Tiroler Waldbericht 2020 - an den Tiroler Landtag über das Jahr 2019
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Vorwort Der Waldbericht 2020 informiert darüber, für welche Projekte und Maßnahmen die forstlichen Fördermit- tel 2019 eingesetzt wurden. Rund 91 % der öffentli- chen Ausgaben flossen in den nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren und in die wirksame Sicherung unseres Lebensraumes, der Rest in Projekte im Wirt- schaftswald. 2019 sind in Tirols Wäldern Investitions- maßnahmen mit einem Volumen von 13,9 Mio. Euro und einem Förderbeitrag von rund 8,2 Mio. Euro gesetzt worden. Die Fördermittel wurden anteilig aufgebracht (EU und Bund 70 %, Land 30 %). Mit rund 5,7 Mio. Euro an Eigenleistung haben Wald- eigentümerinnen und Waldeigentümer für die Schutzwaldpflege einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Lebensraumes geleistet. Beim Schutz- waldmanagement wird zunehmend mehr Augen- merk auf Anpassungen wegen des Klimawandels und auf die dauerhafte Schutzerfüllung gelegt. Im Jahr 2019 sind rund 922.000 m³ Schadholz zur Der Gesamtabgang von Rotwild ist in Tirol im Jahr Aufarbeitung angefallen, das entspricht rund 80 % 2019 im Vergleich zu den beiden Vorjahren ange- der gesamten Holznutzungsmenge von rund 1,1 Mio. stiegen, beim Gams- und Rehwild gesunken. Die Kubikmeter Holz. Die Waldeigentümerinnen und Fallwildzahlen sind nach wie vor ähnlich hoch wie Waldeigentümer mussten auch im Jahr 2019 einen im Schnitt der letzten Jahre. Trotz des hohen Fall- außergewöhnlich hohen Wertverlust durch Wind- wildanteiles und großer Bemühungen der Jäger- wurf, Schneebruch, Muren sowie Käferbefall hinneh- schaft konnten die Vorgaben der Jagdbehörden im men. Der unmittelbare finanzielle Schaden durch vergangenen Jahr nicht durchgehend erreicht wer- Holzentwertung, erhöhte Erntekosten und Hiebsun- den. In der kommenden Planungsperiode muss dies reife wird auf rund 32,8 Mio. Euro geschätzt. entsprechend berücksichtigt werden. Unter Mitwir- kung einer motivierten Jägerschaft müssen Möglich- Tirol ist ein international renommiertes Freizeitland, keiten gefunden werden, die behördlichen Vorgaben daher wurden 2019 rund 2,6 Mio. Euro in Projekte zu erfüllen. Die Jagdjahresvorbesprechungen sind zur Erholungsraumgestaltung investiert. Das Land, ein geeignetes Instrument dafür, im gemeinsamen der Tiroler Tourismusförderungsfonds und die EU Dialog tragfähige Lösungen vor Ort zu finden. stellten dafür knapp 1,6 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Das im Jahr 2014 gestartete Pro- Bei der Umsetzung der zahlreichen Projekte des gramm „Bergwelt Tirol - Miteinander Erleben“ zielt Tiroler Forstdienstes hat sich das regionale System darauf ab, ein rücksichtsvolles Miteinander aller mit den Gemeindewaldaufsehern vor Ort bestens Nutzerinnen und Nutzer untereinander und mit der bewährt. Natur sicherzustellen. Es wird erfolgreich umgesetzt. Dieser Waldbericht enthält interessante Daten und Zustand und Entwicklung der Waldverjüngung sowie Fakten und beleuchtet Entwicklungen und Ten- - der Entschließung des Landtages vom 30.09.2010 denzen. Einmal mehr ist er ein beeindruckendes entsprechend - die Entwicklung bei Rotwild, Rehwild Zeugnis für die manifeste Bedeutung des Waldes und Gamswild sind weitere wichtige Themen. Die im Gebirgsland Tirol und eine aussagekräftige und Zusammenschau von Wildkennzahlen und Waldent- schöne Visitenkarte hoch motivierter und überaus wicklung ergibt folgendes Bild: Aus den Ergebnissen fachkundiger Bediensteter der Tiroler Landesverwal- der Verjüngungsdynamik geht hervor, dass für 2016 tung – für dies alles will ich danken, und so wün- und 2019 im Schnitt über ganz Tirol ca. 40 % der sche ich allen viel Vergnügen beim Studium dieses Waldfläche als Flächen mit mittlerem bzw. hohem Waldberichtes, Ihr Handlungsbedarf einzustufen sind. 12 % weisen keinen und knapp die Hälfte der Flächen geringen Handlungsbedarf auf. LHStv Josef Geisler 1
Tiroler Waldbericht 2020 Herausgegeben als Bericht an den Tiroler Landtag Amt der Tiroler Landesregierung, Gruppe Forst Bürgerstraße 36, 6020 Innsbruck Im Internet unter: www.tirol.gv.at/themen/umwelt/wald/zustand/waldzustandsbericht Am Bericht haben mitgearbeitet: Walter EGGER Josef FUCHS Anna KOCH Manfred KREINER Georg LAIR Gerhard MÜLLER Harald OBLASSER Klaus PIETERSTEINER Florian RICCABONA Christian SCHWANINGER Alois SIMON Hubert SINT Dieter STÖHR Markus WALLNER Kurt ZIEGNER Günther ZIMMERMANN Redaktion: Barbara KÖLL Wilhelm MAYR Gerhard MÜLLER Paul TSCHÖRNER 2
Inhaltsverzeichnis Vorwort............................................................................................................................................................................................... 1 I.1 Klimafitter Bergwald................................................................................................................................................................... 4 I.2 Osttirols Wälder – enormer Schaden durch Sturm und Schnee................................................................................... 6 I.3 Auswirkungen der Waldschäden auf den Holzmarkt....................................................................................................... 8 II.1 Daten und Fakten ..................................................................................................................................................................... 9 II.2 Forstliche Raumplanung........................................................................................................................................................ 11 II.2 Waldverjüngung und Einfluss von Schalenwild.............................................................................................................. 12 II.4 Waldschäden und finanzielle Auswirkungen................................................................................................................... 15 II.5 Vegetationsbezogene Luftschadstoffbelastung in Tirol - Entwicklung und aktueller Stand ............................20 III.1. Förderung für den Wald – gezielte Investitionen in die Zukunft..............................................................................24 III.2.1 Schutzwaldmanagement...................................................................................................................................................36 III 2.2 Waldwirtschaftspläne........................................................................................................................................................36 III 2.3 Regionalprojekte zur Anpassung an den Klimawandel............................................................................................36 III.3. Pflanzenproduktion im Landesforstgarten....................................................................................................................38 III.4 Wildbachbetreuung...............................................................................................................................................................39 III.5 Projekte im Erholungsraum und Programm „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“.........................................40 III.6 Naturschutz im Wald.............................................................................................................................................................44 III.7 Bodenschutz im Wald...........................................................................................................................................................47 News - Splitter................................................................................................................................................................................48 3
I.1 Klimafitter der „Brotbaum“ Fichte in diesen Lagen nur mehr mit hohem Risiko - vor allem wegen des Borkenkäfers Bergwald - aufgeforstet werden kann. In den höheren Lagen wird die Fichte natürlicherweise weiterhin stark vertreten sein, weil sich hier der Klimawandel nicht Der Tiroler Wald im Klimawandel so massiv auswirkt. bedeutet eine große Herausforde- rung für WaldbesitzerInnen und Eskaliert die Situation, wie derzeit im Osten den Tiroler Forstdienst. Österreichs (z. B. Borkenkäfermassenvermehrung im Waldviertel sowie in Mähren, Bayerischer Wald), Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittler- können auch in Tirol flächig Waldbestände abster- weile auch in Tirol hautnah spürbar. Alarmierend ben und funktionslos werden. Darunter würde die ist, dass in den Alpen die Erwärmung wesentlich Schutzfunktion gegen Naturgefahren, also gut zwei schneller vor sich geht als global. Aktuell liegen Drittel des Tiroler Waldes, massiv leiden und wir hät- die mittleren Jahrestemperaturen im Alpenraum ten ein Sicherheitsproblem. Auch für unseren Ruf als schon 1,8 Grad über dem langjährigen Durchschnitt, Tourismusland wären flächig abgestorbene Wälder während es weltweit erst ein Grad ist. Das Jahr 2018 sicherlich keine Werbung. war das wärmste seit es Temperaturaufzeichnungen in Österreich gibt. Im Extremfall kann die mittlere Daher muss man rechtzeitig und gezielt eine Än- Jahrestemperatur bis zu + 4,5 Grad im Jahre 2100 derung der Baumartenzusammensetzung einleiten. erreichen. Nach Einschätzung der Wissenschaft Diese Anreicherung der Bergwälder mit Baumar- werden in Zukunft auch verstärkt extreme Wetter- ten wie Tanne, Buche, Ahorn, Eiche etc. folgt der phänomene (z. B. Dürreperioden, Starkniederschlä- „Waldtypenkarte Tirol“, die sehr fundierte Informa- ge) auftreten und die Tiroler Berg- und Schutzwälder tionen über die risikoreichsten Waldbestände und stark unter Druck setzen. die notwendigen Baumartenmischungen enthält. Eine entsprechende „Förderkulisse“ mit Prioritä- Wie wirkt sich der Klimawandel in den Tiroler tensetzung stellt die Grundlage für die Lenkung Wäldern aus der notwendigen Fördermittel dar. Die kontinuier- Durch die steigenden Temperaturen verschieben liche, nachfolgende Pflege der Mischwälder ist von sich die Konkurrenzverhältnisse zwischen den entscheidender Bedeutung, damit diese klimafitten Baumarten, das Erscheinungsbild des Tiroler Waldes Wälder ihre Aufgaben auch in Zukunft nachhaltig er- verändert sich. Die Bäume werden anfälliger für füllen können. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Schädlinge und Krankheiten. Vor allem weniger benötigen auch in dieser Hinsicht gezielte Beratung trocken- und hitzeresistente Baumarten bekom- und Schulung, damit die Ertragskraft der Wälder für men massive Probleme. Die weitverbreitete Fichte künftige Generationen erhalten bleibt. wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in Lagen unterhalb 1000 m Seehöhe nicht langfristig halten Schwerpunktprogramm können. Das Waldbild in den talnahen Lagen wird „Klimafitter Bergwald Tirol“ gestartet! sich daher stark verändern und wesentlich laubholz- www.klimaftitter.bergwald.tirol reicher werden (Buche, Eiche, Ahorn, Linde, Nuss etc.). Damit gehen auch wirtschaftliche Einbußen für Rund 40.000 ha des Tiroler Waldes sind so genann- die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer einher, da te „klimasensible Waldgebiete“, das sind Wälder in trockenen und tiefen Lagen unter 1000 m Seehöhe. Sie müssen als erstes verjüngt und in Mischwald umgebaut werden. Der einstimmig angenommenen Landtagsentschließung vom 4. Juli 2019 folgend wurde das Initiativprogramm „Klimafitter Bergwald Tirol“ von der Tiroler Landesregierung mit Beschluss vom 18.2.2020 in Kraft gesetzt. Ziel des Initiativprogramms „Klimafitter Bergwald Tirol“ ist es, die Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel anzupassen und die Gesellschaft be- züglich der Folgen des Klimawandels insbesondere auf unsere Schutzwälder und die Umwelt zu sensi- Abb. I.1.1 Der Borkenkäfer setzt der Fichte zu. (Foto: Land Tirol) 4
bilisieren. Das Motto lautet: Vielfalt statt Einfalt! Des In diesem Zusammenhang ist auch den Rahmenbe- Weiteren werden Waldbesitzerinnen und Waldbe- dingungen (z. B. Wild, Weide, fachliche Kompetenzen sitzer gezielt in Richtung Klimawandelanpassung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer) in unseren beraten und geschult sowie die Zusammenarbeit Bergwäldern vermehrt Beachtung zu schenken. Wie mit anderen Naturnutzern verstärkt (Gemeinden, die aktuellen Ergebnisse des Wildeinflussmonitoring Schulen, Jägern, Bauern, Erholungssuchenden etc.). 2018 (WEM) zeigen, ist ein ausreichender Misch- baumartenanteil in weiten Teilen Tirols unter dem Der Nutzen für die Gesellschaft und die Waldbesitze- derzeitigen Verbissdruck sehr schwierig zu erreichen. rinnen und Waldbesitzer besteht einerseits in einer Um die Erfolgsaussichten zu wahren gilt es, für die langfristigen Sicherung des Schutzes des Tiroler geplanten forstlichen Maßnahmen konsequent die Lebens- und Wirtschaftsraumes vor Naturgefahren erforderlichen Schutzvorkehrungen (z. B. Verstrei- und andererseits in der Erhaltung der Ertragskraft chen, Zäunung) gemeinsam mit allen Betroffenen unserer Bergwälder zur nachhaltigen Bereitstellung und Zuständigen zu treffen. des Rohstoffes Holz. Die Initiative ist mit den für Klimaschutz zuständigen Abteilungen des Amtes der Die Initiative erstreckt sich vorerst über fünf Jahre Tiroler Landesregierung abgesprochen und in die und umfasst waldbauliche Beratungs-, Schulungs- Klimastrategie des Landes Tirol eingebettet. und Förderungsmaßnahmen für Aufforstung, Pflege oder Bestandesumbau sowie Bewusstseinsbildung Neben den unmittelbaren Maßnahmen im Wald und Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Be- und bei den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern völkerung, insbesondere der Jugend. Verantwortlich sind auch Schwerpunktaktionen zur Beteiligung der für diese Landesinitiative ist die Gruppe Forst, die Bevölkerung und eine professionelle Öffentlichkeits- Koordination obliegt der Abteilung Forstplanung. arbeit notwendig, um die Gesellschaft zu sensibilisie- ren. Insbesondere die Jugend ist hier eine wichtige Zielgruppe, die es zu gewinnen gilt. 5
I.2 Osttirols Wälder – Die Detailauswertung hat ergeben, dass durch dieses Ereignis 3.499 Schadflächen auf 2.806 Waldgrund- enormer Schaden stücken entstanden sind. 1.113 Betriebe mit Wald- flächen sind betroffen. Die größten zusammenhän- durch Sturm und Schnee genden Schadflächen sind 85 ha groß, Schadflächen über 10 ha sind keine Seltenheit. Insbesondere Das Waldbild in Osttirol hat sich in den letzten der so wichtige Objektschutzwald ist mit 64 % der beiden Jahren durch zwei Schadereignisse massiv Schadfläche massiv betroffen. Wichtige Verkehrs- verändert. Bereichsweise ist die wichtige Objekt- verbindungen wie z. B. die Kalser Landestraße, auch schutzfunktion für den Lebensraum auf Jahre nicht Häuser und ganze Siedlungen waren bzw. sind mit mehr gegeben. Große Waldkomplexe sind kahl oder Lawinen- und Steinschlagszenarien konfrontiert. nur mehr licht mit Bäumen bestockt. Das Land Tirol hat noch im November 2018 eine Sturmtief VAIA Oktober 2018 Luftbildbefliegung der Schadflächen in Osttirol be- Zwischen 27. und 30.10.2018 haben Starknieder- auftragt. Mithilfe dieser neuen Orthofotos konnten schläge und insbesondere der Föhnsturm am 29.10. innerhalb kurzer Zeit das Schadausmaß eruiert und enorme Schäden hinterlassen. In Nikolsdorf regnete wichtige Arbeitsgrundlagen für die notwendigen es in drei Tagen 355 mm. Zahlreiche Forstwege wur- Projektplanungen im Zusammenhang mit Aufräum- den stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch zu Wald- arbeiten, Detailplanungen und Fördernachweisen abbrüchen ist es gekommen. Mit Spitzen bis zu 180 geschaffen werden. km/h ist der Föhnsturm aus der völlig ungewöhn- lichen Richtung Südost über Osttirol hinweggefegt Aufgrund dieser gravierenden Schäden und der und hat die Wälder in einem noch nie dagewesenen Dringlichkeit der Maßnahmen haben die Wildbach- Ausmaß in Mitleidenschaft gezogen. Über 2.100 ha und Lawinenverbauung und der Landesforstdienst Waldflächen sind betroffen. Nach einem Jahr Auf- gemeinsam vier Flächenwirtschaftliche Projekte für räumarbeit wird nun von einer Schadholzmenge von die Aufarbeitung und Wiederherstellung der Schutz- 600.000 m³ ausgegangen. wälder ausgearbeitet. Diese wurden im Frühjahr 2019 vom Bundesministerium mit einem Gesamt- volumen von 38 Mio. Euro genehmigt. Abb. I.2.1: Flächige Windwurfschäden in Arnig, Kals a. G. (Foto: Land Tirol) 6
Abb. I.2.2: Die Schneebruch- und Schneedruckschäden in Kals a. G. setzen dem Wald massiv zu. (Foto: Land Tirol) Im vergangenen Jahr wurden bereits rund 70 % des Weil sich der Holzanfall auf viele Flächen verteilt, Schadholzes aufgearbeitet. Zudem wurden von der sind die Kosten für die Aufarbeitung enorm. Nahezu Wildbach- und Lawinenverbauung die notwendigen die gesamte Waldfläche in Osttirol ist vom Schad- Sicherungsmaßnahmen wie Dämme, Steinschlag- ereignis betroffen und damit praktisch alle Waldbe- schutznetze und Lawinenböcke errichtet. Rund sitzerinnen und Waldbesitzer. Die aktuelle Schadens- 200.000 m³ Schadholz sind noch aufzuarbeiten. schätzung liegt bei 400.000 m³ Schadholz, wobei Zeitweise waren 50 Seilfirmen im Einsatz. Die ge- aufgrund der derzeit laufenden Aufräumarbeiten samte Abwicklung in dieser Größenordnung konnte davon auszugehen ist, dass die geschätzte Schad- nur gelingen, weil der Tiroler Forstdienst mit seinen menge noch deutlich ansteigen wird. Waldaufsehern in den Gemeinden und mit der Be- zirksforstinspektion die Waldeigentümerinnen und In den beiden letzten Jahren sind in Osttirol durch Waldeigentümer und die beteiligten Firmen profes- die beiden Schadereignisse rund 1 Million Kubik- sionell unterstützen und Probleme lösen konnten. meter Schadholz angefallen. Das ist das Fünffache des normalen Jahreseinschlages. In der Gemeinde Niederschlagsereignis Kals wurde der 16-fache Jahreseinschlag zerstört, in Obertilliach der 14-fache. November 2019 Ein Jahr später – im November 2019 - führten Wenn die Aufräumarbeiten beendet sind, warten Nassschneefälle neuerlich zu enormen Waldschä- weitere große Herausforderung auf die Waldbe- den. Dieser zusätzliche Schaden ist deshalb so groß, sitzerinnen und Waldbesitzer und den Osttiroler weil im gesamten Waldbereich durch Schneebruch Forstdienst: Die Gefahr durch Borkenkäfer muss und Schneedruck Einzelschäden unterschiedlicher eingedämmt und zerstörte Wälder müssen klima- Intensität entstanden sind. Besonders betroffen angepasst wiederbewaldet werden. sind mittelalte Bestände. Auffallend ist auch, dass wiederum objektschutzwirksame Bestände betroffen sind, also Waldbestände entlang von Verkehrswegen sowie im Nahbereich bzw. oberhalb von Häusern und Siedlungen. 7
I.3 Auswirkungen der In manchen von Tirol weiter entfernten Gebieten führte der hohe Schadholzanfall zu einem noch dra- Waldschäden auf matischeren Holzpreisverfall. Dies mag verantwort- lich dafür sein, warum Holz trotz hoher Transport- den Holzmarkt kosten dennoch nach Tirol importiert wurde. Im Jahr 2019 war der Holzmarkt in Mitteleuropa - Der hohe Schadholzanfall führte zum Einbruch bedingt durch Windwurfereignisse und Borkenkäfer- des Holzpreises, er zeigte aber noch eine weitere befall - von Schadholz geprägt. Der Anteil an Schad- Konsequenz. Denn durch diesen Schadholzanfall holz war auch deshalb so groß, weil Trockenheit und bedingt wurden große Kapazitäten im Bereich der Hitze dem Wald schon im Jahr 2018 zugesetzt haben Schlägerungsunternehmen sowie der Holzfrächter und diese Problematik durch die Ereignisse von 2019 gebunden, diese waren nicht mehr im gewohnten noch verstärkt wurde. Aufgrund regionaler Schnee- Umfang verfügbar. bruchschäden wurde der Holzmarkt noch zusätzlich belastet. Das sind Gründe dafür, warum in Tirol der Einschlag Auch wenn die von diesen Schäden hauptsächlich aus der normalen Holznutzung de facto zum Erlie- betroffenen Gebiete - mit Ausnahme von Osttirol - gen kam. Im Tiroler Nichtstaatswald fielen 2019 in anderen Regionen Mitteleuropas lagen (Ostöster- rund 800.000m³ Holz aus Schadholznutzungen reich, Bayern, Tschechien, Südtirol, Trient), so hatten an, das sind 80 % des Einschlags. Die Hälfte die gewaltigen Holzmengen, die dadurch auf den davon stammt aus Osttirol, dem von den Schäden Markt kamen, dennoch gravierenden Einfluss auf am stärksten betroffenen Gebiet. Somit resultie- den Holzpreis in Tirol. ren rund 200.000 m³ Holz aus normaler Nutzung, davon gelangten wiederum nur rund drei Viertel Der schon im Jahr 2018 deutlich eingebrochene als Verkaufsholz auf den Markt. Da rund ein Viertel Holzpreis stürzte im Jahr 2019 für die Qualität Fichte davon Energieholz war, kamen somit letztlich nur B/C auf unter 70 €/m³ ab. Höhere Erntekosten für noch 100.000 m³ als Sägerundholz aus planmäßigen Schadholznutzungen sind dafür verantwortlich, dass Nutzungen an die Sägewerke. Schadholz in normalen Nutzungen maximal kosten- Gegen Jahresende zeichnete sich eine leichte Erho- deckend aufgearbeitet werden konnte, während lung des Holzpreises ab. in Schutzwaldlagen die Aufarbeitung durchwegs defizitär war. 8
II.1 Daten und Fakten Waldkategorie Waldfläche (ha) Anteil (%) Wirtschaftswald 143.530 28,0 Die plangenaue Erfassung der Waldfläche in Schutzwald 362.465 70,8 Tirol konnte in den letzten Jahren im Rahmen des Projektes „Landnutzungskartierung Wald“ deutlich Schutzwald im 162.528 verbessert werden. Seither sind die Daten der Öster- Ertrag reichischen Waldinventur und jene der aktualisierten Schutzwald außer 199.937 Waldflächenausscheidung praktisch ident. Gemein- Ertrag sam mit den Vermessungsämtern wird derzeit an Nichtholzboden 6.141 1,2 der Übernahme der verbesserten Ausscheidungen in Gesamtwaldfläche 512.136 100,0 die Digitale Katastralmappe (DKM) gearbeitet. Tab. II.1.1.: Waldfläche nach Waldkategorien und deren Flächenanteile, 2019. (Gruppe Forst) Seit der Novelle des Forstgesetzes im Jahr 2005 ist auch die Unterscheidung des Schutzwaldes in Ob- jektschutzwald und Standortschutzwald gebräuch- Aufforstung – Waldpflege lich: Waldbewirtschaftung bedeutet nicht nur Holznut- □□ Objektschutzwald: Wälder, die Siedlungen, zung in hiebsreifen Altbeständen, die gezielte Be- Verkehrswege, Infrastruktureinrichtungen und Schutzwirkung wertvolle landwirtschaftliche Flächen schützen. □□ Standortschutzwald: Wälder, deren Standorte 1,2% selbst durch Naturereignisse gefährdet sind. 23,4% 28,0% Rodung Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre wurden jährlich ca. 210 ha Wald befristet oder unbefristet gerodet. Die Jahre 2018 und 2019 lagen in dieser 47,4% Hinsicht geringfügig über diesem Mittelwert. Als Rodungsursachen war die Verbesserung der Agrar- struktur am häufigsten, gefolgt von Rodungen für Sport- und Freizeitanlagen sowie Seilbahnen. Die meisten Rodungen betreffen eher kleine Flächen, Wirtschaftswald Standortschutzwald das spiegelt sich in der Vielzahl der abgewickelten Objektschutzwald Nichtholzboden Verfahren wider. Abb. II.1.1: Waldflächenanteil nach Schutzwirkung in Prozent. (Gruppe Forst) Abb. II.1.2: Entwicklung der Rodungsfläche in Hektar, 2008 bis 2019 (Gruppe Forst) 9
wirtschaftung des Jungwaldes ist mindestens ebenso sind die Werte des Jahres 2019 allein wenig aussa- bedeutend. Gerade in Hinblick auf den Klimawandel gekräftig. Daher haben wir den Mittelwert der Jahre ist eine aktive Bewirtschaftung der Jungwälder be- 2017-2019 dargestellt. sonders wichtig. Bei der Aufforstung können Misch- Im Durchschnitt der Jahre 2017 – 2019 haben die baumarten wie Laubholz oder Tanne, die in den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern in Summe auf Altbeständen teilweise fehlen, gezielt eingebracht einer Fläche von mehr als 1.312 ha Pflegemaßnah- und so die Artenvielfalt erhöht werden. Im Zuge der men durchgeführt und rund 2,2 Mio. Forstpflanzen Dickungspflege und der Durchforstung bestehen aufgeforstet. weitere Möglichkeiten, die Baumartenmischung in Richtung stabiler Mischwaldbestände zu beeinflus- Maßnahme Fläche Pflanzenanzahl sen. Außerdem kann durch gezielte Eingriffe Platz (ha) (Stk.) geschaffen werden, damit die jungen Bäume mehr in die Breite und weniger in die Höhe wachsen. Das Aufforstung --- 2,187.053 kann ihre Widerstandskraft gegenüber Naturereig- Jungwuchspflege 457,7 --- nissen wie Windwurf und Schneebruch erhöhen. Dickungspflege 381,3 --- Durchforstung 472,6 --- Da die Walddatenbank im letzten Jahr von Grund auf erneuert und die Datenbasis stark verbessert wurde, Tab. II.1.2: Aufforstungs- und Pflegemaßnahmen, Mittelwert 2017-2019. (Gruppe Forst) 10
II.2 Forstliche Objektschutzfunktionskarten fließen nicht nur in den Waldentwicklungsplan (WEP) ein, sondern werden Raumplanung auch im tiris als Hinweiskarten für Naturgefahren zur Verfügung gestellt. Die forstliche Raumplanung findet ihren Nieder- schlag im Waldentwicklungsplan, der im § 6 des Wald mit mittlerer und hoher Schutzfunktion im Österreichischen Forstgesetzes verankert ist. Dieser Waldentwicklungsplan schützt Siedlungen, Industrie Plan spiegelt die öffentlichen Interessen am Wald und Gewerbegebiete, Verkehrswege und sonstige wider. Im Plan wird die Schutz-, Wohlfahrts- und Infrastruktur vor Naturgefahren. Häufig schützt Erholungsfunktion in drei Wertigkeiten dargestellt: dieser Wald aber auch seinen eigenen Standort. Das hohes, mittleres und geringes öffentliches Inter- bedeutet, der Wald befestigt die vorhandene Boden- esse. Die Aktualisierung erfolgt in zehnjährigem schicht sowie die darauf befindliche Vegetation und Rhythmus. 2019 wurde der Waldentwicklungsplan verhindert Erosion. der Bezirksforstinspektion Steinach erneuert und ministeriell genehmigt. Die Vorgehensweise bei Die im Waldentwicklungsplan dargestellten Flächen diesem Plan soll für andere Bezirksforstinspektionen geben nicht nur Hinweise auf die Schutzfunktion, übernommen werden. sondern weisen auch Bereiche aus, auf denen der Wald besonders von der Bevölkerung und den Bei der Neubearbeitung der Waldentwicklungsplä- Gästen zur Erholung genutzt wird. Hervorgehoben ne fließen neue digitale Datengrundlagen ein, z. B. wird auch Wald, der für den Quellschutz besonders Geländemodell, Naturgefahrenkarte und kartierte wichtig ist. Dieser wird als Wald mit besonderem Erholungsnutzungen. In enger Zusammenarbeit mit Interesse an der Wohlfahrt gekennzeichnet. Auch der Wildbach- und Lawinenverbauung, Sek- Wälder, deren Filterwirkung für die Reinhaltung tion Tirol, wird die Schutzfunktion erfasst. Im Detail der Luft bedeutend sind, zählen zum sogenannten wird dabei die Objektschutzfunktion des Waldes „Wohlfahrtswald“: Wälder entlang der Autobahn, bezogen auf die Naturgefahren Lawine, Steinschlag, in der Nähe von Emittenten und Siedlungen. Hier Gerinneprozesse und Großraumrutschung beurteilt. wurden als Grundlage Immissionsbelastungskarten Kartiert wurde die Funktion, die der Wald auf der für Stickstoffoxid und Feinstaub verwendet. jeweiligen Fläche für die Gesellschaft leisten soll. Kürzlich erstellte Modellierungen des Bundesfor- Im Waldentwicklungsplan Steinach wurden alle neu- schungszentrums für Wald dienen als Grundlage für en Erkenntnisse und Kartierungen eingearbeitet. Die die von der Wildbachverbauung erstellten Objekt- Karte dient als wertvolle Grundlage für wichtige Ent- schutzfunktionskarten. Letzte Korrekturen dieser scheidungen und raumplanerische Fragestellungen detaillierten Darstellung der Objektschutzfunktion in Bezug auf den Wald. Im Textteil sind Statistiken werden mit den regionalen Gebietsbauleitungen der und waldspezifische Planungen zusammengefasst, Wildbach- und Lawinenverbauung und den Be- sie bieten einen umfassenden Überblick über den zirksforstinspektionen abgestimmt. Die endgültigen Bezirk. 11
II.2 Waldverjüngung und erfüllung unter Berücksichtigung des Fallwildes, die Wildbestandserhebungen des Schalenwildes und Einfluss von Schalenwild auf das Auftreten und die lokale Verbreitung von Wildkrankheiten Bedacht genommen. Ergebnis der Seit 2004 wird österreichweit das sogenannte Jagdjahrvorbesprechung ist die Anzahl der im kom- Wildeinflussmonitoring (WEM) durchgeführt, um den menden Jagdjahr vorzunehmenden Abschüsse auf Zustand und die Entwicklung der Waldverjüngung Ebene des Hegebezirkes. zu erheben. Die Erhebungen erfolgen in dreijährigen Abständen und werden in ganz Österreich durchge- Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben führt. Ergebnisse werden auf Basis des politischen gezeigt, dass die Herausforderungen bei den Vorbe- Bezirks dargestellt. Eine Evaluierung des Erhebungs- sprechungen nach anfänglichen Diskussionen sehr verfahrens wurde im Jahre 2018 abgeschlossen. Die gut gelöst werden konnten. Die Jagdjahrvorbe- nächsten Erhebungen sind für die Jahre 2020 und sprechung ist zum Instrument für tragbare Lösungen 2021 geplant. Im Anschluss werden wieder öster- vor Ort geworden. Dies ist darauf zurückzufüh- reichweite Auswertungen zur Entwicklung des ren, dass sich alle Beteiligten gut vorbereiten und Wildeinflusses auf die Forstpflanzen zur Verfügung teilweise in Vorbesprechungen zur Lösungsfindung stehen. aktiv beigetragen haben. Da der Ablauf inzwischen Routine geworden ist, können sich die Beteiligten den fachlichen Notwendigkeiten für gute gemein- Verjüngungsdynamik Tirol same Lösungen noch besser widmen. Im Jahre 2015 wurde die Verjüngungsdynamik in Tirol im Tiroler Jagdgesetz normiert und 2016 erst- mals flächendeckend erhoben. Diese Erhebungen Flächenhafte Gefährdung sind spätestens jedes dritte Jahr zu wiederholen. durch Wild und waldgefährdende Damit stehen mit Ende 2019 für alle Erhebungsflä- Wildschäden chen aktuelle Daten zur Verfügung. Diese bilden eine Bei Wildschäden im Wald versuchen die Bezirks- Grundlage für die kommenden Jagdjahrvorbespre- forstinspektionen durch ständigen Kontakt zu den chungen in den Bezirken und finden in der Ab- Jagdverantwortlichen, lokale und regionale Lösungen schussplanung Berücksichtigung. herbeizuführen. Zunächst werden einvernehmliche Ergebnisse ohne aufwändige jagdrechtliche Verwal- In den rund 410.000 ha Hochwaldflächen, die bei tungsverfahren angestrebt. der Verjüngungsdynamik befundet wurden, ergibt sich für 2016 und 2019 im Schnitt über ganz Tirol ein Bei festgestellten flächenhaften Gefährdungen des ähnliches Bild. Flächen mit mittlerem bzw. hohem Bewuchses durch Schalenwild sieht das Forstgesetz Handlungsbedarf liegen bei ca. 40 % der Waldflä- vor, dass das zuständige Organ des Forstaufsichts- che. 12 % weisen keinen und knapp die Hälfte der dienstes ein Gutachten über Ursachen, Art und Flächen geringen Handlungsbedarf auf. Nachdem Ausmaß der Gefährdung und Vorschläge zur Abstel- Verbesserungen in der Entwicklung der Waldver- lung der Gefährdung an die Jagdbehörde und an den jüngung erst in einem längeren Zeitraum sichtbar Landesforstdirektor zu erstatten hat. werden, bedarf es noch mindestens ein bis zwei Erhebungsperioden, bis mögliche Än- derungen in Tirol erkennbar werden. Die Verjüngungsdynamik setzt auf HA NDLUNGSBEDA R F TIR OL gemeinsame Grundlagenerhebung im 2016 UND 2019 Wald und die Erarbeitung von gemein- Kein Handlungsbedarf Geringer Handlungsbedarf samen Lösungen bereits im Vorfeld aufwändiger Behördenverfahren. Mittlerer Handlungsbedarf Hoher Handlungsbedarf 60% 50% Die Abstimmungen finden in den so- 40% genannten Jagdjahrvorbesprechungen 30% statt, die jeweils bis zum 31. März von 20% den zuständigen Bezirksverwaltungs- 10% behörden durchgeführt werden. Dort 0% sind viele Grundlagen zu erörtern. 2016 2019 Neben der Verjüngungsdynamik wird Abb. II.2.1: Ergebnisse der Erhebungen aus der Verjüngungsdynamik 2016 und 2019. insbesondere auf die Abschussplan- Handlungsbedarf in der Verjüngungsdynamik in Prozent der Hochwaldfläche. (Gruppe Forst) 12
Gutachten Flächenhafte Gefährdung des Bewuchses durch einer Abschusszahl von jagdbare Tiere gemäß § 16 ForstG 1975 14.500 Stück lag das 100 Rehwild 2019 um ca. 90 600 Stück unter dem 80 Vorjahreswert. Mit einer Anzahl Gutachten § 16 ForstG 1975 70 Stückzahl von ca. 6200 wurde neuerlich we- 60 niger Gamswild erlegt, 50 nachdem der diesbezüg- 40 liche Höchstwert im Jahr 30 1992 erreicht wurde. Der 20 Abschuss beim Rotwild 10 hingegen lag 2019 bei 0 knapp 11.700 Stück und 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 ist damit der höchste gültige § 16 Gutachten - mehrere Wildeinflussarten (Verbiss, Schälung, Sonstige) gültige § 16 Gutachten - Schälschäden jemals erreichte. gültige § 16 Gutachten - Verbissschäden Abb. II.2.2: Anzahl der Gutachten, wo eine flächenhafte Gefährdung des Bewuchses durch jagdbare Tiere gemäß § 16 Der durchschnittliche Forstgesetz festgestellt wurde, 2010 bis 2019. (Gruppe Forst) Fallwildanteil der letzten fünf Jahre lag beim Im Jahr 2019 kamen 75 derartiger Gutachten nach Rotwild bei ca. 6 %, beim Rehwild bei ca. 19,5 % und § 16 Forstgesetz zum Tragen. Die von den Gutachten beim Gamswild bei ca. 8 %. Die Fallwildraten sind erfasste Fläche beträgt 1.442 ha. 39 dieser Gutachten damit im Schnitt der letzten Jahre unverändert hoch mit einer Fläche von 1.017 ha nennen den Verbiss als geblieben. Hauptindikator, bei 28 Gutachten mit einer Fläche von 186 ha ist dies die Schälung und bei 8 Gutach- Der Gesamtabgang im Jahr 2019 war - im Vergleich ten mit einer Fläche von 239 ha sind es mehrere zu den beiden Vorjahren - beim Rotwild höher, beim Einflussfaktoren, die hauptverantwortlich dafür sind, Gams- und Rehwild ist dieser gesunken. Die Fall- dass diese Gutachten erstattet werden müssen. Die wildzahlen sind nach wie vor ähnlich hoch wie im Anzahl der Gutachten sowie die Schadensflächen Schnitt der letzten Jahre. haben sich in den beiden letzten Jahren erhöht. Sind Abschussraten rückläufig und Fallwildraten Über diese Gutachten hinaus meldeten die Be- nach wie vor hoch, bedeutet das nicht, dass die zirksforstinspektionen den Jagdbehörden im Jahr Schalenwildbestände gesunken sind. Ein unverän- 2019 Waldflächen im Ausmaß von 1.108 ha in 83 derter Handlungsbedarf in den Jungwaldbeständen Revierteilen, in denen aufgrund von Wildschäden die hinsichtlich Verbiss- und Fegeeinwirkungen in landeskulturellen Leistungen des Waldes gefährdet den letzten Jahren über gesamt Tirol betrachtet ist sind. Gutachten Wildschäden außerhalb § 16 ForstG 1975 Anzahl der Reviere Einfluss von 120 Schalenwild Entsprechend der Anzahl Gutachten außerhalb § 16 ForstG 1975 100 Entschließung des Tiroler Landtages vom 80 30.09.2010 ist im Wald- bericht der Zusammen- 60 hang zwischen jagd- lichen Kennzahlen und 40 dem Wildeinfluss auf den Wald darzustellen. 20 Langjährige Statistiken von Abschuss und 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gesamtabgang zeigen Reviere Reviere Reviere Verbiss + Schälung Verbissschäden Schälschäden seit 1974 einen wellen- Abb. II.2.3: Anzahl der Reviere in Tirol, in denen waldgefährdende Wildschäden außerhalb von § 16 Forstgesetz-Be- förmigen Verlauf. Mit gutachtungen gemeldet wurden, 2010 bis 2019. (Gruppe Forst) 13
ebenfalls ein Indiz für hohe Schalenwildbestände. aufgerufen, das vorliegende Datenmaterial zu ana- Tatsache ist auch, dass der Tiroldurchschnitt nichts lysieren, die notwendigen Maßnahmen festzulegen über die Situation im jeweiligen Hegebezirk aussagt. und diese zielgerichtet im Rahmen der kommenden Hier sind die Akteure der Jagdjahrvorbesprechung Abschussplanung zu berücksichtigen. Entwicklung der Abschusszahlen - Schalenwild in Tirol 18.000 16.000 14.000 12.000 Rehwild Stück 10.000 Gamswild 8.000 Rotwild 6.000 4.000 2.000 0 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 2019 Jahr Abb. II.2.4: Entwicklung der Abschusszahlen in Stück Schalenwild in Tirol, 1974 bis 2019. (Jagdstatistik Land Tirol) Schalenwild in Tirol Entwicklung des Gesamtabgangs 20.000 18.000 16.000 Rehwild 14.000 Gamswild 12.000 Rotwild Stück 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Jahr Abb. II.2.5: Entwicklung des Gesamtabgangs (Abschuss und Fallwild) in Stück Schalenwild in Tirol, 2009 bis 2019. (Jagdstatistik Land Tirol) 14
II.4 Waldschäden und folgende extreme Ereignisse mit entsprechenden Folgen für die (Wald-)Vegetation anzuführen. finanzielle Auswirkungen □□ Die extremen Schneemengen im Jänner führten Im Jahr 2019 sind Bäume im Ausmaß von im Laufe des Winters 2018/19 zu überdurch- 808.000 m³ durch natürliche Schadereignisse ab- schnittlichen Lawinenschäden im Wald. gestorben. Davon wurden 68 % durch Schnee und □□ Zwei Episoden mit sehr viel Nassschnee im 20 % durch Wind verursacht. Der Schadholzanfall Jänner/Februar und im November 2019 waren durch Borkenkäfer lag mit rund 55.000 m³ unter regional/lokal für extrem hohe Schneebruch- dem mehrjährigen Durchschnitt. In der Holzein- schäden verantwortlich, vor allem in den süd- schlagsmeldung ergibt sich durch die teilweise lichen Landesteilen. Aufarbeitung des Schadholzes aus dem Vorjahr ein □□ Der zu kalte und feuchte Mai verzögerte die Bor- Schadholzanteil von 80 % bzw. 922.000 m³. kenkäferentwicklung um mehrere Wochen. □□ Die Bedingungen für die Borkenkäfer waren nur im heißen Juni ideal. Dank der zu einem großen II.4.1 Einfluss der Witterung Teil guten Wasserversorgung der Böden aus den auf den Wald vorangegangenen Monaten konnten die Fichten Im Jahr 2019 lag die Jahresdurchschnittstempe- den Borkenkäferbefall teilweise abwehren. Nur in ratur um +1,2° C über dem Mittel von 1981 bis tiefen Lagen konnten sich zwei ganze Generatio- 2010. Somit fiel die Temperaturabweichung nicht nen der gefährlichsten heimischen Borkenkäfer- so stark aus wie 2018. Deutlich zu warm waren art Buchdrucker fertig entwickeln. die Monate Februar, Juni, Oktober und Dezember, □□ Wenige heftige Gewitter sorgten für Starknieder- etwas zu warm März, Juli und August. Deutlich zu schläge mit anschließenden Murgängen, welche kalt waren Jänner und Mai. Der Juni (4° C bis 5° C auch Schadholz mobilisierten. Das Schadensaus- über dem langjährigen Mittel) zeichnete sich durch maß im Wald hielt sich dabei sehr in Grenzen. Rekordtemperaturen bis in große Höhen aus. In den Tallagen wurden viele Tropentage mit Temperaturen II.4.2 Waldschäden >30° C registriert. Der Temperaturhöchstwert wurde am 30. Juni mit 38,5° C an der Station Innsbruck/ durch Insektenbefall Universität erreicht, der Tiefstwert (unter 1000 m Die Schadholzmenge durch Borkenkäfer verringerte Seehöhe) mit -19,9° C am 24. Jänner in Ehrwald. sich im Vergleich zu den letzten Jahren sehr deut- lich auf 55.000 m³ und lag somit auch unter dem Die Jahresniederschlagssummen lagen im Flächen- Durchschnitt der letzten zehn Jahre (69.000 m³). Die mittel um 17 % (Nordtirol) bzw. 24 % (Osttirol) über lange kühl-feuchte Wetterperiode im Mai verzögerte dem Erwartungswert. An den meisten Stationen in die Borkenkäferentwicklung drastisch, sodass die Tirol lag die Niederschlagsumme bis Mai deutlich Aufarbeitung des frischen Befalls an stehenden Bäu- über dem Normalwert. Der Juni war mit -62 % unter men in den Tieflagen rechtzeitig von statten ging. In dem Mittel 1981 bis 2010 extrem trocken, auch der vielen Bundesländern und im benachbarten Ausland Juli war mit -15 % unterdurchschnittlich. An der waren die Schadholzmengen durch Borkenkäfer Wetterstation in Reutte (850 m) wurde mit 116 cm weiterhin hoch bzw. stiegen diese noch an. 91 % die hier höchste maximale Gesamtschneehöhe in des Stehendbefalls gehen auf das Konto des Buch- einem Jänner seit Beginn der Messungen im Jahr druckers, dem gefährlichsten heimischen Borkenkä- 1937 registriert. Im Nordalpenbereich und im Bezirk fer an Fichte. Der so genannte Kupferstecher ist für Kitzbühel gab es Rekord-Neuschneemengen (Hoch- weitere 6 % der Schadholzmenge verantwortlich, filzen 451 cm in 15 Tagen). der Rest verteilt sich auf weitere Kiefern-, Tannen- und Fichtenborkenkäfer. In Osttirol verlief die erste Jahreshälfte unter den Mittelwerten, gegen Jahresende stellten sich über- Prognosen durch PHENIPS durchschnittliche Verhältnisse ein. Im November Das Prognose-Werkzeug PHENIPS, welches seit 2018 waren bis in die Tallagen große Schneemengen zu auch für Tirol zur Verfügung steht, erweist sich in verzeichnen. der Steuerung der Bekämpfungsmaßnahmen als sehr hilfreich. Mit diesem Instrument ist es möglich, Besondere Einflüsse der den Schwärm- und Befallsbeginn im Frühjahr, die Entwicklung der Brut, die Anlage von Folgegene- Witterung auf den Wald rationen, den Beginn der Überwinterung etc. zu Bezüglich der Auswirkungen auf die Vegetation sind berechnen. 15
Abb. II.4.2.1 Borkenkäferentwicklung Tirol, gesamt, 2019 (grau - keine Entwicklung, dunkelgrün – eine Generation, hellgrün – eine Generation und Geschwi- sterbrut, pink – zwei Generationen, orange – zwei Generationen und Geschwisterbrut, rot – drei Generationen) (Quelle: Universität für Bodenkultur) Die Beziehung zwischen Entwicklungsrate und Aufforstungsflächen ist der Große Braune Rüssel- Temperatur folgt einer nicht linearen Kurve zwischen käfer, der Nadelholzpflanzen vernichtet. Bekämp- dem Entwicklungsnullpunkt bei 8,3 °C und der obe- fungsmaßnahmen mit Fangrinden und Schutz der ren Temperaturschwelle von 38,9 °C. Durch Aufsum- Forstpflanzen mit kurzzeitig wirksamen Insektiziden mierung der effektiven Temperaturen (Wärmesum- sind laufend erforderlich. Größere Schäden wurden me) kann der Brutentwicklungsstand abgeschätzt auf 199 ha gemeldet. werden und damit der Zeitpunkt der Entwicklungs- Maikäfer: Aus den Bezirken Kitzbühel und Kufstein vollendung (Schlüpfbeginn der Jungkäfer), aber auch wurden auf 29 ha Fraßschäden im Wald gemeldet. das Auftreten von Geschwisterbruten sowie die Kleinschmetterlinge: Deutliche Fraßschäden der Überwinterungsfähigkeit der Brut bestimmt werden. Lärchenminiermotte traten 2019 auf einer Fläche Darüber hinaus wird in PHENIPS auch die Schwärm- von rund 53 ha auf; damit war der südliche Bereich aktivität des Buchdruckers und der Schwärmbeginn des Bezirkes Innsbruck-Land weniger als zuletzt bzw. der Befallsbeginn im Frühjahr, anhand des betroffen. Schwellenwertes von 16,5 °C für das Schwärmen, Läuse: In geringerem Ausmaß als zuletzt ist die abgeschätzt. Tannentrieblaus auf in Summe 489 ha in den Bezir- ken Innsbruck-Land, Kufstein, Kitzbühel und Schwaz Ab einer Tageslichtlänge von weniger als 14,5 Stun- aufgetreten. den, das heißt ab Mitte/Ende August, sind die Käfer nicht mehr brutbereit und es werden in der Regel II.4.3 Schäden keine weiteren Bruten mehr angelegt. durch Kleinsäugetiere Schäden durch Mäusefraß traten auf 73 ha auf. Am Anhand der Daten der ZAMG-Wetterstationen, des meisten betroffen waren Verjüngungsflächen in den vom Land Tirol beauftragten Temperaturprofils Bezirken Kitzbühel und Kufstein. Beeinträchtigungen Innsbruck und der daraus modellierten Werte für durch Hasen wurden auf 733 ha Wald gemeldet, die gesamte Landesfläche kann die Entwicklung der reduziert auf die tatsächlich geschädigte Fläche Generationen für jede Waldfläche in Tirol berechnet waren jedoch nur ca. 5 ha betroffen. Schwerpunkte und kartographisch dargestellt werden. lagen in den Bezirken Innsbruck-Land, Kitzbühel und Sonstige Käfer: Ein ständiger Schädling in den Kufstein. 16
II.4.4 Pilzerkrankungen im Brixental (Bezirk Kitzbühel) auf 20 ha in bedeu- tendem Ausmaß registriert. Kiefernschütten und und sonstige biotische Kieferntriebsterben traten auf 67 ha insbesondere Waldschädigungen im Bezirk Innsbruck-Land auf. Das bereits seit Jahr- Fichtennadelpilze nahmen im Vergleich zu den zehnten beobachtete Absterben von Kiefern auf den letzten Jahren weiter deutlich ab. Diese traten nur südexponierten Kiefernbeständen von Innsbruck bis auf 3.208 ha auf. Der Fichtennadel-Blasenrost ist Landeck hat sich im Jahr 2019 wohl aufgrund der in den Hochlagen für die Verfärbung der Fichten im weitgehend guten Wasserversorgung eingebremst. August und den Nadelverlust verantwortlich. Die Der Lärchenkrebs verursachte Schäden in Jung- Bäume erleiden dadurch in der Regel lediglich einen beständen auf 37 ha, schwerpunktmäßig im Bezirk Zuwachsverlust. Imst. Lärchentriebsterben wurde auf 5 ha im Bezirk Reutte registriert. Schneeschimmelbefall in Hochla- gen trat 2019 auf 73 ha auf. Geschädigte Waldfläche in Tirol durch Fichtennadelpilze 25.000 20.000 Hektar 15.000 10.000 5.000 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Jahr Abb. II.4.4.1: Geschädigte Waldfläche in Tirol durch Fichtennadelpilze, 2010 bis 2019. (Gruppe Forst) Durch Wurzel- und Wundfäulen sind im Jahr 2019 rund 34.000 m³ vorzeitig genutzt worden. Befall mit II.4.5 Schäden durch Hallimasch wurde auf 109 ha in den Bezirken Inns- Wind und Wetter bruck-Land, Kufstein, Kitzbühel und Lienz festge- Wie schon im Jahr 2018 traten auch 2019 mehr stellt. Dieser führt zum Absterben von Einzelbäumen direkte wetterbedingte Schäden auf als im langjäh- und Baumgruppen. rigen Durchschnitt. Durch Stürme wurden Bäume im Ausmaß von rd. 165.000 m³ auf 1.305 ha gewor- Das Eschentriebsterben wurde auf 6.132 ha regis- fen. Die meisten Schadholzmengen waren in den triert. Diese Erkrankung der Esche ist mittlerweile Bezirken Innsbruck-Land (33 %), Landeck (21 %) und im gesamten Land verbreitet und führt zum Zu- Schwaz (16 %) zu verzeichnen. rücksterben der Triebe und immer öfter auch zum Absterben der Eschen. Besonders gefürchtet ist eine Nassschnee im Jänner und vor allem im November im Zuge der Erkrankung schwer erkennbare Wur- verursachten Schneebruchschäden in weit über- zelfäule, die zum plötzlichen Umstürzen der Eschen durchschnittlichem Ausmaß von 522.000 m³. Die führt. Entlang von Verkehrswegen müssen deshalb durchschnittliche Schadholzmenge wurde dadurch vermehrt Eschen frühzeitig entnommen werden. um mehr als das Dreifache übertroffen. Die meisten Im Rahmen des österreichweiten Projekts „Esche in Schneebruchschäden gab es in Osttirol mit deutlich Not“, werden resistente Eschen vermehrt, am Markt über 300.000 m³ (59 %), gefolgt von Kitzbühel und sind derzeit jedoch noch keine resistenten Eschen- Kufstein mit jeweils 16 % der landesweiten Schnee- pflanzen verfügbar. schäden. Das Erlensterben, ausgelöst durch die Wurzel- Durch Lawinen wurde vom Jänner bis März eine halsfäule der Erlen (vor allem an Grauerle), wurde überdurchschnittlich hohe Schadholzmenge von entlang der Hauptflüsse Inn, Drau und Isel sowie 27.000 m³ verursacht. Das meiste Lawinenholz ist 17
im Bezirk Innsbruck Land (31 %) aufgetreten, gefolgt II.4.7 Quarantäneschädlinge, von den Bezirken Reutte (19 %) und Imst (16 %). Forstlicher Pflanzenschutzdienst Der heimische Wald ist durch bestimmte auslän- Durch etliche Muren, die im Zuge heftiger Gewitter dische Schadorganismen einem hohen Gefähr- im Juli und August im ganzen Land ausgelöst wur- dungspotenzial ausgesetzt. Im Rahmen der Überwa- den, sind 5.080 m³ Schadholz auf 30 ha angefallen, chung sogenannter invasiver Schädlinge bzw. von dies schwerpunktmäßig im Bezirk Lienz. Hagelschä- Quarantäne-Schädlingen und –Krankheiten nach der den wurden, außer auf geringer Fläche im Bezirk neuen Pflanzengesundheitsverordnung Kufstein, landesweit nicht registriert. (EU) 2016/2031 wurde an 30 Waldstandorten und Die lange Trockenperiode mit hohen Temperaturen waldnahen Standorten ein Monitoring durchgeführt. im Juni hat auf 129 ha südexponierter Waldfläche Bei zwölf diesbezüglich zu beobachtenden Schäd- Dürreschäden verursacht. lingen und Krankheiten wurde kein neues Vorkom- men festgestellt. Die Schadholz im Tiroler Wald durch bekannten der euro- 800.000 Wind, Schnee, Lawinen und Muren päischen Kommission gemeldeten Latschen- 700.000 standorte mit Braun- 600.000 fleckenkrankheit sind weiterhin befallen und m³ abiotisches Schadholz 500.000 werden in regelmäßigen 400.000 Abständen beobach- tet. Die Intensität des 300.000 Befalls sowie die weitere 200.000 Ausbreitung dürften durch die trocken/heiße 100.000 Witterung im Sommer 2019 offensichtlich etwas 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 reduziert worden sein. Im Rahmen des Vollzuges Windwurf Schneebruch Lawinenschaden Muren der pflanzenschutzrecht- Abb. II.4.5.1: Schadholzmenge im Tiroler Wald durch Windwurf, Schneebruch, Lawinen und Muren, lichen Bestimmungen 2003 bis 2019. (Gruppe Forst) wurden neun umfas- sende Betriebskontrol- len nach dem Pflanzenschutzgesetz durchgeführt und 345 Pflanzengesundheitszeugnisse für Exporte ausgestellt. Waldbrände in Österreich 2019 gesamt: 235 II.4.6 Waldbrände Im Jahr 2019 wurden Niederösterreich 49 insgesamt 45 Waldbrände Steiermark 48 registriert, betroffen war eine Fläche von ge- Tirol 45 samt neun Hektar. Trotz Kärnten 40 rascher Löschaktionen, Oberösterreich 24 auch mittels Hubschrau- bereinsatzes, verursach- Salzburg 18 ten diese hohe Schäden. Burgenland 4 Auffallend war die hohe Zahl an Waldbränden, die Vorarlberg 4 durch unsachgerecht ab- Wien 3 gelöschte Herz-Jesu-Feu- 0 10 20 30 40 50 60 er entfacht wurden. Abb. II.4.6.1 Anzahl der Waldbrände in den Bundesländern, 2019. (Quelle: Waldbrand-Datenbank, Universität für Bodenkultur/Waldbau) 18
II.4.8 Finanzielle Auswirkung Demzufolge beträgt der Wertverlust für die Wald- eigentümerinnen und Waldeigentümer durch die der Waldschäden oben angeführten Schadfaktoren bei mehrjähriger Um ein Bild vom Ausmaß der finanziellen Schäden Betrachtung jährlich rund 34 Mio. Euro. für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer zu Die Analyse im Berichtsjahr 2019 ergibt, dass die erhalten, werden alle Schadfaktoren bewertet, die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer neuer- auf den Wald einwirken. Dabei werden folgende lich einen hohen Wertverlust durch Windwurf, Eingangsdaten verwendet: Schneebruch, Lawinen, Muren sowie Käferbefall hinnehmen mussten. Der unmittelbare finanzielle □□ Die Menge aller angefallenen Schadhölzer, ge- Schaden allein bedingt durch diese Ursachen beträgt mittelt über die letzten zehn Jahre 2019 geschätzt 32,8 Mio. Euro. Dieser Verlust erklärt □□ Schälschäden, Steinschlag- und Ernteschäden sich durch Holzentwertung, erhöhte Erntekosten entsprechend der Österreichischen Waldinventur und Hiebsunreife. □□ Schäden an der Verjüngung entsprechend der landesweiten Verjüngungserhebung Für einen Teil der Waldschäden werden im Rahmen der Abgeltung von Elementarschäden aus dem Ka- Alle Schadfaktoren werden nur hinsichtlich ihrer tastrophenfonds Beihilfen gewährt, wobei diese nur unmittelbaren betrieblichen Auswirkung bewertet, nach Überschreiten gewisser Flächen- und Scha- Folgeschäden und ökologische Auswirkungen blei- densgrenzen beansprucht werden können. In den ben unberücksichtigt. letzten drei Jahren wurde so für Waldschäden - auf Basis von 905 gestellten Anträgen - eine Abgeltung Die betrieblichen (monetären) Schäden durch Wet- von 3,43 Mio. Euro gewährt. Etliche Katastrophen- terereignisse, insbesondere Wind und Nassschnee, flächen Osttirols sind in diesen Zahlen wegen der haben zugenommen. Der Geldwert an jährlichen ausstehenden Abrechnung noch nicht enthalten. Wildschäden liegt weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Borkenkäferschäden mit einem Anteil von 2,8 Mio. Euro sind an vierter Stelle, jedoch im Ver- gleich zu anderen Bundesländern auf einem gerin- gen Niveau. Betriebliche Schäden im Tiroler Ertragswald pro Jahr ohne Folgeschäden Windwurf Wildschäden Schneebruch Borkenkäfer sonst. biotische Schäden Ernteschäden Steinschlagschäden sonst. Verjüngungsschäden Weideschäden Lawine, Mure, Hagel sonst. abiotische Schäden 0 1500 3000 4500 6000 7500 9000 in 1000 Euro Windwurf, Schneebruch, Lawine, Mure, Hagel, Borkenkäfer sowie sonstige biotische und abiotische Schäden: Basis Holzeinschlagsmeldung (HEM) und Dok umentation der Waldschädigungsfak toren (Mittelwert DWF 2010-19) Weideschäden und sonstige Verjüngungsschäden (Frost, Hitze, Pilze, Insek ten, waldbauliche Fehler etc.): Basis Verjüngungserhebung (VZI) Wildschäden: Verbiss und Fegeschäden - Basis Wildeinflussmonitoring (WEM) 2015-2017, Schälschäden - Basis Österreichische Waldinventur 2007-09 Steinschlag- und Ernteschäden: Basis Österreichische Waldinventur 2007-2009 Abb. II.4.8.1: Betriebliche Schäden im Tiroler Ertragswald pro Jahr in 1000 Euro. (Gruppe Forst) 19
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