Substanzkonsum in Fußballfanszenen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung - Prof. Dr. Daniel Deimel Nationale Konferenz Nightlife und ...
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Substanzkonsum in Fußballfanszenen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Prof. Dr. Daniel Deimel Nationale Konferenz Nightlife und Freizeitdrogenkonsum 2019 Luzern, 24.01.2019
Gliederung Gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs Fußball-Fanszenen Projekt „Rauschzustände“ Fragestellung Methodik Soziodemographie Deskriptive & multivariate Ergebnisse Limitationen Ausblick
Fankultur 1 3 2 Bilder 1: timo0711.blogspot.de / Faszination Fankurve 2: Unterwegs in Sachen Fussball - www.uisf.de / Faszination Fankurve 3: Ev Röhm / Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 4.0
Fangewalt 24.02.2015: Borussia Mönchengladbach – 1. FC Köln Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=f-4rc9EY-fs
Gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs Mehr als 7 Millionen Menschen sind in Deutschland Mitglied in einem Fußballverein. DFB 2017a In der Saison 2016/2017 besuchten mehr als 12,7 Millionen Menschen die Spiele der Bundesliga. DFB 2017b Das Finale der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland verfolgten weltweit mehr als 1,12 Milliarde Menschen. FIFA 2018
Fußball-Fans & Fanszenen Heterogen; Dynamisch; Unterliegt Veränderungen Typologie der Fans (Pilz 2005) Konsumorientiert Fußballzentriert Erlebnisorientiert Einteilung der Fanszene in: Kuttenfans, Ultras und Hooligans. Als weitere Gruppe: sogenannte „Allesfahrer“.
Fußball-Fanszenen Konfliktfelder in und um Fanszenen Gewaltphänomene Rassismus / Rechtsextremismus Homophobie Genderaspekte Aus Sicht der Fanszene Kommerzialisierung des Fußballs Mitsprache & Dialog Repression/Stadionverbote
Fußball-Fanszenen: Daten der Polizeibehörden Typologie der Fans: Kategorie A = der friedliche Fan Kategorie B = der gewaltbereite/-geneigte Fan Kategorie C = der gewaltsuchende Fan Saison 2016/2017: 13.633 Personen in Kategorie B & C und 1.441 Körperverletzungen. ZIS 2018 Datei „Gewalttäter Sport“: 13.000 erfasste Personen (Stand 12/2013) Polizei NRW 2018
Fußball-Fanszenen Hooligans Ursprünge in den 1980er Jahre in Großbritannien. Männlich geprägte Subgruppe, die unabhängig vom Verlauf des Fußballspiels die tätliche Auseinandersetzung mit Fans anderer Vereine sucht. Bliesener 2009 „[Sie] rekrutieren sich aus allen Sozialschichten, unter ihnen befinden sich viele Abiturienten, Studenten, Menschen in guten beruflichen Positionen, Akademiker. Hooligans haben entsprechend meist zwei Identitäten: eine bürgerliche Alltagsidentität und eben ihre sub- bzw. jugendkulturelle Hooliganidentität“. Pilz 2006b
Fußball-Fanszenen Hooligans Teilweise offen für rechtsradikale Ideologien oder rechtsextremen Szenen. Sehr gut organisiert und vernetzt; Drittortauseinandersetzungen – Dunkelfeld. Professionalisierung durch Kampfsport; Mixed Martial Arts. Claus 2017
Fußball-Fanszenen Ultras Nach italienischem Vorbild organisieren sich junge, meist männliche Fans in Ultra-Gruppierungen. Sommerey 2013 Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Mannschaft durch Aktionen im Stadion, z. B. durch aufwendige Choreographien, Spruchbänder und Gesänge zu unterstützen. Sie sind ehrenamtlich in der Fanszene aktiv, fordern eine Mitsprache in den Vereinsstrukturen ein und setzen sich kritisch mit der Kommerzialisierung des Fußballs auseinander. Gabriel & Groll 2013
Fußball-Fanszenen Ultras Schätzungen: 5.000-10.000 Ultras in Deutschland. Alter: 16-25 Jahre. Hitzer & Niederbecher 2010 Problematisch: Keine ausnahmslose Distanzierung von Gewalt. Pilz 2006a
Arbeitsmodell: Typologie der Fanszene Aktive Fanszene Hooligans Gewaltaffinität Ultras Alles- Kutten fahrer Fußball- Konsumenten Kategorie A Kategorie B Kategorie C Typologie unterschiedlicher Fangruppierungen (eigene Darstellung)
Projekt Rauschzustände: Fragestellungen Welche Drogenerfahrungen benennen Fans, insbesondere aus der Ultra- und Hooligan-Bewegung? Welche Bedeutung spielt der Drogenkonsum im Kontext von gewalttätigen Auseinandersetzungen? Welche Faktoren bedingen den Substanzkonsum in Fanszenen? Welche Ansätze für die Beratungs- und Präventionsarbeit in den Fanprojekten können hieraus abgeleitet werden?
Projekt Rauschzustände: Methodik Sequentieller Mixed-Methods-Ansatz Experteninterviews Tiefeninterviews Quantitative Onlinebefragung SozialarbeiterInnen Fans aus der aktiven Fans aus der aktiven aus den Fanszene; Fanszene Fanprojekten insbesondere Ultras & Hooligans N=6 N=6 N = 783 Fanprojekte der 1., 2. Fans aus der Ultra- Fans aus der aktiven und 3. Liga Szene Fanszene
Projekt Rauschzustände: Methodik Onlinebefragung Fragebogen: Gewalterleben und Gewaltausübung Delikte und Verurteilungen Konsums legaler und illegaler Substanzen der psychischen und körperlichen Gesundheit Persönlichkeitseigenschaften (Big Five) Hilfebedarfs in zentralen Lebensbereichen Akquise der TN via Szene-Typischer Online-Foren. Datenerhebung: Januar-März 2018 (41 Tage) Auswertung via SPSS 22
Projekt Rauschzustände: Soziodemographie Soziodemographie N = 783 90 % Männer Ø 27 Jahre (16-70 Jahre) Schulbildung Schulabschluss n % Hauptschulabschluss 55 7,0 Fachoberschulreife / Realschulabschluss 167 21,3 Fachhochschulreife / Fachabitur 130 16,6 Hochschulreife / Abitur 422 53,9 Keinen Schulabschluss 4 0,5
Projekt Rauschzustände: Fan-Selbstverständnis Fan-Gruppierung / Typ (n = 779) n % Ultra 315 40,2 Hooligan 40 5,1 Stadiongänger 254 32,4 Allesfahrer 97 12,4 Kutte 5 0,6 Andere Selbstdefinition 68 8,7
Projekt Rauschzustände: Substanzkonsum 30-Tage Prävalenz Drogenaffinitätsstudie BZgA 2015* Geschlecht: männlich Fußballfans (n = 783) Alter: 18-25 Jahre Substanz n % 30-Tage Prävalenz % Alkohol 698 89,1 Alkohol 79 Nikotin 416 53,1 Nikotin 33 Cannabis 234 29,9 Cannabis 7,9 Kokain 100 12,8 Amphetamin 81 10,3 12-Monats Prävalenz Ecstasy 46 5,9 Kokain 1,8 Ketamin 11 1,4 Amphetamin 2,5 Stereoide 11 1,4 Ecstasy 3,1 Methamphetamin 9 1,1 Methamphetamin 0,7 Orth, B. (2016). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015. Rauchen, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: BZgA.
Projekt Rauschzustände: Glückspiel 30-Tage Prävalenz Glückspiel Fußballfans (n = 783) Glückspiel n % Sportwetten 203 25,9 Automatenglückspiel 142 18,1 Lotto 108 13,8 Casino 27 3,4
Projekt Rauschzustände: Ergebnisse Opfer von Gewalt: 59,5% Gewalttaten im Fußballkontext Gewalttäter: 61,9% 90 81.1 80 70 60 54.8 49.2 47.8 50 38.3 40 30 21.2 20 10 0 Sicherheitsdienst andere Fans Polizei auseinandersetzung Beleidigungen Sachbeschädigung Drittort- Körperliche Auseinandersetzung N = 783; Angaben in Prozent
Projekt Rauschzustände: Ergebnisse Verurteilungen: 26,1% Verurteilungen im Fußballkontext 18 16.1 15.6 16 14 12 10 8 7.3 6 3.8 4 2 1.5 2 0 N = 783; Angaben in Prozent
Projekt Rauschzustände: Ergebnisse Hilfebedarf: 42,8% Psychosozialer Hilfebedarf 18 16.1 16 14 12.8 12.8 12 11.4 10.6 10.5 10 8 6 4.1 4 2 0 N = 783; Angaben in Prozent
Projekt Rauschzustände: Ergebnisse Ausgewählte Prädiktoren für Gewalttäter (n = 702) Variablen OR 95% Konfidenzintervall für OR Unterer Oberer Alter 0,987 0,964 1,01 Haupt-/Realschule 2,346*** 1,59 3,462 Migration 2,197 1,06 4,553 Opfer von Gewalt 2,4*** 1,682 3,424 Konsum illegaler Substanzen im Vormonat 3,758*** 2,25 6,277 Neurotiszismus 1,557*** 1,247 1,943 Offenheit 0,767* 0,634 0,929 Verträglichkeit 0,673** 0,535 0,846 Aggressionsindex 1,917*** 1,544 2,379 * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001 R-Quadrat Nagelkerke: .317
Projekt Rauschzustände: Ausblick Zugang zur Szene: Soziale Arbeit in Fanprojekten Bedarfe Repressionsfreier Raum für Beratung und Unterstützung Diskussion in der Szene über Substanzkonsum Zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategien Niedrigschwellige Beratungsangebote Harm Reduction/Schadensminderung – Gewaltreduktion
Projekt Rauschzustände: Limitationen Limitierende Faktoren Stichprobengenerierung und Repräsentativität. Gelegenheitsstichprobe, welche durch Internetforen generiert wurde. Hard to reach-Population
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Prof. Dr. Daniel Deimel Katholische Hochschule NRW Abteilung Aachen Robert-Schuman-Str. 25 52066 Aachen E-Mail: d.deimel@katho-nrw.de
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