TORTUE HAMBURG Hotelmarkt Hamburg Schulz Hotel Berlin Hotelimmobilie des Jahres - Schulz Hotels
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November/Dezember 2018 ISSN: 1865-5130 13,– 76592 Heft 6, Jahrgang 12 TORTUE HAMBURG Hotelmarkt Hamburg • Schulz Hotel Berlin • Hotelimmobilie des Jahres
Herzstück des Hotels ist die 120 m² große Schulzarena mit Loungemöbeln und bunten Graffiti. SCHULZ HOTEL BERLIN WALL AT THE EAST SIDE GALLERY Wir sind Schulz! N Unter dem fiktiven Namen „Schulz“ wollen die Meininger-Macher Sascha achdem sie viele Jahre nicht nur Gechter, Oskar Kan und Nizar Rokbani mit ihrem ganz eigenen Konzept privat, sondern auch beruflich bei Meininger Hotels ein einge- die Hotelbranche aufmischen und machen damit ihre Leidenschaft wieder schweißtes Team waren, trafen sie 2013 zum Beruf. Das erste Hotel ging Anfang September in Berlin mit über die Entscheidung, ihre Anteile an der 1.000 Betten, einem flexiblen Zimmerkonzept und einer ganz eigenen Hotelgruppe zu verkaufen. Die Folge: Geschichte an den Start. eine Wettbewerbsklausel für zwei Jahre, die es einzuhalten galt. Innerhalb der Zeit gingen Sascha Gechter, Oskar Kan und Nizar Rokbani beruflich nicht nur Erfahren Sie mehr über Schulz Hotels auf neue, sondern auch getrennte Wege, dem Hospitality Gipfel 2018 in Wien: merkten aber schnell, dass ihnen bei www.hospitality-gipfel.de ihren neuen Aufgaben etwas Entschei- dendes fehlte: die Leidenschaft. Des- 52 November/Dezember 2018 www.hotelbau.de
Neubau wegen beschlossen sie, wieder in die Ho- Gallery neben zwei Häusern mit Woh- telbranche zurückzukehren. „Eigentlich nungen auch ein Hotel realisieren wollte, stand nie außer Frage, dass wir wieder dachte er sofort an Rokbani, Kan und zusammenarbeiten wollen, wir wussten Gechter. Für ihn waren kurze Abstim- nur nicht, was, wann und wie“, verrät mungswege wichtig und Betreiber, die Nizar Rokbani. „Und auch wenn uns das Hotel nicht nach ein paar Jahren aus während der zwei Jahre die Hände ge- der Hand geben. Weil die Chemie zwi- bunden waren, bedeutet das nicht, dass schen den Hotelgründern und dem der Kopf nicht gearbeitet hat.“ Nach Eigentümer immer schon stimmte, unter- dem Ablauf der Wettbewerbsklausel schrieben sie im Mai 2016 einen Pacht- ging alles ganz schnell. vertrag über 20 Jahre mit Option auf eine zweimalige Verlängerung um je- Denn nicht nur die Konstellation, dass weils fünf weitere Jahre, obwohl noch sich die drei seit 35 Jahren kennen, sich zwei weitere Standorte in der engeren blind vertrauen und auch beruflich ge- Auswahl waren. Und natürlich sprach meinsam erfolgreich waren, war wie auch die Lage gegenüber dem Berliner ein Sechser im Lotto, auch der Standort Ostbahnhof, direkt an der East Side Für den Schriftzug ließen sich die war ein echter Glücksgriff. Sie kannten Gallery mit Blick auf die Spree, für sich. Hotelgründer etwas Besonderes einfallen. den Eigentümer Wilhelm Hilpert bereits Noch dazu ist der begehrte Sightseeing- Er entstand aus der Handschrift von Sascha Gechter, Oskar Kan und Nizar aus Meininger-Zeiten. Als dieser auf sei- Spot von vielen Party-Locations um- Rokani und schmückt nun das Gebäude nem Grundstück direkt an der East Side geben und auch der Alexanderplatz ist von außen. Bild: M. Glaß/hotelbau (2) www.hotelbau.de November/Dezember 2018 53
Neubau fußläufig erreichbar. Ein echter Volltreffer fügt er hinzu. Die Geschichte dahinter eben. Allerdings war nicht von Anfang ist größtenteils fiktiv und kann auf der an klar, dass der Neustart in Berlin sein rechten Wand vor dem Rezeptionstresen würde. „Letztendlich sind wir aber mehr in einem Bilderrahmen nachgelesen als froh, wie es gekommen ist“, meint werden: Schulz reist durch die Welt und Rokbani. Nach erfolgreicher Grund- verdient seinen Lebensunterhalt damit, stückssuche wurden die Pläne für das dass er auf schöne Häuser oder Woh- Hotelprojekt schließlich immer konkreter nungen aufpasst und immer ein Zimmer und das Konzept nahm Stück für Stück vermieten darf. Anhand vieler Details Gestalt an. erfahren die Gäste, wo Schulz überall auf Reisen war und welche Leute er dort Mit einem fiktiven Namen getroffen hat. Insgesamt drei Jahre dau- zum Erfolg erte es von der Idee bis zur Eröffnung am Der Grundgedanke war, ein Hotel zu 4. September. konzipieren, das nicht nur schick aus- sieht, sondern auch eine Seele hat und Das Konzept für das Interior Design ent- eine Persönlichkeit verkörpert. Der wickelten die drei zusammen mit Namensgeber sollte ein sympathischer, Stephen Williams, den sie bereits aus aufgeschlossener deutscher Kosmopolit Meininger-Zeiten kannten. Dass sie mit sein – eine Metapher, hinter der die drei der Einrichtung ein Statement setzen Hotelgründer selbst stehen. Und hierfür wollen, wird bereits beim Betreten des musste der passende Name gefunden Hotels klar. Statt „Welcome“ hängt als werden. „Als Oskar uns ‚Schulz‘ vor- Eyecatcher im Eingangsbereich ein Bild schlug, wurde er von Sascha und mir eines afrikanischen Jungen an der Wand, dafür ehrlich gesagt erst einmal ausge- der in seinem Dorf wegen seiner blauen Bild: M. Glaß/hotelbau (3) lacht“, plaudert Rokbani aus dem Näh- Augen als verhext gilt und deswegen kästchen. „Doch je länger wir darüber geschlagen wird. Die Geschichte können nachdachten, umso besser gefiel er uns, die Gäste daneben nachlesen. Eine weil der Name einfach im Kopf bleibt. weitere Besonderheit sind die bunt Schulz hat einen Charakter, ein Werte- leuchtenden Buchstaben des Namens system und der Name macht neugierig“, „Schulz“, die aus alten Hotels stammen Bunte Graffiti schmücken sowohl den Innen- als auch den Außenbereich, darunter auch eine S-Bahn-Imitation im Freien. Die Namen der Kinder der drei Hotelgründer sind außen verewigt, der Sohn von Oskar Kan schmückt sogar als Graffito die Wand der Schulzarena. Jetzt präsentieren sie stolz ihr erstes eige- nes Baby. Doch die Aufgabenverteilung bleibt die gleiche wie zu Meininger-Zeiten: Sascha Gechter (links) kümmert sich um Bild: Schulz Hotels das Controlling und die strategische Planung, Oskar Kan (Mitte) verantwortet die Inneneinrichtung und den technischen Betrieb, das operative Geschäft liegt in den Händen von Nizar Rokbani (rechts). 54 November/Dezember 2018 www.hotelbau.de
Neubau und das Regal hinter dem Rezeptions- tresen schmücken. Die verschiedenen Farben sollen die Vielfalt verkörpern, für die das Hotel steht, angefangen bei den Mitarbeitern aus verschiedenen Ländern bis hin zu einem Gästemix aus Alt und Jung, Nah und Fern. Links neben der Rezeption steht für die Gäste ein Self-Check-in-Tresen bereit, dahinter eine gemütliche Lounge-Ecke, die wie eine Bibliothek gestaltet ist. Dort stehen Bücher und Tauschregale für die Gäste bereit. Gegenüber befindet sich das portugiesische Café Martha mit Kaffee aus einer eigenen Röstung und vielen selbst gemachten Leckereien wie Cookies. Durch eine Tür zwischen Café schoss platziert ist eine Gästeküche. Das und der bibliotheksartigen Lounge ge- Geschirr von Café, Bar und Restaurant langen die Gäste zu Restaurant „The stammt aus der Feder einer kleinen Por- Hungry Bear“ und Bar. Ein Hingucker in zellanmanufaktur aus Leipzig. diesem Bereich ist eine Imitation eines Zuges mit einzelnen Abteilen, in denen Graffiti-Look innen und außen es sich jeweils acht Personen gemütlich Läuft man in die Gegenrichtung von Bar machen können. Dort zeigen Fototape- und Restaurant, rechts den Gang an ten Landschaftsauszüge aus den Reisen Getränke- und Snackautomaten vorbei, von Schulz. Morgens kann im Restau- gelangt man in ein weiteres Herzstück rant- und Bar-Bereich im Erdgeschoss des Hauses, die 120 m² große Schulz- gefrühstückt werden. Eine Treppe neben arena. Dieser Raum ist mit einem Kicker der Bar führt ein Stockwerk höher, dort und Loungemöbeln ausgestattet und gibt es 100 weitere Sitzmöglichkeiten wird beispielsweise für den Check-in von und Platz zum Frühstücken. Insgesamt größeren Gruppen genutzt, damit diese wurde im Erdgeschoss und ersten Ober- nicht den Eingangsbereich blockieren. geschoss Platz für circa 250 Personen Zudem können sich dort Familien, geschaffen. Ebenfalls im ersten Oberge- Freunde oder Gruppen zum Spielen DIE OPTIMALE VERBINDUNG ZWISCHEN DESIGN UND FUNKTION. JELD-WEN bietet ganzheitliche Hoteltür-Lösungen die beides leisten: die technische Anforderungen und die gewünschte atmosphärische Gestaltung. www.jeld-wen.de
Im Schulz Hotel reicht das Angebot von einem Einzel- bis hin zu einem Vierbettzimmer. Das Besondere sind die bei den Vierbettzimmern clever ins Raumkonzept integrierten Hochbetten, die auch als Kofferablage genutzt werden können. Die Flure schmücken bunte Perserteppiche mit Schulz-Logo sowie eigens für das Hotel entwickelte Keramikschilder. S T E C K B R I E F Adresse: Schulz Hotel Berlin Wall at the East Side Gallery, Stralauer Platz 36, 10243 Berlin Betreiber: KGR Schulz Hotel Berlin1 GmbH Vertragsform: Pacht Baujahr/Bauzeit: 2,5 Jahre Eröffnung: 13.09.2018 Investor/Projektent- wickler/Eigentümer: Wilhelm Hilpert Generalübernehmer: Schrobsdorf Bild: Schulz Hotels (2) Architekt: Balzke & Palinske Architekten Innenarchitekt: Stephan Williams Innenausbau: Oertel Tischlerei Bruttogrundfläche: 12.500 m² zurückziehen. Der Raum ist aber auch Zimmeranzahl: 345 für Veranstaltungen gedacht, z. B. für Zimmergrößen: 12-20 m² Lesungen und Poetry-Slams, und kann Zimmerpreise: Betten ab 20 €, abgetrennt auch als Partylocation ge- Zimmer ab 49 € mietet werden. Aufgepeppt werden die Ausrüster Räume durch Graffiti, eines davon zeigt Klimatechnik: Kampmann den Sohn Dani von Oskar Kan. Die Heizung: Rom weiteren Kindernamen der Hotelgründer Aufzüge: Kone – Amir, Faris, Stella, Mira, Linus, Marie – Schließsystem: Assa Abloy sind im Außenbereich in einem Graffito Türen: Prüm, Dorma verewigt, als Teil der East Side Gallery. Sonnenschutz: Warema Aktuell in Planung ist dort ein Biergarten Bodenbeläge: Project Floors, Ege für mindestens 200 Personen, der im Möbel: Oertel Tischlerei April 2019 eröffnen soll. Das eigene Schulz-Bier sowie eine Art Wachturm, zu Tapeten: Caspar, Vescom dem man über eine Treppe hochgelangt Fernseher: Panasonic und der einen Blick über die Mauer Audiosystem: Bose ermöglicht, sollen dem Außenbereich das Sanitär: Grohe, Hansgrohe, i-Tüpfelchen aufsetzen. Keramag 56 November/Dezember 2018 www.hotelbau.de
Neubau Flexibles Zimmerkonzept muss langsam wachsen, sonst geht die Seele verloren“, meint Rokbani. Da auch Familien, Schul- und Studentengruppen zur Zielgruppe gehören, mussten adie Zimmer multifunktional konzipiert wer- Für den guten Zweck den. Entstanden sind insgesamt 345 Zimmer mit über 1.000 Eine Herzensangelegenheit des Gründertrios ist auch, mit circa Betten, von einem Einzel- bis hin zu einem Vierbettzimmer. Der fünf Prozent des Gewinns verschiedene soziale Projekte zu Vorteil: Die Vierbettzimmer können sowohl als Einzel-, Doppel-, unterstützen. Aktuell investieren sie in Bildung und greifen Dreibett- oder Vierbettzimmer verkauft werden und die Betten der Freudberg-Schule in Berlin-Wilmersdorf unter die Arme – wurden clever aufgeräumt in den Raum integriert. So können eine Gemeinschaftsschule, die Rokbani in der Zeit zwischen die beiden oben angeordneten Betten beispielsweise auch als Meininger und Schulz mitgegründet hat. Zudem erlauben sie Kofferablage genutzt werden. Angelehnt an das Konzept der es ihren Mitarbeitern, sieben Prozent ihrer Arbeitszeit in Schlafsäle, besteht auch die Möglichkeit, einzelne Betten zu soziale Projekte zu stecken. Ebenfalls für den guten Zweck buchen. Insgesamt wurden über 60 Prozent der Zimmer mit organisierten sie die Generalprobe, circa eine Woche vor der vier Betten realisiert. offiziellen Eröffnung. Sechs Schulklassen wurden zum Probe- schlafen eingeladen und erhielten obendrauf noch eine Stadt- Aber auch in den Zimmeretagen erfahren die Gäste weitere führung. Sie wählten bewusst Klassen aus, in denen ein Groß- Ausschnitte aus den Reisen von Schulz. Die Flure sind mit teil der Kinder noch nie in einem Hotel übernachtet hat. Mal Perserteppichen und darin integriertem Schulz-Logo in ver- sehen, was sich die drei Freunde und Geschäftspartner als schiedenen Farbtönen gestaltet. Highlight sind die eigens für Nächstes einfallen lassen. das Hotel hergestellten gemusterten Keramikschilder vor den Türen mit Zimmernummer und dem Namen einer Person, der Miriam Glaß ■ Schulz auf seinen Reisen begegnet ist. In den Zimmern finden die Gäste sein Notizbuch sowie einen Auszug aus seinem Tage- buch und jedes Zimmer erzählt seine eigene Geschichte. Die 345 verschiedenen Tagebucheinträge schrieb Rokbani inner- halb eines halben Jahres selbst. Viele Zimmer sind mit kleinen Schließfächern ausgestattet, einige mit Sofa und alle mit genü- gend Anschlüssen, um Smartphone und Co. laden zu können. Das flexible Zimmerkonzept soll auch Teil der künftigen Schulz Hotels werden. „Eine Expansion forcieren wir auf jeden Fall, allerdings nicht um jeden Preis. Aktuell sind Locations in Hamburg, Wien sowie ein weiteres Hotel in Berlin in Verhandlung. Ins- gesamt sind wir an spannenden natio- nalen sowie inter- nationalen Metro- polen interessiert“, verrät Gechter. „Wir wünschen uns ein Sammel- Bild: M. Glaß/hotelbau (2) surium von Schulz Hotels, aber jedes mit seinem eige- nen Charakter. Doch so etwas www.hotelbau.de November/Dezember 2018 57
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