Wohnungsmarktbericht 2018 - Ergebnisse des Wohnungsmarktbeobachtungssystems 2017 - Stadt Dortmund
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Wohnungsmarktbericht 2018 Ergebnisse des Wohnungsmarktbeobachtungssystems 2017 Stadt Dortmund Amt für Wohnen und Stadterneuerung
Inhalt Seite Vorwort 7 „Für die eilige Leserin, für den eiligen Leser …“ 9 Wohnungsmarkt Dortmund auf einen Blick 12 1. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen in Deutschland 13 2. Grundstücks- und Immobilienmarkt 15 2.1 Bodenumsätze in Dortmund 15 2.2 Immobilienpreisentwicklung in Dortmund 17 2.3 Grundstücks- und Immobilienmarkt im regionalen Vergleich 22 2.3.1 Unbebaute Grundstücke 22 2.3.2 Bebaute Grundstücke 25 2.4 Städtisches Baulandmanagement 26 2.4.1 Wohnbauflächenpotenziale 26 2.4.2 Wohnbauflächenentwicklung in Dortmund 28 3. Wohnungsangebot 31 3.1 Wohnungsneubau in Deutschland und Nordrhein-Westfalen 31 3.2 Wohnungsneubau in Dortmund 32 3.3 Wohnungsbestand 35 3.3.1 Ein- und Zweifamilienhäuser 36 3.3.2 Geschosswohnungsbestand 37 3.3.2.1 Mietwohnungen im Geschosswohnungsbestand 37 3.3.2.2 Eigentumswohnungen 38 3.3.3 Wohnungsleerstand 39 3.3.4 Finanzinvestoren auf dem Wohnungsmarkt 41 3.4 Geförderter Wohnungsbau 42 3.4.1 Wohnraumförderung 42 3.4.2 Geförderter Wohnungsbestand 45 4. Wohnungsnachfrage 47 4.1 Demografische Entwicklung 47 4.1.1 Bevölkerungsentwicklung in Dortmund 47 4.1.2 Haushaltsentwicklung in Dortmund 48 4.2 Wanderungsbewegungen 50 4.2.1 Außenwanderung 50 4.2.2 Stadtumlandwanderung 51 4.2.3 Innerstädtische Wanderungsbewegungen 53 4.3 Nachfrage nach preiswertem Wohnraum 55 4.3.1 Sozialleistungsempfänger 55 4.3.2 Asylbewerber und Flüchtlinge 57 4.3.3 Studentisches Wohnen 57 4.3.4 Wohnungssuchende im geförderten Wohnungsbau 60
Inhalt Seite Exkurs: Nachfrageanalyse zur Situation auf dem Wohnungsmarkt Dortmund 61 5. Mietenentwicklung 63 5.1 Mietenentwicklung in Deutschland 63 5.2 Mietentwicklung in Dortmund 65 5.2.1 Mietniveau in Dortmund – kleinräumige Betrachtung 66 5.2.2 Mietniveau in Dortmund – Kosten der Unterkunft SGB II und SGB XII 68 6. Kleinräumige und regionale Wohnungsmarktbeobachtung 70 6.1 Quartiersanalyse 70 6.2 Kleinräumiges Wohnungsmarktmonitoring 71 6.3 Regionale Wohnungsmarktbeobachtung 71 7. Kommunales Stimmungsbarometer 74 Anlagen 82 Mietspiegel 82 Liste der 170 Statistischen Unterbezirke 86 Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen und Karten 87 Abbildungen 87 Tabellen 88 Karten 88 Impressum 89
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, Entspannung auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt war auch im Jahre 2017 nicht in Sicht. Weiterhin sind das untere sowie das mittlere Preissegment als angespannt zu bezeichnen. Auch von den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt wird die Situation so wahrgenommen. Dies zeigen die Ergebnisse einer von der Stadt Dortmund durchgeführten Bürgerbefragung zum Thema Wohnen. Ohne Entwarnung geben zu können, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Bemühungen der Stadt Dortmund und vieler enga- gierter Wohnungsmarktakteure, der angespannten Wohnungsmarktlage Ludger Wilde entgegenzuwirken, erste Früchte tragen. Einige Daten und Fakten aus der Wohnungsmarktbeobachtung deuten darauf hin: Die Baufertigstellungen konnten fast um die Hälfte gesteigert werden; die Baugenehmigungen befinden sich auf einem anhaltend hohen Niveau; im Zusammenspiel mit einem moderaten Bevölkerungs- und Haushaltswachstum konnte eine weitere Verringerung der Leerstandsquote zunächst gestoppt werden. Auch die intensiven Förderaktivitäten im sozialen Wohnungsbau werden sich zukünftig auszahlen. Die in den vergangenen Jahren geförderten Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen werden nach und nach realisiert. Dadurch kann ein weiteres starkes Abschmelzen der Sozial- wohnungsbestände zunächst etwas gebremst werden. Der Dank an alle Akteure, die dazu beigetragen haben, wird mit einem „Weiter so!“ verbunden. Noch gibt es genug Arbeit, um das gemeinsame Ziel „Wohnen für alle“ in Dortmund zu erreichen. Wir wünschen Ihnen nun eine interessante Lektüre des Wohnungsmarktberichtes 2018. Thomas Böhm Ludger Wilde Thomas Böhm Dezernent für Umwelt, Leiter des Amtes für Planen und Wohnen Wohnen und Stadterneuerung 7
Wohnungsmarktbericht 2018 „Für die eilige Leserin, für den eiligen Leser …“ Nachfrageüberhang, Baukosten und Co. sorgen für hohe Immobilienpreise Das Kaufinteresse und der Wunsch nach Eigentumserwerb – zur Selbst- nutzung oder als Kapitalanlage – sind weiterhin ungebrochen. Im Zusam- menspiel mit den nach wie vor niedrigen Kapitalmarkt- bzw. Hypothe- kenzinsen, den für den Neubau relevanten hohen Baukosten und dem knappen Immobilienangebot sorgen sie für steigende Angebotspreise in nahezu allen Segmenten. Besonders deutlich war dies im Segment der frei stehenden Einfamilienhäuser im Bestand mit einem Plus von rund 31.000 € bzw. 8,6 % festzustellen. Der Anstieg für neu gebaute frei stehende Einfamilienhäuser fiel 2017 mit 3,8 % bzw. rund 14.000 € gegenüber dem Vorjahr etwas moderater aus. In den letzten fünf Jahren war in diesem Segment die Entwicklungsdynamik der Angebotspreise mit einem Anstieg um rund 30 % jedoch am höchsten. Auch die Angebotspreise für Bestands-Eigentumswohnungen ziehen weiter leicht an und lagen im Median bei rund 1.340 €/m². Im Segment der neu gebauten Eigentumswohnungen hingegen scheint sich die hohe Preisdyna- mik etwas abzuschwächen. Der Median der Angebotspreise ist das zweite Mal in Folge gesunken und betrug 2017 rund 2.680 €/m². Wohnungsbauoffensive zeigt erste Erfolge Die Zahl der Baufertigstellungen erhöhte sich von 2016 auf 2017 um über 45 % auf 1.475 Wohnungen. Dortmund nähert sich damit dem selbst gesteckten Ziel jährlich ca. 2.000 Wohnungen fertigzustellen, um den steigenden Bedarf zu decken. Die Zahl der genehmigten Wohnungen befindet sich mit 1.623 nach wie vor auf einem hohen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwar einen leichten Rückgang, dieser fiel jedoch mit 9,5 % deutlich geringer aus als der landesweite Rückgang von 21,1 %. Wie schon in den beiden Vorjahren konnten auch 2017 wieder mehr Wohnraumfördermittel für Dortmunder Projekte abgerufen werden, als in der zwischen der Stadt Dortmund und dem Land NRW getroffenen Vereinbarung zum Globalbudget festgeschrieben. Mit einem Rekorder- gebnis von insgesamt 51,1 Mio. € (statt 30 Mio. €) wird die Realisierung von geförderten Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen für 1.013 Wohnungen in den kommenden Jahren unterstützt. Großzügiges Angebot an Wohnbauflächen Dortmund verfügt über ausreichende und vielfältige Baulandpotenziale. Ende 2017 standen rund 188 Hektar Wohnbauflächen in rechtsverbind- lichen und in Aufstellung befindlichen Bebauungsplänen zur Verfügung. Dort können rund 8.300 Wohnungen entstehen – darunter 6.000 Wohnun- gen in Mehrfamilienhäusern und 2.300 Wohnungen in Ein- und Zwei- familienhäusern. Flächenengpässe sind nicht zu erwarten. 9
Wohnungsmarktbericht 2018 Wohnungsleerstand auf konstant niedrigem Niveau Zum Stichtag 31.12.2017 betrug der strukturelle Leerstand in Dortmund 1,8 %1. Dahinter verbergen sich rund 5.800 Wohnungen, die länger als sechs Monate leer standen. Die Zahl der strukturell leer stehenden Wohnungen hat sich im Vergleich zum Vorjahresstichtag leicht um 250 erhöht. Insgesamt sind das Angebot und damit die Wahlmöglichkeiten der Nachfragerinnen und Nachfrager aber zu gering. Die Engpässe in der Wohnraumversorgung begünstigen neben anderen Faktoren Preis- bzw. Mietsteigerungen und tragen zu einer weiterhin angespannten Situation, insbesondere im unteren und mittleren Marktsegment, bei. Angebotsmieten ziehen immer weiter an Der Aufwärtstrend bei den Angebotsmieten im Wohnungsbestand geriet auch 2017 nicht ins Stocken. Der Median der Nettokaltmieten erhöhte sich von 6,33 €/m² auf 6,62 €/m² im Vergleich zum Vorjahr. Im Neubaubereich stieg der Median innerhalb eines Jahres von 10,16 €/m² auf 10,50 €/m². Treiber dieser Entwicklung sind neben der Angebotsverknappung auf Grund der steigenden Haushaltszahlen das gute Investitionsklima für Modernisierungen im Wohnungsbestand, die hohen Bauwerks- und Ne- benkosten (betrifft Neubau und Bestandsinvestitionen) sowie eine hohe Angebotszahl von Neubaumietwohnungen in bevorzugten Lagen – wie zum Beispiel PHOENIX-See. Trotz dieser kontinuierlichen Mietpreissteigerungen liegen die Angebots- mieten in Dortmund im bundesdeutschen Vergleich nach wie vor auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau. Bevölkerungs- und Haushaltszahlen mit moderatem Anstieg Die Dortmunder Bevölkerung wächst weiterhin, jedoch hat sich die Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung deutlich abgeschwächt. Am Stichtag 31.12.2017 lebten laut der kommunalen Statistik 601.780 Perso- nen in Dortmund und somit ca. 600 Personen mehr als im Vorjahr. Die Entwicklung der Zahl der in Dortmund lebenden Privathaushalte zeigt ein ähnliches Bild: Sie erhöht sich leicht um rund 200 auf 316.080 zum Stichtag 31.12.2017. Außenwanderungsgewinne fallen geringer aus – erneut negative Nahwanderungsbilanz Die Außenwanderung umfasst alle Zu- und Fortzüge über die Dortmunder Stadtgrenze hinaus. Im Jahr 2017 ergab sich ein positiver Saldo von 1.580 Personen. Dieser ist jedoch deutlich geringer als im Vorjahr (+5.818 Personen). Der Nahwanderungssaldo fiel im Jahr 2017 mit minus 734 Personen erneut negativ aus und lag damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. Sowohl die Zahl der zugezogenen Personen mit 6.334 als auch die der Fortgezogenen mit 7.075 verringerten sich gegenüber 2016 nur marginal. 1 Bezogen auf den Wohnungsbestand 2016. 10
Wohnungsmarktbericht 2018 Anhaltend hohe Nachfrage nach preiswertem Wohnraum Die Zahl der transferleistungsbeziehenden Haushalte bzw. Personen ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht zurückgegangen. Trotzdem ist die Nachfragegruppe der Personen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewie- sen sind, anhaltend groß und sehr heterogen. Besonders angespannt stellt sich die Situation auf Grund der vielfältigen Konkurrenz und den fehlen- den Angeboten bei den preiswerten kleinen sowie großen bzw. familien- gerechten Wohnungen dar. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass auch Studierende in Dortmund inzwischen mehr Probleme haben, eine passende bezahlbare Wohnung zu finden, als es in der Vergangenheit der Fall war. Kommunal zugewiesene Flüchtlinge und Asylbewerber Die Wohnraumversorgung von Flüchtlingen erfolgt über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Rund 7.500 geflüchtete Menschen, die in den letzten Jahren nach Dortmund gekommen sind, lebten Ende 2017 in Wohnungen. Davon wohnten 1.630 Flüchtlinge in von der Stadt Dortmund angemiete- ten Wohnungen. 800 Personen waren zum Stichtag 31.12.2017 noch in der zentralen kommunalen Unterbringungseinrichtung und in den dezentralen Übergangseinrichtungen untergebracht. Ein Großteil der geflüchteten Menschen wird vermutlich in Dortmund bleiben und Teil der Dortmunder Stadtgesellschaft werden. Es ist in diesem Zusammenhang weiter von einer erhöhten Wohnraumnachfrage nach preiswerten Wohnungen, insbesondere für Einzelpersonen und für größere Familienhaushalte, auszugehen. 11
Wohnungsmarktbericht 2018 Wohnungsmarkt Dortmund auf einen Blick Vorjah- 2015 2016 2017 resver- gleich Immobilienpreise2 und Mieten3 Frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser – Neubau 344.800 € 375.700 € 389.900 € ä Frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser – Bestand 361.400 € 359.000 € 390.000 € ä Eigentumswohnungen – Neubau 2.850 €/m² 2.796 €/m² 2.681 €/m² æ Eigentumswohnungen – Bestand 1.211 €/m² 1.291 €/m² 1.339 €/m² ä Mietwohnungen – Neubau 10,58 €/m² 10,16 €/m² 10,50 €/m² ä Mietwohnungen – Bestand 6,00 €/m² 6,33 €/m² 6,62 €/m² ä Bodenrichtwert – mittlere Lage 4 235 €/m² 270 €/m² 290 €/m² ä Wohnungsangebot Baufertigstellungen (Wohnungen5) 956 1.016 1.475 ä Baugenehmigungen (Wohnungen ) 5 1.352 1.794 1.623 æ Wohnungsbestand6 319.625 320.452 – – Eigentumsquote7 23,9 23,9 24,08 ä Strukturelle Wohnungsleerstandsquote 9 1,8 1,7 1,8 8 ä Geförderter Mietwohnungsbestand 24.627 22.594 22.237 æ Geförderte10 Mietwohnungen und Mieteinfamilienhäuser – 353 261 280 ä Neubau Geförderte Eigentumsmaßnahmen – Neubau 15 13 7 æ Geförderte Bestandsmaßnahmen 567 229 726 ä (Wohnungen und Wohnheimplätze) Wohnungsnachfrage Hauptwohnbevölkerung 596.575 601.150 601.780 ä Zahl der Haushalte 11 313.500 315.900 316.080 ä Außenwanderungssaldo +9.093 +5.818 +1.580 æ Nahwanderungssaldo -96 -734 -741 æ Relative innerstädtische Umzugshäufigkeit 78 77 72 æ Arbeitslosenquote 12 12,3 11,6 11,0 æ SGB II (Bedarfsgemeinschaften) 44.576 45.127 44.080 æ SGB XII (Personen) 11.385 13.238 13.593 ä Wohnungssuchende im geförderten Wohnungsbau 1.521 1.609 1.890 ä Wohngeld (Haushalte) 3.767 5.408 5.312 æ Asylbewerberleistungsgesetz (Personen) 4.857 5.249 2.815 æ Quellen: Amt für Wohnen und Stadterneuerung, Bundesagentur für Arbeit, Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Dort- mund, dortmunderstatistik, empirica-Preisdatenbank (Basis: empirica-systeme.de), Information und Technik Nordrhein-Westfalen, Sozialamt 2 Angebotspreise, Median. 6 Wohnungen in Gebäude mit Wohnraum. 11 Grundlage: wohnberechtigte Bevölkerung 3 Angebotsmieten, Median, netto kalt. 7 Anteil der vom (Mit-)Eigentümer/-innen selbst ohne Personen in Gemeinschaftsunterkünften 4 Baureife Grundstücke für den individuellen genutzten Wohnungen. (z. B. stationäre Pflegeeinrichtungen, Flücht- Wohnungsbau, abgabenfrei. 8 Bezogen auf den Wohnungsbestand 2016. lingsunterkünfte). 5 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäu- 9 Leerstand länger als sechs Monate. 12 Stand: 30.09.2017. den, inkl. Saldo der Umbauten. 10 Mit Wohnraumfördermitteln des Landes NRW. 12
Wohnungsmarktbericht 2018 1. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen in Deutschland13 Wohnungsbauinvestitionen Seit Jahren ist der Wohnungsbau die bedeutendste Sparte im Baugewerbe. Im Jahr 2017 entfielen 61 % (rund 196 Mrd. €) aller Bauinvestitionen auf den Wohnungsbau. Insgesamt verzeichnete das deutsche Bauhauptge- werbe eine Umsatzsteigerung von 6,0 % im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Plus von 11,6 % erhöhten sich die Umsätze im Wohnungsbau am stärksten. Rund 42 Mrd. € wurden 2017 in dieser Sparte umgesetzt. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sowie der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gehen davon aus, dass das anhaltend hohe Niveau der Baugenehmigungszahlen – trotz leichtem Rückgang im Jahr 2017 – und der weiterhin hohe Bedarf an (Miet-)Wohnungen in Ballungszentren die positive Wohnungsbaukonjunktur noch einige Zeit tragen wird. Für 2018 werden daher weitere Umsatzsteigerungen erwartet. Baupreise, Baukosten und Immobilienpreise Die Preise für den Neubau von konventionell gefertigten Wohngebäuden erhöhten sich im Jahresdurchschnitt 2017 gegenüber 2016 um 3,0 %. Auch die Instandhaltung von Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) verteuerte sich und stieg um 3,3 %. Der Baukostenindex für Wohngebäude 2017 lag um 2,9 % über dem Vorjahreswert. Darunter verzeichneten die Arbeitskosten mit +3,8 % die höchste Steigerungsrate. Im Jahr 2017 legten die Hauspreise durchschnittlich um 6,5 % zu und die Wohnungspreise um gut 10 %. Diese Entwicklung ist nicht nur in den Großstädten spürbar, sondern auch zunehmend in kleineren Städten. Kapitalmarktbedingungen Am Stichtag 01.01.2018 lag der Effektivzinssatz für Wohnungsbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung von über zehn Jahren bei 1,92 %. Dies bedeutet einen minimalen Anstieg um 0,06 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Verbraucherpreise und verfügbares Einkommen Im Jahresdurchschnitt 2017 erhöhten sich die Verbraucherpreise um 1,8 % gegenüber 2016. Der Wert liegt damit deutlich über der Steigerungsrate von 2015 auf 2016 (+0,5 %). Ursächlich für diese Entwicklung ist der hohe Anstieg der Energiekosten gegenüber den Vorjahren um +3,1 %. Die Net- tokaltmieten stiegen um 1,7 %. Die Erhöhung liegt somit in etwa auf dem gleichen Niveau wie die Steigerungsrate der Verbraucherpreise insgesamt. Das verfügbare Jahreseinkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 3,9 % gegenüber 2016. Der Anteil der wohnungsbezogenen Ausgaben (inkl. Nebenkosten) am verfügbaren Jahreseinkommen betrug wie schon bereits im Vorjahr 20,6 %. Die Sparquote stieg 2017 auf 9,9 % an und lag damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. 13 Quellen: Statistisches Bundesamt, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Deutsche Bundesbank, Deutsche Bank Research (jeweils 2018). 13
Wohnungsmarktbericht 2018 2. Grundstücks- und Immobilienmarkt 2.1 Bodenumsätze in Dortmund Die Gesamtzahl der Kauffälle für bebaute und unbebaute Grundstücke sowie Erbbaurechte in Dortmund ist 2017 gegenüber dem Vorjahr um 9,1 % auf 4.515 gesunken. Der Rückgang trifft alle in der folgenden Tabelle betrachteten Teilmärkte. Tab. 1: Kaufverträge nach Teilmärkten 2013 2014 2015 2016 2017 Gesamtzahl der Kaufverträge14 4.671 5.227 4.705 4.968 4.515 Auswertung der Kaufverträge nach Teilmärkten darunter: Eigentumswohnungen 1.923 2.366 1.954 2.239 1.878 Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser 1.171 1.367 1.099 1.196 1.093 Mehrfamilienhäuser 504 571 480 490 482 Unbebaute Grundstücke für Wohnzwecke 295 329 249 271 260 Quelle: Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Dortmund Am deutlichsten fiel die Abnahme der Zahl der Kaufverträge im Segment der Eigentumswohnungen aus: Im Jahr 2017 wurden 1.878 Kaufverträge für Eigentumswohnungen abgeschlossen; 16,1 % weniger als im Vorjahr. Beim individuellen Wohnungsbau und den unbebauten Grundstücken für Wohn- zwecke sank die Zahl der Kaufverträge etwas moderater um 8,6 % bzw. 4,1 %. Für die Veräußerung von Mehrfamilienhäusern wurden im letzten Jahr 260 Kaufverträge abgeschlossen. Der Wert blieb in etwa auf dem Niveau von 2016. 14 Hierin enthalten sind auch Kaufverträge für unbebaute Grundstücke zur gewerblichen Nutzung sowie für Erbbaurechte. 15
Wohnungsmarktbericht 2018 Die Bodenrichtwerte für baureife Grundstücke für den individuellen Woh- nungsbau sind weiter angestiegen. Einen Überblick über die Bodenrichtwerte gibt die folgende Tabelle: Tab. 2: Bodenrichtwerte gemäß § 13 Abs. 1 Gutachterausschussverordnung NRW gute Entwick- mittlere Entwick- mäßige Entwick- Lage lung zum Lage lung zum Lage lung zum (€/m²) Vorjahr (€/m²) Vorjahr (€/m²) Vorjahr Baureife Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau15 Frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser Grundstücksfläche: 460 ä 290 ä 200 ä 450–700 m² Doppelhaushälften und Reihenendhäuser Grundstücksfläche: 460 ä 290 ä 200 ä 300–360 m² Reihenmittelhäuser Grundstücksfläche: 460 ä 290 ä 200 ä 180–220 m² Baureife Grundstücke für Geschosswohnungsbau15 Wohnungen oder Mischnutzungen mit einem gewerblichen Anteil bis 20 % des Rohertrages 450 – 270 – 185 – Geschossflächenzahl ca. 1,2 Geschosse: III Quelle: Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Dortmund – Grundstücksmarktbericht 2018 Die Bodenrichtwerte für den individuellen Wohnungsbau erhöhten sich in guten Lagen um 10 €/m² auf 460 €/m² und in mittleren Lagen um 20 €/m² auf 290 €/m². Die Bodenrichtwerte für den mehrgeschossigen Wohnungsbau sind in allen Lagebereichen im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Im Fünf-Jahres-Vergleich lässt sich ein erheblicher Anstieg der Bodenrichtwerte sowohl in den unterschiedlichen Lagekategorien des individuellen Woh- nungsbaus als auch des mehrgeschossigen Wohnungsbaus feststellen. Der größte Anstieg der Bodenrichtwerte ist dabei in mittleren Lagen des indivi- duellen Wohnungsbaus mit einer Steigerung von 26 % auszumachen. In den anderen Lagen liegen die Anstiege zwischen 12 und 19 %. 15 Abgabenfrei (Erschließungsbeiträge nach § 127 BauGB und Ausgleichsbeträge nach §§ 135 a bis 135 c – Naturschutzbeiträge). 16
Wohnungsmarktbericht 2018 2.2 Immobilienpreisentwicklung in Dortmund Die empirica-Preisdatenbank stellt die Grundlage für die folgenden Aus- führungen zu der Immobilienpreisentwicklung in Dortmund dar. Hinsicht- lich der Datenvalidität zeigt sich in den letzten Jahren ein Rückgang der auswertbaren Immobilieninserate. Für das Jahr 2017 wurden rund 3.700 Immobilieninserate – und somit rund 300 weniger als im Vorjahr – aus diversen Internetplattformen erhoben und ausgewertet. Dies hat zur Folge, dass in einzelnen Segmenten die Grundgesamtheit zu klein ist, um belast- bare Aussagen treffen zu können, so z. B. im Segment der neu gebauten Reihenhäuser. Generell könnte der Rückgang der im Internet zum Verkauf angebotenen Immobilien ein Indiz für die zunehmende Knappheit auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt sein. Ein- und Zweifamilienhäuser Die Anspannung der letzten Jahre auf dem Dortmunder Eigentumsmarkt setzt sich im Jahr 2017 fort. Dies wird an den steigenden Entwicklungslinien in nahezu allen Segmenten des individuellen Wohnungsbaus deutlich. Eine Ausnahme stellen die neu gebauten Doppelhaushälften mit einem konstanten Preisniveau von ca. 284.000 € dar. Für Doppelhaushälften im Bestand gibt es hingegen einen deutlichen Preisanstieg gegenüber 2016 um rund 20.000 € auf nun 295.000 €. Im Fünf-Jahres-Vergleich zeigt sich jeweils ein Plus für Bestandsobjekte von über 23 % und für Neubauobjekte von rund 15 %. Abb. 1: Entwicklung der Angebotspreise für Einfamilienhäuser 400.000 € 390.000 € 389.900 € 350.000 € 300.000 € 295.000 € 284.200 € 250.000 € 227.775 € 200.000 € 150.000 € 2013 2014 2015 2016 2017 DHH Neubau frei stehende EFH Neubau RH Bestand DHH Bestand frei stehende EFH Bestand Quelle: empirica-Preisdatenbank (Basis: empirica-systeme.de) Die frei stehenden Einfamilienhäuser im Bestand erfahren den deutlichsten Anstieg der Angebotspreise um rund 31.000 € bzw. 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Plus von 3,8 % bzw. rund 14.000 € fällt der Anstieg für neu gebaute frei stehende Einfamilienhäuser etwas moderater aus. Die 17
Wohnungsmarktbericht 2018 Angebotspreise für frei stehende Einfamilienhäuser im Bestand und im Neubau liegen nun wieder auf einem Niveau. In diesem Segment war die Entwicklungsdynamik der Angebotspreise in den letzten fünf Jahren mit einem Anstieg um rund 30 % am höchsten. Die Angebotspreise für Bestandsreihenhäuser setzen die steigende Tendenz der letzten Jahre fort. Sie werden im Median nun für rund 228.000 € und somit rund 6 % teurer als im Vorjahr angeboten. Die Preis- entwicklung im Neubau hingegen ist auf Grund der geringen Angebots- zahl nicht repräsentativ. Angesichts der nach wie vor günstigen Hypothekenzinsen und des knapper werdenden Immobilienangebotes ist der aufgezeigte Preisanstieg nachvoll- ziehbar. Das Kaufinteresse ist weiterhin ungebrochen und zeigt die hohe Bedeutung der Immobilie als Anlageform sowohl für Selbstnutzerinnen und Selbstnutzer als auch für Kapitalanlegerinnen und Kapitalanleger. Dehnt man den Analyseraum über das Dortmunder Stadtgebiet weiter aus, so zeigt sich in allen 15 Dortmunder Umlandgemeinden (mit Ausnahme von Herdecke) eine Erhöhung der Angebotspreise für Einfamilienhäuser (frei stehend, Reihenhäuser, Doppelhäuser im Neubau und Bestand) inner- halb der letzten drei Jahre. In der Intensität der Preissteigerungen zeigen sich jedoch Differenzen: So gab es in der kreisangehörigen Gemeinde Wal- trop einen Anstieg um 17,8 % und in Kamen und Bergkamen um jeweils 13,3 %. In Holzwickede und Schwerte hingegen blieben die Angebotsprei- se mit einem leichten Plus von 1,7 % und 2,9 % auf einem stabilen Niveau. In Dortmund gibt es im Drei-Jahres-Vergleich einen Angebotspreisanstieg um 6,2 %. Dieser fällt etwas geringer aus als in der benachbarten Groß- stadt Bochum mit +10,3 %. Abb. 2: Entwicklung der Angebotspreise für Einfamilienhäuser in Dortmund und den Umlandgemeinden 2015 bis 2017 2.500 2.000 Angebotspreise in € 1.500 1.000 500 0 ke l p um en hn e en en en n te d m e na xe tro rn ed ge un m ec er itt rlo m n am u Un ch He ick Lü Ha Ha Ra rtm al hw rd Ka W Ise Bo k W He p- lzw rg Sc Do tro Be Ho s Ca 2015 2016 2017 Quelle: empirica-Preisdatenbank (Basis: empirica-systeme.de) 18
Wohnungsmarktbericht 2018 Die genannten Preisanstiege in den kreisangehörigen Gemeinden, wie z. B. Waltrop, Kamen und Bergkamen, haben zur Folge, dass sich die in der Vergangenheit teilweise sehr deutlichen Preisunterschiede zu Dortmund etwas abmildern. Mögliche Auswirkungen auf das Nahwanderungsverhal- ten können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeleitet werden. Hierzu muss die mittelfristige Preisentwicklung abgewartet werden, um zu schauen, ob sich das möglicherweise annähernde Preisniveau auf die Kauf- bzw. Wohn- standortentscheidungen und dem damit verbundenen Umzugsverhalten der Menschen auswirkt. Eine für 2019 geplante Wanderungsmotivunter- suchung der Stadt Dortmund soll weitere Hinweise bezüglich der Umzugs- gründe und -motivationen liefern. Eigentumswohnungen Im Segment der Eigentumswohnungen scheint sich die Anfang der 2010er- Jahre einsetzende hohe Preisdynamik etwas abzuschwächen. Im untersten und unteren Preissegment sind die Angebotspreise in den letzten drei Jah- ren nahezu konstant. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die An- gebotspreise für Bestandseigentumswohnungen in diesem Zeitraum leicht angestiegen sind und nun erstmalig im Median über 1.300 €/m² liegen. Abb. 3: Entwicklung der Angebotspreise für Eigentumswohnungen 2008 bis 2017 3.750 3.250 2.750 €/m2 Oberer Rand der Preisspanne 2.250 Mittlere 50 % des Angebots Mittelwert Neubau 1.750 Unterer Rand der Preisspanne 1.250 Mittlerer Bestand 750 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: empirica-Preisdatenbank (Basis: empirica-systeme.de; bis 2011: IDN ImmoDaten GmbH) Insgesamt ist festzustellen, dass sich die im Vorjahr abzeichnende Preissta- bilisierung anhand der aktuellen Preisentwicklung anscheinend bestätigt hat. Der Angebotspreisanstieg der letzten Jahre scheint – zumindest im Segment der neu gebauten Eigentumswohnungen – zum Stillstand ge- kommen zu sein. Hierfür werden die rege Neubautätigkeit und die damit einhergehende Angebotssteigerung in diesem Segment mitverantwortlich sein. Es bleibt zu beobachten, ob sich im hochpreisigen Segment eine ge- wisse Marktsättigung abzeichnet. 19
Wohnungsmarktbericht 2018 Das stadtweite Preisgefüge für Eigentumswohnungen im Bestand wird in Karte 1 abgebildet. Die Aussagen beziehen sich auf die räumliche Ebene der 62 Statistischen Bezirke. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit wurden Immobilieninserate aus den Jahren 2016 und 2017 zusammengefasst. Für die 39 in der Karte weiß dargestellten Statistischen Bezirke können keine belastbaren Aussagen getroffen werden, da für sie weniger als 15 Inserate zur Auswertung vorlagen. Karte 1: Mittlere Angebotspreise für Bestandseigentumswohnungen Mittlere Angebotspreise Bestands-ETW Inserate aus 2016 und 2017 1.700 bis unter 2.800 €/m2 (6) 1.100 bis unter 1.700 €/m2 (13) unter 1.100 €/m2 (4) keine ausreichende Angebotszahl (39) Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der empirica-Preisdatenbank (Basis: empirica-systeme.de) 20
Wohnungsmarktbericht 2018 Der gesamtstädtische Median der Jahre 2016/2017 liegt bei 1.417 €/m² und ist konstant zum vorherigen Betrachtungszeitraum 2015/2016. Die in den Vorjahren beschriebene Preisdifferenz innerhalb des Dortmunder Stadtge- bietes ist nach wie vor ausgeprägt: Die der Preiskategorie unter 1.100 €/m² angehörigen Statistischen Bezirke Oestrich, Jungferntal-Rahm, Scharnhorst- Ost und Nordmarkt liegen alle im nördlichen Stadtgebiet. Die Statistischen Bezirke der Preiskategorie 1.700 bis unter 2.800 €/m² befinden sich jedoch – mit Ausnahme von Husen-Kurl – im Süden der Stadt Dortmund. Das räumliche Gefüge der Preiskategorien hat sich nur marginal verän- dert: Brechten gehört mit 1.450 €/m² wieder der mittleren Preiskategorie an, Scharnhorst-Ost rutscht trotz konstanter Angebotspreise auf Grund einer Veränderung der Klasseneinteilung in die untere Preiskategorie und Husen-Kurl wird erstmalig auf Grund der hohen Angebotszahlen in die Auswertung mit aufgenommen und liegt mit 2.450 €/m² in der oberen Preiskategorie. Nach wie vor werden in Oestrich mit 645 €/m² die Bestandseigentumswoh- nungen zum niedrigsten Preis angeboten. In den Statistischen Bezirken Jungferntal-Rahm, Scharnhorst-Ost und Nordmarkt liegen die Angebots- preise knapp über 1.000 €/m². Die höchsten Angebotspreise werden in Kirchhörde-Löttringhausen mit 2.750 €/m² aufgerufen. Es folgt der Statistische Bezirk Westfalenhalle mit 2.085 €/m², der auf den ersten Blick zwar einen Angebotspreisrückgang verzeichnet, aber bei genauerem Hinsehen auch einen deutlichen Rück- gang der Zahl der angebotenen Immobilien. Dies könnte ein Indiz für die zunehmende Knappheit auf dem lokalen Wohnungsmarkt „Kreuzviertel“ sein, sodass die tatsächlich erzielten Preise mit hoher Wahrscheinlichkeit über diesem Niveau liegen. Auch in dem mit 2.400 €/m² weiterhin der obe- ren Preiskategorie angehörenden Statistischen Bezirk Hörde ist die Zahl der angebotenen Immobilien deutlich zurückgegangen, was die zunehmende Knappheit auf Grund der hohen Nachfrage nach Wohnen am und um den PHOENIX See widerspiegelt. Ergebnis: Die Entwicklungslinien der Angebotspreise zeigen in nahezu allen Segmenten des individuellen Wohnungsbaus deutlich nach oben. Die Anspannung der letzten Jahre auf dem Dortmunder Eigentumsmarkt setzt sich also auch im Jahr 2017 fort. Besonders deutlich wird dies im Segment der frei stehenden Einfamilienhäuser im Bestand mit einem Plus von rund 31.000 € bzw. 8,6 %. Der Anstieg für neu gebaute frei stehende Einfamilienhäuser ist mit einem Anstieg um 3,8 % bzw. rund 14.000 € etwas moderater. Insgesamt war in diesem Segment die Entwicklungs- dynamik der Angebotspreise in den letzten fünf Jahren mit einem Anstieg um rund 30 % am höchsten. Diese Preisanstiege zeigen sich auch in den Dortmunder Umlandgemein- den, jedoch ist die Intensität sehr unterschiedlich. Ob und wenn ja, in welchem Maße dies Einfluss auf die Wohnstandortentscheidung poten- zieller Immobilienkäufer haben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingeschätzt werden. 21
Wohnungsmarktbericht 2018 Bei den Bestandseigentumswohnungen setzte sich die moderate Steige- rung der Angebotspreise auch im Jahre 2017 fort. Diese lagen im Mittel bei 1.339 €/m². Im Segment der neu gebauten Eigentumswohnungen hingegen hat sich die Anfang der 2010er-Jahre einsetzende hohe Preis- dynamik etwas abgeschwächt. Der Median der Angebotspreise sank 2017 gegenüber dem Vorjahr um 4,1 % auf 2.681 €/m² – liegt damit im Zeitvergleich aber noch immer auf einem hohen Niveau. Das Kaufinteresse und der Wunsch nach Eigentumserwerb sind weiterhin ungebrochen. Angesichts der nach wie vor günstigen Hypothekenzinsen, der für den Neubau relevanten hohen Baukosten und des knappen Immo- bilienangebotes ist die beschriebene Preisentwicklung nachvollziehbar. 2.3 Grundstücks- und Immobilienmarkt im regionalen Vergleich Die Grundstücks- und Immobilienpreise sind ein wesentlicher Entschei- dungsfaktor im Rahmen der Standortsuche potenzieller Bauherren oder Investoren. Neben den persönlich gewichteten Anforderungen an die Lage und die Infrastruktureinrichtungen entscheiden letztlich – neben persön- lichen Präferenzen und möglicherweise Imagefaktoren – die Grundstücks- kosten über einen möglichen Kauf. 2.3.1 Unbebaute Grundstücke Der Obere Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land Nordrhein- Westfalen veröffentlicht jährlich die typischen Baulandpreise unbebauter Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau und den Geschosswoh- nungsbau. Der aktuelle Grundstücksmarktbericht 2017 bezieht sich auf den Betrachtungszeitraum vom 01.01.2016 bis zum 01.01.2017. Einen landesweiten Überblick über das Bodenpreisniveau für Baugrund- stücke für den individuellen Wohnungsbau in mittleren Lagen gibt die folgende Karte 2. Die Preisspreizung ist landesweit sehr groß mit Beträgen zwischen unter 50 €/m², z. B. in einigen Gemeinden in der Eifel und im Sau- erland und bis zu 680 €/m² in Düsseldorf. Auf dem Wohnungsmarkt Ruhr ist diese Spreizung mit 100 €/m² in Breckerfeld und 310 €/m² in Essen zwar geringer, jedoch sehr deutlich spürbar. Insgesamt liegt das Preisgefüge der kreisfreien Städte mit durchschnittlich 233 €/m² deutlich über dem der Kreise mit 177 €/m². 22
Wohnungsmarktbericht 2018 Karte 2: Preisniveau 2016 für Baugrundstücke für frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser in mittleren Wohnlagen – Gemeinde- gliederung NRW DO Preisniveau 2016 in € /m2 351 bis 680 301 bis 350 251 bis 300 201 bis 250 151 bis 200 101 bis 150 51 bis 100 unter 50 Quelle: Grundstücksmarktbericht NRW 2017 In vielen der aufgelisteten kreisfreien Städte stieg das Preisniveau 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht bis teilweise deutlich an (vgl. Tab. 3 Typische Baulandpreise für baureife Grundstücke in ausgewählten Städten). So er- höhten sich die Preise für Baugrundstücke für den individuellen Wohnungs- bau in mittleren Lagen in Bochum um 10 €/m² und in Dortmund sogar um 35 €/m². Die Bodenpreise in Düsseldorf stiegen deutlich um 60 €/m². In den aufgeführten kreisangehörigen Gemeinden ist das Baulandpreis- niveau als konstant bzw. leicht steigend zu bewerten. So gab es z. B. bei den mittleren und guten Lagen in Castrop-Rauxel Preisanstiege um jeweils 20 €/m² und in Waltrop und Lünen um jeweils 10 €/m². 23
Wohnungsmarktbericht 2018 Tab. 3: Typische Baulandpreise für baureife Grundstücke in ausgewählten Städten Individueller Wohnungsbau Geschosswohnungsbau (Ein- und Zweifamilienhäuser) (Mietwohnungen oder gemischte Nutzung mit einem gewerblichen Anteil bis 20 % des Rohertrages) 2016 2016 zum Vorjahr zum Vorjahr zum Vorjahr zum Vorjahr zum Vorjahr zum Vorjahr Vergleich Vergleich Vergleich Vergleich Vergleich Vergleich einfache mittlere gute einfache mittlere gute Lage Lage Lage Lage Lage Lage €/m² €/m² €/m² €/m² €/m² €/m² Kreisfreie Städte Bochum 235 ßà 285 ä 355 ä 220 ä 280 ä 350 ä Dortmund 185 ßà 270 ä 450 ä 185 ä 270 ä 450 ä Düsseldorf 520 ä 680 ä 1.150 ä 520 ä 610 ä 1.150 ä Essen 160 ßà 310 ßà 430 ä 205 ßà 310 ßà 390 ßà Hagen 110 ßà 175 ä 250 ä 110 ßà 160 ä 180 ä Kreisangehörige Städte Castrop-Rauxel 170 ä 210 ä 250 ä 155 ä 210 ä 230 ä Herdecke 195 ßà 240 ßà 155 ßà 185 ßà 210 ßà Holzwickede 120 ßà 180 ä 200 ßà Lünen 145 ä 190 ä 250 ä 140 ä 160 ä 185 ä Schwerte 135 ßà 190 ßà 225 ßà Unna 160 ä 190 ßà 260 ä 150 ä 160 ä 220 ä Waltrop 190 ä 210 ä 230 ä 190 ä 210 ä 250 ä Witten 160 ä 190 æ 230 ßà 145 ßà 175 æ 190 æ Quelle: Grundstücksmarktbericht NRW 2017 Die Preise für Baugrundstücke des Geschosswohnungsbaus stiegen in den kreisfreien Städten teilweise sehr deutlich. So erhöhten sich die Preise in Dortmund in einfachen Lagen um 30 €/m² auf 185 €/m² und in guten Lagen sogar um 60 €/m² auf nun 450 €/m². Eine vergleichbare Preisentwicklung zeigt sich in der Nachbarstadt Bochum, wohingegen in Essen die Preise konstant blieben. In Düsseldorf stiegen die Baulandpreise für den Geschoss- wohnungsbau noch weiter an: für Grundstücke in einfachen und mittleren Lagen um jeweils 50 €/m² auf 520 €/m² bzw. 610 €/m² und in guten Lagen sogar um 100 €/m² auf 1.150 €/m². In den kreisangehörigen Gemeinden ist der Preisanstieg für Grundstücke des Geschosswohnungsbaus etwas moderater. Mit einem Plus von 20 €/m² in den jeweiligen Lagekategorien stiegen sie in Castrop-Rauxel am deut- lichsten, in Lünen, Unna und Waltrop erhöhten sie sich um jeweils 10 €/m². 24
Wohnungsmarktbericht 2018 2.3.2 Bebaute Grundstücke Der Immobilienverband IVD Region West e. V. stellt jährlich in seinem Preisspiegel die Entwicklung auf den Immobilienmärkten in 119 nordrhein- westfälischen Städten dar. Die folgende Tabelle zeigt die Kaufpreise für bezugsfreie Bestandseigenheime und Bestandseigentumswohnungen in mittleren Lagen in neun ausgewählten Städten und deren Entwicklung zum Vorjahr. Tab. 4: Kaufpreise (Schwerpunktpreise) für bezugsfreie Bestands- eigenheime und Bestandseigentumswohnungen in mittleren Lagen in ausgewählten Städten Frei stehende Reihenmittelhäuser Eigentumswohnung Eigenheime ohne Garage inkl. Garage ca. 125 m² Wohnfläche ca. 100 m² Wohnfläche ca. 70 m² Wohnfläche Vergleich Vergleich Vergleich 2017 zum 2017 zum 2017 zum Vorjahr Vorjahr Vorjahr Kreisfreie Städte Bochum 340.000 € ä 230.000 € ä 1.180 €/m2 ä Dortmund 365.000 € ä 230.000 € ä 1.500 €/m2 ä Düsseldorf 550.000 € ä 400.000 € ä 2.350 €/m2 ä Essen 370.000 € ä 255.000 € ä 1.200 €/m2 ä Hagen 285.000 € ä 245.000 € ä 1.400 €/m2 ä Weitere Städte/Gemeinden Holzwickede 250.000 € ä 175.000 € ä 1.300 €/m2 ä Iserlohn 180.000 € ä 170.000 € ä 1.050 €/m2 ä Unna 240.000 € ä 160.000 € ä 1.000 €/m2 ä Witten 260.000 € ä 170.000 € ä 900 €/m2 ßà Quelle: Preisspiegel 2017 Wohnimmobilien NRW – Immobilienverband IVD Region West e. V. für Nordrhein-Westfalen Im Jahr 2017 stiegen laut des IVD Preisspiegels in allen betrachteten kreis- freien Städten die Preise für Bestandsimmobilien, so auch in Dortmund. Mit einem Plus von 4 % für frei stehende Bestandseigenheime und einem Plus von 4 % für Bestandsreihenhäuser fällt die Preiserhöhung jedoch etwas moderater aus als im Vorjahr. In Düsseldorf ist das Preisniveau weiterhin am höchsten mit 550.000 € für ein frei stehendes Bestandseigenheim in mittleren Lagen. 25
Wohnungsmarktbericht 2018 Im Segment der Bestandseigentumswohnungen zeigt sich eine vergleich- bare Entwicklung. In Dortmund gab es einen Preisanstieg für Bestandsei- gentumswohnungen um 3 %, der somit etwas moderater ausfällt als im Vorjahr. In Essen hingegen erhöhten sich die Preise um 9 % im Vergleich zum Vorjahr. Die skizzierte Preisentwicklung zeigt sich auch in den aufgeführten kreisan- gehörigen Gemeinden. Das Preisniveau liegt jedoch weiterhin deutlich un- ter dem der kreisfreien Kommunen. Dies könnte im Zuge der Wohnstand- ortentscheidung von Kaufinteressenten ein Entscheidungsfaktor für den Erwerb einer Immobilie in einer der Dortmunder Umlandgemeinden sein. Ergebnis: In Dortmund und in den Vergleichsstädten setzt sich die hohe Dynamik in der Preisentwicklung fort: Sowohl die Baulandpreise als auch die Kauf- preise laut des IVD Preisspiegels steigen an. In der Intensität der Preisstei- gerungen gibt es jedoch lokal deutliche Unterschiede. Nach wie vor ist Düsseldorf Spitzenreiter mit den höchsten Preisen. 2.4 Städtisches Baulandmanagement 2.4.1 Wohnbauflächenpotenziale Im Vergleich zu vielen anderen Ruhrgebietsstädten verfügt Dortmund über ein umfangreiches Flächenangebot für den Wohnungsneubau. Laut Flächeninformationssystem Ruhr des Regionalverbandes Ruhr sind die Dortmunder Wohnbauflächenpotenziale etwa dreimal höher als die der Stadt Essen. Das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt führt eine regelmäßige Erhe- bung und detaillierte Analyse des Dortmunder Baulandangebotes durch. Ende des Jahres 2017 standen im Dortmunder Stadtgebiet folgende Wohnbauflächenpotenziale zur Verfügung: • Rund 95 Hektar Wohnbauflächen für ca. 4.600 Wohnungen in rechtsverbindlichen Bebauungsplänen • Rund 93 Hektar Bruttowohnbauflächen (einschließlich Grün- und Erschließungsflächen) für ca. 3.700 Wohnungen befinden sich im Aufstellungsverfahren • Rund 47 Hektar für ca. 3.400 Wohnungen als Baulandreserve in sogenannten Baulücken (§ 34 Baugesetzbuch) Zusätzlich weist der Flächennutzungsplan eine Planungsreserve von rund 220 Hektar aus, die einer Wohnbebauung mit ca. 6.300 Wohnungen zugeführt werden können. Die rechtsverbindlichen und in Aufstellung befindlichen Bebauungspläne bieten Wohnbauflächen für den Neubau von rund 2.300 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie für rund 6.000 Geschosswohnungen. 26
Wohnungsmarktbericht 2018 Der eindeutige Überhang der Geschosswohnungen gegenüber dem Ein- familienhausbau ist der angespannten Wohnungsmarktsituation und der damit verbundenen Bedarfslage für (bezahlbaren) Wohnraum geschuldet. Die aktuellen Baulandpotenziale verteilen sich sehr unterschiedlich auf die zwölf Dortmunder Stadtbezirke. Abb. 4: Wohnbauflächenpotenziale in den zwölf Stadtbezirken 2017 (rechtsverbindliche und in Aufstellung befindliche B-Pläne) 1.800 1.600 1.560 1.400 1.200 1.059 Wohnungen 1.000 800 661 604 566 600 500 404 400 307 294 320 234 251 239 263 233 234 160 160 200 200 115 55 154 46 46 0 0 55 0 d d t de e rst de h k g st l es or un ke rd uc ec in -O ge ho ar -W -N Hö Ev ac rb br rtm dt ck en rn dt dt Br le m ta Hu do ha M Ap ta ta Ho ns ns ns Sc en ne ne ne tg In In In Lü Einfamilienhäuser Geschosswohnungsbau Quelle: Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, Stand: Dezember 2017 Für die große Nachfrage nach Wohnungen in integrierten Lagen im Stadt- gebiet konnten speziell in den Innenstadtbezirken West und Ost bedeutende Potenziale mobilisiert werden. Namentlich sind in der Innenstadt-West fol- gende Projekte hervorzuheben: das „BERSWORDT-QUARTIER“ nahe der B1, das „Base Camp“, welches auf einem alten Kaufhausstandort direkt in der Dortmunder City entstehen soll und ein Vorhaben am Dortmunder U. Bei al- len drei Projekten handelt es sich in erster Linie um Wohnraumschaffung für Studierende, oftmals in Form von Einzelapartments. In der Innenstadt-Ost werden mit dem „Kronprinzenviertel“, dem „Wohnquartier Mitte“ an der Deggingstraße und dem großzügigen Areal des ehemaligen Berufskollegs an der Sckellstraße große Flächenumnutzungen entwickelt. Darüber hinaus tragen Baulückenschlüsse (z. B. Deggingstraße, Hochbunker an der Ruhr- allee) zur weiteren Nachverdichtung bei. Auch die dicht bebaute Innen- stadt-Nord verfügt durch die Umnutzungsflächen am Rande der ehemaligen Westfalenhütte über ein Entwicklungspotenzial für den Wohnungsneubau. Nicht nur in den Innenstadt-, sondern auch in den Außenstadtbezirken, kann über Flächenumnutzungen und Nachverdichtungen neuer Wohnraum in zentraler Lage erschlossen werden. So werden beispielsweise im Stadtbe- zirkszentrum Hombruch zwei größere ehemals gewerblich genutzte Flächen für den Wohnungsbau aufbereitet. Dies sind der Standort „Luisenglück“ und die ehemalige Gleisfabrik Schreck-Mieves GmbH. Weitere Nachverdichtung 27
Wohnungsmarktbericht 2018 findet hier durch Lückenschlüsse ehemals gewerblich genutzter Flächen (z. B. Fruchtbörse Limberg/Lidl an der Baroper Bahnhofstraße) statt. An der Harkortstraße wird über ein Planverfahren Wohnungsneubau im Innenbe- reich eines Wohnblocks geplant. Durch die Nähe zur Uni bieten sich diese Flächen auch für das studentische Wohnen an, welches vereinzelt an einigen Standorten durch den Bau von Studentenapartments realisiert werden soll. Neben den oben beschriebenen Projekten finden in mehreren Stadtbezir- ken Flächenumnutzungen auf abgängigen Sportflächen statt. Auch dort entstehen neue Wohnungsangebote ohne zusätzliche Inanspruchnahme von Freiraum. 2.4.2 Wohnbauflächenentwicklung in Dortmund Die Wohnbauflächenentwicklung in Dortmund verfolgt weiterhin das Ziel, auch in Zeiten einer gestiegenen Baulandnachfrage den Anforderungen einer nachhaltigen Bodennutzung gerecht zu werden. In der Planung neuer Baugebiete ist die Akzentverschiebung der Bautätigkeit zugunsten des Ge- schosswohnungsbaus mittlerweile deutlich ablesbar. Bei der Ausweisung von neuem Wohnbauland erfolgt in Abhängigkeit von der Lage und baulichen Dichte im Wohnumfeld eine angepasste Durchmischung der Bautypologie. Insgesamt setzt sich ein wesentlicher Teil der aktuell mobilisierten Bau- landpotenziale aus Brachflächenentwicklung, Flächenumnutzungen und Baulückenschließungen in integrierten Lagen zusammen. Dem Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ wird damit gefolgt. Der Planungsansatz vor allem in integrierten Lagen höhere Baudichten vorzusehen, steigert nicht nur die Quantitäten, sondern führt auch zur qualitativen Ergänzungen (z. B. barrierefreier Wohnraum) in bestehen- den Quartieren. Damit verbreitert sich das Wohnungsangebot dezentral im gesamten Stadtgebiet. Umzüge in der vertrauten Umgebung werden möglich, wenn sich Wohnraumanforderungen ändern. Die Auslastung der Infrastruktur- und Nahversorgungsangebote wird abgesichert. Insbesonde- re bei den Nachverdichtungsprojekten wird gesteigerter Wert darauf ge- legt, mit der Bürgerschaft in den Dialog zu treten. Hierzu hat das städtische Planungsdezernat Anfang 2018 ein Beteiligungskonzept vorgelegt, das deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Kernpunkt ist, dass potenzielle Investoren die betroffene Nachbarschaft frühzeitig in ihre Planungen mit einbeziehen. 25 %-Quote für den geförderten Mietwohnungsneubau In Zeiten hoher Wohnraumnachfrage – insbesondere nach preiswertem Wohnraum – stellen die Mobilisierung von Flächen, die auf Grund eigen- tumsrechtlich mangelnder Verfügbarkeit (noch) nicht zur Entwicklung gebracht wurden, und die Förderung der Investitionsbereitschaft privater Akteure in den geförderten Geschosswohnungsbau notwendige Maßnahmen dar. Der Beschluss des Rates vom 10.04.2014 ist eines der wenigen kommunalen Steuerungsinstrumente zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dem- nach sind im Rahmen der Entwicklung neuer Wohnbauflächen in der Regel 28
Wohnungsmarktbericht 2018 25 % der geplanten Wohneinheiten für den geförderten Mietwohnungs- neubau vorzusehen. Die konsequente Flächensicherung für geförderten Wohnraum gilt dabei gleichermaßen für Projekte auf städtischen als auch auf privaten Grundstücken. Planverfahren zur Entwicklung von Wohnbauflächen brauchen erfahrungs- gemäß längere Vorlaufzeiten. Dies hat zur Folge, dass bis einschließlich 2017 erst drei Maßnahmen auf Grundlage des Ratsbeschlusses gefördert werden konnten. Dabei handelt es sich um zwei kleinere Maßnahmen in Dorstfeld (Arminiusstraße) und Schüren (Adelenstraße) sowie um ein größeres Projekt der Spar- und Bauverein Dortmund eG mit insgesamt 53 geförderten Wohnungen in Schüren (Teigelbrand). Für das Jahr 2018 ist die Bewilligung von Wohnraumfördermitteln des Landes NRW im Rahmen der 25 %-Regelung für Baumaßnahmen in Hombruch (Harkortstraße) und Hörde (Auf der Kluse) geplant. In den Jahren 2019 und 2020 wird dann voraussichtlich eine größere Menge an Wohneinheiten u. a. aus folgenden Flächenentwicklungsverfahren zur Bewilligung anstehen: • In den Börten (Brackel) • Rennbahn (Wambel) • Niederste Feldweg (Wambel) • Kronprinzenviertel (Innenstadt-Ost) • Zillestraße (Hombruch) • Am Lennhof (Menglinghausen) • Alte Benninghofer Straße (Hörde) • Sckellstraße (Hörde) • Winterkampweg (Eving) Im Beschluss zur 25 %-Quote hat der Rat die Verwaltung außerdem beauf- tragt, in den Dialog mit den städtischen Tochterunternehmen zu treten. Es sollte gemeinsam geprüft werden, inwieweit auf den Grundstücken der Stadttöchter, für die zum Zeitpunkt des Ratsbeschlusses bereits rechts- kräftige Bebauungspläne bestanden, geförderter Mietwohnungsneubau realisierbar sein könnte. Aus diesem Prozess sind bislang zwei geförderte Neubauprojekte mit insgesamt 60 Wohnungen im Bereich des Südufers des PHOENIX-Sees entstanden, die zum Teil schon fertig gestellt und bewohnt sind. Derzeit investiert die Stadt Dortmund selbst bzw. durch die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft auf städtischen Grundstücken (einschließlich Sondervermögen) in den sozialen Wohnungsbau. Rund 180 geförderte Wohnungen werden an den Standorten • Zum Erdbeerfeld (Mengede) • Holtestraße (Lütgendortmund) • Fuchteystraße (Huckarde) errichtet. Die Objekte am Erdbeerfeld und an der Holtestraße werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2018 bezugsfertig. 29
Wohnungsmarktbericht 2018 Konzeptverfahren Die Stadt Dortmund bietet eigene Grundstücke, für die kein vordringlicher städtischer Eigenbedarf besteht, zum Kauf an. Der Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen hat am 07.02.2018 beschlossen, dass der Ver- kauf städtischer Grundstücke zum Zweck der Wohnbebauung grundsätzlich über ein Konzeptverfahren erfolgt, das neben dem Preis einzelfallbezogen diverse Vergabekriterien berücksichtigen soll (z. B. ökologische Aspekte, Mobilitätsmanagement, geförderter und preisgedämpfter Wohnraum). Außerdem soll bei durchschnittlich 10 % der jährlich angebotenen städ- tischen Flächen die Vergabe an Baugemeinschaften zum Festpreis vorge- sehen werden. Die Verwaltung wird ein Konzept zur Implementierung des Beschlusses in das bisherige Vergabeverfahren entwickeln. Informationen über die Grundstücksangebote der Stadt Dortmund können unter www.liegenschaftsamt.dortmund.de abgerufen werden. Wohnungsbaukoordination – AG Wohnungsbau In den Prozessen der Wohnbauflächenentwicklung und Planung von Wohnungsbauprojekten spielt die in der Dortmunder Stadtverwaltung verankerte AG Wohnungsbau eine wichtige Rolle. In der fachbereichsüber- greifenden Arbeitsgruppe werden aktuelle und zukünftige Wohnungs- bauprojekte vorgestellt, damit die beteiligten Fachbereiche der Stadtver- waltung informiert sind und rechtzeitig die zur Umsetzung der Planungen notwendigen Schritte in die Wege leiten können. Dadurch können zeitliche Verzögerungen vermieden und Investorinnen und Investoren aktiv bei ihren Vorhaben unterstützt werden. In Vorbereitung ist eine deutliche Weiterentwicklung der Wohnungsbau- koordination. Eine weitere Öffnung gegenüber der Wohnungswirtschaft wird mit den Akteuren gemeinsam gestaltet mit dem Ziel, Prozesse zu optimieren und zu beschleunigen. Ergebnis: Dortmund verfügt über ausreichende und vielfältige Baulandpotenziale im gesamten Stadtgebiet. Ende 2017 standen rund 188 Hektar Wohnbau- flächen in rechtsverbindlichen und in Aufstellung befindlichen Bebauungs- plänen zur Verfügung. Dort können rund 8.300 Wohnungen entstehen – 6.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 2.300 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Auch längerfristig sind keine Flächeneng- pässe zu erwarten. Die Akzentverschiebung in der Wohnbauflächenent- wicklung zugunsten des (geförderten) Geschosswohnungsbaus wurde in den letzten Jahren erfolgreich in der Planung neuer Baugebiete aufge- nommen und umgesetzt. 30
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