Studie: Machine Learning im Supply Chain Risk Management - Martin Brylowski Meike Schröder Wolfgang Kersten - TUHH
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Studie: Machine Learning im Supply Chain Risk Management Martin Brylowski Meike Schröder Wolfgang Kersten https://doi.org/10.15480/882.3875
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Management Summary Aktuelle Ereignisse, wie die Ausbreitung der Corona-Pandemie, die ganze Lieferketten zum Erliegen gebracht hat, zeigen einmal mehr, wie wichtig ein Supply Chain Risikomanagement (SCRM) ist. Eine der größten Herausforderungen beim SCRM besteht darin, frühestmöglich Informationen über Abweichungen vom geplanten Prozess zu erhalten, um die Pünktlichkeit der logistischen Prozesse innerhalb der Lieferkette zu gewährleisten. So können z. B. Lieferanten- und Umsatzausfälle sowie Notfallkosten vermieden werden. Des Weiteren bietet ein gutes SCRM die Möglichkeit, Reputationsschäden abzuwenden und schneller als der Wettbewerb auf externe Störungen in der Supply Chain reagieren zu können. Die zunehmende digitale Transformation Hinsichtlich des Betrachtungsschwerpunktes des in Unternehmen und Lieferketten und die SCRM gab nur ungefähr die Hälfte der Befragten damit verbundene größere Verfügbarkeit von an, einen sehr hohen oder hohen Grad an auswertbaren Echtzeitdaten eröffnen durch SCRM bezogen auf die eigenen Stätten und die Einbindung von Maschinellem Lernen in direkten Lieferanten (Tier-1) vorzuweisen. Die das SCRM neue Potenziale für eine proaktive Sub-Lieferanten (Tier-2 bzw. Tier-n) werden nur in Ausrichtung. Vor diesem Hintergrund führte das wenigen Fällen in die Betrachtung eingeschlossen, Institut für Logistik und Unternehmensführung so dass das SCRM lediglich einen geringen Teil (LogU) an der Technischen Universität Hamburg der Lieferkette abdeckt. Verstärkt rücken auch (TUHH) in Kooperation mit riskmethods im logistische Knotenpunkte (Häfen, Flughäfen, Sommer 2021 eine Befragung durch, in welcher Lager, etc.) in den Vordergrund der SCRM- der Einsatz von Maschinellem Lernen im Supply Betrachtung. Ohne ein funktionierendes SCRM Chain Risikomanagement näher untersucht wurde. sind Unternehmen in ihrer Reaktionszeit, bei An der Befragung nahmen 353 Personen aus Störungen in der Supply Chain, eingeschränkt. unterschiedlichen Branchen teil, von denen 114 den Fragebogen vollständig ausfüllten. In der Mehrzahl der befragten Unternehmen ist der Unternehmensbereich Einkauf und Lieferantenmanagement hauptverantwortlich für die Umsetzung des SCRM. Auch der Bereich Logistik und Supply Chain Management trägt sowohl Hauptverantwortung bzw. weist Schnittstellen zum SCRM vor. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass das SCRM eine Querschnittsfunktion im Unternehmen einnimmt und folglich eine abteilungs- und bereichsübergreifende Zusammenarbeit erfordert. 2
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Dies führt u.a. zu steigenden Risiken bezogen Supply Chain-Ebene als Hauptverursacher auf Produktionsausfälle oder sogar -stillstände. identifiziert, so dass Störungen auf allen Ebenen Aber auch steigenden Transportkosten und der Lieferkette (Tier-n) stattfinden können. alternative Beschaffungsquellen, die einen Trotzdem überwachen die meisten Organisationen höheren Markpreis mit sich bringen, können aus nur ihre direkten Lieferanten und eigenen versäumten Investitionen in ein SCRM resultieren. Produktionsstätten. Der Informationsstand über die Lieferanten hat sich Das Wissen über die direkten Lieferanten ist bei im Vergleich zu vorangegangenen Untersuchungen den Befragten höher als das Wissen über die Sub- des Instituts verbessert. So können 79% der Lieferanten. Zudem ist die Anzahl an direkten befragten Unternehmen die für ihr Unternehmen Lieferanten sehr unterschiedlich hoch: von 10 kritischsten Lieferanten benennen. Von diesen oder weniger bis hin zu mehr als 20.000 direkte Unternehmen wissen 56% welche finanziellen Lieferanten. Bei der überwiegenden Mehrheit der Auswirkungen der Ausfall dieser kritischen Befragten ist die Anzahl der Lieferanten so hoch, Lieferanten für ihr Unternehmen haben kann dass ein manuelles, nicht-automatisiertes SCRM und in 50% der Unternehmen liegt zudem nicht mehr effizient dargestellt werden kann. ein funktionsfähiger „Notfallplan“ bei einer Lieferkettenunterbrechung (Business Continuity Insgesamt sehen die Befragten in ihrem SCRM Plan) vor. noch viel Verbesserungspotenzial. Besonders hervorzuheben ist hier die Supply Chain Die Störungen der Lieferketten gingen in Transparenz sowie die angewandten Methoden den letzten 12 Monaten von Akteuren auf zur Risikoidentifikation. Nicht zuletzt die unterschiedlichen Supply Chain-Ebenen aus, d.h. Auswirkungen der Corona-Pandemie haben das von der eigenen Produktionsstätte bis hin zu Sub- Thema SCRM verstärkt in das Bewusstsein von Lieferanten bzw. von logistischen Knotenpunkten Vorständen und Chief Procurement Officers (Häfen, Flughäfen, etc.). Es wurde somit keine (CPO) gerückt. FINANZIELLEN AUSWIRKUNGEN BEI AUSFALL DER LIEFERKETTEN 79% der befragten Unternehmen, die für ihr Unternehmen kritischsten Lieferanten benennen können. Von diesen Unternehmen wissen 56% welche finanziellen Auswirkungen der Ausfall dieser kritischen Lieferanten für ihr Unternehmen haben kann und in 50% der Unternehmen liegt zudem ein funktionsfähiger WISSEN ÜBER LIEFERANTEN „Notfallplan“ bei einer Lieferketten- Das Wissen über die direkten Lieferanten ist bei unterbrechung (Business Continuity Plan) vor. den Befragten höher als das Wissen über die Sub-Lieferanten. Zudem ist die Anzahl an direkten Lieferanten sehr unterschiedlich hoch: von 10 oder weniger bis hin zu mehr als 20.000 STÖRUNGEN DER LIEFERKETTEN direkte Lieferanten. Die Störungen der Lieferketten gingen in den letzten 12 Monaten von Akteuren auf unterschiedlichen Supply Chain-Ebenen aus, d.h. von der eigenen Produktionsstätte bis hin zu Sub-Lieferanten bzw. von logistischen Knotenpunkten (Häfen, Flughäfen, etc.). 3
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Wenn es um die Einbindung des Maschinellen Lernens (ML) und den Einsatz selbst lernender Systeme in das SCRM geht, wird den Bereichen Planung und Beschaffung sowie Lieferung großes Potenzial zugeschrieben, insbesondere den Bereichen Lieferantenscouting, -bewertung und -auswahl. Wobei die Ergebnisse gleichzeitig zeigen, dass der Einsatz in den Branchen der Befragten noch ausbaufähig ist. Um den Einsatz einer auf Maschinellem Lernen basierenden SCRM Lösung gegenüber ihrer Geschäftsführung zu rechtfertigen, müssten die Befragten mehrere Tage (bis hin zu drei Wochen) früher von der Lieferkettenunterbrechung in Kenntnis gesetzt werden bzw. für fast die Hälfte der Teilnehmer (46%) würde der Einsatz einer ML-Lösung bereits ab einer Schadenshöhe unter 1 Million Euro jährlich gerechtfertigt sein. Häufige Auslöser für den Einsatz von Maschinellem Lernen im Lieferantenmanagement sind neben dem nicht mehr ausreichenden reaktivem Risikomanagement z.B. die Erkenntnis, dass mit dem Einsatz von ML neue Potenziale verbunden sind und sich spezifische Probleme nur mit ML lösen lassen. Es wird deutlich, dass viele Unternehmen einen Wandel – weg vom rein reaktiven („Firefighting“) hin zum proaktiven Risikomanagement – anstreben, um großen Schaden für das Unternehmen frühzeitig abwenden zu können. Die Unternehmen setzen Maschinelles Lernen vordergründig ein, um Zeit- und Kostenersparnisse zu generieren. Diese äußern sich z.B. in einer Verbesserung der Reaktionsfähigkeit, in einer besseren Ressourcennutzung, $ indem wiederholende Tätigkeiten vermieden werden, oder in einer Verbesserung der Supply Chain Resilienz. Als personenbezogene Erfolgsfaktoren für den Einsatz von ML im Lieferantenrisikomanagement sehen die Befragten vor allem eine hohe Relevanz in den vorliegenden Kompetenzen. Diese beziehen sich auf die fachlichen sowie ML-bezogenen Fähigkeiten, aber auch auf die Implementierung an sich. Als technologische Erfolgsfaktoren sehen die Befragten vor allem eine angemessene Datenbasis sowie die Qualität der Ergebnisse (hinsichtlich Zuverlässigkeit und Genauigkeit, Nachvollziehbarkeit, Transparenz), aber auch die Gestaltung der Algorithmen (Auswahl, Training und Weiterentwicklung der Algorithmen) und eine geeignete IT-Infrastruktur. Organisatorische Erfolgsfaktoren stellen vor allem eine realistische und realisierbare Zielsetzung sowie eine klare Problemstellung dar. Die Studienergebnisse haben gezeigt, dass Maschinelles Lernen zahlreiche Potenziale mit sich bringt, denn die frühzeitige Information über mögliche Abweichungen vom geplanten Prozess entscheiden langfristig über die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Supply Chains. Eine proaktive Risikoüberwachung wird daher in absehbarer Zukunft unverzichtbar sein. 4
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Inhaltsverzeichnis Inhalt Management Summary 2 Inhaltsverzeichnis 5 Einleitung 6 Forschungsmethode und Erhebungsdesign 7 Status quo des Supply Chain Risikomanagements 9 Ausgangssituation Maschinelles Lernen im Lieferantenrisikomanagement 15 Einflussfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement 19 Erfolgsfaktoren für Maschinelles Lernen im Lieferantenrisikomanagement 21 Zusammenfassung 28 Literaturverzeichnis 31 Die Autoren 32 5
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Einleitung Verschiedene Ereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, wie anfällig Lieferketten sein können. Aufgrund des Dominoeffekts sind oft nicht nur einzelne Akteure in der Lieferkette von einer Unterbrechung betroffen, sondern das gesamte Netzwerk. Die aktuelle COVID-19-Pandemie ist ein gutes Beispiel dafür, wie zahlreiche Netzwerke und sogar ganze Branchen von den negativen Auswirkungen bestimmter Ereignisse betroffen sein können (Schröder et al., 2021; Manuj & Mentzer, 2008). Um Störungen proaktiv zu begegnen, vorhersagen und in der Vergangenheit sollten Unternehmen Supply Chain aufgetretene Unterbrechungen analysieren, um Risikomanagement (SCRM) anwenden. Supply finanzielle Verluste und Prozessausfälle in der Chain Risikomanagement ist "ein Teilbereich des gesamten Lieferkette zu minimieren. Hier kann Supply Chain Managements, der alle Strategien das Maschinelle Lernen (ML) helfen, Risiken und Maßnahmen, alles Wissen, alle Institutionen, frühzeitig zu erkennen (Baryannis et al., 2019; alle Prozesse und alle Technologien umfasst, die Hassan, 2019). auf technischer, personeller und organisatorischer Ebene zur Reduzierung von Supply Chain Risiken Generell hat die zunehmende Verfügbarkeit eingesetzt werden können" (Kersten et al. 2011, von Daten in den letzten Jahren die Anwendung S. 157). Ziel des SCRM ist es, die Transparenz von ML begünstigt. Lieferkettennetzwerke und Robustheit der Wertschöpfungsprozesse generieren jeden Monat über 1,6 Milliarden neue zu erhöhen, um Unterbrechungen in der Datenpunkte, die eine Reihe von Datenströmen Lieferkette entgegenzuwirken oder sie sogar liefern, welche als Input für ein ML-System verwendet ganz zu vermeiden. werden können (Fan et al., 2015). Die zunehmende digitale Transformation in Unternehmen und Eine der größten Herausforderungen beim Lieferketten und die damit verbundene größere SCRM besteht darin, frühzeitig Informationen Verfügbarkeit an auswertbaren Echtzeitdaten über Abweichungen vom geplanten Prozess eröffnen neue Potenziale für ein proaktives zu erhalten, um die Pünktlichkeit der SCRM. Dennoch wurde dieses Thema bisher kaum logistischen Prozesse innerhalb der Lieferkette wissenschaftlich erforscht (Kersten et al., 2022; zu gewährleisten. Die frühzeitige Erkennung Brylowski et al, 2021). So beschäftigen sich erst verschiedener Risiken in der Lieferkette ist wenige Veröffentlichungen mit der Integration von entscheidend für die rechtzeitige Einleitung ML in das SCRM, wie z.B. Schröder & Lodemann von Gegenmaßnahmen, um Störungen in der (2021), die in ihrem Beitrag verschiedene Lieferkette zu vermeiden. SCRM muss potenzielle Anwendungsbeispiele beschreiben und Ursachen für diese Prozessunterbrechungen Handlungsempfehlungen für das SCRM aufzeigen. Um diese Forschungslücke weiter zu schließen, hat das Institut für Logistik und Unternehmensführung (LogU) an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) in Kooperation mit riskmethods im Sommer 2021 eine wissenschaftlich-fundierte Befragung durchgeführt, in der der Einsatz von Maschinellem Lernen im Supply Chain Risikomanagement näher untersucht wurde. Im Folgenden werden die Ergebnisse im Detail vorgestellt. 6
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Forschungsmethode und Erhebungsdesign Die Befragung fand im Zeitraum Juni bis August 2021 statt. Um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen, wurden neben persönlicher Ansprache auch Social Media-Kanäle, wie XING und LinkedIn, genutzt. Die Adressaten wurden gebeten, den Fragebogen auszufüllen bzw. ihn an eine(n) SCRM-Verantwortliche(n) in ihrem Unternehmen weiterzuleiten. Insgesamt nahmen 353 Personen an der Befragung teil, von denen 114 den Fragebogen vollständig ausfüllten. Nachfolgend soll anhand der wichtigsten allgemeinen Unternehmensdaten und deren Ausprägungen in der Erhebung eine kurze Beschreibung der Stichprobe erfolgen. FUNKTIONSBEREICH IM UNTERNEHMEN POSITION IM UNTERNEHMEN 53% Einkauf 27% Angestellte mit Berufserfahrung 13% Informations- und Datenverarbeitung 24% Mittleres Management 10% Logistik 23% Oberes Management 10% Unternehmensleitung 14% Teamleitung 15% Andere 12% Andere Abbildung 1: Funktionsbereiche und Positionen im Unternehmen Zunächst wurde erhoben, in welchem Zudem hatten die Befragten die Möglichkeit, Unternehmensbereich die Befragten tätig sind. ihre Position im Unternehmen anzugeben. Am häufigsten nahmen Vertreter aus Die Antworten wurden hierbei den Kategorien den Bereichen Einkauf (53%) teil, gefolgt Angestellte mit Berufserfahrung, oberes, mittleres von den Bereichen Informations- und Management und Teamleitung zugeordnet. Datenverarbeitung (13%) sowie Logistik (10%), Unternehmensleitung (10%) und andere (z.B. 27% der Teilnehmenden sind berufserfahrene Administration, Forschung und Entwicklung, Angestellte, 24% sind dem mittleren Management Produktion, Vertrieb und Finanzen) (15%). und 23% dem oberen Management zuzuordnen. Weitere Vertreter haben Positionen, wie z.B. Teamleitung (14%) oder andere (12%) inne. 7
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Weiterhin wurde die Unternehmensgröße erhoben. Zur Klassifizierung der Unternehmensgröße wurde die Mitarbeiteranzahl herangezogen. Abbildung 2 zeigt, dass die Befragten Unternehmen verschiedenster Größe angehören. MITARBEITERZAHL IM UNTERNEHMEN BRANCHENZUGEHÖRIGKEIT 11% 1 bis 250 56% Verarbeitendes Gewerbe 7% 251 bis 500 10% Logistik, Verkehr und Lagerei 22% 501 bis 3.000 9% Information und Kommunikation 15% 3.001 bis 10.000 7% Unternehmensberatung 18% 10.001 bis 20.000 7% Handel 28% mehr als 20.000 11% Andere Abbildung 2: Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit Ein Großteil der Befragten entstammt aus Weiterhin wurde die Branchenzugehörigkeit Unternehmen mit 501 bis 3.000 Mitarbeitern der Unternehmen erhoben und anschließend (22%). Der Anteil der Unternehmen mit einer ausgewertet. Die Mehrheit der Befragten Mitarbeiterzahl von 3.001 bis 10.000 betrug stammte aus dem verarbeitenden Gewerbe in der vorliegenden Stichprobe 15%. Die großen (56%), gefolgt von der Branche Logistik, Unternehmen mit einer Unternehmensgröße Verkehr und Lagerei (10%) sowie Information von 10.001 bis 20.000 war mit 18% vertreten und Kommunikation (9%). Weiterhin waren sowie Unternehmen mit mehr als 20.000 die Unternehmen in der Beratung (7%), im Mitarbeiter mit 28%. 11% der Befragten Handel (7%) und anderen Branchen, wie entstammen aus Unternehmen mit 1 bis 250 z.B. im Bauwesen, der Landwirtschaft oder Mitarbeitern. 7% gaben eine Unternehmens- der Energieversorgung (11%) tätig. größe zwischen 251 und 500 an. 8
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Status quo des Supply Chain Risikomanagements Neben allgemeinen Angaben zum Unternehmen wurden die Befragten gebeten, Angaben zu ihrem SCRM zu machen. Hierbei sollten sie zunächst angeben, welcher Bereich in ihrem Unternehmen für das SCRM hauptverantwortlich ist und welche Bereiche Schnittstellen hierzu bzw. keine Berührungspunkte aufweisen. UNTERNEHMENSBEREICHE MIT ORGANISATORISCHEM BEZUG ZUM SCRM Abteilungen/Funktionen der Organisationen, die primär für das Supply Chain Risikomanagement verantwortlich sind E I N K A U F / L I E F EE R I NAKNATUEFN/- 69% 24% 2% 5% L I E F E R A N TM E NAM NAAN GAEGMEEMN…T LOGISTIK / SUPPLY CHAIN 47% 44% 4% 5% MANAGEMENT RISIKOMANAGEMENT 20% 40% 14% 25% FINANZABTEILUNG / 11% 54% 25% 11% CONTROLLING / REVISION COMPLIANCE 9% 48% 20% 23% QUALITÄTSMANAGEMENT 9% 65% 14% 12% PRODUKTION 6% 50% 26% 18% VERSICHERUNG 4% 32% 31% 34% VERTRIEB / MARKETING 2% 32% 46% 20% Hauptverantwortlich Schnittstelle zum SCRM vorhanden Keine Berührungspunkte weiß nicht / keine Angabe Abbildung 3: Unternehmensbereiche mit organisatorischem Bezug zum SCRM In der Mehrzahl der befragten Unternehmen im Qualitätsmanagement, in der Produktion, der ist der Unternehmensbereich Einkauf und Versicherung und im Vertrieb/Marketing. Lieferantenmanagement hauptverantwortlich für die Umsetzung des SCRM. Auch der Bereich Es wird daher deutlich, dass das SCRM eine Logistik und Supply Chain Management trägt Querschnittsfunktion im Unternehmen sowohl Hauptverantwortung bzw. weist einnimmt und folglich eine abteilungs- und Schnittstellen zum SCRM vor. bereichsübergreifende Zusammenarbeit erfordert. Viele Unternehmensbereiche Wie Abbildung 3 zeigt, liegen zudem zahlreiche sind davon betroffen, wenn die Lieferkette Schnittstellen zu weiteren Abteilungen vor, hierunter unterbricht. Durch die abteilungsübergreifende vor allem zum Risikomanagement. Idealerweise Zusammenarbeit, verbunden mit dem intensiven ist es zusammen mit dem Risikomanagement Teil Austausch relevanter Informationen, können des Enterprise Risk Management (ERM). Weitere anstehende Lieferengpässe ggf. vermieden bzw. Anknüpfungspunkte sind in den Bereichen die Folgen abgeschwächt werden. Finanzen und Compliance vorzufinden, wie auch 9
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Neben der organisatorischen Einbindung fokussierte der Fragebogen auf die inhaltliche Ausgestaltung des SCRM. Die Befragten sollten daher den Betrachtungsschwerpunkt ihres SCRM eingrenzen. Die Ergebnisse zeigen, dass nur ungefähr die Hälfte der Befragten einen sehr hohen oder hohen Grad an SCRM bezogen auf die eigenen Stätten und direkten Lieferanten (Tier-1) vorweist. Die Sub-Lieferanten (Tier-2 bzw. Tier-n) werden nur in wenigen Fällen in die Betrachtung eingeschlossen, so dass das SCRM lediglich einen geringen Teil der Lieferkette abdeckt. Verstärkt rücken auch logistische Knotenpunkte (Häfen, Flughäfen, Lager, etc.) in den Vordergrund der SCRM-Betrachtung. BETRACHTUNGSSCHWERPUNKT DES SCRM Bewertung des Umfangs für Bestandteile und Akteure der Lieferkette derzeit sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe EIGENE WERKE BZW. PRODUKTIONSSTÄTTEN 19% 34% 13% 18% 6% 10% DIREKTE LIEFERANTEN (TIER-1) 21% 31% 27% 10% 4% 8% S U B -L I E F E R A N T E N ( T I E R - 2 ) 12% 21% 27% 25% 15% S U B-L I E F E R A N T E N ( T I E R - N ) 4% 15% 22% 40% 19% LOGISTISCHE KNOTENPUNKTE 3% 26% 20% 21% 15% 15% Abbildung 4: Betrachtungsschwerpunkt des SCRM Wie wichtig eine umfassende Betrachtung der Lieferkette ist, haben die zahlreichen durch die Ausbreitung der Corona-Pandemie verursachten Lieferkettenunterbrechungen gezeigt, die ganze Branchen zum Erliegen brachten (Deutsche Industrie- und Handelskammer, 2020). Es ist ein erster, wichtiger Schritt, neben den eigenen Werken und Produktionsstätten die direkten Lieferanten in das SCRM einzubinden. Hierbei ist zu beachten, dass dabei nicht nur die Lieferanten mit dem höchsten Einkaufvolumen in die Betrachtung einbezogen werden. Oft resultieren extreme Schäden aus der Nicht-Verfügbarkeit von C-Artikeln. C-Artikel, Komponenten, die einen geringen Wert haben, aber z.B. nur von einem Lieferanten bezogen werden (Single Source), können beim Ausfall kritisch sein und dazu führen, dass die Produktion angehalten werden muss (Hong et al., 2018). Neben dem Einkaufsvolumen sollten daher weitere Kriterien, wie z.B. die Umsatzrelevanz, in die Bewertung einfließen. 10
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Darüber hinaus wurde der Informationsstand hinsichtlich der Lieferanten abgefragt. Wie in Abbildung 5 dargestellt, können 79% der befragten Unternehmen vor diesem Hintergrund die für ihr Unternehmen kritischsten Lieferanten benennen. Von diesen Unternehmen wissen 58% welche finanziellen Auswirkungen der Ausfall dieser kritischen Lieferanten für ihr Unternehmen haben kann. In 50% der Unternehmen liegt zudem ein funktionsfähiger „Notfallplan“ bei einer Lieferkettenunterbrechung (Business Continuity Plan) vor. Hier zeigt sich eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu vorangegangenen Untersuchungen des Instituts, in denen nur 61 % der befragten Unternehmen die kritischsten Lieferanten benennen konnten, 47% wussten, welche finanziellen Auswirkungen der Ausfall dieser kritischen Lieferanten für ihr Unternehmen haben kann und in nur 34% der Unternehmen ein funktionsfähiger „Notfallplan“ bei einer Lieferkettenunterbrechung vorlag (Schröder 2019, S. 117ff.). INFORMATIONEN ÜBER DIE LIEFERANTEN JaJa Neinweiß nicht Nein weiß nicht / keine / keine Angabe Angabe N N E N SK IE Ö NDNIEEN FSÜ I ERD IIEHFRÜ RUI N H RT U ENRTN EREN HEM HM EENN K R I T I S C H SKT REI TN I S CLHISETFEENRLAI EN F ETRE ANN TS ENTEST T EST S 79% 79% 79% 15% 6% 15% 6% 15% 6% BENENN B EENN EN ?N E N ? K E N N E N SKIEEN N DEINE SFI EI N D IA ENF IZNIAENLZLI EELNLEN W I R K UANUGSW ENI R KFUÜNR G EINHFR Ü RUIN H RT EUR NT NEE RNHEMHMEN EN 58% 58%58% 28% 28% 28% 14% 14% 14% E I N E M BAEU I ESIF NA EM L LA UDSIFEASL LE R D I ELSIEERFLEI R E FA NATNETN ER E N?? HAT IHR U HA NTTIE HRRN UNET HEM R NEENH MEEINNEEI N NEN N K T I O N FSUFNÄKHT IIO GNESN FÄ„ HN I GOE NT „FNAOLTLF P A LLLA PNL A“N B EEI I “ B 50% 50% 50% 39% 39% 11% 39% 11% 11% N E R L I E FEEI N REKRELTI ETFEE N R KU E TNT T ENEU RNBTREREBCRH ECUHN UG NG ?? Abbildung 5: Informationen über die Lieferanten Diese positive Entwicklung lässt sich mit neben Verzögerungen zu finanziellen und dem Verlauf der Corona-Pandemie begründen, Reputationsschäden führen kann. Auch wissen welche Unternehmen nahezu dazu gezwungen 42% der Befragten nicht, wie hoch die finanziellen hat, sich stärker mit der Kritikalität der Lieferanten Auswirkungen eines Schadenseintritts sein können. auseinanderzusetzen. Viele Unternehmen haben Diese Unternehmen sind folglich einem hohen aus ihren Fehlern gelernt und wechseln vom rein Risiko ausgesetzt, da Schäden in Millionenhöhe reaktiven SCRM zu einer proaktiven Vorgehensweise. nicht unüblich sind. Denn Lieferkettenunterbrechungen lassen sich zwar nicht in Gänze vermeiden, aber durch eine gute Vorbereitung und umfangreiche Informations- Wenn diese nicht abgesichert sind, kann die versorgung ist eine schnelle Reaktion sichergestellt. Existenz des Unternehmens in Gefahr sein. Ein Hier hilft auch der Notfallplan, so dass Unternehmen proaktives Risikomanagement schließt ein, dass im Ernstfall wissen, wie sie reagieren sollen. Unternehmen diese finanziellen Risiken kennen, bewerten und daraufhin die Risikostrategie Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass noch auswählen, d.h. entscheiden, wie viel Risiko immer 50% der Befragten unvorbereitet von eingegangen werden soll. einem Risikoereignis getroffen werden, was 11
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Wie wichtig eine umfangreiche Betrachtung des SCRM ist, zeigen die Ergebnisse der nächsten Frage. Hier wurden die Teilnehmer gebeten, Angaben darüber zu machen, von wem die Störungen in der Lieferkette in den letzten 12 Monaten ausgingen. AUSGANGSPUNKT FÜR STÖRUNGEN IN DER LIEFERKETTE Umfang, in welchem von den folgenden Bestandteilen und Akteure der Lieferkette Störungen ausgingen sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe EIGENE WERKE BZW. PRODUKTIONSSTÄTTEN 7% 21% 25% 23% 11% 14% DIREKTE LIEFERANTEN (TIER-1) 16% 30% 31% 10% 4% 11% S U B -L I E F E R A N T E N ( T I E R - 2 ) 9% 30% 17% 14% 5% 25% S U B-L I E F E R A N T E N ( T I E R - N ) 6% 22% 12% 13% 8% 39% LOGISTISCHE KNOTENPUNKTE 8% 30% 21% 11% 6% 25% Abbildung 6: Ausgangspunkt für Störungen in der Lieferkette Die Antworten zeigen, dass die Störungen der Lieferketten in den letzten 12 Monaten von Akteuren auf unterschiedlichen Supply Chain-Ebenen ausgingen, d.h. von der eigenen Produktionsstätte bis hin zu Sub-Lieferanten bzw. von logistischen Knotenpunkten (Häfen, Flughäfen, etc.). Es wurde somit keine Supply Chain-Ebene als Hauptverursacher identifiziert, so dass Störungen auf allen Ebenen der Lieferkette (Tier-n) stattfinden können. Trotzdem überwachen die meisten Organisationen nur ihre direkten Lieferanten und eigenen Produktionsstätten. 12
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Weiterhin wurden die Teilnehmer in der Befragung gebeten, Angaben zur Anzahl ihrer Lieferanten und Sub-Lieferanten zu machen. ANZAHL AN (SUB-) LIEFERANTEN 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 10 ODER 11 BIS 50 51 BIS 250 251 BIS 500 501 BIS 3.000 3.001 BIS 10.000 10.0001 BIS MEHR ALS WEISS NICHT / WENIGER 20.000 20.000 EINE ANGABE Direkte Lieferanten Sub-Lieferanten Abbildung 7: Anzahl an (Sub-) Lieferanten Die Ergebnisse zeigen, dass das Wissen über die direkten Lieferanten höher ist als das Wissen über die Sub-Lieferanten. Zudem ist die Anzahl an direkten Lieferanten sehr unterschiedlich hoch: von 10 oder weniger bis hin zu mehr als 20.000 direkte Lieferanten. Bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten Die Ergebnisse spiegeln die Komplexität und die ist die Anzahl der Lieferanten so hoch, dass ein damit einhergehende Intransparenz der heutigen manuelles, nicht-automatisiertes SCRM nicht mehr Supply Chains wider. Durch neue Gesetze, wie effizient dargestellt werden kann. Sub-Lieferanten das Lieferkettengesetz in Deutschland und sind jedoch ein wichtiger Bestandteil der Lieferkette andere europäische und internationale Initiativen, und auch für einen Teil des Risikos verantwortlich. werden Unternehmen jedoch zeitnah genau diesen Einblick aufweisen müssen, um die Gesetzesvorgaben erfüllen zu können. Hier besteht daher großer Handlungsbedarf für Unternehmen. 13
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Eine weitere Frage der Studie widmete sich dem Verbesserungsbedarf des SCRM im eigenen Unternehmen. VERBESSERUNGSBEDARF ZUM SCRM IM EIGENEN UNTERNEHMEN Ja Nein weiß nicht / keine Angabe TRANSPARENZ DER SUPPLY CHAIN 75% 18% 8% EWANDTE METHODEN ZUR SUPPLY CHAIN RISIKOIDENTIFIKATION 75% 16% 10% SENSIBILITÄT DER MITARBEITER/INNEN SENSIBILITÄT DER MITARBEITER FÜR SUPPLY CHAIN RISIKEN FÜR SUPPLY CHAIN RISIKOBEWERTUNG 74% 17% 10% ANGEWANDTE METHODEN ZUR QUANTITATIVEN SUPPLY CHAIN RISIKOBEWERTUNG 72% 16% 12% ANGEWANDTE METHODEN ZUR QUALITATIVEN SUPPLY CHAIN RISIKOBEWERTUNG 68% 21% 11% ATION DES SUPPLY CHAIN RISIKOMANAGEMENTS IN BESTEHENDE MANAGEMENTANSÄTZE 62% 23% 15% N DES SUPPLY CHAIN RISIKOMANAGEMENTS IN DIE STRATEGISCHE UNTERNEHMENSPLANUNG 63% 23% 14% ETABLIERTES SUPPLY CHAIN RISIKOBERICHTSWESEN 61% 28% 11% INGESETZTE SOFTWARE ZUR UNTERSTÜTZUNG DES SUPPLY CHAIN RISIKOMANAGEMENTS 61% 25% 14% SUPPLY CHAIN RISIKOORGANISATION 56% 29% 15% Abbildung 8: Verbesserungsbedarf zum SCRM im eigenen Unternehmen Insgesamt sehen die Befragten in ihrem SCRM noch viel Verbesserungspotenzial. Besonders hervorzuheben ist hier die Supply Chain Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Transparenz sowie die angewandten Methoden Unternehmen mittlerweile über die fehlenden zur Risikoidentifikation. Auch das Sensibilisieren Elemente bewusst sind. Dies wird durch den von Mitarbeitern für Supply Chain Risiken sowie die geringen Anteil an Enthaltungen sichtbar. angewandten Methoden zur quantitativen sowie Unternehmen sehen den Verbesserungsbedarf, qualitativen Bewertung von Risiken können noch haben diesen aber bislang noch nicht gedeckt. verbessert werden. Ein Wandel des Bewusstseins ist hier ersichtlich. Voraussetzung für den Wandel sind entsprechende Nicht zuletzt unter dem Einfluss der Corona- personelle und finanzielle Ressourcen, um die Pandemie war das Jahr 2020 weltweit von aktuellen Schwachstellen zu adressieren. Oftmals Störungen in den Supply Chains gekennzeichnet lohnt sich ein Blick auf den SCRM Anbietermarkt. – Auswirkungen der Corona-Pandemie sind noch Unter Berücksichtigung der Unternehmensstrategie weiterhin deutlich zu spüren, z.B. durch Rohstoff- und der Kernkompetenzen können interne Engpässe – Halbleiter oder Plastik – oder Container- Kompetenzen aufgebaut oder externe SCRM- Engpässe – Hafen-Schließungen – (Pander et al., Softwareanbieter herangezogen werden, um das 2021; Dierig, 2021; Wurzel 2021). Das Thema SCRM zu verbessern. Lieferketten-Resilienz ist daher wieder verstärkt in das Bewusstsein von Vorständen und Chief Procurement Officers (CPO) gerückt. 14
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Ausgangssituation Maschinelles Lernen im Lieferantenrisikomanagement Der zweite Abschnitt der Befragung fokussierte auf die Einbindung des Maschinellen Lernens in das SCRM. Zunächst wurden die Befragten gebeten, die Potenziale von selbst lernenden Systemen (Maschinelles Lernen) zum Managen von Risiken in den einzelnen Bereichen einer Supply Chain einzuschätzen. Darüber hinaus sollten die Befragten eine Einschätzung vornehmen, wie sie den Entwicklungsstand dieser selbst lernenden Systeme in Ihrer Branche bewerten. POTENZIALE VON SELBST LERNENDEN SYSTEMEN (MASCHINELLES LERNEN) IN DEN EINZELNEN BEREICHEN DER SUPPLY CHAIN Potenziale um Risiken Potenziale zu managen um Risiken zu managen PLANUNG PLANUNG 28% 28% 39% 39% 20% 20% 5% 4% 4%5% 4% 4% B E S C H A F F U NBGE S C H A F F U N G 29% 29% 39% 39% 20% 4% 20% 5% 4%4% 5% 4% H E R S T E L L U NHGE R S T E L L U13% NG 13% 38% 38% 24% 24% 12% 4% 12% 10% 4% 10% L I E F E R U N G L I E F E R U N G 18% 18% 44% 44% 19% 19% 8% 4% 7% 8% 4% 7% RÜCKLIEFERU RNÜGC K L I E F 7% ERUNG 7% 24% 24% 22% 22% 23% 23% 6% 6%18% 18% sehr hoch hochhoch mittelhoch gering sehr mittel sehrgering gering weißgering sehr nicht / keine Angabe weiß nicht / keine Angabe Entwicklungsstand in Ihrer in Entwicklungsstand Branche Ihrer Branche PLANUNG P L6% ANUNG 12% 6% 12% 28% 28% 25% 25% 16% 16% 12% 12% B E S C H A F F U NBGE S C H 5% A F F U N G7% 5% 7% 31% 31% 31% 31% 14% 14% 12% 12% H E R S T E L L U NHG E R S3% T E L L U N G 13%3% 13% 23% 23% 24% 24% 18% 18% 19% 19% L I E F E R U N G L I E4% F E R U N5% G 4% 5% 32% 32% 25% 25% 14% 14% 20% 20% RÜCKLIEFERU RNÜGC K L 2% I E F E4% RUNG 17% 27% 18% 32% 2% 4% 17% 27% 18% 32% sehr hoch hochhoch mittelhoch gering sehr mittel sehrgering gering weißgering sehr nicht / keine Angabe weiß nicht / keine Angabe Abbildung 9: Potenziale von selbst lernenden Systemen (Maschinelles Lernen) in den einzelnen Bereichen der Supply Chain Großes Potenzial beim Einsatz selbst lernender Systeme (Maschinelles Lernen) wird den Bereichen Planung und Beschaffung sowie Lieferung zugeschrieben. Wobei die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz in den Branchen der Befragten noch ausbaufähig ist. Es ist offensichtlich, dass das Potenzial von ML erkannt wird, aber aktuell noch nicht umgesetzt bzw. ausreichend ausgeschöpft wird. 15
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Weiterhin wurden die Potenziale von selbst lernenden Systemen (Maschinelles Lernen) zum Managen von Risiken in den einzelnen Phasen des Lieferantenmanagements erhoben. POTENZIALE VON SELBST LERNENDEN SYSTEMEN (MASCHINELLES LERNEN) IN DEN EINZELNEN PHASEN DES LIEFERANTENMANAGEMENTS Potenziale Risiken Potenzial zu managen um Risiken zu managen LIEFERANTENSUCHE 20% 33% 18% 17% 5% 6% LIEFERANTENBEWERTUNG 25% 36% 24% 8% 3% 5% LIEFERANTENAUSWAHL 17% 39% 22% 13% 4% 5% LIEFERANTENCONTROLLING 18% 39% 25% 7% 4% 6% LIEFERANTENENTWICKLUNG 13% 28% 32% 16% 5% 5% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe Entwicklungsstand in Ihrer Branche LIEFERANTENSUCHE 2% 8% 25% 25% 21% 19% LIEFERANTENBEWERTUNG 4% 9% 25% 26% 19% 18% LIEFERANTENAUSWAHL 4% 5% 24% 32% 18% 18% LIEFERANTENCONTROLLING 4% 6% 25% 32% 15% 19% LIEFERANTENENTWICKLUNG 4% 5% 21% 30% 20% 20% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe Abbildung 10: Potenziale von selbst lernenden Systemen (Maschinelles Lernen) in den einzelnen Phasen des Lieferantenmanagements Die Ergebnisse zeigen, dass den Bereichen Lieferantensuche, Lieferantenbewertung und Lieferantenauswahl großes Potenzial beim Einsatz selbst lernender Systeme (Maschinelles Lernen) zugeschrieben wird. Auch verdeutlichen die Antworten, dass der Einsatz in den Branchen der Befragten noch ausbaufähig ist. Es werden zwar die Vorteile erkannt, aber noch nicht aktiv in den Unternehmen genutzt. Häufig werden das fehlende interne Know-how sowie die Verfügbarkeit und Aufbereitung von unternehmensinternen Daten als Gründe genannt, warum auf die Einbindung neuer Technologien in das SCRM verzichtet wird. Externe Kompetenzträger und das Nutzen von externen und öffentlich zugänglichen Daten können Abhilfe schaffen und die Anwendung von maschinellen Lernalgorithmen für das SCRM ermöglichen. 16
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net In einer weiteren Frage wurden die Teilnehmer daher gebeten anzugeben, wie viel früher sie von Lieferkettenunterbrechungen in Kenntnis gesetzt werden müssten, um den Einsatz einer auf Maschinellem Lernen basierenden SCRM Lösung zu rechtfertigen. RECHTFERTIGUNG DES EINSATZES EINER ML BASIERTEN SCRM-LÖSUNG (ZEITPUNKT) 25% 20% 15% 10% 5% 0% 5 S TUNDEN 11 S TUNDEN 23 S TUNDEN A NGABE 2 A RBEITSWOCHEN 3 A RBEITSWOCHEN 3 A RBEITSWOCHEN 3 A RBEITSTAGE 5 A RBEITSTAGE KEINE BIS BIS BIS / BIS BIS WENIGER ALS 1 WEIS NICHT 12 6 BIS BIS ALS 3 ALS 1 2 M EHR M EHR 1 Abbildung 11: Rechtfertigung des Einsatzes einer ML basierten SCRM-Lösung in Abhängigkeit zur früheren Kenntnis über den Zeitpunkt der Lieferkettenunterbrechung Die Antworten zeigen, dass die Befragten mehrere Tage (bis hin zu drei Wochen) früher von der Lieferkettenunterbrechung in Kenntnis gesetzt werden müssten, um den Einsatz einer auf Maschinellem Lernen basierenden SCRM-Lösung gegenüber ihrer Geschäftsführung zu rechtfertigen. Über 80% der Befragten sehen in dem frühzeitigen Gewinnen von Informationen einen Mehrwert, welcher hilft, das Risiko aufgrund der verlängerten Reaktionszeit besser zu managen. Dabei ist die Zeitspanne unterschiedlich groß. Bei einigen Befragten sind weniger als 24h bereits ausreichend, bei anderen müssen es Tage oder Wochen sein. Dieser Zeitvorsprung kann in vielen Fällen durch eine Automatisierung der Risikoidentifikation (Alerting) erzeugt werden. 17
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net RECHTFERTIGUNG DES EINSATZES EINER ML BASIERTEN SCRM-LÖSUNG (ABHÄNGIGKEIT ZUR SCHADENSHÖHE) 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 100.000€ 100.001 BIS 250.000€ 100.000.000€ 100.000.000€ 1.000.000€ 5.000.000€ ANGABE 10.000.000€ 50.000.000€ KEINE BIS BIS BIS BIS BIS 25.000 / ALS BIS 250.001 1.000.001 WEIS NICHT 5.000.001 10.000.001 50.000.001 M EHR Abbildung 12: Rechtfertigung des Einsatzes einer ML basierten SCRM-Lösung in Abhängigkeit zur Schadenshöhe Neben der Dauer des Informationsvorsprungs wurde zur Rechtfertigung des Einsatzes von ML-Lösungen auch ein Blick auf die jährliche Schadenshöhe geworfen. Nur ca. 30% der Befragten können diese Einschätzung nicht beziffern. Die Mehrheit weiß hingegen, welche Schadenshöhe eine Implementierung rechtfertigen würde. Für fast die Hälfte der Teilnehmer (46%) würde der Einsatz einer ML basierten SCRM-Lösung bereits ab einer Schadenshöhe unter 1 Million Euro jährlich gerechtfertigt sein. 18
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Einflussfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement Der dritte Abschnitt der Befragung widmete sich den Einflussfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement. Hier wurde zunächst abgefragt, wie stark ausgewählte Auslöser den Einsatz von Maschinellem Lernen für das Lieferantenrisikomanagement treiben. AUSLÖSER FÜR DEN EINSATZ VON ML IM LIEFERANTENRISIKOMANAGEMENT sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe R I S I K O M A N AR GE AK EM T ITVNE ISC H EN R TI SM I KE H O RMAAUNSARG E IECM HE ND EN T 20% 39% 18% 14% 4% 5% NICHT MEHR AUSREICHEND ERKENNEN DER MÖGLICHKEITEN N DER MÖGLICHKEITEN VON MACHINE LEARNING 17% 42% 25% 11% 4% 1% VON MACHINELLEM LERNEN N U R M SI TPHEIZLIFFEI SVCOHNE MPARCOHBI N L EE M LEE AN RUNR I NM G ILTÖHSIBLAF R E 16% 33% 26% 15% 6% 4% VON MACHINELLEM LERNEN LÖSBAR UNGENUTZTE DATEN LIEGEN VOR 15% 32% 24% 20% 7% 3% TECHNOLOGISCHER DRUCK VON EXTERN 11% 36% 22% 21% 6% 4% T R A T E G I S C HNEE A UUES SRTI CRHATTUEN GGI SD CEHSE UANUT SE R RNI CEH HTMUEN NGS 8% 36% 30% 21% 3% 3% DES UNTERNEHMENS A K T U E L L K E I N R I S I K O M A NAAKGTEU MEELNLT KVEOI R NHR A INSD IK O EN 7% 15% 25% 24% 16% 14% MANAGEMENT VORHANDEN KULTURELLER WANDEL IM UNTERNEHMEN 4% 28% 39% 22% 4% 4% POLITISCHE REGULIERUNGEN 4% 22% 27% 28% 14% 4% Abbildung 13: Auslöser für den Einsatz von ML im Lieferantenrisikomanagement Häufige Auslöser für den Einsatz von Maschinellem Lernen im Lieferantenmanagement sind neben dem nicht mehr ausreichenden reaktivem Risikomanagement z.B. die Erkenntnis, dass mit dem Einsatz von ML neue Potenziale verbunden sind und sich spezifische Probleme nur mit ML lösen lassen. Auch sind sich die Befragten der ungenutzten Daten bewusst, die durch die zunehmende Digitalisierung der Supply Chain geschaffen werden. Einen weiteren Auslöser stellt der technologische Druck von Externen, wie z.B. anderer Supply Chain Akteure, dar. Passt sich das Unternehmen nicht den neu gesetzten Standards an, so läuft es Gefahr, seine Wettbewerbsposition einzubüßen. Kultureller Wandel oder politische Regulierungen werden hingegen seltener als Auslöser gesehen. Hier wird deutlich, dass viele Unternehmen einen Wandel – weg vom rein reaktiven („Firefighting“) hin zum proaktiven Risikomanagement – anstreben, um großen Schaden für das Unternehmen frühzeitig abwenden zu können. Durch eine proaktive Ausrichtung wird der Ernstfall möglicherweise erst gar nicht eintreten oder das Unternehmen ist auf den Ernstfall vorbereitet und kann folglich schneller entsprechende Maßnahmen ergreifen. 19
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Des Weiteren wurden die Befragten gebeten, Angaben zu den Zielen zu machen, die beim Einsatz von maschinellen Lernalgorithmen für das Lieferantenrisikomanagement verfolgt werden. VERFOLGTE ZIELE BEIM EINSATZ VON ML IM LIEFERANTENRISIKOMANAGEMENT sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe VERBESSERUNG DER REAKTIONSFÄHIGKEIT 29% 46% 14% 7% 2% 3% 2% 3% VERMEIDUNG REPETITIVER TÄTIGKEITEN 27% 33% 23% 11% 2% 4% 2% VERBESSERUNG DER REAKTIONSZEIT 26% 43% 18% 9% 1% 3% 1% 3% KOSTENREDUZIERUNG 24% 40% 17% 13% 4% 3% 3% VERBESSERUNGEN IM BEREICH VERBESSERUNGEN IM BEREICH SUPPLY CHAIN RESILIENZ 21% 41% 21% 11% 2% 4% 2% SUPPLY CHAIN RESILIENZ VERMEIDUNG VON FEHLERN 18% 35% 31% 9% 1% 6% 1% SCHAFFEN NEUER ERKENNTNISSE 17% 36% 26% 17% 1% 4% 1% VERBESSERUNGEN IM BEREICH SSERUNGEN IM BEREICH SUPPLY CHAIN SUSTAINABILITY 16% 39% 23% 16% 3% 4% SUPPLY CHAIN SUSTAINABILITY AUSFÜHRUNG KOMPLEXER TÄTIGKEITEN 15% 34% 30% 16% 2% 4% 2% SCHUTZ DER UNTERNEHMENSREPUTATION 11% 39% 28% 16% 2% 5% 2% SCHAFFEN VON KOOPERATIONEN FEN VON KOOPERATIONEN ENTLANG DER SUPPLY CHAIN 11% 31% 29% 25% 2% 4% 2% ENTLANG DER SUPPLY CHAIN E N V O N I N N O V A T I O N ESNC H IMA FLFI EEFNE RVAONNT EIN NMNA ONVAAGTEI M OENNE TN 10% 29% 30% 25% 2% 5% 2% IM LIEFERANTENMANAGEMENT ENTWICKLUNG NEUER GESCHÄFTSMODELLE 6% 20% 30% 31% 5% 8% REPUTATIONSSTEIGERUNG DES U T A T I O N S S T E I G E R U N G D ELSI EL FI EEFREARN ANT ET N ENMMAANNAAGGEEM MEEN NTTS S 4% 32% 32% 18% 8% 4% Abbildung 14: Verfolgte Ziele beim Einsatz von ML im Lieferantenrisikomanagement Die Unternehmen setzen Maschinelles Lernen vordergründig ein, um Zeit- und Kostenersparnisse zu generieren. Diese äußern sich z.B. in einer Verbesserung der Reaktionsfähigkeit, in einer besseren Ressourcennutzung, indem wiederholende Tätigkeiten vermieden werden, oder in einer Verbesserung der Supply Chain Resilienz. Der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie der Reputationssteigerung des Lieferantenmanagements räumen die Befragten eine vergleichbar geringere Bedeutung ein. 20
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Erfolgsfaktoren für Maschinelles Lernen im Lieferantenrisikomanagement Dieser Abschnitt der Befragung thematisiert die Relevanz von Erfolgsfaktoren, die bei der Implementierung von maschinellen Lernalgorithmen im Lieferantenrisikomanagement berücksichtigt werden müssen und stellt diese dem branchenbezogenen Entwicklungsstand der Erfolgsfaktoren gegenüber. Bei der Befragung wurde zwischen personenbezogenen, technologischen und organisatorischen Erfolgsfaktoren unterschieden. PERSONENBEZOGENE ERFOLGSFAKTOREN Relevanz bei der Implementierung GANZHEITLICHE SUPPLY CHAIN GANZHEITLICHE SC RISIKOMANAGEMENTSTRATEGIE 18% 46% 19% 10% 3% 4% 3% 4% RISIKOMANAGEMENTSTRATEGIE EINFACH MAL MACHEN MENTALITÄT 14% 40% 27% 14% 3% 2% 3% 2% RISIKOBEREITSCHAFT UND RISIKOBEREITSCHAFT UND DURCHHALTEVERMÖGEN 17% 44% 27% 8% 1%4% 1% 4% DURCHHALTEVERMÖGEN KULTURELLER WANDEL 20% 33% 33% 7% 4% 2% 4% 2% ANPASSUNG DER AUFGABEN- UND 15% 46% 28% 6% 2% 3% 4% 3% TÄTIGKEITSBEREICHE IMPLEMENTIERUNGSKOMPETENZEN 22% 51% 15% 9% 1% 3% 1% 3% K O M P E T E N Z E NK O AUMSP D ET E NBZEERNE IA EM CUH SMDAES M C HBINEERLELI ECSH 27% 45% 16% 10% 0% 3% 3% M A S C H I N E L L E S LLEERRNNEENN FACHLICHE KOMPETENZEN 30% 49% 17% 2% 2% 2% 1% 2% 1% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe Entwicklungsstand in Ihrer Branche GANZHEITLICHE SUPPLY CHAIN G A N Z H E I T L I C H E S C R I S I K O M A N A G E M E N T S T R A T E G I E 0% 10% 35% 27% 11% 17% RISIKOMANAGEMENTSTRATEGIE EINFACH MAL MACHEN MENTALITÄT 6% 11% 27% 28% 11% 16% RISIKOBEREITSCHAFT UND R I S I K O B E R E I T S C H A F T U N DD U DURR CCHH HHAALLTTEEVVEERRM MÖÖG GEEN N 1% 13% 1% 29% 28% 13% 16% KULTURELLER WANDEL 2% 11% 2% 37% 22% 13% 15% ANPASSUNG DER AUFGABEN- UND 2% 11% 2% 30% 29% 12% 17% TÄTIGKEITSBEREICHE IMPLEMENTIERUNGSKOMPETENZEN 2% 2% 19% 26% 26% 12% 14% K O M P E T E N Z E NK O AUMSP D ET E NBZEERNE IA EM CUH SMDAES M C HBINEERLELI ECSH M A S C H I N E L L E S LLEERRNNEENN 4% 11% 4% 23% 31% 17% 16% FACHLICHE KOMPETENZEN 3% 3% 31% 27% 18% 7% 15% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe 21 Abbildung 15: Personenbezogene Erfolgsfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Als personenbezogene Erfolgsfaktoren sehen Unternehmen, die intern keine Kompetenzen die Befragten für die Implementierung im Bereich Maschinelles Lernen aufbauen von Maschinellem Lernen für das möchten oder können, haben die Möglichkeit, Lieferantenrisikomanagement vor allem auf externe Anbieter zurückzugreifen. Es sind eine hohe Relevanz in den vorliegenden etablierte Systeme von Drittanbietern verfügbar, Kompetenzen. Diese beziehen sich auf die welche aufgrund jahrelanger Aufbauarbeit fachlichen sowie ML-bezogenen Fähigkeiten, schlüsselfertige Lösungen bereitstellen (SaaS- aber auch auf die Implementierung an sich. Konzept), die flexibel an die Anforderungen im Die Ergebnisse zeigen gleichzeitig, dass der Unternehmen angepasst werden können. Hier Entwicklungstand dieser Erfolgsfaktoren in den gibt es etablierte Implementierungsprozesse, Branchen der Befragten noch nicht ausgereift die eine Systemverfügbarkeit innerhalb weniger ist. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf. Wochen oder sogar Tage ermöglichen. In diesem Eine Aus- und Weiterbildungsstrategie in diesem Fall sind unternehmensinterne, umfassende Bereich kann Unternehmen dabei unterstützen, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen nicht die notwendigen Kompetenzen intern aufzubauen zwingend erforderlich. Voraussetzend sind jedoch und die erfolgreiche Implementierung von das Festlegen von Zuständigkeiten innerhalb maschinellen Lernalgorithmen zu unterstützen. des Unternehmens und die Unterstützung des Implementierungsprojekts seitens der Geschäftsführung, um SCRM in die tägliche Arbeit der beteiligten Unternehmensbereiche integrieren zu können. Bei der Implementierung von Maschinellem Lernen in das Lieferantenrisikomanagement haben personenbezogene Erfolgsfaktoren eine hohe Relevanz. 22
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Des Weiteren sollten externe Kompetenzen Zudem erfordert Maschinelles Lernen ein gewonnen werden, die vor allem bei der hohes Maß an Vertrauen und Akzeptanz Implementierung unterstützen können. auf Mitarbeiter- und Managementebene. Dies wird durch die Befragungsergebnisse zum Die Relevanz von Risikobereitschaft und Erfolgsfaktors „Anpassung der Aufgaben- und Durchhaltevermögen werden von den Tätigkeitsbereiche“ verdeutlicht. Veränderungen Befragten neben der „Einfach mal machen von Unternehmensprozessen und der Einsatz Mentalität“ als notwendige Erfolgsfaktoren innovativer Technologien bedürfen einer wahrgenommen. Allerdings hinkt der Anpassung der Aufgabenbereiche, die aktuell Entwicklungsstand deutlich hinterher. In Bezug noch nicht ausreichend stattgefunden hat und auf die personenbezogenen Erfolgsfaktoren kann daher die Implementierung sowie den Einsatz abschließend die ganzheitliche Supply Chain von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisiko- Risikomanagementstrategie genannt werden. management erschwert. Neben den Kompetenzen Neben dem Lieferantenmanagement und der und Aufgabenbereichen sollte aus Sicht der Beschaffung sollten alle weiteren Bestandteile Befragten ein Umdenken in Form eines der Supply Chain die Implementierung von kulturellen Wandels stattfinden, denn alte und maschinellen Lernalgorithmen unterstützen und konservative Unternehmensstrukturen können vorantreiben. Die Ergebnisse zeigen deutlich, den Einsatz von Maschinellem Lernen bremsen dass auch hier ein Umdenken der Beteiligten oder sogar blockieren. Vergleicht man die stattfinden muss, um den Entwicklungsstand Relevanz dieses Erfolgsfaktors mit dem aktuellen und somit den erfolgreichen Einsatz von ML im Entwicklungsstand, so wird deutlich, dass hier ein Lieferantenrisikomanagement und der gesamten Umdenken der Unternehmen stattfinden muss. Supply Chain zu verbessern bzw. überhaupt zu ermöglichen. Maschinelles Lernen erfordert ein hohes Maß an Vertrauen und Akzeptanz auf Mitarbeiter- und Managementebene. 23
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net TECHNOLOGISCHE ERFOLGSFAKTOREN R e l Re e vleva a n znzd bei e r Ide mp l e mle r Imp e me n t intie e r urung ng Relevanz bei der Implementierung KOMBINATION MIT 17% 18% 45% 46% 23%19% 9% 10% 3%7% 4% K O M B I N A T I O N M I TWWEEI ITTEERREEN N T TEEC CHHN NOOLLOOGGI E I ENN 17% 18% 45% 46% 23% 9% 0% 7% 19% 10% 3% 4% 14% 36% 40% 42% 27% 11% 14% 6% 5%2% 2% 3% IT-COMPLIANCE UND DATENSICHERHEIT 14% 36% 40% 42% 11%27% 6% 0% 5% 14% 3% 2% 17% 32% 44% 43% 27% 13% 6% 8% 1%5% 4% GEEIGNETE DATENSTRATEGIE 17% 32% 44% 43% 13% 6%27% 0% 5% 8% 1% 4% INTEGRATION IN DIE BESTEHENDE 20% 31% 33% 46% 33% 15% 7% 4% 1% 4% 4% 2% EGRATION IN DIE BESTEHENDE IT-INFRASTRUKTUR 20%31% 33% 46% 15% 33% 4%1% 4% 7% 4% 2% IT-INFRASTRUKTUR 42% 37% 13% 6%4% 2% 4% GEEIGNETE IT-INFRASTRUKTUR 15% 15% 42% 46% 46% 37% 13% 28% 4% 28% 0% 4% 6% 3% 2% 3% 31% 44% 15%14% 9% 1% 4% 6%3% GESTALTUNG DER ALGORITHMEN 22% 31% 22% 44% 51% 51% 14% 4% 1% 6% 15% 9% 1% 1% 3% 39% 47% QUALITÄT DER ERGEBNISSE 27% 39% 27% 45% 47% 45% 7% 16% 4% 0% 4% 16% 7% 10%4% 10% 4% 3% 3% 2% 1% 1% GEEIGNETE DATENBASIS 30% 30% 61% 61% 49% 49% 28% 28% 10% 1% 1% 17% 17% 10% 1% 2% 0% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe E n t w i Entwicklungstand c k l u n g sin Entwicklungsstand t aIhrer n d i nBranche I hIhrer in rer B ranche Branche KOMBINATION MIT 10% 12% 27% 35% 25% 27% 12% 11% 23% 17% 17% KOMBINATION MIT WEITEREN TECHNOLOGIEN 0% 12% 10% 27% 35% 25% 12% 27% 23% 11% WEITEREN TECHNOLOGIEN 6% 11% 27% 28% 11% 16% 6%8% 24% 27% 14% 9% 18% IT-COMPLIANCE UND DATENSICHERHEIT 8% 11% 24% 27% 27% 14% 28% 9% 18% 11% 16% 1% 13% 29% 28% 13% 16% GEEIGNETE DATENSTRATEGIE 1% 1% 1% 11%13% 11% 27% 27% 29% 32% 32%28% 11% 18% 11% 13% 18% 16% INTEGRATION IN DIE BESTEHENDE 2% 11% 37% 22% 13% 15% EGRATION IN DIE BESTEHENDE IT-INFRASTRUKTUR 2%4% 4% 11% 11% 11% 31% 31% 37% 25% 25% 11% 22% 18% 11% 13% 18% 15% IT-INFRASTRUKTUR 2% 11% 30% 29% 12% 17% GEEIGNETE IT-INFRASTRUKTUR 2%4% 4% 11% 19% 19% 27% 30% 27% 25% 29% 25% 9% 17% 12% 9% 17% 17% 2% 19% 26% 26% 12% 14% GESTALTUNG DER ALGORITHMEN 2% 2% 6% 2% 6% 19% 29% 29% 26% 25% 25% 15% 26% 15% 24% 12% 24% 14% QUALITÄT DER ERGEBNISSE 4% 4% 4% 4% 12% 11% 11% 12% 23% 34% 23% 34% 24% 31% 31% 24% 9% 18% 17% 17% 9% 16% 18% 16% GEEIGNETE DATENBASIS 3% 4% 3%4% 17% 17% 31% 31% 28% 28% 27% 24% 27% 11% 24% 18% 18% 17% 11% 7% 7% 15% 17% 15% sehr hoch hoch mittel gering sehr gering weiß nicht / keine Angabe sehr hoch sehr hochhoch mittel hoch gering sehr mittel gering weiß gering nicht / keine Angabe sehr gering weiß nicht / keine Angabe Abbildung 16: Technologische Erfolgsfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement Als technologische Erfolgsfaktoren sehen Herausfiltern von irrelevanten Daten, welches die Befragten für die Implementierung von zu einer hohen Datenqualität führt, nennt man Maschinellem Lernen für das Lieferanten- Noise Cancellation. Neben der Datenbasis risikomanagement vor allem eine angemessene und der Qualität der Ergebnisse spielen die Datenbasis (Datenmenge, -verfügbarkeit, -qualität, Gestaltung der Algorithmen (Auswahl, Training -vielfalt, -granularität und -zuverlässigkeit) und Weiterentwicklung der Algorithmen), sowie die Qualität der Ergebnisse (hinsichtlich eine geeignete IT-Infrastruktur (wie Server, Zuverlässigkeit und Genauigkeit, Nachvollzieh- Cloudlösungen und Programmiersprachen) sowie barkeit, Transparenz). Die Qualität der die Integration der maschinellen Lernalgorithmen Ergebnisse bezieht sich im ML-Kontext im in die bestehende IT-Infrastruktur (in Bezug auf Lieferantenrisikomanagement z.B. auf die Qualität Schnittstellen und Komptabilität) eine wichtige des Risikoüberwachungssystems (Alerting). Es ist Rolle bei der Implementierung von ML im wichtig, dass nur relevante Informationen bzw. Lieferantenrisikomanagement. Daten bearbeitet und ausgewertet werden. Das 24
Machine Learning im Supply Chain Risk Management www.tuhh.de/logu www.riskmethods.net Auch hier zeigen die Ergebnisse, dass diese Erfolgsfaktoren in den teilnehmenden Branchen noch großes EntwicklungspotenZial aufweisen. Besonders die Gestaltung der Algorithmen fällt den befragten Unternehmen schwer. Daher werden mit dieser Arbeit häufig Drittanbieter beauftragt, die profunde Expertise in diesem Bereich aufweisen. In Bezug auf die Datenbasis ist zu erwähnen, dass Unternehmen festlegen, welche Daten sie selbst verwalten und welche Daten Sie von Drittanbietern erhalten können. Diese Aussage führt zu dem nächsten technologischen Erfolgsfaktor, der Datenstrategie. Neben den zuvor genanntem Erfolgsfaktoren hat sich herausgestellt, dass eine geeignete Datenstrategie als relevanter Erfolgsfaktor bei der Implementierung gesehen werden kann. Die Datenstrategie meint die Erfassung, Speicherung, Aufbereitung, Analyse, Visualisierung und das Monitoring der Datenbasis. Die befragten Unternehmensvertreter bewerten den Entwicklungsstand dieses Erfolgsfaktors in ihren Branchen eher gering oder können keine Aussage dazu treffen. Zudem wurde hinsichtlich der Relevanz von technologischen Erfolgsfaktoren bei der Implementierung von ML im Lieferantenrisikomanagement der kombinierte Einsatz mit weiteren Technologien abgefragt, der aus Sicht der Befragten nicht so ausschlaggebend, wie die anderen Erfolgsfaktoren, ist. Die letzte Erkenntnis zu den technologischen Erfolgsfaktoren bezieht sich auf die Relevanz und den Entwicklungstand von IT-Compliance und Datensicherheit. Die Relevanz dieses Erfolgsfaktors wird ebenfalls als hoch bzw. sehr hoch bewertet. Im Vergleich zu den anderen Erfolgsfaktoren ist der Entwicklungstand hier deutlich höher. Aktuell gewinnt besonders das Thema Datensicherheit zunehmend an Relevanz. Hier können auch externe Anbieter umfangreich unterstützen, deren Lösungen bereits hohe Sicherheitsstandards erfüllen. ORGANISATORISCHE ERFOLGSFAKTOREN Relevanz Relevanz bei bei der der Implementierung Implementierung Relevanz bei der Implementierung AUFKLÄRUNG ZU DEN 28% 28% 44% 44% 22% 2% 2% 3% 22% 2% 2% 3% MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN EINBINDUNG UND BETEILIGUNG 35% 35% 45% 11% 45% 6% 0% 4% 11% 6% 4% ALLER STAKEHOLDER AUFBAU UND NUTZEN EINES 20%20% 50% 50% 20% 5% 2% 3% 20% 5% 2% 3% WISSENSMANAGEMENTS KONTINUIERLICHE 25% 25% 53% 53% 20% 1% 1% 1% 20% 1% 1% 1% VERBESSERUNG UND… AGILE UND FLEXIBLE 16% 16% 49% 49% 26% 5% 2% 2% 26% 2% 1% 2% RAHMENBEDINGUNGEN REALISTISCHE UND 31% 31% 54% 54% 13% 1%1% 0% 13% 1% 1% REALISIERBARE ZIELSETZUNG KLARE PROBLEMSTELLUNG 30% 30% 54% 54% 14% 0% 1% 1% 14% 1% 1% DEFINITION EINER 19%19% 46% 46% 24% 7% 2% 3% 24% 7% 2% 3% ÜBERGREIFENDEN KI-STRATEGIE sehr hoch sehr hochhoch mittel hoch gering sehr gering mittel weiß nicht / keine gering Angabe sehr gering weiß nicht / keine Angabe Abbildung 17: Organisatorische Erfolgsfaktoren von Maschinellem Lernen im Lieferantenrisikomanagement 25
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