Trio Internationale - STEREO.de
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Trio T E S T R Ö H R E N V O L LV E R S TÄ R K E R Internationale Röhrenverstärker sind ein überholtes Konzept aus dem letzten Jahrtausend? Dass dem nicht so ist, beweisen unsere Testkandidaten aus Deutschland, Griechenland und den USA auf eindrucksvolle Weise. Von Michael Lang und Tom Frantzen 30 STEREO 8/2018
W äre es nach den Erfindern begnügen, doch völlig verdrängen ließen des Transistors gegangen, sie sich nie, gab es doch immer eine treue wären die Glaskolben und die Anhängerschar, die ihnen einen natürli- mit ihnen konstruierten Geräte irgend- cheren Klang als ihren modernen transis- wann im Laufe der 50er- und 60er-Jahre torisierten Kollegen nachsagten. vom Markt verschwunden. Doch ähn- Mittlerweile sind die Konzepte verfei- lich wie die LP und die sie abspielen- nert, die Geräte betriebssicher und auch den Gerätschaften gerieten Röhren zwar die technischen Daten häufig konkur- in die Defensive und mussten sich mit renzfähig. Genug Gründe, sich mit drei einem kleinen Stück vom Umsatzkuchen herausragenden Modellen zu befassen. Wir haben für Sie getestet: Lua 4545 GS.autobias NOS 32 Tsakiridis Aeolos Plus 34 VAC Sigma 170iQ 36 8/2018 STEREO 31
T E S T R Ö H R E N V O L LV E R S TÄ R K E R Metall-Fernbedienung mit hochwertigen Schaltkontakten und Bias-Einstellung. LUA macht den Stich Das macht Helmut Lua so schnell keiner nach: Ein Produkt durch konstante Modellpflege auch nach 20 Jahren zeitgemäß dastehen zu lassen, ist schon etwas Besonderes. A llzu häufig findet man die Pro- geknausert wird, um in der Produktion mit den in China gefertigten amerikani- dukte von Helmut Lua nicht wieder ein paar Cent einzusparen“, erläu- schen Jolida-Röhrenverstärkern zu befas- mehr im deutschen Fachhandel tert er. In den Auktionshäusern dieser sen und diese in Deutschland zu vertrei- – leider, wir wir nach unseren aktuellen Welt, und zwar den realen, nicht den vir- ben, wurde ihm schnell bewusst, dass Erfahrungen wieder einmal sagen müssen. tuellen, fühlt er sich genauso zuhause wie diese Geräte fehlerhaft konstruiert und an Denn was der gebürtige Rheinländer, der in seiner Werkstatt, die mit Messgeräten vielen Stellen mit unterdimensionierten seit vielen Jahren am Bodensee lebt und im Wert von mehreren Hunderttausend und minderwertigen Bauteilen gebaut dort auch produziert, mit der aktuellen Euro ausgestattet ist. Dort misst er aber waren. Da die Amerikaner auf seine Ver- Version seines Einsteigerverstärkers 4545 nicht nur Röhren, sondern auch andere besserungsvorschläge und Forderungen auf die Röhrensockel gestellt hat, ist nicht Bauteile – und natürlich am Ende der Fer- nicht eingingen, beschloss er, die Dinge nur klanglich, sondern auch vom kons- tigung auch die kompletten Geräte. Wich- selbst in die Hand zu nehmen. truktiven und fertigungstechnischen Hin- tig für ihn ist neben dem Klang die Zver- Seither bezieht er die „Rohkarosse“ tergrund bemerkenswert. Lua, der bereits lässigkeit. Mit all den andernorts häufig aus Fernost, um dann Gerät für Gerät vor Jahrzehnten bei Telefunken für For- auftretenden Wehwehchen und Röhren, in penibler Handarbeit am Bodensee schung und Entwicklung zuständig war, die nach wenigen Monaten den Geist auf- mit seinen Ansprüchen an Klang, Qua- ist ein ziemlich penibler Zeitgenosse. Da geben, will er seine Zeit nicht vertun. lität und Zuverlässigkeit in Einklang zu erstaunt es nicht, dass er den gesamten bringen. Die klanglichen Ergebnisse sind Weltmarkt beobachtet, um an besondere Gerüchte und Fakten jedenfalls, wie wir später noch hören wer- Röhrenschätze aus alten Beständen (NOS) Als Lua in den späten 90er-Jahren, nach- den, bemerkenswert. heranzukommen. „Die Fertigungsquali- dem er schon seit 1983 Lautsprecher pro- Kluges Temperaturmanagement, tät war früher einfach deutlich besser als duziert und sich einen hervorragenden beste und selektierte Bauteile sowie heutzutage, wo an allen Ecken und Enden Ruf damit erarbeitet hatte, begann, sich zwei hochwertige, extrem breitbandige 32 STEREO 8/2018
Streng selektierte NOS-Röhren, saube- rer Aufbau, sparsame Ausstattung, kluge Detaillösungen – der Lua ist ausgereift und klanglich ein Riese. Hashimoto Schnittband-R-Transforma- toren mit hoher Effektivität und sehr geringer Ausstrahlung von Brumm- störungen auf andere Bauteile zählen ebenso dazu wie die kostspieligen Hoch- volt-Kondensatoren von Philips und edle WIMA MKP-Polypropylen-Kondensato- ren. Auch selten zu finden: doppelseitig kaschierte Platinen mit 70µ Kupfer pro Seite und einem 7µ dicken Goldüberzug. Und dass die Röhrensockel aus Keramik sind – wer hätte anderes erwartet? Zugunsten verbesserter Signalführung und Übersprechdämpfung hat der Tau- sendsassa Lua das Platinenlayout noch- mals überarbeitet. Und wer jemals das zweifelhafte Vergnügen hatte, ein mecha- nisch und elektrisch vertrackt konstru- iertes Gerät reparieren zu müssen, wird am servicefreundlichen Lua ebenfalls seine Freude haben – Platinentausch in Röhrendaten werden gespeichert. Die 15 Minuten erledigt. Alle Bauteile an die- ganze Raffinesse, mit der Lua hier vor- sem Gerät sind besonders streng selek- geht, würde den Rahmen dieses Berichts tiert und auf Langlebigkeit ausgelegt – sprengen, aber Interessierte mit etwas animieren. Eine Entscheidung, die wir und das zu einem bodenständigen Preis. Zeit können sich gern per Telefon an Hel- keine Sekunde bereut haben. Das Ding mut Lua wenden. Er erklärt die Vorzüge spielt so kraft- und druckvoll, dass es Autobias ist das Herzstück seiner Ideen gern, ausführlich und ver- seine kompakten Abmessungen und Besonders stolz ist Lua aber auf seine ständlich. die gut 40 Watt pro Kanal an der DALI vollautomatische Autobias-Schaltung. Statt uns weiter mit all den technischen Epicon 6 ebenso Lügen strafte, wie an Sie ist zu 100 % vom Signalweg ent- Besonderheiten dieses wirklich bemer- einigen anderen Boxen, solange diese koppelt und hat keinerlei negative, son- kenswert klug und konsequent entwi- einen ordentlichen Wirkungsgrad auf- dern ausschließlich positive klangliche ckelten Amps zu befassen, zogen wir es zuweisen hatten. Lange nicht gehört Eigenschaften, versichert Lua. Sämtliche vor, ihn mittels der Metall-Fernbedie- hatten wir Sara K. Die Gänsehaut, die bei der Bias-Kalibrierung gemessenen nung zum klanglichen Stelldichein zu sich bei „Gypsy Eyes“ einstellte, signali- sierte, dass das ein Versäumnis war und welch tolle Künstlerin sich da in die Pri- vatheit zurückgezogen hat. Luftig und plastisch, wie man es nicht alle Tage zu hören bekommt, stand sie beinah im Raum. Und auch die nächsten Durch- gänge, ob mit Klassikern wie Red Norvo, ein echtes Gänsehaut-Live-Erlebnis, oder dem „Concerto de Aranjuez“ – der Amp vom Bodensee soff niemals ab, sondern behielt immer den Kopf oben und signa- lisierte, dass er auch in schwierigen Situ- ationen nicht aufsteckt. Lua hat mit dem aktuellen 4545 einen echten Trumpf aus dem Ärmel gezogen. Luas Rücken: vier Cinch-Eingänge; Abgriffe für Vier- und Acht-Ohm-Boxen; Netzphasenkontrolle 8/2018 STEREO 33
T E S T R Ö H R E N V O L LV E R S TÄ R K E R Kleiner Koloss Der Kunst- stoff-Fernbedie- nungsgeber wirkt etwas pragmatisch, Satte 20 Kilogramm bringt der kompakte Grieche „Aeolos Plus“ er steuert Lautstärke und Eingangswahl. aus dem Hause Taskiridis auf die Waage. Dafür verlangt man mehr als moderate 1900 Euro – wie geht das? T sakiridis Devices wurde 1989/90 Pentoden- und Trioden-Betrieb straffer erscheinen. Der Eingriff beein- von den Geschwistern Kostas und umschaltbar sind und zudem gleich flusst natürlich Klirr und Dämpfung. Odysseus Tsakiridis gemeinsam zwei umschaltbare Einstellungen für Man sollte das ausprobieren und im mit ihrem Vater gegründet. Die Verstär- die Gegenkopplung bieten – Low und unmittelbaren Zusammenhang mit den ker entstehen nach wie vor im griechi- Normal. Außerdem informieren zwei zu betreibenden Lautsprechern ermitteln schen Familienbetrieb in Handarbeit und attraktive, runde VU-Meter über die und entscheiden, womöglich sogar hin werden in Deutschland von Audioplan Bias-Einstellung, die via Trimmpoten- und wieder je nach Musik wechseln. Frei- betreut, wo man für den guten Riecher in tiometer feinfühlig möglich ist. Um den lich sind die Kippschalter bei aufgeheiz- Sachen Klangqualität bekannt ist. Blick darauf freizugeben, wird man wohl ten Röhren nur mit spitzen Fingern und Kostet das Basismodell des „Aeolos“ den vorgeschriebenen Hitzeschutzkäfig entsprechender Vorsicht zu bedienen. mit vier EL34 (6CA7) um 1600 Euro, sogleich entfernen, es sei denn, man hat Die gebotenen Möglichkeiten bedeu- werden für das hier getestete „Aeolos Kinder oder vorwitzige Haustiere. ten – ähnlich schaltbaren Filtern bei Plus“-Modell mit vier 6550 als Endröh- manchem CD-Spieler – gleich vier leicht ren rund 1900 und für die insgesamt Vier Betriebsmodi unterschiedliche Klangbilder, allerdings noch etwas aufwendigere Version „Aeo- Toll an diesem Verstärker fanden wir die zum nur einmalig zu zahlenden Preis! los Ultra“ 2750 Euro fällig. Verblüffend ungeahnte Flexibilität. Wenn es um ein Das ist, wohlgemerkt, keine Spielerei, günstig bleibt es im Portfolio des Anbie- Maximum an Ausgangsleistung geht, sondern wohldurchdachte Technologie ters sogar bei den lieferbaren Mono-End- wird man wohl den Pentodenbetrieb und ein begrüßenswertes Ausstattungs- stufen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wählen, während die Betriebsart Triode merkmal. natürlich Programm. bei den Fans besonders farbiger, audio- Bevor die glühenden 6550-Endröhren Gemeinsam ist allen Aeolos-Ausfüh- philer Wiedergabe beliebt ist. Etwas mehr via großzügig dimensionierter Über- rungen, dass sie zwischen (Ultralinear-) Gegenkopplung lässt das Klangbild etwas trager aber die Schallwandler befeuern 34 STEREO 8/2018
Triode/Pentode und zwei Gegenkopp- lungsoptionen: Im Grunde beinhaltet der „Plus“ vier unterschiedlich klingende Verstärker. Der spiegelsymmetrische Aufbau ist sehr sauber und akkurat gemacht. dürfen, nehmen sich je Kanal zwei pa- der doppelseitigen Platine. Auch wenn die der antiken Denker und Erfinder zei- rallel geschaltete Doppeltrioden ECC83 Lautsprecherklemmen keine bekannte gen, was er kann. Tatsächlich ist das eine sowie eine ECC82 als Phasensplitter- Markenware sind, sie wirken absolut ganze Menge an Opulenz und Kraft, die stufe des Signals an. Selbstredend sind prima, und die Ausgangsübertrager sind er mit Yellos dynamisch-räumlichem alle Röhren gematcht. auf hohe Bandbreite ausgelegt – daher das Klanggemälde „The Expert“ bewies. Auf unterschiedliche Impedanzabgriffe beträchtliche Gewicht. Als Triode mit geringer Gegenkopp- verzichteten die Griechen bei ihrem Voll- Das zentral auf der Frontplatte sitzende lung besonders vollmundig, saftig und verstärker, nicht aber auf die korrosions- Lautstärkepoti stammt vom Spezialis- farbenprächtig, mit höherer Gegenkopp- feste Vergoldung der kräftigen Cinch- ten Alps. Und auch im Innern geht es lung etwas straffer und schlanker und als buchsen. Überhaupt wirkt der Aufbau sehr hochwertig und überraschend auf- Pentode geradliniger und strukturierter, sehr robust und materialintensiv, gespart geräumt zu. mit schnellem Punch schon fast an char- wurde offenbar nicht. So finden sich im mantere Halbleiterkollegen erinnernd Trafo auch kanalgetrennte Hochspan- In medias res ging der Aeolos Plus ans Werk. Die vier nungswicklungen, Nichicon-Elkos im Im kleinen STEREO-Hörraum musste verschiedenen Schaltungscharakteristika Netzteil oder Metallfilmwiderstände auf der Amp aus dem wunderschönen Land machen sich also klar bemerkbar. Die Abbildung ist groß und tief, gut gestaffelt, die Pegelfestigkeit und Auto- rität auch in den unteren Lagen beein- Der Vollver- druckend. Auch die Neat Xplorer, die wir stärker bietet vier eigentlich als nicht optimal für Röhren Hochpegelquellen ansehen, führte er sehr gut und mit sou- Anschluss, die veränem Zügel durch die Partituren. Und Ausgangsübertrager an einer B&W 702S2 und gar einer DALI haben nur einen Epicon 6 bereitete er uns viel Spaß. Abgriff für alle 1900 Euro sind für die meisten von Lasten. uns spürbar viel Geld – aber für einen so prächtigen Vollverstärker ist es im rea- listischen Vergleich tatsächlich doch eher wenig. Kaum ein Mitarbeiter hier hätte den Aeolos nicht auf den fast doppelten Preis geschätzt. Dieser Tsakiridis ist ein schon unmoralisch anmutendes und sehr verführerisches Angebot, die Ersparnisse nachhaltig zu investieren! 8/2018 STEREO 35
T E S T R Ö H R E N V O L LV E R S TÄ R K E R Von einfacher Kein Poser Machart zeigt sich die Fernbedienung aus Kunststoff: Laut/leise, Muting – das war´s. Ein Amerikaner, wie er im Buche steht, also Hauptsache auffallen? Nur auf den ersten Blick, denn hinter der imposanten Erscheinung des VAC 170iQ verbirgt sich kluge, detailverliebte und teils auch sehr filigrane Technik. A ls ich Kevin Hayes, Entwicklungs- Für den Einstieg in Deutschland haben Leistungsröhren problemlos arbeiten und leiter und Inhaber des amerikani- wir uns für das Einstiegsmodell der aktu- der noch zu erklärende „iQ-Schaltkreis“ schen Verstärkerherstellers VAC ellen Produktpalette entschieden: einen seiner Tätigkeit der Bias-Kontrolle und – das Kürzel steht für Valve Amplifica- Vollverstärker, der beim Händler des Ver- Einstellung nachkommen kann. Sobald tion Company – vor einigen Jahren auf trauens rund 11.000 Euro kosten wird. die Bias-Regelung alternde Röhren einer Messe in den USA kennenlernte, Das ist ganz sicher eine Preisklasse, wo erkennt, ihre Arbeitspunkte aber noch so überraschte er mich aufs Angenehmste: die meisten von uns erstmal tief durchat- weit nachregeln kann, dass sie einwand- Inmitten all des Trubels und der markt- men müssen und sich dann die Frage frei arbeiten, leuchtet eine grüne LED. schreierischen Konkurrenz verstand er es, stellen, ob es denn in diesem Preisseg- Erst wenn gar nichts mehr geht oder eine mit leisen, kompetent und mit sanftem ment nicht bereits eine (zu) große Aus- Röhre defekt ist, schaltet sich der kluge Humor vorgetragenen Äußerungen zu wahl an Alternativen gibt, und welche Verstärker ab, um eventuellen weiteren seinen Röhrenverstärkern zu beeindru- Besonderheiten denn der Sigma 170 iQ Schaden vom Gerät abzuwenden, und cken und mich zugleich leicht betrübt zu bieten hat, um sich im Wettbewerb mit signalisiert das mit einer roten LED. weiterziehen zu lassen, denn so hochwer- den Platzhirschen wie den Exoten seine tig und verlockend die Verstärker auch Position zu ergattern. Äußerlich sorgen Ausstattung und Optionen waren, kam ein Test nicht infrage, weil eine mehr als solide Anfassqualität und Auf der Rückseite verfügt unser VAC es keinen deutschen Importeur gab. Das das beträchtliche Gewicht für einen ver- über einen XLR- und drei Cinch-Ein- hat sich nun glücklicherweise geändert, trauenerweckenden ersten Eindruck. gänge, von denen einer optional mit seit der diesjährigen HighEnd kümmert Ein Ausstattungswunder ist der VAC einem schaltbaren Phonozweig für MM- sich Ibex Audio um den Verkauf und, für nicht, aber erstaunlich vielseitig ist und MC-Systeme bestückt wurde. Die den Fall, dass ein Service nötig sein sollte, er trotzdem. So zeigt er an der Front Widerstände für die leisen MC-Systeme auch um die Wiederinstandsetzung. mit vier LEDs an, ob die eingesetzten können in drei Stufen an der Oberseite 36 STEREO 8/2018
Ein etwas wild aussehender Mix aus Platinen und einigen Kabeln. Die Qualität der Bau- teile ist durchgehend hoch. des VAC angepasst werden; hier erfolgt auch die Umschaltung zwischen MM und MC. Zusätzlich finden sich auf der Rück- seite noch Ausgänge für den Anschluss einer Endstufe oder eines Subwoo- fers sowie eine Durchschleifoption für Heimkinofans. Das Paket wird abgerun- det durch die verschiedenen Abgriffe für Lautsprecher. Es lohnt sich in jedem Fall, mit allen drei angebotenen Optionen zwi- schen vier und 16 Ohm zu experimentie- ren, um das klangliche Optimum heraus- zuholen. Sämtliche Buchsen sind massiv und von hoher mechanischer Qualität. Ein Mute-Schalter an der Front und eine Kunststoff-Fernbedienung zur Lautstär- keregelung und für Muting seien auf Aus- stattungsseite der Vollständigkeit halber noch erwähnt sowie das austauschbare Netzkabel – eine Möglichkeit, die Sie bei diesem Verstärker sehr ernsthaft ins Auge fassen sollten, um das Klangpo- Glaubenskrieg „Über-alles-Gegenkopp- pragmatischen Seite und verwendet ein tenzial vollends ausschöpfen zu können. lung oder nicht“ hält er nichts, ein gering selektiertes, motorgetriebenes, blaues Einer der Punkte, die mich auch dies- dosiertes Maß der verzerrungsmindern- Alps-Poti. Nach seinen Hörerfahrungen mal beim Aufeinandertreffen mit Mr. den Medizin gibt er all seinen Kreationen klingt es damit besser als mit jeder elekt- Hayes in Erstaunen versetzte, war sein mit auf den Weg. Vielleicht haben Sie ja ronischen Lösung, die ihm bisher unter völlig undogmatischer Umgang mit der auch schon davon gehört, dass Punkt- die Ohren gekommen ist. Das glaubt man Art, wie er seine Verstärker konzipiert. zu-Punkt-Verdrahtung einer platinen- ihm umso mehr, wenn man sieht, dass Da muss es nicht eine ganz bestimmte bestückten Lösung überlegen sein soll? auch in seinen teuersten Vorverstärkern Röhre sein, und eine gerade gehypte wie Auch hier bleibt Hayes auf dem Teppich. ein Poti zum Einsatz kommt – wenn auch die KT 150 schon gar nicht. Im iQ 170 Neben einigen sauber bestückten Platinen eines, das ihn bereits im Einkauf knapp kommen vier russische KT 88 Gold Lion finden sich auch diverse, in ihrem Verlauf 1500 Dollar kostet. Fragen Sie mich jetzt zum Einsatz, die bei VAC geprüft, gemes- recht wild anmutende Kabel im Inneren bitte nicht, welcher Betrag dann für den sen und nach verschiedenen Parametern des 170ers. Auch bei der Lautstärkerege- kompletten Vorverstärker den Besitzer sortiert gematcht werden. Auch vom lung zeigt sich der Amerikaner von seiner wechselt ... Bauteile werden gehört Es gibt nicht wenige Entwickler in der HiFi-Welt, die ihre Produkte am Com- puter entwerfen, sich Bauteile in der ins Budget passenden Qualität dazubestellen und mit dem Resultat ins Messlabor wan- dern, um sich dort die Richtigkeit ihrer theoretischen Überlegungen bestätigen zu lassen. Diverse Ungereimtheiten auf der Messbank lassen sich dann mit über- schaubarem Aufwand noch glattbügeln. Dann hört man sich das Resultat an, und bei Zufriedenheit geht es danach in die Produktion. So einfach macht man es sich Massive Buchsen an der Rückseite und getrennte Abgriffe für Lautsprecher mit vier, acht oder 16 bei VAC nicht. Wenn das Konzept steht Ohm Nennimpedanz, die gefahrlos ausprobiert werden können und erste Hörproben erfolgversprechend 8/2018 STEREO 37
T E S T R Ö H R E N V O L LV E R S TÄ R K E R Die Class-A-Phonostufe ist komplett als Triodenschaltung umgesetzt, klingt exzellent und wird für MC-Systeme rauscharm von einem extrem hochwer- tigen Übertrager um 20 dB verstärkt. verlaufen sind, tauscht man punktuell wird mit dem VAC 170 mal wieder Bauteile in manchen Baugruppen aus und eines Besseren belehrt. Ein Dämpfungs- wiederholt diesen Prozess so lange, bis faktor im dreistelligen Bereich deutet man sich sicher ist, innerhalb des gegebe- messtechnisch an, was klanglich mög- nen Rahmens den bestmöglichen Klang lich ist. Die schwebende Eleganz, mit erzielt zu haben. Ein zeitintensiver Pro- der selbst kraftraubende Stücke wie „If I zess, ja, aber wenn wir mal unterstellen, Only Could“ von der Blues Company in dass bei VAC Menschen mit geschulten den Raum gehauen werden, ohne dabei Ohren arbeiten, ein erfolgversprechender. ordinär oder unsauber zu klingen, bringt auch gestandene und kraftvolle Transis- Die Sache mit dem Bias tor-Konkurrenz ins Schwitzen – und die Das Besondere an der VAC-Bias-Schal- Zuhörer ins Grübeln. Doug MacLeods tung ist, dass sie den Ruhestrom auch „Rosa Lee“ klang intensiv, rhythmisch bei sich ändernden Wärmeverhältnis- – in unserem Fall unter anderem an einer präzise und packend, im Bass mit der sen der Röhren, variierender Netzspan- unserer Referenzen, der 800er B&W. richtigen Mischung aus Punch, Akkura- nung, unterschiedlichen Lautstärken Nach einer gebührenden Einspielzeit tesse und Swing. Bei Außentemperatu- und schließlich auch alternden Röhren von knapp 100 Stunden im Hörraum ren von knapp 30° hörte sich Lyn Stan- in Echtzeit mit einbezieht, also weitere offenbarten bereits die ersten Töne, dass leys Erzählung über „A Summer Place“ Parameter, als nur die Röhre im Ruhe- da jemand nicht nur sein Handwerk nachvollziehbarer denn je an. zustand ohne Musik einmal zu messen. versteht, sondern ein echter Klang- Doch auch im Bereich Pop und Rock Dieses System hat sich Hayes, der seine künstler am Werk war. Die Leichtig- ließ sich der VAC durch nichts erschüt- Firma 1990 gründete, patentieren lassen. keit, mit der Johnny Cash bei „One“ in tern, selbst bei hohen Pegeln, zu denen Der neben einem immer optimalen Klang den Raum geradezu hineinprojiziert die B&W wie die DALI Epicon 6 ohne schönste Effekt dieses Systems ist eine wurde, war außergewöhnlich. Und weil mit der Wimper zu zucken fähig sind, deutlich längere Lebensdauer der Röhren. sich die STEREO Hörtest-LP II über die blieb der Amerikaner locker und gelas- sehr rauscharme, aber umso klangstär- sen. Gute Popmusik, meist nicht eben für Großes Kaliber kere Phonostufe über den Transrotor geniale Aufnahmetechnik bekannt, ging Wenn ein Verstärker sich im fünfstelligen Rondino Nero mit hauseigenem Figaro- mit den Eurythmics voll unter die Haut. Preisbereich tummelt und vom Hersteller Tonabnehmer so faszinierend in unser Der Akkordarbeiter unter den Rock- nicht ausdrücklich für ganz bestimmte Ohr schmeichelte, ließen wir die Digi- musikern, Joe Bonamassa, diesmal live Lautsprecherkonzepte empfohlen wird, talquellen fast vollständig links liegen. mit Interpretationen englischer Blues- muss er sich an gängigen, hoch- und Wer behauptet, Röhren-Amps hät- legenden im „Old Royal Naval College“ höchstwertigen Lautsprechern beweisen ten keine Kontrolle über Lautsprecher, unterwegs, sauste unermüdlich über die Gitarrensaiten, um seinen Anspruch auf den Titel des „Speedmaster“ zu unter- mauern. Dem VAC gelang es dabei, der leicht ins Sterile und Technische abkip- penden Musik Seele einzuhauchen und zu vermitteln, dass das Publikum trotz oder vielleicht gerade wegen der Tech- nikverliebtheit des aktuellen Gitarren-Su- perstars restlos begeistert war. So wie wir vom VAC iQ 170. Stabile Kippschalter für Ein/Aus, Muting und die Heimkino-Funktion, jeweils mit einer LED angezeigt 38 STEREO 8/2018
LUA 4545 GS AUTOBIAS NOS TSAKIRIDIS AEOLOS PLUS VAC SIGMA 170I IQ LIMITED um 1900 € ab 10990 € um 3800 € (Phono MM/MC optional, 1590 €; Maße: 29 x23 x46 cm (BxHxT) Maße: 29 x 23 x 46 cm (BxHxT) XLR-Eingang 890 €; Garantie: 3 Jahre Garantie: 2 Jahre Glas-Röhrenkäfig nach CE-Norm: 890 €) Kontakt: Audioplan Kontakt: LUA Maße: 46 x21 x48 cm (BxHxT) Tel.: +49 7246 1751, Tel.: +49 7554 8840, Garantie: 2 Jahre www.audioplan.de www.lua.de Kontakt: Ibex Audio Für den Preis unglaublich gefertigter und Tel.: +49 7321 25490, www.ibex-audio.de Hinter der eher schlichten Optik verbirgt klingender 20-kg-Röhrenvollverstärker, sich Spitzentechnik und hochwertige, streng Ein extrem starkes Debüt auf dem deutschen der sich zwischen Triode/Pentode und selektierte Bauteile. Die NOS-Röhren klin- Markt feiert der US-Röhrenspezialist mit die- zwei unterschiedlichen Gegenkopplungen gen in diesem Konzept ausgezeichnet. Die sem klanglich herausragenden Vollverstär- umschalten lässt und so gleich vier ver- Ausstattung ist spartanisch, der Klang umso ker, der auch anspruchsvolle Lautsprecher schiedene Klangeigenschaften zulässt. Sehr opulenter. problemlos antreibt. Exzellente optionale überzeugend! MESSERGEBNISSE Phonostufe. MESSERGEBNISSE MESSERGEBNISSE Dauerleistung (8 Ohm / 4 Ohm) 40 W/38 W Dauerleistung (8 Ohm / 4 Ohm) 42,3 W/36,9 W Impulsleistung 4 Ohm (1kHz) 48 W Dauerleistung (8 Ohm / 4 Ohm) 64 W/62 W Impulsleistung 4 Ohm (1kHz) 98,2 W Klirrf. bei 50mW/5W/1dB Pmax 0,03 %/0,1 %/0,2 % Impulsleistung 4 Ohm (1kHz) 80 W Klirrf. bei 50mW/5W/1dB Pmax 0,04 %/0,4 %/0,9 % Intermod. 50mW/5W/1dB Pmax 0,05 %/0,2 %/>5 % Klirrf. bei 50mW/5W/1dB Pmax 0,08 %/0,1 %/0,2 % Intermod. 50mW/5W/1dB Pmax 0,01 %/0,18 %/0,7 % Rauschabstand bei 50mW/ 5W 67 dB/70,5 dB Intermod. 50mW/5W/1dB Pmax 0,08 %/0,1 %/0,2 % Rauschabstand bei 50mW/ 5W 66 dB/82 dB Dämpfungsf. an 4 Ohm (63Hz/1kHz/14kHz) 5,9/5,9/5,6 Rauschabstand bei 50mW/ 5W 63,7 dB/80,2 dB Dämpfungsf. an 4 Ohm (63Hz/1kHz/14kHz) 3,1/3,1/3,4 Obere Grenzfrequenz (-3dB/4Ohm) >80 kHz Rauschabst. Phono MM (5 mV für 5 Watt) 70,1 dB(A) Obere Grenzfrequenz (-3dB/4Ohm) 48 kHz Übersprechen Line 1 > Line 2 68 dB Rauschabstand Phono MC (0,5 mV für 5 Watt)68,7dB(A) Übersprechen Line 1 > Line 2 68 dB Gleichlauffehler Volume bei -60dB 0,1-0,4 dB Dämpfungsf. an 4 Ohm (63Hz/1kHz/14kHz) 66,3/50/142 Gleichlauffehler Volume bei -60dB 80 kHz Leistungsaufn. Stby/Leerl. (bei) /107 W(222,5 Volt) LABOR-KOMMENTAR: Wie Übersprechen Line 1 > Line 2 70,2 dB Netzphase von Lua gewohnt, sind die LABOR-KOMMENTAR: am Testgerät Netzphase Solide Ausgangsleistungen Gleichlauffehler Volume bei -60dB 1,2 dB Messergebnisse sehr gut bis am Testgerät hervorragend. Erst an der Leistungsgrenze steigen mit Impulsreserven bis Leistungsaufn. Stby/Leerl. (bei) /215 W(223,5 Volt) die Verzerrungen deutlich an, darunter sind sie knapp 100 Watt je Kanal, gute Verzerrungs- und Netzphase LABOR-KOMMENTAR: sehr gering, die Bandbreite hoch. Dämpfungsfaktor befriedigende Rauschwerte, leicht knappe Kanalt- am Testgerät Ordentlich Leistung, röhrentypisch gering. Beeindruckend: die Gleichlauf- rennung (allerdings bei zehn Kilohertz). Sehr guter geringe Verzerrungen, kaum präzision des Potis. Kanalgleichlauf, kaum Übersprechen und fast 50 Rauschen, hohe Bandbreite und für einen Röhrenver- Kilohertz Bandbreite. stärker enormer Dämpfungsfaktor. AUSSTATTUNG AUSSTATTUNG AUSSTATTUNG Vier Cinch-Eingänge, eine Metallfernbedie- Fernbedienung, vier Hochpegeleingänge, ein Vier Eingänge, einer optional mit Pho- nung, die rückwärtige Netzphasenanzeige fixer Ausgang (Tape), Anschluss für ein Paar no-MM/-MC; XLR-Eingang gegen Aufpreis; und ein Standby-Schalter; Autobias-Schal- Lautsprecher, VU-Meter, Biaseinstellung Pre-Out, Heimkinoschleife; Fernbedienung; tung möglich vollautomatische Biasregelung KLANG-NIVEAU 82% KLANG-NIVEAU 75% KLANG-NIVEAU 98% PREIS/LEISTUNG PREIS/LEISTUNG PREIS/LEISTUNG ★★★★★ ★★★★★ ★★★★★ SEHR GUT EXZELLENT SEHR GUT 8/2018 STEREO 39
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