Themenheft Der lange i-Laut - Rechtschreibung verstehen und üben Klasse 5/6
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Themenheft Der lange i-Laut Rechtschreibung verstehen und üben Klasse 5/6
Impressum Themenheft 8: Der lange i-Laut Rechtschreibung verstehen und üben Der Lehrgang für die Klassen 5/6 Prof. Dr. Friedrich Schönweiss Arbeitsbereich Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften Westfälische Wilhelms-Universität Münster Georgskommende 14 D-48143 Münster Adresse/Kontakt: Lernserver der Uni Münster – Individuelle Förderung Prof. Schönweiss und Team Georgskommende 14 D-48143 Münster T.: (0049) 251-83 28409 Fax: (0049) 251-83 21206 www.lernserver.de info@lernserver.de Autorin: Petra Schönweiss, Münster Illustration: Stephan Rürup und Imke Stotz, Münster Design und Druckvorbereitung: Stephanie Sczepanek, Eric Salumae (Umschlaggestaltung) Herausgeber: Friedrich Schönweiss, Münster 1. Auflage 2010 ©2010 by Friedrich Schönweiss, Münster Alle Rechte sind vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der schriftlichen Einwilligung durch Friedrich Schönweiss. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk gestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. ISBN 978-3-940876-68-3 www.lernserver.de ISBN 978-3-87101-596-0 www.brigg-paedagogik.de
i-Laut Inhalt Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................................................................................................................4 Grundlegendes zum langen i-Laut ..................................................................................................7 Die Regeln zum langen i-Laut .................................................................................................................9 Vorschlag zur Einführung im Unterricht ......................................................................................11 Übungen ..................................................................................................................................................13 Didaktische Hinweise zu den einzelnen Übungen ..................................................................47 Lösungen ...............................................................................................................................................55 • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de Themenheft 5/6 3
i-Laut Vorwort Liebe Lehrkraft! Des Weiteren können die Themenhefte für einen Unterricht genutzt werden, der mit individuel- Mit diesen Themenheften möchten wir Ihnen len (Lernserver-) Fördermaßnahmen einhergeht in kompakter Form die bewährte Lernserver- und mit diesen harmoniert. Häufig findet die Didaktik für die zentralen Bereiche der Recht- individuelle Förderung ja in unterrichtsbeglei- schreib-Förderung zur Verfügung stellen. Sie tenden Gruppen statt oder, sofern gravierende erhalten alles, was Sie benötigen, um Ihre Lücken aufgearbeitet werden müssen, in Form Klasse, eine Fördergruppe oder auch einzelne von Einzelförderungen oder gar lerntherapeuti- Kinder mit den wesentlichen Bestandteilen ei- schen Maßnahmen. Mit Hilfe der Themenhefte nes Themengebiets vertraut zu machen. Eine wird eine Abstimmung dieser unterschiedlichen besondere Rolle spielt dabei das Heranführen Förderbemühungen wesentlich erleichtert. von Kindern an das selbstständige Erarbeiten einzelner Lernschritte und an unterschiedliche Auch für das ergänzende Üben zu Hause bieten Formen gemeinsamen Lernens. Auch wenn die sich die Themenhefte an. Eltern werden damit in Themenhefte für den schulischen Einsatz konzi- die Lage versetzt, ihr Kind sinnvoll und fundiert piert wurden, können sie von Eltern problemlos bei der Aneignung der einzelnen Rechtschreib- für die häusliche Förderung genutzt werden. prinzipien zu unterstützen. Aufbau und Inhalt der Themenhefte Jedes Themenheft ist nach folgendem Muster Hinweis: aufgebaut: Bitte bedenken Sie, dass unsere The- - Erklärung des orthographischen Prinzips menhefte keinen Ersatz für eine indivi- - Vorschlag zur Themeneinführung im Unterricht duelle Förderung darstellen. Schüler mit - Arbeitsblätter (z. B. schriftliche Übungen, Rechtschreib-Problemen bedürfen einer mündliche Übungen, Spiele) individuellen Förderung mit eigens auf sie - Didaktische Hinweise zu den einzelnen Übungen abgestimmten Übungen! Sofern Sie die - Lösungen zur Selbstkontrolle Kompetenzen Ihrer Schüler oder Ihres Kin- des mit der Lernserver-Diagnostik (Müns- Einsatz teraner Rechtschreibanalyse) erfasst ha- Als Lehrkraft verfügen Sie mit den Themen- ben, können Sie den MRA-Normentabellen heften über einen strukturierten, einheitlichen das Leistungsniveau der einzelnen Schüler Rechtschreiblehrgang. Sie können sie für die ohne großen Aufwand auf einen Blick ent- Einführung in den betreffenden Themenbe- nehmen: reich nutzen. Erleichtert wird Ihnen Ihre Arbeit Bei unterdurchschnittlichen Leistungen ist dadurch, dass auf das eigenständige wie auch ein schulbegleitender Förderunterricht mit das gemeinschaftliche Lernen besonders Wert Hilfe der Lernserver-Gruppenförderung zu gelegt wird. empfehlen. • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de Gedacht sind die Themenhefte aber gerade Bei niedriger Leistung sollte die Förde- auch dafür, dass Sie mit ihrer ganzen Klasse an rung in einer Kleingruppe in der Schule und jenen Bereichen arbeiten können, die sich in der eventuell zusätzlich unter Einbeziehung Lernserver-Diagnostik als Fehlerschwerpunkte der Eltern erfolgen, die ihrem Kind zu Hau- herauskristallisiert haben. Damit möchten wir se sinnvoll helfen möchten. Hier ist ein Ar- dem Umstand Rechnung tragen, dass der An- beiten mit individuellen Fördermaterialien spruch einer tatsächlich individuellen Förderung dringend angeraten. für eine größere Gruppe von Kindern noch nicht Bei sehr niedriger Leistung empfehlen wir in jeder Schule erfüllt werden kann, sei es, weil zu prüfen, ob eine zusätzliche außerschu- keine oder zu wenige Förderstunden zur Verfü- lische Lerntherapie durch geschulte Fach- gung stehen, sei es, weil mangelnde personel- kräfte notwendig ist. le Ressourcen das Eingehen auf jedes einzelne Ausführliche Förderempfehlungen entneh- Kind verhindern, oder sei es, weil die strukturelle men Sie bitte den Anhängen der Normen- Beschaffenheit eines individuellen Lernmateri- tabellen. als noch Neuland für die Lehrenden bedeutet. 4 Themenheft 5/6
i-Laut Vorwort Handhabung der Materialien Die Materialien folgen meist dem gleichen Sche- ma, nämlich: Einführung Bevor Sie den Kindern die Arbeitsblätter vor- legen, sollten Sie sie grundsätzlicher in die in- Sicherung und Anwendung der Grundregel, haltliche Thematik einführen (Problemstellung). Sicherung und Anwendung der erweiter- ten Regel, Kennenlernen der Ausnahmen Wir machen Ihnen hierfür einen idealtypischen (Merkwörter), Einprägen der Ausnahmen, Vorschlag, aber Sie können selbstverständlich Sicherung der Ausnahmen, Anwendung von frei entscheiden, welche der vielfältigen Mög- Regel und Ausnahmen, Abschlusstest. lichkeiten Ihnen für Ihre Klasse am sinnvollsten erscheint. Wichtig ist lediglich, dass die Schüler nach der gemeinsamen Erarbeitung verstanden Hinsichtlich der Arbeitsblätter beachten Sie bitte haben, worum es in den Übungen gehen wird. weiterhin, dass diese als Grundgerüst zu verste- Dies kann z. B. in Form einer gemeinsam formu- hen sind, das von Ihnen beliebig erweitert oder lierten Lösungsstrategie (Einsicht, Trick, Weg- verkürzt werden kann, je nachdem, wie rasch weiser, Hilfe, Regel …) schriftlich fixiert werden. eine Klasse oder Fördergruppe die einzelnen Bereiche beherrscht. In der Regel werden auch Didaktische Hinweise Wortdiktate angeboten, die mit einer großen In den didaktischen Hinweisen wird Ihnen das Auswahl an speziell zum Thema ausgesuchten inhaltliche „Warum“ und „Wie“ der Übungen auf- Übungswörtern eine ausreichende und individu- gezeigt. Es empfiehlt sich, diese vor Ausgeben ell anzupassende Automatisierung des Gelern- der Arbeitsblätter kurz durchzulesen. ten ermöglichen. Sinnvoll ist jedoch auf alle Fälle, nach dem „Ab- Arbeitsblätter schlusstest“ am Ende einer Themensequenz Die Arbeitsblätter sind zum selbstständigen oder noch zusätzlich durch das Verfassen freier Texte gemeinsamen Vertiefen des Gelernten gedacht. (evtl. Schlüsselwörter vorgeben) zu überprüfen, ob das Gelernte auch in komplexeren Schreib- Bitte händigen Sie sie nicht alle auf einmal aus. situationen sicher angewendet werden kann. Einerseits soll sich das Kind nicht von der lei- der nun einmal notwendigen Menge erschlagen Lösungen fühlen. Andererseits soll es nicht in die schlech- Die Lösungen am Ende des Themenheftes die- te Angewohnheit vieler Schüler verfallen, mög- nen der Selbst- oder Partnerkontrolle. Wichtig ist lichst schnell und ohne richtig nachzudenken die jedoch auch, Fehler gemeinsam zu besprechen Übungen einfach „abzuhaken“. Weder Sie noch und im Zuge dessen zu erforschen, woran die Un- Ihre Schüler würden sich damit einen Gefallen sicherheit liegen könnte: Regel nicht verstanden, tun, da auf diese Weise der Lernerfolg nicht ge- vergessen, falsch angewendet? Merkwörter nicht währleistet wäre. Sinnvoller ist es, die Übungen sicher gespeichert? Allgemeine Probleme mit der peu à peu bearbeiten zu lassen, und zwar so, deutschen Sprache, z. B. beim Finden von Wort- • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de dass das Rechtschreibthema mit der höchst- verwandten? Auf die Schwierigkeiten des einzel- möglichen Aufmerksamkeit angegangen und nen Kindes sollte mit entsprechenden Wiederho- kognitiv durchdrungen wird. Bitte versuchen Sie lungsangeboten des bereits Gelernten reagiert stets, eine solche Arbeitshaltung Ihrer Schüler werden, möglicherweise auch mit anders (oder zu befördern. Honorieren Sie bereits die Bemü- selbst) formulierter Lösungsstrategie. hungen, sich ernsthaft mit einem Thema ausein- anderzusetzen, auch wenn das Bearbeiten eines Arbeitsblattes nicht auf Anhieb fehlerfrei gelingt. Methodik Unsere Methodik zielt darauf ab, die Schüle- rinnen und Schüler zum Erkunden von recht- schreiblichen Prinzipien anzuregen: Sie sollen Probleme, die sich aus bestimmten Merkma- len der deutschen Sprache ergeben, erkennen und durch geeignete Strategien lösen können. Themenheft 5/6 5
i-Laut Vorwort Auch Kinder, die durch immer wiederkehren- rer“ Bereich, worunter die Ausnahmen der Kern- de Misserfolgserlebnisse kaum noch Lern- und prinzipien zu verstehen sind, muss in Form von Übungsbereitschaft in Bezug auf Rechtschrei- Gedächtnisarbeit erworben werden. ben aufbringen, beginnen auf diese Weise wieder einen Sinn darin zu sehen, sich mit Schriftspra- Mit dieser Methode der intellektuellen Heran- che auseinanderzusetzen. Sie erfahren, dass es gehensweise offerieren wir eine Alternative zum nunmehr um das bewusste Aneignen von Wissen reinen Einprägen des Wortbilds. geht, das sie auch auf unbekannte oder mangel- Dass jedoch zusätzlich durch häufiges Schreiben haft gespeicherte Wörter übertragen können. Die und Lesen ein immer größer werdender Wort- unüberschaubare Vielfalt möglicher Schreibun- schatz im lexikalischen Gedächtnis gespeichert gen, die oft alle Bemühungen in frustrierter Hilflo- werden muss, um Schriftsprache auch unter sigkeit enden ließ, erhält nun eine systematische dem Gesichtspunkt „Schnelligkeit“ angemessen Ordnung: Regelmäßigkeiten und Zusammen- zu beherrschen, steht außer Frage. hänge werden aufgezeigt und nutzbar gemacht; Analogiebildungen und Transferleistungen sind realisierbar; eigenständiges Reflektieren und Wir wünschen nun Ihnen, Ihren Schülern und Durchdringen der einzelnen Rechtschreibberei- Kindern viel Freude und Erfolg! che ist keine Hexerei mehr. Dies ist möglich, weil die deutsche Orthographie in ihrem Kernbereich strukturiert und in der ihr zugrunde liegenden Petra Schönweiss, Friedrich Schönweiss und Ordnung kognitiv zu erarbeiten ist. Nur ihr „äuße- das Lernserver-Team der Uni Münster • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de 6 Themenheft 5/6
i-Laut Grundlegendes Grundlegendes zum i-Laut Wichtig ist, die Kinder von vorneherein darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich ein paar Der i-Laut kann auf vier verschiedene Arten ver- Merkwörter werden einprägen müssen. Auf diese schriftet werden, wobei das kurze /i/ immer „i“ Weise wird Enttäuschung und Frust vermieden, geschrieben wird. Die Schwierigkeiten liegen al- wenn Begriffe auftauchen, die nicht der gelern- lein beim langen i-Laut: ten Regel entsprechen (z. B. lila ohne e, obwohl der i-Laut lang ist). - ie wie in Wiese (Chemie, telefonieren) Wenn Sie es für sinnvoll halten, können Sie eine - ih in Fürwörtern, die mit „i“ beginnen: ihn, Liste der Merkwörter im Klassenzimmer aufhän- - ieh bei „Vieh“ und gebeugten Verben: es zieht, gen (siehe Übung 12a). Auf diese Weise wird er befiehlt auch die „Endlichkeit“ der später zu lernenden - langes i bei Fremd- und Lehnwörtern (Biber, Kilo) Merkwörter ersichtlich, ohne dass die Kinder sich zum Zeitpunkt der Regelerarbeitung näher damit Die Vielfalt der Längezeichen bringt so manches beschäftigen müssen. Kind zur Verzweiflung, vor allem dann, wenn sie nebeneinander erscheinen: Wieso schreibt man Automatisierung „wir“, aber „Bier“, aber „ihr“, aber „flieht“, wenn Um Missverständnissen vorzubeugen, sei hier das /i/ immer gleich klingt? noch einmal erwähnt, dass man allein durch das Auch die anderen Dehnungszeichen, wie das Verstehen und Begreifen orthographischer Ge- Dehnungs-h oder die Doppelvokale, tragen einen setzmäßigkeiten nicht zum sicheren Schreiber guten Teil zur Verwirrung bei. Sie werden im The- wird. Genauso wichtig ist das Üben, Einschleifen menheft 7 („Dehnung“) ausführlich behandelt. und Automatisieren des Regelwissens mit dem Bei der Unterscheidung i, ie, ih, ieh ist es zunächst Ziel, dieses nicht mehr bewusst anwenden zu einmal wichtig, dass eine andere Schreibung als müssen, sondern nur noch als letzte Sicherheit „i“ nur beim betonten und gleichzeitig langen Vo- für unbekannte oder wieder vergessene Wörter kal möglich ist. Sind diese wichtigen Prinzipien im Kopf zu haben. der deutschen Orthographie bekannt (siehe The- menheft „Betonung“), gehören Fehler wie Ziemer, Voraussetzungen Stieft, Liemonade, Zietrone u. Ä. schnell der Ver- gangenheit an. - Das Kind muss lauttreue Wörter sicher schrei- ben können. Hat es noch Schwierigkeiten mit Für die richtige Schreibung muss also herausge- der Durchgliederung eines lauttreuen Wor- funden werden, ob der i-Laut der Betonungsgip- tes (Sofa, rufen etc.) oder mit der akustischen fel im Wort ist und ob er lang gesprochen wird. oder optischen Differenzierung von Lauten und Nur dann muss man sich überlegen, welche Buchstaben, ist es mit der Problematik des i- Schreibung nun beim betreffenden Wort in Frage Lautes zweifellos überfordert. kommen kann. - Vokale, Konsonanten, Umlaute und Diphtonge Da viele Kinder an der Unübersichtlichkeit der müssen benannt und unterschieden werden möglichen Längezeichen scheitern, bieten wir können. • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de eine Systematik an: In verschiedenen Blöcken - Außerdem ist die Fähigkeit erforderlich, den werden die einzelnen Rechtschreibphänomene betonten Vokal und seine Länge bzw. Kürze besprochen, geübt und automatisiert. Eine Ge- herauszufinden. Das Themenheft „Betonung“ genüberstellung der unterschiedlichen Schrei- mit ausführlichen Erklärungen und Übungen ist bungen soll erst nach der Sicherung stattfinden. deshalb die Voraussetzung für das Fördern von Dehnung, i-Laut, Dopplung und s-Laute. Die Ausnahmen Jede Regel hat ihre Ausnahmen, das ist leider Methodik so. Auch beim langen i-Laut gibt es Wörter, die Aufbau der Materialien sich einer Systematik entziehen. Trotzdem ist es Der i-Laut in all seinen Facetten ist ein schwieri- möglich, sich einen Großteil der Wörter mit Hil- ges Kapitel. Jedoch kann man auch hier systema- fe einiger weniger Regeln selbst zu erschließen, tisch vorgehen und Ordnung in den Wildwuchs und es wäre schade, wenn man darauf verzich- bringen, wenn dem Kind ausreichend Gelegen- ten würde, nur weil es einige Ausnahmen gibt. heit gegeben wird, die einzelnen Schreibweisen Themenheft 5/6 7
i-Laut Grundlegendes nacheinander mit sinnvollen Strategien einzu- komplexe Sachverhalte anzueignen, muss auf üben. Die verschiedenen Schreibweisen des lan- das Auswendiglernen von Wortlisten zurückge- gen i-Lautes werden in Päckchen sortiert ange- griffen werden. Es ist aber eine Illusion zu glau- boten: ben, dass auf diese Weise weniger gelernt und - ie in deutschen Wörtern geübt werden müsste. Letztlich liegt es bei Ihnen als lehrende und be- - ie in Fremdwörtern treuende Person herauszufinden, welche „Me- - Merkwörter mit langem „i“ thode“ das einzelne Kind weiterbringen kann. - ih in Fürwörtern Das ist mit Geduld und Ausdauer verbunden, und - ieh in gebeugten Verben es ist möglich, dass Irrwege erkannt und andere Es wird möglichst vermieden, die unterschied- Pfade eingeschlagen werden müssen, bevor sich lichen Schreibweisen für den langen i-Laut ne- ein nachhaltiger Erfolg einstellt. Da aber leider beneinander zu stellen, wie z. B.: „Schreibe hier, der berühmte Knopf noch nicht gefunden wur- aber wir, aber ihr, aber Vieh“, sondern es wird je- de, bei dem alle Kinder gleichermaßen und im weils eine Schreibung eingeführt, geübt und ver- selben Tempo das Rechtschreiben fehlerfrei er- tieft. Dann sollte eine Pause gemacht und daran lernen könnten, muss unser gemeinsames Ziel anschließend das nächste Päckchen behandelt weiterhin sein, jedem Kind die Rechtschreibung werden. Wichtig ist, dass die einzelnen Schritte in ausreichendem Maße zu vermitteln, egal, wie nicht zu nah aufeinanderfolgen. lange das einzelne dazu braucht. Automatisierung Wichtig: Die eingehende Fehlerbesprechung! Wie lange die Automatisierung der einzelnen Bitte nehmen Sie Fehler als Hinweise darauf, Phänomene dauert, ist natürlich individuell unter- dass das Kind einen Schritt oder mehrere noch schiedlich. Wir bieten zwar das „Gerüst“ in einem nicht verstanden hat. Unsere Methode baut pri- sinnvollen, systematischen Zusammenhang an, mär auf Verständnis und Begreifen auf, erst se- sind aber nicht so anmaßend, unsere Anordnung kundär auf Einprägen des Wortbildes. Es würde und Reihenfolge als unumstößliche Vorgabe zu also wahrscheinlich wenig helfen, wenn Sie eine sehen. Genauso wenig sind die Materialien als falsche Verschriftung lediglich rot unterstreichen. „Man-nehme-Rezepte“ zu verstehen, die für alle In den seltensten Fällen wird sich ein Kind sein Kinder gleichermaßen gelten müssen. Vielmehr Arbeitsblatt freiwillig noch einmal hernehmen hängt es von Ihrem Einfühlungsvermögen ab, wie und versuchen allein herauszufinden, wo sein mit den Übungen umgegangen wird. Dabei gilt Denkfehler steckt oder ob es eventuell eine fal- es vor allem die individuelle Auffassungsgabe sche Strategie angewendet hat. der Kinder zu berücksichtigen, also u. a. fest- Deshalb ist es erforderlich, die Fehler möglichst zustellen, mit welcher Geschwindigkeit sie sich zeitnah an die Übung mit dem Kind zu bespre- die Gesetzmäßigkeiten der Sprache anzueignen chen, wenn es sich noch an die Gründe erinnern imstande sind, in welcher psychischen recht- kann, weswegen es so und nicht anders ge- schreiblichen Situation sie sich befinden, wie es schrieben hat. • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de um ihre augenblickliche Motivation, Lernbereit- schaft und Konzentration steht. Demzufolge kön- Zu den Lückenübungen nen z. B. Arbeitstempo und Anzahl der Wiederho- Wir bieten in den Arbeitsblättern oft Lücken- lungen variieren und zusätzliches Wortmaterial wörter an. Dies ist als vereinfachte Übungsform erforderlich sein, aber auch vertiefende Übungen gedacht, damit das Kind seine Aufmerksamkeit ausgelassen werden. auf ein bestimmtes Rechtschreibproblem fokus- Es ist selbstverständlich auch möglich, die Fremd- sieren kann und nicht durch andere Schwierig- wörter erst zu einem späteren Zeitpunkt zu be- keiten wie Groß- Kleinschreibung, Umlautablei- handeln, um Überforderung zu vermeiden. Aller- tung, Auslautableitung usw. abgelenkt wird. Oft dings sollten Fehler in diesem Bereich dann wird nach der Lückenübung allerdings zusätzlich fairerweise nicht bewertet werden. noch die Schreibung des ganzen Wortes ver- langt. Wo das nicht der Fall ist, bleibt es Ihnen Alternative Methoden natürlich unbenommen, alle Lückenwörter einer Für Kinder, die auf Grund ihrer kognitiven Ent- Übung zusätzlich ins Heft schreiben zu lassen. wicklung noch Schwierigkeiten damit haben, sich 8 Themenheft 5/6
i-Laut Regeln Die Regeln zum langen i-Laut Der lange i-Laut kann i, ie, ih und ieh verschriftet werden. Der kurze i-Laut wird immer „i“ geschrieben. Im Folgenden geht es nur um den lang gesprochenen i-Laut. 1. „ie“ 1.1 In den meisten deutschen Wörtern hat der lange betonte i-Laut das Längezeichen „e“, also wird „ie“ geschrieben. Danach folgt in aller Regel nur ein Konsonant: lieben, Wiese, tief (Ausnahmen mit mehreren Konsonanten nach dem „ie“: Biest, Priester, riechen) 1.2 Wird in einem gebeugten Verb der i-Laut lang gesprochen und kommt in der Grundform weder ein Dehnungs-h noch ein Silben-h vor, so schreibt man „ie“, z. B.: rufen à er rief blasen à er blies Ausnahme ohne „e“: er gibt; gib! 1.3 „ie“ schreibt man auch in Fremdwörtern mit den betonten Endungen „-ie“, „-ier“ und „-ieren“: -ie: Batterîe, Industrîe, Fotografîe, Harmonîe (aber Bikîni oder Salâmi) -ier: Klavîer, Papîer, Scharnîer -ieren: telefonîeren, marschîeren, probîeren (Ausnahmen: Souvenir, Vampir, Wesir) 2. „i” 2.1 In Fremdwörtern wird bis auf die oben genannten Fälle der lange i-Laut nur mit „i“ verschriftet. Man kann – auch als Kind – viele Fremdwörter daran erkennen, dass sie NICHT in der ersten Silbe betont sind: • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de Bikîni, Famîlie, Petersîlie Insofern muss man diese Wörter nicht auswendig lernen, sondern orientiert sich lediglich daran, in welcher Silbe der betonte i-Laut vorkommt. 2.2 In Endungen, bei denen nach dem langen i-Laut kein „r“ folgt, wird ebenfalls nur „i“ geschrieben. -il: fragîl, zivîl, Ventîl -ine: Apfelsîne, Mandarîne, Pralîne -iv: Detektîv, fiktîv, konstruktîv -ive: Lokomotîve, Perspektîve -iz: Indîz, Justîz, Hospîz, Milîz Themenheft 5/6 9
i-Laut Regeln 2.3 Einige Wörter gibt es allerdings, bei denen der lange betonte i-Laut in der ersten Silbe liegt und nur mit „i“ verschriftet wird. Es handelt sind zum größten Teil um Fremd- oder Lehnwörter, die von einem Kind nicht als solche erkannt werden können und deshalb auswendig gelernt werden müssen. Bibel, Biber, Bisamratte, Bison, Brise, dir, mir, wir, Fibel, Fiber, er gibt, Igel, Kilo, Kino, Klima, Klinik, Krise, Lid (Auge), Liga, lila, Lilie, Linie, Liter, Mime, Mimik, Mine (Stift-), Nil, Nische, piken, piksen, Pinie, prima, Primel, Prise, Risiko, Rizinus, Ski, Silo, Sinus, Sirup, Stil (Kunst-), Tiger, Titel, Virus, Visum, Vize- kanzler, wider, wir, Wisent 3. „ih“ „ih“ kommt nur in Personalpronomen und ihren Ableitungen vor, die mit /i/ beginnen: ihm, ihn, ihr, ihnen, ihren, ihresgleichen, ihretwegen Ein einziges Nomen gibt es mit „ih“: der Ihle (ein Hering, der abgelaicht hat) 4. „ieh“ „ieh“ gibt es nur in einem einzigen Nomen und seinen Ableitungen: das Vieh Ansonsten kommt „ieh“ ausschließlich in gebeugten Verbformen vor und zwar dann, wenn in der Grundform ein Dehnungs-h oder ein silbentrennendes h steht und der betonte Laut im gebeugten Verb lang bleibt: befehlen à er befiehlt empfehlen à er empfiehlt sehen à er sieht fliehen à er flieht • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de 10 Themenheft 5/6
i-Laut Einführung Vorschlag zur Themeneinführung im Unterricht Einstieg Schreiben Sie folgenden „Quatschsatz“ an die Tafel: „Die Hirtin zieht ihre zitternde lila Ziege hinter sich her.“ Die Kinder sollen die Besonderheit dieses Satzes herausfinden: Viele i-Laute, die unterschiedlich verschriftet werden. Gemeinsam werden die verschiedenen Schreibweisen geordnet: gesprochen geschrieben kurz: i (Hirtin, zitternde, hinter, sich) lang: ie (die, Ziege), ieh (zieht), ih (ihre), i (lila) Problemerkennung Das Problem ist der lange i-Laut, weil bei diesem nicht weniger als vier verschiedene Schreibweisen möglich sind. Wie findet man nun die richtige heraus? Problemlösung Geben Sie den Kindern einen beliebigen, aber nicht zu langen Text aus dem Lesebuch oder aus einer Zeitung. Die Aufgabe besteht darin, alle i-Laute in das obige Schema einzuordnen und zu zählen. Frage: Welche Verschriftungen sind die beiden häufigsten? Antwort: Kurzes i und langes ie. Also ist es zunächst einmal wichtig, zwischen diesen beiden zu unterscheiden. Die Kinder machen Vorschläge, wie sie die richtige Schreibung herausfinden können. Letztlich wird als erste Regel festgehalten: Nur das betonte /i/ kann lang oder kurz gesprochen werden. Also werden alle unbetonten /i/ „i“ geschrieben. (Beispiele: ewig, französisch, Geheimnis, Köchin usw.) Beim betonten i-Laut muss nun unterschieden werden, ob er lang oder kurz klingt. Klingt er kurz, wird immer „i“ geschrieben. Beispiele: wild, Zimmer, Kiste, Brille, Witz usw. Klingt er lang, wird in den meisten Fällen „ie“ geschrieben. Beispiele: Wiege, tief, lieb, spielen usw. • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de Verteilen Sie nun das erste Arbeitsblatt. Themenheft 5/6 11
Übungen zum langen i-Laut
Name: i-Laut Klasse: Datum: Übung 1 Kurzer oder langer i-Laut (i oder ie)? - Sprich dir die Wörter vor: Klingt /i/ kurz oder lang? - Wenn es kurz klingt, setze „i“ ein. - Wenn es lang klingt, schreibe „ie“. - der R___tter die W___ge das B___ld die P___lze der Br___f der F___sch die K___ste der P___nsel die K___rsche die W___se die ___nsel das Kn___ • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de Hier kommt nur eine mögliche Schreibung in Frage. Welche und warum? die L___belle der Pel___kan die Z___trone die P___stole Begründung: _________________________________________________________ 14 Themenheft 5/6
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