MINERALIEN in AMAZONAS - THIERRY ACANTHE 24.03.2014
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Der Cluster der Mineralienindustrie Mit dem Projekt „Polo Mineral“, dem Aufbau eines Clusters für Mineraliengewinnung und -verarbeitung, hält im brasilianischen Bundesstaat Amazonas ein neues Entwick- lungsmodell Einzug. Die Bedeutung des Bergbaus im neuen Wirtschaftsmodell in der Region zeigt sich schon daran, dass das Projekt im November 2013 von „Polo Naval“ (Schiffbau-Cluster) umbenannt wurde zu „Complexo naval, mineral e logístico“ (Schiff- bau-, Bergbau- und Logistik-Cluster). Umwelt und Industrie sind in dem Bundesstaat gleichermaßen wichtig, und deshalb will Amazonas „grüne“ Unternehmen in die Regi- on holen. Zur Förderung des Bergbaus und des Öl- und Gassektors sowie der Wasser- wirtschaft sind in Manaus, der Hauptstadt des Bundes- staates, wichtige Verwal- tungsorgane vertreten: die brasilianische Behörde für Mineraliengewinnung (DNPM), das staatliche Un- ternehmen zur Erkundung mineralischer Ressourcen (CPRM), die Bundesbehörde für Biokraftstoffe, Erdgas und Erdöl (ANP) und das Ministerium für Bergbau, Geodiversität und Wasser- ressourcen von Amazonas. Schon bald wird Amazonas über die Stromtrasse Tucuruí-Macapá an das brasilianische Verbundnetz angeschlos- sen, was den Investoren Energiesicherheit gewährt.
Einführung Amazonas ist reich an den verschiedensten Bodenschätzen: Niob, Kalium, Kaolin, Öl und Gas, Zinn und Gold; Potential bieten außerdem die Vorkommen an Tantal, Selte- nen Erden, Mineralwasser, Fluor, Aluminium und Kalkstein für die Landwirtschaft und für die Zementherstellung. MINERAL STÄDTE UND GEMEINDEN GESAMTVORKOMMEN Zinn, Kryolith und Niob Presidente Figueiredo und Urucará 10.085.122 t Niob São Gabriel da Cachoeira 81.431.273 t Bauxit Presidente Figueiredo, Urucará und Nhamundá 151.785.316 t Tantal Presidente Figueiredo und Urucará 88.313 t Barcelos 330 t Columbit/Tantalit São Gabriel da Cachoeira Noch nicht quantifiziert Thorium, Uran, Xenotim Presidente Figueiredo und Urucará 15.839.348 t und Zirkon Urucará, Maués, Nhamundá 437.644.518 t Kalkstein Apuí Noch nicht quantifiziert Kalium Nova Olinda do Norte und Itacoatiara 1.152.454.000 Kaolin Maués und Rio Preto da Eva 3.406.501.971 Tonminerale Iranduba, Manacapuru, Itacoatiara und Manaus 43.017.805 t 25.318.012 t Maués, Humaitá und Manicoré, Apuí und Manicoré Gold Barcelos, Santa Isabel do Rio Negro und São Gabriel da Cachoeira, São Gabriel da Cachoeira, Noch nicht quantifiziert Japurá, Novo Aripuanã und Apuí Sand Manaus und Rio Preto da Eva 80.000.000 m³ Gips Urucará und Nhamundá 1.974.750 t Benjamim Constant, Atalaia do Norte, Tabatinga, Braunkohle São Paulo de Olivença, Amaturá, Santo Antônio do 46.435.500.000 t Içá, Jutaí und Japurá Nova Olinda do Norte, Maués, Boa Vista do Ramos Torf 350.000 m³ und Urucurituba Eisen Urucará 65.720.318 t Topas und Monazit Barcelos 54t Öl und Kondensat Coari, Carauari und Silves 22.761.000 m³ Erdgas Coari, Carauari und Silves 85.050.700.000 m³
Neben den Mineralvor- kommen ist der Bun- desstaat von unzähligen Flüssen durchzogen, die das Einzugsgebiet des Amazonas bilden. Die Wasserwege mit einer Gesamtlänge von 22.000 Kilometern bie- ten großartige Möglich- keiten in der Logistik. Auf dem Rio Madeira geht es beispielsweise in den Mittleren Süden Brasiliens, auf dem Amazonas Richtung Atlantik, auf dem Rio Negro und dem Rio Branco in den benachbarten Bundesstaat Roraima; und der Rio Solimões ist Teil der geplanten multimodalen Achse zwischen Manaus und dem Hafen von Manta an der Pazifikküste Ecuadors – auf dem Weg nach Asien eine wettbewerbsfähige Alternative zum Panamakanal. Das Konzept eines „Polo Mineral“, eines Standorts für die Mineraliengewinnung und - verarbeitung, wurde vom Ministerium für Bergbau, Geodiversität und Wasserressour- cen (SEMGRH) von Amazonas entwickelt. Es handelt sich um eine ganze Reihe von Pro- jekten und/oder Wirtschaftsaktivitäten zur Nutzung der Lagerstätten in der Region. Zwei Cluster sind bereits konsolidiert: der Keramik-Cluster in Iranduba/Manacapuru und der Öl-und-Gas-Cluster in Manaus. Der entstehende Mineralienstandort lässt sich einteilen in bereits bestehende Produktionsketten und in strategisch wichtige Projekte der Regierung, die Möglichkeiten für die Privatwirtschaft eröffnen. A. Produktionsketten: Zinnproduktion / Keramik-Cluster / Kalkstein / Seltene Er- den B. Strategische Projekte: Kalium / Öl- und Gas-Cluster / Kaolin-Projekt Ein wichtiger Aspekt des „Polo Mineral“ ist die Frage, in welcher Form die Regierung die Projekte von Unternehmen unterstützt; dies lässt sich auch illustrieren am Beispiel des Projekts CONAM, einem Standort für Industrie, Handel und Logistik.
Produktionsketten A. Zinnproduktion Die größte Investition im Bergbau in Amazonas tätigt Mineração Taboca: Das Unter- nehmen investiert R$ 1,25 Mrd. in die Pitinga-Mine in Presidente Figueiredo, 280 km von Manaus entfernt im Reservat der Waimiri-Atroari-Indianer. Mit dem Zinn aus die- ser Mine werden 60% des brasilianischen Bedarfs gedeckt. Die Mine verfügt über ein eigenes Kraftwerk zur Energieerzeugung, Teil des Großkraftwerks UHE Pitinga, und soll im Laufe der nächsten Jahre an das brasilianische Verbundnetz angeschlossen werden, um den steigenden Energiebedarf zu decken. Neben Zinn werden hier u.a. auch Kassi- terit und Columbit abgebaut. B. Keramik-Cluster 2007 beschlossen die Verwaltungsbehörde der Freihandelszone von Manaus (SUFRA- MA) und das Ministerium für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung von Amazonas (SDS), „das sozioökonomische, ökologische, politische und technologische Potential der Keramik-Produktion in der Region Iranduba“ zu analysieren. 2010 rief die Regie- rung des Bundesstaates den lokalen Produktionscluster Keramik ins Leben, mit den folgenden Zielen: Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen; Erhöhung von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen; Ausbildung von Fachkräften; Heranbildung von lokalen Entwicklungsträgern; Stärkung der Branchenverbände; Förderung der lokalen und regionalen Entwicklung.
Der Standort Iranduba/Manacapuru im Großraum Manaus verfügt über große Vor- kommen verschiedener Tonminerale. Von den 40.000 Einwohnern in Iranduba und den 72.000 Einwohnern in Manacapuru arbeiten 80% der Erwerbstätigen in der Keramikin- dustrie, wobei der Branchenmindestlohn R$ 724,00 beträgt. Die Herstellung ist nicht diversifiziert und beschränkt sich auf Backsteine und Ziegel. Die meisten Unternehmen greifen bei der Vorbereitung der keramischen Massen, dem Formen der Backsteine, dem Trocknen und Brennen sowie bei Verpackung und Ver- sand auf recht rudimentäre, handwerkliche Techniken zurück. Nur bei wenigen sind die Verfahren minimal automatisiert; aber auch dann werden im Verhältnis zum Produkti- onsvolumen sehr viele Arbeitskräfte beschäftigt. Nur zwei Betriebe stellen Ziegel her. Beide gehören zur Gruppe Miranda Corrêa, die in diesem Segment marktführend ist und bereits stärker automatisierte Verfahren einsetzt. Fast alle Keramikbetriebe im Cluster von Iranduba verfügen über ihre eigenen Lager- stätten, die meist direkt an der Produktionsstätte, höchstens jedoch fünf Kilometer entfernt liegen, und bereiten ihre eigenen keramischen Massen für die Herstellung von Backsteinen oder Ziegeln vor. Nur wenige behandeln das Rohmaterial vor der Verarbeitung in irgendeiner Form, um ein hochwertigeres, homogeneres Endpro- dukt zu erhalten. Das wird von anspruchs- volleren Abnehmern allerdings verlangt, da beispielsweise beim Bau von größeren Gebäuden hohe Qualitäts- und Sicherheitsstan- dards zu erfüllen sind. C. Kalkstein Für die Jatapu-Mine in Urucará, 640 km von Manaus entfernt, verfügt das Unternehmen Nas- sau Itautinga seit fast 30 Jahren über die Lizenz zum Abbau von Kalkstein für die Zementprodukti- on (80.000 Säcke/Tag). Die Vorkommen von Kalkstein für die Landwirtschaft belaufen sich nach anfänglicher Schätzung auf 1,7 Mio. Tonnen und würden damit ausreichen,
den Bedarf im Bundesstaat zu decken und Amazonas außerdem zu einem der wichtigs- ten Lieferanten für den brasilianischen Markt zu machen. Am 8. März 2014 kam die erste Ladung Dolomitkalkstein aus der Jatapu-Mine nach Manaus, insgesamt 4.000 Tonnen. Dieser Kalkstein wird von Calnorte Ltda. verar- beitet und zu R$ 145/Tonne verkauft werden – derzeit liegt der Preis noch bei R$ 455. Nach Ansicht des zuständigen Ministers, Daniel Nava, war diese enorme Preissenkung möglich, weil das Produkt zum einen von der Mehrwertsteuer befreit wurde und zum anderen jetzt im Bundesstaat hergestellt wird. In Manacapuru wird der Kalkstein zer- kleinert und gemahlen, um an die Landwirte in Amazonas verkauft zu werden. D. Seltene Erden Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 Elementen, darunter Scandium, Yttrium und Lanthanoide, die u.a. in der Herstellung von Hybridmotoren und Kernreaktoren sowie von hochtechnologischen Geräten wie Computern und Smartphones genutzt werden. Sie sind deshalb von strategischer Bedeutung. Im brasilianischen Amazonasgebiet gibt es zwei Lagerstätten von seltenen Erden in Indianerreservaten: in der Region Morro Seis Lagos in Amazonas und in der Serra do Repartimento in Roraima. In der Serra do Repartimento dringen immer wieder Farmer und Goldsucher, die hier seit über 30 Jahren illegal schür- fen, ins Indianergebiet ein. Nach Daten der Behörde für Mineraliengewinnung (DNPM) lagern in der Region Seis Lagos mehr als 40 Mio. Tonnen Seltene Erden. Außerdem gibt es Lagerstätten von Ni- ob und Mangan. Im Rahmen des von der brasilianischen Regierung gestarteten Pro- gramms zur Untersuchung des Mineralienpotentials im ganzen Land werden auch Er- hebungen zum Vorkommen von Seltenen Erden im Amazonasgebiet angestellt. Allein dafür hat die Regierung R$ 18,5 Mio. freigegeben. Der Abschlussbericht zu den Selte- nen Erden sollte Anfang 2015 vorliegen. Des Weiteren hat die Regierung im „Plano Nacional de Mineração 2030“, dem Plan zur Entwicklung des Bergbaus, der Teil des zweiten Wachstumsbeschleunigungspro- gramms (PAC 2) ist, die Seltenen Erden als strategische Mineralien eingestuft. Die bra- silianische Verfassung von 1988 erlaubt den Abbau von Mineralien in Indianergebieten
nur, wenn es dazu eigene Rechtsnormen gibt. Der Kongress berät derzeit über ein ent- sprechendes, als dringend eingestuftes Gesetzesprojekt. Indianervertreter haben sich bereits gegen den Mineralienabbau ausgesprochen. Eine weitere Lagerstätte von Seltenen Erden befindet sich in der Region von Pitinga im Großraum Manaus. Nach Angaben der DNPM birgt die Lagerstätte im Besitz des Un- ternehmens Mineração Taboca das Potential von 2 Mio. Tonnen Xenotim. Xenotim gehört zu den „schweren“ Seltenen Erden.
Strategische Projekte A. Kalium In Brasilien wird nur in einer Mine Kalium abgebaut, im Bundesstaat Sergipe. Das zu- ständige Unternehmen, Vale Fertilizante, hat für die nächsten zwei Jahre Investitionen in Höhe von US$ 1,5 Mrd. angekündigt und rechnet mit einer anfänglichen Produktion von 1,2 Mio. Tonnen pro Jahr. Am Amazonas liegen die wichtigsten Kalivorkommen Südamerikas, mit denen sich der gesamte Bedarf Brasiliens und weiterer Länder de- cken ließe. Kalium wird hauptsächlich in der Herstellung von NPK-Düngemitteln (Stick- stoff, Phosphat und Kalium) verwendet und ist von strategischer Bedeutung in der Produktion von Lebensmitteln und Biokraftstoffen. Die bis zu 400 km lange Lagerstätte liegt an der Mündung des Rio Madeira in den Ama- zonas, also an zwei wichtigen Wasserwegen – ein logistischer Pluspunkt –, und könnte sich auf bis zu 900 Mio. Tonnen Kalisalz belaufen. Das ergab eine Erhebung, die kürz- lich mit privaten Mitteln durchgeführt wurde. Die Mine soll 2018 in Betrieb gehen, und die Investitionen in Höhe von etwa US$ 2,5 Mrd. werden sicherlich einen Beitrag zur regionalen und nationalen nachhaltigen Entwicklung leisten. Die Kalivorkommen in Nova Olinda do Norte (135 km südöstlich) und Itacoatiara (176 km westlich) belaufen sich auf insgesamt 1,15 Mrd. Tonnen. Bei einem Marktpreis von US$ 510 pro Tonne wären das US$ 586,5 Mrd. Drei Unternehmen halten Rechte am Abbau von Kalium im Amazonasgebiet: - - - B. Öl- und Gas-Cluster 2010 wurde die Gaspipeline Coari-Manaus eingeweiht, die das Einzugsgebiet des So- limões – größter Erdgasproduzent der Region – mit dem Großraum Manaus verbindet, dem wichtigsten regionalen Industriezentrum mit fast zwei Millionen Einwohnern. Hier
liegt auch die Isaac-Sabá-Raffinerie, die den Norden Brasiliens versorgt. Amazonas prüft die Etablierung eines Gas- und Chemie-Clusters, wobei das Erdgas zur Herstellung von Harnstoff, Methanol und Polyethylen verwendet wird. Der Bundesstaat ist in Brasi- lien der zweitgrößte Produzent von Erdgas, und die Erdgasvorkommen machen 16% der Vorkommen im ganzen Land aus. In diesem Bereich wird die Ölindustrie in Amazo- nas bis 2015 voraussichtlich ca. US$ 4,5 Mrd. investieren (Petrobras, HRT/BP). Nach verschiedenen Machbarkeitsstudien wurden strategische Vorschläge vorgelegt, um die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Niederlassung von Gas- und Chemieun- ternehmen in der Freihandelszone von Manaus zu erleichtern. Diese neue Branche wird die regionale Dynamik in geordnete Bahnen lenken und zu einer endogenen, nachhaltigen Entwicklung beitragen. Besonderes wirtschaftliches Potential wiesen in den Studien Ammoniak/Harnstoff, Methanol und Styrolprodukte auf. Die finanziellen Analysen haben für jedes dieser Produkte unterschiedliche Bedingungen aufgezeigt. Bewertet wurde auch, wie sich die Herstellung in die bestehenden Produktionsketten im Amazonasgebiet, insbesondere in der Freihandelszone von Manaus, einfügen wür- de. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollten also folgende Punkte geprüft wer- den: 1 - Verfügbarkeit von Rohstoffen; 2 - technische Machbarkeit; 3 - Integration in die bestehenden Wirtschaftsstrukturen; 4 - finanzielle Machbarkeit; 5 - Eingliederung in die Märkte; 6 - Umweltfragen. Den Studien zufolge ermöglicht die Produktion von 5 Mio. m³ Erdgas/Tag durch Petr- obras die Herstellung aller hier genannten Produkte in bedarfsgerechten Mengen, die gegebenenfalls auch gemischt werden können. Die SUFRAMA will jetzt gemeinsam mit der Regierung von Amazonas das Projekt ver- bessern: 1 - Identifizierung interessierter Investoren. 2 - Genauere Informationen zur Eingliederung in die Märkte.
3 - Detailliertere Studien. 4 - Überwindung von Engpässen in der Logistik und in der Energieversor- gung. Die Logistik ist insbesondere in der Petrochemie wichtig. Energieeng- pässe sollten mit der Lieferung des Erdgases aus Urucu für die Energieer- zeugung (5,5 Mio. m³/Tag, so die Prognose von Petrobras) und mit der Stromtrasse Tucuruí-Manaus der Vergangenheit angehören. 5 - Angemessene Steuerpolitik. Die Petrochemie genießt weltweit im All- gemeinen großzügige Steueranreize. Entsprechende rechtliche Bestim- mungen für die Freihandelszone von Manaus sind in Arbeit. 6 - Umweltrecht. Hier ist in erster Linie das Umweltrecht des Bundesstaates relevant. Die Einrichtung des Öl- und Gas-Clusters ist für die Regierung von Amazonas und für die SUFRAMA ein strategisches Projekt. Die Methodik der Regierung ist überzeugend: Die Unternehmer können die Optionen festlegen und müssen sich nicht in ein starres Cluster einfügen. C. Kaolin-Projekt Das gemischtwirtschaftliche Gasversorgungsunternehmen von Amazonas, die Com- panhia de Gás do Amazonas (Cigás), empfing im August 2013 Vertreter des Unterneh- mens Kalamazon Estudos Geológicos Ltda., um über den Abbau von Kaolin und die Nutzung von Erdgas in der Kaolin-Verarbeitung zu sprechen. Das weiße Tonmineral wird in der Herstellung von Arzneimitteln, Kosmetika, Farben und Papier und im Bau- wesen verwendet. Die Lagerstätte, die Kalamazon ins Auge gefasst hat, befindet sich in einem entwalde- ten und degradierten Gebiet, so dass hier mit weniger Umweltschäden als bei anderen Kaolinminen in Brasilien zu rechnen ist. Das Unternehmen geht davon aus, pro Jahr 250.000 bis 500.000 Tonnen Kaolin zu produzieren. Dafür müssten in einer ersten Pha- se pro Tag schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Kubikmeter Erdgas eingesetzt werden. Das Projekt von Kalamazon wird voraussichtlich 250 direkte und 2.500 indirekte Ar- beitsplätze schaffen; falls sich eine ganze Produktionskette (z.B. Weißkeramik oder Glas) im Bundesstaat etabliert, könnten daraus 5.000 bis 10.000 Arbeitsplätze werden.
Außerdem kann das Kaolin-Projekt auch in das Projekt „Polo Naval“, die Entwicklung des Schiffbau-Standorts, eingebunden werden, da Kalamazon in den Bau einer Erzpipe- line und eines entsprechenden Terminals voraussichtlich US$ 150 Mio. investieren wird. Das Unternehmen erwartet pro Tonne Kaolin einen Gewinn von US$ 120.
Unterstützung von Mineralienprojekten in Amazonas Investoren sind oft verunsichert, weil die Unterstützung für Programme der wirtschaft- lichen Entwicklung (wie beispielsweise der „Polo Mineral“) keinen rechtlich- finanziellen Rahmen vorsieht, in dem die Verpflichtungen der Regierung genau vorge- geben werden. A. Unterstützung von Investoren durch die Regierung Anders als in Europa, wo für jeden Cluster die öffentlichen Investitionen definiert wer- den, konzentriert sich der Bundesstaat Amazonas darauf, wirtschaftliche Möglichkei- ten im Rahmen von Makroprogrammen zu fördern. Zeigt ein geeigneter Investor Inte- resse, bemüht sich der Bundesstaat über seine Ministerien, das Projekt zu unterstüt- zen. Als Beispiel lässt sich die Geschichte der Kalibranche anführen. Nach geologischen Stu- dien wurde das enorme Potential im In- und Ausland beworben, bis Investoren aus Kanada erste Schritte einleiteten. Nachdem die technische und finanzielle Machbarkeit erwiesen war, nahm der Investor Verhandlungen mit der Regierung von Amazonas auf. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens verpflichtete sich die Regierung: über die Raumplanung günstige strukturelle und logistische Voraussetzungen für den Aufbau einer Produktionskette zu schaffen und Public Private Partnerships zu definieren, um Investitionen, die zu wirtschaftli- cher und sozialer Entwicklung führen, zu beschleunigen und zu koordinieren. Bei dieser Vorgehensweise kann sich der Investor auf die wirtschaftliche Machbarkeit konzentrieren und mit der Regierung über Raumplanung und Steueranreize verhan- deln.
B. Der CONAM-Komplex Dieselbe Methodik wurde für die Einrichtung des Standorts für Industrie, Handel, Rüs- tung und Logistik, dem sogenannten CONAM-Komplex (Complexo de Negócios Indust- rial, Comercial, de Defesa e de Serviços Logísticos do Amazonas), verwendet. Der Kom- plex im Viertel Puraquequa- ra in Manaus ist als Public Private Partnership konzi- piert und soll die Freihan- delszone von Manaus er- gänzen. Einmal in Betrieb, wird der CONAM voraus- sichtlich den lokalen Schiff- bau stärken, da (zunächst) eine Werft sowie eine Mili- tärwerft angesiedelt wer- den sollen, und den Bun- desstaat zu einem Zentrum für Reparaturdienstleistungen machen. Auch der Bergbau sollte Impulse bekommen, durch das Kaolin-Kaliprojekt sowie den Betrieb einer Erz- pipeline und eines entsprechenden Terminals. Außerdem werden die Produktionsket- ten Keramik, Glas, optische Geräte, Farbe und Papier profitieren. Logistisch bietet der CONAM ein Hafenterminal, multimodale Logistikdienstleistungen sowie Lager- und Vertriebsdienstleistungen. An diesem strategisch günstigen Standort werden sich mit Unterstützung des Bundes- staates Unternehmen ansiedeln, die sich gegenseitig ergänzen. Das erhöht Effizienz und Effektivität und verspricht bessere Ergebnisse. Der CONAM eröffnet Möglichkeiten in den verschiedensten Branchen wie Schiffbau, Reparaturdienstleistungen, Erzgewin- nung und -verarbeitung und multimodale Logistik sowie für Technologieparks und Ho- tels. Nachdem das Konzept stand, nahm die Regierung Verhandlungen mit interessierten Unternehmen auf.
C. Öffentliche Mittel Das Budget des Bundesstaates wird in einem Vierjahresplan festgelegt. Die untenste- henden Tabellen zeigen, welche Investitionen in Entwicklungsprojekte geplant sind. Statt Zuschüsse für Investoren im Voraus festzulegen, prüft der Bundesstaat je nach Projektprofil Möglichkeiten der Intervention und schafft mit Haushaltsmitteln die nöti- gen Strukturen. Bei Projekten mit hohem Interventionsbedarf wird stets den Public Private Partnerships der Vorzug gegeben. MEHRJAHRESPLAN AMAZONAS 2012-2015 ZIELE DER GEPLANTEN PROJEKTE PROGRAMM: AMAZONAS 2020 VERANTWORTLICHE MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR DES BUNDESSTAATES – SEINFRA BEHÖRDE: BETEILIGTE BEHÖR- SEINFRA, ARSAM (Aufsichtsbehörde für öffentliche Dienstleistungen), SNPH (Verwaltungsbehörde für DEN: Schifffahrt, Häfen und Wasserwege) und COSAMA (Unternehmen für die Wasserver- und -entsorgung) ZIEL PROJEKT PRODUKT/MASSEINHEIT REGION sachlich finanziell (R$) Ausbau und Verbesserung des Flughafen- Ausgebauter, modernisierter Großraum 8,00 13.800.000,00 systems Flughafen (Anzahl) Manaus Ausbau und Verbesserung der Festnetz- Bereitgestellte Anschlüsse Großraum 4,00 5.302.000,00 und Mobiltelefonie (Anzahl) Manaus Sicherung, Verbesserung und Sanierung von Gesicherte Abschnitte (Quad- Rio Negro/ 10.101,00 36.596.950,00 Abhängen, Küsten und Böschungen ratmeter) Solimões Kontrolle von Überschwemmungen Eindämmung (Kubikmeter) Großraum 61.000,00 26.362.000,00 Manaus Ausbau und Verbesserung des Flughafen- Ausgebauter, modernisierter Großraum 8,00 13.800.000,00 systems Flughafen (Anzahl) Manaus
MEHRJAHRESPLAN AMAZONAS 2012-2015 ZIELE DER GEPLANTEN PROJEKTE PROGRAMM: AMAZONAS 2020 VERANTWORTLICHE MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR DES BUNDESSTAATES – SEINFRA BEHÖRDE: BETEILIGTE BEHÖR- SEINFRA, ARSAM (Aufsichtsbehörde für öffentliche Dienstleistungen), SNPH (Verwaltungsbehörde für DEN: Schifffahrt, Häfen und Wasserwege) und COSAMA (Unternehmen für die Wasserver- und -entsorgung) ZIEL PROJEKT PRODUKT/MASSEINHEIT REGION sachlich finanziell (R$) Ausbau und Verbesserung der Festnetz- Bereitgestellte Anschlüsse Großraum 4,00 5.302.000,00 und Mobiltelefonie (Anzahl) Manaus Sicherung, Verbesserung und Sanierung von Gesicherte Abschnitte (Quad- Rio Negro/ 10.101,00 36.596.950,00 Abhängen, Küsten und Böschungen ratmeter) Solimões Kontrolle von Überschwemmungen Eindämmung (Kubikmeter) Großraum 61.000,00 26.362.000,00 Manaus Entsorgung von Festabfällen Eingerichtete Deponie (An- Unterlauf des 7,00 6.800.000,00 zahl) Amazonas Bau, Ausbau, Verbesserung und Moderni- Gebaute Straßenabschnitte Mittellauf des 77,00 71.501.000,00 sierung von Straßen und Autobahnen (km) Amazonas Rio Purus 92,00 249.560.600,00 Rio Negro/ 4,00 105.480.000,00 Solimões Dreiflüsseeck 149,00 26.485.000,00 (Jutaí, Solimões und Juruá) Großraum 846,00 288.201.000,00 Manaus Projekt insgesamt 1.168,00 741.227.600,00 Einrichtung, Ausbau und Verbesserung der Neu angeschlossene Haushal- Großraum 800,00 8.000.000,00 Energieversorgung in Städten und auf dem te (Anzahl) Manaus Land Ausbau und Verbesserung des Flughafen- Ausgebauter, modernisierter Großraum 8,00 13.800.000,00 systems Flughafen (Anzahl) Manaus Ausbau und Verbesserung der Festnetz- Bereitgestellte Anschlüsse Großraum 4,00 5.302.000,00 und Mobiltelefonie (Anzahl) Manaus Sicherung, Verbesserung und Sanierung von Gesicherte Abschnitte (Quad- Rio Negro/ 10.101,00 36.596.950,00 Abhängen, Küsten und Böschungen ratmeter) Solimões Kontrolle von Überschwemmungen Eindämmung (Kubikmeter) Großraum 61.000,00 26.362.000,00 Manaus
MEHRJAHRESPLAN AMAZONAS 2012-2015 ZIELE DER GEPLANTEN PROJEKTE PROGRAMM: AMAZONAS 2020 VERANTWORTLICHE MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR DES BUNDESSTAATES – SEINFRA BEHÖRDE: BETEILIGTE BEHÖR- SEINFRA, ARSAM (Aufsichtsbehörde für öffentliche Dienstleistungen), SNPH (Verwaltungsbehörde für DEN: Schifffahrt, Häfen und Wasserwege) und COSAMA (Unternehmen für die Wasserver- und -entsorgung) ZIEL PROJEKT PRODUKT/MASSEINHEIT REGION sachlich finanziell (R$) Bau, Ausbau, Verbesserung und Moderni- Neuer Hafen oder Terminal Oberlauf des 16,00 175.664.000,00 sierung von Häfen und Hafenterminals (Anzahl) Juruá Oberlauf des 4,00 19.445.000,00 Rio Negro Unterlauf des 8,00 20.253.000,00 Amazonas Mittellauf des 4,00 13.420.000,00 Amazonas Rio Purus 8,00 30.310.000,00 Rio Negro/ 8,00 21.158.000,00 Solimões Dreiflüsseeck 8,00 27.257.415,00 (Jutaí, Solimões und Juruá) Großraum 16,00 90.651.000,00 Manaus Projekt insgesamt 72,00 398.158.415,00
Schluss Der Bundesstaat Amazonas verfügt über wichtige mineralische Ressourcen und bietet entsprechende Möglichkeiten im Bergbau. Die Mineralienbranche befindet sich gerade in der Strukturierungsphase, und Regie- rungsprojekte sowie Public Private Partnerships spielen dabei eine zentrale Rolle. Lo- gistik, Energiesicherheit, Infrastruktur und Umweltschutz könnten Investoren vor gra- vierende Engpässe stellen. Um diesen „Custo Amazônico“, die Standortnachteile, zu minimieren, agiert die Regierung des Bundesstaates als institutioneller Mittler und echter Partner der Unternehmen. Europäische Investoren sollten sich den lokalen Gepflogenheiten anpassen und auf Flexibilität und Verhandlungen setzen, statt zu versuchen, ihren Partnerunternehmen fest definierte Projekte aufzuzwingen. Die Ansiedlungskosten für Industriebetriebe sind in Amazonas sehr attraktiv, solange die Projektplanung der Realität vor Ort Rechnung trägt. Anhänge
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