Suizidalität in der Onkologie - Herausforderung und Chance
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Suizidalität in der Onkologie Herausforderung und Chance Dr. rer. med. Psych. Bianca Senf, Dr. phil. Jens Fettel, Dr. med. Christiane Gog, M.Sc., PD Dr. med. Monika Keller, Paula Maiwurm Foto: © freshidea – stock.adobe.com Einleitung Zahl onkologischer Patienten, die sich sui- wie belastet sie sich fühlen und welcher zidieren, ist im Vergleich zur nicht er- Fortbildungsbedarf besteht. Herr M. lag mit der Diagnose einer Leukä- krankten Bevölkerung signifikant erhöht. mie auf der onkologischen Station eines Dabei liegt die Dunkelziffer, wie bei Suizi- Die Krebsdiagnose Krankenhauses. Er war gerade 72 Jahre alt den allgemein, vermutlich deutlich über als kritisches Lebensereignis geworden und seit 50 Jahren glücklich den amtlichen Zahlen. verheiratet. Die Leukämie sei gut behan- Eine onkologische Erkrankung kann in al- Die Diagnose Krebs trifft Betroffene oft delbar, erfuhr der Patient vom behandeln- len Phasen der Erkrankung und Behand- überraschend und ist massiv lebensverän- den Onkologen. Die gesunde und sehr lung in einer suizidalen Krise münden und dernd und häufig sehr herausfordernd. rüstige Ehefrau zeigte sich zuversichtlich so können behandelnde Ärzte während al- „Wozu das alles noch? Mein Alltag besteht und unterstützend. Der Patient selbst ler Behandlungsphasen, auch nach Ab- nur noch aus Einschränkungen und wirkte freundlich, zurückhaltend und für schluss der akuten Behandlung, mit vagen Schmerzen! Ich kann einfach nicht mehr! das Personal eher auffällig „unauffällig“ bis konkreten Suizidgedanken, Suizidver- Das macht doch alles keinen Sinn!“ und sehr ruhig. Nach dem letzten Rund- suchen, Suizidhandlungen und dem Diese und ähnliche Patientenaussagen gang der Nachtschwester suizidierte sich Wunsch nach Sterbehilfe konfrontiert sind häufig. Sie verdeutlichen, dass eine Herr M., indem er sich die Pulsadern auf- werden. Welche Faktoren beeinflussen Krebserkrankung viele Patienten, aber schnitt. Er wurde von einem Mitpatienten das Suizidrisiko bei Krebspatienten? Wel- auch ihr Umfeld in tiefe Verzweiflung stür- tot aufgefunden. che Alarmzeichen senden Suizidgefährde- zen kann. Dabei kann ein Leiden zu jeder Suizidalität ist in unserer Gesellschaft bis te aus? Wie sehen sich onkologisch tätige Zeit im Verlauf der Behandlung, aber auch heute ein Tabu-Thema. Mit jährlich über Ärzte auf diese Herausforderung vorberei- noch Jahre danach durch die Erkrankung 9.000 Suizidtoten in Deutschland ist der tet und welche Wünsche an spezifischen hervorgerufen werden und in einer suizi- Tod durch Suizid inzwischen höher als die Fortbildungen werden geäußert? dalen Krise münden [2]. Zahl der Todesopfer durch Verkehrsunfäl- Der folgende Beitrag bietet Antworten Eine kürzlich veröffentlichte retrospektive le, Drogen und HIV zusammen [1]. Kon- auf diese Fragen und referiert Erkenntnis- Studie mit 8.65 Millionen Krebspatienten kret bedeutet das: Alle 56 Minuten nimmt se aus einer großen Online-Befragung, an in den USA dokumentiert, dass Krebspa- sich ein Mensch in Deutschland das Le- der auch 87 Ärztinnen und Ärzte teilnah- tienten viermal so häufig an einem Suizid ben. Männer sind dreimal so häufig be- men. Die referierten Ergebnisse beziehen sterben wie vergleichbare Personen in der troffen wie Frauen. Dass Krebspatienten sich auf die Unterstichprobe der Ärzte. Sie Allgemeinbevölkerung [3]. Andere Studi- zu einer Risikogruppe zählen, ist bei der geben einen Hinweis darauf, wie häufig en kommen zu ähnlichen Zahlen [4]. Hen- medialen Fokussierung auf den „Kampf“ onkologisch tätige Ärzte mit dem Thema son et al., die Daten von 1995–2017 aus- gegen Krebs vielen Laien, aber auch Be- Suizidalität in Berührung kommen und wie werteten, konnten zeigen, dass sich von handlern nicht bewusst. Dennoch, die sie ihr Wissen diesbezüglich einschätzen, 4.722.099 Krebspatienten 2.491 suizidier- 240 | Hessisches Ärzteblatt 4/2020
Fortbildung ten [5]. Im Vergleich zur Allgemeinbevöl- mit einem suizidalen Patienten konfron- Erkennen und Benennen kerung entspricht dies einem 20 % erhöh- tiert sehen, rechtzeitig und effektiv Hilfe ten Risiko. Vergleichbare Studien kommen zu leisten. Ein aufmerksamer Umgang der behan- vor allem aus den USA [2, 4, 6], Schweden Die Häufigkeit der Konfrontation mit sui- delnden Ärzte mit Patienten erleichtert [7] und Österreich [8] und liegen für zidalen Patienten lässt sich bisher nur aus das Erkennen der oft hohen Belastung von Deutschland bislang nicht vor. den Daten zu vollendeten Suiziden er- onkologischen Patienten und bietet den Die 33 in der S3-Leitlinie „Psychoonkolo- schließen. Hinweise darauf, wie häufig Ansatz für eine erfolgreiche Suizidpräven- gische Diagnostik, Beratung und Behand- Ärzte tatsächlich mit der Thematik in Be- tion. Dabei sind neben einer sorgsamen lung von erwachsenen Krebspatienten“ zi- rührung kommen, geben die Ergebnisse Anamnese die Kenntnis der Risikofakto- tierten Studien zum Thema Suizidalität der hier vorgestellten Online-Befragung, ren, speziell für onkologische Patienten, zeigen, dass durchschnittlich 14.7 % der welche Mitarbeiter der Psychoonkologie bedeutsam. Sie können erste Hinweise auf onkologischen Patienten Suizidgedanken der Uniklinik Frankfurt durchführten: Re- suizidale Krisen geben und bereits im Vor- hegten (SD=10.2), während die Häufig- feriert werden an dieser Stelle Ergebnisse feld von behandelnden Ärzten berück- keit von Suizidversuchen mit 5.6 % der Unterstichprobe von 87 teilnehmen- sichtigt werden. (SD=9.7) angegeben wird [9]. Weitere den onkologisch tätigen Ärzten. Studien belegen die Häufigkeit suizidaler Hier geben 61 % der Kollegen an, jährlich Risikofaktoren Gedanken bei onkologischen Patienten ein- bis dreimal mit Patienten konfrontiert [10, 11]. zu werden, die Suizidgedanken äußern Psychische Komorbiditäten: Psychische oder bei denen suizidale Absichten nahe- Störungen gelten mit 90 % als einer der Relevanz für Behandler liegen. Weitere 16 % der Ärzte berichten, zentralen Risikofaktoren für Suizidalität dass ihnen pro Jahr mehr als dreimal suizi- [14]. Für die Betreuung onkologischer Pa- Suizide im onkologischen Alltag sind nach dale Patienten begegnen. Hingegen muss- tienten ist dies relevant: Eine Vielzahl von Annahme vieler Kollegen eher eine Aus- ten sich bisher 23 % der Ärzte noch nie internationalen und nationalen Studien nahme – obwohl verschiedene Arbeiten mit dieser psychischen Notlage auseinan- belegt, dass onkologische Patienten im zeigen, dass Patienten psychosoziale The- dersetzen. Knapp zwei Drittel der Ärzte Verlauf der Erkrankung psychische Belas- men primär mit ihrem Arzt besprechen (63 %) berichten, von einem tatsächlich tungen bis hin zu einer manifesten psy- und sich diejenigen, die einen Suizidver- erfolgten Suizid eines ihrer Patienten er- chischen Störung aufweisen [15–16]. Da- such unternehmen oder sich suizidieren, fahren zu haben. Die Ergebnisse stützen bei sind Depression und Angststörungen vorher an einen Arzt wandten [12, 13]. die Hypothese, dass die Thematik Suizida- die am häufigsten auftretenden psy- Suizidalität wird dennoch in der Onkologie lität für onkologische Behandler relevant chischen Komorbiditäten onkologischer oftmals nicht als ein relevantes Problem ist. Ärzte nehmen, zusätzlich zu ihrer me- Patienten [17–18]. eingestuft. Die Thematik erscheint vielen dizinischen Fachkompetenz, eine Schlüs- Vor dem Hintergrund, dass das Suizidrisiko als paradox. Gleichzeitig fühlen sich viele selrolle im Erkennen, Benennen und Beur- bei depressiv Erkrankten im Vergleich zur Behandler öfter überfordert, wenn sie sich teilen der psychischen Notlagen ein [12]. Allgemeinbevölkerung etwa 30-mal höher Infobox 1: Impulse für ein Gespräch Fragen, die innerhalb eines empathi- etwas anderes als Ihre Situation und nen gelernt, die so verzweifelt waren, schen, offenen und wertfreien Gesprächs Probleme zu denken? dass sie daran dachten, sich das Leben gestellt werden können, um ein Suizidri- • Wie ist es momentan mit Ihren Kon- nehmen zu wollen. Haben Sie in jüngs- siko abschätzen zu können: takten zu Verwandten und Freunden, ter Zeit auch manchmal daran • Sie scheinen mir sehr bedrückt. Wie ist das sehr viel weniger geworden? gedacht, sich das Leben nehmen zu sehr fühlen Sie sich denn die letzten • Haben Sie noch Interesse daran, was in wollen? Tage auf einer Skala von 0 bis 10 see- Ihrem Beruf und in Ihrer Umgebung • Haben Sie auch daran denken müssen, lisch belastet? Die Zahl 10 steht wie vorgeht? Üben Sie noch Ihre Hobbys ohne es zu wollen? Ich meine, haben bei einer Schmerzskala für den höchs- aus oder haben Sie dafür gar keine sich diese Gedanken Ihnen einfach auf- ten Grad der Belastung. Energie mehr? gedrängt, ohne dass Sie das wollten? • Wie denken Sie über Ihre Situation, • Haben Sie jemanden, mit dem Sie of- • Wie häufig kommen denn diese Ge- halten Sie sie für aussichts- und hoff- fen darüber sprechen können, wie es danken? nungslos? Ihnen tief in Ihrem Inneren geht? • Haben Sie denn schon mal konkret da- • Können Sie denn zwischendrin auch an • Wohnen Sie zusammen mit Familien- rüber nachgedacht, wie Sie sich das etwas Schönes, etwas für Sie Positives angehörigen oder Bekannten? Leben nehmen würden? denken oder fällt es Ihnen schwer, an • Ich habe im Laufe meiner Berufstätig- • Haben Sie denn schon genau geplant keit Menschen in Ihrer Situation ken- und Vorbereitungen getroffen? Hessisches Ärzteblatt 4/2020 | 241
Fortbildung ist [14], ist eine Depression bei onkologi- Auch das fortgeschrittene Alter ist ein Ri- sche Praxis zeigt hier, dass fehlende Hoff- schen Patienten als Indikator für Suizidali- sikofaktor. Patienten im Alter von über 50 nung, die Krankheit zu überleben, große tät bedeutsam. Depressivität kann bei Jahren sollten besondere Aufmerksamkeit Verzweiflung und Demoralisationsgefühle Krebspatienten die Wahrscheinlichkeit er- erfahren [3, 20]. auslösen kann. Zugleich weisen verschie- höhen, irgendwann im Verlauf der Erkran- Ob Menschen alleine leben oder sozial ein- dene Autoren auf ein erhöhtes Risiko für kung suizidale Gedanken zu entwickeln gebunden sind, spielt ebenfalls eine Rolle. Prostatapatienten hin [21, 24, 25]. und suizidale Absichten zu hegen. So haben beispielsweise verheiratete Pa- Etwa 18 % der Patienten leiden Studien tienten ein weitaus geringeres Suizidrisiko Prognose zufolge an einer komorbiden Angststö- [21, 22]. rung [19]. Spezifische krankheitsbezoge- Daten aus England zufolge ist das Suizidri- ne Ängste sind jedoch weitaus häufiger Tumorentität siko bei prognostisch ungünstigen Tumo- und beinhalten Ängste vor der Behand- ren wie beispielsweise Pankreaskarzinom, lung und deren Folgen, Progredienzängs- Die Tumorentität ist ein entscheidender Tumoren der Lunge/ Pleura, Ösophagus te, Ängste vor Schmerzen und Qualen, vor Faktor für die Einschätzung des Suizidrisi- oder des Magens besonders hoch [5]. Einsamkeit oder vor dem Sterben. Ängste kos. Das höchste Suizidrisiko besteht bei Auch Fang et al. fanden erhöhte Suizidra- können bei Patienten emotionale Belas- Patienten mit Lungenkarzinom. Hier ist zu ten insbesondere bei Tumoren mit tungen hervorrufen, die zu lebensmüden vermuten, dass das häufig rasche Fort- schlechter Prognose [20]. Gedanken führen können. schreiten der Erkrankung, welches prak- tisch immer mit qualvoller Luftnot einher- Zeitlicher Verlauf Demografische Faktoren geht, hierfür verantwortlich ist. Einer US- Studie [22] zufolge beträgt die SMR von Betrachtet man den zeitlichen Verlauf des Männliches Geschlecht ist ebenfalls ein Lungenkrebspatienten 4.17, gefolgt von Suizidrisikos nach einer Krebsdiagnose, so bedeutsamer Risikofaktor. In der Studie Patienten mit kolorekteralem Karzinom zeigt sich, dass in der ersten Woche nach von Zaorsky et al. wurden 83 % der Suizi- (SMR=1.41), Mamma- (SMR=1.40) und Diagnose das Suizidrisiko 12.6-fach höher de von Männern ausgeführt [3]. Ober- Prostatakarzinom (SMR=1.18). Auch an- war als in der Allgemeinbevölkerung, und aigner et al. zeigten, dass von 144 Suizi- dere Studien belegen ein erhöhtes Risiko auch nach einem Jahr war das Suizidrisiko den bei Krebspatienten in Tirol 82.6 % von für Lungenkrebspatienten und Patienten noch 3.1-fach höher [20]. Männern begangen wurden [8]. Die Stan- mit Pankreaskarzinom [6, 23]. Pankreas- Dass eine Krebserkrankung im Kindesalter dardisierte Mortalitätsrate (SMR) für karzinompatienten wissen häufig von Be- auch nach Jahren noch mit Suizidalität und Männer liegt in dieser Stichprobe bei 2.0, ginn der Diagnosestellung an, dass sie eine lebensmüden Gedanken einhergehen während die für Frauen 1.4 beträgt. sehr schlechte Prognose haben. Die klini- kann, zeigt eine Langzeitstudie [26]. So Neuauflage: Bündnis heilen & helfen gibt Broschüre zur Suizid-Prophylaxe heraus Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich zum Ziel gesetzt, die Suizid-Zah- len bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Um Betroffene auf professionelle Hilfsan- gebote hinzuweisen sowie Freunden und Angehörigen Tipps zu geben, hat das Bündnis der Heilberufe in Hessen die Bro- schüre im Jahr 2019 herausgegeben, die jetzt in einer Neuauflage vorliegt. Niedergelassene Hausärzte und Internis- ten sowie weitere Ärztinnen und Ärzte können diesen Flyer zur Auslage in den Wartezimmern bei der Landesärztekam- mer Hessen kostenfrei anfordern – per Psychische Krankheiten nehmen zu, verhindern“ möchte das Bündnis E-Mail bitte an: beate.voelker@laekh.de. Depressionen sind längst zu einer Volks- heilen & helfen, dem auch die Landes- Informationen sind im Internet unter krankheit geworden. Damit steigen ärztekammer Hessen angehört, dazu www.heilberufehessen.de eingestellt, auch die Suizid-Zahlen. Mit der Broschü- beitragen, dass Suizid-Gefahren schnel- hier kann die Broschüre auch herunter- re „- 30 %! Heilen & Helfen – Suizide ler erkannt werden. geladen werden. (red) 242 | Hessisches Ärzteblatt 4/2020
Fortbildung wiesen 12.8 % der Betroffenen suizidale strategien zur Suizidprophylaxe heraus, weniger deutliche Hinweise auf ihr Vorha- Symptome und immerhin 8.4 % lebens- die in unserem Kontext gleichzeitig einen ben [12]. müde Gedanken auf. Dies ist möglicher- Hinweis auf Risikofaktoren geben [28]. Die klinische Erfahrung zeigt, dass Patien- weise auf die gesundheitlichen Einschrän- Dies betrifft vor allem den Zugang zu Be- ten wie aus dem in der Einleitung zitierten kungen, die die Erkrankung und Behand- täubungs- und Schmerzmitteln, die Krebs- Beispiel, die ein sehr ruhiges und ange- lung mit sich gebracht haben, zurückzu- patienten vor allem in einem fortgeschrit- passtes Verhalten zeigen oder die sehr führen. Darüber hinaus zeigt die klinische tenen Stadium verschrieben werden. Der auffällig und fordernd sind, besondere Praxis, dass Patienten besonders auch barrierefreie Zugang zu diesen Mitteln gilt Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. nach Abschluss der Therapie suizidale Ge- nach der Analyse von Zalsman et al. als Ri- Besondere Achtsamkeit sollte man zudem danken haben können. sikofaktor bzw. als Möglichkeit der Präven- bei einem „übersteigerten“ Wunsch nach So strapaziös für viele Patienten die Be- tion, wenn hier kein oder zumindest ein Therapie, einem nicht enden wollenden handlung auch sein mag, sie bietet auch kontrollierter Zugang besteht. Das gleiche Einholen von medizinischen Meinungen, einen sicheren Rahmen. Viele Patienten gilt für einen eingeschränkten Zugang zu einem ständigen Fordern von umfassen- formulieren es so oder ähnlich: „Es wird Brücken, höher gelegenen Balkonen oder den, technischen Untersuchungen entwi- etwas gemacht, dass mir hilft, die Krank- nicht gesicherten Fenstern in einer Klinik. ckeln. Auch Patienten, die vor Beginn der heit zu überleben“. In diesem Kontext sind Erkrankung mehr oder weniger regelmä- Ratschläge wie „leben Sie einfach wie bis- Hinweis: Die Aufsummierung der Prä- ßig psychotrope Substanzen eingenom- her, essen sie gesund, treiben Sie Sport diktoren allein, die mit einem erhöhten men haben und/oder psychische Vorer- und genießen das Leben“ eher sehr verun- Suizidrisiko einhergehen, ist jedoch krankungen aufweisen, sind gefährdet. sichernd und können vulnerable Patienten nicht ausreichend, um Suizidalität zu Die Erfahrung zeigt, dass viele Kollegen in Krisen stürzen. Hinzu kommt, dass viele diagnostizieren. Vielmehr sollten die aus dem pflegerischen oder ärztlichen Be- Patienten erst mit Beendigung der Akut- einzelnen Faktoren zur Abschätzung reich ein gutes Gespür für diese gefährde- therapie beginnen (können), sich mit den des Suizidrisikos dienen und letztend- te Patientengruppe haben. Man könnte psychosozialen Folgeerscheinungen aus- lich geschulte, erfahrene Onkologen, dies als ein „implizites“ Wissen beschrei- einanderzusetzen. Auch werden Beein- Psychoonkologen und Psychiater in die ben, das expliziert werden sollte. „Der Pa- trächtigungen durch die Erkrankung und Beurteilung und Behandlung einbezo- tient verhält sich irgendwie komisch, nicht Behandlung nun sichtbarer und spürbarer. gen werden. im normalen, bekannten Rahmen. Was ist „Wie soll es nun weitergehen?“, „Hört das es genau, was mich hier beunruhigt?“ nochmal auf?“, „Wird das überhaupt noch- Suizidale Patienten Ebenso können zum Beispiel der Wunsch mal besser?“ Diese Fragen stellen sich vie- nach Sterbehilfe oder eine Nahrungsver- len Patienten nach ihrer überstandenen Dem Gedanken, nicht mehr leben zu wol- weigerung ein direktes Anzeichen für Sui- Therapie und drücken oftmals damit aus, len, begegnet man bei Krebspatienten zidalität sein [14]. wie verzweifelt und überfordert sie sich häufig, ohne dass diese tatsächlich als sui- fühlen. Möglicherweise erklärt dies den zidal einzustufen sind. Er kann als ein Ver- Wichtig: Suizidales Verhalten erneuten Peak des Suizidrisikos nach neun such verstanden werden, verloren gegan- ist komplex Monaten bei Pankreas- und Brustkrebs, gene Kontrolle über das eigene Leben zu- der in der Langzeitstudie von Saad et al. rückzuerlangen: „Wenn alle Stricke reißen Suizidalität kann über die Zeit schwanken deutlich wird [6]. und es nicht mehr erträglich ist, kann ich und Patienten, die zunächst nur den meinem Leben selbst ein Ende setzen und Wunsch nach Ruhe äußern, können plötz- Arzt-Patienten-Beziehung nicht der Krebs.“ Die empathische Explo- lich akut suizidal werden – zum Beispiel ration ergibt dann in aller Regel, dass die- aufgrund der Nachricht eines Progresses Ausschlaggebend ist ebenso die Arzt-Pa- ser Gedanke einen Ausweg aus der als oder einer Diagnose, die medizinisch ge- tienten-Beziehung. Studien zeigen, dass kaum erträglich erlebten Situation bietet, sehen nicht als lebenslimitierend einge- die Beziehung und Kommunikation von aber „man“ das niemals tun würde. stuft, aber von der Patientin/dem Patien- Ärzten und Patienten ein entscheidender Wodurch fällt uns eine Patientin/ein Pa- ten als katastrophal erlebt wird. Faktor bezüglich des Suizidrisikos ist. Eine tient auf und welche versteckten Bot- Die Praxis zeigt, dass aktives Ansprechen gute Arzt-Patienten-Kommunikation ver- schaften gibt es? Viele Ängste und falsche einer vermuteten Suizidalität von den ringert das Suizidrisiko bei Patienten [27]. Annahmen kursieren: etwa die Annahme, meisten Patienten als erleichternd erlebt dass Patienten, die einen Suizid ankündi- wird und nicht, wie häufig angenommen, Suizidprophylaxe gen, lediglich Aufmerksamkeit möchten „schlafende Hunde geweckt“ werden. und sich nicht suizidieren. Das Gegenteil Durch ein verständnisvolles Gespräch kann Zugang zu Möglichkeiten, sich zu suizidie- ist der Fall: (Krebs-)Patienten kündigen in der subjektiv empfundenen Ausweglosig- ren: In einer Auswertung von 164 als rele- aller Regel, wenn auch nicht immer direkt keit aktiv entgegengewirkt werden. Das vant eingestuften Publikationen aus den an, dass sie Gedanken hegen, ihr Leben be- Gespräch ermöglicht es, anscheinend „Un- Jahren von 2005 bis 2014 kristallisierten enden zu wollen: 90–95 % derjenigen, die aussprechbares“ besprechbar und damit sich nachweisbar positive Interventions- Suizidgedanken haben, liefern mehr oder handhabbar zu machen. Aufgrund ambiva- Hessisches Ärzteblatt 4/2020 | 243
Fortbildung Infobox 2: Hintergrund für Gespräche • Gefühle wertfrei betrachten. • Ergründen der individuellen Bedeu- den Patienten mit seiner Not dadurch • Vermutung in jedem Fall ansprechen tung der Suizidvorstellung. allein. und besprechen, was bisher für den • Wichtig: Suizidgedanken sind noch • Bei einem Non-Suizidvertrag besteht Patienten nicht an- und aussprechbar keine Suizid-Absicht. die Gefahr, dass sich der Therapeut in war. • Lebenswille und der Sterbewunsch falscher Sicherheit wähnt. Man sollte • Aktuelle Suizidgefahr einschätzen. sollten angesprochen werden. sich nicht ausschließlich auf einen sol- • Abwehr des Patienten respektieren, • Eventuell an eine medikamentöse chen Vertrag verlassen. Grenzen nicht überschreiten. Therapie denken und besprechen. Ein • Primär sollte es darum gehen, wie das • Erklären, warum man mit dem Patien- Antidepressivum zu verschreiben, oh- Leben des Menschen wieder lebens- ten über seine Situation sprechen muss. ne es vorher besprochen zu haben, ist werter werden kann, und nicht, wie • Der Verzweiflung, aber auch der Hoff- nicht hilfreich und vermindert nicht man den Suizid verhindern kann. nung Raum geben. die Suizidgefahr; vielmehr lässt man nach Senf et al. [30] lenter Verhaltensweisen von suizidalen Pa- Den persönlichen Kenntnisstand zum fähig zu sein. Im klinischen Kontext ist die tienten ist es jedoch nicht immer möglich, Thema Suizidalität im Allgemeinen Vernetzung mit der Psychiatrie und im Suizidalität zu erkennen. Sofern es einen schätzt fast die Hälfte der Behandler Falle onkologischer Patienten der Psycho- Hinweis auf Suizidalität gibt, können wei- (48 %) als ungenügend ein, bezüglich on- onkologie besonders entlastend. Damit tere klärende Fragen folgen (Infobox 1). kologischer Patienten sind es sogar 53 %. wird zum einen Sicherheit gegeben und In der Online-Befragung zeigte sich, dass Erstaunlicherweise haben 52 % der Ärzte zugleich einer voreiligen und nicht hilfrei- im zurückliegenden Jahr 79 % der befrag- bereits eine psychoonkologische Fortbil- chen Handlung entgegengewirkt. So kann ten Ärzte ein Gespräch über Suizidalität dung durchlaufen. Wissensdefizite schei- ein übereiltes Hinzuziehen eines Psychia- mit Patienten führten. Zudem wurde nen die Identifikation und Diagnostik von ters einen Patienten tiefer in die Krise ka- deutlich, dass 74 % der Ärzte ihre Patien- Suizidalität zu erschweren. Unsicherheit tapultieren, da sich der Patient womöglich ten aktiv auf Suizidgedanken ansprachen. und Mangel an Expertise können sich sehr gekränkt und entmündigt fühlt. Im Dabei wurden folgende Situationen als letztendlich auf eine angemessene Patien- ambulanten Kontext ist die Vernetzung Anlass genannt: eigener Verdacht und Ein- tenversorgung negativ auswirken, da psy- mit niedergelassenen Psychiatern und druck des Arztes, vom Patienten geäußer- chische Belastungen und eventuelle Sui- dem Sozialpsychiatrischen Dienst beson- te Todeswünsche, depressive Entwick- zidgedanken nicht angesprochen werden ders vorteilhaft und entlastend. lung, routinemäßig innerhalb der Anam- [29]. Hilfreiches für ein Gespräch ist in In- nese, psychische Vorerkrankungen, auf fobox 2 dargestellt. Belastung von Behandlern Anregung Angehöriger, hohe psychoso- Neben den Prozessbedingungen (wie zum ziale und Symptombelastung, schlechte Beispiel die Expertise) ist das Handeln bei Der Umgang mit Suizidalität ist herausfor- Prognose, weit fortgeschrittenes bzw. Suizidalität stark bestimmt durch die dernd. Der klinische Alltag zeigt, dass die präterminales Krankheitsstadium. Strukturbedingungen der Einrichtung Thematik bei ärztlichen Behandlern mit (zum Beispiel genügend Raum und Zeit). einer deutlichen Belastung einhergehen Sind wir vorbereitet? Im Klinikalltag ist es besonders bedeut- kann. Auch die Online-Befragung lässt er- sam, wenn Abläufe und bestimmte Pro- kennen, dass sich ein Großteil der onkolo- Das Erkennen suizidaler Patienten erfor- zesse regeln, wie sich Behandler bei Ver- gisch tätigen Ärzte durch die Thematik dert vor allem Wissen, Erfahrung, Feinge- dacht auf Suizidalität verhalten können. Es belastet fühlt. Spezifische Belastungsfak- fühl und eine spezifische Expertise. Vor sollte festgelegt sein, wer bei akuter Suizi- diesem Hintergrund stellt sich die Frage, dalität wie informiert werden muss. Tele- inwiefern ärztliche Behandler auf diese fonnummern und Ansprechpartner sollten Genderneutrale Sprache Herausforderungen vorbereitet sind. Wie klar benannt und die Informationen an sicher schätzen sich Ärzte im Umgang mit einem für alle Behandler zugänglichen Aus Gründen der besseren Lesbarkeit suizidalen Patienten ein? Platz sichtbar gemacht sein. wird in den Texten des Hessischen Ärz- Die Online-Befragung gibt einen Hinweis: Ebenso ist es für die eigene Absicherung teblattes manchmal nur die männliche Sich im Gespräch über Suizidgedanken wichtig, eine sorgfältige Dokumentation Form gewählt. Die Formulierungen be- mit ihren Patienten unsicher zu fühlen, in der Patientenakte vorzunehmen. „Was ziehen sich jedoch auf Angehörige aller geben 28 % der Ärzte an. Sofern von Pa- wurde wem mit welchen Inhalten mitge- Geschlechter, sofern nicht ausdrück- tienten im Gesprächsverlauf ein Suizid- teilt, was wurde durch wen veranlasst?“ lich auf ein Geschlecht Bezug genom- wunsch konkretisiert wird, geben 17 % Eine Vernetzung mit anderen Fachdiens- men wird. (red) der Ärzte an, sich überfordert zu fühlen. ten bringt den Vorteil, schnell handlungs- 244 | Hessisches Ärzteblatt 4/2020
Fortbildung toren im Umgang mit suizidalen Patienten ner wirksam zur Suizidprävention beitra- suizidale Gedanken und Handlungen zur wurden von insgesamt 69 % der Ärztin- gen [28]. Spezifisches Wissen kann so er- Folge haben kann, gehört mit zu den nen und Ärzte genannt (Mehrfachnen- worben werden, Unsicherheiten und Be- schwierigsten Aufgaben, ist herausfor- nungen waren möglich). Besonders Unsi- lastungen werden reduziert und es be- dernd und erfordert eine menschliche und cherheit und Angst kristallisierten sich als steht zugleich die Möglichkeit eines sich zugleich auch professionelle Reaktion. Um Belastungsfaktor heraus: Unsicherheit in positiv auswirkenden kollegialen Austau- Maßnahmen zur Suizidprävention zu der Einschätzung der aktuellen Situation sches. Die Ergebnisse der Online-Studie etablieren, ist es also besonders wichtig, und bezüglich der eigenen Fähigkeit im lassen erkennen, dass auf Seiten der Ärzte für diese eher paradox erscheinende Psy- Umgang mit suizidalen Patienten sowie ein expliziter Wunsch nach Fortbildungen chodynamik zu sensibilisieren. Dass sich die Angst vor einem tatsächlichen Suizid zur Thematik besteht: 75 % der Ärzte Gedanken aufdrängen, die dazu führen, wurden hauptsächlich genannt. wünschen sich Fortbildungen zum Thema keinen Sinn mehr im Leben zu verspüren, Zugleich zeichnen sich Belastungen durch Suizidalität. Dies obwohl ein Großteil der sollte allen an der Behandlung Beteiligten Ressourcenknappheit (vor allem Personal- befragten Onkologen (62 %) bereits psy- bewusst sein und berücksichtigt werden. und Zeitmangel) sowie organisatorische choonkologische Expertise besitzt. Darüber hinaus erfordert das Erkennen und strukturelle Aspekte ab. Weiterhin Die Online-Befragung gibt ebenfalls einen suizidaler Krisen bei Patienten eine spezi- spiegelt sich die eigene Haltung, zum Bei- Überblick über die Fortbildungsinhalte, fische Expertise. Das Wissen über die Risi- spiel die Identifikation mit suizidalen Ge- welche besonders gewünscht werden. Vor kofaktoren spezifisch bei onkologischen danken von Patienten, in den Belastungen allem Themen zum Umgang mit Suizidali- Patienten ermöglicht, die Hochrisikogrup- wider. Als besonders beanspruchend wer- tät (59 %) und gesetzlichen Regelungen pe, besonders in kritischen Phasen der Be- den auch die Verantwortung und der da- (51 %) wurden genannt. Weiterhin sollten handlung, zu identifizieren. Mehr Wissen, mit verbundene Handlungsdruck, Hoff- Themen wie Sterbebegleitung (29 %), ergänzt um ein erweitertes kommunikati- nungs- und Hilflosigkeit sowie besondere Beihilfe zur Selbsttötung (assistierter Sui- ves Repertoire durch gezielte multiprofes- Merkmale der Patienten (beispielsweise zid, 33 %) und Tötung auf Verlangen sionell gestaltete Fortbildungen und Kom- Abwehr, Widerstand) von den Ärzten ge- (25 %), Akzeptanz gegenüber dem Ster- munikationstrainings, bietet eine reelle schildert. ben (35 %) und Therapien am Lebensen- Chance der Suizidprävention und für die de (30 %) integriert werden. Dabei sollten eigene Psychohygiene. Suizidprävention die Fortbildungen möglichst multiprofes- – ein erster Schritt sionell konzipiert und durchgeführt wer- Dr. rer. med. den. Das heißt sowohl Psychoonkologen Psych. Bianca Senf Die Krebsdiagnose in Verbindung mit ei- (59 %) als auch Ärzte (48 %), Psycholo- (Foto) ner langen Behandlung und Regeneration/ gen (22 %), Seelsorger (22 %) und Juris- Rehabilitation ist in ihrer Auswirkung für ten (15 %) sollten miteinbezogen wer- Foto: privat onkologische Patienten nicht zu unter- den. Den Ergebnissen nach zu urteilen, schätzen. Noch Jahre nach der Krebsdiag- sollte Suizidalität in den bestehenden nose berichten Patienten von der „Dauer- (psychoonkologischen) Fortbildungen angst“, dass die Krankheit zurückkehrt mehr Raum eingeräumt werden. Damit Dr. phil. Jens Fettel, und man daran letztendlich verstirbt. Hilf- kann ein entscheidender Beitrag zur Sui- Paula Maiwurm reich ist hier die Frage, wie es Patienten zidprävention geleistet werden. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin), vor Kontrolluntersuchungen geht, wie sie beide Universitätsklinikum Frankfurt/M., schlafen, was sie denken, etc. Ein ent- Fazit UCT, Abteilung Psychoonkologie scheidender Beitrag zur Suizidprävention ist auch das Monitoring von psychosozia- Relevant ist zunächst, dass Behandler die Dr. med. Christiane Gog, M. Sc. ler Belastung. Die einfache Frage „Wie Thematik Suizidalität in der Onkologie be- Sana Klinikum Offenbach GmbH, fühlen Sie sich momentan; auf einer Skala wusst als eine Situation wahrnehmen, die Klinik für Palliativmedizin von 0 bis 10?“ – analog der Schmerzskala zwar paradox scheint, im klinischen Alltag – kann helfen, Überlastungsspitzen zu aber auftritt. Ärztliche Behandler gehören PD Dr. med. Monika Keller identifizieren und den Patienten konkrete für suizidgefährdete Menschen mit zu den Heidelberg Hilfe zuzuführen. wichtigsten Bezugspersonen. Sie sind der Gezielte Fortbildungen und Trainings hel- sichere Hafen, die potenziell lebensretten- Die Literaturhinweise finden Sie auf fen dabei, kommunikative Kompetenzen de Hand für Patienten. Obwohl Suizide, unserer Website www.laekh.de unter zu erweitern und Patienten in dieser Si- absolut gesehen, selten sind, weisen die der Rubrik „Hessisches Ärzteblatt“. Die tuation „Halt“ zu bieten. Darüber hinaus Daten der Online-Befragung darauf hin, Autoren erklären, dass kein Interessen- erweisen sie sich als äußerst effektiv dass ärztliche Behandler nicht selten mit konflikt besteht. Danksagung: An die- [31–33]. Die Studienauswertung von suizidalen Patienten konfrontiert sind. ser Stelle sei der H.W. & J. Hector-Stif- Zalsman et al. kam ebenfalls zu dem Der Umgang mit Menschen in einer exis- tung gedankt, sie hat die Finanzierung Schluss, dass speziell ausgebildete Medizi- tenziellen Krisensituation, die immer auch dieses Studienprojekts ermöglicht. Hessisches Ärzteblatt 4/2020 | 245
Literatur zum Artikel: Suizidalität in der Onkologie Herausforderung und Chance von Dr. Bianca Senf, Dr. Jens Fettel, Dr. med. Christiane Gog, PD Dr. med. Monika Keller und Paula Maiwurm [1] Statistisches Bundesamt 2017, To- ral Hospital Psychiatry 2014; [14] S3-Leitlinien/Nationale Versor- desursachen-Suizide. Online: 36:483–7. gungs-Leitlinien: Unipolare Depres- https://www.destatis.de/DE/The sion, unter der Federführung der men/Gesellschaft-Umwelt/ [9] Leitlinienprogramm Onkologie Deutschen Gesellschaft für Psychia- Gesundheit/Todesursachen/Tabel- (Deutsche Krebsgesellschaft, Deut- trie und Psychotherapie, Psychoso- len/suizide.html; [20.09.2019]. sche Krebshilfe, AWMF): Psychoon- matik und Nervenheilkunde kologische Diagnostik, Beratung und (DGPPN). 2015, Langfassung, [2] Robson A, Scrutton F, Wilkinson L, Behandlung von erwachsenen 2. Auflage, Version 3. https://www. MacLeod F: The risk of suicide in Krebspatienten, Langversi- leitlinien.de/mdb/ cancer patients: a review of the lite- on 1.1, 2014, AWMF-Registernum- downloads/nvl/depression/ rature. Psychooncology 2010; mer: 032/051OL, http://leitlinien depression-2aufl-vers5-lang.pdf; 19(12):1250–8. programm-onkologie.de/ [10.09.2019]. Leitlinien.7.0.html, [26.09.2019] [3] Zaorsky NG, Zhang Y, Tuanquin L, [15] Mehnert A, Hund B, Härter M: Ko- Bluethmann SM, Park HS & Chinchilli [10] Akechi T, Kugaya A, Okamura H, Na- morbidität psychischer Störungen VM: Suicide among cancer patients. kano T, Okuyama T, Mikami I, Shi- und psychischer Belastung bei Nature 2019; 10(1):207. ma Y, Yamawaki S, Uchitomi Y: Sui- Krebspatienten. Nervenheilkunde cidal thoughts in cancer patients: cli- 2011; 30(3): 117–123. [4] Misono S, Weiss NS, Fann JR, Red- nical experience in psycho-oncology. mann M, Yueh R: Incidence of Suici- Psychiatry and Clinical Neuroscience [16] Costantini A, Pompili M, Innamorati de in Persons with Cancer. Journal of 1999; 53(5): 569–73. M, Zezza MC, Di Carlo A, Sher L, et Clinical Oncology 2008; 28(29): al.: Psychiatric Pathology and Suicide 4731–8. [11] Walker J, Waters RA, Murray G, Risk in Patients with Cancer. Journal Swanson H, Hibberd CJ, Rush RW, of Psychosocial Oncology 2014; [5] Henson KE, Brock R, Charnock J, Storey DJ, Strong VA, Fallon MT, 32(4): 383–95. Wickramasinghe B, Will O, Pitman A: Wall LR, Sharpe M: Better off dead: Risk of Suicide After Cancer Diagno- suicidal thoughts in cancer patients. [17] Sotelo JL, Musselman D, Nemeroff C: sis in England. JAMA Psychiatry Journal of Clinical Oncology 2008; The biology of depression in cancer 2019; 76(1): 51–60. 26(29): 4725–30. and the relationship between de- pression and cancer progression. In- [6] Saad AM, Gad MM, Al-Husseini MJ, [12] Österreichische Gesellschaft für ternational Review of Psychiatry et al.: Suicidal death within a year of Neuropsychopharmakologie und 26(1): 16–30. a cancer diagnosis: A population-ba- Biologische Psychiatrie; Suizidalität sed study. Cancer 2019; 125(6): – Konsensus-Statement State of the [18] Watts S, Leydon G, Birch B: Depressi- 972–979. art 2011. Clinicum neuropsy, Son- on and anxiety in prostate cancer: a derausgabe 04/2011.https://medi systematic review and meta-analysis [7] Björkenstamm C, Edberg A, Ayou- zin-akademie.at/wp-content/uplo of prevalence rates. Psychooncology bi S, Rosén M: Are cancer patients at ads/2014/06/Kons_Suizid_2011 2014, BMJ Open 4(3): e003901. higher suicide risk than the general _low.pdf, population? Scandinavian Journal of [Stand: 22.09.2019] [19] Stark D, Kiely M, Smith A, Velikova Public Health 2005; 33:208–14. G, House A, Selby P: Anxiety disor- [13] Luoma JB, Martin CE, Pearson JL: ders in cancer patients: their nature, [8] Oberaigner W, Spemer-Unterweger Contact with mental health and pri- associations, and relation to quality B, Fiegl M, Geiger-Gritsch S, Ha- mary care providers before suicide: a of life. Journal of Clinicial Oncology ring C: Increased suicide risk in can- review of the evidence. American 2002; 20(14): 3137–48. cer patients in Tyrol/Austria. Gene- Journal of Psychiatry 2002; 159(6):909–16.
[20] Fang F, Fall K, Mittleman MA, Sparén [26] Recklitis CJ, Lockwood RA, Roth- [33] Vitinius F, Sonntag B, Barthel Y, et P, Ye W, Adami HO, Valdimarsdôttir well MA, Diller LR: Suicidal ideation al.: KoMPASS – Konzeption, Imple- U: Suicide and cardiovascular death and attempts in adult survivors mentierung und Erfahrungen mit ei- after a cancer diagnosis. The New of childhood cancer. Journal of Cli- nem strukturierten Kommunikati- England Journal of Medicine 2012; nical Oncology 2006; 24(24): onstraining für onkologisch tätige 366(14): 1310–8. 3852–7. Ärzte. Psychotherapie, Psychosomatik, Me- [21] Klaassen Z, Arora K, Wilson SN, King [27] Riedl D, Schüßler G: The Influence of dizinische Psychologie 2013; SA, Madi R, et al.: Decreasing suicide Doctor-Patient Communication on 63(12): 482–8. risk among patients with prostate Health Outcomes: A Systematic Re- cancer: Implications for depression, view. Zeitschrift für Psychosomati- erectile dysfunction, and suicidal sche Medizin und Psychotherapie Weitere Veröffentlichungen zum ideation screening. Urologic Oncolo- 2017; 63(2): 131–150. Thema des Autorenteams: gy 2018; 36(2): 60–66. [28] Zalsman G, Hawton K, Wassermann Senf B, Schulze-Pieper P., Lach K, von [22] Rahouma M, Kamel M, Abouarab A, D, et al: Suicide prevention strate- Kries A, Demmerle C, Völkel U, Fettel J, Eldessouki I, Nasar A, et al.: Lung gies revisited: 10-year systematic re- Maiwurm P: Suizidalität in der Onkologie cancer patients have the highest ma- view. The Lancet Psychiatry 2016; aus der Perspektive von Psychoonkologin- lignancy-associated suicide rate in 3(7): 646–59. nen: Ergebnisse einer anonymisierten On- USA: a population-based analysis. [29] Schmidtke A, Schaller S: Postvention line-Befragung im Jahr 2018 im Arbeits- Ecancermedicalscience 2018; bei suizidalen Handlungen. Psycho- kreis „Psychoonkologen Hessen“, dapo 12–859. therapie im Dialog 2012; 13(2): Jahrbuch 2019. 50–54. [23] Urban D, Rao A, Bressel M, Neiger D, Senf B, Fettel J, Demmerle C, Maiwurm P Solomon B, Mileshkin L: Suicide in [30] Senf B, Demmerle C, von Kries A, (2018). Physicans’ attitudes towards psy- lung cancer: who is at risk? Chest Lach K, Völkel U, Schulze-Pieper P: cho-oncology, perceived barriers, and psy- 2013; 144(4): 1245–1252. Überlegungen und Handreichungen chosocial competencies: Indicators of suc- zu Suizidalität. Im Focus Onkologie cesful implementation of adjunctive psy- [24] Dalela D, Krishna N, Okwara J, Pres- 2016; 19(9): 52–57. cho-oncological care? Psycho-Oncology. ton MA, Abdollah F, et al.: Suicide Doi:10.1002/pon.4962. and accidental deaths among pa- [31] Barth J, Lannen P: Efficacy of com- tients with non-metastatic prostate munication skills training courses in Senf B, Demmerle C, von Kries A, Lach K, cancer. BJU International 2015; 118: oncology: a systematic review and Voelkel U & Schulze-Pieper P (2016). Sui- 286–297. meta-analysis. Annals of Oncology zid in der Onkologie. Überlegungen und 2011; 22(5): 1030–40. Handreichungen zum Thema Suizidalität. [25] Smith DP, Calopedos R, Bang A, Yu Im Focus Onkologie, XQ, Egger, S, et al.: Increased risk of [32] Stiefel F: Communication in Cancer 19 (9), 52–57. suicide in New South Wales men Care. Berlin, Heidelberg 2006. with prostate cancer: Analysis of lin- ked population-wide data. PLoS ONE 2018; 13(6): e0198679.
Sie können auch lesen