Theater jetzt! - Theaterfreunde ...

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Theater jetzt! - Theaterfreunde ...
AUSGABE 8 / Februar bis März 2020

            Theater jetzt!
                 DAS MAGAZIN DES LANDESTHEATERS
MOMENTUM / Foto © Jochen Quast

                                                                                          RLICHE FINS-
                EM IER EN : DE R JÜN GS TE TAG +++ DE R KLEINE HORRORLADEN +++ DIE LÄCHE
             PR                                                                                     ER-
                            HO ME VID EO  +++ KO NZ ERT -HI GH LIG HT MIT RADIOAUFZEICHNUNG +++ INT
             TERNIS +++
                                                         ICH
             VIEW MIT STARTENOR ZORAN TODOROV

                                 NEU IM SPIELPLAN
                                 MOMENTUM
                                 Schauspiel von Lot Vekemans
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VORWORT

                                       Sehr verehrtes Publikum,

                                       eine zentrale Premiere der Jubiläums-    mit dem wichtigen Thema Cyber-
                                       spielzeit steht unmittelbar bevor:       mobbing auseinander (Premiere: 5.3.,
                                       DER JÜNGSTE TAG, die Oper des eng        Regie: Konstanze Kappenstein).
                                       mit Detmold verbundenen Komponis-        Die große Neuheit der Jubiläumsspiel-
                                       ten Giselher Klebe, erlebt am            zeit ist das JUNGE MUSIKTHEATER,
                                       7. Februar auf der Bühne des Landes-     auch dazu mehr Informationen im
                                       theaters ihre Premiere. Das musika-      Heft.
                                       lisch und inhaltlich starke und gut in
                                                                                Begeistert reagierten unsere jungen
Foto © A. T. Schaefer

                                       unsere Zeit passende Werk wird vom
                                       Leitungsteam unserer Eröffnungsp-        Sänger*innen aus dem Opernstudio
                                       remiere »Faust« einstudiert: General-    auf den Meisterkurs von Startenor
                                       musikdirektor Lutz Rademacher, Jan       ZORAN TODOROVICH , der im Inter-
                                       Eßinger (Regie), Sonja Füsti (Bühne)     view erzählt, wie schwer es für ihn
                                       und Nora Johanna Gromer (Kostüme).       selbst war, bis er mit Hilfe der richti-
                                                                                gen Lehrer zu seiner Stimme fand.
                                       Das kommende Schauspiel-Musical
                        Georg Heckel   DER KLEINE HORRORLADEN                   Nun freuen wir uns darauf, dass
                        Indendant      (Premiere am 6.3.) wird ebenfalls        sich das Landestheater am 15. Feb-
                                       von einem bereits in Detmold gut         ruar in einen der schönsten Ballsäle
                                       bekannten Regisseur inszeniert: Götz     Deutschlands verwandelt, und weisen
                                       Hellriegel (»The Addams Family«). Er     Sie schon jetzt auf die nächste und
                                       wird die freundlich-unheimliche Zim-     letzte große Jubiläumsfeierlichkeit
                                       merpflanze Audrey Zwo für uns zum        hin: Das DÎNER BLANC am 23. Mai
                                       Wachsen bringen.                         vor dem Landestheater mit einem
                                                                                Showprogramm unter freiem Himmel
                                       Erfreuliches gibt es im Bereich des      und stimmungsvoller Lightshow am
                                       Jungen Theaters zu berichten: Ab         späteren Abend. Seien Sie mit ihrem
                                       Februar gelten die Eintrittskarten des   Picknickkorb dabei und feiern Sie mit
                                       Jungen Theaters als Fahrtberechti-       uns!
                                       gung für den Öffentlichen Nahverkehr.
                                       Dank der Förderung der Wirtschafts-
                                       junioren werden drei Schulen eine        Ihr
                                       Schulvorstellung von HOMEVIDEO
                                       und einen dazu konzipierten Work-
                                       shop erhalten. Das Stück setzt sich      Georg Heckel

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BENJAMIN LEWIS
Foto © Marc Lontzek

                      verkörpert in der Oper
                      DER JÜNGSTE TAG von
                      Giselher Klebe die Figur
                      des Thomas Hudetz.

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OPERN-PREMIERE

                                                                                                                                  Foto © Marc Lontzek
»Die Hauptsache ist, dass man
sich nicht selber verurteilt …«

GISELHER KLEBE
DER JÜNGSTE TAG
Oper in drei Akten nach dem Schauspiel
von Ödön von Horváth

Die Vorstellung vom Ende der Welt,       Stränge geschlagen und sich heillos       die Schuld an dem Unglück? Anna gibt
der Apokalypse, schlicht die Dysto-      überfressen hat. In säkularisierten       Hudetz ein falsches Alibi, doch letzt-
pie einer plötzlichen Auslöschung        Gesellschaften rechnet man nicht          lich kann sie die Last der Falschaus-
der menschlichen Spezies, ist so alt     mehr ernsthaft mit dem Jüngsten Tag,      sage nicht tragen. Das Unglück lässt in
wie die Geschichte der Menschheit,       somit hat auch die Sünde ihre Gefahr      dem dichten Gesellschaftsgeflecht des
erlebt aber seit den 1990er-Jahren       für uns verloren.                         Dorfes krude Dynamiken erwachen.
einen enormen Aufschwung — in der                                                  Jede*r ist sich nur noch selbst der/die
Wissenschaft genauso wie in der Film-    In seiner Literaturoper »Der Jüngste      Nächste.
branche. Parallel zur zunehmenden        Tag« entwirft Giselher Klebe das
Erwartung des Weltuntergangs — auch      vielschichtige Porträt einer dörflichen   Dieser ambivalenten Geschichte hat
für 2020 ist er wieder vorhergesagt      Gesellschaft, in der dieser Gedanke       Giselher Klebe durch eine einzigartig
— verschwand beinahe unbemerkt           noch durchaus wirkungsmächtig ist.        dichte und ausdrucksintensive Musik
eine Leitidee aus unserer Gedanken-      Auf den ersten Blick hat der Plot alle    eine dritte Dimension hinzugefügt
welt: Die Vorstellung eines göttlichen   Zutaten eines ordentlichen Heimat-        und so ein besonderes musikdra-
Gerichts, vor dem wir alle am Ende       krimis, doch dann stellt man fest, dass   matisches Werk geschaffen, das nun
aller Tage Rechenschaft ablegen müs-     dieses Werk die substanziellen Fragen     anlässlich seines zehnten Todestags
sen, am Jüngsten Tag eben. Diese Idee,   von Erbsünde, Schuld, Loyalität, Ver-     nach beinahe 20 Jahren wieder auf
die über Jahrhunderte hinweg das         antwortung und Ewigkeit verhandelt.       der Bühne des Landestheaters zu
Christentum prägte, verbunden mit        Der Bahnhofsvorsteher Hudetz ist          erleben sein wird. Giselher Klebe
der Hoffnung, dass sich am Ende allen    gefangen in einer unglücklichen Ehe       gehört nach wie vor zu den wichtigs-
Daseins eine überirdische Gerechtig-     mit einer viel älteren Frau. Gastwirts-   ten Namen zeitgenössischer Musik in
keit gegen alle Widerstände durch-       tochter Anna ist irgendwie fasziniert     Deutschland und als prominentester
setzen würde, scheint heute nahezu       von Hudetz und küsst ihn in einem         Vertreter der Musikstadt Detmold
vollständig verschwunden. Ebenso         übermütigen Augenblick. Just in dem       verdient er einen festen Platz auf dem
wie der Begriff der Sünde eigentlich     Moment braust der Eilzug durch und        Spielplan des Landestheaters, zumal
keine Bedeutung mehr für uns hat.        Hudetz stellt das Signal gerade noch      seine Werke auf der Bühne gespielt
Wer heute davon spricht, gesündigt zu    rechtzeitig — oder doch zu spät? 18       und erlebt werden müssen, erst dann
haben, will damit höchstens melo-        Menschen sterben beim Zusammen-           entfalten sie ihre volle Ausdruckskraft
dramatisch unterstreichen, dass er/      stoß des Eilzuges mit einem Güterzug,     auf allen Ebenen.
sie essenstechnisch total über die       das Dorf ist in Aufregung. Wer trägt                                 Anna Neudert

Musikalische Leitung:                    PREMIERE: Freitag, 7. Februar 2020,       NachSpiel —
Lutz Rademacher                          19:30 Uhr, Großes Haus                    DAS PUBLIKUMSGESPRÄCH:
Inszenierung: Jan Eßinger                                                          Freitag, 28. Februar 2020, im
Bühne: Sonja Füsti                       EINFÜHRUNGSMATINEE:                       Anschluss an die Vorstellung im
Kostüme: Nora Johanna Gromer             Sonntag, 26. Januar 2020, 11:30 Uhr,      Foyer-Restaurant
Mit: Irakli Atanelishvili,               Rathaus Detmold
Brigitte Bauma, Stephan Boving,                                                    Vorstellungen:
Steven Chambers, Sheida Damghani,        VIS-À-VIS —                               9.2. / 28.2. / 14.3. / 8.4. / 18.4. / 8.5. /
Emily Dorn, Eungdae Han, Andreas         THEATER UND KIRCHE IM DIALOG:             4.6.2020
Jören, Ji-Woon Kim, Lotte Kortenhaus,    Sonntag, 15. März 2020, 10:00 Uhr,
Jakob Kunath, Seungweon Lee,             Martin-Luther-Kirche
Benjamin Lewis, Ognjen Milivojsa,
Florian Zanger, Nando Zickgraf

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SCHAUSPIEL-MUSICAL-PREMIERE

                          Foto © Marc Lontzek

                        VOM MAUERBLÜMCHEN
                        ZUR WELTHERRSCHAFT
                        Im ärmsten Viertel einer amerikanischen Großstadt ereignet sich in
                        einem unscheinbaren Floristikgeschäft etwas Außerordentliches.
                        Seymour Krelbourn, Angestellter und Ziehsohn des Laden-               die Filmvorlage ein ungeahnter Zufall. Im Jahr 1960 soll
                        besitzers Mr. Mushnik, hat ein Faible für außergewöhnliche            Filmregisseur Roger Corman, so die Geschichte, eine alte
                        Pflanzen. Auf dem Blumengroßmarkt bekommt er ein ein-                 Ladendekoration in einem Filmstudio gesehen haben, dann
                        zigartiges Gewächs in die Hände, das er auf Drängen seiner            kam eine Wette dazu und gemeinsam mit Drehbuchautor
                        Kollegin Audrey seinem Chef präsentiert. Die skurrile                 Charles Griffith plante er einen Film mit dem Arbeitstitel
                        kleine Pflanze zieht prompt die Aufmerksamkeit der sonst              »The Passionate People Eater«. In zwei Tagen und nur
                        fernbleibenden Kundschaft auf sich. Das Geschäft blüht auf,           einer Nacht wurde der B-Film abgedreht. Dieser Streifen
                        doch die exotische »Audrey Zwo«, die er nach seiner Kolle-            über eine fleischfressende Pflanze gilt als eine der erfolg-
                        gin, in die er heimlich verliebt ist, benannt hat, wächst nicht       reichsten Billigproduktionen des Filmgeschäfts im
                        wie gedacht. Sein ganzes floristisches Fachwissen bringt              Horror-Comedy-Genre. Erst 22 Jahre später entdeckten
                        Seymour auf, doch weder Düngen noch Umtopfen zeigen                   Texter Howard Ashman und Komponist Alan Menken
                        Erfolg, bis ein Blutstropfen auf großes Interesse des Pflänz-         diesen kultigen Film für sich und brachten 1982 am New
                        chens stößt. Zwar gedeiht die Pflanze nun prächtig und                Yorker Off-Off-Broadway ihre Musicalversion heraus. Hier
                        Seymour hat durchschlagenden Erfolg, doch die größen-                 entwuchs die Uraufführung schnell den Räumlichkeiten
                        wahnsinnigen Forderungen des sprechenden botanischen                  und zog in ein größeres Theater, wo es nach sechs Jahren
                        Wunders werden immer unverschämter, bis Seymour die                   ungebrochenen Erfolgs erst Amerika, dann die ganze Welt
                        ganze Sache wortwörtlich über den Kopf wächst. Mit schon              eroberte und erneut verfilmt wurde. Sowohl aus der Film-
                        fast mephistophelischen Zügen bringt Audrey Zwo Sey-                  vorlage als auch aus der Pflanze Audrey Zwo sind prächtige
                        mour dazu, seine Angst vor dem sadistischen Zahnarzt Orin             Pflanzen erwachsen. Audrey Zwo wird dann ab März 2020
                        vollends zu besiegen und für Liebe und Geld über seinen               auch im Landestheater nach der Weltherrschaft greifen.
                        eigenen Schatten zu springen.
                        Ähnlich wie die zunächst unscheinbare Pflanze, war auch                                                                         Arne Bloch

                        DER KLEINE HORRORLADEN                                                PREMIERE: Freitag, 6. März 2020, 19:30 Uhr, Großes Haus
                        Musical von Alan Menken und Howard Ashman                             Vorstellungen: 8.3. / 11.3. / 15.3. / 17.5. / 24.5. / 29.5. / 21.6. /
                        nach dem Film von Roger Corman und Charles Griffith                   1.7.2020

                        Musikalische Leitung: Hye Ryung Lee                                   EINFÜHRUNGSMATINEE: Sonntag, 1. März 2020, 11:30 Uhr,
Foto © A. T. Schaefer

                        Inszenierung: Götz Hellriegel                                         Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg, Elisabethstr. 86
                        Bühne und Kostüme: Dietlind Konold
                        Mit: Anton Becker, Henning Bormann, Thomas Ehrlich-
                        mann/Timothy Roller, Isabell Fischer, Patrick Hellenbrand,
                        Patrick Jech, Mira Keller, Natascha Mamier, Ewa Noack

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SCHAUSPIEL-PREMIERE                                     SCHAUSPIEL-PREMIERE

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Foto © Marc Lontzek

                      KOLLISION
                      VON WIRKLICHKEIT
                      UND FIKTION
                      Wolfram Lotz »Die lächerliche Finsternis« im Grabbe-Haus

                      Wolfram Lotz gehört derzeit zu den meistgespielten deut-              Inspiriert wurde Lotz dazu, als er davon hörte, dass in Ham-
                      schen zeitgenössischen Dramatikern — und das, obwohl                  burg ein somalischer Pirat vor Gericht stehe. »Da habe ich
                      seine Stücke immer wieder eine Herausforderung für die                eine Wut bekommen und den Prolog geschrieben, die Vertei-
                      Bühne darstellen (Theatermenschen lieben offensichtlich               digungsrede des somalischen Piraten. Was für ein Irrsinn ist
                      Herausforderungen). Seine ersten beiden Erfolge, »Der                 es denn, Leute verurteilen zu wollen, über deren Lebensum-
                      große Marsch« und »Einige Nachrichten an das All«, sind               stände wir praktisch nichts wissen! […] Ich wollte eine große,
                      eigentlich völlig unspielbar: Historische und zum Teil schon          weiße, westliche Erzählung haben, eine Erzählung, die sich
                      verstorbene Personen (nicht Figuren!) werden auf die Bühne            ausbreitet und den Prolog einfach verdrängt, diesem Schick-
                      gebeten, ein kompletter Akt soll ohne Publikum gespielt wer-          sal keinen Platz mehr lässt.«
                      den und Regieanweisungen geben an, dass und warum das                 Und so folgt das Stück nach dem Prolog zwei Bundeswehr-
                      Publikum an dieser Stelle klatscht. Doch der Autor, der 1981          soldaten auf ihrem Auslandseinsatz in Afghanistan, das bei
                      in Hamburg geboren wurde, betont, dass es ihm weniger um              Lotz zum Regenwald wird. Je weiter sie sich von der Zivilisa-
                      die Umsetzung als um die Auseinandersetzung mit seinen                tion entfernen, desto skurriler werden die Figuren, die ihnen
                      Stücken gehe. Er begreife das Theater, wie er in seiner »Rede         begegnen: Ein Blauhelmsoldat, der von Eingeborenen Coltan
                      zum unmöglichen Theater« selbst schreibt, »als Ernstfall«,            für die europäische Handyproduktion abbauen lässt, ein
                      als einen Ort, »wo Wirklichkeit und Fiktion aufeinander-              englischer Reverend, der Muslimas bekehrt, damit sie ihre
                      treffen, […] wo beides seine Fassung verliert in einer heiligen       hübschen Beine zeigen können und ein Bürgerkriegsflücht-
                      Kollision«; letztendlich werde am Theater »die Fiktion in             ling, der seine Schicksalsgeschichte verkauft. Regisseurin
                      Wirklichkeit umgewandelt«.                                            Selina Girschweiler begibt sich mit vier Schauspieler*innen
                      Auch in seinem meistgespielten Stück DIE LÄCHERLICHE                  hinein in die Finsternis, die mal verstörend lächerlich ist und
                      FINSTERNIS wird das Publikum mit Figuren konfrontiert, die            mal Verstörendes nur lächelnd vorgaukelt.
                      ihre eigene Realität ehrlich und kompromisslos präsentieren.                                                              Lea Redlich

                      DIE LÄCHERLICHE FINSTERNIS                                            PREMIERE: Samstag, 29. Februar 2020, Grabbe-Haus
                      Schauspiel von Wolfram Lotz                                           Vorstellungen 4.3. / 5.3. (mit TheaterUpdate!) / 13.3./ 14.3. /
                                                                                            15.3. / 22.3. / 26.3. (im Rahmen der »Internationalen Woche
                      Inszenierung: Selina Girschweiler                                     gegen Rassismus«) / 7.4. / 14.5. / 15.5.2020
                      Bühne und Kostüme: Mara Zechendorff
                      Mit: Hartmut Jonas, Heiner Junghans,
                      Verena Karg, Alexandra Riemann

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JUNGES THEATER

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ODER: »WARUM HAST DU DICH BEIM MASTURBIEREN
GEFILMT — BIST DU BESCHEUERT?«
Jakob ist ein ganz normaler Teenager, der mit seiner Kamera alles aufnimmt, was ihn beschäftigt. Als seine
Klassenkamerad*innen sich seine Kamera ausleihen, entdecken sie ein intimes Video von Jakob und drohen, es
zu veröffentlichen. Lehrer*innen und Eltern sind überfordert, Jakobs erste große Liebe hält ihn für pervers und
Jakob sieht am Ende keinen Ausweg mehr.

Um das mal vorwegzunehmen: Nein, du bist nicht be-                  die Öffentlichkeit zu geraten, verschiebt sich die Frage
scheuert! Du bist normal. Denn nicht im Aufnehmen von               nach Schuld und Verantwortung auf eine perfide Weise:
privaten Momenten, Nacktheit oder dem Filmen von                    Als würde das Opfer sich nicht selbst schon genug Vor-
Sexualität steckt das Problem. Natürlich befriedigen sich           würfe machen, fragt auch die Gesellschaft in einer Dauer-
Jugendliche selbst. Natürlich kann Sexting (die private             schleife: »Warum hast du überhaupt solche Bilder aufge-
digitale Kommunikation über sexuelle Themen, oft                    nommen und versendet? Bist du bescheuert?!« Zusätzlich
inklusive Fotos) aufregend und schön sein — das Einver-             zum beängstigenden Verlust der eigenen Privatsphäre
nehmen von Sender*in und Empfänger*in vorausgesetzt                 gegenüber Mitschüler*innen, Freund*innen, Kolleg*innen,
(#dickpics). Natürlich vermischen sich Digitalität und              Lehrer*innen, Eltern und Fremden bekommen Opfer dieser
Sexualität.                                                         extremsten Form von Cybermobbing* die volle Breitseite
Das Problem, der Strafbestand, liegt in der unautorisierten         des gesellschaftlichen Drucks von »Normalität« zu spüren.
Veröffentlichung dieser (und: aller!) privaten Aufnahmen.           Weil sich Sexualität in unserer Gesellschaft im Spannungs-
Kurz: Wer irgendwelche Bilder anderer aus Rache oder                feld zwischen Tabuisierung und Allgegenwart befindet,
aus irgendwelchen anderen Gründen (Macht, Langeweile,               vergessen wir, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das
Bosheit …) veröffentlicht, macht sich strafbar.                     Wichtigste zu vermitteln: Normalität ist keine Kategorie
Doch in dem Moment, wo intime Aufnahmen drohen, an                  beim Sex. Zustimmung schon.                    Jenni Schnarr

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nach dem Drehbuch von Jan Braren / Inszenierung: Konstanze Kappenstein / Bühne und Kostüme: Carla Friedrich
Mit: Paul Gräntzel, Wenja Imlau, Emanuel Weber
PREMIERE: Donnerstag, 5. März 2020, 10:00 Uhr, Junges Theater / Vorstellungen: 7.3. / 11.3. / 12.3. / 15.3.

*Cybermobbing bedeutet das gezielte Beleidigen, Bedrohen und Lächerlichmachen eines Opfers nicht nur im analogen, sondern
auch im digitalen Leben. Die Täter*innen bleiben anonym, sind jedoch meist Personen aus dem sozialen Umfeld des Opfers. Die
psychische Gewalt, die Opfer von Cybermobbing erfahren, verstärkt sich durch die schier unendliche Reichweite der digitalen
Welt — jede*r kann mitmachen, kann Fotos und Videos teilen, kann einen Kommentar abgeben.

Tipps für den Ernstfall — Du bist selbst von Cybermobbing betroffen
oder willst jemandem helfen?
Hol dir Unterstützung! Vertrauenspersonen wie Eltern, Freund*innen, Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Betreuer*innen
aus dem Freizeitbereich sind für dich da, können dir helfen und das weitere Vorgehen mit dir besprechen. In Lippe gibt es außer-
dem eine Vielzahl von Anlaufstellen, die sich mit dem Thema auskennen und dir helfen können.
Detmold: Pro Famila 0 52 31 – 2 68 41 oder 0 52 31 – 3 30 24

  Freie Fahrt mit dem KombiTicket zum Jungen Theater
  Ab dem 1. Februar 2020 gelten die Eintrittskarten des Jungen Theaters auch als Fahrtberechtigung für den
  Öffentlichen Nahverkehr.
  Mit dem KombiTicket können im Zeitraum zwischen 8 und 18 Uhr jeweils zwei Stunden vor und bis zu zwei Stunden nach der
  Veranstaltung alle Busse und Nahverkehrszüge im Netz Lippe genutzt werden. Direkt am Bahnhof gelegen, sei das Junge Theater
  ideal mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar, betont Intendant Georg Heckel: "Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit
  der OWL Verkehr GmbH. Als Landestheater haben wir den Auftrag, die Region mit Kultur zu versorgen, dafür ist auch wichtig, dass
  Schülerinnen und Schüler aus der Region problemlos ans Theater kommen können.# Jenni Schnarr, Leiterin des Jungen Theaters,
  ist von der Neuerung begeistert: "Wir sind sehr froh, wenn durch den Wegfall der Fahrtkosten noch mehr Schülerinnen und Schü-
  ler die Möglichkeit haben, das Junge Theater zu besuchen — und das umweltfreundlich.# Verwaltungsdirektor Stefan Dörr ergänzt:
  "Schulklassen oder sonstigen größeren Gruppen, die das KombiTicket als Fahrkarte nutzen möchten, empfehlen wir, sich vorher
  anzumelden, damit die Beförderung auch sichergestellt wird.#
                                          Kontakt: Infothek der KVG, Tel. 0 52 61 – 66 73 950, www.infothek-lippe.de

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JUNGES THEATER

Let’s make an opera —
Das Junge Musiktheater
Intendant Georg Heckel im Gespräch mit Maila von Haussen

Die große Neuheit der Jubiläumsspielzeit ist das Junge          Apparat im Musiktheater ist aufwendiger, z. B. durch
Musiktheater. Warum ist es so wichtig für das Landes-           die Instrumente. Wenngleich es auch im Musiktheater
theater Detmold?                                                kleiner dimensionierte Werke gibt, so wie unsere augen-
Georg Heckel: In Detmold geht man mit einer großen              blickliche Klassenzimmeroper »Ritter Odilo«, die mit einer
Selbstverständlichkeit ins Weihnachtsmärchen, das freut         Pianistin und einem Sänger sehr gut funktioniert. Dass
mich sehr. Aber Berührungen mit Musiktheater sind heute         dieser Sänger gleichzeitig acht Rollen spielt, ist für die Auf-
nichts Selbstverständliches mehr. Das ist kein Detmolder        führungssituation ja durchaus erfrischend und zeigt, wie
Phänomen, das ist in unserer Zeit einfach nicht so, denken      vielfältig ein Sänger und eine Pianistin agieren können.

                                                                                                                                  Foto © Marc Lontzek
Sie zum Beispiel an die sinkende Zahl von Klassiksendern
im Radio. Ich glaube, dass es wichtig ist, das Theater an die   Zurück zur Vision: wo will das Junge Musiktheater des
Orte zu bringen, wo junge Menschen sind. Ich denke an           Landestheaters Detmold hin?
Kindergärten, an Schulen oder auch an Einrichtungen, wo         GH: Es gibt Opern im kleineren Format, bei denen die
sich Generationen treffen, — es ist eine neue Möglichkeit,      Themen wirklich an uns heute heranreichen. Das sind aber
mit Musiktheater nach draußen zu gehen und zu sagen: Das        noch gar nicht so viele. Daher sehe ich es auch als Aufgabe,
gibt’s und das macht Spaß!                                      in Zukunft als Stückentwickler tätig zu sein. Ich möchte,
                                                                dass wir Uraufführungen entwickeln, sehr junge Stücke,
Was ist die Vision dahinter?                                    die uns die Auseinandersetzung mit den Themen von heute
GH: Das Konzept hat viele Facetten. Vieles leitet sich aus      in musikalischer Form ermöglichen. Sehr sinnvoll wäre
dem aktuellen Profil, den Möglichkeiten und Anforderun-         als Fernziel ein Kreationszentrum hier in Detmold, sicher-
gen an das Landestheater Detmold ab. Ich greife einmal den      lich in Partnerschaft mit der Musikhochschule, unserem
Aspekt Landestheater heraus: Als Landestheater ist unser        Partner hier vor Ort.
Auftrag, die Region — aber auch das Land NRW — kulturell
zu versorgen. Das tun wir schon lange und auch sehr erfolg-     Die Kooperation mit der Hochschule wurde ja bereits
reich.                                                          diese Saison durch die Vergrößerung des Opernstudios
Als ich nach Detmold kam, habe ich mich gefragt, warum          verstärkt.
das Musiktheater nicht genauso selbstverständlich wie           GH: Das Opernstudio ist das Kernensemble des Jungen
das Sprechtheater im kleinen Format des Jungen Theaters         Musiktheaters, aber nicht zwangsläufig das ausschließli-
unterwegs ist. Die Bandbreite an Möglichkeiten reicht vom       che. Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft sowohl im
Klassenzimmerstück bis zum großformatigen Werk, von             Bereich Schauspiel als auch im Bereich Musiktheater des
dem man eine Adaption für eine kleine Bühne macht, ein          Jungen Theaters gelegentlich Mitglieder unserer Stammen-
Extrakt sucht und sich mit ihm auf die Reise begibt. Darauf-    sembles auftreten werden.
hin habe ich mich an den Gastspielhäusern umgehört, ob es       Als weiteres Fernziel wünsche ich mir, ein Junges Theater
Interesse gibt – und tatsächlich ist diese Idee in Ergänzung    in allen Sparten zu haben — auch unter der Beteiligung des
zum Programm der großen Bühne sehr positiv aufgenom-            Tanzes — das mit kleinen Formaten so mobil ist, wie wir
men worden.                                                     es mit großen Formaten für das Landestheater auch sind.
                                                                Im Musiktheater könnte ich mir z. B. vorstellen, dass wir
Warum gab es denn bisher nur Sprechtheater                      ein stehendes Repertoire von bis zu zehn Produktionen
im Jungen Theater?                                              aufbauen, die unterschiedliche Altersgruppen und Commu-
GH: Das ist zunächst klar eine Frage der Kapazitäten, da das    nities ansprechen, und die dann für sich auch einen kleinen
Junge Theater als Sprechtheater nicht schrumpfen soll. Der      Kosmos des Musiktheaters abbilden.
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KONZERTE

  DEEP BRASS / Foto © Privat                                                    HAMPELSTERN-TERZETT / Foto © Privat

                 Sonntag, 2. Februar 2020, 11.30 Uhr, Lemgo,                   Sonntag, 1. März 2020, 11.30 Uhr, Lemgo,
                 Weserrenaissance-Museum Schloss Brake                         Weserrenaissance-Museum Schloss Brake
                 Kammerkonzert 2                                               Kammerkonzert 3
                 Deep Brass                                                    Eine große Terzettelei — Jazz und Literatur
                 Eine Tuba kommt selten nicht allein, vier Tuba-Spieler        Guido Schlösser, Matthias Wilhelm und Achim Zepezauer
                 auf einem Haufen sind also eine echte Rarität. Dass sich      sind schon zum dritten Mal in der Kammerkonzert-Reihe
                 die Kombination von zwei Euphonien (Tenortuben), einer        dabei, diesmal allerdings erstmals mit der klassischen
                 Bass- und einer Kontrabasstuba lohnt, beweisen die vier       Pianotrio-Besetzung Klavier, Kontrabass und Schlag-
                 befreundeten Musiker aus Orchestern der Region (Det-          zeug. Diese war stets ein Experimentierfeld, um impro-
                 mold, Herford, Osnabrück und Münster), die sich unter         visatorische Möglichkeiten auszuloten. Bei einem Jazz-
                 dem Namen »Heavy MättAL« zum »Deep Brass«-Kammer-             Frühschoppen im Weserrenaissance-Museum Schloss
                 konzert zusammenfinden. Die Tuba ist das tiefste gängige      Brake widmen sich die drei Musiker der klassischen
                 Blechblasinstrument und eigentlich ein ausgesprochener        Moderne. Das Hampelstern-Terzett lässt die Schöpfungs-
                 »Einzelkämpfer«. In Bearbeitungen und Originalkompositi-      kraft legendärer Pianisten wie Paul Bley, Andrew Hill und
                 onen von Anton Bruckner, Johann Sebastian Bach, Enrique       Mal Waldron wiederaufleben. In Kombination mit Eigen-
                 Crespo, John Stevens, Mike Forbes u. a. zeigt sich die        kompositionen und jazzinspirierten Texten präsentiert das
                 spannende Klangvielfalt der Tuba-Quartette: geballte Kraft,   Trio interpretierend-improvisierend eine originelle Sicht
                 feine Seiten und virtuose Wendigkeit.                         auf die Avantgarde der Sechzigerjahre.
                                                                                                                          FÜR BEIDE KONZERTE:
                 Das Ensemble »Heavy MättAL«                                   »Das Hampelstern-Terzett«                  KARTENVORVERKAUF
                 Matthias Weiß / Daniel Steppelar, Euphonium                   Guido Schlösser, Klavier, Komposition      UNTER 0 52 61 — 94 500
                 Matthew Segger / Alexander Kochendorfer, Tuba                 Matthias Wilhelm, Kontrabass, Rezitation
                                                                               Achim Zepezauer, Schlagzeug, Elektronik

                                                                               18. Jahrhundert: Ein Musikkenner aus England begibt sich
                                                                               auf eine außergewöhnliche Reise — er möchte sich über
                                                                               die unterschiedlichen nationalen Musikstile in Europa
                                                                               eine eigene Meinung bilden. Seine lebendigen und unter-
                                                                               haltsamen Eindrücke hält er in einem Tagebuch fest, das
                                                                               für die nachfolgenden Musikergenerationen ein wertvolles
                                                                               Zeitdokument darstellt. Auszüge daraus rezitiert Henning
                                                                               Bormann. Das Detmolder Barockensemble »Il Discorso
                                                                               Musicale« spielt auf historischen Instrumenten und wid-
                                                                               met sich der historischen Aufführungspraxis. Durch die
                                                                               Instrumente, die Spielweise und die tiefere Stimmung ergibt
                                                                               sich ein veränderter Klangeindruck. Nikolaus Harnoncourt,
                                                                               einer der Begründer der historischen Aufführungspraxis,
                                                                               sprach von »Musik als Klangrede«. Daher kommt auch der
IL DISCORSO MUSICALE / Foto © Landestheater                                    Name des Ensembles, »Il Discorso Musicale«, das musika-
                                                                               lische Gespräch. Auf dem Programm stehen ausgesuchte
                                                                               Werke von Jean-Marie Leclair über Marin Marais bis hin zu
                 Sonntag, 16. Februar 2020, 16.30 Uhr,                         Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Das
                 Evangelisch-lutherische                                       Ensemble stellt die beiden Instrumente Viola da Gamba
                                                                               (gespielt vom international renommierten Gambisten Her-
                 Kirchengemeinde Bergkirchen
                                                                               mann Hickethier) und Viola da Brazzo (Zhechao Xie) ein-

                 DIE MUSIKALISCHE
                          DEEP BRASS / Foto © Privat
                                                                               ander gegenüber um Gemeinsamkeiten und Unterschiede
                                                                               zu zeigen und lädt das Publikum ein zu einer spannenden

                 REISE DES                                                     Zeitreise in die Welt der Alten Musik.

                 CHARLES BURNEY                                                Mechthild Braun — Traversflöte
                                                                               Zhechao Xie — Barockbratsche
                 Konzert mit Barockmusik und Texten                            Zsuzsanna Reibach — Cembalo
                                                                               Hermann Hickethier — Gambe             KARTENVORVERKAUF
                 aus einem Tagebuch von 1772/73                                Henning Bormann — Rezitation           über www.bergkirchen.net

                                                                                                                          Maila von Haussen
                                                                           10
Theater jetzt! - Theaterfreunde ...
KONZERTE

                                                                                                                         Foto © Julia Wesely
                                                                                                          Luisa Imorde

Dienstag, 18. Februar 2020, 19.30 Uhr, Konzerthaus

SINFONIEKONZERT 2
Höhepunkt der Konzertsaison mit Radio- und CD-Aufnahme

Beim Sinfoniekonzert am 18. Februar gibt es im Konzert-     tors ebenfalls viel zu selten auf die Konzertprogramme
haus der Hochschule für Musik Detmold ein Wiedersehen       gesetzt wird: »Diese Symphonie ist 1943 uraufgeführt wor-
mit der jungen Pianistin Luisa Imorde. Für Generalmusik-    den, er hat sie Jean Sibelius gewidmet. Nachdem Vaughan
direktor Lutz Rademacher und das Symphonische Orches-       Williams in der vierten Symphonie etwas modernere Töne
ter des Landestheaters bedeutet der Abend ein Highlight     angeschlagen hat, ist er in der fünften Symphonie wieder
der Konzertsaison, weil Deutschlandfunk Kultur das Kon-     ein bisschen zurückgegangen zu einem eher lyrischen Ton,
zert mitschneiden und zu einem späteren Zeitpunkt senden    es ist sehr melancholische Musik — man darf nicht verges-
wird. Aus dem ersten Teil, dem zweiten Klavierkonzert und   sen, der zweite Weltkrieg war ja in Großbritannien auch
dem Konzertstück in f-Moll von Carl Maria von Weber, ent-   sehr präsent, gerade die Zerstörung der Städte durch die
steht eine CD. Lutz Rademacher: »Diese Werke werden sehr    Bombardierungen hat eine große Rolle gespielt — aber am
selten gespielt — was ich nicht nachvollziehen kann, weil   Ende ist es auch ein sehr versöhnliches Werk, das grandios
Carl Maria von Weber wunderbare Musik, herrliche Melo-      instrumentiert ist und eine ganz tolle Farbe in der Musik
dien geschrieben und toll instrumentiert hat.« Im zweiten   des mittleren 20. Jahrhunderts darstellt.«
Teil erklingt die 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams,
ein Komponist, der nach Ansicht des Generalmusikdirek-                                              Maila von Haussen

                               CARL MARIA VON WEBER Klavierkonzert Nr. 2 op. 32
                     CARL MARIA VON WEBER Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll op. 79
                                 RALPH VAUGHAN WILLIAMS Sinfonie Nr. 5 D-Dur

                            Musikalische Leitung: Lutz Rademacher / Klavier: Luisa Imorde
                               Symphonisches Orchester des Landestheaters Detmold
THEATER-ABC

   F wie Fahrdienst

                                                                                                                             Foto © A. T. Schaefer
v.l.n.r.: Udo Wille, Janos Radacs-Mair, Axel Krieftewirth (und Sören Kaczensky von Hänschen’s Reisedienst)

UDO WILLE, AXEL KRIEFTEWIRTH UND JANOS
RADACS-MAIR IM GESPRÄCH MIT OLGA KURBACHEVA
Wie seid ihr Fahrer am Landestheater Detmold                       LKW mit 11 Sitzplätzen. Dann gibt es ein Wechselbrücken-
geworden?                                                          fahrzeug, das ist das Fahrzeug, mit dem das Märchen
Udo Wille: Ich bin seit 38 Jahren am Haus. Zuerst war ich          gefahren wird.
Bühnentechniker, 1992 habe ich zum Fahrdienst gewechselt
und leite diese Abteilung seit 18 Jahren.                          Wie viele Fahrzeuge braucht man für eine Opern-
Janos Radacs-Mair: Ich habe 1989 als Tänzer angefangen.            produktion?
In Bremen habe ich Richard Lowe kennengelernt und er hat           UW: Für eine Opernproduktion brauchen wir einen bis drei
mich engagiert. Danach habe ich als Bühnentechniker gear-          Container. »Aida« braucht z. B. zwei Container: einen kom-
beitet und seit ca. fünf Jahren bin ich Fahrer.                    pletten LKW und unseren Musik-LKW dazu.
Axel Krieftewirth: Seit 1992 habe ich schon meinen LKW-
Führerschein. Früher habe ich LKWs gefahren, war viel im           Wir fahren mit unseren Produktionen auch ins Ausland,
Außendienst. 2013 habe ich am Theater in der Bühnentech-           sogar bis in die Schweiz. Wie funktioniert das?
nik angefangen und seit etwa zweieinhalb Jahren bin ich            UW: Der technische Direktor und der Bühnenmeister
beim Fahrdienst.                                                   schreiben genau auf, welche Kulissen wir mitnehmen
                                                                   müssen. Requisite, Beleuchtung und die Orchesterwarte
Wie konntet ihr damals von der Bühnentechnik zum                   schreiben auf, was sie benötigen. Jede einzelne Requisite,
Fahrdienst wechseln?                                               jede Kulisse, jedes Musikinstrument wird aufgeschrie-
UW: LKW- und Busführerscheine hatten wir privat oder bei           ben und fotografiert. Daraus entsteht ein Zollpapier. Dann
der Bundeswehr gemacht und konnten so zum Fahrdienst               mache ich einen Termin mit dem deutschen Zoll. Die Zoll-
wechseln.                                                          mitarbeiter*innen kommen zum Theater, schauen hier in
JRM: Ich habe die Scheine gemacht, als ich aufgehört habe zu       Detmold alles genau an: Kabel, Maskenteile, Kostüme, Kulis-
tanzen. Wir haben unsere Familie gegründet und ich musste          sen. Es wird alles kontrolliert. Das dauert einen halben Tag.
mich absichern. Einen alten Tänzer braucht keiner (alle            An der schweizerischen Grenze kontrolliert der deutsche
lachen). Und als Kraftfahrer findet man immer einen Job.           Zoll das Ganze nochmal, dann gehen wir zum schweizeri-
                                                                   schen Zoll.
Welche Aufgabengebiete gibt es im Fahrdienst?
UW: Als Leiter des Fahrdienstes kümmere ich mich um                Seid ihr immer pünktlich bei allen Gastspielorten?
Dienstpläne, Anschaffung und Verkauf von Fahrzeugen, die           UW: Eigentlich schon. Staus kann man aber nicht
Terminabsprache mit den Werkstätten und fahre natürlich            ausschließen. Einmal sind wir nach Mettmann mit dem
auch. Die beiden Kollegen sind eher für die Pflege und War-        Weihnachtsmärchen gefahren. Es gab einen Unfall, die
tung zuständig und selbstverständlich auch fürs Fahren.            Autobahn war gesperrt, deswegen konnten wir nicht schnell
AK: Wir kümmern uns um alle unsere Fahrzeuge: Das sind             durchkommen. Das künstlerische Personal hat eine andere
drei LKWs, 17 Wechselbrücken, fünf normale Anhänger,               Autobahn genommen und war früher da als Bühnenbild und
ein Bus, drei PKWs, vier Bullis, eine Ape Piaggio und ein          Technik. Normalerweise ist es natürlich umgekehrt. Die
Lastenfahrrad.                                                     Vorstellung hat trotzdem stattgefunden: mit sehr schnellem
                                                                   Aufbau und weniger Lichtstimmungen. Die Kinder waren
Was genau wird von euch gefahren?                                  aber begeistert.
UW: Wir sind hauptsächlich für das Bühnenbild und das
Bühnentechnikpersonal zuständig. Dafür haben wir spezi-            Wie viele Kilometer seid ihr schon für das Theater
elle Fahrzeuge: ein Musik-LKW, der fährt nur musikalische          gefahren?
Vorstellungen, weil da auch die Musikinstrumente drauf-            UW: Pro Jahr fährt man einmal um die Welt herum. Das
kommen. Es gibt da 15 Sitzplätze für die Orchesterwarte            heißt, ich bin dann insgesamt bestimmt schon 38 Mal um die
und die Mitarbeiter*innen der Bühnentechnik, Beleuchtung,          Welt gefahren! (alle lachen)
Requisite und Ton. Außerdem haben wir einen Schauspiel-

                                                               12
25 JAHRE THEATERFREUNDE

                        Der Förderverein unter-
Foto © Birgit Hupfeld

                        stützt die Produktion des
                        Musicals !My Fair Lady"
                        mit 20.000 €

                               DIE THEATERFREUNDE
                               BLICKEN AUF EIN HALBES
                               JAHRHUNDERT
                               Der Veranstaltungsreigen des Landes-         Aufgabe darin, das Bewusstsein für die
                               theaters zu seinem 100-jährigen Bestehen     Bedeutung des Theaters in der Öffentlich-
                               ist noch in vollem Gange, da steht bereits   keit zu stärken. Deshalb ist der Verein
                               das nächste Jubiläum vor der Tür. Am         nicht nur Mitglied der Trägergesellschaft,
                               14. Dezember 2020 kann der »Verein zur       er führt auch zahlreiche vorwiegend
                               Förderung des Landestheaters Detmold         vertrauliche Gespräche mit Politik und
                               e. V.« — kurz »Theaterfreunde« genannt —     Fachverwaltungen, um diese für die Erfor-
                               sein 50-jähriges Bestehen feiern. Darauf     dernisse der Bühne zu sensibilisieren —
                               wurde ja bereits in einem Artikel in der     klassische Lobbyarbeit im besten Sinne.
                               Festschrift der Bühne hingewiesen, die       Das ist dem Verein allerdings nur möglich,
                               nach wie vor an der Theaterkasse erhält-     wenn sich, wie bislang gegeben, immer
                               lich ist.                                    wieder genügend Kulturinteressierte aus
                               Die Arbeit der »Theaterfreunde« ist einer-   Detmold, Lippe und darüber hinaus fin-
                               seits geprägt von großer inhaltlicher und    den, die die »Theaterfreunde« durch ihre
                               personeller Kontinuität — der jetzige        Mitgliedschaft und/oder durch Spenden
                               Vorsitzende Jürgen Wannhoff ist erst der     unterstützen. Bewusst wird der Basisbei-
                               sechste in der Geschichte des Vereins        trag mit gegenwärtig 30 € pro Jahr niedrig
                               — andererseits auch von dem Bemühen,         gehalten, um möglichst vielen Menschen
                               immer wieder auf sich veränderte Rah-        das Mitwirken und damit das Eintreten
                               menbedingungen einzugehen. So konn-          für diese wichtige kulturelle Institution zu
                               ten dem Theater regelmäßig bedeutende        ermöglichen. Weitere Informationen auf
                               Mittel zur Verfügung gestellt werden, sei    unserer Homepage:
                               es für besondere Produktionen — soge-        www.theaterfreunde-detmold.de
                               nannte »Leuchtturmprojekte« —, sei es für
                               die Kinder- und Jugendarbeit der Bühne,                                     Michael Dahl
                               deren Verantwortliche Jahr für Jahr mit
                               fünfstelligen Summen rechnen dürfen.
                               Neben der finanziellen Förderung sehen
                               die »Theaterfreunde« eine weitere wichtige

                                                                                        13
MEISTERKURSE
EXTRAS

 Foto © Landestheater

»GIB MIR EINE VERZWEIFELTE FRAU —
DA GIBT’S KEINE KLEINE STIMME!«
Rund um Weihnachten gab Startenor Zoran Todorovich dem Opernstudio des Landestheaters
einen Meisterkurs. Maila von Haussen hat mit ihm darüber gesprochen, was man in drei Stunden
bewirken kann und wie er selbst seine Stimme gefunden hat
Am Ende des zweiten Tages — wie läuft der Meisterkurs         Ist das genau das, was du hier im Kurs weitergibst? Es
aus deiner Sicht?                                             geht um sehr physikalische Sachen: Raum, Volumen,
Zoran Todorovich: Unglaublich! Ich habe am ersten Tag         Anspannung, Entspannung …
auf die technischen Mankos aufmerksam gemacht und ein         ZT: Ja, das ist es. Wir alle tragen eine Stimme in uns, aber
paar Anregungen gegeben, in welche Richtung das gehen         wir wissen nicht, wie sie im Optimalfall klingt. Ich musste
soll — und fast jede*r hat sich Gedanken gemacht über         mich zehn Jahre durch lyrisches Repertoire kämpfen, weil
die Feiertage und hat eine gewisse Verbesserung mitge-        ich dachte, meine Stimme sei limitiert. Aber es lag an mei-
bracht, das finde ich toll! Das sind natürlich auch keine     nen technischen Möglichkeiten, die waren begrenzt. Erst
Anfänger*innen, das sind Studierende, die schon eine          durch optimale Nutzung der Resonanzen und Ressourcen
gewisse Technik haben, aber die neue Impulse brauchen,        des Körpers habe ich meine richtige Stimme entdeckt.
um weiterzukommen. Ich bin absolut begeistert, mit was        Man muss also die richtigen Lehrer*innen finden, die
für einer Euphorie die das aufnehmen — nicht nur die, die     einem helfen, seine richtige Stimme zu finden?
aktiv dabei sind, sondern auch die Kolleg*innen, die hier     ZT: Ich glaube nicht, dass es mit einem einzigen Lehrer
im festen Engagement sind und vorbeischauen und ein           von Anfang an gehen würde. Jede*r braucht eine gewisse
paar Ideen mitnehmen. Sie hören zu und reagieren spontan      Zeit zur Entwicklung, man kann nicht alles auf einmal
unglaublich positiv auf Verbesserungen ihrer Kolleg*innen,    verändern. Wenn man im Abstand von etwa fünf Jahren
mit einem Lächeln, mit Applaus.                               immer wieder an gute Pädagog*innen gerät, die das weiter-
Du machst den Eindruck, mit sehr viel Empathie                entwickeln können, dann ist man auch bereit und reif für
zu unterrichten.                                              Veränderungen. Dann kann man damit etwas anfangen,
ZT: Ich bin sehr interessiert daran, jungen Menschen, die     darauf aufbauen — in Etappen, das finde ich den gesündes-
Schwierigkeiten in der technischen Entwicklung haben,         ten Weg. Dann entsprechen die Rollen auch der stimmli-
eine Möglichkeit zu geben, sich zu finden. Mein Interesse     chen Entwicklung und so kann man auch in höherem Alter
basiert auf meinen eigenen Schwierigkeiten, die ich damals    eine frische Stimme erhalten und verbraucht sich nicht.
an der Frankfurter Musikhochschule hatte und nicht            Edita Gruberova und alle großen Sänger*innen, mit denen
wusste, wie ich mir helfen sollte.                            ich darüber gesprochen habe, sind diesen Weg gegangen
Was hat dich weitergebracht?                                  — mit unheimlich viel Disziplin, mit sehr viel künstleri-
ZT: Eine Agentur war an mir interessiert, fand aber, dass     scher Neugier, technischer Arbeit, Experimentieren … und
meine technische Entwicklung nicht der Qualität meiner        dann kommen gute musikalische Begleiter*innen, tolle
Stimme entsprach. Dann haben sie einen Professor in           Pianist*innen, Dirigent*innen, die einen im musikalischen
München gefunden, der privat geholfen hat, meine Tech-        Sinne weiterausbilden und zeigen, wie man das am besten
nik innerhalb von sechs Monaten zu verändern, sodass          nutzen kann.
ich daraufhin nicht nur mein Diplom an der Hochschule,        Was kann man in solch einem Meisterkurs erreichen,
sondern auch mein Engagement hier in Detmold bekom-           wo immerhin jede*r das Glück hat, drei Stunden zu
men habe. Nach zehn Jahren Karriere kam meine Ent-            bekommen, nicht nur eine?
wicklung allerdings ins Stocken, die Rollen wurden immer      ZT: Man hört eine Stimme und erkennt sofort, wo die
anspruchsvoller und meine Technik konnte da nicht mit-        Problematik liegt. Da kann man Anregungen geben, aber
halten. Dann habe ich mit Bruno Pola gearbeitet und die       man darf keine Wunder erwarten. Wer schlau ist, geht nach
Stimme technisch weiterentwickelt, so dass sich mir der       Hause und versucht, das zu realisieren mit dem Verstand
Weg zum Spinto und zum dramatischen Fach eröffnete.           und dem eigenen Körper. Im besten Fall geschieht es wie
                                                              mit dem Sopran gerade, der sich in diesen drei Tagen um
                                                              180° verändert hat!

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EXTRAS
                        KONZERTE

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                        Sonntag, 2. Februar 2020, 18:00 Uhr

                        Sebastian Koch
Foto © Mathias Bothor

                        liest DIE KREUTZERSONATE nach Leo N. Tolstoi
                        Karten: 0 52 31 – 974 803
                        www.landestheater-detmold.de

                         Dienstag, 4. Februar 2020, 19:30 Uhr,              Donnerstag, 6. Februar 2020, 20:15 Uhr
                         Buchhandlung !Kafka & Co."                         Theaterkantine, Eintritt frei

                         LieblingsStücke No. 7                              FreiRaum
                         Kann mir bitte einer einmal                        Sing deinen Song goes
                         kurz dieses Theaterstück                           Opera
                         erklären?
                         Danke. Ich wusste schon                            Als Sängerin oder Sänger eines bestimm-
                                                                            ten Stimmfaches ist man häufig auf ein
                         vorher, dass das nicht geht.                       Rollenbild festgelegt. Leidender Gelieb-
                         !Literaturnobelpreisträgerin", !Nestbe-            ter, rachsüchtige Furie, schwindsucht-
                         schmutzerin", !Feministin", !Medienge-             kranke Prostituierte oder Helikoptervater
                         stalt", !Angstkranke" — Elfriede Jelinek           sind gängige Opern-Stereotypen. Wenn
                         ist eine Autorin, die zwar viele nicht             man als Sopranistin aber schon immer
                         gelesen, über die aber alle eine Meinung           mal die Arie des Grafen Almaviva singen
                         haben. Als eine der bekanntesten und               wollte und einfach nicht dafür besetzt
                         umstrittensten Autorinnen im deutsch-              wird oder als Tenor auch gerne mal Tina
                         sprachigen Raum schreibt sie Prosa und             Turner zum Besten geben würde … Dann
                         Dramen, die keine zentrale Interpretation          ist der !FreiRaum" genau der richtige
                         zulassen, die das Herz ihrer Texte träfe.          Abend für solche Rollen- oder Fach-
                         Mit wortspielreicher Präzision befragt             wechsel. Passend zur fünften Jahreszeit
                         Elfriede Jelinek uns nach den Kellern und          gestalten wir einen ausgelassenen Abend
                         Kerkern unserer Gesellschaft. Ironisch,            voller Musik aller Genres.
                         poetisch und sprachgewaltig konfrontiert
                         sie uns damit, dass Menschenrechte                 Mit: Opernstudio and friends,
                         nicht für alle gleich sind. Als Gegenspie-         Mathias Mönius
                         lerin ragt aus dem Sprachfluss ein per-
                         sonifiziertes !Vorbei" heraus, das sich                         Gefördert durch das

                         mit humorvollen Zitaten zu einer klugen
                         Stimme der Erinnerung verdichtet.

                         Mit: Verena Karg, Alexandra Riemann,
                         Lea Redlich

                        IMPRESSUM:                                         Herstellung: Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf
                        Theaterzeitung des Landestheaters Detmold.         GmbH & Co. KG
                        Erscheint fünfmal pro Spielzeit als Beilage        Anzeigenleitung: Ralf Büschemann, Christian Erfkamp
                        der Lippischen Landes-Zeitung                      Anzeigenverkaufsleitung: Christian Erfkamp
                        Herausgeber:                                       Tel: 05231 911–0
                        Landestheater Detmold / Spielzeit 2019/20          E-Mail: LZ@LZ.de
                        Intendant: Georg Heckel                            Druck: Bösmann Medien und Druck
                        Verwaltungsdirektor: Stefan Dörr                   GmbH & Co. KG, Tel. 05231 911–0
                        Redaktion: Maila von Haussen                       E-Mail: info@boesmann.de / Auflage: 60 000
                        Mitarbeit: Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit   Erscheinungstermin: 1. Februar 2020
                        Grafik: Wiebke Jakobs und Michael Hahn,
                        Hamburg                                            Redaktionsschluss: 16. Januar 2020

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