Stundenlohn Raus aus dem - Nie wieder für andere arbeiten und Lebenszeit verkaufen

Die Seite wird erstellt Sibylle-Barbara Bühler
 
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mit Jan Bargfrede
                                                                                       Prof. Dr. Oliver Pott

                    und Lebenszeit verkaufen
                 Nie wieder für andere arbeiten
                                                  Stundenlohn
                                                  Raus aus dem

© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
Wenn Sie nicht für Ihre eigenen Ziele arbeiten

                                                                 1.
            Wenn Sie nicht für Ihre

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                                                                           © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
            eigenen Ziele arbeiten,
       arbeiten Sie automatisch für

                                                                           Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
                  die Ziele anderer
D     er Chef der Firma fährt morgens mit einem nagelneuen Sportwa-
      gen vor der Firma vor. »Hey, Chef, toller Wagen!«, ruft einer der
Mitarbeiter. Der Chef hält inne, geht ein paar Schritte auf den Mitar-
beiter zu, schaut ihn freundlich lächelnd an und sagt: »Wissen Sie was,
wenn Sie das ganze Jahr sehr fleißig und erfolgreich arbeiten, dann …
kann ich mir am Ende des Jahres noch so einen Sportwagen kaufen.«
    Diese Anekdote zeigt: Wenn Sie nicht selbst für Ihre eigenen Ziele
arbeiten, arbeiten Sie automatisch für die Ziele anderer – zum Beispiel
die Ihres Chefs. Sie verkaufen Ihre Lebenszeit gegen einen (im Idealfall
akzeptablen) Stundenlohn an andere. Dann ist Ihr Job sicher, und Sie
beziehen einen soliden Monatslohn bis zum Renteneintritt.
    Aber ist das wirklich so? Sichere Jobs auf Lebenszeit gibt es nicht
mehr; wer sich nur von seinem Arbeitgeber abhängig macht (und damit
von nur einem Einkommensstrom), hat ein Problem.
    DAX-Konzerne zum Beispiel haben über Generationen hinweg
Menschen versorgt. Wer einen Lufthansa-Job hatte, war gesichert bis
zur Rente. Das ist heute nicht mehr so: Im Juni 2020 gibt Lufthansa be-
kannt, 26 000 Jobs streichen zu wollen. Auch andere Unternehmen, für

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Raus aus dem Stundenlohn

                                                                   Angestellte bisher sichere Felsen in wirtschaftlich stürmischen Zeiten,
                                                                   entlassen ihre Mitarbeiter in Massen: Die Telekom entlässt 40 000 Mit-
                                                                   arbeiter, Volkswagen, der größte Konzern Deutschlands, 23 000.1
                                                                       Und das sind nur die ganz großen DAX-Konzerne – in den weiten
                                                                   Teilen prekärer Branchen, so zum Beispiel im Hotel- und Gaststättenge-
                                                                   werbe, sieht es wesentlich desaströser aus.
                                                                       In Zeiten des digitalen Wandels, in dem Deutschland der Welt hin-
                                                                   terherhinkt, und in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen ist der-
2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München

                                                                   jenige abgehängt, der sein eigenes und das Wohl der eigenen Familie
© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)

                                                                   von seinem Arbeitgeber abhängig macht. Es heißt daher auch im Be-
                                                                   amtendeutsch für Angestellte: »Abhängige Beschäftigung« – und leider
                                                                   trifft es das ziemlich genau: Sie sind abhängig.
                                                                       Selbst wer 20 Jahre treu und ergeben seinem Arbeitgeber Lebenszeit
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                                                                   geopfert hat, Überstunden erbracht und auf wertvolle Freizeit verzichtet
                                                                   hat, steht von heute auf morgen abgeschoben und arbeitslos vor plötz-
                                                                   lichen Problemen.
                                                                       Diese Beispiele zeigen: Es ist einseitig und gefährlich, ausschließlich
                                                                   auf eine abhängige Beschäftigung zu setzen. Sie sind es sich selbst und
                                                                   Ihrer Familie schuldig, Ihre wirtschaftliche Existenz auf mehr als einem
                                                                   Standbein aufzubauen. Wer wirklich sicher sein möchte, muss als Ziel
                                                                   haben, nie wieder Lebenszeit 1 : 1 gegen Stundenlohn einzutauschen.
                                                                       Erst dann sind Sie unabhängig und frei – und wenn einer von vier
                                                                   oder fünf Einkommensströmen versiegt, gibt es halt noch drei oder vier
                                                                   andere.

                                                                        Eine gute Idee kann mehr wert sein als
                                                                            ein ganzes Leben harter Arbeit
                                                                   Am Anfang aber steht die Frage: Was sind Ihre Leidenschaften und Le-
                                                                   bensziele – und warum? Denn Ihre eigenen guten Ideen können viel
                                                                   mehr wert sein als ein ganzes Leben voller Stundenlohn und harter Ar-
                                                                   beit.

                                                                                                       10
Wenn Sie nicht für Ihre eigenen Ziele arbeiten

    Deutschland ist ziemlich arm an Rohstoffen – und ist dennoch eines
der reichsten Länder der Erde.
    Wie kommt das? Viel wertvoller als Rohstoffe sind die Ideen: Daher
heißt unser Zeitalter eben »Wissenszeitalter« oder »Informationszeit-
alter«. Menschen zahlen am meisten für Wissen, Informationen und
Ideen: Die wertvollsten Unternehmen der Welt sind heute Microsoft,
Facebook und Google.
    Und keine dieser Firmen hat riesige Fabriken, Grundstücke, Zugriff

                                                                            2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
auf Rohstoffe, veredelt Stahl oder Öl oder stellt physische Produkte her:

                                                                            © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
Die wertvollsten Unternehmen der Welt sind immateriell und auf der
Basis reiner Ideen gegründet.
    Weil aber Ideen jedem zur Verfügung stehen, hat das die Möglich-
keiten, ein eigenes Business auf die Beine zu stellen, auch in Deutsch-

                                                                            Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
land deutlich demokratisiert. Es geht heute nur darum, seine eigenen
Ideen und vor allem seine Leidenschaft, die in jedem Menschen steckt,
freizulegen. Es ist kein Stahlwerk mehr nötig, um den eigenen Visionen
zu folgen und der eigenen gestalterischen Kraft Ausdruck zu verleihen.

       Was sind denn die Alternativen zum
                 Stundenlohn?
Was könnten Sie tun, um auf der Basis einer guten Idee der Stunden-
lohn-Falle zu entkommen? Sie könnten sich mit der eigenen Idee selbst-
ständig machen und werden damit zu Ihrem eigenen Arbeitgeber. Im-
merhin: Wenn Sie klein starten und zum Beispiel zu Beginn nur zehn
Kunden haben und einer davon Ihnen wegbricht, bleiben Ihnen 90 Pro-
zent Ihres Einkommens erhalten.
    Diesen Weg gehen die meisten, die sich selbstständig machen – denn
es liegt doch auf der Hand: Wer vorher angestellter Arzt im Kranken-
haus war, lässt sich in der eigenen Praxis nieder; wer gegen Stunden-
lohn im festen Arbeitsverhältnis als Grafiker beschäftigt war, macht sich
ebenso als »Solopreneur«, Einzel-Selbstständiger also, unabhängig. Und

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Raus aus dem Stundenlohn

                                                                   wer vorher Restaurantfachkraft war zum Mindestlohn oder Koch, grün-
                                                                   det eben sein eigenes Restaurant.
                                                                       Allerdings hat auch dieser klassische Weg der Selbstständigkeit seine
                                                                   Tücken: Meist arbeiten Selbstständige viel länger und härter als Ange-
                                                                   stellte und schaffen es kaum, sich eine gute Finanzrücklage für schlechte
                                                                   Zeiten aufzubauen. Wer also als Selbstständiger 60 statt 37,5 Stunden
                                                                   pro Woche arbeitet und am Ende des Monats nur ein bisschen mehr
                                                                   verdient als der Angestellte, steckt ebenso in der Stundenlohn-Falle.
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                                                                       Viel wesentlicher sind aber zwei zentrale Nachteile, die Sie als Selbst-
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                                                                   ständiger haben:

                                                                   1. Wenn Sie sich selbstständig machen, geben Sie die Vorteile des fes-
                                                                      ten Arbeitsverhältnisses auf. Die gibt es durchaus: Planbares Ein-
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                                                                      kommen, Urlaub, Arbeitslosen- und Rentenversicherung – das ist
                                                                      ein attraktives Pauschalpaket!
                                                                   2. Sie brauchen für die allermeisten Gründungen Eigenkapital oder
                                                                      müssen sich verschulden: Ein Restaurant zu gründen kostet nun
                                                                      mal 100 000 Euro, und auch Freiberufler wie Innenarchitekten oder
                                                                      Grafiker brauchen halbwegs repräsentative Büroräume – von Mitar-
                                                                      beitern mal ganz zu schweigen.

                                                                        Der »unperfekte Selfmade-Job« auf der
                                                                         Basis Ihrer größten Leidenschaft löst
                                                                                     das Problem
                                                                   Das Beste beider Welten – die der Angestellten und die der Selbststän-
                                                                   digen – verklammert dieses Buch miteinander. Und das ist zugleich die
                                                                   Idee dieses Buchs: Bauen Sie sich Ihr eigenes »unperfektes Business«
                                                                   auf, das wir auch den »Selfmade-Job« nennen:

                                                                   1. Das unperfekte Business ist wie eine Banane: Es kommt noch grün,
                                                                      unausgereift also, zum Kunden und reift dann dort. So können Sie
                                                                      auf kleiner Flamme testen, ob Ihre Idee tragfähig ist. Das klingt

                                                                                                       12
Wenn Sie nicht für Ihre eigenen Ziele arbeiten

   unprofessionell? Die wirklich großen Unternehmen sind genau so
   entstanden: Das erste Daimler-Auto blieb ständig liegen, Microsofts
   Windows machte sich in den Anfangszeiten zum Gespött durch re-
   gelmäßige Abstürze – und die ersten iPhone-Handykameras waren
   für ernsthafte Fotos viel zu pixelig. Dennoch wurden aus ihnen die
   erfolgreichsten Konzerne der Welt.
2. Das unperfekte Business verbindet Ihre größte Leidenschaft mit
   Geld. Dazu nehmen Sie Ihre angenehmste Freizeitbeschäftigung,

                                                                           2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
   zum Beispiel das Reiten, und erweitern sie um einen Nebenerwerb,

                                                                           © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
   zum Beispiel eine Reitschule oder Pferdetherapie für Manager.
3. Das unperfekte Business ist risikofern: Sie brauchen für den Start
   kaum Eigenkapital; im Idealfall starten Sie mit einem digitalen Busi-
   ness. Das könnte eine Online-Version Ihrer Reitschule sein oder

                                                                           Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
   eine Pferdetherapie-App.
4. Sie können Ihr eigenes unperfektes Business zunächst risikoavers
   ausprobieren, ohne Ihren fixen Job zu kündigen – zum Beispiel in
   der Zeit, in der Sie abends Ihre Zeit mit Netflix verbringen. Wenn
   es funktioniert, kann daraus etwas wirklich Großes werden. Frühes-
   tens dann ist die Zeit gekommen, das feste Arbeitsverhältnis und
   damit den Stundenlohn an den Nagel zu hängen.

Aber ist der Aufbau eines eigenen Business nicht sehr aufwendig, so
aufwendig wie beispielsweise der Bau eines Kreuzfahrtschiffes?
    Ein Kreuzfahrtschiff wird durch Megawerften, große Unternehmen
also mit Tausenden von Mitarbeitern, entwickelt und gebaut und ist der
Inbegriff von Perfektion und Luxus. Jahrelange Planung geht dem noch
viel länger dauernden Bau voraus, bis das Schiff endlich schwimmt.
Nicht zu vergessen: Der Bau eines solchen Ozeanriesen kostet Millio-
nen von Euros. So planen und denken Großkonzerne ihre Produkte.
    Ihr unperfekter Selfmade-Job ist dagegen mit dem Bau eines selbst
hergestellten Freizeitkanus zu vergleichen: Ihr Mini-Boot trägt kaum
mehr als eine Handvoll Passagiere und auch das eher schlecht als recht;
es wirkt insgesamt lächerlich im Vergleich zum Kreuzfahrtschiff.

                                     13
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                       Scheint das Kreuzfahrtschiff Ihrem Kanu in fast allen Belangen
                                                                   überlegen, so hat Ihr Kanu doch einige Vorteile:
                                                                       Ihr äußerst simpel konstruiertes Schiff kann innerhalb kürzester
                                                                   Zeit gebaut werden und seinen Stapellauf erleben: Es schwimmt sofort,
                                                                   ganz ohne Ingenieure! Die Schwimmfähigkeit können Sie bereits nach
                                                                   ein paar Tagen erproben, ebenso wie die Möglichkeit, damit ein oder
                                                                   zwei Passagiere oder Waren übers Meer zu transportieren. Komplizier-
                                                                   te Berechnungen wie für die Konstruktion eines Kreuzfahrtschiffs gibt
2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München

                                                                   es nicht, und der Bau ist dazu risikofrei und kostet nur etwas Freizeit
© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)

                                                                   in den Abendstunden und ein wenig Baumaterial. Die Gesamtkosten?
                                                                   Nicht mehr als für ein Abendessen in einem schicken Restaurant.
                                                                       Nur bei Erfolg bauen Sie Ihr Kanu dann Stück für Stück aus, machen
                                                                   es tragfähiger, luxuriöser und beständiger gegen die stürmische See.
Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de

                                                                   Und wenn es nicht schwimmt? Dann haben Sie sich solide Kenntnisse
                                                                   über den Bootsbau angeeignet und bauen sich eben ein neues Kanu.
                                                                       Ganz ähnlich sollten Sie Ihr eigenes Selfmade-Miniatur-Business
                                                                   denken.

                                                                     Fallbeispiel 1: vom angestellten Pressechef zum Solo-
                                                                     Unternehmer
                                                                     Joschi Haunsperger arbeitete über 20 Jahre als angestellter Presse-
                                                                     sprecher einer mittelständischen Klinikkette mit über 3000 Beschäf-
                                                                     tigten und bezog dort ein solides, gutes Gehalt.
                                                                     Im Laufe der Zeit merkte er jedoch, dass er als angestellter Presse-
                                                                     sprecher, wenngleich er in leitender Position tätig war, kaum eigene
                                                                     Entscheidungen treffen konnte, und begann, sich unfrei zu fühlen.
                                                                     Und so reifte sein Entschluss, sich zunächst nebenher im Internet
                                                                     selbstständig zu machen und dort seine ersten Selfmade-Job-Geh-
                                                                     versuche zu unternehmen, ohne auf den sicheren Hafen des Klinik-
                                                                     Jobs zu verzichten.
                                                                     Aufgrund dieser Erfahrungen schuf sich Joschi Haunsperger Stück
                                                                     für Stück ein zweites Standbein im Internet, das ihm nicht nur Spaß
                                                                     machte, sondern ihm monatlich gutes Geld einbrachte.

                                                                                                     14
Wenn Sie nicht für Ihre eigenen Ziele arbeiten

Vor einigen Jahren war es dann so weit, und er hat seinen Traum
verwirklicht: Den festen Job hat Joschi Haunsperger nach 20 Jahren
Festanstellung an den Nagel gehängt, denn sein Selfmade-Job trug
sich mittlerweile sehr gut.
Heute ist er Seminarveranstalter des Online-Marketing-Kongresses,
kurz OMKO. Diese Live-Veranstaltung findet jährlich mit 500 Teil-
nehmern im außergewöhnlichen Ambiente des »Oldtimer-Hotels« in
Ingolstadt statt, und rund um diese Veranstaltung hat er sich ein

                                                                      2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
ganzes Produktuniversum, vieles davon digital, geschaffen.

                                                                      © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
Fallbeispiel 2: von der fest angestellten Kosmetikerin zur
Unternehmerin

                                                                      Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
Dass es auch Erfolgsgeschichten im großen Maßstab gibt, zeigt das
Beispiel von Huda Kattan, die einen festen Job als Kosmetikerin bei
Revlon hatte. Dabei gelang es ihr, berühmte Persönlichkeiten zu ih-
ren Kunden zu machen. Etwas später setzte sie auf den Rat ihrer
Schwester hin einen Online-Kurs auf und gab dort Schminktipps so-
wie Tutorials.
Auf der Basis dieses »Nebenjobs« gründete Huda Kattan dann ihre
eigene kleine Produktlinie und vertrieb diese zunächst nur an ihre
Tutorial-Kunden.
Was dann folgte, ist eine Märchengeschichte: Ihre Produktlinie »Se-
phora« ist mittlerweile ein Konzern. 2019 hatte Kattan ein Vermögen
von über 600 Millionen Dollar erreicht. Bei Instagram hat sie 2020
rund 47,7 Millionen Menschen mit ihrem Kanal »Huda Beauty« er-
reichen können.2
Selbstverständlich ist diese Erfolgsstory ein Ausnahmefall, aber
sie zeigt, was aus einer kleinen Nebentätigkeit heraus entstehen
kann.

                                   15
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                        Wertbasiert statt zeitbasiert: Dann sind
                                                                         Sie raus aus der Stundenlohn-Falle!
                                                                   Damit das unperfekte Business funktioniert, muss das Buch zunächst
                                                                   den Widerspruch zwischen zeit- und wertbasiertem Arbeiten auflösen;
                                                                   das ist ein wesentlicher Inhalt dieses Buchs.
                                                                       Wer das nicht versteht, bleibt ewig in der Stundenlohn-Falle stecken,
                                                                   in der er Zeit 1 : 1 gegen Geld eintauscht. Hier ein Beispiel: Einen na-
2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München

                                                                   gelneuen Golf kaufen Sie als »Komplettpaket« zum Beispiel für 28 000
© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)

                                                                   Euro. Das wäre wertbasiert – wenn Sie den Wagen für diesen Preis kau-
                                                                   fen, ist er es Ihnen wert.
                                                                       Kein Autohersteller käme ernsthaft auf die Idee, auf die Rechnung
                                                                   zu schreiben: 12 000 Euro Lohn für Fließbandarbeiter zum Zusammen-
Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de

                                                                   bauen, 3000 Euro Lohn für Konstruktionsingenieur, 3000 Euro Ver-
                                                                   käuferprovision, 10 000 Euro Bauteile – macht in Summe 28 000 Euro
                                                                   Autokaufpreis.
                                                                       Genau diesen Fehler machen Angestellte und auch Selbstständige,
                                                                   wenn sie an ihren Stundenlohn ein Preisetikett anheften: »40 Euro für
                                                                   1 Stunde Physiotherapie« oder »90 Euro Stundenhonorar als Ehethera-
                                                                   peut«. Das wäre zeitbasiertes Arbeiten.
                                                                       Besser wäre: »Komplettpaket Rückenschmerzfrei: 5000 Euro«. Oder:
                                                                   »Premium-All-Inclusive: Endlich wieder glücklich als Paar: 12 000 Euro«.
                                                                   Hier zahlt der Kunde nicht für die Zeit, sondern für den reinen Wert.
                                                                       Menschen zahlen am Ende immer nur den Wert: Drei Stunden Phy-
                                                                   siotherapie, die von Rückenschmerzen befreien, hinterlassen schließ-
                                                                   lich einen viel zufriedeneren Kunden als 15 Stunden Therapie, die den
                                                                   Rückenschmerz aber nicht beseitigen. Dass Sie als Anbieter im ersten
                                                                   Fall drei Mal und im zweiten Fall fünf Mal mehr Zeit einbringen, ist
                                                                   dem Kunden ebenso egal wie die Frage, ob der Zusammenbau des Golfs
                                                                   im obigen Beispiel 200 Arbeitsstunden durch einen Fließbandarbeiter
                                                                   benötigt hat – oder ob es ein Montageroboter in nur fünf Stunden ge-
                                                                   schafft hat: Der Kunde zahlt für das fertige Ergebnis.

                                                                                                      16
Wenn Sie nicht für Ihre eigenen Ziele arbeiten

   Diesen Fehler im System, zeit- und nicht wertbasiert abzurechnen,
müssen Sie zunächst für sich beheben, denn nur dann entkommen Sie
der Stundenlohn-Falle und haben zufriedene Kunden.
   Dann trennen Sie Ihre Stundenarbeit vom Wert für die Kunden.
Dieser Punkt ist eines der Schwerpunktthemen dieses Buchs.

             Angestellte sind unglücklich,

                                                                           2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
             Selbstständige sind glücklich

                                                                           © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
Sind Angestellte in der Summe wirklich unglücklicher als Selbstständi-
ge? In Kurzform: Ja, das lässt sich tatsächlich statistisch feststellen.
   Hier zunächst einige Zahlen zu Ihrer Orientierung – und übrigens

                                                                           Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
auch zu Ihrer Selbsteinschätzung:
• 30 Prozent der Haushalte in Deutschland können maximal wenige
   Wochen und Monate allein mithilfe ihres vorhandenen Vermögens fi-
   nanziell überbrücken, ohne staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen.3
• 36 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland bilden keine Rückla-
   gen und brauchen ihr Gehalt immer innerhalb eines Monats auf.4
• In dieser Gruppe gibt mehr als jeder Fünfte an, dass sich Geldsorgen
   auf die berufliche Leistung auswirken.5
• Fast jeder Vierte litt zudem in den vergangenen zwei Jahren unter
   Stress, Angstzuständen oder Depressionen.6
• Während im Einkommensbereich bis circa 2200 Euro die Angestell-
   ten zahlenmäßig und in Relation zu ihrer Verteilung dominieren,
   sind in der Einkommensklasse darüber die Selbstständigen häufiger
   anzutreffen. Selbstständige verdienen also im Schnitt besser als An-
   gestellte.7
• Knapp die Hälfte aller Festangestellten in Deutschland kann sich
   grundsätzlich vorstellen, als Freiberufler zu arbeiten.8
• Freelancer sind im Schnitt glücklicher als Angestellte.9

Die Sache ist also statistisch eindeutig: Selbstständige sind im Durch-
schnitt glücklicher als Angestellte. Das verwundert nach den bisheri-

                                     17
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                   gen Ausführungen kaum. Zudem verdienen sie im Schnitt besser als
                                                                   Angestellte und können mehr Rücklagen schaffen. Diese beiden Fak-
                                                                   toren bedingen sich sicherlich gegenseitig, und es ist erkennbar, dass
                                                                   viele Selbstständige ihr Potenzial in der Nutzung der verschiedenen Er-
                                                                   folgsfaktoren des unperfekten Business noch gar nicht optimiert haben
                                                                   – und sogar zu deutlich besseren Ergebnissen gelangen können. Auch
                                                                   darum geht es in diesem Buch.
                                                                       Allerdings: Es wird auch deutlich, dass die Bandbreite der Gehälter
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                                                                   bei Selbstständigen deutlich weiter gefasst werden muss; es besteht also
© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)

                                                                   durchaus die Gefahr, schlechter zu verdienen als im Angestelltenjob.
                                                                   Dennoch gilt im Schnitt: Wer ein eher geringes, aber dafür sicheres Ein-
                                                                   kommen sucht, der ist als Angestellter besser dran.
                                                                       Wer aber ein höheres Einkommen, mehr Freiheit bei der Gestaltung
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                                                                   seines Berufslebens und mehr Freude an der Arbeit sucht, der kann
                                                                   über die ersten Schritte in die Selbstständigkeit nachdenken: Die Prin-
                                                                   zipien des unperfekten Business verbinden das Beste aus beiden Welten.

                                                                               Selfmade-Job: Ist das rechtlich
                                                                                    überhaupt zulässig?
                                                                       Dürfen Sie denn neben Ihrer Festanstellung überhaupt einen Self-
                                                                   made-Job aufbauen? Und muss dem nicht Ihr Arbeitgeber zustimmen?
                                                                   Nein, muss er nicht.
                                                                       Friedrich Meyer, Fachanwalt und Professor für Arbeitsrecht in Pa-
                                                                   derborn, erklärt: »Wenn nichts dazu im Arbeitsvertrag steht, gibt es nur
                                                                   zwei Einschränkungen: Ich darf nicht für die Konkurrenz arbeiten, und
                                                                   der Nebenjob darf keine negativen Auswirkungen auf den Hauptberuf
                                                                   haben.«
                                                                       In manchen Arbeitsverträgen gibt es jedoch einen Passus über Ne-
                                                                   bentätigkeiten. Arbeitsrechtler Meyer führt aus: »Manchmal sogar ein
                                                                   Verbot, aber das ist unwirksam. Es geht den Arbeitgeber nämlich nichts
                                                                   an, was ich in meiner Freizeit mache.«10

                                                                                                     18
Wofür Sie der Markt wirklich bezahlt, ist nicht Ihre Arbeitszeit

                                                                             2.
                   Wofür Sie der Markt

                                                                                  2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
                                                                                  © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
               wirklich bezahlt, ist nicht
                         Ihre Arbeitszeit

                                                                                  Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
D     eutschland ist arm an Rohstoffen. Und die wenigen Rohstoffe, die
      es hierzulande gibt – jedenfalls wenn »Rohstoff« klassisch als In-
dustrierohstoff definiert ist –, sind nicht sonderlich begehrt. Deutsch-
land konnte mit dem Ruhrgebiet ab 1850 bis ungefähr in die 1960er-
Jahre erfolgreich in der industriellen Revolution und dem folgenden
Industriezeitalter mitmischen und auch nach dem Zweiten Weltkrieg
mit Kohle und Stahl ein Wirtschaftswunder entfachen.
   Aber diese Güter und die Wirtschaftsunternehmen, die an ihnen
hängen, sind heute in keiner guten Verfassung mehr: Stahl produzieren
heute andere Länder viel günstiger, und Kohle bekommt zunehmend
das Image des Klimakillers.
   Auffällig ist, dass Deutschland und einige andere Staaten wie Japan
oder die Schweiz, die ähnlich aufgestellt sind, trotzdem sehr gute Wirt-
schaftskenngrößen aufweisen und zu den reichsten Ländern der Welt
gehören. Das liegt daran, dass die Industrie und Rohstoffe, die auf Zü-
gen und Lkw transportiert werden, heute immer weniger bestimmend
sind für den wirtschaftlichen Erfolg. Im Zeitalter der Informationstech-
nologien gelten andere, flüchtigere Rohstoffe als wichtigster Grundstoff
des Wachstums: Ideen.

                                        19
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                       Ideen sind schon immer zeitlos gewesen, denn auch die Industrieim-
                                                                   perien der alten Zeit bauten nicht zuletzt auf unternehmerischen Ent-
                                                                   scheidungen, Innovationen und Verbesserungen auf. Daher ist es auch
                                                                   keine Renaissance der Ideen, die das Informationszeitalter antreibt,
                                                                   sondern eigentlich die konsequente Zuspitzung der Überzeugung, dass
                                                                   eine gute Idee, die umgesetzt wird, alles andere schlagen kann.
                                                                       Weil aber Ideen jedem zur Verfügung stehen, hat das die Möglich-
                                                                   keiten, ein eigenes Business auf die Beine zu stellen, auch in Deutsch-
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                                                                   land deutlich demokratisiert. Es geht heute nur darum, seine eigenen
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                                                                   Ideen und Kreativität freizulegen. Es ist kein Stahlwerk mehr nötig, um
                                                                   Visionen zu folgen und der eigenen gestalterischen Kraft Ausdruck zu
                                                                   verleihen.
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                                                                                 Vier Wege, den eigenen
                                                                               Lebensunterhalt zu verdienen
                                                                   Es gibt im Wesentlichen vier Wege, für seinen Lebensunterhalt zu sor-
                                                                   gen, die als Arbeit oder als Modelle des Gelderwerbs bezeichnet wer-
                                                                   den: Selbstständigkeit, ein Angestelltendasein, Unternehmertum sowie
                                                                   ein Leben als Investor.
                                                                       Daneben gibt es noch andere, teilweise sogar recht attraktiv wirken-
                                                                   de Möglichkeiten, genug Geld zur Verfügung zu haben, um das eigene
                                                                   Überleben zu sichern: Ein Leben als Erbe einer wohlhabenden Familie,
                                                                   ein Dasein als Fußballergattin mit Mode-Label im Nebenerwerb oder
                                                                   der kleine Selbstversorgerhof in der selbst gewählten Enklave gehören
                                                                   vielleicht dazu. Aber weil die vier erstgenannten den Großteil der Le-
                                                                   bensmodelle ausmachen, betrachten wir nur diese. Und weil es einen
                                                                   Erfolg in einem der anderen Bereiche braucht, um Investor zu werden,
                                                                   lassen wir auch diesen erst einmal außen vor.
                                                                       Es bleiben folglich drei Modelle übrig: Arbeiten als Angestellter,
                                                                   Selbstständiger und Unternehmer. Was unterscheidet diese Modelle,
                                                                   worin liegen die Vor- und Nachteile, und auf welchen Achsen können
                                                                   diese strukturell unterschieden werden?

                                                                                                     20
Wofür Sie der Markt wirklich bezahlt, ist nicht Ihre Arbeitszeit

    Die erste Achse: Angestellte arbeiten in den allermeisten Fällen in ir-
gendeiner Form zeitbasiert. Das bedeutet, dass in ihrem Arbeitsvertrag
mit der Firma, bei der sie angestellt sind, ein Stundenlohn fixiert wurde.
Das hat Vorteile – und ein paar Nachteile. Oft werden in einem Ange-
stelltenverhältnis eine Arbeitszeit und eine Summe vereinbart, die am
Ende des Monats auf das Konto des Angestellten überwiesen wird. Das
Bruttomonatsgehalt von Verkäuferinnen und Verkäufern im Einzelhan-
del beträgt beispielsweise auf Basis einer 38-Stunden-Woche ohne Son-

                                                                              2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
derzahlungen in Deutschland durchschnittlich 1890 Euro.11

                                                                              © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
  Bei 38 Stunden pro Woche hat ein Arbeitstag 7,6 Stunden. Zudem
  werden im Durchschnitt 21 Arbeitstage für einen Monat gerechnet,
  also hier 159,6 Stunden im Monat gearbeitet. 1890 Euro brutto

                                                                              Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
  dividiert durch 159,6 Stunden ergibt einen Stundenlohn von 11,84
  Euro.

Der mittlere Monatsverdienst dieser Verkäuferin beträgt also 1890
Euro, selbst wenn sie ihren Job überdurchschnittlich liebt oder sie sich
überdurchschnittlich engagiert. Das ergibt im Jahr 22 680 Euro und bei
den durchschnittlichen 42 Erwerbsjahren in Deutschland dann 952 560
Euro Lebensverdienst. Selbst wenn die Verkäuferin den Selbstversor-
gerhof hat und alles spart, wird sie so niemals im Leben 1 Million Euro
mit Erwerbsarbeit verdienen.
    Weiterhin steht dann im Arbeitsvertrag vermutlich, welche Aufga-
ben der oder die Angestellte für dieses Geld in der genannten Zeit zu
verrichten hat. Das ist genau der Punkt, an dem der Arbeitgeber dem
Arbeitnehmer vorgibt, welche Ziele er zu verfolgen hat. Das bedeutet
also: In der Zeit, die ein Angestellter im Betrieb verbringt, wird er be-
zahlt (be»lohn«t), die eigenen Ziele für 7,6 Stunden ein wenig zurückzu-
stellen und dafür dann die Ziele der Firma oder des Chefs zu verfolgen.
    Natürlich gibt es Traumjobs, in denen Angestellte auch den eigenen
Zielen nachgehen können, und es gibt Angestellte, die sich die Ziele ih-
rer Firma zu eigen machen. Aber das ist nicht der grundsätzliche Deal
und muss es ausdrücklich auch nicht sein. Angestellte können hochwer-

                                        21
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                   tig arbeiten, ohne ihre eigenen Ziele dabei zu verfolgen. Das erfordert
                                                                   höchstens Disziplin: Ein angestellter Handwerker beispielsweise wird in
                                                                   hoher Qualität seinem Handwerk nachgehen.
                                                                       Doch es ist längst nicht alles kritisch oder gar schlecht am Angestellten-
                                                                   dasein. Einem Angestellten werden unter Umständen Überstunden vergü-
                                                                   tet oder ein 13. Monatsgehalt gezahlt, bei manchen Unternehmen sogar
                                                                   eine Prämie, wenn das Geschäftsjahr für die Firma besonders gut lief.
                                                                       Porsche hat beispielsweise seinen Mitarbeitern im Jahr 2018 eine
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                                                                   sogenannte »freiwillige Sonderzahlung« in Höhe von 9700 Euro brutto
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                                                                   gezahlt, weil Porsche so gut Autos gebaut und verkauft hatte.
                                                                       Zudem hat der Arbeitnehmer in Deutschland Anrecht auf eine an-
                                                                   teilige Übernahme der Sozialbeiträge durch den Arbeitgeber, auf Ur-
                                                                   laubstage und notwendige Arbeitsmittel, Schutzausrüstung und Über-
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                                                                   stundenausgleich. Wenn Angestellte krank werden, dann zahlt die
                                                                   Firma den Lohn weiter – und wenn sie das nach einer bestimmten Zeit
                                                                   nicht mehr tun muss, dann übernimmt sogar der Staat noch einen Teil
                                                                   dieser Zahlungen.
                                                                       Alle nun genannten angenehmen Begleiterscheinungen sind nur ein
                                                                   kleiner Teil des übergeordneten Deals, dass Angestellte nur zu einem
                                                                   geringen Teil das betriebswirtschaftliche Risiko der Unternehmung
                                                                   tragen, für die sie arbeiten, was ein großer Vorteil dieser Rolle im Be-
                                                                   rufsleben ist: Eine Wirtschaftskrise etwa betrifft zuerst die Firma oder
                                                                   den Unternehmer, während der Arbeitnehmer tatsächlich eine Weile
                                                                   geschützt ist, zum Beispiel durch Kündigungsfristen oder Kurzarbeits-
                                                                   regelungen, bei denen der Staat einen Teil der Bezüge zahlt.
                                                                       Auch wenn Porsche mal schlechter Autos verkauft, wird der Lohn
                                                                   der Angestellten nicht automatisch reduziert – die Prämie mag wegfal-
                                                                   len und einige mögen um ihren Job bangen, aber sicher nicht in jeder
                                                                   kleinen Rezession. Gleichzeitig wird dem Angestellten das Arbeitsver-
                                                                   hältnis als sogenannter »abhängig Angestellter« auch dadurch versüßt,
                                                                   dass ein Kündigungsschutz selbst dann vor der unmittelbaren wirt-
                                                                   schaftlichen Schwierigkeit schützt, wenn der Unternehmer und seine
                                                                   Firma in wirtschaftliche Schieflage geraten, was jederzeit geschehen
                                                                   kann – verschuldet oder unverschuldet.

                                                                                                        22
Wofür Sie der Markt wirklich bezahlt, ist nicht Ihre Arbeitszeit

    Der Stundenlohn und die weiteren Sicherheiten sind dabei recht fest
verankert. So kann weder der Arbeitgeber einfach den Lohn reduzie-
ren, wenn der Arbeitnehmer mal nachweislich oder gefühlt langsamer
gearbeitet hat oder die Verkäufe der Firma schwächeln, noch kann der
Arbeitnehmer einen Zuwachs seiner Produktivität einfach in einen hö-
heren Stundenlohn ummünzen. Angestellte Ärzte etwa, die einen Fach-
arzttitel führen, müssen regelmäßig Fortbildungen besuchen und dort
»Punkte« sammeln, nur damit sie ihre Facharztbezeichnung weiterhin

                                                                             2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
führen dürfen. Bekommen sie deshalb, auch bei steigender Expertise,

                                                                             © des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)
mehr Gehalt von ihrem Chef? Meistens nicht.
    Angestellte führen in der Summe ein relativ risikoloses Leben, von
dessen Parametern viele Selbstständige träumen: ein kalkulierbares, fes-
tes Einkommen; eventuelle Schwankungen der Wirtschaftssituation des

                                                                             Nähere Informationen unter: http://www.m-vg.de
Unternehmens berühren zunächst nicht das Haushaltseinkommen der
Angestellten, und auch persönliche Risiken werden im Sozialstaat mit
seinen sehr arbeitnehmerfreundlichen Rechten gut abgefedert. Dafür
ist die Rendite für den Arbeitnehmer in Bezug auf Lohn und die Errei-
chung eigener Ziele aber zumeist ziemlich gedeckelt.
    Angestellte, so könnte man es zuspitzen, verkaufen ihrer Firma oder
ihrem Chef ihre Lebenszeit zu einem festgelegten Kurs, der dafür auch
in guten wie in schlechten Zeiten nicht erheblich an den Unterneh-
menserfolg gebunden ist.
    Angestellte arbeiten zeitbasiert. Und sie arbeiten zugleich für die
Ziele anderer. Dieser Deal ist für beide Seiten ein Geben-und-Nehmen-
Geschäft und, sofern sich beide Seiten sich dabei fair behandelt fühlen,
nicht im Geringsten zu beanstanden.

     Unternehmen sammeln Wissen in ihren
                Mitarbeitern
Viele Menschen empfinden es als Erleichterung, nach 17:00 Uhr nicht
mehr an die Ziele ihrer Arbeit denken zu müssen. Sie finden dennoch
Anerkennung für ihr in die Arbeit eingebrachtes Wissen. Und gleich-

                                        23
Raus aus dem Stundenlohn

                                                                   zeitig hat dieses Verhältnis auch für die meisten Firmen große Vorteile,
                                                                   denn Angestellte sind in aller Regel Spezialisten in ihrem Fach. Sie ha-
                                                                   ben sich lange mit einer speziellen Funktion im Unternehmen ausein-
                                                                   andergesetzt: mit Controlling, Buchhaltung oder Produktion, als Fach-
                                                                   verkäuferin oder Fachspezialist.
                                                                        Damit gelingt es den Firmen, die fluiden Rohstoffe Ideen, Wissen
                                                                   und Engagement im Unternehmen zu binden.
                                                                        Angestellte, die eine Weile in einem Job arbeiten, im Unternehmen
2021 by FinanzBuch-Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München

                                                                   vielleicht bereits ihre Ausbildung abgeschlossen haben und über Be-
© des Titels »Raus aus dem Stundenlohn« (ISBN 978-3-95972-424-1)

                                                                   rufserfahrung verfügen, haben in aller Regel in ihrem Beruf sehr viel
                                                                   Fachkenntnisse erworben.
                                                                        Wer sich nur hinreichend lange mit einer Sache beschäftigt, erreicht
                                                                   dort unausweichlich eine gewisse Expertise. Nicht jeder mag zur Meis-
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                                                                   terschaft in diesem Bereich gelangen, aber wenn sich Leidenschaft und
                                                                   längerfristige Auseinandersetzung mit einem Thema kombinieren,
                                                                   dann wird der, der in dieser Materie zu Hause ist, zu einem Spezialisten.
                                                                        Angestellte können ihre persönliche Situation jedoch immer reflek-
                                                                   tieren: Ermöglicht die Bindung ihres Wissens an das Unternehmen, die-
                                                                   ses Wissen gleichzeitig mit ihrer Leidenschaft und ihrer persönlichen
                                                                   Entwicklung so zu koppeln, dass es ihnen die Verwirklichung ihrer Zie-
                                                                   le im beruflichen Umfeld erlaubt? Bietet ihnen also ihr Job die Bühne
                                                                   ihrer Leidenschaft? Wer das für sich bejahen kann, ist auch im Festan-
                                                                   gestelltenverhältnis zufrieden und glücklich.
                                                                        Dabei muss im Übrigen in einem Angestelltenjob genauso wenig
                                                                   wie in einer Selbstständigkeit Leidenschaft eine größere Rolle spielen –
                                                                   viele Angestellte sind zufrieden in ihrem Beruf, ohne eine allzu große
                                                                   Leidenschaft empfinden zu müssen.
                                                                        Neben Zeit bringen Angestellte laut Arbeitsvertrag ein mehr oder
                                                                   minder explizit vertraglich bestimmtes Wissen in das Angestelltenver-
                                                                   hältnis ein. Leidenschaft steht dafür selten im Vertrag, nicht einmal im
                                                                   Kleingedruckten. Daher sind grundsätzlich zwei Szenarien möglich,
                                                                   wie sich die Leidenschaft zum Job verhält: Das erste denkbare Szenario
                                                                   ist, dass Angestellte ihren Job ausüben, obwohl er nicht ihrer Leiden-
                                                                   schaft entspricht oder sogar eine Form der Selbstverwirklichung bedeu-

                                                                                                      24
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