Themenheft Der lange i-Laut - Rechtschreibung verstehen und üben Klasse 5/6

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Themenheft
        Der lange i-Laut

Rechtschreibung verstehen und üben
            Klasse 5/6
Impressum
Themenheft 8: Der lange i-Laut
Rechtschreibung verstehen und üben
Der Lehrgang für die Klassen 5/6

Prof. Dr. Friedrich Schönweiss
Arbeitsbereich Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Georgskommende 14
D-48143 Münster

Adresse/Kontakt:
Lernserver der Uni Münster – Individuelle Förderung
Prof. Schönweiss und Team
Georgskommende 14
D-48143 Münster
T.: (0049) 251-83 28409
Fax: (0049) 251-83 21206
www.lernserver.de
info@lernserver.de

Autorin: Petra Schönweiss, Münster
Illustration: Stephan Rürup und Imke Stotz, Münster
Design und Druckvorbereitung: Stephanie Sczepanek, Eric Salumae (Umschlaggestaltung)
Herausgeber: Friedrich Schönweiss, Münster

1. Auflage 2010
©2010 by Friedrich Schönweiss, Münster
Alle Rechte sind vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich
zugelassenen Fällen bedarf der schriftlichen Einwilligung durch Friedrich Schönweiss.
Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in
ein Netzwerk gestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.

ISBN 978-3-940876-68-3
www.lernserver.de

ISBN 978-3-87101-596-0
www.brigg-paedagogik.de
i-Laut
                                                                                                                                                                      Inhalt

                                                                       Inhaltsverzeichnis

                                                                       Vorwort ......................................................................................................................................................4

                                                                       Grundlegendes zum langen i-Laut ..................................................................................................7

                                                                       Die Regeln zum langen i-Laut .................................................................................................................9

                                                                       Vorschlag zur Einführung im Unterricht ......................................................................................11

                                                                       Übungen ..................................................................................................................................................13

                                                                       Didaktische Hinweise zu den einzelnen Übungen ..................................................................47

                                                                       Lösungen ...............................................................................................................................................55
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                                                                       Themenheft 5/6                                                                                                                                                    3
i-Laut
                                                                 Vorwort

    Liebe Lehrkraft!                                      Des Weiteren können die Themenhefte für einen
                                                          Unterricht genutzt werden, der mit individuel-
    Mit diesen Themenheften möchten wir Ihnen             len (Lernserver-) Fördermaßnahmen einhergeht
    in kompakter Form die bewährte Lernserver-            und mit diesen harmoniert. Häufig findet die
    Didaktik für die zentralen Bereiche der Recht-        individuelle Förderung ja in unterrichtsbeglei-
    schreib-Förderung zur Verfügung stellen. Sie          tenden Gruppen statt oder, sofern gravierende
    erhalten alles, was Sie benötigen, um Ihre            Lücken aufgearbeitet werden müssen, in Form
    Klasse, eine Fördergruppe oder auch einzelne          von Einzelförderungen oder gar lerntherapeuti-
    Kinder mit den wesentlichen Bestandteilen ei-         schen Maßnahmen. Mit Hilfe der Themenhefte
    nes Themengebiets vertraut zu machen. Eine            wird eine Abstimmung dieser unterschiedlichen
    besondere Rolle spielt dabei das Heranführen          Förderbemühungen wesentlich erleichtert.
    von Kindern an das selbstständige Erarbeiten
    einzelner Lernschritte und an unterschiedliche        Auch für das ergänzende Üben zu Hause bieten
    Formen gemeinsamen Lernens. Auch wenn die             sich die Themenhefte an. Eltern werden damit in
    Themenhefte für den schulischen Einsatz konzi-        die Lage versetzt, ihr Kind sinnvoll und fundiert
    piert wurden, können sie von Eltern problemlos        bei der Aneignung der einzelnen Rechtschreib-
    für die häusliche Förderung genutzt werden.           prinzipien zu unterstützen.

    Aufbau und Inhalt der Themenhefte
    Jedes Themenheft ist nach folgendem Muster              Hinweis:
    aufgebaut:                                              Bitte bedenken Sie, dass unsere The-
    - Erklärung des orthographischen Prinzips               menhefte keinen Ersatz für eine indivi-
    - Vorschlag zur Themeneinführung im Unterricht          duelle Förderung darstellen. Schüler mit
    - Arbeitsblätter (z. B. schriftliche Übungen,           Rechtschreib-Problemen bedürfen einer
      mündliche Übungen, Spiele)                            individuellen Förderung mit eigens auf sie
    - Didaktische Hinweise zu den einzelnen Übungen         abgestimmten Übungen! Sofern Sie die
    - Lösungen zur Selbstkontrolle                          Kompetenzen Ihrer Schüler oder Ihres Kin-
                                                            des mit der Lernserver-Diagnostik (Müns-
    Einsatz                                                 teraner Rechtschreibanalyse) erfasst ha-
    Als Lehrkraft verfügen Sie mit den Themen-              ben, können Sie den MRA-Normentabellen
    heften über einen strukturierten, einheitlichen         das Leistungsniveau der einzelnen Schüler
    Rechtschreiblehrgang. Sie können sie für die            ohne großen Aufwand auf einen Blick ent-
    Einführung in den betreffenden Themenbe-                nehmen:
    reich nutzen. Erleichtert wird Ihnen Ihre Arbeit        Bei unterdurchschnittlichen Leistungen ist
    dadurch, dass auf das eigenständige wie auch            ein schulbegleitender Förderunterricht mit
    das gemeinschaftliche Lernen besonders Wert             Hilfe der Lernserver-Gruppenförderung zu
    gelegt wird.                                            empfehlen.
                                                                                                              • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

    Gedacht sind die Themenhefte aber gerade                Bei niedriger Leistung sollte die Förde-
    auch dafür, dass Sie mit ihrer ganzen Klasse an         rung in einer Kleingruppe in der Schule und
    jenen Bereichen arbeiten können, die sich in der        eventuell zusätzlich unter Einbeziehung
    Lernserver-Diagnostik als Fehlerschwerpunkte            der Eltern erfolgen, die ihrem Kind zu Hau-
    herauskristallisiert haben. Damit möchten wir           se sinnvoll helfen möchten. Hier ist ein Ar-
    dem Umstand Rechnung tragen, dass der An-               beiten mit individuellen Fördermaterialien
    spruch einer tatsächlich individuellen Förderung        dringend angeraten.
    für eine größere Gruppe von Kindern noch nicht          Bei sehr niedriger Leistung empfehlen wir
    in jeder Schule erfüllt werden kann, sei es, weil       zu prüfen, ob eine zusätzliche außerschu-
    keine oder zu wenige Förderstunden zur Verfü-           lische Lerntherapie durch geschulte Fach-
    gung stehen, sei es, weil mangelnde personel-           kräfte notwendig ist.
    le Ressourcen das Eingehen auf jedes einzelne           Ausführliche Förderempfehlungen entneh-
    Kind verhindern, oder sei es, weil die strukturelle     men Sie bitte den Anhängen der Normen-
    Beschaffenheit eines individuellen Lernmateri-          tabellen.
    als noch Neuland für die Lehrenden bedeutet.

4                                                                                  Themenheft 5/6
i-Laut
                                                                                                                                     Vorwort

                                                                       Handhabung der Materialien                            Die Materialien folgen meist dem gleichen Sche-
                                                                                                                             ma, nämlich:
                                                                       Einführung
                                                                       Bevor Sie den Kindern die Arbeitsblätter vor-
                                                                       legen, sollten Sie sie grundsätzlicher in die in-       Sicherung und Anwendung der Grundregel,
                                                                       haltliche Thematik einführen (Problemstellung).         Sicherung und Anwendung der erweiter-
                                                                                                                               ten Regel, Kennenlernen der Ausnahmen
                                                                       Wir machen Ihnen hierfür einen idealtypischen           (Merkwörter), Einprägen der Ausnahmen,
                                                                       Vorschlag, aber Sie können selbstverständlich           Sicherung der Ausnahmen, Anwendung von
                                                                       frei entscheiden, welche der vielfältigen Mög-          Regel und Ausnahmen, Abschlusstest.
                                                                       lichkeiten Ihnen für Ihre Klasse am sinnvollsten
                                                                       erscheint. Wichtig ist lediglich, dass die Schüler
                                                                       nach der gemeinsamen Erarbeitung verstanden           Hinsichtlich der Arbeitsblätter beachten Sie bitte
                                                                       haben, worum es in den Übungen gehen wird.            weiterhin, dass diese als Grundgerüst zu verste-
                                                                       Dies kann z. B. in Form einer gemeinsam formu-        hen sind, das von Ihnen beliebig erweitert oder
                                                                       lierten Lösungsstrategie (Einsicht, Trick, Weg-       verkürzt werden kann, je nachdem, wie rasch
                                                                       weiser, Hilfe, Regel …) schriftlich fixiert werden.   eine Klasse oder Fördergruppe die einzelnen
                                                                                                                             Bereiche beherrscht. In der Regel werden auch
                                                                       Didaktische Hinweise                                  Wortdiktate angeboten, die mit einer großen
                                                                       In den didaktischen Hinweisen wird Ihnen das          Auswahl an speziell zum Thema ausgesuchten
                                                                       inhaltliche „Warum“ und „Wie“ der Übungen auf-        Übungswörtern eine ausreichende und individu-
                                                                       gezeigt. Es empfiehlt sich, diese vor Ausgeben        ell anzupassende Automatisierung des Gelern-
                                                                       der Arbeitsblätter kurz durchzulesen.                 ten ermöglichen.
                                                                                                                             Sinnvoll ist jedoch auf alle Fälle, nach dem „Ab-
                                                                       Arbeitsblätter                                        schlusstest“ am Ende einer Themensequenz
                                                                       Die Arbeitsblätter sind zum selbstständigen oder      noch zusätzlich durch das Verfassen freier Texte
                                                                       gemeinsamen Vertiefen des Gelernten gedacht.          (evtl. Schlüsselwörter vorgeben) zu überprüfen,
                                                                                                                             ob das Gelernte auch in komplexeren Schreib-
                                                                       Bitte händigen Sie sie nicht alle auf einmal aus.     situationen sicher angewendet werden kann.
                                                                       Einerseits soll sich das Kind nicht von der lei-
                                                                       der nun einmal notwendigen Menge erschlagen           Lösungen
                                                                       fühlen. Andererseits soll es nicht in die schlech-    Die Lösungen am Ende des Themenheftes die-
                                                                       te Angewohnheit vieler Schüler verfallen, mög-        nen der Selbst- oder Partnerkontrolle. Wichtig ist
                                                                       lichst schnell und ohne richtig nachzudenken die      jedoch auch, Fehler gemeinsam zu besprechen
                                                                       Übungen einfach „abzuhaken“. Weder Sie noch           und im Zuge dessen zu erforschen, woran die Un-
                                                                       Ihre Schüler würden sich damit einen Gefallen         sicherheit liegen könnte: Regel nicht verstanden,
                                                                       tun, da auf diese Weise der Lernerfolg nicht ge-      vergessen, falsch angewendet? Merkwörter nicht
                                                                       währleistet wäre. Sinnvoller ist es, die Übungen      sicher gespeichert? Allgemeine Probleme mit der
                                                                       peu à peu bearbeiten zu lassen, und zwar so,          deutschen Sprache, z. B. beim Finden von Wort-
• © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

                                                                       dass das Rechtschreibthema mit der höchst-            verwandten? Auf die Schwierigkeiten des einzel-
                                                                       möglichen Aufmerksamkeit angegangen und               nen Kindes sollte mit entsprechenden Wiederho-
                                                                       kognitiv durchdrungen wird. Bitte versuchen Sie       lungsangeboten des bereits Gelernten reagiert
                                                                       stets, eine solche Arbeitshaltung Ihrer Schüler       werden, möglicherweise auch mit anders (oder
                                                                       zu befördern. Honorieren Sie bereits die Bemü-        selbst) formulierter Lösungsstrategie.
                                                                       hungen, sich ernsthaft mit einem Thema ausein-
                                                                       anderzusetzen, auch wenn das Bearbeiten eines
                                                                       Arbeitsblattes nicht auf Anhieb fehlerfrei gelingt.   Methodik
                                                                                                                             Unsere Methodik zielt darauf ab, die Schüle-
                                                                                                                             rinnen und Schüler zum Erkunden von recht-
                                                                                                                             schreiblichen Prinzipien anzuregen: Sie sollen
                                                                                                                             Probleme, die sich aus bestimmten Merkma-
                                                                                                                             len der deutschen Sprache ergeben, erkennen
                                                                                                                             und durch geeignete Strategien lösen können.

                                                                       Themenheft 5/6                                                                                             5
i-Laut
                                                                  Vorwort

    Auch Kinder, die durch immer wiederkehren-             rer“ Bereich, worunter die Ausnahmen der Kern-
    de Misserfolgserlebnisse kaum noch Lern- und           prinzipien zu verstehen sind, muss in Form von
    Übungsbereitschaft in Bezug auf Rechtschrei-           Gedächtnisarbeit erworben werden.
    ben aufbringen, beginnen auf diese Weise wieder
    einen Sinn darin zu sehen, sich mit Schriftspra-       Mit dieser Methode der intellektuellen Heran-
    che auseinanderzusetzen. Sie erfahren, dass es         gehensweise offerieren wir eine Alternative zum
    nunmehr um das bewusste Aneignen von Wissen            reinen Einprägen des Wortbilds.
    geht, das sie auch auf unbekannte oder mangel-         Dass jedoch zusätzlich durch häufiges Schreiben
    haft gespeicherte Wörter übertragen können. Die        und Lesen ein immer größer werdender Wort-
    unüberschaubare Vielfalt möglicher Schreibun-          schatz im lexikalischen Gedächtnis gespeichert
    gen, die oft alle Bemühungen in frustrierter Hilflo-   werden muss, um Schriftsprache auch unter
    sigkeit enden ließ, erhält nun eine systematische      dem Gesichtspunkt „Schnelligkeit“ angemessen
    Ordnung: Regelmäßigkeiten und Zusammen-                zu beherrschen, steht außer Frage.
    hänge werden aufgezeigt und nutzbar gemacht;
    Analogiebildungen und Transferleistungen sind
    realisierbar; eigenständiges Reflektieren und          Wir wünschen nun Ihnen, Ihren Schülern und
    Durchdringen der einzelnen Rechtschreibberei-          Kindern viel Freude und Erfolg!
    che ist keine Hexerei mehr. Dies ist möglich, weil
    die deutsche Orthographie in ihrem Kernbereich
    strukturiert und in der ihr zugrunde liegenden         Petra Schönweiss, Friedrich Schönweiss und
    Ordnung kognitiv zu erarbeiten ist. Nur ihr „äuße-     das Lernserver-Team der Uni Münster

                                                                                                             • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

6                                                                                  Themenheft 5/6
i-Laut
                                                                                                                                       Grundlegendes

                                                                       Grundlegendes zum i-Laut                                Wichtig ist, die Kinder von vorneherein darauf
                                                                                                                               aufmerksam zu machen, dass sie sich ein paar
                                                                       Der i-Laut kann auf vier verschiedene Arten ver-        Merkwörter werden einprägen müssen. Auf diese
                                                                       schriftet werden, wobei das kurze /i/ immer „i“         Weise wird Enttäuschung und Frust vermieden,
                                                                       geschrieben wird. Die Schwierigkeiten liegen al-        wenn Begriffe auftauchen, die nicht der gelern-
                                                                       lein beim langen i-Laut:                                ten Regel entsprechen (z. B. lila ohne e, obwohl
                                                                                                                               der i-Laut lang ist).
                                                                       - ie wie in Wiese (Chemie, telefonieren)                Wenn Sie es für sinnvoll halten, können Sie eine
                                                                       - ih in Fürwörtern, die mit „i“ beginnen: ihn,          Liste der Merkwörter im Klassenzimmer aufhän-
                                                                       - ieh bei „Vieh“ und gebeugten Verben: es zieht,        gen (siehe Übung 12a). Auf diese Weise wird
                                                                         er befiehlt                                           auch die „Endlichkeit“ der später zu lernenden
                                                                       - langes i bei Fremd- und Lehnwörtern (Biber, Kilo)     Merkwörter ersichtlich, ohne dass die Kinder sich
                                                                                                                               zum Zeitpunkt der Regelerarbeitung näher damit
                                                                       Die Vielfalt der Längezeichen bringt so manches         beschäftigen müssen.
                                                                       Kind zur Verzweiflung, vor allem dann, wenn sie
                                                                       nebeneinander erscheinen: Wieso schreibt man            Automatisierung
                                                                       „wir“, aber „Bier“, aber „ihr“, aber „flieht“, wenn
                                                                                                                               Um Missverständnissen vorzubeugen, sei hier
                                                                       das /i/ immer gleich klingt?
                                                                                                                               noch einmal erwähnt, dass man allein durch das
                                                                       Auch die anderen Dehnungszeichen, wie das
                                                                                                                               Verstehen und Begreifen orthographischer Ge-
                                                                       Dehnungs-h oder die Doppelvokale, tragen einen
                                                                                                                               setzmäßigkeiten nicht zum sicheren Schreiber
                                                                       guten Teil zur Verwirrung bei. Sie werden im The-
                                                                                                                               wird. Genauso wichtig ist das Üben, Einschleifen
                                                                       menheft 7 („Dehnung“) ausführlich behandelt.
                                                                                                                               und Automatisieren des Regelwissens mit dem
                                                                       Bei der Unterscheidung i, ie, ih, ieh ist es zunächst
                                                                                                                               Ziel, dieses nicht mehr bewusst anwenden zu
                                                                       einmal wichtig, dass eine andere Schreibung als
                                                                                                                               müssen, sondern nur noch als letzte Sicherheit
                                                                       „i“ nur beim betonten und gleichzeitig langen Vo-
                                                                                                                               für unbekannte oder wieder vergessene Wörter
                                                                       kal möglich ist. Sind diese wichtigen Prinzipien
                                                                                                                               im Kopf zu haben.
                                                                       der deutschen Orthographie bekannt (siehe The-
                                                                       menheft „Betonung“), gehören Fehler wie Ziemer,
                                                                                                                               Voraussetzungen
                                                                       Stieft, Liemonade, Zietrone u. Ä. schnell der Ver-
                                                                       gangenheit an.                                          - Das Kind muss lauttreue Wörter sicher schrei-
                                                                                                                                 ben können. Hat es noch Schwierigkeiten mit
                                                                       Für die richtige Schreibung muss also herausge-
                                                                                                                                 der Durchgliederung eines lauttreuen Wor-
                                                                       funden werden, ob der i-Laut der Betonungsgip-
                                                                                                                                 tes (Sofa, rufen etc.) oder mit der akustischen
                                                                       fel im Wort ist und ob er lang gesprochen wird.
                                                                                                                                 oder optischen Differenzierung von Lauten und
                                                                       Nur dann muss man sich überlegen, welche
                                                                                                                                 Buchstaben, ist es mit der Problematik des i-
                                                                       Schreibung nun beim betreffenden Wort in Frage
                                                                                                                                 Lautes zweifellos überfordert.
                                                                       kommen kann.
                                                                                                                               - Vokale, Konsonanten, Umlaute und Diphtonge
                                                                       Da viele Kinder an der Unübersichtlichkeit der            müssen benannt und unterschieden werden
                                                                       möglichen Längezeichen scheitern, bieten wir              können.
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                                                                       eine Systematik an: In verschiedenen Blöcken            - Außerdem ist die Fähigkeit erforderlich, den
                                                                       werden die einzelnen Rechtschreibphänomene                betonten Vokal und seine Länge bzw. Kürze
                                                                       besprochen, geübt und automatisiert. Eine Ge-             herauszufinden. Das Themenheft „Betonung“
                                                                       genüberstellung der unterschiedlichen Schrei-             mit ausführlichen Erklärungen und Übungen ist
                                                                       bungen soll erst nach der Sicherung stattfinden.          deshalb die Voraussetzung für das Fördern von
                                                                                                                                 Dehnung, i-Laut, Dopplung und s-Laute.
                                                                       Die Ausnahmen
                                                                       Jede Regel hat ihre Ausnahmen, das ist leider           Methodik
                                                                       so. Auch beim langen i-Laut gibt es Wörter, die         Aufbau der Materialien
                                                                       sich einer Systematik entziehen. Trotzdem ist es        Der i-Laut in all seinen Facetten ist ein schwieri-
                                                                       möglich, sich einen Großteil der Wörter mit Hil-        ges Kapitel. Jedoch kann man auch hier systema-
                                                                       fe einiger weniger Regeln selbst zu erschließen,        tisch vorgehen und Ordnung in den Wildwuchs
                                                                       und es wäre schade, wenn man darauf verzich-            bringen, wenn dem Kind ausreichend Gelegen-
                                                                       ten würde, nur weil es einige Ausnahmen gibt.           heit gegeben wird, die einzelnen Schreibweisen

                                                                       Themenheft 5/6                                                                                                7
i-Laut
                                                                 Grundlegendes

    nacheinander mit sinnvollen Strategien einzu-         komplexe Sachverhalte anzueignen, muss auf
    üben. Die verschiedenen Schreibweisen des lan-        das Auswendiglernen von Wortlisten zurückge-
    gen i-Lautes werden in Päckchen sortiert ange-        griffen werden. Es ist aber eine Illusion zu glau-
    boten:                                                ben, dass auf diese Weise weniger gelernt und
    - ie in deutschen Wörtern                             geübt werden müsste.
                                                          Letztlich liegt es bei Ihnen als lehrende und be-
    - ie in Fremdwörtern
                                                          treuende Person herauszufinden, welche „Me-
    - Merkwörter mit langem „i“
                                                          thode“ das einzelne Kind weiterbringen kann.
    - ih in Fürwörtern                                    Das ist mit Geduld und Ausdauer verbunden, und
    - ieh in gebeugten Verben                             es ist möglich, dass Irrwege erkannt und andere
    Es wird möglichst vermieden, die unterschied-         Pfade eingeschlagen werden müssen, bevor sich
    lichen Schreibweisen für den langen i-Laut ne-        ein nachhaltiger Erfolg einstellt. Da aber leider
    beneinander zu stellen, wie z. B.: „Schreibe hier,    der berühmte Knopf noch nicht gefunden wur-
    aber wir, aber ihr, aber Vieh“, sondern es wird je-   de, bei dem alle Kinder gleichermaßen und im
    weils eine Schreibung eingeführt, geübt und ver-      selben Tempo das Rechtschreiben fehlerfrei er-
    tieft. Dann sollte eine Pause gemacht und daran       lernen könnten, muss unser gemeinsames Ziel
    anschließend das nächste Päckchen behandelt           weiterhin sein, jedem Kind die Rechtschreibung
    werden. Wichtig ist, dass die einzelnen Schritte      in ausreichendem Maße zu vermitteln, egal, wie
    nicht zu nah aufeinanderfolgen.                       lange das einzelne dazu braucht.

    Automatisierung                                       Wichtig: Die eingehende Fehlerbesprechung!
    Wie lange die Automatisierung der einzelnen           Bitte nehmen Sie Fehler als Hinweise darauf,
    Phänomene dauert, ist natürlich individuell unter-    dass das Kind einen Schritt oder mehrere noch
    schiedlich. Wir bieten zwar das „Gerüst“ in einem     nicht verstanden hat. Unsere Methode baut pri-
    sinnvollen, systematischen Zusammenhang an,           mär auf Verständnis und Begreifen auf, erst se-
    sind aber nicht so anmaßend, unsere Anordnung         kundär auf Einprägen des Wortbildes. Es würde
    und Reihenfolge als unumstößliche Vorgabe zu          also wahrscheinlich wenig helfen, wenn Sie eine
    sehen. Genauso wenig sind die Materialien als         falsche Verschriftung lediglich rot unterstreichen.
    „Man-nehme-Rezepte“ zu verstehen, die für alle        In den seltensten Fällen wird sich ein Kind sein
    Kinder gleichermaßen gelten müssen. Vielmehr          Arbeitsblatt freiwillig noch einmal hernehmen
    hängt es von Ihrem Einfühlungsvermögen ab, wie        und versuchen allein herauszufinden, wo sein
    mit den Übungen umgegangen wird. Dabei gilt           Denkfehler steckt oder ob es eventuell eine fal-
    es vor allem die individuelle Auffassungsgabe         sche Strategie angewendet hat.
    der Kinder zu berücksichtigen, also u. a. fest-       Deshalb ist es erforderlich, die Fehler möglichst
    zustellen, mit welcher Geschwindigkeit sie sich       zeitnah an die Übung mit dem Kind zu bespre-
    die Gesetzmäßigkeiten der Sprache anzueignen          chen, wenn es sich noch an die Gründe erinnern
    imstande sind, in welcher psychischen recht-          kann, weswegen es so und nicht anders ge-
    schreiblichen Situation sie sich befinden, wie es     schrieben hat.
                                                                                                                • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

    um ihre augenblickliche Motivation, Lernbereit-
    schaft und Konzentration steht. Demzufolge kön-       Zu den Lückenübungen
    nen z. B. Arbeitstempo und Anzahl der Wiederho-       Wir bieten in den Arbeitsblättern oft Lücken-
    lungen variieren und zusätzliches Wortmaterial        wörter an. Dies ist als vereinfachte Übungsform
    erforderlich sein, aber auch vertiefende Übungen      gedacht, damit das Kind seine Aufmerksamkeit
    ausgelassen werden.                                   auf ein bestimmtes Rechtschreibproblem fokus-
    Es ist selbstverständlich auch möglich, die Fremd-    sieren kann und nicht durch andere Schwierig-
    wörter erst zu einem späteren Zeitpunkt zu be-        keiten wie Groß- Kleinschreibung, Umlautablei-
    handeln, um Überforderung zu vermeiden. Aller-        tung, Auslautableitung usw. abgelenkt wird. Oft
    dings sollten Fehler in diesem Bereich dann           wird nach der Lückenübung allerdings zusätzlich
    fairerweise nicht bewertet werden.                    noch die Schreibung des ganzen Wortes ver-
                                                          langt. Wo das nicht der Fall ist, bleibt es Ihnen
    Alternative Methoden                                  natürlich unbenommen, alle Lückenwörter einer
    Für Kinder, die auf Grund ihrer kognitiven Ent-       Übung zusätzlich ins Heft schreiben zu lassen.
    wicklung noch Schwierigkeiten damit haben, sich

8                                                                                   Themenheft 5/6
i-Laut
                                                                                                                                     Regeln

                                                                       Die Regeln zum langen i-Laut

                                                                       Der lange i-Laut kann i, ie, ih und ieh verschriftet werden. Der kurze i-Laut wird immer „i“ geschrieben.
                                                                       Im Folgenden geht es nur um den lang gesprochenen i-Laut.

                                                                       1. „ie“
                                                                       1.1
                                                                       In den meisten deutschen Wörtern hat der lange betonte i-Laut das Längezeichen „e“, also wird „ie“
                                                                       geschrieben. Danach folgt in aller Regel nur ein Konsonant:

                                                                       lieben, Wiese, tief

                                                                       (Ausnahmen mit mehreren Konsonanten nach dem „ie“: Biest, Priester, riechen)

                                                                       1.2
                                                                       Wird in einem gebeugten Verb der i-Laut lang gesprochen und kommt in der Grundform weder ein
                                                                       Dehnungs-h noch ein Silben-h vor, so schreibt man „ie“, z. B.:

                                                                               rufen à           er rief
                                                                               blasen à          er blies

                                                                       Ausnahme ohne „e“: er gibt; gib!

                                                                       1.3
                                                                       „ie“ schreibt man auch in Fremdwörtern mit den betonten Endungen „-ie“, „-ier“ und „-ieren“:

                                                                       -ie:    Batterîe, Industrîe, Fotografîe, Harmonîe (aber Bikîni oder Salâmi)
                                                                       -ier:   Klavîer, Papîer, Scharnîer
                                                                       -ieren: telefonîeren, marschîeren, probîeren

                                                                       (Ausnahmen: Souvenir, Vampir, Wesir)

                                                                       2. „i”
                                                                       2.1
                                                                       In Fremdwörtern wird bis auf die oben genannten Fälle der lange i-Laut nur mit „i“ verschriftet. Man
                                                                       kann – auch als Kind – viele Fremdwörter daran erkennen, dass sie NICHT in der ersten Silbe betont
                                                                       sind:
• © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

                                                                       Bikîni, Famîlie, Petersîlie

                                                                       Insofern muss man diese Wörter nicht auswendig lernen, sondern orientiert sich lediglich daran, in
                                                                       welcher Silbe der betonte i-Laut vorkommt.

                                                                       2.2
                                                                       In Endungen, bei denen nach dem langen i-Laut kein „r“ folgt, wird ebenfalls nur „i“ geschrieben.

                                                                               -il:     fragîl, zivîl, Ventîl
                                                                               -ine:    Apfelsîne, Mandarîne, Pralîne
                                                                               -iv:     Detektîv, fiktîv, konstruktîv
                                                                               -ive:    Lokomotîve, Perspektîve
                                                                               -iz:     Indîz, Justîz, Hospîz, Milîz

                                                                       Themenheft 5/6                                                                                              9
i-Laut
                                                                   Regeln

 2.3
 Einige Wörter gibt es allerdings, bei denen der lange betonte i-Laut in der ersten Silbe liegt und nur
 mit „i“ verschriftet wird. Es handelt sind zum größten Teil um Fremd- oder Lehnwörter, die von einem
 Kind nicht als solche erkannt werden können und deshalb auswendig gelernt werden müssen.

 Bibel, Biber, Bisamratte, Bison, Brise, dir, mir, wir, Fibel, Fiber, er gibt, Igel, Kilo, Kino, Klima, Klinik,
 Krise, Lid (Auge), Liga, lila, Lilie, Linie, Liter, Mime, Mimik, Mine (Stift-), Nil, Nische, piken, piksen, Pinie,
 prima, Primel, Prise, Risiko, Rizinus, Ski, Silo, Sinus, Sirup, Stil (Kunst-), Tiger, Titel, Virus, Visum, Vize-
 kanzler, wider, wir, Wisent

 3. „ih“
 „ih“ kommt nur in Personalpronomen und ihren Ableitungen vor, die mit /i/ beginnen:

         ihm, ihn, ihr, ihnen, ihren, ihresgleichen, ihretwegen

 Ein einziges Nomen gibt es mit „ih“: der Ihle (ein Hering, der abgelaicht hat)

 4. „ieh“
 „ieh“ gibt es nur in einem einzigen Nomen und seinen Ableitungen: das Vieh

 Ansonsten kommt „ieh“ ausschließlich in gebeugten Verbformen vor und zwar dann, wenn in der
 Grundform ein Dehnungs-h oder ein silbentrennendes h steht und der betonte Laut im gebeugten
 Verb lang bleibt:

         befehlen           à        er befiehlt
         empfehlen          à        er empfiehlt
         sehen		            à        er sieht
         fliehen		          à        er flieht

                                                                                                                      • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

10                                                                                      Themenheft 5/6
i-Laut
                                                                                                                                       Einführung

                                                                       Vorschlag zur Themeneinführung im Unterricht

                                                                       Einstieg
                                                                       Schreiben Sie folgenden „Quatschsatz“ an die Tafel:

                                                                                              „Die Hirtin zieht ihre zitternde lila Ziege hinter sich her.“

                                                                       Die Kinder sollen die Besonderheit dieses Satzes herausfinden: Viele i-Laute, die unterschiedlich
                                                                       verschriftet werden. Gemeinsam werden die verschiedenen Schreibweisen geordnet:

                                                                       gesprochen		            geschrieben
                                                                       kurz:			                i (Hirtin, zitternde, hinter, sich)

                                                                       lang:			                ie (die, Ziege),
                                                                       			                     ieh (zieht),
                                                                       			                     ih (ihre),
                                                                       			                     i (lila)

                                                                       Problemerkennung
                                                                       Das Problem ist der lange i-Laut, weil bei diesem nicht weniger als vier verschiedene Schreibweisen
                                                                       möglich sind. Wie findet man nun die richtige heraus?

                                                                       Problemlösung
                                                                       Geben Sie den Kindern einen beliebigen, aber nicht zu langen Text aus dem Lesebuch oder aus einer
                                                                       Zeitung. Die Aufgabe besteht darin, alle i-Laute in das obige Schema einzuordnen und zu zählen.
                                                                       Frage: Welche Verschriftungen sind die beiden häufigsten?
                                                                       Antwort: Kurzes i und langes ie.
                                                                       Also ist es zunächst einmal wichtig, zwischen diesen beiden zu unterscheiden. Die Kinder machen
                                                                       Vorschläge, wie sie die richtige Schreibung herausfinden können.

                                                                       Letztlich wird als erste Regel festgehalten:
                                                                       Nur das betonte /i/ kann lang oder kurz gesprochen werden.
                                                                       Also werden alle unbetonten /i/ „i“ geschrieben. (Beispiele: ewig, französisch, Geheimnis, Köchin
                                                                       usw.)
                                                                       Beim betonten i-Laut muss nun unterschieden werden, ob er lang oder kurz klingt.
                                                                       Klingt er kurz, wird immer „i“ geschrieben. Beispiele: wild, Zimmer, Kiste, Brille, Witz usw.
                                                                       Klingt er lang, wird in den meisten Fällen „ie“ geschrieben. Beispiele: Wiege, tief, lieb, spielen usw.
• © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

                                                                       Verteilen Sie nun das erste Arbeitsblatt.

                                                                       Themenheft 5/6                                                                                        11
Übungen zum langen i-Laut
Name:
                                                i-Laut
Klasse:              Datum:                     Übung 1

     Kurzer oder langer i-Laut (i oder ie)?

     - Sprich dir die Wörter vor: Klingt /i/ kurz oder lang?
     - Wenn es kurz klingt, setze „i“ ein.
     - Wenn es lang klingt, schreibe „ie“.

      -

     der R___tter        die W___ge           das B___ld         die P___lze

     der Br___f          der F___sch          die K___ste       der P___nsel

     die K___rsche        die W___se           die ___nsel      das Kn___      • © Prof. Dr. F. Schönweiss & Team • Uni Münster • www.lernserver.de

     Hier kommt nur eine mögliche Schreibung in Frage. Welche und warum?

     die L___belle      der Pel___kan       die Z___trone      die P___stole

     Begründung: _________________________________________________________

14                                                           Themenheft 5/6
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