BETRIEBSPRAXIS & ARBEITSFORSCHUNG - ANGEWANT

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BETRIEBSPRAXIS & ARBEITSFORSCHUNG - ANGEWANT
BETRIEBSPRAXIS &
    ARBEITSFORSCHUNG
    Zeitschrift für angewandte Arbeitswissenschaft                  AUSGABE 238 | FEBRUAR 2020

                                                                                      w:
                                                                           Intervie
                                                                                    drich
                                                                          Carl Frie
                                                                                   n n zu r
                                                                          Gethma
                                                                                         r
                                                                             Ethik de
                                                                                   s ie r ung
                                                                          Digitali

Projekte zur Digitalisierung: AWA – neue Belastungsfaktoren;
AnGeWaNt – Entwicklung hybrider Geschäftsfelder
Benchmarking: Verdienststatistik NRW; M+E Benchmark Bayern
Prozessorganisation: der MITO-Organisation 4.0-Ansatz
ifaa-Publikation: Checkliste zur individuellen und organisationalen Resilienz
Start-ups: Plattform für passgenaue Teams
Normung: die DIN EN ISO 45001 und ihre Anforderungen an das Arbeitsschutzmanagement
ifaa-Plattform: der interaktive Weg zu mehr Diversity und neuen Fachkräften
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

                                      Entwicklung hybrider Geschäftsmodelle
                                      vor dem Hintergrund der Digitalisierung

                                      Es gibt Berge,
                                      über die man hinüber muss,
                                      sonst geht der Weg nicht weiter.
                                                                                                     §
                                      Ludwig Thoma, deutscher Schriftsteller, 1867–1921

                                      Die digitale Transformation verändert unsere
                                      Gesellschaft und Arbeitswelt. Unternehmen           digitalen Reifegrad angepasst. Nachfolgend
                                      stehen so verstärkt vor der Herausforderung,        werden die Methoden sowie die damit ge­
                                      ihre aktuellen Geschäftsmodelle auf ihre Zu-        machten Erfahrungen in der unternehmeri­
                                      kunftsfähigkeit hin zu überprüfen und die           schen Praxis vorgestellt und kritisch beleuch­
     Michael Guth                     neuen Möglichkeiten und Chancen der Digi-           tet; zudem wird versucht, über den Kreis der
     ZENIT GmbH                       talisierung dafür zu nutzen, sich auf das           Beteiligten hinweg erste allgemein gültige
                                      gewandelte Anspruchsverhalten der Kunden            Handlungsempfehlungen für Unternehmen
                                      mit neuen, veränderten oder ergänzenden             abzuleiten.
                                      Geschäftsmodellen einzustellen. Die Nutzung
                                      der Potenziale der Digitalisierung wird dabei
                                      als ein wesentlicher Faktor zur Erhaltung und       Zum Geschäftsmodell-Begriff
                                      Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von
                                      Unternehmen gesehen (Seifert et al. 2018,           Geschäftsmodelle bestimmen die logische
                                      S. 8, Buchholz et al. 2017, S. 5 ff.).              Funktionsweise von Unternehmen. Sie be­
                                                                                          schreiben, welcher Wert generiert und wie
                                                                                          dieser erwirtschaftet wird (Satzger et al.
                                      Dieser Thematik nimmt sich das Forschungs­          2019, S. 11; Stähler 2002, S. 38). Dabei ist
                                      projekt »AnGeWaNt — Arbeit an geeichten             ein Unternehmen nicht auf ein einziges Ge­
     Heike Hoffzimmer                 Waagen für hybride Wiegeleistungen an               schäftsmodell beschränkt. Unterschiedliche
     ZENIT GmbH                       Nutzfahrzeugen« an. Beteiligt sind an dem           Zielgruppen oder Märkte können durchaus
                                      Projekt drei kleine und mittlere Unternehmen        mit jeweils spezifischen, angepassten Ge­
                                      (KMU), die mit geeigneten Methoden dazu             schäftsmodellen in einem Unternehmen
                                      angeleitet werden, hybride, datengetriebene         bedient werden.
                                      Geschäftsmodelle zu entwickeln und im Rah­                Komprimiert und strukturiert dargestellt
                                      men des Projektes exemplarisch zu testen.           werden Geschäftsmodelle heute meist im
                                             Hybridisierung bezeichnet die Ergän­         Rahmen eines sogenannten Geschäftsmodell
                                      zung eines Produktangebots um (digitale)            Canvas, das in unterschiedlichen Formen und
                                      Dienstleistungen — auch Smart-Services ge­          digitalen Ausprägungen angeboten wird. Ein
                                      nannt (Falk et al. 2015, S. 14). Abb. 1 stellt      in der Praxis häufig genutztes Format ist das
                                      exemplarisch und vereinfacht am Beispiel des        Business Model Canvas (BMC) von Osterwal­
                                      Produktes »Schaufelbagger« die Hybridisie­          der und Pigneur (Osterwalder und Pigneur
                                      rung, also Erweiterung eines Geschäftsmo­           2011, S. 44). Bezogen auf digitale Geschäfts­
     Nicole Ottersböck
     ifaa — Institut für              dells, um Smart-Services wie beispielsweise         modelle hat das Projekt GEMINI, welches sich
     angewandte Arbeits­              Datenbereitstellung und -analyse, voraus­           mit neuen Geschäftsmodellen durch digitale
     wissenschaft                     schauende Wartung (Predictive Maintenance)          Technologien beschäftigt, auf Basis des BMC
                                      oder Benchmarking dar.                              ein modifiziertes Strukturierungsformat be­
                                             In den drei Unternehmen wird im Pro­         schrieben, das — angepasst — mit den Pilot­
                                      jekt beispielhaft untersucht, wie Produktan­        unternehmen auch im Rahmen des Projektes
                                      gebote um (digitale) Dienstleistungen und           AnGeWaNt zur Unterstützung der Geschäfts­
                                      Datenservices erweitert werden können. Dazu         modellentwicklung benutzt wurde (Gause­
                                      wurden verschiedene Methoden zur Entwick­           meier et al. 2017, S. 27). Das Modell bietet
                                      lung hybrider Geschäftsmodelle ausgewählt,          den Vorteil, dass Unternehmen damit ihre
                                      getestet, weiterentwickelt und an die jeweili­      Geschäftsmodelle oder Geschäftsmodellideen
                                      gen Unternehmensbedarfe sowie an deren              umfassend strukturiert erarbeiten und analy­

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UNTERNEHMENSEXZELLENZ

                                                                                                              Abb. 1: vereinfachte ex-
                                                                                Datenbereitstellung           emplarische Darstellung
                                                                                und -analyse                  der Entstehung hybrider
                                                                                                              Dienstleistungen am
                                                                                                              Beispiel des Produktes
                                                                                Predictive                    »Schaufelbagger«
                                                            1010101
                                                                                Maintenance                   (Ottersböck 2019)

                                                                                Benchmarking

  Produkt der                     Ausstattung mit Sensoren              Hybride
  Wertschöpfung                   & Datenerhebung                       Dienstleistungen

sieren können. Dafür ist das Modell in vier          Chancen der Digitalisierung –
übergeordnete Bereiche — Angebotsmodell,             Hybride Geschäftsmodelle
Kundenmodell, Wertschöpfungsmodell und
Finanzmodell — aufgeteilt (siehe Abb. 2). An­        Unternehmen sind in der Regel sehr stark mit             In der Regel werden Ge­
hand dieser Aspekte lässt sich beispielsweise        ihrem Geschäftsmodell verbunden. Deshalb                 schäftsmodelle nicht kom­
detailliert erfassen, welchen Kunden etwas           dürften die wenigsten ihre Geschäftsmodelle              plett neu definiert, da Un­
verkauft werden soll (Kundensegmente), wel­          komplett neu definieren können. Die Weiter­              ternehmen sehr stark mit
                                                                                                              ihrem Geschäftsmodell ver­
cher Nutzen sich daraus für diese ergeben            entwicklung oder Ergänzung des oder der be­              bunden sind. Eine Weiter­
wird (Nutzenversprechen), wofür das neue             trieblichen Geschäftsmodelle ist somit meist             entwicklung oder Ergän­
Produkt beziehungsweise die neue Dienstleis­         das Ziel von Unternehmen. Die Hybridisie­                zung im Sinne der Hybridi­
tung geworben werden kann (Marketingka­              rung — also die Ergänzung eines physischen               sierung ist meistens das Ziel.
näle), was getan werden muss, um das neue            Produkts um (digitale) Dienstleistungen —
Geschäftsmodell zu realisieren (Schlüsselak­         kann eine solche Weiterentwicklung sein und
tivitäten) und welche Kosten dabei entstehen         ist daher für Unternehmen von Bedeutung.
(Kostenstruktur) beziehungsweise welche Er­          Insbesondere die Digitalisierung bietet hier
löse erzielt werden können (Erlösstruktur).          ganz neue Möglichkeiten — zum Beispiel
Zudem gilt es auch, die Risiken von Ge­              Fernwartung, vorausschauende Wartung (Pre­
schäftsmodellen zu erörtern. Die nachfolgen­         dictive Maintenance), Analyse von Nutzungs­
                                                                                                              Abb. 2: GEMINI-Ge-
de tabellarische Darstellung (Abb. 2) zeigt den      verhalten oder auch nur der Vertrieb von Pro­            schäftsmodellrahmen
Aufbau des Modells, wie es auch in der Praxis        dukten und Dienstleistungen über einen On­               (eigene Darstellung nach
genutzt werden kann.                                 lineshop. Um digital neue Werte für Kunden               Gausemeier et al. 2017, S. 27)

    Angebotsmodell                 Kundenmodell                   Wertschöpfungsmodell             Finanzmodell
    Kundensegmente                 Marketingkanäle                Schlüsselaktivitäten             Kostenstruktur
    Welche Kunden sollen           Wo kann Werbung dafür          Was muss getan werden,           Welche Kosten werden
    erreicht werden?               gemacht werden?                um das neue Geschäftsmodell      entstehen? (z. B. Kosten
    Nutzenversprechen              Kundenbeziehung                zu realisieren?                  der Entwicklung, laufende
    Welchen Mehrwert               Wie sollte die Kunden-         Schlüsselressourcen              Betriebskosten)
    bietet das neue Geschäfts-     beziehung aussehen?            Welche Ressourcen                Erlösstruktur
    modell diesen Kunden?                                         (z. B. Zeit, Geld, Personal)     Womit kann Geld
    Marktleistung                                                 werden dafür gebraucht?          verdient werden?
    Was ist die erbrachte                                         Wertschöpfungsstruktur
    Leistung dafür?                                               Wie sieht die neue Struktur
                                                                  der Wertschöpfung aus?
                                                                  Schlüsselpartner
                                                                  Welche externen Partner
                                                                  werden benötigt?

      !    Mit welchen Risiken müssen wir rechnen?

                                                                                      ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020      27
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

                                     zu schaffen und Nutzenversprechen zu gene­       arbeit zeigen, wenn es um die konkrete Aus­
                                     rieren, sind in der Regel neue oder ergänzende   gestaltung und Umsetzung der datengetrie­
                                     Geschäftsmodelle notwendig (Plattform            benen Geschäftsmodelle geht. Auch in den
                                     Lernende Systeme 2019, S. 15).                   datenbasierten Ansätzen — obwohl diese ei­
                                           Bei digitalen Geschäftsmodellen kann       nen eher unternehmens-individuellen Cha­
                                     man nach Appelfeller und Feldmann (2018,         rakter aufweisen — sind Formen der überbe­
                                     S. 180 f.) zwei Formen unterscheiden:            trieblichen Zusammenarbeit denkbar, die zu
                                                                                      weiteren Effizienzgewinnen führen können.
                                     a. plattformbasierte Geschäftsmodelle            Im Projekt sind das zum Beispiel gemeinsame
                                     b. datenbasierte Geschäftsmodelle                Hardware-Lösungen oder auch Zugangsbe­
                                                                                      rechtigungen zu Produktnutzungs­daten für
     Es sollte sichergestellt wer­
                                     Zu a: Digitale Anwendungen wie beispiels­        die Konsortialpartner.
     den, dass allen Teilnehmen­     weise Plattformen ermöglichen, Nachfrager
     den das aktuelle Geschäfts­     nach Produkten und Dienstleistungen mit
     modell des Unternehmens         Anbietern zusammenzubringen und deren            Hybride Geschäftsmodelle erar­
     bekannt ist, denn darauf
     baut die Ideenfindung für
                                     Interaktion zu erleichtern. Der durch die        beiten – Vorgehen im Projekt
     das hybride Geschäfts­          Plattform geschaffene Mehrwert steigt mit
     modell auf.                     der Zahl der Nutzer. Ein wichtiges Element       Im Projekt AnGeWaNt ging es zunächst dar­
                                     dabei ist die Skalierbarkeit des Ansatzes. Das   um, geeignete Methoden zu finden und an
                                     heißt, dass ohne relevante Grenzkosten die       die Rahmenbedingungen der Unternehmen
                                     Reichweite der Plattform erhöht werden           anzupassen, um hybride, digitale Geschäfts­
                                     kann. Beispiele für plattformbasierte Ge­        modelle partizipativ mit den beteiligten
                                     schäftsmodelle sind Hotelreservierungs­          Unternehmen aus der Wertschöpfungskette
                                     systeme wie HRS oder das oft zitierte            »Wiegeleistungen in Baumaschinen« zu iden­
                                     Uber-Modell für private Taxifahrten.             tifizieren und zu konkretisieren. Vor diesem
                                                                                      Hintergrund wurden verschiedene Ansätze
                                     Zu b: Mit der zunehmenden Digitalisierung        zur Entwicklung von (digitalen) Geschäfts­
                                     in der Industrie können große Datenmengen        modellen aus der Literatur und der Praxis mit
                                     (in den Unternehmen) erhoben werden.             Ansätzen aus dem Innovationsmanagement
                                     Beispielsweise entstehen Prozessparameter,       sowie diversen Kreativitätstechniken ver­
                                     Zustandsdaten sowie Produktions- und Qua­        knüpft (vergleiche Luther 2013, S. 17 ff.)
                                     litätsdaten auf dem Shopfloor neben be­                 In einem ersten Schritt galt es zu­
                                     triebswirtschaftlichen Daten aus Einkauf,        nächst, die aktuellen Geschäftsmodelle an­
                                     Produktion, Vertrieb und Controlling. Ver­       hand des Business Modell Canvas zu reflek­
                                     mehrt werden auch Daten über die Nutzung         tieren, um darauf aufbauend diese Ge­
                                     von Endprodukten erhoben; daraus lassen          schäftsmodelle um hybride, datenbasierte
                                     sich Schlüsse für die Weiterentwicklung von      Dienstleistungen zu erweitern. Dafür fand
                                     Produkten und Dienstleistungen ziehen. Hin­      ein betriebsübergreifender Workshop statt.
                                     zu kommt, dass immer mehr Maschinen und          Die Aufschlüsselung des aktuellen Ge­
                                     Anlagen über das Internet der Dinge (Inter­      schäftsmodells im ersten Teil dieses Work­
                                     net of Things, IoT) vernetzt und anfallende      shops hatte den Vorteil, dass die Teilneh­
                                     Daten — in welcher Art auch immer — ge­          menden der Workshops sich noch einmal
                                     speichert werden. In den so entstehenden         dezidiert damit auseinandersetzen, wie ihr
                                     Datenmengen, die auch als Big Data be­           eigenes und das aktuelle Geschäftsmodell
                                     zeichnet werden, kann bislang unbekanntes        der anderen Betriebspartner aufgebaut ist,
                                     und damit auch ungenutztes, wertvolles           wer die Kunden sind, welcher Mehrwert den
                                     Wissen verborgen liegen. Mit diesem Wissen       Kunden bereits geboten wird sowie welche
                                     können die Besitzer der Daten neue daten­        Ressourcen zur Verfügung stehen, um das
                                     basierte Geschäftsmodelle entwickeln,            aktuelle Geschäftsmodell umzusetzen. Die
                                     neue Services anbieten und Erlöse erzielen.      betriebsübergreifende Durchführung des
                                     Deshalb spricht man auch oft von den             Workshops ermöglichte im zweiten Teil, dass
                                     »Daten als dem Gold des 21. Jahrhunderts«        die Unternehmensvertreter (Projektleitung
                                     (Hofmeister 2015, S. 1).                         und beteiligte Mitarbeiter) ihre Ideen für
                                           Inwieweit die Geschäftsmodelle im Pro­     neue, ergänzende Geschäftsmodelle gegensei­
                                     jekt AnGeWaNt mittels einer onlinebasierten      tig aus einer anderen Unternehmerperspekti­
                                     Plattform oder auf andere Weise umgesetzt        ve und Kundenperspektive bewerten konnten.
                                     werden, wird die nächste Phase der Projekt­      Darüber hinaus konnten auf diese Weise be­

28
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

reits erste Ansätze zur betriebsübergreifenden    Neue Geschäftsmodelle sind naturgemäß
Zusammenarbeit gefunden werden.                   strategisch angelegt und berühren bei der
      Auf Basis der Ergebnisse dieser betriebs­   Umsetzung alle betrieblichen Funktionsbe­
übergreifenden Veranstaltung und den Lite­        reiche. Insofern sollten möglichst Führungs­
raturrecherchen wurden drei Workshop-Kon­         kräfte und strategische Entscheider (zum
zepte mit unterschiedlichem Fokus entwickelt      Beispiel Geschäftsführung) in die Workshops
und mit den beteiligten Unternehmen er­           einbezogen werden. Darüber hinaus ist die
probt:                                            Beteiligung von Vertriebsmitarbeitenden
                                                  notwendig, da diese am ehesten Kunden­
1. hybride Geschäftsmodelle durch Wertever­       bedarfe oder sogar kundeseitige Probleme
   sprechen identifizieren (VPD-Methode),         kennen. Der technologiegetriebene Ansatz
2. technologiegetrieben neue hybride Ge­          erfordert zusätzlich ein gewisses Maß an
   schäftsmodelle identifizieren (technologie­    technischen Kompetenzen, da es hier ins­
   getriebene Methode) und                        besondere darum geht, welche neuen
3. generische Entwicklung hybrider Ge­            Technologien für ein neues oder ergänzen­
   schäftsmodellideen (Generische Methode).       des Geschäftsmodell genutzt werden
                                                  können. Eine gute Gruppengröße liegt
Nachfolgend werden das Vorgehen in den            erfahrungsgemäß zwischen sechs bis
einzelnen Workshops und erste Ergebnisse          zwölf Teilnehmenden.
vorgestellt.
                                                  Team-Moderation und Vorbereitung                      Inhalte, Ziele und Vorgehen
Zielgruppe, Struktur und Voraussetzung            der Workshops                                         sollten unbedingt vor dem
der Teilnehmenden                                 Die Workshop-Methoden sollten mithilfe                Workshop mit einem für das
Die erarbeiteten Methoden sind im Speziellen      eines in Gruppenarbeit erfahrenen Modera­             Vorhaben zuständigen Ak­
                                                                                                        teur aus dem Unternehmen
an die Bedarfe und Ressourcen kleiner und         tors oder einer erfahrenen Moderatorin*               besprochen werden, damit
mittlerer Produktionsunternehmen, die ihr         durchgeführt werden. Moderatoren können               die Rahmenbedingungen
Geschäftsmodell im Sinne einer hybriden           sowohl Mitarbeitende aus dem eigenen Un­              des Betriebs und die jewei­
Wertschöpfung allein oder gemeinsam mit           ternehmen als auch externe Personen (Inno­            ligen Zielsetzungen abge­
                                                                                                        glichen werden können.
Partnern weiterentwickeln wollen, angepasst.      vationsagenturen, Unternehmensberater)
Die im Projekt entwickelten Ansätze zielten       sein. Bei einer internen Lösung ist es emp­
zwar auf die projektespezifische Wertschöp­       fehlenswert, dass der Moderator inhaltlich
fungskette der Wiegeleistungen für Bauma­         nicht zu stark eingebunden ist. Auch ist auf
schinen ab. Die Methoden sind jedoch über­        eine gewisse Unabhängigkeit und Neutrali­
tragbar und dadurch für Unternehmen aller         tät zu achten. Wenn das Moderations-Team
Branchen nutzbar.                                 stark von den diskutierten Themen betrof­
      Das aktuelle Geschäftsmodell sollte vor     fen ist, weil es zum Beispiel um eigene Ge­
dem Workshop allen Teilnehmenden bekannt          schäftsfelder, Produkte oder Kunden geht,
sein. Daher wurde vorab der betriebsübergrei­     wird es zudem schwierig, die Gruppe neutral
fende Workshop genutzt, um die Eigenschaf­        zu einem Ergebnis zu führen. Auch die Teil­
ten des aktuellen Geschäftsmodells der Un­        nehmenden können Interessenkonflikte ver­
ternehmen dezidiert und strukturiert zu er­       muten und in der Konsequenz ihre Offen­
fassen. Erste Ideen für neue oder ergänzende      heit ablegen.
Geschäftsmodelle, die bereits im Vorfeld der            Empfehlenswert sind zwei Moderatoren,
Workshops entstanden sind, stellen insbeson­      auch wenn das zu höheren Aufwänden und
dere bei den ersten zwei angewandten Me­          Kosten führt. Im Team können sich beide Mo­
thoden (Werteversprechen und technologie­         deratoren ergänzen. Einer kann als Hauptak­
getrieben) einen Vorteil dar. Die generische      teur fungieren, während der andere einzelne
Vorgehensweise erfordert dies nicht unbe­         Elemente im Workshop übernimmt (zum
dingt und ist daher am ehesten geeignet, ers­     Beispiel die Moderation von Teilgruppen)
te Ideen/Ansätze für Geschäftsmodelle zu          oder durch ergänzende Hinweise und Beiträge
entwickeln. Unter Umständen können bei die­       unterstützt.
sem Ansatz firmeninterne Vorüberlegungen                Die Moderatoren besprechen Inhalte,
für die Erarbeitung von Ergebnissen im Work­      Konzeption und Zielsetzungen mit einer Füh­           *Im Folgenden wird im Text
shop sogar hinderlich sein, weil die Teilneh­     rungskraft beziehungsweise dem Projektleiter          die männliche Form be­
menden bereits in eine gewisse Richtung ge­       des betreffenden Unternehmens, bereiten den           nutzt; gemeint sind aber
lenkt werden und andere gute Ideen mög­           Workshop entsprechend vor und führen die              immer sowohl Moderatoren
                                                                                                        sowie Moderatorinnen.
licherweise nicht geäußert werden.                Teilnehmenden durch das Programm.

                                                                                ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020   29
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

                                      Die unterschiedlichen Methoden zur                Zu 2: technologiegetrieben neue hybride
     Inhalte, Ziele und Vorgehen
     sollten unbedingt vor dem        Ideenfindung für hybride Geschäfts­               Geschäftsmodelle identifizieren
     Workshop mit einem für das       modelle im Detail                                 (Technologiegetriebene Methode)
     Vorhaben zuständigen Ak­         Alle im Projekt entwickelten und erprobten        Dass neue Geschäftsmodelle nicht immer
     teur aus dem Unternehmen
     besprochen werden, damit
                                      Workshop-Konzepte bauen darauf auf, dass          vom Kunden ausgehen müssen, hat schon
     die Rahmenbedingungen            die Teilnehmenden Ideen für neue Geschäfts­       Henry Ford gewusst, dem das Zitat zuge­
     des Betriebs und die jewei­      modelle selbstständig über einzelne, inhaltlich   schrieben wird: »Hätte ich die Leute gefragt,
     ligen Zielsetzungen abge­        ineinandergreifende Arbeitsschritte erarbeiten    was sie brauchen, hätten sie gesagt ›schnel­
     glichen werden können.
                                      (Ideenfindung) und anschließend zu Ge­            lere Pferde‹.« Insofern ist der im Projekt be­
     Da die Technologiekompe­         schäftsmodellbeschreibungen verdichten            nutzte technologiegetriebene Ansatz zur
     tenz der Teilnehmenden in        (Ideenkonkretisierung).                           Entwicklung hybrider Geschäftsmodelle ein
     der Regel vorab schwer ab­                                                         Pendant zum VPD-Ansatz. Allerdings ist
     zuschätzen ist, sollten Mode­    Zu 1: Hybride Geschäftsmodelle durch
     ratoren verständlich für alle
                                                                                        wichtig, dass auch bei dieser Methode am
                                      Werteversprechen identifizieren                   Ende wieder Kundenwünsche und -bedarfe
     Beteiligten Möglichkeiten
     der Nutzung neuer Technolo­      (VPD-Methode)                                     berücksichtigt werden (Osterwalder und
     gien im Unternehmen auf­         »Werteversprechen formulieren« oder Value         Pigneur 2015, S. 88).
     zeigen. Zur Unterstützung
     eignen sich hierfür auch
                                      Proposition Design (VPD) ist ein Manage­                Die Methode startet mit einer Samm­
     Video- und Bildmaterial.         ment-Instrument im Kontext der Entwicklung        lung aktuell wichtiger digitaler Technologien
                                      von Geschäftsmodellen (Osterwalder und            für das Geschäftsfeld des betreffenden Be­
                                      Pigneur 2015, S. XVI). Ziel der VPD-Methode       triebes. Hier ist es notwendig, dass sowohl die
                                      ist es, den Blick vom eigenen Unternehmen         Teilnehmenden als auch der Moderator ein
                                      weg und hin zum Kunden zu richten. Im Kern        gewisses Maß an technologischer Kompetenz
                                      geht es — wie der Titel sagt — darum, Werte       aufweisen. Dazu zählen Ingenieure und Tech­
                                      für den Kunden zu schaffen. In der ursprüng­      niker aus der betroffenen Domäne genauso
                                      lichen Methodik hat Osterwalder (2015) eine       wie Kaufleute mit technischem Grundver­
                                      Reihe verschiedener Instrumente und Struk­        ständnis. Die Übersetzung technologischer
                                      turierungshilfen (Canvas) beschrieben, die        Trends in mögliche neue Anwendungsfelder
                                      Unternehmen dabei unterstützen, bestehende        wird durch ein Gedankenexperiment vollzo­
                                      Werteversprechen zu erneuern und/oder voll­       gen, in dem angenommen wird, das betref­
                                      ständig neue zu entwickeln.                       fende Unternehmen könne eine bestimmte
                                             Im Rahmen des Projektes wurden Teile       Technologie bereits einsetzen. Zum Beispiel
                                      der VPD-Methode um weitere Kreativitäts­          kann dem Plenum die folgende Frage gestellt
                                      techniken ergänzt. Eine interne und externe       werden: Angenommen, das Unternehmen
                                      Stärken-Schwächen-Analyse sowie eine              würde die Blockchain-Technologie beherr­
     Literatur                        Analyse der Kundeanforderungen bilden die         schen. Welche Konsequenzen hätte das für
     Appelfeller W, Feldmann C        Basis, um gemeinsam im Dialog neue Ideen          Produkte und für Kunden? Auf diese Weise
     (2018) Die digitale Transfor­
     mation des Unternehmens.
                                      zu generieren, zu formulieren und zu              werden verschiedene Technologien diskutiert
     Springer Gabler, Wiesbaden,      bewerten.                                         und mögliche Konsequenzen identifiziert, die
     S. 180 f.                               Die VPD-Methode hat sich als recht in­     zu Produkt- und/oder Geschäftsideen weiter
     Buchholz B, Ferdinand J-P,
                                      tuitive Methode herausgestellt. Ausgehend         konkretisiert werden.
     Gieschen J-H, Seidel U           von der Analyse eigener Stärken und Schwä­              Die technologiegetriebene Methode
     (2017) Digitalisierung indus­    chen und einer intensiven Betrachtung eines       setzt ein im Vergleich zu den beiden anderen
     trieller Wertschöpfung —
     Transformationsansätze für
                                      spezifischen Kundensegments ist es den ver­       Verfahren vertieftes technologisches Ver­
     KMU. Eine Studie im Rahmen       schiedenen Gruppen in der Regel gut gelun­        ständnis voraus, und zwar sowohl auf Seiten
     der Begleitforschung zum         gen, neue Ideen für Werteversprechen und          des Moderations-Teams als auch auf Seiten
     Technologieprogramm AUTO­
                                      Geschäftsmodelle zu entwickeln.                   der Teilnehmenden des Workshops. Die Re­
     NOMIK für Industrie 4.0 des
     Bundesministeriums für Wirt­            Problematisch ist, dass die Methode        cherche und Zusammenstellung von für den
     schaft und Energie. In: iit-     nicht notwendigerweise zu hybriden und            jeweiligen Kontext relevanten Technologie­
     Institut für Innovation und
                                      digitalen Geschäftsmodellideen führt. Des­        trends im Vorfeld des Workshops stellt einen
     Technik in der VDI/VDE Inno­
     vation + Technik GmbH (Hrsg)     halb wird der Priorisierung beziehungsweise       wesentlichen Baustein dar. Denn es ist in der
     Autonomik Industrie 4.0.         den Kriterien für diese Übung eine hohe           Regel erforderlich, den Teilnehmenden bei­
     https://www.digitale-techno­
                                      Bedeutung zugemessen. Vor diesem Hinter­          spielsweise anhand von Bildern, Videos und
     logien.de/DT/Redaktion/DE/
     Downloads/Publikati­             grund ist es auch Aufgabe des Moderators,         verständlich aufbereiteten Informationen
     on/2017-04-27_AUT%20             bei der Ideenfindung die hybriden und digi­       neue Technologien und ihren möglichen
     Studie%20Wertsch%C3%
                                      talen Aspekte immer wieder zu betonen,            Mehrwert für Unternehmen erläutern zu kön­
     B6pfungsketten.pdf?__
     blob=publicationFile&v=4         ohne jedoch die Offenheit und Kreativität         nen, damit alle über den gleichen Informati­
     [Zugegriffen am 02.12.2019]      zu behindern.                                     onsstand verfügen und zu einem späteren

30    ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

Zeitpunkt darauf aufbauend Ideen für Ge­                                       Kompetenzen — aus Sicht von Kunden, Zulie­                                   Je konkreter die Geschäfts­
schäftsmodelle entwickeln können.                                              ferern, Wettbewerbern und in der Eigenwahr­                                  modelle ausgearbeitet wer­
      Problematisch ist die Veränderung der                                    nehmung — aktuell den unternehmerischen                                      den, desto weniger kommt
Sichtweise während des Workshops. Zu Be­                                       Erfolg sicherstellen.                                                        es zu späteren Zeitpunkten
                                                                                                                                                            zu Missverständnissen. Die
ginn steht die Technologieorientierung im                                            Danach werden auch bei diesem Ansatz                                   Moderatoren sind hier ge­
Vordergrund, und im weiteren Verlauf des                                       Technologietrends in die Diskussion einge­                                   fordert, auf eine Konkreti­
Workshops sollen die Teilnehmenden wieder                                      führt, die auf ihr Chancenpotenzial für das                                  sierung mit geeigneten Fra­
eine kundenzentrierte Sichtweise einnehmen.                                    unternehmenseigene Geschäftsmodell über­                                     gestellungen hinzuwirken.
Dies verlangt eine sehr klare Kommunikation                                    prüft werden. Anschließend werden in einer
durch die Moderation. In den durchgeführten                                    Brainstorming-Runde neue Geschäftsideen
Workshops kam es zu Missverständnissen,                                        identifiziert und vor dem Hintergrund des
wenn die Formulierung von Konsequenzen                                         Marktpotenzials sowie der im Unternehmen
der technologischen Treiber zu allgemein ge­                                   verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen
halten wurde. Hier sind die Moderatoren ge­                                    priorisiert. Die Priorisierung dient als Basis der
fordert, auf eine Konkretisierung hinzuwirken.                                 Konkretisierung der Ideen in der folgenden
Eine Aussage wie »Wir nutzen Blockchain«                                       Phase des Workshops.                                                         Literatur
sollte vom Moderator weiter hinterfragt wer­                                         Während die VPD-Methode beim Kun­                                      Falk S, Stinnes S, Baumann
                                                                                                                                                            S, Stumpf V, Konstanzer X,
den. Ziel wären Aussagen wie »Durch Block­                                     den ansetzt und die technologiegetriebene                                    Sahl J C, Osei-Becker C,
chain werden wir sicherstellen, dass Wiege­                                    Methode von Technologien ausgeht, setzt die                                  Schatilow L, Rösner C, Blo-
daten prüfsicher zwischen Parteien ausge­                                      generische Methode in hohem Maße beim                                        cher A, Dengler D, Reithin-
                                                                                                                                                            ger N, Kumpmann I, Faltin
tauscht werden können«.                                                        Unternehmen an. Diese Vorgehensweise wur­                                    N, Fabry C, Niedermaier A,
                                                                               de im Projekt von den Teilnehmenden be­                                      Kirchner H, Löwen U, Stein-
Zu 3: Generische Entwicklung hybrider                                          grüßt. Als Grund wird angenommen, dass die                                   bauer M, Schöning H, Ulrich
Geschäftsmodellideen (Generische Methode)                                      Beschäftigten sich in ihrer täglichen Arbeit
                                                                                                                                                            M, Huedig D, Wahrendorff
                                                                                                                                                            M, Luhmann T, Stadler M,
Die generische Methode stellt einen dritten                                    mit dem Unternehmen und seinen Produkten                                     Rusch C, Ewald H, Schwarzer
Weg zur Ableitung hybrider Geschäftsmodelle                                    beschäftigen und dadurch schnell in diesen                                   I, Steffens E J, Altpeter B,
                                                                                                                                                            Luhn A, Roytburg A, Conrad
dar. Der generische Ansatz basiert darauf, zu­                                 Ansatz hineindenken können. So gelingt es,                                   T, Crusius S, Eder I, Kurz C,
nächst ein gemeinsames Verständnis für das                                     gleich zu Beginn des Workshops Interesse zu                                  Wenz J, Brunzel M, Steffen
aktuelle Geschäftsmodell des Unternehmens                                      wecken und die Teilnehmenden für die Ent­                                    A, Bertram D, Hilbert F, Bau-
                                                                                                                                                            er K, Brenner G, Metzger D,
zu erarbeiten. Anschließend analysieren die                                    wicklung neuer Geschäftsmodelle zu begeis­                                   Özcan D, Heuser L, Liebhardt
Firmenvertreter, welche Fähigkeiten und                                        tern. Voraussetzung dafür ist, dass sich die                                 P, Beckmann M, Schmidt
                                                                                                                                                            H-H (2015) SMART SERVICE
                                                                                                                                                            WELT. Umsetzungsempfeh­
                                                                                                                                                            lungen für das Zukunftspro­
                                                                                                                                                            jekt Internetbasierte Dienste
    Angebotsmodell                          Kundenmodell                       Wertschöpfungsmodell             Finanzmodell                                für die Wirtschaft. AB­
                                                                                                                                                            SCHLUSSBERICHT LANGVER­
    Kundensegmente                          Marketingkanäle                    Schlüsselaktivitäten             Kostenstruktur
                                                                                                                Investitionskosten                          SION. In: Arbeitskreis SMARTE
                  -
         Bauunter                                                                            g Auswertung                                                   WELT und acatech — DEUT­
          nehmen                                Vertr
                                                      ieb                               llun
                                                                                   itste n       bewegter
         Straße au
               nb                                               Fac
                                                                   hpr         Bere gedate Masse und Zeit            Platt                 Software         SCHE AKADEMIE DER TECH­
                                                                        ess
                                                                           e     Wie                                      form                              NIKWISSENSCHAFTEN (Hrsg)
                                                                                        Kompetenz-
    Nutzenversprechen                                                                      aufbau                                                           https://www.acatech.de/pub­
                                              Fachmessen
                                                                                       Datenanalyse                               Schulung                  likation/abschlussbericht-
       Bessere                                                     si te
                                                                                                                                                            smart-service-welt-umset­
      Kalkulatio
                 n                                             Web
                                                                               Schlüsselressourcen              Betriebskosten                              zungsempfehlungen-fuer-
              Verbe
                    s                                                                                                                                       das-zukunftsprojekt-inter­
              der P serung                                                        Plattform                                        Perso
                   rozes                                                                                         Pflege, War-           nalko               netbasierte-dienste-fuer-die-
                         se                                                       aufbauen                                                    sten
                                                                                                                tung, Hosting
                                                                                                                der Plattform                               wirtschaft/ [Zugegriffen am
                                                                                                                                                            02.12.2019]
    Marktleistung                           Kundenbeziehung                    Wertschöpfungsstruktur
                                                                                                                                   Werbung                  Gausemeier J, Wiesecke J,
                                                       Be-                                                                                                  Echterhoff B, Isenberg L,
      Software-                                 Direkte m
                                                      g zu                                                                                                  Koldewey C, Mittag T,
       lösung                                   ziehun en
                                                  Endkun
                                                         d                     Schlüsselpartner                 Erlösstruktur                               Schneider M (2017) Mit
                       eit-
                nber                                                                                                                                        Industrie 4.0 zum Unterneh­
            Date ng als                                                                            IT-                       s-
             stellu istung                                                                                ten            ung
                                                                               Cloudbetreiber   Spezialis           icht             Lizen                  menserfolg — Integrative
                  stle                                                                                          Einr ebühr
             Dien                                                                                                                          zgeb
                                                                                                                     g                          ühr         Planung von Geschäftsmo­
                                                                                                                                                            dellen und Wertschöpfungs­
                                                                                                 Juristen                    Schulung                       systemen. Heinz Nixdorf Ins­
                              n
                                                            Ge
                                                               wä                                                                                           titut, Universität Paderborn
                       ahme                                 Dat hrlei
                  Einn n die          Netzabdeckung             ens stun                                                                                    (Hrsg): https://www.iem.
                      c k e                                        chu g
                   de            ht
                           n nic                                      tz                                                                                    fraunhofer.de/content/dam/
                   Koste
     !                                                                                                                                                      iem/de/documents/Dokumen­
                                                                                                                                                            ten-Server/GEMINI_Studie_
                                                                                                                                                            Gesamt.pdf [zugegriffen am
Abb. 3: Ergebnisbeispiel hybrides Geschäftsmodell — Kalkulationstool zur Einsatzplanung und Angebotserstellung                                              9.12.2019]

                                                                                                                                    ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020     31
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

     Als hilfreich hat sich erwie­
                                      Moderatoren im Vorfeld intensiv mit dem            Kundenmodell: Um Werbung für das neue
     sen, ein eingängiges und für     Unternehmen, den Produkten und Märkten             Geschäftsmodell zu machen, kämen beispiels­
     die jeweilige Branche rele­      auseinandersetzen. Der Vorbereitungsauf­           weise Marketingkanäle wie Vertrieb (auf­
     vantes Geschäftsmodell zur       wand ist im Vergleich zu den beiden anderen        grund der Nähe zum Kunden), Fachpresse,
     Veranschaulichung der Me­
     thode und des Vorgehens zu
                                      Ansätzen hoch.                                     Fachmessen und die eigene Website infrage.
     präsentieren. Die Moderato­            Die starke Fokussierung auf das eigene       Da das Unternehmen bislang wenig Kontakt
     ren können dieses im Vorfeld     Unternehmen sowie die eigenen Produkte             zum Endkunden hat, da der Vertrieb der Pro­
     ausarbeiten. Ein mögliches       und Wettbewerber birgt eine gewisse Ge­            dukte über Händler erfolgt, müsste die Bezie­
     Beispiel zeigt die Abb. 3.
                                      fahr — neue Ideen werden gegebenenfalls            hung zum Endkunden aufgebaut werden
                                      durch die starke Fokussierung auf das eigene       (Kundenbeziehung).
                                      Unternehmen erschwert. Die Moderatoren
     Literatur
                                      sind hier gefragt, diese Problematik in den        Wertschöpfungsmodell: Als notwendige
     Hofmeister C (2015) Das
     Gold des 21. Jahrhunderts. In:   Brainstorming-Einheiten des Workshops zu           Schlüsselaktivitäten wurde beispielsweise Kom­
     ZEIT ONLINE (Hrsg): https://     berücksichtigen.                                   petenzaufbau zum Ausbau von IT-Infrastruktu­
     www.zeit.de/angebote/zu­                                                            ren, Datenerhebung und -analyse in der eigenen
     kunftsfaktor-technologie/
     gold-21-jahrhundert [Zuge­       Ideen konkretisieren                               Belegschaft identifiziert. Schlüsselressourcen
     griffen am 02.12.2019]           Während der Durchführung der Workshops             würden im Wesentlichen zum Aufbau der Inter­
                                      werden auf einem Flipchart alle Ideen für          netplattform benötigt. Die bisherige Wertschöp­
     Lernende Systeme — Die
     Plattform für künstliche         hybride Geschäftsmodelle aufgelistet, um           fungsstruktur wird durch die neue Dienstleis­
     Intelligenz (2019) Neue Ge­      diese anschließend gemeinsam zu priorisie­         tung nicht verändert. Wichtig ist es hingegen,
     schäftsmodelle mit Künst­        ren (von 0 = geringe Priorität bis 10 = sehr       das neue datengetriebene Geschäftsmodell zen­
     licher Intelligenz. Innovatio­
     nen nutzen — Werte schaf­
                                      hohe Priorität) und zu konkretisieren. Die         tral in der Wertschöpfungskette zu verankern.
     fen. Zielbilder, Fallbeispiele   zwei bis drei Ideen, die von den Teilnehmen­       Da das Unternehmen bislang wenig Kompeten­
     und Gestaltungsoptionen,         den mit der höchsten Priorität eingestuft          zen und Ressourcen beim Aufbau von IT-Infra­
     München. https://www.platt­
     form-lernende-systeme.de/
                                      wurden, werden im folgenden Abschnitt des          strukturen sowie der Etablierung von Cloudser­
     files/Downloads/Publikatio­      Workshops zu einem Geschäftsmodell wei­            vices hat, wurden als notwendige Schlüsselpart­
     nen/AG4_Bericht_231019.pdf       terentwickelt.                                     ner insbesondere Cloudbetreiber sowie
     [Zugegriffen am 02.12.2019]
     Luther M (2013) Das große
                                            In Abb. 3 wird das Ergebnis aus einem        IT-Spezialisten genannt. Darüber hinaus wurde
     Handbuch der Kreativitäts­       der Workshops zum besseren Verständnis             aufgrund der Datenerhebung gegebenenfalls
     methoden. Wie Sie in vier        der Vorgehensweise dargestellt und an­             auch personenbezogener Daten die Zusammen­
     Schritten mit Pfiff und Me­
     thode Ihre Problemlösungs­
                                      schließend im Text näher erläutert.                arbeit mit Juristen als wesentlich erachtet.
     kompetenz entwickeln und               Die Teilnehmenden des Unternehmens
     zum Ideen-Profi werden.          identifizierten als ein mögliches neues Ge­        Finanzmodell: Wesentlich bei der Geschäfts­
     managerSeminare Verlags
     GmbH — Edition Training
                                      schäftsmodell die Entwicklung eines Kalkula­       modellentwicklung ist auch, sich Gedanken
     aktuell Bonn                     tionstools, welches mittels Datenerhebung          über die entstehenden und laufenden Kosten
                                      und -analyse die Kunden bei der Einsatzpla­        zu machen. Mit der Etablierung des Kalkulati­
     Luther M (2013) Das große
     Handbuch der Kreativitäts­
                                      nung und Angebotserstellung unterstützen           onstools, wie es sich unser Pilotunternehmen
     methoden. Wie Sie in vier        könnte. Gemeinsam wurde dieses Geschäfts­          vorstellt, würden im Vorfeld Investitionskos­
     Schritten mit Pfiff und          modell anhand des im Projekt GEMINI modifi­        ten für die Erstellung der Plattform, für Schu­
     Methode Ihre Problemlö­
     sungskompetenz entwickeln
                                      zierten Business Modell Canvas konkretisiert       lungen der eigenen Belegschaft sowie für die
     und zum Ideen-Profi werden.      (siehe Abb. 3).                                    Einführung neuer Software anfallen. Als lau­
     managerSeminare Verlags                                                             fende Betriebskosten wurden Pflege, Wartung
     GmbH – Edition Training
                                      Angebotsmodell: Zuerst galt es unter dem           und Hosting der Plattform, Personal- und
     aktuell.
                                      Aspekt »Kundensegmente« zu erörtern, wel­          Werbekosten identifiziert (Kostenstruktur).
     Osterwalder A, Pigneur, Y        che Kunden ein solches Kalkulationstool am         Erlöse können hingegen durch Lizenzgebüh­
     (2011) Business Model Gene­
                                      ehesten benötigen und wofür. Bauunterneh­          ren für die Nutzung der Datenbank sowie
     ration: Ein Handbuch für
     Visionäre, Spielveränderer       men für Straßenbau wurden als solche identi­       damit verbundene Einrichtungs- und Schu­
     und Herausforderer. Campus       fiziert, da diese in der Regel ihre Aufträge von   lungsgebühren beim Kunden generiert wer­
     Frankfurt.
                                      Kommunen bekommen, für die die Kosten              den können (Erlösstruktur).
     Osterwalder A, Pigneur Y         ausschlaggebend sind. So könnte auf Basis
     (2015) Value Proposition         der Daten vergangener Baumaßnahmen eine            Risiken: Im letzten Schritt wurden die Risiken
     Design: Entwickeln Sie Pro­
                                      realitätsgetreuere Kalkulation und kosten­         betrachtet, die einer erfolgreichen Umsetzung
     dukte und Services, die Ihre
     Kunden wirklich wollen.          günstigere Angebotserstellung erfolgen             des neuen Geschäftsmodells entgegenstehen
     Campus Frankfurt.                (Nutzenversprechen). Entwickelt werden soll        könnten. Neben technischen Problemen der
                                      eine Software-Lösung, wobei die Datenbereit­       Netzabdeckung wurde unter anderem in Fra­
     Ottersböck N (2019) Interner
     Arbeitsbericht zum Projekt       stellung als Dienstleistung verkauft wird          ge gestellt, ob die Einnahmen durch das neue
     AnGeWaNt.                        (Marktleistung).                                   Tool die hohen Entwicklungskosten decken.

32    ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020
UNTERNEHMENSEXZELLENZ

Fazit und Ausblick auf den                              Die hier vorgeschlagenen Auswahlkriterien —                      Literatur
weiteren Projektverlauf                                                                                                  Satzger G, Möslein K, Böh-
                                                        ■■   Ideen für hybride Geschäftsmodelle liegen                   mann T (2019) Geschäftsmo­
Alle hier beschriebenen Methoden wurden im                   vor,                                                        delle 4.0. Baukasten zur Ent­
                                                                                                                         wicklung datenbasierter Ge­
Projekt mindestens einmal, die VPD-Methode              ■■   technisches Wissen bei den Teilnehmenden                    schäftsmodelle. http://ksri.
auch mehrfach, mit jeweils unterschiedlichen                 ist vorhanden und                                           link/bigdiemobuch [Zugegrif­
Unternehmen und Beschäftigtengruppen ge­                ■■   der abzuwägende Vorbereitungsaufwand                        fen am 02.12.2019]

testet. In den Workshops konnten mit den                     für Moderatoren —                                           Seifert I, Bürger M, Wangler
unterschiedlichen Methoden jeweils mindes­                                                                               L, Christmann-Budian S,
tens zwei Geschäftsmodellideen pro Unter­               sind sicher noch nicht abschließend. Es be­                      Rohde M, Gabriel P, Zinke G
                                                                                                                         (2018) Potenziale der Künst­
nehmen entwickelt und konkretisiert werden.             steht weiterer Forschungsbedarf sowohl hin­                      lichen Intelligenz im produ­
Die Erfahrungen mit den einzelnen Methoden              sichtlich der untersuchten Methoden als auch                     zierenden Gewerbe in
werden nachfolgend dargestellt:                         bezüglich der relevanten Auswahlkriterien.                       Deutschland. Studie im Auf­
                                                                                                                         trag des Bundesministeriums
      Vor dem Hintergrund der Erfahrungen               In der im Projekt folgenden Konkretisierungs-                    für Wirtschaft und Energie
im Projekt AnGeWaNt kann man sagen, dass                und Umsetzungsphase werden diese Frage­                          (BMWi) im Rahmen der Be­
es einen Königsweg für eine systematische               stellungen näher erörtert werden.                                gleitforschung zum Techno­
                                                                                                                         logieprogramm PAiCE —
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nicht                       Für die hier kurz skizzierten Workshop-                   Platforms | Additive
gibt. Mit allen im Projekt erarbeiteten Metho­          Konzepte werden im Projekt AnGeWaNt de­                          Manufac­turing | Imaging |
den wurden tragfähige Ergebnisse erzielt.               taillierte Methoden-Stories erarbeitet, die                      Communication | Enginee­
                                                                                                                         ring. In: iit-Institut für Inno­
Auch aktuelle Ergebnisse aus anderen For­               KMU befähigen sollen, diese Workshops mit                        vation und Technik in der VDI
schungsprojekten zeigen, dass es keine stan­            eigenen Ressourcen durchführen zu können.                        / VDE Innovation + Technik
dardisierten, für jedes Unternehmen optima­             Sie vermitteln Wissen zur Struktur des Work­                     GmbH (Hrsg) https://www.
                                                                                                                         bmwi.de/Redaktion/DE/Publi­
len Konzepte und Methoden zur Geschäfts­                shops, enthalten praxisnahe Tipps zur Durch­
                                                                                                                         kationen/Studien/potenziale-
modellentwicklung gibt (vergleiche Plattform            führung und zeigen Fallstricke auf.                              kuenstlichen-intelligenz-
Lernende Systeme 2019, S. 39). Sicher ist al­                                                                            im-produzierenden-gewerbe-
                                                        Erhältlich sind die Methoden-Stories kostenlos unter             in-deutschland.pdf?__
lerdings, dass die Methode zum Unternehmen
                                                        https://www.angewant.de/geschaeftsmodelle/                       blob=publicationFile&v=17
und zur aktuellen Situation, den Ressourcen                                                                              [Zugegriffen am 02.12.2019]
und Voraussetzungen im Unternehmen                                                                                       Stähler P (2002) Geschäfts­
                                                                                                                         modelle in der digitalen Öko­
passen muss.
                                                                                                                         nomie. Merkmale, Strategien
      Betrachtet man die verschiedenen im                                                                                und Auswirkungen, Josef Eul
Projekt eingesetzten Methoden im Zusam­                                                                                  Verlag, Köln
menhang, so kann man allerdings Tendenzen
                                                                                                                         Wirtz, B W (2018) Business
erkennen, die in einem bestimmten unterneh­                                                                              Model Management:
                                                        Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird im Rah­
merischen Kontext für oder gegen eine Me­                                                                                Design — Instrumente —
                                                        men des Programms »Zukunft der Arbeit" (Förderkennzei­           Erfolgsfaktoren von Ge­
thode sprechen können. Die folgende Tabelle             chen: 02L17B050) vom Bundesministerium für Bildung und           schäftsmodellen, 4. Aufl.
1 zeigt anhand von drei verschiedenen Krite­            Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF)          Springer Gabler, Wiesbaden
rien, unter welchen Voraussetzungen die                 gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.
beschriebenen Methoden eingesetzt werden                Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung
                                                        liegt bei den Autoren.
können:

                                                                                                                         Autoren-Kontakt
    Methoden                  Ideen für Hybride        Technisches                  Vorbereitungs-                       Dipl.-Oec. Michael Guth
                              Geschäftsmodelle         Wissen bei den               aufwand für                          ZENIT GmbH — Zentrum für
                              liegen vor               Teilnehmenden                Moderatoren                          Innovation und Technik
                                                                                                                         Tel.: +49 208 30004-56
                  Kriterien                                                                                              E-Mail: mg@zenit.de

    VPD-Methode               hilfreich                hilfreich                    mittel                               Heike Hoffzimmer M.A.
                                                                                                                         ZENIT GmbH — Zentrum für
                                                                                                                         Innovation und Technik
                                                                                                                         Tel.: +49 208 30004-35
    Technologiegetriebene     notwendig                notwendig                    hoch
                                                                                                                         E-Mail: hz@zenit.de
    Methode
                                                                                                                         Dipl.-Soz. Wiss.
                                                                                                                         Nicole Ottersböck
    Generische Methode        nicht notwendig          hilfreich                    sehr hoch                            ifaa — Institut für angewandte
                                                                                                                         Arbeitswissenschaft e. V.
                                                                                                                         Tel.: +49 211/54 22 63-25
Tabelle 1: beispielhafte Kriterien zur Auswahl des methodischen Vorgehens zur                                            E-Mail:
Entwicklung hybrider Geschäftsmodelle                                                                                    N.Ottersboeck@ifaa-mail.de

                                                                                                 ifaa | Betriebspraxis & Arbeitsforschung 238 | 2020        33
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