Textilien - Weltreise einer Jeans - Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 -10) - Welthaus Bielefeld
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Impressum 2 Bildungseinheit Textilien – Weltreise einer Jeans Das Bildungsmaterial »Textilien-Weltreise einer Jeans« wurde im Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011– 2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für eine Klasse 8 in Gesellschaftskunde (Gesamtschule) zusammengestellt. Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des Materials wenden Sie sich an: Welthaus Bielefeld Bereich Bildung August-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld Telefon (0521) 98648-0 bildung@welthaus.de Impressum Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeld www.welthaus.de | bildung@welthaus.de Redaktion: Berndt Hinzmann, Frauke Hahn (verantwortlich) Satz & Layout: Sven Zähle, sven.zaehle@crossmedia-design.de © Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013 Titelfoto: Sven Zähle, Kopffoto: Maja Dumat, pixelio.de Wir danken Engagement Global (BMZ) und der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) für die finanzielle Förderung dieses Bildungsmaterials. Mit finanzieller Unterstützung des © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Ablauf | Zusammengestellt für das Fach Gesellschaftskunde, Gesamtschule, Klasse 8 – 10 Bezug zum Lehrplan: Standortfaktoren und Strukturen der Industrie (Gesellschaftslehre, I2, 1. Stufe), Die Folgen der Globalisierung – weltweite Arbeitsteilung (Gesellschaftslehre, I3, 2. Stufe), Veränderungen des Standortgefüges im Zuge weltweiter Arbeitsteilung (Erdkunde I8) Inhaltliche Schwerpunkte: Textilindustrie, globale Produktionsketten, Arbeitsbedingungen, Konsumverhalten Dauer: ca. drei Ustd. à 60 Min. Einheit Zeit* Inhalt Methodik Material © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans« 1. 15 Einstieg: Mode und Plenum, Film, Offenes PC und Beamer, Internetlink zur Werbung, Konsumverhalten Gespräch Fragebogen für PartnerInnen-Interview 2. 5 Quiz-Fragen Plenum Ggf. bereits Powerpointpräsentation, PC und Beamer 3. 10 Woher kommt die PartnerInnenarbeit, selbst- Große Weltkarte, Stecknadeln Kleidung, die wir tragen? ständige Erkundung 4. 15 Input Textilbranche Vortrag PC und Beamer, Powerpointpräsentation 5. 20 Weltreise einer Jeans Plenum, gemeinsames Erar- PC und Beamer, Text: Weltreise einer Jeans, beiten mit Textgrundlage, pro SchülerIn: eine Weltkarte (Din A4) Interaktion Karte zeichnen 6. 15 Film »Kampagne für Plenum PC und Beamer, Film »Schön! Färber!« saubere Kleidung – Film Discounter« Diskussion 7. 40 ExpertInnengruppen und Kleingruppenarbeit, Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung, Austausch/ExpertInnen- anschließend wechselseitige Fünf ExpertInnentexte, Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf« kongress Wissensvermittlung 8. 15 Abschluss Plenum Ggf. Minutenpapier Textilien – Weltreise einer Jeans Diskussion Feedback 9 45 Zusatzmodul: Kleingruppenarbeit, Bonbons oder Karten zur Gruppenfindung, Ablaufplan Podiumsdiskussion Rollenspiel im Plenum, Podiumsdiskussion, Rollentexte Podiumsdiskussion 3 * ca. Minuten; Foto: istockphoto.com ID 9076826
Textilien – Weltreise einer Jeans 4 Textilbranche »Sweatshops« oder in Lateinamerika als »Maqui- Die Textilbranche ist eine stark globalisierte las« bezeichnet. Export- oder Freien Produkti- Branche. Fashion ist ein globales Geschäft. Ein onszonen sind Gebiete mit Sonderregelungen neuer Trend greift gerade um sich »Fast Fashion«. (Arbeitsrechte, Zoll- und Steuerbestimmungen). Dabei sind Modefirmen Vermarkter von Trends und Handelsfirmen geworden. Eigene Kollektio- Weiterführende Literatur: nen und Designs werden entworfen und vermark- www.inkota.de/material/ tet, aber nicht in eigenen Fabriken hergestellt. soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/ Stattdessen beauftragen sie Zwischenhändler oder Hersteller. Agenturen aber auch Hersteller- firmen vergeben wiederum Aufträge an Herstel- 1. Einstieg: Mode und Konsumverhalten lerfirmen oder Unterauftragnehmer, die für die 15 Min. Produktion zuständig sind. Daher hat ein Klei- dungsstück schon eine Weltreise hinter sich, Zum Einstieg im Plenum werden den SchülerIn- bevor es in unseren Kleiderschränken landet. Die nen Fragen zu von ihnen bekannter Werbung einzelnen Produktionsschritte werden jeweils (Kleidung) gestellt. Als Gesprächsgrundlage kön- in den Ländern vorgenommen, die günstigsten nen zwei Videoclips von Zalando-Werbung die- Bedingungen bieten aufgrund von niedrigen nen. Löhnen, geringe Ausgaben für Sozialleistungen, Gesundheitsschutz und Sicherheit, Steuer- und Mögliche Fragen: Zollvergünstigungen, z. B. Kambodscha, Bangla- ■■ Welche Kleidungswerbungen kennt ihr? desch, China. ■■ Welche Bilder und Themen werden in der Der Großteil der Produktion findet in Ländern Werbung vermittelt? des Südens statt (für Europa kommt der überwie- ■■ Welche Botschaft wird hier gesendet? gende Teil aus Asien u. Lateinamerika). Auf Lie- (z.B. Mode macht glücklich, Kleider sind ferfristen und die Preise für die Produkte nehmen mehr wert als das eigene Leben, …) die globalen Modefirmen direkt Einfluss. Durch ■■ Worauf zielt die Werbung ab? den hohen Konkurrenzdruck untereinander bie- (Gefühle, Empfindungen, …) ten jedoch Hersteller niedrigste Preise an, um den ■■ Was wird nicht vermittelt? Auftrag zu bekommen. Ebenso haben die einzel- (z.B. wird oft nicht der Preis genannt, die nen Länder (Kambodscha, Bangladesch) Einfluss Qualität, Herstellungsbedingungen, etc.) auf die Rahmenbedingungen, um jedoch Auf- träge ins Land zu holen wird ein viel zu geringer Anschließend befragen sich die SchülerIn- Mindestlohn festgelegt. Das Risiko und die Las- nen jeweils zu zweit gegenseitig zu Kriterien ten der schlechten Rahmenbedingungen tragen und Motiven beim Kauf von Kleidung und den die Zulieferfirmen. Halten diese bspw. gesetzte monatlichen Ausgaben dafür. Die Auswertung Liefertermine nicht ein, droht ihnen der Abbruch wird anschließend an der Tafel festgehalten. der Geschäftsbeziehungen oder bleiben auf den Kosten sitzen. Material: Die ArbeiterInnen in den Fabriken tra- Werbung als Download aus dem Internet, zum gen durch massive Überstunden, »Hungerlöh- Beispiel: nen« und Repressionen die größten Lasten. ➤➤ Zalando Werbung Banküberfall Unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Über- (www.youtube.com/watch?v=dnNyy0xzG2k) griffen sind die NäherInnen ausgesetzt, junge ➤➤ Zalando Werbung Hippie Frauen werden geschlagen oder versucht ein- (www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20) zuschüchtern, wenn sie das Soll nicht erfüllen ➤➤ Beamer oder eine Gewerkschaft gründen. Die so genann- ➤➤ Fragebogen für PartnerInneninterview ten Weltmarktfabriken fertigen in Sonderwirt- (Anlage 1) schaftzonen für den Export und werden auch als © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 5 2. Quiz-Fragen jeans nachzeichnen. Erst sollen die Namen der 5 Min. beteiligten Länder eingetragen und anschlie- ßend die Länder miteinander verbunden werden. Im Plenum werden folgende Fragen gestellt: Dabei sollen verschiedene Farben für Import und ■■ Wie viel Geld gibt ein/e durchschnittliche/r Export verwendet werden. Deutsche/r im Jahr für Kleidung aus? (ca. Anschließend wird die Frage gestellt: Wer ver- 870 Euro, das heißt 72,50 Euro im Monat) dient wieviel an einer Jeans? Anhand der Pow- ■■ Wie viel Kleidung wird jährlich pro Person in erpoint Präsentation wird gezeigt, welche Kos- Deutschland gekauft? (ca. 12 kg) tenpositionen es gibt. Die darauf folgende Folie (Jeansposter mit Prozentzahlen) enthält die Auf- lösung. 3. Woher kommt die Kleidung, die wir tragen? Impuls: Wer verdient an einer Jeans 10 Min. Die vielen Transportkilometer kommen zustande, weil bei der Jeansproduktion immer die billigste Zu zweit untersuchen die SchülerInnen jeweils Möglichkeit bevorzugt wird, auch wenn es auf die Kleidungsstücke der/des anderen und lesen Kosten der ArbeitnehmerInnen und der Umwelt auf den Einnähern nach, wo das Kleidungsstück geht. Wer den Jeanspreis genauer betrachtet, herkommt. Das »Made in« benennt den Ort der kommt auf folgendes (unfaires) Ergebnis: Endfertigung (z.B. Rumänien oder Bangladesch). ■■ Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an Die Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke alle ArbeiterInnen. kann auch auf einer Weltkarte mit Stecknadeln ■■ Die Materialkosten belaufen sich auf 13 %. markiert werden. ■■ Die Transportkosten und sonstige Gebühren (z. B. Zoll) machen einen Anteil von Material: 11 % aus. ➤➤ Große Weltkarte (Poster) ■■ Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeans- preises für Werbung, Forschung, Entwicklung und Design in Anspruch. 4. Input Textilbranche ■■ Die restlichen 50 % kassiert der Einzel 15 Min. handel. Dieser hat zwar auch Kosten wie Ver- kaufspersonal, Ladenmiete und Verwaltung, Die Powerpoint-Präsentation wird gezeigt. aber es bleibt eine große Gewinnspanne bei den Handelshäusern und Markenfirmen, Material: die unterdessen eigene Ladengeschäfte und ➤➤ Powerpoint-Präsentation (Anlage 2) »Mega-Stores« betreiben. ➤➤ Laptop ■■ Geringe Lohn- und Produktionskosten und ➤➤ Beamer die Verlagerung von Kosten auf die Herstel- lerfirmen im globalen Süden und Osten stei- gern die Gewinne von Handelshäusern und 5. Weltreise einer Jeans Markenfirmen in der Modebranche. Daher 20 Min. werden Jeans und Bekleidung in den so genannten Billiglohnländern hergestellt, Der Text »Die Weltreise einer Jeans« wird per doch der Lohn für der NäherInnen reicht Beamer an die Wand geworfen, sodass alle ihn gerade so zum (Über-)Leben. lesen können. Alle SchülerInnen bekommen eine Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/ Weltkarte, in der sie den Weg ihrer Lieblings- dwnl/kleidung/info_jeans.pdf © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 6 Material: nen Fragen. Alle machen sich Notizen zur Beant- ➤➤ Pro SchülerIn eine Weltkarte (Anlage 3) wortung der Fragen. ➤➤ Text: »Die Weltreise einer Jeans« (Anlage 4) ➤➤ Powerpoint Folie »Wer verdient wie viel an Themen: einer Jeans?« (Anlage 2) a) Export- und Freie Produktionszonen b) Initiativen für saubere Kleidung c) Arbeitsrechte und Sozialstandards, 6. Film »Kampagne für saubere Verhaltenskodizes Kleidung – Discounter« d) Arbeitsbedingungen in den 15 Min. Weltmarktfabriken e) Fair Trade Der Clip »Schön! Färber!« wird gezeigt, ein Film der Kampagne für saubere Kleidung. Im Danach werden die Gruppen neu zusammen- Anschluss werden der Film und die beabsichtig- gesetzt, sodass in den neuen Gruppen jeweils ten Ziele der Clean Clothes Campaign bespro- ein/e SchülerIn aus jeder ExpertInnengruppe chen. ist. Jede/r stellt den anderen die jeweilige Fra- gestellung und die Ergebnisse aus der eigenen Leitfragen zur Auswertung des Films ExpertInnengruppe vor. können sein: ■■ Welche Situation wird im Film beschrieben? Material: ■■ Welche Interessen und Ziele verfolgt der ➤➤ Bonbons oder Spielkarten in fünf verschiede- Chef des Unternehmens? nen Farben zur Einteilung der Gruppen ■■ Warum kann Kleidung bei uns so billig ➤➤ die fünf ExpertInnentexte inkl. Fragen verkauft werden? jeweils 5-6 Mal kopiert (Anlage 5_A – E) ■■ Wieso gehen Unternehmen so vor? ➤➤ der Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf« ■■ Welche Nachteile ergeben sich für die Unter- (www.saubere-kleidung.de/images/05_ nehmen, wenn sie ihr Vorgehen ändern? pdf/2014/2014-03-30_Flyer-Siegel.pdf) ■■ Gibt es noch andere Perspektiven? für die Gruppe »Initiativen zur Verbesserung« (Anlage 6) Anschließend erfolgt die Überleitung zum nächs- ten Programmpunkt: Jetzt werden die SchülerIn- nen selbst zu ExpertInnen für die Textilindustrie! 8. Abschluss 15 Min. Material: ➤➤ Laptop Die Bildungseinheit wird anhand einer Feed- ➤➤ Beamer back-Methode, wie zum Beispiel das Fünf-Finger- ➤➤ Film »Schön! Färber!« aus dem Internet Feedback oder die Mülleimer-Schatztruhe-Frage- www.ci-romero.de/ccc_discounter/ zeichen-Methode ausgewertet. Gegebenenfalls kann auch ein Minutenpapier zur schriftlichen Auswertung verteilt werden. Falls nicht das 7. ExpertInnengruppen und Austausch/ Zusatzmodul der Podiumsdiskussion durchge- ExpertInnenkongress führt wird, ist eine abschließende Diskussions- 40 Min. runde sinnvoll. Es werden fünf Kleingruppen gebildet. Jede Material: Gruppe bekommt einen Text mit einer Fragestel- ➤➤ evtl. vorbereitetes Minutenpapier lung zu untenstehenden Themen. Die Gruppen (Anlage 7) lesen ihren Text und diskutieren die angegebe- © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 7 9. Zusatzmodul: Podiumsdiskussion Die Podiumsdiskussion beginnt mit einer Begrü- 45 Min. ßung durch die Moderation und sollte nach 20 Minuten durch die Moderation beendet werden. Es werden sechs Gruppen (durch ein Spiel oder durch Ziehen verschiedenfarbiger Bonbons o.ä.) Material: gebildet. Der/die TeamerIn leitet zur Podiums- ➤➤ Bonbons in verschiedenen Farben diskussion über. Er/sie liest die Situationsbe- ➤➤ Ablaufplan Podiumsdiskussion (Anlage 8) schreibung vor und lässt die vorher gebildeten ➤➤ Rollenkarten Podiumsdiskussion (Anlage sechs Gruppen eine Rolle wählen. 9_A – F) Die Gruppen haben nun 10 Minuten Zeit, sich in die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu besprechen und ggf. neue Argumente zu sam- meln. Der/die TeamerIn beraten währenddessen die Gruppen. Jeweils ein, bei großen Gruppen auch zwei TeilnehmerInnen pro Gruppe setzen sich als RepräsentantIn einer Rolle in die Podiumsrunde. Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach Gruppenabsprache getauscht werden. Die ande- ren TeilnehmerInnen bilden das Publikum. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
1. Worauf achtest du beim Kauf von Kleidung 1. Worauf achtest du beim Kauf von Kleidung (welche Kriterien sind dir wichtig)? (welche Kriterien sind dir wichtig)? © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans« PartnerInneninterview 2. Was bewegt dich normalerweise zum Kauf neuer Kleidung? 2. Was bewegt dich normalerweise zum Kauf neuer Kleidung? Antwortmöglichkeiten: Antwortmöglichkeiten: • Notwendigkeit (z.B. Kleidung kaputt, zu klein, …) • Notwendigkeit (z.B. Kleidung kaputt, zu klein, …) • Alte Kleidung nicht mehr modern • Alte Kleidung nicht mehr modern • Lust am Shoppen • Lust am Shoppen • Schnäppchen • Schnäppchen • Sonstiges: • Sonstiges: 3. Wie viel Geld gibst du monatlich ungefähr 3. Wie viel Geld gibst du monatlich ungefähr für Kleidung aus? für Kleidung aus? Textilien – Weltreise einer Jeans
Textilien – Weltreise einer Jeans Jeanshosen sind Weltenbummler. Bis sie in deutschen Regalen liegen, haben sie in der Regel eine sehr lange Reise hinter sich. Denn die Baumwolle wächst nur in warmen Ländern, verarbeitet wird sie hingegen dort, wo die Arbeitskräfte am billigsten sind und gekauft werden Jeans vor allem in den reichen Industrieländern. Um die Reisestationen einer Jeans zu verfolgen, müssen wir in Usbekistan anfangen. Usbekistan: Hier wächst die Baumwolle in großen Plantagen. Sie wird von Hand oder mit der Maschine geerntet und anschließend in die Türkei versandt. Türkei: Hier wird die Baumwolle in Spinnereien zu Garn gesponnen. Taiwan: Aus diesem Baumwollgarn wird in den Webereien der Jeansstoff hergestellt. Polen: Hier wird die chemische Indigofarbe (blau) zum Einfärben des Jeansstoffes produziert. Tunesien: Hier werden das Garn aus der Türkei und der Jeansstoff aus Taiwan mit der Indigofarbe aus Polen eingefärbt. Bulgarien: Jetzt wird der fertige Jeansstoff veredelt, das heißt weich und knitterarm gemacht. China: Hier wird die Jeans zusammengenäht, mit Knöpfen und Nieten aus Italien und Futterstoff aus der Schweiz. Frankreich: Jetzt bekommt die Jeans den letzten Schliff. Sie wird gewaschen, zum Beispiel mit Bimsstein aus Griechenland, wodurch sie den »Stone-washed-Effekt« erhält. Deutschland: Hier wird das Firmen-Label in die Jeans eingenäht und sie erhält den Aufdruck »Made in Germany«! Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/dwnl/kleidung/info_jeans.pdf © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 ExpertInnengruppe A | Freie Produktionszonen In den 1980er Jahren entstanden auf Anregung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in etlichen Entwicklungsländern sogenannte »Freie Produktionszonen« (kurz FPZ). Die FPZ sind Wirtschaftsgebiete oder auch Sonderwirtschaftzonen innerhalb eines Staates, in denen die Investoren Steuer- und Zollvergüns- tigungen, freien Rücktransfer von Gewinnen, kostenlose Infrastruktur und geringe Auflagen in Sachen Arbeitsrechte, Sozial- und Umwelt- standards genießen. Verstöße gegen national und international geltende Arbeitsrechte und Menschenrechte bei der Arbeit gelten für diese Zonen nicht und werden nicht verfolgt. Herstel- lerfirmen in diesen Zonen sind deshalb für trans- nationale Konzerne und globale Handelshäuser ■■ die Bereitstellung und Subventionierung und Markenfirmen attraktive Handelspartner. der Infrastruktur (Wasser, Strom, Elektrizität, Exportproduktionszonen zeichnen sich u. a. durch Gebäude, Lagerkapazitäten etc.) durch die mangelnde soziale Absicherung der Beschäftig- jeweiligen Regierungen ten, niedrige Lohnkosten aus und sind gewerk- ■■ freier Gewinntransfer schaftsfreie Räume. ■■ Verzicht auf Kontrolle des internationalen Heute gibt es mehr als 2.000 solcher Zonen Zahlungsverkehrs in ca. 70 Entwicklungs- und Schwellenländern, ■■ den Verzicht von Zöllen auf Ex- und Importe zum größten Teil in Asien, in denen die Beschäf- ■■ die Außerkraftsetzung bestimmter arbeits- tigtenzahl einschließlich der chinesischen Son- rechtlicher Bestimmungen oder Umweltau- derwirtschaftszonen auf 70-100 Millionen Arbei- flagen der jeweiligen Länder terInnen geschätzt wird. Die Entwicklung dieser Freien Produktionszonen gibt Transnationalen Hintergrund der Freien Produktionszone Konzernen die Möglichkeit, die Arbeitsreserven Die Regierungen beispielsweise der sogenann- des globalen Südens auszubeuten, ohne sich um ten Entwicklungsländer versuchen durch die nationale Arbeits- oder Umweltgesetze, Steuern Einrichtung der »Freien Produktionszonen« die und Zollabgaben kümmern zu müssen (Südwind Industrialisierung ihrer Länder voranzutreiben. Studie, 2009). Ähnliche Entwicklungen gibt es Sie erhoffen sich von den FPZ Wachstumsim- auch im globalen Osten. pulse, Deviseneinnahmen, Arbeitsplätze, eine Diese »freien« Produktionszonen werden auch Qualifikation der Beschäftigten und die Entwick- »Sweatshops« genannt. In Mittel- und Südame- lung strukturschwacher Regionen. Dieses Kon- rika ist der Begriff »Maquiladora« üblich. Oft lie- zept verfolgen viele Staaten des globalen Südens gen sie – mit Zugangsschranken abgesichert – an und konkurrieren so mit den gleichen Bedingun- der Küste eines Landes und haben eine deutlich gen. Global agierende Unternehmen nutzen bessere Infrastruktur als andere Teile des Landes. diese Situation zu ihrem Vorteil. Unternehmen bringen dann auch schon mal das Argument das Vorteile für Investoren auf einen Blick: in anderen Ländern bessere Standortbedingun- ■■ Steuererleichterungen bis hin zu Steuerbe- gen bestehen. Niedrigere Löhne und günstigere freiungen für die Unternehmen Bedingungen werden im Business einkalkuliert. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 2 Fragen 1. Was sind Freie Produktionszonen (FPZ) und wo gibt es sie hauptsächlich? 2. Warum entstehen FPZ? 3. Wer arbeitet in FPZ und unter welchen Bedingungen? 4. Wer profitiert davon? Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können. Quellen: • Stadterkundung Bielefeld (Welthaus Bielefeld) • Ausstellung TrikotTausch von Vamos e.V., Münster • www.wirtschaftslexikon24.net/d/freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen/ freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen.htm • www.inkota.de/themen-kampagnen/soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/kampagne-fuer-saubere-kleidung/ © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans ExpertInnengruppe B | Initiativen für saubere Kleidung Anders als bei Produkten wie Kaffee oder Kakao ist im Bereich Bekleidung noch kein Fair Trade- Produkt im Angebot. Es gibt unterdessen Ange- bote von kleinen Labels, die auf Arbeitsrechte und Sozialstandards achten, doch ist dies nicht Fair Trade. Immerhin sind erste Anfänge gemacht. Es gibt Initiativen und Organisationen, wie z.B. die Kampagne für Saubere Kleidung, Südwind e.V., INKOTA Netzwerk e.V., die sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzen. Neben der Öffentlichkeitsarbeit ste- Die CCC ist ein globales Netzwerk, in dem über hen die genannten Akteure in Kontakt mit den 300 Gewerkschaften und NRO, Verbraucheror ArbeiterInnen und Partnern im globalen Süden. ganisationen, kirchliche Gruppen, Eine-Welt- Mit »Eilaktionen« und Kampagnen wie »Ein Lohn Läden, Recherche-Institutionen und Frauen- zum Leben« werden Handelshäuser und Marken- rechtsorganisationen zusammenarbeiten. firmen aber auch die Politik zur Verantwortung aufgefordert. Das Ziel der CCC ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Beklei- Kampagne für Saubere Kleidung dungs- und Sportartikelindustrie. Hierzu wer- Die Kampagne für »Saubere« Kleidung (Clean den Endverbraucher informiert, wird mit Unter- Clothes Campaign = CCC), die 1990 in den nehmen verhandelt, werden Organisationen Niederlanden gegründet wurde, existiert heute der Arbeiterinnen und Arbeiter unterstützt und in 12 europäischen Ländern. Die unabhängigen öffentliche Kampagnen durchgeführt. nationalen Plattformen der Kampagne koordi- nieren sich über das internationale Sekretariat in Forderungen der Kampagne siehe Website Amsterdam. (www.saubere-kleidung.de) und Flyer! Fragen 1. Wer steckt hinter der der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC)? 2. Welche Forderungen hat sie? Welche Standards fordert sie? Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können Quellen: • Text der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld • Text des Internetauftritts der Kampagne für Saubere Kleidung: www.saubere-kleidung.de © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 ExpertInnengruppe C | Soziale Standards – Verhaltenskodizes Verhaltenskodizes sind firmeninterne Verpflich- Inhalt des Verhaltenskodex der CCC: tungen, die als Grundlage für die freiwillige Ein- haltung und Verbesserung sozialer und ökologi- 1. Freiwillige Beschäftigung scher Standards bei der Produktion dienen. Es darf keine Zwangsarbeit, einschließlich Skla- ven- oder Gefängnisarbeit geben. Die ILO (International Labour Organization, Arbeitsorga- 2. Keine Diskriminierung bei der nisation der Vereinten Nati- Beschäftigung onen) formulierte Konventi- Es ist für Chancengleichheit und Gleichbehand- onen bezüglich Zwangs- und lung zu sorgen, ungeachtet der Rasse, der Haut- Kinderarbeit, Diskriminierung, farbe, des Geschlechts, der Religion, der politi- Gesundheit und Sicherheit am schen Meinung, der Nationalität, der sozialen Arbeitsplatz, sowie Löhnen, Herkunft oder anderer Unterscheidungsmerk- Arbeitszeit und Überstunden als soziale Mindest- male. standards. Diese Konventionen sind allerdings für Staaten nicht bindend. Wo gesetzliche Rege- 3. Keine Kinderarbeit lungen zu Arbeitsbedingungen fehlen oder unzu- Es darf nicht auf Kinderarbeit zurückgegriffen reichend sind, haben einige Firmen aufgrund werden. Es werden nur Arbeitnehmerinnen und öffentlichen Drucks durch Konsumentinnen und Arbeitnehmer eingestellt, die älter als 15 Jahre Konsumenten in den Industrieländern und dor- sind oder das Pflichtschulalter überschritten tigen Gewerkschaften Verhaltenskodizes ein- haben. Gegebenenfalls zu entlassenden Kinder- geführt. Inhaltlich orientieren sich diese meist arbeiterinnen und Kinderarbeitern sind ausrei- an den ILO-Konventionen und/oder nationalen chende finanzielle Übergangshilfen und ange- Gesetzen. Es existieren firmeninterne und -über- messene Bildungsmöglichkeiten anzubieten. greifende Kodizes. 4. Achtung der Vereinigungsfreiheit und Wenn die Einhaltung der Kodizes durch unab- des Rechtes auf Tarifverhandlungen hängige Organisationen kontrolliert wird und Das Recht aller Arbeitnehmerinnen und Arbeit- sie den sozialen Mindeststandards entspre- nehmer, Gewerkschaften zu gründen und ihnen chen, sind die freiwilligen Verpflichtungen als beizutreten und das Recht auf Tarifverhandlun- sehr begrüßenswerte Entwicklung anzusehen. In gen, wird anerkannt. der Realität sieht es jedoch anders aus: Die Fir- men lassen sich nicht unabhängig kontrollieren. 5. Zahlung eines exis- Sie kontrollieren sich selbst und kommen daher tenzsichernden Lohnes meist zu gut erscheinenden Ergebnissen. Die Die Löhne und sonsti- Regierungen sind durch die freiwilligen Selbst- gen Leistungen für eine verpflichtungen also nicht von ihrer Verantwor- normale Arbeitswoche tung gegenüber der arbeitenden Bevölkerung müssen zumindest den entbunden. gesetzlichen oder für die Industrie gelten- Ein Beispiel ist der Verhaltenskodex, den die den Mindestlöhnen entsprechen und stets aus- Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für reichen, um die Grundbedürfnisse der Arbeit- Saubere Kleidung) für die Textil- und Beklei- nehmerinnen und Arbeitnehmern sowie ihrer dungsindustrie formuliert hat. Familien zu erfüllen und darüber hinaus einen Betrag zur freien Verfügung zu erhalten. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 2 6. Keine überlangen Arbeitszeiten 7. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen Die Arbeitszeiten sind im Einklang mit den gel- Es ist für eine sichere und hygienische Arbeits tenden Gesetzen und Normen der Branche umgebung zu sorgen und der größtmögliche festzulegen. Von den Arbeitnehmerinnen und Gesundheits- und Sicherheitsschutz am Arbeits- Arbeitnehmern darf nicht verlangt werden, dass platz ist zu fördern. sie regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten und innerhalb eines Zeitraums von 7 8. Ein festes Beschäftigungsverhältnis Tagen müssen sie mindestens einen freien Tag haben. Fragen 1. Was sind Verhaltenskodizes? 2. Welche Forderungen werden gestellt? Von wem? 3. Sind die Regelungen verbindlich? Wer kontrolliert ihre Einhaltung? 4. Was sind die wesentlichen Punkte des Verhaltenskodex der Clean Clothes Campaign? Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können Quellen: • Texte der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld • Texte der Kampagne für saubere Kleidung (www.saubere-kleidung.de/index.php/ccc-verhaltenskodex?showall=1&limitstart=) © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 ExpertInnengruppe D | Arbeitsbedingungen in den Weltmarktfabriken Portrait einer Näherin: Rekha 1 Bei der Bezahlung werden wir auf verschiedene Weise Ich bin gerade 19 Jahre alt. Aber ich habe schon betrogen. Der Lohn wird drei Jahre Erfahrung mit der Arbeit in einer auf Grund der so genann- Bekleidungsfabrik. Ich komme aus einem Dorf ten Anwesenheitskarte im Süden von Bangladesch. Ich bin die Älteste berechnet. Die Karte muss (insgesamt vier Mädchen und zwei Jungen). Bis am Monatsende dem Auf- zum Jahr 2000 ging ich zur Schule bis zur siebten seher ausgehändigt werden. Klasse. […] Ich war gezwungen, eine Arbeit anzu- Bei der Lohnauszahlung, nehmen, um etwas zum Einkommen der Familie auch wenn die Arbeiterin beizutragen. Also auf dem Lande aufgewachsen, nicht einen Tag fehlte, wer- sechzehn Jahre alt, sieben Jahre Schule, da hatte den Abwesenheitstage berechnet und der Lohn ich nicht viele Möglichkeiten. Alles, was ich fin- entsprechend gekürzt. Wer protestiert, wird als den konnte, war eine Stelle in den Textilfabriken. Lügnerin beschimpft und bedroht, vor allem mit Ich bekam in einer Bekleidungsfabrik eine Entlassung. […] Ich bekomme 10 Taka für jede Arbeitsstelle bei der Firma XY 2. Die Fabrik liegt Überstunde (ca. 10 Cent). Ich weiß nicht, ob das eine Stunde Fußmarsch weg von meinem Eltern- so richtig ist. […] Wir Arbeiterinnen werden bei haus. Eine Rikshaw würde 15 Taka 3 (ca. 15 jeder Gelegenheit beschimpft, gequält und fer- Cent) kosten, also musste ich hin und zurück mit tig gemacht. Wir fürchten am meisten den Vor- einem anderen Mädchen aus dem Dorf laufen. wurf, abwesend gewesen zu sein; die Anschuldi- […] Ich fing an als Hilfe mit monatlich 930 Taka gung, man sei abwesend, ist die Strafe für alles. (ca. 9,30 EUR). Jetzt bin ich Näherin und kriege Abwesenheit bedeutet Lohnabzug. Wir wollen 1800 Taka (ca. 18,- EUR) monatlich. manchmal einen freien Tag oder nur ein paar In der Fabrik arbeite ich täglich so lange, freie Stunden, und nur dann, wenn es unbedingt wie angeordnet wird. Die Aufträge oder Arbeits- nötig ist. Aber nein, sie sagen, bleibt weg, […]. aufgaben sind so, dass es unmöglich ist, nach Das bedeutet Lohnabzug. Und dann beschimp- acht Stunden den Arbeitsplatz zu verlassen. Jede fen sie uns, weil wir nach Urlaub fragen. Es ist so Arbeiterin hat eine festgelegte Arbeitsmenge niederdrückend, so hoffnungslos. Ich kann nicht zu erledigen, bevor sie geht. Sie kennen unsere verstehen, warum sie uns so gemein behandeln. Möglichkeiten und unsere Fähigkeiten ziemlich Wir sind einfach nichts für sie. Bei jeder Gele- gut und mit Absicht verlangen sie mehr von uns, genheit sagen sie uns, wenn wir gehen, gibt es sodass wir über unsere Kräfte hinausgehen müs- immer genug Frauen, die unsere Arbeit überneh- sen, um mit der Arbeit fertig zu werden. […] In men. der letzten Woche habe ich sieben Tage gear- Es ist wirklich so, ich fühle mich in der Fabrik beitet, auch am Freitag. Um die Arbeit zu behal- wie am ersticken. Oft werden wir Arbeiterinnen ten, muss ich zu jeder Zeit zu arbeiten bereit sein ohnmächtig. Die Toiletten sind einfach grauen- und mit jeder Arbeitszeit einverstanden sein. Oft haft. Ich fürchte mich geradezu, sie zu benutzen. arbeite ich die ganze Nacht, die Fabrik spendiert Das Trinkwasser ist nicht sauber, ein Wasserfil- eine Banane und ein Stück Brot (im Wert von 2 ter wurde installiert, funktioniert aber nicht. Ich Taka). Die Fabriken ziehen unverheiratete Frauen wünsche mir, und ich bin nicht allein, wir hätten vor. Man kann uns zwingen, mehr und länger zu eine Gewerkschaft. Aber wer einmal protestiert, arbeiten, wir hätten ja sonst nichts zu tun. verliert sofort seine Arbeit. […] In unserer Fab- 1 Name wurde von der Redaktion geändert 2 eine der sechs von den Herausgebern untersuchten Firmen (anonym) 3 Taka ist rund 1 Cent (0,01 EUR). © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 2 rik haben wir keine Möglichkeit, gegen die Obe- Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens in ren etwas zu sagen, sogar wenn sie Schlimmes der Fabrik. Ich habe keine Zeit für mich selber, tun, sind wir verpflichtet, ihren Anordnungen zu für meinen kranken Vater und für meine Familie. gehorchen. Fragen 1. Welche Arbeitsbedingungen könnt ihr Rekhas Bericht entnehmen? Worüber klagt Rekha? 2. Warum arbeitet sie in der Fabrik? Warum kündigt sie nicht? 3. Was wünscht sich Rekha für ihre Arbeit? Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können Quellen: • Kampagne für Saubere Kleidung (Hrsg.) 2008: Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und Kik? h&p Druck, Berlin. S.34f. Online unter: www.saubere-kleidung.de/downloads/publikationen/2008-01_Brosch-Lidl-KiK_de.pdf © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 ExpertInnengruppe E | Fair Trade Was ist Fairer Handel? Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Egal auf welchem Kontinent oder in Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an welchem Land: Menschen wollen mit den einfachsten Dingen wie zum Bei- ihrer Arbeit mindestens so viel verdie- spiel einer Transportmöglichkeit der nen, dass sie davon leben können. Produkte. Durch den Zusammenschluss Wenn ein Produzent oder Bauer trotz in Genossenschaften haben die Bauern harter körperlicher Arbeit sich und seine die Möglichkeit, ihre Produkte zu ver- Familie nicht ernähren kann, dann liegt markten, sich fortzubilden und für ihre das zum Teil an ungerechten Welt- Rechte einzutreten. handelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die Außerdem sind im Fairen Handel ausbeute- Strukturen anders: Die Produkte werden zu fai- rische Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausge- ren Bedingungen hergestellt und importiert. […] schlossen. Angestellte auf Plantagen und in Fab- Beim Fairen Handel hat den Anspruch nicht nur riken erhalten eine angemessene Bezahlung und mit Waren zuhandeln, sondern auch auf politi- profitieren unter anderem von Schutzkleidung, scher Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles […] Dinge, die bei uns selbstverständlich sind. In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pio- In den Industrienationen leisten viele enga- nierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein gierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit, Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. um die Verbraucher zu informieren und langfris- Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie tig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzu- ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr bauen. Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards. Wer produziert fair? Was ist fair am Fairen Handel? Alle fair gehandelten Produkte stammen von Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zah- Produzentengruppen, die den internationalen lung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind. für bestimmte Produkte ein Fairtrade-Mindest- Die Produzentengruppen sind entweder preis garantiert wird. Für diese Produkte muss Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Her- der Weltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird stellung von Kunsthandwerk handelt es sich für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe. bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammen- Rund 1.000 Kleinbauernorganisationen und geschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür Plantagen arbeiten weltweit mit den Fairtrade- die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für: Standards. Das sind weit über eine Millionen ■■ Bau von Trinkwasserbrunnen Kleinbauern, Arbeiterinnen und Arbeiter in über ■■ Bau oder Renovierung von Straßen / 60 Ländern die vom Fairen Handel profitieren. Schulen ■■ Medizinische Versorgung Die Konsumenten entscheiden mit ■■ Fortbildungen Alle Konsumenten entscheiden durch ihr Ein- kaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire Im Fairen Handel gelten partnerschaftliche Prin- Arbeits- und Lebensbedingungen im weltwei- zipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte ten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Pro- Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. dukte unterstützen, desto gerechter geht es im Auch die Umstellung auf biologische Landwirt- weltweiten Handel zu. schaft wird im Fairen Handel stark gefördert. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 2 Quelle: www.fairtrade-deutschland.de/produkte/absatz-fairtrade-produkte Fragen 1. Was bedeutet Fair Trade? Welche Kriterien bestimmen den Fairen Handel? 2. Was hat das mit der Textilbranche zu tun? 3. Was kannst du als Käufer oder Käuferin von Kleidung tun, um die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern? Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können Quelle: www.fairtrade.de © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans Bitte beantworte jede Frage in höchtens 2 Sätze: 1. Welche ist die wichtigste Erkenntnis, die du in dieser Unterrichtseinheit gewonnen hast? 2. Welche Fragen beschäftigen dich am Ende der Stunde am meisten? 3. Gibt es Maßnahmen beim Konsum von Kleidung, die du dir vornimmst umzusetzen? Wenn ja, welche? 4. Was brauchst du um dieses Vorhaben tatsächlich umsetzen zu können? © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 Ablaufplan Podiumsdiskussion zum Thema Weltmarktfabriken 1. Anleitung der Podiumsdiskussion Ziel: Die SchülerInnen erleben anhand der Podiumsdiskussion die verschiedenen Positionen und Interessen in den Bereichen der Produktion von Textilien und des zugehörigen Textilienhandels. Die SchülerInnen entwickeln Empathie für ArbeiterInnen in Weltmarktfabriken / Maquiladoras. Sie erkennen ihre eigene Rolle als KonsumentInnen innerhalb des komplexen Systems globalen Handels. Zeit: 15 Minuten Vorbereitung 20 Minuten Durchführung 20 Minuten Auswertung Methode: Podiumsdiskussionsrollenspiel Material: • Namen- und Funktionskarten für PodiumsteilnehmerInnen • Pinnwand mit präsentationsfähigem Titel der Veranstaltung • Tische und Stühle für Podium Erklärung für TeamerIn: Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder Die Podiumsdiskussion hat mehrere Schritte: a) nach Gruppenabsprache getauscht werden Einleitung durch die letzten Folien der »Reise der (abwechseln). Jeans«; b) Situationsbeschreibung; c) Gruppen- ■■ Die anderen TeilnehmerInnen bilden das leitung mit Rollenverteilung; d) moderierte Podi- Publikum. umsdiskussion; e) Auswertung ■■ Start der Podiumsdiskussion mit Begrüßung durch die Moderation (Dauer: 20 Minuten) Anleitung/Ablauf: ■■ nach 15 –20 Minuten: Beenden der Podiums- ■■ Gruppenbildung (SchülerInnen haben sich diskussion durch Moderation (TeamerIn 1) durch das Spiel zusammengefunden oder ■■ anschließend Beginn der Auswertung sollen sich in Gruppen zusammensetzen) moderiert durch TeamerIn 2 ■■ TeamerIn erklärt das folgende Thema mit Rückbezug auf die Powerpoint-Folien zu Weltmarktfabriken und leitet zur Situations 2. Situationsbeschreibung zur beschreibung über Podiumsdiskussion ■■ TeamerIn liest die Situationsbeschreibung vor ■■ TeamerIn lässt die vorher gebildeten Ziel: Die SchülerInnen können sich in die 6 Gruppen eine Rolle wählen. beschriebne Situation hineinversetzen, TeamerIn 1 übernimmt die Moderation kennen Fakten und Handlungsrahmen. ■■ Austeilen der Rollenkarten ■■ Gruppen haben nun 10 Min. Zeit, sich in Zeit: 3 Minuten die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente Methode: lebhaft vorlesen zu besprechen und ggf. neue Argumente zu Material: Situationsbeschreibung sammeln ■■ TeamerInnen beraten die Gruppen währenddessen Stellt euch vor, ihr seid in einem Land in Südame- ■■ TeamerInnen bauen während der rika. In eurer Stadt Ciudad Juarez haben sich vor Ausarbeitungszeit Podium mit Tischen und einigen Jahren große ausländische Firmen nie- Stühlen auf dergelassen, die in sogenannten Maquiladoras ■■ Jeweils 1 (bei großen Gruppen auch 2) tausende von ArbeiterInnen beschäftigen. Seit- SchülerInnen pro Gruppe setzen sich als her kamen und kommen aus weiten Teilen der RepräsentantIn einer Rolle ins Podium. Region die Menschen in eure Stadt, um in diesen © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 2 Firmen Arbeit zu finden. Eure Region war vorher Ziel: Die SchülerInnen reflektieren die Podi- hauptsächlich von Landwirtschaft und Eigenver- umsdiskussion und analysieren den sorgung geprägt. Seit längerem wissen die Ein- Argumentationsverlauf. Sie erkennen eigene Handlungsmöglichkeiten. wohnerInnen schon von den miserablen Arbeits- bedingungen und der schlechten Bezahlung in Zeit: 20 Minuten diesen Firmen. Die ArbeiterInnen haben schon Methode: moderierte leitfadengestützte Gruppen- unzählige Versuche unternommen ihre Arbeits- diskussion bedingungen und Gehälter zu verbessern, bisher Material: Leitfaden erfolglos. Die Stadt wird auch »Stadt der toten Frauen« genannt, denn seit Jahren werden Ver- brechen an Frauen verübt, die tot aufgefunden 2. Schritt: Handlungsablauf aufzeigen werden oder spurlos verschwinden. Kurz gesagt, An Publikum folgende Fragen: die Lebensbedingungen in Ciudad Juarez sind so 1. Was ist passiert? furchtbar, dass vor kurzen sogar ein Hollywood- 2. Wie hat das auf euch gewirkt? film »Bordertown« in Eurer Stadt gedreht wurde 3. Welche Argumente haben gut bzw. (mit Antonio Banderas und Jennifer Lopez), der nachvollziehbar auf euch gewirkt / die unmenschlichen Verhältnisse in den Maqui- welche Argumente nicht? ladoras thematisiert und viel Wirbel verursacht hat. Das Auge der internationalen Öffentlichkeit 3. Schritt: Handlungsentscheidung ruht auf eurer Stadt. Deshalb sind seit kurzem thematisieren viele MenschenrechtsbeobachterInnen und Jour- An PodiumsteilnehmerInnen: nalistInnen vor Ort. Die Stadtregierung und auch 1. Warum habt ihr in eurer Rolle so gehandelt? einige MaquiladorabesitzerInnen sind unter 2. Gab es andere von euch nicht genutzte Druck geraten und daran interessiert ihr Image Möglichkeiten? Wenn ja, welche? zu verbessern. Ein internationaler Fernsehsen- Wenn nein, warum nicht? der hat deshalb verschiedene Beteiligte zu einer 4. Welche Handlungsmöglichkeiten gab es? Podiumsdiskussion geladen, die heute stattfin- den soll. An alle: 1. Welche Konsequenzen zieht ihr für Es sind eingeladen: euch als KonsumentInnen daraus? ■■ Ein/e ModeratorIn 2. Seht ihr Handlungsmöglichkeiten ■■ Ein/e SprecherIn der für euer eigenes Kaufverhalten? ArbeiterInnenvertretung ■■ Ein/e UnternehmerIn in der Textilfabrik Es sollte kein moralischer Druck erzeugt werden. ■■ Ein/e VertreterIn einer Letztlich führt dies nur zu angepasstem Antwort- Menschenrechtsorganisation verhalten. (»Ab morgen mach ich nur noch das ■■ Ein/e VertreterIn der Regionalregierung Richtige, kauf nur noch Öko-Jeans und spende ■■ Ein/e BoutiquenbesitzerIn aus Berlin mein ganzes Taschengeld etc.«. Vielmehr sollte die Atmosphäre so sein, das jede/r seine Lage und Meinung ohne Scheu offen darlegen kann 3. Auswertung zur Podiumsdiskussion und diese von der Gruppe ernst genommen und respektiert wird. 1. Schritt: emotionale Abfrage An alle PodiumsteilnehmerInnen der Reihe Quelle: nach folgende Fragen stellen: Die Vorlagen für die Texte stammen von: 1. Wie war es im Podium zu sitzen? Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von 2. Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt? Soziale Bildung e.V. 3. Was war leicht / schwer? © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans Rollenkarte: Moderation der Podiumsdiskussion Erklärung für TeamerIn ■■ Der Reihe nach Abfrage der Ausgangs positionen der TeilnehmerInnen zur Dies ist eine schöne aber auch anspruchsvolle Thematik. Darauf achten, dass sie kurz und Rolle. Es gilt bestimmte Aufgaben zu erfüllen. bündig dargestellt werden. Das Schwierigste ist, die eigene Rolle nicht aus ■■ Danach Moderation der freien Diskussion den Augen zu verlieren und nicht Partei zu ergrei- zwischen den TeilnehmerInnen, d.h. die fen, deshalb vorab einige Hinweise zur Rolle der Reihenfolge der Meldungen aber auch die Moderation: Themenzusammenhänge müssen beach- ten werden, (Meldungen zu einem Aspekt a) bevor Moderation beginnt: des Themas haben Vorrang vor der reinen ■■ Moderation klären Reihenfolge der Meldungen.) ■■ wer macht Moderation (vorstellen) ■■ Während der Diskussion darauf achten, dass ■■ Aufgabe/ Vorgehensweise der Moderation alle TeilnehmerInnen zum Zuge kommen. erklären ■■ Wenn eine Partei ihre Position ändert, dieses ■■ wann tritt sie in Kraft schlicht und sachlich unterstreichen. ■■ Auf die Zeit achten und rechtzeitig die End- b) Grundsätze der Moderation: runde einleiten, sodass die letzten Positionen ■■ nicht mitargumentieren! aller TeilnehmerInnen deutlich wird. (wenn ■■ Vermittelnde, klärende Position einnehmen Zeit verbleibt, können auch Fragen aus dem ■■ Position zwischen möglichst neutral bis Publikum an die PodiumsteilnehmerInnen Repräsentant/in des Allgemein- bzw. aufgenommen werden) Mehrheitsinteresse! ■■ Die TeilnehmerInnen um ein kurzes Schluss- Statement bitten. c) Welche Mittel hat die Moderation: ■■ Diskussion klar beenden, dabei bei Bedarf ■■ Fragen stellen auf Sachzwänge wie Zeiteinhaltung ■■ Nachfragen verweisen. ■■ Zusammenfassen, dabei Argumente ■■ In einem Satz das Positive der Veranstal- aufgreifen (Paraphrasieren) tung zusammentragen und auf dem Diskus- ■■ Unterbrechen (wenn z.B. eine Person zu sionsbedarf der verschiedenen Positionen lange redet) hinweisen. ■■ Sprechende wechseln lassen ■■ Sich freundlich verabschieden. ■■ Position weitergeben bzw. zur Diskussion stellen Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Ablauf: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von ■■ Begrüßung und Vorstellung des Themas der Soziale Bildung e.V. Podiumsdiskussion (mit Bezugnahme auf die Situationsbeschreibung). ■■ Vorstellung der TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion, wie sie heißen und was sie beruflich tun (von welcher Organisation sie kommen etc.) © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans Rollenkarte: SprecherIn der ArbeiterInnenvertretung Aufgabe: Lest euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle der Spreche- rin/des Sprechers der ArbeiterInnenvertretung. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit. Du bist vor 6 Jahren mit deinen beiden Kindern Im Einzelnen forderst du (z.B.): nach Ciudad Juarez gekommen, um hier Arbeit ■■ Bezahlung der Überstunden; regelmäßige zu finden, damit du deine Familie ernähren Pausenzeiten kannst. Du hast bis vor kurzem 60 Stunden die ■■ Arbeitsverträge mit festen Kündigungsfris- Woche als Näherin in einer Maquiladora gear- ten; Einrichtung von Gewerkschaften beitet und so wenig Lohn bekommen, dass es für ■■ Unkontrollierte Toilettengänge; Wegfall der die Versorgung nicht reichte. Deshalb hast Du kostenpflichtigen Schwangerschaftstest zusätzlich 3 Tage die Woche nachts als Kellne- rin in einer Bar gearbeitet. Um die Arbeitsbedin- gungen zu verbessern, habt ihr euch mit einer Quelle: Gruppe von Frauen in deinem Betrieb zusam- Die Vorlagen für die Texte stammen von: mengeschlossen. Als der Arbeitgeber die Orga- Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von nisierung bemerkte, wurdest du entlassen. Du Soziale Bildung e.V. bist total ärgerlich und möchtest die Umstände in den Maquiladoras öffentlich machen, damit endlich etwas passiert. Du willst, dass die Regie- rung sich für eine Verbesserung der Arbeitsbe- dingungen einsetzt. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans Rollenkarte: UnternehmerIn Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der UnternehmerIn. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit. Du bist UnternehmerIn der größten Maquiladora Mexiko verlegt. Du möchtest auf jeden Fall ver- in Ciudad Juarez. Seit deine Firma vor 10 Jahren hindern, dass Lohnerhöhungen vorgenommen hier eröffnet hat, sind deine Gewinne großartig. werden, denn das würde deinen Gewinn verrin- Über 300 Arbeiter/innen sind in deinem Betrieb gern. Der Standort in Mexiko würde für dich an tätig. Du hast keinen Mangel an Arbeitskräften, Attraktivität verlieren. Du würdest darüber nach- denn es kommen täglich neue Arbeitssuchende denken, deinen Betrieb an einen anderen Ort zu in die Stadt. Du brauchst dich in Ciudad Jua- verlegen. Das wäre zwar etwas Aufwand, aber in rez an keine Minimallöhne für die ArbeiterInnen anderen Freihandelszonen würdest du die glei- halten, denn z.B. Gewerkschaften, die für Lohner- chen Vorteile vorfinden. Du bist dir aber der Ver- höhungen kämpfen, gibt es hier nicht. Wenn sich bundenheit der Regionalregierung (von denen doch Gruppen in deinem Betrieb organisieren (da du alle persönlich kennst) sicher, so dass du dir gab es auch schon des Öfteren Versuche), hast heute bei der Podiumsdiskussion keine Sorgen du bei der Entlassung dieser Menschen keinen um dein Ansehen machst. Arbeitsausfall, denn es sind genügend Arbeits- suchende vor Ort. Darum konntest du deine Kos- Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: ten enorm senken. Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Außerdem brauchst du nur ganz geringe Steu- Soziale Bildung e.V. ern und Zollgebühren zahlen, was nur in einer Freihandelszone wie hier möglich ist. Deshalb hast du auch den Standort deines Betriebes nach © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans Rollenkarte: VertreterIn einer Menschrechtsorganisation Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der Menschenrechtsbeobachter/in. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfind- bare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit. Du bist in den letzten Jahren schon oft in Ciu- Millionen Liter von ungeklärtem Schmutzwasser, dad Juárez gewesen und hast die Verhältnisse welches täglich in die Flüsse, Meere und Kanali- dort beobachtet. Du hast schon mehrere Arbeite- sation geleitet wird. rInnen interviewt und Berichte/Artikel geschrie- ben, in denen du auf die menschenunwürdigen Erst heute hast du Folgendes im Internet gele- Zustände in den Betrieben aufmerksam gemacht sen: Die Maquiladora Gesellschaft (Export Pro- hast. Die meist miserablen und unwürdigen cessing Zone) kündigte in einer Zeitung an, sie Arbeitsbedingungen in den Maquiladoras emp- habe ihren Mitgliedsfirmen eine Liste angebo- findest du als »moderne Sklaverei«. Die Wirtschaft ten, die die Namen derjenigen beinhaltet, die sollte den Menschen dienen und nicht die Men- Forderungen nach höheren Löhnen und besse- schen der Wirtschaft. Deine Organisation setzt ren Arbeitsbedingungen stellten. Diese öffent- sich dafür ein, dass Arbeitsschutzregelungen für lich genannten Personen bekommen nun keine die Menschen in den Betrieben eingeführt wer- Jobs mehr. Obwohl diese Vorgehensweise ille- den und die Löhne für die ArbeiterInnen erhöht gal war, wurde von Seiten der Regierung nichts werden. Es kann nach deiner Ansicht nicht sein, dagegen unternommen. Du machst die Freihan- dass den ausländischen Firmen so viele Vor- delsabkommen als Zeichen der globalisierten teile (wie z.B. dass sie ganz geringe Mieten für Wirtschaftpolitik für die herrschende Situation die Gebäude und die Infrastruktur und gar keine verantwortlich. Steuern zahlen müssen) geboten werden und die ArbeiterInnen unter menschenunwürdigen Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Bedingungen leben und arbeiten müssen. Hinzu Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von kommt eine große Umweltverschmutzung durch Soziale Bildung e.V. © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Textilien – Weltreise einer Jeans 1 Rollenkarte: VertreterIn der Regionalregierung Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/ der VertreterIn der Regionalregierung. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit. Du bist gekommen, um die Interessen der sorgung in modernem Lebensstil zu bauen. Du Region zu sichern. Die Stadt Ciudad Juarez kannst diese Verhältnisse nicht von einem Tag wurde durch die Ansiedlung der Maquiladora- auf den anderen ändern, auch wenn du es woll- Industrie von einer unbedeutenden Grenzstadt test. Trotzdem versprichst du, Schritt für Schritt zur fünftgrößten Stadt Mexikos. Hier befinden etwas zu ändern. sich 15% aller mexikanischen Maquiladora- Betriebe. Die Wirtschaft der Region wurde ver- Die UnternehmerInnen in der Stadt lassen nicht bessert. Es sind Arbeitsplätze für Tausende von mit sich spaßen. Sie sind über Beziehungen mit arbeitslosen mexikanischen Menschen entstan- Polizei und Regierung (dir) verstrickt. Selbst den. Viele von ihnen kommen in die Stadt, weil wenn du wolltest, könntest du die Lage nicht es hier Arbeit gibt. Und das hängt damit zusam- rasch ändern, dann verlörest du deinen Posten men, dass die zollfreien Produktionszonen einge- und deine Partei würde abgewählt. Du willst richtet und ausländische Investoren angelockt aber auch die westlichen KundInnen nicht ver- wurden, sonst wäre Ciudad Juarez immer noch prellen. Also ist dein Vorgehen ein diplomati- eine unbedeutende Grenzstadt. Der Lebensstan- sches, wortreiches Nichtssagen. dard soll noch verbessert werden, aber da der Zustrom von ArbeiterInnen die Bevölkerung in Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: 40 Jahren von 200.000 auf fast zwei Millionen Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von im Jahr 2005 anwachsen ließ, ist es schwierig Soziale Bildung e.V. so viele Wohnungen, Straßenwege, Wasserver- © Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
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