzeitig besteht ein solchen Datenbank zu untersuchen und endlich in Erfüllung. dringender Bedarf an Pharmakotherapien aufzuzeigen. Aus dem Tatbeweis ist Es gibt nämlich zu wenig für Kinder für Kinder. Daher werden im Alltag sehr SwissPedDose hervorgegangen (siehe entwickelte oder für diese angepasste, häufig Arzneimitteln bei Kindern ange- Kasten), ein Verein, der die öffentliche sichere Arzneimittel. Klinische Studien wendet, die für Erwachsene («off-label Ausschreibung des Bundes für die Har- sind bei Kindern altersentsprechend use») oder (noch) gar nicht zugelassen monisierung der Dosierung von Arznei- («unlicensed use») sind. mitteln für Kinder in einem Verzeichnis Daraus resultiert das Risiko, dass gewann. Wer ist SwissPedDose? Medikamente beim Kind einerseits un- Danach schuf der Gesetzgeber die ge- SwissPedDose ist ein Verein, der von den terdosiert (Wirksamkeit?) oder überdo- setzlichen Grundlagen für die Umsetzung acht Kinderkliniken des Collège A (Aarau, siert (Toxizität!) werden. Medikations dieses nationalen Registers, gleichzeitig Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, fehler ereignen sich daher bei Kindern mit dem Inkrafttreten der ersten Artikel St. Gallen, Zürich) zusammen mit der auch viel häufiger als bei Erwachsenen. des revidierten Bundesgesetzes über Arz- Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie Gründe für Medikationsfehler sind neben neimittel und Medizinprodukte (Heilmit- (SGP) und dem Schweizerischen Verein für Amts- und Spitalapotheker (GSASA) ge- schwieriger Verabreichung infolge fehlen- telgesetz, HMG) sowie der Verordnung gründet wurde, mit dem Zweck, sich auf der geeigneter galenischer Formen am über die Arzneimittel (Arzneimittelver- die Ausschreibung für dieses nationale häufigsten Verordnungsfehler wegen ordnung, VAM). Verzeichnis mit Dosierungsempfehlungen nicht transparenter Informationen für die für Arzneimittel bei Kindern zu bewerben. korrekte Verabreichung. Bereits knapp 100 Empfehlungen Zusätzliche Links: www.swisspeddose.ch, Diese Situation ist unbefriedigend und harmonisiert https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/ es herrscht weitgehend Konsens darüber, themen/mensch-gesundheit/biomedizin- dass die Arzneimittelsicherheit bei Kin- Der im Rahmen des Projektes entwickelte forschung/heilmittel/kinderarzneimittel. dern verbessert werden muss. Der Bund und standardisierte Harmonisierungs- html hat diesen Bedarf erkannt und das Bun- prozess beruht darauf, dass die Daten pharmaJournal 3 | 2018 21 4 lay politik und wirtschaft d [P].indd 21 15.03.2018 07:27:17
→ Politik und Wirtschaft lieferanten – in diesem Fall die Spital apotheken – Daten zu den aktuellen Dosierungen der einzelnen Kinderklini- ken senden. Aus diesen Daten und den Empfeh- lungen aus der Literatur erstellten die Koordinatoren einen Dosierungsvor- schlag zuhanden der Experten (Ärzte aus den jeweiligen Fachgebieten der acht Kinderkliniken). Die Experten diskutier- ten diese Vorschläge danach auf einer in- teraktiven Plattform, bis ein Konsens für eine nationale Dosierungsempfehlung gefunden wurde. Bei Abschluss des Pilotprojektes konn- ten fast 100 Dosierungsempfehlungen zu dreissig Wirkstoffen aus den drei Berei- chen Infektiologie, Neonatologie und all- gemeine Pädiatrie schweizweit harmoni- siert werden. Dieser beachtliche Erfolg war nur dank des grossen und überzeug- ten Engagements aller acht A-Kinderkli- Marine Neeman (links), klinische Pharmazeutin, und Sophie Maurer (rechts), Offizinapothekerin, niken (involviert waren 24 Fachärzte und haben das Projekt im Kanton Waadt begleitet. © zvg acht Apotheker) möglich. Kostenloser Zugriff für Fachpersonen Chablais Waadt-Wallis (HRC) haben eine dazu dient, bei Aufnahme eines Patienten Studie durchgeführt, um herauszufinden, ins oder bei Entlassung aus dem Spital Jetzt startet der ordentliche Betrieb der ob die verschiedenen pharmazeutischen eine optimale Weiterführung der Behand- Datenbank mit der Veröffentlichung der Interventionen im Rahmen der Entlas- lung zu gewährleisten. Im Rahmen dieses ersten harmonisierten Dosierungsemp- sungsvorbereitung diesen Versorgungs- Abgleichs werden die verordnete Medi- fehlungen. Diese können in die Klinik- übergang verbessern. kation vor und nach den Schlüsselab- Informations-Systeme der Spitäler einge- In die sechsmonatige Studie wurden schnitten der stationären Versorgung ver- spielt werden. 118 Patienten eingeschlossen: 64 in der glichen und, falls notwendig, dem Medizinische Fachpersonen können in Kontrollgruppe und 54 in der Interven behandelnden Arzt Anpassungen im Sin- ein paar Monaten kostenlos über eine tionsgruppe. Durchgeführt wurde die ne einer Optimierung des Übergangs Webapplikation auf die Dosierungsemp- Studie in der Abteilung für Innere Medi- vorgeschlagen. fehlungen zugreifen. Gleichzeitig wird die zin des HRC-Standorts Samaritain in Ve- Folgende Parameter wurden zwischen Harmonisierung weiterentwickelt. Bis vey sowie in vierzehn Offizinen der Re den beiden Gruppen verglichen: Anzahl Ende 2021 sollen Dosierungsempfehlun- gion. Die Patienten der Kontrollgruppe der in der Offizin durchgeführten phar- gen für 100 in der Pädiatrie angewendete wurden entsprechend dem Routinever- mazeutischen Interventionen, einschliess- Wirkstoffe zur Verfügung stehen. fahren behandelt. Die Patienten der Inter- lich der für die Überprüfung des Austritts- Romy Tilen, Christoph Berger ventionsgruppe kamen im Verlauf ihres rezepts aufgewendeten Zeit, und Anzahl Quelle: Paediatrica Vol. 28, Nr. 5, 2017. Spitalaufenthalts in den Genuss von drei der in den verschiedenen Abschnitten der pharmazeutischen Interventionen: Versorgung erfolgten Medikationsumstel- Pharmazeutische Interventionen • eines Medikamentenabgleichs bei Ein- lungen. zur Optimierung der Medikamenten- tritt; Während der Kontrollphase der Studie verordnungen beim Austritt aus • einer Prüfung der Medikation wäh- konnten die Bedeutung der Rolle des Of- dem Spital rend des Aufenthalts; • eines Medikamentenabgleichs bei Die Phase des Übergangs (Transition of Austritt, verbunden mit einer Kom- Online-Artikel Care), die sich an eine Entlassung aus mentierung des Austrittsrezepts, um Der erste wissenschaftliche Artikel zu dem Spital anschliesst, ist kritisch und wesentliche Informationen betreffend dieser Studie ist online (https://www.ncbi. bedarf im Sinne der Arzneimittelsicher- der Behandlungsänderungen, die nlm.nih.gov/pubmed/27890453) verfüg- heit einer optimalen Lösung. Die Phar- während des Aufenthalts erfolgten, bar: DOI: 10.1016/j.ejim.2016.11.004. macie des Hôpitaux de l’Est Lémanique festzuhalten. Ein zweiter, der sich spezifischer mit dem (PHEL), die Offizinapotheker der Waadt- Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Offizin-Teil (Kontrollgruppe) befasst, ist in Vorbereitung. länder Riviera und das Hôpital Riviera- Medikamentenabgleich gewidmet, der 22 pharmaJournal 3 | 2018 4 lay politik und wirtschaft d [P].indd 22 15.03.2018 07:27:21
→ Politik und Wirtschaft fizinapothekers und dessen aus der Über- ärzten sowie der Anzahl der Medika hektischen Alltag oft fehlt, um aus ver- prüfung der Austrittsrezepte resultieren- tionsumstellungen innerhalb eines Zeit- schiedenen Quellen eine möglichst ge- de Arbeitsbelastung herausgearbeitet raums von 30 Tagen nach Spitalaustritt naue und vollständige prästationäre Me- werden. Einen objektiven Beleg hierfür ausdrückt. dikationsliste zusammenzustellen. Im liefern die Zahlen: 439 pharmazeutische Durch die Aufteilung der Aufgaben Anschluss prüfen klinische Pharmazeu- Interventionen im Zusammenhang mit und Verantwortlichkeiten zwischen den ten, ob die vorbestehende Medikation 64 Rezepten, das heisst 6,9 Interventio- verschiedenen Gesundheitsberufen ent- korrekt weiterverordnet wurde. Dabei nen pro Rezept. Alle Rezepte erforderten sprechend ihrem jeweiligen Kompetenz- achten sie auch auf Plausibilität, vorhan- mindestens eine Intervention des Offizin bereich konnte eine Optimierung des dene Diagnosen, korrekte Dosierungen, apothekers, und für 61 Interventionen Versorgungsübergangs erreicht werden, mögliche Interaktionen oder Kontraindi- musste Kontakt mit dem verschreibenden die mit einer Verbesserung der Arzneimit- kationen und nehmen bei Bedarf Kontakt Arzt aufgenommen werden. telsicherheit verbunden ist. mit den Stationsärzten auf. Des Weiteren zeigte der Vergleich der Sophie Maurer, Marine Neeman Im stationären Setting beteiligt sich beiden Gruppen eine deutliche Senkung die Klinische Pharmazie an interdiszipli- (um 77 %) der Anzahl pharmazeutischer Gewährleistung der Medikations nären Visiten, welche auf fünf ausgewähl- Interventionen seitens der Offizinapothe- sicherheit an den Schnittstellen ten Stationen der Kliniken für Medizin, ker pro Austrittsrezept in der Interven S pitaleintritt und -austritt sowie wäh- Chirurgie und Intensivmedizin einmal tionsgruppe (n = 54) im Vergleich zur rend des stationären Aufenthaltes wöchentlich durchgeführt werden. Dabei Kontrollgruppe (n = 64): 1,6 versus 6,9 In- tauschen sich drei Berufsgruppen – Ärzte, terventionen (p < 0,0001). Ausserdem Am Zuger Kantonsspital (ZGKS) enga- Pflegefachpersonen und Pharmazeuten – wurden eine sehr signifikante Verminde- gieren sich Fachpersonen aus Pharmazie, aus und tragen ihr spezifisches Fachwis- rung der für die Prüfung der Austritts Medizin und Pflege gemeinsam, um Me- sen für eine bestmögliche, patientenori- rezepte aufgewendeten Zeit sowie eine dikationsfehler zu verhindern und die entierte Therapie zusammen. Reduktion der Anzahl Interventionen Patientensicherheit zu verbessern. Beson- Auch beim Austritt aus dem Spital (minus 75 %), die eine Kontaktaufnahme ders im Fokus stehen die risikoreichen können Medikationsfehler passieren [1]. mit dem Spitalarzt erforderten, festge- Übergänge in der Behandlung. Um dieses Risiko zu minimieren, wurden stellt. Bereits die Schnittstelle Spitaleintritt bei der Eröffnung einer öffentlichen Apo- Die Anzahl der im Behandlungsver- birgt ein grosses Risiko für Medikations- theke am ZGKS auch für die Schnittstelle lauf vorgenommenen Therapieänderun- fehler [1], denn jede Ungenauigkeit beim Spitalaustritt die Empfehlungen von gen ging in der Interventionsgruppe Erfassen der vorbestehenden Medikation Pa tientensicherheit Schweiz aus dem ebenfalls deutlich zurück: 40 % weniger wird stationär und im ungünstigsten Fall progress-Projekt übernommen und ein Änderungen zwischen Spitalein- und auch nach dem Spitalaufenthalt weiterge- umfassendes pharmazeutisches Austritts- -austritt (p < 0,0001), 66 % weniger zwi- führt. Es kann zum Beispiel passieren, management implementiert. schen Austritt und Übergang an die Offi- dass angewendete Medikamente gar nicht zinapotheke (p < 00001) und 25 % weni- oder nicht korrekt erfasst werden (falsche Austrittsmedikation überprüfen ger zwischen der Bearbeitung der Dosisstärke, falsche Einnahmevorschrift und abgleichen Verschreibung in der Offizinapotheke etc.). Basierend auf einer fehlerhaften oder und dem nächsten Termin beim behan- unvollständigen Medikationsanamnese Nach dem Einverständnis der Patienten delnden Arzt (p < 0,0001). kann eine stationäre Therapie nicht opti- erhält die Apotheke bereits vor dem Aus- Aufgrund der pharmazeutischen In- mal begonnen werden. tritt das Rezept, zusammen mit den ins terventionen, die bereits vor dem Spital- Spital gebrachten vorbestehenden Me austritt erfolgen, kann der Offizinapothe- Medikationsanamnese durch dikamenten. Klinische Pharmazeuten ker mehr Zeit für die Kontrolle und Pharma-Assistentinnen durchgeführt führen eine Medikationsanalyse durch, Optimierung der Therapie seiner Patien- wobei sie mittels elektronischer Patien ten aufwenden, und damit grösseren Nach der Teilnahme als Pilotspital am tenakte und vorliegenden Medikamen- Mehrwert generieren. Alle diese Elemen- Projekt «progress! Sichere Medikation an tenpackungen die Eintritts-, stationäre te tragen zu einer Verbesserung der Ver- Schnittstellen» von Patientensicherheit und Austrittsmedikation überprüfen und sorgungskontinuität und der Patienten Schweiz wurden die in einer interprofes- abgleichen. Insbesondere achten sie auf sicherheit bei. sionellen Fachgruppe erarbeiteten Abläu- eine korrekte Rückumstellung von Präpa- Der starken Einbindung und Zusam- fe am ZGKS in den Routinebetrieb über- raten des Spitalsortiments auf die patien- menarbeit aller Partner (Kader- und As- nommen. Bei einem ausgewählten teneigene Medikation. Bei Diskrepanzen sistenzärzte, Spitalapotheker, Offizin Patientenkollektiv wird eine systemati- oder arzneimittelbezogenen Problemen apotheker und Pharma-Assistentinnen) sche Medikationsanamnese durch Phar- halten sie Rücksprache mit den Stations- ist der Erfolg des Projekts zu verdanken, ma-Assistentinnen durchgeführt. Die ärzten. Die Patienten holen bei der Entlas- der sich in einem Rückgang der Interven- Pharma-Assistentinnen sind in der Befra- sung die bereitgestellten Medikamente tionen pro Austrittsrezept, der Anzahl gung der Patienten geschult und erhalten (neu verordnete und eigene Medikamen- der telefonischen Rückfragen bei Spital- die benötigte Zeit, welche den Ärzten im te) in der Apotheke ab. In einem Austritts- pharmaJournal 3 | 2018 23 4 lay politik und wirtschaft d [P].indd 23 15.03.2018 07:27:21
→ Politik und Wirtschaft gespräch, in das auch die Angehörigen tereinander beschleunigen, arbeiteten mit einbezogen werden, wird die Anwen- Gruppen, bestehend aus 4 bis 6 Pharma- dung der Medikamente erklärt und ein ziestudierenden (PS) und 1 bis 2 Medi- aktueller Medikationsplan abgegeben. zinstudierenden (MS), an einem klini- Insbesondere wird auch auf Änderungen schen Fallbeispiel. Jede Gruppe bereitete der Medikation während des Spitalauf- eine kurze Präsentation für die folgende enthalts hingewiesen. Der Medikations- Plenardiskussion vor. In einem inter plan wird zudem an den nachbetreuen- professionellen Debriefing wurden die den Leistungserbringer übermittelt. Fallpräsentationen mit Experten der Dank der engen Zusammenarbeit zwi- Pharmazie und Hausarztmedizin disku- schen Stationsteams und Apotheke sowie tiert. Aufklärung und Einbezug von Patienten Wir führten Evaluationen mit den Stu- und Angehörigen kann eine bestmögli- dierenden vor den Workshops sowie nach che Weiterführung der medikamentösen dem ersten als auch nach dem zweiten Therapie nach Spitalaustritt gewährleistet Workshop durch. Die Erfahrungen der werden. Dozierenden wurden nach dem zweiten [1] Patientensicherheit Schweiz, Schriftenreihe Nr. 7, Workshop einmalig erfasst. Der systematische Medikationsabgleich im Akut spital. Download unter www.patientensicherheit.ch. Resultate Christoph Rosen, Nadine Amsler Die Prä-Evaluation wurde von 85 Pilotprojekt «Interprofessional (93,4 %; nMS = 25; nPS = 60), die erste Education» in Medizin und Pharmazie Post-Evaluation von 75 (82,4 %; nMS = 24; nPS = 51) und die zweite Post-Evaluation Interprofessionelle Ausbildung (IPE) ist von 72 Teilnehmenden ausgefüllt definiert als «mit, von und übereinander (81,8 %; nMS = 22; nPS = 50). Die Prä- lernen». Das Kennenlernen der gegensei- Evaluation ergab, dass bereits vor dem Icebreaker-Übung zu Stereotypen, die das gegen- tigen Kompetenzen während der Ausbil- ersten Workshop beide Berufsgruppen seitige Kennenlernen beschleunigen soll. © zvg dung vereinfacht die Kommunikation überzeugt waren, dass die interprofessio und die Zusammenarbeit zwischen den nelle Zusammenarbeit die Betreuung Berufsgruppen in der zukünftigen Praxis. der Patienten verbessert (MS: 100 %; waren sich einig, dass das Niveau der Gemäss der WHO führt IPE zu interpro- PS: 98 %). Fallbesprechungen angemessen war und fessioneller kollaborativer Praxis, welche Nach der ersten Durchführung des befürworteten die Weiterführung der Ver- höchste Qualität in der Patienten-zent- Workshops stimmten beide Gruppen anstaltung mit Studierenden mit gleich- rierten Betreuung bewirkt. dieser Aussage zu 100 % zu. Beide Be- wertigem Ausbildungsgrad. In der Schweiz sind interprofessionelle rufsgruppen kannten ihre eigene Rolle Curricula für Pharmazie-Studierende im interprofessionellen Team schon Konklusion noch nicht etabliert. Das Projekt war des- vor dem Workshop (MS = 60,0 %; halb darauf ausgelegt, die interprofessio- PS = 71,7 %), aber viel besser nach dem Wir führten erfolgreich zweimal zwei nelle Ausbildung von Pharmazie- und ersten (MS = 91,7 %; PS = 90,2 %) und IPE-Workshops mit Pharmazie- und Me- Medizin-Studierenden im Schweizer dem zweiten Workshop (MS = 95,5 %; dizinstudierenden durch. Mit wenige An- Universitätsumfeld zu pilotieren. PS = 90,0 %). Auch das Wissen über die passungen könnte ein solches Modell in gegenseitige Rolle nahm zu (Prä: das reguläre Curriculum der Medizin und Methoden MS = 56,0 %; PS = 81,7 %; 1. Post-Evalu- Pharmazie aufgenommen werden. Um ation: MS = 83,3 %; PS = 98 %; 2. Post- den Effekt des eigenen und gegenseiti- An zwei Halbtagen, an welchen reguläre Evaluation: MS = 90,9 %; PS = 92 %). gen Rollen- und Kompetenzverständnis- Pharmazie-Vorlesungen stattfanden, Der Anteil der Teilnehmenden, wel- ses zu verstärken, sollten mindestens nahmen alle Pharmaziestudierenden (im cher die Fragen zur Kenntnis der eigenen zwei Veranstaltungen durchgeführt wer- zweiten Mastersemester) und freiwillige und gegenseitigen Rolle und Kompeten- den; mit weiteren Veranstaltungen könn- Medizinstudierende (im sechsten Master- zen mit «trifft voll und ganz zu» ange- te der Effekt möglicherweise kontinu semester) am Pilotprojekt teil. Pro Halb- kreuzte, stieg signifikant an (p ≤ 0,05). Die ierlich wachsen. Ein Mehrwert für tag wurde ein klinisches Fallbeispiel von negativen Kommentare begründeten sich Teilnehmende und Patient/-innen ist ab- Dozentinnen der Pharmazie vorbereitet durch die unterschiedlichen Ausbildungs- sehbar. Expansionen der Anzahl Work- und von Experten der Pharmazie und grade der Pharmazie- und Medizinstu- shops, mit weiteren Gesundheitsberufen Hausarztmedizin kommentiert. dierenden (2. vs. 6. Mastersemester) und und in die Fort- und Weiterbildung, Nach einer Einführung mit Icebrea- die daraus resultierenden Wissenslücken. wären wünschenswert. n ker-Übungen, die das Kennenlernen un- Die Experten der Hausarztmedizin (n = 4) Fabienne Böni, Nadja Stohler 24 pharmaJournal 3 | 2018 4 lay politik und wirtschaft d [P].indd 24 15.03.2018 07:27:27
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