Traffic-Management und Dienstgütesicherung in ATM-Netzwerken
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Traffic-Management und Dienstgütesicherung in ATM-Netzwerken Stefan Marr Seminar Rechnernetze 2006 Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik stefan.marr@hpi.uni-potsdam.de Abstract tätskritische Anwendungen, wie z.B. der professionellen Übertragung von verlustfrei Die Mechanismen zum Traffic-Managment und der komprimierten Videodaten in Echtzeit, aber auch Dienstgütesicherung, welche in der ATM Spezifikati- dem bereits erwähnten Betrieb von Backbones. on definiert sind, werden vorgestellt. Dazu werden die Um die optimale Auslastung und den effizien- ATM Dienstkategorien näher erläutert und darauf ten Betrieb eines solchen Hochgeschwindig- aufbauend die für ATM relevanten Dienstgüteparame- keitsnetzwerkes sicherzustellen, bedarf es geeig- ter eingeführt. Auf dieser Grundlage werden die neter Verfahren und Messgrößen zur Verwaltung Funktion des Verkehrsvertrags und anschließend die und Überwachung des Verkehrs in diesem Netz- weiterführenden Methoden zur Verwaltung des Netz- verkehrs vorgestellt. Die Möglichkeiten des Netzwerks werk. Die dazu unternommenen Aktivitäten dem Sender explizit Informationen zur verfügbaren werden gemeinhin unter dem Begriff Traffic- Bandbreite zu übermitteln und die Frameunter- Management zusammengefasst. Genauer gesagt stützung für ATM sind ebenfalls beschrieben. Zum versteht man unter Traffic-Management die Pro- Abschluss wird der konzeptionelle Zusammenhang der zesse zur Überwachung und Analyse von einzelnen Mechanismen im Router veranschaulicht Verkehr in einem Netzwerk. Die Verfahren zur und ein Vergleich der Traffic-Management Fähigkeiten Reaktion auf Änderungen des Verkehrs oder der von ATM und TCP/IP durchgeführt. Umgebungsbedingungen, sowie die Sicherstel- lung der optimalen Netzwerkleistung gehören Keywords: ATM, Verkehrsverwaltung, Dienstgü- ebenfalls dazu. Diese Thematik geht eng einher te, Netzwerke, Traffic-Management, mit dem Aspekt der Dienstgüte bzw. Quality of Zellratensteuerung Service (QoS), welcher für die Einhaltung bzw. Gewährleistung von bestimmten Parametern bei der Übertragung von Daten über ein Netzwerk 1. Einleitung steht. Mit dem Asynchronous Transfer Mode kurz ATM In dieser Ausarbeitung werden die Fähigkei- steht seit 1989 ein Übertragungsverfahren für Da- ten und Verfahren vorgestellt, die von ATM zur ten aller Art zur Verfügung, dass mit Verfügung gestellt werden um Traffic- verschiedenen Eigenschaften aufwartet, mit den Management und Dienstgütesicherungen in ei- es auch mit dem in heutiger Zeit sehr verbreiteten nem Hochgeschwindigkeitsnetzwerk zu Ethernet konkurrieren kann. Der historischen realisieren. Entwicklung und auch den mit ATM-Hardware Da ATM besonders für den Einsatz in verbundenen Kosten geschuldet, kommt dieses Breibandnetzen entwickelt wurde und es vorge- Verfahren heute jedoch fast nur noch in großen sehen worden war, dass über diese Netze jegliche Internet-Backbones zum Einsatz. Art von Daten-, Audio- oder auch Videomaterial Im Gegensatz zu z.B. Ethernet wird in einem übertragen können werden soll, wurde dieser ATM-Netz mit Zellen fester Länge (53 Byte) gear- Problematik besonders viel Aufmerksamkeit ge- beitet, worauf auch die grundlegenden schenkt. Ziel war es, eine möglichst effiziente technischen Unterschiede beruhen. Ein sehr her- Auslastung der Kapazitäten zu erreichen und da- ausragendes Merkmal von ATM sind die bei trotzdem alle vereinbarten Qualitätsmerkmale Fähigkeiten im Bereich Traffic-Management und garantieren zu können. Dienstgütesicherung, was dieses Verfahren auch Ein Überblick zu ATM allgemein und den heute noch sehr interessant macht für sehr quali- technischen Besonderheiten wird in [8] gegeben.
Diese Ausarbeitung soll sich ausschließlich mit Rate (rt-VBR) unterschieden. CBR wird für die den in ATM-Netzen verfügbaren Mechanismen Übertragung von Datenströmen mit festen Daten- zum Traffic-Management und der Dienstgütekon- raten verwendet, wie sie z.B. bei trolle beschäftigen. Dafür wird in den folgenden unkomprimierten Video- oder Audiodaten auftre- Abschnitten auf die in ATM-Netzwerken messba- ten. Für solche Anwendungen sind geringe ren Größen und die in [1] vorgesehenen Übertragungsverzögerungen (Cell Transfer Delay - Mechanismen in diesen Netzen eingegangen. CTD) und eine geringe Verzögerungsvarianz (Cell Zu erst werden dazu die ATM Dienstkatego- Delay Variation - CDV) wichtig. rien eingeführt und ihr jeweiligen Einsatzgebiete Für z.B. komprimierte Audio- oder Videoda- benannt, um daran anschließend die für die Kate- tenströme ist rt-VBR gedacht. Hier sind ebenfalls gorien und die Datenverkehrscharakterisierung geringe Übertragungsverzögerungen und auch im Allgemeinen relevanten Größen einzuführen. eine geringe Verzögerungsvarianz entscheidend. Im Abschnitt 4 wird der ATM Verkehrsvertrag Im Gegensatz zu CBR ist die Datenrate jedoch näher betrachtet, da die in ihm getroffenen Ver- über die Zeit veränderlich. einbarungen für eine Verbindung die Grundlage Der größere Bereich der Datenströme hat nicht für die Traffic-Management-Mechanismen dar- so hohe Anforderungen an CTD und CDV und stellen, welche im fünften Abschnitt beschrieben eher Burst-Charakter. Die Daten werden also werden. Hier bilden vor allem auch die Zellraten- schwallartig ans Netzwerk geliefert. Ähnlich zu steuerung für Available Bit Rate-Dienste, die rt-VBR gibt es Non-Real-Time Variable Bit Rate (nrt- Verfahren für die Guaranteed Frame Rate sowie VBR). In diese Kategorie fallen Dienste mit hohen die Darstellung des Zusammenhangs der einzel- Anforderungen an die Antwortzeit z.B. Bank- nen Mechanismen einen Schwerpunkt. Transaktionen oder EMail. Zu den Anforderun- Um die Besonderheiten von ATM gegenüber gen gehören eine geringe Zellverlustrate (Cell Lose den Traffic-Management-Fähigkeiten des sehr Ratio - CLR) und geringe CTD. verbreiteten TCP/IP hervorzuheben, werden die- Mit Available Bit Rate (ABR) steht eine Katego- se im 6. Abschnitt verglichen. Darauf folgt eine rie für Standarddatenverkehr wie beispielsweise kurze Zusammenfassung sowie ein Abkürzungs- Dateiübertragungen zur Verfügung. Hier sind verzeichnis im Anhang. keine Anforderungen an CLR und CTD gegeben. Diesen Diensten kann eine minimale Zellrate ga- 2. ATM Dienstkategorien rantiert werden und darüber hinaus haben sie die Möglichkeit freie Kapazitäten zu nutzen. ATM Netzwerke sind dazugedacht verschiedens- Relativ neu ist Guaranteed Frame Rate (GFR) zur te Arten von Datenströmen transportieren zu Unterstützung von IP-Backbones. Ziel ist es hier können und diesen auch die benötigte Dienstgüte Frame-basierte Datenströme optimal transportie- bereitzustellen. Um den verschiedenen Ansprü- ren zu können. Diese können z.B. von einem LAN chen, die unterschiedliche Arten von Datenströme an einen ATM-Router gelangen. Um die Perfor- an die Netzparameter wie Zellverlust und Verzö- mance hier zu optimieren, werden die Pakete gerungszeiten haben, gerecht werden zu können, bzw. Framegrenzen beachtet und diese z.B. für sind gemäß [4] für ATM sechs verschiedene Kate- Gegenmaßnahmen bei Netzüberlast mit einbezo- gorien von Datenströmen definiert worden. gen. Wie bei ABR wird eine minimale Im Bereich der Echtzeit-Dienste wird zwischen Transferrate garantiert und darüber hinaus kön- Constant Bit Rate (CBR) und Real-Time Variable Bit nen freie Kapazitäten genutzt werden. Für die übrig bleibenden Kapazitäten gibt es noch die Kategorie der Unspecified Bit Rate (UBR). Diese Dienste werden auch als best-effort services bezeichnet. In diesem Bereich spielen Zellverluste und Verzögerungen keine große Rolle. Genutzt wird dies für Datenübertragungen wie News- Feeds, Dateiübertragungen oder Nachrichtenü- bermittlung. Hier werden keine Anforderungen an das Netz gestellt und es werden meist Mecha- nismen auf höheren Schichten eingesetzt um die Datenintegrität zu gewährleisten. Abb. 1 ATM Dienstkategorien -2-
Über die optionale Erweiterung von UBR in [2] der Schwankung der Verzögerung zwischen dem ist es möglich die Charakteristik eines UBR- Eintreffen von zwei aufeinander folgenden Zellen Verkehrsstroms differenzierter zu beschreiben. einer bestimmten Verbindung. Diese beruht auf Dazu wird ihm eine sogenannte Behavior Class der Verwendung von Zellen fester Größe und den zugeordnet. Über diese Angabe soll das Netzwerk damit verbundenen Zeitschlitzen, in den einzelne die Möglichkeit haben, die Gewährung von Zellen versendet werden. Durch das versenden Dienstgüteparametern auch an UBR- von zusätzlichen OAM-Zellen 1 , kommt es zu Ver- Verbindungen differenzierter handhaben zu kön- zögerungsschwankungen im Nutzdatenstrom. Bei nen. Details sind hier jedoch der für die Dienstgütesicherung wichtigen peak-to- implementationsabhängig und nicht spezifiziert. peak CDV handelt es sich um die Variation der Mit [3] ist es für UBR-Dienste zudem optional Verzögerung der Zellen, die kleiner ist als die möglich eine minimale gewünschte Zellrate an- maxCTD. zugeben, diese wird jedoch vom Netzwerk nur zu Unabhängig davon gibt es noch die Größe der Optimierungszwecken genutzt und nicht garan- Cell Delay Variation Tolerance (CDVT). Sie wird tiert. meist direkt an der Netzwerkschnittstelle des In Abb. 1 wurde das Verhalten der einzelnen Nutzers (User-Network Interface – UNI) festgelegt Dienstkategorien zueinander einmal veranschau- und der vom Nutzer erzeugte Verkehr muss die- licht. Bei den CBR-Diensten ist klar das konstante sen CDVT-Bereich einhalt, um die QoS-Garantien Ausnutzen der Kapazität über die Zeit zu erken- in Anspruch nehmen zu können. nen. Bei VBR hingegen variiert diese Auslastung Mit der Cell Lose Ratio (CLR) wird das Verhält- über die Zeit. Bei ABR und GFR ist eine optionale nis der verlorenen zu den übertragenen Zellen in Minimum Cell Rate (MCR) als gestrichelte Linie zu einem bestimmten Intervall angegeben. erkennen und bei UBR ist klar zu erkennen, dass Die obere Grenze der Zellübertragungsrate es sich um die best-effort Kategorie handel und wird mit Hilfe der Peak Cell Rate (PCR) angege- somit nur überschüssige Kapazitäten ausge- ben. PCR ist dabei als PCR = 1/T definiert, mit T schöpft werden können. als minimaler Abstand zwischen zwei Zellen. Ähnlich dazu ist die Sustainable Cell Rate 3. ATM Dienstgüte-Parameter (SCR), welche die obere Grenze der durchschnitt- lichen Zellrate einer ATM Verbindung bezeichnet. Die im vorangegangenen Abschnitt dargestellten Diese Angabe wird z.B. für VBR-Dienste benötigt, Kategorien von Diensten fordern vom Netzwerk um eine effiziente Aufteilung der verfügbaren recht unterschiedliche Eigenschaften und Werte Resourcen zwischen mehreren VBR-Diensten zu die sichergestellt werden sollen. ermöglichen, ohne die PCR reservieren zu müs- In diesem Abschnitt sollen daher nach [4,5,7] sen und damit Bandbreite zu verschwenden. Die die für ATM spezifizierten Größen dargestellt SCR sollte demnach auch kleiner sein als die PCR, werden, mit den man die Qualität eines Dienstes um nützlich zu sein. messen und anhand dieser Informationen die ge- Eine weitere wichtige Größe zum Charakteri- wünschten Parameter sicherstellen kann. sieren von Datenströmen ist die Maximum Burst Unter Cell Transfer Delay (CTD) versteht man Size (MBS). Diese steht für die maximale Anzahl die Verzögerung bei der Übertragung einer Zelle von Zellen, die mit PCR hintereinander weg über- gemessen vom Versand des ersten Bits bis zum tragen werden können. Mit der Minimum Cell Rate Empfang des letzten Bits. Durch das Design von (MCR) wird für ABR und GFR die minimal zu ATM kommt es durch das Netzwerk selbst nur zu garantierende Zellrate angegeben. Speziell für vernachlässigbaren Verzögerungen, da die GFR ist außerdem eine Maximum Frame Size Verarbeitungs- und Übertragungsverzögerungen (MFS) spezifiziert. Die MFS ist die Anzahl der minimal sind. Der überwiegende Teil von Verzö- Zellen, die ein Frame maximal lang sein darf. gerung entsteht durch Überlast von Netzknoten. Im folgenden Abschnitt werden die hier defi- Als Dienstgüte-Parameter wird mit der maxCTD nierten Größen verwendet um eine Vereinbarung die gewünscht Obergrenze für diese Verzögerung zwischen Nutzer und Netzwerk über Dienstgüte- festgelegt. Zellen, welche die maxCTD nicht ein- parameter treffen zu können. halten, sollen entweder verworfen oder als verspätet markiert zugestellt werden. 1 Operation and Maintenance-Zellen nach [4] S. 360 Die Cell Delay Variation (CDV) ist das Ausmaß -3-
4. Der Verkehrsvertrag zu erfüllen. An diesem Punkt bleibt jedoch anzu- merken, dass die auch QoS Commitments In ATM Netzwerken gibt es zu jeder Verbindung genannten Garantien von Natur aus probabilis- einen sogenannten Verkehrsvertrag bzw. Traffic tisch sind. Die Parameter können vom Netzwerk Contract. Mit Hilfe des Verkehrsvertrags werden nur näherungsweise erfüllt werden. Dies liegt die Charakteristiken des Datenverkehrs über eine einerseits an der Tatsache, dass die Genauigkeit Leitung beschrieben und gleichzeitig die Dienst- für die Angabe der Parameter deutlich höher ist, güteanforderungen an das Netzwerk festgelegt. als die Genauigkeit mit der sie gemessen werden Mit diesem Mechanismus ist es also möglich, die können und andererseits variiert die Dienstgüte für einen Dienst benötigten Parameter dem über die Zeit, bedingt durch die Zufälligkeit des Netzwerk direkt mitzuteilen. Mit den enthaltenen Datenverkehrs selbst. Die genaue Einhaltung der Daten kann das Netzwerk die optimalen Einstel- Parameter kann nur über längere Zeiträume be- lungen für die Verbindung, zu der dieser Vertrag stimmt werden und teilweise, abhängig von der gehört, sowie für alle anderen Verbindungen un- Dienstkategorie, nur für Kategorien von Verbin- ter Einhaltung derer Verträge, bestimmen. dungen und nicht für einzelne Verbindungen Darüber hinaus kann mit Hilfe dieser Daten über ein ATM-Netzwerk. im Voraus entschieden werden, ob die Kapazität des Netzwerks die beantragte Verbindung noch ermöglicht, oder ob dadurch die bereits zugesi- 5. Mechanismen zum Traffic- cherten Eigenschaften von bestehenden Management Verbindungen beeinträchtigt würden. Die Aktio- Die zur Sicherung der Dienstgüte nahe liegends- nen zum Treffen dieser Entscheidung werden bei ten Mechanismen sind mit CAC und UPC bereits ATM mit Connection Admission Control (CAC) be- gegeben. Durch diese Prüfung ist das Netzwerk zeichnet und ermöglichen aufbauend auf den für übermäßiger Überlastung in gewissen Gren- Verkehrsvertrag ein präventives Verkehrsmana- zen geschützt, da Verbindungen nur zugelassen gement. werden, wenn die nötigen Resourcen vorhanden Die Daten des Verkehrsvertrags werden im sind. Darüber hinaus ist in ATM noch ein Mecha- sogenannten Connection Traffic Descriptor angege- nismus zur Resourcenverwaltung mit Hilfe von ben. Dieser besteht aus dem Source Traffic virtuellen Pfaden spezifiziert, welcher im Folgen- Descriptor, welche je nach Dienstkategorie der den beschrieben werden soll. Verbindung die jeweils passenden Parameter ent- Da sich nun aber nicht alle Dienstkategorien hält. Dazu zählen PCR, SCR, MBS, MCR und z.B. mit einer Bandbreitenobergrenze beschreiben MFS. Zum Connection Traffic Descriptor gehören lassen, werden noch reaktive Mechanismen benö- außerdem die Angabe der CDVT und eine Con- tigt, um auftretende Überlastsituation zu formance Definition. erkennen und die Auswirkungen zu minimieren. Mittels eines implementationsabhängigen Al- Die entsprechenden von ATM zur Verfügung ge- gorithmus wird über die Conformance Definition stellten reaktiven Verfahren werden ebenfalls in jede Zelle, die über ein UNI kommt, untersucht. diesem Abschnitt vorgestellt. Der Mechanismus zum Überwachen der Zellen selbst wird Usage Parameter Control (UPC) ge- 5.1. Resourceverwaltung mit virtuellen nannt. Auch in idealen Situationen gibt es Zellen, die nicht den Bedingungen entsprechen die ver- Pfaden einbart wurden. Das Netzwerk ist jedoch nur Die Verwendung von Virtual Path Connections verpflichtet, für konforme Zellen die gewählte (VPCs) ermöglicht eine effizientere Resourcen- Dienstgüte sicherzustellen. Die Konformität wird verwaltung. So lässt sich die Implementierung mit dem Generic Cell Rate Algorithm (GCRA) defi- von CAC vereinfachen, in dem für eine VPC niert. Der GCRA bestimmt letztendlich für jede Bandbreite reserviert wird, die dann auf einzelne einzelne Zelle die Zellrate und prüft, ob diese Virtual Channel Connections (VCCs) verteilt wer- noch innerhalb der Toleranz liegt. Eine genaue den kann, wie dies in Abb. 2 angedeutet ist. Hier Beschreibung des Algorithmus ist in [4] S. 372f sind die VCCs die gestrichelten Linien innerhalb nachzulesen. der VPCs. Für die konformen Zellen gilt es nun, für das Dies hat den Vorteil, dass beim Prüfen durch Netzwerk die garantierten Parameter bestmöglich den CAC nur noch an den Netzwerkknoten, an -4-
den die jeweils verwendeten VPCs enden, geprüft diese Zellen weniger wichtig sind und zuerst werden muss, ob die Dienstgüte sichergestellt verworfen werden sollen. Die Zellen werden werden kann und nicht wie sonst an jedem ein- entweder direkt von der Anwendung als weniger zelnen Knoten. In der Abbildung endet z.B. der wichtig markiert oder aber durch den UPC- VPC b am VC-Switch und die enthaltenen VCCs Mechanismus, wenn sie nicht den vereinbarten werden über den VPC c weiter geführt. An den Bedingungen entsprechen. Zellen mit CLP = 0, VP-Switches muss hier nun nicht geprüft werden, werden bevorzugt behandelt und als wichtiger sondern nur an der einen Stelle, an der der Pfad angesehen. Dies sind meist Steuerinformationen, endet. Diese Bandbreitenreservierung hat natür- oder aber auch Zellen, die sich für die Dienstgüte- lich den Nachteil, dass die Bandbreite eventuell sicherung qualifiziert haben. nicht komplett ausgeschöpft wird. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit Gruppen von Verbin- 5.3. Traffic Shaping dungen zu priorisieren, wenn diese nach Dienstkategorien geordnet sind. Wenn es noch zu keiner Überlastung gekommen Mit Hilfe von VPCs ist es außerdem möglich ist, aber die Verkehrscharakteristik nicht optimal die Effizienz von Traffic-Management- zu den gegebenen Resourcen passt, wie dies be- Nachrichten zu steigern, da z.B. nur noch eine sonders bei sehr Burst-lastigen Verkehrsströmen Überlastmitteilung für den gesamten Pfad über- auftritt, wird Traffic Shaping eingesetzt, um Ver- tragen werden muss, und nicht eine für jede VCC. kehrsströme zu glätten und Zellklumpungen zu Die virtuellen Pfade stellen sich dem Netzwerk reduzieren. Dies kann außerdem zu einer Redu- somit insgesamt wie normale Verbindungen dar. zierung der durchschnittlichen CTD und zu einer So sind für sie unteranderem die Dienstkategorie faireren Verteilung der Resourcen führen. und die gewünschte Dienstgüte zu spezifizieren. Laut Spezifikation ([1]) ist die Verwendung Diese Angaben sollten dann auch abhängig von von Traffic Shaping der ATM Implementierung den VCCs die durch diesen VPC geführt werden überlassen. Nach [4] eignet sich für eine solche sollen bestimmt werden, um die Dienstgüte für Implementierung z.B. ein Token Bucket- die VCCs zu sichern. Algorithmus. 5.4. Explicit Forward Congestion Indication (EFCI) Mit EFCI ist es möglich, in Situationen, in denen Überlast bei einem Netzwerkknoten auftritt den Empfänger der Zellen darüber zu informieren, dass es auf dem Pfad den die Daten genommen haben zu Überlastungen gekommen ist. Dazu werden gemäß [4] im Zellkopf die ersten beiden Bits des Payload-Feldes auf den Wert 01 gesetzt. Abb. 2 Virtuelle Pfade und Virtuelle Kanäle [4] Sollte ein Zwischenknoten die so markierte Zelle erhalten, darf er diesen Wert nicht mehr ändern. 5.2. Selektiver Zellverwurf Da laut Spezifikation [1] dieses Verfahren für Eine der ersten Folgen von Überlast in einem CBR, VBR, GFR und UBR optional ist, sollte sich Netzwerk ist, dass Daten durch überlaufende Puf- darauf nicht verlassen werden. Die Funktionswei- fer verloren gehen. Bei ATM ist aus diesem se von EFCI in Verbindung mit ABR wird im Grund ein selektiver Zellverwurf (Selective Cell nächsten Abschnitt genauer erläutert. Discard) implementiert. Damit ist es möglich dem Netzwerk eine Information darüber zu geben, wie 5.5. ABR Zellratensteuerung mit wichtig eine Zelle ist, bzw. mit dieser Information Resource Management Zellen die Entscheidung zu beeinflussen, welche Zellen bei Überlast zuerst verworfen werden dürfen. Bei den Dienstkategorien CBR und VBR sind der Zur Differenzierung zwischen Zellen wird Verkehrsvertrag und der UPC-Mechanismus die über das Cell Lose Priority-Bit (CLP) im Zellkopf Grundlage zur Einhaltung der vereinbarten ihre Wichtigkeit für die Anwendung angegeben. Dienstgüteparameter. Bei diesem Verfahren wird Eine Kennzeichnung mit CLP = 1, sagt aus, dass ausschließlich über eine Definition der Verkehrs- -5-
charakteristika und das Markieren von nicht- dort als BRM Zellen markiert zurückgeschickt zu konformen Zellen gearbeitet, jedoch keine Rück- werden. Dieser Vorgang ist in Abb.3 dargestellt. meldungen über die Auslastung des Netzwerks Das eigentliche Verfahren funktioniert nun so, verwendet. Diese Herangehensweise wird also dass der Sender eine Allowed Cell Rate (ACR) hat open-loop bezeichnet. und diese dynamisch anpasst. Die Anpassungen Dieser Ansatz ist jedoch nicht nutzbar, wenn werden anhand der empfangenen RM-Zellen der Verkehr wie dies bei UBR und ABR der Fall vorgenommen. In diesen RM-Zellen sind ver- ist, maximal über eine PCR spezifiziert werden schiedene Informationen gekapselt. Mit dem kann. Im Falle von UBR wird hier der best-effort Congestion Indication Bit (CI) wird erkannte Ansatz verwendet und anhand der Zellverluste Überlast signalisiert, woraufhin der Sender dann die Situation im Netzwerk abgeleitet. Dieses Vor- seine Datenrate senken soll. Mit dem No Increase gehen ist vergleichbar mit den Bit (NI) wird der Sender aufgefordert die Daten- Überlastmechanismen von TCP. rate nicht weiter zu erhöhen und über das Explicit Mit einem closed-loop, also einem auf Feedback Cell Rate Feld (ER), kann das Netzwerk sogar eine basierenden Ansatz, geht ABR an dieser Stelle ein Angabe machen, wie hoch die Übertragungsrate Stück weiter und verwendet vom Netzwerk di- des Senders sein darf, wobei der Sender in diesem rekt gegebenen Informationen, um die Fall die vereinbarte Minimum Cell Rate (MCR) Übertragungsrate eines Dienstes dynamisch an- nicht unterschreiten muss. Die Details sind [4] S. zupassen. Damit ist es möglich, fairere 381 sowie in [1] 5.10 zu finden. Resourcenverteilung und geringe Zellverlustraten Die RM-Zellen, die für diesen Mechanismus sicherzustellen. verwendet werden, sind selbst normale ATM Zel- Damit ABR das Ziel erreicht, die verfügbare len, die als Nutzlast Daten über die aktuelle Bandbreite optimal auszunutzen, ohne dabei an- Verbindung enthalten, so werden z.B. die ER, dere Dienstkategorien zu beeinträchtigen, nutzt Current Cell Rate, Minimum Cell Rate sowie wei- es also direkte Rückmeldungen vom Netzwerk. ter Informationsbits, wie z.B. die bereits Bei den hohen Übertragungsraten, die mit ATM erwähnten übermittelt. möglich sind, führt dieses Vorgehen zu dem Gesendet werden die RM-Zellen größtenteils Problem, dass die Rückmeldungen des Netz- vom Datensender selbst und zwar alle Nrm - 1 werks unter umständen so lang dauern, dass die Zellen, wobei normalerweise Nrm = 32 gilt. Der versendeten Zellen das Netzwerk überlasten, be- Sender setzt dabei das CI-Bit auf 0. Außerdem vor eine Rückmeldung am Sender ankommt. Dies werden diese Zellen meist mit dem Bit für keine bedeutet, dass die Netzwerkknoten entsprechend Überlast und mit der ER auf die gewünschten große Puffer benötigen, um die Zellverlustraten Zellrate gesetzt verschickt. Auf dem Weg zum niedrig zu halten. Für die Anwendungen bedeu- Empfänger können diese Angaben nun durch tet dies, dass sie tolerant gegenüber unerwarteten Zwischenknoten angepasst werden. Wenn an ei- Zellverzögerungen sowie Anpassungen ihrer nem Zwischenknoten Überlast eintritt, kann Übertragungsrate sein müssen. dieser dies an der FRM-Zelle durch Setzen von CI oder NI kennzeichnen und z.B. die ER anpassen. Anschließend sendet er die FRM weiter Richtung Empfänger. Da es mitunter zu lange dauern könnte, bis die Information den Sender erreicht, ist außerdem die Möglichkeit vorgesehen, dass Zwischenknoten von sich aus BRM-Zellen erstel- len und direkt zum Sender schicken. Die vom Abb. 3 ATM Resource Management Zellen [4] Zwischenknoten erstellten BRM-Zellen enthalten ATM bedient sich zur Realisierung dieses Me- dieselben Informationen, müssen aber nicht erst chanismus sogenannter Resource Management den kompletten Weg zum Empfänger zurückle- (RM) Zellen. Dabei wird hier zwischen Forward gen, um dann zum Sender zu gelangen, damit Resource Management Zellen (FRM) und Backward dieser darauf reagieren kann. Es wird an dieser Resource Management Zellen (BRM) unterschieden. Stelle also vor allem Zeit gespart. Dieser Mecha- FRM Zellen werden direkt vom Sender ver- nismus wird nach [6] unter dem Namen Backward schickt und legen den Weg über die Explicit Congestion Notification geführt. Zwischenknoten zum Empfänger zurück, um Wenn eine FRM-Zelle den Empfänger erreicht, -6-
schickt er diese im Normalfall unverändert aber eine oder mehr Zellen des Frames als nicht kon- als BRM-Zelle gekennzeichnet zurück. Sollte er form eingestuft werden, der komplette Frame als jedoch davor Datenzellen die mit dem ECFI-Bit nicht konform eingestuft wird. Zur Überprüfung gekennzeichnet waren erhalten haben, setz er zu- wird mit dem F-GCRA, also Frame Generic Cell sätzlich noch das CI-Bit an der RM-Zelle. Auf Rate Algorithm ein optimierter GCRA eingesetzt, dem Rückweg ist es den Zwischenknoten eben- mit dessen Hilfe die Einhaltung der im Verkehrs- falls möglich die BRM-Zellen noch zu ändern, um vertrag vereinbarten Parameter geprüft werden auf Überlast hinzuweisen und somit relativ kann. Außerdem wird mit dem F-GCRA geprüft, schnell den Sender zu einer Anpassung seiner ob die Maximum Frame Size nicht überschritten Übertragungsrate zu bringen. wird. Zur differenzierten Behandlung werden die 5.6. GFR Traffic-Management Frames letztendlich in drei Stufen eingeteilt, für die jeweils andere bzw. keine Garantien zur Für die Guaranteed Frame Rate-Dienste gibt es Dienstgüte gegeben werden. Als nicht konform ebenfalls einige zusätzliche Mechanismen zum werden die Zellen bezeichnet, die gegen eine Ver- Traffic-Management. Insgesamt ist GFR jedoch einbarung des Verkehrsvertrags verstoßen. Sie genau so simpel wie UBR und bietet je nach werden entweder gleich verworfen oder aber mit Netzkonfiguration keine Traffic Policing bzw. CLP = 1 als weniger wichtig markiert. Traffic Shaping Mechanismen an. Auch eine Ga- Die zweite Stufe sind die zwar konformen, rantie für die Übertragung von Frames gibt es aber nicht für die Dienstgüteparameter qualifi- nicht. Es kann also je nach Netzauslastung zu zierten Zellen. Dies sind die Zellen, die noch nicht Frameverlust kommen, besonders wenn die Zell- gegen die vereinbarten Parameter verstoßen, aber rate über der vereinbarten minimalen Zellrate schon über der MCR liegen. Für sie wird die liegt. Diese ist jedoch analog zu ABR durch das Übertragung im best-effort Sinn realisiert. Für die Netzwerk garantiert. dritte Stufe, den konformen und qualifizierten Der Vorteil bei GFR gegenüber den anderen Zellen, wird die vereinbarte Dienstgüte komplett Dienstkategorien liegt in der Beachtung von sichergestellt. Framegrenzen. Als Frame wird hierbei nach [1] Der zur Einteilung verwendete F-GCRA inter- eine AAL Protocol Data Unit bezeichnet. Die Gren- pretiert einen Frame als einen Burst von Zellen. zen eines Frames lassen sich über das Payload Dementsprechend muss die Toleranz gegenüber Type Feld im Zellkopf ermittelt. Durch diese zu- Zellbursts an die vereinbarten Parameter ange- sätzliche Information über den Aufbau des passt werden. Für alle Frames, welche die MFS Verkehrsstroms kann besser auf z.B. Überlastsitu- einhalten und innerhalb der Minimum Cell Rate ationen reagiert werden. So ist es nun möglich, übertragen werden, muss also sichergestellt sein, wenn eine Zelle verworfen werden muss, den dass sie innerhalb der Burst Toleranz liegen. Die kompletten Frame zu verwerfen. Die restlichen Details zum F-GCRA können unter anderem aus Zellen des Frames müssen also nicht bis zum [4] S. 394f entnommen werden. Empfänger übertragen werden. Da ATM keinen Das Ergebnis der Prüfung mit dem F-GCRA Mechanismus für selektive Neuübertragung be- wird jeweils nur von der ersten Zelle des Frames reitstellt, müssen in jedem Fall alle Zellen des bezogen. Wenn diese als qualifiziert gilt, wird der Frames neu übertragen werden, wenn dies durch komplette Frame als zur Sicherstellung der eine höhere Schicht angefordert wird. Durch das Dienstgüte qualifiziert betrachtet. Das Netzwerk Verwerfen des kompletten Frames steigert sich kann nun abgestuft je nach Überlast zuerst die somit die Effizienz der Übertragung. nicht konformen Zellen und falls dies nicht aus- Die allgemeinen Mechanismen wie die UPC reicht um eine faire und den Vereinbarungen mit werden natürlich ebenso unterstützt. Sie werden allen anderen Verbindungen entsprechende allerdings auf die Beachtung von Frames hin op- Resourcenverteilung sicherzustellen, auch die timiert. So wird die Cell Lose Priority bei jeder nicht qualifizierten Frames bzw. die Zellen dieser Zelle eines Frames auf den gleichen Wert gesetzt Frames verwerfen. und nicht für jede Zelle unterschiedlich. Der ver- wendete UPC-Algorithmus ermittelt für jede Zelle des Frames die Conformance und markiert sie darauf hin. Dabei gilt die Regel, dass wenn -7-
5.7. Umsetzung des Traffic- Managements im Router In diesem Abschnitt wird der konzeptionelle Aufbau einer Traffic-Management-Einheit in ei- nem ATM-Router skizziert, um den Zusammenhang zwischen den einzelnen Mecha- nismen zu veranschaulichen. Abb. 4 reduziert den dargestellten Sachverhalt allein auf die relevanten Elemente. Auf die Darstellung von anderen we- sentlichen Komponenten eines ATM-Routers wurde auf Grund der Übersichtlichkeit verzichtet. In dieser Form wird sich daher diese Traffic- Management-Einheit sicher auch nicht implemen- tieren lassen, da wichtige Aspekte, wie z.B. Switching und Routing noch integriert werden Abb. 4 Konzeptioneller Aufbau einer Traffic- Management-Einheit in einem ATM-Router müssten, um eine sinnvolle und effizient arbei- tende Einheit zu bilden. Die dargestellte Einheit arbeitet nun mit den 6. ATMs Traffic-Management im auf der linken Seite eingehenden ATM-Zellen Vergleich zu TCP/IP und der Cell and Path Identifer untersucht die Zel- Der Vergleich zwischen ATM und TCP/IP ist si- len als erstes auf ihre Bedeutung für den Router. cher nicht in allen Fällen angebracht, da ATM Falls es sich um eine Zelle zum Verbindungsauf- weniger auf der für TCP/IP typischen Protokoll- bau handelt, wird der CAC bemüht um die ebene eingesetzt wird und eher als Protokoll für Parameter für einen Datenstrom aufzunehmen die Sicherungsschicht Verwendung findet. und zu überprüfen, ob das Netz sie unter den ak- Trotzdem sollen an dieser Stelle kurz die beiden tuellen Bedingungen einhalten kann. Ansätze verglichen werden, um die Unterschiede Handelt es sich nicht um einen Verbindungs- zu verdeutlichen. aufbau, wird im Fall von GFR noch geprüft, ob ATM hat mit seinen Dienstkategorien und die Zelle zum aktuellen Frame gehört. Außerdem dem Traffic Contract sehr ausgefeilte Mechanis- werden an dieser Stelle die Informationen zur men zur Kategorisierung und Beschreibung von Zugehörigkeit zu einer bestimmten VPC/VCC Datenströmen. Dies ist beim IP nicht in dem Maße aufgenommen um diese in die weitere Verarbei- der Fall. Hier stehen sowohl in IPv4 als auch in tung einbeziehen zu können. Anschließend prüft IPv6 nur rudimentäre Möglichkeiten zur Verfü- die UPC unter Verwendung des (F-)GCRA die gung. Bei IPv4 gibt es im Header die Möglichkeit Einhaltung des Traffic Contracts, markiert die über 3 Bits kodiert im Type of Service-Feld angaben Zelle bei Bedarf und übergibt sie dem Buffer Ma- zur Art des Datenstroms zu machen, zu dem das nagement. Falls ABR eingesetzt wird, können aktuelle Paket gehört. Eine genaue Angabe der gegebenenfalls BRM-Zellen über den RM-Agent Charakteristika des Datenstroms ist jedoch nicht generiert und an Sender zurückgeschickt werden, möglich. Mit IPv6 ändert sich dies nicht grundle- oder FRM-Zellen mit entsprechenden Informatio- gend. Hier ist eine mit 8Bit etwas erhöhte nen versehen werden um diese in Richtung Differenzierung möglich und über das Flow Label Empfänger weiterzuleiten. die Kennzeichnung von Datenströmen aus Pake- Im Buffer-Management werden zu den Grund- ten vorgesehen, es werden jedoch keine weiteren funktionen die Funktionalitäten zum selektiven Beschreibungsmechanismen eingeführt. Dadurch Zellverwurf und Traffic-Shapping implementiert, ist das Wissen über einen Datenstrom deutlich um auf Überlast reagieren zu können. geringer, als dies bei ATM der Fall ist und es kön- Anschließend werden die Zellen, die weiter nen weniger Traffic-Management-Verfahren zur geroutet werden sollen an den Queuing und Optimierung angewendet werden. Scheduling Mechanismus des Routers übergeben um versandt zu werden. Auf TCP-Ebene kommt der Mechanismus der Flow-Control hinzu. Damit kann der Empfänger eines Datenstroms dem Sender indirekt signali- -8-
sieren, dass er die Übertragungsrate anpassen z.B. IP keinen Nutzen aus den Fähigkeiten ziehen soll. In TCP ist dazu für den Empfänger vorgese- können und zusätzlich ihre eigenen Mechanismen hen, dass er dem Sender über das Setzen der anbringen. Dies ist auch einer der Hauptgründe, Fenstergröße auf Null, das weitere Senden verbie- weshalb ATM zunehmend von anderen Techno- ten kann, solange bis er alle einkommenden logien verdrängt wird und auch im Backbone- Daten verarbeiten konnte, um die Fenstergröße Bereich unter Druck gerät. dann wieder zurückzusetzen und dem Sender das weitere Senden zu gestatten. 7. Zusammenfassung ATM ermöglicht über das Angeben einer Explicit Cell Rate in RM-Zellen hier eine direkte ATM bietet mit den hier vorgestellten Verfahren Steuerung der Übertragungsrate. Des Weiteren ist umfangreiche Möglichkeiten zum Traffic- für die unterschiedlichen Dienstkategorien klar Managment und zur Dienstgütesicherung. Mit definiert, was mit Zellen passiert, die nicht den der Herangehensweise Dienste in Kategorien ein- vereinbarten Parametern entsprechen. Dies ist zuordnen und daran bestimmte also ein weiterer klarer Vorteil der ATM- Verkehrscharakteristiken zu knüpfen, hat der Mechanismen. Nutzer die Möglichkeit die für seine Bedürfnisse Im Fall von Überlast im Netz bieten sowohl passenden Dienstgüteparameter relativ einfach zu TCP als auch ATM ähnliche Lösungen. Bei TCP bestimmen. gibt es mit der Explicit Congestion Notification ei- Über den Verkehrsvertrag ist es darüber hin- nen zur ATM EFCI vergleichbaren Mechanismus. aus möglich Parameter vorzugeben, die vom Netz Zusätzlich reagieren die meisten TCP- aber auch vom Dienst eingehalten werden sollen. Implementierungen jedoch auch auf indirekte Die Daten aus dem Vertrag werden auch zur Ent- Anzeichen für Überlast. So werden Paketverluste scheidung genutzt, ob das Netz die angeforderte als Indikator verwendet um die Übertragungsge- Verbindung noch bewältigen kann. Mit der Usage schwindigkeit anzupassen. Dies ist in der Form Parameter Control zusammen stehen ATM somit bei ATM nicht der Fall. Jedoch gibt es im ABR- geeignete präventive Sicherungsmaßnahmen zur Modus mit der Verwendung von BRM-Zellen Überlastvermeidung zur Verfügung. eine etwas effizientere Lösung der Zustellung von Außerdem werden auch die gängigen Verfah- expliziten Überlastinformationen, da die Zwi- ren wie selektiver Zellverwurf, Traffic Shaping schenknoten direkt den Sender adressieren. und Explicit Forward Congestion Indication un- Im Bereich des Traffic Policing gibt es bei ATM terstützt und zusätzlich ATM typische Vorteile mit der UPC strikte Vorgaben, wie es realisiert wie die Verwendung virtueller Pfade zur effizien- werden soll, wohingegen bei TCP dazu keine ten Resourcenverwaltung genutzt. Vorgaben gemacht werden. Für Traffic Shaping Für die ABR Dienstkategorie steht ein closed- hängen die verfügbaren Mechanismen in beiden loop Feedbackmechanismus bereit, der über peri- Fällen jedoch stark von der Implementierung im odisch ins System eingebrachte Resource Router ab und sind in den Standards nur grob Management Zellen dem Sender die Möglichkeit vorgegeben. Im Grunde sind hier die Möglichkei- gibt anhand von Überlastmeldungen oder der ten jedoch gleichwertig, sowohl die von TCP als expliziten Vorgabe einer Übertragungsrate sein auch die von ATM. Sendeverhalten an die verfügbare Bandbreite an- Aus Sicht der verfügbaren Traffic- zupassen. Management und Dienstgütesicherungsmecha- Mit der zuletzt betrachteten nismen, hat ATM klar das größere Potenzial. Bei Guaranteed Frame Rate Dienstkategorie wurde in TCP/IP sind diese Möglichkeiten deutlich einge- ATM zudem die Möglichkeit eingeführt, auch auf schränkter und nicht so ausgefeilt. In Hinsicht auf die Bedürfnisse von Frame-basierten Protokollen die Komplexität hat dies natürlich erhebliche auf höheren Schichten im Stack-Model einzuge- Auswirkungen. So verursachen die von ATM un- hen und hier die Mechanismen geschickt zu terstützten Mechanismen natürlich eine deutlich optimieren um eine effizientere Übertragung in höhere Komplexität der Routersysteme und da- Überlastsituationen zu erreichen. mit auch höhere Anforderungen in Betrieb und Insgesamt sind die Fähigkeiten von ATM un- Konfiguration. Dies ist besonders in den Fällen ter dem hier betrachteten Aspekt des Traffic- nachteilig, wo ATM als reine Sicherungsschicht Managements und der Dienstgütesicherung deut- verwendet wird und überliegende Protokolle, wie lich umfangreicher, als diese z.B. bei TCP/IP sind. -9-
Aus diesem Grund hat ATM in verschiedenen Abkürzungsverzeichnis Nischenbereichen weiterhin seine Daseinsberech- tigung, auch wenn der Trend immer mehr zu ABR Available Bit Rate einer Vereinheitlichung der Netze in Richtung IP ACR Allowed Cell Rate geht, welches auf Grund der Unterschiede auf ATM Asynchronous Transfer Mode technischer Ebene seine eigenen Vorteile hat. BRM Backward Resource Management CAC Connection Admission Control Literatur CBR Constant Bit Rate CDV Cell Delay Variation [1] The ATM Forum, Traffic Management Specification, V. 4.1. Mnt. View, CA. März 1999. CDVT Cell Delay Variation Tolerance http://www.mfaforum.org/ftp/pub/approved- CI Congestion Indication specs/af-tm-0121.000.pdf CLP Cell Lose Priority-Bit [2] The ATM Forum, Addendum to TM 4.1: CLR Cell Lose Ratio Differentiated UBR. Mountain View, CA. Juli 2000. CTD Cell Transfer Delay http://www.mfaforum.org/ftp/pub/approved- EFCI Explicit Forward Congestion Indication specs/af-tm-0149.000.pdf ER Explicit Cell Rate [3] The ATM Forum, Addendum to TM 4.1 for an F-GCRA Frame Generic Cell Rate Algorithm Optional Minimum Desired Cell Rate Indication for FRM Forward Resource Management UBR. Mnt. View, CA. Juli 2000. GCRA Generic Cell Rate Algorithm http://www.mfaforum.org/ftp/pub/approved- GFR Guaranteed Frame Rate specs/af-tm-0150.000.pdf IP Internet Protocol [4] W. Stallings, HIGH-SPEED Networks and Internets: MBS Maximum Burst Size Performance and Quality of Service, 2nd ed. New MCR Minimum Cell Rate Jersey: Prentice Hall, 2002, Kap. 5 u. 13. MFS Maximum Frame Size [5] O. Kyas, ATM-Netzwerke: Aufbau, Funktion, nrt-VBR Non-Real-Time Variable Bit Rate Performance. Bergheim: DATACOM-Verlag, 1993, NI No Increase Bit Kap. 11. OAM Operation and Maintenance [6] M. R. Karim, ATM Technology and Services PCR Peak Cell Rate Delivery. New Jersey: Prentice-Hall, 2000, Kap. 5. QoS Quality of Service [7] R. Jain, Congestion Control and Traffic rt-VBR Real-Time Variable Bit Rate Management in ATM Networks: Recent Advances SCR Sustainable Cell Rate and A Survey. Columbus, OH. The Ohio State TCP Transmission Control Protocol University. August 1996. UBR Unspecified Bit Rate [8] A. Meyer, Asynchronous Transfer Mode. Potsdam, UNI User-Network Interface HPI, Universität Potsdam. Juni 2006 UPC Usage Parameter Control [9] T. Mickelsson, ATM versus Ethernet. Helsinki VBR Variable Bit Rate University of Technology. Mai 1999 VCC Virtual Channel Connection http://www.tml.tkk.fi/Opinnot/Tik- 110.551/1999/papers/07ATMvsEthernet/iworkpap VPC Virtual Path Connection er.html - 10 -
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