Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...

Die Seite wird erstellt Veronika Stolz
 
WEITER LESEN
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
Umwelt und Menschen in Gefahr
VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland
besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra

                           1
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
100°                                        110°                                         120°                                          130°                                     140°
                                        Kambodscha               Vietnam                                                                                                                                                               10°

                                                                                                                                Philippinen
                                                                 Südchinesisches Meer                                                                                                                                                                                                                               Landrechte sind auch
      Banda Aceh
      Ac
           eh                                                                                                                       Celebessee
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Menschenrechte
                                 Malaysia                                                Brunei                                                                                       Pazifischer Ozean
                Medan                   Kuala Lumpur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Trickreiche Landaneignung oder Landraub sind seit je-
    Nias
                        Sumatra
                                                   Singapur                                                                                           Manado
                                                                                                                                                                     Halmahera
                                                                                                                                                                                                                                        0°                                                                          her ein Instrument der Macht. Die seit 2007 einsetzende
       Batu-
                               Padang                         Pontianak      Kapu
                                                                                 as
                                                                                                                                                 Maluku-See
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Jagd auf Land durch ausländische Investoren und nati-
       Inseln                                                                                                                                                                      Sorong

                                                                                                                                                                      en
                                                                                 Borneo            Balikpapan        Palu                                                                                               Jayapura
                                        Har             Bangka                                                                                                                                                                                                                                                      onale Eliten (englisch »land grabbing«) ist insofern neu,

                                                                                                                                                                    kk
                                           i
                                                                                                                                                                      u
           Mentawai-                                                                                                                                             M o l Ceram-See                      Westpapua

                                                                                              Barito
           Inseln
                                               Jambi                                                               Sulawesi                                                                                                                                                                                         als die Dimension verletzter Landrechte ungleich größer
                                                                                                                                                                      Seram
                                               Palembang                                                                                                            Ambon
                                                                  Belitung          Banjarmasin                                                           Buru
                                                                                                                                                                                                                             Papua-Neu-Guinea                                                                       geworden ist. Außerdem sind die landwirtschaftliche
     Indischer Ozean

                                                                                                                                                                                                                     Digul
                                                           Jakarta             Java-See                  Ujung Pandang
                                                                                                                                        Baubau
                                                                                                                                                           Banda-See                              Kepulauan
                                                                                                                                                                                                  Aru
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erzeugung von Rohstoffen – Nahrungs- und Futtermit-
                Indonesien                                         Bandung   Java        Surabaya
                                                                                                              Flores-See
                                                                                                                                                      Wetar                         Kepulauan
                                                                                                                                                                                    Taninbar
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    tel sowie Kraftstoffe – und entsprechendes Land welt-
                                                                                                       Bali    Sumbawa        Flores                                                                          Merauke
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    weit zum Gegenstand der Börsenspekulation geworden.
                                                                                    Malang                                                                                          Arafura-See                                         10°
                                                                                                       Lombok                       Ende                  Ost-Timor                                                                                                                                                 Der Investitionsboom begann mit dem steilen Preisan-
                                                                                                                            Sumba                Kupang
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    stieg von Reis, Mais und Weizen im Jahr 2008 und
                                                                                                                                 Timor-See
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ­verstetigte sich mit dem Erwerb von Land als lukrative
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Investition in Zeiten der internationalen Finanz- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wirtschaftskrise.

                                                                                                                                                                                        Australien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Nach Angaben der Weltbank wurden allein im Jahr 2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    rund 47 Millionen Hektar Land verpachtet oder ver-
                                                                                                                                                                                                                                                VEM-Vorstandsmitglied Dr. Jochen Motte (links) mit Petrus
0                       500                      1000              1500 Kilometer
                                                                                                                                                                                                                                                Khariseb/ Nambia und Juliet Solis/ Philippinen beim Workshop        kauft, das entspricht der Größe des gesamten Ackerlands
                                                                                                                                                                                                                                                in Sumatra.                                                         in Australien. Oxfam schätzt, dass zwischen 2001 und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    2011 rund 227 Millionen Hektar dem Landraub anheim
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    gefallen sind, etwa die Fläche Westeuropas. Der Großteil
Warum reisen Kirchenvertreter                                                                                                            Was passiert derzeit vor Ort?                                                                          Wie engagiert sich die VEM                                          dieser Flächen wurde in den vergangenen drei Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    den Ländern des globalen Südens entzogen, vor allem in
nach Indonesien?                                                                                                                                                                                                                                in Indonesien?                                                      Afrika. Investoren – unter anderem Goldmann Sachs,
Die Mitgliedskirchen der Vereinten Evangelischen Mission                                                                                 Auf 50 Jahre alten Landkarten ist Indonesien noch eine grüne                                           Neben sozialen Projekten (zum Beispiel Waisenkinderprojek-          DWS Invest Global Agrobusiness (Deutsche Bank), aus
auf Sumatra und in Papua stehen vor großen Herausforde-                                                                                  Oase – das Inselreich hat den drittgrößten Regenwald der                                               te auf Sumatra und Nias, Versöhnungsarbeit mit den musli-           China, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, In-
rungen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes; schon                                                                                   Welt nach Brasilien und dem Kongo. Doch die Hälfte des ur-                                             mischen Nachbarn, Behindertenprojekte auf Sumatra) setzen           dien, Südkorea oder Japan – finden dort für ihren Zweck
jetzt leiden viele Indonesier massiv unter den Folgen von                                                                                sprünglichen Waldes ist heute bereits zerstört, jedes Jahr fal-                                        sich die zwölf indonesischen VEM-Mitgliedskirchen auch für          fabelhafte Bedingungen vor: große Landflächen, wenig
Umweltproblemen. Daher haben sich 35 Delegierte von                                                                                      len weitere 1,8 Millionen Hektar illegalen Rodungen und                                                Klima- und Umweltschutz ein. So sprechen sich die Kirchen           (Land-)Rechte der lokalen Bevölkerung, niedrige Preise,
­deutschen, asiatischen und afrikanischen Kirchen vom 2. bis                                                                             Plantagen zum Opfer. Prognosen des Umweltprogrammes                                                    auf politischer Ebene gegen Landraub aus, helfen den landlos        willige Verwaltungen und schwache Regierungen.
 13. Mai 2012 zu ökumenischen Teambesuchen in Papua und                                                                                  der Vereinten Nationen (UNEP) zufolge werden bis zum Jahr                                              gewordenen Bauern eine Zukunft aufzubauen und sich gege-
 Nord-Sumatra getroffen. Auf mehrtägigen Exkursionen ha-                                                                                 2022 bereits 98 Prozent der Wälder beschädigt oder ver-                                                benenfalls juristisch gegen die Konzerne zur Wehr zu setzen.        Der lokalen Bevölkerung wird der Zugang zu Land und
 ben sie sich ein Bild von zentralen Umweltproblemen vor Ort                                                                             schwunden sein, wenn die Zerstörung im derzeitigen Tempo                                               Außerdem unterstützen sie die Zivilgesellschaft auf regiona-        Wasser versperrt, große Mengen an Pestiziden und Dün-
 gemacht, die in dieser Broschüre vorgestellt werden. Fünf                                                                               weitergeht. Longgena Ginting, Klimareferent der Vereinten                                              ler und internationaler Ebene durch Training, Ausbildung            ger belasten Gewässer oder machen sie unbrauchbar.
 Schwerpunktthemen standen auf der Tagesordnung der in-                                                                                  Evangelischen Mission (VEM), kritisiert den Wettlauf um die                                            und Vernetzungsmöglichkeiten.                                       Verträge zwischen Regierung und Investor bleiben in
 ternationalen ökumenischen Begegnung (Teilnehmende aus                                                                                  letzten verfügbaren Stücke Land: »Selbst verbindliche Ab-                                              »Durch die ökumenischen Team-Besuche in Papua und Su-               der Regel geheim, fördern die Korruption, beschränken
 Deutschland, Indonesien, Kamerun, Namibia, Philippinen,                                                                                 kommen können den Ausverkauf nicht mehr verhindern.                                                    matra sind wir Menschen begegnet, die durch aggressiv fort-         die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an Entschei-
 Ruanda, Sri Lanka, Tansania) in Indonesien: 1. Landraub in                                                                              Finanzielle Interessen und Korruption haben viel zu häufig                                             schreitende Abholzung, Palmölplantagenausweitung und                dungsprozessen. Landraub verstößt gegen Menschen-
 Papua, 2. Rodung des Regenwaldes auf Sumatra, 3. Bergbau                                                                                die Oberhand.« Neben den natürlichen Konsequenzen –                                                    Bergbau, Opfer von Menschenrechtsverletzungen und Ver-              rechte: das Recht auf Leben, auf soziale Sicherheit in
 auf ­Sumatra, 4. Palmölanbau auf Sumatra und 5. urbane Ver-                                                                             Arten­sterben, Erdrutschen und Überschwemmungen – hat                                                  treibung wurden. Wir haben gesehen, wie Betroffene sich mit         Form von Zugang zu Wasser, Nahrung, Wohnung, das
 schmutzung in Medan, der Hauptstadt der Provinz Nord-                                                                                   das schlimme soziale Folgen: Ganze Dörfer werden entwur-                                               Hilfe unserer Partner vor Ort, aber auch anderer zivilgesell-       Recht auf Beteiligung am kulturellen und öffentlichen
 Sumatra. Die Begegnungen und Gespräche zwischen den                                                                                     zelt und die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage.                                                  schaftlicher Gruppen, gegen diese Entwicklungen wehren              Leben, auf Selbstbestimmung, auf Entwicklung. Der
 Betroffenen und den Gastgebern boten die Gelegenheit, Er-                                                                               Korrup­tion und fehlende Rechtsstaatlichkeit erleichtern die                                           und wir werden in der Gemeinschaft der VEM in Afrika, Asi-          Großteil der Staaten hat die dazu einschlägigen, interna-
 fahrungen auszutauschen, das Bewusstsein für Umweltfra-                                                                                 Zerstörung. »Die Regierung küsst den Investoren die Füße«,                                             en und Deutschland weiter solidarisch an der Seite der Kir-         tionalen Menschenrechtsabkommen ratifiziert und sich
 gen zu stärken und auf lokaler Ebene konkrete Schritte für                                                                              monierte der ehemalige Umweltminister Indonesiens, Sonny                                               chen in Indonesien stehen. Dabei hilft uns die Erfahrung un-        verpflichtet, diese Rechte umzusetzen – auch in Form
 nachhaltiges Wirtschaften zu unterstützen, das natürliche                                                                               Keraf, während des internationalen ökumenischen Teamtref-                                              serer Mitgliedskirchen in Afrika und Asien, die mit genau           extraterritorialer Staatenpflichten, das heißt darauf zu
 Lebensräume bewahrt sowie die Lebensgrundlagen der orts-                                                                                fens. »Politische Führer brauchen Geld für ihren nächsten                                              denselben Phänomenen konfrontiert sind, die uns in Papua            achten, dass durch aktives oder passives Handeln des
 ansässigen Bevölkerung sichert. Das Treffen kam auf Einla-                                                                              Wahlkampf, Unternehmer helfen ihnen aus und im Gegen-                                                  und Sumatra begegnen. Gemeinsam können wir Strategien               Vertragsstaates zum Pakt über wirtschaftliche, soziale
 dung der VEM-Mitgliedskirchen in Indonesien zustande;                                                                                   zug revanchieren sich die Politiker mit Konzessionen von                                               entwickeln und uns stärken und unterstützen im Eintreten            und kulturelle Rechte keine Menschenrechte in einem
 beteiligt waren außerdem Brot für die Welt und seine indo-                                                                              Landflächen.«                                                                                          für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöp-             anderen Land verletzt werden.         Theodor Rathgeber
 nesischen Projektpartner (Lentera, Bakumsu, KSPPM).                                                                                                                                                                                            fung.«                                          Jochen Motte

                                                                                                                                    2                                                                                                                                                                           3
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
Auszug aus dem Paradies: Das Papua-Dorf Kaliki hat gerade 14.000 Hektar          Matius hat sein Land abgegeben und dafür ein                                                   In Batang Toru sprach die VEM-Delegation mit dem CSR-Manager des Bergbaukonzerns
Land an einen Investor verpachtet – zu einem Spottpreis.                         Handy bekommen – doch telefonieren kann er in                                                  G-Resource, der im Juli 2012 mit dem Goldabbau begonnen hat.
                                                                                 seinem Dorf nicht.

1. Landraub (Papua)                                                                                                                   2. Rodung des Regenwaldes (Sumatra)                                     3. Bergbau (Sumatra)
In Zeiten knapper werdender Rohstoffe liefern sich Konzerne          recht über den Tisch gezogen wurden: Auf Drängen des Roh-        Die nachhaltige Bewirtschaftung der Storaxwälder auf Suma-              Indonesien gehört zu den weltweit führenden Produzenten
einen Wettlauf um die letzten verfügbaren Stücke Land. Die-          stoffkonzerns Rajawali, der im Rahmen des MIFEE-Projekts         tra hat eine lange Tradition: Aus der Rinde der Bäume gewin-            von Zinn, Kohle und Kupfer, doch auch Gold und Nickel sind
ser Run hat vor einigen Jahren auch Papua erreicht, den              Zuckerrohr anbauen will, haben sie zigtausende Hektar Land       nen die Einheimischen seit über 300 Jahren das wohlrie-                 bedeutende Rohstoffe. Der Bergbau macht gut ein Zehntel des
westlichen Teil der Insel Papua-Neuguinea, der offiziell zu          verliehen, samt Ahnen-Friedhöfen und anderen heiligen            chende Benzoeharz, das als Weihrauch, zur Parfümherstel-                indonesischen Bruttosozialprodukts aus.
Indonesien gehört. Im August 2010 startete das indonesische          Stätten – zu einem Bruchteil des üblichen Marktpreises. Le-      lung, als Konservierungsmittel und als Geigenlack verwendet             Seit wenigen Jahren wird in Nord-Sumatra unter anderem
Agrarministerium das landwirtschaftliche Megaprojekt MI-             diglich vier Clanchefs gaben ihre Zustimmung, die für die        wird. Der Wald sichert nicht nur das Überleben der Bewoh-               Gold im Tagebau gefördert. Dabei verändert sich die umlie-
FEE (Merauke Integrated Food and Energy Estate), bei dem             Zukunft der 600 Bewohner weitreichende Folgen haben wird         ner, sondern ist Teil ihrer Spiritualität, Kultur und Geschichte.       gende Landschaft dramatisch: Bevor die Konzerne ihre Arbeit
1,2 Millionen Hektar Land rund um die Stadt Merauke in               – und auch sie trafen keine freie und informierte Entschei-      Doch Anfang der Neunziger Jahre erteilte die indonesische               beginnen, wird Regenwald gerodet, um Straßen und andere
Süd-Papua in Großplantagen umgewandelt werden sollen.                dung: Die Vertragsagenten kamen unangekündigt, überrede-         Regierung dem Zellstoffkonzern PT. Toba Pulp Lestari (PT.               Infrastruktureinrichtungen zu errichten. Zyanidhaltige Pro-
Bis 2011 haben bereits 36 Investoren eine Konzession erhal-          ten sie zu unterschreiben ohne den Vertragstext zu lesen und     TPL) eine Konzession für Rodungen auf Sumatra – auch auf                duktionsabfälle werden zu gewaltigen Halden aufgetürmt. Da
ten, um Holz, Zuckerrohr, Mais und Sojabohnen anzubauen.             hinterließen dem Dorf keine Kopie.                               dem Land der Storaxwälder. Der lokale Protest eskalierte, als           18 Tonnen Eisenerz gebraucht werden, um das Gold für einen
In zehn bis zwanzig Jahren werde Papua ebenso zerstört sein                                                                           TPL begann, Hunderttausende Hektar Wald zu fällen, den                  einzigen Hochzeitsring zu gewinnen, sind die Mengen des
wie Sumatra, schätzt Kristina Neubauer, ehemalige Koordi-                                                                             Fluss Asahan zu verschmutzen und das Ökosystem des welt-                giftigen Abfalls gewaltig. Anwohner der Region Batang Toru
natorin des West Papua Netzwerkes (WPN) und des Faith-                                                                                größten Kratersees, des Toba-Sees, zu beschädigen. Infolge              beklagten bei dem Teambesuch zudem die Absenkung des
based Network on West Papua (FBN) und jetzige Referentin
                                                                     Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen                             der Proteste musste die Zellstoff-Fabrik 1998 schließen, doch           Grundwasserspiegels, Trockenheit, Straßenlärm und Unfälle
für Partnerschaften der VEM.                                         •        Information und Aufklärung der lokalen Bevölkerung     sie wurde 2002 wiedereröffnet.                                          – all das bereits vor Inbetriebnahme der Mine. Sowohl dort
Die Frage des Landbesitzes ist in Indonesien höchst umstrit-                über die Folgen des Landraubs und Handlungsmöglich-                                                                               als auch in Dairi beobachteten die VEM-Delegationen eine
ten. Aus Sicht der Regierung gehört das Land dem Staat – es
sei denn, durch einen Grundbrief kann bewiesen werden,
                                                                            keiten zum Beispiel durch Aufbau eines lokalen Radio-
                                                                            senders
                                                                                                                                      Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen                                    Entzweiung der Gemeinschaft und der Kirchen in Befürwor-
                                                                                                                                                                                                              ter und Skeptiker.
dass eine Privatperson der rechtmäßige Besitzer ist. Doch das        •      Ausbildung in Landwirtschaft, zum Beispiel Viehhaltung   •      Lobby-Arbeit (der Kirchen und Zivilgesellschaft) in Indo-
kommt so gut wie nie vor, da solche Dokumente in der Ver-
gangenheit kaum ausgestellt wurden und die Landbehörden              •
                                                                             für Jugendliche und junge Erwachsene
                                                                             Gründung einer internationalen Kirchenkreispartner-
                                                                                                                                          nesien für den Erhalt der Wälder und deren traditionelle
                                                                                                                                          Nutzung
                                                                                                                                                                                                              Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen
sich heute meist weigern, nachträglich Grundbriefe auf der                 schaft zur gegenseitigen Stärkung und Unterstützung        •   Internationale Lobby-Arbeit zum Beispiel durch Gesprä-             •     ufklärung über die negativen Folgen des Bergbaus
                                                                                                                                                                                                                   A
Basis des Gewohnheitsrechts auszustellen. Somit kann die             •     Allianzen gründen, um die vom MIFEE-Projekt betroffe-           che mit politischen und wirtschaftlichen Entscheidungs-           •    Betroffene befähigen, für eigene Interessen einstehen zu
Regierung das Land nach Gutdünken an den meistbietenden                  nen indigenen Völker zu stärken                                    trägern in der EU                                                     können (empowerment)
Investor verpachten.                                                 •   Informationsaustausch innerhalb der VEM-Mitglieds­          •     Auseinandersetzung mit der Entwaldungs-Thematik in-              •   Rechtshilfe für Betroffene mit dem Ziel, gegen Gesund-
Da Jakarta die Papua nicht als indigenes Volk anerkennt, setzt            kirchen und Entwicklung gemeinsamer Strategien,                  nerhalb der VEM-Partnerschaften                                          heits- und Umweltschäden juristisch vorzugehen
die Regierung sich auch über die UN-Erklärung zum Schutz                  ­Lobby-Arbeit gegen Landraub.                               •    Förderung von Waldschutz und Wiederaufforstungspro-               •     Gründung von unabhängigen Beobachterteams, die
indigener Völker hinweg, nach der Indigene ihre »freie, infor-                                                                               grammen.                                                                Beschwerden nachgehen und diese bekannt machen
mierte und vorhergehende Zustimmung« (FPIC = free, prior                                                                                                                                                             könnten – mit Hilfe der Kirchen.
and informed consent) geben müssen.
Bei einem Besuch in zwei Dörfern bei Merauke hat die VEM-
Delegation erfahren, wie die Papua von einem Investor regel-

                                                                                                                                                                                                              Ein häufiger Anblick auf Sumatra. Mit dem Wald und seinen
                                                                                                                                                                                                              Bewohnern sterben auch die Hoffnungen der Einheimischen.

                                                                 4                                                                                                                                        5
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
4. Palmölanbau (Sumatra)
Stundenlang kann man in Indonesien an Palmölplantagen
vorbeifahren – durch die massive Förderung ist Indonesien
zum größten Palmölproduzenten der Welt geworden: mit
über 20 Millionen Tonnen auf über neun Millionen Hektar
Land. Bis 2020 soll sich dieser Ertrag laut Plan der Regierung
verdoppeln. Die Ausweitung der Monokultur bringt zwar ei-
nigen Arbeitern ein stetiges Einkommen, doch Frauen und
ihre Kinder müssen meist unbezahlt mitarbeiten, damit das                  Wilde Müllhalden werden zu einer Gesundheitsgefahr für       Ihre Zukunft steht auf dem Spiel: Indigene Kinder in Papua           Delegierte des VEM-Workshops (v.l. Christian Sandner, Kristina
Tagessoll erfüllt wird. Die Anbauregionen – ursprünglich                   die Bewohner von Medan.                                                                                                           Neubauer, Christina Felschen) diskutieren mit Bewohnern des Dorfes
durch Regenwald und autarke Landwirtschaft geprägt – ver-                                                                                                                                                    Domande über die Beweggründe und Folgen der Landabgabe.
ändern sich dramatisch: Das Wasser wird knapper und – auf-
grund von Pestiziden und Herbiziden – schlechter, Über-
schwemmungen und Erosionen treten auf, die Temperaturen                5. Urbane Verschmutzung                                         Resümee
steigen und der Boden wird unfruchtbar. Mit dem Verlust der
                                                                           (Medan/Sumatra)
ursprünglichen Biodiversität schwindet auch das Wissen                                                                                  Die Teilnehmenden des Workshops haben Kirchen zu mehr                sollten keine Spenden von Unternehmen annehmen, die
über die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und deren Nut-            Als drittgrößte Stadt in Indonesien (2,8 Millionen Einwoh-       politischer Verantwortung ermutigt. In ihrer Abschlusserklä-         Menschenrechte verletzen«, sagte Petrus Sugito, Generalse-
zung: Die Lebensmittelsicherheit ist gefährdet und die Ein-            ner) zeigt Medan typische Umweltprobleme von Metropolen          rung (www.vemission.org/peace-with-the-earth.html) ap-               kretär der GKJTU-Kirche aus dem indonesischen Java. Ge-
heimischen sind zunehmend auf Importe von Nahrungsmit-                 des globalen Südens: Neben der Luftverschmutzung durch           pellieren sie an Kirchen auf der ganzen Welt, sich an die Sei-       meinsam mit den anderen Delegierten forderte Sugito einen
teln angewiesen.                                                       Industrie und Fahrzeuge, die zu Atemwegserkrankungen             te derer zu stellen, die von Landraub und Zerstörung ihrer           entsprechenden Verhaltenskodex. »Wenn es so weiter geht,
Da Großplantagen Konzessionen auch für Land erhalten, das              führt, ist Müll ein Hauptproblem Medans: Müllvermeidung,         Lebensgrundlagen bedroht sind. »Wenn unsere Brüder und               wird unser Wald in wenigen Jahren zu Papier und Plantagen
seit Jahrhunderten bewohnt wird, kommt es zu Konflikten.               Recycling und Kompostierung finden noch nicht statt; wilde       Schwestern unter einer ungerechten Wirtschaftslage leiden,           geworden, das Wasser verschmutzt sein und die Kleinbauern
2010 zündeten Paramilitärs die Häuser des Dorfes Sukaramai             Müllhalden an Straßenrändern und im Deli-Fluss sind Brut-        sind wir aufgefordert sie zu befreien und zu stärken«, sagte         landlos«, befürchtet Rannieh Mercado, Leiter des VEM-Asien-
auf Sumatra an, als der Staatskonzern PTPN IV in die Gegend            stätten von Krankheitserregern, zumal die Anwohner im            Bischof Stephen Ismail Munga (Nordost-Diözese der Evange-            büros in Medan. »Dann werden unsere Kinder uns fragen:
kam, um neue Palmölplantagen anzulegen; bei einem zwei-                Fluss fischen, waschen und schwimmen.                            lisch-Lutherischen Kirche in Tansania). »Ich habe Menschen           Was hat die Kirche in dieser Situation getan?«
ten Überfall wurde ein Bewohner getötet und mehrere wur-               Auf der größten Müllhalde von Medan, Namo Bintang, su-           gesehen und gehört, die von ihrer eigenen Regierung unter-
den schwer verletzt. Landlos geworden wohnen die ehemali-              chen 700 Familien nach verwertbaren Abfällen; eine andere        drückt werden. Ihre Schreie werden nicht gehört, weil für die
gen Bauern von Sukaramai heute in einem provisorischen                 Arbeit haben sie nicht. Obwohl sie sich mit Stiefeln und         Regierung persönliche Vorteile mehr zählen als das Leben
Camp inmitten von Plantagen, ohne Grundversorgung. Im                  Handschuhen so gut wie möglich zu schützen versuchen, ist        ihrer Wähler. Ihre Schreie sind Gottes Ruf an uns, damit wir
Juli 2012 spitzte sich die Situation weiter zu. Die Polizei nahm       ihre Arbeit lebensgefährlich. Drei Kinder sind bei Unfällen      ihnen helfen ihr Eigentum und ihre Würde zurückzuerlan-
17 Bauern von Sukaramai fest. Die lokale NGO Lentera,                  auf der Deponie bereits gestorben; scharfe Teile, Gifte und      gen.«
­Partner von Brot für die Welt, unterstützt Sukaramai sowie            Fliegen verursachen Gesundheitsprobleme.                         »Wir dürfen von der Natur leben, aber wir dürfen sie nicht
 26 weitere Dörfer in der Region.                                                                                                       verbrauchen und zerstören«, forderte der indonesische Pastor
                                                                                                                                        Matias Panji Barus (Christlich-Protestantische Karo-Batak-
                                                                                                                                        kirche) mit Verweis auf die Schöpfungsgeschichte. VEM-Vor-
Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen                                   Empfehlungen an VEM-Mitgliedskirchen                             standsmitglied Jochen Motte resümierte: »Wir sind Menschen
                                                                                                                                        begegnet, die durch aggressiv fortschreitende Abholzung, die
•       usweitung von Palmölplantagen stoppen, bereits exis-
       A                                                               •      inführung von lokalen Sensibilisierungsprogrammen
                                                                             E                                                          Ausweitung der Palmölplantagen und Bergbau Opfer von
       tierende Plantagen nach sozialen und ökologischen Kri-                durch VEM-Mitgliedskirchen für Bewohner von Medan,         Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung wurden. Wir
       terien prüfen                                                         um die »andere Seite« ihrer Stadt kennenzulernen: Stadt-   haben gesehen, wie Betroffene sich mit Hilfe unserer Partner
•      VEM-Mitgliedskirchen, die eigene Plantagen besitzen,                 touren, Flussfahrten und Führungen zu Müllhalden           vor Ort gegen diese Entwicklungen wehren.« Motte ver-
      ermutigen, durch nachhaltiges Wirtschaften ein Vorbild           •     In der Arbeit der Kirchen Müllvermeidung und -verwer-     sprach, die Gemeinschaft der VEM in Afrika, Asien und
      für andere Besitzer zu werden                                         tung thematisieren                                          Deutschland werde ihre Mitgliedskirchen weiterhin bei ih-            Gemeinsam stark: Richard Madete, Klimabeauftragter der VEM
                                                                                                                                                                                                             (rechts), und ein Bewohner des Teepflanzer-Dorfs Sidamanik in
•     Mit Plantagenbesitzern in Dialog treten und sie dazu auf-       •    Diakonische Hilfe für Menschen, die auf und vom Müll       rem Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung
                                                                                                                                                                                                             Nord-Sumatra.
     fordern, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, weniger                leben – beispielsweise durch Gesundheitsvorsorge und         der Schöpfung unterstützen.
     Pestizide zu benutzen und die Plantage zu diversifizieren             medizinische Hilfe                                           Darüber hinaus richteten die Teilnehmer auch eine kritische
•    Stärkung des EU-Engagements gegenüber der indonesi-              •   Gemeinsam mit den Familien alternative Beschäftigungs-      Botschaft an die Kirchen, die in vielen Ländern selbst Bezie-
    schen Regierung für den Schutz des tropischen Regen-                   möglichkeiten entwickeln, etwa Herstellung und Verkauf       hungen zu umstrittenen Unternehmen pflegen – in Indone-
    waldes sowie Lobby-Arbeit der Kirchen für eine Revision                neuer Produkte aus Abfällen.                                 sien etwa zu Palmölplantagen und Papierfabriken: »Kirchen
    der EU-Kraftstoffrichtlinie von 2009.
•   Ressourcenverbrauch, zum Beispiel durch Konsum, in
    VEM-Mitgliedskirchen thematisieren.

                                                                       Die Geister der Erinnerung. 2010 brannten Paramilitärs               Lentera-Mitarbeiterin Kartika Manurung setzt sich für die
                                                                       Tuminos Dorf Sukaramai nieder.                                    Bewohner von Sukaramei ein – und verhandelt für die Bauern
                                                                                                                                                der Region Medan mit dem Landesministerium (hier).

                                                                   6                                                                                                                                     7
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
Impressum

Herausgeber: Vereinte Evangelische Mission                                                                                                                                                                    Dr. Jochen Motte
Texte: Christina Felschen                                                                                                                                                                       Abteilung Gerechtigkeit, Frieden
Redaktion: Brunhild von Local                                                                                                                                                                    und Bewahrung der Schöpfung
Titelfoto: Christina Felschen / VEM
Fotos: Matheus Adadikam (S. 7), Christina                                                                                                                                                                      Rudolfstraße 137
Felschen (S. 3, 4, 6, 7), Kristina Neubauer (S. 5),                                                                                                                                                            42285 Wuppertal
Christian Sandner (S. 6), Stefan Weiß (S. 5)                                                                                                                                                        Fon +49 (0) 202-890 04-168
Karte: Peter Philips/MediaCompany                                                                                                                                                                   Fax +49 (0) 202-890 04-179
Layout: MediaCompany GmbH                                                                                                                                                                                   jpic@vemission.org
Stand: August 2012                                                                                                                                                                                         www.vemission.org

                                                                                                                                                                                           Denn das Land soll euch
Publikationen                                                                                                                                                                                   seine Früchte geben,
                                                                                                                                                                                      damit ihr genug zu essen habt
                                                                                                                                                                                             und sicher darin wohnt
Jatropha: Wunderpflanze oder Bedrohung für
                                                                                                                                                                                                         3. Mose 25,19
die Armen Tansanias?
Diakonisches Werk der EKD e.V.
für Brot für die Welt / VEM (Hg.)
Kostenloser Download
www.vemission.org/jatropha

Palmöl – Entwicklungen und Gefahren eines
boomenden Marktes
Entwicklungen und Prognosen für ein
umstrittenes Plantagenprodukt
Diakonisches Werk der EKD e. V.
für Brot für die Welt / VEM (Hg.)
Kostenloser Download
www.vemission.org/palmoil
                                                                                                                Gegen Landraub. Für Menschenrechte
Think BIG
Inputs and Reflections on Social Justice
and the Basic Income Grant
                                                                                                                VEM-Programm für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
                                                                                                                Rudolfstraße 137 · 42285 Wuppertal · www.vemission.org
                                                                                                                Konto 90 90 90 8 · KD-Bank eG · BLZ 350 601 90 · Stichwort »Menschenrechte«
                                                                     Design: Jola Fiedler / MediaCompany GmbH

Jochen Motte / Theodor Rathgeber /
                                                                    VEM_RZ_Plakat_Landgrabbing.indd 1                                                                                                                    27.09.2011 12:55:35

Angelika Veddeler (eds)
Volume 13
foedus-verlag, Hannover 2010                          Klima der Gerechtigkeit                                                                                                         Wirtschaftliche, soziale und kulturelle
ISBN 3-938180-20-X                                    Ausstellungskatalog                                                                                                             Rechte in West-Papua
Nur in englischer Sprache                             Frank Kürschner-Pelkmann /                                                                                                      Evangelische Kirche im Rheinland (HG.)
                                                      Jochen Motte (Hg.)                                                                                                              In Zusammenarbeit mit der
Religion(s) – Freiheit – Menschenrechte
                                                      foedus-verlag, Hannover 2008                                                                                                    Evangelischen Kirche von Westfalen,
Religion - Freedom - Human Rights
                                                      ISBN 3-938180-12-9                                                                                                              dem Welt­kirchenrat, der VEM, Misereor,
Dokumentation einer Tagung der Evange-
                                                                                                                                                                                      Südwind, West-Papua-Netzwerk,
lischen Kirche von Westfalen und der                  »Challenges to the Churches in a
                                                                                                                                                                                      Theodor Rath­geber (Redaktion)
Vereinten Evangelischen Mission vom                   Changing World!«
                                                                                                                                                                                      foedus-verlag, Hannover 2006
8. – 12. März 2010                                    Proceedings of the 4th International UEM
                                                                                                                                                                                      ISBN 3-938180-02-1
Jochen Motte / Peter Ohligschläger /                  Consultation on Justice, Peace and the
Uwe Trittmann (Hg.)                                   Integrity of Creation Batam, Indonesia,
Band 15, foedus-verlag, Hannover 2010                 February 2008
ISBN 3-938180-22-6                                    Jochen Motte / Thomas Sandner (eds)
                                                      Volume 12, foedus-verlag, Hannover 2008
                                                      ISBN 3-938180-11-0
Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ... Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ... Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ... Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ... Umwelt und Menschen in Gefahr VEM-Teams aus Afrika, Asien und Deutschland besuchen Partnerkirchen in Papua und Sumatra - Vereinte Evangelische ...
Sie können auch lesen