Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld

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Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
Textilien – Weltreise einer Jeans
  Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 –10)
Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
Impressum        2

            Bildungseinheit Textilien – Weltreise einer Jeans
            Das Bildungsmaterial »Textilien-Weltreise einer Jeans« wurde im
            Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011–
            2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für eine Klasse 8 in
            Gesellschaftskunde (Gesamtschule) zusammengestellt.

            Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des
            Materials wenden Sie sich an:
            Welthaus Bielefeld
            Bereich Bildung
            August-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld
            Telefon (0521) 98648-0
            bildung@welthaus.de

            Impressum
            Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeld
            www.welthaus.de | bildung@welthaus.de
            Redaktion: Berndt Hinzmann, Frauke Hahn (verantwortlich)
            Satz & Layout: Sven Zähle, sven.zaehle@crossmedia-design.de

            © Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013
            Titelfoto: Sven Zähle, Kopffoto: Maja Dumat, pixelio.de

            Wir danken Engagement Global (BMZ) und der
            Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) für die finanzielle
            Förderung dieses Bildungsmaterials.

            Mit finanzieller Unterstützung des

© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
Ablauf | Zusammengestellt für das Fach Gesellschaftskunde, Gesamtschule, Klasse 8 – 10
                                            Bezug zum Lehrplan: Standortfaktoren und Strukturen der Industrie (Gesellschaftslehre, I2, 1. Stufe),
                                            Die Folgen der Globalisierung – weltweite Arbeitsteilung (Gesellschaftslehre, I3, 2. Stufe), Veränderungen des Standortgefüges im Zuge
                                            weltweiter Arbeitsteilung (Erdkunde I8)
                                            Inhaltliche Schwerpunkte: Textilindustrie, globale Produktionsketten, Arbeitsbedingungen, Konsumverhalten
                                            Dauer: ca. drei Ustd. à 60 Min.

                                             Einheit    Zeit* Inhalt                      Methodik                       Material

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                                                   1.     15 Einstieg: Mode und           Plenum, Film, Offenes          PC und Beamer, Internetlink zur Werbung,
                                                             Konsumverhalten              Gespräch                       Fragebogen für PartnerInnen-Interview
                                                   2.      5 Quiz-Fragen                  Plenum                         Ggf. bereits Powerpointpräsentation, PC und Beamer
                                                   3.     10 Woher kommt die              PartnerInnenarbeit, selbst-    Große Weltkarte, Stecknadeln
                                                             ­Kleidung, die wir tragen?   ständige Erkundung
                                                   4.     15 Input Textilbranche          Vortrag                        PC und Beamer, Powerpointpräsentation
                                                   5.     20 Weltreise einer Jeans        Plenum, gemeinsames Erar-      PC und Beamer, Text: Weltreise einer Jeans,
                                                                                          beiten mit Textgrundlage,      pro SchülerIn: eine Weltkarte (Din A4)
                                                                                          Interaktion Karte zeichnen
                                                   6.     15 Film »Kampagne für           Plenum                         PC und Beamer, Film »Schön! Färber!«
                                                             saubere Kleidung –           Film
                                                             Discounter«                  Diskussion
                                                   7.     40 ExpertInnengruppen und       Kleingruppenarbeit,            Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung,
                                                             Austausch/ExpertInnen-       anschließend wechselseitige    Fünf ExpertInnentexte, Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf«
                                                             kongress                     Wissensvermittlung
                                                   8.     15 Abschluss                    Plenum                         Ggf. Minutenpapier
                                                                                                                                                                                                       Textilien – Weltreise einer Jeans

                                                                                          Diskussion
                                                                                          Feedback
                                                   9      45 Zusatzmodul:                 Kleingruppenarbeit,            Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung, Ablaufplan
                                                             Podiumsdiskussion            ­Rollenspiel im Plenum,        Podiumsdiskussion, Rollentexte Podiumsdiskussion
                                                                                                                                                                                                        3

                                                                                                                                                     * ca. Minuten; Foto: istockphoto.com ID 9076826
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Textilbranche                                        »Sweatshops« oder in Lateinamerika als »Maqui-
Die Textilbranche ist eine stark globalisierte       las« bezeichnet. Export- oder Freien Produkti-
Branche. Fashion ist ein globales Geschäft. Ein      onszonen sind Gebiete mit Sonderregelungen
neuer Trend greift gerade um sich »Fast Fashion«.    (Arbeitsrechte, Zoll- und Steuerbestimmungen).
Dabei sind Modefirmen Vermarkter von Trends
und Handelsfirmen geworden. Eigene Kollektio-        Weiterführende Literatur:
nen und Designs werden entworfen und vermark-        www.inkota.de/material/
tet, aber nicht in eigenen Fabriken hergestellt.     soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/
Stattdessen beauftragen sie Zwischenhändler
oder Hersteller. Agenturen aber auch Hersteller-
firmen vergeben wiederum Aufträge an Herstel-        1. Einstieg: Mode und Konsumverhalten
lerfirmen oder Unterauftragnehmer, die für die          15 Min.
Produktion zuständig sind. Daher hat ein Klei-
dungsstück schon eine Weltreise hinter sich,         Zum Einstieg im Plenum werden den SchülerIn-
bevor es in unseren Kleiderschränken landet. Die     nen Fragen zu von ihnen bekannter Werbung
einzelnen Produktionsschritte werden jeweils         (Kleidung) gestellt. Als Gesprächsgrundlage kön-
in den Ländern vorgenommen, die günstigsten          nen zwei Videoclips von Zalando-Werbung die-
Bedingungen bieten aufgrund von niedrigen            nen.
Löhnen, geringe Ausgaben für Sozialleistungen,
Gesundheitsschutz und Sicherheit, Steuer- und        Mögliche Fragen:
Zollvergünstigungen, z. B. Kambodscha, Bangla-       ■■ Welche Kleidungswerbungen kennt ihr?

desch, China.                                        ■■ Welche Bilder und Themen werden in der

    Der Großteil der Produktion findet in Ländern       Werbung vermittelt?
des Südens statt (für Europa kommt der überwie-      ■■ Welche Botschaft wird hier gesendet?

gende Teil aus Asien u. Lateinamerika). Auf Lie-        (z.B. Mode macht glücklich, Kleider sind
ferfristen und die Preise für die Produkte nehmen       mehr wert als das eigene Leben, …)
die globalen Modefirmen direkt Einfluss. Durch       ■■ Worauf zielt die Werbung ab?

den hohen Konkurrenzdruck untereinander bie-            (Gefühle, Empfindungen, …)
ten jedoch Hersteller niedrigste Preise an, um den   ■■ Was wird nicht vermittelt?

Auftrag zu bekommen. Ebenso haben die einzel-           (z.B. wird oft nicht der Preis genannt, die
nen Länder (Kambodscha, Bangladesch) Einfluss           Qualität, Herstellungsbedingungen, etc.)
auf die Rahmenbedingungen, um jedoch Auf-
träge ins Land zu holen wird ein viel zu geringer    Anschließend befragen sich die SchülerIn-
Mindestlohn festgelegt. Das Risiko und die Las-      nen jeweils zu zweit gegenseitig zu Kriterien
ten der schlechten Rahmenbedingungen tragen          und Motiven beim Kauf von Kleidung und den
die Zulieferfirmen. Halten diese bspw. gesetzte      monatlichen Ausgaben dafür. Die Auswertung
Liefertermine nicht ein, droht ihnen der Abbruch     wird anschließend an der Tafel festgehalten.
der Geschäftsbeziehungen oder bleiben auf den
Kosten sitzen.                                            Material:
    Die ArbeiterInnen in den Fabriken tra-           Werbung als Download aus dem Internet, zum
gen durch massive Überstunden, »Hungerlöh-           Beispiel:
nen« und Repressionen die größten Lasten.            ➤➤ Zalando Werbung Banküberfall
Unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Über-             (www.youtube.com/watch?v=dnNyy0xzG2k)
griffen sind die NäherInnen ausgesetzt, junge        ➤➤ Zalando Werbung Hippie
Frauen werden geschlagen oder versucht ein-             (www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20)
zuschüchtern, wenn sie das Soll nicht erfüllen       ➤➤ Beamer
oder eine Gewerkschaft gründen. Die so genann-       ➤➤ Fragebogen für PartnerInneninterview
ten Weltmarktfabriken fertigen in Sonderwirt-           (Anlage 1)
schaftzonen für den Export und werden auch als

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Textilien – Weltreise einer Jeans                       5

2. Quiz-Fragen                                     jeans nachzeichnen. Erst sollen die Namen der
   5 Min.                                          beteiligten Länder eingetragen und anschlie-
                                                   ßend die Länder miteinander verbunden werden.
Im Plenum werden folgende Fragen gestellt:         Dabei sollen verschiedene Farben für Import und
■■ Wie viel Geld gibt ein/e durchschnittliche/r    Export verwendet werden.
   Deutsche/r im Jahr für Kleidung aus? (ca.          Anschließend wird die Frage gestellt: Wer ver-
   870 Euro, das heißt 72,50 Euro im Monat)        dient wieviel an einer Jeans? Anhand der Pow-
■■ Wie viel Kleidung wird jährlich pro Person in   erpoint Präsentation wird gezeigt, welche Kos-
   Deutschland gekauft? (ca. 12 kg)                tenpositionen es gibt. Die darauf folgende Folie
                                                   (Jeansposter mit Prozentzahlen) enthält die Auf-
                                                   lösung.
3. Woher kommt die Kleidung,
   die wir tragen?                                 Impuls: Wer verdient an einer Jeans
   10 Min.                                         Die vielen Transportkilometer kommen zustande,
                                                   weil bei der Jeansproduktion immer die billigste
Zu zweit untersuchen die SchülerInnen jeweils      Möglichkeit bevorzugt wird, auch wenn es auf
die Kleidungsstücke der/des anderen und lesen      Kosten der ArbeitnehmerInnen und der Umwelt
auf den Einnähern nach, wo das Kleidungsstück      geht. Wer den Jeanspreis genauer betrachtet,
herkommt. Das »Made in« benennt den Ort der        kommt auf folgendes (unfaires) Ergebnis:
Endfertigung (z.B. Rumänien oder Bangladesch).     ■■ Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an

   Die Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke         alle ArbeiterInnen.
kann auch auf einer Weltkarte mit Stecknadeln      ■■ Die Materialkosten belaufen sich auf 13 %.

markiert werden.                                   ■■ Die Transportkosten und sonstige Gebühren

                                                      (z. B. Zoll) machen einen Anteil von
       Material:                                      11 % aus.
➤➤   Große Weltkarte (Poster)                      ■■ Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeans-

                                                      preises für Werbung, Forschung, Entwicklung
                                                      und Design in Anspruch.
4. Input Textilbranche                             ■■ Die restlichen 50 % kassiert der Einzel­

   15 Min.                                            handel. Dieser hat zwar auch Kosten wie Ver-
                                                      kaufspersonal, Ladenmiete und Verwaltung,
Die Powerpoint-Präsentation wird gezeigt.             aber es bleibt eine große Gewinnspanne
                                                      bei den Handelshäusern und Markenfirmen,
     Material:                                        die unterdessen eigene Ladengeschäfte und
➤➤ Powerpoint-Präsentation (Anlage 2)                 »Mega-Stores« betreiben.
➤➤ Laptop                                          ■■ Geringe Lohn- und Produktionskosten und
➤➤ Beamer                                             die Verlagerung von Kosten auf die Herstel-
                                                      lerfirmen im globalen Süden und Osten stei-
                                                      gern die Gewinne von Handelshäusern und
5. Weltreise einer Jeans                              Markenfirmen in der Modebranche. Daher
   20 Min.                                            werden Jeans und Bekleidung in den so
                                                      genannten Billiglohnländern hergestellt,
Der Text »Die Weltreise einer Jeans« wird per         doch der Lohn für der NäherInnen reicht
Beamer an die Wand geworfen, sodass alle ihn          gerade so zum (Über-)Leben.
lesen können. Alle SchülerInnen bekommen eine                     Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/
Weltkarte, in der sie den Weg ihrer Lieblings-                            dwnl/kleidung/info_jeans.pdf

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Textilien – Weltreise einer Jeans                    6

     Material:                                    nen Fragen. Alle machen sich Notizen zur Beant-
➤➤ Pro SchülerIn eine Weltkarte (Anlage 3)        wortung der Fragen.
➤➤ Text: »Die Weltreise einer Jeans« (Anlage 4)
➤➤ Powerpoint Folie »Wer verdient wie viel an     Themen:
   einer Jeans?« (Anlage 2)                       a) Export- und Freie Produktionszonen
                                                  b) Initiativen für saubere Kleidung
                                                  c) Arbeitsrechte und Sozialstandards,
6. Film »Kampagne für saubere                        Verhaltenskodizes
   Kleidung – Discounter«                         d) Arbeitsbedingungen in den
   15 Min.                                           Weltmarktfabriken
                                                  e) Fair Trade
Der Clip »Schön! Färber!« wird gezeigt, ein
Film der Kampagne für saubere Kleidung. Im        Danach werden die Gruppen neu zusammen-
Anschluss werden der Film und die beabsichtig-    gesetzt, sodass in den neuen Gruppen jeweils
ten Ziele der Clean Clothes Campaign bespro-      ein/e SchülerIn aus jeder ExpertInnengruppe
chen.                                             ist. Jede/r stellt den anderen die jeweilige Fra-
                                                  gestellung und die Ergebnisse aus der eigenen
Leitfragen zur Auswertung des Films               ExpertInnengruppe vor.
können sein:
■■ Welche Situation wird im Film beschrieben?          Material:
■■ Welche Interessen und Ziele verfolgt der       ➤➤ Bonbons oder Spielkarten in fünf verschiede-
   Chef des Unternehmens?                            nen Farben zur Einteilung der Gruppen
■■ Warum kann Kleidung bei uns so billig          ➤➤ die fünf ExpertInnentexte inkl. Fragen
   ­verkauft werden?                                 jeweils 5-6 Mal kopiert (Anlage 5_A – E)
■■ Wieso gehen Unternehmen so vor?                ➤➤ der Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf«
■■ Welche Nachteile ergeben sich für die Unter-      (www.saubere-kleidung.de/images/05_
    nehmen, wenn sie ihr Vorgehen ändern?            pdf/2014/2014-03-30_Flyer-Siegel.pdf)
■■ Gibt es noch andere Perspektiven?                 für die Gruppe »Initiativen zur Verbesserung«
                                                     (Anlage 6)
Anschließend erfolgt die Überleitung zum nächs-
ten Programmpunkt: Jetzt werden die SchülerIn-
nen selbst zu ExpertInnen für die Textilindustrie! 8. Abschluss
                                                      15 Min.
      Material:
➤➤ Laptop                                          Die Bildungseinheit wird anhand einer Feed-
➤➤ Beamer                                          back-Methode, wie zum Beispiel das Fünf-Finger-
➤➤ Film »Schön! Färber!« aus dem Internet          Feedback oder die Mülleimer-Schatztruhe-Frage-
   www.ci-romero.de/ccc_discounter/                zeichen-Methode ausgewertet. Gegebenenfalls
                                                   kann auch ein Minutenpapier zur schriftlichen
                                                   Auswertung verteilt werden. Falls nicht das
7. ExpertInnengruppen und Austausch/               Zusatzmodul der Podiumsdiskussion durchge-
   ExpertInnenkongress                             führt wird, ist eine abschließende Diskussions-
   40 Min.                                         runde sinnvoll.

Es werden fünf Kleingruppen gebildet. Jede               Material:
Gruppe bekommt einen Text mit einer Fragestel-    ➤➤   evtl. vorbereitetes Minutenpapier
lung zu untenstehenden Themen. Die Gruppen             (Anlage 7)
lesen ihren Text und diskutieren die angegebe-

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Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
Textilien – Weltreise einer Jeans                   7

9. Zusatzmodul: Podiumsdiskussion                  Die Podiumsdiskussion beginnt mit einer Begrü-
   45 Min.                                         ßung durch die Moderation und sollte nach 20
                                                   Minuten durch die Moderation beendet werden.
Es werden sechs Gruppen (durch ein Spiel oder
durch Ziehen verschiedenfarbiger Bonbons o.ä.)          Material:
gebildet. Der/die TeamerIn leitet zur Podiums-     ➤➤ Bonbons in verschiedenen Farben
diskussion über. Er/sie liest die Situationsbe-    ➤➤ Ablaufplan Podiumsdiskussion (Anlage 8)
schreibung vor und lässt die vorher gebildeten     ➤➤ Rollenkarten Podiumsdiskussion (Anlage
sechs Gruppen eine Rolle wählen.                      9_A – F)
   Die Gruppen haben nun 10 Minuten Zeit, sich
in die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu
besprechen und ggf. neue Argumente zu sam-
meln. Der/die TeamerIn beraten währenddessen
die Gruppen.
   Jeweils ein, bei großen Gruppen auch zwei
TeilnehmerInnen pro Gruppe setzen sich als
RepräsentantIn einer Rolle in die Podiumsrunde.
Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach
Gruppenabsprache getauscht werden. Die ande-
ren TeilnehmerInnen bilden das Publikum.

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Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
1. Worauf achtest du beim Kauf von Kleidung                 1. Worauf achtest du beim Kauf von Kleidung
                                               (welche Kriterien sind dir wichtig)?                        (welche Kriterien sind dir wichtig)?

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                                                                                                                                                                    PartnerInneninterview

                                            2. Was bewegt dich normalerweise zum Kauf neuer Kleidung?   2. Was bewegt dich normalerweise zum Kauf neuer Kleidung?

                                            Antwortmöglichkeiten:                                       Antwortmöglichkeiten:
                                            • Notwendigkeit (z.B. Kleidung kaputt, zu klein, …)         • Notwendigkeit (z.B. Kleidung kaputt, zu klein, …)
                                            • Alte Kleidung nicht mehr modern                           • Alte Kleidung nicht mehr modern
                                            • Lust am Shoppen                                           • Lust am Shoppen
                                            • Schnäppchen                                               • Schnäppchen
                                            • Sonstiges:                                                • Sonstiges:

                                            3. Wie viel Geld gibst du monatlich ungefähr                3. Wie viel Geld gibst du monatlich ungefähr
                                               für Kleidung aus?                                           für Kleidung aus?
                                                                                                                                                                                            Textilien – Weltreise einer Jeans
Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
Textilien – Weltreise einer Jeans

Jeanshosen sind Weltenbummler. Bis sie in deutschen Regalen liegen, haben sie in der Regel eine
sehr lange Reise hinter sich. Denn die Baumwolle wächst nur in warmen Ländern, verarbeitet wird
sie hingegen dort, wo die Arbeitskräfte am billigsten sind und gekauft werden Jeans vor allem in
den reichen Industrieländern.

Um die Reisestationen einer Jeans zu verfolgen, müssen wir in Usbekistan anfangen.

           Usbekistan:          Hier wächst die Baumwolle in großen Plantagen. Sie wird von Hand
                                oder mit der Maschine geerntet und anschließend in die Türkei
                                versandt.

                  Türkei:       Hier wird die Baumwolle in Spinnereien zu Garn gesponnen.

                 Taiwan:        Aus diesem Baumwollgarn wird in den Webereien der Jeansstoff
                                hergestellt.

                   Polen:       Hier wird die chemische Indigofarbe (blau) zum Einfärben des
                                Jeansstoffes produziert.

              Tunesien:         Hier werden das Garn aus der Türkei und der Jeansstoff aus Taiwan
                                mit der Indigofarbe aus Polen eingefärbt.

             Bulgarien:         Jetzt wird der fertige Jeansstoff veredelt, das heißt weich und
                                knitterarm gemacht.

                   China:       Hier wird die Jeans zusammengenäht, mit Knöpfen und Nieten aus
                                Italien und Futterstoff aus der Schweiz.

            Frankreich:         Jetzt bekommt die Jeans den letzten Schliff. Sie wird gewaschen,
                                zum Beispiel mit Bimsstein aus Griechenland, wodurch sie den
                                »Stone-washed-Effekt« erhält.

         Deutschland:           Hier wird das Firmen-Label in die Jeans eingenäht und sie erhält
                                den Aufdruck »Made in Germany«!

                                              Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/dwnl/kleidung/info_jeans.pdf

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           ExpertInnengruppe A | Freie Produktionszonen

In den 1980er Jahren entstanden auf Anregung
des Internationalen Währungsfonds (IWF) in
etlichen Entwicklungsländern sogenannte »Freie
Produktionszonen« (kurz FPZ).
    Die FPZ sind Wirtschaftsgebiete oder auch
Sonderwirtschaftzonen innerhalb eines Staates,
in denen die Investoren Steuer- und Zollvergüns-
tigungen, freien Rücktransfer von Gewinnen,
kostenlose Infrastruktur und geringe Auflagen
in Sachen Arbeitsrechte, Sozial- und Umwelt-
standards genießen. Verstöße gegen national
und international geltende Arbeitsrechte und
Menschenrechte bei der Arbeit gelten für diese
Zonen nicht und werden nicht verfolgt. Herstel-
lerfirmen in diesen Zonen sind deshalb für trans-
nationale Konzerne und globale Handelshäuser          ■■   die Bereitstellung und Subventionierung
und Markenfirmen attraktive Handelspartner.                der Infrastruktur (Wasser, Strom, Elektrizität,
Exportproduktionszonen zeichnen sich u. a. durch           Gebäude, Lagerkapazitäten etc.) durch die
mangelnde soziale Absicherung der Beschäftig-              jeweiligen Regierungen
ten, niedrige Lohnkosten aus und sind gewerk-         ■■   freier Gewinntransfer
schaftsfreie Räume.                                   ■■   Verzicht auf Kontrolle des internationalen
    Heute gibt es mehr als 2.000 solcher Zonen             Zahlungsverkehrs
in ca. 70 Entwicklungs- und Schwellenländern,         ■■   den Verzicht von Zöllen auf Ex- und Importe
zum größten Teil in Asien, in denen die Beschäf-      ■■   die Außerkraftsetzung bestimmter arbeits-
tigtenzahl einschließlich der chinesischen Son-            rechtlicher Bestimmungen oder Umweltau-
derwirtschaftszonen auf 70-100 Millionen Arbei-            flagen der jeweiligen Länder
terInnen geschätzt wird. Die Entwicklung dieser
Freien Produktionszonen gibt Transnationalen          Hintergrund der Freien Produktionszone
Konzernen die Möglichkeit, die Arbeitsreserven        Die Regierungen beispielsweise der sogenann-
des globalen Südens auszubeuten, ohne sich um         ten Entwicklungsländer versuchen durch die
nationale Arbeits- oder Umweltgesetze, Steuern        Einrichtung der »Freien Produktionszonen« die
und Zollabgaben kümmern zu müssen (Südwind            Industrialisierung ihrer Länder voranzutreiben.
Studie, 2009). Ähnliche Entwicklungen gibt es         Sie erhoffen sich von den FPZ Wachstumsim-
auch im globalen Osten.                               pulse, Deviseneinnahmen, Arbeitsplätze, eine
    Diese »freien« Produktionszonen werden auch       Qualifikation der Beschäftigten und die Entwick-
»Sweatshops« genannt. In Mittel- und Südame-          lung strukturschwacher Regionen. Dieses Kon-
rika ist der Begriff »Maquiladora« üblich. Oft lie-   zept verfolgen viele Staaten des globalen Südens
gen sie – mit Zugangsschranken abgesichert – an       und konkurrieren so mit den gleichen Bedingun-
der Küste eines Landes und haben eine deutlich        gen. Global agierende Unternehmen nutzen
bessere Infrastruktur als andere Teile des Landes.    diese Situation zu ihrem Vorteil. Unternehmen
                                                      bringen dann auch schon mal das Argument das
Vorteile für Investoren auf einen Blick:              in anderen Ländern bessere Standortbedingun-
■■ Steuererleichterungen bis hin zu Steuerbe-         gen bestehen. Niedrigere Löhne und günstigere
   freiungen für die Unternehmen                      Bedingungen werden im Business einkalkuliert.

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   Fragen

   1.   Was sind Freie Produktionszonen (FPZ) und wo gibt es sie hauptsächlich?
   2.   Warum entstehen FPZ?
   3.   Wer arbeitet in FPZ und unter welchen Bedingungen?
   4.   Wer profitiert davon?

   Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,
   um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können.

Quellen:
• Stadterkundung Bielefeld (Welthaus Bielefeld)
• Ausstellung TrikotTausch von Vamos e.V., Münster
• www.wirtschaftslexikon24.net/d/freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen/
   freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen.htm
• www.inkota.de/themen-kampagnen/soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/kampagne-fuer-saubere-kleidung/

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Textilien – Weltreise einer Jeans

           ExpertInnengruppe B | Initiativen für saubere Kleidung

Anders als bei Produkten wie Kaffee oder Kakao
ist im Bereich Bekleidung noch kein Fair Trade-
Produkt im Angebot. Es gibt unterdessen Ange-
bote von kleinen Labels, die auf Arbeitsrechte
und Sozialstandards achten, doch ist dies
nicht Fair Trade. Immerhin sind erste Anfänge
gemacht. Es gibt Initiativen und Organisationen,
wie z.B. die Kampagne für Saubere Kleidung,
Südwind e.V., INKOTA Netzwerk e.V., die sich
für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen
einsetzen. Neben der Öffentlichkeitsarbeit ste-          Die CCC ist ein globales Netzwerk, in dem über
hen die genannten Akteure in Kontakt mit den             300 Gewerkschaften und NRO, Verbraucheror­
ArbeiterInnen und Partnern im globalen Süden.            ganisationen, kirchliche Gruppen, Eine-Welt-
Mit »Eilaktionen« und Kampagnen wie »Ein Lohn            Läden, Recherche-Institutionen und Frauen-
zum Leben« werden Handelshäuser und Marken-              rechtsorganisationen zusammenarbeiten.
firmen aber auch die Politik zur Verantwortung
aufgefordert.                                            Das Ziel der CCC ist eine Verbesserung der
                                                         Arbeitsbedingungen in der weltweiten Beklei-
Kampagne für Saubere Kleidung                            dungs- und Sportartikelindustrie. Hierzu wer-
Die Kampagne für »Saubere« Kleidung (Clean               den Endverbraucher informiert, wird mit Unter-
Clothes Campaign = CCC), die 1990 in den                 nehmen verhandelt, werden Organisationen
Niederlanden gegründet wurde, existiert heute            der Arbeiterinnen und Arbeiter unterstützt und
in 12 europäischen Ländern. Die unabhängigen             öffentliche Kampagnen durchgeführt.
nationalen Plattformen der Kampagne koordi-
nieren sich über das internationale Sekretariat in Forderungen der Kampagne siehe Website
Amsterdam.                                         (www.saubere-kleidung.de) und Flyer!

    Fragen

    1. Wer steckt hinter der der Kampagne für Saubere Kleidung
       (Clean Clothes Campaign = CCC)?
    2. Welche Forderungen hat sie? Welche Standards fordert sie?

    Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,
    um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:
• Text der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld
• Text des Internetauftritts der Kampagne für Saubere Kleidung: www.saubere-kleidung.de

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           ExpertInnengruppe C | Soziale Standards – Verhaltenskodizes

Verhaltenskodizes sind firmeninterne Verpflich- Inhalt des Verhaltenskodex der CCC:
tungen, die als Grundlage für die freiwillige Ein-
haltung und Verbesserung sozialer und ökologi- 1. Freiwillige Beschäftigung
scher Standards bei der Produktion dienen.         Es darf keine Zwangsarbeit, einschließlich Skla-
                                                   ven- oder Gefängnisarbeit geben.
                  Die ILO (International Labour
                  Organization,      Arbeitsorga- 2. Keine Diskriminierung bei der
                  nisation der Vereinten Nati-        Beschäftigung
                  onen) formulierte Konventi- Es ist für Chancengleichheit und Gleichbehand-
                  onen bezüglich Zwangs- und lung zu sorgen, ungeachtet der Rasse, der Haut-
                  Kinderarbeit, Diskriminierung, farbe, des Geschlechts, der Religion, der politi-
                  Gesundheit und Sicherheit am schen Meinung, der Nationalität, der sozialen
                  Arbeitsplatz, sowie Löhnen, Herkunft oder anderer Unterscheidungsmerk-
Arbeitszeit und Überstunden als soziale Mindest- male.
standards. Diese Konventionen sind allerdings
für Staaten nicht bindend. Wo gesetzliche Rege- 3. Keine Kinderarbeit
lungen zu Arbeitsbedingungen fehlen oder unzu- Es darf nicht auf Kinderarbeit zurückgegriffen
reichend sind, haben einige Firmen aufgrund werden. Es werden nur Arbeitnehmerinnen und
öffentlichen Drucks durch Konsumen­tinnen und Arbeitnehmer eingestellt, die älter als 15 Jahre
Konsumenten in den Industrieländern und dor- sind oder das Pflichtschulalter überschritten
tigen Gewerkschaften Verhaltensko­dizes ein- haben. Gegebenenfalls zu entlassenden Kinder-
geführt. Inhaltlich orientieren sich diese meist arbeiterinnen und Kinderarbeitern sind ausrei-
an den ILO-Konventionen und/oder nationalen chende finanzielle Übergangshilfen und ange-
Gesetzen. Es existieren firmeninterne und -über- messene Bildungsmöglichkeiten anzubieten.
greifende Kodizes.
                                                   4. Achtung der Vereinigungsfreiheit und
Wenn die Einhaltung der Kodizes durch unab-           des Rechtes auf Tarifverhandlungen
hängige Organisationen kontrolliert wird und Das Recht aller Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
sie den sozialen Mindeststandards entspre- nehmer, Gewerkschaften zu gründen und ihnen
chen, sind die freiwilligen Verpflichtungen als beizutreten und das Recht auf Tarifverhandlun-
sehr begrüßenswerte Entwicklung anzusehen. In gen, wird anerkannt.
der Realität sieht es jedoch anders aus: Die Fir-
men lassen sich nicht unabhängig kontrollieren. 5. Zahlung eines exis-
Sie kontrollieren sich selbst und kommen daher tenzsichernden Lohnes
meist zu gut erscheinenden Ergebnissen. Die Die Löhne und sonsti-
Regierungen sind durch die freiwilligen Selbst- gen Leistungen für eine
verpflichtungen also nicht von ihrer Verantwor- normale Arbeitswoche
tung gegenüber der arbeitenden Bevölkerung müssen zumindest den
entbunden.                                         gesetzlichen oder für
                                                   die Industrie gelten-
Ein Beispiel ist der Verhaltenskodex, den die den Mindestlöhnen entsprechen und stets aus-
Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für reichen, um die Grundbedürfnisse der Arbeit-
Saubere Kleidung) für die Textil- und Beklei- nehmerinnen und Arbeitnehmern sowie ihrer
dungsindustrie formuliert hat.                     Familien zu erfüllen und darüber hinaus einen
                                                   Betrag zur freien Verfügung zu erhalten.

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6. Keine überlangen Arbeitszeiten                      7. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen
Die Arbeitszeiten sind im Einklang mit den gel-        Es ist für eine sichere und hygienische Arbeits­
tenden Gesetzen und Normen der Branche                 umgebung zu sorgen und der größtmögliche
festzulegen. Von den Arbeitnehmerinnen und             Gesundheits- und Sicherheitsschutz am Arbeits-
Arbeitnehmern darf nicht verlangt werden, dass         platz ist zu fördern.
sie regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche
arbeiten und innerhalb eines Zeitraums von 7           8. Ein festes Beschäftigungsverhältnis
Tagen müssen sie mindestens einen freien Tag
haben.

    Fragen

    1.   Was sind Verhaltenskodizes?
    2.   Welche Forderungen werden gestellt? Von wem?
    3.   Sind die Regelungen verbindlich? Wer kontrolliert ihre Einhaltung?
    4.   Was sind die wesentlichen Punkte des Verhaltenskodex der Clean Clothes Campaign?

    Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,
    um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:
• Texte der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld
• Texte der Kampagne für saubere Kleidung
   (www.saubere-kleidung.de/index.php/ccc-verhaltenskodex?showall=1&limitstart=)

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           ExpertInnengruppe D | Arbeitsbedingungen in den Weltmarktfabriken

Portrait einer Näherin: Rekha 1                          Bei der Bezahlung werden
                                                         wir auf verschiedene Weise
Ich bin gerade 19 Jahre alt. Aber ich habe schon         betrogen. Der Lohn wird
drei Jahre Erfahrung mit der Arbeit in einer             auf Grund der so genann-
Bekleidungsfabrik. Ich komme aus einem Dorf              ten        Anwesenheitskarte
im Süden von Bangladesch. Ich bin die Älteste            berechnet. Die Karte muss
(insgesamt vier Mädchen und zwei Jungen). Bis            am Monatsende dem Auf-
zum Jahr 2000 ging ich zur Schule bis zur siebten        seher ausgehändigt werden.
Klasse. […] Ich war gezwungen, eine Arbeit anzu-         Bei der Lohnauszahlung,
nehmen, um etwas zum Einkommen der Familie               auch wenn die Arbeiterin
beizutragen. Also auf dem Lande aufgewachsen,            nicht einen Tag fehlte, wer-
sechzehn Jahre alt, sieben Jahre Schule, da hatte        den Abwesenheitstage berechnet und der Lohn
ich nicht viele Möglichkeiten. Alles, was ich fin-       entsprechend gekürzt. Wer protestiert, wird als
den konnte, war eine Stelle in den Textilfabriken.       Lügnerin beschimpft und bedroht, vor allem mit
   Ich bekam in einer Bekleidungsfabrik eine             Entlassung. […] Ich bekomme 10 Taka für jede
Arbeitsstelle bei der Firma XY 2. Die Fabrik liegt       Überstunde (ca. 10 Cent). Ich weiß nicht, ob das
eine Stunde Fußmarsch weg von meinem Eltern-             so richtig ist. […] Wir Arbeiterinnen werden bei
haus. Eine Rikshaw würde 15 Taka 3 (ca. 15               jeder Gelegenheit beschimpft, gequält und fer-
Cent) kosten, also musste ich hin und zurück mit         tig gemacht. Wir fürchten am meisten den Vor-
einem anderen Mädchen aus dem Dorf laufen.               wurf, abwesend gewesen zu sein; die Anschuldi-
[…] Ich fing an als Hilfe mit monatlich 930 Taka         gung, man sei abwesend, ist die Strafe für alles.
(ca. 9,30 EUR). Jetzt bin ich Näherin und kriege         Abwesenheit bedeutet Lohnabzug. Wir wollen
1800 Taka (ca. 18,- EUR) monatlich.                      manchmal einen freien Tag oder nur ein paar
   In der Fabrik arbeite ich täglich so lange,           freie Stunden, und nur dann, wenn es unbedingt
wie angeordnet wird. Die Aufträge oder Arbeits-          nötig ist. Aber nein, sie sagen, bleibt weg, […].
aufgaben sind so, dass es unmöglich ist, nach            Das bedeutet Lohnabzug. Und dann beschimp-
acht Stunden den Arbeitsplatz zu verlassen. Jede         fen sie uns, weil wir nach Urlaub fragen. Es ist so
Arbeiterin hat eine festgelegte Arbeitsmenge             niederdrückend, so hoffnungslos. Ich kann nicht
zu erledigen, bevor sie geht. Sie kennen unsere          verstehen, warum sie uns so gemein behandeln.
Möglichkeiten und unsere Fähigkeiten ziemlich            Wir sind einfach nichts für sie. Bei jeder Gele-
gut und mit Absicht verlangen sie mehr von uns,          genheit sagen sie uns, wenn wir gehen, gibt es
sodass wir über unsere Kräfte hinausgehen müs-           immer genug Frauen, die unsere Arbeit überneh-
sen, um mit der Arbeit fertig zu werden. […] In          men.
der letzten Woche habe ich sieben Tage gear-                 Es ist wirklich so, ich fühle mich in der Fabrik
beitet, auch am Freitag. Um die Arbeit zu behal-         wie am ersticken. Oft werden wir Arbeiterinnen
ten, muss ich zu jeder Zeit zu arbeiten bereit sein      ohnmächtig. Die Toiletten sind einfach grauen-
und mit jeder Arbeitszeit einverstanden sein. Oft        haft. Ich fürchte mich geradezu, sie zu benutzen.
arbeite ich die ganze Nacht, die Fabrik spendiert        Das Trinkwasser ist nicht sauber, ein Wasserfil-
eine Banane und ein Stück Brot (im Wert von 2            ter wurde installiert, funktioniert aber nicht. Ich
Taka). Die Fabriken ziehen unverheiratete Frauen         wünsche mir, und ich bin nicht allein, wir hätten
vor. Man kann uns zwingen, mehr und länger zu            eine Gewerkschaft. Aber wer einmal protestiert,
arbeiten, wir hätten ja sonst nichts zu tun.             verliert sofort seine Arbeit. […] In unserer Fab-

                                                                         1
                                                                           Name wurde von der Redaktion geändert
                                            2
                                                eine der sechs von den Herausgebern untersuchten Firmen (anonym)
                                                                                3
                                                                                  Taka ist rund 1 Cent (0,01 EUR).

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rik haben wir keine Möglichkeit, gegen die Obe- Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens in
ren etwas zu sagen, sogar wenn sie Schlimmes der Fabrik. Ich habe keine Zeit für mich selber,
tun, sind wir verpflichtet, ihren Anordnungen zu für meinen kranken Vater und für meine Familie.
gehorchen.

   Fragen

   1. Welche Arbeitsbedingungen könnt ihr Rekhas Bericht entnehmen? Worüber klagt Rekha?
   2. Warum arbeitet sie in der Fabrik? Warum kündigt sie nicht?
   3. Was wünscht sich Rekha für ihre Arbeit?

   Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,
   um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:
• Kampagne für Saubere Kleidung (Hrsg.) 2008: Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und Kik? h&p Druck,
   Berlin. S.34f. Online unter: www.saubere-kleidung.de/downloads/publikationen/2008-01_Brosch-Lidl-KiK_de.pdf

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           ExpertInnengruppe E | Fair Trade

Was ist Fairer Handel?                                       Für viele Bauern ist es schwierig, ihre
Egal auf welchem Kontinent oder in                           Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an
welchem Land: Menschen wollen mit                            den einfachsten Dingen wie zum Bei-
ihrer Arbeit mindestens so viel verdie-                      spiel einer Transportmöglichkeit der
nen, dass sie davon leben können.                            Produkte. Durch den Zusammenschluss
   Wenn ein Produzent oder Bauer trotz                       in Genossenschaften haben die Bauern
harter körperlicher Arbeit sich und seine                    die Möglichkeit, ihre Produkte zu ver-
Familie nicht ernähren kann, dann liegt                      markten, sich fortzubilden und für ihre
das zum Teil an ungerechten Welt-                            Rechte einzutreten.
handelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die           Außerdem sind im Fairen Handel ausbeute-
Strukturen anders: Die Produkte werden zu fai-     rische Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausge-
ren Bedingungen hergestellt und importiert. […]    schlossen. Angestellte auf Plantagen und in Fab-
Beim Fairen Handel hat den Anspruch nicht nur      riken erhalten eine angemessene Bezahlung und
mit Waren zuhandeln, sondern auch auf politi-      profitieren unter anderem von Schutzkleidung,
scher Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten.    bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles
[…]                                                Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.
   In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pio-       In den Industrienationen leisten viele enga-
nierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein    gierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit,
Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen.      um die Verbraucher zu informieren und langfris-
Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie   tig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzu-
ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr        bauen.
Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards.
                                                   Wer produziert fair?
Was ist fair am Fairen Handel?                     Alle fair gehandelten Produkte stammen von
Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zah-     Produzentengruppen, die den internationalen
lung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind.
für bestimmte Produkte ein Fairtrade-Mindest-         Die Produzentengruppen sind entweder
preis garantiert wird. Für diese Produkte muss     Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte
er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig        der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Her-
der Weltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird      stellung von Kunsthandwerk handelt es sich
für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie      häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.
bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammen-            Rund 1.000 Kleinbauernorganisationen und
geschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür     Plantagen arbeiten weltweit mit den Fairtrade-
die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für:     Standards. Das sind weit über eine Millionen
■■ Bau von Trinkwasserbrunnen                      Kleinbauern, Arbeiterinnen und Arbeiter in über
■■ Bau oder Renovierung von Straßen /              60 Ländern die vom Fairen Handel profitieren.
   Schulen
■■ Medizinische Versorgung                         Die Konsumenten entscheiden mit
■■ Fortbildungen                                   Alle Konsumenten entscheiden durch ihr Ein-
                                                   kaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire
Im Fairen Handel gelten partnerschaftliche Prin- Arbeits- und Lebensbedingungen im weltwei-
zipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte ten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire
Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen
Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Pro-
Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. dukte unterstützen, desto gerechter geht es im
Auch die Umstellung auf biologische Landwirt- weltweiten Handel zu.
schaft wird im Fairen Handel stark gefördert.

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                                            Quelle: www.fairtrade-deutschland.de/produkte/absatz-fairtrade-produkte

    Fragen

    1. Was bedeutet Fair Trade? Welche Kriterien bestimmen den Fairen Handel?
    2. Was hat das mit der Textilbranche zu tun?
    3. Was kannst du als Käufer oder Käuferin von Kleidung tun,
       um die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern?

    Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,
    um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

                                                                                           Quelle: www.fairtrade.de

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           Bitte beantworte jede Frage in höchtens 2 Sätze:

    1. Welche ist die wichtigste Erkenntnis, die du in dieser Unterrichtseinheit
       gewonnen hast?

    2. Welche Fragen beschäftigen dich am Ende der Stunde am meisten?

    3. Gibt es Maßnahmen beim Konsum von Kleidung, die du dir vornimmst umzusetzen?
       Wenn ja, welche?

    4. Was brauchst du um dieses Vorhaben tatsächlich umsetzen zu können?

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             Ablaufplan Podiumsdiskussion zum Thema Weltmarktfabriken

1. Anleitung der Podiumsdiskussion

 Ziel:         Die SchülerInnen erleben anhand der Podiumsdiskussion die verschiedenen Positionen und Interessen
               in den Bereichen der Produktion von Textilien und des zugehörigen Textilienhandels. Die SchülerInnen
               entwickeln Empathie für ArbeiterInnen in Weltmarktfabriken / Maquiladoras. Sie erkennen ihre eigene
               Rolle als KonsumentInnen innerhalb des komplexen Systems globalen Handels.
 Zeit:         15 Minuten Vorbereitung
               20 Minuten Durchführung
               20 Minuten Auswertung
 Methode:      Podiumsdiskussionsrollenspiel
 Material:     • Namen- und Funktionskarten für PodiumsteilnehmerInnen
               • Pinnwand mit präsentationsfähigem Titel der Veranstaltung
               • Tische und Stühle für Podium

Erklärung für TeamerIn:                                          Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder
Die Podiumsdiskussion hat mehrere Schritte: a)                   nach Gruppenabsprache getauscht werden
Einleitung durch die letzten Folien der »Reise der               (abwechseln).
Jeans«; b) Situationsbeschreibung; c) Gruppen-              ■■   Die anderen TeilnehmerInnen bilden das
leitung mit Rollenverteilung; d) moderierte Podi-                Publikum.
umsdiskussion; e) Auswertung                                ■■   Start der Podiumsdiskussion mit Begrüßung
                                                                 durch die Moderation (Dauer: 20 Minuten)
Anleitung/Ablauf:                                           ■■   nach 15 –20 Minuten: Beenden der Podiums-
■■ Gruppenbildung (SchülerInnen haben sich                       diskussion durch Moderation (TeamerIn 1)
   durch das Spiel zusammengefunden oder                    ■■   anschließend Beginn der Auswertung
   sollen sich in Gruppen zusammensetzen)                        moderiert durch TeamerIn 2
■■ TeamerIn erklärt das folgende Thema mit

   Rückbezug auf die Powerpoint-Folien zu
   Weltmarktfabriken und leitet zur Situations­             2. Situationsbeschreibung zur
   beschreibung über                                           Podiumsdiskussion
■■ TeamerIn liest die Situationsbeschreibung vor

■■ TeamerIn lässt die vorher gebildeten
                                                             Ziel:           Die SchülerInnen können sich in die
   6 Gruppen eine Rolle wählen.                                              beschriebne Situation hineinversetzen,
   TeamerIn 1 übernimmt die Moderation                                       kennen Fakten und Handlungsrahmen.
■■ Austeilen der Rollenkarten

■■ Gruppen haben nun 10 Min. Zeit, sich in                   Zeit:           3 Minuten
   die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente                Methode:        lebhaft vorlesen
   zu besprechen und ggf. neue Argumente zu
                                                             Material:       Situationsbeschreibung
   sammeln
■■ TeamerInnen beraten die Gruppen

   währenddessen                                            Stellt euch vor, ihr seid in einem Land in Südame-
■■ TeamerInnen bauen während der                            rika. In eurer Stadt Ciudad Juarez haben sich vor
   Ausarbeitungszeit Podium mit Tischen und                 einigen Jahren große ausländische Firmen nie-
   Stühlen auf                                              dergelassen, die in sogenannten Maquiladoras
■■ Jeweils 1 (bei großen Gruppen auch 2)                    tausende von ArbeiterInnen beschäftigen. Seit-
   SchülerInnen pro Gruppe setzen sich als                  her kamen und kommen aus weiten Teilen der
   RepräsentantIn einer Rolle ins Podium.                   Region die Menschen in eure Stadt, um in diesen

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Firmen Arbeit zu finden. Eure Region war vorher     Ziel:          Die SchülerInnen reflektieren die Podi-
hauptsächlich von Landwirtschaft und Eigenver-                     umsdiskussion und analysieren den
sorgung geprägt. Seit längerem wissen die Ein-                     Argumentationsverlauf. Sie erkennen
                                                                   eigene Handlungsmöglichkeiten.
wohnerInnen schon von den miserablen Arbeits-
bedingungen und der schlechten Bezahlung in         Zeit:          20 Minuten
diesen Firmen. Die ArbeiterInnen haben schon        Methode:       moderierte leitfadengestützte Gruppen-
unzählige Versuche unternommen ihre Arbeits-                       diskussion
bedingungen und Gehälter zu verbessern, bisher
                                                    Material:      Leitfaden
erfolglos. Die Stadt wird auch »Stadt der toten
Frauen« genannt, denn seit Jahren werden Ver-
brechen an Frauen verübt, die tot aufgefunden      2. Schritt: Handlungsablauf aufzeigen
werden oder spurlos verschwinden. Kurz gesagt,        An Publikum folgende Fragen:
die Lebensbedingungen in Ciudad Juarez sind so     1. Was ist passiert?
furchtbar, dass vor kurzen sogar ein Hollywood-    2. Wie hat das auf euch gewirkt?
film »Bordertown« in Eurer Stadt gedreht wurde     3. Welche Argumente haben gut bzw.
(mit Antonio Banderas und Jennifer Lopez), der        nachvollziehbar auf euch gewirkt /
die unmenschlichen Verhältnisse in den Maqui-         welche Argumente nicht?
ladoras thematisiert und viel Wirbel verursacht
hat. Das Auge der internationalen Öffentlichkeit   3. Schritt: Handlungsentscheidung
ruht auf eurer Stadt. Deshalb sind seit kurzem        thematisieren
viele MenschenrechtsbeobachterInnen und Jour-         An PodiumsteilnehmerInnen:
nalistInnen vor Ort. Die Stadtregierung und auch   1. Warum habt ihr in eurer Rolle so gehandelt?
einige MaquiladorabesitzerInnen sind unter         2. Gab es andere von euch nicht genutzte
Druck geraten und daran interessiert ihr Image        Möglichkeiten? Wenn ja, welche?
zu verbessern. Ein internationaler Fernsehsen-        Wenn nein, warum nicht?
der hat deshalb verschiedene Beteiligte zu einer   4. Welche Handlungsmöglichkeiten gab es?
Podiumsdiskussion geladen, die heute stattfin-
den soll.                                             An alle:
                                                   1. Welche Konsequenzen zieht ihr für
Es sind eingeladen:                                   euch als KonsumentInnen daraus?
■■ Ein/e ModeratorIn                               2. Seht ihr Handlungsmöglichkeiten
■■ Ein/e SprecherIn der                               für euer eigenes Kaufverhalten?
   ArbeiterInnenvertretung
■■ Ein/e UnternehmerIn in der Textilfabrik         Es sollte kein moralischer Druck erzeugt werden.
■■ Ein/e VertreterIn einer                         Letztlich führt dies nur zu angepasstem Antwort-
   Menschenrechtsorganisation                      verhalten. (»Ab morgen mach ich nur noch das
■■ Ein/e VertreterIn der Regionalregierung         Richtige, kauf nur noch Öko-Jeans und spende
■■ Ein/e BoutiquenbesitzerIn aus Berlin            mein ganzes Taschengeld etc.«. Vielmehr sollte
                                                   die Atmosphäre so sein, das jede/r seine Lage
                                                   und Meinung ohne Scheu offen darlegen kann
3. Auswertung zur Podiumsdiskussion                und diese von der Gruppe ernst genommen und
                                                   respektiert wird.
1. Schritt: emotionale Abfrage
   An alle PodiumsteilnehmerInnen der Reihe 		     Quelle:
   nach folgende Fragen stellen:                   Die Vorlagen für die Texte stammen von:
1. Wie war es im Podium zu sitzen?                 Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
2. Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?       Soziale Bildung e.V.
3. Was war leicht / schwer?

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           Rollenkarte: Moderation der Podiumsdiskussion

Erklärung für TeamerIn                               ■■   Der Reihe nach Abfrage der Ausgangs­
                                                          positionen der TeilnehmerInnen zur
Dies ist eine schöne aber auch anspruchsvolle             Thematik. Darauf achten, dass sie kurz und
Rolle. Es gilt bestimmte Aufgaben zu erfüllen.            bündig dargestellt werden.
Das Schwierigste ist, die eigene Rolle nicht aus     ■■   Danach Moderation der freien Diskussion
den Augen zu verlieren und nicht Partei zu ergrei-        zwischen den TeilnehmerInnen, d.h. die
fen, deshalb vorab einige Hinweise zur Rolle der          ­Reihenfolge der Meldungen aber auch die
Moderation:                                                Themenzusammenhänge müssen beach-
                                                           ten werden, (Meldungen zu einem Aspekt
a) bevor Moderation beginnt:                               des Themas haben Vorrang vor der reinen
■■ Moderation klären                                       ­Reihenfolge der Meldungen.)
■■ wer macht Moderation (vorstellen)                 ■■     Während der Diskussion darauf achten, dass
■■ Aufgabe/ Vorgehensweise der Moderation                   alle TeilnehmerInnen zum Zuge kommen.
   erklären                                          ■■     Wenn eine Partei ihre Position ändert, dieses
■■ wann tritt sie in Kraft                                  schlicht und sachlich unterstreichen.
                                                     ■■     Auf die Zeit achten und rechtzeitig die End-
b) Grundsätze der Moderation:                               runde einleiten, sodass die letzten Positionen
■■ nicht mitargumentieren!                                  aller TeilnehmerInnen deutlich wird. (wenn
■■ Vermittelnde, klärende Position einnehmen                Zeit verbleibt, können auch Fragen aus dem
■■ Position zwischen möglichst neutral bis                  Publikum an die PodiumsteilnehmerInnen
   Repräsentant/in des Allgemein- bzw.                      aufgenommen werden)
   Mehrheitsinteresse!                               ■■     Die TeilnehmerInnen um ein kurzes Schluss-
                                                            Statement bitten.
c) Welche Mittel hat die Moderation:                 ■■     Diskussion klar beenden, dabei bei Bedarf
■■ Fragen stellen                                           auf Sachzwänge wie Zeiteinhaltung
■■ Nachfragen                                               verweisen.
■■ Zusammenfassen, dabei Argumente                   ■■     In einem Satz das Positive der Veranstal-
   aufgreifen (Paraphrasieren)                              tung zusammentragen und auf dem Diskus-
■■ Unterbrechen (wenn z.B. eine Person zu                   sionsbedarf der verschiedenen Positionen
   lange redet)                                             hinweisen.
■■ Sprechende wechseln lassen                        ■■     Sich freundlich verabschieden.
■■ Position weitergeben bzw. zur Diskussion

   stellen                                           Quelle:
                                                     Die Vorlagen für die Texte stammen von:
Ablauf:                                              Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
■■ Begrüßung und Vorstellung des Themas der          Soziale Bildung e.V.
   Podiumsdiskussion (mit Bezugnahme auf die
   Situationsbeschreibung).
■■ Vorstellung der TeilnehmerInnen der

   Podiumsdiskussion, wie sie heißen und was
   sie beruflich tun (von welcher Organisation
   sie kommen etc.)

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           Rollenkarte: SprecherIn der ArbeiterInnenvertretung

 Aufgabe:        Lest euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle der Spreche-
                 rin/des Sprechers der ArbeiterInnenvertretung. Sammelt Argumente (eigene und im
                 Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Du bist vor 6 Jahren mit deinen beiden Kindern       Im Einzelnen forderst du (z.B.):
nach Ciudad Juarez gekommen, um hier Arbeit          ■■ Bezahlung der Überstunden; regelmäßige

zu finden, damit du deine Familie ernähren              Pausenzeiten
kannst. Du hast bis vor kurzem 60 Stunden die        ■■ Arbeitsverträge mit festen Kündigungsfris-

Woche als Näherin in einer Maquiladora gear-            ten; Einrichtung von Gewerkschaften
beitet und so wenig Lohn bekommen, dass es für       ■■ Unkontrollierte Toilettengänge; Wegfall der

die Versorgung nicht reichte. Deshalb hast Du           kostenpflichtigen Schwangerschaftstest
zusätzlich 3 Tage die Woche nachts als Kellne-
rin in einer Bar gearbeitet. Um die Arbeitsbedin-
gungen zu verbessern, habt ihr euch mit einer        Quelle:
Gruppe von Frauen in deinem Betrieb zusam-           Die Vorlagen für die Texte stammen von:
mengeschlossen. Als der Arbeitgeber die Orga-        Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
nisierung bemerkte, wurdest du entlassen. Du         Soziale Bildung e.V.
bist total ärgerlich und möchtest die Umstände
in den Maquiladoras öffentlich machen, damit
endlich etwas passiert. Du willst, dass die Regie-
rung sich für eine Verbesserung der Arbeitsbe-
dingungen einsetzt.

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           Rollenkarte: UnternehmerIn

 Aufgabe:        Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der
                 UnternehmerIn. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure
                 Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Du bist UnternehmerIn der größten Maquiladora       Mexiko verlegt. Du möchtest auf jeden Fall ver-
in Ciudad Juarez. Seit deine Firma vor 10 Jahren    hindern, dass Lohnerhöhungen vorgenommen
hier eröffnet hat, sind deine Gewinne großartig.    werden, denn das würde deinen Gewinn verrin-
Über 300 Arbeiter/innen sind in deinem Betrieb      gern. Der Standort in Mexiko würde für dich an
tätig. Du hast keinen Mangel an Arbeitskräften,     Attraktivität verlieren. Du würdest darüber nach-
denn es kommen täglich neue Arbeitssuchende         denken, deinen Betrieb an einen anderen Ort zu
in die Stadt. Du brauchst dich in Ciudad Jua-       verlegen. Das wäre zwar etwas Aufwand, aber in
rez an keine Minimallöhne für die ArbeiterInnen     anderen Freihandelszonen würdest du die glei-
halten, denn z.B. Gewerkschaften, die für Lohner-   chen Vorteile vorfinden. Du bist dir aber der Ver-
höhungen kämpfen, gibt es hier nicht. Wenn sich     bundenheit der Regionalregierung (von denen
doch Gruppen in deinem Betrieb organisieren (da     du alle persönlich kennst) sicher, so dass du dir
gab es auch schon des Öfteren Versuche), hast       heute bei der Podiumsdiskussion keine Sorgen
du bei der Entlassung dieser Menschen keinen        um dein Ansehen machst.
Arbeitsausfall, denn es sind genügend Arbeits-
suchende vor Ort. Darum konntest du deine Kos-      Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von:
ten enorm senken.                                   Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
   Außerdem brauchst du nur ganz geringe Steu-      Soziale Bildung e.V.
ern und Zollgebühren zahlen, was nur in einer
Freihandelszone wie hier möglich ist. Deshalb
hast du auch den Standort deines Betriebes nach

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           Rollenkarte: VertreterIn einer Menschrechtsorganisation

 Aufgabe:        Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der
                 Menschenrechtsbeobachter/in. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfind-
                 bare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Du bist in den letzten Jahren schon oft in Ciu-      Millionen Liter von ungeklärtem Schmutzwasser,
dad Juárez gewesen und hast die Verhältnisse         welches täglich in die Flüsse, Meere und Kanali-
dort beobachtet. Du hast schon mehrere Arbeite-      sation geleitet wird.
rInnen interviewt und Berichte/Artikel geschrie-
ben, in denen du auf die menschenunwürdigen          Erst heute hast du Folgendes im Internet gele-
Zustände in den Betrieben aufmerksam gemacht         sen: Die Maquiladora Gesellschaft (Export Pro-
hast. Die meist miserablen und unwürdigen            cessing Zone) kündigte in einer Zeitung an, sie
Arbeitsbedingungen in den Maquiladoras emp-          habe ihren Mitgliedsfirmen eine Liste angebo-
findest du als »moderne Sklaverei«. Die Wirtschaft   ten, die die Namen derjenigen beinhaltet, die
sollte den Menschen dienen und nicht die Men-        Forderungen nach höheren Löhnen und besse-
schen der Wirtschaft. Deine Organisation setzt       ren Arbeitsbedingungen stellten. Diese öffent-
sich dafür ein, dass Arbeitsschutzregelungen für     lich genannten Personen bekommen nun keine
die Menschen in den Betrieben eingeführt wer-        Jobs mehr. Obwohl diese Vorgehensweise ille-
den und die Löhne für die ArbeiterInnen erhöht       gal war, wurde von Seiten der Regierung nichts
werden. Es kann nach deiner Ansicht nicht sein,      dagegen unternommen. Du machst die Freihan-
dass den ausländischen Firmen so viele Vor-          delsabkommen als Zeichen der globalisierten
teile (wie z.B. dass sie ganz geringe Mieten für     Wirtschaftpolitik für die herrschende Situation
die Gebäude und die Infrastruktur und gar keine      verantwortlich.
Steuern zahlen müssen) geboten werden und
die ArbeiterInnen unter menschenunwürdigen           Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von:
Bedingungen leben und arbeiten müssen. Hinzu         Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
kommt eine große Umweltverschmutzung durch           Soziale Bildung e.V.

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           Rollenkarte: VertreterIn der Regionalregierung

 Aufgabe:        Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/
                 der VertreterIn der Regionalregierung. Sammelt Argumente (eigene und im Text
                 vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Du bist gekommen, um die Interessen der              sorgung in modernem Lebensstil zu bauen. Du
Region zu sichern. Die Stadt Ciudad Juarez           kannst diese Verhältnisse nicht von einem Tag
wurde durch die Ansiedlung der Maquiladora-          auf den anderen ändern, auch wenn du es woll-
Industrie von einer unbedeutenden Grenzstadt         test. Trotzdem versprichst du, Schritt für Schritt
zur fünftgrößten Stadt Mexikos. Hier befinden        etwas zu ändern.
sich 15% aller mexikanischen Maquiladora-
Betriebe. Die Wirtschaft der Region wurde ver-       Die UnternehmerInnen in der Stadt lassen nicht
bessert. Es sind Arbeitsplätze für Tausende von      mit sich spaßen. Sie sind über Beziehungen mit
arbeitslosen mexikanischen Menschen entstan-         Polizei und Regierung (dir) verstrickt. Selbst
den. Viele von ihnen kommen in die Stadt, weil       wenn du wolltest, könntest du die Lage nicht
es hier Arbeit gibt. Und das hängt damit zusam-      rasch ändern, dann verlörest du deinen Posten
men, dass die zollfreien Produktionszonen einge-     und deine Partei würde abgewählt. Du willst
richtet und ausländische Investoren angelockt        aber auch die westlichen KundInnen nicht ver-
wurden, sonst wäre Ciudad Juarez immer noch          prellen. Also ist dein Vorgehen ein diplomati-
eine unbedeutende Grenzstadt. Der Lebensstan-        sches, wortreiches Nichtssagen.
dard soll noch verbessert werden, aber da der
Zustrom von ArbeiterInnen die Bevölkerung in         Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von:
40 Jahren von 200.000 auf fast zwei Millionen        Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von
im Jahr 2005 anwachsen ließ, ist es schwierig        Soziale Bildung e.V.
so viele Wohnungen, Straßenwege, Wasserver-

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