Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten - Resilienz und Sicherheit 011001101 0011101

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Smarte Städte und Regionen:
Transformation gestalten
Resilienz und Sicherheit
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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Mission Statement                                                                 04
Executive Summary                                                                 05
Einleitung                                                                        06
  Smart-City-Domänen                                                              06
  Sicherheit                                                                      10
  Herausforderungen urbaner Sicherheit                                            12
  Resilienz                                                                       13
  Herausforderungen urbaner Resilienz                                             15
Anwendungsbeispiele                                                               16
  Sicherheit                                                                      16
  Resilienz                                                                       17
Studiendesign                                                                     19
  Methodik                                                                        19
  Stichprobe                                                                      19
  Indikatoren                                                                     20
Ergebnisse                                                                        22
  Leistungsfähigkeit                                                              22
  Veränderungsbereitschaft                                                        22
  Resümee                                                                         23
Fazit: Was kommunale Entscheidungsträger
tun können                                                                        24
Über die Zusammenarbeit                                                           27
Fußnoten                                                                          28
Ihre Ansprechpartner                                                              30

                                                                                                 03
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Mission Statement
Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA haben      Vorhaben. Mit der dritten Ausgabe der
ein gemeinsames Modell zur Erfassung        ­Studienreihe „Smarte Städte und Regionen“
kommunaler Handlungsspielräume entwi-        wird nun die Smart-City-Domäne „Resilienz
ckelt, welche der Gestaltung einer Smart     und Sicherheit“ betrachtet. Globale Trends
City und Smart Region zugrunde liegen.       und nationale Anwendungsfälle weisen
Das Kommunale Typologiemodell Smart          auf die aktuellen Entwicklungen in diesem
City (KTMSC) wird auf unterschiedliche       Bereich hin. Die Einordnung bundesdeut-
kommunale Größentypen angewendet             scher Kommunen in das KTMSC zeigt ver-
und erhebt die individuelle Ausgangs-        schiedene Umsetzungswege auf. Auf Basis
lage vor Ort unter Berücksichtigung der      der Datenauswertung und Typologisierung
Dimensionen „Leistungsfähigkeit“ und         können Handlungsempfehlungen für kom-
„Veränderungsbereitschaft“. Das Modell       munale Entscheidungsträger abgeleitet
hilft kommunalen Entscheidungsträgern        werden, um die Themen Resilienz und
bei Strategieentwicklung und Projektum-      Sicherheit auf kommunaler Ebene weiter
setzung im Smart-City-Umfeld sowie bei       voranzutreiben.
der Überprüfung aktueller und zukünftiger

                                            Smarte Städte und Regionen
                                            entwickeln Strategien und
                                            Konzepte, um die physische und
                                            soziale Sicherheit der Bürgerinnen
                                            und Bürger zu garantieren.

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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Executive Summary
1. Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA              als Folgen des Klimawandels über Cyber-         5. Alle untersuchten Kommunen unter-
   untersuchen in einer gemeinsam durch-          angriffe auf kritische Infrastruktur bis hin       nehmen unabhängig von ihrer Größe
   geführten Publikationsreihe die Positio-       zu Pandemien. Krisen und Katastrophen              Bemühungen in der Domäne „Resilienz
   nierung deutscher Kommunen bei ihrer           betreffen Kommunen als Gesamtsys-                  und Sicherheit“. Verstärkt durch die
   Umsetzung von Smart-City-Initiativen.          teme und erfordern daher integrierte               gegenwärtige weltpolitische Situation
   Sie richten sich an kommunale Entschei-        Lösungsansätze, welche auf interdiszip-            befinden sich Kommunen in einem dyna-
   dungsträger und Enthusiasten, die ihre         linärer und intersektoraler Vernetzung             mischen Aufbruchsprozess. Insbeson-
   Kommune auf dem Weg zu einer Smart             beruhen. Diese weisen Schnittmengen                dere Mittelzentren und kleine Großstädte
   City vorantreiben möchten.                     zu allen Domänen der Smart City auf.               betreiben einen erheblichen Aufwand zur
                                                                                                     Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit
2. Die aktuelle Ausgabe umfasst die            4. Die vorliegende Studie greift auf das            und Veränderungsbereitschaft, um nicht
   Domäne „Resilienz und Sicherheit“ im            von Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA              nur sicherer, sondern auch resilienter zu
   urbanen Raum aus strategisch-konzep-            gemeinsam entwickelte Kommunale                   werden.
   tioneller Sicht. Bei einer zielgerichteten      Typologiemodell Smart City (KTMSC)
   Einsetzung können innovative Lösungen           zurück und stellt für die Domäne               6. Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA spre-
   Mehrwerte in diesem Handlungsfeld               „Resilienz und Sicherheit“ ein Set an             chen – entlang der Domäne „Resilienz
   erzielen. Mit der Studie möchten Deloitte       Indikatoren auf, welches anhand einer             und Sicherheit“, deren Indikatoren sich in
   und Fraunhofer IOSB-INA die strategi-           Stichprobe deutscher Kommunen unter-              dem Typologiemodell ergeben – Hand-
   sche Bedeutung dieser Domäne unter              schiedlicher Größenklassen verprobt               lungsempfehlungen für kommunale
   einer Smart-City-Perspektive aufzeigen          wird. Das Modell erhebt die individuelle          Entscheidungsträger aus. Diese können
   und wichtige Trends und Herausfor-              Ausgangslage vor Ort unter Berücksich-            als Orientierung für die Ausrichtung
   derungen hervorheben, die auf dem               tigung der Dimensionen „Leistungsfähig-           des eigenen Innovations- und Investiti-
   Weg zu smarten Städten und Regionen             keit“ und „Veränderungsbereitschaft“. In          onsgeschehens herangezogen werden.
   Beachtung finden sollten.                       dieser Studie werden die Leistungsfähig-          Außerdem können sie Hilfestellung bei
                                                   keit anhand sicherheitsrelevanter und             Formulierung und Überprüfung städti-
3. Städte und Regionen müssen sich auf            die Veränderungsbereitschaft mittels              scher Smart-City-­Strategien geben.
   eine Vielzahl von möglichen Krisensituati-      resilienzbezogener Kriterien operationa-
   onen und Herausforderungen einstellen.          lisiert.
   Deren Bandbreite reicht heute von über-
   mäßiger Hitze und Überschwemmungen

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Einleitung
Smart-City-Domänen                           Adäquat eingesetzte digitale Lösungen­
Die vorliegende Studie behandelt die         ­können die Grundlage für eine leistungs-
Domäne „Resilienz und Sicherheit“. Sie        fähige Infrastruktur und ein anpassungs-
stellt die städtische Grundfunktion in den    fähiges Management auf kommunaler und
Mittelpunkt und ist auf die Sicherung der     regionaler Ebene schaffen. Risikominimie-
kommunalen Daseinsvorsorge der Bürge-         rung und eine Erhöhung der städtischen
rinnen und Bürger ausgerichtet. Dabei geht    Widerstandsfähigkeit gegenüber kritischen
es nicht ausschließlich um die Bewältigung    Ereignissen sind lohnenswerte Ziele.
von Krisen und Katastrophen, sondern ins-
besondere um eine Erhöhung der Wider-        Deutsche Kommunen sehen sich vor der
standsfähigkeit und die Anpassung an         Herausforderung, diese Potenziale mit
sich ständig im Wandel befindliche äußere    ihren wirtschaftlichen, institutionellen und
Rahmenbedingungen und Einflussfakto-         sozialen Systemen vor Ort in Einklang zu
ren. Entgegen einer statischen Auffassung    bringen. Auch die Kommunikation über
verstehen wir Resilienz und Sicherheit als   diese Themen und der Umgang mit Beden-
einen fort­dauernden, zyklischen Prozess     ken der Zivilgesellschaft können die kom-
von Vorsorge, Reaktion und Regeneration      munale Öffentlichkeitsarbeit auf die Probe
sowie Anpassung bzw. Transformation.         stellen.

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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Abb. 1 – Rahmenmodell der Smart-City-Domänen

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                                                                                                      Woh
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                                                                                                                            chs
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                                                                                                                               tum

                                                                                Inklusion
              Resil

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                                                                          be
                                                             St          e
                                                                  eig
                                                                        L
                                                                                                                t
                                                                                                          itä
                                                                     re
                                                                   gd   eru
                                                          Steigerun           ng de                u al
                                                                                      r Le bensq

                                                                                                                                     un
                                                                                                                                     g

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                                          irt                                                                                    i ld
                                                                                                                                B
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                                               ha                                                                    nd
                                                 ft                                                               ngu
                                                                                                                 u
                                                                                                              alt
                                                                                                          Verw

                                                                                                                                                                    07
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  Krisenhafte Ereignisse                           die mögliche Risiken verstärken kön-
  Krisenhafte Ereignisse können das                nen: Digitalisierung, Globalisierung,
  städtische Ökosystem auf eine                    demografischer Wandel, soziale
  Bewährungsprobe stellen. Die Bei-                Ungleichheit, Umweltzerstörung, Kli-
  spiele sind vielfältig und umfassen              mawandel usw. Krisenhafte Ereignisse
  u.a. Extremwetterereignisse, Großun-             entfalten Konsequenzen auf sozialer,
  fälle, Unterbrechung oder Ausfall der            technologischer, kultureller, umwelt-
  Stromversorgung oder der Wasseran-               bezogener und wirtschaftlicher Ebene
  bindung, wirtschaftliche Krisen sowie            und sind entsprechend auf all diesen
  auch Straftaten. Darüber hinaus sind             Ebenen von kommunalen Entschei-
  auch externe Faktoren zu bedenken,               dungsträgern zu berücksichtigen.

Abb. 2 – Ausgewählte Beispiele zur Relevanz der Domäne Sicherheit und Resilienz im Smart-City-Framework

                       Soziale und kulturelle                                                 Technologische Relevanz
                                    Relevanz

                       Ökologische Relevanz                                                   Wirtschaftliche Relevanz

Extremwettereignisse        Großunfälle           Unterbrechung               Wirtschaftliche             Kriminalität              Cyberrisiken
                                                  der Infrastruktur               Krisen

  Globalisierung          Demografischer         Soziale Ungleichheit           Klimawandel           Mobilitätsverhalten            Sonstige
                             Wandel                                                                                            unvorhergesehene
                                                                                                                                   Ereignisse

                                                                                                                                                   09
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Sicherheit
Dem Begriff Sicherheit wird im öffentlichen    kritischer Infrastrukturen können einen         werden.5 Auf kommunaler Ebene umfasst
Diskurs ein hoher Stellenwert beigemessen.     erheblichen Einfluss auf die Sicherheit in      dies Kammern und Verbände, den Einzel-
Es ist jedoch wichtig abzugrenzen, welche      Ballungszentren, aber auch in ländlichen        handel, Dienstleistungsunternehmen, die
Definition des Begriffs hier zugrundeliegt.    Regionen mit sich bringen. Insbesondere in      Wohnungswirtschaft, Vereine und Bürger-
Um die Einordnung im kommunalen Kon-           Großstädten fallen technische Infrastruk-       initiativen, aber auch einzelne Bürgerinnen
text zu erlauben, liefert die Definition der   turen augenscheinlich auf, beispielsweise       und Bürger, die dazu beitragen potenzielle
kommunalen Sicherheit eine gute Grund-         bei Sensorik, Übertragungsmasten und            Sicherheitslücken zu schließen.6
lage für ein gemeinsames Verständnis:          modernen Videokamerasystemen. Bei Aus-
                                               fall einer Lichtsignalanlage droht eine große
                                                                                                 Deloitte Insights
                                               Sicherheitsgefährdung in diesem Bereich.
  Unter kommunaler Sicherheit ver-                                                               Die Datensicherheit ist von entschei-
                                               Ein weitaus stärkeres Ausmaß entfaltet
  steht man das Gewährleisten der                                                                dender Bedeutung. Mit der zuneh-
                                               der Ausfall der kritischen Infrastrukturen,
  ­öffentlichen Sicherheit und Ordnung                                                           menden Integration und Vernetzung
                                               die einen essenziellen Bestandteil für die
   auf kommunaler Ebene. Dies umfasst                                                            von Diensten werden Schwach-
                                               urbane Sicherheit darstellen. Besonders
   das Verhindern und Bekämpfen von                                                              stellen einer Smart City durch den
                                               die Sicherung der Wasser- und Energie-
   Gefahren. Als kommunale Ebene                                                                 Datenaustausch immer sichtbarer.
                                               versorgung, Transport- und Telekommuni-
   ­bezeichnet man die Sicherheit inner-                                                         Bedrohungen der Privatsphäre und
                                               kationssysteme, des Gesundheitswesens
    halb des Zuständigkeitsbereiches                                                             Cyberangriffe nehmen seit Langem
                                               sowie der Behörden- und Bankdienste ist
    ­einer Kommune. Im öffentlichen                                                              zu, insbesondere Cyberangriffe auf
                                               als kritisch einzustufen. So kann ein Versor-
     Recht werden Zuständigkeiten allge-                                                         Unternehmensdaten und Sachwerte.7
                                               gungsengpass oder eine erhebliche Stö-
     mein in eine Bundesebene, Landes-                                                           Stadtverwaltungen tendieren dazu,
                                               rung in diesen Bereichen die Sicherheit der
     ebene und kommunale Ebene einge-                                                            das Bewusstsein für die Bedeutung
                                               öffentlichen Ordnung und die kommunale
     teilt.1                                                                                     des Datenschutzes zu fördern und
                                               Daseinsvorsorge massiv beeinflussen.3
                                                                                                 sich auf die Auswirkungen von poten-
                                               In vielen Städten wird die Idee der Ein-
                                                                                                 ziellen Cyberangriffen vorzubereiten.
Mit neuen Technologien und Innovationen        führung einer zusätzlichen „Stadtpolizei“
                                                                                                 Während Investitionen in Cybersi-
wachsen auch die Anforderungen an die          ­thematisiert, die von mehr als der Hälfte
                                                                                                 cherheit die städtischen Haushalte
kommunale Sicherheit. Dahingehend ent-          aller Bundesbürger für durchaus sinnvoll
                                                                                                 belasten, können die Opportunitäts-
wickeln smarte Städte und Regionen neue         erachtet wird. In einer Studie bestätigten
                                                                                                 kosten noch höher ausfallen und Ver-
Strategien und Konzepte, um die physische       fast 90 Prozent der Befragten in Deutsch-
                                                                                                 luste in Milliardenhöhe verursachen.
und soziale Sicherheit der Bürgerinnen und      land die Aussage, dass der Einsatz von
                                                                                                 Um den zunehmenden Cyberrisiken
Bürger zu gewährleisten. Diesen Ansatz          Videokameras zur Steigerung der Sicher-
                                                                                                 und Datenschutzfragen zu begegnen,
verfolgt aktuell eine Reihe von Digitalisie-    heit im öffentlichen Raum beitragen
                                                                                                 entwickeln Städte Cybersicherheits-
rungsvorhaben wie z.B. auch die Förde-          würde.4
                                                                                                 strategien und -richtlinien, um auf
rung des übergreifenden und grenzüber-
                                                                                                 Ausfälle, Datenverluste, finanzielle
schreitenden Informationsaustauschs der        Zur Gewährleistung von Sicherheit zählen
                                                                                                 Auswirkungen oder größere Ser-
Sicherheitsbehörden, welche unter dem          im kommunalen Bereich Gefahrenabwehr,
                                                                                                 viceunterbrechungen reagieren zu
Programm „Polizei 20/20“ laufen. Hier          Kriminalprävention sowie Maßnahmen der
                                                                                                 können.8
sollen die IT-Landschaft und die darunter-     sicheren Städtebau- und Stadtentwick-
liegenden Datentöpfe harmonisiert und          lungspolitik. Bei genauerer Betrachtung
standardisiert werden, sodass ein bereichs-    der Domäne „Resilienz und Sicherheit“
übergreifender Informationsaustausch           wird die Schnittmenge zu den anderen
realisiert wird.2                              Domänen deutlich. So umfasst eine sichere
                                               Stadtentwicklungspolitik unter anderem
Urbane Sicherheitsstrategien sind jedoch       ein sicheres Quartiersmanagement und die
vielfältiger und gehen über die Verbre-        Vermeidung von städtebaulichen Angst-
chensprävention hinaus. So umfassen            räumen. Strukturelle Veränderungen wie
diese neben dem Schutz vor Kriminalität        Privatisierung, fortschreitende Vernetzung
in allen Formen und Ausprägungen auch          sowie eine zunehmende Abhängigkeit von
den Schutz vor Naturgefahren. Extrem-          Informationstechnik erfordern es, dass
wetterereignisse wie beispielsweise            neue Akteure bei der Erstellung von Sicher-
Überflutungen, Großbrände und Ausfälle         heits- und Schutzkonzepten miteinbezogen

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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

        Abb. 3 – Integriertes Cybersicherheits-Governance-Modell

                                                                                           Öffen Öff
                                                                                                 tlich entli
                                                                                                      e H che
                                                                                                         an      H
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                                                                                                                Bu      (B
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                                                                                                                                                                                     · Mitwirkung    Erstellung
                                                                                                                                                                                                        der Erstellung
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                                                                                                                                                                                       von Cybersecurity    Compliance

                                                                                                                                        an
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                                                                                                                                          de
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                                                                    d         da
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                                                                                                                                                                                                         Stresstests

                                                                                                                                                     una
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                                                                                                                                                     una
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                                     its
                                   lua

                                                                                                           ag
                                                                                                           iko nt
                                      i

                                                                                                                                                        leben
                                 Aud

                                                                                                                                                         leben
                                Aud

                                                                                                              -

                                                                                                               -
                              Eva

                                                                                                                                                              e)

                                                                                                                                                              e)
                                                                              UrbaneUrbane
                                                                           Cybersecurity
                                                                                                              Verantwor
                                nisches

                                                                                 Cybersecurity
                                                                                                               Veran
                                 iseches

                                                                                                               Rollen un
                                                                                                               lichkeite -
                                    age-

                                                                                                                Rollen un
                                                                                                                lichkeite -
                                   age-
                           Tech jekt-

                              man nt
                                     t-
                             man nt

                                                                            Governance
                                                                                  Governance                                                                                Technische     Dienstleister
                                                                                                                                                                                    Technische              und und
                                                                                                                                                                                                   Dienstleister
                             Projek

                               me
                                m
                              Pro

                                                                                                                     t
                               n

                                                                                                                                                                            Privatwirtschaft
                                                                                                                      w

                                                                                                                                                                                    Privatwirtschaft
                             h

                                                                                                                        n

                                                                                                                        o
                                                                                                                         n
                            c

                                                                                                                          d

                                                                                                                          rt
                                                                                                                          t
                          Te

                                                                                                                           d

                                                                                                                                                                            · Mitwirkung  bei Cybersecurity-
                                                                                                                                                                                    · Mitwirkung   bei Cybersecurity-
Tech

        Tech

                                                                                                                                                                              Stresstests
                                                                                                                                                                                      Stresstests
 nis

            nis

                                                                                                                                                                            · Gewährleistung    sicherersicherer
                                                                                                                                                                                    · Gewährleistung
  che

                                              ro
             che

                                                                 ro                                           n
                                                                                                         al
                                         P

                                                   ze                                                                       on                                                Datenbereitstellung   und -nutzung
                                                                                                                        al

                                                                                                         so
                                                                 P

                                                                      ze                                                                                                              Datenbereitstellung   und -nutzung
                                                        ss                 ss SchulunSgcehnulungen Per                 rs
       Di

                                                             e                                                    Pe
                 Di

                                                                            uend K un tenz-                                                                                 · Durchführung    von  Risiko-
                                                                                   omped Kompetenz-                                                                                 · Durchführung von Risiko-
       en

                                                                                                                                                 t
                  en

                                                                                                                                                                    t
                                                                                                                                               af

                                                                                                                                                                  af
        st

                                                                                 a ufba u a ufba u
                                                                                                                                               ch

                                                                                                                                                                              analysen  und -reports
                     st

                                                                                                                                                                  ch

                                                                                                                                                                                      analysen  und -reports
            le

                          le

                                                                                                                                           lls

                                                                                                                                                              lls
            is

                              is

                 r                                           Ko m                                                                                                           · Sicherstellung  internerinterner
                                                                                                                                                                                                        Stresstests
                                                                                                                                      se

                                    r                                  muKnoamm                                                                                                     · Sicherstellung           Stresstests
             te

                     un                                                                                                                    e
                                                                                                                                                         se

                                                                                          tu ng
                              te

                                        un                                                           g                                lg                      e
                          d                  d                                     rw
                                                                             le Vuen alael Verwaltun                             vi                 vi
                                                                                                                                                         lg
                              Pr
                                   iva           Pr                                                                         Zi                 Zi
                                                     iva
                                         tw              tw
                                              ir t
                                                     sc h ir t sc
                                                          aft     h af
                                                                       t

                                                                                                                                                                            Öffentliche    Hand Hand
                                                                                                                                                                                    Öffentliche
                                                                                                                                                                            · Berücksichtigung    von Standards
                                                                                                                                                                                    · Berücksichtigung    von Standards
                                                                                                                                                                              und Rechtsvorschriften
                                                                                                                                                                                      und Rechtsvorschriften
                                                                                                                                                                            · Unterstützung    sicherersicherer
                                                                                                                                                                                    · Unterstützung
                                                                                                                                                                              technischer  Infrastruktur
                                                                                                                                                                                      technischer Infrastruktur
                                                                                                                                                                            · Durchführung    internerinterner
                                                                                                                                                                                    · Durchführung      Stresstest
                                                                                                                                                                                                                Stresstest

                                                                                                                                                                             Zivilgesellschaft
                                                                                                                                                                                     Zivilgesellschaft
                                                                                                                                                                             · Bewusstseinsschaffung     durch durch
                                                                                                                                                                                     · Bewusstseinsschaffung
                                                                                                                                                                               Öffentlichkeitsarbeit  und Trainings
                                                                                                                                                                                       Öffentlichkeitsarbeit und Trainings
                                                                                                                                                                             · Sicherstellung von  cybersecurity-
                                                                                                                                                                                     · Sicherstellung von cybersecurity-
                                                                                                                                                                               konformem    Verhalten
                                                                                                                                                                                       konformem    Verhalten

                                                                                                                                                                                                                               11
Herausforderungen urbaner
     Sicherheit
     • Eine primäre Herausforderung ist die
       Koordination der zahlreichen Akteure,
       die sich direkt oder indirekt mit Fragen
       der Sicherheit in Städten befassen. Durch
       eine voranschreitende Privatisierung
       (private Unternehmen müssen in die
       Sicherheitsarchitektur eingebunden
       werden) und zunehmend notwendige
       zivilgesellschaftliche Engagements (z.B.
       im Zuge von Sicherheitspartnerschaften
       zwischen Bürgerschaft und Polizei oder
       der Integration von Spontanhelfern im
       Katastrophenfall usw.) ergeben sich neue
       Fragestellungen in Bezug auf die kommu-
       nale Sicherheit.

     • Weiter wird erwartet, dass mit der fort-
       schreitenden Alterung der Bevölkerung
       eine Zunahme der Furcht, Opfer einer
       Straftat zu werden, und eine stärkere
       ­Verbreitung des Empfindens bedrohli-
        cher Ereignisse einhergehen. Dies kann
        mit erheblichen Auswirkungen für die
        Städte verbunden sein, wenn Bürgerin-
        nen und Bürger in größerer Zahl vor der
        aktiven Nutzung des öffentlichen Raumes
        grundsätzlich oder zu bestimmten Tages-
        zeiten zurückscheuen.9

     • Ebenso gravierend werden begrenzte
       finanzielle wie personelle Ressourcen von
       Staat und Kommunen sein. Einerseits
       spiegelt sich dies in einem erweiterten
       Aufgabenspektrum wider, andererseits
       stellt sich die Frage nach der Priorisierung
       von Sicherheitsmaßnahmen und einem
       geeigneten Aufgabenzuschnitt personel-
       ler Kapazitäten.

12
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Resilienz
Im Angesicht verschiedener krisenhafter             Urbane Resilienz umfasst nicht nur die              Um die Resilienz einer Stadt ganzheitlich
Extremereignisse der letzten Jahre ist der          physische Infrastruktur einer Stadt oder            erfassen zu können, müssen die Zusam-
Terminus „urbane Resilienz“ zu einem Leit-          Region, sondern auch ihre gesellschaft-             menhänge zwischen den verschiedenen
begriff für die krisensichere und voraus-           lichen, ökonomischen und ökologischen               Systemen und Ebenen beleuchtet werden.12
schauende Gestaltung der kommunalen                 Dimensionen. Die Stadt als komplexes
Daseinsvorsorge geworden. Das Konzept               Mensch-Umwelt-System besteht aus vielen               Urbane Resilienz bezeichnet „die
Resilienz findet seinen Ursprung in der Phy-        miteinander verbundenen und voneinan-                 ­Fähigkeit eines städtischen Systems
sik bzw. in der Materialkunde. Es bezeich-          der abhängigen Systemen (z.B. Gesund-                  und seiner Bevölkerung, bei Krisen
net die Eigenschaft bestimmter Stoffe,              heitssystem, Verkehrssystem, Finanzsys-                oder Katastrophen widerstandsfähig
auch nach extremer Anspannung in ihren              tem usw.). Smart City und Resilienz sind               zu reagieren, um sich dabei zugleich
Ursprungszustand zurückkehren zu kön-               ineinander übergreifende Konzepte. Der                 anzupassen und sich hinsichtlich ei-
nen.10 Zuletzt hat der Begriff der Resilienz        Einsatz von innovativen Lösungen und                   ner nachhaltigen Stadtentwicklung
neben Anwendungsbereichen wie der Psy-              Technologien in allen Domänen der Smart                umzugestalten“.13
chologie oder Medizin Einzug in das Gebiet          City bietet viele Chancen, um Städte krisen-
der Stadt- und Regionalentwicklung gehal-           sicherer und anpassungsfähiger zu gestal-
ten und ist auch im Smart-City-Umfeld               ten. Gleichzeitig birgt die zunehmende
von großer Relevanz.                                Digitalisierung auch neue Risiken, denen es
                                                    vorzubeugen gilt.11

Abb. 4 – Dimensionen und Ebenen von Resilienz

                    elt                          Wirts
            Umw                                            chaft

                                                                                           Region/Bundesland/Staat

                                                                                           Kommune
                                                                                                                                  Betrachtungsebene

                                                                                           Straße/Quartier/Stadtteil

                                                                    ie
                                                                teg
             Ge                                              ra
               se
                  lls                                      St
                                                       d                                   Kleinste Einheit (z.B. Gebäude)
                     ch                              un
                          af                     g
                            t
                                             r un
                                         Füh

                                                                                                                                                      13
Im Gegensatz zum Begriffsverständnis       Abb. 5 – Der Resilienzzyklus
in der Physik geht es bei der Resilienz
von städtischen Systemen nicht unwei-
gerlich darum, dass sie nach einer
Krise oder Katastrophe wieder zum
Status quo zurückkehren. Stattdessen
rückt Resilienz die Anpassungs- und
Transformationsprozesse in den                           Regeneration
Vordergrund, die negative Folgen                                                       Vorbereitung
disruptiver Ereignisse nachhaltig
bewältigen sollen.14, 15 Anpassungs- und
Veränderungsfähigkeit sind zentrale
Eigenschaften einer resilienten Stadt.
Durch sie sollen die negativen Auswir-
kungen von Krisen oder Katastrophen                                       Evaluation
abgewehrt und langfristig an verän-
derte Rahmenbedingungen angepasst              Reaktion
werden, um das Funktionieren des Sys-
tems Stadt dauerhaft zu sichern.16                                                            Vorsorge

                                                                          Schutz

14
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Herausforderungen urbaner                      • Der Resilienzansatz erfordert, bei Krisen-
Resilienz                                        bewältigung und Transformationsprozes-
• Urbane Resilienz beschreibt keinen             sen Nachhaltigkeit stets mitzudenken.
  Zustand, sondern einen andauernden
  Lernprozess, welcher Vorsorge, Reaktion,     • Bei angespannten personellen und
  Regeneration und Anpassung bzw. Trans-         finanziellen Situationen in Kommunen
  formation umfasst. Smarte Städte und           können vorausschauende Planung und
  Gemeinden müssen die zyklische Dyna-           agile Krisenprävention große Heraus-
  mik berücksichtigen.                           forderungen darstellen, da notwendige
                                                 Ressourcen oftmals nicht vorgehalten
• Die Risiken, denen sich Städte ausgesetzt      werden ­können.
  sehen, sind vielfältig. Veränderungen
  des Klimas und die geopolitische Situ-
  ation können zentrale Risikofaktoren
  ­darstellen.

• In einer zunehmend digitalen und
  vernetzten Welt werden Verflechtun-
  gen innerhalb des urbanen Systems
  immer komplexer. Die Auswirkungen
  folgenschwerer und krisenhafter
   Ereignisse werden immer schwieriger
  ­prognostizierbar.

Abb. 6 – Qualitätsmerkmale eines resilienten Systems

                     Identifizierung                     Verknüpfung unabhän-                    Bereitschaft und Fähigkeit zur
                     alternativer                       giger Systeme und                       Anpassung bestehender
                     Ressourcennutzung                  Organisationseinheiten                  Strategien an sich wandelnde
                                                                                                Begebenheiten

                    Ressourcen                          Integration                            Flexibilität

  Redundanz                           Robustheit                            Inklusion                             Adaptivität

  Schaffung geeigneter,                   Schaffung rechts-                  Berücksichtigung                         Nutzbarmachung
  krisenhafter Ereignisse                konformer und gut                 einer versatilen Stake-                  historischer Daten
  standhaltender Lösungen                durchdacht ver-                   holder-Bandbreite in                     und Erfahrungen
                                         walteter Systeme                  Entscheidungsfin-                         für zukünftige
                                                                           dungsprozessen                           Entscheidungs-
                                                                                                                    findung

                                                                                                                                              15
Anwendungsbeispiele
Sicherheit
• „Integrierte Sicherheits-Pilot-Region“       • Anlauf!, Stadt Aachen                        • Allianz Sichere Sächsische Kommu-
  (INSPIRE), Ostwestfalen-Lippe                  Anlauf! ist ein verwaltungsinternes Portal     nen (ASSKomm)
  Das Projekt zielt darauf ab, existierende      für anonyme Hilfe bei sozialen Konflikten,     Die Initiative des Freistaats Sachsen ver-
  und innovative Technologien im Bereich         Gewalt und Compliance-Verstößen. So            folgt das Ziel, die kommunale Prävention
  der Einsatzunterstützung der zivilen           können Mitarbeitende der Stadt Aachen          in diesem Bundesland zu verbessern.
  Gefahrenabwehr zu verknüpfen und so            sich im Falle von bspw. Mobbing oder           Diese beinhaltet eine Vernetzung aller
  neue Anwendungen für Einsatzkräfte und         sexueller Belästigung an das Portal            notwendigen lokalen Akteure, um die
  die Bevölkerung zu ermöglichen. Dafür          wenden, welches über eine interaktive          Entwicklung von Kriminalität zu bekämp-
  wurde ein Gesamtkonzept entwickelt, das        Wissensdatenbank mit Fragen und Ant-           fen und insbesondere deren Ursachen
  sich in die drei Bereiche Daten-, Vernet-      worten (FAQ) sowie Videos verfügt. Den         rechtzeitig zu erkennen. Die ASSKomm
  zungs- und Anwendungsebene unter-              Betroffenen wird der Kontakt zu Hilfsan-       unterstützt den Auf- und Ausbau lokaler
  teilen lässt. Erstere umfasst Projekte mit     geboten aufgezeigt und es besteht die          Präventionsarbeit durch den Aufbau
  neuartigen Technologien wie zum Beispiel       Möglichkeit, anonym mit einer Vertrau-         eines lösungsorientierten Netzwerks,
  Smart Home/Building, Personenstrom-            ensperson per Chat zu kommunizieren.           die Durchführung von Sicherheitsanaly-
  messung, Drohnen und Social Media.             Über die Web-App ist das Portal auch           sen, der Beteiligung von Bürgern sowie
  Auf der Vernetzungsebene werden diese          außerhalb des städtischen Netzwerks            die Entwicklung und Umsetzung einer
  Technologien mit existierenden Lösungen        jederzeit erreichbar.18                        Gesamtpräventionsstrategie. Insgesamt
  verbunden. Dabei werden eingehende                                                            sollen mithilfe der Strategie bereits
  Daten beispielsweise zu frühzeitiger                                                          vorhandene lokale Strukturen gestärkt
  Gefahrenerkennung und automatischer                                                           und ausgebaut, Kriminalitätsfurcht und
  Einleitung von Reaktionsmechanismen                                                           Unsicherheit reduziert und neue bedarfs-
  verarbeitet. Die Anwendungsebene bein-                                                        orientierte Präventionsmaßnahmen ent-
  haltet die gebrauchstaugliche Bereitstel-                                                     wickelt werden.19
  lung einsatzrelevanter Informationen in
  der INSPIRE.app für die Anwender in der
  zivilen Gefahrenabwehr.17

16
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Resilienz
• BRESILIENT – Klimaresiliente                 • iResilience (Köln-Deutz, Dortmund)
  Zukunftsstadt Bremen                           Das Projekt iResilience beschäftigt sich
  Ziel des Forschungsprojekts ist es, in         mit den Themen Überflutungsvorsorge,
  einem Netzwerk von Akteuren aus                Urbanes Grün, Hitze und Gesundheit.
  Wirtschaft, Forschung, Bürgerschaft            Auf Quartiersebene werden in einem
  und Verwaltung gemeinsam Strategien            Verbund aus lokalen Unternehmen, Poli-
  und Maßnahmen zur Vorbereitung auf             tik, Verwaltung und bürgerschaftlichen
  Starkwetterereignisse und andere Folgen        Initiativen Maßnahmen zur Klimavorsorge
  des Klimawandels zu konzipieren. Für die       erforscht und erprobt. In den Reallabo-
  Modellbereiche „Wirtschaftscluster –           ren sollen Methoden und Maßnahmen
  Maritime Wirtschaft“, „Hochwasservor-          gemeinsam entwickelt werden. Dabei
  sorge – Maritime Marsch“ und „Hoch-            wird speziell darauf abgezielt, Bürgerin-
  wasserschutzkonzept und Starkregen-            nen und Bürger sowie lokale Unterneh-
  vorsorge – Blumenthaler Aue“ werden            men bei der Konzipierung und Umset-
  Reallabore errichtet, um resiliente Lösun-     zung von Lösungen zu unterstützen. Mit
  gen für die Governance der Klimaanpas-         dem Projekt sollen Wissenschaft und
  sung ableiten zu können. Klimaanpas-           Praxis miteinander verbunden werden.
  sung wird als gesamtgesellschaftliche          Kommunikation, Kooperation und Betei-
  Aufgabe betrachtet. Die intensive Beteili-     ligung sind daher die zentralen Elemente
  gung der Bürgerschaft soll zudem die           von iResilience.21
  Akzeptanz und Unterstützung der
  Maßnahmen vor Ort steigern.20

                                                                                                                                             17
18
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Studiendesign
Methodik                                       Stichprobe
Bei der Transformation hin zu smarten          Metropolen und Metropolregionen finden            in der Bewertung der Kriterien deutlich von
Städten und Regionen kommt der kom-            sich häufig unter den Top-10-Rankings der         Großstädten. So sind die Anforderungen an
munalen Verwaltung eine entscheidende          einschlägigen Smart City Benchmarks wie-          Sicherheit und Resilienz bei Ballungszent-
Rolle zu. Wie sie diese Themen angeht,         der. Sie zeichnen sich durch hohe Motiva-         ren weitaus umfangreicher. Kleinere Kom-
hängt von der individuellen Ausgangslage       tion und Fähigkeit sowohl in personeller als      munen sind besonders bei Versorgungssi-
ab. Um diese zu bemessen, haben Deloitte       auch finanzieller Form aus und entwickeln         cherheit und Naturkatastrophen anfälliger
und Fraunhofer IOSB-INA das Kommunale          Strategien, die sich individuell an den eige-     als Metropolregionen.
Typologiemodell Smart City (KTMSC) entwi-      nen, oft sehr spezifischen Anforderungen
ckelt. Die vorliegende Ausgabe thematisiert    orientieren. Um eine Vergleichbarkeit zu          Die Auswahl der Stichprobe berücksichtigt
die Smart-City-Domäne „Resilienz und           erreichen, soll der Fokus weg von spezifi-        jeweils fünf bundesdeutsche Kommunen
Sicherheit“ und erfasst mit dem KTMSC          schen Inhalten und Einzelprojekten hin zu         aus den Klassifizierungen:
kommunale Handlungsspielräume inner-           messbaren Indikatoren erfolgen, welche
halb dieser. Das Forschungsdesign beruht       sich gegenüberstellen lassen. Die in der          • Mittelstadt, Mittelzentrum,
auf einer deduktiven Vorgehensweise, bei       Publikationsreihe betrachteten Kommunen             20.000–100.000 Einwohner
der ausgehend von den beiden Dimensio-         werden durch ein stratifiziertes Zufallsver-
nen Leistungsfähigkeit und Veränderungs-       fahren ausgewählt, aber in der Veröffentli-       • Kleine Großstadt, Oberzentrum,
bereitschaft eine Kreuzkombination mit         chung nicht namentlich erwähnt.                     100.000–250.000 Einwohner
vier Kategorien entsteht. Daraus ergibt sich
die Zuordnung einer Kommune zu einem           Der Smart-City-Ansatz kann nur dann               • Große Großstadt, Oberzentrum,
der folgenden vier kommunalen Typen:           nachhaltig verankert werden, wenn er                250.000–500.000 Einwohner
„Die Bewahrerin“, „Die Mobilisiererin“, „Die   in der Breite der Städte Einzug hält. Für
Aktivistin“ und „Der Leuchtturm“. Lesen Sie    einen horizontalen Vergleich scheinen             Die betrachteten Kriterien bei 15 Kom-
mehr zur Methodologie und zu den ermit-        Kommunen am besten geeignet, die weder            munen stellen nach wissenschaftlicher
telten Typologien im Detail in der ersten      in die Kategorie Kleinstädte und Gemein-          Ansicht durch diese Einschränkungen
Ausgabe dieser Studienreihe.                   den noch in einen Einwohnerzahlbereich            einen guten Vergleichswert innerhalb der
                                               größer als 500.000 fallen. Somit kann eine        Gesamtheit dieser Zielgruppe dar. Um die
                                               gewisse Repräsentativität für alle bun-           Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden
                                               desdeutschen Kommunen aus dem Stich-              ausschließlich öffentlich zugängliche Daten
                                               probenprinzip sichergestellt werden. Die          verwendet.
                                               kleineren Kommunen unterscheiden sich

                                                                                                                                              19
Indikatoren
     Die Entwicklung der Indikatoren erfolgte
     in Anlehnung an bereits bestehende Ini-
     tiativen und Aktivitäten, die auch einen
     Bezug zur Smart City herstellen und dem
     Studiendesign als Anknüpfungspunkt
     dienen. Zum Beispiel sind dies das MONA-
     RES Projekt, das IöR-Monitoring und der
     ­Morgenstadt-Index.

     Um die Ausprägung der Dimensionen
     „Veränderungsbereitschaft“ und „Leis-
     tungsfähigkeit“ bestimmen zu können,
     werden für die Smart-City-Domänen
     spezifische Indikatoren und Kennzahlen
     ausgewählt:

     • Veränderungsbereitschaft: Diese
       ist eine wichtige Determinante im kom-
       munalen Weg zur smarten Stadt oder
       Region. In vielen Fällen ist sie von finanzi-
       ellen Mitteln abhängig, was kommunale
       Unterschiede erklärt. Dieser Aspekt ist
       jedoch nicht der einzige. Kommunale Ent-
       scheidungsträger, die den Status quo ver-
       ändern wollen, sind mit ihren Kommunen
       eher im Bereich der „Mobilisiererin“ oder
       sogar des „Leuchtturms“ wiederzufinden.

     • Leistungsfähigkeit: Mit dieser Dimen-
       sion wird aufgezeigt, welche Strukturen
       und Organisationen im kommunalen
       Umfeld die Domäne beeinflussen kön-
       nen. Haushaltsmittel können keine
       direkte Veränderung bewirken. Es hängt
       vielmehr an personellen und organisa-
       torischen Komponenten, inwieweit eine
       Kommune den Status quo verändern
       kann. Die jeweils zuständige Spitze aus
       Verwaltung und Politik sollte neue Grund-
       voraussetzungen schaffen, um die Attrak-
       tivität der Kommunen zu fördern und
       somit den Weg zu einer smarten Stadt
       oder Region zu untermauern.

20
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

                                                 Tab. 1 – Beispielhafte Indikatoren für die Domäne „Sicherheit und Resilienz"
Jeweilige Ausprägungen resultieren aus
vorhandenen Möglichkeiten wie auch aus           Leistungsfähigkeit                                Veränderungsbereitschaft
determinierten Begrenzungen eines jewei-
ligen Indikators. In die Betrachtung werden
                                                 Sicherheit vor Kriminalität                       Veränderung des Waldflächenanteils
bewusst klassische Gradmesser einbezo-
gen, von denen angenommen wird, dass             Verkehrssicherheit                                Veränderung des Versiegelungsgrades
Smart-City-Lösungen einen erheblichen
Einfluss auf sie ausüben werden. Für jede        Sicherheit vor Cyberkriminalität                  Stärke der Feuerwehr
Kommune stellt sich die Frage, wie hoch
ihr realistischer Handlungsspielraum zur         Waldflächenanteil                                 Wirtschaftliche Stabilität
Beeinflussung des betreffenden Indikators
                                                 Versiegelungsgrad                                 Stärke des Wirtschaftsstandorts
ist. Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA gehen
von eher „passiveren“ Gradmessern aus, das       Grünflächen                                       Katastrophenschutz
heißt jenen, die nur geringfügig veränderbar
sind (z.B. Waldflächenanteil). Im Gegensatz      Ärztedichte                                       Breitbandausbau
dazu stehen „aktivere“ Indikatoren (z.B. Ver-
kehrssicherheit) für eine leichtere Beeinflus-   Ab- und Zuwanderung                               Volumen der Infrastrukturinvestitionen
sung durch kommunale Entscheidungsträger.
                                                                                                   Entwicklung der wahrgenommenen
Generell gilt, dass Indikatoren die Bemühun-     Hochwasserrisiko
                                                                                                   Sicherheit im Radverkehr
gen der Kommune und äußere Faktoren, die
auf sie einwirken, widerspiegeln. Wir nehmen     Überalterung
daher an, dass aus kommunaler Perspektive
digitale Lösungen einen Einfluss auf alle        Fahrradklima und Sicherheitsgefühl
Gradmesser ausüben können.
                                                 Finanzielle Stabilität
Für die Einordnung im KTMSC werden Letz-
                                                 Bebaute Retentionsflächen
tere einer der beiden Dimensionen „Verände-
rungsbereitschaft“ oder „Leistungsfähigkeit“     Verteilung von Arbeitsplätzen
zugeordnet. Für die Domäne „Resilienz und
Sicherheit“ ergeben sich folgende Indikato-      IT-Sicherheit
ren, deren Ausprägungen in der Stichprobe
bestimmt wurden, ohne dass hier ein
Anspruch auf Vollständigkeit besteht.

                                                                                                                                                 21
Ergebnisse
Leistungsfähigkeit
Mit der Betrachtung des KTMSC wird                Nicht alle Indikatoren innerhalb dieser         und des Waldflächenanteils. Beide Indika-
ersichtlich, dass die Dimension „Leistungs-       Dimension unterliegen einer entsprechen-        toren haben eine signifikante Wirkung bei
fähigkeit“ die Handlungsspielräume der            den Tendenz. Beim Indikator „Verkehrssi-        ­Extremwetterereignissen wie z.B. Starkre-
kommunalen Aktivitäten beeinflusst. Für           cherheit“ wird deutlich, dass im ländlichen      gen oder Hitzeperioden. Kommunen haben
den Begriff der kommunalen Sicherheit gibt        Raum aufgrund einer intensiveren Nutzung         die Möglichkeit, durch den Zuwachs des
es keine einheitliche Definition. Im Modell       des motorisierten Individualverkehrs eine        Waldflächenanteils und die Verringerung
zeigt sich, dass die Leistungsfähigkeit einer     höhere Unfallquote auftritt. Es ist jedoch zu    des Versiegelungsgrades diesen Folgen
Kommune einen direkten Einfluss auf das           beachten, dass dies nicht in einer höheren       aktiv entgegenzuwirken. Eine positive Ver-
Sicherheitsbefinden der Bewohner hat.             Anzahl an Personenschäden resultiert.            änderung des Waldflächenanteils kann bei-
In diesem Zusammenhang wird in dieser             Unfälle im ländlichen Raum weisen eine           spielsweise zur natürlichen Abkühlung in
Studienausgabe die Dimension „Leistungs-          niedrigere Anzahl an Personenschäden vor         Kommunen beitragen oder bei Starkregen
fähigkeit“ mit dem Sicherheitsaspekt opera-       als jene in urbanen Gebieten. Innerhalb          vor Überschwemmungen schützen. Die
tionalisiert.                                     dieses Indikators fand sich jedoch keine sig-    Effekte lassen sich ebenfalls bei einer nied-
                                                  nifikante Korrelation bei Kleinstädten und       rigeren Versiegelungsfläche in Kommunen
Sicherheit vor Kriminalität und Verkehrssi-       hohem Personenschaden sowie Großstäd-            beobachten. Ein hoher Versiegelungsgrad
cherheit lassen sich verständlich ermessen,       ten und niedrigem Personenschaden.               geht oft einher mit Hitzeinseln und Anstau-
während Indikatoren wie Grünflächen und                                                            ung von Regenwasser, welches aufgrund
Ärztedichte mit der subjektiven (gesund-          Veränderungsbereitschaft                         der Versiegelung nur langsam versickert.
heitlichen) Sicherheit der Einwohner korre-       Mit der Dimension „Veränderungsbereit-
lieren. Das KTMSC gibt einen guten Hinweis        schaft“ kann die strategische Ausrichtung       Weitere Auswirkungen auf die Resilienzfä-
darauf, dass die wahrgenommene Sicher-            der Kommunen erfasst werden. Aktivitäten        higkeit von Kommunen haben wirtschaft-
heit nicht abhängig von der Größe der Kom-        innerhalb der Domäne „Sicherheit und            liche Aspekte, die in Investitionen in die
mune ist. Es lässt sich jedoch die Tendenz        Resilienz“ geben einen Einblick, wie Kom-       Zukunftsfähigkeit des Standortes resultie-
feststellen, dass Mittelzentren und kleine        munen sich positionieren, um sicherer und       ren. Viele Kommunen haben die Wichtigkeit
Großstädte im Median als „sicherer“ wahr-         resilienter zu werden. Wie bereits beschrie-    einer resilienten (Stadt-)Planung erkannt
genommen werden als große Großstädte.             ben sind die Ausprägungen der Dimension         und sollten das Thema Resilienz weiter in
Bei Letzteren gibt es sowohl Kommunen             „Veränderungsbereitschaft“ durch die            den Vordergrund ihrer Daseinsvorsorge
mit „Leuchtturmcharakter“ wie auch jene,          Indikatoren der Resilienzmessung operati-       platzieren.
die sich im Aufbruch befinden von einer           onalisiert.
„Bewahrerin“ zu einer „Mobilisiererin“ bzw.
„Aktivistin“. Dies zeigt sich auch bei Betrach-   Es zeigt sich deutlich, dass Kommunen
tung des Indikators „Fahrradklima und             vermehrt den Katastrophenschutz stärken,
Sicherheitsgefühl“. Das Sicherheitsgefühl         um sich so gegen z.B. Extremwetterer-
ist im ländlichen Raum tendenziell höher,         eignisse und deren Folgen zu schützen.
kann aber auch bei besonders fahrrad-             Dies ist ebenfalls bei der Betrachtung der
freundlichen Großstädten hoch sein. Ähn-          Investitionsvolumina in die Infrastruktur
lich sieht es beim Indikator „Sicherheit vor      erkennbar. Hier zeigen die Daten, dass Mit-
Cyberkriminalität“ aus. Lange Zeit bot der        telzentren und kleine Großstädte deutlich
ländliche Raum weniger attraktive Ziele für       aktiver sind als große Großstädte.
Cyberattacken als Großstädte. Die Grenze
hat sich aber bereits verschoben und mehr         Als weiteren Einflussfaktor auf die Resili-
und mehr mittelgroße und kleinere Städte          enz deutscher Kommunen sehen wir die
geraten in den Fokus von Cyberattacken.           Veränderung des Versiegelungsgrades

22
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Resümee                                              Abb. 7 – Kommunales Typologiemodell Smart City (KTMSC)
Der Ergebnisplot des KTMSC zeigt unter
Betrachtung der Dimensionen „Leistungs-
fähigkeit“ und „Veränderungsbereitschaft“,
dass Sicherheit und Resilienz in allen
betrachteten Kommunen bereits einen
hohen Stellenwert einnehmen.
                                                                                                                            Der Leuchtturm
Es lässt sich feststellen, dass keine Kom-
mune unabhängig von ihrer Größe dem
                                              Veränderungsbereitschaft

                                                                            Die Mobilisiererin
Typ der „Bewahrerin“ zugeordnet wird.
Alle Kommunen sind bereits im Aufbruch
und haben erste Maßnahmen ergriffen,
die Sicherheit für ihre Bürgerinnen und
Bürger zu verbessern. Weiter lässt sich
beobachten, dass besonders Mittelzentren
und kleine Großstädte einen erheblichen
Aufwand bezüglich beider Dimensionen
unternommen haben, um nicht nur siche-
rer, sondern auch resilienter zu werden.
Dies lässt sich besonders gut an der                                                                                       Die Aktivistin
Dimension „Leistungsfähigkeit“ bemessen.
Bis auf einen Ausreißer sind keine Kommu-
                                                                           Die Bewahrerin
nen im unteren Drittel der Skala zu finden.
Ebenfalls bemerkenswert ist, dass drei der
untersuchten Kommunen als „Leuchtturm“
                                                                                                   Leistungsfähigkeit
typologisiert werden, was diese zu Vorrei-
terkommunen im Bereich Sicherheit und
                                                                          ittelstadt, Mittelzentrum (20.000–100.000 Einwohner)
                                                                         M
Resilienz macht.
                                                                          Kleine Großstadt, Oberzentrum (100.000–250.000 Einwohner)
                                                                         Große Großstadt, Oberzentrum (250.000–500.000 Einwohner)

                                                                                                                                                                23
Fazit: Was kommunale
Entscheidungsträger tun
können
Smart-City-Lösungen erlauben es Städten      In diesem Sinne sprechen Deloitte und
und Regionen, Risiken proaktiv zu anti-      Fraunhofer IOSB-INA die folgenden domä-
zipieren, systemische Zusammenhänge          nenspezifischen Handlungsempfehlungen
zu identifizieren sowie flexibel und vor-    aus, die gleichermaßen auf Prävention,
ausschauend zu agieren. Intelligente Sys-    Reaktion und Transformation im kommuna-
teme zur Steuerung und zum Monitoring        len Kontext einzahlen sollen. Unabdingbar
kritischer Infrastruktur können Weitsicht,   erscheinen uns die konstante Prüfung und
Vernetzung und Lernfähigkeit erhöhen. So     Berücksichtigung der Rahmenbedingungen
kann die Smart City dazu beitragen, Erfah-   vor Ort.
rungswerte aus krisenhaften Situationen in
zukunftsorientierte Maßnahmen zur Stär-
kung der Resilienz umzuwandeln.
                                             Die Smart City kann
                                             die Grundlage für eine
Smarte Technologien in Verbindung mit
neuen Kommunikations- und Organisa-
tionsstrukturen befähigen kommunale
Akteure, Problemlösungen in einem
gemeinsamen Lernprozess zu entwickeln        leistungsfähige Infrastruktur
                                             und ein adaptives
und Krisen als Impulse zur Transformation
im Sinne der nachhaltigen und resilienten
Stadtentwicklung zu nutzen.

                                             Management schaffen.

24
Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Tab. 2 – Handlungsempfehlungen für kommunale Entscheidungsträger in der Domäne „Resilienz und Sicherheit

          Resilienz als Querschnittsthema in den Kommunalverwaltungen verankern: Krisen und Katastrophen betreffen
          Städte und Gemeinden als Gesamtsysteme. Um Resilienz als übergeordnete Ausrichtung der Stadtentwicklung zu behan-
          deln, müssen die Interessen, Diskurse und Perspektiven verschiedener Disziplinen und Sektoren in die Entwicklung von
          Resilienzstrategien miteinbezogen werden.

          Adaptive Governance-Strukturen etablieren: Sicherheit und Resilienz fordern adäquate Entscheidungswege und
          optimierte Prozesse innerhalb einer handlungsfähigen Verwaltung. Insbesondere Abstimmungen zwischen Bund, Land und
          Kommune sind hier zu berücksichtigen. Auf etwaige krisenhafte Ereignisse muss schnell und flexibel reagiert werden.
          Veränderungsbereitschaft, Innovationsfähigkeit und Pragmatismus sind zu fördern. Außerdem sollten Potenziale digitaler
          Infrastrukturen zur Ausgestaltung der kommunalen Daseinsvorsorge berücksichtigt werden.

          Die Bürgerinnen und Bürger aktivieren: Insbesondere zur Bewältigung krisenhafter Ereignisse ist das zivilgesell-
          schaftliche Engagement einer diversen und demokratischen Stadtgemeinschaft einzubeziehen. Die aktive Beteiligung der
          ­Bürgerinnen und Bürger kann als Chance begriffen werden, Experimentierräume zu schaffen und auf Konsens und Akzep-
           tanz basierende Umsetzungen anzustoßen. Die Bedürfnisse und Perspektiven vulnerabler Gruppen sind hier ebenfalls mit
           einzubeziehen.

          Um Bürgerinnen und Bürger zu aktivieren, müssen Rahmenbedingungen für die Selbstorganisation der Zivilgesellschaft
          gefördert werden: Passende Partizipationsstrukturen müssen geschaffen werden, um Bürgerinnen und Bürger als „All-
          tagsexperten“ frühzeitig in das Krisen­management einzubinden. Dies bekräftigt die Relevanz der Bürgerinnen und Bürger als
          Beitrag des kommunalen Krisenmanagements.

          Kommunikationskonzept erarbeiten und umsetzen: Die Kommunikation mit der Bürgerschaft und deren Information
          in Form der Veröffentlichung von Broschüren oder der Durchführung entsprechender Veranstaltungen sollte die Möglichkei-
          ten virtueller oder digitaler Angebote berücksichtigen. Bestehende Lösungen auf dem Markt können für einen rechtssiche-
          ren Einsatz auf kommunaler Ebene verwendet werden.

            Die wahrgenommene persönliche Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger hat immer noch einen großen Einfluss auf
          das gesamte Sicherheitsgefühl innerhalb von Kommunen. Sauberkeit und Ordnung haben hier einen besonders starken
          ­Einfluss auf das wahrgenomme Stadtbild. Vermehrte Präsenz von Sicherheitsakteuren und sogenannte Notfallsäulen
           ­(Notruf) können die gefühlte Sicherheit erhöhen.

          In interdisziplinäre bzw. intersektorale Netzwerke für Wissenstransfer investieren: Existierende Netzwerke für
          Wissenstransfer und interdisziplinäre/intersektorale Zusammenarbeit müssen gestärkt und gepflegt werden. Beim Eintreten
          von Krisensituationen ermöglichen sie es, dass wichtige Erkenntnisse über Problemursachen generiert und integrierte
          Lösungen umgesetzt werden können. Das wird besonders relevant bei Krisen, welche verschiedene Sektoren zugleich
          betreffen und somit das Teilen von Daten und Informationen erfordern.

          In Aufbau, Erhalt und Weiterentwicklung von Infrastrukturen investieren: Die kritische Versorgungs- und
          Entsorgungsinfrastruktur ist im Sinne der übergreifenden Strategien robust und redundant zu gestalten. Dabei sollten auch
          die Stadtwerke und kommunale Eigenbetriebe einbezogen sowie sich in Konzepten und Prioritäten mit den Kreisen abge-
          stimmt werden. Kritische Infrastrukturen müssen hier aktiv geschützt werden, um die Ausfallrisiken zu minimieren und so
          die Sicherheit der Versorgung zu gewährleisten.

          Cyberkriminalität hat einen erheblichen Einfluss auf die Sicherheitslage von Kommunen: Kommunen müssen
          ihre digitale Infrastruktur sichern und somit das Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit untermauern. Das Bewusstsein muss
          insbesondere in kleineren Kommunen gestärkt werden. Denn hier sind oftmals die Kapazitäten und teils auch Kompetenzen
          zur Entwicklung von ganzheitlichen, integrierten und übergreifenden Strategien weniger ausgeprägt.

          Datenlage verbessern: Die Bereitstellung von Open Data sowie eine Anwendung innovativer Methoden der Daten­
          erhebung können helfen, bei der Datenverwaltung und Datenanalysen ein präziseres Bild über den Status quo vor Ort in
          Kommunen zu gewinnen.

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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

Über die
Zusammenarbeit
Für die Durchführung der Studienreihe         Deloitte und Fraunhofer IOSB-INA koope-
haben sich mit Deloitte und Fraunhofer        rieren bei der Transformation smarter
IOSB-INA zwei Partner zusammengeschlos-       Städte und Regionen. Dadurch kommen
sen, die fundierte Qualifikationen, Hinter-   das Wissen über die aktuellen Heraus-
gründe und Erfahrungen im Bereich der         forderungen im internationalen Smart-
Beratung und Forschung zu smarten Städ-       City-Markt, technologische Forschungs-
ten und Regionen vereinen. Um der Kom-        expertise sowie Methodenkompetenzen
plexität und den Anforderungen an den         zusammen. Die gemeinsam gewonnenen
Transformationsprozess der Kommunen           Erkenntnisse werden Unternehmen und
auch in Zukunft gerecht zu werden, müs-       Kommunen zugänglich gemacht, um sie
sen die Handlungsfelder und Bedarfe der       bei der Umsetzung nachhaltiger Transfor-
Kommunen in Bezug auf Innovationen und        mationsprozesse zu unterstützen. Dabei
Veränderungsbereitschaft in smarten Städ-     bringen die Partner ihre spezifischen Fähig-
ten und Regionen miteinander verknüpft        keiten in die Zusammenarbeit ein und ver-
werden. Ziel ist es, dabei das gesamte        binden wissenschaftliche Analyse mit prak-
Ökosystem smarter Städte und Regionen         tischer, anwendungsbezogener Beratung.
zu beleuchten und technologische, wirt-
schaftliche und soziale Fragestellungen
zusammenzuführen. Kommunen können je
nach ihrer Ausgangssituation unterschiedli-
che Wege einschlagen, wie sie ihre Zukunft
gestalten wollen. Die kommunale Verwal-
tung hat hierbei eine Schlüsselrolle inne;
in der vorliegenden Studienreihe wird der
Ist-Zustand deutscher Kommunen in den
jeweiligen Domänen abgebildet.

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Fußnoten
01. Lexikon der Sicherheit: Kommunale Sicherheit (2020), Kommunale Sicherheit – (lexikon-der-sicherheit.de),
    abgerufen am 5.12.2022.
02. Bundeskriminalamt: Das Programm „Polizei 20/20“ (2020), Das Programm „Polizei 20/20“ – (bka.de),
    abgerufen am 5.12.2022.
03. Bundeszentrale für politische Bildung: Urbane Sicherheit. (2015), Urbane Sicherheit – (bpb.de),
    abgerufen am 5.12.2022.
04. Manfred Güllner: Sicherheitsgefühl: So können Kommunen es steigern (2018), Sicherheitsgefühl:
    So können Kommunen es steigern – (kommunal.de), abgerufen am 5.12.2022.
05. Floeting, Holger (2006): Sicherheitstechnologien und neue urbane Sicherheitsregimes (ITA manu:script), Wien.
06. Floeting, Holger; Seidel-Schulze, Antje (2012): Sicherheit in der Stadt – eine Gemeinschaftsaufgabe, Berlin.
07. Deloitte Insights: Making smart cities cybersecure (2019), Making smart cities cybersecure – deloitte.com,
    abgerufen am 5.12.2022.
08. Deloitte Global: Cybersecurity and Privacy Awareness (2021), Cybersecurity and Privacy Awareness –
    deloitte.com, abgerufen am 5.12.2022.
09. Bornewasser, Manfred; Bloch, Sebastian; Köhn, Anne; Otte, Stefanie (2014): Sichere Städte unter veränderten
    demografischen Bedingungen, in: Floeting, Holger (Hrsg.): Urbane Sicherheit. Rahmenbedingungen – Praxis­bei-
    spiele – Internationale Erfahrungen, Berlin.
10. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Resilienz (o.D.), Resilienz –
    bmz.de, abgerufen am 22.9.2022.
11. ARUP: City Resilience Index (2017), City Resilience Index – arup.com, abgerufen am 21.9.2022.
12. Nationale Stadtentwicklungspolitik: Memorandum „Urbane Resilienz“ (2021), Memorandum „Urbane Resilienz“ –
    Wege zur robusten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt (nationale-stadtentwicklungspolitik.de), abgerufen
    am 20.9.2022.
13. European Commission 2021: „Renovation wave“, abgerufen am 21.3.2022.
14. Nationale Stadtentwicklungspolitik: Memorandum „Urbane Resilienz“ (2021), Memorandum „Urbane Resilienz“ –
    Wege zur robusten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt (nationale-stadtentwicklungspolitik.de), abgerufen
    am 20.9.2022.
15. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung: Stresstest Stadt (2018), Stresstest Stadt –
    wie resilient sind unsere Städte? (bbsr.bund.de), abgerufen am 20.9.2022.
16. Ebd.
17. INSPIRE: Inspireprojekt (2022), (inspireprojekt.de), abgerufen am 5.12.2022.
18. Stadt Aachen: Anlauf! (o.D.), Anlauf! – e-Gov Projekte (aachen.de), abgerufen am 5.12.2022.
19. Freistaat Sachsen: Handlungsleitfaden Kommunale Prävention (2021), Handlungsleitfaden Kommunale Prä-
    vention – Allianz Sichere Sächsische Kommunen (asskomm.sachsen.de), abgerufen am 5.12.2022, und Freistaat
    Sachsen: Allianz Sichere Sächsische Kommunen (2019), Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ass-komm.
    sachsen.de), abgerufen am 5.12.2022.
20. Freie Hansestadt Bremen (2023), bresilient.de, abgerufen am 11.1.2023
21. Stadt Köln: iResilience (o.D.), iResilience – (stadt-koeln.de), abgerufen am 5.12.2022.

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Smarte Städte und Regionen: Transformation gestalten | Resilienz und Sicherheit

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Ihre Ansprechpartner

Felix Dinnessen                           Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite
Partner Deloitte                          Direktor
Government & Public Services              Fraunhofer IOSB-INA
Tel: +49 211 9732 4128                    Tel: +49 5261 9429 022
fdinnessen@deloitte.de                    juergen.jasperneite@iosb-ina.fraunhofer.de

Autoren

Tobias Bannach                            Anselm Hoppe                                 Aurelia Schwarz
Deloitte                                  Deloitte                                     Deloitte
Goverment & Public Services               Government & Public Services                 Government & Public Services
Tel: +49 211 9732 4125                    Tel: +49 30 25468 5691                       Tel: +49 711 16554 5291
tbannach@deloitte.de                      ahoppe@deloitte.de                           auschwarz@deloitte.de

Michaela Lödige                           Jens-Peter Seick
Fraunhofer IOSB-INA                       Fraunhofer IOSB-INA                          Wir bedanken uns bei Annika
Future City Solutions                     Future City Solutions                        Henze-Sakowsky, Henry Tahir-
Tel: +49 5261 9429 036                    Tel: +49 5261 7773 127                       Schmidt und Aaron Leben für
michaela.loedige@iosb-ina.fraunhofer.de   jens-peter.seick@iosb-ina.fraunhofer.de      ihre fachlichen Beiträge.

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