Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020

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Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020
Tätigkeitsbericht
Oktober 2019 - September 2020
Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020
Impressum

Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Sachsen e.V.
Am Brauhaus 8
01099 Dresden

Tel.: 0351/ 828 71 0
Fax: 0351/ 828 71 100

E-Mail: info@parisax.de
Online: www.parisax.de

V.i.S.d.P.: Michael Richter
Redaktion | Layout | Text: Thomas Neumann
Lektorat: Franziska Marx

Redaktionsschluss: 31.10.2020

Bildnachweise:
Cover: rawpixel.com - pxhere.com
Seite 4, 8, 22, 28: Babett Neßmann
Seite 6: Oskana Kuzmina- stock.adobe.com
Seite 10: halfpoint - stock.adobe.com
Seite 12: Maike und Björn Bröskamp - pixabay.com
Seite 14: V&P Photo Studio - stock.adobe.com
Seite 16: Photographe.eu - stock.adobe.com
Seite 19: Jörg Farys - gesellschaftsbilder.de
Seite 24, 26, 30: pxhere.com
Seite 33,34: Thomas Neumann

        Förderhinweis:
        Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf
        der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen
        Landtags beschlossenen Haushaltes.
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Der Paritätische Sachsen - Das sind wir.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen gehört          Im Ergebnis verleiht dieses breite Spektrum dem
zu den sächsischen Spitzenverbänden der freien             Paritätischen Sachsen sein charakteristischstes
Wohlfahrtspflege. Er wurde 1991 gegründet. Ziel            Merkmal: die enorme Vielfalt.
war und ist es, dem weiten Spektrum sozialer
Initiativen im Freistaat eine verlässliche Struktur zu     Als Dachverband unterstützt der Paritätische seine
bieten. Der Landesverband betreibt jedoch keine            Mitgliedsorganisationen durch individuelle Beratung,
eigenen Einrichtungen und Dienste. Die Arbeit mit          mittels fachlicher Impulse sowie als Plattform des
den Menschen vor Ort erfolgt vielmehr durch die            träger- und ansatzübergreifenden Austauschs.
rechtlich eigenständigen Mitgliedsorganisationen. Sie      Gleichzeitig vertritt er die Interessen seiner Mitglieder
erbringen als Akteure der sozialen Daseinsvorsorge         gegenüber Politik und Verwaltung. Leitend sind
Leistungen für das Gemeinwesen und setzen somit            dabei stets die Grundsätze einer fachlich fundierten
die Aufgaben des Sozialstaates um.                         Sozial- und Bildungsarbeit im Sinne der jeweiligen
                                                           Nutzer*innen.
Sachsenweit betreiben die Mitgliedsorganisationen
im gesamten Spektrum der Sozialen Arbeit und               Darüber hinaus versteht sich der Paritätische Sachsen
der Bildung etwa 2300 Einrichtungen und Dienste.           als sozial-, gesundheits- und bildungspolitischer
Dies setzen sie mit fast 44.000 hauptamtlichen und         Akteur. Er setzt sich für gleichwertige
mehr als 12.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen           Lebensverhältnisse und die gleichberechtige Teilhabe
um (Stand: Januar 2019). Sowohl inhaltlich als auch        aller im Freistaat Sachsen lebenden Menschen ein.
strukturell sind sie dabei sehr unterschiedlich geprägt.   Basierend auf der tiefen Verwurzelung in der sozialen
Zudem verfolgen sie ihre Aufgaben auf der Grundlage        Landschaft und dem damit verbundenen Wissen um
verschiedener Ansätze und Wertvorstellungen.               die vielgestaltigen Lebenslagen im Land, formuliert
                                                           er klare Anforderungen an die sächsische Sozial-,
                                                           Gesundheits- und Bildungspolitik.

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Verbandsthemen

Durch gezielte Maßnahmen der politischen               Themen Stellung. Die meisten Statements erfolgten in
Kommunikation schärfte der Paritätische Sachsen        den Kanälen des Mitteldeutschen Rundfunks (Radio,
in den zurückliegenden Jahren sein Profil und          TV, Online). Hinzu kommen weitere Medienkontakte,
stärkte so seine Sichtbarkeit bei politischen          bei denen der Paritätische Sachsen zu fachlichen
Akteur*innen. Ein Ergebnis dieser Bemühungen war       Hintergründen Auskunft gab oder bei der Suche
die Einbindung des Landesverbandes in mehrere          nach Protagonist*innen half. Hier konnte immer
der Verhandlungsgruppen zum sächsischen                wieder an Mitgliedsorganisationen weitervermittelt
Koalitionsvertrag zwischen CDU, SPD und Bündnis90/     werden, die dann ihrerseits mediale Aufmerksamkeit
Grüne. Hier konnte der Verband die Koalitionäre auf    genossen. Es zeigt sich jedoch deutlich, dass meist
wichtige sozialpolitische Handlungsfelder hinweisen    jene Träger am souveränsten agieren, die über
und seine Kontakte zur sächsischen Politik ausbauen.   Kommunikationsverantwortliche verfügen und dies
So ist das vorliegende Papier auch geprägt von         mit Ressourcen untersetzen. Ferner beriet das Referat
sozialpolitischem Handlungswillen und öffnet nie       Verbandskommunikation mehrfach Mitglieder zu
gesehene Perspektiven für die soziale Landschaft im    Kommunikationsfragen.
Freistaat. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
bremsen die guten Vorhaben nun jedoch aus. Eine        Eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedsorganisationen,
damit verbundene Prioritätensetzung wird der           Landesvorstand und hauptamtlichen
Paritätische kritisch und konstruktiv begleiten.       Mitarbeiter*innen des Landesverbandes befasste
                                                       sich mit der Aktualisierung der Verbandssatzung.
Rund fünfzigmal erschien der Landesverband             Dabei ging es beispielsweise um die Konkretisierung
während des Berichtszeitraumes in sächsischen          der Aufnahmegrundsätze sowie einiger
Medien und bezog zu sozial- und bildungspolitischen    praktischer Abläufe. Die Änderungen wurden auf

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den Regionalkonferenzen im September 2020              und die Entwicklung neuer innovativer digitaler
vorgestellt und diskutiert. Die Beschlussfassung       Produkte und/oder Dienstleistungen auch in der
und ein abschließender Diskurs waren für die           Sozialen Arbeit einsetzen.
Mitgliederversammlung 2020 vorgesehen, die
allerdings pandemiebedingt ins Jahr 2021 verschoben    Wichtiges Querschnittsthema bleibt die
werden musste.                                         Fachkraftfrage. Der Landesverband engagiert sich
Dasselbe Verfahren durchlief die Beitragsordnung.      über die Liga auch zukünftig in der Fachkräfteallianz
Die vorgeschlagenen Änderungen wurden unter            und übernimmt in dieser die Leitung der
anderem aufgrund tarifvertraglicher Verpflichtungen    Arbeitsgruppe „Potenziale nutzen“, die sich mit der
des Landesverbandes notwendig. Zudem soll sich         Teilhabe an Arbeit für Menschen mit Behinderungen,
die veränderte Struktur innerhalb der Mitgliedschaft   Zugewanderte und Erwerbslose befasst. Zudem
besser in der Beitragsgestaltung widerspiegeln.        erfährt die verbandliche Fachkräftestrategie derzeit
Auch diese Vorlage steht nun für die nachzuholende     eine Überarbeitung, um den aktuellen Entwicklungen
Mitgliederversammlung auf der Agenda.                  am Arbeitsmarkt Rechnung zu tragen. Der Fokus
                                                       liegt dabei unter anderem auf den Zugängen zu den
Die Corona-Pandemie brachte gleichwohl                 Tätigkeitsfeldern der Sozialen Arbeit und Bildung
einen starken Digitalisierungsschub mit sich.          sowie auf Fragen des Diversitätsmanagements.
Digitalisierungsprozesse wurden auch in der
Wohlfahrtspflege beschleunigt. Dies wirkt sich         Der sächsische Koalitionsvertrag benennt die Absicht,
nicht nur auf die innerverbandlichen Strukturen        Förderverfahren einfacher zu gestalten. An der
aus, sondern ebenfalls auf die praktische Arbeit der   darauffolgenden Stellungnahme der Liga der freien
Einrichtungen und Dienste. So beriet der Verband       Wohlfahrtspflege in Sachsen zur Vereinfachung
seine Mitglieder und informierte beispielsweise        und Verbesserung von Förderverfahren im Freistaat
über Fördermöglichkeiten. Selbst die verbandlichen     Sachsen war der Landesverband federführend
Gremien tagen seit dem Frühjahr 2020 meist per         beteiligt. Er machte konkrete Vorschläge an die
Videokonferenz. Dabei spielt neben fachlichen          Politik und gemeinsam mit der Liga wurden Aspekte
Fragestellungen oft auch der Austausch zur             wie zum Beispiel auskömmliche Pauschalen für
Digitalisierung eine Rolle.                            Personalkosten, zu erbringende Eigenanteile,
                                                       das Besserstellungsverbot oder die Stellung der
Im Weiterbildungsbereich des Landesverbandes           Sächsischen Aufbaubank angesprochen. Auf der
werden jetzt verstärkt Online-Formate angeboten,       anderen Seite gab er Hinweise zum Endbericht der
die in Zukunft die Präsenzseminare ergänzen werden.    Kommission zur Vereinfachung von Förderverfahren,
Der Paritätische Sachsen wird sich demnach weiterhin   die explizit den sozialen Bereich betrafen.
politisch für die Förderung von Investitionen in die
notwendige technische Ausstattung, die IT-Sicherheit

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Frühkindliche Bildung

Nach mehr als 20 Jahren im Paritätischen Sachsen         Das Masernschutzgesetz trat im März 2020
verabschiedete sich Maria Groß Ende 2019 in den          in Kraft und hat viele Fragen in der Praxis
Ruhestand. In einer zweimonatigen Übergangsphase         aufgeworfen. Nicht zuletzt, weil das SMK nur
arbeitete sie ihre Nachfolgerin Friderun Hornschild      unzureichend zur Umsetzung informierte. Um
in die Aufgaben des Fachreferates ein und seit           den Mitgliedsorganisationen den Rücken zu
Dezember 2019 zeichnet diese nun als Referentin          stärken, erstellte der Paritätische Gesamtverband
Bildung für den Fachbereich verantwortlich.              fachbereichsübergreifend eine Handreichung für die
                                                         Praxis, die online zur Verfügung steht und ständig
Ende Februar 2020 fand das letzte Treffen der Liga-AG    aktualisiert wird. Der Landesverband informierte
Kita-Finanzierung mit dem Sächsischen Städte-            über die Fachinformationen kontinuierlich zu
und Gemeindetag (SSG) zur Aktualisierung der             aktuellen Entwicklungen. Gleichzeitig setzte sich
Rahmenvereinbarung Kita-Finanzierung statt. Dabei        das Fachreferat gegenüber der Verwaltung dafür
konnten letzte Details geklärt werden. Nachdem noch      ein, dass der Nachweis über den Impfstatus nicht
offene Fragen des Sächsischen Kultusministeriums         der Leitung der Einrichtung obliegt, sondern dem
(SMK) ausgeräumt wurden, kommt die aktualisierte         Gesundheitsamt oder anderen staatlichen Stellen.
Rahmenvereinbarung ab November 2020 zum
Tragen. Eine erweiterbare Handreichung für Träger ist    Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die
derzeit in Arbeit und soll die Umsetzung in der Praxis   frühkindliche Bildung waren stark zu spüren. Die
begleiten.                                               kurzfristige Umstellung auf einen eingeschränkten
                                                         Betrieb und Notbetreuung bewältigten die meisten

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Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020
Einrichtungen nach ersten Anlaufschwierigkeiten        Als schwierig erwies sich anfangs hingegen die
jedoch gut. Trotz der völlig neuen Situation           Kommunikation mit dem SMK. Dennoch gelang es,
entwickelten sie individuelle Lösungen, um dem         Problemanzeigen gegenüber der Verwaltung zu
Infektionsschutz einerseits und der Kinderbetreuung    platzieren, die sich in aktualisierten Verordnungen
andererseits bestmöglich gerecht zu werden. Viele      niederschlugen. Der Landesverband war zudem
Anfragen an das Fachreferat befassten sich mit dem     Mitglied der Arbeitsgruppe zur Kitaöffnung im SMK
Gesundheitsschutz, den behördlichen Vorgaben           unter der Leitung des Kultusministers.
und dem Umgang mit Hygienekonzepten. Aber
auch pädagogische Fragen wie beispielsweise            Wie in vielen Fachbereichen bremste die Corona-
zu den Möglichkeiten der Eingewöhnung oder             Pandemie laufende Prozesse teilweise aus. Das
zur Umsetzung der jeweiligen Konzepte waren            Fachreferat beschäftigte sich unter anderem
Beratungsgegenstand. Das Fachreferat regte zudem       dennoch mit Themen wie der Novellierung des
den trägerübergreifenden Austausch an, damit           Sächsischen Kitagesetzes, dem Fachkräftebedarf, dem
die Mitglieder gegenseitig von ihren praktischen       Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung ab 2025,
Erfahrungen profitieren können.                        Inklusion, Elterninitiativen sowie Schwerpunkten für
                                                       den Koalitionsvertrag.
Die Frage der Finanzierung bei ausbleibender
Betreuung von Kindern sorgte vielerorts für
Verunsicherung. Hier fiel besonders die im April
auslaufende Zusicherung des Freistaates, den
Landeszuschuss weiterzuzahlen sowie wegfallende
Elternbeiträge zu erstatten, ins Gewicht. Auch
die Fortführung des kommunalen Anteils an der
Gesamtfinanzierung war nicht immer gegeben.
Hinzu kamen seitens der Landkreise und des SSG teils
widersprüchliche Aussagen zum Kurzarbeitergeld
und zur Unterstützung aus dem Hilfsprogramm des
Bundes. In Abstimmung mit dem Gesamtverband
und den Liga-Verbänden war der Landesverband
bestrebt, die aufkommenden Fragen schnellstmöglich
zu beantworten und Klärung bei den zuständigen
Behörden zu erwirken. In enger Zusammenarbeit
mit den Regionalgeschäftsstellen konnten auch
trägerspezifische Fragen vor Ort bearbeitet werden.

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Projekt ‚Lernort Praxis Sachsen - Kita‘

Schon im vorherigen Berichtszeitraum setzte das     Bemühungen zu unterstützen, nahm das Projekt
Projekt auf regionale Netzwerktreffen, um die       mehrfach Kontakt mit den jeweiligen Akteur*innen
Brücke zwischen praktischen und theoretischen       auf und beriet bei aufkommenden Fragestellungen.
Lernorten der pädagogischen Ausbildung
auszubauen. Daher waren auch für das Schuljahr      Während der bisherigen Projektlaufzeit zeigte sich
2019/2020 fünf Treffen zur Lernortkooperation       wiederholt, wie wichtig die praktische Unterstützung
geplant, die erneut auf reges Interesse stießen.    im Alltag für eine erfolgreiche Lernortkooperation
Praxisanleiter*innen, Lehrkräfte aus Fachschulen    ist. Mit dem Leitfaden für die Lernortkooperation, der
und Fachschüler*innen nahmen das Angebot gerne      mittlerweile in der zweiten Auflage vorliegt, wurde
an und tauschten sich über Bedarfe und Probleme     ein erster Schritt getan. In einer Steuerungsgruppe
sowie zukünftige Herangehensweisen aus. Die         gemeinsam mit dem Landesamt für Schule und
letzte dieser Veranstaltungen musste jedoch durch   Bildung, dem Kultusministerium sowie einer
die coronabedingten Infektionsschutzmaßnahmen       Kommunikationsagentur wurden weitere Ideen
mehrfach verschoben werden. Im August 2020 fand     diskutiert. Dabei entschied man sich für ein
sie dann in verkleinertem Rahmen statt und bildet   zweistufiges Vorgehen.
nun die Blaupause für die im Schuljahr 2020/2021
vorgesehenen Netzwerktreffen. Um die fehlenden      Als erstes soll eine Praxismappe entstehen, die
persönlichen Zusammenkünfte auszugleichen           Erfahrungen zur Lernortkooperation aus der Sicht
und die Netzwerkpartner*innen dennoch in Ihren      verschiedener Akteur*innen aufgreift. Darin werden
                                                    Impulse zu zentralen Fragen gegeben und Wege

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Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020
der praktischen Lösung in kurzweiligen Beiträgen      (DQR-6) unbedingt festzuhalten ist. Vielmehr
dargestellt. In der damit einhergehenden Analyse      müsste Sozialassistent*innen/Kinderpfleger*innen
der praxisrelevanten Fragestellungen schafft die      (DQR-4) und Quereinsteigenden eine attraktivere
Steuerungsgruppe die Grundlage für den zweiten        Möglichkeit geboten werden, sich als Erzieher*in
Schritt: Eine App, die Lehrkräften an Fachschulen     weiterzubilden. Die berufsbegleitende Ausbildung
ebenso wie Praxisanleiter*innen bei der Umsetzung     könnte dabei der Schlüssel sein, wenn Träger in die
der jeweiligen Lernortkooperation helfen soll. So     Lage versetzt werden, diese über Praxismentoring
soll auf digitalem Weg niedrigschwellig Lösung        und auskömmliche Vergütung angemessen vor
angeboten werden, wenn Fragen im Alltag der           Ort zu unterstützen. Der bestehende Engpass an
Beteiligten aufkommen.                                pädagogischen Fachkräften darf nicht als Argument
                                                      für eine Deprofessionalisierung in der frühkindlichen
Die Vorbereitung der Praxismappe ist bereits          Bildung herangezogen werden.
fortgeschritten. Erste Beiträge liegen vor. Bis
Jahresende 2020 soll die redaktionelle Arbeit
abgeschlossen sein, so dass Layout und Druck im
Frühjahr 2021 erfolgen können. Hinsichtlich der App
wurden zentrale Eckpunkte für deren Konzeption
zusammengetragen. Unter Mithilfe einer Agentur sind
nun Anwendungsfragen und Nutzungsmöglichkeiten
auszuarbeiten. Ziel ist dabei, die Grundlage für
deren Umsetzung in einer weiteren Projektphase
vorzubereiten.

In die Diskussion um die Fachkraftentwicklung in
sächsischen Einrichtungen der Kindertagesbetreuung
brachte sich der Verband mit einer klaren Position
zur Qualität der Aus- und Weiterbildung ein.
Ausgangspunkt war ein 2019 vorgelegtes Konzept
der Kultusministerkonferenz zur Qualifizierung
von frühpädagogischen Fachkräften, in dem
beispielsweise eine neue Berufsschulausbildung
für Fachassitenzen ins Gespräch gebracht
wurde. In seinem Positionspapier bekräftigt der
Paritätische Sachsen, dass am Meister-Niveau

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Tätigkeitsbericht Oktober 2019 - September 2020 - September 2020
Informations- und Koordinierungsstelle Kindertagespflege (IKS)

Die Kindertagespflege (KTP) in Sachsen                   hin, dass es klarer Vorgaben und einer Stärkung
als gleichwertiges Angebot zu den                        der Tageseltern bedarf, was beispielsweise über
Kindertageseinrichtungen weiterzuentwickeln, ist         die Anpassung der Sächsischen Qualifikations- und
eines der Hauptziele der IKS. Erfreulich war daher,      Fortbildungsverordnung pädagogischer Fachkräfte zu
dass die Koalitionsparteien von diesem Anliegen          regeln ist.
überzeugt werden konnten und die Förderung der
KTP explizit in den Koalitionsvertrag aufgenommen        Während der Einschränkungen des öffentlichen
wurde. Speziell die im Dialog mit den Kommunen zu        Lebens im März und April mussten auch die
verbessernde finanzielle Situation der Tageseltern und   sachsenweit rund 1700 Kindertagespflegestellen
die Ausweitung inklusiver Kindertagespflege analog       schließen. Vereinzelt konnte eine Notbetreuung
zu den Kitas sind zu begrüßen.                           erfolgen. Bereits Anfang Mai öffneten aber fast alle
                                                         Tageseltern – noch vor den Kitas - ihre Angebote
Mit dem Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes zum       wieder. Die kleinen Gruppen erwiesen sich hierbei
1. März 2020 gehen für die Tageseltern neue Pflichten    als großer Vorteil. Tagesmütter und Tagesväter waren
einher, da sie als Gemeinschaftseinrichtung im Sinne     allerdings weitgehend auf sich allein gestellt und
des Infektionsschutzgesetzes definiert werden.           erhielten keine staatliche Unterstützung.
Ungeachtet der nachvollziehbaren Regelungen zum          Die IKS war in dieser Situation eine zentrale
Impfschutz erzeugt dessen Kontrolle einen nicht          Informationsgeberin und Anlaufstelle. Sie bündelte
zu unterschätzenden Mehraufwand für die KTP. Die         Hinweise und Erfahrungen der Landes- und
IKS wies bei den zuständigen Ministerien darauf          Bundesebene und unterstützte auf ihrer Website

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mit einem kontinuierlich weiterentwickelten
Fragenkatalog die Tageseltern wirksam. Die
gebotene Qualität überzeugte zudem das zuständige
Kultusministerium, das in seinen Informationen
direkt auf die IKS verwies. Gleichzeitig erreichten die
IKS viele Anfragen, die in individuellen Beratungen
aufgegriffen wurden. Dabei ging es unter anderem
um Finanzierungsfragen, Risikobewertungen und
Hygienekonzepte oder pädagogische Themen. Wie
weit die Verunsicherung beispielsweise hinsichtlich
der Notbetreuung reichte, zeigten die vielen Anfragen
der Kommunen.

Die Sondersituation offenbarte einmal mehr die
Schwachstellen der Rahmenbedingungen für
die KTP in Sachsen. Die kleinteilige Finanzierung,
unzureichende oder fehlende Vertretungsregelungen
sowie die unzureichende Wertschätzung für die KTP
in einigen Kommunen erschwerten gute Lösungen
für Tagespflegestellen und Eltern. In der Folge kam
es teilweise zu existenzbedrohenden finanziellen
Engpässen. Dies in Zukunft zu ändern, bleibt Auftrag
der IKS.

Eine Maßnahme, um der KTP zu mehr Aufmerksamkeit
zu verhelfen, ist die seit drei Jahren stattfindende
Aktionswoche im April. Coronabedingt mussten
die geplanten Vor-Ort-Aktionen diesmal leider
ausfallen. Der sächsische Kultusminister Christian
Piwarz äußerte sich als Schirmherr der Aktionswoche
dennoch in einem öffentlichen Statement und
würdigte die Leistung der Kindertagespflege für die
frühkindliche Bildung in Sachsen.

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Kinder- und Jugendhilfe

Die Novellierung des SGB VIII ist coronabedingt         zu erwirken. Die aktuelle Pandemie erschwert die
etwas steckengeblieben. Die im Frühjahr                 Dialogbereitschaft der Landkreise zusätzlich. Das
erwartete Vorlage des Gesetzentwurfes durch das         Thema bleibt demnach auf der Tagesordnung des
Bundesfamilienministerium hat sich so auf den Herbst    Landesverbandes und der Liga.
verlagert. Der Paritätische Gesamtverband formulierte
aber in Abstimmung mit den Landesverbänden              Das Masernschutzgesetz trat im März 2020 in
bereits klare Forderung an das Ministerium. Bisher      Kraft und wirft in der Praxis viele Fragen auf. Der
bekanntgewordene Details stimmen durchaus positiv,      Paritätische Gesamtverband erstellte dazu eine
da die Novellierung viele fachlich sinnvolle Vorhaben   fachbereichsübergreifende Handreichung für die
beinhaltet. Das Fachreferat wird sich in den weiteren   Praxis, die online zur Verfügung steht und ständig
Prozess einbringen und die Mitglieder zum aktuellen     aktualisiert wird. Der Landesverband informierte über
Stand informieren.                                      die Fachinformationen kontinuierlich zu aktuellen
                                                        Entwicklungen.
Der Sächsische Landkreistag hat in der
Kommission nach § 78e SGB VIII die Erhöhung             Im März 2020 konstituierte sich der
der Lebensmittelpauschalen in stationären und           Landesjugendhilfeausschuss (LJHA). Hartmut Mann,
teilstationären Jugendhilfeeinrichtungen abgelehnt.     Referent Jugendhilfe des Paritätischen Sachsen,
Die Wohlfahrtsverbände in der Liga versuchen            übernimmt die Funktion des stellvertretenden
schon seit längerem, eine Anpassung der seit fast       Vorsitzenden und den Vorsitz im Unterausschuss Hilfe
20 Jahren nahezu unveränderten Verpflegungssätze        zur Erziehung. Damit ist der Landesverband erneut im
                                                        wichtigsten fachlichen Gremium der Jugendhilfe in
                                                        Sachsen vertreten.

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Der Paritätische stellt sich schon länger                Nachdem zum Jahresanfang noch Freude über
gegen die geschlossene Unterbringung in                  die vielen jugendpolitischen Vorhaben im neuen
Jugendhilfeeinrichtungen und beteiligte sich             Koalitionsvertrag herrschte, tritt nun Ernüchterung
daher an einem Memorandum gegen diese                    ein. Erste Signale deuten darauf hin, dass im
Unterbringungsform. Darin wird zudem auf mögliche        Doppelhaushalt 2021/2022 weitreichende Kürzungen
Alternativen hingewiesen.                                zu erwarten sind. Die Landesförderung für Projekte
                                                         in der Kinder- und Jugendhilfe wird davon wohl
Die Folgen der Corona-Pandemie und der damit             weitreichend betroffen sein. Dagegen wird der
einhergehenden Schutzmaßnahmen wurden in der             Paritätische Sachsen deutlich Stellung beziehen.
Kinder- und Jugendhilfe unterschiedlich spürbar.
Exemplarisch seien an dieser Stelle personelle
Engpässe in stationären und teilstationären
Einrichtungen oder Finanzierungsfragen
bei ambulanten Angeboten benannt. Das
Fachreferat verwendete daher viel Zeit darauf, die
Mitgliedsorganisationen zu informieren und zu
beraten. Aufgrund der regionalen Zuständigkeiten
erfolgte immer wieder die Abstimmung mit den
Regionalgeschäftsstellen, die ihrerseits vor Ort aktiv
wurden. Gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden
der Liga positionierte sich der Verband gegenüber
den Sächsischen Sozialministerium, dem Sächsischen
Städte- und Gemeindetag sowie dem Sächsischen
Landkreistag. Aber auch Beratungsgespräche mit
einigen Kreisjugendämtern wurden geführt, um für
Klarheit in der bisweilen recht unübersichtlichen
Situation zu sorgen. Außerdem wirkte das
Fachreferat maßgeblich an der Vorbereitung einer
Abfrage der Jugendämter zur pandemiebedingten
Situation für den LJHA mit, deren Ergebnisse im
Sommer veröffentlicht wurden. An vielen Stellen
ist es gelungen, die Auswirkungen für die Träger
abzumildern.

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Schulen in freier Trägerschaft

Die Vielfalt an Bildungsansätzen und Konzepten         Jugendlichen kamen die Schulen weitestgehend gut
in der Landschaft Freier Schulen in Sachsen ist        zurecht. Die in den jeweiligen Bildungskonzepten
groß. Umso herausfordernder war die Aufgabe der        vorhandene Grundausrichtung zum selbstständigen
Fachgruppe Freie Schulen im Paritätischen Sachsen,     Lernen war dabei von Vorteil. Ungeachtet dessen
sich auf gemeinsame Qualitätskriterien für die         mussten die Einrichtungen ihre Konzepte der neuen
pädagogische Arbeit in den Bildungseinrichtungen       Situation anpassen. Teilweise konnten jedoch bereits
zu verständigen. Ein Teil dieser Gruppe traf sich      vorhandene digitale Lösungen zum Einsatz kommen.
daher in den vergangenen drei Jahren regelmäßig        Die Träger standen sowohl über den Paritätischen als
zu einer Arbeitsgruppe, um sich auszutauschen, wie     auch untereinander im Kontakt und tauschten sich
die qualitativ hochwertige Arbeit der Freien Schulen   regelmäßig aus.
noch besser erfasst werden kann. Ergebnis ist nun
das Evaluationsinstrument „Q-Check Freie Schulen“,     Da die Finanzierung staatlicherseits im bekannten
das mit dem Beginn des Schuljahres 2020/21 an          Rahmen gesetzlich abgesichert ist, entstanden
ausgewählten Schulen in einem Probelauf getestet       an dieser Stelle keine Engpässe. Dort, wo es eine
wird.                                                  eigene Essenversorgung, Schülerbeförderung
                                                       oder Schulassistenzen gab, versuchten die
Die Corona-Pandemie und die diesbezüglichen            Träger, Ausfälle beispielsweise über Kurzarbeit
staatlichen Schutzmaßnahmen gingen auch an             abzufangen. In wenigen Fällen fielen Schulgeld bzw.
den Schulen in Freier Trägerschaft nicht vorbei. Mit   schulgeldgleiche Zahlungen aus. Das Fachreferat
der Umstellung auf Heimunterricht der Kinder und       unterstützte die Mitgliedsorganisationen nach Kräften

14
und half bei der Suche nach Lösungen. Dabei zeigte       Infrastruktur für den Schulbetrieb stark in den Blick
das gute innerverbandliche Netzwerk wiederholt           rückten. Viele Rückmeldungen und Erfahrungen
seine Stärke.                                            zeigen den Handlungsbedarf auf. Seitens des SMK
                                                         gab es Signale, sich der Umsetzung des Digitalpaktes
Das Fachreferat stand zudem im ständigen Kontakt         Schule wieder verstärkt zuzuwenden.
mit den entsprechenden Stellen im Sächsischen
Kultusministerium (SMK), dem Landesamt für Schule
und Bildung sowie dem Paritätischen Gesamtverband.
Informationen und Hinweise wurden umgehend
an die Mitglieder kommuniziert. Der Verband
organisierte auch mehrfach Möglichkeiten des
Austauschs. Die Kollegialität der Träger untereinander
ist bemerkenswert und einmal mehr zeigte sich der
große Wert guter Vernetzung.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf
den Schulbetrieb und die damit verbundene
Koordinationsleistung verdrängten leider viele Fragen
von der Tagesordnung, die 2020 weiter bearbeitet
werden sollten. So kam die Diskussion über die
Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft
nahezu vollständig zum Erliegen. Die Veröffentlichung
des Evaluationsberichtes zur bestehenden Regelung
steht seitens des SMK noch aus. Demnach konnte eine
fachliche sowie öffentliche Diskussion der in Teilen
bereits bekannten Ergebnisse noch nicht erfolgen.
Ebenso liegen weitere Schritte des Volksantrages
zum längeren gemeinsamen Lernen und damit
verbundene mögliche Gesetzänderungen vorerst auf
Eis.

Ein positiver Effekt der coronabedingten
Ausnahmesituation ist hingegen, dass Fragen
der digitalen Bildung und der Stärkung digitaler

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Altenhilfe/ Pflege

Nachdem die Finanzierung der Pflegeausbildung          an die Staatsregierung. Damit die hochschulische
2019 geklärt und die Sächsische Pflegeberufe-          Pflegeausbildung 2021 gut starten kann, wird sich der
Umsetzungsverordnung veröffentlicht wurde, konnte      Landesverband weiter für die Rahmenbedingungen
die Umsetzung der hochschulischen Ausbildung           der Praxisanleitung und die Vergütung für
in Sachsen fortgesetzt werden. Die Anfragen der        Studierende einsetzen.
Mitgliedsorganisationen dazu stiegen Ende 2019
spürbar. Das Fachreferat beriet zu Einzelfragen und    Die Reformen und Neuerungen im Pflegebereich
organisierte zudem eine Informationsveranstaltung      reißen nicht ab. Obwohl es einerseits zu begrüßen ist,
zu den Neuerungen der Pflegeberufereform. Dies         dass Lücken geschlossen und Impulse für die Zukunft
erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Referat Entgelte,   gesetzt werden, lassen die Rückmeldungen aus der
da sich viele Anfragen auf die Finanzierung bezogen.   Praxis eine gewisse Reformmüdigkeit erkennen.
Der Paritätische Gesamtverband veröffentlichte         Die praktische Anwendung der Neuerungen in
zudem die Broschüre „Die neuen Pflegeausbildungen      den Pflegeeinrichtungen und Diensten geht oft
umsetzen“ in der hilfreiche Tipps und Hinweise         mit höheren Anforderungen und bürokratischen
zusammengestellt sind. Als schwierig stellten sich     Erfordernissen einher. Die Bedeutung digitaler
die mangelnde Refinanzierung der Praxisanleitung       Lösungen zur Entlastung des Personals wächst.
sowie die fehlende Vergütung der Studierenden          Über den Gesamtverband beteiligt sich das
heraus. Diese Schwachstellen sprach der Paritätische   Referat mit Rückmeldungen zu Gesetzesvorhaben.
gegenüber den zuständigen Ministerien an und           Dafür werden die Anmerkungen und Hinweise
beteiligte sich an einem von der Evangelischen         der Mitglieder entsprechend aufbereitet. In
Hochschule Dresden initiierten Forderungspapier        seinem Fachinformationssystem berichtet der

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Landesverband dann über aktuelle Entwicklungen.          konnte ihnen eine Arbeitshilfe zur Verfügung
Die Rückmeldungen dazu sind weitgehend positiv           gestellt werden. Diese bis dato unbekannte Situation
und die Zahl der Abonnements steigt stetig.              forderte das Fachreferat in besonderem Maß, um
                                                         die Anfragen adäquat beantworten zu können.
Die Kosten der Reformen in der Pflege,                   Die Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft lassen
wie beispielsweise für die verbesserte                   jedoch erkennen, dass die meisten mit der Arbeit des
Personalausstattung, schlagen sich größtenteils in       Landesverbandes sehr zufrieden und dankbar für die
den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen nieder.          Hilfe waren.
Die steigenden Pflegekosten fanden mehrfach
ihren Weg in die öffentliche Berichterstattung           Neben organisatorischen Fragen zum
und waren mitunter von negativen Untertönen              Infektionsschutz und praktikablen Hygienekonzepten
gegenüber den Pflegeanbietern begleitet. Auch der        war der Engpass an persönlicher Schutzausrüstung,
Landesverband äußerte sich deshalb öfter gegenüber       Desinfektionsmitteln und Testkapazitäten das
sächsischen Medien. In seinen Statements würdigte        drängendste Problem vor Ort. Der Landesverband
er die Leistungen der Pflegekräfte und sprach sich       war am Krisenstab auf Landesebene beteiligt und
gleichzeitig für die Begrenzung der Eigenanteile         gab die Hinweise der Praxis dorthin weiter. Ferner
sowie die Neugestaltung der Pflegefinanzierung aus.      konnten für 2020 temporäre Lockerungen bei
                                                         Dokumentationspflichten und hinsichtlich der
Ende 2019 startete das neue indikatorengestützte         Fortbildungsverpflichtung erwirkt werden. Der
Verfahren der Qualitätsprüfung in                        Landesverband forderte zudem ein einheitliches
Pflegeeinrichtungen. Schon vor dem Start informierte     Handeln der Städte und Landkreise sowie die
der Landesverband umfänglich zu den Neuerungen           adäquate Refinanzierung der anfallenden Mehrkosten
und organisierte Fachveranstaltungen dazu. Zudem         bzw. den Ausgleich von Mindereinnahmen. Mit
bietet der Weiterbildungsbereich Schulungen              dem auf Bundesebene im März 2020 beschlossenen
zu Qualitätsindikatoren und zu den neuen                 Pflegerettungsschirm konnten einige dieser
Qualitätsprüfungsrichtlinien für die stationäre Pflege   Fragen geklärt werden. Dennoch bestand hoher
an.                                                      Beratungsbedarf zur praktischen Umsetzung. Dank
                                                         der guten Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband
Da ältere Menschen zur Risikogruppe einer Infektion      und anderen Landesverbänden wurden viele Fragen
mit Covid-19 gehören, trafen die pandemiebedingten       beantwortet oder Lösungen gefunden. Darüber
Einschränkungen den Pflegebereich besonders              hinaus erarbeitete das Referat gemeinsam mit den
hart. Eine der Hauptaufgaben während des                 Liga-Verbänden Handlungsempfehlungen, die
Berichtszeitraumes war es daher, die Träger über die     während der Lockerung der Schutzmaßnahmen durch
aktuellen Regelungen zu informieren und zu beraten.      das Sozialministerium aufgegriffen wurden.
In Rücksprache mit dem Paritätischen Gesamtverband

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Die Verhandlungen für die Häusliche Krankenpflege        Für die Kurzzeitpflege hat die Verhandlung des
konnten im März 2020 mit einer eher mäßigen              Rahmenvertrages begonnen. Allerdings ist diese
Entgelterhöhung von 4,57 % für 15 Monate                 wie auch weitere anstehende Verhandlungen
abgeschlossen werden. Allerdings gelang es,              coronabedingt ins Stocken geraten. Der
erstmals strukturelle Vergütungsbestandteile zu          Landesverband fordert die Kostenträger dennoch auf,
verhandeln. Konnte bisher unabhängig von der Zahl        selbige weiterzuführen.
der erbrachten Leistungen nur ein Preis abgerechnet
werden, gibt es nun einen Zuschlag von 15 Prozent
ab der dritten Leistung/dem dritten Einsatz. Ist eine
zweite Pflegekraft erforderlich, kann ein Zuschlag von
50 Prozent abgerechnet werden. Erneut verhandelten
alle Leistungserbringerverbände (gemeinnützige und
private Anbieter) gemeinsam.

Für die ambulante Pflege nach SGB XI wurden
im ersten Quartal 2020 Vergütungserhöhungen
verhandelt, bei denen erstmals zwei unterschiedliche
Erhöhungen vereinbart wurden: 3,66 Prozent sowie
6,4 Prozent. Die höhere Steigerung ist mit dem
Nachweis einer entsprechenden Erhöhung der
Löhne oder einem durchschnittlichen Stundensatz
aus Pflegefachkraft und Pflegekraft von 14,20 Euro
verbunden. Der überwiegende Teil der Paritätischen
Mitglieder entschied sich für die höhere Steigerung.
Die Verhandlungen erfolgten gemeinsam mit
AWO, Caritas und DRK. Trotz des vertretbaren
Verhandlungsergebnisses besteht in der ambulanten
Pflege nicht zuletzt mit Blick auf den Bundesvergleich
weiterhin Nachholbedarf. Zwei Schiedsverfahren
dämpfen dieses Ansinnen allerdings, da in diesen
deutlich höhere Vergütungsforderungen mit dem
Verweis auf die übrigen mehr als 1000 Pflegedienste
in Sachsen abgelehnt wurden. Es werden
Klageverfahren folgen. Der Verband wird zudem die
diesbezügliche Lobbyarbeit intensivieren.

18
Teilhabe

Ende 2019 beriet die Paritätische Fachgruppe             den zuständigen Institutionen angesprochen.
Sucht über die Verbandspolitischen Leitlinien            In Einzelberatungen konnten erste Lösungen
des Fachbereichs. Die Digitalisierung der                beispielsweise zur Finanzierung gefunden werden.
Suchthilfeberatung wird darin inhaltlich eine stärkere
Rolle spielen. Zudem stand die Diskussion der Frage      Die Selbsthilfe erfuhr in den letzten Jahren
eines „Abstinenz-Dogmas“ in der Suchtkrankenhilfe        generell verstärkt Aufmerksamkeit. Deshalb
auf der Tagesordnung.                                    setzt der Paritätische Sachsen auf die
                                                         Vernetzung einzelner Akteur*innen wie der
Die Corona-Pandemie und die damit                        Landeskontaktstelle für Selbsthilfe Sachsen und
verbundenen Maßnahmen wirkten sich auch                  bietet mit der Selbsthilfeakademie zudem ein
auf die Suchtberatungsangebote sowie die                 zielgruppenorientiertes Weiterbildungsangebot.
Substitutionsbehandlungen und die Sucht-Reha aus.
Die Dienste und Träger entwickelten im Lauf der Zeit     Neben dem Austausch und der Beratung zu den
alternative Beratungs- und Begleitmöglichkeiten, die     coronabedingten Hemmnissen für die Aktivitäten
als Überbrückungslösungen vorerst funktionieren.         der Selbsthilfe ging es im Berichtszeitraum um die
Einmal mehr zeigt sich die Notwendigkeit, digitale       Förderung der Selbsthilfegruppen und -verbände
Optionen weiter auszuloten.                              über die Gesetzliche Krankenversicherung sowie
Das Fachreferat unterstützte die Aktivitäten der         die Otto-Perl-Stiftung. In beiden Fällen sitzt der
Sächsischen Landesstelle für Suchtgefahren, um die       Paritätische Sachsen in den jeweiligen Beiräten
Angebote mit aktuellen Informationen zu versorgen.       und brachte sich zu Fragen der Mittelvergabe und
Problemanzeigen wurden direkt gegenüber                  nachhaltigen Förderung ein.

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In der Rechtlichen Betreuung standen unter anderem    die weitere Verzahnung von Schuldner- und
die Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes           Insolvenzberatung. Ein weiterer Schwerpunkt
(BTHG) auf die Betreuungslandschaft und               war die Überarbeitung der Modellrechnung zur
deren Finanzierung sowie bundesgesetzliche            Finanzierung der Schuldnerberatung. Zudem
Änderungen auf der Tagesordnung. Bezüglich            wurde 2020 die novellierte Förderrichtlinie
des BTHG zeigt sich, dass die Betreuungsleistung      Verbraucherinsolvenzberatung verabschiedet,
durch ehrenamtliche Betreuer*innen aufgrund der       die über die Arbeitsgruppe Qualität beim
komplexen Regelungen erschwert ist. Entsprechend      Sozialministerium begleitet wurde. Die eingebrachten
nahm die Anzahl der ehrenamtlichen Betreuungen        Änderungsvorschläge fanden jedoch nur teilweise
ab und die der hauptamtlichen zu. Die ohnehin         Berücksichtigung. Somit wird das Thema weiterhin
schon schwierige Gewinnung Ehrenamtlicher             auf der Tagesordnung bleiben.
wird dadurch zusätzlich gebremst. Zudem ist die       Um die Erfassung der Fallzahlen in der
kostendeckende Finanzierung der rechtlichen           Schuldnerberatung auf ein einheitliches Fundament
Betreuung in Sachsen problematisch, da Sachsen im     zu stellen, strebt der Landesverband gemeinsam
Bundesvergleich bislang die niedrigste Förderung      mit den Liga-Verbänden ein Forschungsprojekt an.
ausreicht. Der Landesverband befürwortet eine         Im Ergebnis sollen sachsenweit gültige Standards
entsprechende Erhöhung. Ferner wurde im Sommer        entwickelt werden, die eine vergleichbare
2020 auf Bundesebene der Gesetzentwurf für            Erhebung und Definition der Fallzahlen in der
die Reform der Rechtlichen Betreuung vorgelegt.       Schuldnerberatung ermöglichen. Derzeit sind die bei
Gemeinsam mit den Liga-Verbänden erfolgten eine       verschiedenen Trägern erhobenen Daten nur bedingt
erste Einschätzung sowie eine Rückmeldung an          vergleichbar.
die Bundesebene. Das Fachreferat wird die weitere
Entwicklung begleiten. Wichtig werden dabei vor       Ein Schwerpunkt in der Wohnungsnotfallhilfe war
allem die Weiterentwicklung der Vergütung und die     während des Berichtszeitraums die Klarstellung
Diskussion zur fachlichen Qualifizierung sein.        zur rechtskonformen Umsetzung der Hilfen nach
                                                      § 67 SGB XII. Die unterschiedliche Auslegung der
In Fragen der Schuldnerberatung arbeitet              Hilfegewährung durch die Kommunen führt teilweise
der Paritätische Sachsen eng mit den                  zu schwierigen Situationen für die Hilfesuchenden.
Wohlfahrtsverbänden innerhalb der Liga zusammen.      Mit der von allen Liga-Verbänden getragenen
Diese Verbände decken mit ihren Angeboten             Position liegt jetzt eine Argumentationshilfe für
zusammen den Großteil der Beratungsinfrastruktur in   Einrichtungen und Dienste vor. In Zusammenarbeit
Sachsen ab. Daher befasste sich der entsprechende     mit Mitgliedsorganisationen entsteht nun noch ein
Liga-Fachausschuss im Berichtszeitraum                Muster-Formular zur Antragstellung nach § 67 SGB,
beispielsweise mit der Zusammenarbeit mit             das den Einrichtungsträgern zur Verfügung gestellt
der Ende 2019 neu errichteten Landesfachstelle        wird.
Verbraucherinsolvenzberatung. Ziel war dabei

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Die bis Ende 2019 im Landesverband bestehende           die Rahmenvertragspartner an die Kommission
Fachgruppe der Werkstätten für Menschen mit             nach § 131 SGB IX, in der eine gemeinsame
Behinderung (WfbM) und die Arbeitsgruppe Teilhabe       Lösung erarbeitet werden soll. Die Interessen der
an Arbeit gingen zum Jahresbeginn 2020 in der           Kostenträger und der Leistungserbringer liegen
Fachgruppe Teilhabe am Arbeitsleben auf. Der            jedoch weit auseinander, woraufhin sich der
Verband möchte damit die referatsübergreifende          Kommunale Sozialverband Sachsen (KSV) entschloss,
Zusammenarbeit im Bereich Teilhabe sowie den            den bisher vereinbarten Weg zu verlassen und eine
trägerübergreifenden Dialog weiter stärken.             eigene Leistungssystematik zu entwickeln. Diese
                                                        möchte der KSV für das Jahr 2021 bilateral mit
Die Corona-Pandemie beeinträchtigte ebenso die          den Einrichtungsträgern der Eingliederungshilfe
Angebote der Teilhabe. In den Wohnangeboten             verhandeln und bremst somit eine gemeinsame
(besondere Wohnformen) mussten Abläufe                  und einheitliche Umsetzung des BTHG aus.
umgestellt und teilweise neu organisiert                Trotz wiederholtem Gesprächsangebot sowie
werden. Zudem kam es zu Unklarheiten bei der            Lösungs- und Kompromissvorschlägen seitens der
Finanzierung der Fehlzeiten oder der Übernahme der      Leistungserbringer konnte bis zum Redaktionsschluss
coronabedingten Mehraufwände. Das Fachreferat           des vorliegenden Berichts noch keine Einigung erzielt
beriet die Mitgliedsorganisationen und bündelte die     werden.
Anfragen, um sie gegenüber den jeweils zuständigen      Im Gespräch ist nun der Vorschlag, parallel zum
Institutionen anzusprechen und Lösungen                 Vorgehen des KSV das Konzept der Leistungserbringer
herbeizuführen. Vor Ort arbeitete das Fachreferat       praktisch zu erproben und dafür eine geeignete
mit den Regionalgeschäftsstellen zusammen und           vertragliche Grundlage für das Jahr 2021
konnte teilweise regionalspezifische Lösungen für       abzuschließen. Basierend auf einer anschließenden
die Angebote Schulassistenz und die Interdisziplinäre   Evaluation beider Konzepte sollen dann gemeinsame
Frühförder- und Frühberatungsstellen erwirken. Die      und einheitliche Leistungs- und Strukturmerkmale
Landkreise verhielten sich bei der Kostenübernahme      sowie eine Leistungsbemessung samt entsprechender
zum Teil sehr unterschiedlich, was die Lösungsfindung   Finanzierungsstrukturen für Sachsen im
immer wieder erschwerte.                                Rahmenvertrag nach § 131 SGB IX vereinbart
                                                        werden. In einem offenen Brief wandten sich die
Das Verhandlungsgeschehen im Bereich Teilhabe           Leistungserbringer mit der Bitte um dringende
befasste sich hauptsächlich mit der Umsetzung           Unterstützung, Vermittlung und Moderation im
des BTHG und dem damit verbundenen                      Verhandlungskonflikt an das Sozialministerium.
Anliegen, die Eingliederungshilfe im Sinne der          Weitere Verhandlungsthemen waren die Regelungen
Klient*innen zu einem modernen Teilhaberecht            zur Corona-Pandemie sowie für die Komplexleistung-
weiterzuentwickeln. Bereits 2019 wurde mittels          Frühförderung und für das Eingangsverfahren sowie
eines Rahmenvertrages eine wichtige Grundlage           den Berufsbildungsbereich in WfbM.
gelegt. Die weitere Ausgestaltung übertrugen

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Arbeit und Beschäftigung

Der Schwerpunkt des Fachreferates lag auf der         Werdegang. Da die Regierungsparteien diesem
Teilhabe an Arbeit für Menschen mit Behinderungen     Umstand in ihrem Koalitionsvertrag Rechnung tragen,
und anderen Unterstützungsbedarfen auf dem            stieß der Paritätische Sachsen innerhalb der Liga
allgemeinen Arbeitsmarkt. Mit Bezug auf den           die Positionierung zu diesem Thema an. Ergebnis
Koalitionsvertrag initiierte der Paritätische         ist ein Positionspapier, in dem die wichtigsten
Sachsen ein Positionspapier, das drei zentrale        Handlungsansätze zusammengestellt wurden,
Handlungsfelder umreißt. Erstens sollen bestehende    die für eine praktische Umsetzung notwendig
Unterstützungsangebote bekannter gemacht              sind. Zudem weist der Verband in dem Papier auf
werden. Als zweites werden Handlungsbedarfe           Handlungsbedarfe in Bezug auf die Anerkennung
hinsichtlich der bedarfsorientierten Umsetzung        nonformaler und informeller Kompetenzen hin. Erste
hervorgehoben und als drittes sollten auch Angebote   Gespräche mit den zuständigen Ministerien fanden
außerhalb der bekannten Regelstrukturen gestärkt      dazu bereits statt.
werden. Das Papier wird gemeinsam von den Liga-
Verbänden sowie der Landesarbeitsgemeinschaft         Der Paritätische engagierte sich weiter für
Inklusionsfirmen getragen. Die Position wurde         eine auskömmlichere Finanzierung der
dem zuständigen Ministerium sowie einigen             Zuverdienstangebote in Sachsen. Dafür erscheint eine
politische Akteur*innen verbunden mit einem           entsprechende Änderung der Richtlinie Psychiatrie
Gesprächsangebot übergeben.                           und Sucht unumgänglich. Nur so lässt sich die
                                                      Förderung derart gestalten, dass der Spagat zwischen
Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erweist      sozialem und unternehmerischen Anspruch besser
sich immer wieder als Hürde bei der Gewinnung von     gelingt. Der Handlungsbedarf wurde seitens des
Fachkräften mit einem nicht-deutschen beruflichen     Sächsischen Sozialministeriums (SMS) anerkannt

22
und Interesse am Dialog geäußert. Coronabedingt
blieb das Thema über den Sommer aber leider liegen.
Der Verband bearbeitet das Thema zusammen mit
der Liga und der Landesarbeitsgemeinschaft der
Integrationsfirmen und steht dazu im Dialog mit dem
SMS.

Bedingt durch die Corona-Pandemie verzögert
sich ebenso die Erarbeitung des Operationellen
Programms (OP) für den Europäischen Sozialfonds
(ESF) 2021 – 2027. Auch hier hat der Paritätische
die Initiative für eine ausführliche Rückmeldung
der Liga zum ersten Entwurf des OP federführend
in die Hand genommen und steht im Austausch
mit der ESF-Verwaltungsbehörde und den
fondsbewirtschaftenden Abteilungen in den jeweils
zuständigen Ministerien.

Weitere Themen des Fachreferates während des
Berichtszeitraumes waren unter anderem: ESF-
Landes- und Bundesprogramme, Rehapro, Andere
Leistungsanbieter, Umsetzung von Maßnahmen der
Arbeitsförderung unter den Bedingungen der Corona-
Pandemie und das Vergaberecht in Sachsen.

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Migration

Im Zusammenhang mit den Koalitionsverhandlungen          erarbeitete das Fachreferat ein Konzept für
suchte der Paritätische aktiv das Gespräch mit den       das Clearing der besonders schutzsuchenden
beteiligten Parteien. Bei migrationspolitischen Fragen   Asylbewerber*innen. Diesbezüglich besteht zudem
standen die zuvor mit den Mitgliedern abgestimmte        reger Kontakt mit der zuständigen Abteilung im
Schwerpunkte im Zentrum. Das waren zum einen die         Sächsischen Sozialministerium, mit dem die Ansätze
Weiterentwicklung bestehender Förderinstrumente          ebenfalls besprochen wurden.
und zum anderen die Forderung nach einem
Integrationsgesetz für den Freistaat. Dank der guten     Das Fachreferat wirkte des Weiteren als Vertreter
dialogischen Zusammenarbeit finden sich beide            der Liga der Freien Wohlfahrtspflege im Beirat
Themen auf der Tagesordnung der Staatsregierung          des Landesprogramms „Weltoffenes Sachsen für
wieder. Der Austausch mit dem zuständigen                Demokratie und Toleranz“ mit. In den Beiratssitzungen
Ministerium zur möglichen Umsetzung wurde bereits        ging es unter anderem um die Vergabe von
aufgenommen.                                             zusätzlichen Haushaltsmitteln sowie die Abstimmung
                                                         zu künftigen Vorhaben. Begleitend erarbeitete der
Um Schutzsuchenden die passende Unterstützung            Liga-Fachausschuss Migration eine Stellungnahme zur
anbieten zu können, braucht es ein Clearingverfahren,    notwendigen Weiterentwicklung der Förderrichtlinie
das sich an den individuellen Bedarfen orientiert.       des Landesprogramms.
Das ist in Sachsen aktuell nicht gegeben. Unter
anderem mit dem Sächsischen Flüchtlingsrat und
den Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen

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Die Corona-Schutzmaßnahmen in der ersten
Jahreshälfte 2020 wirkten sich auch auf die
Angebote der Migrations- und Integrationsarbeit
aus. Ähnlich wie in anderen Fachbereichen sorgten
die Regelungen für Unsicherheiten. Die Nachfragen
stiegen merklich an. Mehrfach informierte der
Landesverband zu aktuellen Entwicklungen und
beriet die Mitglieder intensiv. Begleitend erstellte
der Paritätische Gesamtverband die Arbeitshilfe
„Unterstützungsarbeit mit Geflüchteten in Zeiten
der Corona-Pandemie“. Dank der guten Vernetzung
des Fachreferates wurden viele Fragen auch
durch den trägerübergreifenden Dialog geklärt.
In Zusammenarbeit mit dem Liga-Fachausschuss
Migration entstanden ferner Positionspapiere
zum Infektionsschutz sowie zur Umsetzung der
Schutzmaßnahmen in Erstaufnahmeeinrichtungen
und Gemeinschaftsunterkünften.

Die coronabedingte Begleitung der
Mitgliedsorganisationen band viele Kapazitäten des
Fachreferates. Dennoch wurde nach Möglichkeit
auch an fortlaufenden Prozessen weitergearbeitet.
Dies geschah oft gemeinsam mit Partner*innen.
Dazu gehören beispielsweise die Weiterentwicklung
des sächsischen Gewaltschutzkonzepts in
Aufnahmeeinrichtungen, ein Positionspapier zur
freiwilligen Rückkehrberatung in Sachsen, Fragen der
Ausbildungs- und Beschäftigungsduldung oder die
Beteiligung an der Forderung nach der Räumung des
griechischen Flüchtlingslagers auf der Insel Moria.

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Paritätische Fach- und Informationsstelle für
     Interkulturelle Öffnung und Diversität (PariFID)

Im vierten Jahr der Verbandsarbeit zu Interkultureller   Gestaltungsprozesse Zeit und Geduld bei allen
Öffnung und Diversität ziehen die Mitarbeiterinnen       Beteiligten erfordern. Insbesondere fehlende
eine positive Bilanz. Gleichzeitig müssen sie            Zeit ist ein Aspekt, der sich vielfach als Hemmnis
feststellen, dass in vielen Einrichtungen und Diensten   herausstellte. Die Corona-Pandemie verstärkte
der Sozialen Arbeit weiter Entwicklungsbedarf            organisatorisch bremsende Effekte zusätzlich.
besteht. Mit seinem Fokus auf die Aspekte Team
und Fachkräfte konnte das Projekt jedoch wichtige        Die 2019 gegründete Arbeitsgruppe
Impulse setzen und Diskussionen anstoßen.                Interkulturelle Öffnung und Diversität traf sich
                                                         im Berichtszeitraum quartalsweise. Das Forum
Im Berichtszeitraum begleitete das Projekt               bietet den Rahmen für Dialog und kollegiale
mehrere Organisationen und Teams auf dem                 Fallberatung. Mehrfach spiegelten die Beteiligten
Weg zur interkulturellen Öffnung und zum                 den Projektmitarbeiterinnen die Bedeutung
Diversitätsmanagement. Dies geschah unter                dieses Formats, um die Prozesse in den eigenen
anderem in mehrteiligen Workshops oder durch die         Organisationen zu reflektieren und Anregungen zu
Begleitung von Organisationsentwicklungsprozessen.       erhalten.
Die Bedeutung, sich den unterschiedlichen
Lebenswelten der Beschäftigten und Zielgruppen           Als einer der Mitinitiatoren der Erklärung für eine
aktiv zuzuwenden, wird zunehmend verstanden.             menschenrechtsorientierte Sozial- und Bildungsarbeit
Dennoch wurde in den begonnenen Prozessen oft            in Sachsen unterstützte der Landesverband im
deutlich, dass grundlegende Veränderungs- und            Rahmen der Projektarbeit die Vernetzung der

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beteiligten Akteur*innen. Im Mai trafen sich dazu       Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Menschenrechte
Vertreter*innen verschiedener Organisationen            und Vielfalt der Liga der Freien Wohlfahrtspflege
in der Videokonferenz „Menschenrechte sichtbar          in Sachsen organisierte das Projekt mehrere
machen“ und tauschten sich zu Ansätzen der              Gespräche mit Politik und Verwaltung. Dabei ging
gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit aus. Im Ergebnis      es um Maßnahmen des Freistaates zur Stärkung
dieser Zusammenarbeit ist unter anderem eine            der Vielfalt in Sachsen oder auch Themen wie
Interviewreihe zur praktischen Relevanz von             Antidiskriminierung und Gleichstellung.
Menschenrechten in der Sozialen Arbeit entstanden.
Schwerpunktmäßig von Mai bis September 2020
lief die Reihe „Menschenrechte konkret“ mit
wöchentlichen Beiträgen auf der Website des
Paritätischen Sachsen. Die Aktion wurde über den
Twitter-Kanal des Landesverbandes und die Social-
Media-Kanäle der beteiligten Organisationen
begleitet. Fast 20 Interviews sind bisher erschienen.
Immer wieder melden sich unterstützende
Organisationen, die sich beteiligen wollen.

Der bereits 2017 veröffentlichte Praxisleitfaden
erhielt mehrere Erweiterungen. Neue Texte sind
zum Beispiel „Konzeption schreiben. Konzeption
leben.“ oder „Ist Vielfaltsorientierung eine Frage
der Qualität?“. Darüber hinaus informierte das
Projekt regelmäßig in Fachinformationen und
Artikeln zu den Themen Interkulturelle Öffnung
und Diversität. Die Berichte aus der Praxis gaben
anderen Mitgliedsorganisationen Anregungen für ihre
eigene Arbeit. Ferner organisierte das Projektteam
drei Fachveranstaltungen. Sie befassten sich u.a. mit
Vielfalt als Aspekt des Qualitätsmanagements und
Diversität in der Personalentwicklung.

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Weiterbildung

Mit über 200 Angeboten startete der                    Für die anschließende Aufnahme eines
Weiterbildungsbereich ins Jahr 2020. Das               eingeschränkten Seminarbetriebes entwickelte das
Angebot erfreute sich bereits 2019 einer guten         Team ein Hygienekonzept, das unter anderem der
Auslastung und auch das neue Jahr verhieß ein          Anzahl der Teilnehmenden eine Obergrenze setzt.
solides Anmeldeaufkommen. Begleitet wurde              Nach zwischenzeitlich verhaltenen Anmeldezahlen
diese Entwicklung von steigenden Anfragen nach         ist seit den Sommermonaten wieder ein deutlicher
Inhouse-Schulungen.                                    Teilnahmezuwachs erkennbar. Dauerbrenner kurz vor
                                                       Redaktionsschluss dieses Tätigkeitsberichtes ist das
So verlief das Weiterbildungsjahr zunächst in den      arbeitsrechtliche Thema „Corona - Leitfaden für die
gekannten Bahnen - bis zu den coronabedingten          zweite Welle“ – hier wurden bereits drei ausgebuchte
Einschränkungen des öffentlichen Lebens im             Seminare durchgeführt und Anfragen aus anderen
März 2020. Diese resultierten in der Absage aller      Bundesländern erreichen das Team.
Präsenzseminare über mehr als eineinhalb Monate.
Ohnehin geplante Online-Seminare konnten               Bereits 2019 befasste sich das Weiterbildungsteam
hingegen stattfinden, einige Themen konnten            mit onlinegestützten Bildungsangeboten. Eine
kurzfristig in Online-Formate umgewandelt werden.      entsprechende Software wurde angeschafft und
Die Beschäftigten gingen für einige Wochen teilweise   erprobt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
in Kurzarbeit.                                         machten es nun erforderlich, diesen Prozess zu
                                                       beschleunigen. In Rücksprache mit den Dozent*innen

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