SUPR Standorte urbane - Gewerbeverband der Stadt Zürich
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Made in Zürich Initiative BaslerFonds Gewerbeverband Stadt Zürich Mobimo Management AG SUPR Standorte Pensimo Management AG Senn Development AG EBP Schweiz AG für urbane Produktion Ein Leitfaden für Produzierende, Immobilienentwicklerinnen und die öffentliche Hand Retail und
Was urbane ist Produktion? ↗ S. 16 Warum ↗ S. 16 Leitfaden? urbane Worum Produktion geht untersuchen? es in ↗ S. 12 diesem
Welche Was Anforderungen bietet ↗ S. 26 die müssen SUPR Stadt ↗ S. 18 für SUPR? erfüllen? konkret ↗ S. 34 SUPR aus? Wie sehen
Sind die hoch? Mieten für SUPR Wo zu ↗ S. 56 nicht Warum Produktion ↗ S. 62 und Retail sind SUPR kombinieren? überhaupt ↗ S. 59 zulässig?
Woran müssen Woran muss urbane ↗ S. 69 die öffentliche Produzen Hand tinnen ↗ S. 75 denken? denken? denken? Woran müssen ↗ S. 73 Immobilien entwickler innen
Zusammenfassung es, den Zugang zur potenziellen Kundschaft sowie zu Partnerinnen und Partnern auszuschöpfen. In den letzten Jahrzehnten deuteten Standortveränderungen von Die urbane Politik und Verwaltung auf lokaler und übergeordneter Stufe können Beitrag von Unternehmen darauf hin, dass das produzierende Gewerbe als rele- Produktion Rahmenbedingungen schaffen, welche die urbane Produktion be- Politik und vanter Wirtschaftszweig im urbanen Raum ausgedient hat. Seit den günstigen. Der Leitfaden ortet vor allem Potenzial bei einer Anpassung 1970er-Jahren entwickelte sich die Industriegesellschaft zu einer als vertraute des Wohnanteilplans der Bau- und Zonenordnung (BZO). Schliesslich Verwaltung, Dienstleistungsgesellschaft. Die «Suburbanisierung» von Produk- Komponente können auch Immobilienentwicklerinnen und -entwickler sowie Immobilien- tionsunternehmen und Standortverlagerungen in andere Länder im im Stadtgefüge Grundeigentümerschaften einen Beitrag leisten: Sie berücksichtigen entwickler- Zuge der Globalisierung machten diesen Trend räumlich sichtbar. In die Anforderungen von urbanen Produzentinnen und Produzenten innen und der Folge übernahmen Unternehmen im Dienstleistungssektor sowie und können so Mehrwert schaffen für die einzelne Immobilie und Wohn- und Mischnutzungen die altindustriellen Brachen. Die Pro- für die Stadt als Ganzes. Der Leitfaden richtet sich an diese drei Haupt- -entwicklern duktion verschwand allmählich aus dem Blickfeld der Städte. Dabei akteure und gibt Hinweise, wie SUPR entwickelt und umgesetzt spielte die Produktion seit jeher eine grosse Rolle in der urbanen werden können. Entwicklung und war eine vertraute Komponente im städtischen Gefüge. Strassennamen wie Giessereistrasse oder Maschinenstrasse erinnern uns daran. Auch in Zukunft ist die Produktion für Zürich und andere Städte ein Urbane Produk- wichtiges Thema. Nach Jahrzehnten des Rückgangs der Produktion tion stärkt an städtischen Lagen zeichnet sich ein Wandel ab: Die Produktion Zukunfts- in der Stadt wird aus betrieblicher und technologischer Sicht wieder interessant. Gleichzeitig schafft sie neue Arbeitsplätze, bringt mehr fähigkeit der wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Vielfalt in die Stadt und Stadt im belebt sie. Die urbane Produktion kann damit einen wichtigen Beitrag 21. Jahrhundert zur Zukunftsfähigkeit der Stadt im 21. Jahrhundert leisten. Der vorliegende Leitfaden zeigt Möglichkeiten auf, wie die urbane Möglichkeiten Produktion im bebauten Raum umgesetzt werden kann und was für die urbane dabei besonders beachtet werden muss. Der Leitfaden lotet aus, Produktion welches Potenzial für die urbane Produktion ausserhalb der Gebiete besteht, die heute explizit industriellen und gewerblichen Nutzungen ausloten vorbehalten sind. Der Leitfaden identifiziert die wichtigsten Anfor- derungen von urbanen Produzentinnen und Produzenten an ihren Standort und entwirft vier Prototypen an konkreten Lagen in der Innenstadt und in den Misch- und Wohngebieten der Stadt Zürich. Der Leitfaden zeigt: Urbane Produktion ist an diesen Lagen grund- Urbane sätzlich möglich, wenn auch mit besonderen Herausforderungen Produktion ist verbunden. Dabei sind die urbanen Produzentinnen und Produzenten umsetzbar – selbst gefordert. Die Realisierung von Standorten für die urbane Produktion und Retail (SUPR) ist nicht für alle Produzierenden gleich Heraus- gut möglich. Die Realisierung von SUPR kann dann erfolgreich sein, forderungen wenn eine hohe Wertschöpfung pro Fläche erzielt wird. Daneben angehen müssen die Chancen des Standorts genutzt werden. Dies umfasst zum einen, dass von der Nähe und der Verfügbarkeit von vorhande- nem Wissen in der Stadt profitiert werden kann. Zum anderen gilt
Inhalt 1. Urbane Produktion als Chance für Städte 1.1. Historische Relevanz und Verdrängung 12 14 1.2. Neue Trends und die Rückkehr in die Stadt 14 1.3. Fokus auf Innenstadtlagen, Misch- 16 und Wohngebiete 1.4. Ein Leitfaden für die urbane Produktion 16 2. Urbane Produzentinnen und Produzenten: 18 Was brauchen sie? 3. Stadtgebiete: wo produzieren? 26 3.1. City 30 3.2. Blockrandgebiet Sihlfeld 31 3.3. Mischgebiet Albisrieden 32 3.4. Wohngebiet Seebach 33 4. Vier Prototypen treffen Stadt 34 4.1. City Cuts Fleischwaren, City 38 4.2. Aulympia Küchengeräte, Sihlfeld 42 4.3. Goodwood Holzverarbeitung, Albisrieden 46 4.4. Polisoap Kosmetika, Seebach 50 5. SUPR konkret: Was besonders beachtet werden muss 54 5.1. Mietzinse 56 5.2. Auswirkungen der Kombination 59 von Produktion und Retail auf die Erträge 5.3. Planungs- und baurechtliche 62 Zulässigkeit von Gewerbe 6. SUPR umsetzen: Handlungsempfehlungen 66
1. Urbane Produktion Chance als für Städte
1.1. Historische Relevanz Die Nähe zu Kundinnen und Kunden und deren Lebensumfeld wird damit wichtiger. und Verdrängung • Wissensintensive Produktion: Die eigentliche Produktion erfolgt immer mehr durch künstliche Intelligenz und autonome Robotik. Die Steuerung dieser Technologien bedingt grosses Know-how, Historisch betrachtet waren das Handwerk und die Produktion inte- Gewerblich- das in der Stadt einfacher verfügbar ist. graler Bestandteil der Stadt. Mit der Industrialisierung hat sich die industrielle Produktion zunehmend an den Stadtrand verlagert – auch in Zürich. • Lokale Produktion und lokaler Vertrieb: Komplexe, internationale Nutzungen Seither wuchs die Stadt um die alten Industriegebiete herum. Die Liefer- und Vertriebsketten bergen Risiken für Unternehmen. gewerblich-industriellen Nutzungen gerieten immer mehr unter unter Druck Durch eine lokale Organisation der Wertschöpfungskette lassen Druck: Nachbarschaftskonflikte, die Konkurrenz um geeignete sich Risiken minimieren und direkte Kanäle zu Kunden herstellen. Grundstücke sowie die Immobilienpreissteigerungen verdrängten die Produktion aus der Stadt. Der Strukturwandel hin zur Dienst- Ergänzend zu technologischen Treibern der Entwicklung bestärken Gesellschaft- leistungsgesellschaft und die im Zuge der Globalisierung erfolgten auch gesellschaftliche Trends die Rückkehr in die Stadt. Zwei Fak- liche Trends Standortverlagerungen in andere Länder verstärkten diesen Trend. toren sind besonders hervorzuheben: bringen Das zeigt sich auch in der Stadtplanung: Zwischen 1963 und 1999 haben die Industrie- und Gewerbezonen in der Stadt Zürich konti- • Nachhaltige Herstellung: Ein Teil der Konsumentinnen und Kon- Produktion nuierlich abgenommen. sumenten legt zunehmend Wert auf eine ressourcenschonende zurück Produktion und eine lokale Herstellung. • Attraktives Arbeitsumfeld: Arbeitnehmende der urbanen Produk- 1.2. Neue Trends und die tion sind oft stark gesuchte Fachkräfte. Sie schätzen gut erreich- bare Standorte mit attraktivem Arbeitsumfeld und entsprechenden Versorgungsdienstleistungen. Unternehmen müssen im Wett- Rückkehr in die Stadt bewerb um Talente diese Rahmenbedingungen bieten können. Die Verdrängung der Produktion hat in den letzten Jahren auch in Politik und Neue Technologien haben in den vergangenen Jahren einen Wandel Technologie- Politik und Stadtplanung zu einem Umdenken geführt. Die Produktion Stadtplanung in der Produktion ermöglicht. So erlaubt die Informations- und trends und wird wieder stärker als Bestandteil einer vielfältigen Stadt wahrge- denken um Kommunikationstechnologie neue Herstellungsverfahren wie den nommen und gefördert. Sie schafft neue Arbeitsplätze, bringt mehr 3D-Druck sowie kleinere Stückzahlen und stärker auf Kundinnen Wandel der wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Vielfalt in die Stadt und und Kunden ausgerichtete Prozesse. Dies kann Produktionskosten Produktion belebt sie. Dies hat sich in der Bau- und Zonenordnung (BZO) 2016 minimieren, den Flächen- und Materialbedarf reduzieren und Emis- der Stadt Zürich niedergeschlagen. Mit der Revision der BZO wurde sionen verringern. Dadurch verändern sich die Produktionsprozesse. der Umfang der Industrie- und Gewerbezonen erhalten und der An- Die Rückkehr der Produktion in die Stadt ist aufgrund des geringeren teil der zulässigen Dienstleistungsflächen in diesen Zonen stärker Flächenbedarfs und der verringerten Emissionen dieser Produktions- eingeschränkt. prozesse vermehrt möglich und erforderlich. Die folgenden Charak- teristiken der Produktion begünstigen die Rückkehr in die Stadt: • Komplexe Technologien: Zunehmend komplexe und interdiszipli- näre Technologien bedingen eine stärkere Vernetzung mit Part- nerinnen und Partnern. Ein städtisches Umfeld begünstigt dies. • Personalisierte Produktion: Neue Technologien wie der 3D- Druck, neue Materialien, Informations- und Telekommunikations- technologie erlauben eine zunehmend personalisierte Produktion. SUPR 14 Urbane Produktion als Chance für Städte 15
1.3. Fokus auf Innen- Der Leitfaden versteht unter der urbanen Produktion die Herstellung, Bearbeitung und Verarbeitung von materiellen Gütern in städti- Was heisst urbane stadtlagen, Misch- und schen und dicht besiedelten Gebieten. Die urbane Produktion ist in Produktion? das Stadtgefüge integriert und weist eine emissionsarme sowie ressourceneffiziente Produktion und Güterlogistik für die Belieferung Wohngebiete und den Vertrieb auf. Sie baut auf lokalen Ressourcen auf und geht sorgfältig mit diesen um. Sie nutzt lokal eingebettete Wertschöp- fungsketten, versucht räumliche und betriebliche Synergien (zum Die Ansiedlung der urbanen Produktion wird auch künftig in Industrie- Innenstadt- Beispiel zwischen Produktion und Retail) zu nutzen und weist häufig und Gewerbegebieten stattfinden. Gleichzeitig bieten Innenstadt- lagen, eine starke Digitalisierung der Entwicklungs-, Produktions- und lagen sowie Misch- und Wohngebiete ebenfalls Potenzial für die Vertriebsprozesse auf. Misch- und urbane Produktion. Verschiedene Gründe sprechen dafür: So bergen etwa Leerstände bei Büro- und Retailflächen Umnutzungsmöglich- Wohngebiete Der Leitfaden folgt dieser Definition und fokussiert auf das Potenzial Fokus des keiten, die für die Produktion genutzt werden können. Gleichzeitig bieten von urbanen Manufakturen und kleineren urbanen Industriebetrieben Leitfadens gibt es zum Beispiel entlang von stark befahrenen Strassen Lagen, Potenzial in Innenstadtlagen, Misch- oder Wohngebieten. Eine zentrale Frage die sich nicht fürs Wohnen eignen, aber durch die Produktion genutzt dabei ist, wie die Produktion mit Retail kombiniert werden kann. werden können. Vor allem Innenstadtlagen, aber auch Misch- und Grössere Industriebetriebe wie auch die industrielle Landwirtschaft, Wohngebiete bieten zudem Potenzial für den Direktverkauf, was hö- werden im Leitfaden ausgeklammert. Deren Anforderungen unter- here Margen für Produzentinnen und Produzenten ermöglicht. scheiden sich massgeblich von den Anforderungen an SUPR gemäss Schliesslich begünstigen solche Gebiete die Sichtbarmachung und obiger Definition. Die Realisierung solcher Produktionsstandorte Inszenierung der Produktion, was den Produktebezug und die Marken- dürfte darum vor allem in Industrie- und Gewerbegebieten statt- bindung verbessert. Die Nähe zu Kunden ist ein wichtiger Standort- finden. Das Potenzial für solche Betriebe an Innenstadtlagen oder faktor von Innenstadtlagen sowie Misch- und Wohngebieten. Das in Misch- oder Wohngebieten wird schon wegen der benötigten legt nahe, dass urbane Produktion gerade in diesen Gebieten in Flächen als gering eingeschätzt. Zukunft verstärkt mit Retail zusammen betrachtet werden muss: Das Produzierte wird lokal vermarktet und verkauft. 1.4. Ein Leitfaden für die urbane Produktion Der vorliegende Leitfaden zeigt am Beispiel von vier Prototypen auf, Chancen und welche Chancen und Herausforderungen es bei der Realisierung Heraus- von Standorten für die urbane Produktion und Retail (SUPR) gibt. Er forderungen beantwortet die folgenden Fragen: am Beispiel • Welches sind die wichtigsten Anforderungen von urbanen Pro- von vier duzentinnen und Produzenten an SUPR? Prototypen • Welches Potenzial weisen Innenstadtlagen, Misch- und Wohn- gebiete in der Stadt Zürich für SUPR auf? • Wie lassen sich die standortspezifischen Chancen nutzen und die Herausforderungen angehen? SUPR 16 Urbane Produktion als Chance für Städte 17
2. Urbane Produzentinnen und Produzenten: Was brauchen sie?
Die Anforderungen von urbanen Produzentinnen und Die Betriebs- und Standortperspektive stehen in einem Produzenten an ihren Produktionsstandort können sich wechselseitigen Verhältnis. Die Anforderungen von je nach Betrieb stark unterscheiden. Es wurden sieben urbanen Produzentinnen und Produzenten an den Pro- Betriebe aus unterschiedlichen Branchen vertieft unter- duktionsstandort sind nicht unveränderbar, sondern sucht und mit Erkenntnissen aus Studien aus dem In- werden durch die Liegenschaft oder die Lage mitgeprägt und Ausland verglichen. Auf dieser Grundlage wurden oder müssen an den Standort angepasst werden. Bei verschiedene Kriterien zur Typisierung von Produktions- optimalen Raumgrössen und Zuschnitt der Grundrisse standorten identifiziert: Fläche, räumliche und bau- einer Liegenschaft kann sich etwa der Flächenbedarf liche Situation, Emissionen/Immissionen, Erschliessung, reduzieren. Gleichzeitig werden die Anforderungen vor Mietzinsniveau, Kombination von Produktion und Retail, allem durch das Geschäftsmodell des Betriebs beein- Planungs- und Baurecht sowie Lageattraktivität für flusst. Soll die Ware am Standort nicht nur hergestellt, Mitarbeitende und zur Imagebildung. sondern auch verkauft werden, ergeben sich veränderte Raumbedürfnisse, und gleichzeitig kann sich die Miet- Die Kriterien können einerseits dabei helfen, die Stand- zahlungsbereitschaft erhöhen. ortanforderungen von urbanen Produzentinnen und Produzenten zu kategorisieren. Andererseits dienen sie Generelle Aussagen zu den Anforderungen der urbanen dazu, die wichtigsten Eigenschaften eines Standorts Produktion an ihren Produktionsstandort sind denn zu beschreiben. Die Kriterien können aus der Betriebs- auch kaum möglich. Zwar finden sich in der Literatur wie auch aus der Standortperspektive verwendet werden. Hinweise zu qualitativen Aspekten, wie etwa die Wichtigkeit von Infrastrukturen (öffentlicher Verkehr, Bei den untersuchten Betrieben handelt es sich um vier Parkierung oder Nahversorgung)2. Gerade die baulichen Betriebe, die bereits heute an Innenstadtlagen und und räumlichen Anforderungen sind aber je nach Art in Mischgebieten in Zürich produzieren. Die anderen des Betriebs sehr unterschiedlich. Die Anforderungen der Betriebe produzieren in Gewerbegebieten in der Stadt Betriebe, die für den Leitfaden untersucht wurden, Zürich oder in der Agglomeration von Zürich1. Die sind nicht repräsentativ. Im Vergleich zu anderen urbanen folgenden Abbildungen beleuchten ausgewählte Aspekte Produzentinnen und Produzenten lässt sich aber fest- für die identifizierten Kriterien und ordnen die unter- halten, dass die untersuchten Betriebe einen eher ge- suchten Betriebe ein. Das Kriterium Lageattraktivität ringen Flächenbedarf und wenig spezifische bauliche lässt sich lediglich qualitativ beschreiben. Anforderungen haben.3 1 Es wurden Interviews mit den folgenden Betrieben geführt: Mikas – Stadt.Fleisch.Wurst; Ernst Wieland AG; Zuriga; Soeder; Dukta GmbH; Limbic Life AG; Turicum Distillery GmbH 2 vgl. Urbane Produktion in quantitativer und qualitativer Analyse, Meyer, IAT Uni Bochum, 2019 3 vgl. Industrial Intensification, We Made That, 2018 SUPR 20 Urbane Produzentinnen und Produzenten: Was brauchen sie? 21
2.1. Fläche 2.3. Emissionen Betriebsperspektive: Wie gross ist der Flächenbedarf des Betriebs? Betriebsperspektive: Welche Emissionen entstehen durch die Wie teilt sich diese Fläche auf unterschiedliche Flächenzwecke auf Produktion? Welche Emissionen entstehend durch die An- und (Produktion, Büro, Lager, Gemeinschaftsbereiche)? Wie entwickelt Auslieferung der zu verarbeitenden Materialien und der Endpro- sich der Flächenbedarf in den kommenden Jahren? dukte? Wie stark sind die Emissionen und wie stark sind sie zeitlich Standortperspektive: Wie viel Fläche für welche Flächenzwecke bietet konzentriert? die Liegenschaft bzw. der Standort? n Standortperspektive: Wie immissionsempfindlich ist der Standort? n rs uchte sione r unte d e r Emis be r f de ) n g B etrie nb e d a ke hät zu läche henzwec Einsc tersuchten l ler F c u n Ak tue e (al le Flä der Medizinalmöbelproduzent Medizinalmöbelproduzent Holzverarbeitungsbetrieb Holzverarbeitungsbetrieb b B etrie Lebensmittelproduzent Lebensmittelproduzent Holzbauteilehersteller Holzbauteilehersteller Kosmetikahersteller Kosmetikahersteller Getränkehersteller Getränkehersteller Apparatebauer Apparatebauer 100 m2 600 m2 1100 m2 Keine Emissionen Einzelne geringe, Mittelstarke, Mehrere verschiedene, zeitlich begrenzte zeitlich begrenzte teils starke Emissionen, Emissionen Emissionen auch nachts 2.2. Räumliche und bauliche Situation 2.4. Erschliessung Betriebsperspektive: Welche Erschliessung wird benötigt für den Betriebsperspektive: Wie spezifisch sind die räumlichen und baulichen motorisierten Individualverkehr, den öffentlichen Verkehr sowie für Anforderungen in Bezug auf Raumgrösse, räumlicher Zuschnitt, den Fuss- und Veloverkehr? Wie ist die An- und Auslieferung räum- Traglasten, Oberflächen, technische Einrichtungen (je spezifischer, lich organisiert? Wie gross ist die Anzahl Fahrten, die der Betrieb desto seltener lassen sich die Nutzungen in nicht dafür ausgelegten generiert? Zu welchen Zeiten und mit welchen Fahrzeugen finden Räumen realisieren)? diese statt? Standortperspektive: Wie gut eignen sich Gebäude und Areal für die Standortperspektive: Welche Erschliessung bietet der Standort? Wel- gewünschte Produktion und mit wie viel baulichem Aufwand können che An- und Auslieferungsmöglichkeiten sind möglich und zulässig? Gebäude und Areal nachgerüstet werden? l iche n und d bau be gen- n u n iche en B etrie l L ie fer wa Woche äuml h Anza ahr ten pro n g der r ntersucht F hät z u er u LKW- Einsc erungen d Medizinalmöbelproduzent Medizinalmöbelproduzent Holzverarbeitungsbetrieb Holzverarbeitungsbetrieb o rd Lebensmittelproduzent Lebensmittelproduzent A n f Holzbauteilehersteller Holzbauteilehersteller Kosmetikahersteller Kosmetikahersteller Getränkehersteller Getränkehersteller Apparatebauer Apparatebauer Praktisch keine Wenig spezifisch Spezifisch Sehr spezifisch Spezialgebäude Keine Fahrten 50 LKW- und 100 LKW- und Lieferwagenfahrten Lieferwagenfahrten pro Woche pro Woche SUPR 22 Urbane Produzentinnen und Produzenten: Was brauchen sie? 23
2.5. Mietzinsniveau 2.7. Planungs- und Betriebsperspektive: Wie hoch ist die potenzielle Zahlungsbereit- schaft pro Quadratmeter? Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft für Baurecht die Miete insgesamt? Standortperspektive: Wie hoch ist der Mietzins der Liegenschaft Betriebsperspektive: Welche Anforderungen haben die Betriebe an bzw. das Mietzinsniveau der Umgebung? a d ra t - die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere hin- o Qu af t pr riebe sichtlich der Nutzung und Lärmempfindlichkeit? b e re i t sc h B et ngs hten l le Z ahlu r untersuc Standortperspektive: Welche planungs- und baurechtlichen Rahmen- ten ie such Medizinalmöbelproduzent z e Poten und J ahr d Holzverarbeitungsbetrieb bedingungen gelten? e r u n t e r s t u fe Lebensmittelproduzent r d mete gen kei t s Holzbauteilehersteller derun d l ich Anfor nd Empf in Kosmetikahersteller r Getränkehersteller d e ng eu hät zu zweis nung Einsc e an N ut Zonenord Medizinalmöbelproduzent Apparatebauer Holzverarbeitungsbetrieb b d B etrie s B au- un Lebensmittelproduzent Holzbauteilehersteller s gemä Kosmetikahersteller Getränkehersteller Apparatebauer 100 CHF pro m2a 200 CHF pro m2a 300 CHF pro m2a Keine Anforderungen Mindestens Gebiete Gebiete stark störendem 2.6. Kombination (Gebiete mit höchstens mit mässig störendem Gewerbe und nicht störendem Gewerbe und Empfindlichkeitsstufe IV Gewerbe und Empfindlichkeitsstufe III Empfindlichkeitsstufe II Produktion und Retail möglich) Betriebsperspektive: Werden die Produkte vor Ort verkauft? Welche Anforderungen bestehen für die Kombination von Produktion und Retail an das Gebäude des Produktionsstandorts? Auf welche Retail- 2.8. Lageattraktivität für Mitarbeitende und lage ist der Betrieb bei einer Kombination von Produktion und Retail angewiesen? Standortperspektive: Welche Möglichkeiten für Retail bieten das Gebäude und der Standort? R e ge d ie B e t ai l la t ai l ange t r ie wiese i eine be be ären nw r zur Imagebildung e e welch ion und R Medizinalmöbelproduzent Holzverarbeitungsbetrieb , auf t Betriebsperspektive: Wie beeinflusst die Lage das Unternehmens- zung n Produk Lebensmittelproduzent h ä t Holzbauteilehersteller Eins c n vo a t io image (zum Beispiel Repräsentativität der Lage)? Kosmetikahersteller in Ko m b Getränkehersteller Standortperspektive: Wie attraktiv ist der Standort für Mitarbeitende? Apparatebauer Spezial-Retaillage Top-Retaillage (z.B. für Special- (z.B. für Convenience- Interest-Güter) und Flanier-Güter) SUPR 24 Urbane Produzentinnen und Produzenten: Was brauchen sie? 25
3. produzieren? Stadt gebiete: wo
Welches Potenzial bieten ausgewählte Innenstadtlagen sowie Misch- und Wohngebiete für die urbane Produktion? Um diese Frage zu beantworten, wurden vier ausgewählte Gebiete in der Stadt Zürich näher untersucht. Die Gebiete ↗ 3.4. verfügen über unterschiedliche Chancen zur Realisierung von SUPR, bringen aber auch Herausforderungen mit sich. Die Chancen und Herausforderungen beziehen sich auf die nachfolgend gezeigten Gebiete. Sie treffen teilweise aber auch auf andere Gebiete mit vergleichbaren baulichen Strukturen und an vergleichbaren Lagen zu. ↗ 3.3. ↗ 3.2. ↗ 3.1. SUPR 28 Stadtgebiete: wo produzieren? 29
3.2. Blockrandgebiet Die Blockrandgebiete der Stadt des 19. Jahrhunderts haben sich in den letzten Jahren zu beliebten Wohngebieten entwickelt. Gastro- nomiebetriebe und Läden prägen die Quartierzentren. Historisch betrachtet spielte auch das Gewerbe in den Blockrandgebieten eine bedeutende Rolle. Viele Innenhöfe wurden gewerblich genutzt. Das ist heute nur noch teilweise der Fall. Der untersuchte Perimeter besteht vorwiegend aus Hofrandgebäuden mit Innenhofgebäuden, die um 1900 erstellt wurden. Sie stehen teilweise unter Denkmal- schutz. Viele Gebäude wurden in den vergangenen Jahren saniert oder ersetzt. Die Innenhofgebäude verfügen meist über grosszügige Be is Flächenverhältnisse, die grundsätzlich auch für die Produktion ge- pi el Sih l fe eignet sind. Die Erdgeschosse der Hofrandgebäude sind häufig auf ld kleinere Retailnutzungen oder Büros ausgelegt. ty Ci Chancen el • Zentrale Lage und hohe Passantenfrequenzen an ausgewählten pi Be is Lagen in Quartierzentren bringen grosse Sichtbarkeit. • Teilweise sind Bestandsliegenschaften, vor allem jene in den Innen- höfen, auch für Betriebe mit spezifischen baulichen Anforderungen 3.1. City • geeignet. Zentrale Lage und attraktiver Quartiercharakter macht Gebiet als Arbeitsort attraktiv. Die City ist der Büro- und Retail-Hotspot von Zürich. Produktion fin- det heute kaum mehr statt. Der untersuchte Perimeter östlich der Sihl • Zulässigkeit von Gewerbenutzungen ist durch Wohnanteilsvor- Heraus- und westlich des Lindenhofquartiers wird geprägt von Geschäfts- gaben planungsrechtlich eingeschränkt. forderungen häusern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie bieten oft • Hoher Anteil an Wohnnutzungen birgt insbesondere bei Lärm- attraktive Erdgeschossflächen, die baulich aber meistens für Retail- emissionen oder bei Geruchsemissionen Konfliktpotenzial. nutzungen ausgelegt sind. • Viele Hofrandgebäude sind für Betriebe mit spezifischen bauli- chen Anforderungen nicht geeignet. • Sehr zentrale Lage und sehr hohe Passantenfrequenzen entlang Chancen • Denkmalschutz erschwert grössere Umbauten und Neubauten von Hauptachsen bringen hohes Umsatzpotenzial für Retail und oder verteuert sie. grosse Sichtbarkeit. • An- und Auslieferungsmöglichkeiten sind räumlich häufig ein- • Die Dynamik im Detailhandel spielt voraussichtlich Flächen frei, geschränkt. die für die Realisierung von SUPR genutzt werden können, sofern • Hohe Mietzinse für Flächen, mit denen urbane Produzentinnen sich die Flächen für die Produktion eignen. und Produzenten potenziell konkurrenzieren müssen (zum Beispiel • Zentrale Lage macht das Gebiet als Arbeitsort attraktiv. Wohnen, Gastronomie oder Verkauf). • Viele Bestandsliegenschaften sind für Betriebe mit spezifischen Heraus- baulichen Anforderungen nicht geeignet. forderungen • Denkmalschutz erschwert grössere Umbauten und Neubauten oder verteuert sie. • An- und Auslieferungsmöglichkeiten sind oft stark eingeschränkt aufgrund der räumlichen Situation und der Anlieferungs- und Parkierungsbestimmungen. • Generell hohes bis sehr hohes Mietpreisniveau. SUPR 30 Stadtgebiete: wo produzieren? 31
3.3. Mischgebiet Die Gebiete zwischen den Blockrandbebauungen der Stadt des 19. Jahrhunderts und den Dorfkernen von Albisrieden und Altstetten waren früher locker bebaute Industriegebiete. In den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelten sie sich zu urbanen Mischgebieten mit zunehmenden Anteilen an Wohnnutzungen. Das untersuchte Gebiet in Albisrieden zeichnet sich durch eine heterogene Bebauung und Nutzung aus. Einzelne Gewerbe- oder Bürobauten befinden sich direkt neben Wohngebäuden. Im näheren Umfeld befinden sich nach wie vor grössere Gewerbe- und Industriegebiete. Die Bebau- ung stammt aus unterschiedlichen Epochen. Die Eignung für die Be Produktion ist stark gebäudeabhängig. is pi el Se eb • Leerstände bei Büroflächen ermöglichen Umnutzung und Reali- Chancen ach sierung von SUPR, sofern sich die Flächen für die Produktion eignen. • Für Wohnen weniger geeignete Lagen im Erdgeschoss oder im ersten Obergeschoss (zum Beispiel an stark befahrenen Strassen) weisen Potenzial für Umnutzungen und die Realisierung von 3.4. Wohngebiet SUPR auf. Das untersuchte Wohngebiet in Seebach ist geprägt von Genossen- • Heterogene bauliche Struktur umfasst Bestandsliegenschaften, schaftssiedlungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie die auch für Betriebe mit spezifischen baulichen Anforderungen grösseren Wohnüberbauungen aus den 1960er- und 1970er-Jahren. geeignet sind. Die Gebäude eignen sich nicht für die Produktion. Entsprechend ist der Anteil an Arbeitsnutzungen und insbesondere an gewerblichen • Zulässigkeit von Gewerbenutzungen durch Wohnanteilsvorgaben Heraus- Nutzungen gering. Bei vielen Überbauungen ist in den kommenden planungsrechtlich eingeschränkt. forderungen Jahren eine Erneuerung zu erwarten. • Hoher Anteil an Wohnnutzungen birgt insbesondere bei Lärm- emissionen oder bei Geruchsemissionen Konfliktpotenzial. • Für Wohnen weniger geeignete Lagen im Erdgeschoss oder im Chancen ersten Obergeschoss (zum Beispiel an stark befahrenen Strassen) weisen Potenzial für Umnutzungen und die Realisierung von SUPR auf. • Die Erneuerungsdynamik bei Wohnbauten birgt Potenzial für Umnutzungen und die Realisierung von SUPR. • Viele Bestandsliegenschaften sind für Betriebe mit spezifischen Heraus- baulichen Anforderungen nicht geeignet. forderungen • Zulässigkeit von Gewerbenutzungen durch Wohnanteilsvorgaben planungsrechtlich eingeschränkt. • Hoher Anteil an Wohnnutzungen birgt insbesondere bei Lärm- emissionen Konfliktpotenzial. • Weniger zentrale Lage macht Gebiet als Arbeitsort weniger attraktiv. • Teilweise hohes Mietpreisniveau für Flächen, mit denen urbane en Produzentinnen und Produzenten potenziell konkurrenzieren müs- ied i sr sen (zum Beispiel Gastronomie oder Verkauf). Alb el pi SUPR 32 Stadtgebiete: wo produzieren? 33 Be is
Stadt treffen Prototypen Vier 4.
Vier fiktive Prototypen zeigen auf, wie urbane Produzentin- nen und Produzenten die Chancen der untersuchten Gebiete Prototyp 1 nutzen und mit den Herausforderungen umgehen könnten. Grundlage für die Beschreibung der Prototypen bildeten die City ↗ 4.1. Anforderungen der untersuchten Betriebe und die Eigen- schaften der untersuchen Gebiete. Prototyp 2 Blockrandgebiet ↗ 4.2. Prototyp 3 Mischgebiet ↗ 4.3. Prototyp 4 Wohngebiet ↗ 4.4. SUPR 36 Vier Prototypen treffen Stadt 37
4.1. City Cuts City Cuts ist ein Kleinbetrieb, der hochwertige Fleisch- und Wurst-Delikatessen herstellt, mit Fleisch aus artgerechter Fleischwaren, City Tierhaltung. Die Produkte sind in Restaurants und ausge- wählten Lebensmittelgeschäften in der Stadt Zürich erhältlich. City Cuts befindet sich zusammen mit einem Käsehersteller und einem Weinhändler in einem ehemaligen Laden- lokal in einer Liegenschaft in der Zürcher Innenstadt. Im rückwärtigen Bereich der Liegenschaft findet die Produktion statt. Für die Lagerung wird das Untergeschoss genutzt. Im vorderen Bereich teilt sich City Cuts mit den anderen Betrieben eine Ladenfläche, wo die Produkte direkt ab «Fabrik» verkauft werden. Von der Strasse und vom Verkaufs- bereich sieht man direkt in die Produktionsräume. City Cuts bietet vor Ort auch Kurse an. Der Weinhändler betreibt abends auf dem flexibel nutzbaren Teil der Flächen eine kleine Vinothek. Die drei Betriebe profitieren von der zentralen Lage, den hohen Passantenfrequenzen entlang einer der befahrbaren Hauptstrassen in der City und von der Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung der Flächen. SUPR 38 Vier Prototypen treffen Stadt 39
Die Platzverhältnisse in der gesamten Liegenschaft sind begrenzt, Fläche Flächen werden teilweise mehrfach genutzt, Platzreserven bestehen keine. Insgesamt hat City Cuts einen Flächenbedarf von rund 200 m2, davon entfallen 150 m2 auf die Produktion, 30 m2 auf Lagerflächen und 20 m2 auf Büroflächen. Zudem teilt sich City Cuts rund 100 m2 mit dem Käsehersteller und dem Weinhändler für Verkauf, Kurse, Workshops und Vinothek. Der flexible und stufenlose Grundriss der ehemaligen Verkaufsräume Räumliche eignet sich optimal für die Betriebe. City Cuts musste dennoch bau- und bauliche liche Anpassungen vornehmen: So mussten abwaschbare Oberflächen und Bodenabflüsse eingebaut, die Be- und Entlüftung angepasst Situation und separate Ein- und Ausgänge aufgrund von Hygienevorschriften erstellt werden. Zudem hat sich City Cuts an der Einrichtung der CIT Verkaufs- und Workshopräume beteiligt. Die An- und Auslieferung verursacht wenig Verkehrslärm. Die wenigen Emissionen YC Lieferwagenfahrten pro Woche fallen in der ohnehin stark befahre- nen City kaum ins Gewicht. Daneben verursacht City Cuts keine Emissionen. Auf die Räucherung von Wurstwaren wird wegen der U TS Rauch- und Geruchsbildung bewusst verzichtet. Das Fleisch wird morgens auf dem Schlachthof der Stadt Zürich Erschliessung gekauft und direkt zu City Cuts zur Verarbeitung gebracht. Vor Ort bestehen keine Zwischenlager für das Fleisch. Die Produktion erfolgt just-in-time. Die Anlieferung erfolgt rund zweimal pro Woche per Lieferwagen über den befahrbaren Innenhof. Eine Behinderung des Strassenverkehrs oder der Fussgängerinnen und Fussgänger auf Produktion dem Gehweg kann dadurch vermieden werden. City Cuts versucht, Käse die Anlieferung in Zukunft per Fahrrad zu bewerkstelligen. Retail Der Mietzins in der Höhe von 300 Franken pro Quadratmeter im Mietzins- Vinothek Jahr ist für einen kleinen Produktionsbetrieb hoch – auch wenn er für niveau die Lage vergleichsweise niedrig ist. City Cuts kann höhere Mieten als gleichartige Betriebe zahlen, weil ein substanzieller Anteil der Pro- Produktion duktion direkt am Standort verkauft wird und Synergien mit den anderen Betrieben genutzt werden, zum Beispiel bei den Laden- und Lagerflächen sowie beim Verkaufspersonal. Die zentrale Innenstadtlage zeichnet sich durch eine hohe Passanten- Kombination frequenz aus. City Cuts kann dadurch einen Teil der Produktion von Produktion auch an Laufkundschaft verkaufen. Die Lage macht City Cuts sichtbar und Retail und über die Stadt Zürich hinaus bekannt. Die Liegenschaft ist mit dem öffentlichen Verkehr perfekt erreichbar Lage- und als Arbeitsort sehr attraktiv. City Cuts ist an dieser Lage gut attraktivität sichtbar. Der Betrieb hat so einige Bekanntheit erlangt. SUPR 40 41
4.2. Aulympia Küchen- Aulympia stellt hochwertig gestaltete Küchengeräte «Made in Zürich» her. 90 Prozent der Bauteile und der verar- geräte, Sihlfeld beiteten Materialien stammen aus einem Umkreis von rund 100 km von Zürich. Aulympia wurde vor einigen Jahren gegründet, hat heute fünf Mitarbeitende und befindet sich auf Wachstumskurs. Die Firma verkauft einen grossen Teil der Produkte über den eigenen Onlineshop. Ein kleinerer Teil wird über den eigenen Flagshipstore, ausgesuchte Online- händler und Spezialgeschäfte vertrieben. Aulympia produziert im Zürcher Blockrandgebiet. Ihr Flag- shipstore und ein kleines Büro sind im Hofrandgebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert untergebracht. Im zugehö- rigen Innenhofgebäude findet die Produktion sowie die Forschung und Entwicklung statt. Im Untergeschoss befinden sich grosszügige Lagerflächen. Die Liegenschaft eignet sich sehr gut für die Produktion und als Laden. SUPR 42 Vier Prototypen treffen Stadt 43
Aulympia verfügt heute über rund 300 m2 Produktions- und Entwick- Fläche lungsfläche und ebenso viel Lagerfläche. Der Flagshipstore und die Büroflächen umfassen nochmals rund 150 m2. Mit dem aktuellen Platzangebot stösst Aulympia bald an Grenzen. Aulympia versucht darum, weitere Innenhofgebäude dazuzumieten. Die Anlieferungsrampe und der Warenlift im Innenhofgebäude sind Räumliche für einen effizienten Betriebsablauf eminent wichtig. Von grossem und bauliche Vorteil ist, dass die Produktions- und Entwicklungsräume niveaufrei verbunden sind. Einzig zum Laden müssen die Produkte von Hand Situation gebracht werden, da er nur über einige Stufen erreichbar ist. Der Bo- den des Innenhofgebäudes weist eine ausreichend hohe Tragfähigkeit auf. Damit können die Waren im Lager auch gestapelt gelagert werden, um Platz zu sparen. Es mussten kaum bauliche Anpassungen vor- genommen werden. Über dem Laden und in den umliegenden Gebäuden hat es vor allem Emissionen Wohnungen. Die Umgebung ist darum lärmempfindlich. Der Anlie- ferungsverkehr generiert geringfügige Lärmemissionen. Er findet frühestens ab 7 Uhr und spätestens bis 16 Uhr statt. Aulympia konnte Lärmbeschwerden so bisher vermeiden. Andere Emissionen werden keine verursacht. Die Anlieferung der Komponenten erfolgt über die Laderampe und Erschliessung den Warenlift im Innenhofgebäude. Die Zufahrt zum Innenhof ist höchstens mit kleineren LKWs oder mit Lieferwagen möglich. Die Anlieferung im Innenhof hat den Vorteil, dass der Strassenverkehr AU L und der Fussverkehr nicht behindert werden. Insgesamt finden pro Woche rund 35 bis 40 LKW- bzw. Lieferwagenfahrten statt. Mietzins- YMP IA Der Mietzins für alle Flächen beträgt 280 Franken pro Quadratmeter im Jahr. Für Laden- und Büroflächen ist das vor allem im Vergleich zur niveau City günstig. Insgesamt ist der Mietzins für Aulympia gut tragbar. Die Passantenfrequenzen sind nicht so hoch wie an den Top-Retail- Kombination lagen in der City. Der Flagshipstore von Aulympia ist mit einer kurzen von Produktion Tramfahrt vom Zentrum aus aber gut zu erreichen. Aufgrund der und Retail Bekanntheit von Aulympia nehmen die Kunden den Weg gerne in Kauf – auch weil es in der Gegend viele andere kleine Läden, Design- shops, Cafés und Bars gibt. Das zum Wohnen sehr beliebte innerstädtische Quartier bietet auch Lage- als Arbeitsplatz eine attraktive Umgebung. Im näheren Umfeld sind Ein- attraktivität kaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf und viele Cafés und Res- taurants für die Verpflegung über Mittag vorhanden. Die zentrale Lage im aufstrebenden, lebhaften Quartier trägt zur Bekanntheit von Aulym- pia bei und unterstreicht den Anspruch, «Made in Zürich» zu bleiben. SUPR 44 Vier Prototypen treffen Stadt 45
4.3. Goodwood Holz- Goodwood ist ein innovatives Schreinerunternehmen mit rund 30 Angestellten, das in den Bereichen Innen- und Laden- verarbeitung, Albisrieden bau tätig ist. Zudem führt das Unternehmen Restaurations- arbeiten durch und produziert massgeschneiderte Möbel. Goodwood hat sich im Erdgeschoss eines Büro- und Gewerbe- hauses aus den 1960er-Jahren eingemietet. Im Haus befin- den sich viele weitere Firmen aus dem Dienstleistungs- und Designbereich, mit denen projektweise auch Kooperationen stattfinden. So zum Beispiel mit einem jungen Start-Up, das sich auf die Entwicklung von Holzverarbeitungsverfahren spezialisiert hat. Das Jungunternehmen benützt die Werk- statt von Goodwood für die Produktion von Prototypen. Das Gebäude befindet sich in einem Mischgebiet 20 Minuten ausserhalb des Stadtzentrums. Das Gebiet ist geprägt von einem heterogenen Nebeneinander von Wohn-, Büro und Gewerbebauten unterschiedlichen Alters und Massstabs. SUPR 46 Vier Prototypen treffen Stadt 47
Goodwood braucht rund 1100 m2 Fläche. Davon entfallen rund 600 m2 Fläche auf die Produktion, 200 m2 auf Lager und rund 300 m2 auf Büro- und Aufenthaltsflächen. Einen Teil der Werkstatt teilt sich Goodwood mit dem Start-Up-Unternehmen. Der Werkstattbereich weist eine Raumhöhe von 3 m auf. Die Decke Räumliche ist für eine erhöhte Traglast konzipiert. Zudem wurde in der Werk- und bauliche statt eine leistungsfähige Be- und Entlüftung eingebaut, um die Staubbelastung zu minimieren. Situation In der Werkstatt laufen den ganzen Tag über die Holzbearbeitungs- Emissionen maschinen. Sie verursachen entsprechende Lärmemissionen. Mit der Installation von schallabsorbierenden Oberflächen können die Emissionen jedoch reduziert werden. Zudem wird darauf geachtet, dass nur mit geschlossenen Fenstern und Türen gearbeitet wird. Dank der eingebauten Lüftungsanlage funktioniert das gut. Die häufigen Zu- und Wegfahrten von Liefer- und Servicewagen führen ebenfalls zu Lärmemissionen. Dank der grosszügigen Zufahrt in den Hinterhof sowie der Laderampe Erschliessung im Erdgeschoss können sämtliche Materialien mühelos angeliefert, entladen und ins Lager bzw. in die Werkstatt transportiert werden. Die Anlieferung der Materialien findet wochentags von frühestens 7 Uhr bis spätestens 16 Uhr statt. Der Betrieb generiert rund 80 bis 100 Lieferwagen- und LKW-Fahrten pro Woche. Goodwood zahlt einen Mietpreis von rund 200 Franken pro Quadrat- Mietzins- Produktion meter im Jahr. Dies ist für die Lage ein üblicher Mietzins. niveau D Das Gewerbehaus befindet sich abseits grosser Passantenströme in Kombination einem Mischgebiet mit Wohn-, Büro- und Gewerbebauten. Entspre- chend ist diese Lage für ausgedehnte Retailflächen nicht geeignet. Goodwood unterhält einen kleinen Showroom, wo Kundengespräche von Produktion und Retail Büro O G OO D WO stattfinden und Einzelstücke aus der Möbelproduktion gezeigt wer- Lager den. Gespräche finden in der Regel nach Terminvereinbarung statt. Das Gewerbehaus befindet sich in Gehdistanz zu einer Tramhalte- Lage- stelle. Verpflegungsmöglichkeiten in der Umgebung sind rar. Deshalb attraktivität wurde in Zusammenarbeit mit den übrigen Betrieben des Gewerbe- hauses eine gemeinsame Kantine eingerichtet. Diese trägt sehr viel zum Zusammenhalt der «House-Community» bei. SUPR 48 Vier Prototypen treffen Stadt 49
4.4. Polisoap Kosmetika, Polisoap produziert Kosmetika, Seifen und Desinfektions- mittel und verfügt über unterschiedliche Absatzkanäle. Seebach Ein Grossteil der Produktion wird online vertrieben. Daneben werden die Produkte in den eigenen Polisoap-Läden, in Warenhäusern sowie in diversen Läden in und ausserhalb von Zürich verkauft. Polisoap beliefert zudem verschiedene Abnehmerinnen und Abnehmer aus der Gastronomie und Hotellerie direkt. Der Produktionsstandort von Polisoap befindet sich im Erd- geschoss einer neuen Wohnüberbauung in einem Aussen- quartier von Zürich. Polisoap konnte seine Bedürfnisse bereits bei der Planung der Überbauung einbringen. Die Produk- tions-, Verkaufs- und Lagerräume konnten so perfekt auf die Bedürfnisse von Polisoap ausgerichtet werden. Ziel war es, die Produktion möglichst sicht- und erlebbar zu machen. Alle Produktionsräume sind sowohl vom Laden wie auch von der Strasse einsehbar. Neben der Produktion bietet Poli- soap hier auch Kurse für die Seifenherstellung an und organisiert Ausstellungen. Die Produktionsstätte von Polisoap hat so schon nach kurzer Zeit grosse Bekanntheit erlangt und den Ort auf die Stadtkarte gesetzt. SUPR 50 Vier Prototypen treffen Stadt 51
Insgesamt belegt Polisoap rund 1000 m2 im Erd- und Untergeschoss Fläche des Neubaus. Davon entfällt rund die Hälfte auf Lagerflächen. Da Polisoap seit Anfang der Planung des Neubaus involviert war, konnten die Raumgrössen entsprechend den Anforderungen ausgeführt und mit der gewünschten Ausstattung erstellt werden. Die baulichen Anforderungen wurden im Rahmen der Planung Räumliche ebenfalls massgeschneidert berücksichtigt: Ein Teil der Produktion und bauliche findet in eigens dafür eingebauten Reinräumen statt. Alle Räume weisen eine Raumhöhe von 4 m auf und sind stufenlos miteinander Situation P OLI S OA P verbunden. Die Lagerflächen im Untergeschoss sind über einen grossen Warenlift erschlossen. Sie können in der gesamten Höhe voll genutzt werden. Die Böden und Decken weisen höhere Trag- lasten auf. Die Oberflächen sind auf die Arbeit mit Flüssigkeiten ausgerichtet. Die Bodenabflüsse sind für grössere Wassermengen Lager ausgelegt. Bei der Planung des Neubaus wurde darauf geachtet, dass die Schall- Emissionen übertragung vom Produktionslokal zu den darüberliegenden Wohn- einheiten minimiert wird. Die An- und Auslieferungen finden frühes- tens ab 7 Uhr und spätestens bis 16 Uhr statt. Die An- und Auslieferungen erfolgen vorwiegend mit LKWs. Sie ge- Erschliessung nerieren rund 10 bis 20 Fahrten pro Woche auf der Rückseite des Wohngebäudes über die dafür vorgesehenen Laderampen. Spezielle Abdeckungen über den Laderampen und lärmarme Oberflächen auf den Rampen minimieren den Lärm beim Be- und Entladen. Der Mietzins in der Höhe von 250 Franken pro Quadratmeter im Mietzins- Jahr wurde mit der Immobilienentwicklerin bereits bei der Planung niveau festgelegt. Er ist für Polisoap gut tragbar. Zudem hat Polisoap ein- malige Investitionen wie etwa den Einbau von Reinräumen für die Produktion oder die Ausstattung der Kursräume selbst vorgenommen. Produktion Retail Der Ort weist kaum Passantenfrequenz auf. Viele Leute kommen aber Kombination Kurse Ausstellungen zu Polisoap wegen den Kursen und der Möglichkeit, die Produktions- von Produktion räume zu besichtigen. Der Absatz im Verkaufsbereich richtet sich und Retail darum hauptsächlich an Kursbesucher sowie an die Bevölkerung der umliegenden Quartiere. Das Gebäude liegt am Stadtrand, ist aber mit dem öffentlichen Ver- Lage- kehr sehr gut erschlossen. Die Nähe zur Landschaft und zum Wald attraktivität bietet eine willkommene Abwechslung vom hektischen Produktions- alltag. Polisoap arbeitet mit einem lokalen Lunchbox-Service, der sich auf die Bereitstellung von hochwertigen Mittagsmenüs und Snacks spezialisiert hat. SUPR 52 Vier Prototypen treffen Stadt 53
5. SUPR Was muss besonders konkret: werden beachtet
5.1. Mietzinse Gastronomie 800 Die Mietzinshöhe ist ein kritischer Faktor für die Realisierung von Analyse von Mietwohnungen 700 SUPR. Das zeigt auch die Analyse von Mietzinsen in den vier unter- Mietzinsen in Gewerbe/Industrie Verkauf suchten Gebieten. Grundlage der Analyse bilden Informationen aus ausgewählten bestehenden Mietverträgen4. Die folgenden Abbildungen zeigen die 600 Bandbreite der vertraglich vereinbarten Basismieten je Quadratmeter Gebieten Nettonutzfläche und Jahr in Franken ohne Nebenkosten in Form von 500 Boxplots. Die mittlere Linie in der Box zeigt den Median, das heisst, die Hälfte der untersuchten Basismieten liegt über diesem Wert.5 Die Boxplots zeigen lediglich die Werte für jene Flächen, für die Miet- Büro 400 vertragsdaten vorliegen. Sie sind nur bedingt repräsentativ. 300 Lager/Archiv Verkauf 4500 200 4000 100 3500 0 3000 Beispiele von vertraglich vereinbarten Basismieten je Quadratmeter Nettonutzfläche und Jahr in Franken ohne Nebenkosten im Gebiet Blockrand: Beispiel Sihlfeld (Wüest Partner, 2020) 2500 Gastronomie Mietwohnungen 2000 Gewerbe/Industrie Gewerbe/Industrie Mietwohnungen 1500 500 Büro 1000 400 Lager/Archiv Büro 500 300 Lager/Archiv 0 200 Beispiele von vertraglich vereinbarten Basismieten je Quadratmeter Nettonutzfläche und Jahr in Franken ohne Nebenkosten im Gebiet City (Wüest Partner, 2020) 100 0 4 Datengrundlage bildet die Datenbank anonymisierter Mietvertragsabschlüsse der Firma Wüest Partner AG, Zürich (2020). 5 Abgefragt wurden Mietverträge in den näher untersuchten Gebieten gemäss den Beispiele von vertraglich vereinbarten Basismieten je Quadratmeter Nettonutzfläche Ausschnitten in Kapitel 3. Untersucht wurden Flächen für die vor höchstens 10 Jahren und Jahr in Franken ohne Nebenkosten im Mischgebiet: Beispiel Albisrieden (keine Mietverträge abgeschlossen wurden. Es fand keine Differenzierung nach Lage, Geschoss Daten zu Verkauf und Gastronomie) (Wüest Partner, 2020) oder Liegenschaftsqualität statt. Die vertraglich vereinbarten Basismieten können zum Beispiel bei Gastronomie- oder Ladennutzungen von den tatsächlichen Mieten deutlich abweichen, weil die tatsächlichen Mieten teilweise umsatzabhängig sind. SUPR 56 SUPR konkret: Was besonders beachtet werden muss 57
700 SUPR in Innenstadtlagen, Misch- oder in Wohngebieten realisiert wer- Verkauf den sollen, dann stehen sie in Konkurrenz zu anderen Nutzungen wie 600 Wohnen, Büro-, Verkaufs- oder Gastronomie-Nutzungen. Die Konkur- Mietwohnungen renzfähigkeit von urbanen Produzentinnen und Produzenten zu ande- ren Nutzungen präsentiert sich je nach Gebiet unterschiedlich: Gastronomie 500 • Die Mieten von Konkurrenznutzungen in der City können von den Gewerbe/Industrie 400 untersuchten Betrieben unter heutigen Rahmenbedingungen Büro kaum bezahlt werden. 300 Lager/Archiv • Im Blockrandgebiet übersteigen die heutigen Mieten von Wohn-, Verkaufs- und Gastronomie-Nutzungen die Zahlungsbereitschaft 200 urbaner Produzentinnen und Produzenten. Dagegen bewegen sich die Mieten für Büronutzungen etwa im Bereich der Zahlungs- 100 bereitschaft der untersuchten Betriebe. • Im untersuchten Mischgebiet sind urbane Produzentinnen und 0 Produzenten zu anderen Nutzungen konkurrenzfähig. Beispiele von vertraglich vereinbarten Basismieten je Quadratmeter Nettonutzfläche und Jahr in Franken ohne Nebenkosten im Wohngebiet: Beispiel Seebach (Wüest Partner, 2020) • Im untersuchten Wohngebiet liegen die Mieten ausser bei Ver- kaufsnutzungen ebenfalls ungefähr im Bereich der Zahlungsbe- reitschaft der untersuchten Produktionsbetriebe. Im Überblick zeigen sich, abhängig vom Gebiet und dem Nutzungstyp, folgende Medianwerte der Mietzinshöhe in Franken pro Quadrat- Bei der Beurteilung der Konkurrenzfähigkeit von urbanen Produzen- Bauliche meter und Jahr. tinnen und Produzenten mit anderen Nutzungstypen ist zu beach- Anpassungen ten, dass bei einer Umnutzung von Flächen für die Produktion oft bauliche Anpassungen notwendig sind. Diese sind ein zusätzlicher sind Wohnen Büro Verkauf Gewerbe/Industrie Lager/Archiv Gastronomie Kostenfaktor, der entweder einmalig bei der Realisierung oder sonst zusätzlicher City Blockrand 480 580 1140 340 180 120 900 wiederkehrend in Form eines höheren Mietzinses berücksichtigt Kostenfaktor 310 270 360 280 400 Mischgebiet 240 250 – 235 90 – werden muss. Wohngebiet 250 230 330 160 90 270 5.2. Auswirkungen der Die Analyse stellt nur das Mietzinsniveau innerhalb der untersuchten Mietzinse Gebiete dar und für jene Flächen, für die Mietvertragsdaten vorliegen. für Gewerbe Die Werte sind darum nur bedingt repräsentativ. Dies trifft insbeson- Kombination von dere auf die Gewerbe- und Industrieflächen im Misch- und Wohn- liegen im gebiet zu. Für diese Flächen besteht eine geringe Datengrundlage. Rahmen der Zahlungs- Produktion und Retail Das Mietzinsniveau kann je nach Mikrolage von den hier gezeigten Werten abweichen. Die Analyse zeigt, dass die heutigen Mieten eine bereitschaft grosse Bandbreite aufweisen. Die Höhe der Mieten ist abhängig von einer Vielzahl an Faktoren, wie etwa vom jeweiligen Gebiet, dem Nut- zungstyp, der Mikrolage und der Liegenschaftsqualität. Die potenzielle Zahlungsbereitschaft der untersuchten Betriebe liegt zwischen rund auf die Erträge 200 bis 250 Franken. Damit bewegen sich die untersuchten Mieten Die Kombination von Produktion und Retail kann eine grosse Chance für Gewerbe- und Industrieflächen ausser in der City im Rahmen der für die urbane Produktion darstellen und ein wichtiger Grund für die Zahlungsbereitschaft der untersuchten Produktionsbetriebe. Wenn Ansiedlung eines Betriebs in einem der vier untersuchten Gebiete SUPR 58 SUPR konkret: Was besonders beachtet werden muss 59
sein. Mit der Kombination von Produktion und Retail kann der Anteil Kombination Kosten für Verkaufspersonal oder Verkaufsflächen an, die sonst an Direktverkauf vergrössert werden, wobei ein Teil der Handelsmarge von Produktion durch den Detailhandel getragen werden. Wird die Produktions- bei den Produzierenden statt beim Detailhandel verbleibt. Die somit menge erhöht, so können kurzfristig die Stückkosten je nach und Retail erzielten höheren Erträge und Beiträge zur Deckung der Fixkosten Kostenstruktur des Betriebs steigen, weil zum Beispiel zusätzliche steigern wiederum die Mietzahlungsbereitschaft, was die erreich- bietet Chancen Investitionen in Maschinen nötig werden. Die Mehrerträge, die baren Lagen für SUPR ausweitet. durch den Direktverkauf der Mehrproduktion entstehen, werden so wieder reduziert. Produzent → Detailhandel → Endkunde ← Produzent mit Direktverkauf Die Erhöhung des Anteils Direktverkauf ist entsprechend kein Höhe der Potenzielle «Patentrezept» und eignet sich nicht für alle Betriebe gleich gut. Mehrerträge Erhöhung der Die tatsächliche Höhe der Mehrerträge muss ausgehend von der Mietzahlungs- ist einzelfall- Marge bereitschaft konkreten Situation des einzelnen Betriebs abgeschätzt werden. Zwar kann die Steigerung des Direktverkaufs zu Mehrerträgen führen. abhängig Die dadurch entstehenden Kosten müssen gleichzeitig aber mög- lichst minimiert werden. Es muss zudem beachtet werden, dass ein Wachstum auf den eigenen Verkaufsflächen oder über einen eigenen Kosten pro Stück Kosten pro Stück Onlineshop erfolgen muss, wenn sich ein Betrieb dazu entscheidet, Ertrag pro Stück Ertrag pro Stück die Produkte ausschliesslich direkt zu verkaufen. Eine tatsächliche Verkaufspreis Einkaufspreis Erhöhung der Mietzahlungsbereitschaft durch die Steigerung des Direktverkaufs ist dann möglich, wenn das Verhältnis zwischen Mehrerträgen und Mehrkosten optimal gestaltet wird und die daraus Prinzip der Erhöhung der Mietzahlungsbereitschaft durch Direktverkauf resultierenden Mehrerträge auch tatsächlich für höhere Mieten und nicht für andere Zwecke wie Investitionen, Forschung, Bildung von Reserven oder Gewinn verwendet werden. Wie stark sich eine Erhöhung des Direktverkaufs tatsächlich auf die Mietzahlungsbereitschaft auswirkt und ob urbane Produzentinnen Neben zusätzlichen Erträgen durch Direktverkauf kann die Mietzah- Kostenreduktion und Produzenten dadurch potenziell auch mit anderen Nutzungen lungsbereitschaft auch durch eine Reduktion der übrigen Kosten kann Miet- in Innenstadtlagen oder Misch- und Wohngebieten konkurrenzieren erreicht werden, zum Beispiel wenn mit der Kombination von Pro- können, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: duktion und Retail Synergien beim Personal oder den Räumen und zahlungsbereit- Flächen genutzt werden können. schaft erhöhen • Handelsmarge zwischen Direktverkauf und Verkauf im Detailhandel: Kombination Die Handelsmarge ist die Differenz zwischen dem Preis, den eine Produktion und Bei den untersuchten Betrieben machen die Mietkosten in der Regel Mietkosten Produzentin oder ein Produzent im Direktverkauf erzielt und dem Retail kann einen geringen Teil der gesamten Kosten aus. Dies hat zur Folge, fallen im Preis, den er oder sie erzielt, wenn das Produkt an den Detailhan- dass bei einer Erhöhung der Mietkosten die relative Reduktion der del verkauft wird. Je nach Produkt ist der Preis, den ein Produk- Zahlungs- übrigen Kosten wenig ins Gewicht fällt. Wenn die Mietkosten zum Vergleich zu tionsbetrieb erzielen kann, im Direktverkauf bis zu doppelt so hoch bereitschaft Beispiel 5 Prozent der gesamten Kosten betragen, müssen die üb- Gesamtkosten wie bei einem Verkauf an den Detailhandel. Je höher die Handels- erhöhen rigen Kosten lediglich um rund 5 Prozent reduziert werden, damit wenig ins marge, desto höher sind die Mehrerträge bei einer Erhöhung eine Verdoppelung der Mietkosten möglich ist. Gewicht des Anteils Direktverkauf. Unabhängig von den Auswirkungen auf die Zahlungsbereitschaft Nicht • Anteil Direktverkauf heute: Betriebe verfügen bereits heute oft ermöglicht die Kombination von Produktion und Retail eine verstärkte quantifizier- über einen gewissen Anteil an Direktverkauf, zum Beispiel über Imagebildung, einen höheren Produktebezug und ein unmittelbares eigene Onlineshops. Je höher der Anteil Direktverkauf bereits Kundenfeedback. Diese Vorteile sind kurzfristig nicht direkt finanziell bare Vorteile heute ist, desto geringer sind die potenziellen Mehrerträge. quantifizierbar. Für die Realisierung von SUPR an Innenstadtlagen, beachten Wohn- oder Mischgebieten können diese Vorteile aus den oben ge- • Höhe der Kosten bei Direktverkauf: Eine Erhöhung des Anteils nannten Gründen trotzdem sehr wertvoll sein. Direktverkauf ist mit Mehrkosten verbunden. Es fallen zum Beispiel SUPR 60 SUPR konkret: Was besonders beachtet werden muss 61
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