Studienhandbuch wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben - Soziologie
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Schreibwerkstatt Soziologie/Sozialwissenschaften 2. Aufl., Oktober 2016 Bergische Universität Wuppertal Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Die zweite Auflage des Studienhandbuchs zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben stellt eine stark überabeitete und ergänzte Fassung der ersten Auflage vom November 2014 dar. Der Text geht auf verschiedene Richtlinien zum „wissenschaftlichen Schreiben“ von Dr. Jens Hiller zurück. Unter Zuarbeit und tatkräftiger Ergänzung vom Team Schreibwerkstatt Soziologie/Sozialwissenschaften, namentlich Jan Bredtmann, Dania Klinger, Carmen Lückel, Miriam Wagner, Laura Keitemeier und Angela Seiwerts. Satz: Dr. Jens Hiller Korrektorat: Jan Bredtmann, Dania Klinger, Carmen Lückel, Miriam Wagner, Laura Keitemeier, Angela Seiwerts Herausgeberschaft: Dr. Jens Hiller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Die Studieneingangsphase“ des Qualitätspakt Lehre und Leiter der Schreibwerkstatt Soziologie/Sozialwissenschaften, Mail: hiller@uni-wuppertal.de
Inhaltsverzeichnis 1 Anforderungen an das wissenschaftliche Schreiben ....................................................................................... 3 2 Formatierungen .................................................................................................................................................. 5 2.1 Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit ............................................................................................... 5 2.1.1 Deckblatt ............................................................................................................................................. 6 2.1.2 Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................... 7 2.1.3 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 9 2.2 Layout und Textgestaltung ........................................................................................................................... 9 2.2.1 Allgemeine Formatierungen ............................................................................................................... 9 2.2.2 Absätze ............................................................................................................................................. 10 2.2.3 Seitennummerierung ......................................................................................................................... 10 3 Arbeits- und Zeitplanung ................................................................................................................................ 12 4 Themenfindung, Fragestellung und Hypothesenformulierung .................................................................... 15 5 Formalia und Funktionen wissenschaftlicher Texte ..................................................................................... 18 5.1 Seminar- oder Hausarbeiten........................................................................................................................ 19 5.2 Abstracts ..................................................................................................................................................... 20 5.3 Exposés ....................................................................................................................................................... 22 5.4 Essays ......................................................................................................................................................... 22 5.5 Protokolle.................................................................................................................................................... 24 5.6 Handouts ..................................................................................................................................................... 25 5.7 Praktikumsberichte ..................................................................................................................................... 26 5.8 Buchbesprechungen .................................................................................................................................... 26 5.9 Abschlussarbeiten ....................................................................................................................................... 27 5.9.1 Bachelor-Thesis ................................................................................................................................ 28 5.9.2 Master-Thesis.................................................................................................................................... 28 5.9.3 Doktorarbeit ...................................................................................................................................... 29 6 Zitation .............................................................................................................................................................. 30 7 Bibliographie .................................................................................................................................................... 34 8 Literaturrecherche und –verwaltung ............................................................................................................. 39 8.1 Recherchemöglichkeiten und -strategien .................................................................................................... 39 8.2 Katalog- und Datenbankrecherche .............................................................................................................. 41 8.3 Literaturverwaltung .................................................................................................................................... 43 9 Wissenschaftlicher Schreibstil ........................................................................................................................ 45 10 Präsentationen ................................................................................................................................................ 47 10.1 Inhaltliche Vorbereitung ........................................................................................................................... 47 10.2 Medien ...................................................................................................................................................... 49 10.3 Präsentationen halten ................................................................................................................................ 50 11 Kommunikation mit Hochschulangehörigen ............................................................................................... 52 12 Umgang mit Schreibblockaden ..................................................................................................................... 53 Literaturverzeichnis............................................................................................................................................ 55 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................................ 56
1 Anforderungen an das wissenschaftliche Schreiben Schreiben ist ein grundlegender Bestandteil eines universitären Studiums. Vom Erstellen von Mitschriften in Vorlesungen über die schriftliche Kommunikation mit Hochschulangehörigen bis zum Anfertigen von Seminararbeiten, werden Studierende und insbesondere StudienanfängerInnen mit dem Schreiben im Studium konfrontiert. Vor allem Seminararbeiten sind für das erfolgreiche Absolvieren eines universitären Studiums von herausragender Bedeutung. Essays, Protokolle, Hausarbeiten etc. stellen nicht nur die gängigsten Schreibformen im wissenschaftlichen Betrieb dar, sondern dienen auch der Leistungskontrolle im Studium und der Vorbereitung der Studierenden auf die post- universitäre Laufbahn. Dabei unterscheidet sich das wissenschaftliche Schreiben deutlich von anderen Schreibformen, wie z.B. dem privaten oder dem journalistischen Schreiben. Studierende müssen diese Unterschiede kennen und die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens beherrschen, um für ein erfolgreiches Studium und auf postuniversitäre Anforderungen vorbereitet zu sein. Wissenschaftliches Schreiben dient dem Zweck der Wissensverbreitung und Wissenssicherung (vgl. Grieshammer et al. 2012: 17ff). Das bedeutet, dass wissenschaftliche Texte nicht nur für den/die AutorIn selbst, sondern auch für Dritte verständlich und nachvollziehbar sein müssen. Selbst die interessantesten Gedankengänge und Informationen verblassen, wenn sie in einem schwer zu lesenden und noch schwerer zu verstehenden Text untergebracht sind. Daher sollte ein wissenschaftlicher Text möglichst eingängig gestaltet werden. Im Text enthaltende Informationen sollten in diesem Sinne kurz und präzise dargestellt werden. Je eindeutiger hierbei formuliert wird, desto kleiner wird der Interpretationsspielraum für den/die LeserIn und Missverständnisse werden vermieden (vgl. Ebster/Stalzer 2008: 88). Auch der Einsatz von Fachbegriffen und Fremdwörtern sollte gut überlegt sein. Fachbegriffe müssen klar definiert sein, um AutorIn und LeserIn auf die gleiche Verständnisebene zu bringen. Über die Bedeutung von den verwendeten Fremdwörtern sollte sich der/die AutorIn ebenfalls im Klaren sein, denn sonst besteht die Gefahr, dass diese falsch oder unpassend benutzt werden. Auch die Struktur und die Gliederung des Textes müssen zugänglich sein, um die Verständlichkeit des Textes zu gewährleisten. Durch eine gelungene Gliederung wird den Lesenden ersichtlich, welche Inhalte von Relevanz sind und wie der/die AutorIn vorgegangen ist. Die innere Struktur des Textes gibt den oft als „roten Faden“ umschriebenen Aufbau der Argumentation wieder. Die verwendeten Argumente sollten im Idealfall aufeinander aufbauen und es sollten sowohl Teilargumente als auch Gegenargumente angeführt werden, um dem/der LeserIn die ganze Bandbreite einer Argumentationskette zu präsentieren (vgl. ebd.: 89). Hierzu gehört auch, dass Argumente und Aussagen belegt werden. Das bedeutet, dass die Quellen der Argumente und Aussagen angeführt werden. Auf diese Weise wird für den/die LeserIn nachvollziehbar, woher einzelne Informationen oder Gedanken stammen und wer diese zuerst geäußert hat. Durch das Anführen von Quellen wird den LeserInnen die Möglichkeit geboten, die präsentierten Informationen zu überprüfen (vgl. Stickel-Wolf/Wolf 2011: 208ff; Kruse 2010: 99ff). Ein Auslassen eines solchen Quellenverweises kann dazu führen, dass die Arbeit als Plagiat angesehen wird. Plagiate bedeuten, dass fremdes, urheberrechtlich geschütztes Gedankengut als das eigene ausgewiesen wird. Das bewusste Plagiieren von Quellen ist sowohl ethisch verwerflich als auch rechtlich strafbar. Quellenangaben in wissenschaftlichen Texten sollten daher nicht nur als Notwendigkeit, sondern auch als Selbstverständlichkeit angesehen werden (vgl. Sesink 2003: 84). 3
Neben der Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit von wissenschaftlichen Texten rücken die verwendeten Quellen in den Fokus einer wissenschaftlichen Arbeit. Bei der Auswahl von Quellen sollte bedacht werden, dass nicht alle Quellen in wissenschaftlichen Arbeiten verwendbar sind. Zunächst muss überprüft werden, ob eine Quelle sowohl zitierfähig als auch zitierwürdig ist. Eine Quelle ist dann zitierfähig, wenn die in ihr verwendeten Informationen für jeden zugänglich und überprüfbar sind. Jede in der Arbeit verwendete Quelle muss für den/die LeserIn auffindbar und zugänglich sein. Zitierwürdig sind Quellen, wenn sie den wissenschaftlichen „Qualitätskriterien“ (siehe Kapitel 7 Bibliographie) entsprechen (vgl. Ebster/Stalzer 2008: 63-64). Besondere Vorsicht ist bei Internetquellen gefordert. Hier ist die Nachvollziehbarkeit schwieriger zu gewährleisten, da das Internet ein schnell veränderbares Medium ist. Es gewährt zwar einen schnellen und vergleichsweise einfachen Zugang zu Informationen, diese sind allerdings nicht notwendigerweise wissenschaftlich valide oder relevant. Es gehört zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit, ein Thema mit passender Fragestellung aufzubereiten, passende Literatur zu recherchieren und dieses Material strukturieren und ordnen zu können, um es auf das Thema anwenden und in einen für Dritte nachvollziehbaren Kontext zu bringen. Folglich umfasst wissenschaftliches Arbeiten neben der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und forschungsrelevanten Themen auch eine methodische Arbeit, die nach spezifischen Kriterien verläuft (vgl. Eco 2012: 12). Neben den inhaltlichen Aspekten einer wissenschaftlichen Arbeit gibt es auch formelle Rahmenbedingungen, die wissenschaftliches Schreiben vom Alltagsschreiben unterscheiden. Folgend wird ein Überblick über die wichtigsten Bereiche des wissenschaftlichen Schreibens gegeben. Die hier vorzufindenden Informationen sollen Studierenden einen schnellen Einstieg in die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens ermöglichen. Dabei erheben die hier präsentierten Informationen zum wissenschaftlichen Schreiben keine Allgemeingültigkeit. Abweichungen nach einzelnen Hochschulen, Fachdisziplinen und Lehrstühlen sind möglich. 4
2 Formatierungen Der formale Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit folgt gewissen Strukturen, die allgemein anerkannt sind. Das dient der Lesbarkeit, Übersichtlichkeit und der Nachvollziehbarkeit. Es gibt keinen allgemeingültigen Standard, weshalb keine Vorgabe unumstößlich ist. Die folgenden Vorgaben stellen die grundlegenden Richtlinien an die formal-technische Gestaltungsweise dar, wie sie in wissenschaftlichen Arbeiten innerhalb der Soziologie/Sozialwissenschaften üblich sind. 2.1 Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit Die folgende Tabelle listet mögliche Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit in der korrekten Reihenfolge auf und zeigt, welche Bestandteile für welche Art von Arbeit obligatorisch sind. Praktikums- Seminar- Bachelor- Masterarbeit Dissertation bericht /Hausarbeit arbeit Deckblatt ja ja ja ja ja Sperrver- evtl. nein evtl. evtl. evtl. merk1 Abstract evtl. evtl. evtl. evtl. evtl. Falls von Falls von Falls von Falls von DozentIn DozentIn DozentIn DozentIn gefordert gefordert gefordert gefordert Inhalts- ja ja ja ja ja verzeichnis Textteil ja ja ja ja ja Literatur- ja ja ja ja ja verzeichnis Verzeich- falls falls falls falls falls nisse2 erforderlich erforderlich. erforderlich erforderlich erforderlich Anhänge falls falls falls falls falls erforderlich erforderlich erforderlich erforderlich erforderlich 1 Bei sensiblen, vertraulichen internen Daten von Unternehmen oder Institutionen erforderlich. 2 Abkürzungs-, Abbildungs-, Tabellen-, Formel-, Symbolverzeichnis. Verzeichnisse sollten nur angelegt werden, wenn mehrere (i.d.R. mehr als drei) Tabellen/Abbildungen oder diverse (unübliche) Formeln/Symbole/Abkürzungen im Text eingefügt werden. 5
Eides- ja ja ja ja ja staatliche Erklärung Abbildung 1 Bestandteile wissenschaftlicher Arbeiten (eigene Darstellung in Anlehnung an: Balzert/Schröder/Schröder 2011: 96) 2.1.1 Deckblatt Das Deckblatt umfasst allgemeine Informationen zum Seminar, dem/der AutorIn, also dem/der Studierenden der/die die Arbeit angefertigt hat, und dem Titel (=Thema) der Arbeit. Im Einzelnen sind folgende Informationen auf einem Deckblatt enthalten: 1. Allgemeine Angaben zum Seminar a. Name der Universität b. Veranstaltungsart (z.B. Seminar, Proseminar, Vorlesung) c. Titel der Veranstaltung d. Name des/der Dozierenden e. Zeitraum der Veranstaltung (z.B. WS 2016/2017) 2. Titel/Thema 3. Angaben zum/zur AutorIn a. Name und Vorname b. Studiengang und Studienfach c. Fachsemester d. Matrikelnummer e. Emailadresse f. Abgabedatum 6
Abbildung 2 Beispiel für das Deckblatt einer Seminararbeit (eigene Darstellung) 2.1.2 Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis folgt auf das Deckblatt und bietet eine Übersicht über die Inhalte der Arbeit. Im Inhaltsverzeichnis sind sowohl die einzelnen Bausteine sowie Kapitel samt Unterkapitel als auch die dazugehörigen Seitenzahlen aufgelistet. Es stellt für die LeserInnen den ersten Zugang zur Arbeit dar und bietet ihnen einen ersten Einblick in die Arbeit. Damit sich die LeserInnen schnell in der Arbeit zurechtfinden können, muss das Inhaltsverzeichnis mit den zu den einzelnen Kapiteln gehörenden Seitenzahlen versehen sein. Die einzelnen Kapitel lassen sich zusätzlich in Unterkapitel unterteilen. Dies kann notwendig sein, um die Komplexität von einzelnen Themengebieten darzustellen und Übersicht herzustellen. Wichtig ist hierbei, dass Unterkapitel niemals alleine stehen können - heißt: wenn ein Unterkapitel 1.1 eröffnet wird, muss auch mindestens ein weiteres Unterkapitel 1.2 in derselben Gliederungsebene hinzugefügt werden. Generell sollten Kapitel nur bis zur maximal dritten 7
Gliederungsebene unterteilt werden, da ansonsten die Übersicht verloren geht und die einzelnen Unterkapitel Gefahr laufen, zu kleinteilig zu werden. 1 Einleitung........................................................................................................................... 1 1.1 Einführung in die Thematik ......................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung ................................................................................................................... 2 1.3 Aufbau der Arbeit ........................................................................................................ 4 2 Lerntheoretischer Hintergrund der Verhaltensmodifikation .............................................. 6 2.1 Begriffserklärungen ..................................................................................................... 6 2.1.1 Verhalten ..................................................................................................... 6 2.1.2 Verhaltensmodifikation ............................................................................... 8 2.1.3 Behaviorismus ............................................................................................. 9 2.2 Historische Entwicklung des Behaviorismus ............................................................. 10 2.3 Klassische Konditionierung ....................................................................................... 17 2.3.1 Grundlagen der klassischen Konditionierung............................................ 17 2.3.2 Einflussfaktoren auf die Konditionierung ................................................. 21 2.3.3 Löschung, Generalisierung und Diskrimination ........................................ 23 ...... 8 Diskussion ...................................................................................................................... 211 8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................................... 211 8.2 Interpretation der Ergebnisse ................................................................................... 214 8.3 Ausblick auf zukünftige Forschung ......................................................................... 218 Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 221 Anhang ................................................................................................................................. 228 Abbildung 3 Beispiel eines Inhaltsverzeichnisses einer wissenschaftlichen Arbeit (Ebster/Stalzer 2008: 74) In dem obigen Beispiel wurde die Arbeit nummerisch (auch dekadisch) gegliedert. Die Hauptkapitel eines Textes werden, mit Eins beginnend fortlaufend durchnummeriert. Für sehr tief gegliederte Arbeiten, beispielsweise in juristischen Texten, empfiehlt sich die sogenannte alphanummerische Gliederung. Sie reduziert den Platzumfang für die Gliederungsangabe. Bei der alphanummerischen Gliederung werden unterschiedliche Symbole benutzt, um die Gliederungssystematik optisch zu verdeutlichen. Nummerische (dekadische) Gliederung Alphanummerische Gliederung 1 Gliederungsebene 1 A. Gliederungsebene 1 1.1 Gliederungsebene 2 I. Gliederungsebene 2 1.2 Gliederungsebene 2 II. Gliederungsebene 2 1.2.1 Gliederungsebene 3 1. Gliederungsebene 3 1.2.2 Gliederungsebene 3 2. Gliederungsebene 3 1.3 Gliederungsebene 2 III. Gliederungsebene 2 2 Gliederungsebene 1 B. Gliederungsebene 1 … … Abbildung 4 Gliederungsarten (eigene Darstellung) 8
2.1.3 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Diese Verzeichnisse dienen dem leichten und schnellen Auffinden entsprechender In- formationen. Sie sind jedoch erst dann erforderlich, wenn mehrere Tabellen oder Abbildungen in einer Arbeit verwendet werden. Sie werden im Text nach der Reihenfolge ihres Erscheinens nummeriert. Auch trägt jede Tabelle oder Abbildung einen Titel, der den Inhalt wiedergibt. Im Text werden Abbildungen oder Tabellen mit einer Unterschrift versehen, die folgende Bestandteile enthält: Bezeichnung oder Kürzel der grafischen Darstellung (Abb./Tab.), Nummer und Titel. Beispiel: Tab. 3 Übersicht Hausarbeit In dem jeweiligen Verzeichnis werden diese Bestandteile noch durch die Seitenzahl ergänzt, auf der sich das Objekt befindet. Es ist nicht nötig in dem Verzeichnis erneut die Abbildungen, Tabellen etc. einzufügen. Es genügt die nummerierte Bezeichnung sowie Titel und Seitenzahl. Textverarbeitungsprogramme bieten für Tabellen- und Abbildungsverzeichnisse technische Hilfe an. Werden die Abbildungen oder Tabellen im Text mit der zugehörigen Formatvorlage beschriftet, so lassen sich die jeweiligen Verzeichnisse automatisch erstellen. 2.2 Layout und Textgestaltung 2.2.1 Allgemeine Formatierungen Bevor mit dem Schreiben begonnen werden kann, sind gestalterische Einstellungen vor- zunehmen. Textkörper Schriftart und Schriftgröße Times New Roman (12 pt) oder Arial (11 pt) Schriftart und Schriftgröße Überschriften Times New Roman (14 pt) oder Arial (13 pt – 14 pt) Zeilenabstand 1,5 Fach Seitenränder oben, unten, rechts = 2 cm links = 3,5 cm Textausrichtung Blocksatz mehrzeilige Zitate (mehr als 3 Zeilen) Schriftart und Schriftgröße Times New Roman (12 pt) oder Arial (11 pt) Zeilenabstand 1 Fach Einrücken links und rechts um jeweils 1 cm Fußnoten Schriftgröße 10 pt Zeilenabstand 1 Fach Textausrichtung linksbündig Literaturverzeichnis Schriftgröße 10 pt oder 12 pt Zeilenabstand 1 Fach Seitenränder siehe Textkörper Textausrichtung linksbündig Abbildung 5 Allgemeine Formatierungen für wissenschaftliche Arbeiten (eigene Darstellung) 9
Diese grundsätzlichen Festlegungen dienen der Vereinfachung des Leseflusses und erleichtern es den Augen, möglichst ermüdungsfrei zu lesen. Der linksbündige Flattersatz ist in den meisten Schreibprogrammen die Standardeinstellung. Die Überschriften sollten, wie auch Fußnoten und Bibliographie, linksbündig ausgerichtet werden. Im gesamten Textkörper hingegen empfiehlt sich der Blocksatz. Beim Blocksatz werden die Leerzeichen, die beim Flattersatz „übrig bleiben“ auf alle Wortzwischenräume in der Zeile aufgeräumt. Damit ein Blocksatz einheitlich aussieht, müssen lange Wörter geeignet getrennt werden, um die Wortzwischenräume aufzufüllen. Es empfiehlt sich, die automatische Silbentrennung auszuschalten und die Trennungen von Hand vorzunehmen. 2.2.2 Absätze Längere Texte sollten immer in Absätze unterteilt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass Absätze vor allem inhaltliche Gedankenwechsel repräsentieren. Sie teilen den Text also in Sinneinheiten ein. Es gibt zwei Arten sie einzufügen: Durch Einfügen eines zusätzlichen Zwischenraumes (z.B. einer Leerzeile oder durch feste Einstellungen unter „Zeilenabstandsoptionen“ ) oder Durch Einrücken des neuen Absatzes, wie es häufig bei Zeitschriften oder Zeitungen der Fall ist Dieser Text besteht aus zwei Absätzen. Sie Absätze können aber auch dadurch werden durch einen Absatzabstand von- unterschieden werden, dass jeder Absatz in einander getrennt. der ersten Zeile eingerückt wird. Dafür gibt es keinen zusätzlichen Absatzabstand Der zweite Absatz wirkt durch die Absatz- zwischen den Absätzen. trennung als eigenständige Einheit. Die Textdarstellung wirkt kom- pakter und es wird Platz gespart. Es wird empfohlen, sich für eine der beiden Varianten zu entscheiden und diese dann im gesamten Dokument fortzuführen. 2.2.3 Seitennummerierung Traditionell werden alle Teile einer wissenschaftlichen Arbeit, die sich vor dem eigentlichen Text befinden, mit römischen Ziffern nummeriert, der Textkörper und alles Nachfolgende fortlaufend arabisch. Diese Praxis stammt aus dem Buchsatz und ist heute eigentlich unnötig, wird jedoch in einigen Arbeiten (besonders in Büchern oder Abschlussarbeiten) weiterhin angewandt. Falls es dennoch gewünscht wird, zeigt Abbildung 6 die entsprechenden Vorgaben. Für arabische sowie römische Zahlen gilt, dass sie meistens am Außenrand bzw. mittig oben oder unten angeordnet werden. Bei einer Zählung mit arabischen Zahlen gelten folgende Vorgaben: Das Deckblatt und sog. Vakatseiten, d.h. leere Seiten, werden nicht mit einer Seitenzahl versehen. Die eidesstaatliche Erklärung, die für prüfungsrelevante Arbeiten eingereicht werden muss, befindet sich auf der letzten Seite des Dokuments und enthält keine 10
Seitenangabe. Die Erklärung wird auch nicht im Inhaltsverzeichnis aufgenommen, da sie kein Bestandteil der Arbeit ist, sondern nur angehängt wird. Abbildung 6 Seitennummerierung in wissenschaftlichen Arbeiten (Balzert/Schröder/Schäfer 2011: 109) 11
3 Arbeits- und Zeitplanung Um möglichst effizient und effektiv arbeiten zu können, ist es sinnvoll, im Vorfeld Zeit in die Planung einer wissenschaftlichen Arbeit zu investieren. Dafür kann die Arbeit als ganzheitliches Projekt betrachtet werden, zu dem, neben dem eigentlichen Schreibprozess, eine Vor- und eine Nacharbeitsphase gehören. Die Vorarbeit einer wissenschaftlichen Arbeit beinhaltet die Themenfindung und -eingrenzung, die Formulierung einer passenden Forschungsfrage, die Literaturrecherche sowie eine erste Vorstrukturierung der Arbeit. Diese Arbeitsschritte sind intensiv vor dem Schreibprozess zu behandeln und benötigen daher Zeit, die bei der Planung zu berücksichtigen ist. Durch eine intensive Vorarbeit können mögliche Hindernisse im eigentlichen Schreibprozess vermieden werden. Das Thema und die Fragestellung sollten innerhalb des vorgegebenen Umfangs der Arbeit behandelt werden können. Zudem sollte die themenrelevante Literatur aufbereitet sein. Nach einer intensiven Vorarbeit beginnt der eigentliche Schreibprozess. Ein durchschnittlicher Schreiber schafft eine bis zwei Seiten am Tag. Dies sollte bei der Zeitplanung beachtet werden. Des Weiteren ist es sinnvoll, schon im Vorfeld Pufferzeiten einzuplanen, da unerwartete Probleme während des Schreibens auftreten können. Ein ungefährer Richtwert lautet, dass in etwa 60 bis 70 Prozent des Tages verplant werden sollten und somit 30 bis 40 Prozent als Puffer bei möglichen Schwierigkeiten und unvorhergesehenen Ereignissen zur Verfügung stehen (vgl. Voss 2010: 33). Im Allgemeinen ist es ratsam, parallel zu einem Seminar bereits Themen zu sammeln, die dem eigenen persönlichen Interesse entsprechen, um zu Beginn der eigentlichen Arbeit einige Auswahlmöglichkeiten zu haben. Außerdem sollten Pausen bewusst eingeplant und eingehalten werden. Ein allgemeiner Richtwert bezüglich möglicher Pausenzeiten lautet, dass nach 45 Minuten eine Kurzpause von ca. fünf Minuten, nach 90 Minuten von 20 Minuten und nach drei bis vier Stunden eine große Regenerationspause von etwa einer Stunde gemacht werden sollte. Ebenfalls ist es sinnvoll, eine Pause am Ende eines Arbeitsabschnittes zu setzen. Die nachfolgende Abbildung zeigt den allgemeinen Konzentrationsverlauf einer Arbeitsphase. Es wird deutlich, dass die Konzentration schon nach 45 Minuten absinkt und eine Pause die Leistung erneut steigern kann. Aus diesem Grund ist es ratsam, Pausen bewusst und im Vorfeld in die Zeit- und Arbeitsplanung mitaufzunehmen. 12
Abbildung 7 Konzentrationsverlauf in einer Arbeitsphase (Späth/Grabitzki 2012: 160) Nach dem Schreiben sollte für die Nachbereitung und für das Korrekturlesen noch ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. Insgesamt kann eine wissenschaftliche Arbeit in verschiedene Arbeitsschritte aufgeteilt werden, die im Vorfeld strukturiert und mit ausreichend Zeit zu planen sind. Besonders die Vorarbeit sollte zeitlich nicht unterschätzt werden. Das Setzen von Meilensteinen, die mit einem konkreten Datum belegt werden, schafft einen Überblick über den gesamten Arbeitsprozess und erleichtert somit eine effektivere Planung. Allgemein ist das Ziel der genauen Planung eines Schreibprojekts, zeiteffizienter und effektiver arbeiten zu können. Dies bedeutet, im ersten Schritt zu überlegen, welche Ziele in einem vorgegebenen Rahmen erreicht werden sollten und die daraus resultierenden Arbeitsschritte in einem zweiten Schritt sinnvoll zu strukturieren. Somit ermöglicht eine gute Planung effizientes Arbeiten und kann Stressfaktoren und Hindernisse im Schreibprozess vermeiden. In der nachfolgenden Abbildung werden alle Arbeitsschritte sowie ein strukturierter Verlauf zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit dargestellt. Diese kann als Orientierung dienen und einen Überblick darüber verschaffen, in welchem Teilprozess sich der/die SchreiberIn befindet. 13
Teilschritt Tätigkeit/zu klärende Fragen/Anmerkungen Termin besprechen mit Thema – W-Fragen zum Thema generieren und die interessantesten/ analysieren wichtigsten besonders kennzeichnen – Mind- bzw. Concept-Map anlegen Thema – Was genau ist meine Aufgabenstellung (auch hinsichtlich Dozent(in) eingrenzen der Zielgruppe)/meine eigene Zielsetzung? – Wie lässt sich das Thema in Bezug auf meine Aufgabe, den vorgegebenen Umfang, die Kürze der Arbeits-/ Vortragszeit eingrenzen? Informationen/ – Liste der relevanten Suchbegriffe und ihrer Benennungen Literatur (Synonyme) zusammenstellen suchen – Internet-Recherche mit Hilfe einer Suchmaschine als erste Orientierung – OPAC-Recherche (Verbundkatalog-Recherche) – Datenbankabfrage (z.B. FIS Bildung) – eigene Informationssammlung abprüfen Material – Download von Volltexten besorgen – Online-Ordering (z.B. bei SUBITO) – Besuch von Bibliotheken (Ausleihe?) – Besuch von Buchhandlungen/Bestellung beim (Online-)Buchhandel Material – Relevanzprüfung sichten, lesen, – Lesen auswerten, – Exzerpieren dokumentieren – Karteikarten anlegen – Informationen überprüfen und gewichten – Literaturangaben in Literaturverwaltungsprogramm eingeben Struktur – Fragestellung präzisieren Dozent(in) festlegen – (Arbeits-)Titel und eingrenzenden Untertitel festlegen – Gliederungsentwurf Informationen – Den Fragen zur Themenstellung gezielt nachgehen, offene aufbereiten Fragen beantworten, evtl. durch neues Material und verdichten – Wichtige Materialaussagen strukturiert verdichten (z.B. Herausschreiben von Zitaten zu wichtigen Aspekten) – Zusammenhänge herstellen und visualisieren Schreiben von – Niederschreiben von Textsequenzen, dabei gleich Teilen Literaturverzeichnis anlegen – Kontinuierliche Verbesserung des Gliederungsentwurfs hin zu einer Feingliederung – Schreiben von noch fehlenden Teilen, Übergängen Überarbeitung – Überarbeitung des gesamten Textes, beginnend mit der Einleitung bis zum Schluss, um dann noch einmal die Einleitung anzupassen – Argumentative Stützung mit Zitaten etc. – Anpassung von Übergängen und Zusammenfassungen Endkorrektur – Rechtschreib- und Syntaxkontrolle End- – Verständlichkeits-, Stil- und Detailkorrektur termin: – Prüfen, ob die verwendete Literatur im Anhang/in den Anmerkungen (Fuß- bzw. Endnoten) vorhanden ist Abbildung 8 Arbeits- und Zeitplanung zum Erstellen einer wissenschaftlichen Arbeit (Rost 2012: 121. Mit leichten Anpassungen) 14
4 Themenfindung, Fragestellung und Hypothesenformulierung Wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere Seminararbeiten, behandeln spezifische und fachrelevante Themen und Fragestellungen. Diese stellen die zentralen Punkte einer jeden wissenschaftlichen Arbeit dar. Dementsprechend sollten Themen und Fragestellungen so gewählt werden, dass sie in einer vorgegebenen Zeit auch zufriedenstellend bearbeitbar sind. Das Thema einer Seminararbeit gibt den Untersuchungsgegenstand der Arbeit an. Mit Blick auf den (meist vorgegebenen) Umfang von wissenschaftlichen Arbeiten, müssen große Themenkomplexe angemessen eingegrenzt werden. Ebenfalls bewirkt die Eingrenzung eines Themas, dass der/die LeserIn einen besseren Eindruck von den Inhalten der Arbeit erhält. Themenformulierungen wie z.B. „Die Gesellschaft im 21. Jahrhundert“ oder „Rechtsradikalismus in Europa“ sind ungeeignet, da sie zum einen kaum in einer wenige Seiten umfassenden Seminararbeit adäquat behandelt werden können und zum anderen zu viel Interpretationsspielraum für den/die LeserIn lassen. Große Themenkomplexe können anhand mehrerer Punkte heruntergebrochen werden. Hierzu gehören z.B.: o Zeitliche Eingrenzung o Räumliche Eingrenzung o Thematische Schwerpunktsetzung (unter besonderer Berücksichtigung von…) o Theoretische/Methodische Eingrenzung o Exemplarische Eingrenzung Themen müssen nicht nach allen hier angeführten Punkten eingegrenzt werden. Jedoch bietet sich eine Eingrenzung nach zumindest zwei bis drei Punkten an. Beispielsweise ist „Die Geschichte der Frauen im 20. Jahrhundert“ als Themenwahl zwar interessant, jedoch durch den schieren Umfang der damit einhergehenden Aspekte schwer zu bearbeiten. Besser hingegen ist eine Eingrenzung dieses Themas, die zu einer Themenformulierung wie z.B. „Politische Partizipationsmöglichkeiten von Frauen in Deutschland zwischen 1950 und 1955“ führen kann. In diesem formulierten Thema findet sich sowohl eine räumliche (Deutschland), eine zeitliche (1950 bis 1955) als auch eine thematische Schwerpunktsetzung (politische Partizipation) wieder. Je deutlicher das Thema eingegrenzt worden ist, desto leichter fällt im Anschluss die Auswahl der notwendigen Literatur und der zu bearbeitenden Aspekte. Bei der Suche nach einem für eine Seminararbeit geeigneten Thema können Studierende auf mehrere Suchstrategien zurückgreifen: o Interpersonelle Strategien Gespräche mit ProfessorInnen oder KommilitonInnen, Teilnahme an Vorlesungen und Seminaren, Konferenzen und Diskussionen etc. o Persönliche Strategien Eigene Erfahrungen, eigenes Interesse an bestimmten Phänomenen, zur Vorbereitung auf ein Praktikum oder die angestrebte berufliche Laufbahn etc. (vgl. Ebster/Stalzer 2008: 29) Generell ist es die Aufgabe der Studierenden, selbstständig geeignete Themen für Seminararbeiten zu finden. In einigen Fällen können Themen auch bereits von den Dozierenden vorgegeben werden. Dies hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil bei der Vergabe von Themen für Studierende ist, dass diese nicht mehr selbst Themen finden und 15
eingrenzen müssen. Ein Nachteil ist, dass die Gefahr besteht, den mit dem vorgeschlagenen Thema verbundenen Vorstellungen des/der Dozierenden nicht gerecht werden zu können. Dieser Nachteil entfällt bei selbstformulierten und -eingegrenzten Themen. Da das Thema einer wissenschaftlichen Arbeit im Vorfeld nach spezifischen Kriterien eingegrenzt werden sollte, damit es im Rahmen der Arbeit angemessen und in entsprechendem Umfang behandelt werden kann, gibt es verschiedene Methoden, um von einem Allgemeinen zu einem spezifischen Thema zu gelangen. Eine Technik stellt die Verwendung eines Clusters dar. Dazu wird ein Oberbegriff gewählt, zu dem jegliche Assoziationen notiert werden. Diese können anschließend nach Kategorien zusammengefasst und sortiert werden. Zu diesen neuen, selektierten Kategorien werden daraufhin erneut assoziative Begriffe notiert. Somit können Unterthemen aufgeführt und in Verbindung gesetzt werden. Dieses Verfahren ist mehrfach durchführbar, bis man zu einer geeigneten Eingrenzung für den Rahmen der bevorstehenden wissenschaftlichen Arbeit gelangt ist. Ein anderes Verfahren ist der Strukturbaum. Hierfür werden einem zentralen Oberbegriff verschiedene Kategorien zugeordnet und diesem wiederum neue Kategorien zugeteilt. Folglich kann diese Methode dabei helfen, ein allgemeines Thema einzugrenzen sowie eine inhaltliche Gliederung der Arbeit zu erstellen (vgl. Wytrens/Schauppenlehner- Kloyber/Gratzer 2014: 69f.) Ist ein geeignetes und interessantes Thema gefunden, muss eine Fragestellung formuliert werden, die das analytische Ziel der Arbeit vorgibt. StudienanfängerInnen begehen gelegentlich den Fehler, dass sie Thema und Fragestellung gleichsetzen. Jedoch stellt eine Themenformulierung mit einem Fragezeichen am Ende keine wissenschaftliche Fragestellung dar. Generell sollen Fragestellungen das Untersuchungsziel der Arbeit vorgeben. Die Fragestellung zu beantworten ist das oberste Ziel einer Seminararbeit. Dabei bezieht sich die Fragestellung immer auf eine spezifische Problematik innerhalb des zu bearbeitenden Themas. Ist eine Fragestellung gefunden, ist diese möglichst verständlich zu formulieren. Lange, ausschweifende und verschachtelte Fragestellungen sind nicht nur unverständlich, sie können sogar zu Missverständnissen führen. Daher sollte eine Fragestellung kurz und prägnant formuliert sein. Wichtig ist, dass die Fragestellung einer Seminararbeit auch wirklich als Frage formuliert werden sollte, d.h. sie sollte dementsprechend mit einem Fragezeichen enden (vgl. Kruse 2010: 79). Thema und Fragestellung bilden eine Einheit: Ein Thema ohne eine Fragestellung zu bearbeiten bedeutet, eine rein deskriptive (d.h. beschreibende) Arbeit zu verfassen. Der wissenschaftliche Mehrwert solcher Arbeiten ist begrenzt und somit für Seminararbeiten nicht geeignet. Fragestellungen sollten stets eine analytische (d.h. auswertende) Komponente besitzen. Hypothesen sind ein häufiger Bestandteil von wissenschaftlichen Arbeiten, weshalb diese nach der Themen- und Fragestellungsfindung formuliert werden. Eine wissenschaftliche Hypothese wird als eine Annahme, Vermutung oder unbewiesene Voraussetzung über die Realität, die in einem Konditionalsatz ausgedrückt werden kann, definiert. Das bedeutet, dass durch Hypothesen Kausalitäten aufgezeigt werden (vgl. Voss 2010: 16). Allgemein gelten folgende Kriterien für wissenschaftliche Hypothesen: Sie sind generalisierbar (über den Einzelfall oder ein singuläres Ereignis hinausgehende Behauptung). Sie sind verifizierbar oder falsifizierbar. Sie sind widerspruchsfrei. 16
Sie besitzen einen sinnvollen Konditionalsatz („Wenn-dann-Satz“ / „Je-desto-Satz“). Sie sind begründet und empirisch untersuchbar, d.h. die Herleitung der Hypothese ist nachvollziehbar. Aus diesen Kriterien ergeben sich Bedingungen für das Formulieren von Hypothesen. Sie müssen eine klare Aussage darstellen, die widerspruchsfrei ist. Zudem enthalten die meisten Hypothesen zwei verschiedene inhaltliche Aspekte, die in Beziehung gesetzt werden. Dies erfolgt durch das Verwenden von Konditionalsätzen. Beispiel für die Formulierung einer Hypothese: 1. Schritt: Annahme über einen realen Sachverhalt: „Männliche Studierende erzielen bessere Noten in mathematischen Prüfungen als weibliche Studierende.“ 2. Schritt: Hypothese formulieren: „Wenn ein Individuum ein Mann ist, erzielt er bessere Klausurergebnisse im Bereich Mathematik als ein Individuum, welches eine Frau ist.“ Fazit: diese Aussage ist empirisch überprüfbar, beispielsweise durch Untersuchungen an verschiedenen Universitäten, besitzt Allgemeingültigkeit für alle Studierende und ist falsifizierbar, zum Beispiel durch eine weibliche Studierende, die ein besseres Prüfungsergebnis als ein Mann erzielt (vgl. Voss 2010: 16) 17
5 Formalia und Funktionen wissenschaftlicher Texte Im Verlauf des Studiums werden Studierende mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Textformen konfrontiert, von denen jede einzelne eine andere Funktion besitzt. Dementsprechend können deren inhaltliche wie auch formale Merkmale je nach vorgegebenem zeitlichen bzw. gestalterischen Rahmen voneinander abweichen. In diesem Zuge müssen die unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen und Möglichkeiten des Zugangs zum entsprechenden Thema beachtet werden, d.h. es besteht die Notwendigkeit, vorab Überlegungen zu treffen, auf welcher theoretischen bzw. empirischen Basis die wissenschaftliche Arbeit aufzubauen ist. Generell gilt: Die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens bleiben bestehen. In allen Texten ist sowohl auf Verständlichkeit als auch auf Nachvollziehbarkeit zu achten. Auch die Nutzung von Quellenverweisen und ein logischer Aufbau sind in allen Textformen zu beachten. Ebenfalls unverändert bleiben die Grunddarstellungen des geschriebenen Textes. Für wissenschaftliche Arbeiten stellt Umberto Eco, der wohl bekannteste Semiotiker unserer Zeit, einige grundlegende Anforderungen auf, die die Basis einer jeden wissenschaftlichen Arbeit bilden sollten: „Die Untersuchung behandelt einen erkennbaren Gegenstand, der so genau umrissen ist, daß er auch für Dritte erkennbar ist.“ „Die Untersuchung muß über diesen Gegenstand Dinge sagen, die noch nicht gesagt worden sind, oder sie muß Dinge, die schon gesagt worden sind, aus einem neuen Blickwinkel sehen.“ „Die Untersuchung muss für andere von Nutzen sein.“ „Die Untersuchung muss jene Angaben enthalten, die es ermöglichen nachzuprüfen, ob ihre Hypothesen falsch oder richtig sind, sie muß also Angaben enthalten, die es ermöglichen, die Auseinandersetzung in der wissenschaftlichen Diskussion fortzusetzen.“ Abbildung 9 Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit (Eco 2007: 40ff) Aus den vorliegenden Anforderungen lässt sich erschließen, welchem Zweck das Anfertigen wissenschaftlicher Texte bereits im Verlauf des Studiums dient. Denn in diesem Zuge haben Studierende die Möglichkeit, ihre angeeigneten Fähig- und Fertigkeiten sowie Methodenkompetenzen und fachwissenschaftlichen Kenntnisse anzuwenden und unter Beweis stellen zu können. Nicht zu vernachlässigen ist hier die schon bei Eco angedeutete Schlüsselkompetenz, Wissenslücken sowohl zu identifizieren als auch schließen zu können. Außerdem ist es wichtig, vorhandenes Wissen auf neu auftretende Probleme anwenden zu können. Da es zu den Kernkompetenzen von Studierenden gehört, ein gegebenes Thema innerhalb eines begrenzten Umfangs sowie eines vorgegebenen zeitlichen Rahmens bearbeiten zu können, besteht die Notwendigkeit, sich mit der Bandbreite sowie den jeweiligen Voraussetzungen der einzelnen Textsorten vertraut zu machen, um die Bearbeitung zu erleichtern. Im Weiteren werden die zentralen Textformen, die Studierende im Verlauf ihres Studiums anfertigen müssen, im Hinblick auf ihre jeweiligen Besonderheiten, Merkmale und Funktionen vorgestellt sowie dargestellt, wie mit den entsprechenden Formen umzugehen ist. Es werden bspw. Hausarbeiten als Leistungsnachweise in Anknüpfung an ein Seminar und als Vorbereitung auf größere Abschlussarbeiten, die ein Studium letztendlich erfolgreich beenden, behandelt. Aber auch kürzere wissenschaftliche Formen der Texterstellung spielen im Laufe des Studiums eine bedeutende Rolle, wie Exposés oder Abstracts, die vorab einen 18
kurzen, aber prägnanten Einblick in ein bevorstehendes Projekt bzw. in eine bereits bestehende wissenschaftliche Publikation geben sollen. Essays und Buchbesprechungen bieten im Gegensatz zum Großteil aller anderen wissenschaftlichen Arbeiten die Möglichkeit, sich einer solchen kritisch zu widmen und auch normativere Betrachtungsweisen in einen Text einfließen zu lassen, während Protokolle und Handouts wiederum dazu dienen, etwas objektiv und realitätsnah niederzuschreiben. Dies sind zentrale Textformen, die in den folgenden Kapiteln in detaillierter und verständlicher Weise erläutert werden. 5.1 Seminar- oder Hausarbeiten Seminar- oder auch Hausarbeiten werden i.d.R. als Leistungsnachweise am Ende eines Seminars geschrieben. In ihnen setzen sich Studierende vertiefend mit den Inhalten des Seminars auseinander. Hierzu gehört, dass Thema und Fragestellung in Absprache mit den Dozierenden getroffen werden. Die fertige Arbeit zeigt den Dozierenden, dass der/die Studierende über die notwendigen Fertigkeiten und das notwendige Wissen verfügt, um eigenständig wissenschaftliche Themen bearbeiten zu können. Darüber hinaus fungieren Seminararbeiten als Vorbereitung auf die Bachelorarbeit bzw. Masterarbeit. Diese stellen im Grunde umfangreichere (Haus-)Arbeiten dar, die den Studierenden die Fähigkeit zur Bearbeitung von Themen und Fragestellungen der jeweiligen Fachdisziplin bescheinigen. Demnach ist es für Studierende ratsam, die Möglichkeit der Anfertigung von Seminararbeiten während des Studiums als Übung und Vorbereitung auf die Abschlussarbeit zu nutzen. Zentrale Bestandteile einer Seminararbeit sind Thema, Problem und Fragestellung. Ausgehend von einem zugrunde liegenden Thema wird eine spezielle Problematik innerhalb dieses Themas isoliert. Die Fragestellung bezieht sich auf diese Problematik und gibt das Ziel der Arbeit vor, welches i.d.R. die Beantwortung der Fragestellung und das Aufzeigen möglicher Lösungsansätze ist. Ausgehend von Thema und Fragestellung ist es die Aufgabe der/des Studierenden geeignete Literatur zu recherchieren. Der Rechercheprozess ist dabei äußerst wichtig; je mehr und je geeignetere Literatur zu einem Thema gefunden wird, desto mehr Informationen und Perspektiven werden offensichtlich. Ebenfalls führt ein im Vorfeld des Schreibprozesses umfangreich gesammeltes Quellenmaterial zu einer besseren Wahrnehmung für wichtige Bereiche der Thematik. Für die Themenfindung, die Formulierung der Fragestellung und die Literaturrecherche sollte dementsprechend genügend Zeit eingeplant werden (vgl. Ernst et al. 2002: 144ff). Die geeignete Themenfindung, Themeneingrenzung und die adäquate Formulierung einer Fragestellung werden in einem separaten Kapitel behandelt (siehe Kapitel 4 Themenfindung, Fragestellung und Hypothesenformulierung). Seminararbeiten können grob in zwei Typen unterteilt werden: In theoretische und empirische Arbeiten. Die Typen setzen einen Schwerpunkt auf ein bestimmtes inhaltliches Vorgehen in der Arbeit. Sie sind jedoch als Idealtypen zu verstehen, was heißt: auch in empirischen Arbeiten ist eine theoretische Reflexion vonnöten und auch in theoretischen Arbeiten können empirische Befunde als exemplarische Belege angeführt werden. Theoretische Arbeiten beziehen sich auf Fragestellungen, die durch die Bearbeitung fachrelevanter Literatur beantwortet werden können. Dies setzt eine intensive Auseinandersetzung mit Theorien der jeweiligen Fachdisziplin voraus. Empirische Arbeiten zeichnen sich durch die Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten aus. Empirische Arbeiten können dementsprechend je nach Thema und Ziel zeitaufwendiger sein (vgl. Ebster/Stalzer 2008: 33). 19
Der Textteil stellt das Herzstück einer jeden Seminararbeit dar. Dieser kann wiederum in drei Teile unterteilt werden: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die Einleitung dient als Einführung in die Thematik. Sie sollte möglichst kurz und prägnant gehalten werden. Die Einleitung sollte als Faustregel maximal zehn Prozent der Arbeit ausmachen. Bei einer 15- seitigen Seminararbeit bedeutet dies ca. eine bis anderthalb Seiten. In der Einleitung sollten die wichtigsten Informationen der Seminararbeit untergebracht sein. Hierzu gehören: 1. Thema der Seminararbeit 2. zu beobachtbares Problem 3. Fragestellung der Arbeit 4. Zielsetzung der Arbeit 5. Theoretische Verortung und methodisches Vorgehen 6. Aufbau der Arbeit Ebenfalls kann in der Einleitung das begründete Eigeninteresse an dem Forschungsthema geäußert werden. Dies sollte allerdings in einem überschaubaren Rahmen geschehen und nicht zum Kernpunkt der Arbeit avancieren. Der Hauptteil ist das Kernstück der Arbeit und befasst sich mit der Beantwortung der Fragestellung. Zu Beginn sollte ein Überblick über den bisherigen Forschungsstand gegeben werden. In empirischen Arbeiten werden hier die Theorien und Methoden vorgestellt und ausgeführt. Sind Definitionen in der Arbeit notwendig, so sollten sie gleich zu Beginn erfolgen. Es folgen Argumente, Beweise, Fakten, die in sich stimmig sein sollten, indem die einzelnen Aussagen aufeinander aufbauen und sich ergänzen. Zudem erleichtert dies dem/der LeserIn den Gedankengängen des/der AutorIn zu folgen. Weiter ist beim schriftlichen Argumentieren darauf zu achten, dass Gegenargumente aufgeführt werden. Dies lässt die eigene Position glaubwürdiger erscheinen und die eigenen Argumente können auf der Gegenposition aufgebaut und ausgeführt werden. Der Schluss der Arbeit beinhaltet das Fazit. Hier sollten die Hauptpunkte noch einmal zusammengefasst werden, um daraus die Schlussfolgerung zu ziehen. Hier sollte ein klarer Bezug zur Einleitung und zum Hauptteil hergestellt werden. Die Antwort auf die Fragestellung ist an dieser Stelle darzulegen. Zudem können hier eventuell neu aufgeworfene weiterführende Fragen formuliert werden, die in der Arbeit nicht beantwortet werden konnten und somit einen Ausblick auf weitere Forschungsarbeiten geben. Dem Textteil der Arbeit folgt das Literaturverzeichnis. In diesem sollten alphabetisch alle verwendeten Quellen vollständig aufgeführt werden. Auf die korrekte Bibliographie von Quellen wird in einem anderen Kapitel eingegangen (siehe Kapitel 7 Bibliographie). Wichtig im Literaturverzeichnis ist, dass nur diejenigen Quellen aufgeführt werden, auf die sich auch tatsächlich in der Arbeit berufen wird. Am Ende der Arbeit werden der Anhang und die Eigenständigkeitserklärung positioniert. Im Anhang werden etwaige Materialien, die für die Arbeit relevant sind, hinterlegt. Dies beinhaltet eventuell verwendete Tabellen und Grafiken als auch transkribierte Interviews oder Bilder. 5.2 Abstracts Der Abstract ist eine Kurzzusammenfassung bzw. eine prägnante Inhaltswiedergabe einer wissenschaftlichen Publikation und dient dem Zweck, kurz, verständlich und aussagekräftig 20
die wesentlichen Aspekte dieser hervorzuheben. Der Abstract stellt häufig einen Bestandteil einer solchen Arbeit dar und ist i.d.R. zu Beginn dieser zu finden. Hier werden die Fragestellung, der im Haupttext nachgegangen wird, die zentralen Thesen und Argumente des Autors bzw. der Autorin sowie die dem Text zugrundeliegende Intention dargestellt. Zudem ist innerhalb eines Abstracts die Arbeit in ihrer wissenschaftlichen Relevanz zu betrachten, d.h. die Frage zu stellen, inwiefern die Schlussfolgerungen und das neu gewonnene Wissen des Autors bzw. der Autorin eine Bedeutung für die Forschung bezüglich des ausgewählten Themas hat. In einem Abstract sollten jedoch nicht nur inhaltliche Aspekte dargestellt, sondern auch die Methoden und Zugänge erläutert werden, die der/die VerfasserIn verwendet, um sich seiner/ihrer Fragestellung zu widmen. Entsprechend ist zu erläutern, auf welche theoretische oder empirische Basis sich sein/ihr Text stützt. Ein Abstract enthält lediglich die Aspekte, die tatsächlich in der Arbeit enthalten sind, ist frei von subjektiven Bewertungen oder eigenen Schlussfolgerungen und soll für die LeserInnen auch ohne Vorkenntnis über den Inhalt der Arbeit verständlich sein (vgl. Kruse 2007: 186). Zusätzlich können in Anlehnung an einen Abstract wichtige Schlagwörter oder auch „Keywords“ separat aufgeführt werden, um einen ersten Überblick über die grundlegende Thematik des Haupttextes zu geben. Der Aufbau eines Abstracts selbst kann stets unterschiedlich sein, da sich dieser meist an dem Aufbau der Arbeit orientiert. Ebenso kann der jeweilige Umfang variieren, da zwischen dem von wissenschaftlichen Fachartikeln veröffentlichten Abstract und dem Abstract als Form des Leistungsnachweises innerhalb eines Studiums zu unterscheiden ist, denn dort richtet sich der Umfang nach den Vorgaben des/der jeweiligen Dozierenden. In wissenschaftlichen Fachartikeln hat sich ein Umfang von ca. 200 bis 300 Wörtern etabliert, während im Rahmen einer universitären Leistung bis zu 800 Wörter gefordert werden können, was dementsprechend detailliertere Ausführungen verlangt, als es in der veröffentlichten Variante der Fall ist. Einleitung o Was wird untersucht, mit welcher Fragestellung und in welchem disziplinären/theoretischen Kontext? Was ist die Forschungslücke/der Wissensbedarf, auf den die Arbeit reagiert? Welche Hypothese(n) wurde(n) verfolgt? Methode o Was haben die AutorInnen in ihrer Untersuchung getan, um die Wissenslücke zu schließen, welche Methoden, Untersuchungsobjekte, Auswertungsverfahren haben sie verwendet? Ergebnisse o Was sind die wichtigsten Ergebnisse? Diskussion o Wie werden die Ergebnisse interpretiert? Welche Empfehlungen für die praktische Arbeit, weitere Forschung, Theoriediskussionen usw. lassen sich ableiten? Der Abstract orientiert sich inhaltlich an diesem Aufbau, wird jedoch als zusammenhängender Fließtext geschrieben. Abbildung 10 Aufbau eines Abstracts (Kruse 2007: 186) 21
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