STUDIE 2019 EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN
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STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN 2 I MAZARS & ZHAW
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN VORWORT Das Modell der drei Verteidigungslinien (Three-Lines-of-Defense) ist bei vielen Steuerungsansätzen in der Versicherungsindustrie ein integraler Bestandteil, der bei zahlreichen Unternehmen im Grundsatz implementiert wurde und sich so seit Jahren bewährt hat. Aus einer regulatorischen Sicht verweist die FINMA im Erläuterungsbericht zum Rundschreiben 2017/2 «Corporate Governance – Versicherer» explizit auf das Modell der drei Verteidigungslinien als Ansatz zur Definition der Rollen und Verantwortlichkeiten und der Einbettung der Risiko- und Kontrolleinheiten in ein ganzheitliches Governance-System (FINMA, 2016). Eine Untersuchung der konkreten Ausgestaltung der drei Für die Studie wurden 12 Experten in persönlichen Verteidigungslinien, deren Etablierung innerhalb der Interviews und 35 Versicherungsunternehmen mittels Versicherungsunternehmen und die dabei gemachten standardisiertem Fragebogen zum Nutzen des Modells Erfahrungen mit dem Modell, fehlt allerdings in der der drei Verteidigungslinien, dessen Implementierung Schweiz bislang. und den bisherigen Erfahrungenbefragt. Wir danken allen Hier setzt die vorliegende Studie an und untersucht das Beteiligten für ihre Mitwirkung und sind überzeugt, dass Modell der drei Verteidigungslinien bei Schweizer Versi- die vorliegenden Aussagen und Vergleiche aufschluss cherungsunternehmen. Insbesondere wurden folgende reiche Einsichten für die Weiterentwicklung des Modells Aspekte untersucht: der drei Verteidigungslinien bieten. —— Nutzen des Modells Wir wünschen Ihnen viel Spass und interessante Erkenntnisse bei der Lektüre. —— Voraussetzungen und Umsetzungsstand Die Autoren —— Aufgabenspektrum und Umfang der Kontrollbereiche —— Herausforderungen der Umsetzung —— Aktuelle Trends Die vorliegende Studie schlüsselt die Resultate sowohl nach Aufsichtskategorie, als auch nach den Segmenten Lebens- und Sachversicherer, Rückversicherer und Krankenversicherer, auf. Die Ergebnisse der Studie liefern wertvolle Erkenntnisse zur operativen Umsetzung des Mo- dells der drei Verteidigungslinien und zu seiner Einbettung sowie Anwendung in Versicherungsunternehmen. MAZARS & ZHAW I 3
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN MANAGEMENT SUMMARY Die aus den Expertengesprächen und der standardisierten Befragung gewonnenen Erkenntnisse zeigen eine hohe Zustimmung zum grundsätzlichen Nutzen des Modells sowie ein einheitliches Bild zu aktuellen Trends. Das Modell leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Bedeutung und ganzheitlichen Umsetzung der Risikomanagementziele. Während ein weitgehender Konsens bezüglich der groben Struktur der drei Linien besteht, zeigen die Resultate aufgeschlüsselt nach Geschäftssegmenten und Aufsichtskategorien wesentliche Unterschiede in der Einschätzung der Herausforderungen und in der operativen Umsetzung. Die grössten Herausforderungen werden im konsistenten Generell wenden grosse Unternehmen mehr personelle Verständnis von Wesentlichkeit und Risiko, unterschiedli Ressourcen als kleinere Versicherungsunternehmen auf. chen Bewertungsmethoden oder Grundlagen sowie Doppel- Die hohe Zustimmung zu mehreren Trends zeigt, dass die spurigkeiten und Redundanzen gesehen. Für Lebens- und operative Umsetzung des Modells Schweizer Versicherer Sachversicherer ist die Nutzung verschiedener (IT-) Syste- beschäftigt. Viel Wert legen die Befragten auf die Reduk- me sehr herausfordernd. Demgegenüber beschäftigt Rück tion der Komplexität und einen verstärkten Fokus auf versicherer eher, Klarheit bezüglich der Verantwortung Wesentlichkeit. Unsicherheit besteht in der Definition und nicht-finanzieller Risiken zu schaffen. Als wichtigste Umsetzung der Unabhängigkeit. Die bessere Integration Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des der Berichterstattung und der Kontrolltätigkeiten ist vor Modells wird, wie auch in der Literatur der «Tone at the t op» allem ein Thema bei grösseren Rück-, Lebens- und gesehen, gefolgt vom konsistenten Verständnis von Wesent- Sachversicherern. lichkeit und Risiko, einheitlichen Bewertungskriterien Die Erkenntnisse lassen erwarten, dass sich das Aufgaben- sowie dem «Tone at the middle». spektrum sowie die organisatorische Einbettung der Wie erwartet nimmt die Risikomanagement-Funktion Kontrollfunktionen weiter wandeln wird. Es lassen sich den Grossteil der Risiko- u nd Kontrolltätigkeiten wahr. Die vier Handlungsfelder ableiten. Versicherer sollten die meisten Überschneidungen ergeben sich zwischen Risiko- Rollen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Kontroll management und Compliance. Deutliche Unterschiede im funktionen bewusster und klarer definieren, sowie die Aufgabenspektrum von Risikomanagement, Compliance, Einhaltung der Unabhängigkeit und gleichzeitig die Effek Interner Revision und externen Dienstleistern zeigen sich tivität der Zusammenarbeit regelmässig hinterfragen. im Vergleich der Geschäftsfelder und Aufsichtskategorien. Dabei gilt es, der Einfachheit und Verständlichkeit des Bei grossen Unternehmen fällt das im Vergleich breite Auf Modells als grösstem Nutzen, sowie der Rolle der Risiko- gabenspektrum der Compliance auf. Bei der Differenzierung eigner als wichtigste Verteidigungslinie, Sorge zu tragen. nach Geschäftsfeld wird deutlich, dass bei den Krankenver- Als Ausgangspunkt der Überlegungen bietet sich eine sicherern einzelne Aufgaben ausschliesslich vom Risiko- bereichsübergreifende Diskussion und Definition der management wahrgenommen werden und die Interne wesentlichen Risiken und der verwendeten Methoden an. Revision ein im Vergleich breiteres Aufgabenspektrum wahr- Als Leitlinie gilt das übergeordnete Ziel einer risikoorien nimmt. Kleine undmittelgrosse Rückversicherer gaben eher tierten Unternehmensführung, die in einem dynamischen an, Kontrollaufgaben an externe Dienstleister auszulagern. Marktumfeld proaktiv und nachhaltig zum Erfolg des Unter- Bezüglich Ressourcen hat sich gezeigt, dass sich die Vertei- nehmens beiträgt und sich nicht in der Rolle der reaktiven lung auf die einzelnen Funktionen vor allem im Bereich Kontrolle begrenzt. Compliance unterscheidet. 4 I MAZARS & ZHAW
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INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 3 Management Summary 4 Inhaltsverzeichnis 7 Hintergrund 8 Das Modell der drei Verteidigungslinien 8 Kritik am Modell 9 Schweizer Aufsichtspraxis 10 Das Modell in der Berichterstattung der Schweizer Versicherer 10 Design und Ergebnisse der Studie 12 Nutzen des Modells 12 Umsetzungsstand und Voraussetzungen 14 Aufgabenspektrum der Kontrollfunktionen 20 Aktuelle Trends 27 Ausblick und Handlungsfelder 30 Interviewpartner 31 Verweise 32 Autoren 33 MAZARS & ZHAW I 7
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN HINTERGRUND DAS MODELL DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN Lehren aus der Finanzkrise und steigende Ansprüche In diesem Kapitel wird die generelle Struktur des Modells an die Unternehmenssteuerung haben qualitative der drei Verteidigungslinien bei Versicherern kurz skizziert. und organisatorische Aspekte des Risikomanagements Das Modell bildet ab, welche Rolle die Kontrollfunktionen von Finanzinstituten vermehrt in den Fokus gerückt. Risikomanagement, Compliance und Interne Revision im Die Etablierung einer adäquaten Organisationsstruk Governance-System einnehmen. Unter Solvency II wird der tur sowie der Kontrollfunktionen Risikomanagement, Begriff Schlüsselfunktionen verwendet, welcher auch die Compliance und Interne Revision standen dabei Funktion des verantwortlichen Aktuars umfasst. Mit Funktion im Mittelpunkt. Damit ein Governance-System die ist dabei nicht eine Person oder Abteilung gemeint, sondern gewünschte Funktionsfähigkeit erreicht, müssen die Kapazität des Versicherers, die entsprechenden Aufgaben Finanzinstitute sicherstellen, dass sich die Kontroll- wahrzunehmen. Wichtig ist, dass die verschiedenen Aufgaben funktionen laufend mit Informationen austauschen der Kontrollfunktionen objektiv und unabhängig erfüllt wer- und eng zusammenarbeiten (Zinnöcker, 2017). Das den können (FINMA RS 2017/02). Hierzu werden drei «Ver- «Modell der drei Verteidigungslinien» erlangte durch teidigungslinien» gebildet (Abbildung 1). Die klare Aufgaben- die Publikation des Institute of Internal Auditors zuteilung soll sicherstellen, dass alle Risiken effektiv und (IIA, 2013)1 weitgehende Anerkennung und hat sich effizient identifiziert und gehandhabt werden. Verwaltungs- international als Konzept für die organisatorische rat und Geschäftsleitung sind die primären Stakeholder Einbettung der Kontrollfunktionen, sowie die Interak- dieses ursprünglich intern ausgerichteten Modells. Die erste tion der verschiedenen operativen Einheiten, etabliert. Verteidigungslinie bildet die operativen Einheiten ab. Abbildung 1: Das Modell der drei Verteidigungslinien (eigene Darstellung in Anlehnung an IIA, 2013) VERWALTUNGSRAT Risikopolitik und Risikostrategie inklusive Risikoappetit und -toleranz Direkter Zugang GESCHÄFTSLEITUNG Umsetzung der Risikostrategie Berichtet über Risikoangelegenheiten ERSTE VERTEIDIGUNGSLINIE ZWEITE VERTEIDIGUNGSLINIE DRITTE VERTEIDIGUNGSLINIE Risikoeigner, operative Einheiten Risikomanagement und -prozesse Interne Revision (Business) (Standards) (Assurance) AUFGABEN AUFGABEN AUFGABEN Laufende Identifikation, Beurteilung Etablierung des ganzheitlichen Regelmässige, unabhängige und Steuerung von (neuen) Risiken Risiko- und Kontrollrahmenwerks Überwachung und Beurteilung im Tagesgeschäft Erfassung und Beurteilung der der Angemessenheit und Wirksamkeit Durchführung von Kontrollaktivitäten Gesamtrisikosituation und von der Risikomanagement-, Governance- zur Einhaltung des Risikoappetits aufkommenden Risiken und Kontrollprozesse sowie des Zusammenspiels der Verteidigungslinien Identifikation und Eskalation von Überwachung der Einhaltung Prozess- und Kontrollschwächen von rechtlichen Regelungen Beitrag zur Weiterentwicklung von Überwachung der Angemessenheit Richtlinien und Verfahren von Prozessen und Methoden Koordination der Berichterstattung über die Gesamtrisikolage 1 Eine aktualisierte Publikation des IIA wird für 2020 erwartet. 8 I MAZARS & ZHAW
Sie zeichnen die Risiken gemäss Risikoappetit und verwal- —— Die vorgegebenen Strukturen sind zu rigide und ten diese im Rahmen der Geschäftstätigkeit auf operativer bergen die Gefahr, Silos zu kreieren (vgl. IIA, 2019). Ebene. Hierzu gehört die Identifikation und Überwachung Das Modell nimmt zu wenig Rücksicht darauf, dass der Risiken und die Implementierung von Steuerungsmass- unterschiedliche Risiken, insbesondere nicht-finan- nahmen. Der ersten Linie kommt daher eine sehr wichtige, zielle Risiken, unterschiedliche Ansätze erfordern duale Rolle zu, indem sie Risiken eingeht und gleichzeitig (vgl. Decaux & Sarens, 2015). laufend beurteilt und überwacht. —— Das Modell vermittelt eine Scheinsicherheit, weil Der verantwortliche Aktuar unterstützt die Geschäfts so viele Funktionen für Risikomanagement zuständig leitung durch seine Beurteilung technischer Aspekte; sind, dass sich letztlich niemand wirklich verant er steht damit, wie die Geschäftsleitung als Ganzes, wortlich fühlt (vgl. Davies & Zhivitskaya, 2018). ausserhalb der drei Verteidigungslinien. Der verantwort —— Dem Umstand, dass die erste Verteidigungslinie liche Aktuar erstellt jährlich einen Bericht zuhanden der die wichtigste Rolle in der Umsetzung des Risiko- Geschäftsleitung, in dem neben der Beurteilung auch appetits einnimmt, muss mehr Nachdruck verliehen Massnahmen zur Behebung erkannter Unzulänglichkeiten, werden (Davies & Zhivitskaya, 2018). für die durch ihn abzudeckenden Themen, einfliessen. —— Klärungsbedarf hat des Weiteren der Interessenskon Die Funktionen Risikomanagement sowie Compliance flikt der ersten Linie, gleichzeitig Rendite- und Risiko- bilden die zweite Verteidigungslinie. Sie verantwortet ziele umsetzen zu müssen (Arndorfer & Minto, 2015). die Etablierung des Risikomanagement-Rahmenwerks, —— Unklar, respektive zu definieren, ist das Aufgabenspek der Prozesse und des Kontrollsystems. Sie koordiniert trum der zweiten Linie, die einerseits unabhängig, die regelmässige und ad-hoc Risikoberichterstattung aber dennoch in enger Zusammenarbeit mit der ers- an das Management und oft auch direkt an den Verwal ten Linie operieren soll (Arndorfer & Minto, 2015; COSO tungsrat. Sie überwacht die Organisation und Funktions- & IIA, 2015; Davies & Zhivitskaya, 2018; Sweeting, 2017). fähigkeit der ersten Verteidigungslinie und überprüft —— Sind Erfahrung, Wissen und interne Stellung von Mit- die Einhaltung von Gesetzen, Weisungen und Regeln. arbeitenden in der ersten Linie besser als in der zwei- Die dritte Verteidigungslinie umfasst die interne Revision, ten Linie, kann dies dazu führen, dass die zweite Linie welche die Effektivität und Effizienz der Kontrollmass nur behandelt, was sich die erste Linie entscheidet zu nahmen und des Risikomanagementprozesses sowie die zeigen oder zu diskutieren (Arndorfer & Minto, 2015; Zusammenarbeit der Verteidigungslinien beurteilt und als Davies & Zhivitskaya, 2018). unabhängige Instanz direkt dem Verwaltungsrat berichtet. —— Externe Prüfer und Regulatoren sollen als vierte Verteidigungslinie im Modell hinzugefügt werden KRITIK AM MODELL (Arndorfer & Minto, 2015), um deren ergänzende Während ein weitgehender Konsens bezüglich der groben Rolle hervorzuheben. Struktur der drei Linien besteht, gibt es doch wesentliche Damit verbundene Fragestellungen beschäftigen auch die Unterschiede in der operativen Umsetzung (Davies & Schweizer Versicherungsindustrie, wo sich das Modell der Zhivitskaya, 2018). Aktuelle Kritik und Diskussionen in drei Verteidigungslinien seit vielen Jahren etabliert hat. Wissenschaft und Praxis im Finanzbereich umfassen unter anderem folgende Themenbereiche: —— Das Modell ist zu restriktiv und limitiert, es werden eher reaktive «Verteidigungsaktivitäten» als ein proaktiver Ansatz gefördert (vgl. The Institute of Internal Auditors, 2019). MAZARS & ZHAW I 9
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN SCHWEIZER AUFSICHTSPRAXIS DAS MODELL IN DER BERICHTERSTATTUNG In den sogenannten Vor-Ort-Kontrollen, welche durch die DER SCHWEIZER VERSICHERER Aufsicht durchgeführt werden, werden häufig die allgemei Um einen Eindruck zu gewinnen, inwieweit das Modell nen Corporate Governance Prinizipien des FINMA-Rund der drei Verteidigungslinien in die Berichterstattung schreibens 17/2 auf deren Angemessenheit untersucht von Schweizer Versicherungsunternehmen bereits und beurteilt. Dabei wird insbesondere untersucht, ob die Einzug gehalten hat, wurden 126 Berichte zur Finanz- Kontrollfunktionen unabhängig, deren Aufgaben, Kompeten- lage (Geschäftsjahr 2018) analysiert.2 Innerhalb der zen und Verantwortungen und die Risikomanagement- und analysierten Berichte haben 51 Versicherungsunter Compliance-Prozesse ausreichend und klar definiert sind nehmen explizit auf das Modell der drei Verteidigungs- und kontinuierlich umgesetzt werden. Des Weiteren wird die linien verwiesen. Ausgestaltung des Aufgabenspektrums der zweiten Linie Die Auswertung zeigt, dass insgesamt 40.5 % der unter hinsichtlich Beurteilung der Angemessenheit und Wirksam- suchten Unternehmen im Bericht zur Finanzlage Bezug keit des Risikomanagementsystems und internes Kontroll- zum Modell der drei Verteidigungslinien nehmen. 10.3 % system oft diskutiert. beschreiben die Umsetzung des Modells, was in der Ab- bildung 2 als ausführliche Beschreibung gewertet wurde. Während die Berichterstattung kein Indiz für die Wichtigkeit oder den Umsetzungsstand im Unternehmen darstellt, so ist sie doch ein Hinweis auf die Relevanz, welche der Kommunikation des Modells der drei Verteidigungslinien als Ansatz zur ganzheitlichen Umsetzung des Governance- Systems zugesprochen wird. Die Verteilung ist weitgehend unabhängig vom Versicherungssegment. Abbildung 2: Erwähnung des Modells der drei Verteidigungslinien im Bericht über die Finanzlage (ohne Zweigniederlassungen, n=126) 80 Lebens- / Sach- versicherung 70 60 40 50 40 Kranken- Rück- versicherung versicherung 30 20 17 20 18 10 10 8 0 2 1 10 KEINE EXPLIZITE NENNUNG NENNUNG DES MODELLS NENNUNG UND AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DES MODELLS 2 Von 176 analysierten Berichten stammten 50 Berichte von Niederlassungen ausländischer Gesellschaften, welche bei der weiteren Analyse keine Berücksichtigung fanden. 10 I MAZARS & ZHAW
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STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN DESIGN UND ERGEBNISSE DER STUDIE Die Methodik der vorliegenden Studie basiert auf einer Kombination von quantitativer und qualitativer Befragung (Abbildung 3). Die quantitative Befragung mittels Online-Survey fand zwischen dem 22. August und dem 30. September 2019 statt. Gleichzeitig haben die Autoren mit 12 Vertretern der zweiten und dritten Verteidigungslinie verschiedener Versicherungsgesellschaften ein Expertengespräch geführt (vgl. Interviewpartner S.31). Aussagen aus diesen Gesprächen finden sich als Zitate hervorgehoben und im Text integriert. Die Aussagen der Interviewpartner wurden anonymisiert und möglichst wortgetreu transkribiert. Wir bedanken uns bei allen, die mit ihrer Teilnahme an der Befragung und an den Gesprächen zu dieser Studie beigetragen haben. Insgesamt haben 35 Versicherungsunternehmen an der Unter Berücksichtigung von ausgeübten Doppelfunktionen Online Befragung teilgenommen, hauptsächlich Verant verschiebt sich die Gewichtung in Richtung qualitatives wortliche der zweiten Verteidigungslinie (Abbildung 6). Risikomanagement / Interne Kontrolle und Legal / Compliance Der Fragebogen stand in Deutsch, Französisch und Englisch (Abbildung 6). Andere bezeichnen überwiegend Funktionen zur Verfügung. Die befragten Untenehmen lassen sich im Management (CEO), welche sich keiner der Funktionen anhand ihrer Geschäftstätigkeit in Lebens- und Sachver- zuordnen lassen. sicherer, Rückversicherer und Krankenversicherer katego- risieren (Abbildung 4). «Das Modell ist nützlich, Prozentangaben beziehen sich immer auf die Gesamtzahl da es bekannt ist, man kann sich darauf beziehen.» der Antworten, die bei der jeweiligen Frage abgegeben wurden. Wurden die Antworten zu mehreren Fragen zu einem Indikator aggregiert, wurde dazu das arithmetische Mittel benutzt. Eine Abweichung der addierten Antworten von 100 % resultiert durch eine Rundung der Antworten NUTZEN DES MODELLS auf ganze Zahlen. Den grössten Nutzen des Modells der drei Verteidigungs Die Studienteilnehmer lassen sich den FINMA-Aufsichts linien sehen die befragten Unternehmen in der Verdeut kategorien 2 bis 5 zuordnen (Abbildung 5). Die Kategorie lichung der Wichtigkeit der Risiko- und Kontrollfunktionen dient im Rahmen dieser Studie als Indikator für die Unter für das Unternehmen und in einer ganzheitlicheren Um- nehmensgrösse, wobei Kategorie 2 grossen und Kategorie 5 setzung von Risikomanagement (Abbildung 7). Dies wird kleineren Unternehmen entspricht. Im Rahmen dieser von jeweils 83 % der befragten Unternehmen als (sehr) Studie wurden die Kategorien 4 und 5 zusammengefasst wichtig beurteilt. Den geringsten Nutzen messen die und gemeinsam ausgewertet, da nur wenige Unternehm Unternehmen der Organisation der Berichterstattung en der Kategorie 5 teilgenommen haben. an verschiedene Adressaten bei. Auf Nachfrage gaben Die insgesamt 35 befragten Unternehmensvertreter lassen die Unternehmen an, dass die jeweiligen Berichte ohne sich primär den Funktionen qualitatives Risikomanagement / hin erstellt werden und dabei grösstenteils auf einen Interne Kontrolle und Finanzen / Rechnungswesen zuordnen. gemeinsamen Informationspool zurückgegriffen wird. Abbildung 3: Methodisches Vorgehen DESK QUALITATIVE QUANTITATIVE RESEARCH BEFRAGUNG BEFRAGUNG STUDIE 12 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 4: Welches Geschäft Abbildung 5: Welcher Aufsichtskategorie Abbildung 6: In welcher Funktion sind Sie für betreibt Ihr Unternehmen? (n=35) ist Ihr Unternehmen zugeteilt? (n=35) Ihr Unternehmen tätig? (Mehrfachauswahl, n=35) 40 % 14 % 37 % 24 % 31 % 7% 31 % 49 % 5% 29 % 17 % 17 % KRANKENVERSICHERUNG KATEGORIE 2 AKTUARIAT / QUANTITATIVES RISIKOMANAGEMENT RÜCKVERSICHERUNG KATEGORIE 3 ANDERE LEBENS- / SACHVERSICHERUNG KATEGORIEN 4 & 5 QUALITATIVES RISIKOMANAGEMENT / INTERNE KONTROLLE LEGAL / COMPLIANCE FINANZEN / RECHNUNGSWESEN INTERNE REVISION Abbildung 7: Der grösste Nutzen des Modells der drei Verteidigungslinien wird gesehen in … (n=35) … einer ganzheitlichen Umsetzung von 3 % 3 % 11 % 34 % 49 % Risikomanagement … der Verdeutlichung der Wichtigkeit der Risiko- 11 % 6% 43 % 40 % und Kontrollfunktionen für das Unternehmen … der Förderung der Einhaltung von Gesetz, 9% 11 % 31 % 49 % Weisungen und Regeln … der Koordination der Zuständigkeiten und 3 % 11 % 14 % 46 % 26 % Verantwortlichkeiten 3% 9% 20 % 46 % 23 % … der Qualitätssicherung 3 % 14 % 17 % 34 % 31 % … der Einfachheit und Verständlichkeit des Konzepts 3%3% 9% 23 % 37 % 26 % … einer gemeinsamen Sprache … der Institutionalisierung einer Balance von 6% 3% 17 % 17 % 26 % 31 % Risiko- / Kontrolle- gegenüber Ertrag- / Rendite- Tätigkeiten … der Organisation der Berichterstattung an 3 % 8.5 % 20 % 23 % 37 % 8.5 % verschiedene Adressaten 0 20 40 60 80 100 WEISS NICHT / NICHT BEURTEILBAR STIMME NICHT ZU STIMME EHER NICHT ZU WEDER NOCH STIMME EHER ZU STIMME ZU MAZARS & ZHAW I 13
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 8: Der grösste Nutzen nach Geschäftsfeld (nach Mittelwert) wird gesehen in ... (n=35) Stimme zu Weder noch Stimme nicht zu … der Einfachheit und Verständlichkeit des Konzepts … der Koordination der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten … der Organisation der Berichterstattung an verschiedene Adressaten … der Verdeutlichung der Wichtigkeit der Risiko- und Kontrollfunktionen für das Unternehmen … einer gemeinsamen Sprache … der Förderung der Einhaltung von Gesetz, Weisungen und Regeln … der Qualitätssicherung … einer ganzheitlichen Umsetzung von Risikomanagement ... der Institutionalisierung einer Balance von Risiko- / Kontrolle- gegenüber Ertrag- / Rendite-Tätigkeiten KRANKENVERSICHERER RÜCKVERSICHERER LEBENS- / SACHVERSICHERER UMSETZUNGSSTAND UND VORAUSSETZUNGEN Aufgeteilt nach Geschäftsbereichen ergeben sich gering Das Modell der drei Verteidigungslinien ist seit vielen fügig unterschiedliche Beurteilungen (Abbildung 8). Jahren bei den Unternehmen etabliert. Dies bestätigten Lediglich der Einfachheit und Verständlichkeit des Konzepts über 94 % der befragten Unternehmen (Abbildung 10). messen die Rückversicherer nicht denselben Nutzen Auch die Interviews bestätigen, dass die Unternehmen bei wie Kranken-, Lebens- und Sachversicherer. das Modell als Teil des unternehmensweiten Risikoma Eine deutlich differenziertere Beurteilung ergibt die Analyse nagements implementiert haben. Allerdings gibt das der Ergebnisse nach Unternehmensgrösse (Abbildung 9). Modell lediglich die grobe Struktur vor, daher bestehen Kleinere Unternehmen messen der Einfachheit und Verständ- doch Unterschiede in der konkreten Umsetzung, insbe lichkeit des Konzepts eine geringere Bedeutung zu, wohin sondere in der Ausgestaltung des Aufgabespektrums gegen grosse Unternehmen hier einen höheren Nutzen sehen. der zweiten Linie sowie der Beurteilung der Zusammen- arbeit der drei Linien. Dies zeigt sich in der Antwort, dass die Zusammenarbeit der drei Verteidigungslinien noch nicht bei allen Unternehmen regelmässig beurteilt wird. «Eine Reife kann angenommen werden, wenn die Risikosicht explizit eingefordert wird und kein lästiges Übel mehr darstellt.» «Ob das Modell der drei Verteidigungs- linien wirklich gelebt wird, ist auch eine Frage der Kultur.» 14 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 9: Der grösste Nutzen nach Aufsichtskategorie (nach Mittelwert) wird gesehen in ... (n=35) Stimme zu Weder noch Stimme nicht zu … der Einfachheit und Verständlichkeit des Konzepts … der Koordination der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten … der Organisation der Berichterstattung an verschiedene Adressaten … der Verdeutlichung der Wichtigkeit der Risiko- und Kontrollfunktionen für das Unternehmen … einer gemeinsamen Sprache … der Förderung der Einhaltung von Gesetz, Weisungen und Regeln … der Qualitätssicherung … einer ganzheitlichen Umsetzung von Risikomanagement ... der Institutionalisierung einer Balance von Risiko- / Kontrolle- gegenüber Ertrag- / Rendite-Tätigkeiten KATEGORIE 2 KATEGORIE 3 KATEGORIEN 4 & 5 Abbildung 10: Wie beurteilen Sie den Grad der Umsetzung des Modells der drei Verteidigungslinien innerhalb Ihres Unternehmens (n=35)? Wir haben das Modell seit vielen Jahren 6% 31 % 63 % implementiert Fragen der Umsetzung beschäftigen 17 % 3% 40 % 40 % uns regelmässig Das Modell ist im Bewusstsein aller drei Linien 14 % 6% 49 % 31 % verankert und wird gelebt Wir haben das Modell vollständig in Funktions- 17 % 6% 43 % 34 % beschreibungen / Verantwortlichkeiten formalisiert Nebst einzelnen Kontrollen und Prozessen wird bei 6% 14 % 20 % 34 % 26 % uns auch die Wirksamkeit der Zusammenarbeit der drei Verteidigungslinien regelmässig beurteilt 0 20 40 60 80 100 WEISS NICHT / NICHT BEURTEILBAR STIMME NICHT ZU STIMME EHER NICHT ZU WEDER NOCH STIMME EHER ZU STIMME ZU MAZARS & ZHAW I 15
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 11: Welches sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung (n=35)? Tone at the top (Vorbild und Überzeugtheit der 3% 17 % 80 % Geschäftsleitung Konsistentes Verständnis von Wesentlichkeit und 3%6% 46 % 46 % Risiko und einheitliche Bewertungskriterien Tone at the middle (Vorbild und Überzeugtheit 3% 9% 31 % 57 % des mittleren Managements) Maturität / Reifegrad des unternehmensweiten 9% 6% 43 % 43 % Risikomanagementsystems Entwicklung eines gemeinsamen Vokabulars und 6% 9% 49 % 37 % einheitlicher Definitionen Klare und aktuelle Beschreibung von Pflichten und 9% 11 % 23 % 57 % Aufgaben der verschiedenen Funktionen Schulungen / Informationsveranstaltungen zu 6% 14 % 40 % 40 % Governance, Risikomanagement und Kontrolle Nutzung derselben Methoden über alle Funktionen 3 % 3 % 11 % 14 % 46 % 23 % und Bereiche hinweg 0 20 40 60 80 100 WEISS NICHT / NICHT BEURTEILBAR UNWICHTIG EHER UNWICHTIG WEDER NOCH EHER WICHTIG SEHR WICHTIG Als wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Umset Die Herausforderungen, welche sich in Bezug zur Imple zung des Modells sehen die befragten Unternehmen den mentierung des Modells der drei Verteidigungslinien stellen, Tone at the Top – die Vorbildfunktion und Überzeugtheit werden von den Unternehmen unterschiedlich beurteilt. der Geschäftsleitung (Abbildung 11). Dies gaben rund 97 % Abbildung 12 gibt einen Überblick über alle befragten Unter- der Unternehmen an. Auch die weiteren abgefragten nehmen. Als grösste Herausforderung sehen über 77 % Voraussetzungen werden von 80 % bis 91 % als wichtig der Unternehmen das konsistente Verständnis von Wesent- bzw. sehr wichtig eingestuft. Als am wenigsten wichtig lichkeit und Risiko sowie unterschiedliche Bewertungsme wird die Nutzung derselben Methoden über alle Funktionen thoden oder Grundlagen in unterschiedlichen Bereichen / und Bereiche hinweg beurteilt. Dies sahen nur rund 69 % Risikoarten. Doppelspurigkeiten, Redundanzen und deren als wichtig bzw. sehr wichtig an. Rück-, Lebens- und Sach- Reduktion sind ein grosses Thema. Ansehen und Autorität versicherer weisen dem konsistenten Verständnis von der Kontrollfunktionen und die (informelle) Delegation von Wesentlichkeit und Risiko und einheitlichen Bewertungs- Verantwortung an die Kontrollfunktionen bilden demgegen- kriterien zudem einen höheren Stellenwert zu als Kranken- über die geringsten Herausforderungen. versicherer. Ebenso erachten die Krankenversicherer eine klare und aktuelle Beschreibung von Pflichten und Aufgaben der verschiedenen Funktionen als wichtiger wie Rück-, Lebens- und Sachversicherer. Schulungen und Informationsveranstaltungen zu Governance, Risiko management und Kontrolle beurteilen Lebens- und Sach versicherer hingegen wichtiger als Kranken- und Rückversicherer. 16 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 12: Herausforderungen in Bezug zur Implementierung des Modells der drei Verteidigungslinien (n=35) Konsistentes Verständnis von Wesentlichkeit 3% 6% 14 % 31 % 46 % und Risiko Unterschiedliche Bewertungsmethoden oder 6% 11 % 6% 54 % 23 % Grundlagen in unterschiedlichen Bereichen / Risikoarten Doppelspurigkeiten und Redundanzen bezüglich 3%3% 20 % 3% 40 % 31 % Kontrolltätigkeiten Silodenken in den verschiedenen 23 % 14 % 26 % 37 % Verteidigungslinien Nutzung verschiedener (IT-)Systeme für die 11 % 9% 20 % 37 % 23 % Dokumentation der Risiko- und Kontroll-Tätigkeiten und Ergebnisse Berichterstattung an verschiedene Adressaten zu 6% 6% 17 % 11 % 37 % 23 % unterschiedlichen Zeitpunkten Klarheit der Verantwortlichkeiten in Bezug zum 3% 6% 20 % 11 % 37 % 23 % Risikomanagement nicht-finanzieller Risiken Interessenskonflikte aufgrund unterschiedlicher 3 % 11 % 23 % 9% 40 % 14 % Zielsetzungen in den drei Verteidigungslinien Fachkompetenz / Erfahrung in den 6% 9% 23 % 11 % 26 % 26 % Kontrollfunktionen Überprüfung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit 9% 3% 23 % 14 % 34 % 17 % der drei Linien Informationsaustausch zwischen den 6% 3% 31 % 11 % 31 % 17 % Verteidigungslinien 14 % 6% 17 % 20 % 14 % 29 % Parallele Strukturen für Geschäft und Rechtseinheit 3% 9% 29 % 17 % 20 % 23 % Ansehen und Autorität der Kontrollfunktionen (Informelle) Delegation von Verantwortung an die 11 % 6% 26 % 17 % 26 % 14 % Kontrollfunktionen 0 20 40 60 80 100 WEISS NICHT / NICHT BEURTEILBAR STIMME NICHT ZU STIMME EHER NICHT ZU WEDER NOCH STIMME EHER ZU STIMME ZU «Wir hatten viele Inselgeschichten «Die Absprache und Abstimmung zwischen und bauten dann separate Tools. den Assurance Funktionen ist eine Allerdings wirken viele Massnahmen übergreifend, grosse Herausforderung.» sodass man dadurch viele Redundanzen und Inkonsistenzen produziert.» «Aufgrund der unterschiedlichen «Die erste Linie wurde in der Vergangenheit IT-Systeme hat man auch ein unterschiedliches zu stark durch nicht koordinierte Assurance Vokabular.» Tätigkeiten belastet.» MAZARS & ZHAW I 17
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 13: Herausforderungen in Bezug zur Implementierung des Modells der drei Verteidigungslinien nach Geschäftsfeld (nach Mittelwert, n=35) Stimme zu Weder noch Stimme nicht zu Berichterstattung an verschiedene Adressaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten Silodenken in den verschiedenen Verteidigungslinien Nutzung verschiedener (IT-)Systeme für die Dokumentation der Risiko- und Kontroll-Tätigkeiten und Ergebnisse Überprüfung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit der drei Linien Informationsaustausch zwischen den Verteidigungslinien Parallele Strukturen für Geschäft und Rechtseinheit Ansehen und Autorität der Kontrollfunktionen (Informelle) Delegation von Verantwortung an die Kontrollfunktionen Unterschiedliche Bewertungsmethoden oder Grundlagen in Unterschiedlichen Bereichen / Risikoarten Doppelspurigkeiten und Redundanzen bezüglich Kontrolltätigkeiten Klarheit der Verantwortlichkeiten in Bezug zum Risikomanagement nicht-finanzieller Risiken Konsistentes Verständnis von Wesentlichkeit und Risiko Interessenskonflikte aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen in den drei Verteidigungslinien Fachkompetenz / Erfahrung in den Kontrollfunktionen KRANKENVERSICHERER RÜCKVERSICHERER LEBENS- / SACHVERSICHERER Bei Betrachtung der einzelnen Geschäftsfelder ergeben sich Die Analyse der Herausforderungen nach Aufsichtskategorie jedoch teilweise deutliche Unterschiede bei der Beurteilung zeigt, dass die (informelle) Delegation von Verantwortung (Abbildung 13). Insbesondere die Nutzung verschiedener (IT-) an die Kontrollfunktionen am unterschiedlichsten von den Systeme für die Dokumentation der Risiko- und Kontroll- Versicherern beurteilt wird (Abbildung 14). Versicherer der Tätigkeiten und Ergebnisse erfährt eine unterschiedliche Kategorie 2 sehen hier keine Herausforderung, wohingegen Beurteilung von Krankenversicherern und Lebens- / Sach Versicherer der Kategorie 3 diese durchaus wahrnehmen. versicherern. Abweichend ist auch die Beurteilung der Klar- Auffallend ist auch die unterschiedliche Bewertung der heit der Verantwortung in Bezug zum Risikomanagement Berichterstattung an verschiedene Adressaten zu unter- nicht-finanzieller Risiken. Dies wird von den Rückversiche- schiedlichen Zeitpunkten. Diese wird von Versicherern der rern als grösste Herausforderung eingestuft. Kategorie 3 als Herausforderung eingestuft, wohingegen Versicherer der Kategorie 2 keine besondere Herausforde rung sehen. Kleine Versicherer stehen mit ihrer Beurteilung jeweils dazwischen, so dass ein Rückschluss auf die Unter- nehmensgrösse nicht gezogen werden kann. Eine deutlich unterschiedliche Beurteilung ergibt sich auch bei den Fach- kompetenzen / Erfahrungen in den Kontrollfunktionen. Hier sehen kleinere Versicherungsunternehmen eine deutlich geringere Herausforderung als die grösseren Versicherungs- unternehmen. 18 I MAZARS & ZHAW
Konsistentes Verständnis von Wesentlichkeit und Risiko Unterschiedliche Bewertungsmethoden oder Grundlagen in Unterschiedlichen Bereichen / Risikoarten Doppelspurigkeiten und Redundanzen bezüglich Kontrolltätigkeiten Silodenken in den verschiedenen Verteidigungslinien Nutzung verschiedener (IT-)Systeme für die Dokumentation der Risiko- und Kontroll-Tätigkeiten und Ergebnisse nach Aufsichtskategorie (Mittelwert, n=35) Berichterstattung an verschiedene KATEGORIE 2 KATEGORIE 3 KATEGORIEN 4 & 5 Adressaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten Klarheit der Verantwortlichkeiten in Bezug zum Risikomanagement nicht-finanzieller Risiken Interessenskonflikte aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen in den drei Verteidigungslinien Fachkompetenz / Erfahrung in den Kontrollfunktionen Überprüfung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit der drei Linien «Falls die Fachkompetenz keine ‹Super-Revisoren› dann auch noch Herausforderung darstellt, ist man «Interne Revisoren müssen analytisch wahrscheinlich zu wenig ambitioniert.» eine hohe Fachkompetenz mitbringen.» mitbringen. Darüber hinaus sollen diese Informationsaustausch zwischen den Verteidigungslinien sehr gut sein, sowie eine investigative Denkweise Parallele Strukturen für Geschäft und Rechtseinheit Ansehen und Autorität der Kontrollfunktionen Abbildung 14: Herausforderungen in Bezug zur Implementierung des Modells der drei Verteidigungslinien (Informelle) Delegation von Verantwortung an die Kontrollfunktionen zu noch Weder Stimme Stimme nicht zu MAZARS & ZHAW I 19
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 15: Abdeckung verschiedener Aufgaben durch Risikomanagement, Compliance, Interne Revision und externe Dienstleister (n=35) GESAMT Alle Angaben in Prozent 100 94 94 91 91% 91 88 85 80 69 66 66 60 60 60 54 51% 51 48 48 49 40 40 40 40 34% 34 37 31 28 26 23 23 23 20 20% 20 20 14 14 14 14 17 17 11% 11 11 11 8 9 6 6 3% 3% 3 3 0 0% 0 Überprüfung der Einhaltung von Gesetzen, Weisungen und Regeln Einholen von externen Assurance Berichten (wie PS 950 Bericht, ISAE 3000 Report, ISAE 3402 Report, US SOC Report) Beratung des obersten Organs bezüglich Risiko- / Rendite-Abwägungen Kontrollprüfung (Testing) Beurteilung der Wirksamkeit und Angemessenheit des Kontrollumfelds Kontrolldurchführung Validierung von Modellen Überwachung des Risikomanagements der ersten Verteidigungslinie Entwicklung und Definition von Risikoindikatoren Beratung der ersten Verteidigungslinie bei Risikofragen Überprüfung der Ordnungsmässigkeit aller Aktivitäten und Prozesse Berichterstattung über die Risikolage Entwicklung und Überwachung des Risikorahmenwerks sowie der Leitlinien RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION EXTERNE DIENSTLEISTER AUFGABENSPEKTRUM DER KONTROLLFUNKTIONEN Der Grossteil der Risiko- und Kontrolltätigkeiten wird von Ergänzend gaben einige Befragte an, dass auch das Business der Risikomanagement-Funktion wahrgenommen (Abbil Continuity Management sowie einzelne Risikoassessments dung 15). Bei denjenigen Aufgaben, an denen das Risiko und Erstellung von Risikoszenarien zu den Aufgaben des management nicht federführend ist, ist es zumindest einge Risikomanagements gehören. Zu den weiteren Aufgaben bunden. Die Überprüfung der Einhaltung von Gesetzen, der Compliance Funktion gehören auch Sensibilisierungen Weisungen und Regeln liegt, wie erwartet, in der Verantwor und Schulungen zu den jeweiligen Themen und Aufgaben. tung der Compliance Funktion. Der Fokus der internen Darüber hinaus wurden, nebst den abgefragten, keine Revision liegt auf der Überprüfung der Ordnungsmässigkeit weiteren Aufgaben genannt. Nicht abgefragt wurde das aller Aktivitäten und Prozesse, der Beurteilung der Wirksam Aufgabenspektrum der ersten Verteidigungslinie. Auffallend keit und Angemessenheit des Kontrollumfeldes, des Testings ist, dass Aufgaben wie beispielsweise Kontrollprüfung sowie der Überwachung des Risikomanagements der zwei- (Testing) oder die Berichterstattung über die Risikolage von ten Linie. Diese Aufgaben werden mehrheitlich selbst und mehreren Kontrollfunktionen wahrgenommen werden. selten von externen Dienstleistern erfüllt. 20 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 16: Anteil der Kontrollfunktionen am Aufgabenspektrum nach Geschäftsbereichen (n=35) Die insgesamt häufigsten Nennungen waren die Aufgaben «Berichterstattung über die Risikolage», Kranken- Rück- Lebens- / Sach- versicherung versicherung versicherung «Beurteilung der Wirksamkeit und Angemessenheit 100 5% 14 % 3% des Kontrollumfeldes» sowie «Überwachung des Risikomanagements der ersten Verteidigungslinie». 22 % 80 26 % 17 % Bei einer aggregierten Betrachtung aller genannten Aufgaben übernimmt das Risikomanagement bei allen Geschäftsfeldern die meisten Aufgabenarten (vgl. 60 17 % 22 % 33 % Abbildung 16). Unterschiedlich ist das Spektrum von Compliance und Interner Revision. Bei den Kranken versicherern hat die Interne Revision ein breiteres Auf 40 gabenspektrum als Compliance. Letztere nehmen im Vergleich bei Rück, Lebens- und Sachversicherern ein höheres Aufgabenspektrum wahr. Externe Dienstleister 20 werden in diesem Zusammenhang am meisten von den Rückversicherern genutzt, machen jedoch nur einen 0 52 % 47 % 42 % geringen Anteil am gesamten Aufgabenspektrum aus. RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION Die Betrachtung nach Aufsichtskategorie zeigt, dass, EXTERNE DIENSTLEISTER über alle Kategorien hinweg, das Risikomanagement das grösste Aufgabenspektrum abdeckt (vgl. Abbildung 17). Bei grossen Unternehmen fällt das im Vergleich hohe Abbildung 17: Anteil der Kontrollfunktionen am Aufgabenspektrum der Compliance auf. Auch bei kleine- Aufgabenspektrum nach Aufsichtskategorie (n=35) ren Versicherern wird rund ein Viertel des abgefragten Aufgabenspektrums durch Compliance (mit-) abgedeckt. Kategorie 2 Kategorie 3 Kategorien 4 & 5 Bei Versicherern der Aufsichtskategorie 3 hat im Vergleich 100 4% 7% 10 % die Interne Revision ein grösseres Aufgabenspektrum 17 % als die Funktion Compliance. Externe Dienstleister wer- 24 % 80 19 % den am häufigsten von kleinen und mittelgrossen Rück- versicherungsunternehmen in Anspruch genommen. 60 35 % 19 % 27 % «Die ‹Ownership› für Risiken sollte nach wie vor formell wie auch kulturell in der ersten Linie liegen.» 40 «Hier könnte man wie im Formel 1-Geschäft anmerken, dass, trotz vieler Regeln und Aufseher, immer noch die Fahrer die wichtigsten Entscheidungen treffen.» 20 0 43 % 50 % 44 % RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION EXTERNE DIENSTLEISTER MAZARS & ZHAW I 21
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 18: Abdeckung verschiedener Aufgaben durch Risikomanagement, Compliance, Interne Revision und externe Dienstleister bei Krankenversicherer (n=10) KRANKENVE RSICHERER Alle Angaben in Prozent 100 100 100 100 100 100 90 80 80 80 70 70 70 60 60 60 60 50 50 40 40 40 40 40 30 30 30 20 20 20 20 20 20 20 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 0 0 0 0 00 0 0 0 0 0 0 Überprüfung der Einhaltung von Gesetzen, Weisungen und Regeln Einholen von externen Assurance Berichten (wie PS 950 Bericht, ISAE 3000 Report, ISAE 3402 Report, US SOC Report) Beratung des obersten Organs bezüglich Risiko- / Rendite-Abwägungen Kontrollprüfung (Testing) Beurteilung der Wirksamkeit und Angemessenheit des Kontrollumfelds Kontrolldurchführung Validierung von Modellen Überwachung des Risikomanagements der ersten Verteidigungslinie Entwicklung und Definition von Risikoindikatoren Beratung der ersten Verteidigungslinie bei Risikofragen Überprüfung der Ordnungsmässigkeit aller Aktivitäten und Prozesse Berichterstattung über die Risikolage Entwicklung und Überwachung des Risikorahmenwerks sowie der Leitlinien RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION EXTERNE DIENSTLEISTER Bei der Differenzierung nach Geschäftsfeld ist auffallend, den anderen Gesellschaften ins Auge (Abbildungen 16 und dass bei den Krankenversicherern einzelne Aufgaben aus- 19). Mit jeweils über 40 % sind diese in die Validierung von schliesslich vom Risikomanagement wahrgenommen wer- Modellen und die Überprüfung der Ordnungsmässigkeit aller den (Abbildung 18). So beispielsweise die Entwicklung Aktivitäten und Prozesse eingebunden. Auch das Einholen und Überwachung des Risikorahmenwerks sowie der Leit- von unabhängigen Assurance Berichten wird primär durch linien. Des Weiteren zeigen die Rückmeldungen der Teilneh externe Dienstleister durchgeführt. Darüber hinaus ist das menden, dass die Interne Revision bei Krankenversicherern Aufgabenspektrum des Risikomanagements bei einigen im Vergleich zu Rück-, Lebens- und Sachversicherern ein Rückversicherern im Vergleich zu den Unternehmen anderer grösseres Aufgabenspektrum wahrnimmt. Bei den Rück- Sparten weniger breit. Eine mögliche Erklärung ist die versicherungsunternehmen sticht die im Vergleich hohe verstärkte Tendenz, insbesondere bei kleineren Rückver- Beteiligung von externen Dienstleistern im Vergleich zu sicherern, Aufgaben zu externalisieren. 22 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 19: Abdeckung verschiedener Aufgaben durch Risikomanagement, Compliance, Interne Revision und externe Dienstleister bei Rückversicherer (n=14) RÜCKVERSIC HERER Alle Angaben in Prozent 100 93 86 86 86 80 79 79 79 71 64 64 60 57 57 50 43 43 43 43 43 40 36 36 36 29 29 29 29 21 21 21 21 21 21 20 14 14 14 14 14 14 14 14 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 0 0 0 0 Überprüfung der Einhaltung von Gesetzen, Weisungen und Regeln Einholen von externen Assurance Berichten (wie PS 950 Bericht, ISAE 3000 Report, ISAE 3402 Report, US SOC Report) Beratung des obersten Organs bezüglich Risiko- / Rendite-Abwägungen Kontrollprüfung (Testing) Beurteilung der Wirksamkeit und Angemessenheit des Kontrollumfelds Kontrolldurchführung Validierung von Modellen Überwachung des Risikomanagements der ersten Verteidigungslinie Entwicklung und Definition von Risikoindikatoren Beratung der ersten Verteidigungslinie bei Risikofragen Überprüfung der Ordnungsmässigkeit aller Aktivitäten und Prozesse Berichterstattung über die Risikolage Entwicklung und Überwachung des Risikorahmenwerks sowie der Leitlinien RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION EXTERNE DIENSTLEISTER «Natürlich findet die Beratung und Revision objektgetrennt statt.» «Unter dem Deckmäntelchen der Unabhängigkeit alles zu isolieren und zu separieren, ist weder effizient, noch effektiv.» «Es besteht die Gefahr, dass die Assurance Funktionen gemäss Buchstabe ‹unabhängig› sind, dann aber keine Erfahrungen sammeln können und den Bezug zur Geschäftsrealität verlieren.» «Damit gute Risikoentscheide getroffen werden, sollten alle Perspektiven vertreten sein, genau darin besteht ja der Balance-Mechanismus.» MAZARS & ZHAW I 23
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 20: Abdeckung verschiedener Aufgaben durch Risikomanagement, Compliance, Interne Revision und externe Dienstleister bei Lebens- / Sachversicherer (n=11) LEBENS- / SACHVERSIC HERER Alle Angaben in Prozent 100 100 100 100 100 91 91 91 91 82 82 82 80 73 73 73 73 64 64 64 60 55 55 55 55 14% 45 45 45 40 36 36 36 36 36 27 27 20 18 18 18 18 9 9 9 9 9 9 9 0 0 00 0 0 0 0 0 0 Überprüfung der Einhaltung von Gesetzen, Weisungen und Regeln Einholen von externen Assurance Berichten (wie PS 950 Bericht, ISAE 3000 Report, ISAE 3402 Report, US SOC Report) Beratung des obersten Organs bezüglich Risiko- / Rendite-Abwägungen Kontrollprüfung (Testing) Beurteilung der Wirksamkeit und Angemessenheit des Kontrollumfelds Kontrolldurchführung Validierung von Modellen Überwachung des Risikomanagements der ersten Verteidigungslinie Entwicklung und Definition von Risikoindikatoren Beratung der ersten Verteidigungslinie bei Risikofragen Überprüfung der Ordnungsmässigkeit aller Aktivitäten und Prozesse Berichterstattung über die Risikolage Entwicklung und Überwachung des Risikorahmenwerks sowie der Leitlinien RISIKOMANAGEMENT COMPLIANCE INTERNE REVISION EXTERNE DIENSTLEISTER Bei den Lebens- und Sachversicherern ist der Bereich Rund 37 % der befragten Unternehmen gaben an, dass Compliance verglichen mit Kranken- und Rückversiche sie neben den genannten Kontrollfunktionen noch weitere rungen stärker in die verschiedenen Aufgaben eingebun Stellen, welche Risiko- und Kontrolltätigkeiten ausüben, den (Abbildungen 16 und 20). Hier zeigt sich, dass es ins- umgesetzt haben. Hier wurden unter anderem Controlling- besondere zwischen Risikomanagement und Compliance funktionen, IT-Funktionen, Datenschutzbeauftragte und zu einer Überschneidung der Aufgabenbereiche kommt. Governance Einheiten genannt. Ebenfalls genannt wurden Externe Dienstleister werden nur in sehr geringem Umfang in diesem Zusammenhang Personaleinheiten. mit den abgefragten Aufgaben betraut. 24 I MAZARS & ZHAW
Abbildung 21: Wichtigkeit der Aspekte zur Einhaltung der Unabhängigkeit der Kontrollfunktionen (n=35) Direktes Reporting an den Verwaltungsrat 3% 23 % 74 % (mind. 1x jährlich) Sicherstellung des Zugangs zu Ressourcen und 3 % 3 % 17 % 77 % Informationen Direkter Zugang zum Verwaltungsrat 3%3% 31 % 63 % (bspw. Beisitz, Termin einberufen können) Trennung der Verantwortlichkeiten auf Geschäftsleitungsebene in den Bereichen Accounting, 6% 6% 40 % 49 % Asset-Management sowie IT von Risikomanagement und Compliance Unabhängigkeit des variablen Gehalts vom Ergebnis des 3% 9% 14 % 40 % 34 % zu überwachenden Geschäftsbereichs 0 20 40 60 80 100 WEISS NICHT / NICHT BEURTEILBAR UNWICHTIG EHER UNWICHTIG WEDER NOCH EHER WICHTIG SEHR WICHTIG In den persönlichen Interviews wurde deutlich, dass Mehrheit als wichtig eingestuft. Des Weiteren wurde die die Definition und Umsetzung der Unabhängigkeit der Möglichkeit des direkten Zugangs zu Entscheidungs- Kontrollfunktionen Anlass zu Fragen und Diskussion gibt. trägern auch ausserhalb des Verwaltungsrats genannt. Nicht hinterfragt wird die Wichtigkeit der Thematik, wie Eine Auswertung der Ergebnisse nach Geschäftsfeld oder auch die Online Befragung bestätigt (Abbildung 21). Aufsichtskategorie brachte nur minimal abweichende Unklar ist, welche sich als beste Umsetzungspraxis eta- Ergebnisse. blieren soll. Alle abgefragten Aspekte wurden von der MAZARS & ZHAW I 25
STUDIE 2019 – EINBLICK IN DIE PRAXIS DER DREI VERTEIDIGUNGSLINIEN BEI SCHWEIZER VERSICHERERN Abbildung 22: Anteil Vollzeitäquivalente in den jeweiligen Funktionen nach Aufsichtskategorie (n=5, 17, 13) KATEGORIE 2 KATEGORIE 3 KATEGORIEN 4 & 5 40 % 20 % 20 % 20 % 38 % 19 % 13 % 25 % 6 % 70 % 20 % 10 % Interne Revision IT-Sicherheit / 20 % 60 % 20 % 64 % 24 % 6 % 6 % 77 % 15 % 8 % IT-Assurance 25 % 75 % 29 % 29 % 41 % 85 % 15 % Compliance Quantitatives 40 % 60 % 13 % 44 % 31 % 6 % 6 % 38 % 38 % 15 % 8 % Risikomanagement und Aktuariat Qualitatives 20 % 80 % 19 % 50 % 31 % 69 % 31 % Risikomanagement und interne Kontrolle 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0-1 2-3 4-5 6-10 MEHR ALS 10 Abbildung 23: Anteil Vollzeitäquivalente in den jeweiligen Funktionen nach Geschäftsfeld (n=10, 14, 11) KRANKENVERSICHERER RÜCKVERSICHERER LEBENS- / SACHVERSICHERER 22 % 11 % 32 % 44 % 82 % 18 % 20 % 20 % 20 % 20 % 20 % Interne Revision IT-Sicherheit / 50 % 40 % 10 % 93 % 7% 27 % 18 % 36 % 9 %9 % IT-Assurance 30 % 20 % 50 % 71 % 29 % 30 % 10 % 20 % 10 % 30 % Compliance Quantitatives 50 % 50 % 46 % 38 % 15 % 9% 36 % 9% 45 % Risikomanagement und Aktuariat Qualitatives 20 % 80 % 54 % 23 % 23 % 27 % 18 % 18 % 36 % Risikomanagement und interne Kontrolle 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0-1 2-3 4-5 6-10 MEHR ALS 10 Gefragt nach den Vollzeitäquivalenten in den jeweiligen im Bereich Compliance aufweisen und am meisten Funktionen ergab sich kein einheitliches Bild. Die Ab Mitarbeitende im Bereich quantitatives Risikomana- bildungen 22 und 23 veranschaulichen die jeweiligen gement und Aktuariat. Grosse Versicherer haben in Angaben. In dieser Frage wurde auch nach Mitarbeitenden diesem Kontrollbereich zusammen mit Compliance im Bereich IT-Sicherheit und IT-Assurance gefragt, die am meisten Mitarbeitende beschäftigt. im Vergleich aber einen geringen Anteil einnehmen. Bei Bei Untersuchung der einzelnen Geschäftsfelder Analyse nach Aufsichtskategorie zeigt sich, dass kleinere konnten in Abhängigkeit von der Mitarbeiterzahl Versicherer tendenziell am wenigsten Mitarbeitende keine Auffälligkeiten festgestellt werden. 26 I MAZARS & ZHAW
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