Umweltschonend mobil sein - oeku
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Umweltschonend mobil sein Mobilität führt Menschen zueinander. Gemeinschaft zu erfahren ist ganz im Sinn der Kirchgemeinden. Doch übermässige Mobilität belastet die Umwelt. Der Einsatz der Kirchgemeinden für umweltgerechte Mobilität ist ein Gebot der Zeit. Die negativen Auswirkungen der unbegrenzten motori- • Für längere oder steile Strecken ist der öffentliche sierten Mobilität belasten nicht nur die Umwelt, son- Verkehr die erste Wahl. In schlecht erschlossenen dern beeinträchtigen unsere Lebensqualität und die Gebieten lohnt sich allenfalls die Anschaffung der nachkommenden Generationen. Der Personen- und eines E-Bikes. Der benötigte Strom kann mittels Güterverkehr benötigt rund 35 Prozent des gesamten Solaranlage selber produziert oder mit dem Kauf Endenergieverbrauchs der Schweiz. Rund 1,3 Millio- einer Ökovignette kompensiert werden. nen Menschen sind in der Schweiz während des Tages • Wenn das Benützen eines Autos unumgänglich übermässigem Lärm ausgesetzt. Bei der Verbrennung erscheint, sollte man nicht alleine fahren, sondern von Treibstoffen entstehen u.a. schädliche Stickoxide Kollegen und Bekannte mitnehmen oder bei andern (NOX) und Treibhausgase (CO2-Emissionen). mitfahren. Dadurch werden die Ausgaben halbiert Die Folge sind hohe externe Kosten durch Herz-Kreis- und das Mitfahren fördert erst noch die sozialen lauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen oder Kontakte. erhöhtes Krebsrisiko. Zu hohe Luftschadstoffwerte • Automodelle wählen, welche die Umwelt weniger Veranstaltungen belasten unsere empfindlichen Ökosysteme. Für den belasten, wie Elektrofahrzeuge, Autos mit Erdgas- motorisierten Individualverkehr werden heute pro Per- antrieb oder mit geringem Treibstoffverbrauch. son rund 120 Quadratmeter gebraucht. Er zerschneidet Landschaften und damit Lebensräume mit fatalen Umweltgerechte Mobilität innerhalb Folgen für Mensch und Biodiversität und er trägt zur der Kirchgemeinde fördern steigenden Zersiedelung bei. Die Kirchgemeinde kann ihren Mitarbeitenden und Technologische Fortschritte reduzieren zwar die Kirchgemeindegliedern mit gezielten Massnahmen das Luftschadstoffemissionen pro Fahrzeug. Durch den Umsteigen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zunehmenden Verkehr wird diese Entwicklung aber erleichtern: teilweise wieder aufgehoben. • Gedeckte Veloparkplätze in unmittelbarer Nähe des Einganges zu Kirche und Kirchgemeindehaus Auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen erhöhen die Attraktivität des Velofahrens. Kirchgemeinden können sich in Wort und Tat für • Kirchenvelo oder E-Bike: Für kürzere Strecken umweltgerechte Mobilität einsetzen. Mit gezielten bietet sich die Anschaffung eines Dienstvelos an, Massnahmen können sie den Umstieg auf umwelt- welches bei Bedarf benutzt werden darf. freundliche Verkehrsmittel erleichtern. • Die Kirchgemeinde bezahlt ihren Angestellten einen Grundsätzlich gilt: Teil des Halbtax- oder Generalabonnements. Zudem • Für Strecken innerhalb und zwischen benachbarten erhalten Angestellte, welche den Arbeitsweg nach- Ortschaften die muskelbetriebene Mobilität fördern: weislich zu Fuss, per Velo oder E-Bike zurücklegen, Zufussgehen, Velofahren, Inlineskaten oder Trot- einen jährlichen Förderbeitrag. tinettfahren wirken sich nachweislich positiv auf • Bei Mobility anregen, einen Mietautostandort in Gesundheit und Wohlbefinden aus. der Nähe der Kirche einzurichten oder Mobility auf dem Kirchenareal ein Parkfeld zur Verfügung stellen. 89
• Sonntäglicher Fahrdienst: Dieser bietet sich ins- • Vor Ort kann ein autofreier Sonntag organisiert besondere für Kirchgemeinden an, welche alter- werden, indem eine Strasse oder der Kirchenplatz nierend Gottesdienste in den Dörfern der Kirchge- für den Autoverkehr gesperrt wird. Für öffentliche meinde abhalten. Dies reduziert den sonntäglichen Strassen ist bei der Polizei eine Bewilligung ein- Autoverkehr; das gemeinsame Reisen zur Kirche zuholen. Als autofreie Tage mit Kirchenbeteiligung trägt zum sozialen Miteinander und somit zum eignen sich etwa der Bettag oder der europaweite Gemeindeleben bei. Aktionstag «In die Stadt – ohne mein Auto!», der • Beim Organisieren überregionaler Sitzungen Ort immer am 22. September stattfindet. und Zeit so einplanen, dass die Teilnehmenden mit • Autofasten beliebt machen: Während der Fastenzeit dem öffentlichen Verkehr an- und abreisen können. verpflichten sich interessierte Gemeindemitglieder Die Einladung enthält einen Fahrplan der passen- öffentlich, für eine bestimmte Zeit aufs Autofahren den Bus- oder Zugsverbindung. zu verzichten. • Bei jeder Veranstaltung der Kirchgemeinde auf der Einladung und der Website auf den Fahrplan des Kirchgemeinden bringen sich ein öffentlichen Verkehrs verlinken. Die Kirchgemeinde beteiligt sich aktiv an Fragen der • Die Anzahl der Parkplätze auf dem Kirchenareal auf Mobilität und bringt sich zu Mobilitätsvorhaben in der ein Minimum beschränken und den so gewonnenen politischen Gemeinde ein. Raum anders nutzen. • Die Kirchgemeinde überprüft und thematisiert das • Die Beteiligten können eingeladen werden, zu Mobilitätsverhalten bei Veranstaltungen und bei Fuss, mit öffentlichem Verkehr oder per Velo zur den eigenen Angestellten. Chorprobe und in den Gottesdienst zu kommen oder • Die Kirchgemeinde erarbeitet ein Mobilitäts- zumindest andere im Auto mitzunehmen. konzept. Viele Kantone und Städte bieten dafür eine kostenlose oder finanziell stark geförderte Gemeinsame Aktionen planen Mobilitätsberatung an. Ein vorbildliches Mobilitäts- Gemeinsam autofreie Mobilität zu erleben hat eine konzept trägt zur Attraktivität der Kirchgemeinde positive Wirkung und regt andere zum Autoverzicht in der Bevölkerung bei. an. Auch dem Pfarrteam stehen viele Möglichkeiten • Bei der Einführung von neuen Geschwindigkeitsbe- offen: grenzungen kann die Kirchgemeinde eine führende • In einem Freiluft-Gottesdienst steht beispielsweise Rolle spielen. Oft stehen Kirchen im historischen das Thema Mobilität im Vordergrund. Die Teilneh- Ortskern. Hier lässt sich idealerweise eine quartier menden reisen per Velo an. Vielleicht lassen sich übergreifende Tempo-30-Zone einführen. Wenn auch Kinder und Jugendliche für den Gottesdienst- sich die politische Gemeinde gegen eine neue besuch begeistern, wenn sie mit Inlineskates oder Geschwindigkeitslimite sperrt, kann die Kirchge- Scooter hinfahren dürfen. meinde mit dem Einverständnis der Anwohner auf • Das Thema Mobilität in den Unterricht einfliessen dem Kirchenareal «freiwillig Tempo 30»-Schilder lassen: Jugendliche untersuchen die Mobilität in aufstellen. der eigenen Kirchgemeinde und gestalten einen Gottesdienst zum Thema. • Etwas weiter weg führen kann eine Pilgerreise mit dem Velo oder per Bahn. 90
Reformierte Landeskirche des Kantons Zürich Reformierte Kirchgemeinde Birmenstorf AG Velo-Gutschein als Anreiz für Mitarbeitende Kostenloser Fahrdienst zum Gottesdienst Der Kirchenrat der reformierten Zürcher Landeskirche In der reformierten Kirchgemeinde Birmenstorf-Ge- hat 2013 ein Umweltleitbild verabschiedet. Darin benstorf-Turgi findet der Gottesdienst am Sonntag setzt er sich für eine nachhaltige Entwicklung ein, die turnusgemäss in einer der drei Kirchen statt. ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte um- Ein kostenloser Fahrdienst wurde eingerichtet: Die fasst. So erhalten Mitarbeitende, welche die öffent- Kleinbusse einer örtlichen Busgesellschaft bringen lichen Verkehrsmittel für ihren Arbeitsweg benutzen, die Kirchenbesuchenden zum Gottesdienst und wieder einen Zuschuss von 150 Franken an ihr SBB-General nach Hause. Dabei können die Kirchgänger an den abonnement oder Halbtax-Abonnement. Auf Anregung gewohnten öffentlichen Bushaltestellen zusteigen. der Umweltkommission der Gesamtkirchlichen Dienste Der Bus fährt in jedem Fall. Dank dieses gemein- erhalten Mitarbeitende, die regelmässig mit dem eige- schaftlichen Fahrdienstes ist sichergestellt, dass auch nen Velo zur Arbeit kommen, jährlich einen Warengut- nicht motorisierte Kirchgemeindeglieder immer zum schein für Velozubehör im Wert von 250 Franken. Gottesdienst gelangen. Das Verkehrsaufkommen zur 2014 beteiligten sich zwanzig Mitarbeitende an der Kirche wird tief gehalten und die wenigen Parkplätze nationalen Aktion «Bike to work» und legten den bei den drei Kirchen werden nicht zusätzlich belastet. Arbeitsweg einen Monat lang so oft als möglich mit So können auch Unterhaltskosten gespart werden. dem Velo zurück. Das Angebot wird sehr geschätzt und genutzt. Die Veranstaltungen Als weitere Massnahme zur Förderung des Veloverkehrs gemeinsame Fahrt fördert das gegenseitige Kennenler- von Mitarbeitenden und Besucherinnen und Besuchern nen und das Gefühl der Zusammengehörigkeit in der wurden vor dem landeskirchlichen Gebäude am Hir- Kirchgemeinde. So finden in den Bussen rege Gesprä- schengraben 7 durch das Tiefbauamt der Stadt Zürich che, zuweilen auch Predigtnachgespräche statt. Fahrradbügel montiert. Kirche Wetzikon ZH Grösste Velobörse im Zürcher Oberland Die grösste Bike- und Velobörse im Zürcher Ober- land findet einmal jährlich in Wetzikon statt. Die Occasionsvelos sind unterteilt nach Preisklassen und Kategorien. Alte, nicht mehr gebrauchte Velos werden an diesem Tag für die Wiederverwertung in Afrika entgegengenommen. Organisiert wird die Velobörse in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten der reformierten und der katho- lischen Kirche. Die Kommission von 15 Prozent für den Verkauf kommt vollumfänglich sozialen Projekten im In- und Ausland zugute. Jedes Jahr tragen über vierzig Freiwillige sowie rund fünfzehn Konfirmanden Abbildung 47: Die Wetziker Velobörse ist eine Benefizver- und Firmanden mit ihren Katechetinnen zum Erfolg anstaltung, bei der der gesamte Erlös gespendet wird und der Velobörse bei. alle Helfenden freiwillig im Einsatz sind. 91
Literaturhinweise und Links • Entscheidungshilfe zur Optimierung der persönlichen Mobilität: ➞ www.mobilitaetsdurchblick.ch • Nationale Mitmach-Aktion zur Förderung des Velofahrens auf dem Arbeitsweg: ➞ www.biketowork.ch • Zugang zu Mietautos jeder Grösse an Standorten in der ganzen Schweiz: ➞ www.mobility.ch • Home-Office ist der kürzeste Weg zur Arbeit: ➞ www.homeofficeday.ch • Individuelle Mobilitätsgewohnheiten und deren Kosten: www.pronatura.ch/mobilitaetsrechner • In Deutschland ist das Autofasten weit verbreitet: Interessierte verpflichten sich, während der Fastenzeit aufs Auto zu verzichten. Infomaterial auf der Website: ➞ www.autofasten.de Fachverbände • Der Fachverband «Fussverkehr Schweiz» setzt sich für die Rechte der Fussgängerinnen und Fussgänger ein. Er berät Behörden, Fussgängergruppen und Einzelpersonen: ➞ www.fussverkehr.ch • Der «Verkehrs-Club der Schweiz VCS» setzt sich für den öffentlichen Verkehr, den Fuss- und Veloverkehr sowie den autofreien Verkehr ein. Neben der Zentrale existieren kantonale Sektionen; hier stehen Fachpersonen für eine Mobilitätsberatung zur Verfügung: ➞ www.verkehrsclub.ch. Der VCS gibt jährlich eine Autoliste mit den am wenigsten umweltschädlichen Automodellen heraus: ➞ www.autoumweltliste.ch • «Pro Velo Schweiz» fördert das Velo als umweltfreundliches, energiesparendes und gesundes Individualverkehrsmittel. Neben der Zentrale existieren über 30 Regionalgruppen: ➞ www.pro-velo.ch > praktische Tipps unter «Toolbox». Gottes leise Reiseweise • Vom Velo-Gottesdienst über die Haltestellenandacht bis zum Meditationsweg: «Gottes leise Reiseweise». Arbeitsdokumentation und Magazin zur SchöpfungsZeit 1999 der oeku Kirche und Umwelt. 92
Checkliste nnn Die Kirchgemeinde befasst sich aktiv mit dem Thema Mobilität. nnn In unmittelbarer Nähe der Kirche gibt es nur wenige Parkplätze. nnn Neben dem Eingang von Kirche oder Gemeindehaus sind überdachte Veloabstellplätze vorhanden. nnn Es gibt einen Mobility-Parkplatz auf dem Kirchengelände. nnn Ein Teamvelo oder Elektromobil steht für die kirchlichen Angestellten zur Verfügung. nnn Bei Gemeindeanlässen werden die Teilnehmenden dazu eingeladen, zu Fuss, mit dem Velo oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Veranstaltung zu kommen. nnn Ist der Veranstaltungsort in der Nähe einer Haltestelle des öffentlichen Verkehrs, wird der Anfangszeitpunkt des Anlasses auf den Fahrplan abgestimmt. nnn Kirchenangestellte benutzen so oft als möglich das Velo, den öffentlichen Verkehr oder gehen zu Fuss. nnn Eine sinnvolle Spesenregelung vergütet Bahn- und Fahrradfahrten genauso wie Fahrten mit dem Auto. nnn Verkehrsberuhigungsmassnahmen und tiefe Tempolimiten werden von der Kirchgemeinde angeregt. Veranstaltungen 93
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Umgebung gestalten Vielfältige Lebensräume schaffen Kirchen stehen meist mitten im Siedlungsgebiet und sind von Grünflächen umgeben. Diese Umgebung können Kirchgemeinden artenreich gestalten und zu einer Oase für Menschen, Pflanzen und Tiere werden lassen. Je vielfältiger ein Lebensraum ist, desto vielfältiger Wildblumenwiese wertet Umgebung entwickelt sich darin das Leben. Darum ist es wichtig, ökologisch und visuell auf wie die Umgebung einer Kirche gestaltet und gepflegt Böschungen und weniger begangene Flächen eignen wird. Oft prallen dabei jedoch verschiedene Bedürfnis- sich zum Anlegen von Wildblumenwiesen. Die Wildblu- se aufeinander: Während manche Menschen englische menwiese ist nicht ein verwahrloster Rasen, sondern Rasen mit einheitlichen Blumenrabatten schön finden, erfordert die Einsaat einer speziellen Samenmischung. bevorzugen Tiere naturnahe Gärten, die zuweilen Diese enthält einheimische, an den jeweiligen «unordentlich» wirken. Dabei muss «naturnah» nicht Standort angepasste Pflanzenarten. Der ideale Boden im Widerspruch zu einem geometrischen Design für eine Wildblumenwiese ist möglichst mager und stehen. Somit steht an erster Stelle die Auseinan- feinkörnig. Doch mit dem nötigen Fachwissen und dersetzung darüber, wem die Umgebung der Kirche etwas Geduld lässt sich auf fast jedem Standort eine Lebensraum bieten soll. Stehen Kirchgemeinderat artenreiche Wiese anlegen, ohne dass es teure Erdar- und Gartenverantwortliche (beispielsweise der Sigrist beiten braucht. Am besten lässt man sich von einer oder Hauswart) hinter dem Konzept einer naturnahen Fachperson beraten. Umgebungsgestaltung, ist bereits viel gewonnen. Auch die Kirchgemeindeglieder sollten mittels Spätes Mähen fördert die Artenvielfalt Veranstaltungen wie Vorträgen und Exkursionen oder Informationstafeln über den Sinn der ökologischen Eine Wildblumenwiese wird je nach Nährstoffgehalt Umgebungsgestaltung informiert werden. zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht, wobei der erste Umgebung gestalten Schnitt nicht vor Anfang Juni gemacht werden soll Gesamtplanung für Grünflächen und auch der Herbstschnitt nicht fehlen darf. Das Schnittgut soll erst nach ein paar Tagen abtrans- Grünflächen um Kirche und Kirchgemeindehaus portiert oder kompostiert werden, damit die Samen werden unterschiedlich genutzt. Eine gut koordinierte für das nächste Jahr herausfallen können. Fehlt der Gesamtplanung, bei welcher Kirchgemeinderat, Gar- Herbstschnitt, «verfilzt» die Wiese und kahle Stellen tenverantwortliche und die Baukommission miteinbe- entstehen unter dem Filz. Dort setzen sich uner- zogen werden, kann viel für den Schutz der Schöpfung wünschte Pflanzen (wie Neophyten, Brombeeren, bewirken. Beim Eingang der Kirche bietet sich ein Brennnesseln und Gehölze) fest. Um zu vermeiden, Blumenrasen an, auf dem vielleicht auch mal um eine dass hochgewachsenes Gras auf die Gehwege hängt, Gruppe Margeriten oder andere Blumen herum gemäht wird der Wiesenrand regelmässig mit dem Rasenmäher wird, denn sie liefern wertvolle Nahrung für Insek- geschnitten. Es verleiht den Wildblumenwiesen ein ten. Geschnitten wird der Blumenrasen etwa vier- bis gepflegteres Aussehen und steigert die Akzeptanz bei achtmal pro Jahr, wobei der erste Schnitt nicht vor den Besuchenden, die gerne alles kurz geschnitten se- Ende April geschehen soll. Nicht zu empfehlen ist hen. Die Wildblumenwiese ist arten- und blütenreich ein intensiv gepflegter Zierrasen, der im Sommer be- und wertet die Umgebung ökologisch wie auch visuell wässert werden muss (siehe Kapitel «Wasserverbrauch auf. Wildblumenwiesen bieten mehr Pflanzen- und reduzieren» auf Seite 33). Tierarten Lebensraum als intensiv gepflegter Rasen. 95
Grössere Grünflächen rund um Kirchen können mit gibt es gut strukturierte, naturnahe Bereiche, so sind Tieren beweidet werden. Um die reformierte Kirche in dies wichtige Inseln in der versiegelten Siedlungs- Vordemwald weiden beispielsweise Skudden, um die landschaft. Auch Weiher und Tümpel sind wertvolle katholische Kirche Zofingen Spiegelschafe. Beides sind Lebensräume, welche unter anderem Amphibien als seltene «Pro Specie Rara»-Schaf-Landrassen. Fortpflanzungsgewässer dienen können. Einheimische Pflanzen bevorzugen Hecken mit Dornenbüschen sind sehr wertvoll Auch Blumenbeete bepflanzt man am besten mit Hecken eignen sich gut als Sicht- und Windschutz. einheimischen Pflanzen oder alten, kulturhistorisch Ökologisch besonders wertvoll sind reich strukturierte bedeutenden Zierpflanzensorten, wie sie beispiels- Hecken aus einheimischen Pflanzen mit Dornen- weise Pro Specie Rara anbietet. Dabei bevorzugt man büschen als Versteckmöglichkeit für Vögel. Geomet- nektarproduzierende Pflanzen und solche, auf denen risch geschnittene, gärtnerische Hecken können, Insekten gerne ihre Eier ablegen. wenn man sie aus einheimischen Arten zusammen- Auf einem steinig-sandigen Boden kann eine Ruderal- stellt, ebenfalls wertvolle Lebensräume sein. mischung eingesät werden, wie rund um die refor- Für Fledermäuse dienen Hecken und Baumreihen mierte Kirche Enge in Zürich. Eine weitere Idee ist die als Jagdlebensraum oder als sichere Flugroute zum Anlage eines «Fledermausbeets», das Pflanzen enthält, Jagdgebiet. Bei der Kapelle Kleinteil in Giswil OW, die für Nachtfalter attraktiv sind, wie beispielsweise in der sich eine Wochenstube mit rund 300 ausge- Nachtkerzen, Lichtnelken, Leimkraut oder Seifenkraut. wachsenen, stark gefährdeten Kleinen Hufeisennasen befindet, wurden beispielsweise mehrere Obstbäume «Unordentliche Ecken» sind wichtige Lebensräume als Flugroute zum Wald, welcher als Jagdgebiet dient, gepflanzt. Neben den Grünflächen sind auch «unordentliche Im Vergleich zu den Privatgärten bietet sich die Ecken» wie Stein-, Sand- und Altholzhaufen, Trocken- Grösse des Kirchenareals an, grosswachsende Bäume mauern und Inseln mit verfilztem Altgras wichtige anzupflanzen, entweder einheimische Laubbäume oder Lebensräume. Stehen in der Umgebung des Kirch- Hochstammobstbäume. gemeindehauses Unterschlupfstrukturen bereit und Invasive Neophyten Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die erst nach der Entdeckung Amerikas zu uns gekommen sind. Die meisten dieser nicht einheimischen Pflanzen sind unproblematisch. Einige der neuen Pflanzen verhalten sich jedoch invasiv: Sie verwildern, breiten sich stark aus und verdrängen die einheimische Flora. Sie tragen zum Rück- gang der biologischen Vielfalt bei, können die menschliche Gesundheit gefährden, Bachufer destabilisieren oder Bauten schädigen. Solche Problempflanzen gelten als invasive Neophyten und stehen auf der schwarzen Liste. In der Schweiz betrifft dies zurzeit 40 Arten, dazu gehören beispielsweise der Sommerflieder, der Kirschlorbeer und die Kanadische und Spätblühende Goldrute. Weil die Arten der schwarzen Liste Schäden an Biodiversität, Gesund- heit und Ökonomie verursachen und überdies für einheimische Insekten kaum Nahrung bieten, tut man gut daran, solche Pflanzen auf dem Kirchenareal konsequent zu bekämpfen. ➞ Schwarze Liste der invasiven Neophyten: ➞ www.infoflora.ch > Suchbegriff: Schwarze Liste, ➞ www.neophyt.ch 96
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