Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020 - Beitrag der INTERREG IV B-Projekte zur Strategie "Europa 2020" - BBSR

Die Seite wird erstellt Marion-Helene Götz
 
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BBSR-Berichte                 KOMPAKT

           Transnationale Zusammenarbeit
           und Europa 2020
           Beitrag der INTERREG IV B-Projekte
           zur Strategie „Europa 2020“

                                                                                                                     7 / 2011

Globalisierung, Ressourcenknappheit, der demografische             hat als Anlaufstelle der INTERREG­Programme mit deutscher
Wandel und die Finanzkrise machen vor Grenzen nicht Halt           Beteiligung den Beitrag der laufenden Projekte zur Europa
und stellen die Staaten in Europa vor große Herausforde­           2020­Strategie untersucht. Dazu wurden die 290 aktuellen
rungen. Durch ein gemeinsames europäisches Handeln kann            Projekte vor dem Hintergrund der sieben Leitinitiativen von
diesen besser begegnet werden. Dazu braucht es europa­             „Europa 2020“ analysiert. Die Ergebnisse zeigen: Bereits in
weite Strategien.                                                  der aktuellen Förderperiode tragen viele INTERREG B­Projek­
                                                                   te dazu bei, die Ziele der Strategie zu erreichen.
Die Programme der transnationalen Zusammenarbeit dienen
einer integrierten Raumentwicklung, bei der über Staatengren­
zen hinweg diese Herausforderungen angegangen und Wei­             Die Europa 2020-Strategie
chen für die Entwicklung Europas gestellt werden. INTERREG
B bringt die europäische Integration voran und ist ein wichtiger   Im Juni 2010 verabschiedete der Europäische Rat die Strategie
Bestandteil der Kohäsionspolitik. Die Strategie „Europa 2020“      „Europa 2020“ und setzte damit den Rahmen für die zukünf­
wird zukünftig den Rahmen für die europäische Strukturpolitik      tige wirtschaftliche Entwicklung Europas. Sie folgt der Lissa­
und damit auch für die Förderung der transnationalen Zusam­        bon­Strategie und soll Europa dabei helfen, gestärkt aus der
menarbeit setzen.                                                  globalen Finanzkrise hervorzugehen, indem sie Wettbewerbs­
                                                                   fähigkeit, Produktivität, Wachstum, sozialen Zusammenhalt
Für die Fortführung von INTERREG gilt es nun, die Erarbeitung      und wirtschaftliche Konvergenz mobilisiert. Sie soll mittel­ bis
der ab 2014 laufenden Programme vorzubereiten und den              langfristige Reformen einleiten, die Wachstum und Beschäfti­
Blick auf die Ziele von „Europa 2020“ zu lenken. Das BBSR          gung fördern und für stabile öffentliche Haushalte sorgen.
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

    Drei sich gegenseitig verstärkende Prioritäten geben die          n Innovationsunion: Es geht darum, die FuE­ und Innova­
    Grundausrichtung der Strategie vor:                                 tionspolitik auf die aktuellen Herausforderungen auszu­
                                                                        richten, insbesondere Klimawandel, Energie­/Ressourcen­
    1. Intelligentes Wachstum: Entwicklung einer auf Wissen und
                                                                        effizienz, Gesundheit und demografischer Wandel.
       Innovation gestützten Wirtschaft
                                                                        Wissenschaft und Märkte sollen enger zusammenge­
    2. Nachhaltiges Wachstum: Förderung einer ressourcen­               bracht und jedes Glied der Innovationskette soll gestärkt
       schonenden, ökologischeren und wettbewerbsfähigeren              werden, damit Innovationen zu Produkten werden.
       Wirtschaft

    3. Integratives Wachstum: Förderung einer Wirtschaft mit          n Jugend in Bewegung: Die Ziele sind ein leistungsfähiges
       hoher Beschäftigung und ausgeprägtem sozialen und                und im internationalen Vergleich attraktives europäisches
       territorialen Zusammenhalt                                       Hochschulsystem sowie die Förderung der Mobilität von
                                                                        Studenten und jungen Fachkräften.
    Um den Fortschritt der Strategie besser messbar und ver­
    gleichbar zu machen, wurden fünf Kernziele vereinbart, die        n Digitale Agenda für Europa: Aus einem digitalen Binnen­
    die drei Prioritäten abbilden und bis 2020 erreicht werden          markt auf Grundlage des Hochgeschwindigkeitsinternets
    sollen:                                                             sollen nachhaltige wirtschaftliche und gesellschaftliche
                                                                        Vorteile gezogen werden.
    n 75 % der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren sollen
      Arbeit haben.                                                   n Ressourcenschonendes Europa: Es geht um die
                                                                        Unterstützung beim Übergang zu einer emissionsarmen
    n 3 % des Bruttoinlandsprodukts der EU sollen in Forschung
                                                                        Wirtschaft und Abkopplung des Wirtschaftswachstums
      und Entwicklung (FuE) fließen.
                                                                        vom Ressourcen­ und Energieverbrauch.
    n Die 20­20­20­Klimaschutz­/Energieziele1 sollen erreicht
      werden (einschließlich einer Erhöhung des Emissionsre­          n Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung: Die
      duktionsziels auf 30 %, falls die entsprechenden Voraus­
                                                                        Wirtschaft soll auf die Herausforderungen und Chancen
      setzungen erfüllt sind).
                                                                        der Globalisierung und der ökologischen Wirtschaft ein­
    n Der Anteil der Schulabbrecher soll auf unter 10 % gesenkt         gestellt und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen
      werden, und mindestens 40 % der jüngeren Generation               Industrie unterstützt werden.
      sollen einen Hochschul­ oder gleichwertigen Abschluss
      haben.                                                          n Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungs­
    n Mindestens 20 Millionen Menschen sollen vor dem Risiko            möglichkeiten: Die Leitinitiative zielt darauf ab, die Voraus­
      von Armut oder Ausgrenzung bewahrt werden.                        setzungen zur Modernisierung der Arbeitsmärkte zu schaf­
                                                                        fen, die Erwerbsquote anzuheben und die Arbeitskräfte zur
    Die EU­weiten Ziele werden von den Mitgliedstaaten in               Anpassung an neue Gegebenheiten zu befähigen.
    nationale Ziele übertragen. Diese sind der jeweiligen Situation
    angepasst und in Nationalen Reformprogrammen festzuhalten.        n Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut: Der
                                                                        wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenhalt soll
                                                                        gewährleistet werden. Dazu soll das Bewusstsein um die
    Leitinitiativen der Europäischen                                    Grundrechte der Menschen, die unter Armut und sozialer
    Kommission                                                          Ausgrenzung leiden, geschärft und ihre Anerkennung
                                                                        gefördert werden, damit sie in Würde leben und aktiv an
    Die Europäische Kommission hat sieben Leitinitiativen ins           der Gesellschaft teilhaben können.2
    Leben gerufen und dazu Aufgabenkataloge für die EU und
    die Mitgliedstaaten entwickelt, um innerhalb der Prioritäten      Die Kernziele und Leitinitiativen spiegeln den thematischen
    Fortschritte zu erreichen. Alle auf EU­Ebene verfügbaren In­      Ansatz von Europa 2020 wider. Zusammen mit dem System
    strumente sollen auf die Strategie „Europa 2020“ ausgerichtet     der Länderberichte sind sie das Fundament der Strategie.
    und EU­weite Aktivitäten im Sinne der Strategie angestoßen        Die Länderberichte, in denen die Fortschritte der Nationalen
    werden.                                                           Reformprogramme aufgezeigt werden, dienen der zielgerich­
                                                                      teten Überwachung. Die Mitgliedstaaten legen diese jährlich
                                                                      der Kommission vor. Diese bewertet die Bemühungen der
                                                                      Mitgliedstaaten und spricht politische Empfehlungen und ggf.

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       BBSR­Berichte KOMPAKT                  7 / 2011
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

Verwarnungen aus. Der Europäische Rat ist für die Steuerung                       lung dazu bei, die spezifischen Bedingungen und Potenziale
der Strategie verantwortlich und kann durch thematische Kon­                      europäischer Regionen besser zu berücksichtigen und für
zentrationen bei Tagungen (z. B. auf Forschung und Innovati­                      die Umsetzung der Strategie „Europa 2020“ zu mobilisieren.5
onen), durch Orientierungshilfen und notwendige Impulse die                       INTERREG­Projekte können den Mehrwert staatenüber­
Entwicklungen im Sinne der Strategie lenken. „Europa 2020“                        greifender Zusammenarbeit bis hin zu den öffentlichen und
fordert mehr Eigenverantwortung der Mitgliedstaaten, auch                         privaten Akteuren der kommunalen Ebene vermitteln und
mit stärkerer Berücksichtigung der regionalen Ebene. So soll                      so den Zweck einer gemeinsamen Strategie „Europa 2020“
der Europäische Rat nur dann eingreifen, wenn sein Handeln                        verdeutlichen6. Neben dieser prozess­ und kommunikationso­
einen eindeutigen Mehrwert für Europa hat3.                                       rientierten Hilfestellung können die INTERREG B­Programme
                                                                                  auch thematisch bei der Umsetzung der Strategie helfen.
Ein Schlüssel für den Erfolg von Europa 2020 liegt darin, die
Potenziale und Ressourcen vor Ort zu nutzen und gleichzeitig
die unterschiedlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Je­                       Der Beitrag des INTERREG IV B-
doch könnte, so konstatiert der Ausschuss der Regionen, der                       Programms zur Strategie „Europa 2020“
Top­down­Ansatz der Strategie und seine mangelnde Flexibi­
lität genau das behindern4. Insofern ist von Bedeutung, dass                      Die aktuellen transnationalen Programme und Projekte dienen
die Strategie „Europa 2020“ gegenwärtig durch die Territoriale                    der Realisierung der Lissabon­ und Göteborg­Strategien.
Agenda 2020 der Europäischen Union ergänzt wird. Diese                            Deren Ziele sind die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und
wurde im Mai 2011 von den für Raumordnung und ­entwick­                           Innovation, die Schaffung und der Erhalt dauerhafter Arbeits­
lung zuständigen Ministern der Staaten der Europäischen                           plätze und die Gewährleistung einer nachhaltigen Entwick­
Union gemeinsam mit der Europäischen Kommission und                               lung. Die Strategien unterscheiden sich damit kaum von den
anderen wichtigen europäischen Akteuren verabschiedet. Mit                        neuen Zielen von Europa 2020. Daher leisten bereits in der
der Agenda werden die zentralen Ziele der Strategie „Europa                       laufenden Förderperiode (2007–2013) INTERREG B­Projekte
2020“ räumlich konkretisiert.                                                     einen umfangreichen Beitrag zu den Europa 2020­Prioritäten,
                                                                                  also zu einem intelligenten, nachhaltigen und integrativen
Die transnationalen INTERREG­Programme als Instrumente                            Wachstum (siehe Tab. 1); auch wenn eine Verzahnung der
der Raumentwicklungs­ und Kohäsionspolitik können wesent­                         Kohäsionspolitik mit Europa 2020 erst für den kommenden
lich zur erfolgreichen Umsetzung sowohl der Strategie „Eu­                        Förderzeitraum nach 2013 möglich ist.
ropa 2020“ als auch der Territorialen Agenda beitragen. Die
integrierte Herangehensweise unterstützt die für Europa 2020                      Das BBSR die 290 laufenden INTERREG B­Projekte7 in den
erforderlichen Kommunikations­ und Governanceprozesse                             Kooperationsräumen mit deutscher Beteilung analysiert. Dafür
und mobilisiert endogene Potenziale. Die Akteure arbeiten                         wurden die Projektaktivitäten und Ergebnisse mit den explizit
auf verschiedenen Ebenen zusammen: vertikal (zwischen                             genannten Aufgaben der einzelnen Leitinitiativen abgeglichen
verschiedenen Verwaltungsebenen), horizontal (zwischen                            und mit Blick auf die Relevanz ihres Beitrags bewertet. Zur
verschiedenen Fachpolitiken) und über Staatengrenzen                              Informationssammlung wurden die zusammenfassenden­
hinweg. Vor allem trägt der für die transnationale Zusammen­                      Projektdarstellungen der BBSR­Datenbank genutzt und nur
arbeit verbindliche Ansatz einer integrierten Raumentwick­                        in strittigen Fällen detaillierter recherchiert. So bieten die

(1)                                                                               (5)
Durch die Reduktion der Treibhausgase um 20 %, die Deckung von 20 % des           Vgl. Art (6), Abs. 2 der VERORDNUNG (EG) Nr. 1080/2006 DES EURO­
Energiebedarfs aus erneuerbaren Ressourcen und die Verringerung des Energie­      PÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 5. Juli 2006 über den Euro­
verbrauchs um 20 % durch bessere Energieeffizienz bis zum Jahr 2020 soll sich     päischen Fonds für regionale Entwicklung und zur Aufhebung der Verordnung
Europa umweltgerecht und zukunftsfähig entwickeln.                                (EG) Nr. 1783/1999

(2)                                                                               (6)
Europäische Kommission 2010: Mitteilung der Kommission: Europa 2020. Eine         BMVBS (Hrsg.) 2010: Wettbewerbsfähige und nachhaltige Stadt­ und Regional­
Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. KOM (2010)   entwicklung durch INTERREG. BMVBS­Online­Publikation 33/2010; BMVBS;
2020. Brüssel, S. 14– 23                                                          BBR (Hrsg.) 2009: Wirkungen und Nutzen von transnationalen Projekten
(3)                                                                               (INTERREG III B). Forschungen Heft 136
Ebd., S. 31– 35                                                                   (7)
(4)                                                                               Auf der Basis der BBSR­Datenbank der INTERREG B­Projekte
Ausschuss der Regionen 2010: Konsultation: Ihre Meinung zu Europa 2020.           (Stand Februar 2011)
Die wichtigsten Ergebnisse, Bewertung und Schlussfolgerungen für politische
Maßnahmen. Mai 2010

                                                                                                7 / 2011       BBSR­Berichte KOMPAKT                           3
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

    Tabelle 1: Leitinitiative und Aufgaben der Europa 2020-Strategie

                                                                                                                                                            Beitrag der
    Europa 2020 –
                                                                                                                                                            INTERREG-
    Leitinitiativen und Aufgaben für EU und Mitgliedstaaten
                                                                                                                                                            Programme

    Innovationsunion, u. a. durch:

     n   Wissenspartnerschaften, Verknüpfung von Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Forschung und Entwicklung
     n   Weiterentwicklung der Innovationsförderinstrumente                                                                                                     ++
     n   Wissenserlangung und ­verbreitung fördern (u. a. durch steuerliche/finanzielle Anreize)
     n   Vollendung des Europäischen Forschungsraums, Entwicklung des strategischen Forschungsplans
     n   Rahmenbedingungen für Unternehmersinnovationen (einheitliche Patent­, Urheber­ und Markenrechte)
                                                                                                                                                                –
     n   Förderung von Exzellenz und intelligenter Spezialisierung
     n   MINT­Absolventen­Anzahl steigern

    Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung, u. a. durch:
     n   Erleichterung des Übergangs zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft
     n   Unternehmenscluster
     n   Internationalisierung der KMU
     n   Investitionen in ressourcenschonende Technologien und Produktionsmethoden; Zugang aller Unternehmen zum europäischen Binnenmarkt und                   ++
         internationalen Märkten unabhängig ihres Standortes à Ausbau der Verkehrs­/Logistiknetze
     n   Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Fremdenverkehrssektors
     n   Umfeld für Unternehmer, insbesondere für innovative KMU verbessern, u. a. durch öffentliche Aufträge, die mit Innovationsanreizen verbunden sind
     n   EU­Strategie zur Förderung der sozialen Verantwortung der Unternehmen                                                                                  –
     n   Entwicklung eines horizontalen Ansatzes in der Industriepolitik
                                                                                                                                                                –
     n   Umstrukturierung gefährdeter Branchen auf zukunftsträchtige Tätigkeiten
    Ressourcenschonendes Europa, u. a durch:
     n   Mobilisierung der Finanzierungsinstrumente der EU (z. B. Entwicklung des ländlichen Raums, Strukturfonds, FuE­Rahmenprogramm, EIB, TEN),
         Bündelung der EU­, öffentlichen und privaten Mittel zur Modernisierung des Verkehrswesen; Netzinfrastruktur für Elektromobilität, intelligentes
         Verkehrsmanagement, bessere Logistik, Reduzierung der CO2­Emissionen des Straßen­, Luft­, Schifffahrtsverkehrs, gemeinsame Normen,
         intermodale Drehkreuze
     n   Aktionsplan Energieeffizienz, Aktionsplan Ressourceneffizienz, Verbrauchs­/Produktionsmuster ändern                                                    ++
     n   Verbreitung der „Vision eines strukturellen und technologischen Wandels“, emissionsarme, ressourceneffiziente und klimaresistente Wirtschaft
     n   intelligente, modernere und vollständig vernetzte Verkehrs­ und Energieinfrastrukturen entwickeln, IKT uneingeschränkt nutzen
     n   sich mit städtischem Verkehr schwerpunktmäßig als Verursacher von Überlastung und Emissionen befassen
     n   Vollendung des Energie­Binnenmarktes, Umsetzung des Plans für strategische Energietechnologien (SET), vorrangige Förderung erneuerbarer
         Energien
                                                                                                                                                                +
     n   Entwicklung marktwirtschaftlicher Instrumente
     n   Beendigung umweltgefährdender Subventionen                                                                                                             –
     n   Anreize für die Energieeinsparung in energieintensiven Sektoren einführen

    Digitale Agenda, u. a. durch:
     n   Gezielte Förderung von KMU, vor allem zur IKT­Innovationsentwicklung
                                                                                                                                                                ++
     n   Förderung der digitalen Kompetenz
     n   Investitionsfördernder Rechtsrahmen für die Internetstruktur
                                                                                                                                                                –
     n   Schaffung eines Binnenmarktes für Online­Inhalte/­Dienste

    Jugend in Bewegung, u. a. durch:
     n   Einstiegschancen junger Leute in die Arbeitswelt erleichtern
                                                                                                                                                                +
     n   Offenheit und Bedeutung der Bildungssysteme durch nationale Qualifikationsrahmen fördern
     n   Ausbau der Mobilitäts­, Hochschul­ und Forschungsprogramme
     n   Modernisierungsprogramme (Lehrpläne, Governance, Finanzierung)                                                                                         –
     n   Anerkennung nichtformalen und informellen Lernens

    Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten, u. a. durch:
     n   Intensivierung der Zusammenarbeit von Sozialpartnern, Arbeitsmarkt­Institutionen etc.
     n   Lebenslanges Lernen, Erleichterung der Übergänge zwischen verschiedenen Zweigen und Ebenen der allgemeinen und beruflichen Aus­/
         Weiterbildung
                                                                                                                                                                ++
     n   Förderung der Mobilität der Arbeitskräfte
     n   Verlängerung des Erwerbslebens
     n   Förderung der Migrationspolitik
                                                                                                                                                                +
     n   Vereinbarkeit von Beruf und Familie
     n   Gleichheit der Geschlechter
     n   Flexicurity­Ansatz
     n   Anerkennung informellen Lernens                                                                                                                        –
     n   Entwicklung eines europäischen Rahmens für Qualifikation, Kompetenzen und Berufe

4
         BBSR­Berichte KOMPAKT                           7 / 2011
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

Fortsetzung Tabelle: Leitinitiative und Aufgaben der Europa-2020-Strategie

                                                                                                                                                     Beitrag der
Europa 2020 –
                                                                                                                                                     INTERREG-
Leitinitiativen und Aufgaben für EU und Mitgliedstaaten
                                                                                                                                                     Programme

Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut, u. a. durch:
 n   Förderung sozialer Innovationen für die „Schwächsten“
 n   Ausbau und Erhalt der Systeme zur sozialen Sicherung und Altersvorsorge; Zugang zur Gesundheitsversorgung
                                                                                                                                                         +
 n   Maßnahmen für bestimmte, besonders gefährdete Gruppen
 n   Förderung der kollektiven und individuellen Verantwortung für den Kampf gegen Armut und Ausgrenzung
 n   Die Methode der offenen Koordinierung zu einer Plattform für Kooperation, gegenseitige Kontrolle und den Austausch bewährter Verfahren nutzen       –
     und zum Instrument zur Förderung des Engagements öffentlicher und privater Träger im Kampf gegen Ausgrenzung machen

++ Aufgaben, die bereits erfolgreich durch INTERREG­Programme umgesetzt werden
 +   Aufgaben, die in Ansätzen bereits verfolgt werden bzw. zukünftig stärker durch INTERREG­Programme verfolgt werden können

 –   Aufgaben, die nicht durch INTERREG­Programme erfüllt werden können

Analyseergebnisse einen ersten aussagekräftigen Überblick                           Darüber hinaus werden Projekte initiiert, die durch die Wei­
über den Beitrag der INTERREG­Programme zur Europa                                  terentwicklung von Finanzierungsinstrumenten Innovationen
2020­Strategie. Eine tiefergehende Bewertung der gesamten                           fördern. Hinzu kommen zahlreiche INTERREG­Projekte, die
Aktivitäten aller 290 Projekte würde differenziertere Ergebnis­                     Innovationen mit den aktuellen, in der Leitinitiative explizit
se liefern und könnte das ein oder andere zuvor unauffällige                        genannten Herausforderungen (Energie, Klimawandel, demo­
Projekt identifizieren. Die folgenden Ergebnisse können also                        grafischer Wandel etc.) verknüpfen.
nicht als abschließend betrachtet werden.
                                                                                    Einige Aufgaben und Ziele der INTERREG­Programme zur
                                                                                    Innovationsförderung werden in der Europa 2020­Strategie
Innovationsunion                                                                    nicht der Leitinitiative „Innovationsunion“, sondern der Leit­
Die Leitinitiative „Innovationsunion“ fordert eine Neuaus­                          initiative „Industrie für das Zeitalter der Globalisierung“ zuge­
richtung der FuE­ und Innovationspolitik auf die aktuellen                          ordnet, wie zum Beispiel Clusterinitiativen und die Förderung
Herausforderungen. Dazu zählen vor allem Klimawandel,                               innovativer KMU. So lassen sich 42 aller laufenden Projekte in
Energie­ und Ressourceneffizienz, Gesundheit und demogra­                           den Kooperationsräumen mit deutscher Beteiligung direkt der
fischer Wandel. Um die Innovationsfähigkeit innerhalb der EU                        Leitinitiative „Innovationsunion“ zuordnen. Jedoch werden zur
zu erhöhen, soll jedes Glied in der Innovationskette gestärkt                       Innovationsförderung im Sinne der INTERREG B­Programme
werden. Unter anderem sollen dafür die Instrumente der EU                           in der aktuellen Förderperiode 79 Projekte durchgeführt, das
zur Innovationsförderung weiterentwickelt sowie Wissenspart­                        entspricht einem Anteil von 27 % aller Projekte. 19 Projekte
nerschaften und die Verknüpfung von Bildungseinrichtungen,                          konzentrieren sich auf Energieeffizienz bzw. erneuerbare Ener­
Unternehmen und Forschung gefördert werden.                                         gien und sechs Projekte auf den Umgang mit dem Klimawan­
                                                                                    del. Innovationen im Bereich sozialer Sicherungssysteme bzw.
Dem Thema der Innovationsförderung ist im INTERREG IV
                                                                                    der öffentlichen Daseinvorsorge und des demografischen
B­Programm eine eigene Priorität zugesprochen worden.
                                                                                    Wandels werden zurzeit in elf Projekten entwickelt.
Dabei werden Projekte in den wesentlichen Handlungsfeldern
durchgeführt, die auch von „Europa 2020“ als Aktionsraum für
Innovationsförderung genannt werden. Dazu gehören:
                                                                                    Innovation und Klimawandel
n die Verbesserung der Rahmenbedingungen von
                                                                                    Das Projekt Act Clean fördert die Anwendung umweltfreund­
  Innovationsprozessen,
                                                                                    licher Technologien in kleinen und mittleren Unternehmen,
n die Unterstützung bei Clusterinitiativen und Netzwerk­
                                                                                    um auch dort eine öko­effiziente Produktion sicherzustellen.
  entwicklungen,
                                                                                    Dazu muss ihr Zugang zu technologischen und Management­
n die Stärkung der Innovationsfähigkeit von kleineren und                           Lösungen verbessert und die Umstellung auf derzeitige und
  mittleren Unternehmen (KMU)                                                       zukünftige Richtlinien erleichtert werden. Hierzu wird der
n und die Förderung des Technologie­ und Wissens­                                   Bedarf der KMU für den produktintegrierten Umweltschutz
  transfers.                                                                        („Cleaner Production“) und die verfügbaren Techniken

                                                                                                   7 / 2011       BBSR­Berichte KOMPAKT                            5
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

    ermittelt. Durch die Entwicklung einer Toolbox, welche Best          individuelle Coaching der KMU, deren Vorhaben auf Machbar­
    Practice­Werkzeuge zusammenführt, sowie die Vermittlung              keit und Marktrelevanz eingeschätzt und Geschäftspläne ge­
    von Angebot und Nachfrage umweltfreundlicher Technologi­             prüft werden. So entstehen für beide Seiten, KMU und Finan­
    en sollen die KMU beim Einsatz des produktionsintegriertem           zierungsinstitute, Vorteile in der Risikoteilung und ­minimierung.
    Umweltschutzes unterstützt werden.                                   Neben der günstigeren finanziellen Lage für die Unternehmen
                                                                         wirkt sich die Zusammenarbeit und der Wissenstransfer mit
    Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: Oktober 2008
    bis September 2011; Gesamtbudget: 2 900 960 Euro, EFRE:              Forschungseinrichtungen oder weiteren Unternehmen positiv
    2 311 956 Euro, Kofinanzierung: 589 004 Euro; 9 Projektpartner,      auf die Umsetzung ihrer innovativen Ideen aus.
    Lead Partner: Umweltbundesamt (DE), weitere Partner aus Deutsch­
    land, Italien, Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien und Ungarn;    Kooperationsraum: Ostsee; Förderzeitraum: Februar 2009 bis
    www.actclean.gig.eu                                                  Januar 2012; Gesamtbudget: 3 868 237 Euro, EFRE: 2 849 313 Euro,
                                                                         Kofinanzierung: 694 816 Euro; 24 Projektpartner, Lead Partner:
                                                                         Investitionsbank Berlin (IBB), weitere Partner aus: Estland, Lettland,
                                                                         Litauen, Norwegen, Polen und Schweden; www.josefin-org.eu
    Innovation und Energieeffizienz
                                                                         Neben Unternehmen sind es vor allem Forschungseinrichtun­
    Im Projekt Longlife arbeiten Partner aus Universitäten, öffent­
                                                                         gen und Universitäten, die Innovationen hervorbringen. Um
    lichen Verwaltungen und Wohnungsbaugesellschaften an
                                                                         wettbewerbsfähig zu sein, ist die schnelle Umsetzung von For­
    einem Gebäudeprototyp im Mehrgeschosswohnungsbau, der
                                                                         schungsergebnissen in Innovationen und letztlich in marktfä­
    aufgrund seiner Bauweise besonders ressourcensparend und
                                                                         hige Produkte wesentlich. Jedoch können die Potenziale des
    energieeffizient sein wird. Von Beginn an wird interdisziplinär
                                                                         Technologietransfers meist nicht ausreichend genutzt werden,
    gearbeitet: Neben den Grundrissen, Gebäudetechniken und
                                                                         da z. B. politische und rechtliche Rahmenbedingungen einen
    Energiesystemen der Architekten und Fachplaner entwickeln
                                                                         Transfer erschweren, geeignete Netzwerke fehlen und die Re­
    die Wohnungsbaugesellschaften Finanzierungs­ und Instand­
                                                                         gionen und Länder Schwierigkeiten haben, Maßnahmen zur
    haltungsmodelle. So können marktfähige, ökologische,
                                                                         Unterstützung anzubieten. Vor diesem Hintergrund entwickelt
    technische und soziologische Aspekte gesichert werden. Die
                                                                         das Projekt CERIM – Central Europe Research to Inno­
    Projektergebnisse – Longlife­Leitlinien – sollen später auch
                                                                         vation Models aus dem mitteleuropäischen Programmraum
    auf andere Gebäudetypen übertragbar sein. Die Entwicklung
                                                                         ein Modell für einen besseren Technologie­ und Wissenstrans­
    gemeinsamer Standards für den nachhaltigen Wohnungsbau
                                                                         fer von Hochschul­ und Forschungseinrichtungen zu den
    und einheitlicher Genehmigungsverfahren soll eine EU­weite
                                                                         Nutzern, um das Innovationspotenzial zu fördern und langfris­
    Harmonisierung von Bauvorschriften vorantreiben. Die enge
                                                                         tig den wissensintensiven Sektor europäischer Unternehmen
    Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Einrichtungen,
                                                                         zu stärken. Projektpartner sind Spezialisten des Technologie­
    Behörden und potenziellen Investoren (Triple Helix) garantiert
                                                                         transfers und Forschungseinrichtungen.
    den Wissenstransfer und begünstigt so die Entwicklung von
    erfolgreichen Innovationen im Bereich der Energieeffizienz.          Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: Juni 2008 bis
                                                                         Mai 2011; Gesamtbudget: 3 610 236 Euro, EFRE: 2 846 849 Euro,
    Kooperationsraum: Ostsee; Förderzeitraum: Oktober 2008 bis           Kofinanzierung: 763 387 Euro; 10 Projektpartner, Lead Partner:
    Januar 2012; Gesamtbudget: 2 378 480 Euro, EFRE: 1 874 087 Euro,     Patentverwertungsagentur Mecklenburg-Vorpommern, weitere Part­
    Kofinanzierung: 504 393 Euro; 9 Projektpartner, Lead Partner: TU     ner aus Italien, Österreich, Slowakei, Slowenien und Ungarn;
    Berlin (Deutschland), weitere Partner aus Dänemark, Litauen, Polen   www.cerim.org
    und Russland; www.longlife-world.eu
                                                                         Das Projekt FASILIS – Facility Sharing in Life Sciences
    Im Projekt JOSEFIN – Joint SME Finance for Innovation                (Promoting innovation in NWE life science SMEs by enabling
    werden kleinere und mittlere Unternehmen im Ostseeraum bei           easy transnational access to research facilities) unterstützt
    der Freisetzung ihrer Potenziale und bei der Erschließung in­        kleinere und mittlere Unternehmen aus den Bereichen Bio­
    ternationaler Märkte unterstützt. Das Hauptanliegen ist es, den      technologie, Pharmatechnik, Medizintechnik und Bioinformatik
    Zugang zu finanziellen Ressourcen für innovative Projekte zu         bei europäischen Kooperationen und dem Wissenstransfer.
    verbessern, Internationalisierungsvorhaben zu ermöglichen und        Auf diese Weise lässt es sie von den Forschungs­, Infra­
    ihre Wettebewerbsfähigkeit sowie das nachhaltige Wachstum            struktur­ und Dienstleistungsangeboten der teilnehmenden
    zu stärken. Dazu werden Finanzierungslösungen wie regionale          Regionen profitieren. Pilotvorhaben testen, wie Innovationen
    Kreditgarantien auf der Grundlage einer innovativen Nutzung          grenzüberschreitend organisiert und kommuniziert werden
    von Finanzinstrumenten der Europäischen Union entwickelt und         können. Als Anreizsystem werden Facility­Sharing­Gutscheine
    praktisch angewandt. Weiterhin sollen revolvierende Finanz­          vergeben. Mit den Gutscheinen können KMU Forschungsauf­
    instrumente zur Unterstützung von Klein­ und Mittelbetrieben         träge oder Dienstleistungen, die nicht vor Ort durchzuführen
    genutzt werden. Ein weiterer Bestandteil von JOSEFIN ist das         sind, an Einrichtungen aus den Partnerregionen vergeben. Auf

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       BBSR­Berichte KOMPAKT                    7 / 2011
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

Kooperationsbörsen erfahren Interessierte, welche Angebote             in Forschung und Lehre und unterstützt die internationalen
und Schwerpunkte die teilnehmenden Unternehmen und                     Tätigkeiten der KMU.
Institutionen anbieten und mit den Gutscheinen zu finanzieren
                                                                       Kooperationsraum: Ostsee; Förderzeitraum: September 2009
sind. So wird der Zugang zu internationaler und hochwertiger           bis Dezember 2012, Gesamtbudget: 3 688 000 Euro, EFRE:
Forschung für KMU erleichtert und der Austausch von Know­              2 663 100 Euro, Kofinanzierung: 620 900 Euro; 40 Projektpartner,
how gefördert.                                                         Lead Partner: Hanse-Parlament e.V., weitere Partner aus Dänemark,
                                                                       Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen,
                                                                       Schweden und Weißrussland
Kooperationsraum: Nordwesteuropa; Förderzeitraum: Mai 2008 bis
Oktober 2011; Gesamtbudget: 1 589 991 Euro, EFRE: 794 995 Euro,
Kofinanzierung: 794 995 Euro; 6 Projektpartner, Lead Partner: North    Die Partner des Projekts YURA (Developing transnational
Brabant Development Agency (NL), weitere Partner aus Dänemark,         transversal youth strategies in regions with migration) wollen
Deutschland, Belgien, Niederlande und dem Vereinigten Königreich;
www.fasilis.eu                                                         den Auswirkungen des demografischen und sozialen Wandels
                                                                       in Regionen mit Abwanderungsproblemen entgegenwirken.
                                                                       Dafür entwickeln sie gemeinsam transnationale Jugendstra­
Jugend in Bewegung                                                     tegien. Durch die Etablierung eines innovativen Kooperations­
                                                                       netzwerkes zwischen Institutionen der Regionalentwicklung
Ziel der Leitinitiative „Jugend in Bewegung“ ist es, Qualität
                                                                       und dem Bildungs­ und Wirtschaftssektor sollen unter ande­
und Attraktivität der höheren Bildungseinrichtungen sowie der
                                                                       rem flexible Bildungswege gestaltet werden, die dem Bedarf
allgemeinen und beruflichen Bildung insgesamt zu steigern,
                                                                       in den Regionen bzw. der Wirtschaft besser entsprechen.
und zwar durch Exzellenz, mehr Verteilungsgerechtigkeit und
                                                                       Ebenso werden Pilotprojekte für außerschulische Lernorte wie
Mobilität von Studierenden und Auszubildenden. Die Ein­
                                                                       Jugendforschungszentren, Wirtschaftsakademien für Schüler
stiegschancen junger Leute in die Arbeitswelt sollen erleichtert
                                                                       und Jugendtechnikzentren entwickelt. Strategische Hand­
und die Bildungssysteme durch nationale Qualifizierungs­
                                                                       lungsempfehlungen zur Anpassung der sozialen Infrastruktur
rahmen gestärkt werden.
                                                                       sollen der sozialen und räumlichen Segregation entgegenwir­
Eine Beteiligung von INTERREG­B­Projekten an dieser Leit­              ken. Dabei sollen regionale Entscheidungsträger verschiede­
initiative ist nur in geringen Umfang möglich, da sie vor allem        ner politischer Bereiche, Akteure aus Wirtschaft und Bildung,
grundlegende politische Maßnahmen erfordert und kaum mit               regionale Arbeitsagenturen, soziale Partner und relevante
einem integrierten Raumentwicklungsansatz verbunden ist,               Zielgruppen (junge Menschen und junge Familien) frühzeitig in
der dem INTERREG B­Programm zugrunde liegt. In drei Pro­               die Planung integriert werden.
jekten, die primär raumentwicklungspolitische Ziele verfolgen,
                                                                       Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: Oktober
werden aber Bildungsoffensiven als Bausteine genutzt:                  2009 bis September 2012; Gesamtbudget: 2 022 900 Euro, EFRE
                                                                       1 586 345 Euro, Kofinanzierung 436 555 Euro; 10 Projektpartner,
Im Projekt NMU – Northern Maritime University (Nordsee­                Lead Partner: Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr
                                                                       Sachsen Anhalt, weitere Partner aus Deutschland, Italien, Österreich,
raum) ist die Stärkung des Ausbildungssektors im Bereich der           Polen, Tschechien und Ungarn
Seeverkehrswirtschaft und die Beseitigung von Hindernissen
für Arbeits­ und Studentenmobilität ein wesentlicher Baustein.
Damit wollen die Projektpartner den Mangel an gut ausgebil­            Digitale Agenda für Europa
deten Managern im Seeverkehr beseitigen und die Wettbe­
                                                                       Die Leitinitiative „Digitale Agenda für Europa“ fordert Breitband­
werbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft stärken.
                                                                       anschlüsse für Jedermann und höhere Internetgeschwindig­
Kooperationsraum: Nordsee; Förderzeitraum: August 2008 bis             keiten, um den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen
Dezember 2010; Gesamtbudget: 4 662 902 Euro, EFRE: 2 204 436           des digitalen Binnenmarktes zu erhöhen. Dazu soll die Förde­
Euro, Kofinanzierung: 2 204 436 Euro; 11 Projektpartner, Lead Part­
                                                                       rung für Informations­ und Kommunikationstechnologien (IKT)
ner: Edinburgh Napier University, Transport Research Institute (UK),
weitere Partner aus Dänemark, Deutschland, Norwegen, Schweden          aufgestockt, IKT­Innovationen in allen Branchen angeregt, KMU
und dem Vereinigten Königreich                                         unterstützt und die digitale Kompetenz gefördert werden.

Auch im Projekt BSR QUICK im Ostseeraum wurde eine                     Es gibt immer mehr Möglichkeiten, Dienstleistungen über das
Baltic Sea Academy gegründet. Diese bildet Unternehmens­               Internet abzuwickeln. Auch Dienste der öffentlichen Hand kön­
nachwuchs aus und fördert zugleich Innovationen in KMU                 nen via Internet effizienter umgesetzt werden. E­Government
durch die Verknüpfung von Ausbildung und Forschung. Die                verspricht bürgerfreundlichere, transparentere und kosten­
Zusammenarbeit von 15 Hochschulen und Universitäten aus                sparende Interaktionen zwischen Behörden und Bürgern bzw.
dem Ostseeraum sichert die internationale Zusammenarbeit               Unternehmen. Vor allem in dünn besiedelten Regionen bieten
                                                                       IKT beispielsweise im Gesundheitswesen die Chance, die

                                                                                    7 / 2011     BBSR­Berichte KOMPAKT                         7
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

    Daseinsvorsorge kostensparend zu unterstützen. Vorausset­          len als innovatives Cluster zusammenarbeiten. Dort werden
    zungen dafür sind allerdings der uneingeschränkte Zugang           unterschiedliche Themenschwerpunkte verfolgt, wie etwa
    zum Internet und die nötigen Kompetenzen, diese Angebote           Netzsicherheit, Simulationen von Breitband­Infrastrukturen, die
    zu nutzen.                                                         Entwicklung neuer Service­Möglichkeiten durch Breitbandan­
                                                                       schlüsse oder die Nutzung für Multimediazwecke.
    Der Beitrag der INTERREG IV B­Projekte zur Digitalen Agenda
                                                                       Kooperationsraum: Nordsee; Förderzeitraum: September 2008 bis
    beschränkt sich auf einen Teil der geforderten Aufgaben.           August 2011; Gesamtbudget: 6 570 000 Euro, EFRE: 2 786 171 Euro,
    Nicht dazu gehört der eigentliche Ausbau des digitalen             Kofinanzierung: 2 786 171 Euro; 17 Projektpartner, Lead Partner:
                                                                       County Administrative Board of Värmland (SE), weitere Partner aus
    Netzes. Hingegen wurden Projekte initiiert, die die Potenziale
                                                                       Belgien, Deutschland, Niederlande, Norwegen und dem Vereinigten
    digitaler Dienstleistungen und moderner Informations­ und          Königreich; www.e-clic.eu
    Kommunikationstechnologien nutzen, um z. B. die Innovati­
    onskapazitäten zu steigern oder E­Government­Produkte zu
    erproben und umzusetzen. Auch im Bereich des Gesund­               E-Dienstleistungen
    heitswesens gibt es derzeit Projekte, die Konzepte für innova­
                                                                       Ziel des Projektes Smart Cities ist die Entwicklung eines
    tive und nachhaltige Dienstleistungen entwickeln. So erfüllen
                                                                       nachhaltigen Innovations­Netzwerks von Kommunen und
    insgesamt 13 Projekte zumindest Teilaspekte der Leitinitiative
                                                                       Hochschulen, das neue E­Government­Dienste testet und im­
    „Digitale Agenda für Europa“.
                                                                       plementiert sowie Mobile Dienste („Die Drahtlose Stadt“) und
                                                                       Bürgerbeteiligungen zur städtischen Entwicklung in diesem
                                                                       Bereich plant. Dabei sollen nicht nur stadtplanerische Aspekte
    KMU & IKT
                                                                       insbesondere im Quartiersmanagement berücksichtigt, son­
    Das Projekt INNOTRAIN IT in Mitteleuropa vermittelt klei­          dern auch lokale KMU in die Planung eingebunden werden.
    neren und mittleren Unternehmen das nötige Wissen, um
                                                                       Kooperationsraum: Nordsee, Förderzeitraum: September 2008 bis
    IT­Service­Management (ITSM) einzusetzen und so das                August 2011; Gesamtbudget: 6 731 815 Euro, EFRE: 3 016 78 Euro,
    Innovationspotenzial des Unternehmens zu stärken. ITSM             Kofinanzierung: 3 016 783 Euro; 13 Projektpartner, Lead Partner:
    kann Geschäftsprozesse, Online­Marketing und Wissensma­            Intercommunale Leiedal (BE), weitere Partner aus Deutschland,
                                                                       Niederlande, Norwegen, Schweden und dem Vereinigten Königreich;
    nagement verbessern und gilt als Triebkraft für Innovationen       www.smartcities.info
    in KMU. Damit Unternehmen diese Möglichkeit auch nutzen
    können, entwickeln die Projektpartner eine gemeinsame
                                                                       Immer mehr ältere Menschen und chronisch Kranke stellen
    Online­Trainingsplattform zur Schulung von Mitarbeitern. Die
                                                                       das öffentliche Gesundheitswesen vor große Probleme. Die
    Etablierung eines transnationalen Clusters ermöglicht den
                                                                       Gesundheitsversorgung durch IKT (eHealth) kann Lösungen
    Wissenstransfer zwischen den relevanten ITSM­Akteuren in
                                                                       für effizientere Leistungen bieten. Noch fehlen jedoch das
    Mitteleuropa. Zudem werden Hindernisse bei der Innovations­
                                                                       Wissen und die Akzeptanz bei Bürgern und Mitarbeitern des
    verbreitung beseitigt.
                                                                       Gesundheitswesens, um den vollen Nutzen aus eHealth­
    Kooperationsraum: Mitteleuropa, Förderzeitraum: Oktober            Dienstleistungen zu ziehen und diese weiterzuentwickeln.
    2010 bis Dezember 2012; Gesamtbudget: 1 960 140 Euro, EFRE:        Daher entwickelt das Projekt ICT for Health (Strengthening
    1 547 956 Euro; Kofinanzierung: 412 183 Euro; 12 Projektpartner,
    Lead Partner: Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg       social capacities for the utilisation of eHealth technologies in
    mbH (DE), weitere Partner aus Deutschland, Österreich, Polen,      the framework of aging population) im Ostseeraum Strategien,
    Slowakei, Tschechien und Ungarn; www.innotrain-it.eu               wie Bürger mit chronischen Krankheiten und Mitarbeiter des
                                                                       Gesundheitswesens von Gesundheitsvorsorgetechnologien
                                                                       überzeugt und im Umgang geschult werden können. In Pilot­
    Breitband-Initiativen                                              projekten werden unter anderem webbasierte Dienstleistun­
                                                                       gen für Patienten mit chronischen Herzerkrankungen erprobt,
    Das Projekt E-CLIC aus der Nordsee­Region beschäftigt
                                                                       die diesen Selbstüberwachung ermöglichen und eLearning­
    sich mit Untersuchungen zur Nutzung und Verbesserung von
                                                                       Programme zur Prävention und Behandlung bereitstellen. Die
    Breitbandanschlüssen, um im Sinne einer sinnvollen Regional­
                                                                       daraus gewonnenen Erfahrungen werden im transnationalen
    förderung vor allem strukturschwachen Räumen Wettbewerbs­
                                                                       Dialog ausgetauscht und dienen neben der Weiterentwicklung
    chancen durch moderne Kommunikationsinfrastrukturen zu
                                                                       von eHealth­Dienstleistungen der Bewusstseinsbildung bei
    schaffen. Dazu werden basierend auf dem Triple­Helix­Modell
                                                                       Patienten, im Gesundheitssektor und in der Politik.
    acht europäische Kooperationszentren im Bereich des Breit­
    band­Medienservices etabliert, die angegliedert an Hochschu­

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       BBSR­Berichte KOMPAKT                     7 / 2011
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

Kooperationsraum: Ostsee; Förderzeitraum: September 2009 bis           Mutimodale Verkehrssystem & IKT
Dezember 2012; Gesamtbudget: 3 645 621 Euro, EFRE: 2 607 918
Euro, Kofinanzierung: 720 688 Euro; 19 Projektpartner; Lead Partner:   Im Projekt AlpCheck 2 wird der Einsatz innovativer Technolo­
Fachhochschule Flensburg (DE); weitere Partner aus Dänemark,           gien und Lösungen zur Verkehrsabbildung und zur besseren
Finnland, Litauen, Norwegen, Polen und Schweden;
www.ictforhealth.net                                                   Anpassung von Angebot und Nachfrage im Güterverkehr
                                                                       gefördert. Die Projektbeteiligten entwickeln ein Transport
                                                                       Decision Support System (TDSS) für die gesamte Alpen­
Ressourcenschonendes Europa                                            region, das der öffentlichen Hand Zugang zu aktuellen und
Die Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ berei­                simulierten Verkehrsdaten bietet. Ebenso werden sowohl die
tet den Weg in eine emissionsarme Wirtschaft. Es soll das              Bewertungsverfahren als auch die Verfügbarkeit von Daten
Wirtschaftswachstum vom Ressourcen­ und Energiever­                    zu Umweltwirkungen des Straßenverkehrs im Alpenraum
brauch abgekoppelt werden, CO2­Emissionen reduziert, die               verbessert. All dies soll die Wettbewerbsfähigkeit stärken und
Wettbewerbsfähigkeit gefördert und eine größere Energie­               die Lebensqualität im Alpenraum steigern.

versorgungssicherheit unterstützt werden. Finanzierungs­               Kooperationsraum: Alpen; Förderzeitraum: September 2009 bis
instrumente der EU (z. B. Strukturfonds, FuE­Rahmenpro­                April 2012; Gesamtbudget: 3 147 300 Euro, EFRE: 2 391 948 Euro,
                                                                       Kofinanzierung: 755 352 Euro; 10 Projektpartner, Lead Partner:
gramm, EIB, TEN) und die Entwicklung marktwirtschaftlicher
                                                                       Veneto Region (IT), weitere Partner aus Deutschland, Frankreich,
Instrumente (z. B. Emissionshandel, Energiebesteuerung)                Italien und Slowenien; www.alpcheck2.eu
sollen mobilisiert werden. Zudem sollen durch Aktionspläne
zur Energie­ und Ressourceneffizienz Verbrauchs­ und Pro­              Die Partner des Projektes Ticket to Kyoto, sechs Verkehrs­
duktionsmuster geändert und die „Vision eines strukturellen            betriebe in Nordwesteuropa, erproben gemeinsam Konzepte
und technologischen Wandels“ verbreitet werden. Vor allem              zur Minderung der CO2­Emissionen im städtischen Nahver­
im Verkehrsbereich sieht „Europa 2020“ Handlungsfelder für             kehr. Neben Öffentlichkeitskampagnen, die für den ÖPNV
ein ressourcenschonendes Europa. So sollen die Verkehrs­               werben, und Trainings zum umweltbewussten Fahrverhalten
wege modernisiert, die Logistik verbessert, Intermodalität             ihrer Mitarbeiter werden Verfahren und Techniken zur Energie­
ausgebaut und IKT uneingeschränkt genutzt werden. Ziel ist             einsparung erprobt. Hierzu zählen z. B. Pilotinstallationen zur
es, Verkehrsüberlastungen und verkehrsbedingte Umweltver­              Rückgewinnung kinetischer Energie, die durch das Bremsen
schmutzungen vor allem im Stadtverkehr zu verringern.                  von U­ und Stadtbahnen entsteht, oder Installationen, um
                                                                       die Reibungswärme fahrender U­Bahnen für die Beheizung
In derzeit 91 transnationalen Projekten werden Ziele verfolgt,         der Betriebsgebäude zu nutzen. Ebenso soll der Energie­
die der Umsetzung eines ressourcenschonendes Europa                    verbrauch in Depots und Stationen durch energiesparende
dienen. Vor allem in den Bereichen Energieeffizienz und Ener­          Beleuchtungskonzepte (LED, Steuerung über Timer und
gieversorgung (23 % der bislang genehmigten INTERREG­                  Bewegungssensoren etc.) verringert werden. Durch die
Projekte) sowie Verkehrssysteme/­verlagerung und Mobilität             Verbreitung der Ergebnisse soll das Prinzip der reduzierten
(20 % der aktuellen Projekte) bietet das INTERREG B­Pro­               CO2­Emissionen als neuer Standard für öffentliche Verkehrs­
gramm eine große Bandbreite an Beiträgen. In einigen Projek­           betriebe etabliert werden.
ten werden durch Bedarfs­, Potenzial­ und Kosten­Nutzen­
                                                                       Kooperationsraum: Nordwesteuropa, Förderzeitraum:
Analysen sowie Machbarkeitsstudien grenzüberschreitende,
                                                                       September 2009 bis Juni 2013; Gesamtbudget: 12 694 715 Euro,
regionale Konzepte für eine Energieversorgung durch erneu­             EFRE: 6 347 357 Euro, Kofinanzierung: 6 347 357 Euro; 6 Projekt­
erbare und emissionsarme Energieträger entwickelt. Andere              partner, Lead Partner: STIBB (BE), weitere Partner aus: Deutschland,
                                                                       Frankreich, Niederlande und England; www.tickettokyoto.eu
Vorhaben erarbeiten transnationale Standards und Zertifizie­
rungen, um die Qualität der Energieeffizienz und ­einsparung
z. B. beim Wohnungsbau zu sichern bzw. zu steigern. Weitere            Energie und Verkehr
INTERREG­Projekte versuchen durch die Entwicklung res­
                                                                       Im Ostseeraum entwickeln zwölf Projektpartner aus acht Ost­
sourcenschonender Verkehrsangebote und ­infrastrukturen
                                                                       seeanrainerstaaten im Projekt Baltic Biogas Bus Strategien
den CO2­Ausstoß zu minimieren. Zukunftsfähige Logistiksyste­           und Instrumente, um den Einsatz von Biogas im öffentlichen
me, die den Güterverkehr optimieren, die Multimodalität aus­           Personennahverkehr zu fördern. Dadurch können im Stadt­
bauen und damit den Verkehr verlagern, können zum einen                verkehr der Ausstoß von Kohlendioxid vermindert und die
die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen verringern                Luftqualität gesteigert werden. Zudem trägt die Verwendung
und zum anderen die Erreichbarkeit verbessern und damit die            von organischen Reststoffen aus Haushalten, Restaurants,
Wettbewerbsfähigkeit der Regionen stärken.                             der Nahrungsmittelindustrie und von Kläranlagen zur Ener­

                                                                                    7 / 2011     BBSR­Berichte KOMPAKT                        9
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

     gieautarkie bei. Das Potenzial der Modellstädte aufdecken             Vertrauen der Beschäftigten und Verbraucher zu steigern, soll
     sollen: Kosten­Nutzen­Analysen sowie technologische                   die EU­Strategie zur Förderung der sozialen Verantwortung
     Machbarkeitsstudien zur Produktion von Biogas, zum notwen­            erneuert werden. Zudem muss die Wettbewerbsfähigkeit des
     digen Infrastrukturausbau und zur Umrüstung der Busflotten.           Fremdenverkehrssektors gestärkt werden.
     Ebenso werden staatenübergreifend die gesetzlichen und
     finanziellen Rahmenbedingungen verglichen. Die Partner wol­           Obwohl kleine und mittlere Unternehmen nicht Hauptzielgrup­
     len die Arbeitsergebnisse in einem Handbuch festhalten, das           pe des INTERREG­Programms sind und nur im Ausnahmefall
     interessierten Städten und Regionen die Entwicklung eigener           direkte Zuwendungsempfänger sein können, wurden bereits
     Biogas­Bus­Konzepte erleichtern wird.                                 zahlreiche INTERREG­Projekte zur KMU­Förderung initiiert.
                                                                           Unter anderem unterstützen die Projekte Internationalisierungs­
     Kooperationsraum: Ostsee; Förderzeitraum: Juni 2009 bis
     September 2012; Gesamtbudget: 4 173 255 Euro, EFRE:                   prozesse, bieten individuelle Beratungen und schulen KMU,
     2 716 721 Euro, Kofinanzierung: 734 845 Euro; 12 Projektpartner,      um z. B. die Europakompetenz der Mitarbeiter zu erhöhen,
     Lead Partner: Stockholm Public Transport Company (SE); weitere        den Zugang zu finanziellen Förderungen zu erleichtern oder
     Partner aus Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Nor­
     wegen und Polen; www.balticbiogasbus.eu                               Innovationskapazitäten auszubauen. Clusterinitiativen von
                                                                           INTERREG­Projekten reichen von der Clusterpolitik durch die
                                                                           Entwicklung rahmengebender Förderprogramme über die
     Energieeffizienz                                                      Förderung der Arbeit in und zwischen verschiedenen Clustern
                                                                           bis hin zur Unterstützung bei Clusterformierungen. Die Projekte
     In der Nordseeregion realisieren die Partner des Projektes
                                                                           decken dabei eine große Spannbreite an Branchen ab, wie die
     ANSWER zahlreiche Maßnahmen, welche die CO2­Emmis­
                                                                           Lebensmittelindustrie, Logistik, Kreativwirtschaft, Plasma­ oder
     sionen in Kommunen, Unternehmen und bei den Endver­
                                                                           die Umwelttechnologien. Andere Projekte unterstützen durch
     brauchern verringern sollen. Durch Online­Visualisierung von
                                                                           die Entwicklung von Verkehrskorridoren und die Förderung von
     CO2­Fußabdrücken und durch pädagogische Maßnahmen wird
                                                                           Entwicklungszonen den wirtschaftsnahen Ausbau der Infra­
     der Energieverbrauch bewusst gemacht. Mit dem Aufbau einer
                                                                           struktur.
     „CO2­Championsleague“ für Unternehmen, mit Effizienztischen
     und ­botschaftern für Unternehmen sowie CO2­arme Business­
                                                                           Insgesamt leisten 75 INTERREG IV B­Projekte und damit ein
     Parks werden energieeffiziente Lösungen für Gewerbe und
                                                                           Viertel aller laufenden transnationalen Projekte einen Beitrag
     Industrie etabliert. Auf diese Weise entstehen Regionen mit
                                                                           zur Umsetzung der geforderten Industriepolitik der Europa
     besonders vorbildlichen Modellvorhaben für Energieeffizienz.
                                                                           2020­Strategie.
     Kooperationsraum: Nordsee; Förderzeitraum: September 2008 bis
     August 2011; Gesamtbudget: 3 598 588 Euro, EFRE: 1 501 658 Euro,      Im mitteleuropäischen Projekt CLUSTERS-CORD (Clusters
     Kofinanzierung: 1 501 658 Euro; 13 Projektpartner, Lead Partner:
     Suffolk County Council (UK), weitere Partner aus Belgien, Deutsch­    & Cooperation for Regional Development in Central Europe)
     land, Norwegen, Schweden und dem Vereinigten Königreich;              werden Schwierigkeiten und Barrieren der Clusterentwicklung
     www.answerproject.eu                                                  innerhalb der regionalen wirtschaftlichen Sektoren Mobilität
                                                                           & Logistik, Energie & Umwelt, Unternehmensdienstleistun­
                                                                           gen, IKT, Automobilbranche & Luft­/Raumfahrt, Tourismus,
     Industrie für das Zeitalter der Globalisierung                        Gesundheitswirtschaft, Produktionstechnologie, Holzindustrie
                                                                           und Nahrungsmittel aufgedeckt und die Idee des Meta­Clus­
     Die Leitinitiative „Industrie für das Zeitalter der Globalisierung“
                                                                           ters verfolgt. Hierbei arbeiten die einzelnen Cluster­ und Netz­
     umfasst Aufgaben zur Unterstützung der Wirtschaft bei der
                                                                           werkinitiativen der verschiedenen Partnerregionen zusammen.
     Einstellung auf die Herausforderungen und Chancen der
                                                                           Erfahrene Projektpartner können so die anderen Teilnehmer in
     Globalisierung und der ökologischen Wirtschaftsweise. Neben
                                                                           Clusteridentifizierung, ­entwicklung und ­betreuung schulen.
     der Umstrukturierung gefährdeter Branchen und Reduzierung
                                                                           Als Ergebnis sollen Strategien der Zusammenarbeit in Clus­
     der Transaktionskosten im Binnenmarkt sollen Unternehmens­
                                                                           tern erarbeitet werden, die der Weiterentwicklung regionaler
     cluster entwickelt und KMU internationalisiert werden. Dazu
                                                                           Clusterpolitik dienen.
     gilt es, den Zugang aller Unternehmen zum europäischen
     Binnenmarkt und zu den internationalen Märkten zu ermög­              Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: Oktober
     lichen, unter anderem durch den Ausbau der Verkehrs­ und              2009 bis September 2012; Gesamtbudget. 1 460 334 Euro, EFRE:
                                                                           1 191 117 Euro, Kofinanzierung: 269 217 Euro; 10 Projektpartner,
     Logistiknetze. Ebenso sollen ressourcenschonende Techno­
                                                                           Lead Partner: Regional Development Agency of Usti Region (CZ),
     logien und Produktionsmethoden gefördert und die Investiti­           weitere Partner aus Deutschland, Italien, Österreich, Polen, Slowakei,
     onen in das Naturvermögen8 der EU erhöht werden. Um das               Slowenien, Tschechien und Ungarn

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         BBSR­Berichte KOMPAKT                      7 / 2011
Transnationale Zusammenarbeit und Europa 2020

Die Beteiligten des Projektes WECAN (Working together for            des kulturellen Erbes, insbesondere der Entwicklung
Economically­prosperous Communities through Assets of                touristischer Dienstleistungen, die Wettbewerbsfähigkeit und
Natural Heritage) entwicklen Strategien, wie Gemeinden in            Attraktivität der Städte und Regionen entlang der Kulturstra­
dicht besiedelten Industriegebieten Nordwesteuropas ihr              ße TRANSROMANTICA gesteigert werden soll. Ziel ist es,
natürliches Erbe nutzen können, um Wirtschaftswachstum zu            gemeinsam übergreifende Marketingansätze für Märkte mit
generieren. Unter anderem werden Instrumente und Metho­              wettbewerbsfähigen Kulturtourismusprodukten zu entwickeln.
den für die regionale Entwicklungspolitik zusammengestellt,          Dabei sollen KMU, die Schaffung von Arbeitsplätzen und
die den Entscheidungsträgern das wirtschaftliche Potenzial           die Steigerung des regionalen Einkommens gefördert und
des natürlichen Erbes ihrer Region aufzeigt und Möglichkeiten        benachteiligte Regionen mit kulturellen Zentren durch innova­
sowie Nutzen der Renaturierung von Brachflächen veran­               tive Kommunikationstechnologien verbunden werden. Hierzu
schaulicht. Um Unternehmen für den verantwortungsbewuss­             erarbeiten die Projektpartner unter anderem Maßnahmen,
ten Umgang mit dem natürlichen Erbe zu gewinnen, werden              welche die Kulturerbestätte für verschiedenen Nutzergrup­
Sponsoringmodelle entwickelt und es wird eine Stiftung               pen (Radfahrer, Wanderer etc.) erschließen. Darüber hinaus
gegründet. Außerdem wollen die Projektpartner übertrag­              werden Richtlinien für Karten und Beschilderung entwickelt,
bare Pläne erstellen, welche die Einnahmen durch Besucher            ein Audio­Guide­Portal geschaffen und Gästeführer aus­ und
steigern.                                                            weitergebildet.

Kooperationsraum: Nordwesteuropa; Förderzeitraum: Januar             Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: Dezember
2009 bis Dezember 2013; Gesamtbudget: 4 131 790 Euro, EFRE:          2008 bis November 2011; Gesamtbudget: 2 261 771 Euro, EFRE:
2 065 895 Euro, Kofinanzierung: 2 065 895 Euro; 5 Projektpartner,    1 715 923 Euro, Kofinanzierung: 545 847 Euro; 9 Projektpartner, Lead
Lead Partner: Regionaal Lanschap Kempen en Maasland (BE),            Partner: Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes
weitere Partner aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich        Sachsen-Anhalt (DE), weitere Partner aus Deutschland, Italien, Öster­
                                                                     reich und Slowenien; http://crosscultour.uni-klu.ac.at

Verkehrskorridor/Entwicklungszonen
                                                                     Agenda für neue Kompetenzen und
Das Projekt SoNorA (South­North Axis) trägt als Komponente
des Ostsee­Adria­Entwicklungskorridors dazu bei, einen zwei­         Beschäftigungsmöglichkeiten
ten europäischen Wirtschaftskernraum in Mitteleuropa zu ent­
                                                                     Die „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungs­
wickeln. Vor allem der Ausbau eines intermodalen Nord­Süd­
                                                                     möglichkeiten“ fordert eine Modernisierung der Arbeitsmärkte
Netzwerkes von der Ostsee bis zur Adria, unter Einbeziehung
                                                                     und die Befähigung der Arbeitskräfte, sich an neue Gegeben­
der Schlüsselakteure für Transportinfrastrukturen und ­dienst­
                                                                     heiten anzupassen. Dafür soll die Mobilität der Arbeitskräfte
leistungen, soll als Grundlage für die Regionalentwicklung Mit­
                                                                     und die Migrationspolitik gefördert und die Zusammenarbeit
teleuropas dienen. Hierzu werden infrastrukturelle Netzwerke
                                                                     von Sozialpartnern, Arbeitsmarkt­Institutionen etc. intensiviert
durch (zusätzliche) Verbindungen, die Nutzung verschiedener
                                                                     werden. Es gilt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
Verkehrsträger und die Berücksichtigung der Knotenfunktio­
                                                                     die Gleichheit der Geschlechter zu unterstützen sowie das
nalitäten optimiert sowie innovative Logistiklösungen für den
                                                                     Erwerbsleben zu verlängern. Informelles Lernen muss aner­
Projektraum analysiert. Das Projekt verbessert die transna­
                                                                     kannt, lebenslanges Lernen ermöglicht und der Übergang
tionale Koordinierung, z. B. um Abweichungen technischer
                                                                     zwischen verschiedenen Zweigen und Ebenen der allgemei­
Parameter oder zeitlicher Planungen zu vermeiden und so die
                                                                     nen und beruflichen Aus­/Weiterbildung erleichtert werden.
Umsetzung von Infrastrukturprojekten zu erleichtern.

Kooperationsraum: Mitteleuropa; Förderzeitraum: November             Die Projekte ET-struct und BSLN sind bislang die einzigen
2008 bis Februar 2012; Gesamtbudget: 7 098 964 Euro, EFRE:           INTERREG B­Projekte, die sich mit den Entwicklungen auf
5 551 180 Euro, Kofinanzierung: 1 547 784 Euro; 25 Projektpartner,
Lead Partner: Veneto Region (IT), weitere Partner aus Deutschland,   den Arbeitsmärkten bzw. mit den Themen grenzüberschrei­
Italien, Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien;                tender Arbeitsmärkte und Arbeitskräftemobilität konkreter
www.sonoraproject.eu

Tourismus
                                                                     (8)
Das mitteleuropäische Projekt CrossCulTour (Cross                    „Zum Naturvermögen zählen Rohstoffe wie Energieträger, Erze, andere Minera­
                                                                     lien und Wasser sowie Fläche, die als Standort für Produktions­, Konsum­ und
Marketing Strategies for Culture and Tourism for more                sonstige Freizeitaktivitäten dient“ (vgl. www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/
Attractiveness and Competiviness for Cities and Regions)             Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Umwelt/Umweltoekonomisch­
entwickelt Strategien, mit denen durch das Management                eGesamtrechnungen/Content75/UGRInfo,templateId=renderPrint.psml, zuletzt
                                                                     zugegriffen am 26.01.2011).

                                                                                    7 / 2011       BBSR­Berichte KOMPAKT                              11
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