HEALTH MENTAL www.oeh.ac.at - ÖH
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1 MENTAL HEALTH Psychische Gesundheit bei Studierenden www.oeh.ac.at
2 3 Eine Broschüre der ÖH Bundesvertretung zur Kampagne im SS 2021
4 Impressum 5 Herausgeber_innen: Autor_innen: Österreichische Hochschüler_innenschaft Edvina Besic Taubstummengasse 7-9 Elli Scambor 1040 Wien Farah Saad Tel: 01 310 88 80 0 Karin Macke Fax: 01 310 88 80 36 Kathrin Wodraschke oeh@oeh.ac.at Parissima Taheri Rudolf Egger Wanda Spahl Redaktion: Zoe* Steinsberger Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik Eva Mühlberger Michelle Bergauer Druck: Referat für Barrierefreiheit saxoprint.at in Zusammenarbeit mit: Lilian Kaufmann SAXOPRINT GmbH Nathalie Fichtberger Enderstr. 92c, 01277 Dresden Queer_Referat Manuel Götzendorfer Design und Illustration: Milena Libaschinszky
Einleitung Liebe 7 Auch heute ist die Hürde Hilfe berichte von österreichischen aufzusuchen, hauptsächlich auf- Studierenden zu verschiedenen Studierende, grund gesellschaftlicher Stigmati- sierung, noch sehr groß. psychischen Krankheiten bzw. Problemen enthalten. Sollte es dir mit diesen Themen nicht gut Aus diesem Grund ist es so wichtig, gehen, lese diesen Teil besser mit Im Zuge der Mental Health heit eine Ressource für den sozia- ein größeres Bewusstsein für psy- einer Person deines Vertrauens Kampagne im Sommersemester len Zusammenhalt sowie für ein chische Gesundheit bzw. Krank- oder überspringe ihn. Zusätzlich 2020/2021 wurde unter anderem besseres Sozialwohl dar. Trotzdem heit zu entwickeln und auf die werden danach wichtige Anlauf- diese Broschüre erstellt. Es wird wird auch heute noch die Bedeu- Einschränkungen und Barrieren stellen für Betroffene und Ange- das Ziel verfolgt, die Inklusion in tung von psychischer Gesundheit für Studierende mit psychischen hörige angeführt. Die Kampagne österreichischen Hochschulen zu unterschätzt, während die Häu- Problemen aufmerksam zu machen. findet im SS 2020/21 statt und fördern, indem wir einen Fokus figkeit psychischer Erkrankungen Dabei wollen wir durch unter- beinhaltet, neben dieser Bro- auf die psychische Gesundheit zunimmt. schiedliche thematische Schwer- schüre, eine Reihe von Veranstal- von Studierenden legen. punkte, einen intersektionalen tungen sowie eine Studie mit dem In etwa ein Viertel aller Studie- Blick auf die Thematik der men- Schwerpunkt Mental Health bei Psychisches Wohlbefinden bildet renden haben psychische Prob- talen Gesundheit werfen. Des Studierenden. den Grundstein für die Lebensqua- leme (wie Ängste, Depressionen, Weiteren soll der Stigmatisierung lität und Produktivität jedes ein- Krisen, usw.), durch welche die durch breite Aufklärung entgegen- Durch diese Aufklärungsarbeit soll zelnen Menschen. Gerade durch Lebensqualität und der Studiener- gewirkt werden. Wir wollen dies Prävention möglich und potenzielle die schwierigen Umstände der folg erheblich leiden können. Auch einerseits über die Einführung Risikofaktoren gesenkt werden. Corona-Pandemie wurde dies viel- im Vergleich der Studierenden- in das Thema „Psychische Krank- Wir fordern, dass Hochschulen schichtig deutlich. Psychische Sozialerhebungen der letzten Jahre heiten“ erreichen. Dabei werden und Hochschullehre Studierenden Gesundheit ist eine wichtige wird gezeigt, dass der Anteil Studie- Themen wie die Stressbewältigung nicht nur theoretisch, sondern Ressource, die zum sozialen, render, die von studienbezogenen im Studium, sozial- und kultur- auch praktisch Räume bieten, in menschlichen und wirtschaftli- Schwierigkeiten berichten, bedingt wissenschaftliche Hintergründe, denen sich Menschen mit psychi- chen Kapital einer Gesellschaft durch Stressfaktoren und/oder psy- sowie psychische Gesundheit im schen Erkrankungen frei von Dis- beiträgt. Auf individueller Ebene chische Beschwerden, ansteigen. Zusammenhang mit anderen Diskri- kriminierung bewegen können setzt sie die Möglichkeit vor- Von 2015 bis 2019 hat sich der minierungsformen beispielsweise und jede Person Hilfe bekommt, aus, das eigene emotionale und Anteil Studierender, die mindes- LGBTIQ+/Queer Community, Kör- die sie benötigt. intellektuelle Potenzial zu ver- tens eine studienerschwerende perliche Behinderungen oder Ras- wirklichen. Auf gesellschaftlicher psychische Beschwerde genannt sismus/Antisemitismus behandelt. Ebene stellt psychische Gesund- haben von 42% auf 48% erhöht. Andererseits sind Erfahrungs- Das Redaktionsteam
8 Inhaltsverzeichnis 9 I. Einfuhrung Editorial 12 44 Körperliche Behinderungen Definition und Einführung Mag.a Edvina Bešic, PhD Mag. Dr. Kathrin Wodraschke Körperliche Behinderung, Barrierefreiheit und psychische Stressbewältigung im Studium Gesundheit 16 Sozial- und kulturwissenschaftlicher Hintergrund Univ.-Prof. Dr.phil. Rudolf Egger Klassen- und soziokulturelle Unterschiede 48 COVID-19 Univ.-Ass. Wanda Spahl MSc Bakk. BA Das Wohlergehen der Einzelnen als kollektive Aufgabe: Corona- 22 Krise legt belastende gesellschaftliche Strukturen offen Frauen* 52 Mag.a Karin Macke II. Erfahrungsberichte Psychische Gesundheit von studierenden Frauen* in Österreich „My education ruined my mental... 26 I used to suffer from an… Männer* Mit 15 Jahren begann ich… Mag.a Elli Scambor Heute weiß ich, was Uni... Warum Männergesundheitsförderung? Und wie? Es gibt viele Vorurteile gegenüber... 32 Heute ist wieder einer dieser... LGBTIQ+/Queer Community Mit sechzehn habe ich das... Zoe* Steinsberger Ich bin Informatikstudent, stehe kurz... Sich mit der Universität anlegen Wenn es mir gut geht... 36 Rassismus Farah Saad B.A., B.A. & Parissima Taheri M.A., M.Sc. Wie es ist, wenn Studierende von der Uni heilen 72 III. Anlaufstellen müssen - BIPoC Student Empowerment
10 11 AUTOR_INNEN BEITRAGE Die folgenden Beiträge sollen als Einführung in die The- matik der psychischen Gesundheit bei Studierenden die- nen. Unsere Autor_innen informieren dabei über die Stressbewältigung im Studium, sozial- und kulturwissen- schaftliche Hintergründe, sowie psychische Gesundheit in Zusammenhang mit unterschiedliche Diskriminierungsfor- men. Psychische Krankheiten sind therapierbare und vor allem bei frühzeitiger Behandlung hauptsächlich auch heilbare Erkrankungen, die jeden von uns treffen kön- nen. Genau deshalb ist es unser Ziel, mit dem folgenden Kapitel verschiedene Blickwinkel zu beleuchten und durch Aufklärungsarbeit Menschen dazu zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zusätzlich geben die Autor_innen Tipps für Betroffene sowie Handlungsempfehlungen für Universitäten.
Thematik: 12 13 Definition und Einfuhrung STRESSBEWALTIGUNG IM STUDIUM Mag. Dr. Kathrin Wodraschke Wer kennt das nicht? Mehrere Prüfungen am Ende des Semesters, dazu noch Abgaben und Referate, vielleicht noch ein interessanter Vortrag. Da ist es völlig normal, dass man Stresssymptome entwickelt. Stress muss aber nicht immer negativ sein, im Gegenteil, Stress kann auch motivieren die gestellten Aufgaben zu lösen. Im transaktionalen Stressmodell von Lazarus entsteht Stress durch das Zusammenwirken von Umweltanforderungen (Prüfung mit viel Lernstoff, Schreiben eines eigenen Textes, Präsentation der eigenen Forschungs- frage) und persönlichen Bewältigungsressourcen. Wie stark die/ der Einzelne den Stress empfindet, hängt maßgeblich von der persönlichen Bewertung, der Lernanforderung, der eigenen Bewältigungsmöglichkeit und den körperlichen Voraussetzungen ab. Wie kann man im Studium Chronifizierung verhindern oder mit Stress umgehen? abbauen. Es sei hier schon gesagt, Man unterscheidet zwischen kurz- dass diese Strategien nicht immer fristigen und langfristigen Stressbe- leicht umsetzbar sind. Lang einge- wältigungsstrategien im Studium. übte Denk-, und Verhaltensmuster Kurzfristige Strategien dienen lassen sich nicht schnell ändern. der Bewältigung von akuten Probier die folgenden Strategien Belastungssituationen, lang- aus, aber zögere nicht Hilfe von fristige Strategien sollen eine außen in Anspruch zu nehmen.
Kurzfristige Strategien „Ich werde ruhig und mit fester 14 In der akuten Stresssituation (Prü- Stimme mein Referat beginnen.“ "Stress muss aber nicht immer negativ sein, 15 fung, Abgabetermin, Schreiben einer eigenen Arbeit) sollen die Langfristige Strategien im Gegenteil, Stress kann auch motivieren psychischen und physischen Spit- Langfristige Strategien sollen die gestellten Aufgaben zu lösen." zen der Erregung gedrosselt und präventiv einer Entwicklung ein eher entspannter Zustand von chronischen Stress-Sympto- erreicht werden. men vorbeugen oder eine bereits werden. Zusätzlich kann die Ände- dysfunktionalen Einstellungen bestehende Überlastung abbauen. rung belastender Arbeitsbedingun- ist eine Bearbeitung im Rahmen *Spontanentspannung: gen erforderlich sein: mehr Zeit fürs einer psychologischen Behandlung Unterbreche die angespannte *Entspannungsverfahren erler- Studium, weniger stressiges Arbei- hilfreich. Situation und setze gezielt eine nen: alle Formen von Entspan- ten, Abgrenzung bei sozialen Kon- Kurzentspannungsübung oder tie- nungstrainings sind möglich. takten, Unterstützungssysteme auf- *Zeit- und Lernmanagement: fes Durchatmen ein. Wichtig ist das regelmäßige Üben, bauen; Semesterplanung: nicht alle Studieren bedeutet ein hohes Maß damit kann die körperliche und Prüfungen am Ende des Semesters an Selbstständigkeit und Selbst- * Wa h r n e h m u n g s l e n k u n g : geistige Entspannungsfähigkeit absolvieren. organisation. Die Lern- und Prü- In Belastungssituationen konzen verbessert und die Resilienz gegen- fungsplanung ist in jedem Semes- triert man sich tendenziell auf die über Anforderungen im Studium *Einstellungsänderung: ter neu zu gestalten: Setzen Sie stress-auslösenden Reize. Bei der erhöht werden. Belastungsaus- Persönliche Einstellungen, Grund- Prioritäten und stellen weniger Wahrnehmungslenkung versucht gleich durch regelmäßigen Sport überzeugungen und erlernte Ver- wichtige Aktivitäten zurück. Die man die Aufmerksamkeit bewusst ist ebenso möglich. haltensregeln spielen bei der Ent- Arbeitslast sollte gleichmäßig weg von den Belastungen auf stehung von Stress eine wesent- über das Semester verteilt wer- konkrete Reize, neutrale oder *Aufbau und Pflegen sozialer liche Rolle. Es sollten daher Ein- den, gleichzeitig sollte es eine positive Gedanken (z.B. Planung Kontakte: Ein tragfähiges Netz- stellungen gewonnen werden, die klare Trennung zwischen Studium, eines schönen Tages am Wochen- werk von sozialen Kontakten und in Stresssituationen hilfreich sind Lernen und Freizeit geben. ende, Überlegungen zum nächsten positive soziale Unterstützung und die subjektive Belastung ver- Urlaub) zu lenken. helfen bei der Stressbewältigung: ringern. In der Folge kann man Positive Kontakte zu Studienkol- seine persönlichen stressverstär- Die Psychologische Studierenden- *Positive Selbstgespräche: legen aufbauen, Lerngruppen bil- kenden Einstellungen identifizie- beratung (in Wien, Graz, Innsbruck, Eigene Fertigkeiten werden in den, private Kontakte pflegen, ren, diese auf Angemessenheit Klagenfurt, Linz und Salzburg) einem inneren Gespräch positiv Hilfe suchen und annehmen. überprüfen und sie in der persön- bietet für Studierende leicht und aufmunternd formuliert: „Das lichen Auseinandersetzung ver- zugängliche und zu ihren schaffst Du schon“, „bisher hat es *Stressoren in der Umwelt (Stu- ändern. z.B. durch Hinterfragen Bedürfnissen passende Ange- immer geklappt“. Oder man instru- dium, Arbeit und Freizeit) ändern: des eigenen Perfektionismus oder bote an. Du findest uns unter: iert sich selbst bestimmte stressbe- Viele Stressoren können reduziert, Akzeptieren der eigenen Grenzen. www.studierendenberatung.at wältigende Handlungen zu setzen, ausgeschaltet oder vermieden Bei vielen stressfördernden oder
Thematik: UNTERSCHIEDE VON STUDIERENDEN KLASSEN- UND SOZIOKULTURELLE 16 Sozial- und kulturwissenschaftlicher 17 Hintergrund Der schon seit Jahrzehnten statt- findende Wandel von einer Politik der Umverteilung hin zu einer Politik der Anerkennung hat auch den Fokus auf das Thema gesell- schaftliche Ungleichheit maßgeb- lich beeinflusst. War der Blick auf das „Soziale“ bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts geprägt von einem Kampf gegen die Ausbeutung der Arbeitskraft und einer Rhetorik des Klassenkampfs, so dominieren heute vor allem sogenannte dif- ferenzierte gesellschaftliche Min- derheitsdiskurse. Als gesellschaft- liche Leitfigur dazu dient vor allem die sogenannte „Mittelschicht“, die sich durch eine allumfassende Aufstiegs- und Konsumideologie auszeichnet. Gleichzeitig erzeugt Univ.-Prof. Dr.phil. Rudolf Egger die individualisierte Moderne für das Subjekt permanente Aufforde- rungen zur Selbstfindung, zu Indi- vidualität und Autonomie, um die persönlichen Potenziale jenseits einer Klassenzugehörigkeiten zu entfalten. Scheinbar haben sich dadurch die „alten“ Distinktions- merkmale zur Teilhabe an der Welt grundlegend geändert: es können heute z. B. ja alle alles studieren
18 19 und sich ihren Platz in Welt über ums und es fällt ihnen schwerer, demiologischen Studien gezeigt grafischen Transitionen (wie z. Bildung „erlernen“. Dies gilt aber Kontakte zu Professor_innen auf- (vgl. Mielck 2005, Cutler/Lleras- B. Auszug aus dem Elternhaus, nur bei oberflächlicher Betrach- zubauen (Ecarius/Wigger 2006, Muney 2010, Hurrelmann/Richter Etablierung eines neuen Status tung, denn genauer hingesehen Bargel/Bargel 2010). Sie sind 2013), dass bildungsfernere Per- als StudierendeR, Ablösung vom zeigt sich, dass die Prinzipien daher vor allem in atmosphärisch sonen grundsätzlich ein risiko- Herkunftsmilieu und Aufbau eines einer Klassengesellschaft grund- „wärmeren“ Fächern wie (Sozial-) bereiteres und der Gesundheit „akademischen“ Netzwerkes etc.), sätzlich weiterhin funktionieren. Pädagogik zu finden, oder studie- abträgliches Verhalten an den Tag besitzen alle ein hohes Potenzial, So wirken hier z. B. noch Selbst- ren eher Fächer, mit denen man legen (Hoffmann/Kröger/Geyer mitgebrachte soziale, psychische exklusionsphänomene der gesell- später etwas „praktisch“ machen 2018). Zudem sind diese Gruppen und gesundheitliche Unterschiede schaftlichen Umgebung und der kann (Maschinenbau oder Studien statusbedingt größeren biografi- zu vergrößern. Gerade die Ver- sozialen Zugehörigkeit. Eine lange auf Fachhochschulen). Insgesamt schen Belastungen ausgesetzt und änderungen in der Struktur und Schulzeit ist „nur etwas für die reichen soziale Ungleichheiten im erhalten geringere oder weniger Funktion sozialer Beziehungen anderen, die es sich leisten kön- Studium von klaren Diskriminie- gezielte soziale Unterstützung. und Netzwerke, das Loslassen von nen“und die zufälligerweise meis- rungen (Zugänge zu Auslandsstu- Studierende, die aus solchen sta- Bindungen zur Ursprungsfamilie, tens auch diejenigen sind, die dien, Tutor_innenstellen etc.) über tusniedrigen Milieus stammen, die Außenzuschreibungen, dass mehr „Lust aufs Lernen“ haben. Nachteile und Hemmnisse (gerin- kommen also mit ungleich mehr man/frau ja jetzt etwas „Besseres“ Das noch immer bestimmende sozi- gere Disponibilität von ökonomi- erlebten Belastungen und weni- ist, das alles sind Verunsicherun- ale und finanzielle Kapital macht schen, sozialen und kulturellen ger oder ineffektiveren sozialen gen, die die sozialen und kultu- das Studium für Arbeiter_innen- Mitteln beim Wohnen, bei kosten- Copingstrategien an die Universi- rellen Ressourcen in Frage stellen. kinder stärker zu einem Wagnis, pflichtigen Förderkursen oder bei tät, die wiederum einen Einfluss Ist die Lebensphase Studium da ihnen die Universität und Festen etc.) bis hin zu hemmenden auf die im Lebensverlauf bestim- durch vielschichtige Entwicklungs- deren akademische Kulturen meist studientechnischen Bedingungen menden biografischen Übergänge dynamiken eine Hochphase des fremd sind. So lassen sie sich stär- (eine verminderte Anbindung an haben. Die Studienphase gilt aus Erprobens (Beziehungen, Subs- ker vom „Uni-Bluff“ (vgl. Wag- die Universität, zu Kommilitonen einer soziologischen Ungleich- tanzkonsum, verschiedene Lebens- ner 1977) einschüchtern, treten und Lehrenden etc.). heitsperspektive generell als eine und Etablierungsentwürfe) und weniger souverän auf, lassen sich Was den Zusammenhang von sozi- sehr bedeutende und dynamische für alle jungen Erwachsenen her- stärker verunsichern. Sie haben aler und gesundheitlicher Un- Lebensphase andauernder indi- ausfordernd, so hängt die Bewäl- größere Probleme mit der anfangs gleichheit generell betrifft, so vidueller Veränderung. Die hier tigung dieser Erfahrungen eben hohen Anonymität eines Studi- wurde in zahlreichen sozialepi- durchlaufenden markanten bio- stark von der bislang erlebten
20 Normalbiographie ab (d. h., was „muss“ ich aus meiner Sicht in einem 21 bestimmten Lebensabschnitt errechen). In der Biographie von Studierenden dürfte es enge Zusammenhänge zwischen sozialen und “Die Studienphase gilt gesundheitlichen Ungleichheiten, biografischen Übergängen, sozialen Netzwerken und Gesundheitsverhalten geben. Viele dieser Zusammen- hänge sind bislang aber kaum ausreichend erforscht. Ein vermehrtes „Social Mainstreaming and Monitoring“ ist den Universitäten hier auf jeden Fall zu empfehlen. aus einer soziologischen Literatur Ungleichheitsperspektive Bargel H. & Bargel, T. (2010). Ungleichheiten und Benachteiligungen im Hochschulstudium aufgrund der sozialen Herkunft der Studierenden. Hans-Böckler-Stiftung. Düsseldorf. https://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_202.pdf Cutler, D. M. & Lleras-Muney, A. (2010). Understanding differences in health behaviors by education. Journal of Health Economics, 29(1), S. 1–28. generell als eine Ecarius, J. & Wigger, L. (Hrsg) (2006). Elitebildung – Bildungselite. Erziehungswissenschaftliche Diskussionen und Befunde über Bildung und soziale Ungleichheit. Opladen. Hoffmann, R., Kröger, H. & Geyer, S. (2018). Social causation versus health selection in the life course. Does their relative importance differ by dimension of SES? Social Indicators Research, 141, 1341. https://doi. sehr bedeutende und org/10.1007/a:112050181871. Hurrelmann, K. & Richter, M. (2013). Gesundheits- und Medizinsoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung. Weinheim. Mielck, A. (2005). Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Einführung in die aktuelle Diskussion. Bern: Huber. dynamische Lebensphase OECD (2008). Tertiary Education for the Knowledge Society. Volume 2: Special features: Equity, Innovation, Labour Market, Internationalisation. Paris. Wagner, W. (1977). Uni-Angst und Uni-Bluff. Wie studieren und sich nicht verlieren. Berlin. andauernder individueller Veränderung.“
Thematik: Frauen* den psychischen Belastungen zu leben wir nach wie vor in einem kämpfen haben. Alleinerziehende Patriarchat, in dem (strukturelle/ 22 PSYCHISCHE GESUNDHEIT zählen zu den am meisten armuts- familiäre) Gewaltverhältnisse und 23 gefährdeten Bevölkerungsgruppen Diskriminierungen von Frauen* an VON STUDIERENDEN FRAUEN* in Österreich. Neue Lebens- und der Tagesordnung sind. Zumeist IN OSTERREICH Mag.a Karin Macke Arbeitsformen sowie die erforder- liche Absolvierung von Praktika wird jedoch eine Gleichheit der Geschlechter behauptet und die verlangen räumliche und soziale tatsächlichen Hierarchien und dar- Flexibilität. Solchen prekären aus resultierenden Folgen wie z.B. Es gibt relativ wenige Studien zu diesem Thema, die aktuellsten Daten Lebenslagen wird politisch nicht die gläserne Decke, verschwiegen. finden sich in der Studierenden Sozialerhebung von 2019. Kritisch mit gesellschaftlicher Solidarität Es wird mit immer flexibleren muss angemerkt werden, dass diese Untersuchung auf einem binären und staatlicher Absicherung Geschlechterrollen argumentiert, Geschlechtermodell beruht und damit eine Gruppe ausschließt, die auf- begegnet, sondern Eigenverant- Faktum ist aber eine konservative grund vielfacher Diskriminierungen besonders stark unter psychischen wortung der Gesellschaftsmit- Geschlechterordnung und Macht- Belastungen leidet, non-binary/genderqueere Personen. glieder verlangt; soziale Siche- verteilung. An Frauen* werden rungssysteme werden im Zuge neue Ansprüche gestellt und Studierende sind vielen Stressoren zwischenmenschlichen Bereich dieser neoliberalen Programmatik gleichzeitig stillschweigend ange- ausgesetzt: Der Studienbeginn sowie Panikattacken und anderen abgebaut. Frauen* sind von die- nommen, dass sie weiterhin ist eine belastende Situation, die psychosomatischen Beschwerden. sen Verhältnissen in mehrfacher die unbezahlte Sorgearbeit über- Neuorientierung und das Knüpfen 53% der Studentinnen_ geben Hinsicht betroffen. Studium und/ nehmen (Zehetner, 2020). Lebens- neuer Kontakte verlangt. Das studienerschwerende psychische oder Beruf, Familie und Haushalt bedingungen sind für Personen, Studienleben ist von hohem Beschwerden an, Kunststudentin- zu bewältigen, ist nicht nur für die als Frauen bzw. Männer Termin- und Leistungsdruck sowie nen_ sind besonders stark betrof- Alleinerzieher_innen ein täglicher sozialisiert werden, verschieden, wachsendem Konkurrenzdruck fen. Frauen* geben häufiger als Marathon und macht auf Dauer sie werden daher unterschiedlich geprägt. Mit dem Studium ver- Männer* psychische Beschwer- körperlich und seelisch krank. Für krank, zeigen unterschiedliche bundene Ortswechsel konfron- den oder studienerschwerende Gegenstrategien wie Innehalten Symptome, werden unterschiedlich tieren mit Gefühlen plötzlicher Stressfaktoren an. Studienunter- und Muße, für Stille, Reflexion diagnostiziert und vom Gesund- Fremdheit, Anonymität und Ein- brechungen lassen sich oft auf und Zeit für sich selbst, bleibt im heitssystem unterschiedlich be- samkeit. Solche Krisensituationen gesundheitliche Gründe, vor allem Hamsterrad Alltag keine Zeit. handelt, wie die Psychologin und können zu Anpassungsproblemen auf psychische Faktoren zurück- Diese Fakten belegen, dass psychi- Psychotherapeutin Brigitte Schigl führen, die sich auf unterschied- führen. 65% aller Studierenden sche Probleme nie nur individuell, erforscht und eindrucksvoll dar- liche Weise auswirken, z.B. in psy- sind erwerbstätig, 7,5% haben sondern immer auch gesellschaft- gelegt hat (Schigl, 2012). Der chischer Anspannung, negativen Kinder. Für diese Studentinnen_ lich bedingt und gesellschafts- Körper als Austragungsort gesell- Veränderungen des Gemütszu- ist die Vereinbarkeit ein Problem, kritisch zu hinterfragen sind. schaftlicher Machtverhältnisse ist standes, Lern- und Konzentrati- besonders für alleinerziehende Trotz aller Errungenschaften also sowohl bei medizinischen wie onsschwierigkeiten, Prüfungs- / Mütter, die mit großen finanziel- zur Gleichstellung der Frau_ psychischen Problemen unbedingt Versagensängsten, Problemen im len Problemen und daraus folgen- in den letzten Jahrzehnten mitzudenken. Weder Medizin noch
“Good girls Go To Heaven, nistischer Beratung (Online und face to face) und Psychotherapie Mein Rat fur Betroffene: 24 25 Bad Girls Go Everywhere!” sowie Gruppen. Studentinnen_ mit Fragen und Problemen jeg- Verhältnisse ansprechen licher Art sind herzlich willkom- und kritisieren statt men. Wir stellen den Gegensatz heldinnenhaft zu scheitern! Psychologie oder Psychothera- stehen und lernen, ihre Wut auf Gesundheit - Krankheit in Frage: Raus aus der Vereinzelung pie sind objektive Wissenschaf- ungerechte Verhältnisse, ihren Krankheit oder krankheitswertiges und dem Vergleichen! ten, Symptome und deren Bewer- Kampf um Autonomie und Eman- Verhalten als Verweigerung von Solidarisiert euch! tungen sind nicht genderneutral, zipation anders auszudrücken, Anpassung an krankmachende Wehrt euch! Geschlecht als wertende Kategorie entwickeln sie weniger selbstver- Verhältnisse (z.B. Gewalt oder Verweigert euch! ist immer und überall wirksam. letzendes Verhalten (Zehetner, Überforderung) kann ein Zeichen Sucht Hilfe bei Expertinnen, Fazit: Der Druck, sich entlang 2012). von psychischer Gesundheit sein! niemand kann Probleme stereotyper Rollenbilder verhal- Wir müssen also beharrlich auf Wir erforschen mit den Klien- immer alleine lösen! ten und diesen gerecht werden zu Verbesserung von strukturel- tinnen_ Entstehungsbedingun- wollen/müssen, verhindert Ent- len Verhältnissen zugunsten von gen ihrer Leidenszustände und wicklung und ist für Menschen Menschlichkeit und Solidarität die Bedeutung von Symptomen. Meine Handlungsempfeh- aller Gender krank machend, pochen, auf das Recht, als Frau_ Statt „Bin ich normal?“ fragen wir lungen fur die Universitat: nonkonformes Verhalten befrei- ein gutes und gelingendes Leben „Ist das, was ich erlebe, normal? end und gesundheitsfördernd. nach eigenen Vorstellungen füh- Will ich, dass das so bleibt?“ Die Vielfalt unterstützen, Bewusstsein dafür, dass wir nicht ren zu dürfen. Wir müssen Nein- Erkenntnis, dass die eigenen Pro- Solidarisierung, Kooperation, ein Geschlecht „haben“, sondern sagen, uns verweigern, der per- bleme auch gesellschaftlich mit- Denk-/Reflexionsräume fördern „Weiblichkeit_“ und „Männlich- manenten Erreichbarkeit, dem verursacht sind, wirkt entlastend gendersensible Sichtweisen keit_“ permanent hervorbringen, ständigen Perfektions-/Effizienz-/ und setzt dem Gefühl von persön- sowie das Bewusstsein über eröffnet Handlungsmöglichkeiten, Selbstoptimierungs-Zwang, dem lichem Versagen etwas entgegen. vielfältige Wirkungen der da doing Gender selbstbestimmter Diktat geschlechterkonformen Gemeinsam entwickeln wir Gestal- Kategorie Geschlecht fördern! denkbar wird. Geschlechtsspezi- Verhaltens und Zeit für Wesentli- tungsfreiräume. Dabei kann auch fische Krankheitsformen bergen ches schaffen, herausfinden, wie das Mittel des Kreativen Schrei- aber auch kritisches Potenzial, wir immer wieder bei uns selbst bens unterstützen, das wir in indem sie das Leiden an Gesch- ankommen können. Dabei hilft es, offenen Schreibgruppen anbieten. lechternormen aufzeigen. So sind sich mit Gleichgesinnten zu ver- Depressionen, Ängste und Ess- bünden, sich zu solidarisieren, Literatur störungen für Frauen*„erlaubter“ und sich Ruhe-/Reflexions-/(Re) Macke, K. (2020). (Selbst?) Verordnete Selbstfürsorge. In: B. Zehetner & K. Macke (Hg.innen): Freiheit und Feminismen. Gießen: Psychosozial-Verlag. als für Männer*, da die darin ent- kreations-Räume zu erkämpfen. Perez, C.C. (2019): Invisible Women. Exposing data bias in a world designed for men. London: Chatto & Windus. haltene Aggression nicht gegen Frauen* beraten Frauen* www. Schigl, B. (2012). Psychotherapie und Gender. Konzepte, Forschung, Praxis. Welche Rolle spielt die Geschlechtszugehörigkeit im therapeutischen Prozess? Wiesbaden: VS Springer. andere gerichtet ist. Sobald die frauenberatenfrauen.at bietet Zehetner, B. (2012). Krankheit und Geschlecht. Feministische Philosophie und psychosoziale Beratung. Wien/Berlin: Turia + Kant. Betroffenen ihre Symptome ver- solche Räume in Form von femi- Zehetner, B. (2020). Feministische Beratung in Zeiten der Ökonomisierung zwischen Selbstoptimierung und Widerstand. In: B.Buchhammer (Hg.in): Philosophie in Zeiten der Ökonomisierung. Wien/Münster: LIT-Verlag.
Thematik: Manner* WARUM MANNER- 27 26 GESUNDHEITS FORDERUNG? UND WIE? Mag.a Elli Scambor Männergesundheit hat sich in den et al., 2004). Auch im Green letzten 20 Jahren in kritischer Dis- Paper Männergesundheitsförde- tanz zur androzentrischen Norm in rung (Scambor, 2013), das sich der Medizin, ihrer Bezugswissen- auf Interviews mit Gesundheitsex- schaft, entwickelt und hat dabei pert_innen stützt, wurden spezifi- als interdisziplinäres Gebiet poli- sche Maßnahmen der Gesundheits- tische, soziale, medizinische und förderung für Männer* aber auch psychische Aspekte in die Diskurse die Berücksichtigung von Deter- einbezogen. Seit etwa 10 Jahren minanten, die die Zielgruppe Män- wird Männergesundheit in politi- ner* (Alter, Bildung, etc.) auffä- schen Strategien und Zielpapieren chern, als notwendig erachtet. sichtbar und sowohl Studien als Einigung bestand darüber, dass auch aktuelle Diskussionen fokus- allgemein ausgerichtete Angebote sieren Gesundheit und Geschlecht der Gesundheitsförderung eher in zunehmend differenzierter Frauen* als Männer* erreichen, intersektionaler (Crenshaw, 1998) handelt es sich dabei doch um Perspektive (z.B. sexuelle Orien- ein Feld, das betreuungs- und tierung, Religion, Alter, Herkunft, fürsorgerelevante Aspekte (care) sozioökonomische Lage; OECD, anspricht, ein traditionell Frauen* 2017; Austrian Health Interview zugewiesenes Feld in unserer Survey, 2014; Bergmann et al., Gesellschaft: „Es sind eher die 2014; White et al., 2011; White weichen, die Zufriedenheitssei- & Raine, 2012; EC, 2011; Raml, ten, die Ich-sorge-mich-um-mich- Dawid & Feistritzer, 2011; Habl selbst-Seiten usw., demgegenüber
haben wir Männlichkeitsnormen, sondern den Selbstsorge-Aspekt 28 die Gesundheit als Risiko-Gesund- in den Mittelpunkt rücken, werden 29 heit fassen, sprich: Ich zeige, dass von Männern_ häufig nicht wahr- ich gesund bin dadurch, dass ich genommen: „Allein wenn das Wort riskant lebe. Indem ich viel aus- Gesundheit fällt, schalten viele halte … indem ich nicht so genau Männer* ab … da haben sie das hinschaue bei Gesundheitssachen Gefühl, das geht mich nichts an. kann ich dafür meinen Status als (Bissuti)“ (Scambor, 2013, S. 60). Mann oder mich als männlich … Das hat u.a. mit hegemonialen inszenieren. (Bissuti)“ (Scambor, Geschlechterordnungen (Connell, Informationen unter Betroffenen lichkeiten und ihrer Alltagsprak- 2013: 59). Gesundheitsfördernde 2000) und den darin eingelassenen erleichtern. In solchen Safe tiken: “With encouragement to Angebote, die Gesundheit nicht Normen und Erwartungen zu tun. Spaces können Probleme disku- recognize and support ‘more alter- als Risiko-Gesundheit begreifen, tiert und angegangen werden. native masculinities, the hetero- Zusätzlich muss auf das Thema geneity of masculinities can gain ‚Psychische Gesundheit bei Män- more recognition, and the rigid Breaking the Silence nern_‘ an der Universität aufmerk- gender norms which confine men’s Internationale Studien zur psychischen Gesundheit von Studierenden sam gemacht werden. Dazu bedarf identity formations within the zeigen, dass Student_innen vor besonderen Herausforderungen stehen, es bewusstseinsfördernder Maß- limits of hegemonic masculinity die zu einer schlechten psychischen Gesundheit führen können. Whitley nahmen, bspw. einer Informati- can be loosened’ (Scambor et al. (2018) zufolge leidet jede_r vierte Student_in an einer psychischen onskampagne. Studierende müssen 2019, 66)” (Scambor et al. 2019, Erkrankung und ein Großteil gibt an, sich überfordert zu fühlen. wissen, wohin sie sich wenden 73f.). Geschlechtersensible Lehre Während Frauen* vermehrt an Depressionen und Essstörungen leiden, können, wenn sie unter Druck eröffnet männlichen Studierenden zeigen sich bei Männern_ höhere Suizidraten, Drogenmissbrauch geraten. Und es muss klar sein, u.a. die Möglichkeit, selbst zu und eine geringere Inanspruchnahme von psychosozialen dass auch männliche Studierende ‚Agents of Change‘ zu werden, Unterstützungsangeboten. Hinzu kommt ein Mangel an spezifischen unter Druck geraten können, ver- also kritische Fragen rund um gesundheitsfördernden Angeboten für männliche Studierende. letzbar sind, sowohl psychisch als Dominanz und Anspruchsberechti- Diese wären aber dringend erforderlich, denn männliche Studierende auch körperlich. Dazu müssen wir gung zu stellen und sich dadurch neigen dazu, im Stillen zu leiden und sich mit Substanzen selbst tradierte Vorstellungen von Männ- von einschränkenden Männlich- zu „behandeln“. Wie kann es gelingen, über tabuisierte Themen ins lichkeit kritisch hinterfragt wer- keitsanforderungen befreien zu Gespräch zu kommen? den und beziehungsorientierte können. Caring Masculinities als Männlichkeiten, Caring Masculini- Querschnittsthema, das auch Es geht wohl zuallererst darum, angeboten werden können. Män- ties (Scambor et al. 2016), in den strukturell verankert ist, ermög- einen sichereren Raum herzu- ner*gesundheitsgruppen könnten Fokus rücken. licht, fürsorgliche Umgangsweisen stellen, einen Safe Space (Ali, einen sicheren Raum für Diskus- mit sich selbst und mit anderen 2017; Arao & Clemens 2013), in sionen rund um aktuelle Problem- Auch die Lehre selbst ist ein Feld zu vertiefen und damit zu einer dem Erfahrungen ausgetauscht lagen bieten sowie Peer-Support für die Vermittlung demokrati- gesünderen und fürsorglicheren und gegenseitige Unterstützung und den Austausch nützlicher scher, nicht-hegemonialer Männ- Gesellschaft beizutragen.
30 Literatur 31 Ali, D. (2017). Safe Space and Brave Space. Historical Context and Recommendations for Student Affairs Professionals. In: NASPA Policy and Practice Series, No 2, Oct. 2017 Arao, B. & Clemens, K. (2013). The Art of Effective Facilitation: Reflections From Social Justice Educators. Bergmann, N., Scambor, C. & Scambor, E. (2014). Bewegung im Geschlechterverhältnis? Zur Rolle der Männer in Österreich im europäischen Vergleich. Wiener Beiträge zur empirischen Sozialwissenschaft, Band 5. Münster Wien: LIT Verlag. http://www.litwebshop.de/index.php?main_page=product_info&products_id=11262 Connell, R.W. (2000). The Men and the Boys. Berkeley: University of California Press. Crenshaw, K. (1998), Demarginalizing the intersection of race and sex. A black feminist critique of antidiscri- mination doctrine, feminist theory, and antiracist politics. In: A. Phillips (Hg.), Feminism and Politics (S. 314-343). Oxford: Oxford University Press. EC (2011). The State of Men’s Health in Europe. Extended Report. https://ec.europa.eu/health/sites/health/files/ state/docs/men_health_extended_en.pdf Messner, M.A. (2000). Politics of masculinities. Men in movements. Lanham, MD: Altamira Press. OECD (2017). Health at a Glance 2017. https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/health_glance-2017-en.pdf?expi- res=1553106741&id=id&accname=guest&checksum=B9964E5539907FC730CEC803124191C8 Raml, R., Dawid, E. & Feistritzer, G. (2011). 2. Österreichischer Männerbericht. (unter Mitarbeit von Radojicic, N. & Seyyed-Hashemi, S.). Wien: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Scambor, C. (2013). Green Paper “Männergesundheitsförderung Steiermark“. https://vmg-steiermark.at/de/ forschung/publikation/green-paper-maennergesundheitsfoerderung-steiermark Scambor, E., Hrženjak, M., Bergmann, N. & Holter, Ø. G. (2015). Men’s share of Care for Children and Professional Care. Studia humanistyczne agh. Contributions to Humanities, 14(2). Scambor, E., Holter, Ø. G, & Theunert, M. (2016). “Caring Masculinities: Men as Actors and Beneficiaries of Gender Equality”. In Documentation of the 3rd International Conference on Men and Equal Opportunities in Luxemburg 2016, 27–37. www.mega.public.lu/fr/publications/publications-ministere/2018/Brochure-ICMEO/ICMEO- Documentation1.pdf Scambor, E., Jauk, D., Gärtner, M. & Bernacchi, E. (2019). Caring masculinities in action: Teaching beyond and against the gender-segregated labour market. In S. Magaraggia., G. Mauerer & M. Schmidbaur (ed.): Feminist Perspectives on Teaching Masculinities. Learning Beyond Stereotypes; ATGENDER, Routledge 2019. Statistik Austria (2016). Soziodemographische und sozioökonomische Determinanten von Gesundheit. Auswertungen der Daten des Austrian Health Interview Survey (ATHIS 2014) zu Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. http://www.bmgf.gv.at/home/Service/Broschueren/ White, A. & Raine, G. (2012). Gender Equality and Health. (Discussion paper for Workshop 3: Involving Men in Gender Equality, within the project Study on the Role of Men in Gender Equality, (S. 24-32). http://www.lrsocialrese- arch.at/files/WS-3_Background_paper_Involving_Men_in_Gender_Equality.pdf White, A., De Sousa, B., De Visser, R., Hogston, R., Madsen, S.A., Makara, P., McKee, M., Raine, G., Richardson, N., Clarke, N. & Zatonski, W. (2011). Men’s health in Europe. Journal of Men’s Health, 8,(3) (S. 192-201). Whitley, R. (2018). Men's Mental Health on Campus: Breaking the Silence. Male students are a forgotten demographic with their own mental health needs. https://www.psychologytoday.com/us/blog/talking-about- men/201808/mens-mental-health-campus-breaking-the-silence
Thematik: 32 ‚Den Klassiker‘, also dass mir und queerinklusive Lehre endet 33 LGBTIQ+/Queer Community mein Pronomen oder mein Vor- nicht bei Etiketten. name abgesprochen wurde, habe Mindestens ebenso schwer wiegt, ich nur einmal erlebt. Doch noch dass unsere Existenz und unsere immer beginnen die meisten Lebensweisen in Curricula, Vor- Seminare damit, dass Namenslis- lesungsverzeichnissen und Semi- Universitat anlegen Bin ich zu drastisch? Zu laut? Zu ten mit jenen Vor- und Nachna- naren verschwiegen werden. urteilend? Unsicherheit, Zögern, men vorgelesen werden, die sich Wie kann es sein, dass sich ‚trans‘ mein flauer Bauch begleitet mich, in unseren Dokumenten finden. So als Begriff in keinem der Texte während ich diese Zeilen schreibe, wird der Beginn der allermeisten fand, die ich in den Veranstal- sie immer wieder umstelle. Mein Seminare zu einem Zwangsouting. tungen der Gender Studies las? Körper wird zum Resonanzraum, Außer aber, ich interveniere oder Dass fast jede_r Autor_in cis- zum Sensor für die Machtverhält- bitte Freund_innen zuvor, dies an geschlechtlich war? Meine Scham, nisse, die ‚uns Queers‘ an der Uni- meiner Stelle zu tun: „Bitte nur die ich empfand, immer wieder versität durchdringen, die ‚uns‘ die Nachnamen vorlesen.“ Ent- darauf hinzuweisen, dass nur cis belasten, ‚unsere‘ psychische sprechend bin ich jedes Mal ner- Erfahrungen und Perspektiven im Gesundheit angreifen. Mein Kör- vös, wenn ein Seminar beginnt. Kanon Raum finden, meine Scheu, Sich mit der per lässt mich spüren: Über psy- Unruhig bin ich selbst dann, wenn den Begriff cis überhaupt zu chische Gesundheit von queeren ich bereits vor Seminarbeginn verwenden – heute, am Ende mei- Studierenden zu schreiben, heißt, der_dem Dozent_in eine Mail nes Studiums, kann ich sie als sich mit der Institution Universi- schreibe, mich vor ihr_ihm oute, Verinnerlichung jener cis-zent- tät anzulegen. ohne sie_ihn jemals persönlich ristischen Strukturen der Sozial- erlebt zu haben. Hier, doch nicht wissenschaften begreifen. Und Dabei ist das ‚Wir‘ von dem ich nur hier, bedeutet trans_, inter_ dennoch verlasse ich den Kurs oft schreibe, eine Fiktion. Ich formu- oder nicht-binär zu sein, Ver- mit dem schmerzhaften Gefühl, zu liere es aus einer weißen, ablei- trauen vorzuschießen oder auf viel Raum eingenommen zu haben, sierten, der Mittelschicht ent- Irritationen, überraschte Blicke wenn ich auf die transfeindlichen stammenden, transweiblich-gen- und hochgezogene Augenbrauen Leerstellen in der Seminarliteratur derqueeren Perspektive. Zudem zu reagieren. Diese sind Platz- hinwies. Zoe* Steinsberger kann ich nur über Erfahrungen einweiser, Veranderer: „Du liegst in den Sozial-, Kultur- und Geis- außerhalb der Norm. Erklär dich.“ Während den Seminaren selbst teswissenschaften sprechen, vor wird uns – nach Zögern zumeist, allem den Gender Studies, die ich Uber Pronomen und Namen hinaus gönner_innenhaft oft – der Platz selbst studiere. Doch trans-, inter-, nichtbinär-, eingeräumt, „unsere eigene, per-
34 35 sönliche“ Perspektive einzubrin- Zumeist ist gilt unser Wissen auch gen für queere Studierende nur cishetero Personen. Sie verdrängt, gen, um das gellende Schweigen heute noch als interessant, aber in Uniräumen zu verorten greift dass wir oft länger einen Nebenjob der Theorie zu übertönen. 2020 nicht wesentlich, als persönlich, jedoch zu kurz, auch wenn uns suchen und wenn wir ihn gefunden sind wir nicht mehr der Labor- aber nicht wissenschaftlich. Oder genau dies die Antidiskrimierungs- haben in aller Regel viel schlech- frosch, als der Jamison Green aber wir werden zu Botschaf- politiken der Universität nahe- ter verdienen. noch in den 2000er Jahren in ter_innen unserer interessanten, legen. Die alltäglichen Blicke, Darum verweist psychische Ges- Seminaren und Vorlesungen adres- sonderbaren Spezies: Vereinzelt Sprüche, das Lachen, teils das undheit notwendiger Weise dar- siert wurde: „I mean, uh, can you, in der Universität durch die trans- Spucken und die Drohungen im auf, immer wieder Verbündete zu like, do it?“. feindliche Diskriminierung, die öffentlichen Raum, die zusätz- suchen, soziale und politische Doch noch immer sind unsere uns aus den Schulen drängt, sollen liche Last, die die Konflikte mit Kämpfe zu führen – in und außer- Körper und Lebensweisen Objekte, wir wenigen für ‚Alle‘ sprechen, unseren Familien mit uns bringen, halb der Uni – und aufmerksam von denen erwartet wird, dass wir obwohl es doch nur die Privi- interessieren sie nicht. Die libe- dafür zu bleiben, wo liberale uni- sie bereitwillig zur Schau stellen, legiertesten unter uns an die rale Illusion der geschlechterge- versitäre Diversitäts- und Sprach- dass wir sie nur allzu gerne zu Universität geschafft haben. rechten Universität bleibt igno- politiken darauf zielen, jene Schlachtfeldern über die Aus- rant dafür, dass viele von uns weit strukturellen Ungleichheiten zu einandersetzung machen, was Liberale Illusionen verweigern weniger finanzielle Unterstützung verdecken, die der neoliberalen Geschlecht nun eigentlich sei. Die Ungleichheiten und Belastun- von ihren Verwandten erhalten als Universität inhärent sind.
Thematik: Teilnehmer_innen sind Studier- Rassismen nur von ungebildeten 36 Rassismus ende am Juridicum, der SFU, der Personen (re)produziert werden, 37 TU, der BOKU, der Akademie der die am Land leben. Dieses Denk- bildenden Künste, verschiedenen muster fungiert zugleich auch als FHs und der Universität Wien. Ausrede und Abwehrmechanismus, wenn Personen auf ihrer Repro- Wie es ist, wenn Studierende Uns ist bewusst, dass wir von duktion von Rassismen ange- von der Uni heilen mussen - keinem allumfassenden „wir“ spre- chen (können). Nicht alle BIPoC sprochen werden. Ohne Zweifel ist Rassismus weder ans Bildungs- BIPoC Student Empowerment Studierende machen dieselben Erfahrungen. Es gibt sehr viele niveau noch an einen ländlichen Standort gebunden. Hier greifen Farah Saad B.A., B.A. & Parissima Taheri M.A., M.Sc. unterschiedliche gesellschaftliche mehrere Diskriminierungsmecha- Positionierungen von BIPoC Stu- nismen ineinander: Rassismus wird dierenden, wir sind keine homo- externalisiert, indem er ledig- gene Gruppe; wir bewegen uns lich Personen zugeschrieben wird, “This is a BIPoC Safer Space. Please diesmal sind wir hier unter uns. unterschiedlich auf dem Spektrum die abgewertet werden: Hier trifft do not disturb” haben wir an die Nehmt Euch Zeit, um Euch umzu- von Macht und Privilegien. Viele Rassismus auf Klassismus. Ein sol- Tür gehängt, während ungefähr schauen, anzukommen und den Personen machen überlappende cher Erklärungsansatz verschlei- 15 Studierende von verschiedenen Schutzpanzer abzulegen.” Einige und sich verstärkende Diskriminie- ert, dass im Herzen Wiens an Wiener Universitäten und Institu- stille Minuten folgten und wir rungserfahrungen aufgrund von Universitäten auch heute noch ten sich im Raum ausbreiteten. haben gespürt, wie sich die class, gender, dis_ability, etc. Kolonialgeschichte, kolonial-ras- Die Stimmung war zu Beginn noch Gruppe kollektiv entspannt und Außerdem gibt es sicherlich sistische Sprache, beleidigende angespannt, die meisten kannten ausatmet. Es gibt ein paar trä- BIPoC Studierende, die keine sol- und diskriminierende Stereotype, sich gegenseitig nicht und kamen nende Augen, einige Seufzer und che Erfahrungen machen. Dieser eurozentrische, orientalisierende von verschiedenen Studienrich- viele Lächeln. Jetzt können wir Artikel ist all jenen von uns Inhalte und rassistische Mate- tungen. Allen Teilnehmer_innen beginnen von dem täglichen pro- gewidmet, die leider tägliche Ras- rialien gelehrt, verwendet und war eines gemein: Wir alle suchen blematischen und auch triggern- sismuserfahrungen an den Univer- produziert werden; und so der einen Safer Space für BIPoC_ Stu- den Universitätsalltag kollektiv zu sitäten machen müssen. This goes weiße, kolonialistische, rassisti- dierende, um bestimmte Gefühle, heilen. Der Prozess wird nach die- out to all of us who need to heal sche, patriarchale, ableistische Ungerechtigkeiten, Ängste und sen drei Stunden noch lange nicht from the university. Wissenschaftskanon reproduziert. Erfahrungen im Universitäts- und abgeschlossen sein, im Gegen- Alltagsleben mit Menschen zu teil: er beginnt hier erst. Seit Universitat als wiederkehren- BIPoC Studierende stehen also besprechen, die einen ähnlichen August 2019 haben wir mühsamst des institutionelles Trauma andauernd vor der kritischen Ent- Erfahrungshorizont haben. drei BIPoC Student Empowerment Symptomatisch für die Universi- scheidung sich durchzusetzen oder “Schaut euch um. Ja, wir sind Sessions erarbeiten können und tät Wien ist das inhärente elitäre zu schweigen, dies entspricht auch in einem Universitätsraum, aber haben noch viele weitere vor. Teil und klassistische Denken, dass den Trauma-Reaktionen: Fight,
Farah Saad B.A., B.A. & Parissima Taheri M.A., M.Sc. Flight, oder Freeze. Alle Optionen situiertes Wissen nicht anerkannt beeinflussen. Die HIPP Theorie damit einhergehenden unter- haben Konsequenzen sowohl für wird. “Wie kann ich diese Arbeit 39 38 von Resmaa Menakem verbindet 4 schiedlichen Zugänge zu Ressour- den Studienverlauf als auch für indirekter, weniger ehrlich und Aspekte des Racialized Trauma von cen, indem postuliert wird “wir die Person selbst. BIPoC Studie- angenehmer für eine_n weiße_n BIPoC: historisches, transgenera- sind alle gleich”. Obgleich ein rende, die kommunizieren, dass Professor_in machen?” wird immer tionales, wiederkehrendes institu- solcher Standpunkt aus einer etwas beleidigend, diskrimi- wieder in unseren Sessions bespro- tionelles und persönliches Trauma. guten Absicht kommen mag, nierend und problematisch ist, chen. “Wenn ich X oder Y erwähne Traumafolgen können von Hyper- reicht diese oft nicht, beziehungs- werden meist kollektiv ge-gas- muss ich es womöglich dann per- vigilanz bis zu psychiatrischen weise macht eine gute Absicht lighted_, indem uns verbalisiert sönlich diskutieren, oder fliege Diagnosen reichen. Erfahrungen den Schaden nicht geringer. wird, dass wir übersensibel, zu im schlimmsten Fall sogar durch.” von BIPoC Personen automatisch subjektiv sind und dass wir den Eine Universitätskultur, die so zu pathologisieren und somit zu Symptomatisch für Colorblindness Unterricht stören. Viele BIPoC stark auf Colorblindness_ beharrt, individualisieren ist jedoch wieder an Universitäten ist weiters, dass Studierende schaffen es trotz zeigt mit dem Finger direkt auf ein Schritt in die falsche Rich- manche Inhalte von Lehrveran- der vielen Mikro- (und Makro-) Studierende, die die Aufmerksam- tung. Stattdessen sollten syste- staltungen nicht für alle Studie- Aggressionen_ das Universitäts- keit auf Rassismus richten. Dabei matische Veränderung angestrebt rende das Gleiche bewirken und leben zu navigieren. Andere ver- werden Personen, die Rassismen werden, um das wiederkehrende auswirken oder inhaltlich gar lassen bestimmte Seminare, mei- sichtbar machen, als Problem dar- institutionelle Trauma an diversen nicht für bestimmte Gruppen kon- den bestimmte Lehrpersonen und gestellt und nicht die Thematik Einrichtungen (hier Universitäten) zipiert sind. Das gilt auch jenseits verzögern damit ihre akademische selbst. Wie viel könnten BIPoC zu vernichten: Genau dies muss von race und kann auch auf andere Laufbahn und riskieren folglich Studierende aus dem Studium her- Teil der Aufgabe von Lehrbeauf- Diskriminierungsformen umgelegt in vielen Fällen auch finanzielle ausholen, wenn wir das Privileg tragten sein. werden. Denn ein wesentlicher Unterstützungen. Andere BIPoC hätten uns ausschließlich dem zu Teil des Lernens ist die Möglich- Studierende brechen ganze Stu- widmen und das ohne diese alltäg- Fur wen sind welche Inhalte keit, Fehler machen zu können. diengänge ab, weil die komplette lichen Ablenkungen, Kränkungen, und auf wessen Kosten werden Bestimmte Fehler können aber nur Studienrichtung problematisch ist. Verletzungen und Überlebensstra- welche Inhalte gelehrt? auf Kosten bestimmter Seminar- Viele BIPoC Studierende wissen tegien? Wir könnten einfach nur Es gibt an den Universitäten in teilnehmer_innen geschehen. Das auch, dass sie sich so gut wie studieren, ohne uns in einer der Wien keinen (richtigen) Umgang wirft die Frage auf: Für wen sind möglich anpassen und Code-Swit- vielen Rollen wiederzufinden; sei mit race_. Lehrpersonen und Stu- gewisse Inhalte bestimmt? Das chen_ müssen, um ihr Studium es als killjoy, als Beauftragte für dierende klammern sich an ihre zeigt wiederum auf, dass die Uni- positiv abzuschließen. Die Prob- Bildungsarbeit, als un/sichtbar Colorblindness, in der Hoffnung, versität kein inklusiver Raum ist. lematik, dass viele BIPoC Studie- oder als Quoten-BIPoC. das Thema zu umgehen und rich- Umso wichtiger ist es, Räume zu rende tatsächlich mehr relevantes ten dabei erheblichen Schaden schaffen, in denen BIPoC Studie- Wissen bzgl. Rassismus haben als Es gibt viele Studien dazu, wie an. Einer der größten Schäden rende sich zusammenschließen Lehrende führt oft dazu, dass sie diese Mechanismen, Zuschreibun- ist die Verzerrung von unglei- und bestärken können. Im Unter- sich oft nicht trauen ihre Arbeiten gen und Verletzungen die psycho- chen Positionierungen und die schied zu anderen Universitäten, “richtig” abzugeben, weil unser logische Gesundheit von BIPoC
etwa in Großbritannien und renden so empowernd ist: Viele Affirmative Notes an BIPoC Deutschland, haben die Universi- Studierende zählen in Semina- 41 40 täten Österreichs keine offiziellen ren und Vorlesungen zu den ein- Strukturen mit spezifischem Budget zigen BIPoC Personen und haben von und für Schwarze Studierende das Gefühl, nur sie kämpfen mit und Studierende of Colour. Es gibt diesen Problemen. Sich dann in Liebe Schwarze Studierende zwar Referate der Österreichischen einem Raum zusammenfinden und und Studierende of Color: Hochschüler_innenschaft für Anti- erst richtig zu verstehen, dass wir rassistische Arbeit, die wichtige eine doch große Gruppe sind, die We see you. all Strategie, um mit der Arbeit machen. Diese Referate mit alle gemeinsam diese Kämpfe füh- We are holding space for you. Universität umzugehen. einem BIPoC Referat gleichzustel- ren, ist bestärkend und führt zu Es ist nicht unsere Aufgabe Schaut auf Euch, findet len wäre jedoch wieder ein Beispiel Verbindungen innerhalb der Stu- Bildungsarbeit zu leisten. eine Balance zwischen für Colorblindness. Wenn Posten dienrichtungen, aber auch univer- Es ist ok, nicht alles zu Reagieren und Agieren. nicht exklusiv von BIPoC besetzt sitätsübergreifend. kommentieren. Entscheidet für Euch sind, können diese Referat für Es ist ok, zu stören, zu jenseits von Rollen, die ihr Studierende, die Rassismus erfah- Als historisch und aktuell weiße, unterbrechen, zu kommentieren einnimmt und jenen Rollen, ren, kein sicherer Ort sein. Zumal ausschließende, elitäre und kolo- und “killjoy” zu sein. die Euch zugeschrieben werden. manifestiert sich der struktu- niale Institutionen haben die Es ist okay, unkommentiert Findet Eure eigene Balance! relle Rassismus der Universitäten Universitäten in Wien eine Ver- aufzustehen und den Seminar- Kommt zu unseren Sessions. auch in der Hochschüler_innen- antwortung aktiv rassismus- und raum zu verlassen. Wir sind zwar verstreut, aber wir schaft. Insofern wäre zwar ein diskriminierungskritisch zu sein. Es ist okay, mit weißen sind viele. Ihr seid nicht allein. BIPoC-Referat ein erster Schritt, Es wird jedoch sicherlich noch Allies Interventionen zu Eure Wahrnehmung stimmt, lasst aber bei weitem noch nicht die dauern wird bis die Universitä- planen und durchzuführen. Euch nicht gaslighten und gas- Endstation. ten (in Wien) dekoloniaisiert_ Es ist okay, die lighted Euch bitte nicht selbst. Symptomatisch ist dafür etwa die werden. Dieser Prozess wird maß- problematischen LVs “abzusit- Wir schicken Euch viel Kraft. große Schwierigkeit unsere Ses- geblich von BIPoC Studierenden zen”, um abzuschließen. sions von der Österreichischen getragen. Schritte in diese Rich- Es ist ok, die_den Handlungsempfehlungen für Hochschüler_innenschaft finan- tung sind etwa die kritische Über- LV-Leiter_in zu melden. Universitäten: zieren zu lassen. Die Wichtig- arbeitung der Curricula und der Es gibt keine one-size-fits- Decolonize! keit unseres Lernens und unserer Inhalte, die Auseinandersetzung Psyche wird also nach jeder Ein- damit, welche Lehrende welche heit neu entschieden, und wurde Themen lehren, und entspre- auch bereits als nicht wichtig chende (finanzielle) Strukturen, genug eingeteilt und ohne Ant- die jene Studierende unterstützen, wort abgelehnt. Und dies obwohl auf deren Kosten gelehrt und das Vernetzen von BIPoC Studie- gelernt wird.
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