TOYS REPORT 2015 - Ein Bericht zu den Arbeitsbedingungen in fünf chinesischen Spielzeugfabriken - Solidar Suisse
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Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 1 TOYS REPORT 2015 Ein Bericht zu den Arbeitsbedingungen in fünf chinesischen Spielzeugfabriken Solidar Suisse, November 2015
2 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 3 DIE ANDERE SEITE DES MÄRCHENS Die fröhlichen Märchen, die wir mit vielen urteilungen waren Hasbro, Mattel und Fisher Spielsachen in Verbindung bringen, werden Price (im Besitz von Mattel), McDonald’s, von tragischen Ereignissen im Zusammen- Jakks Pacific, Disney, NSI Toys, Battat und hang mit der Spielzeugherstellung über- MGA Entertainment – mit Spielzeugmarken schattet. Millionen von ArbeiterInnen stellen wie Frozen, Monster High, Nerf, Marvel, Star zum Minimallohn ihre Gesundheit in Werk- Wars, Wubble Ball, Fur Real Friends, Hot stätten und Fabriken aufs Spiel, wo sie an Wheels, Battat und Lalaloopsy. sechs Tagen pro Woche täglich 11 Stunden unter unfairen Vorgesetzten ihr Überleben China hat über 1’000 Spielzeugfabriken. sichern. Und die meisten dieser Arbeiter- Von Mai bis Juli 2015 führte CLW in den Innen sehen ihre Eltern und Kinder gerade folgenden fünf grossen Fabriken eine gründ- ein Mal im Jahr. liche Prüfung durch: Foshan Nanhai Mattel Diecast Company, Jetta (Guangzhou) Indus- In einer Spielzeugfabrik schieben etliche tries, Combine Will (Dongguan) Industrial ArbeiterInnen Schichten ohne Trink- oder Company, Winson (Taiqiang) Precision Ma- WC-Pause. Nach dem Grund gefragt, sagen nufacturing (Shenzhen) Company und Dong- sie, dass eine Pause fürs Wassertrinken bei guan Zhenyang Toy Company. Insgesamt der vielen Arbeit nicht drin liege. In einer beschäftigen diese über 20’000 Personen. anderen Fabrik steht die Arbeiterin Li A fünf Jahre vor ihrer Pensionierung als sie erfährt, In den einzelnen Fabriken ermittelten Foshan Mattel Factory dass die Direktion zwecks Umgehung von CLW-Angehörige als vorgebliche Produk- Pensionszahlungen kurz vor der Pensionie- tionsarbeiterInnen. Einige der Fabriken waren rung stehende ArbeiterInnen entlässt. Frau bereits vor früheren Jahren Gegenstand von Li befürchtet nun, dass sie die ihr zustehen- CLW-Untersuchungen, was den zeitlichen den Pensionsgelder nicht erhalten wird. Dies Vergleich der dortigen Arbeitsbedingungen bereitet ihr schlaflose Nächte. erlaubt (siehe Seiten 10, 11). China produziert seit über 20 Jahren Spiel- zeuge – gemäss eines Berichts von HKTDC Research (2015) sind es 75 Prozent aller weltweit hergestellten Spielzeuge.1 Einem Bericht des US-Handelsministeriums zufolge haben die USA im Jahre 2010 85 Prozent der Gesamtmenge an Spielsachen im Wert China Labor Watch (CLW) ist eine Nonprofit-Organisation. von 22,2 Milliarden US-Dollar aus China im- CLW engagiert sich für die erhöhte Transparenz von Zulieferketten portiert.2 Aus der jüngsten Reihe von China und Arbeitsbedingungen in Fabriken. Sie setzt sich für die Rechte der Labor Watch (CLW)-Untersuchungen geht ArbeiterInnen ein und unterstützt die chinesische ArbeiterInnenbewegung. hervor, dass es um die Arbeitsbedingungen Chinalaborwatch.org in chinesischen Spielzeugfabriken nach wie vor sehr schlecht steht. Gegenstand der Be- 147 W 35 St, Ste 406 1 HKTDC Research, „中国玩具市场概况“, 24.07.2015, http://china-trade-research.hktdc.com/business-news/article/ New York, NY 10001, USA 2 Bericht des US-Handelsministeriums zur Puppen-, Spielwaren-, Spiel- und Kinderfahrzeugindustrie (2012): U.S. Department +1 212-244-4049 of Commerce Industry Report: Dolls, Toys, Games und Children’s Vehicles NAICS Code 33993, http://www.toyassociation.org/ clw@chinalaborwatch.org app_themes/tia/pdfs/facts/2012toyoutlook.pdf
4 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 5 In Bezug auf Spielsachen klafft zwischen Im August ist der bankrotte Inhaber von Märchen und Wirklichkeit eine gähnende Mattel-Zulieferer Ever Force untergetaucht. Lücke. Die Inhaberfirmen von Spielzeug- Er hat Hunderte von ArbeiterInnen um je drei marken drücken auf die Produktionskosten Monatslöhne und je vier monatliche Aus- und steigern ihre Profitmargen, indem sie zahlungen von Versicherungsgeldern, ins- eine Spielzeugfabrik gegen die andere aus- gesamt rund 700’000 US-Dollar, betrogen. spielen. Unter diesem Wettbewerbsdruck Die Angestellten entschlossen sich zu einem verschlechtern sich dort die Arbeitsbedin- risikoreichen Protestmarsch vor die Lokalre- gungen. Diese Dynamik enthüllt die Wert- gierung, von der sie Unterstützung verlang- losigkeit der von Spielzeugmarkenbesitzern ten. Die Regierung unterdrückte die Protest- gerne zitierten ethischen Zulieferketten und aktion mittels Grosseinsatz von Bereit- fairen Arbeitsbedingungen. schaftspolizei und Hundeführer-Einheiten. So sollten die ArbeiterInnen dazu genötigt Seit 2002 setzt ICTI, der Weltspielwaren- werden, sich mit Teilentschädigungen zu be- verband, seinen Verhaltenskodex weltweit gnügen. Die meisten der Ever Force-Ange- durch. Bereits 1997 hat sich Mattel einen stellten waren in einer Notlage und haben entsprechenden Kodex zugelegt. Doch im wohl oder übel Lohnabstriche hingenom- Jahre 2015 muss festgestellt werden, dass men. Später berichtete das Wall Street Angestellte in chinesischen Spielzeugfabri- Journal, Mattel habe bereits Monate vor dem ken immer noch regelmässig unter gesetzes- Streik von der Krise bei Ever Force gewusst. widrigen und unwürdigen Bedingungen arbeiten. Sie protestieren denn auch regel- In Shenzhen wurde im September eine mässig gegen die harsche Behandlung. Disney-Zulieferfirma von Spielzeugen ge- schlossen. Diese Fabrik war bereits Hunder- In der hier zur Diskussion stehenden Be- ten von Angestellten Abfindungen und Ver- richtsperiode streikten bei der kurz vor einem sicherungs-Entschädigungen im Wert von Standortwechsel stehenden Jet Fair Indus- rund 1,5 Millionen US-Dollar schuldig, die trial Limited (Jingyu Toys) – einem Zuliefe- nun auch noch arbeitslos wurden. rer von Hasbro, Mattel und Walmart – rund einhundert ArbeiterInnen. Sie forderten die Anstatt in China zu protestieren, wo derarti- Zahlung von Abfindungen und die Nachzah- ge Aktionen verboten sind, reisten einige der lung von Versicherungsgeldern. Der Streik neu Arbeitslosen ins Disneyland Hong Kong, war jedoch erfolglos, und die Polizei nahm wo sie gegen Disneys Missachtung ihrer einige ArbeiterInnen fest. Arbeitsrechte Einspruch erhoben. Streikende der Fabrik eines wichtigen Mattel-Zulieferers, der Ever Force Toys and Electronics Company in Dongguan, Anfang August 2015. Die Demonstration wurde von Bereit- schaftspolizei und Hundeführer-Einheiten zerschlagen. Quellen: Social Media
6 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 7 Eine CLW-Kurzanalyse von öffentlich zugäng- Spielzeugmarken die Verantwortung auf ihre Arbeitsbedingungen in fünf chinesischen Spielzeugfabriken (2015) lichen Nachrichtenquellen über chinesische Zulieferfabriken ab und verleugnen jeglichen Spielzeugfabriken förderte 56 Fälle von «Un- Bezug zum Unrecht. regelmässigkeiten» zutage: 14 Todesfälle, Fabriken 30 Brände und Betriebsunfälle, 16 Protest- Und so sieht die Beschaffungskette von aktionen sowie 5 Fälle von Kinderarbeit. So Spielzeugprodukten aus: Die Markeninhaber Missstände FNMD Jetta CW Winson Zhenyang wurde im Jahre 2007 in einer Fabrik für Plas- fordern höchste Qualität, kürzeste Produk- tikspielzeuge ein krasser Fall aufgedeckt: tionszeiten und tiefste Kosten. Sie ver- Diskriminierung bei Anstellung * X X X X Über 300 Mittelstufen-SchülerInnen – die schwenden nicht den geringsten Gedanken Fehlende Gesundheitsprüfung * X X X X meisten weniger als 16 Jahre alt – schufte- daran, welche Auswirkungen ihre Forderun- Gebühren für Anstellung und Gesundheitsprüfung * X X ten dort täglich 11 Stunden lang. Eine der gen auf das Leben der ArbeiterInnen haben. Einbehaltung der Identitätskarte * X X X SchülerInnen verstarb, viele hatten infolge Die Markeninhaber brüsten sich mit ethi- der langen Arbeitszeiten und wegen Vergif- schen Einkaufsmassstäben, die letztlich je- Kein Sicherheitstraining (24h) vor Arbeitsantritt * X X X X X tungen durch Chemikalien gesundheitliche doch bloss als Marketinginstrument dienen. Arbeitsvertragsverletzungen * X X Probleme. Vorliegen unvollständiger Arbeitsverträge bei Unterzeichnung * X Im Verlauf der letzten 20 Jahre, in denen Mehr als 10 Prozent der Belegschaft temporär angestellt * X 2011-2012 erlitten über einhundert Ange- China Spielwaren herstellt, haben sich die Kein bezahlter Urlaub; unbezahlte krankheitsbedingte Abwesen- stellte eines Zulieferers von Disney, Mattel schlechten Arbeitsbedingungen nicht we- heit * X und Hasbro Benzol-Vergiftungen. sentlich verbessert. Die Ergebnisse der Unverhältnismässige Überstunden * X X X X X CLW-Untersuchungen aus dem Jahre 2015 Mittagspause kürzer als 1h; Arbeitspausen allgemein zu kurz X X X X Kommen in Spielzeugfabriken derlei Ver- sind in der folgenden Tabelle zusammen ge- letzungen von Arbeitsrechten oder Streiks fasst. Die Schwere der Missbräuche steht Obligatorische Überstunden; Abbau von Überstunden als Straf- X X X X X massnahme * vor, schieben die meisten Inhaberfirmen von ausser Frage. Lohnniveau bewegt sich um +/- 5 Prozent des ortsüblichen X X X X X Mindestlohnes Reduzierte Überstundenentschädigung, indem regulär bezahlte X X Arbeit willkürlich aufs Wochenende verschoben wird Fehlende Lohnabrechnungen * X Die Malereiwerkstatt von Winson, dem Hersteller des Mattel-Roboterspiels «Rock ‘Em Sock ‘Em», nach einem Grossbrand im Mai 2015. Fehlende gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen * X X X X Unwürdige (unhygienische, überfüllte) Unterkünfte X X X X X Unzureichende sanitäre Anlagen inkl. Duschen X X X Unzureichender Arbeitsschutz * X X X X X Unsicherer, unsachgemässer Betrieb von Anlagen und Maschinen X X X Mangelhafte Brandschutzmassnahmen * X X X X X (Betrügerische) Vertuschung von Missständen bei Inspektionen: ArbeiterInnen schreiben Sicherheitstest ab; gefälschte Gesund- X X X X X heitsprüfungen * Geldbussen für Arbeiterinnen * X Fehlen einer funktionierenden oder wirksamen Gewerkschaft * X X X X X Fehlen eines unabhängigen Beschwerdemechanismus X X X X X Kündigung seitens der ArbeiterInnen nur auf «Antrag» * X X X X Keine Lohnauszahlung nach Kündigung * X X X Unbezahlte obligatorische Sitzungen, Ausbildungs- und Anstel- X X lungsverfahren * Unsachgemässer Umgang mit Industrieabfällen; Umweltver- X schmutzung ANMERKUNG: Mit Stern (*) markierte Befunde verstossen gegen chinesisches Recht.
8 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 9 Samstag «verschoben» wurde. Dies bewirk- Leistet eine Arbeiterin bei Winson, dem 48,81 Milliarden US-Dollar, bei einem Ge- te eine Lohnherabsetzung infolge Wegfalls Mattel-Zulieferer in Shenzhen, monatlich winn von 7,5 Milliarden US-Dollar. Ebenfalls der doppelt bezahlten Wochenendarbeit.3 110 Stunden Überzeit und stellt sie in die- 2014 bezog Disney-CEO Robert Iger ein Die beiden Firmen beschäftigen bis zu ser Zeit 40’320 Spielzeuge her, verdient Jahresgehalt von 43,7 Millionen US-Dollar, 11’000 ArbeiterInnen; somit bringt sie ihre sie pro Spielzeug gerade 0,016 US-Dollar. womit er gemäss New York Times unter Angestellten widerrechtlich um 1-2 Millionen Im Oktober 2015 hat Amazon das während den reichsten CEOs in den USA auf den US-Dollar im Jahr. der CLW-Untersuchungen von Winson her- 12. Rang kam.5 gestellte, klassische Mattel-Spiel «Rock ‚Em Im direkten Besitz von Mattel stehende chi- Sock ‚Em» für 30 US-Dollar zum Verkauf an- In der Disney-Spielzeugproduktion müsste nesische Fabriken haben früher derartige geboten. Mit anderen Worten verdient jede eine chinesische Arbeiterin während 7’011 Arbeitszeit-Manipulationen zur Reduktion Winson-Angestellte lediglich 0,05 Prozent Jahren an sechs Wochentagen täglich 11 von Überzeitentschädigungen praktiziert, so des Marktwertes von «Rock ‚Em Sock ‚Em». Stunden lang schuften, um auf ein einziges z.B. Mattel Electronics Dongguan (Radica) Jahresgehalt des Disney-CEO zu kommen. im Jahre 2008. Es ist sehr zu begrüssen, Die ArbeiterInnen sind ununterbrochen in Bei Mattel wären es entsprechend 1’534 dass die jüngsten CLW-Untersuchungen in den Produktionsablauf eingespannt. Sie Jahre und bei Hasbro 2’466 Jahre. den Mattel-eigenen Fabriken keine solchen opfern ihre Jugend und ihre Gesundheit; Fälle von Lohnraub festgestellt haben. Be- viele Eltern sehen ihre Kinder und Familien In der folgenden Tabelle stellen wir die dauerlicherweise bringen allerdings Mat- nur einmal im Jahr. Trotz dieser Opfer schaf- Finanzinformationen und CEO-Gehälter eini- FurReal Friends von Mattel tel-Zulieferer – so z.B. Winson – ihre Arbei- fen sie es bloss auf einen Zweitausendstel ger grosser im Rahmen dieses Berichtes terInnen nach wie vor um ihre wohlverdienten des Wertes des von ihnen hergestellten untersuchten Spielzeugfabriken dar, im Ver- Die voranstehende lange Liste von Verstös- Überzeitentschädigungen. Spielzeugs. gleich mit den Löhnen der ArbeiterInnen, sen gegen das Arbeitsrecht ist die Folge welche die Spielzeuge dieser Firmen her- des extremen Drucks der Spielzeugmar- Auf derartige Entschädigungen sind Men- Während also die ArbeiterInnen jahrein, stellen. Aus der Übersicht tritt die extreme keninhaber auf Produktionskosten wie auch schen, die zu geringen Löhnen in Spiel- jahraus ums Überleben kämpfen, wird ihre Ungleichheit in Bezug auf die Wert- und des Bestrebens der Spielzeugfabriken, ihre zeugfabriken arbeiten, dringend angewiesen. Arbeitskraft von den Konzernen ausge- Machtverteilung in den globalen Zuliefer- Lohnkosten so tief wie möglich zu halten. Die Dabei überfordern sich die ArbeiterInnen nutzt, um den Reichtum der Aktionäre, und ketten der grossen Spielsachenhersteller Konzerne drücken auf die Kosten; gleichzei- körperlich und zeitlich mit wöchentlichen Geschäftsführer (CEOs) zu steigern. 2014 und ihrer Vertriebsfirmen deutlich hervor. tig maximieren sie die Profite ihrer Aktionäre Arbeitseinsätzen von 60 bis 80 Stunden belief sich das Einkommen von Disney auf und Vorstandsmitglieder – auf dem Buckel Dauer. Doch selbst bei diesen massiven der FabrikarbeiterInnen. Überzeitleistungen schafft es eine Arbeiterin in einer chinesischen Spielzeugfabrik nur auf Combine Ein klares Beispiel dieser Dynamik sind die einen Lohn, der einem Zweitausendstel des Firmenname Disney Mattel Hasbro Walmart McDonald’s Will [2] von einigen Spielzeugfabriken praktizierten Wertes eines von ihr hergestellten Spiel- Manipulationen, die einem Lohnraub gleich zeugs entspricht. Aufgrund einer CLW-Er- Einkommen $ 48,8 Mia. $ 6,02 Mia. $ 4,28 Mia. $ 476 Mia. $ 27,4 Mia. $ 266,9 Mio. kommen. Die CLW-Untersuchungen haben hebung zum Gesamtlohn aller in Spielzeug- Netto Einkommen (Gewinn) $ 7,5 Mia. $ 495 Mio. $ 415 Mio. $ 15 Mia. $ 4,76 Mia. $ 2,4 Mio. solche Missbräuche in den Fabriken von fabriken Angestellten verdient eine Arbeite- Robert Bryan G. Brian Doug Donald Tam Name des CEO Winson und Jetta zutage gefördert, wo re- rin pro hergestelltes Spielzeug weniger als Iger Stockton Goldner McMillon Thompson Jo Tak gulär bezahlte Arbeit willkürlich auf den 2 Cents US-Dollar.4 Jahresgehalt des CEOs $ 43,7 Mio. $ 9,85 Mio. $ 14,44 Mio. $ 25,6 Mio. $ 7,29 Mio. $ 179’732 Geschätztes Jahreseinkommen einer $ 6’233 $ 6’422 $ 5’855 $ 5’855 $ 8’122 $ 7’555 3 Gemäss chinesischem Recht steht ArbeiterInnen für geleistete Arbeitsstunden über 40 Wochenstunden hinaus eine Arbeiterin [1] Entschädigung zum Überzeittarif zu; an Wochenenden beträgt diese das Zweifache des Stundenlohns. Die meisten Fabriken arbeiten mit 5-Tage-Wochen zu 8 Stunden/Tag; Samstagsüberzeit wird doppelt vergütet. Obschon auch die ArbeiterInnen von Einem CEO-Jahresgehalt entsprechen- 7’011 1’534 2’466 4’372 898 24 Winson und Jetta gleich hohe Überstunden leisten wie ihre KollegInnen in anderen Fabriken, verwenden die Direktionen ab- de Anzahl Arbeitsjahre einer Arbeiterin sichtlich ein anderes Zeiterfassungssystem, womit sich die Normalarbeitszeit auf den Samstag «verschiebt». Dadurch reduzieren sich die Überstunden zum Doppeltarif. ANMERKUNG: Zahlen für 2014. 4 Ein Beispiel: Bei Winson, der in Shenzhen domizilierten Mattel-Zulieferfabrik, schafft eine Fertigungsstrasse eine Tagesquote [1] Annahme: Jahreslohn für Hochsaisonsproduktion, d.h. die geschätzte Zahl ist wahrscheinlich zu hoch. von 1’600 Spielzeugen; jede/r ArbeiterIn an der Strasse ist an der Produktion eines jeden der 1’600 Spielzeuge beteiligt. Bei [2] Combine Will ist eine der fünf im Rahmen dieses Berichtes untersuchten Fabriken. einer 6-Tage-Woche mit monatlich 4,2 Wochen (Monat zu 30 Tagen) wird von einer Winson-Arbeiterin eine monatliche Stück- leistung von 40’320 Spielzeugen erwartet. Der Grundlohn (vor Überzeit) entspricht dem ortsüblichen monatlichen Mindestlohn von 2’030 RMB (USD 319). Nach Einrechnung aller weiteren Hochsaisonszuschläge einschliesslich 110 Stunden Überzeit kommt eine Arbeiterin – vor allen Abzügen – auf monatlich 4’060 RMB (USD 638). Dividiert man dieses Monatseinkommen durch die Anzahl produzierter Spielzeuge (40’320), ergibt sich bei Winson-Angestellten ein Einkommen pro Spielzeug von 5 «Die höchstbezahlten Bosse»: Highest-Paid Chiefs in 2014, The New York Times, http://www.nytimes.com/interactive/ 0,100069 RMB (USD 0,016). 2015/05/14/business/executive-compensation.html
10 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Toys Report 2015 SOLIDAR SUISSE 11 Arbeitsbedingungen beschränkt In Shenzhen, bei Mattel-Zulieferer Winson Veränderungen in der Foshan Nanhai Mattel Diecast Company Veränderungen in der Winson Precision Manufacturing Arbeitsbedingungen von 2012 bis 2015 verbessert Precision Manufacturing (im Folgenden Arbeitsbedingungen von 2013 bis 2015 Winson), zeigt ein Vergleich zwischen den Diskriminierung Wie vorgängig erläutert, haben sich die CLW-Untersuchungsbefunden von 2013 Lohn Teilweise Verbesserungen Grundlegende Verbesserungen bei der Anstellung Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindus- und 2015 praktisch keine Verbesserung der trie im Lauf der letzten Jahre nicht grund- Arbeitsbedingungen; einige haben sich gar Verpflegung Arbeitszeiten legend geändert. Vergleichen wir frühere verschlechtert. In keiner der 15 Kategorien Gesundheitsprüfung Lohn Teilweise Verbesserungen CLW-Untersuchungen mit den Befunden wurde eine wesentliche Verbesserung fest- von 2015, lassen sich allerdings gewisse gestellt; nur in einer einzigen Kategorie gab Arbeitsverträge Verpflegung Verbesserungen feststellen. So stellen wir es eine teilweise Verbesserung: Gegenüber Wohnverhältnisse Gesundheitsprüfung z.B. im Vergleich über 12 Kategorien von 2013 ist das Lohnniveau bei Winson etwas Arbeitsbedingungen bei der Foshan Nanhai höher, jedoch bloss als Folge des inzwi- Gewerkschaft Keine Verbesserungen Kündigung Mattel Diecast Company (FNMD) zwischen schen angehobenen gesetzlichen Mindest- der CLW-Untersuchung von 2012 und den lohnes, der immer noch für die meisten Win- Zwangsarbeit Arbeitstraining Befunden von 2015 in einer Kategorie eine son-ArbeiterInnen gilt. Arbeitstraining Versicherungen und grundlegende Verbesserung fest: FNMD Keine Verbesserungen Wohnsubventionen hat nicht nur die illegale Diskriminierung bei In acht Kategorien liessen sich bei Winson Versicherungen und Anstellung abgeschafft, sondern wirbt aktiv keine Änderungen feststellen: Wer sich um Wohnsubventionen Sicherheit am Arbeitsplatz Menschen mit Behinderungen an. In drei Arbeit bewirbt, wird keiner Gesundheitsprü- Kündigung weiteren Kategorien gab es teilweise Ver- fung unterzogen; neu Eingestellte müssen Wohnverhältnisse besserungen: zwar übersteigt die Arbeits- nach Arbeitsantritt eine Woche oder länger Sicherheit am zeit bei FNMD nach wie vor das gesetzliche auf die Unterzeichnung eines Anstellungs- Arbeitsplatz Gewerkschaft Höchstmass, doch ist die Tagesarbeitszeit vertrages mit Winson warten, und ein Ver- Diskriminierung Verschlechterung offenbar von 11 Stunden (2012) auf 10 Stun- sicherungsabschluss ist hier freiwillig. Diese Verschlechterung Zwangsarbeit bei der Anstellung den (2015) reduziert worden. drei Befunde stellen Verstösse gegen chine- sisches Arbeitsrecht dar. Zurückhalten der ID Trotz einigen Verbesserungen hat sich bei FNMD jedoch in 7 Kategorien in den drei Zudem wurden bei Winson gemäss der Un- Arbeitszeiten Jahren seit der letzten Untersuchung nichts tersuchung von 2015 in sechs Kategorien geändert. Nach wie vor bestehen z.B. gros- Verschlimmerungen festgestellt: 2013 stellte Feuerschutz se Probleme bei der Ausgabe und beim Winson niemanden ein, der über 40 Jahre alt sachgemässen Einsatz von Schutzgeräten; war. Diese Altersdiskriminierung wurde auf auch hat FNMD noch immer keine wirksame das Höchstalter von 30 Jahren verschärft. Gewerkschaft. Noch mehr Anlass zur Sor- Winson praktiziert zudem Diskriminierung Produktionswerkstätte von Jetta Industries, wo während der ge bietet die Tatsache, dass sich bei FNMD aufgrund des Geschlechts. Auch Brand- Untersuchungsperiode viele Hasbro-Spielzeuge hergestellt wurden. ein Verstoss gegen Arbeitsrechte seit 2012 schutz ist bei Winson ein wesentliches verschlimmert hat: Die Mattel-ArbeiterInnen Problem. Die CLW-Untersuchung förder- werden nicht nur zur Leistung von Überzeit te zutage, dass sich dort im Mai 2015 ein gezwungen; 2015 wird ausserdem nicht Grossbrand ereignet hat, dem eine ganze angestellt, wer die Unterzeichnung eines Produktionswerkstätte zum Opfer gefallen Formulars verweigert, die das «freiwillige» ist. Einverständnis mit sämtlichen Überzeitver- einbarungen bezeugt. Ausserdem beabsichtigt die Geschäftsfüh- rung, Überzeitreduktionen als Strafmassnah- me einzusetzen, also geringere Überzeitent- schädigungen zu leisten.
12 SOLIDAR SUISSE Toys Report 2015 Gefordert ist eine grundlegende Reform in den Spielzeugfabriken Wie der Bericht aufzeigt, kommt es in den chinesischen Spielzeugfabriken, welche die grössten Spielzeugmarken der Welt beliefern, seit beinahe 20 Jahren zu Verstössen gegen die Menschenrechte. Der Vergleich von Befunden aus dem laufenden Jahr mit Untersu- chungen aus früheren Jahren zeigt nur geringe Verbesserungen; einige Arbeitsbedingungen haben sich gar verschlechtert. Die grössten Nutzniesser dieser andauernden Verstösse sind die profitablen Spielzeugkon- zerne sowie die Markeninhaber und Vertreiber von Spielzeugen an der Spitze der globalen Wertschöpfungsketten. Diese Firmen haben es in der Hand, die Arbeitsbedingungen in den Spielzeugfabriken zu beeinflussen und zu kontrollieren. Sie haben die Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen, die ihre Spielzeuge herstellen, grundlegend zu reformieren. Einige Reformvorschläge – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Der Anteil temporär Angestellter ist auf weniger als 10 Prozent der gesamten Beleg- schaft zu reduzieren. Der Grundlohn ist auf ein wesentlich über dem ortsüblichen Mindestlohn liegendes Niveau anzuheben, so dass die ArbeiterInnen nicht auf lange Überstunden angewiesen sind, um ihre Existenz zu sichern. Die Produktionsplanung ist so anzulegen, dass sämtliche Überzeitarbeit strikte freiwillig geleistet wird. Für die Kündigung seitens der ArbeiterIn bedarf es keiner «Bewilligung»; austretenden ArbeiterInnen muss bei Austritt die ihnen zustehende Entlöhnung ausbezahlt werden. Für sämtliche obligatorischen Arbeitsleistungen und Aktivitäten (inkl. Gruppensitzungen, angeordnete Aus- und Weiterbildung, und erforderliche Eintrittsverfahren) sind Entschädigungen zu leisten. Den ArbeiterInnen werden geräumigere und hygienische Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Vor Arbeitsantritt durchlaufen alle Angestellten ein Sicherheitstraining, das 1. den gesetzlichen Vorschriften entspricht und sie 2. in Bezug auf sämtliche kurz- und lang- fristig die Gesundheit gefährdenden Chemikalien und Prozedere adäquat ausbildet. Die ArbeiterInnen sollen Betriebsgewerkschafts-VertreterInnen wählen können, die imstande sind, ihre Interessen wirksam zu vertreten. Weiteren in diesem Bericht erwähnten Rechtsverstössen ist Abhilfe zu schaffen. Herausgegeben von Solidar Suisse Quellenstrasse 31, Postfach 2228 8031 Zürich Tel: 044 444 19 19 Fax: 044 444 19 00 E-Mail: kontakt@solidar.ch www.solidar.ch
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