Titlis Bergtrophy 2013: Zu Fuss den Dreitausender bezwingen
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Hinauf zum Gipfel. Nur noch wenige Meter bis zum Ziel. Titlis Bergtrophy 2013: Zu Fuss den Dreitausender bezwingen Von Hanspeter Strehler D ie Titlis Bergtrophy – was ist das? Die Titlis Bergtrophy ist ein Anlass, der im Jahr 2007 dass wir dabei sein wollten. Die Wetterprognosen waren für den Samstag, 24. August, gar nicht so stattfinden wird. Diese Nachricht wirkte bei mir wie eine Entspan- nung. Jetzt wusste ich, dass ich mit durch die Eventabteilung der Titlis- schlecht. Die Titlis Bergtrophy wird meinen persönlichen Vorbereitun- Bergbahnen gegründet wurde. nur bei guten Sichtverhältnissen gen beginnen konnte. Seit der Gründung musste dieser durchgeführt, denn Ende August sportliche Anlass bereits zwei Mal ist es keine Seltenheit, dass es bis Meine erste Vorbereitung begann wegen schlechten Wetters abge- in tiefe Lagen Schneeflocken ge- im Kopf. Im Internet suchte ich sagt werden. Dieses Jahr trafen ben kann. Die Sicherheit steht nach Informationen von früheren sich insgesamt 321 Aktive, davon beim Organisationskomitee an Veranstaltungen. Leider traf ich 17 Kinder, am Start. Der grösste Teil oberster Stelle. Nun waren wir na- auf zwei Links, in denen geschrie- der Teilnehmer kam aus der Zen- türlich gespannt, ob das von den ben stand, dass die Veranstal- tralschweiz. Weitere Teilnehmer Meteorologen vorausgesagte tung wegen schlechten Wetters meldeten sich aus den Kantonen Wetter am Samstagmorgen wirk- abgesagt werden musste. Meine Zürich, Basel, Aargau und Bern an. lich eintreffen wird. Für alle Fälle Hoffnung auf ausführliche Infos Es hatte sogar drei Teilnehmer, die hatte das OK eine sogenannte schwand. Draussen schien die von Deutschland nach Engelberg Durchführungs-Hotline eingerich- Sonne, und ich sass immer noch reisten, um an der Titlis Bergtrophy tet, die uns am Freitagnachmittag am Computer! Egal wie das Wet- dabei zu sein. Sie alle hatten am definitiv Auskunft geben wird, ob ter war, ich musste zu meinen Infor- Samstag, 24. August 2013, ein Ziel: wir am Samstagmorgen in Engel- mationen kommen. Ich liess nicht nämlich zu Fuss den Dreitausen- berg starten können oder nicht. locker und suchte und suchte und der bezwingen. Dafür brauchte es Um 10.24 Uhr kam dann die positi- suchte. Die Zeit verging wie im körperliche und mentale Stärke. ve Nachricht: Barbara Mathis, von Flug, und draussen schien immer Marketing und Events der Titlis- noch die Sonne. Endlich hatte ich Willy und ich hatten uns erst drei Bergbahnen, teilte mir per E-Mail Erfolg. Ich entdeckte einen Link Tage vor dem Anlass entschieden, mit, dass die Titlis Bergtrophy 2013 von einem Teilnehmer, der 2011
an der Titlis Bergtrophy teilgenom- men hatte. Mit dem Lesen und dem Betrachten der Fotos wuchs meine innerliche Anspannung. Ich spürte förmlich, wie der Adre- nalinspiegel von Minute zu Minute stieg. Das Vorhaben von Willy und mir muss etwas Gewaltiges sein. Am Samstagmorgen um 6.30 Uhr trafen wir in Engelberg ein. Der Herbst naht, und die Nächte wer- den wieder länger. Denn es war immer noch dunkel, als wir am Schalter das Ticket für die Titlis Bergtrophy abholten. «Guten Mor- gen», tönte es links und rechts von mir am Ticketschalter. Das Perso- nal der Titlis-Bahnen ist sehr nett und aufgestellt, und ich weiss das zu schätzen. Punkt 6 Uhr marschierten Willy und ich in Engelberg (1050 m) los. Ich betrachtete die Leute, die in der gleichen Gruppe marschierten. Unsere Gruppe bestand aus etwa zehn Akteuren. Einige von ihnen waren ambitionierte Sportler. Gleich zu Beginn gab einer von ih- Alle Teilnehmer bekamen eine Stempelkarte. nen das Tempo vor. Alle anderen Bei jedem offiziellen Verpflegungsposten gab folgten ihm wie einem Herden- es einen Stempel. führer. Ich dachte für mich, das kann es nicht sein, dass wir dieses Tempo bis zum Ziel durchziehen. Es dauerte aber nicht lange, bis die Herde langsamer wurde, denn die Steigung von Engelberg bis zur Gerschnialp (1262 m) liess die Herzfrequenz um einiges anstei- gen. Je länger die Steigung dau- erte, umso mehr wurde die Grup- pe in die Länge gezogen. Um 7.30 Uhr erreichten Willy und ich Trübsee (1800 m), den ersten offiziellen Verpflegungsposten an der Titlis Bergtrophy. Die Ruhe hier oben am frühen Morgen ist schon einzigartig. Es wird aber nicht mehr lange dauern, und der Massentourismus wird hier eintref- fen. Zudem genossen wir die Sicht Kurz nach 7.30 Uhr starteten wir beim ersten Verpflegungsposten auf Trübsee (1800 m ü. M.) auf den See. Das Spiegelbild der zu einer weiteren Ettappe in Richtung Titlis. Berge sorgte auf Trübsee für eine
ganz spezielle Stimmung. Für mich erreichen. Das Angebot an Fest- ter aus. Um zirka 9.30 Uhr erreich- war es an der Zeit, meinen Kör- und Flüssignahrung war an die- ten wir den höchsten Punkt des per mit Flüssig- und Festnahrung sem Verpflegungsposten gross. Laubersgrates. zu versorgen. Die Sonne hatte zu Wasser, Tee, Bouillon, Bananen, diesem Zeitpunkt auch ihre feste Äpfel und Snacks standen für uns Nach dem Leiterliweg führte der Laufbahn. Oberhalb von Trübsee zur Auswahl. Für uns war es jetzt Weg zum Titlisgletscher. Willy mar- trafen bereits die ersten warmen wichtig, dass wir unseren Körper schierte auf dem Gletscher ein Sonnenstrahlen auf unseren Kör- genug mit Flüssigkeit versorgten, gleichmässiges Tempo. Die Luft per. Nach dem Sportlerfrühstück, denn je höher man steigt, umso war dünn. Regelmässig trinken das nur wenige Minuten dauerte, mehr braucht der Körper Flüssig- und jede unnötige Anstrengung nahmen wir eine weitere Etappe keit. Nur so ist es möglich, dass wir vermeiden, so lautete unsere De- in Angriff. vom Körper die optimale Leistung vise. Die Distanz vom Laubersgrat abrufen können. Ab dem Laubers- bis zum dritten Verpflegungspos- Von Trübsee aus marschierten wir grat fängt die Titlis Bergtrophy ei- ten kostete einiges an Kraft. Trotz in Richtung Laubersgrat (2445 m). gentlich erst so richtig an. den Anstrengungen genoss ich es, Wir näherten uns langsam, aber auf dem Gletscher zu marschie- sicher der Baumgrenze. Immer Bevor wir weitermarschierten, ent- ren. Wir fühlten uns zu diesem Zeit- wieder ging mein Blick zum Him- wickelten wir unsere Strategie. Wil- punkt sehr gut. Dank der Föhnlage mel, denn inzwischen waren am ly war der Vordermann von uns hielt sich das Wetter immer noch Himmel ziemlich grosse und dunk- zwei. Ich als Fotograf marschierte gut. Den dritten Verpflegungs- le Wolken aufgezogen, nachdem hinter ihm. Dies bot für mich die posten Klein Titlis (3028 m) hatten die Nacht noch wolkenlos gewe- beste Gelegenheit spektakulä- wir passiert. Jetzt nahmen wir die sen war. Aufgrund meiner persön- re Bilder zu knipsen. Beide waren letzten 1200 Meter unter die Füsse. lichen Wetterkenntnisse folgerte jetzt bereit zum Weitermarschie- Nochmals mussten wir 200 Höhen- ich, dass der Föhn heute seine ren. Schon nach wenigen Metern meter zurücklegen. Für Willy als Wirkung zeigen wird. Willy spürte nach dem Verpflegungsposten gut trainiertem Nordic Walker und im Kopf einen leichten Druck, für stieg der Weg steil an. Jetzt wa- mich als Marathonläufer bereitete ihn ganz klar die Bestätigung, dass ren Körper und Geist so richtig ge- die letzte Etappe der Titlis Bergtro- es föhnig war. Zuversichtlich und fordert. Die Distanz vom zweiten phy überhaupt keine Probleme. mit vollem Selbstvertrauen mar- Verpflegungsposten bis zum Kul- Nach 5 Stunden Marschzeit er- schierten wir weiter. Der Weg und minationspunkt des Laubersgrates reichten wir um 11 Uhr das Ziel Tit- die Steigung verliefen zu diesem betrug zirka einen Kilometer. Der lis (3239 m). Die Freude war gross, Zeitpunkt regelmässig. Mit der zu- Höhenunterschied machte auf und der Ausblick auf die Bergwelt nehmenden Steigung veränder- dieser kurzen Distanz satte 170 Me- fulminant. te sich auch die Topografie. Statt grüne Alpwiesen, Laub- und Na- delbäume sahen wir jetzt nur noch Berge und steiniges Gelände. Die Anforderungen an unseren Körper wuchsen von Minute zu Minute. Den zweiten Verpflegungsposten auf Laubersgrat (2445 m) erreich- ten wir um 8.40 Uhr. Hier oben bekamen wir auf unsere Stempel- karten den zweiten Stempel auf- gedrückt. Nur wer am Schluss alle Stempel vorweisen konnte, galt als Sieger bei der Titlis Bergtrophy 2013, obwohl es an dieser sportli- chen Veranstaltung keine offiziel- le Zeitmessung gab. Der Ehrgeiz von Willy und mir war trotzdem vorhanden, denn wir wollten eine Willy (links) und Hampi an der Titlis Bergtrophy 2013. Der sportliche Anlass für uns angemessene Schlusszeit forderte einiges an Kondition.
Die Abzweig- ungen waren mit Tafeln markiert. Der blaue Eisenhut im Raum Titlis. Ihre Substanzen wurden während Jahrhun- derten für Morde eingesetzt.
Kurz vor dem Verpflegungsposten Laubersgrat. Der Klein Titlis war schon ziemlich nahe. Beim Laubersgrat (2445 m ü. M.) war der zweite Verpflegungsposten. Hier bekam die Karte einen Stempel aufgedrückt (Bild links). Kleine, süsse Snacks gegen den Sportlerhunger lagen parat. (Bild oben).
Das OK Titlis Bergtrophy organisierte für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Flüssig- und Festnahrung. Vom Punkt Laubersgrat (2445 Meter ü. M.) fing die Titlis Bergtrophy eigentlich erst so richtig an.
Ein Blick zurück nach Laubersgrat und Trübsee. Der grosse Höhenunterschied kommt so richtig zum Ausdruck. Wir wollten noch höher hinauf. Ab Laubersgrat wurden Körper und Geist so richtig gefordert.
Zwei Möglichkeiten um zum Titlisgletscher zu kommen: Links der Leiterliweg oder rechts der Weg mit Sicherungsseil am Felsen. Willy und ich wählten den Leiterliweg. Vom Fachmann gesichert kamen wir zum Gletscher.
Der Leiterliweg war schon etwas ganz spezielles auf dem Weg zum Titlis. Erster Kontakt für gesichertes Abseilen. Ab gehts in Richtung Titlis-Gletscher. Kurz vor dem Titlisgletscher. Die beiden unterschied- lichen Wege waren sehr interessant.
Die vier Seen vom Klein Titlis aus gesehen (von links): Melchsee, Tannalpsee, Engstlensee und rechts der Trübsee. Bereits um 10.15 Uhr marschierten wir in Richtung Klein Titlis (3022 m ü.M.). Die Föhnlage war unübersehbar.
Noch rund 200 Höhenmeter und wir sind am Ziel. Für diese Höhendifferenz brauchten wir nur 30 Minuten. Nach 5 Stunden Marschzeit waren wir auf dem Titlis 3239 Meter ü. M.! Die Temperatur betrug plus 5 Grad Celsius! Die Rundum-Sicht auf dem Titlis war gewalltig. Wir gönnten uns ein paar ruhige Minuten.
Die grandiose Aussicht auf die Bergwelt. Im Vordergrund der Wendengletscher umrahmt vom Grassen 2946 m, und vom Fünffingerstock 2932 m. Im Hintergrund in der Bildmitte das Wendenhorn 3022 m. (Bilder Hanspeter Strehler)
Vom Titlis aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Berner Alpen. In der Bildmitte die Strasse von Innertkirchen zum Sustenpass. Die Strasse verbindet den Kanton Uri mit dem Kanton Bern. Der Blick zum Wild- Geissberg (2639 m) und zum Graustock (2661 m).
Der Titlis-Gletscher wird „geschützt“. Die Plane soll den Gletscher vor Witter- ungseinflüsse schützen. Brigitte Frank und ihre Kolleginnen standen für Auskünfte bereit. Brigitte Frank personifizierte unsere Urkunde für die Titlis Bergtrophy 2013.
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