Umgang mit psychisch beeinträchtigten Beschäftigten - Handlungsleitfaden für Führungskräfte - DGUV ...

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206-030
                 DGUV Information 206-030

                 Umgang mit psychisch
                 beeinträchtigten
                 Beschäftigten
                 Handlungsleitfaden für Führungskräfte

September 2020
kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen
eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage al-
len Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de

Impressum

Herausgegeben von:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40, 10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-9876
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

Sachgebiet Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt
des Fachbereichs Gesundheit im Betrieb der DGUV

Dr. Fritzi Wiessmann (Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft ­Post-Logistik
­Telekommunikation); Heike Merboth (Unfallkasse Sachsen); Gudrun Wagner
 ­(Berufsgenossenschaft Holz und Metall)

Fachliche Unterstützung zum Kapitel 6 „Arbeitsrechtliche Aspekte“:
Herr Konrad Kraft (Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft ­Post-Logistik Telekom-
munikation); Frau Sabine Ernst (Deutsche Gesetzliche ­Unfallversicherung)

Ausgabe: September 2020

DGUV Information 206-030
zu beziehen bei Ihrem zuständigen ­Unfallversicherungsträger oder unter
www.dguv.de/publikationen Webcode: p206030
Umgang mit psychisch
beeinträchtigten Beschäftigten
Handlungsleitfaden für Führungskräfte

DGUV Information 206-030 September 2020
Inhaltsverzeichnis

                                                                                                                                     Seite
Anliegen und Ziel der Broschüre........................................................................................................ 5

1            Psychische Auffälligkeiten und ­psychische Störungen .....................................                                              6

2            Erkennen von psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen
             bei ­Beschäftigten...................................................................................................................... 10

3            Tipps und praktische Hilfen................................................................................................ 12

4            Rückkehr nach Krankheit in das ­Unternehmen....................................................... 18

5            Wege zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz............................................. 20

6            Arbeitsrechtliche Aspekte................................................................................................... 22

Anlage 1
Kurzbeschreibung ausgewählter psychischer Störungen..................................................... 25

Anlage 2
Leitfäden für Gesprächsvorbereitung und -durchführung..................................................... 28

4
Anliegen und Ziel der Broschüre

Während in der Vergangenheit meist die       der Arbeit einbeziehen sollte. Sie muss
physische Gesundheit zum Erhalt der          frühzeitig wahrnehmen, wenn Mitarbeite-
beruflichen Leistungsfähigkeit im Vor-       rinnen und Mitarbeiter sich in ihrem Leis-
dergrund stand, ist es angesichts grund-     tungs- und Sozialverhalten verändern,
legender Veränderungen in der Arbeits-       denn verändertes Verhalten kann ein An-
welt notwendig geworden, sich verstärkt      zeichen möglicher Überforderung und/
auch mit der psychischen Gesundheit          oder gesundheitlicher Beeinträchtigun-
von Beschäftigten auseinanderzuset-          gen sein. Es gilt, rechtzeitig zu reagieren
zen. Grund dafür sind unter anderem die      und den Betroffenen Hilfe anzubieten.
Herausforderungen der neuen Arbeits-
welt: eine Beschleunigung des Arbeits-       Der vorliegende Leitfaden will für das
handelns, eine steigende Arbeitsinten-       Thema „Beeinträchtigung psychischer
sität, die Verkürzung von Planungs- und      Gesundheit“ sensibilisieren und infor-
Handlungszeiten sowie der zuneh-             mieren. Führungskräfte sollen ermutigt
mende Einfluss von Kommunikations-           und unterstützt werden, auf psychisch
und Informationstechnologien auf die         auffällige beziehungsweise beeinträch-
Arbeit. Oftmals resultieren daraus Zeit-,    tigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Termin- und Leistungsdruck für Beschäf-      zuzugehen und diese anzusprechen. Er
tigte, Führungskräfte, Unternehmerin-        soll eine praktische Hilfestellung für den
nen und Unternehmer. Hinzu kommen            Umgang mit diesen Beschäftigten sein.
Anforderungen, die der demographische
Wandel mit sich bringt.                      Gesunde Beschäftigte braucht jedes
                                             Unternehmen. Engagiertes, achtsames
Um dies alles bewältigen zu können,          und mutiges Handeln der Führungskräf-
bedarf es zunehmend sowohl gesund-           te kann dazu beitragen, dass Beschäf-
heitserhaltender Arbeitsbedingungen          tigte über ein gesamtes Arbeitsleben ge-
als auch eines sozialkompetenten Füh-        sund, leistungsfähig und zufrieden sind.
rungsverhaltens.

Für eine menschengerechte Arbeitsge-
staltung ist in erster Linie die Führungs-
kraft verantwortlich, wobei sie partizi-
pativ Beschäftigte als Expertinnen und
Experten ihrer Tätigkeit in die Gestaltung

                                                                                       5
1        Psychische Auffälligkeiten und
        ­psychische Störungen
        Problematik und Abgrenzung

Ist das veränderte Verhalten eines Mit­     Je besser eine Führungskraft ihrer Auf-
arbeitenden nur eine vorübergehen­          gabe, ein Team zu leiten, gerecht wird,
de Laune oder ein ernstzunehmendes          umso besser kennt sie ihre Mitarbei-
gesundheitliches Warnsignal? Sind           terinnen und Mitarbeiter und umso
ihre oder seine Aggressionen ein Man­       frühzeitiger kann sie deren Verhaltens-
gel an Selbstbeherrschung, die Folgen       veränderungen wahrnehmen und an-
von erlebtem Stress oder eine Begleit­      sprechen. Spätestens handeln muss
erscheinung einer psychischen Störung?      eine Führungskraft dann, wenn das Ver-
Handelt es sich bei der deutlich nach­      halten von Beschäftigten so auffällig ist
lassenden Leistung um eine Arbeitsver­      oder wird, dass es den Arbeitsprozess
weigerung oder steckt eine Depression       beeinträchtigt und das Teamklima nega­
dahinter?                                   tiv beeinflusst.

Jede Führungskraft, die sich solche oder    Auffälliges Verhalten kann Ausdruck von
ähnliche Fragen schon einmal gestellt       psychischen Eigenheiten, psychischen
hat, weiß, wie schwer es ist, darauf eine   Beeinträchtigungen oder psychischen
zufriedenstellende Antwort zu finden.       Störungen sein. Führungsverantwort-
                                            liche müssen unabhängig von dieser
 Der Übergang zwischen psychisch ge-        Unterscheidung im Rahmen ihrer Fürsor-
 sundem, psychisch beeinträchtigtem         gepflicht und Organisationsverantwor-
 und psychisch krankem Verhalten ist        tung eingreifen und für Abhilfe sorgen.
 oft fließend. Hinzu kommt: Was man-
 che noch als normal bewerten, ist für      Um Führungskräften eine Hilfestellung
 andere schon auffällig, so dass die Ein-   zu geben, wie sie Verhaltensweisen
 schätzung „gesund“, „beeinträchtigt“       ihrer Mitarbeitenden einordnen können,
 oder „krank“ nicht selten auch von der     sollen die oben genannten Unterschei-
eigenen Sichtweise abhängig ist. Dar­       dungen nachfolgend näher beschrieben
über ­hinaus sind psychische Beein-         werden.
 trächtigungen oder psychische Störun-
 gen häufig gesellschaftlich tabuisiert
 und werden mit persönlicher Schwäche,
­Unwilligkeit und gänzlicher Arbeits­
 unfähigkeit gleichgesetzt.

6
Psychische Auffälligkeiten und ­psychische Störungen

Psychische Eigenheiten                     Psychische Beeinträchtigungen

Ist eine Beschäftigte oder ein Beschäf-    Psychische Beeinträchtigungen sind
tigter psychisch auffällig, kann es sich   mehr als nur charakterliche Besonder-
um ausgeprägte individuelle Besonder-      heiten. Sie lassen auf aktuelle psychi-
heiten im Charakter handeln, die eine      sche ­Probleme schließen, die privat
Zusammenarbeit mit dieser oder diesem      und/oder beruflich bedingt sein kön-
Beschäftigten schwierig gestalten kön-     nen. Das ­psychische Wohlbefinden ist
nen. Schnelles Aufgebrachtsein, ein bar-   beeinträchtigt, was sich unter anderem
scher Ton oder ein Einzelgängertum kön-    in Unwohlsein, Unzufriedenheit, innerer
nen solche ­Charaktermerkmale sein.        Zerrissenheit und emotionaler Aufge-
                                           wühltheit zeigen kann.

                                                                                         7
Psychische Auffälligkeiten und ­psychische Störungen

Psychische Störungen                               Klassifiziert und diagnostiziert werden
                                                   die psychischen Störungen anhand der
Der Begriff der psychischen Störung hat            ICD (International Statistical Classifi-
in der Psychiatrie und der Psychothera-            cation of Diseases and Related Health
pie den Begriff der psychischen Erkran-            Problems).
kung abgelöst. Häufig werden die Be-
griffe synonym verwendet.                          Typisch für psychische Störungen ist die
                                                   lange Zeitdauer bis zur Genesung. Die-
Bei psychischen Störungen handelt es               se Beschäftigten fallen häufig für das
sich um erhebliche Abweichungen von                Unternehmen über eine lange Zeit aus.
der gesellschaftlichen Norm im Wahr-               Je früher eine psychische Störung er-
nehmen, Denken, Fühlen und Handeln                 kannt und behandelt wird, desto erfolg-
eines Menschen.                                    reicher ist in der Regel der Genesungs-
                                                   prozess. Psychische Störungen zählen
Häufige psychische Störungen sind                  inzwischen mit zu den häufigsten Dia-
Angsterkrankungen, affektive Störungen             gnosen für Arbeitsunfähigkeit und ste-
(vor allem Depression) und die Abhän-              hen an ­erster Stelle der Ursachen für
gigkeit von psychotropen Substanzen,               krankheits­bedingte Frühverrentungen.
wie zum Beispiel von Drogen, Alkohol
und Medikamenten (vgl. Anlage 1).

8
Psychische Auffälligkeiten und ­psychische Störungen

Auf eine weitere psychische Besonder­       Erstbetreuer aus dem Kollegenkreis un-
heit soll hingewiesen werden:               mittelbar nach solchen Ereignissen
                                            Unterstützung geben.

Akute psychische Krisen                     Solche extremen Vorkommnisse sind
                                            auf alle Fälle zu dokumentieren, zumin-
Eine akute psychische Krise stellt einen    dest im Verbandbuch. Außerdem wird
psychischen Ausnahmezustand dar.            empfohlen, eine Unfallanzeige an den
Wenn jemand plötzlich extreme Ver-          Unfallversicherungsträger zu senden,
haltensweisen zeigt, die von aggressiv      auch wenn kein körperlicher Schaden
über desorientiert und verwirrt bis hin     vorliegt. Die jeweilige Berufsgenossen-
zu nicht mehr ansprechbar reichen kön-      schaft oder Unfallkasse kann nach Ein-
nen, dann kann eine akute psychische        zelfallprüfung psychotherapeutische
Krise vorliegen. Weitere Beispiele für      Hilfe bewilligen und zeitnah vermitteln,
akute psychische Krisen sind angstaus-      so dass der Entwicklung einer psychi-
lösende Panikattacken, Wahnvorstel-         schen Störung vorgebeugt werden kann.
lungen und Suizidversuche im Affekt.
Ursachen für akute psychische Krisen        Psychische Störungen und akute psy-
können Extremereignisse mit physischer      chische Krisen können krankheitswertig
und/oder psychischer Gewalt sein, mit       sein und werden oft von körperlichen
denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter      Symptomen wie Schmerzen, Schlafstö-
während der Arbeit konfrontiert werden      rungen, verstärkter Ermüdung und Er-
(zum Beispiel verbale und/oder tätliche     schöpfung begleitet.
Übergriffe, Überfälle, schwere Unfälle,
Nötigung, Erpressung, Morddrohung,
Amoklauf).

Nach solchen plötzlichen arbeitsbe-
dingten Extremereignissen kann es zu
massiven psychischen Beeinträchtigun-
gen kommen. Hilfreich für eine betrof-
fene Person ist es, wenn ausgebildete
psychologische Erstbetreuerinnen und

                                                                                           9
2      Erkennen von psychischen Gesundheits-
       beeinträchtigungen bei Beschäftigten
       Wahrnehmen von Veränderungen

Um die richtigen Maßnahmen bei auf­      Veränderungen in der
fälligem Verhalten von Beschäftigten     ­Arbeitsdisziplin
ergreifen zu können, müssen Verhal­
tensänderungen erst einmal wahr­         •   Unpünktlichkeit
genommen und erkannt werden.             •   Häufige Verspätung ohne erkenn­
Führungskräfte kennen Ihre Mitarbeite­       bare Gründe
rinnen und Mitarbeiter. Veränderungen    •   Arbeitsunterbrechungen, Pausen,
können durch Beobachtung und/oder            ­Verlassen des Arbeitsplatzes
im Gespräch festgestellt werden.         •    Unentschuldigtes Fehlen
                                         •    Verspätete Abgabe von Krank­
Verhaltensauffälligkeiten können sich         meldungen
in vielfältiger Weise zeigen. Folgen-    •    Nichteinhalten von Terminen
de Verhaltensmerkmale im Arbeits­        •    Arbeit bleibt liegen und/oder zieht
leben können Signale dafür sein, dass         sich unverhältnismäßig lange hin
Beschäftigte Probleme haben, ge-
sundheitlich beeinträchtigt oder gar
­erkrankt sind:                          Veränderungen im
                                         Leistungsverhalten

                                         •   Auffällige qualitative und/oder
                                             ­quantitative Leistungsminderungen
                                         •    Starke Leistungsschwankungen
                                         •    Hohe Fehlerquote und häufige Flüch-
                                              tigkeitsfehler
                                         •    Häufiges Nachfragen trotz langjähriger
                                              Arbeitserfahrung
                                         •    Ständiges eigenes Kontrollieren der
                                              ausgeführten Aufgaben, auch bei
                                              ­Routinearbeiten (Kontrollzwang)
                                         •     Vermeiden von bestimmten Tätig-
                                               keiten, zum Beispiel von Telefonaten
                                               und/oder persönlichen Gesprächen
                                               mit Kundinnen oder Kunden

10
Erkennen von psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen

Veränderungen im Sozialverhalten             •   Zunehmender Suchtmittelgebrauch
                                                 wie zum Beispiel Zigaretten, Alkohol
•   Vermeidung von Kontakten zu Kolle-           und M
                                                     ­ edikamente
    ginnen und Kollegen und Vorgesetzten
    (zum Beispiel in Team­besprechungen,     Wichtig: Häufig ist es nicht nur ein Merk-
    Pausen oder bei betrieblichen Feier-     mal, welches auf eine kritische Situation
    lichkeiten)                              einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbei-
•   Unangemessenes Verhalten gegen-          ters hinweist. In der Regel sind es meh-
    über Führungskräften, Kolleginnen        rere Merkmale, die das Bild abrunden.
    und Kollegen sowie Kundinnen und
    Kunden (zum Beispiel Distanzlosig-       Zusätzlich ist zu beachten, dass derarti-
    keit, Gereiztheit und Aggressivität)     ge Veränderungen bei psychisch beein-
•   Übersteigerte Reaktionen gegen-          trächtigten beziehungsweise erkrankten
    über Kritik (zum Beispiel weinen,        Mitarbeitenden auch negative Folgen
    laut ­werden)                            für die Arbeitskolleginnen und -kollegen
•   Auffallende Unzuverlässigkeit            haben können. Sie müssen gegebenen-
                                             falls Mehrarbeit leisten und/oder sind
                                             mit einem auffälligen Sozialverhalten
Darüber hinaus gibt es weitere               der Betroffenen konfrontiert.
Auffälligkeiten im Verhalten
                                             Wichtig: Eine Führungskraft ist kein
•   Außergewöhnliche Unruhe, extreme         ­Therapeut beziehungsweise keine
    Angespanntheit                            Thera­peutin. Es ist nicht Aufgabe der
•   Andauernde Traurigkeit und/oder           Führungskraft (Krankheits-)Diagnosen
    ­Niedergeschlagenheit, vor sich hin-      zu stellen. Aber es gehört zur Fürsorge-
     starrend                                 pflicht einer Führungskraft, Änderungen
•    Führen von Selbstgesprächen              im Verhalten von Betroffenen wahrzu-
•    Häufige Kurzerkrankungen                 nehmen und betriebliche Hilfsangebote
•    Verändertes Essverhalten                 aufzuzeigen. Und: Nicht jede psychisch
•    Ungepflegte Kleidung                     bedingte Beeinträchtigung von Mit-
•    Vernachlässigung der Körperpflege        arbeitenden kann von der Führungskraft
                                              wahrgenommen beziehungsweise er-
                                              kannt werden.

                                                                                         11
3       Tipps und praktische Hilfen
        Gespräche und Anlaufstellen

Wenn eine Führungskraft bei einer Mit­       Beobachtungsmerkmale sind die in
arbeiterin oder einem Mitarbeiter Ver­       ­ apitel 2 genannten Veränderungen in
                                             K
änderungen im Verhalten wahrnimmt,           der Arbeitsdisziplin, im Leistungs- und
ist es ihre Aufgabe, diese Auffälligkeiten   Sozialverhalten sowie weitere Verhal-
rechtzeitig anzusprechen und Unter­          tensauffälligkeiten.
stützungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
                                             Liegen Verhaltensauffälligkeiten vor, gilt
Ein frühzeitiges Ansprechen von Verhal-      es, möglichst schnell durch Gespräche
tensänderungen kann eine Verschlim-          mit den Betroffenen die Ursachen dafür
merung des Befindens der betroffenen         zu finden. Die Ursachen können sowohl
Person und eine unnötige Zuspitzung          betrieblich als auch privat bedingt sein.
der Arbeitssituation verhindern.             Auf der betrieblichen Seite kommen als
                                             Auslöser für psychische Gesundheitsbe-
Die dazu erforderliche Vorgehensweise        einträchtigungen zum Beispiel schlechte
kann in Betriebs- oder Dienstvereinba-       Arbeitsbedingungen, eine mangelhafte
rungen geregelt sein. Vereinbarungen         Arbeitsorganisation und/oder Fehlver-
sind sowohl für Beschäftigte als auch für    halten im sozialen Umfeld in Betracht.
Führungskräfte hilfreich, da sie Transpa-
renz, Verbindlichkeit und Rechtssicher-      Die Führungskraft ist hauptverantwort-
heit bedeuten.                               lich für die Behebung derartiger Defizite
                                             und muss gleichzeitig auf einer Verände-
Um Veränderungen wahrnehmen und              rung im Leistungs- und Sozialverhalten
ansprechen zu können, ist ein regel-         der betroffenen Mitarbeiterin oder des
mäßiger persönlicher Kontakt mit wert-       betroffenen Mitarbeiters bestehen. Sie
schätzender Kommunikation zwischen           bietet für diesen Veränderungsprozess
der Führungskraft und ihren Mitarbeiten-     ihre Unterstützung an, verweist aber
den eine unabdingbare Voraussetzung.         auch eindeutig auf die Verantwortung je-
Denn nur dann öffnen sich Betroffene         der Mitarbeiterin oder jedes Mitarbeiters
auch im Gespräch. Ohne die Bereit-           für die eigene psychische Gesundheit.
schaft von Beschäftigten, über Probleme
offen zu reden und Hilfsangebote anzu-       Offenheit auf beiden Seiten im Hinblick
nehmen, hat auch die Führungskraft kei-      auf die problematische Situation und
ne Chance, hilfreich zu intervenieren.       das Annehmen von Rückmeldungen

12
Tipps und praktische Hilfen

sind Voraussetzungen für eine gelin-      Die Führungskraft sollte sich im Vorfeld
gende Intervention. Unabhängig davon      überlegen, wie sie mit Einwänden und
muss die Führungskraft der betroffenen    heftigen emotionalen Reaktionen der
Person aber auch verdeutlichen, dass      Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters um-
bei nicht erfolgenden Änderungen im       gehen will. „Schwierige Gespräche“ ent-
Leistungs- und Sozialverhalten gegebe-    wickeln oft eine unerwartete Dynamik.
nenfalls mit arbeitsrechtlichen Konse-
quenzen zu rechnen ist.                   Beim ersten Gespräch geht es vorrangig
                                          darum, der Mitarbeiterin oder dem Mit-
                                          arbeiter zu signalisieren, dass die Füh-
Vorbereitung und Durchführung             rungskraft eine negative Veränderung im
von Gesprächen mit betroffenen            Verhalten wahrgenommen hat und sie
Mitarbeitenden                            sich Sorgen macht. Weiterhin sollten im
                                          Gespräch die möglichen Ursachen für die
Voraussetzung für eine erfolgreiche Ge-   Verhaltensänderungen geklärt werden.
sprächsführung ist eine gute Gesprächs-
vorbereitung. Sowohl für die Vorberei-
tung als auch für die Durchführung der
Gespräche helfen die Leitfäden auf den
Seiten 28 ff.

Bei den Gesprächen ist zu bedenken,
dass die Gesprächsinhalte generell sehr
sensible Themen berühren und mit Ängs-
ten und Unsicherheiten bei allen Betei-
ligten verbunden sein können. In den
Gesprächen sind unbedingt Spekulatio-
nen oder Diagnosen zu vermeiden. Wenn
die oder der Beschäftigte dies wünscht,
kann eine Person des Vertrauens zum
­Gespräch hinzugezogen werden.

                                                                                    13
Tipps und praktische Hilfen

Im Gespräch ist es von großer Bedeu-           Gesprächsdurchführung –
tung, dass die Führungskraft dem oder          ­Leitfragen
der Betroffenen ausschließlich das be-
obachtete und wahrgenommene Verhal-            Eine gute inhaltliche Vorbereitung ist
ten mitteilt und keine Interpretation und      Voraussetzung für ein erfolgreiches
Bewertung des Verhaltens vornehmen             ­Gespräch. Folgende Leitfragen sind
darf. Noch einmal: die Führungskraft            ­Anregungen:
stellt keine Krankheitsdiagnose und              • Was soll mit dem Gespräch erreicht
macht keine Therapievorschläge.                    werden?
                                                   –– Normalisierung des Arbeits- und
                                                      ­Sozialverhaltens, Ruhe ins Team
Organisatorische Gesprächs­                            ­bringen …
vorbereitung                                     • Welche auffälligen Veränderungen im
                                                   Leistungs- und Sozialverhalten sowie
•    Je früher das Gespräch bei wiederhol-         im Wesen der oder des Betroffenen
     ten Verhaltensauffälligkeiten geführt         wurden beobachtet und sollen ange-
     wird, desto besser.                           sprochen werden?
•    Der Mitarbeiterin oder dem Mitarbei-          –– Auffällig sind zum Beispiel häufige
     ter werden Anlass und Ziel des Ge-                 Fehltage, fehlerhaftes Arbeiten, starke
     sprächs vorher genannt.                            Leistungsschwankungen, ausgepräg-
•    Inhalt und Termin des Gesprächs                    te Stimmungsschwankungen, gereiz-
     ­werden der Mitarbeiterin oder dem                 tes Verhalten, sozialer Rückzug …
      Mitarbeiter persönlich übermittelt.        • Wie hat sich die Zusammenarbeit zwi-
•     Es ist für eine gute Gesprächsatmo­          schen Führungskraft beziehungsweise
      s­phäre zu sorgen: Sitzordnung über          zwischen Team und der betroffenen
      Eck, Tür schließen, Getränke anbieten,       Person verändert?
      Störungen vermeiden.                         –– Früher war die Mitarbeiterin oder
•     Für das Gespräch ist ausreichend Zeit           der Mitarbeiter Kritik gegenüber
      einzuplanen.                                      ­aufgeschlossen und ein Team­player,
                                                         heute ist sie oder er ein Einzel­
                                                         kämpfer …

14
Tipps und praktische Hilfen

•   Wie erleben die Kollegen und Kolle-      Gesprächsdurchführung – Ablauf
    ginnen den Mitarbeiter oder die Mit-
    arbeiterin?                              Erstes Gespräch unter vier Augen
    –– Sie müssen Mehrarbeit leisten, sind   Beim ersten Gespräch handelt es sich
        mit aggressivem oder Rückzugs­       um ein informelles Vier-Augen-Gespräch
        verhalten der betroffenen Person     ohne disziplinarische Konsequenzen.
        konfrontiert …                       Die Führungskraft verdeutlicht, dass sie
•   Welche Ursachen für diese negative       von der betroffenen Person eine positive
    Verhaltensänderung sieht die oder der    Verhaltensänderung erwartet und sichert
    Mitarbeitende selbst?                    für dieses Gespräch Vertraulichkeit zu.
    –– Abzuklären sind arbeitsbezogene       Dadurch bringt sie ihre Fürsorgepflicht
        ­Belastungen, private Ursachen …     als Führungskraft zum Ausdruck. Die Er-
•   Welche konkreten positiven Verhal-       gebnisse des Gesprächs sollten doku-
    tensveränderungen werden von der         mentiert, von der Mitarbeiterin oder dem
    betroffenen Person erwartet?             Mitarbeiter unterschrieben und ihr bezie-
    –– Reduzierung der Fehltage, korrektes   hungsweise ihm ausgehändigt werden.
        Arbeiten, angemessenes soziales
        Verhalten, offenes Ansprechen von    Zweites Gespräch
        Schwierigkeiten bei der Arbeit …     Der Verlauf des zweiten Gesprächs
•   Welche Wege zur Verhaltensänderung       hängt davon ab, ob die Person nach
    werden verbindlich eingefordert?         dem ersten Gespräch Verhaltensände-
    –– Die betroffene Person nimmt Hilfen    rungen gezeigt hat.
        an, sucht Beratungsstellen auf …
•   Welche Unterstützung kann die            Haben sich positive Verhaltensänderun-
    ­Führungskraft oder das Unternehmen      gen ergeben, dann erhalten Beschäftigte
     Mitarbeitenden anbieten?                eine entsprechende positive Rückmel-
     –– Gesprächsangebote bei Bedarf,        dung. Hat sich die Situation nicht verän-
         ­Angebote von externen Beratungs-   dert oder sogar verschlechtert und wurden
        stellen, Arbeitsplatzwechsel …       vom Mitarbeiter oder von der Mitarbeite-
•    Wann wird ein neues Gespräch statt-     rin keine Schritte zur Veränderung einge-
     finden?                                 leitet, dann ist Folgendes notwendig:
     –– nach ca. 4–6 Wochen.                 • Die oder der Betroffene erhält Rück-
                                                meldung über den negativen Verlauf.

                                                                                       15
Tipps und praktische Hilfen

•    Es wird verdeutlicht, dass man zwar        z­ ufriedenstellende Lösung erreicht wer-
     Hilfe und Unterstützung vom Unter-          den. In solchen ­Fällen müssen weitere
     nehmen erhalten kann, aber jede und         Maßnahmen eingeleitet werden, gege-
     jeder auch Verantwortung für die eige-      benenfalls auch mit arbeitsrechtlichen
     ne Gesundheit übernehmen muss.              Konsequenzen, wie zum Beispiel Ermah-
•    Die Führungskraft muss betonen, dass        nung, Abmahnung, ­Kündigung.
     sie im Spannungsfeld zwischen Fürsor-
     gepflicht für Mitarbeitende und Verant-    Die beiden Gesprächsleitfäden auf Seite
     wortung für das Unternehmen steht.         28 ff. dienen zum Vorbereiten und Durch-
•    Die betroffene Person wird darü-           führen der Gespräche. Die Fragen und An-
     ber informiert, dass weitere interne       regungen sind vor allem als Orientierung
     Stellen bei notwendigen künftigen          gedacht, sind also exemplarisch und kön-
     Gesprächen hinzugezogen werden             nen je nach Fall auch variiert oder ergänzt
     müssen (Betriebsärztin oder Betriebs-      werden. Eine strikte Abfolge ist nicht
     arzt, ­Personalabteilung, Interessen-      vorgegeben. Die beiden Leitfäden kön-
     vertretung, Sozialberatung, weitere        nen als Kopiervorlagen genutzt werden.
     ­Vorgesetzte …).
•     Der Mitarbeiterin oder dem Mitarbei-
      ter wird verdeutlicht, dass es arbeits-   Innerbetriebliche und außer­
      rechtliche Konsequenzen haben wird,       betriebliche Anlaufstellen
      wenn sich das Verhalten nicht ändert.
•     Die Ergebnisse des Gesprächs werden       Betroffene wie auch Führungskräfte
      dokumentiert, von der oder dem Mit-       können sich sowohl innerbetrieblich
      arbeitenden unterschrieben und ihr        als auch extern Unterstützung und Hilfe
      oder ihm ausgehändigt.                    holen. Innerbetriebliche Anlaufstellen
                                                sind – sofern vorhanden – die Betriebs-
Folgegespräche                                  ärztin oder der Betriebsarzt, die sozialen
Die nachfolgenden Gespräche sind                Beratungsstellen im Unternehmen, die
abhängig vom Verlauf der Verhaltens-            Personalabteilung, die Interessenver-
änderungen der oder des betroffenen             tretung. Gemeinsam mit diesen internen
Mitarbeitenden. Trotz aller Bemühun-            Anlaufstellen können die erforderlichen
gen kann es ungünstige Entwicklun-              Handlungsschritte erarbeitet und einge-
gen geben beziehungsweise keine                 leitet werden.

16
Tipps und praktische Hilfen

Darüber hinaus kann das Unternehmen       Alle inner- und außerbetrieblichen An-
eine externe Mitarbeiterberatung (EAP –   gebote sind besonders wirksam, wenn
Employee Assistance Program) in An-       sie in ein Betriebliches Gesundheits­
spruch nehmen, die Beschäftigten Hil-     management integriert sind.
fe bei der Lösung ihrer beruflichen und
privaten Probleme anbietet.
                                          Umgang mit akuten psychischen
Fachärztinnen und Fachärzte, Psycho-      Krisen
therapeutinnen und Psychotherapeu-
ten, Fachkliniken, Beratungsstellen,      Akute psychische Krisen stellen sowohl
Telefonseelsorge und Selbsthilfegrup-     eine Gefahr für Betroffene als auch für
pen bieten ebenfalls externe Unter-       deren soziales Umfeld dar (vgl. Kapitel 1).
stützung für Betroffene an. Betroffe-     Derartige Notfallsituationen kommen
ne können auch Online-Therapie oder       zwar selten vor, erfordern aber ein sofor-
­Gesundheits-Apps nutzen.                 tiges Eingreifen und Handeln:
                                          • Die oder der Mitarbeitende ist in ihrer
Relativ neu ist die Idee, eine Sprech-       oder seiner Verwirrtheit und Verzweif-
stunde „Psychische Gesundheit“ im Be-        lung zu akzeptieren und darf nicht al-
trieb einzurichten. Basierend auf einer      lein gelassen werden.
Kooperation zwischen Betrieb und ex-      • Dabei ist wichtig, dass mit der oder
ternem ärztlichen oder psychotherapeu-       dem Betroffenen ruhig und ohne
tischen Fachpersonal können Betroffene       ­jegliche Vorwürfe gesprochen wird.
zeitnah und unkompliziert eine Bera-      • Eventuell geäußerte Suizidgedanken
tung in der Regel während der Arbeits-        sind unbedingt ernst zu nehmen.
zeit in Anspruch nehmen. Diese Sprech-    • Gegebenenfalls ist professionel-
stunde wird in regelmäßigen Abständen         le Hilfe zu organisieren: Rettungs-
(zum Beispiel 14-tägig) im Unternehmen        dienst (Telefon 112), Polizei (Telefon
angeboten. Mit diesem Angebot können          110), ­sozialpsychiatrischer Notdienst
Fehlbeanspruchungen und physische             (­regionale Anlaufstellen).
oder psychische gesundheitliche Be-       • Die Familienangehörigen sind zu
schwerden erkannt und mit dem Fach-           ­informieren.
personal besprochen werden.

                                                                                     17
4       Rückkehr nach Krankheit
        in das ­Unternehmen
        Wiedereingliederung und Integration

Psychische Erkrankungen haben den         Ziele von Wiedereingliederung in das
gleichen Stellenwert wie körperliche      Unternehmen sind:
­Erkrankungen. Die Führungskraft sollte   • Wiederherstellung der Arbeitsfähig-
 Vorbild für die Kolleginnen und Kolle­     keit von Mitarbeitenden
 gen sein und der oder dem Betroffenen    • Aufzeigen und Beseitigen eventu-
 ­signalisieren: „Willkommen zurück“.       eller betrieblicher Ursachen für die
                                            ­Erkrankung
Kehrt eine Beschäftigte oder ein Be-      • Ableitung passgenauer Maßnahmen
schäftigter nach Erkrankung wieder in        für die Mitarbeiterin oder den Mit-
den Betrieb zurück, gibt es verschiede-      arbeiter entsprechend der aktuellen
ne Wege und Maßnahmen für die be-            Leistungsfähigkeit
triebliche Reintegration.                 • Schaffen einer Vertrauensbasis zwi-
                                             schen Rückkehrenden, der Führungs-
Bei den betrieblichen Maßnahmen steht        kraft und den Kolleginnen und Kollegen
nicht die Krankheitsdiagnose im Vorder-   • Vorbeugung einer erneuten Arbeits­
grund, sondern die mehr oder weniger         unfähigkeit
stark ausgeprägten Krankheitsfolgen so-
wie die darauf abzustimmende Wieder-      Möglichkeiten der Wiedereingliederung
eingliederung.                            (in Abhängigkeit von der Krankheits­
                                          dauer) sind:
                                          • Krankenrückkehrgespräch
                                          • Stufenweise Wiedereingliederung
                                             (Hamburger Modell)
                                          • Betriebliches Eingliederungsmanage-
                                             ment (BEM)

                                          Auch während einer Erkrankung und vor
                                          Rückkehr in das Unternehmen ist es vie-
                                          len betroffenen Beschäftigten wichtig,
                                          dass sie nach wie vor Kontakt zum je-
                                          weiligen Arbeitsteam und zu Vorgesetz-
                                          ten haben. Sie erleben es oft als positiv,
                                          wenn man sich nach ihrem Befinden

18
Rückkehr nach Krankheit in das ­Unternehmen

erkundigt und sie über betriebliche Be-       •   Gegebenenfalls ist ein Arbeitsplatz-
lange und Veränderungen informiert                wechsel innerhalb des Unternehmens
werden. Dies sollte natürlich nur dann            in Betracht zu ziehen.
geschehen, wenn die Mitarbeiterin oder        •   Die betroffene Person wird ­gebeten,
der Mitarbeiter dies wünscht.                     auftretende Schwierigkeiten im
                                                  Arbeitsprozess und/oder eine Ver-
Zu bedenken ist grundsätzlich, dass               schlechterung des Gesundheitszu-
eine Rückkehr nach psychischer Störung            stands zeitnah mit der Führungskraft
für Betroffene eine große emotionale              zu besprechen.
Belastung sein kann.                          •   Die Führungskraft sollte den Verlauf der
                                                  Reintegration ins Team beobachten:
Jede psychische Erkrankung verläuft               Gibt es zwischenmenschliche Konflik-
anders und deshalb gibt es keine Stan-            te und müssen gegebenenfalls weitere
dardlösung für die Wiedereingliederung.           ­Anpassungen vorgenommen werden?
Folgende Empfehlungen haben sich für
eine erfolgreiche Rückkehr von erkrank-       Empirische Untersuchungen haben be-
ten Mitarbeitenden bewährt:                   legt, dass die Wahrscheinlichkeit eines
• Im Vorfeld muss die Führungskraft mit       Rückfalls bei psychisch Erkrankten nach
  der oder dem Rückkehrenden bespre-          neun bis elf Monaten am größten ist. Da-
  chen, welche Wünsche und Vorstellun-        raus ergibt sich die Notwendigkeit einer
  gen die betroffene Person hinsichtlich      länger währenden betrieblichen Beglei-
  ihrer Arbeitstätigkeit, ihrer Arbeitszeit   tung nach Rückkehr in das Unternehmen.
  und des sozialen Miteinanders hat.
  Die Führungskraft prüft, ob die geäu-
  ßerten Wünsche und Vorstellungen
  mit der betrieblichen Realität in Ein-
  klang gebracht werden können.
• Die Kolleginnen und Kollegen sind von
  der Führungskraft über die bevorste-
  hende Rückkehr zu informieren. Mit-
  geteilt werden die notwendigen Maß-
  nahmen und Veränderungen, die die
  Arbeit und das Team betreffen.

                                                                                           19
5       Wege zur psychischen Gesundheit
        am Arbeitsplatz
        Gestaltung der Arbeitsbedingungen und Führungsverhalten

Gute Arbeitsbedingungen und ein gu­        •   Klare Regelung und Abgrenzung
tes Führungsverhalten spielen eine ent­        von Aufgaben, Zuständigkeiten und
scheidende Rolle für das Wohlbefinden          ­Verantwortungsbereichen
eines Menschen an seinem Arbeitsplatz.     •    Anerkennung für erbrachte ­Leistungen
Können Beschäftigte unter gesunderhal­     •    Unterstützendes und wertschätzen-
tenden Bedingungen arbeiten, wirkt sich         des Führungsverhalten
das auf die Leistungsbereitschaft und      •    Kollegiales, von Hilfsbereitschaft
die Leistungsfähigkeit positiv aus. Sie         ­geprägtes Arbeitsklima
gehen gerne zur Arbeit, engagieren sich    •     Keine körperliche Gewalt und/oder
und erzielen gute Arbeitsergebnisse.             keine psychische Ausgrenzung und
                                                 Diskriminierung
Es liegt vor allem in der Verantwortung    •     Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze
der Führungskraft, sich für gesunderhal-         und Arbeitsmittel
tende Arbeitsbedingungen einzusetzen.      •     Arbeitsmittel von guter Qualität
                                           •     Keine gesundheitsschädigenden
Als solche haben sich bewährt:                   ­Belastungen durch Lärm, Hitze, Kälte,
• Ausreichender eigener Handlungs-                Gerüche oder Zugluft
  und Entscheidungsspielraum bei der       •      Begrenzte Überstunden
  Aufgabenbearbeitung                      •      Ein Schichtsystem nach arbeits­
• Abwechslungsreiche Tätigkeiten,                 wissenschaftlichen Erkenntnissen
  ­welche die Mitarbeitenden inhaltlich    •      Ein sicherer Arbeitsplatz
   weder über- noch ­unterfordern          •      Gerechte Entlohnung
• Ein von den Mitarbeitenden bewältig-
   bares Maß an Arbeitsintensität
• Ausreichendes Vertretungspersonal
   bei Krankheit und/oder Urlaub
• Das passende Angebot von Fortbil-
   dungs-, Entwicklungs- und Aufstiegs-
   möglichkeiten

20
Wege zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz

Gutes Führungsverhalten bedeutet in         Diese oben genannten leistungsförderli-
der Führungspraxis:                         chen und gesunderhaltenden Arbeitsbe-
• Arbeitsziele setzen, kommunizieren        dingungen können in den betrieblichen
  und kontrollieren                         Alltag integriert werden über:
• Arbeitstätigkeiten im Team koordinieren   • Einen partizipativen Ansatz, der die
• Entscheidungen treffen und dafür            Beschäftigten bei der Arbeitsgestal-
  ­Verantwortung übernehmen                   tung einbezieht
• Freundlichen und wertschätzenden          • Die gesetzlich geforderte Gefähr-
   Umgang untereinander fördern               dungsbeurteilung (§ 5 ArbSchG)
• Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei      • Das Betriebliche Gesundheitsmanage-
   Bedarf unterstützen                        ment (BGM)
• Mitarbeitenden Mitsprachemöglich-
   keiten einräumen                         Nicht zuletzt kann eine gute Personal-
• Für planbare Arbeitszeiten sorgen         planung und Personalentwicklung eine
• Eindeutige und ausreichende Informa-      Über- oder Unterforderung mit negati-
   tionen geben                             ven gesundheitlichen Folgen für die Be-
• Regelmäßige Teambesprechungen und         schäftigten verhindern. Ziel ist es, die
   Mitarbeitergespräche durchführen         „Passfähigkeit“ zwischen den Arbeits-
• Führungsverhalten berechenbar und         anforderungen und den fachlichen so-
   transparent machen                       wie sozialen Kompetenzen der Beschäf-
• Positive Rückmeldungen für gute ge-       tigten anzustreben.
   leistete Arbeit geben
• Minderleistungen einer oder eines         Auch die Mitarbeitenden selbst tragen
   Mitarbeitenden ansprechen                Verantwortung für ihre Gesundheit, zum
• Mitarbeitende bei der Gestaltung des      Beispiel mit Ausgleichs- und Erholungs-
   Arbeitsplatzes und bei betrieblichen     möglichkeiten durch aktive Pausen oder
   Veränderungen von Arbeitsabläufen        körperliche Bewegungs- und Entspan-
   einbeziehen                              nungsübungen. Darüber hinaus können
                                            Seminarangebote zu Stressbewältigung,
                                            Zeitmanagement und Kommunikation
                                            genutzt werden.

                                                                                        21
6       Arbeitsrechtliche Aspekte
        Handlungsmöglichkeiten für Arbeitgebende und
        Führungsverantwortliche

Der nachfolgende Fragenkatalog soll          Wenn das Verhalten einer oder eines
einen Überblick über die in Betracht         Beschäftigten negative Auswirkungen
kommenden arbeitsrechtlichen Hand-           auf die arbeitsvertragliche Pflichterfül-
lungsmöglichkeiten für Führungskräfte        lung hat oder zu betrieblichen Störun-
im Umgang mit psychisch auffälligen          gen führt (zum Beispiel massive Ag-
Beschäftigten geben. Pauschale arbeits-      gressionen im Team, schwerwiegende
rechtliche Handlungsempfehlungen             Beeinträchtigungen der Arbeitsabläu-
können hierzu nicht erfolgen, da stets       fe, wiederholt ausfallende Äußerungen
die jeweiligen Umstände des Einzelfal-       gegenüber Kolleginnen und Kollegen)
les zu berücksichtigen sind. Die nach-       muss die Führungskraft eingreifen. In
folgende Übersicht kann eine fundierte       Betracht kommen Maßnahmen
rechtliche Beratung nicht ersetzen. Füh-     • zur Unterstützung der psychisch auf-
rungsverantwortliche sind Adressaten           fälligen Beschäftigten: zum Beispiel
dieses Kapitels soweit ihnen von der           Gespräche führen, interne und exter-
Arbeitgeberin beziehungsweise vom              ne Hilfsangebote aufzeigen, Kontakte
Arbeitgeber die erforderlichen Befug-          zu Expertinnen und Experten herstel-
nisse zur Ergreifung der entsprechenden        len und
arbeitsrechtlichen Maßnahmen wirksam         • zum Schutz von Betroffenen und/oder
übertragen worden sind. Ist die Pflich-        Dritten (Kolleginnen und Kollegen,
tenübertragung durch die Arbeitgeberin         Kundinnen und Kunden) sowie zum
oder den Arbeitgeber an die Führungs-          Schutz der wirtschaftlichen/betrieb-
verantwortlichen nicht erfolgt, bleibt al-     lichen Interessen der Arbeitgebenden:
lein die Arbeitgeberin beziehungsweise         zum Beispiel der oder dem Beschäf-
der Arbeitgeber in der Verantwortung.          tigten anbieten, eine ärztliche Unter-
                                               suchung durchführen zu lassen und
 ?                                             andere arbeitsrechtliche Maßnahmen
 Welche Handlungsmöglichkeiten ha-             wie zum Beispiel Übertragung ande-
 ben Führungskräfte bei psychischen            rer Aufgaben, Umsetzung, Versetzung,
 Auffälligkeiten einer Mitarbeiterin           Abmahnung oder (Änderungs-)Kündi-
 oder eines Mitarbeiters?                      gung nach den jeweils einschlägigen
                                               arbeitsrechtlichen Vorschriften.

22
Arbeitsrechtliche Aspekte

                                             ?
Arbeitgebende dürfen die je nach Ein-        Welche Handlungsmöglichkeiten
zelfall angemessenen arbeitsrechtli-         hat eine Führungskraft bei attestier-
chen Maßnahmen ergreifen, wenn sie           ten psychischen Störungen und de-
zuvor die ihnen möglichen Handlungs-         ren Auswirkungen wie zum Beispiel
möglichkeiten zur Unterstützung der          krankheitsbedingte Leistungsminde-
betroffenen Person ausgeschöpft haben        rung oder häufige Kurzerkrankungen?
und über einen definierten Zeitraum kei-
ne Änderungen bei der oder dem Betrof-      Die Vorgehensweise der Führungskraft
fenen festzustellen sind.                   gegenüber einer Mitarbeiterin oder einem
                                            Mitarbeiter mit einer psychischen ­Störung
 ?                                          ist vergleichbar mit dem Handeln bei
 Was kann eine Führungskraft tun,           psychischen Auffälligkeiten bei Beschäf-
 wenn sie den begründeten Verdacht          tigten. In Betracht kommen Unterstüt-
 hat, dass eine Mitarbeiterin oder ein      zungsmaßnahmen und arbeitsrechtliche
 Mitarbeiter infolge des Gesundheitszu-     Maßnahmen. Die Einzelfallentscheidung
 stands die Tätigkeit nicht ohne Gefahr     ist auch abhängig von der gesundheitli-
 für sich oder andere ausführen kann?       chen Situation und der Bereitschaft von
                                            Beschäftigten, an einer Verbesserung
                                            der Situation mitzuwirken, zum Beispiel
Wenn die oder der Beschäftigte eine         durch Wiederaufnahme einer gegebenen-
Gefahr für Leib und Leben für sich und      falls unterbrochenen Medikation. Aller-
andere darstellt, kommt eine Freistel-      dings gibt es keine arbeitsvertragliche
lung der oder des Betroffenen eventuell     Pflicht für Beschäftigte, sich einer Thera-
unter Fortbestehen des Lohnanspruchs        pie zu unterziehen. Dies kann nur auf frei-
der oder des Betroffenen in Betracht.       williger Basis erfolgen.
Außerdem dürfen Arbeitgebende im
Rahmen ihrer Fürsorgepflicht eine ärzt-     Je nach Einzelfall muss die Führungskraft
liche Untersuchung veranlassen. Gege-       Leistungsminderungen und/oder häufi-
benenfalls kann eine Freistellung bis zur   ge Kurzerkrankungen hinnehmen, soweit
Vorlage der ärztlichen Bescheinigung        die Negativfolgen der Beeinträchtigung
erforderlich sein.                          für sie im Sinne einer Abwägung ihrer
                                            Interessen und der Interessen der oder
                                            des Beschäftigten noch zumutbar sind.

                                                                                      23
Arbeitsrechtliche Aspekte

  ?
 Kann die Führungskraft auf Bekanntga-      aus, sondern es müssen begründete
 be der Krankheitsdiagnose bestehen?        Feststellungen vorliegen. Weigert sich
                                            die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter,
Nein, die Diagnose geht die Führungs-       so kann die Verweigerung arbeitsrecht-
kraft nichts an. Weigern sich Beschäf-      liche Konsequenzen nach sich ziehen,
tigte die Krankheitsdiagnose anzu-          bis hin zur Kündigung.
geben, dürfen ihnen dadurch keine
Nachteile entstehen.                        Betroffene sind nicht verpflichtet, die
                                            Ärztin oder den Arzt von der Schweige-
  ?                                         pflicht zu entbinden. Sie sind lediglich
 Darf die Führungskraft Beschäftigte        dazu verpflichtet, eine ärztliche Beschei-
 zu einer ärztlichen Untersuchung zur       nigung vorzulegen, aus der hervorgeht,
 Feststellung der Leistungsfähigkeit        ob sie zur Leistung der arbeitsvertraglich
 verpflichten?                              geschuldeten Tätigkeit in der Lage sind.

Die Durchführung einer ärztlichen Unter-     ?
suchung bedarf grundsätzlich einer           Kann psychisch beeinträchtigten
Rechtsgrundlage. Eine solche kann sich       oder erkrankten Mitarbeitenden
ergeben aus öffentlich-rechtlichen Geset-    ­gekündigt werden?
zen (zum Beispiel Jugendarbeitsschutz-
gesetz) und Rechtsverordnungen (zum         Psychische Beeinträchtigungen oder
Beispiel GefahrstoffVO) sowie privat-       Erkrankungen schützen grundsätzlich
rechtlichen Vereinbarungen (Tarifvertrag,   nicht vor einer Kündigung, wobei die
Betriebsvereinbarung, Arbeitsvertrag).      Kündigung stets das letzte Mittel der
                                            Wahl ist. Erst wenn die Führungskraft
Darüber hinaus kann sich eine Pflicht       sämtliche zumutbaren Maßnahmen er-
zur Untersuchung auch aus einem kon-        folglos ausgeschöpft hat und eine Wei-
kreten Anlass ergeben, wenn die Füh-        terbeschäftigung nicht zumutbar ist,
rungskraft berechtigte Zweifel an der       kann eine Kündigung des Arbeitsver-
Arbeits- und Leistungsfähigkeit von Be-     hältnisses unter Berücksichtigung der
schäftigten hat, zum Beispiel bei nicht     strengen rechtlichen Voraussetzungen
unerheblicher Leistungsminderung. Ver-      in Betracht kommen.
mutungen reichen hierbei jedoch nicht

24
Anlage 1
Kurzbeschreibung ausgewählter psychischer Störungen

Affektive Störungen                           Burnout
(Depression und andere Formen)
                                              Burnout wird nach ICD 10 definiert als
Affektive Störungen sind Störungen, die       „Probleme mit Bezug auf Schwierigkei-
durch extreme Stimmungslagen gekenn-          ten bei der Lebensbewältigung inklusive
zeichnet sind. Zu den bekanntesten affek-     Ausgebranntsein [Burnout]“.
tiven Störungen zählen die Depression,
die Manie und die bipolare Störung. Bei       Burnout wird oft in Zusammenhang
der bipolaren Störung wechseln sich de-       mit Depression gebracht beziehungs-
pressive und manische Phasen ab. Affek-       weise Depression in Zusammenhang
tive Störungen können einmal oder wie-        mit Burnout.
derkehrend auftreten oder sind chronisch.
• Die Hauptsymptome einer Depression          Wesentliche Unterschiede zwischen
   sind eine gedrückte, niedergeschlagene     Burnout und Depression sind:
   Stimmung, Gleichgültigkeit und Antriebs-   • Burnout ist meist kontextbezogen
   losigkeit sowie eine rasche Erschöpfung.     (häufig ist der Kontext die Arbeit), eine
   Begleitet werden die psychischen Kenn-       Depression ist eher kontextfrei.
   zeichen häufig durch körperliche Symp-     • Burnout verläuft in Phasen. Burn-
   tome. Menschen mit Depression haben          out-Gefährdete zeigen insbesondere
   oft die Lust am Leben verloren und kön-      in der Anfangsphase Überengage-
   nen suizidgefährdet sein.                    ment, Kämpfertum und Willensstärke.
• Die Manie ist gekennzeichnet durch            Der Phasenverlauf findet sich nicht bei
   ein situationsunangemessenes und             einer depressiven Symptomatik.
   unbegründetes Hochgefühl, welches
   mit Rastlosigkeit und übersteigertem       Im fortgeschrittenen Stadium unter-
   Selbstwertgefühl einhergeht.               scheiden sich die Symptome von Burn-
• Bei der bipolaren Störung (früher als       out und Depression nicht mehr.
   manisch-depressive Störung bezeich-
   net) erleben Betroffene abwechselnd        Burnout ist keine eigenständige
   Phasen von extremer Niedergeschla-         ­Krankheit, sondern eine Zusatzdiag-
   genheit und grenzenloser Euphorie,           nose im Zusammenhang mit anderen
   wobei die depressiven Phasen meist          ­Erkrankungen.
   länger anhalten und überwiegen.

                                                                                      25
Anlage 1

Angststörungen                              Posttraumatische Belastungs­
                                            störung
Von Angststörungen spricht man, wenn
eine Person übersteigerte Angstempfin-      Eine Posttraumatische Belastungsstö-
dungen hat. Dabei entspricht die Inten-     rung (PTBS) kann sich nach dem Er-
sität der erlebten Angst nicht der realen   leben von traumatischen Ereignissen
Bedrohung oder Gefahr.                      wie Gewalttaten, schweren Unfällen,
                                            Kriegserlebnissen, Naturkatastrophen
Es gibt verschiedene Angststörungen:        entwickeln. Solche Extremsituationen
• Phobien sind starke unangemessene         sind existenzielle Grenzerfahrungen für
  Ängste, die sich auf bestimmte Lebe-      Betroffene und lösen heftige Erregungs-
  wesen, Objekte oder Situationen be-       zustände aus. Charakteristisch für eine
  ziehen. Besonders bekannt sind die        PTBS sind ständige wiederkehrende
  soziale Phobie (die Angst vor Bewer-      Bilder, Gedanken, Träume, Geräusche
  tung durch andere Menschen), die          in Verbindung mit dem Ereignis (Flash-
  Hundephobie, die Spinnenphobie und        backs), ein erhöhtes Erregungsniveau
  die Klaustrophobie (Furcht vor beeng-     und Vermeidungsverhalten. Diese Sym-
  ten Räumen).                              ptome können lange bestehen bleiben.
• Panikstörungen sind Angstanfälle die
  scheinbar aus „heiterem Himmel“
  kommen, verbunden mit heftigen            Störungen durch ­psychotrope
  ­körperlichen und psychischen Angst-      Substanzen/Abhängigkeits­
   symptomen.                               erkrankungen
• Generalisierte Angststörungen be-
   ziehen sich nicht nur auf bestimmte      Psychotrope Substanzen sind Stoffe,
   Objekte oder Situationen. Betroffene     die physisch und psychisch wirken und
   leiden unter einer Dauerangst und sor-   abhängig machen können, das heißt,
   gen sich um alles: um die Zukunft, um    das Verlangen kann nicht mehr selbst
   ihren Arbeitsplatz, um ihr mögliches     gesteuert werden. Derartige Stoffe sind
   Versagen, um ihre Gesundheit, vor        zum Beispiel Alkohol, illegale Drogen
   dem Alter …                              und Medikamente. An erster Stelle der
                                            Abhängigkeitserkrankungen steht nach
                                            wie vor die Alkoholabhängigkeit. Die

26
Anlage 1

Abhängigkeit von illegalen Drogen und/
oder Medikamenten nimmt jedoch stark
zu. Es gibt auch nichtstoffliche Abhän-
gigkeiten, wie zum Beispiel von Internet
oder von Spielen.

Somatoforme Störungen
­(Psycho­somatische Beschwerden)

Somatoforme Störungen sind Befind-
lichkeitsstörungen ohne organischen
Befund. Körperliche Befindlichkeitsstö-
rungen wie Kopf-, Rücken-, Bauch- oder
Gelenkschmerzen, Schlafstörungen,
Herz-Kreislauf-Beschwerden, Müdigkeit
und Erschöpfung sind durch psychische
Probleme bedingt.

                                                27
Anlage 2
Leitfäden für Gesprächsvorbereitung und -durchführung

Leitfaden 1
Organisatorische Gesprächs­vorbereitung

•   Je früher das Gespräch bei wiederholten Verhaltensauffälligkeiten geführt wird,
    desto besser.
•   Der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter werden Anlass und Ziel
    des ­Gesprächs ­genannt.
•   Inhalt und Termin des Gesprächs werden der oder dem Mitarbeitenden
    ­persönlich übermittelt.
•    Es ist für eine gute Gesprächsatmosphäre zu sorgen: Sitzordnung über Eck,
     Tür schließen, Getränke anbieten, Störungen vermeiden.
•    Für das Gespräch ist ausreichend Zeit einzuplanen.

Notizen: 



















28
Anlage 2

Leitfaden 2
Gesprächsdurchführung

•   Was soll mit dem Gespräch erreicht werden?







•   Welche auffälligen Veränderungen im Leistungs- und Sozialverhalten s­ owie im We-
    sen der oder des Betroffenen wurden beobachtet und sollen a
                                                              ­ ngesprochen werden?









•   Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und der oder dem
    ­betroffenen Mitarbeitenden und zwischen Team und der oder dem ­betroffenen
     Mitarbeitenden v­ erändert?









                                                                                   29
Anlage 2

•   Wie erleben die Kolleginnen und Kollegen die oder den Mitarbeitenden?









•   Welche Ursachen für diese negative Verhaltensänderung sieht die oder
    der ­Mitarbeitende selbst (arbeitsbedingte und/oder private Ursachen)?









•   Welche konkreten positiven Verhaltens­änderungen werden von der oder
    dem ­Mitarbeitenden erwartet?









30
Anlage 2

•   Welche Wege zur Verhaltensänderung werden von der Mitarbeiterin oder
    dem ­Mitarbeiter verbindlich eingefordert?









•   Welche Unterstützung kann die Führungskraft oder das Unternehmen der
    oder dem Mitarbeitenden anbieten?









•   Welcher Termin wird für ein erneutes Gespräch vereinbart?









                                                                                 31
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 			 030 13001-9876
E-Mail: 		 info@dguv.de
Internet: www.dguv.de
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