Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
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Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra 1
100° 110° 120° 130° 140° Kambodscha Vietnam 10° Philippinen Südchinesisches Meer Landrechte sind auch Banda Aceh Ac eh Celebessee Menschenrechte Malaysia Brunei Pazifischer Ozean Medan Kuala Lumpur Trickreiche Landaneignung oder Landraub sind seit je- Nias Sumatra Singapur Manado Halmahera 0° her ein Instrument der Macht. Die seit 2007 einsetzende Batu- Padang Pontianak Kapu as Maluku-See Jagd auf Land durch ausländische Investoren und nati- Inseln Sorong en Borneo Balikpapan Palu Jayapura Har Bangka onale Eliten (englisch »land grabbing«) ist insofern neu, kk i u Mentawai- M o l Ceram-See Westpapua Barito Inseln Jambi Sulawesi als die Dimension verletzter Landrechte ungleich größer Seram Palembang Ambon Belitung Banjarmasin Buru Papua-Neu-Guinea geworden ist. Außerdem sind die landwirtschaftliche Indischer Ozean Digul Jakarta Java-See Ujung Pandang Baubau Banda-See Kepulauan Aru Erzeugung von Rohstoffen – Nahrungs- und Futtermit- Indonesien Bandung Java Surabaya Flores-See Wetar Kepulauan Taninbar tel sowie Kraftstoffe – und entsprechendes Land welt- Bali Sumbawa Flores Merauke weit zum Gegenstand der Börsenspekulation geworden. Malang Arafura-See 10° Lombok Ende Ost-Timor Der Investitionsboom begann mit dem steilen Preisan- Sumba Kupang stieg von Reis, Mais und Weizen im Jahr 2008 und Timor-See verstetigte sich mit dem Erwerb von Land als lukrative Investition in Zeiten der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Australien Nach Angaben der Weltbank wurden allein im Jahr 2009 rund 47 Millionen Hektar Land verpachtet oder ver- VEM-Vorstandsmitglied Dr. Jochen Motte (links) mit Petrus 0 500 1000 1500 Kilometer Khariseb/ Nambia und Juliet Solis/ Philippinen beim Workshop kauft, das entspricht der Größe des gesamten Ackerlands in Sumatra. in Australien. Oxfam schätzt, dass zwischen 2001 und 2011 rund 227 Millionen Hektar dem Landraub anheim gefallen sind, etwa die Fläche Westeuropas. Der Großteil Warum reisen Kirchenvertreter Was passiert derzeit vor Ort? Wie engagiert sich die VEM dieser Flächen wurde in den vergangenen drei Jahren den Ländern des globalen Südens entzogen, vor allem in nach Indonesien? in Indonesien? Afrika. Investoren – unter anderem Goldmann Sachs, Die Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission Auf 50 Jahre alten Landkarten ist Indonesien noch eine grüne Neben sozialen Projekten (zum Beispiel Waisenkinderprojek- DWS Invest Global Agrobusiness (Deutsche Bank), aus auf Sumatra und in Papua stehen vor großen Herausforde- Oase – das Inselreich hat den drittgrößten Regenwald der te auf Sumatra und Nias, Versöhnungsarbeit mit den musli- China, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, In- rungen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes; schon Welt nach Brasilien und dem Kongo. Doch die Hälfte des ur- mischen Nachbarn, Behindertenprojekte auf Sumatra) setzen dien, Südkorea oder Japan – finden dort für ihren Zweck jetzt leiden viele Indonesier massiv unter den Folgen von sprünglichen Waldes ist heute bereits zerstört, jedes Jahr fal- sich die zwölf indonesischen VEM-Mitgliedskirchen auch für fabelhafte Bedingungen vor: große Landflächen, wenig Umweltproblemen. Daher haben sich 35 Delegierte von len weitere 1,8 Millionen Hektar illegalen Rodungen und Klima- und Umweltschutz ein. So sprechen sich die Kirchen (Land-)Rechte der lokalen Bevölkerung, niedrige Preise, deutschen, asiatischen und afrikanischen Kirchen vom 2. bis Plantagen zum Opfer. Prognosen des Umweltprogrammes auf politischer Ebene gegen Landraub aus, helfen den landlos willige Verwaltungen und schwache Regierungen. 13. Mai 2012 zu ökumenischen Teambesuchen in Papua und der Vereinten Nationen (UNEP) zufolge werden bis zum Jahr gewordenen Bauern eine Zukunft aufzubauen und sich gege- Nord-Sumatra getroffen. Auf mehrtägigen Exkursionen ha- 2022 bereits 98 Prozent der Wälder beschädigt oder ver- benenfalls juristisch gegen die Konzerne zur Wehr zu setzen. Der lokalen Bevölkerung wird der Zugang zu Land und ben sie sich ein Bild von zentralen Umweltproblemen vor Ort schwunden sein, wenn die Zerstörung im derzeitigen Tempo Außerdem unterstützen sie die Zivilgesellschaft auf regiona- Wasser versperrt, große Mengen an Pestiziden und Dün- gemacht, die in dieser Broschüre vorgestellt werden. Fünf weitergeht. Longgena Ginting, Klimareferent der Vereinten ler und internationaler Ebene durch Training, Ausbildung ger belasten Gewässer oder machen sie unbrauchbar. Schwerpunktthemen standen auf der Tagesordnung der in- Evangelischen Mission (VEM), kritisiert den Wettlauf um die und Vernetzungsmöglichkeiten. Verträge zwischen Regierung und Investor bleiben in ternationalen ökumenischen Begegnung (Teilnehmende aus letzten verfügbaren Stücke Land: »Selbst verbindliche Ab- »Durch die ökumenischen Team-Besuche in Papua und Su- der Regel geheim, fördern die Korruption, beschränken Deutschland, Indonesien, Kamerun, Namibia, Philippinen, kommen können den Ausverkauf nicht mehr verhindern. matra sind wir Menschen begegnet, die durch aggressiv fort- die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an Entschei- Ruanda, Sri Lanka, Tansania) in Indonesien: 1. Landraub in Finanzielle Interessen und Korruption haben viel zu häufig schreitende Abholzung, Palmölplantagenausweitung und dungsprozessen. Landraub verstößt gegen Menschen- Papua, 2. Rodung des Regenwaldes auf Sumatra, 3. Bergbau die Oberhand.« Neben den natürlichen Konsequenzen – Bergbau, Opfer von Menschenrechtsverletzungen und Ver- rechte: das Recht auf Leben, auf soziale Sicherheit in auf Sumatra, 4. Palmölanbau auf Sumatra und 5. urbane Ver- Artensterben, Erdrutschen und Überschwemmungen – hat treibung wurden. Wir haben gesehen, wie Betroffene sich mit Form von Zugang zu Wasser, Nahrung, Wohnung, das schmutzung in Medan, der Hauptstadt der Provinz Nord- das schlimme soziale Folgen: Ganze Dörfer werden entwur- Hilfe unserer Partner vor Ort, aber auch anderer zivilgesell- Recht auf Beteiligung am kulturellen und öffentlichen Sumatra. Die Begegnungen und Gespräche zwischen den zelt und die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. schaftlicher Gruppen, gegen diese Entwicklungen wehren Leben, auf Selbstbestimmung, auf Entwicklung. Der Betroffenen und den Gastgebern boten die Gelegenheit, Er- Korruption und fehlende Rechtsstaatlichkeit erleichtern die und wir werden in der Gemeinschaft der VEM in Afrika, Asi- Großteil der Staaten hat die dazu einschlägigen, interna- fahrungen auszutauschen, das Bewusstsein für Umweltfra- Zerstörung. »Die Regierung küsst den Investoren die Füße«, en und Deutschland weiter solidarisch an der Seite der Kir- tionalen Menschenrechtsabkommen ratifiziert und sich gen zu stärken und auf lokaler Ebene konkrete Schritte für monierte der ehemalige Umweltminister Indonesiens, Sonny chen in Indonesien stehen. Dabei hilft uns die Erfahrung un- verpflichtet, diese Rechte umzusetzen – auch in Form nachhaltiges Wirtschaften zu unterstützen, das natürliche Keraf, während des internationalen ökumenischen Teamtref- serer Mitgliedskirchen in Afrika und Asien, die mit genau extraterritorialer Staatenpflichten, das heißt darauf zu Lebensräume bewahrt sowie die Lebensgrundlagen der orts- fens. »Politische Führer brauchen Geld für ihren nächsten denselben Phänomenen konfrontiert sind, die uns in Papua achten, dass durch aktives oder passives Handeln des ansässigen Bevölkerung sichert. Das Treffen kam auf Einla- Wahlkampf, Unternehmer helfen ihnen aus und im Gegen- und Sumatra begegnen. Gemeinsam können wir Strategien Vertragsstaates zum Pakt über wirtschaftliche, soziale dung der VEM-Mitgliedskirchen in Indonesien zustande; zug revanchieren sich die Politiker mit Konzessionen von entwickeln und uns stärken und unterstützen im Eintreten und kulturelle Rechte keine Menschenrechte in einem beteiligt waren außerdem Brot für die Welt und seine indo- Landflächen.« für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöp- anderen Land verletzt werden. Theodor Rathgeber nesischen Projektpartner (Lentera, Bakumsu, KSPPM). fung.« Jochen Motte 2 3
Auszug aus dem Paradies: Das Papua-Dorf Kaliki hat gerade 14.000 Hektar Matius hat sein Land abgegeben und dafür ein In Batang Toru sprach die VEM-Delegation mit dem CSR-Manager des Bergbaukonzerns Land an einen Investor verpachtet – zu einem Spottpreis. Handy bekommen – doch telefonieren kann er in G-Resource, der im Juli 2012 mit dem Goldabbau begonnen hat. seinem Dorf nicht. 1. Landraub (Papua) 2. Rodung des Regenwaldes (Sumatra) 3. Bergbau (Sumatra) In Zeiten knapper werdender Rohstoffe liefern sich Konzerne recht über den Tisch gezogen wurden: Auf Drängen des Roh- Die nachhaltige Bewirtschaftung der Storaxwälder auf Suma- Indonesien gehört zu den weltweit führenden Produzenten einen Wettlauf um die letzten verfügbaren Stücke Land. Die- stoffkonzerns Rajawali, der im Rahmen des MIFEE-Projekts tra hat eine lange Tradition: Aus der Rinde der Bäume gewin- von Zinn, Kohle und Kupfer, doch auch Gold und Nickel sind ser Run hat vor einigen Jahren auch Papua erreicht, den Zuckerrohr anbauen will, haben sie zigtausende Hektar Land nen die Einheimischen seit über 300 Jahren das wohlrie- bedeutende Rohstoffe. Der Bergbau macht gut ein Zehntel des westlichen Teil der Insel Papua-Neuguinea, der offiziell zu verliehen, samt Ahnen-Friedhöfen und anderen heiligen chende Benzoeharz, das als Weihrauch, zur Parfümherstel- indonesischen Bruttosozialprodukts aus. Indonesien gehört. Im August 2010 startete das indonesische Stätten – zu einem Bruchteil des üblichen Marktpreises. Le- lung, als Konservierungsmittel und als Geigenlack verwendet Seit wenigen Jahren wird in Nord-Sumatra unter anderem Agrarministerium das landwirtschaftliche Megaprojekt MI- diglich vier Clanchefs gaben ihre Zustimmung, die für die wird. Der Wald sichert nicht nur das Überleben der Bewoh- Gold im Tagebau gefördert. Dabei verändert sich die umlie- FEE (Merauke Integrated Food and Energy Estate), bei dem Zukunft der 600 Bewohner weitreichende Folgen haben wird ner, sondern ist Teil ihrer Spiritualität, Kultur und Geschichte. gende Landschaft dramatisch: Bevor die Konzerne ihre Arbeit 1,2 Millionen Hektar Land rund um die Stadt Merauke in – und auch sie trafen keine freie und informierte Entschei- Doch Anfang der Neunziger Jahre erteilte die indonesische beginnen, wird Regenwald gerodet, um Straßen und andere Süd-Papua in Großplantagen umgewandelt werden sollen. dung: Die Vertragsagenten kamen unangekündigt, überrede- Regierung dem Zellstoffkonzern PT. Toba Pulp Lestari (PT. Infrastruktureinrichtungen zu errichten. Zyanidhaltige Pro- Bis 2011 haben bereits 36 Investoren eine Konzession erhal- ten sie zu unterschreiben ohne den Vertragstext zu lesen und TPL) eine Konzession für Rodungen auf Sumatra – auch auf duktionsabfälle werden zu gewaltigen Halden aufgetürmt. Da ten, um Holz, Zuckerrohr, Mais und Sojabohnen anzubauen. hinterließen dem Dorf keine Kopie. dem Land der Storaxwälder. Der lokale Protest eskalierte, als 18 Tonnen Eisenerz gebraucht werden, um das Gold für einen In zehn bis zwanzig Jahren werde Papua ebenso zerstört sein TPL begann, Hunderttausende Hektar Wald zu fällen, den einzigen Hochzeitsring zu gewinnen, sind die Mengen des wie Sumatra, schätzt Kristina Neubauer, ehemalige Koordi- Fluss Asahan zu verschmutzen und das Ökosystem des welt- giftigen Abfalls gewaltig. Anwohner der Region Batang Toru natorin des West Papua Netzwerkes (WPN) und des Faith- größten Kratersees, des Toba-Sees, zu beschädigen. Infolge beklagten bei dem Teambesuch zudem die Absenkung des based Network on West Papua (FBN) und jetzige Referentin Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen der Proteste musste die Zellstoff-Fabrik 1998 schließen, doch Grundwasserspiegels, Trockenheit, Straßenlärm und Unfälle für Partnerschaften der VEM. • Information und Aufklärung der lokalen Bevölkerung sie wurde 2002 wiedereröffnet. – all das bereits vor Inbetriebnahme der Mine. Sowohl dort Die Frage des Landbesitzes ist in Indonesien höchst umstrit- über die Folgen des Landraubs und Handlungsmöglich- als auch in Dairi beobachteten die VEM-Delegationen eine ten. Aus Sicht der Regierung gehört das Land dem Staat – es sei denn, durch einen Grundbrief kann bewiesen werden, keiten zum Beispiel durch Aufbau eines lokalen Radio- senders Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen Entzweiung der Gemeinschaft und der Kirchen in Befürwor- ter und Skeptiker. dass eine Privatperson der rechtmäßige Besitzer ist. Doch das • Ausbildung in Landwirtschaft, zum Beispiel Viehhaltung • Lobby-Arbeit (der Kirchen und Zivilgesellschaft) in Indo- kommt so gut wie nie vor, da solche Dokumente in der Ver- gangenheit kaum ausgestellt wurden und die Landbehörden • für Jugendliche und junge Erwachsene Gründung einer internationalen Kirchenkreispartner- nesien für den Erhalt der Wälder und deren traditionelle Nutzung Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen sich heute meist weigern, nachträglich Grundbriefe auf der schaft zur gegenseitigen Stärkung und Unterstützung • Internationale Lobby-Arbeit zum Beispiel durch Gesprä- • ufklärung über die negativen Folgen des Bergbaus A Basis des Gewohnheitsrechts auszustellen. Somit kann die • Allianzen gründen, um die vom MIFEE-Projekt betroffe- che mit politischen und wirtschaftlichen Entscheidungs- • Betroffene befähigen, für eigene Interessen einstehen zu Regierung das Land nach Gutdünken an den meistbietenden nen indigenen Völker zu stärken trägern in der EU können (empowerment) Investor verpachten. • Informationsaustausch innerhalb der VEM-Mitglieds • Auseinandersetzung mit der Entwaldungs-Thematik in- • Rechtshilfe für Betroffene mit dem Ziel, gegen Gesund- Da Jakarta die Papua nicht als indigenes Volk anerkennt, setzt kirchen und Entwicklung gemeinsamer Strategien, nerhalb der VEM-Partnerschaften heits- und Umweltschäden juristisch vorzugehen die Regierung sich auch über die UN-Erklärung zum Schutz Lobby-Arbeit gegen Landraub. • Förderung von Waldschutz und Wiederaufforstungspro- • Gründung von unabhängigen Beobachterteams, die indigener Völker hinweg, nach der Indigene ihre »freie, infor- grammen. Beschwerden nachgehen und diese bekannt machen mierte und vorhergehende Zustimmung« (FPIC = free, prior könnten – mit Hilfe der Kirchen. and informed consent) geben müssen. Bei einem Besuch in zwei Dörfern bei Merauke hat die VEM- Delegation erfahren, wie die Papua von einem Investor regel- Ein häufiger Anblick auf Sumatra. Mit dem Wald und seinen Bewohnern sterben auch die Hoffnungen der Einheimischen. 4 5
4. Palmölanbau (Sumatra) Stundenlang kann man in Indonesien an Palmölplantagen vorbeifahren – durch die massive Förderung ist Indonesien zum größten Palmölproduzenten der Welt geworden: mit über 20 Millionen Tonnen auf über neun Millionen Hektar Land. Bis 2020 soll sich dieser Ertrag laut Plan der Regierung verdoppeln. Die Ausweitung der Monokultur bringt zwar ei- nigen Arbeitern ein stetiges Einkommen, doch Frauen und ihre Kinder müssen meist unbezahlt mitarbeiten, damit das Wilde Müllhalden werden zu einer Gesundheitsgefahr für Ihre Zukunft steht auf dem Spiel: Indigene Kinder in Papua Delegierte des VEM-Workshops (v.l. Christian Sandner, Kristina Tagessoll erfüllt wird. Die Anbauregionen – ursprünglich die Bewohner von Medan. Neubauer, Christina Felschen) diskutieren mit Bewohnern des Dorfes durch Regenwald und autarke Landwirtschaft geprägt – ver- Domande über die Beweggründe und Folgen der Landabgabe. ändern sich dramatisch: Das Wasser wird knapper und – auf- grund von Pestiziden und Herbiziden – schlechter, Über- schwemmungen und Erosionen treten auf, die Temperaturen 5. Urbane Verschmutzung Resümee steigen und der Boden wird unfruchtbar. Mit dem Verlust der (Medan/Sumatra) ursprünglichen Biodiversität schwindet auch das Wissen Die Teilnehmenden des Workshops haben Kirchen zu mehr sollten keine Spenden von Unternehmen annehmen, die über die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und deren Nut- Als drittgrößte Stadt in Indonesien (2,8 Millionen Einwoh- politischer Verantwortung ermutigt. In ihrer Abschlusserklä- Menschenrechte verletzen«, sagte Petrus Sugito, Generalse- zung: Die Lebensmittelsicherheit ist gefährdet und die Ein- ner) zeigt Medan typische Umweltprobleme von Metropolen rung (www.vemission.org/peace-with-the-earth.html) ap- kretär der GKJTU-Kirche aus dem indonesischen Java. Ge- heimischen sind zunehmend auf Importe von Nahrungsmit- des globalen Südens: Neben der Luftverschmutzung durch pellieren sie an Kirchen auf der ganzen Welt, sich an die Sei- meinsam mit den anderen Delegierten forderte Sugito einen teln angewiesen. Industrie und Fahrzeuge, die zu Atemwegserkrankungen te derer zu stellen, die von Landraub und Zerstörung ihrer entsprechenden Verhaltenskodex. »Wenn es so weiter geht, Da Großplantagen Konzessionen auch für Land erhalten, das führt, ist Müll ein Hauptproblem Medans: Müllvermeidung, Lebensgrundlagen bedroht sind. »Wenn unsere Brüder und wird unser Wald in wenigen Jahren zu Papier und Plantagen seit Jahrhunderten bewohnt wird, kommt es zu Konflikten. Recycling und Kompostierung finden noch nicht statt; wilde Schwestern unter einer ungerechten Wirtschaftslage leiden, geworden, das Wasser verschmutzt sein und die Kleinbauern 2010 zündeten Paramilitärs die Häuser des Dorfes Sukaramai Müllhalden an Straßenrändern und im Deli-Fluss sind Brut- sind wir aufgefordert sie zu befreien und zu stärken«, sagte landlos«, befürchtet Rannieh Mercado, Leiter des VEM-Asien- auf Sumatra an, als der Staatskonzern PTPN IV in die Gegend stätten von Krankheitserregern, zumal die Anwohner im Bischof Stephen Ismail Munga (Nordost-Diözese der Evange- büros in Medan. »Dann werden unsere Kinder uns fragen: kam, um neue Palmölplantagen anzulegen; bei einem zwei- Fluss fischen, waschen und schwimmen. lisch-Lutherischen Kirche in Tansania). »Ich habe Menschen Was hat die Kirche in dieser Situation getan?« ten Überfall wurde ein Bewohner getötet und mehrere wur- Auf der größten Müllhalde von Medan, Namo Bintang, su- gesehen und gehört, die von ihrer eigenen Regierung unter- den schwer verletzt. Landlos geworden wohnen die ehemali- chen 700 Familien nach verwertbaren Abfällen; eine andere drückt werden. Ihre Schreie werden nicht gehört, weil für die gen Bauern von Sukaramai heute in einem provisorischen Arbeit haben sie nicht. Obwohl sie sich mit Stiefeln und Regierung persönliche Vorteile mehr zählen als das Leben Camp inmitten von Plantagen, ohne Grundversorgung. Im Handschuhen so gut wie möglich zu schützen versuchen, ist ihrer Wähler. Ihre Schreie sind Gottes Ruf an uns, damit wir Juli 2012 spitzte sich die Situation weiter zu. Die Polizei nahm ihre Arbeit lebensgefährlich. Drei Kinder sind bei Unfällen ihnen helfen ihr Eigentum und ihre Würde zurückzuerlan- 17 Bauern von Sukaramai fest. Die lokale NGO Lentera, auf der Deponie bereits gestorben; scharfe Teile, Gifte und gen.« Partner von Brot für die Welt, unterstützt Sukaramai sowie Fliegen verursachen Gesundheitsprobleme. »Wir dürfen von der Natur leben, aber wir dürfen sie nicht 26 weitere Dörfer in der Region. verbrauchen und zerstören«, forderte der indonesische Pastor Matias Panji Barus (Christlich-Protestantische Karo-Batak- kirche) mit Verweis auf die Schöpfungsgeschichte. VEM-Vor- Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen standsmitglied Jochen Motte resümierte: »Wir sind Menschen begegnet, die durch aggressiv fortschreitende Abholzung, die • usweitung von Palmölplantagen stoppen, bereits exis- A • inführung von lokalen Sensibilisierungsprogrammen E Ausweitung der Palmölplantagen und Bergbau Opfer von tierende Plantagen nach sozialen und ökologischen Kri- durch VEM-Mitgliedskirchen für Bewohner von Medan, Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung wurden. Wir terien prüfen um die »andere Seite« ihrer Stadt kennenzulernen: Stadt- haben gesehen, wie Betroffene sich mit Hilfe unserer Partner • VEM-Mitgliedskirchen, die eigene Plantagen besitzen, touren, Flussfahrten und Führungen zu Müllhalden vor Ort gegen diese Entwicklungen wehren.« Motte ver- ermutigen, durch nachhaltiges Wirtschaften ein Vorbild • In der Arbeit der Kirchen Müllvermeidung und -verwer- sprach, die Gemeinschaft der VEM in Afrika, Asien und für andere Besitzer zu werden tung thematisieren Deutschland werde ihre Mitgliedskirchen weiterhin bei ih- Gemeinsam stark: Richard Madete, Klimabeauftragter der VEM (rechts), und ein Bewohner des Teepflanzer-Dorfs Sidamanik in • Mit Plantagenbesitzern in Dialog treten und sie dazu auf- • Diakonische Hilfe für Menschen, die auf und vom Müll rem Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung Nord-Sumatra. fordern, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, weniger leben – beispielsweise durch Gesundheitsvorsorge und der Schöpfung unterstützen. Pestizide zu benutzen und die Plantage zu diversifizieren medizinische Hilfe Darüber hinaus richteten die Teilnehmer auch eine kritische • Stärkung des EU-Engagements gegenüber der indonesi- • Gemeinsam mit den Familien alternative Beschäftigungs- Botschaft an die Kirchen, die in vielen Ländern selbst Bezie- schen Regierung für den Schutz des tropischen Regen- möglichkeiten entwickeln, etwa Herstellung und Verkauf hungen zu umstrittenen Unternehmen pflegen – in Indone- waldes sowie Lobby-Arbeit der Kirchen für eine Revision neuer Produkte aus Abfällen. sien etwa zu Palmölplantagen und Papierfabriken: »Kirchen der EU-Kraftstoffrichtlinie von 2009. • Ressourcenverbrauch, zum Beispiel durch Konsum, in VEM-Mitgliedskirchen thematisieren. Die Geister der Erinnerung. 2010 brannten Paramilitärs Lentera-Mitarbeiterin Kartika Manurung setzt sich für die Tuminos Dorf Sukaramai nieder. Bewohner von Sukaramei ein – und verhandelt für die Bauern der Region Medan mit dem Landesministerium (hier). 6 7
Impressum Herausgeber: Vereinte Evangelische Mission Dr. Jochen Motte Texte: Christina Felschen Abteilung Gerechtigkeit, Frieden Redaktion: Brunhild von Local und Bewahrung der Schöpfung Titelfoto: Christina Felschen / VEM Fotos: Matheus Adadikam (S. 7), Christina Rudolfstraße 137 Felschen (S. 3, 4, 6, 7), Kristina Neubauer (S. 5), 42285 Wuppertal Christian Sandner (S. 6), Stefan Weiß (S. 5) Fon +49 (0) 202-890 04-168 Karte: Peter Philips/MediaCompany Fax +49 (0) 202-890 04-179 Layout: MediaCompany GmbH jpic@vemission.org Stand: August 2012 www.vemission.org Denn das Land soll euch Publikationen seine Früchte geben, damit ihr genug zu essen habt und sicher darin wohnt Jatropha: Wunderpflanze oder Bedrohung für 3. Mose 25,19 die Armen Tansanias? Diakonisches Werk der EKD e.V. für Brot für die Welt / VEM (Hg.) Kostenloser Download www.vemission.org/jatropha Palmöl – Entwicklungen und Gefahren eines boomenden Marktes Entwicklungen und Prognosen für ein umstrittenes Plantagenprodukt Diakonisches Werk der EKD e. V. für Brot für die Welt / VEM (Hg.) Kostenloser Download www.vemission.org/palmoil Gegen Landraub. Für Menschenrechte Think BIG Inputs and Reflections on Social Justice and the Basic Income Grant VEM-Programm für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung Rudolfstraße 137 · 42285 Wuppertal · www.vemission.org Konto 90 90 90 8 · KD-Bank eG · BLZ 350 601 90 · Stichwort »Menschenrechte« Design: Jola Fiedler / MediaCompany GmbH Jochen Motte / Theodor Rathgeber / VEM_RZ_Plakat_Landgrabbing.indd 1 27.09.2011 12:55:35 Angelika Veddeler (eds) Volume 13 foedus-verlag, Hannover 2010 Klima der Gerechtigkeit Wirtschaftliche, soziale und kulturelle ISBN 3-938180-20-X Ausstellungskatalog Rechte in West-Papua Nur in englischer Sprache Frank Kürschner-Pelkmann / Evangelische Kirche im Rheinland (HG.) Jochen Motte (Hg.) In Zusammenarbeit mit der Religion(s) – Freiheit – Menschenrechte foedus-verlag, Hannover 2008 Evangelischen Kirche von Westfalen, Religion - Freedom - Human Rights ISBN 3-938180-12-9 dem Weltkirchenrat, der VEM, Misereor, Dokumentation einer Tagung der Evange- Südwind, West-Papua-Netzwerk, lischen Kirche von Westfalen und der »Challenges to the Churches in a Theodor Rathgeber (Redaktion) Vereinten Evangelischen Mission vom Changing World!« foedus-verlag, Hannover 2006 8. – 12. März 2010 Proceedings of the 4th International UEM ISBN 3-938180-02-1 Jochen Motte / Peter Ohligschläger / Consultation on Justice, Peace and the Uwe Trittmann (Hg.) Integrity of Creation Batam, Indonesia, Band 15, foedus-verlag, Hannover 2010 February 2008 ISBN 3-938180-22-6 Jochen Motte / Thomas Sandner (eds) Volume 12, foedus-verlag, Hannover 2008 ISBN 3-938180-11-0
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